Face to Face von Franlilith ================================================================================ Kapitel 15: fifteen ------------------- Keine zwei Wochen später schleppte Takeru seufzend einen vollen Beutel mit Einkäufen nachhause und fragte sich, was er eigentlich verbrochen haben musste, um so gestraft zu sein. Sein Vater hatte ihn gefragt, ob er Tee und Kaffee einkaufen gehen würde und wie es der Zufall so wollte, hatte Masaki das mitbekommen und ihn gefragt, ob er nicht noch ein paar andere „Kleinigkeiten“ – die keine waren – mitbrachte. Shinji war selbstverständlich so schnell er konnte in seinem Zimmer verschwunden, mit der ausrede ein wenig zu lernen, immerhin fing die Schule bald wieder an. Na wunderbar, eigentlich lernte er mit Sicherheit nicht ein Stück, sondern schmollte auf seine ganz eigene Weise darüber, dass zwischen ihm und Takeru noch immer nicht mehr, als ein paar kleine Scheue Berührungen stattgefunden hatten. Ja, er war nun mal unsicher und wusste nicht so ganz, mit Shinjis fordernden Berührungen umzugehen. Auch wenn er sich an den Körper seines Freundes weitestgehend gewöhnt hatte, bedeutete es unheimlich viel Überwindung diesen – zugegebenermaßen mehr als hübschen – Jungen so nah an den seinen zu lassen. Also saß Shinji des Öfteren beleidigt in seinem Zimmer und ließ Takeru nicht mehr, als ein leises Stöhnen - das ihn beinahe wahnsinnig machte – hören. Irgendwann würde er sich schon daran gewöhnen und es soweit kommen lassen. Er brauchte nur noch ein klein wenig Zeit. Mit einem beleidigten Grummeln verlagerte der Dunkelhaarige sein Gewicht um die Tüten leichter tragen zu können. Ließ er Shinji vielleicht zu lange auf dem Trocknen sitzen? Der hatte ihm zwar gesagt, er könne warten, aber im Grunde genommen, war er ja auch nur ein Mann. Selbst Takeru konnte den ständigen, wirklich verführerischen Angeboten seines Freundes kaum widerstehen. Es war zum verrückt werden! Akemi tauchte immer einmal in der Woche auf, um sich mit den beiden Jungen zusammen zu setzen und das Projekt abzusprechen, das sie für die Schule bearbeiten sollte. Sie schien wirklich eine Art „Girly“-Verhalten an den Tag zu legen, wenn sie Takeru und Shinji so eng umschlungen erblickte. Ihre Stimme wurde merklich höher und sie beobachtete das Paar mit regelrecht glänzenden Augen. Takeru wusste mittlerweile nicht mehr, ob er das krankhaft oder mysteriös finden sollte, wohingegen Shinji darauf nur immer schmunzelte. Er schien zu wissen, was mit dem Mädchen los war, dass sie regelrecht anhimmelte. Aber eigentlich, konnte Takeru sich fast denken, was in sie gefahren war. Ein schwules Pärchen, natürlich fanden Frauen so etwas auf Dauer interessant. Doch selbst wenn, er dachte seltener darüber nach, wie er und Shinji auf andere wirken mussten, wenngleich er sich in Vorsicht üben musste. Ihre Eltern durften noch immer nichts davon wissen, selbst wenn man immer mehr zu der Annahme kam, dass zumindest Masaki sehr tolerant war. Erneut verließ ein seufzen Takerus Lippen, als er reichlich gelangweilt an der U-Bahnstation vorbei lief, ohne sich umzusehen. Seine Gedanken drehten sich eher immer um das gleiche Thema, was seiner Auffassungsgabe scheinbar doch etwas schadete, als er mit jemandem zusammenstieß. Verwirrt blinzelte er und verbeugte sich entschuldigend. „Das tut mir leid, Entschuldigung“, meinte er und lächelte etwas, doch alles was er als Antwort bekam war ein schnauben, dass ihm nur allzu bekannt vorkam. Mit einem unterdrückten Knurren wurde der Junge an jemanden erinnert, denn er wirklich ungern zu Gesicht bekam. Sein Blick hob sich und er starrte direkt in ein paar dunkle Augen, die ihn mehr als herablassend musterten. Fest biss sich Takeru auf die Unterlippe. Ryo... „Hey, Kleiner“, machte der Größere und verschränkte die Arme vor der Brust, beinahe so, als würde er in eine Art Abwehrhaltung verfallen. Takeru spürte wie ihm die Farbe aus dem Gesicht wich, ehe er langsam ein paar