Eisblume von Starwings ================================================================================ Kapitel 5: Epilog ----------------- „Und?“ „Was meinst du?“ „Na, du siehst so glücklich aus.“ „Ja... vielleicht. Kann sein...“ Aiko saß an der offenen Tür und bereitete das Essen vor. Mit einem Lächeln auf den Zügen lauschte sie dem Gespräch zwischen Shiro und Kouhei. Daisuke stand nicht weniger zufrieden neben dem Herd und überwachte die Brühe, die er auf Anweisung von seinem Herren zusammengestellt hatte: „Du sollst nicht lauschen, Aiko.“ „Ach, lass mich doch“, scherzte sie und vertiefte sich dann wieder in ihre Arbeit, „Endlich lächelt er mal wieder aufrichtig. Es ist schön ihn so zu sehen.“ „Ich weiß was du meinst“, der Diener schaute aus dem Fenster nach draußen in den Garten, „Nach dem ganzen Chaos in der letzten Woche, hatte ich schon Angst, das Schicksal hätte uns verraten.“ Die junge Bedienstete schielte mit einem Auge herüber: „Aber war ich nervös, als der Polizist hier aufgetaucht ist.“ Die Antwort ließ einen Moment auf sich warten. Der Butler rührte im Topf und fachte das Feuer wieder ein wenig mehr an: „Ja... Wir können dankbar sein, dass er ein Freund der Familie war, sonst hätte er uns nie abgenommen, dass es reiner Selbstschutz war. Bisher können wir uns aber leider noch nicht sicher sein, dass so etwas nicht noch einmal passiert.“ „Wann sie wohl aufwachen wird...“, entgegnete das Hausmädchen nachdenklich. Daisuke überlegte: „Hoffentlich bald, sonst wird die Suppe kalt.“ Der kleine Ofen in der Ecke strahlte eine angenehme Wärme aus und das Flackern des Feuers erfüllte den Raum. Yachiyo lag noch immer friedlich schlafend in ihrem Futon. Jedoch nicht wie zuvor, im Gästezimmer, sondern in einem der beheizbaren Räume, nicht weit von Küche und Bad entfernt. Die Decke hob und senkte sich in regelmäßigen Abständen und im Gesicht der jungen Frau konnte man keine Spur von Anspannung oder Schmerz lesen. Ihre Schwerter waren gereinigt worden und lagen direkt neben ihrem Lager. Ihre Kleidung war leider nicht mehr zu retten gewesen, weshalb Kouhei den Tag zuvor in der Stadt einkaufen gewesen war. Gegen den Rat von Shiro, ihr einfach noch mal das gleiche zu kaufen, hatte sich der Arzt für einen bestickten dunklen Kimono entschieden, der im Licht lila schimmerte. Bei den Stickereien hatte er ganz seinem Instinkt vertraut und ein Blumenmuster aus roten Azaleen und weißen Eisblumen genommen. Um jedoch nicht ganz die Funktionalität außer Acht zu lassen, hatte er ihr einen neuen Hakama in rot gekauft. Er hoffte inständig, dass er ihr gefallen würde. Am Abend öffnete Yachiyo langsam die Augen und starrte eine Weile ins Feuer. Sie fühlte sich wohl und sicher. Ein Gefühl, dass sie seit Ewigkeiten nicht mehr empfunden hatte. Das Holz knisterte angenehm und die ruhige Atmosphäre hätte sie beinahe wieder einschlafen lassen, wenn sie nicht Schritte von draußen gehört hätte. Noch leicht kraftlos setzte sie sich auf und lächelte Kouhei an, als er eintrat. „Ihr seid also aufgewacht. Freut mich“, begrüßte er sie und setzte sich an ihr Lager, „Werdet ihr diesmal bleiben?“ „Ich weiß es nicht. Ich bin auf der Suche nach meinem Bruder“, sie machte eine Pause und ihr Blick senkte sich traurig nach unten. Es war an der Zeit ihm alles zu erzählen, immerhin hatte sie das Leben aller hier riskiert: „In meiner Vergangenheit gibt es vieles, das ich euch berichten muss. Seit vier Jahren bin ich nun schon auf der Flucht, weil mein Vater mich für meinen Traum hasst. Außerdem habe ich ihn um einen seiner wertvollsten Besitztümer gebracht. Und seit damals schon, kann ich meinen Bruder einfach nicht vergessen. Er war es, der mich im Hochland verwundet hat und der Grund, warum ich jetzt noch lebe.“ Kouhei wartete geduldig bis sie weiter sprach und stellte die dampfende Suppe, die er auf einem Tablett, zusammen mit einigen Kräutern bereitet hatte, erst einmal zur Seite. „Ich habe mich damals gefragt, warum mein Bruder mich nicht getötet hat. Heute weiß ich warum“, sie bemerkte, wie verwirrt der Arzt sie ansah und sie musste kurz lächeln, „So wie ich, können wir einander wohl noch nicht loslassen. Ich habe für mich beschlossen, dass ich nur durch seine Hand sterben will. Er ist der einzige Mensch, den ich wirklich liebe... aber auf eine andere Art und Weise, auf eine Weise, die ich nicht beschreiben kann.“ Der Schwarzhaarige wusste nicht genau, was er darauf entgegnen sollte. Er überlegte kurz. „Wollt ihr nicht lieber bleiben und leben? Für mich und für euch?“ Überrascht blickte sie den Arzt an, stockte, fühlte jedoch, dass sie ihm eine ehrliche Antwort schuldig war: „Ich bleibe, bis meine Wunden genesen sind und ich sicher sein kann, dass ihr nicht mehr in Gefahr seid. Aber wie man den Schnee nicht daran hindern kann zu fallen, so werdet auch ihr mich nicht davon abhalten können zu gehen.“ Er nahm ihre Hände und schaute sie mit seinen blauen Augen lange und durchdringend an. Yachiyos Gefühle überschlugen sich, sie fühlte etwas in ihrem Herzen, dass an Freude erinnerte, aber ihren ganzen Körper im gleichen Moment zu überfluten drohte. Auch Kouhei empfand nicht anders. Es war der richtige Augenblick entschied die junge Frau und schaute ihn ihrerseits an: „Damals war ich so unhöflich und habe euch beleidigt... das tut mir leid. Seid sicher, dass ich euch niemals vergessen werde...“ „Ich...“, wollte der Schwarzhaarige antworten, doch die Ronin unterbrach ihn. Da war noch etwas, dass sie ihm sagen musste: „Mein Name ist Yachiyo Yokoto. Ich danke euch aus tiefsten Herzen für das was ihr für mich getan habt... Kouhei.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)