Upside Down von trinithy (Leben steht Kopf) ================================================================================ Kapitel 14: Partystimmung ------------------------- Und schon geht es weiter... + + + + + + + Kapitel 14 – Partystimmung Die Bässe wummerten in Yamis Trommelfell, als er sich dicht hinter seinem besten Freund durch die Menschenmenge auf die Bar zu wühlte, um sich direkt zu Anfang des anscheinend lang zu werdenden Abends mit genügend Flüssigkeit zu versorgen. „Zwei Wodka on Ice!“ Der Schwarzhaarige lehnte sich lasziv über die Theke und flirtete bereits heftig mit dem Barkeeper, nur damit dieser seine Bestellung zuerst fertig machte. Aber so war Duke nun einmal, immer auf den eigenen Vorteil bedacht, wobei Yami auch nicht unbedingt Mitleid mit dem jungen Mann hinter der Bar hatte, schließlich kannte selbst der Bunthaarige ihn schon, da er fest hier arbeitete und wenn er immer noch ernsthaft auf Dukes Flirtkünste einging, dann war er es – bei allem Mitleid – selbst schuld. „Was meinst du, ist doch eine gute Auswahl heute hier.“ Der Schwarzhaarige zwinkerte vielsagend, als er dem Fotografen sein Glas mit mehr Eis als Flüssigkeit in die Hand drückte und ihm erfolgsversprechend zuprostete. Dann drehte er sich wieder weg, lehnte sich mit den Ellbogen rücklings gegen den Bartresen und ließ seinen Blick durch die Menge streifen. „Heute ist es ja fast schon schwer sich zu entscheiden.“ Yami schnaubte ungläubig, war aber froh, dass seine Begleitung es nicht mitbekommen hatte, da der Lärm der Musik alles überdeckte und sie sich auch schon fast anschreien mussten, um sich gegenseitig zu verstehen. Allerdings selber ein bisschen neugierig, immerhin war seine draufgängerische Vorgeschichte auch weniger belastet als Dukes, schaute er sich ebenfalls um und sah so den hellblonden, ohne Zweifel sehr attraktiven jungen Mann auf sie, oder besser gesagt nur den Schwarzhaarigen zukommen. „Hey, cool dich wiederzusehen. War ne echt heiße Nacht letztens.“ Er grinste fast ein wenig angeberisch, was dann auch erklären würde, weshalb er so laut sprach, dass selbst Yami ihn noch verstehen konnte. Ascheinend war dieser Schönling ziemlich stolz darauf, bei einem Kerl wie Duke gelandet zu sein. „Kann sein … wie war noch gleich dein Name?“ Der Fotograf verdrehte die Augen und hätte am liebsten seinen Kopf irgendwo gegen gehauen. Ihm selber war seit Ewigkeiten kein vernünftiger Sex vergönnt gewesen – von dem Mal in Dukes Küche einmal abgesehen, schließlich zählte nur, was auch vollendet wurde – und Duke hatte anscheinend mal wieder so viel Zeit, Lust und Ausdauer gehabt, dass er sich an die Namen seiner Bettbekanntschaften schon gar nicht mehr erinnerte. Doch bei allem Selbstmitleid war sich Yami einer Tatsache immer bewusst: Er beneidete den Schwarzhaarigen um seinen Lebenswandel nur auszugsweise. „Marik. Ich könnte dir helfen ihn dir einzuprägen, indem du ihn mir heute Nacht einfach noch ein paarmal ins Ohr hauchst, während du mir deinen …“ „Ich will es nicht wissen!“, kreischte Yami auf einmal hektisch, und verfluchte diesen Blonden und dass er so unsäglich laut gegen die Musik anschrie, mit seiner ohnehin kräftigen Stimme. „Warum so prüde?“ Jetzt beugte dieser Marik sich zu ihm und sah ihm zwinkernd in die Augen. „Kannst ja mal mitmachen, dann wird dir die Verklemmtheit schon vergehen.