Schritte rückwärts ging. „Lange nicht gesehen“, lächelte Takeru verhalten und versuchte so gut es ging, Abstand von dem Jungen zu bekommen, auf den er noch immer nicht sonderlich gut zu sprechen war. Nicht nur, dass dieser Kerl unzählige Male mit Shinji angebandelt hatte, er war auch greifend eifersüchtig auf Takeru gewesen und umgekehrt hätte der ihn auch gern zum Teufel gejagt. Außerdem hatte dieser Kerl einen unausstehlichen Charakter und schien die Angewohnheit zu haben andere gern als sein Eigentum zu bezeichnen. Shinji war dabei wohl sein Lieblingsopfer. Takeru schluckte die aufkommende Wut herunter, es war mit Sicherheit nicht klug, jetzt Streit anzufangen. Er wollte eigentlich nur nachhause. „Nicht lange genug“, lachte Ryo plötzlich abfallend und sah Takeru süffisant an, der leicht grummelte. Was sollte der Unsinn? Er hatte dem Kerl doch gar nichts getan? „Bitte was?“, fragte er spitz und hätte sich gern die Hand vor den Mund geschlagen. Er sollte jetzt einfach den Mund halten und nachhause gehen. Doch er konnte nichts gegen seine aufkommende Wut tun, dieser Kerl war ihm einfach zuwider. „Du hast mich schon verstanden, Kleiner“, meinte der. Takeru zischte leise. „Hör auf mich Kleiner zu nennen!“ Ryo grinste leicht. Irgendwie machte diese kurze Gestik Takeru noch aggressiver als er ohnehin schon war. „Aber natürlich. Du fühlst dich selbstverständlich groß, mit deinem hübschen Kätzchen an deiner Seite“, säuselte er kühl und brachte Takerus Augenbraue gefährlich zum Zucken. Der machte sich über Shinji und ihn lustig! „Mach Witze über mich soviel du willst, aber halte Shinji da raus!“, fauchte er ungehalten, doch alles was ihm gelang, war Ryo weiter zum lachen zu bringen. „Ich soll ihn da also raushalten? Nun, er war dumm genug, mit einer Hete zusammen zu kommen, die nicht einmal ansatzweise zu wissen scheint worauf sie sich einlässt.“ Takeru starrte den Größeren an. Wie konnte er es eigentlich wagen, aus heiterem Himmel so etwas zu behaupten?! „Nenn mich nicht Hete, ich weiß sehr genug auf was ich mich eingelassen habe!“, knurrte er und schreckte verwirrt zurück, als Ryo ihm näher kam und einen Arm fest um seine Hüfte legte. Geschockt rutschte der Beutel aus seiner Hand und fiel mit einem ungesunden Klimpern auf den Boden. Doch das war ihm gleich, viel verdatterter schaute er in die kühlen, braunen Augen Ryos, die ihm plötzlich weitaus näher als noch vor ein paar Minuten waren. Eine Hand legte sich unter sein Kinn und hob es in ungesunde Höhe zu den Lippen des anderen Jungen. Er spürte wie sich sein Leib versteifte, als er eine aufdringliche Hand, an seinem Hintern spürte. „Du bist also keine Hete, hm? Dann hast du also genügend Erfahrung, um Shinji das Wasser reichen zu können, ja?“, fragte Ryo leise und streifte kurz Takerus Lippen mit seinen, der angeekelt ein Stück nach hinten auszuweichen versuchte. Niemand außer Shinji durfte sich das erlauben und ihn dort berühren! „Bleib gefälligst auf Abstand“, drohte der Kleinere leise, doch alles was er erreichte war, das Ryo belustigt schmunzelte. „Bleib du lieber Shinji fern. Er ist nichts für dich.“ Die Worte des anderen brachten Takeru zum erzittern. Was redete der da? Es war doch wohl Shinjis sowie seine Entscheidung, wie nahe sie sich standen. „Was soll das heißen?“, zischte Takeru und schlug nach hinten, um die Hand des anderen von seinem Hintern zu lösen. Dieser Typ war ihm gerade etwas zu suspekt. Der lachte nur und hielt Takerus Kinn etwas festern. „Das soll heißen: Er ist Wein, du bist nur Wasser. Es bringt nicht viel, wenn man das mischt“, wisperte Ryo süffisant und hauchte auffordernd gegen Takerus Lippen, der jedoch nur den Kopf zur Seite drehte und froh war, als sich der Kerl endlich von ihm gelöst hatte. Ryo drehte Takeru den Rücken zu und winkte ihm noch kurz lässig und keineswegs ernsthaft. „Richte Shinji schöne Grüße von mir aus, Kleiner“, war alles was man von ihm noch vernahm, ehe er die Treppen Richtung U-Bahnstation