silhouette target von cork-tip (Akatsuki alle(in) zu Haus) ================================================================================ Kapitel 10: fucked up memories ------------------------------ Und wieder einmal ein herzliches Hallo an alle Leser!^^ Ich habe gerade ein sehr interessantes, aber leider auch langes und somit ermüdendes Blockseminar hinter mir und dachte, dass es nicht schaden könnte zur Entspannung noch schnell das neue Kapitel fertig zu schreiben. Wie bereits angekündigt, handelt es sich um eine Rückblende, die dem hehren Zwecke dient, endlich etwas Licht in die doch recht nebulösen Andeutungen über Sasoris Zuneigung zu seinem ehemaligen Partner zu bringen, die hier und da gefallen sind. Ich hoffe, es langweilt niemanden.^^ Orochimaru ist einigermaßen OOC, Sasori hat sich nach seinem Verschwinden wohl geringfügig verändert und ich habe wieder einmal an der vom Manga vorgegebenen Story rumgepfuscht. Anders hat es mir nicht in den Kram gepasst. ;) Vielleicht kommt da noch irgendwann was nach, aber das Kapitel ist so schon länger geworden als geplant und wir wollen ja auch die 'Gegenwart' nicht ganz aus den Augen verlieren. Ich wünsche jedenfalls viel Spaß beim Lesen! Danke auch für eure Favos. @ diamondgirl: Auf Kakuzus Reaktion bin ich ehrlich gesagt selbst ein bisschen gespannt. -.- Zur Zeit kann ich leider noch nicht sicher sagen, ob Hidan schon im nächsten Kapitel wieder auftaucht, weil es dann möglicherweise unendlich lang werden würde. Mal schauen. @ Das_tote_Dei: Freut mich, wenn dir meine nicht ganz so kleine FF nach wie vor gefällt. Wohin die neu gestellten Weichen führen, wird sich bald zeigen. Vorerst hoffe ich, dass dir die Rückblende gefällt.^^ Das Lied passt zwar nicht so recht, aber beim Schreiben hab ich unheimlich viel 'my immortal' (Evanescence) gehört. Und das, obwohl ich den Kitsch sonst überhaupt nicht leiden kann... Die Nacht hatte sich längst über das Hauptquartier gesenkt und Nebel waberte in dichten Schwaden über der kalten Erde. Sasori konnte nicht sagen wie spät es war. Er hätte sich schlafen legen und die Arbeit aufschieben sollen, zumal er an sich keine Eile hatte. Die neuen Marionetten waren so gut wie vollendet und bereit, seiner Sammlung hinzugefügt zu werden und ihm war derzeit kein Auftrag zugeteilt, sodass ihm für die letzten paar Handgriffe mehr Zeit blieb, als eigentlich notwendig gewesen wäre. Hinzu kam, dass ihn in nächster Zeit niemand stören würde, denn er war vollkommen alleine. Bei genauerer Betrachtung verdiente das Hauptquartier seinen Namen kaum, denn die Akatsuki nutzten es so gut wie überhaupt nicht. Ab und zu zog sich das ein oder andere Team hierher zurück, um seine Freizeit zu genießen, doch wie viel Freizeit hatte ein Akatsuki schon? Meistens folgten Missionen so unmittelbar aufeinander, dass es sich nicht lohnte, an diesen Ort zurückzukehren, bevor man erneut aufbrach. Dementsprechend selten kam es vor, dass sich mehr als zwei Mitglieder zeitgleich im Hauptquartier aufhielten. Sasori konnte nicht behaupten, dass er unglücklich darüber war. Von Zeit zu Zeit genoss er es, alleine zu sein und sich in aller Seelenruhe seiner Arbeit widmen zu können. Kunst konnte schließlich nicht unter Zwang entstehen. Aber ihm war schmerzlich bewusst, dass das nicht der Grund dafür war, dass er bis spät in die Nacht am Fenster saß und ein und dieselben Teile der Puppen wieder und wieder bearbeitete, bis sie mehr zerstört als perfektioniert waren. Er wartete. Er wartete