“ Yami lehnte sich zurück mit dem Gedanken an all die Sachen, die er bereits ausprobiert hatte und eine passende Antwort lag ihm auf der Zunge, doch er hielt sich zurück, darauf wartend, dass Duke die Gelegenheit aufgriff und ihm ebenfalls noch einen Kommentar aufs Auge drückte. Es wäre nur typisch für seinen besten Freund gewesen, der eigentlich keine Gelegenheit ausließ, darauf herumzureiten, dass der eigentlich recht offene, im Bezug auf das Thema Sex, Bunthaarige, nicht mit ihm selber mithalten konnte, da Yami von sich selber behauptete, die Grenzen des schlechten Geschmacks zu erkennen, BEVOR er sie überschritt und nicht erst wie Duke, wenn er bereits einen Kilometer weiter gelaufen war. Doch nichts dergleichen passierte. Müde lächelnd, nicht wirklich amüsiert, starrte der Schwarzhaarige unbeirrt auf die Tanzfläche, ehe er sich beifällig zu dem Hellblonden wandte und ihn mit einer Handbewegung bedachte, die man benutzte, um ein lästiges Insekt zu verscheuchen. „Tut mir leid, aber ich vögele nicht zweimal den gleichen!“ Dann löste er sich von seinem Standplatz und verschwand, ohne den anderen eines weiteren Blickes zu würdigen, in der Menge der Tanzenden, in die er sich so nahtlos einfügte, dass Yami, der ihm hinterher hechtete, Probleme hatte ihn wiederzufinden, nachdem er ihn einmal kurz aus den Augen verloren hatte. Schließlich gelang es ihm zu dem Schwarzhaarigen aufzuschließen und mit einer geschmeidigen Bewegung brachte er sich an die Seite seines besten Freundes. „Mir würde da aber wer einfallen, mit dem du deine eiserne Regel gebrochen hast“, raunte er ihm amüsiert ins Ohr und kassierte direkt als Schelte einen freundschaftlichen Schlag auf den Hintern. „Du solltest besser den Platz räumen.“ Duke fasste dem Bunthaarigen an die Schulter, zog ihn kurz zu sich heran, dann drückte er ihn mit sanfter Gewalt zur Seite. „Sonst könnte es sein, dass du heute Nacht alles bist, was mein Beutezug hergibt, es sei denn, das ist genau DAS, was du willst.“ Er grinste hinterhältig, wusste er doch, dass er spätestens mit dieser Pseudo-Drohung dafür sorgte, dass Yami sich freiwillig außer Sicht- und Reichweite brachte. Zwar konnte er nicht leugnen – da er ja selber von männlichen Reizen angezogen wurde – dass von dem Schwarzhaarigen eine Aura starker Attraktivität ausging, doch das Letzte, was er wollte, war sich in die lange Liste derer einreihen, die einmal das wonnebringende, aber zweifelhafte Vergnügen gehabt hatten, sich doch in Dukes Laken und Kissen in Ekstase zu räkeln. Daher brachte er schnell ein paar tanzende – oder auch zappelnde, denn „tanzen“ konnte man die an krampfartige Anfälle erinnernden Bewegungen nun wirklich nicht mehr nennen – Singles und Paare zwischen sich und seine eigentliche Begleitung. Die Augen weiterhin auf Duke gerichtet, der sich bereits einen neuen Tanzpartner angelacht hatte, groß, schlank, braune, kurze Haare und auch sonst gewisse Ähnlichkeit mit einem Kerl aufwies, den Yami das letzte Mal gesehen hatte, als er zusammen mit Joey in eine muntere Runde zwischenmännlicher Aktivitäten geplatzt war. „Verdammt, haben Sie keine Augen im Kopf?“ Noch bevor er die verärgerte Stimme vernahm, die ihm nebenbei bemerkt trotz der wummernden Bässe im Hintergrund und dem sonstigen Lärm der Masse recht bekannt vorkam, spürte er, wie sich eiskalte Flüssigkeit blitzartig seinen Nacken herunter, unter sein Shirt, den Rücken herunter ausbreitete. Offenbar war er jemandem genau in die Hand gelaufen, in der sich ein Glas befunden hatte, dessen eiswürfelgekühlter Inhalt, samt einer Scheibe Zitrone, sich nun auf Yamis Kleidung ergoss. Nicht weniger fluchend und mit der Hand nach der Zitronenscheibe fischend, drehte der Bunthaarige sich herum und blickte mitten in ein Paar eisblaue Augen, in das er erst einen Tag zuvor voller Verlangen gestiert hatte. Vor ihm, mit einem tropfenden Ärmel und dem bis auf ein paar verbliebene Eiswürfel leeren Glas in der Hand, stand Seto Kaiba und sah zwar alles in allem recht emotionslos