Licht und Dunkelheit von Diracdet (Teil 6 des Detektiv Conan-Noir Crossovers) ================================================================================ Kapitel 5: Die Künstler von Schloss Kunieda ------------------------------------------- Hallo an alle Lesenden,^^ und willkommen zum fünften Kapitel und damit zum Auftakt des eigentlichen Kriminalfalles dieser Geschichte. An dieser Stelle muss ich ein gesondertes Dankeschön loswerden. Ich bin kein Künstler, ich bin Physiker – was man vielleicht schon gemerkt hat... *hüst* - und Kunst ist ganz sicher nicht mein Metier. Da ich aber auch nicht völligen Unsinn schreiben wollte, habe ich mich bei einigen Textstellen die ab jetzt kommen, intensiv beraten lassen von einer Kunststudentin, die vielleicht anonym bleiben will. Wenn nicht, sags schnell, ich ändere das noch! ;] Aber dennoch hier mein offizielles riiiesiges Danke schön dafür, dass du inhaltlich diese FF gerade rückst, was Kunst angeht. ^_________^ Dann wieder ein großes Danke an die weiter fleißigen Kommi-Schreiber. Das Aufeinandertreffen Kirika-Conan, welches auch einige Kapitel in Anspruch nehmen wird, beginnt aber erst in zwei Wochen so richtig... Dann kann ich vorläufig nur viel Spaß mit diesem Kapitel wünschen und bis nächste Woche. ;] LG, Diracdet Kapitel 5: Die Künstler von Schloss Kunieda Der kleine Kombi von Kogoro war mit fünf Insassen eigentlich zu gut gefüllt, aber Heiji wollte unbedingt nicht mit seinem Motorrad hinterherfahren, sondern die Fahrt für einige Nachfragen nutzen. So nahm vorne Inspektor Takagi auf dem Beifahrersitz platz, während Ran, Kazuha und der Detektiv des Westens sich in dieser Reihenfolge hinten zusammen setzten. Kazuha suchte den Blick ihres Freundes, versuchte in seiner ernsten Miene zu lesen. 'Warum erzählst du es Ihnen nicht, Heiji? Du hast doch gesehen... dass sie nicht ganz normal ist... und dass sie gelogen hat!' Er fixierte ruhig die Kopfstütze des Fahrersitzes vor sich, nahm ihren Blick nur im Augenwinkel wahr. Als er endlich seinen Kopf leicht zu ihr neigte, nickte sie ihm ermutigend zu. Ihre Lippen formten den Namen 'Kirika', das konnte er erahnen, schüttelte aber unmerklich, ablehnend seinerseits den Kopf. Tonlos drückte sie mit einem leichten Augenheben ihre Verwunderung aus, woraufhin er sein Kinn leicht genervt auf dem linken Arm abstützte und seinerseits die Augenbrauen leicht anhob, ihr damit andeutete, zu ihrer Mitfahrerin zu ihrer Rechten zu blicken. Ran starrte nun schon einige Minuten lang, seit das Auto los gefahren war, nur stumm hinaus ins nichts, in die Leere. War tief in Gedanken versunken, die er auch nicht unterbrechen wollte, vermutlich auch nicht konnte. 'Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar. Ja sicher erinnere ich mich an Mademoiselle Bouquet's Anrede damals. Aber... was soll diese mir bringen? Sie selbst hat nur vom kleinen Prinzen geredet, Doktor Araide brachte den Aspekt mit dem Zitat. Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar... Sicher, wenn man es auf Conan überträgt, man sieht ihm seine Talente nicht an. Oder... man sieht ihm auch nicht seine Identität an, sofern er denn Shinichi ist... Aber wobei soll mir das helfen? Sie wird doch nicht Conan meinen, oder? Nein, Unsinn, Ran, du machst dir schon wieder absurde Gedanken.' Das Problem an diesen absurden Gedanken war, dass ihr keine anderen kamen. Im Gegenteil, jeder Funken, jeder kleine Krümel, jede Spur einer anderen Interpretation wurde von dieser einen im Keim erstickt und im Boden zertreten. Eines konnte Ran nicht leugnen... es war noch nie so schlimm, wie dieses mal. Conan, zu 99% sicher Shinichi, kontrollierte ihren Verstand, nahm sie innerlich gefangen. Sie spürte, wie ihr im Herzen und im Gesicht warm wurde, wandte sich noch mehr zur Seite, ließ die Sonne von außen ihr drückend ins Gesicht scheinen. Möge doch ein physischer Schmerz, und sei es nur ein kleiner Reiz durch intensive Sonnenstrahlung, ihr wenigstens diesen Moment zum Atmen geben. Es gab noch etwas, was für das Auge unsichtbar sein sollte, aber dem Herzen so offenkundig nahelag, die Gefühle. Wenigstens die eigenen waren untrüglich, nur manchmal eben schwer zu deuten. Sie hatte es schon seit langem wohl so empfunden, es als das interpretiert, was es war, aber nie war sie sich so sicher, wie in diesem Moment. Es wurde kein geringeres Bedürfnis, an Shinichi zu denken, wenn sie es tat, es verstärkte sich nur noch. Jeden Moment, den sie mit ihm verbringen konnte seit diesem Tag im Tropical Land linderte nicht den Schmerz, füllte nicht die Lücke in ihrem Herzen. 