Jaded von Palmira ({MadaIta}) ================================================================================ Kapitel 5: Sex Over The Phone ----------------------------- Sex Over The Phone Untertitel: Zugfahrten sind aller Laster Anfang Es hat sich ja bereits im letzten Kapitel angekündigt, dass es zumindest so langsam in die amouröse Schiene geht. Keine Sorge, es wird weder ganz schnell so kommen noch wird das alles ohne Ecken und Kanten vonstatten gehen, aber es musste mal angedeutet werden. Heute verwurste ich das sehr amüsante Lied ‘Sex Over The Phone’ von den Village People aus 1985. Enjoy! Zugfahrten. Es gab kaum etwas Langweiligeres. Madara konnte mit seiner speziellen Art so manchen in den Wahnsinn treiben, doch eine wirklich lange Fahrt mit einem Zug schaffte selbst ihn. Es war schlichtweg zermürbend: Es war langweilig im Abteil. Er konnte nichts lesen, weil ihm dadurch schlecht wurde, und er hatte auch keinen Hunger. Er konnte nicht schlafen, weil ihn das beständige Rattern ständig aufschreckte, und der unruhige Dämmerzustand, in den er zwischenzeitlich verfiel, wurde dann wieder zerrissen, wenn der Zug irgendwo hielt. Zwar war es ein ICE und somit gab es gar nicht so viele Haltestellen, aber wenn es eine gab, wurden ständig elektronische Melodien gespielt und knisternde Durchsagen durch den ganzen Zug gejagt. Da kam es einem plötzlich viel mehr vor. Ja, man konnte nicht mal wütend werden. Die Lethargie war so ansteckend, dass Madara nicht mal durch den Zug tigern konnte. Und wenn es jemand anders tat, ging es ihm auf die Nerven. Offiziell hatte er einen Arztbesuch in einer abgelegenen Klinik gemacht, um sich attestieren zu lassen, dass er keinen Gehirntumor hatte, nein, und er würde auch keinen bekommen. Er lief nur Gefahr, eine Migräne zu entwickeln, und das galt es zu verhindern. Einfacher gesagt als getan, nebenbei. Madara war mit dem Resultat nicht zufrieden. Er wollte kein Yoga machen, er wollte nicht mit dem Rauchen aufhören, er wollte keinen Termin beim Therapeuten (ihm doch egal, ob das psychische Hintergründe haben konnte, Therapie war für ihn gleichbedeutend mit einer Einweisung in die Klapse!)... Er wollte nicht mal zum Augenarzt, der ihm womöglich noch eine Brille verschrieb. Nach Silvester hatte eh jeder Kopfschmerzen. Seine hielten eben ein paar Monate länger und waren auch nicht beständig. Und der einzige Grund, warum er diese Fahrt auf sich genommen hatte, war um den Rest der Welt zum Schweigen zu bringen und mal etwas Ruhe zu haben. Und wenn das nicht anders ging... Was er sonst noch trieb, ging ja keinen was an. Inzwischen war es später Abend, kurz vor elf. Das Abteil war weitgehend leer, abgesehen von dem Schnarchen eines ältlichen Mannes, das Madara nur zu gern dadurch beendet gesehen hätte, dass dessen schwarze Reisentasche bei einer Vollbremsung aus dem Gepäckfach kippte und ihn unter sich begrub. Tja, keine Vollbremsung in Sicht. Nach fünf Stunden Fahrt gab es keine bequeme Sitzposition mehr, und es waren noch drei zu kommen. Allein schon der Gedanke war Horror, und es gab allmählich nichts mehr, was Madara nicht reizte. Er verabscheute alles und jeden, und es war ihm vollkommen egal, wann sie wo eintrafen und welche Anschlusszüge es gab... Die konnten ihn kreuzweise, allesamt! Womit er gleich beim nächsten Kritikpunkt war. Itachi hätte ja wohl