Kai kocht! von Mjern ================================================================================ Wortsalat --------- An diesem Tag freue ich mich so riesig auf die Bandprobe, dass ich gleich eine halbe Stunde zu früh am Proberaum bin. Ich wollte unbedingt meinen Reita-Schatz wiedersehen und das obwohl er sogar bei mir übernachtet hatte und nur seit ein paar Stunden nicht mehr in meiner Nähe war, da er noch etwas zu erledigen hatte. Jedenfalls sitze ich nun schon allein im Bandraum und hibbele grinsend vor mich hin. Endlich geht die Tür auf und Ruki und Uruha treten ein. „Hi Kai“, meint Uruha und erkennt wohl schon mit einem Blick, dass heute ein perfekter Kai-ist-glücklich-Tag ist. „Siehst ja aus, wie aus dem Ei gepellt … Was ist der Grund dieser ultimativen Glückseligkeit?“ „Naja“, sage ich und die beiden sehen mich neugierig an. Jedoch muss ich gar nicht weitersprechen, denn der Gott im schwarzen Top tritt gerade ein, schüttelt den beiden nacheinander die Hand und begrüßt mich dann mit einem leidenschaftlichen Kuss. Ruki und Uruha klappen die Kiefer runter. Der Anblick ist echt zum Schießen! „Sagt mal, seid ihr ernsthaft zusammen?“, fragt Uruha total verwirrt. „Hast du Tomaten auf den Augen oder was? Das ist doch klar wie Kloßbrühe, schließlich findet wirklich jeder Topf seinen Deckel – und dass das nicht mehr lange dauern konnte, war auch klar“, mault Aoi, der nun auch anwesend ist. „Jaaaa!“, bestätige ich überschwänglich, auch wenn ich nicht sofort begreife, was er damit sagen will. „Oder anders ausgedrückt: Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.“ „Aoi, der war fies“, bemerkt Ruki, kann sich ein Grinsen aber nicht verkneifen. „Wo ist unser Nachmittagsimbiss, Super-Leader?“, fragt Aoi und lässt sich auf das Sofa fallen. „Welcher Nachmittagsimbiss?“ Verpeilt starre ich zwischen Aoi und den anderen hin und her. „Naja … Halt was zu Essen – hast du sonst auch mitgebracht. Oder war das nur so nach dem Motto Liebe geht durch den Magen? Oder du wolltest schlicht und ergreifend dein eigener Liebeskoch sein“, überlegt der Gitarrist. Ruki zieht nachdenklich die Stirn in Falten und fragt dann: „Sag mal, hast du grad ne poetische Schaffensphase oder was hast du heut mit deinen Sprichwort-Gelaber?“ „Ruki, geh mir nich auf n Keks“, motzt Aoi gleich weiter. „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, würd ich mal sagen“, fängt nun auch Uruha an und spielt wohl auf die Launen von Aois Vater an, dem wir zum Glück noch nicht allzu oft begegnet sind. Genervt verdreht Reita die Augen: „Viele Köche verderben den Brei, und euer Gelaber wird langsam zu einer ungenießbaren, zähen Masse, die sich in mein Hirn quält.“ „Alles hat mal ein Ende – nur die Wurst hat zwei!“, erwidert Uruha und schlägt sich auf den Oberschenkel, als hätte er den Witz des Jahrhunderts gerissen. „Ja, und dieser Sprechdurchfall ist unangenehm lang“, brummt Reita und wendet sich mir wieder zu. Langsam wird dieses sinnlose Wortgefecht richtig interessant! „Oh, die Luft schmeckt bitter – der Kaffee war zu süß“, singt Ruki völlig aus dem Zusammenhang gerissen vor sich hin. „Was hat das denn jetzt mit dem anderen zu tun?“, erkundige ich mich. „Naja … Kaffee?“, versucht Ruki zu punkten, doch das lassen wir nicht durchgehen. „Tja, somit hast du dir die Suppe versalzen“, hat Aoi gleich wieder den passenden Spruch parat. Warum dreht sich das eigentlich alles nur ums Essen? „Und die Suppe, die ich mir eingebrockt habe, löffel ich auch wieder aus, ha!“, kontert der Sänger triumphierend. „Ach, geh doch dahin, wo der Pfeffer wächst.“ Uruha scheint das Wortgefecht nun nicht mehr besonders interessant zu finden, denn er gesellt sich zu uns. „Ihr seid jetzt echt so was wie ein Liebespaar?“ „Ja, ich bin ihm verflossen wie Butter in der Sonne“, antwortete ich. Mist, selbst ich kann es nicht mehr lassen, so dumm zu reden ... Aber es ist witzig. „Jaja, ich hab ihn zum Fressen gern und das Auge isst ja bekanntlich mit“, steigt jetzt auch noch Reita in das Gelaber ein. „Sagt mal, wollt ihr mich grad dissen? Seit wann ist es cool, Uruha fertig zu machen?!