'Es waren wohl tatsächlich keine leeren Worte, die ich Conan damals so unbedenklich an den Kopf warf... es muss wohl wirklich so sein, dass ich... Shinichi liebe. Aber warum... geht mir dann Conan nicht aus dem Kopf? Auch wenn sie ein und dieselbe Person sein sollten... es liegen doch... in ihrem Verhalten... so oft... Welten dazwischen... Wieso tust du das, Conan? Was... was ist dein wahres Motiv?' Die leichte Errötung verflog, ihr folgte eine nüchterne Verwunderung. Diese Frage hatte sie so noch nie gestellt. Sein Motiv? Er war hinter einer Organisation her, die versuchte ihn zu töten, die vermutlich sogar glaubte, ihn getötet zu haben. Anders ist wohl nicht zu erklären, wie nahe an seinem wahren Wohnort er sich versteckte. Es gab diese Organisation, Vermouth hatte es ihr bestätigt, und auch einige der tieferen Verbindungen. Diese Organisation hatte ihn scheinbar mit einem eigenen Mittel verjüngt, so hatte es Mamoru interpretiert, dass er scheinbar nicht ganz wählen konnte, wann Shinichi kam und ging. Frei nach Faust, der Teufel selbst gab ihm das Mittelchen. Also zum Einen versteckte er sich, und zum Anderen... wollte er wohl auch die Leute um sich herum schützen. So war Shinichi, das wusste Ran genau. Eine dieser Eigenheiten an ihm, die sie bewunderte, aber auch... inspirierte. Das, was er tat, war einfach richtig, es war gut so, bedurfte keiner tieferen Logik, die er sonst so in den Vordergrund stellte. „Braucht man denn einen Grund, um einen Menschen zu retten?“ Seine Worte damals aus New York wiegten nun wahrhaft schwer in ihren Ohren, betäubten eigentlich jeden Versuch, darüber nachzudenken. Und deswegen, weil es richtig war, einfach so richtig war... musste auch von anderen so gehandelt werden. So sollte auch sie handeln. So begründete sie für sich seit Jahren, was sie tun würde, wenn es nötig wäre. Das war ihre Maxime. Nicht ahnend, dass diese Einschätzung umgekehrt bei Shinichi genauso vorhanden war für Ran. Das Gute beeinflusst sich gegenseitig, verstärkt sich durch das unterschwellige Empfinden des richtigen, wie Ai erkannte. Also war doch eigentlich alles in der Hinsicht klar. Wieso also hinterfragte sie auf einmal doch nochmal das Motiv? Dieser Winkelzug ihres Unterbewusstseins war ihr wirklich unbegreiflich, quasi... 'Unsichtbar? Für das Auge... das offensichtliche... unsichtbar?' „Also, was wolltest du nun?“ Mitten in ihre Gedanken hinein warf Rans Vater diese Frage, klang leicht angesäuert, wohl auch, weil ihm erneut einer dieser Jungspunde als Detektiv Konkurrenz machen wollte. Der Angesprochene, Heiji, sah kurz verwundert zur Seite, zu Ran, die scheinbar vollkommen den Faden verloren hatte und sich nun ganz dem Gespräch widmete. Sogar teilnahm. „Genau, du wolltest doch vorhin unbedingt nicht hinterher fahren, sondern hier mit, weil du noch ein paar Fragen hattest?“ „Ich hoffe doch, das war keine faule Ausrede, nur um Benzin zu sparen.“, kam es etwas dreist vom Fahrer obendrein. „Na hörn Se mal?!“ Heiji guckte richtig pikiert, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich dann wieder nach hinten. „Ich bin mitgefahrn und hab mein wunderschönes Motorrad stehen lassen, weil wir doch immerhin nen Fall bearbeiten wollen und ich, ehrlich gesagt, immer noch nich wirklich ne Ahnung von den Zusammenhängen habe, die Se doch schon in umfangreichen Befragungen und Untersuchungen bekommen haben. Also wollt ich einfach mal fragen, ob Se mir vielleicht erklären können, worum es in diesem Fall eines verschwundenen Künstlers eigentlich genau geht?“ Erst in diesen letzten Satz legte er wirklich ein wenig überhebliche Ironie hinein. Was dachten die beiden denn, was er wollte? Das war doch nun wirklich nicht schwer zu erraten... 'Nun gut, genau genommen, gebs im Moment noch ein paar Fragen, die mich echt interessieren. Zum Beispiel, wer Kirika Yuumura is, oder ob Ran nun doch Bescheid weiß... und Sonoko...' Letztere machte ihm am meisten Sorgen. Gerade Sonoko Suzuki schien ihm immer doch so... man mochte sagen, leichtfertig lebensfroh, nahm das Leben wie es kam und kein Blatt dabei vor den Mund. Ihre Reaktion, als er sich mit Kirika vorhin ein wenig in die Haare bekommen hatte, war schon... sehr beunruhigend. 