Nudelauflauf Reloaded von AjinPal (The next Generation) ================================================================================ Kapitel 1: Bärenliebe --------------------- # ## #"Seid ihr gut drauf?! Ich kann euch nicht hören!" brüllte ich in mein Mikrofon. Die Luft um mich herum zitterte, der Boden der Bühne vibrierte unter meinen Füßen als ich auf und ab sprang, die Hände in die Luft riss, um mein Publikum anzufeuern. Wir waren eins, ich, die Leute vor und hinter mir, die Deckenleuchter und selbst die Boxen, verteilt in der gesamten Halle schienen sich mit mir zu vereinen. Ich hörte das Schreien, das Geklatsche und die Jubelrufe. Hinter mir summten die Saiten der Gitarren, konnte ich doch spüren wie aufgeregt Aoi und Uruha darauf warteten endlich los zu legen. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen, gespannt zählte ich in Gedanken einen Countdown. "Jetzt lasst uns diese Halle zum Kochen bringen! Ich will euch hören!" Und schon fing Kai an auf die Drums einzudreschen, sicher mit seinem Atomgrinsen, das wir alle so liebten. Tiefer Bass dröhnte aus dem Verstärker, bis schließlich die heißen Laute der beiden Gitarren einsetzten und die Show begann... Erschöpft taumelte ich durch die breiten Gänge nach hinten in den Aufenthaltsraum, lies mich auf die Couch fallen und blieb in genau dieser Position liegen. Stimmen drangen nur durch einen dicken Sumpf in mein Bewusstsein. Hände schlugen leicht auf meine Schulter, eine durchwuschelte mein blondes Haar. "Gut gemacht Kleiner. War 'ne klasse Show." ich brachte ein Lächeln zustande, hob kurz meine Hand an, doch dann fiel sie schlaff wieder an der Couch hinab. Leises Stöhnen erfüllte den Raum, meinen Bandkollegen schien es physisch nicht besser zu gehen als mir. Wie immer hatten wir uns total verausgabt, alles an Leidenschaft aus uns herausgeprügelt was wir zu bieten hatten, all unsere Kraft in unsere Stimmen und Finger gelegt. "Reita? Was machst du denn da?" "Ich zieh mich an." "Das seh ich auch, aber warum? Bist du nicht fertig?" "Doch ein wenig schon. Aber ... es geht noch besser." Neugierig hob ich meinen Kopf, blickte meinen besten Freund mit misstrauischem Blick an. Er hatte wieder dieses Funkeln in den Augen, dieses bestimmte Funkeln das zeigte das er sicher innerhalb der nächsten halben Stunde einen willigen Kerl im Bett haben würde. Mir war es schleierhaft wie er das immer wieder auf die Reihe bekam. Wenn ich wüsste was er ihnen immer ins Ohr flüsterte, wäre mein Liebesleben sicher um einiges ausgefüllter. Ich rollte mich auf meiner Couch herum, bis ich es endlich geschafft hatte mich aufzurichten - und das ganz ohne die Hilfe meiner viel zu kurzen Arme, Applaus bitte. “Du gehst schon?” fragte ich Reita, zog dabei meinen zuckersüßen Schmollmund, in der Hoffnung er würde den Bassisten weichklopfen. Doch dieser nickte nur freudestrahlend, gab mir einen kleinen Kuss auf die Stirn und verschwand dann aus dem Aufenthaltsraum. Mit hängenden Schultern hatte er mich zurückgelassen, doch das interessierte ihn ja schon lange nicht mehr, da er wusste, ich würde ihm jeden Fehltritt verzeihen. Er war mein bester Freund, war es dann nicht üblich so großherzig und selbstlos zu sein? Ich schüttelte den Kopf und lies mich wieder zurücksinken, es hatte keinen Sinn, sich den Kopf über mein Lieblingsblondie zu zerbrechen, es würde nur wehtun. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich blickte direkt in Aoi’s Gesicht. Lächelnd sah er mich an, ein bisschen so, als sei ich nicht ganz bei mir und bräuchte dringend ärztliche Hilfe. “Was ist?” fuhr ich ihn schärfer an als es beabsichtigt war. “Eigentlich wollte ich dich fragen ob alles in Ordnung ist, aber das scheint sich ja jetzt erledigt zu haben.” “Wieso denn das jetzt?” “Du benimmst dich wie eine kleine Furie!” “Was?! Ach wisst ihr was ... lasst mich doch alle einfach in Ruhe!” Wütend sprang ich auf, schnappte mir meine Jacke und verlies den Aufenthaltsraum. Ich konnte es nicht leiden wenn sie mich wie ein Kleinkind behandelten. Außerdem taten sie immer so, als würde es mich stören das Reita so einen Männerverschleiß hatte und nur auf der Piste unterwegs war. Aber das stimmte nicht! Verdammt nochmal, er ist nur mein bester Freund und nicht mein Partner. Wieso sollte es mich also stören?! Die kalte Novemberluft die mir entgegen schlug, kühlte mein erhitztes Gemüt ein wenig ab. Ich verlangsamte meinen Stechschritt, lies mich schließlich auf einer Bank nieder die meinen Weg kreuzte. Es war ziemlich kalt und das kalte Metall der Bank tat sein bestes um mir kräftig den Hintern zu kühlen. Seufzend zog ich meine Knie eng an meinen Körper, schlang meine Arme darum und legte mein Kinn darauf. Ob Reita auch ab und an mal daran dachte mit mir weg zu gehen? Es kam schon mal vor, das er mich fragte ob ich nicht etwas mit ihm unternehmen wollte, doch meistens ging diese Frage von mir aus. Langsam bekam ich das Gefühl das ich ihm auf die Nerven ging, so wie er mich vorhin abgefertigt hatte. Heftig schüttelte ich den Kopf um diese dummen Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen. Wir waren besten Freunde seit der Grundschule! Wenn ich ihm auf die Nerven gehen würde, hätte er mir das direkt ins Gesicht gesagt. Zufrieden über diese Erkenntnis erhob ich meinen eingefrorenen Hintern um mich endlich nach Hause zu bewegen. Insgeheim hoffte ich ja, das Reita heute niemanden mit nach Hause nehmen , sondern mitten in der Nacht vor meiner Tür stehen würde - betrunken, müde und einsam. Doch bis es vielleicht soweit war, würden noch einige quälende Stunden vergehen, in denen ich tief in meinen Gedanken versunken über unsere Beziehung nachdenken würde. Es war also alles wie immer .... Müde schleppte ich mich die Treppenstufen in den vierten Stock hinauf, schloss die Tür auf und lies mich in den Flur fallen - Kami sei Dank hatte ich diesen mit einem schönen flauschigen Teppich dekoriert der nun meinen Sturz abfederte. Ich war einfach zu müde um mich heute noch irgendwie zu bewegen, sicher würde ich es nicht einmal bis zur Dusche schaffen. Kriechend zog ich mich also über den Fußboden in mein Schlafzimmer, wo mein Bett ein scheinbar unüberwindbares Hinderniss darstellte. Warum zum Henker war das Ding denn so hoch?! Einen Sturz aus dieser Höhe würde ich nicht überleben, gut das ich es noch nicht ausgetestet habe. Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern bis ich endlich oben lag, versteckt zwischen Kissen, Decken und dem Stoffbären den Reita mir vor ein paar Jahren zum Geschenk gemacht hatte. Lange sah ich den braunen Bären an, der nicht einmal einen Mund hatte. ~ Du musst dir vorstellen wie er gerade guckt. Wenn du traurig bist wird er dich anlächeln, wenn du einsam bist wird er dich einfach nur ansehen und wenn ich bei dir bin, dann wird er strahlen ~ hatte Reita damals gesagt. Ich glaube ja bis heute das er einfach nur in letzter Sekunde irgendetwas gekauft hat und dabei diese Fehlproduktion erwischt hat, und doch hat mir eben diese Fehlproduktion schon oft Trost gespendet wenn mein blonder Freund sich wieder mal daneben benahm. Ich drückte den Bären - den ich übrigens Akira genannt hatte, was Reita aber nicht wusste - an meine Brust, schlüpfte unter meine dicke Daunendecke, schloss die Augen und fiel in einen unruhigen Schlaf ~ Urplötzlich schreckte ich auf und wäre dabei fast aus meinem Bett herausgerutscht. Panisch sah ich um, was hatte mich denn jetzt eigentlich geweckt. Und dann kam es wieder: ein schrilles und langes Klingeln. Mein Herz machte einen Sprung und mit einem Satz war ich aus dem Bett gehüpft und zur Tür gespurtet. Dort blieb ich kurz stehen um meine Atmung runter zu kurbeln, ehe ich die Tür öffnete und meinen blonden Freund erblickte - betrunken, müde und einsam. Lächelnd nahm ich seine Hand und führte ihn ins Schlafzimmer. Wie ein Stein sank er auf das Bett und streckte seine Arme aus. Zögernd trat ich auf ihn zu,hatte ich doch eigentlich vorgehabt ihn noch auszuziehen. Er roch fürchterlich nach Alkohol und Zigarettenqualm, doch unter diesen Dunst mischte sich auch sein Parfum, das so beißend in meine Nase schnitt, sie dann aber mit lieblichen Nuancen liebkoste. Ich schmiegte mich eng an seinen schönen Körper, der nur mit einer Jeans und einem Ripphemd bedeckt war. Der Gedanke, das schon wer weiß wie viele Männer die Chance gehabt hatten, diesen Körper zu betrachten, sich ihm hinzugeben, versetzte meinem Herzen einen Stich. Reita hatte wirklich schon fast alles gevögelt was in dieser Stadt zwei Beine und einen Schwanz zwischen Beinen hatte. Nur mich nicht. Sicher hatten wir einige Möglichkeiten und Augenblicke gehabt in denen es beinahe soweit gewesen wäre, doch Reita hatte sich mir dann immer entzogen. Ich machte mich an seiner Brust ganz klein, überkam mich doch gerade das Gefühl nicht attraktiv genug zu sein. Fand er mich etwa hässlich? Sicher würde er mit jemandem wie mir - klein, pummelig und ein wenig kindisch - niemals ins Bett steigen ... “Ich liebe dich Ru.” seine raue Stimme war nur noch ein lallendes Flüstern, er war bestimmt schon im Halbschlaf. Er hatte mir eine Hand auf den Rücken gelegt und mich somit fest an sich gedrückt, als bräuchte er mich um nicht aus dem Bett zu fallen. “Ich liebe dich auch Rei. Schlaf gut.” Kapitel 2: Ich werd' dich nicht los ----------------------------------- Müde rollte ich mich zwischen den vielen Kissen umher, schmiegte mich eng an den warmen Körper neben mir. Moment mal! Warmer Körper neben mir? Erschrocken fuhr ich zusammen, blinzelte verwirrt in der Gegend umehr bis ich mich einigermaßen orientiert hatte. Mein Schlafzimmer, mein Bett, mein bester Freund. Es war also doch alles in Ordnung. Erleichternd aufseufzend, lies ich mich zurücksinken, legte meinen Kopf auf Reitas Brust und lauschte dessen Herzschlag. Ich konnte hören wie er noch ruhig atmete, sicher war er noch im Tiefschlaf und bemerkte gar nicht wie ich mit den Fingerspitzen verschlungene Kreise auf seiner Haut zog. "Ru ~ " Toll, falsch gelegen. Von wegen schlafen. "Hm?" antwortete ich kleinlaut, machte mich schon mal auf einen gewaltigen Anpfiff bereit. Doch anstatt mich anzupfeifen, drehte er seinen Kopf zu mir und starrte mir einfach nur in die Augen. Ich wusste nicht wie ich darauf reagieren sollte, dass seine dunklen Augen mich zu durchbohren schienen um in mein Innerstes zu blicken. Die Röte stieg mir ins Gesicht, als ich mich stotternd aufsetzte und die Decke über meinen halbnackten Körper zog, für den ich mich ganz plötzlich so schämte. "Ich... ich hol dir eine Kopfschmerztablette und ein bisschen Wasser. Oder willst du 'nen Kaffee?" brabbelte ich wie wild drauf los nur um diese knisternde Stille endlich loszuwerden. Wenn es jemanden gibt, der eine geeignete Situation erkennt und dann zerstört, bin das wohl ich: Matsumoto Takanori, Selbstständiger Trottel. Zu erreichen an jedem zweiten Samstag und an Sonn- und Feiertagen. Ich krabbelte also aus dem Bett und stürmte so schnell ich konnte aus meinem Schlafzimmer hinaus - ja, ich lies dieses wunderbare Geschöpf da einfach so eiskalt liegen, ich geh' gleich in eine Ecke um mich zu schämen. Ich hatte lange keine Kopfschmerztabletten mehr gebraucht und so dauerte es eine ganze Weile bis ich sie aus den tiefen meines Medizinschränkchens hervorgezaubert hatte. Ob die überhaupt noch haltbar waren? Egal, für Reita würden sie alle mal reichen, mit ausreichend Koffein würde der schon wieder auf die Beine kommen. Indessen hatte ich mir ein weites T-Shirt übergezogen, war es mir doch ein wenig unangenehm halbnackt vor Reita zu treten. Weshalb ich plötzlich so schüchtern ihm gegenüber war, wusste ich selbst nicht. Ich würde wohl demnächst einen Arzt aufsuchen müssen. "Danke. Mein Kopf fühlt sich an als wäre eine Herde wilder Pferde darüber gerannt." "Ich kann dir nicht sagen was du gestern Abend gemacht hast, aber du sahst ziemlich fertig aus. Vielleicht hast du dich ja auf eine Wiese verirrt." "Haha. Sehr witzig." "Find ich auch." und schon hatte ich mich neben meinem Freund am Bettrand niedergelassen, beobachtete ihn wie er die Tablette hinunter würgte und sich dann leicht schüttelte. Wenn er den Mist nicht schlucken wollte, sollte er sich mit dem Alkohol wohl ein bisschen zügeln. Ich seufzte leise und strich mir das zerzauste blonde Haar aus dem Gesicht - es war mal wieder Zeit für eine Veränderung, vielleicht schwarze Haare, das wärs doch mal. Während ich in meinen Gedanken hochkonzentriert die Farbpalette durchging und zwischen zinoberrot und nachtschwarz entscheiden musste, hatte Reita sich aufgerichtet und mich mit seinem Blick fixiert. Erschrocken zuckte ich zusammen, quiekte leise auf und wäre beinahe aus dem Bett gefallen. "Was glotzt du denn so? Hab ich irgendwas im Gesicht?!" Doch ich bekam keine Antwort. Er stand einfach auf, verschwand für ein paar Minuten im Bad und verließ dann, ohne sich von mir zu