Funeral of Dreams von PenAmour (...in the Distance the Tyrant's calling) ================================================================================ Kapitel 5: Bergbauer -------------------- + Turn out the light And what are you left with? Open up my hands And find out they're empty. Press my face to the ground I've gotta find a reason. Just scratching around For something to believe in. (Aqualung –Something to believe in) + „Das werdet ihr brauchen können.“ Koushiro drückte Taichi ein achteckiges Gerät in die Hand, das aussah wie ein Pulsmesser, der am Handgelenk befestigt wude. Fragend schaute Taichi ihn mit seinen haselnussbraunen Augen an, woraufhin der Junge mit dem kurz geschorenen Haaren, die kaum mehr als einen rot-braunen Schimmer auf seine Kopfhaut warfen, zur Erklärung ansetzte. „Es ist ein D-Trace, das ich vor einiger Zeit entwickelt habe, und mit Hilfe von Ken fertig stellen konnte. Es imitiert die elektrischen Impulse des Digivices, und hat gleichzeitig die Funktion, diese Impulse zu verschleiern und zu filtern.“ Er erinnerte sich daran, wie er während seiner Arbeit an der neuen Festung der freien Digimon immer wieder Prototypen dieses Geräts bei sich getragen hatte und Koushiro darüber berichten sollte. „Das heißt im Klartext?“ Taichi runzelte die Stirn, während er das D-Trace in seiner Hand besah und abwog. „Damit seid ihr unauffindbar für Augen und Ohren des Kaisers… Es bildet quasi ein elektronisches Schutzschild, dass die Strömungen der Digivices abfängt oder eindämmt…“ Koushiro deutete auf das kleine Armbanduhrgroße Display. „Zudem habt ihr die Möglichkeit mit mir in Kontakt zu treten, so bald ich euch zurückholen soll.“ Anerkennend schob Taichi das Gerät in seine Hosentasche. „Wir können also endlich wder unsere Vices benutzen“, stellte der junge Mann erleichtert fest und griff nach seiner Armeejacke. Koushiro nickte. „Exakt. Ich habe bereits die Sperren in euren Digivices aufgehoben.“ Er wirbelte einmal um die Achse und öffnete mit einigen kurzen Handgriffen einen kniehohen Spind, der direkt unter seinem Schreibtisch platziert war. Hier bewahrte er die Digivices auf, nachdem er sie mit Sperren und Blockierungen versehen hatte, die dafür sorgten, dass man sie nicht mehr orten konnte. Gleichzeitig hatten die Vices dadurch einen enormen Kraftschwund erlitten, so dass es ihnen gerade einmal möglich war, ihre Digimon auf dem Child-Level zu halten. Er nahm sein Vice entgegen und spürte sogleich das vertraute Gefühl, dass von dem Gerät ausging. Taichi warf ihm einen Blick zu: „Bereit?“ Er nickte stumm und schluckte, während er seine Ausrüstung ein letztes Mal überprüfte. Jede Reise in die Digiwelt barg Risiken, die es zu minimieren galt. Unter seinem khakifarbenen Armeehemd trug er eine schusssichere Weste und hielt für den Notfall eine Gasmaske bereit, die bei einer Curse Crimson Attacke eines felsigen Golemons durchaus nützlich sein konnte. Die übergroßen Gnome mit den dicken Fäusten waren in der Lage ein hochgiftiges Gas abzusondern, mit welchem die Digimon einen Menschen in Windeseile außer Gefecht setzen konnten, oder schlimmer. „Na dann…“ Koushiro ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl sinken und drosch mit einer gewissen Vorfreude auf die Tastatur ein. „…ich werde nun eine Umprogrammierung vornehmen und euch durch ein eigens erbautes Digitor in die andere Welt schicken. Bedenkt aber, dass ihr nur vierundzwanzig Stunden Zeit habt, bis das System den Fremdkörper bemerkt und nur weitere drei Stunden, bis es ihn lokalisiert. Ich werde noch einen Trojaner als Datei dranhängen, so dass euch maximal dreißig Stunden bleiben, ehe ich das Tor löschen muss. Ich habe die Spanne im D-Trace eingespeichert. Es wird euch stündlich über die verbleibende Zeit informieren. Mehr kann ich nicht für euch tun. Verpasst ihr das Tor, seid ihr auf euch