Dusk Cafè von Miki-tan (Zersplitterte Erinnerungen) ================================================================================ Kapitel 4: 04 ------------- "Ich gehe dann los, Nagisa!", Fuji zog seine Straßenschuhe an und griff nach seinem Sportbeutel. "Ja, in Ordnung.", sagte Nagisa verlegen, als sie Shogo zur Tür begleitete und ihm einen leichten Kuss auf die Wange gab. "Pass gut auf, da sollen schon viele wegen der ganzen Hitze kollabiert sein!", fügte sie besorgt hinzu und sah zur heutig stechenden Sonne. Als Shogo die Tür zum Vorgarten öffnete, quoll eine drückende Schwüle in den Raum und Nagisa setzte dem Dunkelhaarigen, dessen Augen durch das Sonnenlicht zu funkeln schienen, eine Kappe auf den Kopf. Er grinste. "Mach dir keine Sorgen. Ich bin Sportler, das hält mein Kreislauf aus. Außerdem meinte der Typ, man könne zwischendurch auch ein paar Erdbeeren essen, solange man sich nicht erwischen lässt.". Fuji würde diesen Sommer auf den Erdbeerfeldern aushelfen, wenn er nicht gerade auf dem Fußballplatz trainierte oder an wichtigen Spielen teilnahm. Immerhin brauchten sie das Geld. Nagisa nickte zögernd. "Okay, aber pass trotzdem gut auf!". Als die Tür vor ihr zu fiel und sie ihrem Geliebten nachsah, überlegte sie sich, womit sie ihren Tag wohl rum kriegen könnte. Sie sah zur Uhr. Viertel vor neun war es noch. Am Liebsten würde sie sich wieder ins Bett fallen lassen und einschlafen, doch jetzt war sie bereits wach und dachte daran einen Erdbeerkuchen für Shogo zu machen. Aber dann strich sie den Gedanken. Vermutlich würde er am Ende des Tages genug von Erdbeeren haben. Sie setzte sich in die Küche. Dann blickte sie durch die Räume. Viel zu machen war nicht. Sie goss zunächst die Blumen und Pflanzen, welche scheinbar sehnsüchtig nach Wasser dursteten, denn als sie Wasser über die Erde goss, vernahm sie ein leises Knispern. Sie fragte sich, ob Honoka heute viel in ihrem Labor zu tun hatte. Sie rief sie an. "Yukishiro am Apparat?" "Nagisa hier!" "Oh, hallo." Es herrschte kurze Stille. "Hast du heute schon was vor?", fragte Nagisa. Am anderen Ende der Leitung trat abermals ein Zögern auf. "Wieso?". Sie klang nett. "Heute ist es wirklich heiß. Schwimmbad?". "Nein.". "Achso. Warum denn?", wollte Nagisa wissen. "Musst du arbeiten?. "Ein wenig, ja.". Sie klang trüb. Nagisa dachte daran, wie komisch sich Honoka in letzter Zeit verhielt. "Wenn es da etwas gibt, über das du reden möchtest...". "Da muss ich allein durch.". Also stimmte tatsächlich etwas nicht! "Du weißt, dass du jederzeit zu mir kommen kannst." "Ja. Danke..." Beide schwiegen kurz. "Wenn du nicht so viel Zeit hast, können wir uns doch zumindest in ein Café setzen. Fuji ist arbeiten gegangen und es ist viel zu heiß, als das man einfach zu Hause sitzen bleiben könnte!" *Klingt gut!" Sie vereinbarten einen Treffpunkt in der Stadtmitte und legten den Hörer auf. Nagisa fragte sich, warum Honoka so merkwürdig war. Seit dem letzten Treffen mit ihr, ließ sie sich nicht mehr blicken und auf Anrufe reagierte sie kaum noch, wenn sie denn überhaupt noch abnahm. Trotzdem freute sie sich, dass Honoka zugesagt hatte und wer weiß? Vielleicht könnte sie ihr ja doch irgendwie