verabschieden die Wohnung. Ok... und das sagt uns jetzt bitte was? Mit einem Satz war ich aufgestanden und vor den Spiegel gesprungen, musterte mein Gesicht aus allen Winkeln, strich über meine Pfirsichhaut, konnte aber um Gottes Willen nichts erkennen was Reita so verschreckt haben könnte. Anscheinend waren die Kopfschmerztabletten doch nicht mehr haltbar gewesen.... Mein schlechtes Gewissen drosch während des Weges zum Proberaum ununterbrochen auf mich ein. Ja, ich hatte meinen besten Freund mit Hilfe von verfallenen Aspirin zu einem Irren gemacht, na und. Er hatte es ja verdient. Vielleicht half das ja ihn von den ganzen Männern wegzubringen - nicht das ich eifersüchtig gewesen wäre. Doch die Hoffnung auf diese wohl nie zustande kommende Tatsache wurde zerplatzt wie eine Seifenblase als ich am Proberaum ankam. Da stand doch tatsächlich unser Blonder Don Juan mit seiner neuesten Eroberung , die anscheinend versuchte Reitas Zäpfchen anzustoßen. Angewidert stolzierte ich an den beiden vorbei und stahl mich mit einer Gänsehaut zu den anderen. "Morgen Ru." "Morgen Jungs ~ " "Ru-chan! Ru-chan! Ru-chan! "Ja Kai?" "Weißt du das wir nun endlich richtig auf Tour gehen?" "Ja Kai das weiß ich. Du freust dich da schon seit, lass mich überlegen, mindestens 3 Monaten drauf. Ich hab' auch schon fertig gepackt da musst du dir keine Sorgen machen." "Wunderbar! Ich bin stolz auf dich. Aoi, Uruha, habt ihr gepackt?!" "Jawohl Sir." "Gut so, abtreten." Ja, nun sollte es endlich richtig losgehen. Nach dem Eröffnungskonzert sollte heute unsere Tour beginnen. Zwei Monate quer durchs Land, mit den Jungs, mit dem Tourbus und dem Gigolo. Irgendwie war mir die Lust auf Tour vergangen. Ich wollte nicht jedes Mal mit ansehen müssen, wie er sich einen der Groupies schnappte und mit dem auf sein Hotelzimmer verschwand nur um dann am nächsten Morgen mit einem seligen Grinsen zum Frühstück zu erscheinen. Ich hielt das nicht mehr aus! Doch bevor ich mir noch weiter das Hirn darüber zermatern konnte, betrat besagte Person auch schon den Raum. Na, wo hatten wir denn den Tiefseetaucher gelassen? "So, jetzt wo alle da sind, kann ich ja die Zimmeraufteilung bekannt geben. Aoi und Uruha, ihr werdet euch ein Zimmer teilen, Ruki und Reita und ich bekomm das Einzelzimmer." Das bei Aoi und Uruha Freude ausbrach war mir irgendwie klar gewesen. Die beiden klebten in letzter Zeit aneinander, dass man befürchten musste die hatten was miteinander. Nun gut, wenn es sein sollte würden die beiden eben ein Paar werden. Aber das ich mir mit Reita ein Zimmer teilen musste, passte mir so gar nicht. "Hey Ru. Freust du dich denn nicht? 2 Monate lang , wir beide immer in einem Zimmer." "Tolle Sache." Wenn es nur für eine Nacht gewesen wäre, würde ich vielleicht damit klarkommen. Aber das ich nun in jedem beschissenem Hotel neben diesem Mann schlafen musste, der mir so nah und doch so unerreichbar war, würde mich innerlich zerreißen. Wie sollte ich denn von der absurden Vorstellung loskommen, das aus uns beiden einmal etwas ernstes werden könnte, wenn er immer zu präsent war?! "Du siehst nicht sehr begeistert aus." "Ich hab nur keinen Bock dir beim Ficken zuhören zu müssen!" schrie ich ihn plötzlich an. Die Wut war mit einem Mal gekommen, ich hatte es nicht einmal bemerkt. Sie brodelte in mir, schrie mich an ich sollte ihm endlich all das an den Kopf werfen, was mir schon so lange auf der Seele brannte. Doch ich tat es nicht. Halt dich zurück Ruki, wir stehen kurz vor einer Tour, das kannst du jetzt nicht alles kaputt machen. Einatmen, Ausatmen. Du bist ein Gänseblümchen und die Welt besteht aus rosa Zuckerwatte. Die fassungslosen Gesichter meiner Bandmitglieder blendete ich gekonnt aus, als ich zu meinem Mikro wanderte und mit der Fingerspitze darauf herumtippte. Kai war der Erste der seine Sprache wiedergefunden hatte und den Befehl zum Anfang gab. Reita warf mir vernichtende Blicke zu und doch konnte ich sehen wie er versuchte meinen Gefühlsausbruch zu verstehen. Ich hatte ihn noch nie wirklich angeschrien oder ihm einen Vorwurf gemacht. Oh man, das musste ihn völlig aus der Bahn geworfen haben. Doch er konnte seinen hübschen Kopf auch mal zum denken benutzen, das würde ihm wirklich nicht schaden. Mich hingegen zerfraßen die Zweifel. Was bildete ich mir eigentlich ein? Nur weil er seit der Grundschule mein bester Freund war, hieß das doch noch lange nicht, das ich einen Anspruch auf ihn gehabt hätte. Ich konnte ihn nicht zwingen mich zu lieben und ich hatte ihm auch nicht vorzuschreiben wie er sein Leben zu leben hatte. Ja, mein Verstand war glasklar und analysierte die Situation perfekt. Doch dann kam dieses kleine Herz ins Spiel, dass mir zuflüsterte wie schön die Momente mit Reita gewesen waren in denen er mich in den Arm genommen und mich getröstet und beschützt hatte. Das hatte er nur mit mir getan, nicht mit jemand anderem. Bedeutete das nicht etwas? Und während ich so einen Song nach dem anderen ins Mikro brüllte, und versuchte das Stechen in meinem Herzen loszuwerden, wann immer der Bassist meinen Blick traf, fing mein Verstand langsam an, mein naives Herz auszulachen... Kapitel 3: Schändender Dieb --------------------------- "Aoi setz dich auf deinen Hintern, oder ich versohl ihn dir." "Ist das ein Angebot?" "Nein, eine Drohung!" "Ok ok .. kein Grund gleich zickig zu werden." "Eine Busfahrt die ist lustig, eine Busfahrt die ist schön.." "Ruki. Hör auf zu singen, sonst vergess ich mich." "Ist das jetzt ein Angebot?" "Nein, auch das ist eine Drohung. Ihr könnt auch beide ganz schnell aus dem Bus fliegen. Ich glaube nicht mal das Kai was dagegen hätte. Oder Kai?" "Ganz und gar nicht." Boah! Ist das zu fassen? Wie kann unser Leader-sama nur so kaltherzig sein? Seinen geliebten Gitarristen und unentbehrlichen Vocal einfach aus dem Bus werfen zu lassen. Schmollend lies ich mich neben Aoi auf den Sitz fallen und starrte aus dem Fenster. Wir beide langweilten uns schon seit geraumer Zeit, ganz zum Ärger unserer Mitreisenden. So eine 5-stündige Busfahrt konnte aber auch zermürbend sein. Hier gab es ja nicht einmal genügend Beinfreiheit - und das sage ich mit meinen 1,62m. Ich will gar nicht wissen wie Uruha sich fühlt. Obwohl, der sitz ganz vorn und streckt seine langen Knochen sonst wohin, dem scheint's gut zu gehen. Ganz im Gegenteil zu unserem Blondie. Der sitzt an dem kleinen Tisch, starrt Löcher in die Tischplatte und grummelte in seinen nicht vorhandenen Bart. Das er seine schlechte Laune am gelangweilten Volk ausließ passte wieder mal zu ihm, aber ich konnte es nicht mit ansehen wenn er sich weitere Sorgenfalten zu zog. Mutig begab ich mich also in die Höhle des Bassisten, lies mich neben ihn sinken und starrte ebenfalls auf die Tischplatte. Meine Beine baumelten nervös hin und her, als ich Reita immer wieder verstohlene Blicke zuwarf. "Was willst du?" Hilfe! Diese vernichtenden Blicke, so hilft mir doch jemand, bevor er mich damit nun umbrachte. Ich schluckte heftig und rutschte vorsichtshalber ein Stück zur Seite. Wieso war er nur immer so gemein zu mir? Ich hatte ihm doch gar nichts getan. Na gut, ich hatte gesungen, aber hey, das war immerhin mein Job. "Ruki? Ich warte." "Was bist du denn auf einmal so mies gelaunt?" "Eure kleine Showeinlage war ziemlich nervig." "Das müsstest du doch nun aber langsam wissen und dich dran gewöhnt haben." "Hab ich aber nicht wie du siehst." Ich seufzte ergeben und lies den Kopf hängen. Es hatte keinen Sinn mit ihm zu diskutieren, er würde sich sowieso im Recht fühlen. Ich wollte gerade wieder aufstehen um mich in mein klägliches Schicksal als verstoßener und nervtötender Freund zu fügen, als eine Hand in den Bund meiner Jeans griff und mich zurückhielt. Huch? Verwundert blickte ich über die Schulter zu Reita, doch dieser sah mich nicht an. Er starrte weiter Löcher in die Tischplatte und hielt mich fest. Ich deutete diese Geste als Bitte bei ihm zu bleiben und lies mich wieder auf meinen Allerwertesten sinken. Den Rest der Fahrt über schwiegen wir, nur ab und an war ein Pfeifen seitens Aoi zu hören, der sich mit seinem iPod vergnügte. Reita hatte indessen meine Hand ergriffen und tat nichts der gleichen sie wieder loszulassen. Selbst als der Bus zum stehen kam und wir die Hotelzimmer beziehen konnten, hielt er mich so fest, als ging es um Leben um Tod. Ich hatte nur eine Hand um mein Hab und Gut sicher nach oben zu transportieren und ich muss sagen, dass ich eindeutig zu viel mitgeschleppt hatte. Völlig erschöpft warf ich mich auf das breite Hotelbett, nachdem Reita mich endlich freigegeben hatte. Ich war klitschnass geschwitzt und hätte nun eine Dusche vertragen, doch soweit sollte es nicht kommen. Gerade als ich mich aufrichten wollte, drückte mich ein Hand unsanft zurück auf das weiche Bett. "Rei.. wa...was?" "Shhht.." Nein, bitte, tu mir das nicht an. Wie viel deiner Liebe willst du mir noch schenken? Immer nur ein kleines Stück und dann lässt du mich allein. Deine verruchten Lippen auf meinem Hals, deine rauen Hände, die sich langsam unter mein Shirt schieben, jeden Zentimeter Haut darunter liebkosen. Ich war wie Wachs in deinen Händen, du konntest tun und lassen was du wolltest. Ich wand mich unter deinen Berührungen, wie du mich auf so wundervolle Art und Weise entkleiden konntest, bis ich nur noch in Shorts unter dir lag. Dein verführerischer Blick lag auf mir, deine Zunge huschte nur flüchtig über deine Lippen. Warum zögerst du? Reita bitte! Hör jetzt nicht auf! "Ruki .. verzeih mir." Und schon warst du verschwunden. Zurück blieb ich, süchtig nach den kurzen Berührungen die du mir geschenkt hast. Zitternd rollte ich mich zusammen, zog die Beine an meinen Körper und fing an zu schluchzen. Warum hast du das getan? Warum hast du erneut diese Hoffnung in mir geweckt? Ich weiß das du niemals mir gehören wirst, mich niemals mehr begehren wirst als irgendjemand anderen. Und doch hatte ich eben das Gefühl gehabt, das du mich wolltest, mich spüren wolltest bis ich mich dir hingebe. "Ich hätte es getan." flüsterte ich leise und vergrub mein Gesicht in den Kissen. Als ich aufwachte, prasselte der Regen an die Fensterscheiben. Es war völlig dunkel im Zimmer, Reita war wohl nicht wieder zurückgekehrt. Ob er nun mit Kai in einem Zimmer schlafen würde? Langsam und behäbig richtete ich mich auf, mein Körper glühte dort wo du mich berührt hattest. Nun brauchte ich wirklich eine Dusche. Das kalte Wasser das meine Glieder hinab rann lies mich entspannen. Meine Stirn ruhte an der kühlen Fliesenwand. Ich war so verwirrt. Meine Gedanken kreisten nur um dich, dich und verdammt nochmal dich! Du bist seit Jahre in meinem Leben, der Mittelpunkt meiner Welt, mein Ritter in strahlender Rüstung. Nur mit einem Handtuch um den Hüften, lies ich mich wieder ins Bett fallen. Ich hatte nicht einmal mehr die Muse das Licht anzuschalten. Wozu auch? Um mein verheultes Gesicht zu sehen? Nein danke, darauf konnte ich getrost verzichten. Es war eine der ersten Nächte, die ich mich in den Schlaf weinte und ich wünschte mir, das jede Träne von mir, einen Schnitt in dein Herz setzen würde. Es war egoistisch zu denken die Welt würde sich im Moment nur um meinen Schmerz drehen, aber es tat mir gut mich im Mittelpunkt zu sehen. Ich bemerkte nicht einmal wie du mitten in der Nacht in unser Zimmer getaumelt kamst, einen Blick auf mich warfst und mir behutsam die Decke überwarfst. Wie fürsorglich von dir. Das tust du doch nur um dein Gewissen zu beruhigen, jetzt, wo ich sicher war, dass du mir Stück für Stück mein Herz rauben würdest.... Kapitel 4: Er ist Er -------------------- Müde rollte ich mich von einer Seite auf die andere, allein in diesem viel zu großen Bett. Es war ja absehbar gewesen das Reita diese Nacht nicht mit mir in einem Bett verbracht hatte - obwohl , bei der Dreistigkeit die der Kerl besaß wäre es ihm durchaus zu zutrauen gewesen. Ich blinzelte und öffnete langsam die Augen, bereute diesen Schritt aber sofort wieder, denn mein Kopf fühlte sich an als hätte er die ganze Nacht neben dem Verstärker gelegen. Beide Hände an die Schläfen gepresst, richtete ich mich mechanisch auf und lies meinen Blick durch das Hotelzimmer gleiten. Leer. Niemand da, keine Geräusche, nichts. Hatte dieser Idiot heute Nacht nicht einmal hier verbracht? Gequält blickte ich zu dem kleinen Wecker auf dem Beistelltisch und meine Augen wurden tellergroß. Oh verdammt!! Nicht, das ich nur verschlafen hatte, nein. Ich war ganze zwei Stunden zu spät aufgestanden!! Panisch hastete ich aus dem Bett ins Badezimmer, versuchte zu retten was zu retten war, klatschte mir hier und da ein wenig Make - Up ins Gesicht und versuchte angestrengt in meine Hose zu hüpfen. Beim ersten Mal landeten zwei Beine im selben Hosenbein, der zweite Anlauf endete mit dem Reißverschluss an meinem Hintern. Erst als ich tief einatmete und langsam in die Hose stieg konnte ich Erfolge verzeichnen. Mit