mitfahren können, wenn er sich Sorgen machte – aber er machte sich ja keine! Das Höchste der Gefühle war es, entkoffeinierten Kaffee zu kaufen und ihm dann, wenn er es absolut nicht haben konnte, beispielsweise am Samstagmorgen, ein Kühlkissen in den Nacken zu legen. Zum Heulen, wirklich. Nicht, dass die anderen besser waren. Madara hatte ernsthaft Angst, dass Zetsu ihm demnächst Nadeln in seinen Körper jagte, um die Kunst der Akupunktur zu erproben. Und apropos Zetsu... Madara hatte seit einer Zeit den Verdacht, dass er es war, der geklingelt hatte, als Itachi und Madara ihre Renovierungen vorgenommen hatten. Was hieß, dass er derjenige war, der sie mehr oder minder... bei der Ausübung ihres innigen Wohngemeinschaftsverhältnisses belauscht hatte. Wüsste Itachi von dieser Vermutung, würde er wohl vor Scham sterben, und selbst Madara konnte ein gewisses Gefühl nicht unterdrücken. Was genau es war... Es war einfach sehr eigenartig und wenig angenehm, wenn jemand etwas wusste, der so undurchschaubar war. Positiv war nur, Zetsu würde es vielleicht nicht rumerzählen. Vielleicht. Bis zu dem Moment, in dem er Itachi ermahnte, bloß Kondome zu benutzen, weil er, nur weil er nicht schwanger werden könne, nicht alle Vorsicht fahren lassen dürfe. Das war dann der Moment, in dem Itachi hinterrücks in Ohnmacht fiel. Madara grinste unwillkürlich bei dem Gedanken, Itachi dahinsinken zu sehen wie Dornröschen. Er war gerade dabei, sich in der Wunschvorstellung zu versenken, wer sie wie aufweckte (Wozu lag die Gute denn auch auf einem Bett, na?), als die Schiebetür des Abteils erneut geöffnet wurde. Der schnarchende Mann wurde dadurch aufgeschreckt, und auch Madara drehte automatisch den Kopf. Die Bewegung verursachte ein dumpfes Pochen, und er berührte missmutig seine Schläfe. Soeben war eine junge Frau eingestiegen. Mit einem Schwein. Einem Schwein. Lately I'm never down lately I never frown At home or in the car - don't matter where you are Madara fand das Schwein schrecklich. Es war ja so hässlich, und wie es ihn anstarrte aus diesen bösartigen, schwarzen Knopfaugen... Und erst dieses Grunzen! Das klang, als würde man einen Klostampfer aus dem Toilettenbecken ziehen. Madara hatte das Geräusch noch nie gemocht, doch jetzt war es unerträglich. Seit wann durfte man solche Viecher mit in den Zug nehmen?! Fenster auf und raus damit, aber schnell! Die junge, adrette Frau nahm gegenüber von ihm Platz und setzte ihr Schwein auf den Schoß. Sie hatte eine kleine Fotoausrüstung bei sich, und Madara verfolgte argwöhnisch, ob sie ihm gleich das Stativ ins Knie rammte. In dem Fall war ihre Sau dran. Madara hatte den Fensterplatz. Ach ja, die Sau, die übrigens einen ungemein lächerliches T-Shirt trug. Madara hatte Vorbehalte gegen verkleidete Tiere, auch nicht ganz zu Unrecht. Und dieses hier war so ziemlich das größte- „Möchtest du ihn mal streicheln?“ Die Frau hatte Madaras Interesse an ihrem Schwein missdeutet und hatte überdies den Nerv, ihn zu duzen. Ausgerechnet ihn, das Meisterstück der Adoleszenz. Blöde Kuh. Madara schüttelte den Kopf, was er umgehend bereute, denn die Lavalampe in seinem Kopf nahm den Betrieb wieder auf und schwappte munter und hämmernd hin und her. Die Frau wechselte daraufhin ihre Rollen und beobachtete ihn aufmerksam. „Möchtest du etwas trinken?“ „Haben Sie ein Helfersyndrom?