'Zumal... diese Kirika gelogen hat...' Er schüttelte sich kurz. Wäre es ernsthaft problematisch geworden, hätte Sonoko sicher auch irgendetwas getan, dass sie nicht zu Conan geht. Und das macht sie ja nur noch merkwürdiger. Er fühlte sich ein wenig an die Beschattung von Jodie Saintemillion erinnert. Die war viel zu gut für eine gewöhnliche Englisch-Lehrerin, kannte viel zu viele Tricks, von Taschenspielertricks, über Psychologische Kriegsführung, bis hin zu logischer Schlussfolgerung auf hohem Level. Sie war gefährlich gut und Shinichi hielt sie Anfangs gar für ein Mitglied der Organisation. Und letztlich... war sie ein Mitglied des FBI, was Heiji eigentlich noch unwahrscheinlicher als Interpretation erschien. Aber damit eben eine wertvolle Verbündete. Vielleicht hatte es mit dieser Kirika etwas ähnliches auf sich, wovon ihm sein Freund nur noch nichts erzählt hatte. 'Aber... ihre ganze Reaktion, zuerst gar nichts, dann Schock, Wut, dann wieder alles weg... Aah, beruhig dich Heiji, jetzt geht es erstmal um den Fall!' „Also schön, Heiji, kennst du Tomoji Kunieda zufällig?“ Takagi übernahm die Erklärung, während Kogoro sich nun wieder ganz dem Fahren widmete und von der Hauptstraße durch Tokio abbog auf einen Weg hinaus nach Osten, in ein bergiges Waldgebiet. Kazuha und Heiji überlegten beide kurz, schienen aber sich zu erinnern, den Namen tatsächlich schon mal gehört zu haben. „So ein reicher... industrieller... Kunstsammler, wenn ich mich recht erinnere.“, meinte sie. Das Mädchen überlegte kurz weiter, Heiji schien sich eher wieder zurück zu lehnen. Kunst war nicht wirklich sein Metier. Aber auch ihr war der Name nur sehr unterschwellig ein Begriff. „So ungefähr, könnte man sagen...“, sinnierte Takagi. Nicht ohne ein gewisses Maß freudigen Gefühls etwas vor Heiji zu wissen. 'Kommt ja auch nicht alle Tage vor...' „Gabs nicht mal so eine Adelsfamilie vor Jahrhunderten, Kunieda?“ Und schon hatte der Detektiv dieses Überlegenheitsgefühl zerschlagen, und Takagis Grinsen wich dem Ernst. „Ihr habt beide Recht, denn wir reden von ein und demselben. Kunieda... war eine der angesehensten Adelsfamilien, noch vor hundert Jahren. Das Schloss, zu dem wir fahren, gehörte damals, wie auch heute noch zu ihrem Besitz. Aber dann, im 20. Jahrhundert, lief es ungünstig für die Familie, sowohl die Wirtschaftskrise Anfang der 30er, wie auch der zweite Weltkrieg als solcher dezimierten ihre Mitglieder, wie ihre Finanzen gleichermaßen drastisch. Die Besatzung der Amerikaner ließ sie letztlich, weil die Kuniedas selbst nur noch ein Ruin waren, ein vergessenes Erbe, in Ruhe, im Wald... dahin vegetieren, so muss man es wohl bezeichnen. Herr Tomoji Kunieda, der letzte Nachfahre, war Ende des Krieges gerade 18 geworden, seine Eltern als einzige Überlebende außer ihm, erkrankten in dieser Zeit und starben kurz danach. Als man in den folgenden zehn Jahren nichts mehr von Kunieda hörte, meinte man, er wäre selbst in diesem Schloss gestorben, Beziehungsweise, er würde als Geist den Wald unsicher machen, weil sich keiner mehr hinein traute.“ „Wie... Geist? Spukts in diesem Wald?!“ Kazuha ließ bei diesem letzten Satz das Mitleid, das sie für das Familienschicksal empfand, schlagartig los und ein heftiges Zittern durchzog ihren Magen. „Er lebt noch, verdammt... Kinder...!“ Auch wenn Kogoros Reaktion auf ihre, fast schon erwartbare Panikattacke von allen als viel zu grob kritisiert wurde, es war doch auch die beste Antwort, die jedweden Gedanken an das Übernatürliche zerstreute. „Aber... wie hat er dann überlebt? Und wieso ist er wieder aufgetaucht?“ „Über beides hält er sich geflissentlich zurück, wenn man ihn danach fragt. Es wird allgemein vermutet, dass er, wie auch immer, vielleicht durch Früchte und Tiere im Wald überlebte, oder indem er sich ganz kurz, ohne sich zu erkennen zu geben, irgendwo blicken ließ und mit den kläglichen Resten seines Familienvermögens zahlte. Dies würde nämlich erklären, dass er wiederkam, weil vielleicht gerade das Vermögen gänzlich verpulvert war. Fakt ist, Mitte der 50er tauchte er wieder auf, und begann, am japanischen Wirtschaftswunder tielzuhaben. Im Unterschied zu Westeuropa gab es ja hier kein Geld aus Amerika, weshalb es ein von vielen Firmen eigenständig aufgebautes Wunder war und er war einer dieser 'Wundererzeuger'. Mitte der 70er hatte er es dann bereits wieder in die Liste der Dollar Milliardäre geschafft und ungefähr zur gleichen Zeit verließ er sein Schloss und zog in eine Villa, nördlich von Tokio.