Von nun an für immer... von Switch (Die Geschichte über zwei Pokémon, die ihren eigenen Weg suchten, doch schließlich und endlich dann zu sich selbst fanden.) ================================================================================ Prolog: Der geheimnisvolle Unbekannte ------------------------------------- Es lebte einst, in einem riesigen Wald, ein kleines Vogelpokémon, welches voll Kummer durch den Wald flog, auf der Suche nach seinem Nest. Als es noch ein Junges war wurde es von seinem Schwarm getrennt. Es fand ihn trotz langer Suche nicht mehr wieder und auch obwohl es einen perfekten Orientierungssinn hatte. Doch die anderen Pokémon waren bereits zu weit entfernt und so musste sich das kleine Taubsi allein durch den Wald kämpfen. Voller Scheu vor großen Pokémon, versteckte es sich in hohen Gräsern und in Baumkuhlen, bis es sich eines Tages zu einem Tauboga weiterentwickelte. Sofort, als stärkeres und mutigeres Pokémon, markierte es sein Territorium. Es herrschte über ein kleines Waldgebiet. Niemand wagte sich dort hinein, da der Großteil der Bewohner Käferpokémon waren, die Angst hatten, von dem Flugpokémon angegriffen zu werden. Eines Tages aber, als Tauboga gerade einen Rundflug machte, entdeckte es am Waldboden ein anderes Pokémon liegen. „Hey!“, rief es zu dem gräulichen Fleck hinab, doch es regte sich nicht und es antwortete auch nicht. „Hallo!?“ Mit einem Mal zuckte etwas an dem Pokémon. Es war ein Flügel, den es schwach anhob, um Tauboga zu sich zu winken. Und es gehorchte. „Hilf mir… bitte“, flehte es und schloss erschöpft die Augen, als es vom Diesseits ins Jenseits wechselte und nicht mehr reagiert. „Hey, halt durch, Mann!“, flehte Tauboga, warf sich das Pokémon aber über den Rücken und flog zu einem seiner Nester, wo er es ablegte und sich geduldig auf den Ast vor ihm hockte. Es wartete und wartete, bis sein Gegenüber endlich erwachte. „Hey. Hey, du. Wach auf“, unterstützte ihn Tauboga, näherte sich langsam und blinzelte einige Male. Das andere Pokémon öffnete nur schwerfällig die Augen, richtete sich aber sofort auf, als es merkte, wo es war. „Wo bin ich!? Und wer bist du!?“, brüllte es, spreizte die Flügel, um größer zu wirken und sah Tauboga verächtlich an, doch es wollte keinen Streit, auch wenn das Pokémon ihn ziemlich mit seiner vorschnellen Art gereizt hatte. „Ich habe dich gerettet“, antwortete Tauboga kleinlaut, ehe es den Blick abwendete und schmollte. Das andere Pokémon beruhigte sich in diesem Moment, legte die Flügel wieder an und ließ sich in das Nest sinken. Demütig senkte es den Kopf und stellte sich erst einmal vor: „Ich bin übrigens Staravia. Danke, dass du mir geholfen hast.“ Tauboga nickte nur. „Kein Problem. Aber sag mal… was hast du hier in der Gegend gemacht? Und wieso warst du überhaupt so platt? Ich meine, das hier ist schließlich mein Gebiet. Solange ich hier bin, kommt hier niemand rein!“ Staravia konnte einen kleinen Unterton von Arroganz aus Taubogas Worten erkennen, doch es seufzte nur leise und versuchte, sich an diese Überheblichkeit zu gewöhnen, da es ja schließlich ähnlich gehandelt hatte. „Ich wurde von meinem Schwarm getrennt“, begann es zu erzählen und Tauboga wurde ungewöhnlich aufmerksam. „Nachdem ich meine Gruppe verloren hatte, hatten es einige Bibor auf mich abgesehen. Es waren einfach zu viele. Gegen eines oder zwei wäre ich noch angekommen… aber das war eine ganze Horde.“ Tauboga nickte verstehend. „So ist das. Hm… Ich mach dir einen Vorschlag. Du bleibst eine Weile hier und ich kümmere mich darum, dass kein Bibor mehr in deine Nähe kommt, alles klar?“ Staravia nickte. „Alles klar.