aus, doch Yami meinte einen Hauch von Überraschung in seinen Augen zu erkennen. Während seine eigene Kinnlade symbolischerweise den Fußboden polierte. Er hatte ja mit vielem gerechnet, doch nicht damit, diesen Bürokraten in einem angesagten Schwulenclub zu treffen, auch wenn er es eigentlich nicht für unmöglich hätte halten sollen, da er schließlich gewusst hatte, dass es nicht sein erster Besuch hier war. Wer auch sonst, außer einem, der die Förmlichkeit mit Löffeln zu frühstücken schien, würde ihn in einer Disco selbst im Ärger noch siezen? „Das Wiedersehen ging ja schneller als gedacht“, fand der Bunthaarige seine Fassung wieder und ein Lächeln huschte über seine Lippen. Sein Blick scannte jeden Millimeter des anderes und er kam zu dem Schluss, dass er noch nie jemanden gesehen hatte, der so steif und spießig in eine Disco gegangen war und dabei auch noch so unwiderstehlich gut aussah. Die schwarze Anzughose hatte der Brünette mittlerweile gegen eine schwarze Jeans getauscht, die wie maßgeschneidert saß, das weiße Hemd war einem nicht weniger sorgfältig gebügeltem Exemplar in blassem Violett gewichen und die Krawatte hatte sich in eine schmale schwarze verwandelt, die seidig schimmerte im wechselnden Licht der Partybeleuchtung. Selbst ein Jackett trug dieser Kaiba immer noch, wenn auch eines aus etwas alltagstauglicherem Stoff als der Anzug vom Vortag. „Wie wäre es, wenn ich den Drink an der Bar ersetze?“, flirtete Yami durch unbewusste Körpersignale direkt heftiger los, als er es vielleicht gewollt hätte. Duke konnte er spätestens jetzt für den Rest des Abends ohnehin vergessen, das verriet ihm ein kurzer Blick über die Schulter, denn der Schwarzhaarige tanzte eng umschlungen mit dem gewissen Maß an reizendem Körperkontakt mit seinem Fick in spe und würde sich, so wie der Kerl an seinen Lippen hing – im wahrsten Sinne des Wortes – wohl bald verabschieden an einen etwas ungestörteren Ort. Warum sollte er also nicht auch noch einmal sein Glück versuchen, das zu Ende zu bringen, was er am Vortag begonnen hatte? * Tristan nippte gerade an dem großen Humpen Bier, den Rafael ihm da eingebrockt hatte, indem er einfach seine Bestellung verdoppelt hatte, als der Blonde ihm so feste in die Seite checkte mit dem Ellbogen, dass er fast die komplette Flüssigkeit über seinen Schoß gegossen hatte. „Die Brünette da vorne an der Bar, wär die nicht was für dich?“ Tristan seufzte. Bisher hatte er den Abend ohne Kupplungsversuche überstanden und sich nett mit seinem Kollegen über die neusten Sportergebnisse und ein paar Tricks für unmotivierte Schüler unterhalten. Doch jetzt, da sie beide in etwa die gleiche Menge an Bier und Aperitifs in den Blutbahnen hatten, war Rafael offenbar wieder eingefallen, was sein eigentlicher Plan für den heutigen Abend gewesen war, nämlich Tristan eine hübsche Begleitung anzulachen. Sich zu einem Lächeln zwingend, aber dennoch reichlich unmotiviert, hob er kurz den Blick, als er sein Glas wieder zurück auf den niedrigen Beistelltisch vor ihren bequemen Sesseln stellte, und rang sich ein plattes „Ganz nett“ ab. „Ganz nett, Mann, du musst wen anderes sehen als ich. Ich meine dieses unentdeckte Supermodel mit dem süßen Lächeln.