“ „Und seitdem steht dieses Schloss leer?“ „Nicht ganz. Es war wohl so, laut dem, was Kunieda in Interviews preisgab, dass viele Leute ihn dazu gedrängt hatten, das Schloss nicht noch mehr verkommen zu lassen, schließlich ist es die letzte direkte Erinnerung an diese ehrwürdige Familie, die er ja zugunsten dieser neuen Zeiten hinter sich gelassen hätte. Er wollte es aber nicht so recht, weil er angeblich fürchtete, eine Touristenattraktion würde daraus werden. Er wollte selbst aber auch nicht mehr dahin zurück... und hin und her, letztendlich kam ihm sein, mit dem Reichtum gekommenes Hobby zu Hilfe.“ „Sie meinen seine Kunstsammlung?“ Er sagte ja, beide hätten recht, also war Kazuhas Argument mit der Kunst sehr wohl relevant. „Das, und seine allgemeines Interesse für die Kunst. Er organisierte vielerlei Ausstellungen, kaufte viele, nicht nur alte Werke, sondern auch die jüngerer Künstler, die er für talentiert hielt und so kam er oft mit ihnen ins Gespräch...“ „'Kunst ist immer noch eine brotlose Kunst...', das war seine Quintessenz daraus.“, zitierte Ran beiläufig, wirkte nun wieder ganz bei der Sache, lauschte aufmerksam, wie die beiden Osakaer, Takagis Worten. „Es ist halt immer noch so... es gibt kaum Chancen, außer für die richtig guten, was zu werden, aber auch dann muss man, wie beim Popstar entdeckt werden. Galeristen wandern durch die Ausstellungen und wenn sie einen entdecken, können sie diesen ein wenig unterstützen, aber auch dann muss man berühmt genug werden, dass die Leute quasi von vornherein alle Bilder kaufen, was... wie ihr euch denken könnt, nicht so oft passiert. Das ganze Problem animierte Kunieda zu einem Schritt, der ihn als Mäzen der Kunst berühmt machte. Er hatte sich ja durchaus einen Namen gemacht, er konnte Ausstellungen nach eigenen Wünschen interpretieren und wenn er jemanden für talentiert befand, dann war das auch für die Galeristen ein Name, zu dem sie in Ausstellungen gehen würden. Also ließ er einige dieser jungen Leute, die er für talentiert befand, Kost und Logis frei, in seinem Schloss leben und arbeiten, präsentierte eigene Ausstellungen nur für sie, bis sie eine Chance erhalten würden, von einem Galeristen unterstützt zu werden, der ihren Namen wirklich vermarkten konnte. Natürlich ist das eine subjektive Erwartung, aber der Erfolg gab Kunieda recht, die meisten leben als Künstler zumindest selbstständig. Sicherlich hat er gewisse Auflagen gestellt, dass sie das Schloss oder den Wald nicht verwüsteten, dass sie wirklich an ihrer Arbeit werkten, dass sie ab und an auch ein Werk nur für ihn machten, nach seinen Wünschen, er mochte diese Werke ja... Aber nichts, was mit anderen Verhältnissen vergleichbar war. Es war ein kostenloses Atelier für diese Leute, abgeschieden von der Zivilisation, in einem ruhigen Wald, malerischer Umgebung, mit der Garantie, auf Ausstellungen gesehen zu werden, und schon einem Empfehlungsschreiben für die Galeristen von Tomoji Kunieda in der Tasche.“ „Wow...“ Viel mehr brachten beide nun nicht heraus. Kazuha sah kurz zu Ran, die ihr nach einem Moment zunickte. „Echt, sowas funktioniert?“ „Tja, wunderbar eigentlich...“, bemerkte Kogoro, mit einem leicht ironischen Blick zu seinem Beifahrer. „Dennoch schien die Polizei überzeugt zu sein, ein verschwundener Künstler aus diesen 'heiligen Hallen' wäre vermutlich einfach weggelaufen...“ „Ich habs ja kapiert, dass Sie das als unrealistisch empfinden, Mori!“, konterte Takagi aufgeregt zurück. „Aber... aber wir wissen doch nicht, ob er vielleicht gar nicht gut war und nun verzweifelt feststellte, dass er nur sinnlos jemand anderen Gunst ausnutzte und deshalb... weglief?“ Der Detektiv schüttelte nur stur den Kopf, fixierte dabei vorsichtig mit den Augenwinkeln die Straße vor sich. Der Wald baute sich in einigen Kilometern Entfernung nun vor ihnen auf. „Das scheint sich ja nun, durch Conans... 'Unfall' auch zerschlagen zu haben. Außerdem meinten alle anderen Künstler, von seinen Ideen, an denen erarbeitete, Gefallen zu finden. Und auch Herr Kunieda fand diese doch sehr beeindruckend, so weit ich gehört hatte.“ „Ich sagte doch, ich habs kapiert, dass Sie es nicht glauben. Können wir dann das Thema dabei bewenden lassen und uns diesem Fall, Conans Fall, zuwenden?“ „Also schön, wir haben also ein Haus voller Künstler, oder wie? Wie viele denn insgesamt?