“ Und von da an wussten beide, sie würden Freunde werden. Nein, sogar Beste Freunde, die aufeinander acht gaben, die stets füreinander da waren. Bis zu jenem Tage… Kapitel 1: Freunde für immer ---------------------------- …als sich Staravia nach ausgiebigem Training gegen Pokémon qualifizierte, die versuchten, Taubogas Revier zu betreten, entwickelte. Aus der einfachen Haube auf dem Kopf wurde ein wunderschöner Kamm mit roten Spitzen, ein stattlicher Körper, kräftige Schwingen und ein prächtiges Gefieder. Staravia entwickelte sich zu einem Staraptor, als es gerade gegen ein Kramurx kämpfte und konnte diesen nun mit seiner neuen Nahkampf-Attacke den Gar ausmachen. Das Unlichtpokémon floh, denn es hatte keine Chance mehr. „Kyah! Endlich entwickelt! Tauboga! Tauboga!“ Aufgeregt, aber durch sein neues Auftreten viel seriöser, flog es zu dem anderen Pokémon, welches stumm auf einem Ast saß und beinahe grün vor Neid war, sich diesen aber nicht anmerken ließ. „Sieh dir das an“, meinte Staraptor und prahlte nebenbei mit seinem prächtigem Gefieder und seiner neu erlangten Stärke. „Aber…“, begann es, „…ich muss mich immer noch weiterentwickeln.“ Tauboga sah es verwirrt an. „Wie meinst du das, du musst dich ‚weiterentwickeln’? Du bist doch schon ein Staraptor.“ Es schüttelte den Kopf. Sein Blick wurde leicht glasig, es senkte traurig den Kopf, stieß einen Seufzer aus und wendete sich von seinem Freund ab. „Ich habe von anderen Pokémon gehört, dass es irgendwo in den Bergen ein besonderes Pokémon geben soll, dass in die Zukunft blicken kann. Es starrt Tag ein, Tag aus in den Himmel, mit voller Erwartung, dass seine Vorhersagungen irgendwann eintreffen und laut diesen Pokémon tun sie das immer. Anscheinend ist es auch sehr Weise und ich möchte mir einen Rat von ihm abholen, also werde ich wohl erst einmal nicht mehr hier sein.“ Tauboga traute seinen Ohren nicht. Aufgewühlt schüttelte es den Kopf und krächzte irgendetwas vor sich her. „Du darfst nicht gehen!“, schrie es beinahe. „Wer hilft mir dann, die Pokémon zu vertreiben!? Wer steht mir in Gefahrensituationen bei?“ Es senkte den Blick, so wie auch seine Stimme. „Und wer wird dann mein bester Freund…?“ Staraptor knuffte Tauboga vorsichtig in die Seite, ehe es zum Ende des Astes ging und sich Abflugbereit. „Keine Sorge, ich bleibe ja nicht für immer. Und du musst sich schließlich auch noch weiterentwickeln.“ Den letzten Satz hauchte es arrogant aus, bevor es dann in Richtung des Berges flog, um dort Xatu zu treffen, das weise Psychopokémon, dass stets gen Himmel starrte. Tauboga setzte sich in sein Nest. Es plusterte sich auf und versteckte den Kopf im Gefieder. Nichts tat es nun lieber als Schlafen und vergessen und ein einziges Mal war es ihm egal, dass andere Pokémon durch sein Gebiet streiften. Kapitel 2: Xatu - der Bote der Zeit ----------------------------------- Staraptor hatte nach nicht einmal einem Tag endlich den Berg erreicht, auf dem das weise Xatu lebte. Es hatte viel zu kämpfen gehabt, bis es dann von sich behaupten konnte, den Berg eines Gebirges erreicht zu haben, auf dem ein Pokémon lebt, dessen Blick immer gegen die Sonne gerichtet ist und von dem man sagt, es bewege sich aus Angst vor den Dingen, die es gesehen hat, nicht. „Bist du Xatu?“, fragte Staraptor vorsichtig und ging ein paar Schritte auf es zu, doch es rührte sich nicht. „Eh, hallo? Hörst du mich?“ Staraptor neigte fragend den Kopf zur Seite und betrachtete Xatu ausgiebig und stumm. ‚Ist es taub?’, fragte es sich, doch es schüttelte den Kopf und seufzte. ‚Und nun?’ Staraptor überlegte und dann kam ihm auch schon eine Idee. Es stellte sich in das Blickfeld Xatus, plusterte sich auf und versuchte ihm die Sicht zu versperren, doch es regte sich nicht. Als wäre alles auf der Welt belanglos, blickte Xatu in den Himmel, zeigte keine Regung von Gefühlen, sondern blieb einfach still stehen. ‚Das bringt doch alles nichts’, fauchte das Vogelpokémon innerlich und marschierte ab. „KWAAAH!