helfen. Sie grinste. * "Hey, Kiriya?!". Eine Hand griff ihm von hinten auf die Schulter und zerrte ihn zwei Schritte zurück. "Ich hab dich heute morgen überall gesucht! Sag bloß du warst schon so früh auf?!". "Jetzt beruhige dich doch Sam... Ich konnte nicht so gut schlafen, da bin ich eben schon in die Kantine.", sagte Kiriya und zuckte die Schultern. Er hatte ja die Wahrheit gesagt. Allerdings hatte er ausgelassen, dass er diese Nacht in einem Kleiderschrank verbrachte, weswegen er nun auch fürchterliche Nackenschmerzen hatte. Das war aber immernoch besser, als in so einem lächerlichen Schlafsack zu schlafen! Weiß der Geier, wie schnell man ihn da hätte finden können! Diese Nacht hatte ihm schwer zugesetzt. Diese durchbohrende Stimme Jaaku Kings ließ ihn nicht mehr los. Ständig sagte sie ihm, er würde ihn finden. SIE würden ihn finden. Vielleicht war das wieder nur ein Bruchteil seiner Erinnerungen, aber trotzdem verspürte er große Angst, die von Minute zu Minute immer unerträglicher wurde, bis er sich einbildete verfolgt zu werden. Es war zwar ziemlich unwahrscheinlich, dass man ihn in dieser Einöde und unter den vielen Arbeitern hier finden würde, doch die Angst doch gefunden zu werden, war groß genug, um letzten Endes im Schrank zu landen. Er seuftzte. Das würde ihn noch wahnsinnig machen. Seine Augenringe, die eine schlaflose Nacht verrieten, interessierten Sam glücklicher Weise relativ wenig. Stattdessen erzählte er von seinem verrückten Traum, wie er gegen Clowns kämpfte und damit ein paar Ladys beeindruckte. Ehe er zu Ende erzählte, zog sich Kiriya seine Handschuhe an und nahm sich einen Korb. Es war wieder ein sehr warmer Tag, der sich durch die drückende Hitze langziehen würde. * In der Stadtmitte an einer großen Uhr stand Honoka schon und wartete auf Nagisa, die wie immer mit ein paar Minuten Verspätung eintraf und sich dafür wie immer entschuldigte. Wie immer eben. Honoka lächelte. Kein Shogo war in der Nähe. Das hieß, es konnte alles so sein wie sonst auch. "Also.", fing Honoka an. "In welches Café setzen wir uns?". Nagisa überlegte scharf nach. Sie seuftzte. "Also eigentlich habe ich es nicht so mit Café´s.". Sie streckte die Zunge raus und kratzte sich verlegen am Kopf. Honoka kichterte. Das dachte sie sich schon. Gerade wollte sie einen Vorschlag machen, als die beiden plötzlich gegen eine rießige Gestalt stießen. "H-hey!", rief Nagisa mürrisch, doch es verschlug ihr glatt die Sprache, als sie die rießige Person etwas genauer betrachtete. "W-w-w-w-was?!", stammelte sie und auch Honoka konnte ihren Augen nicht trauen. "Sag mal, das soll doch jetzt ein schlechter Scherz sein, oder?! Was willst du hier, verschwinde und lass uns in Ruhe!", platzte Nagisa aus sich raus. Die rießige Gestalt entpuppte sich als Gekidrago. Dieser starrte die beiden weiter an, allerdings etwas verdutzt. Er streckte ihnen Zettel entgegen, Nagisa und Honoka schreckten zurück. "Ihr seid herzlich zur Neueröffnung eingeladen.". Mit diesen Worten ging er auch schon wieder fort, die beiden sahen ihm wie versteinert nach. "H-Honoka?". "J-ja?". "War das nicht...". "...Gekidrago?". Vassungslos sahen sich die beiden einander an. Was