Fate strikes... von Seira-sempai (...whenever you do not believe) ================================================================================ Kapitel 47: Fotos - Kiras Sicht - Teil I ---------------------------------------- Kira packte Nicol vorsichtig am Oberarm und zog den etwas irritierten Jungen aus dem Zimmer. „Besser, wir lassen Athrun erst einmal schlafen...“, erklärte er sein Handeln. Nicol nickte zögerlich und folgte Kira. Im Gang angekommen, ließ dieser ihn los und ging in seine Kabine. Er wollte jetzt erst einmal seine Gedanken ordnen. Gestern Abend war er nicht dazu gekommen. Auf halbem Weg stellte Freedoms Pilot jedoch fest, dass der Junge ihm folgte, weshalb er kurz stehen blieb und wartete, bis Nicol aufgeholt hatte. Dieser schaute zuerst verwundert, schien aber schnell verstanden zu haben, wieso Freedoms Pilot so plötzlich gestoppt hatte. Die beiden betraten Kiras Zimmer, das er sich mit Athrun teilen würde, sobald dieser aus dem Krankenzimmer entlassen wurde, was laut Arzt noch mindestens vier Wochen dauern würde. Aber sein bester Freund hielt sich eh nie an irgendwelche Anordnungen, weshalb Kira schon früher mit ihm hier rechnete. Freedoms Pilot setzte sich auf sein Bett und beobachtete den Jungen mit den grünen Locken, wie dieser sich im Zimmer neugierig umsah. Momentan war es sehr friedlich auf der Archangel, das war nur selten der Fall und in vierundzwanzig Stunden würde es auch schon wieder vorbei sein. Hoffentlich ging alles klar und sie konnten durchbrechen, ohne zu großen Schaden zu nehmen. „Kira-san?“ Nicol riss ihn aus seinen Gedanken. Überrascht sah Freedoms Pilot ihn an. „Wegen gestern...“, sagte der Junge, „Ist es wirklich ok, wenn ich auf dem Schiff bleibe?“ Kira nickte. „Solange du uns keine Schwierigkeiten machst, dürfte es gehen. Nur weiß ich nicht, was du damit erreichen willst. Warum genau willst du in Orb nicht von Bord?“ Nicol starrte auf den Boden und wich einige Schritte zurück. Aus irgendeinem Grund schien er nicht vor zu haben, die Wahrheit zu sagen. Kira verstand das nicht ganz, aber Athrun hatte ihn gebeten, etwas Rücksicht zu nehmen, für die nächsten Tage, bis sich Nicol hier eingelebt hatte. Vielleicht ließ sich das Problem durch Reden lösen. „Wovor hast du Angst?“, fragte Freedoms Pilot deshalb vorsichtig. Es schien der falsche Ansatz zu sein. Nicol wich nur noch weiter zurück, weshalb Kira beschloss, es fürs Erste sein zu lassen. Er ließ sich rückwärts in das Bett fallen und schaute an die Decke. Irgendwie konnte er den Jungen verstehen. Wenn er nur wüsste, was er unternehmen konnte, um ihm zu helfen, aber Nicol ließ keinen an sich heran. Na ja, das hatte er sich selbst zuzuschreiben. Er hatte begonnen, ihm zu vertrauen, aber nachdem er erfahren hatte, dass er der Pilot vom Strike gewesen war, wurde alles kompliziert. Kira hatte keine Ahnung, wie er sich ihm gegenüber verhalten sollte, ob es gut war, sich zu entschuldigen oder er das Thema lieber nicht ansprechen sollte. Er entschied sich für die erste Variante. Irgendetwas musste er ja machen. „Du musst mich wirklich hassen...“ Nichts passierte. Freedoms Pilot seufzte. „Vor drei Jahren... Ich habe das nicht gewollt...“ Kira hörte, wie etwas auf dem Boden aufkam. Erschrocken setzte er sich wieder auf. Die Kiste ihm wie es schien aus den Händen gerutscht, vermutlich hatte Nicol sie ansehen wollen, war aber nicht mehr dazu gekommen. Jetzt lag ihr gesamter Inhalt auf dem Boden des Zimmers verteilt. Der Junge starrte Kira an, geschockt und mit weit aufgerissenen Augen. „K- Kira-san?“ Freedoms Pilot war ebenfalls bestürzt. Mit so einer Reaktion von Nicol hatte er nicht gerechnet. Er machte alles nur noch schlimmer, als es ohnehin schon war. Warum hatte er nicht einfach seinen Mund halten können? Nicol wendete seinen Blick ab und sank langsam auf die Knie. „Wieso sagst du mir so etwas?“, fragte er schwach. Seine Stimme zitterte. Weinte er? Freedoms Pilot erstarrte. Tatsächlich! Es tropften Tränen auf den Boden! Kira war völlig überfordert mit der Situation. Er wusste nur so viel: Etwas musste er unternehmen! Aber was? Langsam stand er von seinem Bett auf und ging einige Schritte auf Nicol zu, ihn die ganze Zeit beobachtend. Als nur noch ein Meter zwischen den beiden war, stoppte er und kniete sich vor den Jungen. „Ich hätte das nicht sagen dürfen, es tut mir leid.“ Es zeigte sich keine Regung. Freedoms Pilot begann, die Fotos wieder einzusammeln. Sie konnten hier schließlich nicht ewig liegen bleiben. Aber nachdem er einige aufgehoben hatte, stoppte er und schaute wieder zu Nicol. „Es ist ok, wenn du mich dafür hasst...