“ „Wer andern eine Bratwurst brät, der hat ein Bratwurstbratgerät“, mischt sich nun wieder Ruki ein. Uruha funkelt ihn nur böse an. „Jetzt mal Schluss mit dem Gerede um den heißen Brei, irgendwann muss man ja mal in den sauren Apfel beißen und bevor der Hund in der Pfanne verrückt wird, schmier ich euch lieber Honig ums Maul und der Drops ist gelutscht“, knallt uns Aoi an die Köpfe. „So, wer jetzt noch was Besseres hat, der trete vor und spreche es aus.“ Schweigen tritt ein. Angestrengt denken Ruki und Reita nach, denn eine Niederlage gegen Aoi wollen sie sich nicht eingestehen. Schließlich hebt Ruki die Hand, fuchtelt einen Moment in der Luft herum und meint schließlich mit aller Überzeugungskraft, die er aufbringen kann: „Eiersalat!“ Reita verkneift sich ein Lachen und Uruha kuckt nur so, als wolle er sagen: Leute, was ist nur mit euch los? „Ich würde sagen, ich habe gewonnen“, verkündet Aoi. „Und als Preis bekomme ich jetzt was zu Essen.“ Bei den letzten Worten funkelt er mich herausfordernd an. „Oder gibt es doch nur Leckereien für deinen Reita-Hasi-Schatzi?“ Ich ziehe etwas den Kopf unter Aois stechenden Blick ein, doch da ist schon mein Ritter in glänzender Rüstung neben mir. „Hast Recht, Aoi. Eigentlich dachte ich, ich bekomme auch was zu Essen ab, aber da habe ich mich wohl im lieben Kai getäuscht.“ Wie kann er mir nur so in den Rücken fallen?! Den küss ich heute ganz sicher nicht mehr! Okay, den Gedanken hätte ich mir sparen können, denn keine fünf Minuten später bewegt sich schon wieder meine Zunge in seinem Hals … Jedoch bestehen die anderen – und leider auch Reita – auf einen kleinen Imbiss und da ich leider keine gute Fee bin, die nur mal grinsend ihren Zauberstab schwingen muss (gut, grinsen bekomm ich hin, aber mein Zauberstab ist eher nicht zum Zaubern gedacht) werde ich förmlich losgejagt und soll bloß nicht ohne etwas Essbarem zurückkehren. Im Großen und Ganzen gibt es nun drei Möglichkeiten: 1. Nach Hause laufen und schnell was auf den Herd stellen 2. Zur nächsten Imbissbude rennen, etwas kaufen oder 3. Zur nächsten Imbissbude rennen, dann nach Hause, alles in Büchsen packen und dann behaupten, ich hätte das gekocht. Mit Variante drei könnte ich eventuell noch mehr punkten … Solange das keiner mitbekommt. Ist mir diese kleine Sache dermaßen Dummes wert? Ich entscheide mich eindeutig für … JA! Ich laufe also zu einem Imbissstand, von dem ich weiß, dass es dort schmeckt und die anderen eher seltener sich etwas holen. Der Verkäufer kuckt etwas verwundert, als ich sieben Mal das Gleiche bestelle, sagt aber nichts dazu. Dann renne ich nach Hause, packe alles aus und verfrachte es in eine große Büchse. Auf geht’s zurück zum Bandraum. Ich hoffe für die anderen, dass sie sich in der Zeit wenigstens etwas eingespielt haben, denn sonst bekomme ich mal wieder Stress mit unserem Agenten, der ja dafür sorgen muss, dass wir „arbeiten“. Schließlich komme ich im Bandraum an und Aoi schnappt mir gleich die Büchse aus der Hand. Natürlich haben die Herren der Schöpfung in der letzten Stunde NICHTS gemacht. In den Sauhaufen muss echt mal Ordnung … Guter Witz! Ohne große Worte teilen die Jungs das Essen unter uns auf – Reita hat natürlich die größte Portion. Schweigend essen wir eine Weile und die anderen scheinen zufrieden – Hauptsache es schmeckt und der Magen ist voll. „Du Kai~?“, fragt Reita nach einer Weile und stochert in seiner Schale herum. „Ja, Reita~?“ „Was is n da alles drin?“ „Äh …“, bringe ich nur heraus. Mist, was ist der denn so schlau?! Reita hebt die Augenbrauen und sieht mich auffordernd an. „Naja … also … öhm … das sind … Nudeln … würd ich mal sagen und … es sind Spuren von Nüssen enthalten …“ Ich kann nicht lügen ... Reita fängt an zu grinsen. „Genau für solche dummen Aktionen liebe ich dich“, sagt er dann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)