hatte das zu bedeuten? War die Dusk Zone etwa wieder zurückgekehrt? Wie sollte das möglich sein?! War das wirklich Genki Drago? Oder doch nur eine Verwechslung? Beide waren ratlos. Erst jetzt sahen sie sich die Zettel an. Das waren Flyer! Fyler für die Neueröffnung eines Café´s. Sprachlos gingen sie den Flyer durch. Besonders viel war dem Flyer nicht zu entnehmen. Lediglich, dass es ein Café war und in fünf Tagen der Einlass sei. Beide sahen sich an. "Was meinst du, Honoka?". "Ich bin mir nicht sicher.. aber vielleicht sollten wir uns das nochmal genauer ansehen.". Nagisa nickte. Dann sammelten sie sich wieder und suchten Akanes Takoyaki-Stand auf, redeten über die seltsame Begegnung und weichten irgendwann zu lustigen Gesprächen ab. * "Ich brauche eine Pause.". Überrascht sah Sam Kiriya an. "Du brauchst doch nie eine Pause. Was ist los?". Kiriya sah ihn kalt an. "Ich bin eben übermüdet, okay?". "Okay, okay!", winkte Sam schnell ab. Dann ging Kiriya fort und setzte sich unter einen Baum, abseits des Feldes. Dort atmete er erstmal tief aus. Endlich hatte er kurz seine Ruhe und die hatte er unglaublich nötig. "Woah, Kiriya??!". "WAS?!", schrie er der Person fast entgegen. Konnte man ihm nicht einmal fünf Minuten Ruhe gönnen?! Er war eigentlich davon ausgegangen, dass er es mit Sam zu tun hatte, doch ihm stand jemand anderes gegenüber. Er kam ihm bekannt vor. "F.... Sh......". Er dachte angestrenkt über den Namen nach und versuchte sich zu erinnern. "Shogo! Oder eben Fuji P.". Shogo grinste ihm entgegen. "Lange nicht mehr gesehen! Kaum zu glauben, dass du so endest, du warst doch so gut in der Schule." Shogo setzte sich neben ihn. "Wahh, wenn ich das den anderen erzähle! Kannst dus glauben? Nagisa und ich haben uns gerade erst ein Haus gekauft! Honoka macht immernoch das, was sie am Besten kann, hat jetzt sogar ihr eigenes Labor. Wir müssen dich unbedingt mal bei uns einladen, um der alten Zeiten Willen!". Voller Enthusiasmus erzählte Shogo vor sich her und henkte seinen Arm um Kiriya, der mit der Situation gerade komplett überfordert war. "W-was?", er verstand kaum ein Wort von dem was er sagte. "Ja, Nagisa und ich sind jetzt zusammen! Kaum zu fassen, oder?". Verwirrt sah Kiriya Shogo an. Angestrengt musterte Kiriya ihn. Scheinbar war er Teil seiner Vergangenheit gewesen. Und es gab wohl noch andere, die ihn kennen. Vielleicht könnte er durch diesen Typen mehr über seine Erinnerungen erfahren. Aber was für eine Rolle hatte dieser Kerl? Er machte so einen heiteren Eindruck. Das passte nicht zu seinen sonstigen Albträumen. Gedanklich zuckte er die Schulter und versuchte mitzuspielen. "Ja.. kaum zu glauben. Sag mal, arbeitest du jetzt etwa auch hier?". Shogo nickte gewissenhaft. "Ja, weißt du.. Ich habe es zwar in die Manschaft geschafft, aber bei so vielen Kosten, die bei einem Haus nun mal anfallen, schadet es nicht ein paar Nebenjobs anzunehmen.". "Mannschaft?". "Ja, du weißt doch, dass ich immer ein großer Fußballspieler werden wollte." "Natürlich.." "Nicht zu fassen, dass ich auf nem guten Weg zur Nationalmanschaft bin." "Ach wirklich?" "Ja! Der Trainer sagte, er würde mich empfehlen und wer weiß? Mit ein wenig Glück und viel Training schaffe ich das vielleicht!" "Du musst ja richtig gut sein." "Haha, ja! Obwohl du mich ja damals ziemlich blass aussehen lassen hast." //...ich habe Fußball gespielt?