“, hörte Staraptor plötzlich hinter sich, zuckte zusammen und machte sofort kehrt. Xatu stellte sich auf seine Zehenspitzen, spreizte seine Flügel von sich weg und gab einen schrillen Laut von sich. Es legte seine Flügel direkt wieder an, beruhigte sich schnell und schloss für den Bruchteil einer Sekunde seine Augen. „Sprich, weswegen bist du hier?“ Doch noch bevor Staraptor antworten konnte, sprach es weiter: „Schweig. Ich weiß es bereits, nur will ich das Risiko vermeiden, dass du mich anlügst. Dein Streben nach Stärke ist es, was dich zu mir führt, dein Streben nach Intelligenz und Weisheit. Ist es das?“ Staraptor nickte. Es war durch und durch erstaunt, denn nichts war gelogen, was man über Xatu gesagt hatte. Es war wirklich schlau. „Ich möchte dich fragen, Staraptor, wieso verfolgst du diese Ziele?“ Genau diese Frage sagte Staraptor, dass es doch nicht allwissend war. Nichtsdestoweniger wusste Staraptor aber selbst nicht, wieso es so sehr darauf aus war, also antwortete er das, was seiner Meinung nach jeder gesagt hätte: „Instinkt.“ „Nun gut. Der erste Schritt wäre, fortwährend und in jeder erdenklichen Situation die Ruhe zu bewahren. Übe niemals Rache aus, denn Rache ist Gift, das Jeden von innen heraus auffrisst. Dazu… musst du immer hochkonzentriert sein. Ich blicke jeden Tag in diesen Himmel, ohne auch nur daran zu denken, wegzusehen. Ich sehe die Zukunft… und ich fürchte sie. Aber du, du kannst sie nicht sehen. Deshalb musst du immer aufmerksam sein. In steter Erwartung des Unerwarteten.“ Staraptor senkte leicht den Kopf. Er sagte sich, er würde noch lange bei Xatu bleiben, denn es wahr alles war, was er jemals über dieses Pokémon gehört hatte. Zu Anfang unterschätzte Staraptor den Anderen, doch seine Erwägung war abwegig. Xatu entsprach nun ganz seiner Vorstellung und es entschloss sich, bei ihm zu bleiben, immer in seiner Nähe zu trainieren und jeden Ratschlag anzunehmen, den es bekam. Nach langem, ausgiebigem Training und viel Ruhe, Konzentration und der mentalen Unterstützung von Xatu, kehrte Staraptor letztendlich zurück in den Wald, wo es sich auf die Suche, nach Tauboga machte, um diesen zu erzählen, was es erlebt hatte. Um mit ihm seine neu erlangte Weisheit zu teilen, um die Worte, die Xatu ihm gesagt hatte, war werden zu lassen. Und zu guter Letzt, um Xatu nicht zu enttäuschen. „Das Wesen eines Pokémon hängt vom Einfluss guter oder schlechter Freunde ab“, hatte Xatu ihm mitgegeben. Staraptor würde ein guter Freund sein, er würde Tauboga unterstützen, er würde nunmehr alles für ihn tun, was in seiner Macht stand. Und genau in dem Moment, als Staraptor seinen Gedanken beendete, erblickte er ein Tauboga auf einem Ast sitzen. Eilig flog er zu diesem hin, doch es flog angewidert weg, als plötzlich eine ruhige und tiefe Stimme hinter ihm klang. „Staraptor? Bist du’s?“ Vorsichtig drehte das Flugpokémon den Kopf. Es war nicht das Tauboga, das hinter ihm stand, dass er damals verlassen hatte. Es war ein Tauboss mit prächtigen, langen Federn auf dem Kopf, einem gepflegtem Gefieder und zwei seriösen Augen, die Staraptor musterten. Tauboss war nun größer als Staraptor. Ungeachtet davon, hielt sich Staraptor durch das permanente Training mit Xatu immer noch für stärker, erkannte Tauboss dafür aber jetzt als einen Rivalen an. Tauboss dagegen würde in Staraptor nie jemanden sehen, mit dem er sich messen bräuchte. Es wäre ihm egal, wenn es stärker würde. Es wäre ihm egal, ob es seine Hilfe bräuchte. Größe war nicht immer alles, das wusste Tauboss ganz genau – und ähnlich dachte auch Staraptor, nur gab er dem Satz teilweise eine neue Bedeutung. „Wow, du hast dich ganz schön verändert, Kumpel.