Joker X Ryuk von van_winkel66 (Titel wird noch überarbeitet, sorry <3) ================================================================================ Kapitel 1: 1. Der Blick in den Spiegel -------------------------------------- Kalter Wind blies durch die verlassenen Straßen und Gassen. Niemand nahm Notiz von dem großen Mann, der mit hochgeschlagenem Kragen auf einen Hauseingang zusteuerte. Abfall aus den überquellenden Mülltonnen lang überall verstreut und die Blicke zweier Jugendlicher in einer düsteren Ecke folgten dem Mann, als er Anstalten machte, den düsteren, mit Grafitti beschmutzten Hausflur zu betreten. Doch etwas hielt ihn zurück. Der Blick blass-grüner Augen viel auf etwas, das seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Etwas, dass nicht den Eindruck machte, als würde es hierher gehören. Abseits der Mülleimer lang ein schwarzes Buch. Das wäre nicht weiter verwunderlich gewesen, doch es waren die Worte auf dem Titel, die diese kalten Augen wie magisch anzogen: in weißen, dünnen Lettern leuchtete der Schriftzug 'DEATH NOTE' im flackernden Licht der Straßenlaternen. Etwas an dem Buch schrie geradezu danach, aufgehoben zu werden. Es machte zwischen all dem Abfall einen seltsam unbenutzten Eindruck - behandschuhte Hände griffen erst zögernd, dann immer gezielter nach dem Buch und schoben es unter den wehenden Mantel. Schnell wandte sich die Gestalt um und verschwand nun endlich im Haus. „KLANK“ mit einem metallischen Geräusch schloss sich die Eingangstür der Wohnung. Es bot sich ein Bild der Verwüstung, überall lag Müll herum, leere Flaschen, alte Zeitungen, Bierdosen und ein Haufen Verpackungen von diversen Schnellgerichten wie Pizza und Lasanie. Der Joker war kein Freund großer Ordnung... geschafft warf er seine Tasche auf das schon völlig zerschlissene und durchgesessene Sofa und streifte den Mantel von den Schultern. Langsam zog er das eben gefundene Buch aus der Innentasche heraus und musterte es mit gerunzelter Stirn. `DEATH NOTE`, was sollte das schon bedeuten? Ein Notizbuch des Todes? Unfug, er blätterte das Büchlein durch. Nichts, nur leere, weiße Seiten. Keine einzige Zeile war darin geschrieben. Enttäuschend. Aber was hatte er erwartet? Mit einem frustrierten Schnauben warf er das Buch auf das Sofa und steuerte auf das Bad zu, welches in einem grässlichem Zustand war. Das einzige, was hier einigermaßen sauber erschien, war der Spiegel, der viel zu groß für das kleine Bad war. Für den Joker war es immer wieder ein großes Erlebnis, in den Spiegel zu sehen. Zwar hatte er sich mit den Narben eigentlich abgefunden und die Schminke war fast zum Bestandteil seines Gesichts geworden, dennoch empfand er etwas anderes, als jeder andere, der jemals sein Spiegelbild betrachtet hatte. Ihm blickte ein Wesen entgegen, das vom Leben gezeichnet war. Es lachte und weinte zugleich und ließ keinem Blick ins Innere zu... es war so unendlich fremd und doch so vertraut... langsam strich er mit den Fingern über die Narben an seinen Mundwinkeln, wie viele Geschichten hatte er sich über ihre Entstehung ausgedacht...? Manchmal vergaß er, wie es wirklich gewesen war... er biss die Zähne aufeinander, seine Kiefermuskulatur trat leicht hervor. „Wie war das noch gleich...?“ fragte er das Wesen im Spiegel. Er wandte den Blick kurz ab um ein Tuch mit alkoholhaltigem Gesichtswasser zu tränken. „Woher hast du diese Narben?“ sein Blick zuckte wieder hoch zum Spiegel und der Spiegel antwortete: „Welche Narben?“ Irritiert hob der Joker den Kopf und besah sein Spiegelbild, sein Spiegelbild? Nein, das war es nicht. Er rieb sich mit dem Handballen das linke Auge und sah noch einmal hin. Was ihn da nun regelrecht anstarrte, war eine blass blaue Gestalt mit stechenden gelben Augen, fast so groß wie Tennisbälle... die zu einem Grinsen geschminkten schwarzen Lippen gaben messerscharfe, gelbe Zähne preis. „Wer bist du?“ knurrte der Joker feindselig, das Messer in seiner Westentasche bereits gezückt. „Eine Halluzination.“ Beantwortete es sich selbst die Frage und legte den Kopf etwas schief, sein Gegenüber tat es ihm Gleich. „Verschwinde.“ Murrte er, er war schon lange abgestumpft gegenüber jeglicher Schrecken, den ihm sein Geist zu spielen versuchte. Er nahm das Tuch und wischte über den Spiegel, doch die Gestalt grinste ihn weiter an, er wiederholte die Geste, diesmal wütender als zuvor. Eine Hand, die eher einer Pranke glich, ergriff sein Handgelenk, blitzschnell stach er mit dem Messer zu, dass er immer noch in der Rechten hielt. „Hör auf.