Missing you von LadyAllan (Tendershipping) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- „HIMMELDONNERWETTER NOCHMAL! WO ZUR HÖLLE STECKT DAS BALG?!!“ Die Wohnungstür knallte, ich fuhr erschrocken auf und hielt mir die Ohren zu. Wie konnte man nur so laut sein? Aber diese Stimme…das konnte doch nicht sein… Ray war in der Zwischenzeit von dem Lärm aufgewacht und rieb sich verschlafen die Augen. „WAS DENKST DU DIR EIGENTLICH DABEI, EINFACH ABZUHAUN?!!! ICH SAG DIR WARTE BIS ICH DICH HOLE, ABER NEIN, DER HERR MUSS SICH JA WIDERSETZEN!“ Ungläubig starrte ich in das wutverzerrte Gesicht meines Yami. Wie konnte das sein, er war doch…oder etwa doch nicht? Für einen kurzen Moment schien mein Herzschlag auszusetzen, das war Bakura, ohne Zweifel. Ok, langsam beschlich mich das Gefühl, dass ich nicht mehr alle Sinne beisammen hatte. „DIE GANZE STADT HABE ICH NACH DIR ABGESUCHT! ABER INTERESSIERT DICH DAS? NEIN, NATÜRLICH NICHT!“ Etwas ängstlich presste ich die Hände auf die Ohren. Wie konnte ein einzelner Mann nur so laut und furchteinflößend sein? Nicht nur ich war ziemlich eingeschüchtert von dem wutschnaubenden Bakura. Ray hatte sich schutzsuchend an mich geklammert und heulte mit einer ziemlichen Lautstärke los. Verzweifelt drückte ich den Kleinen an mich und versuchte ihn zu trösten. Böse wandte ich mich an meinen Yami. „Musst du ihn so anschreien, er ist doch nur ein kleines Kind!!“ Doch mein Yami schien mich zu ignorieren. Mit einem völlig versteinerten Gesicht sah er seinen kleinen Jungen an und ich konnte etwas wie Reue in seinen Augen aufblitzen sehen. Mit einem Mal hatte er mir Ray aus den Armen gerissen und drückte ihn an sich. Er schien wie verwandelt. Im einen Moment vor Wut tobend und im nächsten so unglaublich zärtlich. Sacht wiegte er das süße Kerlchen und flüsterte ihm tröstende Worte ins Ohr. „Papa hat das doch gar nicht so gemeint, er hat sich nur so große Sorgen um dich gemacht. Was soll ich denn ohne dich machen, mein kleines Bärchen?“ Ray hatte sich ein klein wenig beruhigt und davon abgesehen das Haus zusammen zu schreien. Jetzt saß er nur noch schluchzend auf dem Arm seines Vaters und lies sich trösten. „Shht nicht mehr weinen. Papa tut es leid, dass er dich so angeschrien hat. Na komm, jetzt geht’s ab ins Bett und dann wird auch nicht mehr geheult, du bist doch schon ein großer Junge, oder?“ Stumm nickte Ray und lies sich forttragen. Ich seufzte auf, wie gern hätte ich den Kleinen hier behalten und noch ein bisschen mit ihm gekuschelt. Ganz neben bei hatte ich ziemlich Schiss davor allein mit Bakura zu reden und da hätte ich gerne was kleines Niedliches zum festhalten gehabt. Wer konnte schon sagen wie mein Yami reagieren würde und ob er mich überhaupt sehen wollte. Ich hatte so viele Fragen an ihn, die ich los werden wollte, aber bis zu diesem Zeitpunkt hatte er mich ja komplett ignoriert. „Hier, eine heiße Schokolade und Kuchen. Kaffee hatte ich leider doch nicht mehr.“ Entschuldigend lächelte mich Sayuri an und stellte ein Riesenstück Torte vor meine Nase. „Ist mir eh lieber, als Kaffee. Danke! Das ist ja Wahnsinn!“ Vorsichtig nahm ich einen Schluck von der dampfenden Flüssigkeit und betrachtete die Monstertorte. Wie ich das alles schaffen sollte war mir schleierhaft. Aber sie hatte es ja gut gemeint. Nachdenklich musterte ich meine Gastgeberin. Sie war wirklich eine für ihr Alter sehr attraktive Frau mit diesen unglaublich blauen Augen und den kleinen Lachfältchen, welche ihre Mundwinkel zierten. Eine sehr angenehme Gesellschaft und perfekt um mehr über Bakura herauszufinden. „Ist er eigentlich immer so zu Ray?“ „Nein, das war das erste Mal, dass er ihn angeschrien hat. Er ist in letzter Zeit furchtbar unter Stress und das heute hat ihm wohl den Rest gegeben.“ Sie schien durch mich hindurch zu sehen, als sie mir antwortete. Ihr Blick war verklärt und es lag ein merkwürdiger ausdruck darin, den ich nicht zu deuten wusste. „Sayuri, Ray fragt nach dir.