allein gestellt…“ Doch Taichi winkte nur ab und schulterte seine Howa vom Typ 89. Das Sturmgewehr gehörte auch zu seiner Ausrüstung und drückte ihm gegen die Wirbelsäule. Sora und Yamato traten in das Büro Koushiros, er hatte den Arm um ihre Schulter gelegt, doch die Sorge war ihr unverkennbar auf das Gesicht geschrieben. Während die drei sich voneinander verabschiedeten, hielt er heimlich Ausschau, doch Daisuke und Miyako tauchten nicht auf. Das Licht sog sie in sich auf und schleuderte sie durch die digitalen Sphären, bis sie wieder festen Boden unter den Füßen zu fassen bekamen und der Wind erbarmungslos an ihnen zerrte und ihnen die Sandkörner ins Gesicht schleuderte. Über ihren Köpfen ragten die schwarzen Türme wie Damoklesschwerter in den Himmel. Er konnte die Umrisse Taichis schemenhaft erkennen, der sich vor den Peitschenhieben des Windes duckte und zu ihm herüberstapfte. Unaufhörlich pumpte sein Herz das Blut durch seinen Körper, während er diesen unter schweren Atemzügen vorwärts bewegte und die Schweißperlen in seine Augen tropften. Er konnte das Ächzen der Erde unter seinen Füßen spüren. Überall war Dunkelheit und Wüste. Die Wälder waren verschwunden, die prunkvollen, lebensfreudigen Städte dem Erdboden gleich gemacht. Der Kaiser hatte nur wenige Tage gebraucht, um den Schrecken von der Menschenwelt auf diese Welt auszuweiten. Dies hatte dazu geführt, dass beide Welten unaufhörlich miteinander verbunden waren. Die Schreie der Digiwelt hallten auch heute noch in seinen Ohren nach und er konnte sich ihrer nicht erwehren, als habe die Saat ihn auf Ewig an diese andere Welt gekettet. Sie war zu einem Teil seines Körpers geworden, als er sich zu ihrem ersten Kaiser erklärt hatte. Wenn er an die Zeit zurückdachte, waren die Erinnerungen kaum mehr als vage Schatten auf seiner Seele, die er seit jeher gutmachen wollte. Taichi hatte sein Sturmgewehr entsichert, während sie sich an den Felsen vorbei kämpften. Die Digimon hatten sich vor dem Kaiser verstecken müssen, denn selbst der Tod würde sie nicht vor dem Sklaventum schützen. Und so blieb ihnen nur dann die Freiheit, wenn sie überlebten und sich in den hintersten Winkeln verkrochen. Andernfalls hätten sich ihre Augen unter dem Einfluss der dunklen Türme und dem Schattenserum blutrot verfärbt. Sein Nachfolger hatte seine Erfindungen von damals ausgeweitet und bis zur Grausamkeit perfektioniert. Die Teufelsspirale und die dunklen Ringe waren Geschichte. Der Kaiser benutzte vielmehr ein Serum, das injiziert wurde und auf die schwarzen Türme reagierte. Im Gegensatz zu den Ringen und Spiralen war das Schattenserum nicht sichtbar und deshalb auch äußerlich unzerstörbar. Gleichzeitig schwächten die Türme die freien Digimon und waren wiederum eine Energiequelle für die infizierten Digimon. Sie hatten bereits herausgefunden, dass ein Bestandteil des Serums das Wasser des Meeres der Dunkelheit war, doch viel weiter waren die Forschungen nicht gegangen, da die Digiritter hier in der Digiwelt weitaus weniger Überlebenschancen besaßen, als in ihrer Welt. Er hatte Wochen mit den Digimon verbracht und ihnen beim Bau ihrer Festung geholfen. Er hatte die Baupläne entworfen und zusammen mit Koushiro an der Technik und Tarnung gebastelt. „Ken, beeil dich.“ Taichi winkte ihm ungeduldig zu und wich dem Wind aus, indem er sich dicht an die Felswand drückte. „Entschuldige“, murmelte er und schob die Gedanken beiseite. Suchend wanderte sein Blick über die Dünen, die sich im Wüstenmeer gebildet hatten und die Felsen mit Sandkörnern und Staub bedeckten. Die Rodung der Wälder und die Zerstörung der freien Dörfer hatte nicht viel übrig gelassen außer Sand und Dreck und der Wind tat sein übriges, um alles in einen körnigen Nebel zu hüllen. Hier in der Wüste war nichts mehr zu holen, der Kaiser hatte den Sand hinter sich gelassen und seine