schon seit Tagen. Seit fast einer Woche, wenn er sich recht erinnerte – er musste inzwischen schwer darum kämpfen, sein Zeitgefühl nicht zu verlieren. Und in keiner dieser durchwachten Nächte war sein Partner zurückgekehrt. Sasori hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Vor fast einer Woche war Orochimaru zu einer Einzelmission aufgebrochen; der Auftrag hatte nicht den Eindruck erweckt, außergewöhnlich zeitaufwendig zu sein. Wenn ihm etwas zugestoßen, wenn er vielleicht sogar getötet worden wäre, hätte Sasori inzwischen davon erfahren, davon konnte er getrost ausgehen. Seine Verspätung konnte nur bedeuten, dass er wieder einmal Itachi hinterher gelaufen war, in dem idiotischen Versuch seinen Körper zu übernehmen. Dieser Körper, der seiner Meinung nach so absolut perfekt war. Anscheinend wollte er einfach nicht verstehen, dass er gegen das Sharingan niemals ankommen würde, so besessen war er von dem Gedanken. Sasori konnte sich nur wünschen, dass er irgendwann aufgab, denn bisher hatte alles gute Zureden nichts genützt. Fast hatte er den Eindruck, dass Itachis Körper das einzige war, was Orochimaru noch bei den Akatsuki hielt und dieser Gedanke hinterließ einen mehr als schalen Beigeschmack. Orochimaru war ein guter Partner und er wollte ihn ungern verlieren. Wer konnte schon sagen, welche Totalkatastrophe man ihm dann andrehen würde? Möglicherweise würde er enden wie Kakuzu und anfangen, seine Partner ins Jenseits zu befördern. Einen nach dem anderen, egal wer kam. Sasori wollte Orochimaru behalten. Ihn und keinen anderen. Er hätte ihn nicht einmal getauscht. Nicht gegen Kakuzu, nicht gegen Kisame und schon gar nicht gegen Itachi. Er hasste Itachi wie die Pest! Mehr noch – er konnte sich nicht daran erinnern, jemals zuvor jemanden so sehr gehasst zu haben, ohne auch nur einen einzigen guten Grund dafür nennen zu können. Natürlich konnte er nicht von sich behaupten, ein großer Menschenfreund zu sein, doch eine Abneigung gegenüber der Menschheit im Allgemeinen erklärte noch lange nicht die Abscheu, die er Itachi - als einem ganz speziellen Vertreter dieser Spezies - gegenüber empfand. Nun, eigentlich war es müßig, sich darüber Gedanken zu machen. Schlussendlich war nichts falsch daran, Itachi zu hassen. Vermutlich konnte der Uchiha ihn genauso wenig leiden. Seufzend erhob Sasori sich von seinem Platz und löschte das Licht. Es war höchste Zeit, die sinnlose Nachtwache aufzugeben. Über kurz oder lang würde Orochimaru zurückkehren, auch wenn er nicht auf ihn wartete. Er war immer zurückgekehrt. Es wäre eine Lüge gewesen zu behaupten, dass er nicht zuverlässig gewesen wäre. Vermutlich war das einer der Gründe, aus denen er ihm seine elende Itachi-Besessenheit wieder und wieder nachsehen konnte, obwohl es ihn jedes Mal mehr Überwindung kostete. Er warf einen letzten Blick aus dem Fenster. Der Nebel schien dichter geworden zu sein, er konnte kaum einen Meter weit sehen. Und das, obwohl Vollmond war. Das silberne Licht ließ die Szenerie beinahe gespenstisch wirken. Sasori fühlte sich wie in einem Gen-Jutsu gefangen und mit einem Mal machte sich seine Müdigkeit bemerkbar. Sein Körper fühlte sich schwer an wie Blei und die Augen drohten ihm zuzufallen. Er hatte zu lange nicht mehr geschlafen. Verfluchte Schwäche! Eines Tages würde er diesen verletzlichen Menschenkörper vollständig durch einen künstlichen ersetzen und dieses Problem ein für alle Mal aus der Welt schaffen. Bisher waren die Umbauten, die er an sich selbst