“ Tauboss nickte zaghaft. Weiterhin musterte es Staraptor und hob dann einladend den Flügel. „Wie wär’s mit einer kleinen Runde über den Wald? Da kannst du mir alles über deinen Besuch bei Xatu erzählen.“ Das braune Pokémon hörte nur ein kurzes Flattern, spürte einen leichten Windstoß im Gesicht und konnte Tauboss nach wenigen Sekunden kaum noch sehen. „Hey! Nicht so schnell!“, rief es seinem Freund hinterher, schlug dann selbst in die Flügel und folgte ihm. Tauboss senkte seine Geschwindigkeit, lächelte Staraptor fröhlich an und flog neben ihm her. „Na dann, erzähl.“ „Tut mir Leid, mir ist nicht danach.“ „Hm?“ „Es ist nichts passiert. Ich habe etwas trainiert, mehr nicht.“ Tauboss wollte Staraptor irgendwie nicht glauben, doch es wollte auch nicht nachfragen. „Wie dem auch sei, wir können ja am See eine Pause machen.“ Den Vorschlag schlug Staraptor nicht aus und sofort ließ es sich auf einem Ast nieder, schloss müde die Augen und gähnte herzhaft. ‚Xatu hatte Recht. Es ist zwar nicht viel Zeit vergangen… Tauboss hat auf mich gewartet.’ Kapitel 3: Wo die liebe hinfällt -------------------------------- Einige Tage später, nachdem Staraptor es doch tat und Tauboss alles erzählte, was es erlebt hatte, flog Tauboss auf Futtersuche erneut zu einem kleinen See, an dem sich außer ihm noch weitere Pokémon versammelten, die alle zu groß waren, um den Tau von den Blätter und von den Wiesen zu trinken. Darunter war an diesem Tage auch ein Schwalboss. Tauboss entdeckte das Pokémon sofort. Es hatte sauberes, blaues Gefieder, durchdringende Augen und es sah direkt zu ihm herüber. Vor Verlegenheit sah Tauboss sich sein Spiegelbild an, wo er deutlich erkennen konnte, dass er leicht rot geworden war. Er konnte das liebliche Kichern hören, dass aus der Richtung des Schwalboss kam und er konnte sich nicht zurückhalten, noch einmal zu ihr aufzusehen. „Hallo“, begrüßte Tauboss sie vorsichtig. Schwalboss nickte leicht und erwiderte seine Begrüßung mit einem leisen: „Guten Tag.“ Es war in den Augen von Tauboss wirklich wunderschön. Er ging etwas näher heran, um sich mit ihr zu unterhalten, sich vorzustellen und einfach nur zu reden. Er war verliebt. „Hey, Tauboss! Du wolltest doch schon längst-…“ Plötzlich hörte das Vogelpokémon Staraptor rufen. Erst jetzt erinnerte er sich, dass er schon längst das Futter hätte besorgen müssen. “Man sieht sich“, meinte Schwalboss nur knapp und flog darauf auch schon wieder weg. Tauboss senkte den Kopf, er war enttäuscht und ihn zerriss der Gedanke, sie eventuell nie mehr wieder zu sehen. „Na vielen Dank auch“, stammelte Tauboss kleinlaut. Staraptor weitete seine Augen und sah entnervt zu ihm herunter. „Wie bitte!? Du solltest doch schon längst wieder zurück gewesen sein!“, knurrte er. „Was fällt dir ein, dich hier so aufzublasen! Es ist sicher nicht meine Schuld, dass dein Schätzchen jetzt weg ist!“ Tauboss senkte den Kopf. Es fühlte sich bei der Sache ziemlich schlecht, doch es verzieh Staraptor seinen Wutausbruch. Nur hoffte es auch, dass das Raubtierpokémon ihm auch verzeihen konnte, dafür, dass es Staraptor unterstellt hätte für die Flucht des Schwalboss verantwortlich gewesen zu sein. „Es tut mir Leid“, entschuldigten sich beide gleichzeitig, lächelten leicht und seufzten darauf. „Lass uns zurückfliegen“, schlug Staraptor vor. Tauboss nickte und folgte ihm. Am darauf folgenden Tage flog Staraptor an den See, um sich dort etwas zu entspannen und den Streit zu vergessen, den es mit Tauboss hatte. Doch es konnte sich nicht konzentrieren, irgendetwas störte ihn. Es war ein anderes Pokémon, das zu ihm herüberblickte. Vorsichtig hob Staraptor den Kopf, die Blicke der beiden Pokémon trafen sich und das anderen blickte in den See. ‚Das Schwalboss von gestern’, dachte es sich, musterte die Dame etwas und lächelte dann warm. „Hey“, begrüßte es das blaue Pokémon leise. Schwalboss erwiderte das Lächeln und auch seine Begrüßung. „Hey.