Nudelauflauf Reloaded von AjinPal (The next Generation) ================================================================================ Kapitel 1: Bärenliebe --------------------- # ## #"Seid ihr gut drauf?! Ich kann euch nicht hören!" brüllte ich in mein Mikrofon. Die Luft um mich herum zitterte, der Boden der Bühne vibrierte unter meinen Füßen als ich auf und ab sprang, die Hände in die Luft riss, um mein Publikum anzufeuern. Wir waren eins, ich, die Leute vor und hinter mir, die Deckenleuchter und selbst die Boxen, verteilt in der gesamten Halle schienen sich mit mir zu vereinen. Ich hörte das Schreien, das Geklatsche und die Jubelrufe. Hinter mir summten die Saiten der Gitarren, konnte ich doch spüren wie aufgeregt Aoi und Uruha darauf warteten endlich los zu legen. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen, gespannt zählte ich in Gedanken einen Countdown. "Jetzt lasst uns diese Halle zum Kochen bringen! Ich will euch hören!" Und schon fing Kai an auf die Drums einzudreschen, sicher mit seinem Atomgrinsen, das wir alle so liebten. Tiefer Bass dröhnte aus dem Verstärker, bis schließlich die heißen Laute der beiden Gitarren einsetzten und die Show begann... Erschöpft taumelte ich durch die breiten Gänge nach hinten in den Aufenthaltsraum, lies mich auf die Couch fallen und blieb in genau dieser Position liegen. Stimmen drangen nur durch einen dicken Sumpf in mein Bewusstsein. Hände schlugen leicht auf meine Schulter, eine durchwuschelte mein blondes Haar. "Gut gemacht Kleiner. War 'ne klasse Show." ich brachte ein Lächeln zustande, hob kurz meine Hand an, doch dann fiel sie schlaff wieder an der Couch hinab. Leises Stöhnen erfüllte den Raum, meinen Bandkollegen schien es physisch nicht besser zu gehen als mir. Wie immer hatten wir uns total verausgabt, alles an Leidenschaft aus uns herausgeprügelt was wir zu bieten hatten, all unsere Kraft in unsere Stimmen und Finger gelegt. "Reita? Was machst du denn da?" "Ich zieh mich an." "Das seh ich auch, aber warum? Bist du nicht fertig?" "Doch ein wenig schon. Aber ... es geht noch besser." Neugierig hob ich meinen Kopf, blickte meinen besten Freund mit misstrauischem Blick an. Er hatte wieder dieses Funkeln in den Augen, dieses bestimmte Funkeln das zeigte das er sicher innerhalb der nächsten halben Stunde einen willigen Kerl im Bett haben würde. Mir war es schleierhaft wie er das immer wieder auf die Reihe bekam. Wenn ich wüsste was er ihnen immer ins Ohr flüsterte, wäre mein Liebesleben sicher um einiges ausgefüllter. Ich rollte mich auf meiner Couch herum, bis ich es endlich geschafft hatte mich aufzurichten - und das ganz ohne die Hilfe meiner viel zu kurzen Arme, Applaus bitte. “Du gehst schon?” fragte ich Reita, zog dabei meinen zuckersüßen Schmollmund, in der Hoffnung er würde den Bassisten weichklopfen. Doch dieser nickte nur freudestrahlend, gab mir einen kleinen Kuss auf die Stirn und verschwand dann aus dem Aufenthaltsraum. Mit hängenden Schultern hatte er mich zurückgelassen, doch das interessierte ihn ja schon lange nicht mehr, da er wusste, ich würde ihm jeden Fehltritt verzeihen. Er war mein bester Freund, war es dann nicht üblich so großherzig und selbstlos zu sein? Ich schüttelte den Kopf und lies mich wieder zurücksinken, es hatte keinen Sinn, sich den Kopf über mein Lieblingsblondie zu zerbrechen, es würde nur wehtun. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich blickte direkt in Aoi’s Gesicht. Lächelnd sah er mich an, ein bisschen so, als sei ich nicht ganz bei mir und bräuchte dringend ärztliche Hilfe. “Was ist?” fuhr ich ihn schärfer an als es beabsichtigt war. “Eigentlich wollte ich dich fragen ob alles in Ordnung ist, aber das scheint sich ja jetzt erledigt zu haben.” “Wieso denn das jetzt?” “Du benimmst dich wie eine kleine Furie!” “Was?! Ach wisst ihr was ... lasst mich doch alle einfach in Ruhe!” Wütend sprang ich auf, schnappte mir meine Jacke und verlies den Aufenthaltsraum. Ich konnte es nicht leiden wenn sie mich wie ein Kleinkind behandelten. Außerdem taten sie immer so, als würde es mich stören das Reita so einen Männerverschleiß hatte und nur auf der Piste unterwegs war. Aber das stimmte nicht! Verdammt nochmal, er ist nur mein bester Freund und nicht mein Partner. Wieso sollte es mich also stören?! Die kalte Novemberluft die mir entgegen schlug, kühlte mein erhitztes Gemüt ein wenig ab. Ich verlangsamte meinen Stechschritt, lies mich schließlich auf einer Bank nieder die meinen Weg kreuzte. Es war ziemlich kalt und das kalte Metall der Bank tat sein bestes um mir kräftig den Hintern zu kühlen. Seufzend zog ich meine Knie eng an meinen Körper, schlang meine