“ Offenbar kam er heute nicht so einfach davon wie sonst. Wenn er ehrlich war, musste er schon zugeben, dass die junge Frau, vielleicht Mitte zwanzig, die sein Kollege meinte, wirklich außerordentlich hübsch zu nennen war, doch egal wie sehr er ihre Schönheit objektiv zu schätzen wusste, mehr als rein visuelle, ästhetische Freude war bei ihm einfach nicht drin, für keine Frau der Welt. Zumindest war er dieser bisher nicht begegnet und hegte auch starke Zweifel an der Existenz einer solchen. Um sich vor weiteren Überzeugungsversuchen, die Fremde anzusprechen, zu schützen, kramte er sein Handy aus seiner Hosentasche, um ganz langsam und zeitschindend zu prüfen, ob es wen gab, der ihn versucht hatte zu erreichen. Er rechnete zwar nicht wirklich damit, aber als Ablenkung war ihm auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen. ‚Auf die Toilette gehen‘ wollte er sich aufsparen, bis es wirklich brenzlig wurde. Umso überraschter war er, als auf dem kleinen Display wirklich die Mitteilung erschien „Eine neue Nachricht erhalten“. Von wem die wohl sein mochte? Ungeachtet der Dinge, die ihm Rafael beiläufig erzählte – es war sicher nichts Wichtiges, in das er nicht auch spontan wieder rein finden würde, nachdem er die Nachricht gelesen hatte – ließ er sich die Mitteilung anzeigen. „Habe Sehnsucht nach dir, sollen wir uns morgen Nachmittag bei mir treffen? Freu mich schon, Duke.“ Entgeistert starrte er die Buchstaben auf seinem Handy an und wusste nicht, ob er sich freuen oder ärgern sollte. Natürlich hatte er auch Sehnsucht nach dem Schwarzhaarigen, danach ihn zu küssen und zu berühren, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Duke mit Abstand der beste im Bett gewesen war, den er bisher gehabt hatte – was wahrscheinlich nicht im Entferntesten an die Vergleichsmöglichkeiten des anderen herankam. Doch gleichzeitig schrie alles in ihm, dass er ein weiteres Treffen nach Möglichkeit meiden sollte, dass er das schnell getippte „Okay, freu mich auch“ auf keinen Fall abschicken sollte. „So wie du guckst, kann die SMS nur von einer Frau sein“, riss ihn das Gelächter seiner blonden Begleitung aus dem Hin und Her seiner Gedanken und noch ehe er etwas dagegen hätte tun können, hatte Rafael sich zu ihm rüber gebeugt und las den Test auf seinem Handydisplay, der Gott sei Dank nur seine Antwort beinhaltete. „Ach so ist das, du hast schon eine an der Leine. Sag das doch das nächste Mal gleich.“ Der Größere klopfte ihm auf die Schulter, offenbar seine SMS genau als das interpretierend, was sie auch sein sollte, nur dass Rafael mal wieder an eine Frau dachte. „Ähm ja, es ist ein wenig kompliziert und …“ „Schon okay, du musst nichts weiter sagen. Es ist komplizierter als ohnehin schon, deshalb wolltest du noch nichts erzählen. Keine Angst, ich werde dich schon nicht löchern und dann kann ich ja jetzt auch beruhigt aufhören, Ausschau für dich zu halten, um dich nicht einsam sterben zu lassen.“ Erneut breitete sich ein breites Grinsen über sein gesamtes Gesicht aus. „Dann kann ich ja jetzt mal ein bisschen den Blick nach meinem Interesse schweifen lassen.“ „Wenn das deine Frau wüsste“, neckte der Braunhaarige ihn, beruhigt darüber, dass er Rafael nichts hatte erklären müssen, sondern der sich seine Geschichte selbst zusammengereimt hatte. „Meine Hände sind mit dem Ehering gekettet, aber ein bisschen gucken wird mich schon nicht vors letzte Gericht bringen.“ Tristan schickte schnell seine Antwort ab, ohne sich weiter mit dem Gedanken zu quälen, ob es die richtige Entscheidung gewesen war. Wieso sollte er sich nicht auch aus reiner Freude am Sex mit dem Schwarzhaarigen treffen dürfen, schließlich war er sich sicher, dass es für Duke keine andere Motivation gab. Daran durfte er zwar nicht so ausführlich denken, sonst trieb es ihn dazu, seine Zusage zu revidieren in ein klares „Nein“, aber mit Rafael an seiner Seite, der ihnen bereits wieder etwas Neues zu trinken bestellt hatte und nun ihn nun mit weiteren Sportnews zutextete, war es einfacher als gedacht. So schien sein Abend vorerst gerettet zu sein. Wie schwer man sich täuschen konnte, wurde ihm etwa seine gute