“, erwiderte er gereizt. Die Frau legte daraufhin lediglich den Kopf schief – sie hatte kurzes, schwarzes Haar und intelligente, wache Augen. Aber dass sie wach waren, störte Madara nun immens. Der alte Schnarchzapfen schoss ihn mit einem strafenden Blick ab, und Madara wünschte die Vollbremsung sehnlichst herbei. Und bitte schnell. Wenn der Koffer ihn nicht platt machte, gab Madara ihm gern mit dem Stativ den Rest. Wenigstens ließ ihn die allzu hilfsbereite Frau für die nächste Stunde in Ruhe. Das machte die Zeit leider nicht weniger nervenaufreibend, da all die sonstigen Probleme bestehen blieben oder sich verschlimmerten. Es wäre einfacher zu erdulden gewesen, wenn er sich wenigstens hätte hinlegen können... Was er theoretisch konnte, da die Lehnen herunterklappbar waren, doch er hatte keine passende Kopfunterlage und wollte sich nicht ständig das missbilligende Räuspern des alten Herrn anhören, weil da tatsächlich Schuhe auf dem Polster waren. Die junge Frau unterhielt sich zwischenzeitlich mit dem Mann. Madara hörte ihnen nicht zu, er nahm lediglich zur Kenntnis, dass sie ihn am Einnicken hinderten. Und dieses verfluchte Schwein mit seinem Gegrunze! Es grunzte sogar im Schlaf, und das waren gleich zwei Dinge, für die Madara es hasste. Als der alte Herr kurz das Abteil verließ, betrachtete die Frau sich gerade in einem Taschenspiegel. So wach ihre Augen auch scheinen mochten, ihr Gesicht war genauso blass und müde wie Madaras. Allerdings machte es eine bemerkenswerte Verwandlung durch, als etwas in ihrer Handtasche zu klingeln begann. Madara biss die Zähne zusammen, als das Handy Wagners Walküren allesamt gleichzeitig und mehrmals akustisch vergewaltigte. Nicht, dass er die Damen mochte, doch das hatten sie auch nicht verdient. Die Frau seufzte. „Handys sind eine tolle Erfindung.“ Fanden die geschändeten Walküren sicher nicht. Und das Schwein auch nicht, aber das konnte Madara nicht versöhnen. Die Frau erwartete ohnehin keine Reaktion, sie sah auf ihr Display und drückte dann die Kurzwahl. Es folgte ein ermüdendes Gespräch, wie es romantischer nicht sein konnte. Wo bist du, ich vermisse dich so, geht es dir gut, Schatzihasimausi, ich vermisse dich so, hier ist alles okay, Lieblingdarlingsüße(r), ich vermisse dich so, ich liebe dich (auch), nein, du legst auf!, bussi, ich vermisse dich so, Schnuckiputzi... Madara hätte schon nach der Hälfte kotzen können. Es ging so weiter, als der alte Mann seinen Platz wieder einnahm und ausnahmsweise die Frau unfreundlich anfunkelte. Die war davon nicht zu beeindrucken und schwatzte zuckersüß weiter. Schließlich kündigte der Zugführer den nächsten Stopp an, und die Schweinefrau legte auf, damit ihr Freund, Verlobter, Gatte oder was auch immer sie am Bahnhof begrüßen konnte, ohne dabei Geld zu kosten. Sie sammelte Schwein und Ausrüstung wieder ein und bewegte sich vorsichtig zur Schiebetür. Kurz drehte sie sich noch mal zu Madara um und lächelte. „Handys sind eine tolle Erfindung.