Zerstörungswut in anderen Teilen der Welten ausgelebt, immer auf der Suche nach verbliebenen freien Seelen, die es zu unterjochen galt. Der Kaiser blickte nicht zurück, kannte keine Reue – und er unterschätzte sie gewaltig, sein größter Fehler vielleicht. Das Versteck der freien Digimon war kaum zu erkennen. Für jeden Unbeteiligten wirkte das Gestein wie ein stoischer Berg, der nicht nachgeben wollte und sich in den Himmel reckte. Die Fahrende Festung konnte verschnaufen. Vorsichtig robbte er auf einen kleinen Felsvorsprung zu tastete die scharfen Kanten des Steins ab, während der Lauf der Howa in Taichis Hand seinen Rücken deckte. Mit den Fingern schob er eine Klappe beiseite und ein Tastenfeld kam zum Vorschein. Eilig tippte er den sechsstelligen Zugangscode ein und schnaufend hob sich die vermeintliche Steinwand und gab den Weg in das Innere des Berges frei. Unsanft stieß Taichi ihn in die Felsspalte und der Eingang verschloss sich wieder und um sie herum wurde alles dunkel. Das Licht einer Taschenlampe flackerte auf, die ihm Taichi in die Hand rückte, während er selbst seine Waffe im Position rückte. „Man kann nie wissen“, raunte er und deutete ihm an mit der Lampe den Weg zu leuchten. Der Lichtkegel wanderte über die Steinmauer und verlor sich in der Finsternis des Tunnels, den er selbst so konstruiert hatte. Bereits die erste Festung, die er erbauen ließ, hatte sich durch so ein Tunnellabyrinth ausgezeichnet. Unwillkommene Eindringlinge konnten so zumindest eine Zeit lang aufgehalten werden, oder sie verloren sich in den Gängen, bis Hunger und Angst die Zügel übernahmen. Er hielt Taichi am Arm zurück, als dieser beinahe in eine der Fallen tappte, die zusätzlich angebracht worden waren. Dies hier war sein Sicherheitssystem und seine tödlichen Fallen. Erneut gab er einen Code in ein Zahlenfeld ein und deaktivierte so den Mechanismus, der sonst dazu geführt hätte, dass tausende der giftigen Kunemon-Stachel auf sie niederprasselten. Aus heiterem Himmel spürte er den eisigen Griff Taichis auf seinem Schulterblatt. Seine Finger drückten ins Fleisch, während er auf einen Schatten deutete, der sich im Schein der Taschenlampe langsam näherte. Hastig löschte er das Licht. Schritte hallten auf den Steinböden wider und die eisige Felswand biss ihn in den Rücken, als er sich panisch an sie drückte. Mit einem Klicken entsicherte Taichi die Howa, während seine eigenen Beine drohten nachzugeben. Seine Kiefer drückten aufeinander und die Muskeln in seinem Körper schienen vor Spannung zu zerbersten. Mit zitternden Händen griff er nach der Handfeuerwaffe an seinem Gürtel. Das kalte Metall brannte auf seiner Haut und die Schritte kamen unmittelbar vor ihm zum Stehen. Just if you dont see a future And your dreams are falling down If pain enters new dimensions And you feel like you would drown (Ephemere – Hopelessly) ____________ Author’s Note: Ein neues Kapitel aus der Sicht von Ken, denn dieser hat maßgeblich dazu beigetragen, dass der Digimon-Widerstand noch lebt – ironischerweise in dem er dafür die Technik aus seiner Fahrenden Burg, mit der er als Digimonkaiser unterwegs war, übernommen hat. Ansonsten haben wir ein neues kleines Gadget – das D-Trace, das sehr hilfreich ist, um unsichtbar bleiben zu können. Ihr haltet einen weiteren Einblick in die Ausrüstung der Digiritter, die zeigt, dass sie sich durchaus vor Digimonattacken wappnen und schützen können. Hinzu kommt die Digiwelt selbst. Die schwarzen Türme sind wieder da, nur dass sie diesmal keine Spiralen und Ringe kontrollieren, sondern das Innerste der infizierten Digimon – das Schattenserum macht’s möglich! Die Howa vom Typ 89 gehört ebenfalls zur Ausrüstung des japanischen Militärs und ist ein Gewehr. Und nun lasse ich euch mit dem Cliffhanger zurück ;P Bis dahin PenAmour Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)