// "Sag mal. Willst du nicht mal zu uns zu Besuch kommen? Das Haus ist zwar noch nicht ganz fertig eingeräumt, aber im Großen und Ganzen kann man schon Besuch empfangen. Na, was hälst du davon?" Kiriya nickte, "Die Einladung nehme ich gerne entgegen." Dann sah Kiriya seinen Chef genervt antrampeln und rechnete schon mit einer Standpauke. "Shogo, wir sollten lieber wieder an die Arbeit.". In Gedanken seuftzte er. Fuji klopfte ihm auf die Schulter. "Freut mich!", strahlte Shogo ihm entgegen. "Also frisch ans Werk!". Voller Enthusiasmus schmiss er sich an die Arbeit und Kiriya fragte sich, wie seine Einstellung zum Erdbeeren pfücken wohl am Ende des Tages aussehen würde. * Ein weißes Blatt Papier. DIN A5. Die Aufschrift: 'Neueröffnung des Cafés am xx.xx.20xx'. Nicht besonders einfallsreich. Wenn man sich vermarkten wollte, bedarf es mehr als nur so einem einfachen Lumpen. Kasama schüttelte den Kopf. Der Typ sah auch schon so belanglos aus. Außerdem teilte er die Flyer aus, um Kunden für sein Café anzuwerben. Doch wie will er das erreichen, wenn dort nicht einmal eine Adresse verzeichnet ist? Er legte den Zettel grob auf die Tischplatte seines Wohnzimmers, schmiss seine Tasche auf das Sofa und ging in die Küche. Warum hatte er den Zettel auch angenommen? Wollte er höflich sein? Und warum beschäftigte er sich nun mit diesem Zettel? War es am Ende sogar noch gewollt, dass der Flyer so schlecht war, dass man sich mit sowas einfach auseinander setzen musste? Er hatte keine Ahnung. Es war ja auch egal. Er öffnete seinen Kühlschrank. Viel war nicht darin, aber eben das Nötigste, was man so zum Leben brauchte. Er holte sich den Kuchen raus, den er von seiner Nachbarin bekommen hatte. Sie war nett, aber nicht sein Typ. Der Kuchen allerdings war genießbar. "Lycia... nerv nicht.". Seine Katze lief um seine Beine und schnurrte um Essen. Kasama öffnete die zweitletzte Schublade in der Küchenkoje und holte es ihr. Anders als in seinem Kühlschrank, boomte die Schublade geradezu vor Katzenfutter. Genussvoll schmatzte die Katze, nachdem ihr das Futter bereitgestellt wurde. Ein kleines Lächeln machte sich auf Kasamas Gesicht breit. Es schmeckte ihr. Dann machte er es sich auf seinem Sofa bequem und kramte die Unterlagen aus seiner Tasche. Gelangweilt korrigierte er den Test, den er für heute angesetzt hatte. Und dann musste er noch den Unterrichtsstoff für den morgigen Tag vorbereiten. Das nervte ihn am Meisten, aber da musste er durch. Improvisation war nicht gerade seine Stärke, es sei denn er hatte noch einen weiteren Test parat. Lycia kam auf den Boden angetappt und sprang aufs Sofa, um sich an Kasama anzuschmiegen. Kurz streichelte er sie, dann erstellte er Arbeitsblätter und markierte Seiten im Buch, die er am nächsten Tag kopieren würde und erstellte passende Arbeitsaufträge. Irgendwann legte er seine Unterlagen zur Seite, sah schließlich zum Flyer. "Dieser unbeholfene Idiot... er kam mir bekannt vor." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)