“ Für Heiji war das Thema Kunieda damit weit genug ausgeschöpft und er war nun an den Künstlern interessiert. So recht konnte er sich immer noch nicht vorstellen, wie ein Dutzend oder noch mehr Künstler, mit ihren ganz eigenen... (Ab)arten unter einem Dach leben konnten, selbst wenn es ein Schloss war. „Also, den verschwundenen Herrn Tashija mitgerechnet, sind es vier Künstler.“ Den beiden Gästen auf der Rückbank gingen für einen Moment die Augen über. „Wie, nur VIER Künstler?!?“ „Naja...“, grinste der Inspektor verlegen, kratzte sich leicht an der Wange. „Das ist wohl so Standard, damit hat jeder Künstler seine eigene Etage auf dem Schloss und kann sich darin sein Atelier aufbauen.“ Kazuha und Heiji starrten ungläubig nach vorne, dann zu Ran, die erneut zustimmend nickte, dann sich gegenseitig an, und dann wieder nach vorne. „Künstler... müsste man sein...“, atmete die Oberschülerin resignierend aus. „Okay, vier... ist doch schonmal ein Anfang. Abzüglich des verschwundenen Herrn Tashija also nur drei zu Befragende. Und nun Herr Inspektor...“ Der Wagen fuhr in diesem Moment in die Waldstraße ein, das strahlende Sonnenlicht verschwand hinter den Bäumen und Takagi konnte im Rückspiegel nun erstmals Heijis überzeugte Miene sehen. „Erklären Sie uns doch bitte noch, bevor wir ankommen, was für Künstler das sind. Fangen Sie am besten beim Verschwundenen an, ja?“ Der Inspektor nickte kurz verlegen, kramte ein kleines Notizheft aus der Hosentasche und suchte seine Daten heraus. „Atsushiro Tashija, 24 Jahre jung. Er war gerade mit seinem Studium fertig geworden vor einem Jahr und ist als jüngster... 'Kunst-Anwärter' aufs Schloss gekommen. Er ist... Naturkünstler.“ Er stoppte bei dem Wort, wusste sowieso, dass es Heiji und Kazuha nichts helfen würde. „Er macht was?“, stellte Heiji entnervt die entscheidende Frage. „Nun ja... er macht aus der Natur... nein, das ist falsch... er... er... „Er zeigt die Kunstwerke der Natur, indem er sie den Augen der Menschen zugänglich macht.“ Ran zitierte fast monoton,was ihr die anderen Künstler gestern nacheinander selber zitiert hatten. Heijis und Kazuhsa Blick wanderten zwar weiter zu ihr nun, verstanden hatten sie dadurch aber immer noch nichts und blickten nur noch verwirrter. „Und das heißt nochmal was?“ „Es ist irgendwie nicht leicht zu beschreiben. Er suchte wohl immer den Vergleich zu einem großen Vorbild, das er nun nicht imitieren wollte, aber das zum verdeutlichen der Zusammenhänge diente. Ein Spanier... César... César...“ „Ah, doch nicht César Manrique von Lanzarote?“ Kazuha schien plötzlich total gefangen, als sie auf den Namen kam. „Äh... ja, der, aber woher kennst du ihn?“ Takagi und alle anderen sahen nur stumm auf das leicht vor Scham errötete Mädchen in ihrer Mitte. „Ja, bitte klär uns auf, damit auch wir die Zusammenhänge kennen, bevor wir es uns von den anderen Künstlern erklären lassen müssen.“ Heiji guckte leicht pikiert zur Seite, beobachtete den kleinen Flusslauf, der neben der Straße Richtung Tokio floss und hier nach und nach kleiner wurde. „Meine Eltern waren mit mir, als ich noch ein Kind war, mal dort. Sie wollten damals unbedingt mal an einen Ort, der nicht so sehr bereits auf dem Reiseatlas für Japaner kartographiert ist, was... wie sie es sagten, 'eigenes'. Da hatte man ihnen die Kanarischen Inseln empfohlen, weil die für Ostasiaten praktisch unbekannt sind. Und auf Lanzarote kommst du an seinem Namen nicht vorbei. César Manrique war ein junger Künstler von der Insel Lanzarote. Er studierte in Barcelona Kunst, wurde dort aber von den Studenten wegen seiner Herkunft geärgert. Auf Lanzarote gab es vor... mehreren Jahrhunderten wohl, riesige Vulkanausbrüche, die das halbe Land mit Lava und Asche bedeckten und über Jahre den Himmel verfinsterten. Die Insel, mit ihren Ureinwohnern war danach nahezu tot, und aus spanischer Sicht das Ende der Welt, von der Manrique sozusagen kam. Das hat ihn so wütend gemacht, dass er sich vornahm, für den Rest seines Lebens der Welt zu beweisen, was für eine tolle Insel es war. Er hat die ganze Natur dieser Landschaften eingefangen, ohne etwas daran zu verändern – jetzt verstehe ich auch, was ihr mit Naturkünstler meint. Er wollte die Natur in ihrer wahren Schönheit zeigen, wie sie den Menschen häufig in naiver Erwartung entgeht.“ „Toll, ein Lavahaufen als Kunstwerk!