Stunde später bewiesen. Mittlerweile war es kurz vor Mitternacht und selbst wenn Rafael und Tristan am nächsten Tag erst zu einer späteren Stunde in der Schule erscheinen mussten, so waren sie sich doch beide einig, dass es für einen Abend mitten in der Woche spät genug war, zumal Tristan befürchtete, richtig betrunken zu werden, hätte der Blonde weiterhin ihre flüssige Verpflegung übernommen. So aber schaffte er es noch ohne sich groß etwas anmerken zu lassen, wenn auch mit schummrigen Gefühl im Kopf, aufzustehen und ohne großes Wanken, sich seine Jacke anziehend, auf die Tür zuzugehen. „Soll ich dich noch nach Hause mitnehmen?“, fragte Rafael, als er aus der Bar heraustrat und sich an den Straßenrand stellte, bereit das nächste vorbeifahrende Taxi anzuhalten. Tristan war geneigt, dem Angebot sich eine Fahrgelegenheit zu teilen, anzunehmen, da sah er ihn auf der anderen Straßenseite, Arm in Arm mit irgend so einem Kerl gehen. Lachend, feixend und immer wieder tiefe Blicke austauschend, stolzierte Duke, der gleiche Duke, der ihm vor wenigen Stunden eine SMS geschrieben hatte, offenbar in froher Erwartung auf das, was seine Nacht noch füllen sollte, die Straße entlang. Oder sollte man besser sagen: in freudiger Erwartung auf den, den er bald ausfüllen würde, schoss es Tristan gehässig durch den Kopf und ein Anflug von Wut überkam ihm, dass sein Körper sich fast von alleine schüttelte. „Ist dir kalt oder so?“ Doch Rafaels Frage zu seinen mittlerweile richtig zitternden Armen, da er die Hände in seiner Hosentasche zu Fäusten geballt hatte, überhörte er, viel zu konzentriert darauf, weder laut loszuschreien noch in tief depressive Stimmung zu verfallen. Im Grunde war ihm zum Heulen zumute, doch dieses Gefühl versuchte er erfolgreich zu verdrängen, denn schließlich war es eigentlich nichts, was er nicht irgendwie erwartet hätte von Duke. Doch den Schwarzhaarigen jetzt wirklich mit einem anderen zu sehen, live mitzuerleben, wie wenig Tristan ihm zu bedeuten zu schien, war etwas Anderes, Schlimmeres, schließlich wirkte Duke nicht gerade so, als würde er von Gewissensbissen gequält, als er seinem Fick für diese Nacht einen Klaps auf den Hintern gab. „Mission Control an Tristan Taylor. Gibt es eine Chance auf Wiederaufnahme der Kommunikation?“ Erst jetzt schaffte es der amüsiert schmunzelnde – an der Art seines Grinsens konnte man deutlich den Alkohol heraus sehen, der sich mittlerweile in seiner Blutbahn befand – Blonde, der sich in sein Blickfeld zwischen ihn und seine Ablenkung schob, ihn wieder in die Realität zurückzuholen. „Was?“ Ein wenig verplant stand er da. „Steigst du nun mit ein?“ Rafael öffnete die Tür eines Taxis, das sich mittlerweile gefunden hatte und auch bereit gewesen war anzuhalten, doch dem Braunhaarigen war es jetzt ganz und gar nicht mehr nach Gesellschaft. „Lass mal. Liegt ja auch gar nicht in deiner Richtung und von hier ist es nicht mehr weit bis zu meiner Wohnung. Bis morgen!“ Er nahm eine Hand wieder aus der Hosentasche und hob sie zum Abschied, ehe er sich umdrehte und seinen recht verdutzten Kollegen einfach stehen ließ. Er musste jetzt über einiges nachdenken. Denn zwischen all dem Ärger auf Duke und einer Stimme in seinem Kopf, die permanent „Ich hab’s ja gewusst. Ich hab dich gewarnt. War ja abzusehen“ in der Dauerschleife ablaufen ließ, kam die Frage auf: Was nun? Und das musste er sich in aller Ruhe, bei einem nächtlichen Spaziergang durch den Park überlegen, schließlich hatte er bei ihrem morgigen Treffen am späten Nachmittag die einmalige und auf jeden Fall zu nutzende Gelegenheit, Duke seine Entscheidung mitzuteilen, wie auch immer diese ausfallen würde. Und genau DAS