Fate strikes... von Seira-sempai (...whenever you do not believe) ================================================================================ Kapitel 61: Des Rätsels Lösung - Shinns Sicht --------------------------------------------- Es war später Nachmittag. Shinn lief gerade durch die Gänge der Archangel. Er war auf dem Weg zu Kiras und Athruns Zimmer. Gestern hatte Plant Orb offiziell den Krieg erklärt. Inzwischen war es schon fast vier Wochen her, seit sein ehemaliger Vorgesetzter und dieser Nicol das Schiff ohne Erlaubnis verlassen hatten. Kira hatte seine Drohung wahr gemacht. Sämtliche Codes zum Verlassen des Schiffes waren sofort nach dem Gespräch mit den Frauen geändert worden und Justice hatte er auch mit einem Passwort versehen. Nur die Tür des Krankenzimmers hatte er nicht abgeschlossen. Das fand Shinn aber auch besser, sonst hätte er Athrun nicht mehr besuchen können, außer man hätte ihm den Schlüssel oder den Code, je nach Art des Schlosses, gegeben. Heute morgen war Athrun aus dem Krankenzimmer entlassen worden. Der Arzt hatte aber ausdrücklich gesagt, sollte sich der Verletzte auch nur einmal nicht schonen, indem er trainierte oder ähnliches tat, würden sie ihn sofort wieder zurückholen und an das Bett fesseln. Der junge Pilot rechnete sich aus, dass das in spätestens, allerspätestens in ein paar Tagen der Fall sein würde. Shinn stand vor der Tür. Gerade wollte er, ohne anzuklopfen, eintreten, als er hörte, wie jemand mit gesenkter Stimme sprach. „Bitte, Athrun. Sag es ihm nicht.“ Das war doch Nicols Stimme! Was tat er hier? Der junge Pilot presste sein Ohr an die Tür. Shinn hörte, wie Athrun etwas sagte. „Früher oder später werden sie es herausfinden, auch Kira. Spätestens wenn du jemand triffst, der dich von früher kennst, oder deinen Vater. Was glaubst du, wie würden sie dann reagieren?“ Der Junge senkte seine Stimme. „Bitte, Athrun. Ich-“ Er wurde unterbrochen. „Kira ist mein bester Freund! Ich werde ihn nicht hintergehen, niemals!“, hörte Shinn seinen ehemaligen Vorgesetzten unnachgiebig sagen. „Wie lange soll ich ihn wegen dir noch anlügen? Nur weil du nicht den Mut aufbringst, ihm die Wahrheit zu sagen? Wärst du an Kiras Stelle gewesen, hättest du es fertig gebracht, zu sagen, wer du wirklich bist?“ „I- Ich- also- ich-“, stotterte der Junge, „... Nein...“ Shinn vernahm, wie Athrun seufzte. „Du hast Angst vor ihm, habe ich recht?“ Irgendetwas fiel im Zimmer mit einem scheppernden Geräusch zu Boden. Der junge Pilot konnte aber vom Hören allein nicht sagen, was es gewesen war. Dann hörte er wieder Nicols Stimme: „Aber wenn Kira-san erfährt, dass der Präsident mein Vater ist, dann- er-“ Athrun unterbrach ihn. „Er wird gar nichts tun, außer vielleicht mich beleidigt fragen, warum ich es ihm verschwiegen haben. Es spielt doch keine Rolle, wessen Sohn du bist! Warum sollte er dir deshalb etwas tun? Er hat doch gar keinen Grund dazu...“ Der junge Pilot vor der Tür erstarrte. Er glaubte, sich verhört zu haben. Der Präsident sollte tatsächlich der Vater von dem Kerl da drinnen sein? Sie ähnelten sich nicht ein Bisschen! Entschlossen öffnete Shinn die Tür und sah die beiden Personen im Zimmer abwartend an. Als seit ehemaliger vorgesetzter ihn bemerkte, riss er seine Augen geschockt auf und starrte ihn erschrocken an, schien sich aber schnell wieder gefasst zu haben. „Du hast es gehört, Shinn, richtig?“ Der Angesprochene nickte. Die Tür schloss sicht hinter ihm. „Ist das wirklich wahr?“, fragte der junge Pilot nach einigen Minuten. Nicol starrte auf den Boden, während Athrun nickte. Shinn war geschockt. Insgeheim hatte er gehofft, es würde sich als ein Missverständnis herausstellen, aber dem war nicht so. Athrun hatte so eben bestätigt, dass es sich um die Wahrheit handelte. Das erklärte auch die Menge Geld, die Skandinavien Athha angeboten hatte, überließ Orb ihnen den Jungen. Aber irgendetwas musste da noch gewesen sein! Shinn bekam plötzlich das Gefühl, etwas sehr wichtiges übersehen zu haben. Aber was sollte das gewesen sein? Der junge Pilot ging das Gespräch, oder eher den Streit, zwischen seinem ehemaligen Vorgesetzten und inzwischen guten Freund und dem Präsidenten in Gedanken noch einmal durch. Die Antwort darauf, warum Athrun Strikes Pilot schützte, wusste er bereits. Er hatte gedacht, dass Athrun sich so merkwürdig verhielt, sei das einzige seltsame an dem Gespräch. Aber dann stockte Shinn. Da war noch etwas gewesen. Wie hatte er so ein wichtiges Detail nur übersehen können? Warum war ihm nicht früher aufgefallen, dass da noch etwas nicht zu stimmen schien? Er hörte Athruns Worte, von denen er glaubte, er hätte sie längst wieder vergessen, laut in seinem Kopf: „Schlagen sie sich endlich diese dämliche Rache aus dem Kopf! Selbst wenn sie ihn umbringen, ihr Sohn würde dadurch auch nicht wieder lebendig werden!