vor stolz geschwollener Brust schnappte ich mir mein Handy und den Zimmerschlüssel und rannte so schnell mich meine kurzen Beine tragen konnte hinunter in die Lobby. Zu meiner Überraschung sah ich jedoch nur Uruha, der lässig in Jeans und T-Shirt auf einem Sessel saß und sich mit einem Modemagazin beschäftigte. "Morgen Ru. Auch schon wach?" "Gomen! Ich hab total verschlafen! Wieso habt ihr mich denn nicht geweckt?" "Jetzt mach mal ruhig Kurzer. Der Soundcheck ist erst für heute Nachmittag angesetzt. Du hättest also ruhig noch zwei Stunden weiter schlafen können." "Und Frühstück?" "Du denkst auch nur ans Essen." Ich schlug Uruha freundschaftlich gegen die Schulter und lies mich auf dessen Schoß nieder. Die ganze Hektik hatte mich schon wieder total müde gemacht. Vergessen war Reita und sein Annäherungsversuch, vergessen die Tränen, vergessen der Schmerz. Uruha strahlte so eine gemütliche Ruhe aus, als ob ihn nichts und niemand jetzt schocken könnte. "Sag mal .. wo sind eigentlich die Anderen?" "Kai ist schon mal in die Halle gefahren, Aoi wollte ein bisschen shoppen gehen und hat Reita zum Tüten tragen abkommandiert. Der hatte heute früh richtig miese Laune." "Mhm. Und da ist er trotzdem mit Aoi mitgegangen?" "Er hatte keine Wahl. Der Gute hat ihm mit Zimmerwechsel gedroht. Und anscheinend wollte Rei nicht das du bei mir schläfst." Der Gitarrist zuckte mit den Schultern und widmete sich wieder den zurückkehrenden Puffärmeln. Ich jedoch blickte etwas debil in der Hotellobby herum. In meinem Kopf herrschte ein Riesenchaos. Es würde Wochen oder Monate dauern da oben Ordnung zu schaffen und wenn Kai nicht gerade zum Putzen vorbeikam würde ich wohl nie Klarheit bekommen. Schulterzuckend lies ich meinen Kopf an Uruhas Schulter sinken und schloss leicht die Augen. Jetzt noch aufzubrechen und die Stadt unsicher zu machen würde sich nicht lohnen, außerdem machte das ohne meinen besten Freund nur halb so viel Spaß. Als ich schon fast wieder eingeschlafen war, rüttelte mich jemand an der Schulter und ich grummelte leise auf. "Ru ... mein Arm schläft gleich ein. Könntest du bitte aufstehen? Die anderen sind da, wir wollen los." Blinzelnd hob ich den Kopf. Ruha und ich waren umringt von den anderen Bandmitgliedern, die allesamt ein breites Grinsen auf den Lippen hatten. Misstrauisch zog ich die Augenbrauen zusammen und sah gerade noch, wie alle ihre Handys in die Tasche schoben. "Ihr habt mich nicht wirklich beim Schlafen fotografiert?" "Doch haben wir. Du sahst wirklich putzig aus." "Ich will aber nicht putzig aussehen!!" "Dann solltest du aufhören an Uruhas Schulter einzuschlafen." antwortete Reita mit seinem schiefen Grinsen. Er war über und über mit Tüten beladen und ich wollte gar nicht wissen wie viel Geld Aoi in dieser Stadt gelassen hatte. Ob sich mein blonder Freund absichtlich nichts anmerken lies, oder die Sache von gestern Abend wirklich vergessen hatte sollte ein Geheimnis bleiben. Aber sobald ich in sein grinsendes Gesicht sah konnte ich ihm einfach nicht mehr böse sein! Jeder Versuch ihn wütend anzukeifen oder eine Ohrfeige zu verpassen verpuffte einfach so. Das war zum aus der Haut fahren!! Jeder normal denkende und fühlende Mensch wäre ihm jetzt an die Gurgel gesprungen und hätte ihn mit wilden Beschimpfungen so lange weich geprügelt bis er winselnd vor einem gekrochen wäre. Aber nein, ich wusste ja wieder den besten Freund spielen. Tolle Sache. Seufzend sprang ich von Uruhas Schoß herunter, trottete auf Reita zu und sah ihn treudoof an. "Warum hast du mich nicht geweckt?" "Weil du noch so tief und fest geschlafen hast. Und da wir noch Zeit hatten, hab ich mir gedacht: lass ihn schlafen." "Hättest mir ja wenigstens 'nen Zettel dalassen können." murmelte ich leise und biss mir auf die Unterlippe. "Baka." Und schon hatte ich meine Arme um ihn geschlungen und mein Gesicht an seiner Brust vergraben. Er würde mir wohl noch tausend Mal das Herz brechen können, er würde immer mein bester Freund bleiben und dem konnte ich nun mal nicht böse sein. Ich spürte den sanften Ausdruck der sich auf seinem Gesicht abzeichnete als er Uruha die Tüten in die Hand drückte und mich fest in die Arme nahm. Wenn er bei mir war, war die ganze Scheißwelt in Ordnung. Erschrocken hob ich den Blick, als Aoi plötzlich in die Hände klatschte. Verwirrt hob ich eine Augenbraue, doch der Schwarzhaarige winkte nur lachend ab. "Endlich habt ihr euch vertragen. Rei hat die ganze Zeit vor sich hin gegrummelt und ich dachte schon er hat Verstopfung. Aber dann hat er mir erzählt das ihr euch gestern Abend wohl nicht so ganz grün gewesen seid und ihm alles furchtbar leid tut." "AOI!" zischte Reita und ich konnte sehen wie er ein bisschen rot um die Wangen wurde. "Ist doch so!" "Ich erzähl dir nie wieder was." "Rei? Ist das so? Es tut dir Leid wegen gestern Abend?" Ich hatte mich ein wenig von ihm gelöst und sah ihm nun erwartungsvoll an. Plötzlich war es wohl in der ganzen Lobby totenstill geworden, alles wartete auf Reitas Antwort. Verlegen wand dieser den Blick von mir ab und nickte, sich dabei fest auf die Unterlippe beißend. Das dies wohl eine der schönsten Entschuldigungen war, die er mir jemals entgegengebracht hatte, würde mir wohl niemand glauben. Aber ich kannte meinen besten Freund und wusste, dass es ihm unheimlich schwer fiel jetzt überhaupt eine Reaktion zu zeigen. Zufrieden stellte ich mich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. "Ich verzeihe dir." flüsterte ich ihm lächelnd ins Ohr und konnte ihm ansehen wie dankbar er dafür war. "So. Da ja jetzt alle wieder glücklich sind, könnten wir uns ja langsam mal in Richtung Halle machen. Der Soundcheck steht an und ich hab noch sooo ~ viele Sachen zu erledigen." Synchron drehten wir uns alle zu Kai um, warfen ihm mitleidige Blicke zu und lachten schließlich auf. "Was lacht ihr denn da?! Das ist nicht witzig! Ohne mich würdet ihr alle im Chaos versinken." "Und deshalb lieben wir dich so Leader-sama." "Das sagt ihr doch nur weil ihr keinen anderen Deppen findet der den Job macht." Empört plusterten wir die Wangen auf. Mit hoch erhobenem Kopf stolzierte ich auf Kai zu und stemmte eine Hand in meine Hüfte. Mit der anderen tippte ich ihm immer wieder gegen die Stirn und fixierte ihn mit meinem vernichtenden Blick. "Jetzt hör mir mal zu. Du bist der beste Bandleader den man sich nur wünschen kann. Und natürlich hast du Recht: ohne dich würden wir im Chaos versinken. Wir schätzen deine Arbeit wirklich sehr. Hab ich Recht ?" - zustimmendes Nicken. Kai biss sich auf die Unterlippe, fiel mir plötzlich so stürmisch um den Hals das wir beide auf dem Boden landeten. "Danke Ru-chan! Das hab ich gebraucht." "Kein ... Problem." keuchte ich und verdrehte leicht die Augen. "Könntest du jetzt von mir runtergehen? So ein Marmorfußboden ist verdamm hart." "Oh entschuldige." Ich setzte eine mitleiderregende Miene auf und sah mit tränennassen Augen zu Reita, der ein wenig zusammen zuckte da er wusste jetzt kommen würde. Abwehrend hob er die Hände und schüttelte den Kopf. "Oh nein Taka! So weit kommt's noch! Das werde ich auf keinen Fall tun." "Aber Rei ... es tut doch so weh." "Da musst du durch, du bist ein großer Junge." "Und wenn ich ganz lieb biiiiittteeee ~ sage? Hm?" blinzelnd schob ich meine Unterlippe ein Stück nach vorn und versuchte eine Träne aus dem Augenwinkel zu quetschen. Hilfesuchend sah Reita von Aoi zu Uruha, von dem wieder zu Kai und schließlich zu mir. "Komm schon Rei. Tu es einfach, sonst heult er uns den ganzen Weg über die Ohren voll." "Ihr seid solche Egoisten!" grummelte der Bassist und fuhr sich durch das blonde Haar. Dann seufzte er ergeben und breitete die Arme aus. "Na gut, komm her." Mit einem strahlenden Lächeln sprang ich auf , lief meinem besten Freund in die Arme und kletterte dann etwas umständliche auf seinen Rücken. "Auf zur Konzerthalle!" "Boah bist du schwer geworden ~ " "Das ist meine unendliche Liebe für dich Rei, die wiegt so schwer." "Du bist ein elender Schleimer." "Ich liebe dich auch." Kopfschüttelnd setzte sich Reita schließlich in Bewegung. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und legte glücklich lächelnd meinen Kopf auf seine Schulter. So sollte es sein. Ich würde meine Gefühle für ihn einfach zurückdrängen, sie wegsperren und mich nicht mehr von ihnen verleiten lassen. Die Freundschaft mit Reita war mir einfach zu wichtig, als das sie aufgrund meiner banalen Gefühle aufs Spiel setzen würde. Ich wusste doch ganz genau das er in dieser Form nie mir gehören würde und er würde sich auch ganz sicher nicht für mich ändern. Er war eben einfach Er. Mein geliebter, egoistischer, tollpatschiger, gefühlsdummer bester Freund. Kapitel 5: Schachmatt --------------------- Danke für die vielen lieben Kommis *O* -die ganzen Süßigkeiten im Schrank verstau- xD Und danke das ihr hier so fleißig weiterlest >O<'' -verbeug- Tut mir Leid das ich Ruki ein bisschen quälen muss, aber der Weg zur großen Liebe ist eben hart ^^'' Hoffe das ihr mir trotzdem treu bleibt : D -Kekse & Sitzkissen verteil- xDD Jetzt aber viel Spaß mit dem nächsten Pitel Eure Kira ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "Rei? Reiheiii ~ ? Reita? AKIRA RYO SUZUKI!!" "Oha .. voller Name. Jetzt gibt's Ärger." "Wo - ist - er ?" "Ähm .. wissen wir nicht." Misstrauisch blickte ich meine Bandkollegen an, ihre ängstlichen Blicke verunsicherten mich. Hatte der Blonde sie bestochen damit sie mir nicht verrieten wo er sich gerade aufhielt? Oder verheimlichten sie etwas vor mir und hatten nun Angst das ich es qualvoll aus ihnen herausquetschen würde. "Noch einmal: Wo - ist - er?" "Ru wir wissen es wirklich nicht!" "Aber er kann doch nicht einfach so verschwunden sein! Wir wollten doch noch weggehen." "Naja .. so wie's aussieht ist er schon allein weggegangen." Ich ballte die Hände zu Fäusten, presste die Lippen aufeinander um diesen blonden Trottel nicht zu verfluchen. Auch Uruhas entschuldigender Blick konnte nichts an der Tatsache ändern, das er mich schon wieder hatte sitzen lassen. Und nein, diesmal würde ich ihm ganz sicher nicht verzeihen! Er konnte nicht von mir verlangen das ich ihm alles durchgehen lies. Tze, als ob ich nicht mein eigenes Privatleben hatte. Naja ... wenn ich ehrlich war hatte ich das nicht wirklich. Oh mein Gott, ich war ja so erbärmlich! Meine ganze Scheißwelt drehte sich um einen Mann, der mir so nah stand und gleichzeitig doch so unerreichbar war. Hatte ich etwa zu viel erwartet? "Ru! Ru!" "Hm? Was?!" "Komm mal wieder zu dir. Du warst grad voll abwesend und bist leicht blau angelaufen." "Oh .. gomen." "Alles in Ordnung?" "Mhm." Enttäuscht trottete ich aus dem Aufenthaltsraum, bemerkte die mitleidigen, besorgten Blicke der Anderen nicht als ich die Tür ins Schloss fallen lies. Meine Feierlaune war wie weggepustet, nichts schien mich jetzt noch motivieren zu können. Das Hotelzimmer war dunkel und verlassen, Reita war also wirklich ohne mich ausgegangen. Er war so ein Mistkerl! Konnte er denn wirklich nicht sehen wie sehr er mir damit wehtat? Ich meine, nicht einmal er konnte so blind sein. Zitternd sank ich am Bettrand hinab, vergrub mein Gesicht in den Händen und schluchzte leise auf. "Reita du Baka." Plötzlich schien mir das Surren der Minibar so vertraut, als würde es mich locken, mir zuflüstern das alles wieder besser werden würde. Neugierig kroch ich auf den gut gefüllten Kühlschrank zu, schnappte mir die Sakeflasche und sank wieder gegen das breite Bett. "Auf dich Reita, und unsere wunderbare Freundschaft." Ich setzte die Flasche an meine Lippen und schon rann die brennende Flüssigkeit meine Kehle hinab ... [ ... ] Das Klicken der Tür lies mich müde die Lider heben. Wie spät es jetzt wohl war? "Man sieht sich!" flötete eine süße verruchte Stimme die mich innerlich zusammen zucken lies. Nackte Eifersucht kam in mir auf, war ich mir doch sicher das er sich heute Nacht wohl mehr als nur einmal mit einem fremden Mann vergnügt hatte und ich hier wie ein Häufchen Elend eine Flasche Sake nach der anderen kippte. "Na ... auch - wieder da?" "Ru?! Was machst du denn da?" "Nach was sieht's denn aus?" zischte ich ihn gereizt an und versuchte aufzustehen. Doch mein Gleichgewichtssinn war wohl Hand in Hand mit meiner Würde aus dem Fenster gesprungen während ich die dritte Flasche geleert hatte, was mich nun drohen lies vorn über zu fallen. Doch zwei starke Arme hielten mich fest über dem Boden. Als ich den Kopf hoch blickte ich direkt in Reitas besorgtes Gesicht. Seine Haare waren leicht zerzaust, die Knöpfte seines Hemdes nur lieblos geschlossen. Brennend heiße Tränen sammelten sich in meine Augen, meine Zähne gruben sich in meine Unterlippe bis es schmerzte. Wütend riss ich mich von ihm los, er sollte mich nicht anfassen. Nicht mit diesen Händen, diesen wunderbaren Händen die nicht nur dem Bass die schönsten Töne entlocken konnten. Doch ich war