“ Sofort war ihr Blick wieder klar und sie nickte ihrem Schwiegersohn zu, stand langsam auf und ging an ihm vorbei zu dem Zimmer ihres Enkels. Unruhig rutschte ich auf meinem Platz herum und spielte nervös mit den Knöpfen meiner Schuluniform. Jetzt war ich mit ihm allein, das war die Gelegenheit und doch brachte ich keinen Ton heraus. Ein dicker Kloß schnürte mir die Kehle zu und ich konnte nichts weiter tun als ihn anzustarren. Ruhig ging er an mir vorbei und lies sich in den Sessel gegenüber fallen. Ich spürte seinen durchdringenden Blick auf mir ruhen. Jede Faser meines Körpers begann vor Aufregung zu kribbeln. Oh, bitte Bakura sag doch was, ich halt das einfach nicht mehr aus. Mir war so was von schlecht und ich war Gott froh noch keinen Kuchen gegessen zu haben, den wäre ich nämlich spätestens jetzt wieder losgeworden. „Danke!“ Ein Wort und alles in mir schien in Bewegung zu geraten. Alle Gefühle, die sich so lange in mir angestaut hatten gerieten völlig außer Kontrolle. Angst, Trauer, Wut und eine unbändige Freude kämpften um die Vorherrschaft. „Bakura…“ Ich wollte ihm nah sein, ihn berühren, ihn küssen, ihn… Doch nichts dergleichen konnte ich, mein Körper verweigerte mir den Dienst und mir blieb nichts weiter übrig als einfach nur da zu sitzen und ihn sehnsüchtig anzuschauen. Stumme Tränen liefen über mein lächelndes Gesicht. „Bakura…“ Leise hauchte ich ihm seinen Namen entgegen und wartete auf eine Reaktion. Doch er sah mich nur schweigend an. All meine Kraft zusammennehmend stand ich auf. Meine Beine zitterten vor Aufregung, doch es gelang mir trotzdem mich aufrecht zu halten. Wie ein kleines Kind, dass gerade seine ersten Schritte wagt stolperte ich auf meinen Yami zu und lies mich schließlich vor seinem Sessel auf die Knie sinken. Beinahe automatisch umschlangen meine Arme die schmale Taille meines mehr als überraschten Gegenübers und zogen es an mich. Die aufkommenden Schluchzer suchte ich in dem weichen weißen Hemd meines anderen Ichs zu ersticken. „Bitte…bitte, lass mich nie wieder so lang allein!“ Er antwortete mir nicht, versuchte nicht mir etwas Tröstendes zu sagen. Hoffnungsvoll wartete ich auf ein liebes Wort. Doch er schwieg. Stumme Tränen rannen immer weiter meine Wangen hinunter, ohne dass ich es hätte verhindern können. Wie konnte er nur? Wieso war ich ihm so egal? Ich zuckte unwillkürlich zusammen, als sich plötzlich eine kalte Hand in meinen Nacken legte und begann diesen sanft zu kraulen. Genießerisch schlossen sich meine Augen und ein leises schnurrendes Geräusch entkam meiner Kehle. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass es keinerlei Worte bedurfte. Was er tat war tröstlicher als alles, was er hätte sagen können. Mhh, was ist passiert? Ein Traum? Verwirrt sah ich mich um. Ich lag in eine Decke gewickelt auf diesem unglaublich bequemen Sofa der alten Lady. „Na, wieder wach?“ Die Hausherrin war gerade dabei das Wohnzimmer etwas in Ordnung zu bringen. „Sayuri? Wo ist Bakura?“ Fragend sah ich mich nach ihm um. „Bei der Arbeit, was denkst du denn?“ „Mhh wie spät ist es denn? OH NEIN! Das darf doch nicht wahr sein!“ Entsetzt starrte ich auf die Uhr über der Tür. Zwei Uhr Nachmittags! Ich hatte die Schule verpasst! Ich ließ mich wieder in die Kissen sinken. Eigentlich auch nicht schlimm, ein Tag voll Schikanen weniger. „Ich hätte dich ja früher geweckt, aber du hast so friedlich geschlafen und Bakura war der Meinung, dass du Ruhe brauchst.“ Er hatte mir einen freien Tag verschafft? Das ließ mich schmunzeln. Er sorgte sich also doch um mich. Ob er wohl ahnte, wie es mir in der Schule erging? Wenn er es wüsste, würde er nicht zulassen, dass sie mich weiterhin so behandeln! „In zwei Stunden hole ich Ray vom Kindergarten ab. Möchtest du mitkommen?“ Sayuri riss mich aus meinen Gedanken. Dabei lächelte sie so freundlich, dass ich gar nicht anders konnte als zurück zu strahlen. „Natürlich und ob ich das will!“ Jede Gelegenheit mehr über Bakura und sein neues Leben herauszufinden war mir mehr als willkommen und wenn ich dann noch diesen niedlichen Knirps in meiner Nähe haben konnte… Es war schon ziemlich dunkel und verdammt kalt. Ich wanderte mit Sayuri durch die Straßen auf dem Weg zu der Kindertagesstätte Rays. Wäre die Kälte nicht so schneidend würde ich mich rundum wohl fühlen. Ray’s Oma hatte mich vor unserem Aufbruch mit dem besten Essen seit langem beglückt. Der Kleine war wirklich um seine Familie zu beneiden so eine liebe Großmutter und ein Vater der sich um ihn kümmert. Wenn ich da an meine liebe Verwandtschaft dachte... „Ryou-kun, geht es dir nicht gut?