“, giftete Heiji regelrecht. Das war ihm einfach zu... weit weg von seinem Leben. Aber den bösen Blick, den er von Kazuha einfing, ließ ihn kerzengerade aus seiner entspannten Haltung auffahren. „Heiji... dieser... 'Lavahaufen' ist heute ein Nationalpark! Und er ist bei weitem nicht das einzige Kunstwerk Manrique's. Er hat in einer Unterwasserhöhle mit Albinokrebsen, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt, ein Orchestor errichtet, die Wände funktionierten bereits so, sowohl als Schallverstärker, wie auch als Sitzgelegenheit. Er wohnte selbst in einer Höhle, hat sich Zimmer eingerichtet, nur aus diesen Luftkammern in den Lavamassen, es war wirklich beeindruckend. Er hat auch durchgesetzt, dass dort und auch auf der Nachbarinsel Fuerteventura keine neuen Häuser gebaut wurden mit mehr als zwei Stockwerken, um den Blick auf die Natur nicht zu behindern.“ „Wow, jetzt bin ich aber beeindruckt, du kannst das fast besser als die anderen Künstler vom Schloss!“, bestätigte ihr Ran. „Wie... besser als die anderen...?“ „Nun ja... es scheint, als hätte Herr Tashija von seinem Idol ziemlich oft erzählt, und die weiteren Bewohner des Schlosses damit... ein 'wenig' genervt. Also, wenn ihr nachher hinkommt und was wegen César Manrique fragt, werdet ihr auch solche Vorträge hören.“ „Okay, ein verschwundener Naturkünstler, wir habens... halbwegs, kapiert. Und was ist nun mit den anderen?“ Heiji drängte weiter auf Informationen. Auch wenn ihm die Erklärung Kazuhas gefallen hatte, auch dieses Leuchten, das die Kindheitserinnerung wachrief in ihren Augen – gerade dieses Leuchten - es war einfach nicht das, was er wissen wollte, was er wissen musste, um diesen Fall bearbeiten zu können. Und was die Künstler später noch sagen würden, stand auf einem anderen Papier als auf Takagis Notizzettel. „Also... der älteste, der seit etwa sechs Jahren dort arbeitet Seijiro Yamamura, 31 Jahre. Er ist Maler.“ „Na bitte, das ist ja schonmal was bekannteres als Naturkünstler. Und was besser zu Überblickendes. Und was malt der gute Herr?“ Mit einem Mal wirkte Heiji wieder ganz in seinem Element. Man sah ihm förmlich eine Assoziationskette vor seinem geistigen Auge an: 'Kunst => Malerei => kenne ich, macht Sinn => kann man mit arbeiten'. Ran musste kurz zur Seite blicken, um sich ein Lächeln zu verkneifen, wohlwissend, dass diese Argumentation gleich zum erliegen kommen würde. „Er malt Bücher.“ „Er macht... was?“ 'Kunst => Malen von Büchern => Widerspruch!' „Meinen Sie, er malt Bücher, die dann später gelesen werden, so für Kinder oder so? Oder wie?“ Kazuha übernahm es, Heijis gordischen Knoten zu lösen und es aufzuklären. „Teilweise geht es wohl auch darum. Ihr kennt doch Programmmusik. Mussorgsky, 'Bilder einer Ausstellung'.“ Beide nickten kurz dem Inspektor zu. „Da waren Bilder vorher da und Mussorgsky hat dazu eine Musik entwickelt. Herr Yamamura wählte den umgekehrten Weg, nahm Bücher, vorwiegend moderne Literatur, und formulierte ihr Wesen auf einem Bild. Das hat ihm vor allem bei Herrn Kunieda viele Sympathien gebracht, der selber viel liest und deshalb immer wieder mal bei ihm Bilder bestellte und noch weiter bestellt.“ „Naja, aber... sehr künstlerisch klingt das nicht...“, stellte Kazuha etwas enttäuscht fest. „Mag im ersten Moment so klingen, aber... eigentlich hätte Yamamura auch schon längst ausziehen können. Seine Werke haben überall so großen Anklang gefunden, dass er sogar schon Angebote aus dem Ausland hat. Er hat das Talent Bücher nicht nur in Bildern einzufangen, sondern auch das Designverständnis, mit dem man Bücher in die Welten der Filme umsetzt. Außerdem, er macht alles zu Bildern, nicht nur Bücher, auch wenn denen sein Hauptaugenmerk gilt. Das Beispiel mit der Programmmusik hat er eingebracht, weil auch er Musik in Bilder fasst. Und zwar gleichermaßen alte Klassiker, wie ganz frische Charts. Darum, ich sagte ja, eigentlich ist er schon zu gut, um noch da zu wohnen, aber Herr Kunieda wollte ihn wohl selbst nicht ziehen lassen, weshalb es auch ab und an Streit gab.“ „Wobei, hier gab es auch Streit, als Yamamura mich zum Fall gerufen hatte.“ Nun schrak Takagi hoch, als sich Kogoros tiefe, ernste Stimme, so aus dem Nichts meldete. „Er hat Sie wegen des Falles beauftragt?