“ Schwalboss und Staraptor plauschten ein wenig, auch über Tauboss. Staraptor erzählte, dass sie sich kennen gelernt hatten, weil sie beide von ihrem Schwarm getrennt wurden. Es erzählte, dass es bei Xatu war, sich dort Rat holte und unter seiner Obhut trainierte. Schwalboss dagegen war für ein Weibchen ein ziemlich guter Zuhörer, stellte Staraptor fest. Es redete wenig. Beim Zuhören putzte es sogar ab und zu seine Flügel, zeigte sich aber immer vollen Interesses. „Verstehe, also-…“, wollte sie anfangen zu Reden, als sie Tauboss sah, welches entrüstet und erbost auf die beiden hinabschaute. ‚Staraptor weiß ganz genau, dass ich mich in sie verliebt habe’, brummte es innerlich und plusterte sich auf. Schwalboss deutete eher unauffällig nach oben, wonach Staraptor sich umdrehte und seinen Freund bemerkte. Bei dem Blick des Anderen gefror Staraptor das Blut in den Adern. Es hätte sich nicht einmal in einem Traum ausgemalt, Tauboss jemals so wütend zu sehen. Er brauchte sich nicht fürchten. Im nächsten Moment flog Tauboss nämlich aufgewühlt weg, Staraptor nickte Schwalboss kurz zu und folgte Tauboss. Im Nest angekommen sah Tauboss Staraptor schon kommen und ihn die ganze Zeit verachtend an. Wenn Blicke töten könnten… „Ich habe nur mit ihr geredet!“ „Ach ja!? Sah mir aber nicht so aus. So wie ihr euch angeguckt habt!“, knurrte Tauboss zurück und verpasste Staraptor eine mit dem Flügel. Es wankte leicht zurück, konnte sich aber mit etwas Geflatter halten und senkte den Kopf. „Es gibt noch unendlich andere Schwalboss auf dieser Erde, also tu nicht so!“ Tauboss verkniff sich die Tränen. „Es gibt auch tausend anderer wie mich auf dieser Erde…“ Gekränkt von den Worten seines Freundes richtete es sich auf. Staraptor konnte deutlich erkennen, dass es zur Attacke ansetzte, da der Flügel seines Gegners leuchtete. Benommen von dem plötzlichen Kampfeswillen, den es packte, richtete es sich ebenfalls auf. ‚Endlich können wir sehen, wer der Stärkere ist.’ Staraptor brauchte nicht lange, da erhob es sich in die Luft. Tauboss folgte ihm, raste direkt auf ihn zu und holte mit dem Flügel aus. Klein sein hatte manchmal beachtliche Vorteile. Staraptor konnte dem Flügelschlag leicht ausweichen, flog auf Tauboss zu und hielt abrupt vor ihm an. Zuerst verpasste er ihm eine Kinnharke mit dem Flügel, worauf Tauboss in der Luft zurückfiel. Gefolgt von einem gezielten Tritt mit dem Fuß gegen den Kopf, um erneut mit dem Flügel zuzuschlagen und Tauboss mit einem letzten Kopfstoß von sich fernzuhalten. Tauboss wurde zurückgedrückt, mit etwas Wucht gegen den Stamm eines Baumes. Es kniff Augen und Schnabel zusammen, war aber noch lange nicht geschlagen. „Ich hätte nie gedacht, dass es soweit kommt“, murmelte er, löste sich von dem Baum und raste an Staraptor vorbei. Dieser dachte, es würde fliehen, musste aber feststellen, dass es sich irrte, als es plötzlich den Schnabel von Tauboss im Rücken spürte, da dieses Kehrtwende eingesetzt hatte. Da Staraptor für einen Moment die Besinnung verlor, krallte sich Tauboss in den Rücken des anderen Pokémon und riss es mit in die Tiefe. Noch vor dem Aufprall zog es sich wieder hoch, ließ Staraptor aber einfach fallen und flog daraufhin weg. Staraptor lag in einer kleinen Mulde. Es keuchte schwer und bewegte sich nur zittrig. „Nanu, ah, was haben wir denn da?“, hörte Staraptor eine tiefe, arrogante Stimme sagen. Es blinzelte langsam und müde, als es das dunkle Antlitz eines Kramshefs vor sich bemerkte. Nach einem Schlag in die Bauchgegend von Kramshefs Tiefschlag wurde es bewusstlos, fiel dem Unlichtpokémon über den Flügel und bekam von alledem nichts mehr mit. Kapitel 4: Wenn aus Freunden...