“ Der Junge sah ihn überrascht an. Sein Gesicht war ganz verheult. Dann schüttelte er seinen Kopf. „Ich-“ Er stoppte. Anscheinend wusste er nicht, was er sagen sollte. Aber er hatte etwas gesagt. Kira legte langsam die Bilder zur Seite und wartete. „Warum bist du so?“, fragte Nicol nach einigen Minuten, „Warum bist du so freundlich zu mir, obwohl du weißt, wer ich bin? Ist es, weil du ein schlechtes Gewissen hast oder Schuldgefühle? Oder weil Athrun es so will?“ Kira senkte seinen Blick. „Schuldgefühle, kann schon sein... Immerhin ist es meine Schuld, dass du dort gelandet bist und die Verletzungen, das war auch ich. Vielleicht... Ich weiß es nicht... Das einzige, worum Athrun mich gebeten hat, wenn auch indirekt, ist, nicht weiter nachzufragen, was du verheimlichst.“ Freedoms Pilot bemühte sich, so ehrlich wie möglich zu antworten. Es war das mindeste, was er tun konnte. Nicol wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus seinen Augen. „Geht es wieder?“, fragte Freedoms Pilot besorgt. Der Junge nickte zaghaft und schaute wenige Sekunden später wieder weg. Wie es schien, war ihm die Sache eben ziemlich peinlich. „Ist es wirklich ok für dich, hier zu bleiben, auf der Archangel?“, stellte Kira, er versuchte, das Thema zu wechseln, die nächste Frage, „Es sieht nicht so aus, als würdest du dich hier besonders wohl fühlen...“ Nicol schüttelte wieder seinen Kopf. Kira seufzte und setzte sich neben ihn, achtete aber darauf, genug Abstand zu halten. „Wie soll ich dir helfen, wenn du mir nicht sagst, was los ist? Oder willst du meine Hilfe nicht?“ Endlich sagte der Junge etwas. „Ich habe von den letzten drei Jahren nichts mitbekommen. Für mich ist es, als wäre alles erst wenige Wochen her, deshalb... Das ist so viel auf einmal. Meine Freunde sind auf einmal auf der Seite der Leute, gegen die wir gekämpft haben. Athrun und du, ihr seid seit Jahren beste Freunde und ich wusste nichts davon. Ich habe dich für meinen schlimmsten Feind gehalten, hätte ich die Gelegenheit gehabt, ich hätte dich sofort umgebracht, aber was machst du? Du rettet mir einfach das Leben, vier mal! Ich weiß einfach nicht mehr, wie ich mich dir gegenüber verhalten soll!“ Freedoms Pilot lächelte ihn freundlich an. „Das ist dir überlassen...“ Der Junge starrte ihn überrascht an, senkte seinen Blick aber gleich wieder. „Wir hätten Freunde sein können, wären wir uns zu einem anderen Zeitpunkt an einem anderen Ort das erste mal begegnet, aber jetzt...“ Kira nickte. „Ich weiß.“ Eine Weile war es still. Freedoms Pilot wusste nicht, was er noch sagen sollte. Und dem Jungen schien es nicht anders zu gehen. Sie konnten einfach nicht aufeinander zugehen. Wenigstens wusste Kira jetzt eins: Nicol hasste ihn vielleicht doch nicht, wenn die Chance dafür auch sehr gering war. Das erleichterte ihn schon ein bisschen. Wenn sie jetzt noch mehr oder weniger gut miteinander auskommen könnten. Immerhin wollte er Athrun nicht zwingen, sich zwischen ihnen zu entscheiden. Er wusste, wie sich so etwas anfühlte. Sein Adoptivvater hatte das gleiche von ihm verlangt. Der Junge stand auf und begann, die Fotos, welche er vorhin samt Kiste hatte fallen lassen, wieder einzusammeln. Doch mittendrin stockte er. Mit zitternden Fingern betrachtete er eines der farbigen Bilder genauer. Freedoms Pilot blickte Nicol überrascht an und schaute danach auf das besagte Foto, dass ihn so aus der Fassung zu bringen schien. Der Junge hielt mehrere in seinen Händen. Auf einem waren Kira und Athrun abgebildet, damals, in ihrer Kindheit auf dem Mond. Das nächste zeigte ihn und Athrun während des ersten Krieges vor drei Jahren. Beide trugen ihre Druckanzüge, hatten die Helme in den Händen und schauten etwas verwirrt. Cagalli hatte sie jeweils an dem freien Arm gepackt und zog sie irgendwo hin. Lacus schwebte daneben und lachte nur. Und auf dem dritten Foto war die gesamte Crew abgebildet, alle, die überlebt hatten. ZAFT- Erdallianz- und Orb-Uniformen wild durcheinandergemischt. Kira lächelte schwach. „Ich wusste gar nicht, dass diese Fotos noch existieren...“ Nicol gab ihm die besagten Bilder, bevor er auf den Boden starrte. Plötzlich sah Nicol ihn todernst an. „Langsam verstehe ich, warum dir Athrun so sehr vertraut. Du scheinst ihm wirklich eine Menge zu bedeuten. Besser, ich mische mich nicht weiter in eure Freundschaft ein...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)