vorgenommen hatte, eher halbherzig und zögerlich gewesen. Er konnte nicht sagen, was ihn davon abgehalten hatte, sich selbst endgültig in das Kunstwerk zu verwandeln, das er immer hatte sein wollen: seine eigene Marionette. Kontrolliert von seinem eigenen Verstand, durch äußere Einflüsse kaum beeinflussbar. Zögerte er, weil er seine Menschlichkeit im tiefsten Inneren bewahren wollte? Unsinn! Er hatte sich immer gewünscht, seine Gefühle vergessen zu können. Gefühle machten jedes Lebewesen verletzlich, und ein Ninja, der verletzlich war, konnte sein Testament machen. Sasori wusste, dass all diejenigen logen, die behaupteten, ihre Gefühle abgetötet zu haben. Das war unmöglich. So lange man einen menschlichen Körper besaß, litt man an Emotion, das war ein Naturgesetz. Menschen. Menschen waren verachtenswert. Erbärmlich. Was war so ein Leben schon wert? Wenn er an all das widerliche Gerede dachte, dass alte Weiber erfanden, um ihren Enkelchen vorzumachen, dass das Leben eine Bedeutung hatte, dann wurde ihm schlecht. Man sprach von Liebeskindern und redete den Leuten ein, etwas Besonderes zu sein. Völlig an den Haaren herbeigezogen! Kinder entstanden nicht aus Liebe. So etwas wie Liebe gab es nicht. Kinder wurden geboren, schlugen sich irgendwie durchs Leben und verrotteten irgendwann sechs Fuß tief unter der Erde. Aus Nichts wurde Nichts. Bedeutung konnte nur Dingen beigemessen werden, die von Dauer waren. Abrupt wandte Sasori sich vom Fenster ab. Er wusste, er hätte nicht so lange warten sollen. Hätte er sich stattdessen darum bemüht seine Freizeit angemessen zu genießen, dann hätte er nicht mit überflüssigen Gedanken seine Zeit verschwendet. Dennoch: er konnte gut nachvollziehen, dass Orochimaru Unsterblichkeit suchte. Er tat es selbst. Es war der einzige Weg, sich aus dem Nichts zu erheben. Aus dem Nichts, das er mehr fürchtete als alles andere. Das Silbergrau der Nacht war bereits in ein zartes Morgenblau übergegangen, als Sasori aus dem Schlaf schreckte. Er konnte nicht mit Gewissheit sagen, was ihn geweckt hatte, doch er war sicher, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte. Er war nicht alleine. Hastig erhob er sich von seinem etwas unbequemen Schlafplatz – halb auf dem Bett, halb auf dem Boden – und ging hinüber zum Fenster. Ein Fuß lag auf der Arbeitsfläche seines Schreibtischs, genau dort, wo er ihn früher in der Nacht zurückgelassen hatte. Die Gelenke waren zu unbeweglich, in diesem Zustand konnte er das Körperteil unmöglich verwenden. Er beschloss, ein paar letzte Verbesserungen vorzunehmen, um die letzten Minuten Wartezeit gewinnbringend zu nutzen. Die letzten Minuten. Er hatte weiß Gott lange genug gewartet – und das, obwohl er es abgrundtief hasste. So lange, dass es ihn nicht einmal gewundert hätte, wenn er einem Irrtum erlegen und sein Partner am Ende doch nicht zurückgekehrt wäre. Es hätte eine Ratte sein können, die durch die Gänge des Hauptquartiers gerannt war und ihn mit ihrem Geraschel geweckt hatte. Aber er ahnte instinktiv, dass er eine solche Belanglosigkeit ohne weiteres überhört hätte. Eine Türe knarrte und Schritte ertönten auf dem Flur. Schritte, die er unter Tausenden wiedererkannt hätte. Orochimaru war endlich wieder da. Unter diesen Umständen konnte er unmöglich im Bett liegen und schlafen. Nicht, nachdem er nächtelang wach über seinen Marionetten gesessen und auf genau diesen Augenblick gewartet hatte. War das lächerlich? Vermutlich war es das. Aber er hatte sich einfach nicht dagegen