“, wiederholte sie verschwörerisch, dann verschwand sie im Gang. Madara dachte darüber nach, während der Zug anhielt und der alte Mann anfing, sich eine Pfeife zu stopfen. Raucherabteil, Mist. Dafür begriff Madara schlagartig, was die Frau gemeint hatte. Don't wanna be alone you just pick up the phone Eilig fischte Madara sein Handy aus der Hosentasche. Inzwischen hatte er eins dabei, und er verfügte auch über sämtliche Nummern. Und wer wurde schon nicht gern um etwa halb eins angerufen? Mit sadistischer Vorfreude scrollte er durch sein Telefonbuch, auf der Suche nach einem passenden Opfer. Itachi anzurufen war kontraproduktiv, der würde ihn ordentlich dafür büßen lassen, wenn er um diese Zeit geweckt wurde. Konan hätte es verdient, doch die konnte er für sein Vorhaben nicht gebrauchen, wenn er nicht bald eine Menge Schmerzen haben wollte. Gleiches galt für Pein, die nahmen sich nichts. Konan konnte selbst mit einem Kugelschreiber foltern. Zetsu? Nein, hinterher war er noch so genervt, dass er seinen kleinen Lauschangriff verbreitete. Hidan war ganz schlecht. Der würde ihm das Ohr abschreien, zu dieser nachtschlafenden Zeit. Kakuzu würde einfach schweigen, bis Madara aufgab. Solange es ihn nichts kostete, hatte er beängstigende Geduld. Kisame arbeitete um diese Zeit, der würde gar nicht drangehen. Deidara... Gott allein wusste, was der gerade tat. Madara wollte keinen Anteil daran haben, wirklich nicht. Sasori führte zu diesen unchristlichen Zeiten seine Telefondebatten mit Orochimaru. Es war nicht empfehlenswert, ihn dabei zu stören. Tobi würde das gar nicht raffen. Er war ja noch so klein. Und... Tja, das war es also. Die waren alle nicht ideal. Allerdings konnte Madara sich von solchen Lappalien nicht aufhalten lassen, nicht bei diesem Gestank nach Pfeifentabak, der seine Kopfschmerzen noch verschlimmerte. Nein, das hatte dieser alte Sack verdient. Also gut, dann eben Itachi. Der hatte zwar keinen Sinn für Humor, aber er dachte sich allmählich nichts mehr bei Madaras grandiosen Aktionen. Er war sozusagen abgestumpft. Zum Glück war Itachis Nummer auch in der Kurzwahl gespeichert, sodass Madara das Verhalten der Schweinefrau originalgetreu nachahmen konnte. Es rauschte ein wenig, als die Verbindung hergestellt wurde. Und es klingelte. Sechs Mal, bevor Itachi den Lichtschalter, sein Handy und die Taste gefunden hatte. Im Hintergrund raschelten Decken. „'s w’s?“, brummte er schlaftrunken und räusperte sich. „Ist etwas nicht in Ordnung?“, fügte er verständlicher hinzu. Madara warf dem alten Herrn einen prüfenden Blick zu. Dieser hatte die konzentrierte Miene eines Menschen, der nicht zuhören will, doch es nicht recht ausblenden kann. Perfekt. „Du machst dir Sorgen? Musst du nicht.“ „Mache ich aber, wenn du mitten in der Nacht anrufst.“ Itachis Stimme nahm wieder ihren verwaschenen, leiernden Tonfall an, der anzeigte, dass er gleich wieder einschlafen würde. Fast niedlich, wie sehr es ihn aus der Bahn warf, nachts geweckt zu werden. „Ich wollte nur mal deine Stimme hören.“, erwiderte Madara mit so viel schwärmerischem Beiklang, wie er aufbringen konnte. „Bist du jetzt vollends übergeschnappt, zu dieser gottverdammt nachtschlafenden Zeit zu wecken, weil du eine Scheißlangeweile hast?!