würde sich in den nächsten Stunden entscheiden. Sobald er den ersten Drang, Duke einen kräftigen Tritt, vorzugsweise mit extra viel Anlauf, in die Eier zu versetzen, überwunden hatte, hatte er die Wahl zu treffen zwischen einem kurzen, schmerzvollen Schlussstrich, oder einer langen, noch verletzenderen Fortsetzung. Not gegen Elend. * Er konnte nicht glauben, dass er gerade wirklich bei Kaiba im Wagen saß. Der feine Bürokrat war offenbar mit der Absicht in den Club gekommen, nichts Alkoholisches zu trinken, was er auch konsequent durchgezogen hatte, ansonsten hätte er sich wohl lieber mit seiner eigenen Krawatte erhängt als gegen die Straßenverkehrsordnung zu verstoßen und alkoholisiert Auto zu fahren. Es war mittlerweile weit nach Mitternacht, schon weit über den Zeitpunkt hinaus, zu dem er eigentlich hatte schlafen wollen, in seinem eigenen Bett, alleine, doch aus diesen Vorsätzen war und würde wohl nichts werden, schließlich waren sie gerade nicht etwa auf dem Weg zu Yamis stylischem Loft, sondern zu Setos Wohnung – im Laufe des Abends war auch der Bunthaarige endlich beim Vornamen des anderen gelandet. Sie hatten sich ein wenig über Yamis Arbeit unterhalten – fand der Bunthaarige einmal einen Anfang, über seinen Job als Fotograf zu schwärmen, so fand er so schnell kein Ende mehr – noch weniger über Setos, doch die meiste Zeit hatten sie bloß miteinander geflirtet, wenn auch der Braunhaarige auf eine steife, verschlossene, aber dennoch seht wirkungsvolle Art Yami in ungeahnte Ebenen der subtilen Anspielung gebracht hatte. „Da wären wir.“ Der Braunhaarige fuhr seinen Wagen in eine private, zum Haus gehörende Tiefgarage, und stellte den Motor ab. Die Gegend, in der sie sich befanden, gehörte ohne Zweifel zu den Besseres, die Domino zu bieten hatte, wenn sie auch noch zu den, für den Normalbürger, erschwinglichen gehörte. Sie stiegen aus und durch eine unscheinbare Tür gelangten sie ins Treppenhaus zum dritten Stock, in dem Seto offenbar seine Wohnung hatte, zumindest stand sein Name auf dem Klingelschild und der Schlüssel passte perfekt in das Schloss. „Nett“, kommentierte Yami den Hauseingang, einen kleinen, weiß gestrichenen Flur mit einer Garderobe und sonst recht wenig Inhalt, doch irgendetwas musste er sagen, denn Schweigen war so gar nicht seine Art, dies nutzte er nur als Mittel, wenn er sauer oder beleidigt war. Duke hatte es einmal „das Schweigen der Lämmer“ genannt, denn wenn dem Bunthaarigen keine Worte mehr über die Lippen kamen, war er entweder eingeschlafen, tot oder etwas sehr schreckliches war kurz davor einzutreten, in Form eines „Zicken-Zorn-Tornados“ – eine weitere von Dukes unschlagbar genialen Wortneuschöpfungen. „Bekomme ich eine kleine Führung?“, fragte er schelmisch grinsend, während er sich die Schuhe abstreifte und seine Lederjacke an einen dafür vorgesehenen Haken hing, und hoffte damit ein wenig das Eis zu brechen, schließlich hoffte er, nicht umsonst noch mit dem Braunhaarigen hergefahren zu sein, auch wenn dieser ihm eigentlich kein eindeutiges Angebot gemacht hatte, außer der Frage, ob er noch mit zu ihm wolle. „Die letzte Tür links ist das Bad …“, dann griff er nach Yamis Hand und zog den, von diesem plötzlichen Elan verdutzten, Fotografen auf eine andere, geöffnete Tür zu und vollendete dann seinen Satz, indem er in den noch halbdunklen Raum deutete und mit dem Anflug eines Lächelns verkündete: „… und das ist das Schlafzimmer, mehr musst du vorerst nicht gesehen haben!“ + + + + + + Zu eurer Information, Kapitel 15 ist bereits fertig, wenn auch kürzer als die bisherigen, dafür tippe ich bereits an 16^^ LG trinithy Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)