- -------------------------------- „Wach auf!“, brüllte ein Stimme, die Staraptor aus seinem Schlaf riss. Sie klang tief und einfältig, allerdings hatte sie auch etwas beruhigendes, denn Staraptor wusste, dass es in Sicherheit war. „Wach endlich auf!“ Und kraftlos öffnete er die müden Augen. Vor ihm richtete sich ein dunkles Gefieder auf. Staraptor folgte mit seinen Augen dem Pokémon. Es schien etwas kleiner, da Staraptor, trotz der Tatsache, dass es auf dem Boden lag, mit wenig Anstrengung zu ihm aufsehen konnte. Das dunkle Gefieder endete in einem schönen Schal aus weißen Federn, gefolgt von dem erneut dunklen Gesicht, den würdevollen Augen, die eingebildet auf das schwächliche Pokémon hinabblickten. Staraptor merkte, wie Furcht durch seinen Körper floss und er kaum noch die Möglichkeit hatte, sich zu bewegen. Er war immer noch müde und nun fragte er sich, was genau dieses Pokémon mit ihm vorhatte. „Sind wir also endlich wach?“, fragte das Kramshef, wie Staraptor es erkannt hatte, und hob abneigend ein Augenlid an. Es wirkte von Mal zu Mal unheimlicher, als es jedoch zur Seite schritt, erkannte Staraptor deutlich die Schwalbossdame, mit der er sich unterhalten hatte und der Tauboss so verfallen war. „Du“, krächzte Staraptor leise, als es in die Augen des Schwalboss blickte, die kalt und gleichgültig auf ihn hinabblickten, als wäre er nur eine kleine Made, die jeder einfach zu zerquetschen wusste. „Aber… wieso?“ In diesem Moment stellte sich Kramshef wieder ins Rampenlicht. Es hob wichtig tuend den Flügel vor die Brust und schloss die Augen. „Lass es mich so sagen. Dein Freund… wie du ihn nennst… ich musste ihn loswerden.“ Staraptor verstand nicht und das konnte Kramshef genau aus seinem fragenden Gesicht ablesen. Es lachte krächzend. „Na sieh ihn dir doch an! Es ist allein deine Schuld!“ Für Staraptor sprach Kramshef in Rätseln, bis es endlich das Geduldspiel auflöste und hinter Staraptor deutete. Er drehte vorsichtig seinen Kopf, seine Augen weiteten sich, als er das Vogelpokémon dort sah. Die Flügel von Tauboss waren an Lianen festgemacht, die von anderen Bäumen hinab hingen. Seine Füße waren mit einem alten Strick, dass ein Mensch verloren hatte, an einen Baum gefesselt. Tauboss´ Augen waren geschlossen, es schien zu schlafen. Nichtsdestoweniger wühlte Staraptor der Anblick auf. Es fasste neue Kraft, allerdings nur so viel, um endlich auf zustehen und sich vor Kramshef aufzurichten. In jenem Moment öffnete Tauboss die Augen. Es keuchte schwer und zitterte etwas. Seine Flügel wirkten kraftlos, wie es dort hang. Der mächtige Tauboss, welches sonst immer über sein Waldgebiet geherrscht hatte, in dem kleine, schwächere Pokémon sich bedroht fühlen mussten. Tauboss sah die Welt noch verschwommen, dennoch erkannte es die verschiedenen Farben. Das dunkle, braune Gefieder von Staraptor. Das dunkelblau bis schwarze von Kramshef und das liebliche Blaue seines geliebten Schwalboss. „Es tut mir Leid“, hörte es die weibliche Stimme sagen und es erkannte, wie die Silhouette näher kam, genau vor Staraptor stehen blieb und ihn etwas umgarnte, dann aber wieder zu Kramshef flog und den Kopf demütig senkte. Als sich Tauboss blickt endgültig klärte, konnte er genau Staraptors entsetztes Gesicht sehen, es konnte das garstige Grinsen des Kramshef sehen, wie es den Flügel hinter Schwalboss herführte und es als seinen Besitz abstempelte. Staraptor rührte sich nicht, doch das wunderte Tauboss kaum. Es wusste genau, dass es Mist gebaut hatte und dass es Fehler begangen hatte. In jenem Moment hörte es ein leises Geräusch, eine Stimme, die immer klarer wurde und dann schließlich zu ihm sprach. „Fühlst du Reue? Du hast etwas verloren. Einen einzigartigen und wundervollen Freund. Jemandem, mit dem du alles teilen konntest. Jemanden, dem du alles sagen konntest. Jemanden, der sein Leben für dich gegeben hätte…“ Tränen sammelten sich in Tauboss Augen, die Kramshef das Gefühl des Sieges gaben, die es schaurig auflachen ließen, die Staraptor verärgerten und ihn durcheinander brachten. ‚Wieso weint er jetzt!? Wieso heult dieser Idiot jetzt?!’ Staraptor musste sich zusammenreißen. Es war zu schwach, sich zu bewegen. Das einzige was ihn noch mehr plätteten, als die Tränen, die sich langsam über Tauboss Gefieder, bis zu dessen Schnabel entlang glitten, die dann schließlich auf den Boden tropften, war, das Nicken. Es nickte, es weinte und es nickte. „Staraptor! Es tut mir Leid… Ich verstehe es nun. Ich verstehe, wie egoistisch ich war… als mir Xatu sagte, wie Staraptor noch weitere Gedanken an mich verschwendete, wie sehr ich ihn auch mit Hass und Wehleid überschüttete. Ich führte all die Jahre ein sorgloses Leben… Jetzt erkenne ich, wie egoistisch ich war. Es ist nicht nur Staraptor… Xatu, du halfst mir trotz meiner Selbstsucht... Ich weiß endlich, was mir fehlte. Mir fehlte… etwas, das man anderen gibt… Das Gefühl der Dankbarkeit. Die Dankbarkeit, dass Staraptor und Ich… Freunde sind.“ Kramshef weitete die Augen. Es begann finster an zu Lachen, während Schwalboss nicht einmal mehr zuhörte, sondern Kramshef irgendetwas ins Ohr flüsterte und davonflog. Kramshef selbst lachte immer noch. „Oh Mann! Das ist echt zu gut! Erst beschuldigst du ihn und dann denkst du, du könntest mit ein paar einfachen Worten alles wieder gutmachen!? Wie erbärmlich du bist!“ Tauboss kniff die Augen zusammen, um die restlichen Tränen zu unterdrücken. Erst dann sah es zu Staraptor hinab. „St…-stimmt das?“, fragte Tauboss stammelnd. Es hatte sich selbst kaum mehr unter Kontrolle, als Staraptor den Kopf schüttelte, zu Tauboss hinauf flog und ihn von seinen Fesseln befreite. Schwach, da es die ganze Zeit nur von Jenen getragen wurde, fiel es auf den Boden des riesigen Nestes, dass Kramshef erbaut hatte – oder eher sein Gefolge, welches momentan auf einer harten Reise war, um für Kramshef die schönste Zweige und Blätter zu suchen, da er den Wald für zu minder hielt. „Du irrst dich, Kramshef. Aber vielleicht solltest du dir erst einmal Freunde suchen, bevor du über uns urteilst!“ Man merkte ihm den Zorn förmlich an, denn selbstlos eilte es auf Kramshef zu, dass sich in die Lüfte erhob, um die Herausforderung von Staraptor anzunehmen. „Wie Ihr wünscht, Herr“, spottete es noch, ehe es mit einem Ruckzuckhieb auf es zuraste. Staraptors Flügel begann zu leuchten und es flog nicht einmal annähernd so schnell wie Kramshef, dennoch hoffte es, mit seiner Angriffstärke mehr Erfolg zu haben. So konterte es mit seinem Flügelschlag den Ruckzuckhieb, wurde aber selbst leicht zurückgeschleudert. „War das schon alles?“, fragte er mit einem entschlossenen Grinsen und näherte sich Kramshef. Vor ihm angekommen setzte es auch hier die Nahkampf-Attacke ein, da Kampfattacken gegenüber Unlicht doch mehr brachten, als Flug gegenüber Flug. So trat es zu, verpasste Kramshef mit seinen Flügel einige Hiebe und stieß ihm zu guter Letzt mit dem Kopf weg. „Tzeh!“, machte Kramshef nur, da es nicht vermutete, dass Staraptor seine Attacke direkt fortsetzte. Erneut teilte es Hiebe und Tritte aus, verpasste Kramshef eine weitere Kopfnuss und wollte zum Finale ansetzen, doch Kramshef verpasste Staraptor einen Tiefschlag. Es wurde gegen einen Baum geschlagen, an dem es schwerfällig abprallte und in das Nest fiel, während Tauboss sich langsam wieder aufrichtete. „Was!? Zwei gegen Einen ist unfair!