nicht derjenige der sie spüren durfte! "War er wenigstens gut? Hattest du deinen Spaß?" "Ja, ich kann mich nicht beklagen." "Schön für dich! Und dafür hat es sich gelohnt seinen besten Freund sitzen zu lassen?! Das ist jetzt das dritte Mal das du mich einfach irgendwo stehen lässt obwohl wir verabredet waren. Wenn du nicht mehr mit mir zusammen sein willst dann sag es doch einfach nur!" Ich konnte sehen wie seine Augen immer weiter richtig Teppichboden wanderten und er in sich immer kleiner wurde. Die Ausrede das er mich vergessen hatte würde ich ihm nicht abnehmen, nicht einmal er konnte so verpeilt sein sich 5 Minuten etwas nicht merken zu können. "Ru ... hör zu ich .." "Halt die Klappe! Ich will es nicht hören. Deine ewigen Ausflüchte, dein ewiges 'Ach Ru es tut mir doch leid, es kommt nicht mehr vor', ich hab's echt satt. Ich hatte mich einfach nur auf einen schönen Abend mit dir gefreut, aber wenn du anstatt lieber wen abschleppen willst, tu das. Aber hör auf mir leere Versprechungen zu machen." Das Blut in meinem Kopf fing an zu pulsieren als ich mich so in Rage redete - Memo an mich selbst : niemals unter starken Alkoholeinfluss streiten. Ich legte mir eine Hand an die Schläfen und schloss die Augen um die aufkommenden Kopfschmerzen zu unterdrücken. "Du bist betrunken." "Schön das es dir auffällt. Aber was interessiert's dich? Wenn du deinen Spaß alleine haben kannst, dann kann ich das genauso gut. Nur ich und der Sake. War 'ne heiße Nacht." Das meine Stimme vor Sarkasmus nur so troff und ich ihm mit jedem Wort einen Schlag in die Magengrube versetzte störte mich nicht im Geringsten. Ich wollte ihm zeigen wie sehr mich sein Verhalten verletzte und solange ich nicht heulend aus dem Fenster sprang war alles in Ordnung. Doch bevor ich zu meiner nächsten Standpauke ansetzen konnte stand er plötzlich vor mir. Sein markantes Gesicht wirkte angestrengt, als würde er krampfhaft versuchen irgendetwas zu unterdrücken. Einem inneren Impuls folgend sah ich ihm tief in die Augen und unterschrieb damit die bedingungslose Kapitulation. Im fahlen Licht der Nachttischlampe glänzten seine Augen vor Verlangen, sprühten förmlich vor Leidenschaft. Sie zogen mich in ihren Bann, fesselten mich mit Stahlketten an sich und ich wehrte mich nicht dagegen. "Du bist betrunken.." murmelte er wieder und mein Blick glitt sofort hinunter zu den geschwungenen Lippen, denen die süßen Worte entkamen. Immer näher kamen sie den meinen, strichen nur hauchzart darüber, eine scheue Berührung als hätte Reita Angst vor dem was passieren könnte. In mir flammte jedoch ein Feuer auf, so hell und lodernd das es mich von innen zu verbrennen drohte. Seufzend schlang ich meine Arme um seinen Hals, lies mich gegen ihn fallen und presste meine Lippen auf die seinen. Er wehrte sich nicht, lies es einfach geschehen. Ich schien vergessen zu haben das ich eigentlich böse auf ihn sein wollte, das ich betrunken war und er mein bester Freund war. Seine Lippen, sie schmeckten so süß und verrucht, eine Mischung aus Alkohol und Zigaretten. Ich hörte ihn leise brummen, störte mich aber nicht daran. Das einzige was ich wollte war, mich nie wieder von ihm trennen zu müssen, den Rest meines Lebens wollte ich diesen sündigen Geschmack auf meinen Lippen behalten. Vorsichtig strich ich mit meiner Zunge über seine Lippen, bis er mir Einlass gewährte und unsere Zungen einen Kampf ausfochten den keiner recht gewinnen wollte. Zu schön war das Kribbeln das sich in meinem Bauch breit machte und das Pulsieren zwischen meinen Schenkeln. Ich wollte ihn, nur ihn, diesen einen Mann, keinen Anderen. Aber seine Hände auf meiner Brust ließen mich innehalten. Er hatte mich ein Stück von sich geschoben, keuchte um wieder Luft zu bekommen. Da war so ein Glühen in seinen Augen das ich noch nie bei ihm gesehen hatte. Sein Körper war angespannt, ein Bild der Selbstbeherrschung. "Ru... wir sollten.." "Shhh.." Kannst du nicht einmal deine Beherrschung in meiner Gegenwart verlieren? Tu doch was du tun willst, verdammt! Ein wenig verlegen zog ich mir das Shirt über den Kopf, lies es achtlos zu Boden fallen. So oft hatten wir uns schon nackt gesehen und uns nie für unsere Körper geschämt. Doch heute war es etwas anderes. Ich hatte Angst ihm nicht zu gefallen, hatte Angst er würde mich angeekelt von sich stoßen. So viele Körper hatte er schon gesehen, konnte jeden haben den er begehrte. Er schluckte als ich auch meine Hose öffnete und legte seine Hand auf meine, lies mich in meinem Tun stoppen. Ängstlich und unsicher sah ich an, doch in seinen Augen war keine Abneigung zu sehen. Im Gegenteil, er starrte begierig auf meinen Körper, schien mir die Hose allein mit seinen Blicken ausziehen zu wollen. Und dann, wie vor ein paar Tagen, drückte er mich mit sanfter Gewalt aufs Bett, beugte sich über mich und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Meine Lider flatterten, all meine Sinne schienen betäubt vom Alkohol. Sein Mund fand den Weg zu meinem Hals, den ich begierig streckte, ihm mehr Platz für Berührungen lies. Er war so zärtlich und ich war ihm schon jetzt verfallen. All seine Gesten, sein Handeln gaben mir das Gefühl der Einzige für ihn zu sein. War das vielleicht der Grund weshalb ihm die Männerwelt zu Füßen lag? Gab er jedem dieses Gefühl? Zitternd und voller Zweifel wand ich mich unter seinen geschickten Fingern, streckte ihm jeden Zentimeter Haut entgegen den er sich nehmen wollte. Ob er merkte das ich nur ihm gehören wollte, nur von ihm berührt werden wollte? Ich legte meine Hände an die Wangen des Blondes, zog ihn zu mir hinauf und hauchte einen Kuss auf seine Lippen. Noch nie waren wir uns so nah gekommen, noch nie waren wir so intim miteinander. Doch plötzlich ging ein Ruck durch den Bassisten und er sprang auf, lies mich wieder allein im Bett liegen. Aber heute würde ich ihn nicht gehen lassen, nicht in meinem Zustand, nicht nach diesen Berührungen. Taumelnd folgte ich ihm durch den Raum, legte eine Hand auf seinen Rücken und versuchte mich darin festzukrallen. "Rei .. " "Du bist betrunken." Wütend drehte ich ihn zu mir herum. Ich wollte das er mir in die Augen sah und mir endlich sagte weshalb er mir immer wieder kleine Stücke seiner Zuneigung gab und mich dann am ausgestreckten Arm verhungern lies. Ich hatte seine Hand gepackt, strich unruhig mit dem Daumen über diese. "Warum tust du das Rei?" Schweigen. "Rei! Tränen standen in meinen Augen, als er meinem Blick auswich und hinaus in die Nacht blickte. Selbst jetzt war er noch der perfekte Mann in den ich mich verliebt hatte. Stattlich und schön, selbstbewusst und stolz. Zu stolz um mir zu sagen weshalb er mir jeden Tag gewaltsam ein Stück meines Herzens herausriss. "Ich will Sex, aber nicht mit dir. Das ist mir jetzt klargeworden. Tut mir wirklich leid." Nein ... nein .. nein! Sag so etwas nicht mit deiner süßen Stimme. Doch seine Worte schnitten wie Rasierklingen in mein Herz, ließen es langsam und qualvoll ausbluten. Er wollte mich nicht, weder meine Seele noch meinen Körper. Es war ein Spiel gewesen und ich hatte verloren. Mit gequältem Blick wand er sich von mir ab, ich spürte wie mir seine Finger entglitten und mich fröstelte. Er zog sich an, wortlos, verließ das Zimmer. Ein Klacken und ich war allein. Schachmatt. Kapitel 6: Alles meine Schul ---------------------------- Tut mir leid, aber ich finde das Kapitel ist ein wenig seltsam geworden @.@ Ich hoffe ihr verzeiht mir das >////< GOMEN!! -sich tausend Mal verbeug- Das Nächste wird besser, versprochen T__T'' Ich hoffe trotzdem das ihr es lest und mir das alles verzeiht ^^'' -Kekse hinstell- Lg Kira ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "Was haltet ihr von Schlittschuh laufen?" Gedehntes Seufzen auf Seite der Gitarristen und auch ich war nicht sonderlich begeistert von Kais Idee - was wohl daran lag das ich recht untalentiert auf dem Eis war. Reita hielt sich aus der ganzen Rache raus, saß stillschweigend in seiner Ecke und starrte die Maserungen auf dem Holzfußboden an. "Och kommt schon. Da haben wir mal einen Tag frei und ihr wollt nichts mit mir unternehmen!" "Kai das hat nichts mit dir zu tun. Aber Eislaufen ist nun mal gefährlich." "Auto fahren auch." Aoi kicherte leise, erhob sich und legte Kai einen Arm um die Schultern. "Nun seht ihn euch an. So verzweifelt und traurig. Tun wir ihm den Gefallen und gehen mit ihm in die Eishalle." Kai setzte seinen schönsten Schmollmund auf, presste ein paar Krokodilstränen heraus und schon nickten Uruha und ich synchron. Wir konnten es einfach nicht mit ansehen wie unser über alles geliebter Bandleader seinen Tag als ein Häufchen Elend verbrachte. Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen auf und er fiel uns allen nacheinander um den Hals und drückte uns so fest das wir blau anliefen. "Rei kommst du auch mit?" "Hab ich denn eine Wahl?" "Nicht wirklich." "Dann kennst du die Antwort." Und wieder einmal triumphierte Leader-samas Wunsch über unsere Faulheit. Das ich wenige Stunden später wirklich in Schlittschuhe gepresst in einer Eishalle wiederfand hätte ich nie für möglich gehalten. Aoi und Uruha , die vorhin noch gemeckert hatten, schwebten über das Eis als hätten sie nie etwas anderes getan. Was mich allerdings verwunderte war die Tatsache, das Uruha immer wieder unauffällig nach Aois Hand zu greifen schien und sie sich für einen kurzen Moment tief in die Augen sahen. Zu späterer Stunde würde ich mir einen der beiden zur Brust nehmen müssen und sie zu ihrer 'Beziehung' befragen müssen. Nun ging es aber erst einmal darum meinen kleinen zerbrechlichen Körper vor dem gemeinen Eis zu retten. Kai hatte mir versichert das ein Sturz aus meiner Höhe völlig ungefährlich war. Prima, unser lieber Leader saß nun aber mit einer Tasse Tee am Rande der Eisbahn und beobachtete ganz die Mama das Geschehen. "Wer von uns wollte denn unbedingt Schlittschuh laufen gehen?" grummelte ich trotzig vor mich hin. Nun gut, es half alles nichts. Wenn ich mich nicht bewegen würde, wäre ich in spätestens einer halben Stunde eingefroren. Wagemutig setzte ich also einen Fuß nach dem anderen auf das Eis. So weit so gut. Solange ich mich nicht bewegte war alles in Ordnung. Unsere beiden Gitarristen hatten mich bereits zweimal umrundet, doch ich stand immer noch mit vor Stolz geschwollener Brust auf dem Eis und rühre mich keinen Zentimeter. Nun war es Zeit für den nächsten Schritt. Da sich keiner meiner Bandkollegen dazu erbarmt hatte mir einen dieser lustigen kleinen Plastikpinguine zu klauen ,die den kleinen Kindern als Stütze dienten, musste ich wohl oder übel selbst das Gleichgewicht halten. Ganz vorsichtig ließ ich die Kufen über das Eis gleiten, bewegte mich Zentimeter um Zentimeter vorwärts. Vom anderen Ende der Bahn konnte ich ein lautes Klatschen vernehmen und betete zu Kami das es nicht Kai war. Mit der Zeit wurde ich zwar mutiger aber nicht sicherer auf dem Eis. Das es nun zu einer kleinen Katastrophe kommen wusste war wohl abzusehen. Ich kam gerade aus der Kurve gefahren, als jemand von der Seite auf die Eisbahn stieg und direkt meinen Weg kreuzte. Schlingernd und den Halt verlierend wich ich aus, ruderte wild mit den Armen und sah mich schon auf dem Eis aufschlagen. Panisch kniff ich die Augen zusammen und machte mich auf das Schlimmste gefasst. Doch nichts geschah. Verwundert öffnete ich die Augen und sah mich um. Der Boden war genauso weit von meiner Nase entfernt wie immer und Verletzungen schien ich auch nicht zu haben. "Geht's dir gut?" Die raue, verruchte Stimme jagte mir einen heißen Schauer über den Rücken. Reitas Arme lagen schützend um meinen Körper, den er mit seinem an die Holzbande gepresst und somit meinen Sturz noch einmal verhindert hatte. Als ich begriff in welcher Situation ich mich befand, stieß ich ihn wütend von mir und plusterte meine Wangen auf. "Fass mich nicht an! Ich brauch deine verdammte Hilfe nicht!" zischte ich ihm entgegen. Sein gelassener Gesichtsausdruck brachte mich völlig aus der Fassung. Jetzt schien es ihn noch nicht einmal zu interessieren das ich stinksauer auf ihn war. War ich ihm denn wirklich so egal geworden, dass er erst mit mir und meinen Gelüsten spielte und sich dann einen Dreck um unsere Freundschaft scherte? Aufgebracht löste ich mich von der Bande und schlitterte mehr schlecht als recht von der glatten Eisbahn hinunter. Meine Finger zitterten so heftig das ich Mühe hatte die Schnallen der Schlittschuhe zu öffnen. Die Lust am Fahren war mir vergangen. Ich wollte nur noch ins Hotel. Meine Laune hatte einen neuen Tiefpunkt erreicht und allein er war daran Schuld. Von wegen entspannte Tour, von wegen enger zusammenwachsen. Das einzige was hier wuchs war das Loch in das ich mich stürzte. "Ru! WO willst du hin?" "In Hotel." "Aber das ist zu Fuß viel zu weit weg!" "Lass mich, ich muss nachdenken." Um das Problem 'Wie komme ich heil und in einem Stück im Hotel an' machte