“ „N-nein, alles in Ordnung.“ Schnell wandte ich meinen Kopf so, dass sie mir nicht ins Gesicht sehen konnte. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte. „Kennst du meinen Schwiegersohn?“ „Häh?“ „Du hast ihn bei seinem Vornamen genannt, ohne dass ihn dir jemand verraten hätte…also musst du ihn doch kennen. Aus dem Krankenhaus vielleicht?“ „Nein, ich, also ich weiß nicht…vielleicht kenne ich ihn. Also nun, ich kenne ihn aber das ist ziemlich kompliziert.“ Sie fragte nicht weiter, nickte nur kurz. Sayuri hatte wohl gemerkt, dass mir dieses Thema etwas unangenehm war. Ich würde ja selbst gerne einige Dinge über Bakura erfahren… Etwas rot um die Nase versuchte ich die mir wichtigste Frage überhaupt zu klären. „Wo ist eigentlich Ray’s Mutter?“ Mein Herz schlug mir bis zum Hals, die Antwort machte mir Angst. Es zerriss mich beinahe innerlich. Ich wollte nicht, dass mein Bakura mit einer anderen Frau glücklich war. Aber genau so wenig wollte ich ihn unglücklich sehen. Nervös sah ich zu meiner Begleiterin, die mir noch eine Antwort schuldig war. Im nächsten Moment tat mir meine Frage beinahe leid. Das freundliche Gesicht Sayuri’s hatte wieder diesen eigentümlichen Ausdruck angenommen, den es schon am gestrigen Abend hatte. Ein bitteres Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und ihre blauen Augen funkelten mich an, dass mir heiß und kalt wurde. „Entschuldige…“ „Es muss dir nicht leid tun! Es ist nur, dass meine Tochter mich sehr enttäuscht hat.“ Sie wandte ihren Blick ab und seufzte leise. „Bakura und Hana, so heißt meine Tochter, haben sehr jung geheiratet. Sie war schwanger und Bakura war bereit die volle Verantwortung für Hana und das Baby zu übernehmen und das obwohl er mitten in seinem Studium steckte. Ich beschloss sie zu unterstützen, damit Bakura sein Studium beenden konnte. Er hat sehr hart gearbeitet um so bald wie möglich ein fertiger Arzt mit festem Einkommen zu sein. Ich war unglaublich stolz auf ihn und auf Ray, so ein süßes Kind…aber ich schweife ab. Wie gesagt, hat Bakura sehr hart gearbeitet. Hana muss sich gelangweilt haben, denn eines Tages kam sie mit einem anderen Mann an und stellte uns vor vollendete Tatsachen. Sie hatte sich neu verliebt und wollte mit ihrem neuen Freund zusammen leben. So lies sie sich scheiden. Das an sich ist ja an sich nicht schlimm. Wenn man so jung heiratet kann es ja schon mal vorkommen, dass man sich doch noch einmal um entscheidet. Allerdings wollte ihr neuer Mann nichts mit Kindern zu tun haben. Also hat sie Bakura das Baby in die Hand gedrückt und ist einfach abgehauen. Das hat mich wirklich aufgeregt. Ich hätte nie von ihr gedacht, dass sie uns hier mit einem einjährigen Baby sitzen lässt! Ray war ihr ganz egal…“ Gebannt hing ich an ihren Lippen. Mein armer Bakura, das war bestimmt nicht leicht für ihn und auch meine neugewonnene Freundin tat mir leid. Es gab also auch Momente, in denen diese fröhlich wirkende Person traurig war. Trotzdem konnte ich das in mir aufkeimende Glücksgefühl nicht unterdrücken. Keine Ehefrau, die mir im Weg stand, noch dazu war es vier Jahre her, dass Hana ihn verlassen hatte, er war also schon darüber hinweg gekommen. Besser konnte ich es ja gar nicht treffen. Es war einfach alles perfekt. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, was noch alles auf mich zukommen würde, so wäre ich wohl nicht voll solch naiver Freude gewesen aber dazu später. Wir hatten noch einen sehr schönen Abend zusammen. Ich sah mir mit Ray auf dem Schoß die Sesamstraße an und anschließend gab es noch ein großartiges Abendessen von der lieben Oma. Da war es auch noch zu verkraften, dass Bakura diesen Abend nicht kam. Sayuri erklärte mir, dass er bis zum Nachmittag des nächsten Tages arbeiten musste. Die letzten beiden Tage waren die schönsten seit langem. Es war beinahe so als hätte ich eine Familie, also eine Familie, der ich etwas bedeute. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)