Kai kocht! von Mjern ================================================================================ Groß, schlank, fies ~ Tora -------------------------- Am Samstagabend hatte ich noch lange wachgelegen. Die Jungs waren gegen Mitternacht gegangen und ich habe dann allein in meiner Wohnung herumgesessen und mich gefragt, was Aois und Rukis Gelaber eigentlich sollte. Ich meine, war das wirklich auf Reita bezogen? Und wieso eigentlich? Ich weiß ja wohl selbst am besten, ob ich auf jemanden stehe oder nicht und Reita ist eben ein guter Freund und an sich nicht mehr – abgesehen von den eigenartigen Gedanken, die mir in letzter Zeit durch den Kopf spuken. Als ob das besonders schön wäre, wenn sich Reita über seine wunderschönen, geschwungenen Lippen leckt … Jetzt fange ich ja schon wieder an! Schnell weg mit diesen Gedanken. Aber was soll’s? Für Reita bin ich sowieso nur Bandleader, eventuell Kumpel und sehr wahrscheinlich Vollzeit-Komiker für beschissene Tage. Warum habe ich jetzt eigentlich so miese Laune? Ich sollte mir einfach keine Gedanken mehr darüber machen und den Tag und meinen Morgenkaffee genießen. Doch es ist schon eigenartig, dass immer sein Gesicht vor meinem inneren Auge auftaucht, wenn ich die Augen schließe … Mein Handy surrt in meiner Hosentasche und lässt mich aus meinen Gedanken schrecken. Auf dem Display blinkt ein Name, den ich schon lange nicht mehr gelesen habe – zumindest auf meinem Handy nicht. „Tora, altes Haus, wie geht’s?“, melde ich mich grinsend. „Alter, ist das widerlich“, schnappt der Gitarrist gleich. „Schon am frühen Morgen rennst du wahrscheinlich grinsend wie ein kleines Kind mit Lolli, das gerade ein Pony geschenkt bekommen hat, in der Weltgeschichte rum.“ „Naja, das Leben ist doch schön!“, erwidere ich. Mit Tora zu telefonieren ist doch immer wieder ein Erlebnis. „Na wenn du meinst“, sagt er nur und kommt dann zu seinem eigentlichen Anliegen: „Ich dachte mir, wir haben uns schon ne Weile nicht mehr gesehen. Wie wär’s wenn man sich mal wieder trifft? Eigentlich war es ja Shous Idee, aber der hat ja keine Nummer von euch Pack, Nao war zu faul und ich hab den kurzen Strohhalm gezogen … naja.“ „Ja klar, warum nicht? Die anderen werden wohl auch nichts dagegen haben.“ „Na dann passt das ja. Wir sind heute zufällig in der Stadt … Würde das gleich klappen oder macht das zu viele Umstände?“ An seinem Tonfall höre ich schon, dass das keine Umstände zu machen hat, aber Tora ist an sich ganz nett, der tut nur immer so böse. Er muss ja den Schein wahren. Kaum hat Tora aufgelegt, telefoniere ich herum. Aoi hat zwar nichts Besseres zu tun, als mich anzumeckern, dass ich ihn halb zwölf(!) wecke, aber an sich hat er nichts gegen einen Nachmittag mit Alice Nine. Schließlich kann er dann wieder mal mit Tora böse um die Wette starren. Schließlich stehe ich mit meinen vier Schützlingen am Bahnhof und wir warten gespannt auf Nao und seine Jungs. „Die lassen sich ja reichlich Zeit“, mault Aoi und sieht schon zum siebten Mal auf seine Uhr. „Wann wollten wir uns treffen? Zur Apokalypse in einer Millionen Jahre?!“ „Naja, das glaube ich eher nicht“, murmel ich zurückhaltend. „Tora hat gemeint, sie werden da sein, also werden sie auch da sein. Denn wir wissen ja alle, dass man lieber das tut, was Tora sagt, wenn er böse kuckt.“ „Das hat Saga doch noch nie interessiert“, lacht Reita neben mir. „Mich würde das auch nicht stören – ich heiße schließlich nicht Kai.“ Was soll denn das schon wieder? Böse funkel ich den Bassisten von der Seite an. Als ob ich mich von Tora einschüchtern lassen würde … „HI KAI!“, brüllt plötzlich jemand hinter mir und schlägt mir die Hand zwischen die Schulterblätter. „Hi … Tora …“, bringe ich schmerzerfüllt heraus. „Das wäre nicht nötig gewesen.“ Reita und Tora schütteln sich kumpelhaft die Hände und der Alice Nine-Gitarrist wendet sich dann Aoi, Ruki und Uruha zu. „Wo sind eigentlich die anderen?“, frage ich verwirrt, denn eigentlich hatte ich Naos animiert wirkendes Lächeln, Hirotos leidenden Gesichtsausdruck, Sagas prüfende Blicke und Shous Dauerstrahlen erwartet. „Och die … Naja, Saga war irgendwie nicht aufzufinden – hatte wohl ne lange Nacht im Love-Hotel und Hiroto und Shou wollten shoppen und waren schon reichlich früh weg … und Nao? …Öhm … Hab ich den etwa unterwegs verloren?“ „Witzig Tora“, lobt Nao und kommt um die Ecke gebogen, gleich mit Saga, Hiroto und Shou im Schlepptau. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass wir uns ein Treffen mit unseren alten Kumpels entgehen lassen!“ Und wieder geht das Händeschütteln und Umarmen von vorne los. „Sag mal … hast du vor, heute auch noch Alice Nine zu bekochen?