“ Der Sohn des Präsidenten? War damit etwa dieser Nicol gemeint? Aber er lebte doch noch. der Sohn, von dem Athrun sprach musste tot sein. Allem Anschein nach hatte Kira ihn umgebracht. Oder etwas doch nicht? Er sah Athrun ernst an. „Was du zum Präsidenten gesagt hast, na ja, eigentlich hast du ihn eher angeschrieen, aber was soll’s. Das hätte ich an deiner Stelle sicher auch getan.“ Die grünen Augen seines guten Freundes durchbohrten ihn regelrecht. Dann wurde Athruns Blick wieder freundlicher. „Ach ja, Kira hat gesagt, du hättest an der Tür gelauscht.“ Shinn schnitt eine beleidigte Grimasse. „Habe ich nicht! Ihr beide habt nur so laut geschrieen, dass es nicht mehr zu überhören war.“ Sowohl der junge Pilot als auch Athrun wussten, dass das eben gelogen war, aber keiner sagte etwas dazu. Sie schwiegen sich an. Derjenige, der die Stille unterbrach, war Shinn. „Schlagen sie sich endlich diese dämliche Rache aus dem Kopf! Selbst wenn sie ihn umbringen, ihr Sohn würde dadurch auch nicht wieder lebendig werden!“, gab er das, was Athrun vor etwa zwei Monaten geschrieen hatte wortwörtlich wieder. Dieser starrte ihn mehr als nur geschockt an. Aber Shinn ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen. Er wandte sich sofort an Nicol. „Kann es zufällig sein, dass du auf Plant als tot, im Krieg gefallen, giltst?“ Der junge mit den grünen Locken nickte zögerlich. „Wusste ich es doch! Du bist derjenige, von dem Athrun gesprochen hat!“ Er sah die Bestätigung dafür, dass seine Schlussfolgerung richtig war in den Augen der beiden anderen. Das machte ihn wütend. Shinn schlug mit der Faust gegen die Wand und sah Nicol zornig an. „Und dann wagst du es allen Ernstes noch, Kira nicht ein einziges Wort zu sagen?“, inzwischen schrie der junge Pilot Nicol schon an, „Was bildest du dir eigentlich ein? Was glaubst du, wer du bist? Hast du noch immer nicht kapiert, was hier abläuft?“ Verängstigt schüttelte der Junge seinen Kopf. „I- Ich...“ „Dann öffne endlich deine Augen! Plant hat Orb gestern Abend offiziell den Krieg erklärt. Und weißt du, was der Grund dafür ist?! Dein Vater glaubt, Kira hätte dich umgebracht!“ Stille. Athrun und Nicol starrten ihn fassungslos an, wobei der jüngere von beiden am ganzen Körper zitterte. „Ich...“, flüsterte der Junge, bevor er auf die Knie sank. Shinn senkte seine Stimme wieder, als er bemerkte, dass Nicol Angst vor ihm zu haben schien. Auch wenn er ihn nicht mochte, war er trotzdem ein Freund von Athrun... Der junge Pilot kniete sich langsam vor ihn hin. „Sorry, Ich wollte dich nicht so einschüchtern. Es ist nur: Ich finde es unfair von dir, dass du es Kira nicht sagst. Ich meine, wenn schon einer versuchen würde, mich umzubringen, wüsste ich wenigstens gerne den Grund.“ Shinn machte eine kurze Pause, wartete die Reaktion den Jungen ab. Diese kam auch. Nicol schaute ihn zuerst leicht verwundert an, dann aber riss er seine Augen geschockt auf. „Jetzt verstehe ich auch, warum du Kira immer aus dem Weg gehst. Aber lass mich dir einen Rat geben: Reiß dich endlich zusammen! Denk an Athrun. Kira ist sein bester Freund. Auch wenn du ihn hasst und dir vielleicht sogar wünschst, er wäre tot oder würde möglichst bald sterben. Wenn dir deine Freundschaft zu Athrun auch nur ansatzweise etwas bedeutet, dann geh zu deinem Vater und sage ihm, dass er falsch liegt, dass Kira dich nicht umgebracht hat.“ Shinn stand auf, ohne Nicol noch einmal anzusehen und lief zur Tür. Diese öffnete er. Dann aber stoppte er noch einmal kurz. „Kira ist der beste Freund deines Kameraden. Unternimmst du nichts, um ihm zu helfen, kannst du dich nicht länger Athruns Freund nennen. Dann bist du nicht mehr sein Freund, oder warst es vielleicht auch nie.“ Die Tür schloss sich wieder hinter dem jungen Piloten, der jetzt wieder durch die Gänge der Archangel lief. Eine Weile würde Shinn noch abwarten, aber sobald er den Eindruck bekäme, dieser Nicol würde versuchen, Kira noch ein weiteres mal zu hintergehen, ihm Schwierigkeiten zu machen, dann würde er es sagen, aber nicht nur Kira, sondern dem ganzen Schiff! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)