“ Das ‚niedlich’ nahm er zurück. Aber was waren schon diese Komplikationen? Madara raspelte kein Süßholz, wer war er denn, und es würde nicht lange dauern, bis Itachi die Idee grandios fand. Und alles, was es dazu brauchte, waren fünf Minuten auf der Zugtoilette, um ihn davon zu überzeugen. This is the part I hate why do they make you wait? Here's where the fevers rise enough to cross my eyes Die Herrentoilette war durch eine Fügung des Schicksals gerade frei. Es handelte sich um eine uncharmante, graue Kabine mit einer Toilette aus öligem Edelstahl und einem faden Geruch nach Lufterfrischer – hier verweilte man nicht länger als nötig. Dass Itachi nicht inzwischen aufgelegt hatte, war weniger eine Fügung des Schicksals als ein Ergebnis seiner Sorge, so wenig er das Madara auch verraten wollte. Er wusste schließlich nicht, was der Arzt gesagt hatte, und Madara war der Meister der blöden Verdrängungstaktiken. Dass er sich so verhielt, mochte einen ernsten Hintergrund haben. Itachi hätte viel darum gegeben, es zu wissen, denn er konnte nicht auflegen und weiterschlafen, solange er unsicher war. „Erklärst du mir jetzt, was das soll?“, fragte er mit mühsam gewahrter Beherrschung. Inzwischen hatte er sich aufgesetzt und seine Decke irgendwie um sich herumdrapiert, das Kissen vor die Brust gedrückt. Er wollte sich wenigstens eine Erinnerung ans Schlafen bewahren. „Telefonsex.“, antwortete Madara ungerührt und inspizierte sein Gesicht im schmierigen Spiegel. Etwas Anderes war mit dieser Visage auch unmöglich, resümierte er schnippisch. „Werd’ erwachsen.“, brummte Itachi und rieb sich die juckenden Augen. „Seit wann ist das denn was für Kinder? Mir ist langweilig, hast du doch bemerkt. Also. Ich kann nicht das gleiche Schmalztheater noch mal produzieren.“ Itachi verstand das nicht. Wollte er auch nicht. Die Schweinelady würde einiges zu bereuen haben, wenn er es tat. „Für so was gibt’s Hotlines. Lass mich schlafen.“ „Wie, mit fremden Menschen?“ Blöder Wortwitz. Trotzdem wusste Madara genau, welche Andeutungen er fallen lassen musste, damit der Eindruck eines tödlich kranken Menschen entstand, der das nicht so sagen wollte. Und selbstverständlich funktionierte das auch bei Itachi, der gewissermaßen abgehärtet war. „Das ist doch nur frivoler Kitsch.“ „Yeah.“ „Du bist krank.“ „Und wie...“ Sollte dem Kerl endlich mal wer das Maul stopfen. Hello, baby, it's me, your fantasy! What's your name? "Who cares? Just care about my body" What do you look like? Hot, I look very hot Kaum zwei Minuten später saß Madara wieder auf seinem Fensterplatz des Zugabteils, das inzwischen völlig zugeräuchert mit Pfeifenqualm war. Für ein Raucherabteil war es bemerkenswert schlecht belüftet, und Madara kam allmählich der Verdacht, dass es gar keins war. Noch besser, klasse. „Was soll ich tun?“ Itachis DNA hatte einen entscheidenden Fehler – sie hatte seinen weichen Kern nicht gut genug geschützt. Allerdings war die Liste der Personen, die Itachi in dieser Art ausgenutzt hatten, sehr kurz, was Madara bloß nicht ahnte. „Was du immer tust. Mich verrückt machen.“ Der alte Herr, der inzwischen hinter einer Zeitung verschwunden war, stieß eine große Rauchwolke aus. Bei diesem Qualm war es nicht besonders schwer, eine raue Stimme zu bekommen, und Madara musste lediglich aufpassen, dass ihm nicht gleich dazu die Tränen kamen. Itachi seufzte und kämmte sich mit den Fingern durch’s Haar. Er musste sehr von der Rolle sein, immer noch nicht aufzulegen. „Madara, bitte. Deine Idee ist blöd genug, aber ich weiß nicht mal, was du von mir erwartest.“ „Schon klar, du hattest ja noch nie 'ne Freundin.“, versetzte Madara und fügte sofort hinzu: „Und nein, Zeltlager gelten nicht, die haben einen Sprung in der Schüssel.