ich mir jetzt noch keine Sorgen. Ich wollte nur aus dieser verdammten Halle raus, so weit wie nur möglich von Reita weg. Na gut. Eigentlich wollte ich so nah wie möglich bei ihm sein, in seinen Armen liegen, ihn küssen, mich von ihm berühren lassen. Aber dieses Wunschdenken brachte mich immer nur in brenzliche Situationen die jedes Mal damit endeten das er die Flucht ergriff und ich heulend zurück blieb. Nein danke, das musste ich mir nicht mehr geben. Angepisst wie ich war, lief ich im Stechschritt durch die Straßen, folgte dem Strom und ließ mich von diesem treiben. Ich beachtete die Blicke der Menschen nicht die meinten mich erkannt zu haben. Verdrängt war die Vorstellung, dass ich morgen Abend vor Hunderten von Menschen ein Konzert geben würde. Wieder einmal beherrschte nur er mein Denken. Ich erinnerte mich an die brennenden Berührungen die er mir vor zwei Tagen geschenkt hatte, den sinnlichen Kuss den wir ausgetauscht hatten. Ein leises Stöhnen ließ mich aufhorchen und neugierig den Kopf heben. Da war ich doch , tief in meine Gedanken versunken, mitten in einen jungen Mann hineingelaufen, der mich nun schmunzeln von oben bis unten musterte. "Oh. Entschuldigen Sie bitte. Ich hab' nicht aufgepasst." "Ist schon in Ordnung. Du solltest nur beim nächsten Mal den Kopf ein wenig höher tragen. Auf so einem schönen Gesicht sollte ein Lächeln stehen." Augenblicklich schoss mir die Röte ins Gesicht. Mir in diesem Moment ein Kompliment zu machen war wohl das Dümmste, was dieser Mann hätte tun können. Ich war ja nicht schon verwirrt genug, nein, da musste ich auch noch in ein gutaussehendes Wesen hineinrennen, das mir dann erzählte ich habe ein hübsches Gesicht. Seufzend fuhr ich mir mit den Fingern durch die Haare, nickte dem Mann zu und wollte mich gerade an ihm vorbeidrängeln, als sich seine Hand auf meine Schulter legte und mich zurückhielt. "Warte kurz. Du siehst ziemlich durch den Wind aus. Hast du nicht Lust was mit mir trinken zu gehen?" Meine Augen waren tellergroß geworden und einen Augenblick konnte ich mich nicht regen. Hatte der mich grade nach einem Date gefragt? Bleib ruhig Ruki, du bist ein erwachsener Mann und musst jetzt ganz gefasst antworten. Vielleicht kann ich ja den ganzen Gefühlscocktail dadurch mal vergessen. "Ähm .. ja gern." Ein strahlendes Lächeln machte sich auf den Lippen des anderen breit und ich konnte nicht umhin auch ein wenig zu schmunzeln. Irgendwie erinnerte er mich ein bisschen an Kai, den konnte man auch mit so kleinen Sachen verdammt glücklich machen. "Ouh, entschuldige. Ich hab vergessen mich vorzustellen. Takahiro Yazawa." "Freut ich Takahiro. Ich bin Ruki." Ich konnte sehen wie es in seinem Kopf arbeitete, doch er ließ sich nicht anmerken über was er nachdachte. Er legte einfach einen Arm um meine Schulter und führte mich von der Straße hinunter in eine niedliche kleine Bar. Vor allem die knallroten Sitzecken hatten es mir angetan. Mit einem zufriedenen Seufzen ließ ich mich in das lederne Polster sinken und schloss für einen Moment die Augen. Erst das belustigte Kichern Takahiros ließ mich aufsehen und ein wenig verlegen den Blick senken. Kami, ich benahm mich ja wie ein frisch verknallter Teenager auf seinem ersten Date. Ok , es kam ja auch nicht gerade oft vor, dass mich jemand von der Straße schnappte um mit mir einen Kaffee trinken zu gehen. Reita hatte das auch manchmal getan... "Also. Magst du mir jetzt vielleicht erzählen warum du so geknickt bist? Diese traurige Miene steht dir wirklich nicht." Der junge Mann hatte sich über den Tisch gebeugt und sah mich eindringlich aus seinen schokoladenfarbenen Augen an. Die Art wie sein Mundwinkel leicht zuckte erinnerte mich ein wenig an Reita, der hatte diesen Tick ebenfalls, vor allem wenn er nachdachte. Verdammt! Konnte ich denn nicht einmal jetzt aufhören an ihn zu denken? "Naja... wie soll ich sagen? Ich hab ein bisschen Stress mit meinem besten Freund." - wobei 'ein bisschen Stress' wohl noch ziemlich untertrieben war. "Wenn ihr beste Freunde seid dürfte sich dieser 'Stress' doch wohl aus der Welt schaffen lassen, oder?" "Wenn das so einfach wäre." "Ist es auch, du musst nur auf ihn zugehen." Ha, auf ihn zugehen. Wahrscheinlich würde er sich dann wieder an mir vergehen, nur um dann wortlos zu verschwinden und mich als nervliches Wrack zurücklassen. Natürlich würde ich das Problem gern beseitigen aber da mir bis jetzt noch keine vernünftige Lösung eingefallen war - und teeren und federn laut Gesetz als Strafe nicht mehr erlaubt war - bewunderte ich weiter das ganze Ausmaß unseres Problems. Meine Gestalt musste ja ziemlich mitleiderregend aussehen, denn Takahiro hatte seine Stirn in Falten gelegt und tangierte mich mit einem so intensiven Psychaterblick, dass ich tiefer in die Couch sank und abwehrend die Arme vor der Brust verschränkte. Also langsam wurde es mir hier echt zu blöd. Wenn ich nach einer Therapie verlangt hätte, läge ich jetzt auf einer roten Couch und würde einen alten Mann mit meinen Problemen zuquatschen - wehe wenn jetzt einer einwirft das ich bereits auf einer roten Couch sitze! "Takahiro.. tut mir echt Leid. Aber ich würde jetzt gern allein sein. Danke für deine Einladung. Vielleicht sieht man sich ja demnächst noch mal." Beinahe wäre ich nicht aus diesem Lokal gekommen, denn Takahiros große Hundeaugen fesselten mich mit ihrer Anziehungskraft so sehr, das ich wie von einem Magneten angezogen wieder auf der Couch gehalten wurde. Doch der Plan mich in Selbstmitleid zu ertränken war wir wichtiger als die Zuneigung eines Unbekannten zu gewinnen. "Ist gut. Wenn du mal jemanden zum Reden brauchst, ich wohne in dem Häuserblock neben der großen Konzerthalle." "Danke." Höflicherweise brachte ich noch ein gequältes Lächeln zustande, ehe ich aus dem Cafe stürmte und weiter die Straße entlang eilte. Takahiros Worte hatten mich sehr aufgewühlt. Waren Reita und ich wirklich so gute Freunde das wir das Problem aus der Welt schaffen konnten? Was, wenn nicht? Hieße das dann unsere Freundschaft wäre nichts mehr wert? Schnell presste ich mir die Hände an die Schläfen und schüttelte heftig den Kopf. Solche Gedanken sollte ich gar nicht haben! Reita war seit der Grundschule mein bester Freund und daran würde sich auch nichts ändern. Es war ganz allein meine Schuld, das wir uns in einer solch verfahrenen Situation befanden, denn ich allein hegte Gefühle für den Blonden. Es war meine Schuld, dass ich meinen Vorsatz nicht einhalten konnte und diese Gefühle zugelassen hatte. "Reiß dich zusammen Ruki!" mahnte ich mich, straffte meinen Körper und blickte entschlossen die Straße entlang. Scheiße ... ich hatte mich hoffnungslos verlaufen. Kapitel 7: Aneinander vorbei geliebt ------------------------------------ Na klasse. Ich hatte es also wieder einmal geschafft. In dieser Stadt gab es sicher nicht viele Friteusen, aber die eine, die hier herumstand hatte ich aufgespürt und mich waghalsig hineingestürzt. Und nun stand ich hier, auf einer gottverdammten Kreuzung und wusste nicht wohin ich sollte. Das Dumme an der Sache war, dass ich mich wahrscheinlich nicht mal durchfragen konnte, da ich - wehe es lacht jetzt einer - den Namen des Hotels vergessen hatte. Trotzig verschränkte ich die Arme vor der Brust und wartete eine geschlagene halbe Stunde darauf, dass mich irgendjemand und es war wirklich scheiß egal wer es war, aufsammeln und in die Hotellobby bringen würde. Doch das Einzige was meine Aktion bewirkte war, dass ich mir die Beine in den Bauch stand. Ein ergebenes Seufzen verließ meine Lippen und ich ließ meine Schultern hängen. Jetzt hieß es wohl: Augen auf und durch! Ich hatte ja eine ungefähre Ahnung aus welcher Richtung ich gekommen war und wie das Hotel von außen aussah. Mit ein paar Beschreibungen würde ich mich schon durchschlagen können. Außerdem war ich ja schon groß und würde wohl zurück zum Hotel finden. Hoch motiviert stapfte ich die sich langsam leerenden Straßen entlang. Ich war hier wirklich in einer schönen Stadt gelandet. Die grünen Alleen die sich wie ein roter Faden durch die Stadt zogen, verströmten einen angenehmen Duft, der den Autosmog ein wenig übertünchte. Wenn wir mal wieder Zeit hatten, würde ich mit Aoi und Uruha hier shoppen gehen. Was es hier fühl geile Läden gab! Am liebsten hätte ich mir die Nase an jedem Schaufenster plattgedrückt, aber es wurde langsam dunkel und ich irrte noch immer ziemlich orientierungslos durch die Straßen. Es war ja ganz nett die Vorteile der Innenstadt zu erkunden, aber wenn sich die Menschenmasse langsam verflüchtigte und nur noch die schummrig verwischten Lichter der Laternen auf einen hinab schienen, wurde das Ganze nicht mehr allzu behaglich. Ok Ruki, ganz ruhig. Da drüben hängt ein Stadtplan. Wenn ich jetzt den Bahnhof finde, weiß ich auch wo das Hotel ist. Mein Plan schien wirklich idiotensicher und nach ein paar Startschwierigkeiten hatte ich auch die Hyroglyphen auf dem Plan entschlüsselt und den Heiligen Gral gefunden. Nein, natürlich nicht. Aber den Bahnhof hatte ich gefunden und war erstaunt das der kleine rote Punkt auf dem in fetten Buchstaben "Hier bist du" stand, nur eine Straße davon entfernt war. Na prima! Nun musste ich also nur noch da vorne um die Ecke und dann . . . . . . zu viel Tempo, hoch erhobene Nase und Wasser. Kurz gesagt: ich segelte im hohen Bogen in eine riesige dreckige Pfütze. Konnte mein Tag eigentlich noch schlimmer werden? Die schadenfrohen Blicke der Passanten hoben meine Laune nicht wirklich an. Grummelnd erhob mich, sah an meinen vor Dreck triefenden und klitschnassen Sachen hinab und verwünschte gerade jeden der mir über den Weg lief. Wenigstens war es jetzt nicht mehr allzu weit zum Hotel, ein Problem weniger. Meine Laune war gerade in Erdkernnähe gerutscht, doch da tauchte vor mir schon der riesige Hotelkomplex auf. Hatte ich denn gerade ernsthaft gedacht das mein Tag damit gerettet war? Bei dem ganzen Mist der heute passiert war, müsste ich es eigentlich besser wissen. Denn vor dem hell erleuchteten Eingang des Hotels, lief ein blonder Schopf unruhig hin und her. Er wand den Blick immer wieder zu den Straßen aus den die grellen Scheinwerfer der Autos geschossen kamen. Ob er auf jemanden wartete? Er hatte sicher eine Verabredung. Ich spürte wie sich ein scharfes Messer in mein Herz bohrte und mir für einen Moment den Atem raubte. Tief einatmend stapfte ich über die Straße und kam dem rettenden Eingang immer näher. Eigentlich war es mein Plan gewesen mich unbemerkt an Reita vorbeizuschleichen um ihm bei seinem Date bloß nicht zu stören - das fehlte mir noch, zu sehen wie das Objekt meiner Begierde einem anderen Mann seine Zunge in den Hals steckte. Aber da ich heute ja sowieso die Arschkarte gezogen hatte, ging mein Plan nicht wirklich auf. Gleich nachdem ich in den Lichtschein der Laternen getreten war, wand der Blonde den Blick zu mir und stürmte auf mich zu. Ich verkrampfte mich sofort und blieb wie angewurzelt stehen. Es passte mir nicht wie er mich in den Arm nahm und so an seine starke Brust drückte. Es weckte Erinnerungen an die Zärtlichkeiten die er mir geschenkt hatte, zerriss mein Herz wieder in viele kleine Stücke. "Man Ruki ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Du warst voll lange weg!" "Und warum hat dich das interessiert?" "Weil du mein bester Freund bist und ich mir Sorgen um dich mache. Ich weiß das dein Orientierungssinn nicht gerade der Beste ist." "Aha. Gut zu wissen das du dir Sorgen gemacht hast." Zickig wie ich war, befreite ich mich aus seiner Umarmung und stiefelte mit hoch erhobenem Kinn an ihm vorbei. "Ru jetzt warte doch mal! Du bist total nass und dreckig. Wo hast du dich denn rumgetrieben?" Wütend drehte ich mich zu ihm und funkelte ihn gereizt an. Es schien ihn nicht wirklich zu interessieren das ich stinksauer auf ihn war und er das größte Arschloch der Welt war. Er tat ja beinahe so als wäre nie etwas passiert. "Was interessiert es dich Rei? Kümmer dich um deinen eigenen Scheiß!" Zischte ich und rannte förmlich zurück ins Hotel. Ich hatte keine Lust auf den Fahrstuhl zu warten und entschied mich daher für die Treppe - keine gute Idee in nassen Klamotten und mit viel zu kurzen Beinen. Als ich dann endlich , keuchend und außer Atem, in unserem Hotelzimmer ankam und leise die Tür hinter mir schloss, hätte ich beinahe einen Herzinfarkt erlitten. Die Lichter waren plötzlich angegangen und ein Schatten baute sich hinter mir auf. "Warum rennst du vor mir weg?" Das konnte doch nicht sein Ernst sein, oder?! Fragte er mich ernsthaft weshalb ich vor ihm weglief?! Es war zum aus der Haut fahren. Knurrend raufte ich mir die Haare und stieß ihn unsanft zur Seite um endlich aus dieser nassen Klamotten rauszukommen. Doch Reita ließ mir keine Chance, denn er war mir nachgelaufen und hatte mein Handgelenk gepackt. "Ru rede mit mir." "Mit dir reden?! Du willst reden. Gut dann reden wir." Wütend