“, fragt mich Ruki hinter vorgehaltener Hand. „Wenn ja solltest du vielleicht noch mal einkaufen gehen – Reita war an deinem Kühlschrank.“ „Ja, ich weiß“, erwidere ich grinsend. „Aber das ist kein Problem. Für den Notfall hab ich immer noch was zwischengelagert. Reita kann nicht alles essen.“ „Sehr schön, da wir uns alle so nett begrüßt haben … Was machen wir jetzt?“, unterbricht Tora das allgemeine Gerede. KARAOKE!!! „Oh Gott – das macht ihr doch mit Absicht …“, mault Tora gleich los, kaum dass wir im Karaoke-Center angekommen sind. „Ich hasse Karaoke.“ „Du hasst alles“, erwidert Saga grinsend und schon schmettern wir einige Songs. Und selbst Tora hat das Mikro in die Hand genommen! Wie Ruki mir schon geflüstert hatte, nahm ich meine Chance wahr und beschloss Alice Nine noch zu mir zum Abendessen einzuladen. Doch musste ich doch noch eine Kleinigkeit besorgen, aber zum Glück sind unsere Geschäfte auch sonntags geöffnet. Ich stehe gerade in der Küche, während sich die anderen im Wohnzimmer bespaßen, als Reita hereingeschlichen kommt. „Kann man dir helfen?“ „Willst du helfen oder naschen?“, hake ich nach. „Helfen“, erwidert er mit seinem göttlichen Lächeln. So langsam machen mir diese Gedanken wirklich Angst ... Ich hatte mir gedacht, eine große Pizza in den Ofen zu schieben und war noch fleißig am Belag schnippeln. „Hast du eigentlich alles für die Pizza da?“, fragt Reita gerade, als wir schon beim Belegen sind. „Naja … vielleicht brauchen wir noch was für den Nachtisch.“ „Übertreib bloß nicht. Dir ist klar, dass du die Bude voller Männer hast und nicht das Date deines Lebens.“ „Wer weiß das schon …“, murmel ich in meinen nicht vorhandenen Bart. Reita hebt nur die Augenbraue, doch sagt er nichts dazu. Überhaupt weiß ich selbst nicht, warum ich das gesagt habe. Er macht mich nervös. Das war doch sonst nie! Nie hat er mich aus dem Rhythmus gebracht – nicht einmal! Und jetzt steht er neben mir, belegt eine Pizza und ich weiß nicht mehr, was ich denken soll! Die Pizza ist im Ofen und ich will noch mal zum Eckladen laufen und für den Nachtisch etwas besorgen. Eigentlich hatte ich ja gedacht, Reita würde in der Wohnung bleiben, aber nein er will mitkommen. Woher kommt nur dieses Interesse? Er war doch sonst nie so … Jedenfalls stehe ich gerade am Eisfach und überlege welches Eis wohl das Beste wäre. Dann steht er neben mir und fragt mit furchtbar heißer Stimme: „Schlagsahne oder Schokosoße?“ Mir fällt der Unterkiefer herunter. „Kai?“ Ich sehe zwar, dass sich sein Mund bewegt – dieser wunderschöne Mund – aber ich höre nichts. Nur ein Rauschen in den Ohren wird laut. „Öhm … Also keins von beidem? Kai? Ist noch jemand zu Hause?“ Ich nur mit Schürze und er mit Eis auf dem nackten Oberkörper. Schlagsahne oder Schokosoße? „KAI!“ „Äh ja, was ist?“ „An was hast du gerade gedacht?“, fragt der Bassist und wirkt irgendwie verunsichert. „An … gar nichts … wir nehmen beides mit …“ Aoi wirft mir einen seltsamen Blick zu, als ich mit Reita wieder in die Wohnung komme, doch ich versuche den Blick zu ignorieren. Schon eigenartig, dass Aoi und Ruki scheinbar mein dummes Verhalten früher bemerkt haben als ich selbst. Echt peinlich. Die Pizza ist auch fertig und ich mache mich ans Anrichten. Reita sitzt schon mit den anderen am Tisch und ich habe nur noch ein paar Teller zum Austeilen. Gerade manövriere ich drei Teller ins Wohnzimmer. „Hey Kai, schöner Hintern!“, meint Saga hinter mir und kneift mich kräftig. Natürlich erschrecke ich gleich so sehr, dass ich fast alles fallen lasse. Der bekommt nie wieder Alkohol in meiner Wohnung! Zum Glück ist es nur ein Teller, der den Boden küsst, doch dummerweise genau der Falsche. Gleich bücke ich mich nach dem Malheur, doch da begegnet mir der Blick. „Du Kai~?“, fragt Tora mit einem langsam aufkommenden Grollen in der Stimme. „Das war nicht etwa mein Teller, oder?“ Diese böse Blick ist ja nicht zu ertragen! „Also … äh …“ Das wird ja immer schlimmer!!! Am liebsten würde ich unter diesem Blick im Boden versinken ... „Komm hoch, Kai“, flüstert Reita neben mir, der mich wieder auf die Füße zieht. „Wir essen jetzt erstmal und du solltest dich nicht immer so fertig machen lassen.“ Reita tauscht ohne weitere Worte seinen Teller mit Toras aus und lässt sich neben mir nieder. „Guten Appetit alle zusammen“, wünscht er strahlend. „Willst du nicht doch lieber ein anderes Stück?“, frage ich unsicher. „Ach nein, das passt so“, meint der Bassist und schnappt sich schon Nachschlag. Ich lächle ihn nur an. Sage nichts mehr, aber ich weiß, dass er mich auch ganz ohne Worte versteht. Danke … Reita. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)