“ Der alte Mann war wieder beruhigt in sich zusammengesunken, da von dem uncharmanten jungen Querulanten offenbar kein weiterer Sittenverfall drohte. „Ich habe mal Mei Terumi gefragt, ob sie mit mir ausgeht.“ Oh wunderbar, Itachi wärmte alte Kamellen auf, das war doch immer noch das Beste. Aus unerfindlichen Gründen musste er Madara jetzt daran erinnern, dass er ein ‚echter’ Mann war und als solcher empfänglich für das, was Mei unübersehbar vor sich herschob. Rache. What's your fantasy? I just wanna speak to a very hot one "We'll call you back" Es zu erklären, hätte wohl jegliche Regeln des Anstands verletzt. Itachi hasste das ständige Knistern in der Leitung, wenn der Zug durch einen Tunnel raste, genau wie das entrüstete Räuspern, das von Zeit zu Zeit erklang, weil Madara ständig irgendwen provozieren musste. So schlecht konnte es ihm nicht gehen. Itachi wischte sich das Haar aus dem Nacken. Winzige Schweißperlen hafteten an seinen Fingern und ließen sein T-Shirt am Rücken kleben. Er musste die Heizung zu warm gestellt haben, und jetzt war es stickig im Zimmer. Er wollte das Fenster nicht öffnen, dann würde es bis zum Morgen nicht mehr angenehm werden. Er hatte die Decke um sich drapiert, obwohl er sie nicht mehr benötigte, um nicht zu frieren. Ihm war heiß. In seiner Vorstellung spielten Madaras lange, schöne Finger mit einem gewundenen Telefonkabel, das es in der Realität nicht gab. Es rauschte unmerklich, wenn er mit der Zunge die Lippen befeuchtete, wie Seide auf Sandpapier. Seine Augen hielten dieses unbestimmbare Glimmen einer Faszination, die demjenigen, der diesem Blick begegnete, das Gefühl gaben, das einzige zu sein, was diese Faszination auf sich ziehen konnte. Madaras ganzer Körper vermittelte diesen Eindruck, seine beweglichen Hände, die belustigte Andeutung in seiner belegten Stimme, selbst die Art, wie er die Luft durch seine nur einen kleinen Spalt geöffneten Lippen entweichen ließ. Here's where the fevers rise enough to cross my eyes. Das beschrieb es am besten. Itachi konnte es nicht auf diese Wiese erwidern, er gab bestenfalls einsilbige Antworten. Aber das mit einer Hingabe, die vielleicht nur Madara erkennen konnte. Er und sein elendes Mona-Lisa-Lächeln, das alles bedeuten konnte. Right now I've got a cure to help your temperature All that you need's a dime and just a little time A pay phone on the street can help you beat the heat Hah! Der alte Schnarchzapfen saß wie auf glühenden Kohlen. Und sicher nicht, weil er das Ganze so sexy fand. Vielmehr verfolgte er jede Bewegung von Madaras Händen mit einem fast panischen Argwohn. Wäre interessant gewesen, was er getan hätte, wenn Madara wirklich auf die Idee kam, sich anzufassen, doch das Risiko ging er lieber nicht ein. Die Schweinefrau hatte ihren Kerl ja auch nicht über’s Handy geheiratet. Manchmal schwiegen Itachi und er minutenlang. Madara wusste, dass Itachi nicht wieder eingeschlafen war, es war etwas Anderes. So etwas wie eine Kunstpause ohne Kunst und Pause. Wie Rücksicht ohne Sehen, sondern Hören. Madara hatte sein Bestes getan, vulgäre und nicht zu laute Geräusche von sich zu geben, was dazu geführt hatte, dass der alte Mann sich drei Mal an seiner Pfeife verschluckt und sie mindestens sieben Mal fallen gelassen hatte. Wenn der mal keinen Herzkasper bekam wegen der obszönen Jugend heutzutage. Hatte ihn ja keiner gebeten, hier das Abteil einzuräuchern. Die altbekannte Durchsage erscholl, und