stieß ich ihn von mir weg und baute mich zu voller Größe vor ihm auf. Reita wirkte glücklich darüber das ich nun wirklich mit ihm reden wollte und das brachte mich total aus der Fassung. Ich brauchte einen Moment um meine Gedanken und Beschimpfungen wieder zu ordnen die ich ihm entgegenschleudern wollte, doch dann platzte es aus mir heraus. "Ok hör zu: Du bist mein bester Freund, zumindest glaube ich das. Aber anscheinend hast du keine Ahnung wie es in mir aussieht und wie ich mich dabei fühle wenn du mir immer wieder so nahe kommst. Du gibst mir immer kleine Häppchen deiner Zuneigung und dann lässt du mich am ausgestreckten Arm verhungern. Was glaubst du was ich bin?! Dein Spielzeug? Ich hab keine Lust mehr deine Laune mitzuerleben, ich hab auch Gefühle und ein Herz. Hör auf darauf herum zutrampeln und es als Fußabtreter zu benutzen. Such dir eines deiner Häschen, die liegen dir ja sowieso reihenweise zu Füßen. Mit denen kannst du dann Liebespingpong spielen, aber nicht mit mir mein Freund. Ich hab keinen Bock mehr auf die Scheiße." Ich hatte mich so in Rage geredet das mein Kopf rot wie eine Tomate war, aber es war ein erleichterndes Gefühl sich den ganzen Quatsch mal von der Seele zu reden. Tief einatmend plusterte ich meine Brust auf und wartete auf eine gemeine zynische Antwort des Bassisten, doch nichts dergleichen kam. Er starrte mich einfach nur an, starrte mich aus diesen wunderschönen Augen an, deren Blick mich in die Knie zwang. Ergeben ließ ich die Schultern sinken und seufzte leise auf. "Es tut mir Leid. Es tut mir wirklich Leid Ruki. Ich hab mich echt aufgeführt wie der letzte Trottel. Ich hätte dir das nicht antun dürfen und weiß das es falsch war." Hallo Mann meiner Träume, schön das du das auch langsam mal checkst. "Ich weiß nicht wie ich es sagen soll ... also... " er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und kaute auf seiner Unterlippe herum - das tat er übrigens immer wenn er nach den richtigen Worte suchte. Ich kannte Reita und wusste das ihm etwas wirklich wichtiges auf dem Herzen lag, sonst würde er nicht so herum drucksen. "Sag es einfach Reita, ich hab keine Lust auf dieses Spiel." Hilflos sah er mir in die Augen, doch ich würde dieses Mal nicht nachgeben, nein, heute nicht. Ich wollte endlich Klartext reden und wenn er so verdammte Probleme damit hatte mir zu sagen was in seinem kranken Kopf falsch lief, sollte er mir einen Brief schreiben. "Ok Ruki, hör zu. Weißt du noch damals, als du mir die Kette zu Weihnachten geschenkt hast? "Ja. Da hast du mir das Stück geschrieben." "Genau. Aber worauf ich hinauswollte: An dem Tag ist bei mir irgendwas passiert. Ich weiß nicht was, aber seit diesem Tag hab ich dich mit anderen Augen gesehen. Ich hab dich begehrt und wollte dich, aber ich hab mich nie getraut weil wir ja beste Freunde waren und ich fand das irgendwie nicht richtig." Ok, Stopp stopp stopp stopp! Nochmal auf Anfang. Der Mann, den ich seit Jahren begehrte wollte mich auch, traute sich aber nicht, weil wir so eng befreundet waren? Das durfte doch nicht wahr sein! "Du willst mir also sagen das wir die ganzen Jahre aneinander vorbei 'geliebt' haben?" "So könnte man es sagen.." Geräuschvoll schlug ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. Sowas dummes konnte auch wirklich nur uns beiden passieren. Wir waren durch so viel Scheiße gegangen, dass wir natürlich auch dieses Missverständnis auf unserem Weg mitnahmen. Ich seufzte leise auf und sah hinauf zu meinem Lieblingsblondie. Er lächelte mich diesem entwaffnendem Lächeln an und ich konnte gar nicht anders als ihm um den Hals zu fallen und mich an seine starke Brust zu schmiegen. "Warum hast du mit all diesen Männern geschlafen?" "Um mich von dir abzulenken." "Hat es funktioniert?" "Nein, nicht wirklich. Schon beim ersten Mal nicht." Ich spürte seine warme Hand auf meinem Kopf, als er mir einen leichten Kuss auf die Stirn hauchte und dann einfach nur an sich drückte. In diesem Moment hätte ich sterben können.. Kapitel 8: Meine kleine Welt ---------------------------- "Na da hat aber jemand eine verdammt gute Nacht hinter sich." "Hm?" "Na guck dir den Zwerg doch mal an. Der strahlt als ob er in den Kernreaktor gefallen wäre." "Hey Ruki! Hattest du heute Nacht Sex?" Die kleinen Sticheleien meiner Bandkollegen konnten mir heute überhaupt nichts. Ich war der glücklichste Mensch auf diesem verdammten Planeten und niemand, aber auch wirklich niemand würde mir mein Glück wieder nehmen können. Nicht einmal die Tatsache das Reita wieder mal keinen Bock auf Frühstück hatte und lieber im Bett blieb konnte meine Laune trüben. Über beide Ohren lächelnd ließ ich mich mit meinem Marmeladenbrötchen am Frühstückstisch im Speisesaal des Hotels nieder und biss herzhaft hinein. "Ruki du machst mir Angst." "Wrum dnn?" "Nicht nur, dass du mit vollem Mund redest und keiner ein Wort versteht. Nein, du wirkst auch so ... glücklich. Das ist richtig eklig." Langsam würgte ich den Brötchenbrei hinunter und starrte Uruha gekränkt an. "Entschuldigung das ich glücklich bin." "Das war kein Vorwurf.. eher Besorgnis. Du warst in letzter Zeit ein wenig geknickt und nach deinem kleinem Abstecher gestern Nachmittag bist du wie ausgewechselt." "Vielleicht hat sich Reita ja endlich erbarmt und mit ihm geschlafen." Na klasse, jetzt mischte sich auch noch Aoi ein der sowieso nie darüber hinweg gekommen war, dass Reita zuerst mit Uruha und dann erst Monate später mit ihm geschlafen hatte. Das er jetzt seinen Frust an mir ausließ passte mir überhaupt nicht in den Kram. Ich verkniff mir jedoch jeglichen Kommentar, denn ich wollte ja heute mal glücklich sein. Deshalb bedachte ich meinen Bandkollegen nur mit einem netten Lächeln und verwirrte ihn damit ordentlich. 1:0 für mich. Uruha bedachte den Schwarzhaarigen mit einem vernichtenden Blick und ich war mir nun ziemlich sicher das die beiden was miteinander hatten. Ich schwieg jedoch und widmete mich dafür wieder meinem Marmeladenbrötchen. Diese Waldbeermarmelade war wirklich köstlich und diese Farbe erst ... vielleicht würde ich mein Wohnzimmer in dieser Farbe streichen. Ob es überhaupt "Waldbeermarmelade" als Farbe zu kaufen gab? Egal, ich drifte ab. Genüsslich kauend ließ ich meinen Blick durch die Runde schweifen. Aoi hatte den Blick gesenkt und starrte gebannt in seinen Kaffee als wolle er seine Zukunft daraus ablesen, Kai brütete weiter über irgendwelchen Unterlagen und Uruha durchbohrte mich noch immer mit seinen fragenden Blicken. "Ruha könntest du bitte aufhören Löcher in mich zu starren? Ich brauch meinen Kopf noch." " 'Tschuldige. Sag mal ... wo ist Reita eigentlich?" "Der schläft noch, wie immer." "Aha." Irgendwie machte mir unser Leadgitarrist Angst mit seiner Fragerei. Das war schlimmer als damals, als meine Mutter mich mit ihren Blicken beinahe erstochen hatte und dann mit dem dämlichen Satz 'ich weiß das du schwul bist und es macht mir nichts aus' angekommen war. Hallo? Welche Mutter reagierte denn bitte so auf die Homosexualität ihres Sohnes? Ich hatte ja ein bisschen mehr Drama und Herumkreischen erwartet, aber nein, sie hatte nebenbei weiter ihren Salat geschnitten und so getan, als ob wir gerade über das Wetter geredet hätten. Das Uruha mich nun mit weitaus bohrenderen Blicken bedachte, jagte mir Schauer über den Rücken. Krampfhaft lächelnd schob ich den leeren Teller zur Seite und schob quietschend meinen Stuhl zurück. "Ich..werde dann mal Reita wecken gehen. Wir müssen doch auch sicher bald zum Soundcheck, oder Kai?" Hilfesuchend wand ich den Blick zu unserem Bandleader, der langsam den Kopf hob und monoton nickte. Er schien meine Angst zu spüren, denn er bedachte mit einem Mama-Lächeln und schickte mich dann mit einer Handbewegung aus dem Speisesaal. Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen und huschte nach oben zu meinem Bassisten. Ja, seit gestern Nacht war es meiner. Und glaubt mir, ich würde ihn mit niemandem mehr teilen. So leise wie nur möglich schlüpfte ich durch die Tür in das großzügige Hotelzimmer, schlich auf Zehenspitzen zum Bett und kroch dann unter den Berg aus Decken - Reita und ich hatten aus zwei Betten eins gemacht und alle Decken und Kissen die wir hatten finden können zusammengeworfen. Ein Murren kam von der rechten Seite des Bettes und ein leises Kichern verließ meine Lippen. Seine Morgenmuffligkeit war aber auch zu niedlich. Kleine, zarte Küsse hauchte ich auf die Wange des Blonden, schmiegte meinen Körper an ihn. Unter der Decke war es angenehm warm und trotz dessen das Reita halbnackt im Bett lag, war er noch viel wärmer. In diesem Augenblick hatte ich überhaupt keine Lust mehr auf Soundcheck. Viel lieber würde ich mit ihm hier liegen und nicht mehr aufstehen. Es war schon erstaunlich mit welchem Blick man einen Menschen sah, wenn man mit ihm zusammen war. Natürlich war mir auch früher aufgefallen wie ausgesprochen gut der Bassist aussah und ein Morgenmuffel war. Außerdem hatten wir schon so gut wie immer in einem Bett geschlafen wenn wir irgendwo zusammen waren, aber jetzt lag da eine gewisse Spannung in der Luft, ein Knistern das vor Erwartung bereits Funken zu sprühen schien. "Mhm.." "Hey Rei. Du müsstest langsam mal aufstehen. Der Soundcheck rückt näher." "5 Minuten..." "Geh ich eben allein duschen." Eigentlich hatte ich vorgehabt ihn damit aus dem Bett zu locken, aber Pustekuchen! Der Blödmann zeigte nicht das geringste Interesse an meinem wackelnden Hintern, den ich voller Inbrunst entkleidete und ins Badezimmer schleppte. Jedem Anderen wäre er sofort hinterher gesprungen. Ach was.. ich machte mir schon wieder viel zu viele Gedanken! Er gehörte doch jetzt mir und wir würden schon noch genügend Möglichkeiten bekommen miteinander zu duschen. Mich ein wenig besser fühlend trat ich nun unter die geräumige Dusche - solche Hotelzimmer hatten wirklich ihre Vorteile - und ließ das heiße Wasser auf meine Haut prasseln. Ein resigniertes Seufzen verließ meine Lippen, denn inständig hatte ich noch darauf gehofft das Reita sich doch zu mir bequemen würde. Aber da konnte ich lange warten. Denn als ich nach zwanzig Minuten aus der Dusche stieg,mir ein Handtuch um die Hüften wickelte und dann zurück ins Zimmer trat, hatte er sich bereits angezogen und war gerade dabei sich die Haare zu stylen. "Warum bummelst du denn so? Ich dachte wir haben bald Soundcheck." "Haben wir auch." Wortlos ließ ich das Handtuch zu Boden gleiten, schlüpfte in meine Klamotten und sah meinen Freund nicht an. Ich war irgendwie sauer auf ihn weil er mich nicht die Aufmerksamkeit entgegen brachte die ich von ihm erwartete. Gerade war ich dabei mir die Knöpfe meines Hemdes zu schließen, als sich zwei Arme um meinen Körper schlangen und ich den sündigen Duft seines Parfums wahrnehmen konnte. Unwillkürlich schloss ich die Augen und lehnte meinen Kopf zurück. Wie weggeblasen war meine Wut auf ihn allein durch diese sanfte Berührung. Ich wusste nicht wie es ihm gelang mich immer wieder außer Gefecht zu setzen. Seine weichen Lippen hatten Weg zu meinem Nacken gefunden, liebkosten diesen während sich seine Finger in meinen Haaren verflochten. Ein Keuchen entglitt meinen Lippen und ich wurde rot um die Wangen über diese erregte Geste. Reita schien das jedoch zu gefallen, denn ich spürte seine Hand die geschickt die Knöpfte öffnete, die ich eben so mühselig geschlossen hatte. Seine Finger hinterließen eine heiße Spur auf meiner Haut und ich konnte nicht anders als mich in seine Arme sinken zu lassen und wohlig aufzuseufzen. Nur einen Herzschlag später fand ich mich auf dem Bett wieder, den Kopf auf den Kissen gebettet, Reitas Knie zwischen meinen Beinen. Solange hatte ich davon geträumt und nun schienen sich all meine Hoffnungen zu erfüllen. Heiße Lippen hinterließen eine brennende Spur auf meiner nackten Haut. Ungehemmt stöhnte ich auf während Reita seine Hand unter den Bund meiner Hose gleiten ließ und mich dort recht ausgiebig verwöhnte. Es war ein erhebendes Gefühl zu wissen, dass er mich nun nicht einfach verlassen würde und ich diese Lust bis zum Ende auskosten konnte. Ich warf meinen Kopf hin und her, streckte mich begierig Reitas geschickten Fingern entgegen. "Ru? Ich bin sehr glücklich dich zu haben." raunte er mit seiner rauchigen Stimme in mein Ohr, dass mir eine Gänsehaut über den Körper lief. Er hatte diese Worte schon oft gesagt, doch es zu tun wenn wir ein Paar waren hatte ich nicht für möglich gehalten. Ich hörte das Klacken eines Gürtels und nahm an das Reita nun ebenfalls seine Hose geöffnet hatte. Freudige Erwartung machte sich in mir breit und ließ meinen Körper erzittern. Ich war nicht mehr fähig auch nur ein sinnvolles Wort hervorzubringen, geschweige denn meine Gefühle zu zeigen. Alles was ich konnte war, mich unter Reita zu verlieren, mich fallen zu lassen und ihm voll und ganz die Führung zu überlassen. Ein Lippenpaar legte sich auf mein Ohr und mein