nach unten ging und einen verdatterten, ahnungslosen Jungen zurück ließ. Zitternd ballte Takeru seine Hände zu Fäusten. Was hatten die letzten Worte bedeutet? Von wegen: Wein und Wasser und „Es bringt nichts, wenn man es mischt“? Was bildete der Kerl sich eigentlich ein? Er hatte nicht das Recht Takeru so etwas entgegen zu werfen, schließlich hatte Shinji ihn abgewiesen! Und sich auch noch diese Frechheit heraus zu nehmen, ihn so leichtfertig zu berühren, es ekelte ihn an! Takeru biss sich fest auf seine Unterlippe. Waren Shinji und er so verschieden? Sie zu mischen...brachte nichts? Weil sie nicht zusammen passten? Weil Takeru zu wenig Erfahrung hatte? Ja, er konnte Shinji nicht das Wasser reichen, in keinerlei Hinsicht. Aber so direkt hatte er diesen Fakt nie betrachtet. Er hatte sich einfach in diesen Jungen verliebt, ohne darüber nachzudenken, dass sie überhaupt keine Gemeinsamkeiten hatten. Er spürte wie sich sein Herz verkrampfte. Da hatte Ryo ihm wirklich einen schönen Floh ins Ohr gesetzt und der wisperte Takeru immer wieder zu, wie dumm er war, sich diese ganze Sache so einfach vorzustellen. Ryo hatte Recht, Shinji war Wein und Takeru bloß Wasser. Das passte nicht zusammen, vielleicht hatte Shinji auch jemanden anderen verdient. Oder sie hätten niemals zusammen kommen dürfen? Schnell schüttelte er seinen Kopf. Unsinn, er durfte sich von diesen verräterischen Worten nicht einlullen lassen! Er liebte Shinji schließlich und er hatte auch verdammt lange gebraucht um sich das einzugestehen. Dennoch ließen ihn die Kommentare Ryos nicht los. Sie geisterten durch seinen Kopf wie kleine Fetzen eines Ohrwurmes, der ihn immer wieder das gleiche Lied hören ließ. Jetzt fühlte sich Takeru schlecht, weil er Shinji nie an sich heran ließ. Jedenfalls nicht so, wie es sich sein Freund wünschte. Hatte Ryo das gemeint mit „genügend Erfahrung“? Er wusste doch gar nicht wie das zwischen Männern funktionierte. Selbst wenn er sich schon ein bisschen was getraut hatte, wollte er keinen Schritt weiter gehen. Seit zwei Wochen plagte ihn das Gefühl, niemals soweit zu sein. Würde Shinji sich wieder von ihm trennen, wenn er bemerkte, dass Takeru sich weiterhin quer stellte? Er würde es doch bestimmt irgendwann leid sein zu warten, oder? Ein paar Minuten – in denen Takeru nur dagestanden und gegrübelt hatte – später, beugte er sich nach unten und hob den Beutel mit den Einkäufen auf, um sie endlich einigermaßen heil nachhause zu bringen. Als er vor der Haustür ankam, hielt er jedoch inne. Er wollte auf keinen Fall in seinem jetzigen Zustand mit Shinji reden, mit Sicherheit würde er irgendetwas Dummes sagen. Wie sollte er seinem Freund gegenüber treten, wenn er sich seiner Gedanken im Augenblick so unsicher war? Während er grübelte, setzte sich sein Körper wieder in Bewegung und er schloss die Tür auf, um einzutreten und sich seiner Schuhe zu entledigen. „Hey, da bist du ja endlich.“ Takeru zuckte zusammen. Er wollte Shinji doch eigentlich erst einmal aus dem Weg gehen, um etwas klarer im Kopf zu werden. Warum stand der Kerl jetzt vor ihm? Takeru atmete leise ein und aus. „Hm“, machte er dann nur leise und ging einfach schnurstracks an Shinji vorbei, ohne ihn anzusehen, um in der Küche angekommen, Masaki den Beutel zu reichen. Die sah ihn kurz verwirrt an, genau wie Shinji, der Takeru hinterher gelaufen war. Beide schienen sich aus seiner Verschwiegenheit keinen Reim machen zu können. „Ich hoffe es ist noch alles ganz, die Tüte ist mir zwischendurch mal kurz herunter gefallen“, lächelte er und drehte sich dann, bevor Masaki irgendetwas sagen konnte, auf dem Absatz um und verschwand nach oben in sein Zimmer. --- Achtung! Dieses Kapitel ist das Letzte für dieses Jahr! Ich habe die nächsten Wochen zutun und werde wohl so schnell nicht mehr zum weiterschreiben kommen! Ich wünsche schon mal frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2010! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)