wehren können. Es war wie ein Zwang. Wenn sein Partner nicht da war, wurde er unruhig und ungeduldig. Er fühlte sich... unvollständig. Am liebsten hätte er Orochimaru verboten, ihn für längere Zeit alleine zu lassen, doch leider lag das nicht im Bereich des Möglichen. Sie waren Partner, aber das bedeutete nicht, dass er ihm etwas befehlen konnte. „Warum kommst du so spät? Du hast mich warten lassen“, erklärte er, kaum, dass die Schritte stoppten. Er klang dabei nicht halb so vorwurfsvoll, wie er es gerne getan hätte. Eher neutral. Die Türe knarrte leise in den Angeln. Vermutlich war das Holz feucht geworden und hatte sich verzogen. „Kannst du hellsehen, Sasori?“ Orochimaru klang ein bisschen müde und etwas in seiner Stimme beunruhigte Sasori zutiefst. Dennoch drehte er sich nicht um. Stattdessen gab er sich die größte Mühe, möglichst beschäftigt zu wirken. „Woher wusstest du, dass ich es bin?“ „Wer sollte es sonst sein?“, beantwortete Sasori die Frage ungnädig mit einer Gegenfrage. „Ich wäre ein Narr, wenn ich meinen eigenen Partner nicht anhand seiner Schritte erkennen könnte! Außerdem sind die anderen alle auf Mission.“ Orochimaru lachte, aber es klang nicht wirklich amüsiert. Sasori konnte seinen Blick im Nacken spüren, als er näher kam und er schauderte. Irgendetwas war nicht so wie es sein sollte, er war sich sicher. Dummerweise konnte er nicht sagen, was genau ihn störte. Es war eine vage Ahnung, mehr nicht. „Du musst endlich aufhören, Itachi nachzulaufen! Es ist dumm zu glauben, dass er dir seinen Körper überlässt.“, wies er seinen Partner harsch zurecht. Er hatte diese Worte schon oft gesagt, und er würde sie wieder sagen, und wieder und wieder und wieder. So lange, bis er sie sich zu Herzen nahm. Inzwischen war es Routine geworden. Sein Partner schwieg. Wahrscheinlich hatte er das eingefahrene Schema satt, in das ihre Konversation in solchen Momenten zuverlässig überging. Bald würde die Sonne aufgehen und sie hatten beide nicht viel geschlafen. Müdigkeit zehrte an den Nerven. Langsam ließ Sasori den Fuß zurück auf die Arbeitsplatte sinken und berührte beiläufig mit den Fingern die Zehen, die sich nun kalt und leblos und künstlich anfühlten. Gerade so, wie sich ein menschlicher Körper anfühlen sollte, der aus dem Sumpf der Bedeutungslosigkeit herausgehoben und zu einem wahren Kunstwerk gemacht worden war. „Hast du mir nichts zu sagen?“, versuchte er es noch einmal. „Für einen Auftrag, der kaum zwei Tage hätte dauern sollen, warst du beinahe eine Woche weg.“ „Bin ich dir irgendeine Form von Rechenschaft schuldig?“ Sasori registrierte, dass sein Partner ihm näher gekommen sein musste, als er erwartet hatte, denn mit jedem Wort, das er sagte, strich ein sanfter Luftzug über seine Haare hinweg. Natürlich war Orochimaru ihm keinerlei Rechenschaft schuldig. Aber er sah auch nicht ein, dass er allein deshalb darauf verzichten sollte, weiter nachzuhaken. Er hatte tagelang auf seine Rückkehr gewartet. Irgendwie musste sich das einfach bezahlt machen. Sasori schüttelte bedächtig den Kopf und hielt es schließlich doch für angemessen, sich umzudrehen. Sekundenlang verharrte er in einer Art Schreckzustand. Orochimaru grinste. Selbstverständlich; er grinste immer. Nicht ganz so selbstverständlich allerdings war das feine Rinnsal Blut, das aus seinem Mundwinkel sickerte. Er sah nicht gut aus. Seine fahl-weiße Haut war überzogen von Blutergüssen, Schürfwunden und Kratzern – anscheinend hatte Itachi seine Meinung dieses eine Mal hinreichend deutlich dargelegt. Wenn schon sein Gesicht einen dermaßen farbenfrohen Anblick bot – wie mochte erst der Rest seines Körpers aussehen? Sasori wollte es sich lieber nicht vorstellen. „Ja, das möchte ich doch annehmen“, erwiderte er auf die an sich unmissverständlich rhetorisch gemeinte Frage seines Partners. „So wie du aussiehst: ja.