Arme darum und legte mein Kinn darauf. Ob Reita auch ab und an mal daran dachte mit mir weg zu gehen? Es kam schon mal vor, das er mich fragte ob ich nicht etwas mit ihm unternehmen wollte, doch meistens ging diese Frage von mir aus. Langsam bekam ich das Gefühl das ich ihm auf die Nerven ging, so wie er mich vorhin abgefertigt hatte. Heftig schüttelte ich den Kopf um diese dummen Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen. Wir waren besten Freunde seit der Grundschule! Wenn ich ihm auf die Nerven gehen würde, hätte er mir das direkt ins Gesicht gesagt. Zufrieden über diese Erkenntnis erhob ich meinen eingefrorenen Hintern um mich endlich nach Hause zu bewegen. Insgeheim hoffte ich ja, das Reita heute niemanden mit nach Hause nehmen , sondern mitten in der Nacht vor meiner Tür stehen würde - betrunken, müde und einsam. Doch bis es vielleicht soweit war, würden noch einige quälende Stunden vergehen, in denen ich tief in meinen Gedanken versunken über unsere Beziehung nachdenken würde. Es war also alles wie immer .... Müde schleppte ich mich die Treppenstufen in den vierten Stock hinauf, schloss die Tür auf und lies mich in den Flur fallen - Kami sei Dank hatte ich diesen mit einem schönen flauschigen Teppich dekoriert der nun meinen Sturz abfederte. Ich war einfach zu müde um mich heute noch irgendwie zu bewegen, sicher würde ich es nicht einmal bis zur Dusche schaffen. Kriechend zog ich mich also über den Fußboden in mein Schlafzimmer, wo mein Bett ein scheinbar unüberwindbares Hinderniss darstellte. Warum zum Henker war das Ding denn so hoch?! Einen Sturz aus dieser Höhe würde ich nicht überleben, gut das ich es noch nicht ausgetestet habe. Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern bis ich endlich oben lag, versteckt zwischen Kissen, Decken und dem Stoffbären den Reita mir vor ein paar Jahren zum Geschenk gemacht hatte. Lange sah ich den braunen Bären an, der nicht einmal einen Mund hatte. ~ Du musst dir vorstellen wie er gerade guckt. Wenn du traurig bist wird er dich anlächeln, wenn du einsam bist wird er dich einfach nur ansehen und wenn ich bei dir bin, dann wird er strahlen ~ hatte Reita damals gesagt. Ich glaube ja bis heute das er einfach nur in letzter Sekunde irgendetwas gekauft hat und dabei diese Fehlproduktion erwischt hat, und doch hat mir eben diese Fehlproduktion schon oft Trost gespendet wenn mein blonder Freund sich wieder mal daneben benahm. Ich drückte den Bären - den ich übrigens Akira genannt hatte, was Reita aber nicht wusste - an meine Brust, schlüpfte unter meine dicke Daunendecke, schloss die Augen und fiel in einen unruhigen Schlaf ~ Urplötzlich schreckte ich auf und wäre dabei fast aus meinem Bett herausgerutscht. Panisch sah ich um, was hatte mich denn jetzt eigentlich geweckt. Und dann kam es wieder: ein schrilles und langes Klingeln. Mein Herz machte einen Sprung und mit einem Satz war ich aus dem Bett gehüpft und zur Tür gespurtet. Dort blieb ich kurz stehen um meine Atmung runter zu kurbeln, ehe ich die Tür öffnete und meinen blonden Freund erblickte - betrunken, müde und einsam. Lächelnd nahm ich seine Hand und führte ihn ins Schlafzimmer. Wie ein Stein sank er auf das Bett und streckte seine Arme aus. Zögernd trat ich auf ihn zu,hatte ich doch eigentlich vorgehabt ihn noch auszuziehen. Er roch fürchterlich nach Alkohol und Zigarettenqualm, doch unter diesen Dunst mischte sich auch sein Parfum, das so beißend in meine Nase schnitt, sie dann aber mit lieblichen Nuancen liebkoste. Ich schmiegte mich eng an seinen schönen Körper, der nur mit einer Jeans und einem Ripphemd bedeckt war. Der Gedanke, das schon wer weiß wie viele Männer die Chance gehabt hatten, diesen Körper zu betrachten, sich ihm hinzugeben, versetzte meinem Herzen einen Stich. Reita hatte wirklich schon fast alles gevögelt was in dieser Stadt zwei Beine und einen Schwanz zwischen Beinen hatte. Nur mich nicht. Sicher hatten wir einige Möglichkeiten und Augenblicke gehabt in denen es beinahe soweit gewesen wäre, doch Reita hatte sich mir dann immer entzogen. Ich machte mich an seiner Brust ganz klein, überkam mich doch gerade das Gefühl nicht attraktiv genug zu sein. Fand er mich etwa hässlich? Sicher würde er mit jemandem wie mir - klein, pummelig und ein wenig kindisch - niemals ins Bett steigen ... “Ich liebe dich Ru.” seine raue Stimme war nur noch ein lallendes Flüstern, er war bestimmt schon im Halbschlaf. Er hatte mir eine Hand auf den Rücken gelegt und mich somit fest an sich gedrückt, als bräuchte er mich um nicht aus dem Bett zu fallen. “Ich liebe dich auch Rei. Schlaf gut.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)