“ Der Angesprochene nickte nur kurz. „Herr Kunieda war wohl nach Ihrer Untersuchung soweit zufrieden und betrachtete den Fall als beendet, die anderen drei waren aber unschlüssig und so hat Herr Yamamura als ältester stellvertretend mich beauftragt, nochmal reinzuschauen. Das war dem Herrn Schlossbesitzer aber etwas unpassend, obwohl ja die Künstler seit den achtzigern auch die Verwaltung von Schloss und Garten übernehmen. Er selbst war wohl seit Ewigkeiten nicht dort. Das hat mich zugegebenermaßen auch etwas stutzig gemacht, aber... nun ja, vielleicht wollte er auch einfach nicht so viele Leute da haben, die sich alles ansehen und was kaputt machen. Er wollte ja eh keinen 'Touristenmagnet'.“ Heiji überlegte eine Weile, sah aber für den Moment keinen weiteren Erklärungsbedarf bezüglich Herrn Yamamura, nickte nur kurz Takagi zu, als dieser sein Notizheft hoch hielt. „Herr Yamamura wohnt im obersten Stockwerk. Darunter lebt Herr Daijio Hino, 29 Jahre, seit drei Jahren dort, Fotograph.“ „Ach Sie meinen, er macht solche Fotos über die man dann ewig nachdenken soll, wie über besondere Bilder?“ Heiji wollte sich nicht geschlagen geben und startete eine neuen Versuch, die Künstler zu verstehen. „So in etwa, das trifft es wohl. Er galt als ziemlich guter Fotograph, dem man nachsagte, die entscheidensten Momente des Lebens für immer zu bannen. Nun ja, bis vor gut einem Jahr, kurz bevor Herr Tashija kam. Damals hatte eins seiner Bilder negative Schlagzeilen gemacht.“ „Ich erinnere mich...“, schrie Kazuha fast hinaus. „Das stand in der Zeitung, ein getürktes Foto habe einen jungen Fotograph in seinem Ruf sehr geschädigt.“ „Und was war auf diesem Foto, dass alle Welt dann so ein Trara veranstaltete?“, wunderte sich Heiji. Takagi wies mit der Hand nach draußen, auf den Flusslauf. „Der Fluss war auf dem Bild. An seinem Rand lag ein sterbender Fisch, der scheinbar angespült wurde, und dahinter ein ein junger Pflanzenkeim. Die Nähe von Leben und Sterben sollte damit angesprochen werden.“ „Na und, dann hat er eben einen Fisch aus dem Fluss genommen und dahin gelegt. Wo ist das Problem?“ „Das alleine wäre schon Frevel, weil es gestellt wäre. Aber der Fisch war scheinbar nichtmal aus diesem Fluss, also völlig falsch dargestellt.“ „Wie, nicht aus dem Fluss, gibt’s darin keine Fische?“ „Ein Biologe war auf der Ausstellung, die dieses Bild zeigte, anwesend. Er besah sich den Fisch genauer, Verfärbungen, Blindheit und einiges anderes konnte man erkennen. Dadurch befand er, dass dieser Fisch wohl an einer Metallvergiftung gestorben sei. Der Fluss hier hat aber überhaupt keine Metallverunreinigungen, das wurde danach extra noch einmal überprüft, obwohl es alle vorher schon ahnten. Weiter unten, in Tokio, da lassen einige Fabriken ihr Wasser darin ab und dort gibt es auch diese Verunreinigungen, teilweise. Aber was Herr Hino zeigte, war untrüglich nicht echt.“ „Hm... und was hat er selbst dazu gesagt?“, hakte nun auch Kazuha tiefer nach. „Er behauptet bis heute, das Bild sei ihm so in der Natur gezeigt worden, auch wenn im Nachhinein weder Fisch noch Metalle auffindbar waren.“ „Und warum hat Herr Kunieda ihn nicht entlassen danach? Er ist ja immer noch da, soweit ich das verstehe.“ „Tja, er hat ihm wohl, laut Hino selbst, gesagt, er solle diesen Fauxpas vergessen und sich andere Motive für seine Bilder suchen. Egal ob das Bild echt sei oder nicht. Das meinten auch die anderen Künstler... bis auf... Herrn Tashija.“ „Der nicht?“ Nun war Heiji wirklich hellhörig geworden. „Nun, wie gesagt, Tashija kam kurz nach dem Fall um das Foto und Hino sah das wohl als Chance, von jemandem bestätigt zu werden, der sich mit der Natur ebenfalls gut auskannte. Seine wörtliche Reaktion, als er das Bild sah, war laut Hino und Yamamura übereinstimmend: 'Man soll der Natur nichts wegnehmen oder hinzufügen, die Kunst ist von vornherein da.' Seitdem hatten sich Herr Hino und Herr Tashija wohl nicht so gut verstanden, auch wenn es keine großen Probleme gegeben haben soll.“ „Damit bliebe uns dann noch ein Künstler.“, stellte Heiji erneut nach kurzem Nachdenken fest. „Ja, in der zweite Etage von unten wohnte Herr Tashija und die untere Etage gehört einem... 3D-Künstler, wie er es nannte, Herrn Katsui Tomoko. Wie Herr Hino 29 Jahre alt, aber schon fünf Jahre hier.“ „3D-Künstler?“ „Er war, bevor er herkam, schon aktiv als Plastiker, arbeitete viel mit Bronze, aber auch Kupfer und Eisen, sowie auch mit bildhauerischen Materialien parallel. Er war sich wohl unschlüssig, welches Material er am liebsten formte. Und da hat ihn Herr Kunieda angesprochen und gesagt, wenn er ihm eine bestimmte Aufgabe erfülle, könne er in seinem Schloss Materialien und Bearbeitungsgeräte aller Art bekommen, die er bräuchte.