“ Im ersten Augenblick schien Orochimaru nicht recht zu begreifen,worauf er anspielte, dann hob er etwas geistesabwesend die Hand und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. „Oh, das.“ Sein Grinsen wurde ein gutes Stück breiter. „So schlimm sehe ich doch hoffentlich nicht aus. Hast du dir Sorgen gemacht?“ Sasori schnaubte. Nein, „Sorgen“ traf es nicht ganz. Eigentlich machte es ihn eher wütend, seinen Partner in diesem Zustand wiedersehen zu müssen, denn schließlich bedeutete es nichts anderes, als dass er noch immer nicht von seiner Itachi-Besessenheit befreit war. „Ich nehme das als ein nein“, stellte Orochimaru vergnügt fest. „Das ist aber überhaupt nicht nett.“ Wie beiläufig streckte er die blutverschmierte Hand nach seinem Partner aus, ließ sie unter dessen Mantel gleiten und legte sie direkt über sein Herz. „Scheint ja doch noch zu schlagen“, bemerkte er kühl. „Da wundert es mich nur umso mehr, wie du so grausame Dinge sagen kannst.“ Sasori hatte das Gefühl, bald mit seiner Geduld am Ende zu sein. Fast hätte er Orochimaru wieder zurück auf die Mission gewünscht. Er hatte es noch nie leiden können, wenn man sich über ihn lustig machte, und außerdem... „Nimm' deine Finger da weg!“, befahl er ungnädig und bemühte sich, seinen Arm zur Seite zu schieben. „Deine Hand ist wahnsinnig kalt!“ Und klebrig, aber da es das Blut seines Partners war, war es in Ordnung. Nicht ganz sein Blut wohlgemerkt, aber doch immerhin das Blut des Körpers, den er zur Zeit besetzte und der hatte unbestreitbar seine Gestalt. Wider aller Erwartungen gehorchte Orochimaru tatsächlich, zog seine Hand zurück und platzierte sie stattdessen auf Sasoris Schulter. „Draußen ist es ziemlich neblig“, erklärte überflüssigerweise. „Und so kalt wie du können meine Hände sowieso nicht werden.“ „Ich habe nicht so lange auf dich gewartet, um mich von dir auf den Arm nehmen zu lassen!“, fauchte Sasori verärgert und hätte sich noch im selben Moment am liebsten die Zunge abgebissen, für das, was er da gesagt hatte. Um seine Selbstbeherrschung schien es schlechter bestellt zu sein, als er jemals befürchtet hatte. Orochimaru zu sagen, dass er auf ihn gewartet hatte, war, als wollte er mit voller Absicht sein ohnehin überdimensionales Ego füttern. „Ist das so?“ Sasori sah schon seine schlimmsten Erwartungen bestätigt, als sich etwas in Orochimarus Mimik veränderte. Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte er fast ein bisschen unsicher und sein Grinsen schien eingefroren. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht, doch Sasori kam nicht dazu, sich lange Gedanken darüber zu machen. Orochimarus Hand war von seiner Schulter über seinen Hals hinauf bis in sein Gesicht gewandert und hatte sich besitzergreifend auf seinen Mund gelegt. „Eigentlich würde ich dich viel lieber in, als auf den Arm nehmen...