Nothing what I have von Sengo-sun (Sparrington - Gedicht das Zweite) ================================================================================ Kapitel 1: Nichts was ich habe ------------------------------ *** Dumpf klingt das Orgelspiel in meinen Ohren, durchfährt mich eiskalt, lässt mein Mark und mein Gebein zittern, in trauriger Gewissheit, dass mich die kalten Finger Jones fest umschlossen halten, nie würd er mich frei geben, frei aus dieser Verdammnis verlorener Seelen. Ich sitze hier, gefangen, gebunden an ein verfluchtes Schiff, dessen zerissne Segeln heulend Unterwasser flattern, ich weiß nicht wie, doch selbst das Wasser scheint die traurigen Schreie der Seemänner nicht abzufangen, nicht abzufangen wollen. Klagelaute, Verwünschungen, ungehörte Gebete, Tags und Nachts hör ich sie, doch, nun seid ich hier gefangen bin, zwischen Tod und Sein, vermiss ich dich, so sehr, dass es mich selbst erschrickt. Es erschrickt mich, dass ich einen frechen Vogel vermiss! Nicht nur dies, ich schein ihn so arg zu missen, dass ich mich nach jeder Bewegung von ihm verzehr. Nach jedem flinken Flügeltanz, der mit verwirrend, geschickten Liedern einem im Bann hält, vor allem mich selbst hat es fasziniert, wie du, mich jedes mal meinem eisigen, selbsterbauten Gefängnis entriss, meine Mauren, Stein um Stein einrisset, mir langsam näher kamst, ohne das ich dem bewusst wart. Doch nun, da ich selbst wie ein Gefangener in der Brigg bin, merk ich, wie nah du mir warst. Du, der du dich in deinem bunten Gefieder nicht versteckst, nein, es ist keine Verkleidung gar, sondern dein wahres Wesen, die Perlen, der Schmuck, ja, Sogar die Fischknochen, all dies zeigt was du bist: ein Pirat. Und du würdest nie leugnen was du bist, du würdest es jedem, mit vergoldetem Lächeln, sagen was du bist: Pirat! Und ich? Ja, was bin ich denn nur? Ein Commodore? Ein Admiral? Oder nur eine weitere traurige Seele auf dem Schiff Davy Jones? Was war ich für dich, Jack? Ein Mann, der seinen Pflichten folgte, ohne zu denken? Falls dies deine Meinung über mich ist, so will ich dir sagen: “Nein! Ich hab bei jeder Tat gedacht, nicht nur an meinen Sieg, oder an des Gefangenen Verurteilung, oder gar meiner Beförderung. Nein! Ich hab, so will ich’s mir endlich eingestehn, an dich, Jack, gedacht, Tag und Nacht.” Und nun, an diesen Ort, wo die Zeit so langsam verrinnt, wie dickflüssiger Rum, wo ein melancholisches Orgelspiel meine Ohrn vernebeln, hab ich so viel Zeit, Zeit an dich zu denken, dich, du dreimal verfluchter Pirat! Ich bin wohl am Rande meines Verstands angekommen, denn mein Herz hat die Führung über mein Lebensschiff übernommen, seid genau dieses Lebensschiff unterging, es führt mich sicher durch den Tod, oder werd ich’s schaffen, die hundert Jahre zu überstehn, oder gar wie du, die Zeit zu überlisten und den Tod selbst? Wohl kaum, denn ich bin nicht so gerissen wie du. Ich bin kein Pirat, ich werd nie ein Pirat sein, selbst im Tode, so scheinst, bin ich immer noch Commodore. Ich werds wohl nie erfahrn, ob du mich ebenso misst, wie ich dich, Pirat! Kannst du überhaupt etwas andres als deine schwarze Perle missen? Kannst du einen Menschen aus Fleisch und Blut missen? Jemanden, der nicht aus Gold, Silber, oder schwarzem Holz besteht? Jemanden, der keine weichen Formen hat? Jemanden, der genauso Mann ist wie du? Kann das ein Jack Sparrow? Oder ist er dazu nicht im Stande dies zu tun? Wie du auch nie im Stande sein würdest ehrlich zu sein. Ich schließe meine Lider, die schwer sind vom ewigen Salzwasser, leise hör ich, wie Jones die ersten Töne spielt, sein eigenes, persönliches, tragisches Liebeslied. Ist’s nicht schad, dass ich nicht, wie er mein Herz aus der schmerzenden Brust reißen kann? Weil ich Angst hab dich zu verliern, zu vergessen, dich und dein Antlitz, dass sich in mein Gedächtnis eingebrannt zu haben scheint. Deine dunklen Augen, die wie verwegenes Gold glitzern und funkeln können, als hätten sie einen neuen Schatz entdeckt, dabei hieltest du nur einen schäbigen Säbel in deiner Hand, die vollbesät von Ringen war. Und versuchtest mich mit diesem Holzschwert zu besiegen, mit geschickten Manövern entkamst du mir immer, doch du ließest dir nie nehmen, mir zum Abschied in die Augen zu sehen, mit genau diesem dunklen Glimmen in deinen braunen Augen, dieses dunkle Flackern, dass mir, was ich viel zu Spät merkte, meinem Herzen einen neuen Takt gab, schneller und wilder. Deine wilde Mähne, voll mit Unnötigem, doch es passte, wie der Horizont zur See passt, passte all dies unnötige Zeug zu dir, deiner Seele, alles an dir spiegelte deine Seele wieder. Viel zu spät merkte ich, dass ich... Die Orgel verstummt, das Meer mit ihr. Ich werd es dir wohl nie sagen können, verfluchter Pirat! Und selbst wenn, die Frage bleibt: Wie würden wir leben können? Ohne am Strick zu enden? Ohne uns aus den Augen zu verliern, wie jetzt, in diesem Augenblick... Ja, wie nur? Bitte Jack, vergiss mich nicht, deinen ewigen Jäger: James Norrington. *** N. J. M Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)