“ „Und die Aufgabe?“ „Er sollte eine kleine Figurine, eine Art Figur für eine Spieluhr, anfertigen. Aber nicht eine sondern je eine aus jedem nichtradioaktiven Element, welches bei Zimmertemperatur fest ist.“ „Je- jedes?!“ Kazuha und Heiji mussten kurz innehalten. „Wie viele sind das denn?“ „70!“, antwortete Kogoro leicht entnervt, während sie um eine der immer enger werdenden Straßen bogen. „Oder glaubt ihr, er hätte es uns nicht erzählt? Kunieda gab ihm die Materialien und er hat ein halbes Jahr daran gearbeitet, aber sie wurden fertig und auch ziemlich identisch alle, ohne Beschädigungen. Mittlerweile hat er diese Figurine auch aus anderen Stoffen hergestellt, meistens auch als Erinnerung an diese erste. Alle... mittlerweile über 300 Figurinen sollen bei Herrn Kunieda eine Wand zieren, heißt es.“ „Und zu unserem verschwundenen Künstler, welche Beziehung hatte er da?“ „Wie Herr Yamamura eigentlich keine. Er war ab und an genervt von seinen vielen Erzählungen zu Manrique, fand seine Arbeit und seine Ideen aber ganz gut.“ Erneut versank Heiji in Gedanken, diesmal aber nur kurz. „Eine letzte Frage. Wissen Sie, wer vor Herrn Tashija an seiner Stelle dort war?“ „Ähm... ja, ein angehender Restaurateur und Innenarchitekt, der dieses Schloss wohl gleichermaßen zur Inspiration wie auch als Übungsplatz verwendete. Viel Freude hat er Herrn Kunieda aber damit nicht gemacht.“ „Dann besteht ja noch die Möglichkeit, dass auch er einen gewissen Groll gegen den Nachfolger in seiner Position hatte...“ Takagi schüttelte nur bedächtig den Kopf. „Der Spur sind wir auch kurz nachgegangen. Dieser Innenarchitekt ging vor gut einem Jahr, als er einen Auftrag für eines dieser Riesenprojekte am arabischen Golf bekam. Seit damals ist er ständig dort gewesen und hat für jeden Tag seiner Anwesenheit Nachweis durch seine Arbeit. Der hat überhaupt keine Bindung zu diesem Schloss. Oh da vorne kommt es gerade.“ Die Lichtung tat sich auf, gab auf ein riesiges steinern graues Gemäuer, mindestens zwanzig Meter hoch und quadratisch geformt, die Sicht frei. Es erhoben sich vier kleine Türme in den Ecken, wie in europäischen Schlössern, die imposante Gestalt alleine schon schien die Zeit zurück zu drehen und das im Wald verschwundene Schloss magisch aus dieser Welt herausgehoben zu haben. „Nun ja.“, begann Heiji leicht lächelnd. „Es ist zwar nicht auszuschließen, aber ich sehe eigentlich keinerlei Gründe, warum sich Herr Tashija von sich aus hier verstecken und Conan niederschlagen sollte. Ergo würde ich sagen, unser Täter sitzt in einer dieser Etagen und brütet gerade über der Kunst. Sein Pech, dass er nicht weiß, dass sein nächstes Werk hinter anderen Mauern entstehen muss.“ „Musst du so theatralisch tun, Heiji?“, mokierte sich Kazuha kleinlaut, wurde dann aber von Rans freudigem Lachen ausgekontert. Als sie sich zu ihr umdrehte sah sie, wie sehr sich diese freute, Ansätze von Freudentränen schienen gar an den Augenwinkeln zu ruhen, um dann wieder im Inneren zu verschwinden. „Lass ihn doch, Kazuha. Ich bin einfach nur froh, dass er hier ist, um diesen Fall... mit Paps natürlich, aufzuklären. Ich muss dem Professor nochmal danken, dass er dich angerufen hat.“ Sie wandte sich ab zum Aussteigen, bevor sie sehen konnte, wie Kazuhas Blick ernst wurde, sich verkrampfte. Sie biss sich auf die Lippen und hielt Heiji am Arm fest. „Wir müssen es ihnen sagen, Heiji.“, flüsterte sie, als wüsste sie, dass er es verneinen würde. „Nicht jetzt, der Fall geht vor.“ Damit drehte auch er sich zur Seite, ließ Kazuha alleine im Wagen zurück. 'Wieso? Heiji, wieso willst du ihnen nicht sagen, dass dich nicht der Professor angerufen hat, sondern eine unbekannte Stimme am Apparat war und nur sagte, dass Conan in Gefahr sei?' Er drehte sich nochmal um, sah kurz in ihren Augen, erahnte den Gedanken und hielt ihr nur die Hand hin. 'Unter anderem kann ich nichts sagen, weil die Stimme nicht sagte, Conan sei in Gefahr, sondern... „Shinichi ist in Gefahr!“ Mehr nicht. Und den anderen Grund... kennst du ja nun mittlerweile selber.' Sie nahm die Hand zögerlich an, starrte ihm verständnislos ins Gesicht. 'Und warum sagst du ihnen nicht, dass diese unbekannte Stimme offenbar... dieser Kirika gehörte?' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)