“, erklärte er, und es war allein das unterschwellige Amüsement, das Sasori an dieser Aussage missfiel. Dennoch ließ er seinen Kopf entspannt nach hinten kippen und lehnte sich an den Körper seines Partners. Orochimarus Mantel war noch feucht, und doch konnte er seine Wärme spüren. Er hatte seine Nähe schmerzlich vermisst. Trotzdem war er nicht sicher, ob er glücklich über das trügerische Gefühl der Geborgenheit war, das ihn in diesem Augenblick überkam. „Willst du mir nicht wenigstens noch einen kleinen Vortrag über Itachi oder die Sinnlosigkeit des Daseins im Allgemeinen halten, bevor du an dem Gedanken gefallen findest?“, erkundigte Orochimaru sich sarkastisch, während seine Hand ein erstaunliches Eigenleben entwickelte und begann, beinahe lächerlich zärtlich seine Wange zu streicheln. Sein Daumen verweilte auf Sasoris Lippen und massierte sie mit sanftem Druck. Tatsächlich war die Frage – so voller bitterem Hohn sie auch gestellt worden sein mochte – nicht völlig an den Haaren herbeigezogen. Nicht selten hatte Sasori stundenlange Monologe gehalten, in der verzweifelten Hoffnung, seinen Partner doch irgendwie zur Vernunft zu bringen, und mittlerweile gehörten auch sie zum üblichen Schema. Aber Sasori wollte nicht. Aus irgendeinem seltsamen Grund hatte er keine Lust, sich unnötig an dem ungeliebten Itachi-Thema aufzuhalten und noch mehr kostbare Zeit zu verschwenden. Vielleicht war es, weil er schon so lange gewartet hatte, vielleicht aber auch, weil da noch immer diese ungute Ahnung an ihm nagte, das etwas ganz und gar nicht in Ordnung, und erst recht nicht „üblich“ war... Sasori erinnerte sich nur allzu gut daran, wie bitter es gewesen war, feststellen zu müssen, dass ihn sein Gefühl nicht getrogen hatte. Möglicherweise hatte er die ganze Zeit über gewusst, dass Orochimaru gehen würde, denn schließlich waren die Zeichen nicht allzu schwer zu deuten gewesen. Trotzdem hatte er sich betrogen gefühlt, als er aufgewacht war und nicht nur sein Partner, sondern mit ihm auch alle Spuren seiner bloßen Existenz aus ihrem gemeinsamen Zimmer verschwunden gewesen waren. Wieder hatte ihn ein Mensch im Stich gelassen, der ihm im Laufe der Zeit wichtiger geworden war, als er es eigentlich hatte zulassen wollen, und er hatte nicht lange gebraucht um zu begreifen, dass es keinen Sinn mehr hatte, auf dessen Rückkehr zu warten. Orochimaru war auf und davon; er hatte Akatsuki verlassen. Und Itachi war der alleinige Grund für diesen Verrat. Eben der Itachi, der immer wieder die Unverschämtheit besaß, sich auf unangenehmste Art und Weise in sein Leben einzumischen. Er konnte ihn nach wie vor nicht ausstehen, und diese tiefe Abneigung hatte nicht einmal mehr viel mit seinem ehemaligen Partner zu tun. Noch an dem Morgen, an dem Orochimaru Akatsuki verlassen hatte, war jegliche Form von Sympathie ihm gegenüber wie weggeblasen gewesen. Sasori hätte ihn ohne mit der Wimper zu zucken getötet, wenn er ihm noch einmal unter die Augen gekommen wäre. Er hatte ihm einen seiner Untergebenen nachgeschickt - Kabuto Yakushi – um über seine Bewegungen im Bilde zu sein und ihn bei Gelegenheit auszuschalten. Leider hatte das nicht ganz so funktioniert, wie er es sich vorgestellt hatte... „Um vergossene Milch soll man nicht weinen“, so sagte der Volksmund, und auch Sasori hatte wahrlich besseres zu tun, als Orochimaru nachzutrauern. Allerdings hatte er beschlossen, dass das das letzte Mal gewesen sein sollte, dass er überhaupt irgendeine Form von menschlicher Schwäche gezeigt hatte. Wenn er nur daran dachte, wie viel kostbare Zeit, wie viel Geduld und wie viel Nerven er an Orochimaru verschwendet hatte, hätte er sich selbst ohrfeigen können. Nein, er wollte wirklich nicht, dass sich diese Katastrophe wiederholte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)