“ Tauboss setzte ein Grinsen auf: „Das hat dich bisher doch nie gestört.“ Mit einem kräftigem Flügelstoß stieß es sich vom Boden des Nestes ab, erhob sich ebenfalls in die Lüfte und bewegte seinen Flügel schneiden nach vorn. Ein Luftschwall, der einer Klinge ähnelte, raste auf Kramshef zu. Sie überraschte ihn genauso wie die Tatsache, dass Tauboss wieder zu Kräften gekommen war, welches nun zu Staraptor runter flog und leicht in die Flügel schlug. Staraptor verstand. „He, danke… mein Freund.“ Tauboss nickte nur, schlug stärker in die Flügel und entfachte nun einen Wind, den Staraptor nutzte, um in die Lüfte aufzusteigen und Kramshef mit einem Aero-Ass zu überraschen. Doch so schnell ließ sich das Unlichpokémon nicht klein kriegen. Es begann dunkel zu leuchten, seine Augen glühten rot und es lachte. „Von wegen! Ihr zwei seid lange nicht so mächtig, wie ich es bin!“ Es stieß die dunkle Aura von sich weg, sodass Tauboss den Rückenwind für Staraptor unterbrechen musste, um auszuweichen und Staraptor erneut eine Breitseite abbekam. „Denkst du denn, wir sind so dumm…?“ Tauboss war schnell, es tauchte in Jenem Moment direkt hinter Kramshef auf und verpasste diesem einen einfachen Hieb mit dem Flügel. Es war benommen, so konnte sich Staraptor den Gegner einfach schnappen. Mit seinen Krallen krallte sich Staraptor in den Rücken von Kramshef, sah hinab und riss Kramshef dann mit sich in die Tiefe. Es weitete die Augen, als es den Boden immer näher kommen sah und der Schrei des Pokémon erstickte, als Staraptor es mit voller Wucht gen Boden drückte, um selbst wieder aufzusteigen. Wieder bei Tauboss angekommen sahen beide hinab zu dem völlig fertigen Kramshef. Es zitterte leicht, beäugte die beiden Pokémon hasserfüllt und floh mit letzter Kraft, da es wusste, dass es keine Chance gegen zwei hatte und vor allem nicht, wenn sie sich so unterstützen. „Ich danke dir“, sprach Tauboss eher leise, doch Staraptor legte die Flügel um ihn und schloss die Augen. „Ich verzeihe dir.“ Kurz darauf erschien ein Licht zwischen den Beiden Pokémon. Sie trennten sich voneinander und sahen das Objekt fragend an. „Ihr habt zusammen gefunden. Freundschaften werden durch den Streit unterstützt. Erst nachher findet man heraus, dass man eigentlich zusammen gehört. Ihr habt euren Streit gemeistert und ihr müsst bedenken, dass noch viele weitere folgen. Aber versprecht mir eines… Ihr müsst euch immer wieder vergeben. Aber nicht nur gegeneinander, sondern auch euch selbst.“ Beide wussten genau, die Stimme gehörte zu Xatu. Sie wussten, er hatte Recht und sie wussten, dass sie in Zukunft alles besser machen würden… Tauboss versprach, dass es nie mehr wegen einer weiblichen Vertreterin den Kopf derart verlieren würde. Er schwor, dass er Staraptor vertrauen würde und ihm glauben würde, wenn er sagte, dass er nur geredet habe. Staraptor versprach dagegen, nie mehr nach Kampfeswillen zu handeln. Er würde nie wieder auch nur versuchen zu testen, wer der stärkere ist. Er würde kleine Pokémon nicht mehr unterschätzen und von größeren nicht mehr unterschätzt werden. Sie beide versprachen auch Xatu ihn regelmäßig zu besuchen. Xatu wurde etwas lockerer, zumindest in Nähe von den beiden. „Ich schaue Tag ein, Tag aus in den Himmel. Ich sehe die Zukunft… und ich sehe euch. Ich sehe, dass meine Zukunft mit euch wesentlich leichter wird und ich sehe etwas Besonderes. Etwas, dass nur Wenigen bestimmt ist…“ Als Xatu diese Worte sprach saßen sie zu dritt an einer Klippe und sahen über sich einen Regenbogen, gezogen von einem wunderschönen Pokémon, dessen Gefieder im Licht der Sonne glitzerte… Von nun an für immer.. befreundet. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)