diesmal brachte sie eine erfreuliche Nachricht mit sich – das Einlaufen in den heimatlichen Bahnhof. Entschlossen, eine letzte Kür zu vollbringen, seufzte Madara voller Sehnsucht und ließ seine Zunge über das Display des Handys gleiten. Jemand wie er hatte keine Angst vor Infektionskrankheiten, und sollte es mal jemand wagen, sein Handy zu entwenden und damit Scheiß zu bauen... Schwungvoll ließ er es zuklappen und der alte Mann zuckte zusammen. Er war förmlich erstarrt vor Entsetzen und Ekel, und Madara hatte keine Eile, seine Zunge wieder einzuholen. Jetzt hatte er einfach aufgelegt... Hoffentlich war Itachi keine Diva. „Angenehmen Abend noch.“ Madara präsentierte sein verruchtestes Lächeln – was für eine Verschwendung – und erhob sich grazil von seinem Sitz, nicht ohne seine Tasche so umständlich aus dem Gepäckfach zu holen, dass sein Pullover dabei einen handbreiten Abschnitt seines Torso zwischen Oberteil und Hosenbund freigab. Für Sexualtraumata gab’s auch keine Altersbegrenzung. Sex over the phone - Sometimes late in the evening Sex over the phone… Und so nahm die großartige Odyssee des Madara U. ein verdientes Ende, als er die Wohnungstür hinter sich schloss und Tasche, Mantel und Schuhe nach bester Manier sofort überall hingeworfen hatte. Er hatte überlegt, ob er noch etwas fernsehen wollte, nachdem ihn sein Zimmer nur mit wirren Eisenbahnromantikträumen plagen würde, und entschied sich dagegen. Das Flimmern tat ihm nur in den Augen weh. Er stattete dem Bad einen kurzen Besuch ab – sein Spiegelbild war nicht anziehender geworden – und war eigentlich fertig mit der Welt. Und auf der Schwelle seines Zimmers begrüßte ihn sogleich ein nasses Handtuch, das Bekanntschaft mit seinem malträtierten Gesicht schließen wollte. Madara war ‚not amused’ und zog das tropfende Tuch von sich herunter. Itachi bedachte ihn mit einem äußerst leidenschaftslosen Blick. „Was soll das?!“ Anklagend warf Madara das Handtuch zurück und wischte sich die feuchten Hände an der Hose ab. Itachi kickte das Geschoss ungerührt auf den Boden, wo es irgendeine Zeitschrift durchnässte, die Madara dort liegen gelassen hatte. „Ich wollte nur sichergehen, dass du wach bist.“, erklärte Itachi. Er trug Boxershorts und T-Shirt, und im schwachen Licht der gedimmten Nachttischlampe wirkte er größer, beinahe bedrohlicher. „Oder dachtest du, du könntest mitten in der Nacht solche schwachsinnigen Aktionen starten und danach schlafen gehen?“ Madara ließ sich auf den Teil des Bettes fallen, der nicht von Itachi belegt wurde, und streckte die Beine aus. „Ich bin lernfähig.“, erwiderte er mit einem lockenden Blick und wurde belohnt, indem Itachi sich nicht gerade sanft auf seine Oberschenkel fallen ließ. Der Stoff seiner Kleidung war ebenfalls nass, doch Madara sah nur, wie es dafür sorgte, dass er jeden hektischen Atemzug verfolgen konnte. So fühlte sich also jemand, der heiß auf den personifizierten Sittenverfall war. Es war undeutlich, weil Itachi seine Lippen ungestüm auf Madaras presste, während dieser seine immer noch und wieder schönen Finger unter den nassen, klebenden Saum des T-Shirts zwängte, aber er fragte etwas, wohl wissend, dass er heute Nacht keine Antwort mehr wollte: „Warum hat Zetsu mir gesagt, ich sollte mich um Kondome kümmern?“ War wohl besser so. fin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)