Körper spannte sich an, in Erwartung dessen was nun folgen würde. "Ich liebe dich." Erschrocken stöhnte ich auf und hob ruckartig den Kopf an. Tief sah ich in seine dunklen Augen, sah den Glanz in ihnen der mich nicht an der Aufrichtigkeit seiner Worte zweifeln ließ. Zärtlich strich ich über seine Wange, schlang meine Arme um seinen Hals und rutschte auf seinen Schoß. "Ich dich auch Reita... ich dich auch." murmelte ich gegen seinen Hals. Seine Hände glitten ziellos über meinen Körper, liebkoste ihn und entlockte mir damit sinnliche Laute. Doch ein lautes Pochen an der Zimmertür riss mich aus meiner Begierde. Reita knurrte leise und versuchte das Hämmern zu ignorieren, biss sachte in meinen Hals und zog an der Haut. Ich legte den Kopf in den Nacken und leckte mir über die Lippen. "Rei.. " "Mhm.. shhht." Das Hämmern wurde von Minute zu Minute lauter und es wunderte mich, dass die Tür noch kein Loch besaß. Schlagartig wanden wir beide Kopf zur Seite, als die Tür mit einem lauten Krachen aufsprang und Kai, Aoi und Uruha in unser Zimmer fielen. Schnell schmiegte ich mich enger an Reita, während sich ein leichter roter Schimmer auf meinen Wangen bildete. "Oh, haben wir euch gestört?!" "Ja habt ihr." knurrte Reita und zog schnell die Decke über meinen halbnackten Körper. Erst jetzt fiel mir ein, dass die drei ja noch gar nicht wussten in welcher Verbindung ich nun zu unserem Bassisten stand. Ich schluckte und wand verlegen den Blick ab, als Uruha mich mit offenem Mund anstarrte, Aoi den Kopf schief legte und Kai debil blinzelte. "Könntet ihr jetzt bitte rausgehen? Wir würden uns gern anziehen, sonst verpassen wir den Soundcheck oder liege ich da falsch?" Synchrones Nicken seitens unserer Bandkollegen. "Wir .. ähm .. also .. wir warten .." "Draußen!" Auch ich zuckte zusammen als Reita die anderen so anfuhr, welche sich auf der Stelle umdrehten und das Weite suchten. Lächelnd schüttelte ich den Kopf und fuhr durch Reitas blondes Haar. "Lass uns gehen. Vielleicht haben wir ja heute Abend mehr Zeit." "Wir werden sie uns einfach nehmen." Mit diesen verheißungsvollen Worten - die mir übrigens wieder heiße Schauer über den Körper jagten - stieg er aus dem Bett, zog sich wieder an und streckte mir seine Hand entgegen. Einen Moment lang zögerte ich, spielte mit dem Gedanken einfach stur sitzen zu bleiben in der Hoffnung er würde wieder zu mir kommen. Doch sein bittendes Lächeln ließ meinen Widerstand wie Eis in der Wüste schmelzen. "Na gut, ich komm ja schon." Noch einmal widmete ich mich meinem Outfit, zupfte vor dem Spiegel an meinen Haaren herum und nickte dann zufrieden als ich fertig war. Reita nahm meine Hand, drückte sie fest und zog mich hinter sich her zu den Anderen. Und im Augenblick war meine kleine Welt einfach perfekt. Kapitel 9: Von Eifersucht und naiver Hoffnung --------------------------------------------- Hallo ^-^ Gomen das ich mit dem Pitel so lang gebraucht habe, aber die Muse war im Urlaub und hat mich hier hängen lassen xD Nun aber viel Spaß mit Ru & Rei *Kekse und Kakao hinstell* ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Mein Finger schlossen sich sanft um das Mikrofon, meine Lippen berührten leicht das kühle Metall. Grelle Lichter zuckten um mich herum, der Bass dröhnte laut aus den Verstärkern. Das Publikum war vollkommen in unsere Musik eingetaucht, sie schrien unsere Songs mit, bewegten sich im Takt unseres Rhythmus. Lächelnd öffnete ich die Augen, ein Strahlen zeichnete sich auf meinen Lippen ab als ich meine Faust in die Luft riss und das Publikum in tosenden Applaus ausbrach. "Danke Leute! Ihr wart großartig! Vielen vielen Dank!" rief ich ins Mikrofon und winkte meinen Fans zu. Müde schleppte ich mich von der Bühne und wäre kurz vor dem kleinen Aufenthaltsraum fast zusammengebrochen. So schön die Auftritte waren, so sehr ich auf der Bühne aufging, so sehr erschöpften sie mich auch. Das helle Scheinwerferlicht, die vibrierenden Töne, meine Verausgabung, all das hatte dafür gesorgt das ich völlig kraftlos in mir zusammensackte. Doch heute wurde ich aufgefangen. Zwei starke Arme schlangen sich um meine Taille, hielten mich davor auf den Boden zu fallen. Lächelnd blickte ich auf. Reita war beinahe genauso erschöpft wie ich. Seine Finger waren gerötet, deutlich war das heftige Zittern zu erkennen. Er keuchte, völlig atemlos, während ihm die blonden Strähnen im Gesicht klebten. Und doch glänzten seine Augen voller Zufriedenheit. Ich wusste wie sehr ihn die Musik ausfüllte, wie er in ihr aufging. Ich würde sogar behaupten das es nichts gab was er mehr liebte als die Musik und seinen Bass - ja, er hatte noch immer den alten Bass aus den Anfangszeiten unserer Band, das Ding ist schon ein richtiger Oldie. "Setz dich hin." Sanft strich ich über seine erhitzte Wange und ließ mich von ihm auf die kleine Couch führen. Mein Kopf sank auf seine Schulter und das Gefühl der Geborgenheit übermannte mich. Langsam trudelten auch unsere Bandkollegen ein. Kai schleppte sich in den Raum, fiel auf den Boden und steckte seine Hände in den für ihn vorgesehen Eiseimer. "Klasse Show.." murmelte Ruha, der Aoi auf seinen Schoß zerrte. Friedlicher konnte ein Ende gar nicht sein. Aber was wäre mein Leben denn, wenn nicht wieder irgendetwas dazwischen käme. Mit einem Ruck schwang die Tür auf und ein völlig aus der Puste gekommener Security-Mann baute sich vor uns auf. "Ruki? Da ist ein Typ der meinte er kennt dich." Aufmerksam hob ich den Kopf und nickte dem Mann zu. Wir waren hier in einer fremden Stadt, wen sollte ich schon groß kennen? Doch als sich dann ein brauner Schopf durch die Tür schob und mich breit angrinste fiel mir alles aus dem Gesicht. "Takahiro?" "Hi Ruki." Ok, das war wirklich eine Überraschung. Takahiro hätte ich hier nun wirklich nicht erwartet. Und überhaupt? Wie hatte er mich denn gefunden? Nun gut, ich hatte ihm meinen Namen genannt, aber das er damit gleich 'the GazettE' assoziiert war nun wirklich wie ein 6er im Lotto. Höflich wie ich war erhob ich mich und taumelte noch ein wenig benommen auf meine Kurzzeitbekanntschaft zu. "Hey, mit dir hab ich ja gar nicht gerechnet." "Ich dachte ich seh' mal nach ob du das Problem mit deinem besten Freund gelöst hast, nachdem du so überstürzt davon gelaufen bist." Erschrocken biss ich mir auf die Unterlippe. Verdammt er konnte das doch nicht vor allen Leuten ausplaudern! Ich spürte bereits Reitas bohrende Blicke in meinem Nacken und wagte es nun nicht mich umzudrehen - immerhin hing ich an meinem Leben. Takahiro hatte nun auch das Interesse der anderen Bandmember geweckt, die nun neugierig die Köpfe reckten. Mir war das Ganze mehr als unangenehm. Wie war ich auch auf die blöde Idee gekommen, einem völlig Fremden meine Probleme zu erzählen. Unangenehmes Schweigen machte sich breit, jeder hier erwartete eine Reaktion von mir. Ok Ruki, ganz ruhig, tief ein- und ausatmen. Die Welt ist wunderschön und du bist ein Gänseblümchen. Takahiro legte eine Hand auf meine Schulter und sah mich mitleidig an. Doch noch ehe ich mich irgendwie aus dieser Situation befreien konnte, hatte sich Reita hinter mir aufgebaut und Takahiros Hand von meiner Schulter geschlagen. Die Luft knisterte vor Anspannung, so sehr das ich Angst hatte das hier alles gleich explodierte. "Ähm.. sehr nett von dir Taka das du gekommen bist. Aber mir geht's gut, danke. Ich bin nur ziemlich müde, das Konzert war ziemlich anstrengend." "Du warst gut. Ich war auch da und muss sagen: tolle Show. Bist richtig abgegangen da oben." Ich wurde ein wenig rot um die Nase und biss mir fest auf die Unterlippe. Verdammt was tat ich denn eigentlich hier? Da stand die Liebe meines Lebens direkt hinter mir und so ein Unbekannter vor mir der mich verlegen machte. Unsicher sah ich zwischen den Beiden hin und her, drückte mich schließlich enger an Reita heran. Sofort legte er einen Arm um meine Hüfte, drückte mich so fest er in seiner Erschöpfung konnte an sich. Die beiden Männer schienen sich mit ihren Blicken erstechen zu wollen, so intensiv knisterte die Luft um uns herum. Hätte ich es nicht besser gewusst, würde ich denken das hier alle gerade aufgehört hatten zu atmen. "Ähm.. dank' dir. Wir können uns ja später nochmal unterhalten. Jetzt müssen wir aber wirklich ins Hotel zurück." Nunja, eine schöne Ausrede war es ja nicht, aber irgendwie musste ich die Situation auflösen bevor Reita Takahiro noch mit einem wilden Knurren ansprang und zu Boden riss. Besagter schnappte sich nun unaufgefordert meine Hand und zerrte mich mit einer Gewalt aus dem Aufenthaltsraum, dass ich befürchtete er würde mir alle Knochen brechen. "Rei! Du tust mir weh!" Doch er schien mich überhaupt nicht zu beachten. Das ich auch völlig außer Atem war und kaum noch stehen konnte interessierte ihn auch nicht. Unbeirrt zogt er mich hinter sich her, raus aus der Halle, über die Straße und durch die komplette Stadt. Dabei sah er aus als würde er alles und jeden mit seinem Laserblick durchbohren, der ihm auch nur im Entferntesten krumm kam. Ich hatte es bereits aufgegeben mich zu wehren oder zu meckern und seufzte nur erleichtert auf als unser Hotel in Sicht kam - ja, ich hegte die naive Hoffnung dass wir nun am Ziel unserer Reise waren. Die Tür zum Zimmer fiel mit einem lauten Krachen ins Schloss, während ich mit einem unsanften Ruck auf dem weichen Bett landete. Ok, ich hatte mir immer vorgestellt ein wenig härter rangenommen zu werden, doch Reitas Blick machte mir gerade furchtbar Angst. Er schnaubte, presste seine Lippen aufeinander und starrte mich einfach nur an. "Was...was hast du denn?!" Langsam richtete ich mich auf den Ellenbogen auf und kroch zum äußersten Rand des Bettes. Eine Weile sagte er gar nichts, dann seufzte er auf und senkte den Kopf. "Der Typ hat dich angesehen als wollte er dich fressen." Seine Stimme war nur noch ein leises Flüstern, doch mir blieb der entschuldigende Unterton nicht verborgen. Kami wie brachte er das nur immer wieder fertig?! Erst hatte er mir eine Heidenangst gemacht und jetzt stand er da wie ein Häufchen Elend das ich einfach nur in den Arm nehmen wollte. "Sag bloß du bist eifersüchtig?" Lächelnd schlang ich meine Arme um seinen Bauch, vergrub mein Gesicht kichernd an seiner Brust. Ich spürte seinen gleichmäßigen Herzschlag und das leise Grummeln das über seine Lippen glitt. "Ich teile nur ungern." Natürlich. Lächelnd verschloss ich unsere Lippen zu einem sanften Kuss, überrascht wie weich sie immer wieder waren, trotz des ständigen Alkohol- und Zigarettenkonsums. Ganz automatisch schlossen sich meine Augen, gab ich mich völlig der ungeahnten Sanftheit meines Bassisten hin, bis er den Kuss löste und lächelnd nach Luft schnappte. "Du willst dich doch nicht wirklich mit diesem Typen treffen, oder?" Na prima, hatte ich eben noch gedacht das Thema wäre abgehackt, griff Superblondie es wieder auf. Was sollte ich denn jetzt sagen? Nein, dir zuliebe lasse ich eine neue Freundschaft im Sand verlaufen? Bestimmt nicht. "Naja. Ich fand ihn ganz nett. Vielleicht einen Kaffee trinken oder so?" Schnell hatte ich die Schultern nach oben gezogen - ich konnte ja nicht wissen wie er reagieren würde. Und tatsächlich war er meinen Antwort nicht gewogen und presste verbissen die Lippen aufeinander. "Ich will nicht das du dich mit dem triffst! Der hat dich ja schon mit seinen Blicken ausgezogen!" "DER, hat einen Namen Rei." "Mir doch egal. Ich will es trotzdem nicht." Genervt verdrehte ich die Augen und wand mich aus seinem Griff. "Dann lässt du es eben. Ich lass mir nicht verbieten mit wem ich mich treffe und mit wem nicht." Seit wann war er denn so Besitz ergreifend?! Irgendwie war es ja rührend das er sich so um mich kümmerte, aber das war dann doch ein wenig zu viel der Fürsorge. Ich wand mich ab, trat hinaus auf den Balkon und zündete mir eine Zigarette an. Der bläuliche Rauch schlängelte sich in einer kleinen Säule hinauf in den Abendhimmel, verblasste dort bis zur Unkenntlichkeit. So hatte ich mir meinen Abend eigentlich nicht vorgestellt. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass mein Freund gleich so austickt wenn ein anderer Mann mit mir reden wollte? Es hatte keinen Sinn sich darüber den Kopf zu zerbrechen, bei Reita war das sowieso hoffnungslos - ich spreche aus Erfahrung. Gerade als ich die Gedanken zum Thema "Reita dein Freund und Größenwahnsinniger" beiseite geschoben hatte, schlangen sich zwei starke Arme um meine Schultern. Es war nicht so als würde mir der Atem geraubt, es war eher eine Art Wärme, die sich meiner bemächtigte und alle Wut verpuffen ließ. "Es tut mir Leid Ru. Nur ~ jetzt wo ich dich für mich habe, will ich dich nur ungern teilen." Hallo? Mann der eigentlich die Fleischwerdung von Sprunghaftigkeit ist, woher dieser Gefühlsausbruch? Irgendwie hatte ich das Gefühl das er mir die ganzen Jahre einen Menschen vorgespielt hatte, der er gar nicht wahr. Oder hatte er sich wirklich verändert? Gott! Über diesen Mann könnte ich ein Buch schreiben. "Ist schon gut. Du solltest nur dein Temperament ein bisschen zügeln, sondern gehen die Pferde mit dir durch." Nein, ich habe heute Morgen keinen Glückskeks gegessen, das muss wohl an den Hormonen liegen. Mit einem Lächeln auf den Lippen wand ich mich in Reita's Umarmung und blickte direkt in dessen schöne Iriden. Binnen weniger Sekunden war ich ihm völlig verfallen. Wenn er es verlangt hätte, wäre ich sofort von dieser Brüstung gesprungen und es hätte nur eines Wortes seinerseits bedurft. Ja, für diesen Mann würde ich sterben. Und so versank ich in einen innigen Kuss, kostete den Geschmack der sündigen Lippen aus und ließ mich in seine starken Arme fallen. Er hielt mich. Er hatte es immer getan. Er würde es immer wieder tun. Er war mein und ich war sein. Kein Mann, keine Eifersucht würde uns je wieder voneinander trennen können. Kami, machte mich meine bedingungslose Liebe naiv... Kapitel 10: Nachts auf dunklen Straßen -------------------------------------- Erschöpft lehnte ich mich an den Mikroständer und schloss die Augen. Kai war ja so ein Sklaventreiber. Seit drei Stunden standen wir nun in dieser Halle und probten einen Song nach dem Anderen. Die Gitarren waren gestimmt, der Verstärker funktionierte und auch die Lichteffekte kamen dann wann sie kommen sollten. Aber einer war immer noch nicht zufrieden: Leader-sama. Der schraubte nun schon die letzte halbe Stunde an seinen Drums herum, hämmerte mit den Sticks darauf herum nur um unzufrieden den Kopf zu schütteln und wieder zu schrauben. Also mir wurde das langsam zu viel. Wenn er wollte das ich heute Abend stehend performte, musste ich mich jetzt ausruhen. Die Anderen hatten bereits das Weite gesucht und es sich in unserem Aufenthaltsraum gemütlich gemacht. Hier empfing mich tiefe Ruhe. Uruha hatte es sich mit einem Modemagazin auf dem Sofa bequem gemacht, Aoi spielte mit seinem Gameboy - sein Kopf lag übrigens auf dem Schoß des Leadgitarristen - und Reita grummelte auf dem ausgefransten Sessel vor sich hin. Ein Bild der Friedlichkeit. Als Reita mich in der Tür sah hob er den Kopf und streckte lächelnd seine Arme nach mir aus. Bei einer solchen Einladung ließ ich mich natürlich nicht zweimal bitten. Freudig quiekend hüpfte ich auf meinen Freund zu und fiel ihm in die Arme. Seine warme Hand streichelte mir über den Kopf. "Alle Achtung. Du hast es am längsten ausgehalten." Ich legte meinen Kopf auf seine warme Brust und schloss die Augen. Es tat verdammt gut zu wissen, dass ich nun der Einzige war der hier liegen durfte. "Du bist ja einfach abgehauen und hast es versäumt mich zu retten." "Verzeiht Prinzessin." Lachend boxte ich ihm in die Seite und schmiegte mich wieder an ihn. Ich hätte nie gedacht das Reita so sanft sein konnte. Ok, er war nie besonders grob zu mir gewesen - von seiner einfach gestrickten Gefühlswelt mal abgesehen - aber er hatte mich auch nicht mit Zärtlichkeiten überschüttet. Kein Wunder das jeder mit ihm zusammen sein wollte, wenn er einen erst einmal hinter seine dumme dicke Schale blicken ließ. Wenn ich daran dachte heute Nacht wieder neben ihm zu liegen, wurde ich ganz hibbelig. Ja, ich benahm mich wie ein Teenager aber das war mir verdammt noch mal egal. Ich war verliebt, da durfte ich mich auch ein wenig daneben benehmen. "Würdest du mir nach dem Auftritt heute Abend die Ehre erweisen mit mir auszugehen?" "Ausgehen? Wo willst du denn hin?" "Ich weiß nicht. Vielleicht in einen Club oder so. Im Hotel fällt mir sonst die Decke auf den Kopf." Das konnte ich ihm sogar abkaufen. So schön eine Tour auch war, nach einer Woche hatte ich es satt in einem Hotelbett zu schlafen und mich den ganzen Abend schrecklich zu langweilen - in den letzten Tagen hatte ich mich eher schrecklich gefühlt als gelangweilt, aber diese Zeiten waren ja nun Kami sei Dank vorbei. Kai würde uns zwar den Kopf dafür abschlagen, denn so wie ich mich und meinen besten Freund kannte, würden wir morgen früh etwas verspätet aus unserem Bett fallen. "Gern doch. Jetzt nimmst du mich ja endlich mal mit." Nach dem ich diese Antwort ausgesprochen hatte, tat es mir sofort wieder leid. Reitas krampfhaft aufeinander gepresste Lippen zeugten von der Reue die er empfand. "Entschuldige." murmelte ich und schmiegte mich etwas enger an ihn. Ich sollte mein Großmaul wirklich mal im Zaum halten. Zwei Stunden volle Power. Zwei Stunden Adrenalin pur. Zwei Stunden Verausgabung. Zwei Stunden pure Freude. Erschöpft aber glücklich taumelte ich von der Bühne, direkt in Reitas Arme. Er war mit den anderen bereits früher von der Bühne gegangen - ich hatte mich in meinem Rausch noch zu einer kleinen Rede hinreißen lassen. "Bist du überhaupt noch in der Verfassung auszugehen?" "Klar doch. Das lass ich mir nicht entgehen." Natürlich war ich furchtbar müde und hätte mir eigentlich nichts lieber als ein Bett und ein Kissen gewünscht, aber Reita hatte so einen erwartungsvollen Ausdruck in den Augen. Ich wollte ihn jetzt nicht enttäuschen. Außerdem war es wirklich an der Zeit mal gemeinsam wegzugehen. "Wunderbar! Dann lass uns gehen. Du musst dich noch umziehen." Und schon hatte er mich geschnappt und zurück ins Hotelzimmer gezerrt. In diesem Moment war ich Kai so dankbar dafür, dass er immer dafür sorgte, das Hotel möglichst in unmittelbarer Nähe der Konzerthalle zu buchen. "Rei ~ nicht so schnell. Ich krieg keine Luft mehr." Lachend hatte ich mich ins Bad schieben lassen, wo ich mich in Windeseile wieder einigermaßen richtete. Es war mir wirklich ein Rätsel wie Reita noch so voller Energie sein konnte. Ich hatte seine roten Finger gesehen, seine Hand glühte förmlich und doch hatte er noch genug Enthusiasmus um feiern zu gehen. Auf dem Weg in den Club hatte er mir zu liebe ein etwas langsameres Tempo angeschlagen. Reita hatte einen Arm um meine Schulter gelegt und ich genoss die Wärme die von seinem starken Körper ausging. Wahrscheinlich hätte ich den ganzen Abend so an ihm geklebt, wäre uns nicht diese Gruppe Betrunkener entgegen gekommen. Sofort hatte Reita mich hinter sich geschoben. Hallo? Ich war keine zwei Jahre alt! Die Männer glucksten und torkelten in einem ziemlich albernen Schlangentanz auf uns zu. Ich hätte sie niemals ernst genommen, wenn sie nicht doppelt so breit wie ich und drei Köpfe größer gewesen wären. "Rei lass und gehen. Komm schon, wir wechseln einfach die Straßenseite." Aber es war schon zu spät. Es war wie in einem dieser schlechten Hollywoodfilme, viel zu surreal um wahr zu sein und doch geschah es. "Sieh mal Kuro ~ sind die beiden nicht herzallerliebst?" "Ja, richtig niedlich. Wie Batman und Robin." Lautes Gelächter brach unter den Männern aus, als sie uns langsam umzingelten. Eigentlich war ich fremden Menschen gegenüber sehr aufgeschlossen, aber diese Säufer jagten mir eine Heidenangst ein. Panisch presste ich mich an Reita, versteckte mein Gesicht an seinem Rücken. Ich hörte ihn schwer atmen. Ich kannte ihn, er rang mit seiner Fassung, wie damals, als er Kouhei zusammen schlagen wollte weil er mir wehgetan hatte. Reita war schon immer so impulsiv gewesen, er sagte gerade aus was er sagte und handelte auch nach einem ziemlich einfachen Muster. Einer der Männer hatte sich aus der Gruppe gelöst und war auf Reita zugekommen. Sie standen nur wenige Zentimeter auseinander. Mein Freund schnaubte und ich wusste das er gerade krampfhaft die Lippen aufeinander presste. "Wie wärs wenn wir ein bisschen mit deinem kleinen Freund da spielen? Wir sind wirklich lieb zu ihm, er muss sich nicht verstecken." "Das halte ich für keine gute Idee." Ich fand das auch nicht wirklich prickelnd. Ich drückte mich fester an Reita, in der naiven Hoffnung allein seine bloße Anwesenheit würde mich vor allem Bösen auf dieser Welt beschützen. Dem war leider nicht so. Während mein Liebster von dem Mann zugetextet wurde, packte mich ein anderer an den Schultern und riss mich mit einem Ruck nach hinten. Laut schreiend schlug ich um mich und versuchte mich aus dem eisernen Griff zu winden. "Nimm sofort deine dreckigen Pfoten von ihm!" "Sonst was?" "Hast du bald drei Nasenlöcher!" Diese Worte schwangen so bedrohlich in der Luft, dass sie beinahe greifbar waren. Und im Gegensatz zu der Situation vor vielen Jahren im Einkaufszentrum, als Kouhei aufgetaucht und Reita ausgetickt war, ließ er sich hier nicht zurückhalten. Was hätte ich denn auch tun sollen? Mich todesmutig zwischen sie werfen um mich als Pazifisten zu outen? Oh ja, mein Opfer würde mit Sicherheit Würdigung finden. Reita's Faust zuckte ungeduldig neben seinem Bein hin und her. Er war nie ein Gewalthasser gewesen, aber er hatte sie nur angewandt, wenn es wirklich nötig war. Ob diese Kerle uns hinterher rennen würden wenn wir versuchten zu fliehen? "Du dreckige Schwuchtel hast mir nicht zu drohen! Pass lieber auf das du dir keinen Fingernagel abbrichst." Also bitte! Als ob Reita wie eine typische Schwuchtel aussah. Die beiden waren nur wenige Zentimeter voneinander getrennt und ich konnte spüren wie der Körper meines Freundes vor Anspannung bebte. "Reiz mich nicht." Ängstlich biss ich mir auf die Unterlippe. Ich wollte keine Schlägerei. Lieber hätte ich mir Reita geschnappt und wäre mit ihm weitergegangen. Noch immer lag der Arm des Fremden um meinen Hals, hielt mich einige wenige Zentimeter über dem Boden. "Rei ~ " flehte ich, was von meinem Peiniger nur mit einem Kichern kommentiert wurde. Verzweifelt krallte ich meine Nägel in seinen Unterarm, doch das schien der gar nicht zu bemerken. Mit eisernem Griff hielt er mich gefangen und harrte der schlagfertigen Auseinandersetzung zwischen Reita und seinem Kumpel. So sehr ich mir auch gewünscht hatte das ganze gewaltfrei lösen zu können, umso mehr wurde ich nun enttäuscht. Ich hatte mich so sehr auf meine Gedanken konzentriert, dass ich die provokante Frage des fremden Mannes nicht gehört hatte, auf die Reita mit einem kräftigen Faustschlag reagiert hatte. Nun kniete er über dem Mann, schlug immer und immer wieder auf ihn ein. Für einen Moment waren alle wie erstarrt, keiner war fähig sich zu bewegen. Dann stürzten sich jedoch die verbliebenen zwei Männer auf Reita, packten ihn an den Schultern und zogen ihn von ihrem Kameraden weg. "Fasst mich nicht an!" schrie er und trat wild um sich. Tränen sammelten sich in meinen Augen, ich hatte Reita noch nie so außer sich erlebt. Er tobte und versuchte sich aus dem Griff der Männer zu befreien. Was hatte ihn bloß so aus der Fassung gebracht? Unruhig sah ich zu wie sie Reita auf den Boden drückten um ihn wenigstens leicht unter Kontrolle zu bekommen. Ich zappelte im Griff meines Peinigers, doch der hielt mich eisern fest. Ich konnte das Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Wieso passierte immer mir so ein Scheiß? Einer der Männer schrie auf. Reita hatte ihm in den Finger gebissen und sich somit freigekämpft. Keuchend und mit einer unbändigen Wut in den Augen stand er nun da, die Hände zu Fäusten geballt. "Verschwindet von hier!" Seine Stimme klang bedrohlich, sie hatte nichts mehr von der rauen Sanftheit mit der er mich sonst immer umgarnt hatte. Unsere Angreifer schienen einen Augenblick zu überlegen ob sie sich wirklich noch einmal mit ihm anlegen oder lieber das Weite suchen sollten. Doch dann grinste der Mann hinter mir und strich mir mit seinem schmierigen Finger über die Wange. Angeekelt verzog ich das Gesicht. "Lasst uns noch ein bisschen mit dem hier spielen." Nein! Nein! Ich schüttelte heftig den Kopf. Es war wie in einem dieser billigen Hollywoodfilme, nur das diesmal ich die Hauptrolle hatte. Verzweifelt trat ich um mich, als der Mann sich in Bewegung setzte und mich hinter sich her zerrte. "Reita!" Ich schrie so laut ich konnte, aber mein Freund konnte mir nicht helfen. Er war damit beschäftigt sich gegen die zwei Verbliebenen zu wehren, die ihm wirklich heftig zusetzten. Ein dumpfer Schlag erklang, dann lachten die Männer und schlossen zu uns auf. Ich konnte nicht sehen was passiert war, doch da ich Reita nicht mehr hören konnte, wusste ich, wie der Kampf ausgegangen war. Stumm liefen die Tränen über meine Wangen, tropften mir vom Kinn auf den Asphaltboden. Die Männer machten sich nicht die Mühe mich in ein Auto oder einen Transporter zu stecken. Nur einige Straßen weiter stießen sie mich in eine Gasse in der er es fürchterlich nach Lack- und Sprühfarben stank. Ich zitterte vor Angst am ganzen Körper. Noch ein letztes Mal versuchte ich mich zu wehren, doch der Größte presste mich so brutal an die Hauswand, dass ich die Umrisse der Ziegelsteine in meinem Rücken spüren konnte. Wimmernd machte ich mich so klein wie es in dieser Position nur möglich war und kniff die Augen zusammen. ~ Reita .. ~ Es war der letzte Gedanke den ich zu fassen bekam, denn nur wenige Minuten später hatte ich alles ausgeblendet . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)