“ Ein Schmerz zuckte durch seine Adern, mit einem Blick stellte er fest; Er hatte sich selbst geschnitten, schon wieder... Blut rann ihm den Arm entlang und troff vom Ellenbogen herab, um in explodierenden Tropfen im dreckigem Waschbecken zu landen. „Warum so feindselig?“ fragte der Spiegel, die Pranke des Wesens umklammerte immer noch das nun verletzte Handgelenk des Jokers. „Nicht sonderlich nett, einen Gast so zu begrüßen, findest du nicht?“ der Hand folgte nun ein Arm aus dem Spiegel, eine Schulter folgte und nun streckte sich die Fratze dem Joker entgegen. „Schließlich sprichst du mit einem Gott!“ der Joker riss die Augen weit auf und machte einen Schritt zurück, wollte sich losreißen, aber sein Handgelenk in den Klauen der Gestalt war wie in Beton gegossen. „Mein Name ist Ryuk.“ Nun gebar der Spiegel nach und nach eine hagere, knochige und überdurchschnittlich große Gestalt, die ganz in schwarzes Leder gehüllt war. Er trug einen klobigen Gürtel mit einer riesigen Gürtelschnalle, rechts baumelte ein kleines Büchlein an einer Kette. Der Joker hatte aufgegeben sich zu wehren, Halluzinationen verschwanden früher oder später, hatte er gelernt. „Was willst du?“ fragte er dennoch, wenn er sich schon einen Gott in sein Badezimmer halluzinierte, wollte er immer hin wissen, wieso. Der dünne Riese ließ nun endlich das Handgelenk des Jokers los und raunte: „Du solltest das verbinden.“ Sein Blick war starr und wäre da nicht dieses Grinsen in seinem Gesicht, hätte man ihn für einen toten Fisch halten können. Der Joker presste das inzwischen dreckige Tuch auf die Wunde und erwiderte: „Antworte auf meine Frage.“ Die merkwürdige Gestalt sah sich um. „Schön hast du´s hier.“ Grinste sie, der sarkastische Unterton war deutlich zu hören. Der Joker knurrte leise und griff dann, ohne den Blick von dem Ungetüm namens Ryuk zu nehmen, in einen uralt erscheinenden Erstehilfekasten, der neben dem Spiegel hing. „Du hast mein Death Note gefunden.“ Warf Ryuk in den Raum. „Dieses Buch, ja?“ murrte der Joker und begann nun einen Verband um sein Handgelenk zu wickeln. „Kannst es wieder haben.“ Sagte er hohl und verknotete die beiden Enden des Verbands mit der rechten Hand und der Hilfe seiner Zähne. „Ich will es gar nicht zurück.“ – „Dann hau ab und lass mich in Ruhe.“ Die Situation kam ihm mehr als komisch vor, diese Halluzination war so wirklich, hatte er auf der Straße irgendwelche Drogen konsumiert, die solch eine Auswirkung hätten haben können? Nicht dass er sich erinnern könnte, aber es gab Tage, da konnte er sich am Abend schon nicht mehr an sein Frühstück erinnern... also doch ein Drogentrip? Er sah Ryuk direkt in die Augen, die seinen waren eben so durchdringlich wie die des Gottes. Aus Ryuks Kehle war ein tiefes „Kukuku“ zu hören, was wohl eine Art Lachen darstellen sollte. „Du bist nicht Wirklichkeit.“ Joker streckte die Hand aus und berührte wider erwarten die kalte Brust der Gestalt, die gerade seinem Spiegel entstiegen war. Seine Fingerkuppen striffen nur sacht das kühle, schwarze Leder und doch wurde dem Joker in genau diesem Moment bewusst das der Riese sehr wohl Wirklichkeit war, so wirklich, wie die Kluft zwischen arm und reich, so wirklich, wie der Hunger in den Gassen dieser Stadt und verdammt noch mal, so wirklich, wie Batman es war. „Ich bin genau so Wirklichkeit wie du.“ Erklärte Ryuk und der Joker lachte auf, das einzige worüber er sich nie richtig sicher gewesen war; wie wirklich war seine eigene Existenz? „Was also willst du von mir... Ryuk?“ der Joker ließ das Messer zurück in seine Manteltasche gleiten. „Du hast mein Death Note.“ Wiederholte der Gott und der Joker rümpfte leicht die Nase. „Wie ich bereits sagte, ich brauche es nicht.“ – „Bist du dir da sicher?“ – „Ziemlich.“ Der Joker drehte sich um und ging in den Wohnraum zurück. „Es ist aber ein besonderes Buch.“ Gebeugt trottete Ryuk hinter ihm her. „Was soll daran besonders sein?“ Joker nahm das Büchlein vom Sofa auf und blätterte es erneut durch. „Es verleiht seinem Besitzer eine gewisse Macht.“ – „Ist das so?“ Joker ließ sich auf das Sofa fallen, welches leise unter seinem Gewicht ächzte. Die Arme auf der Rückenlehne ausgestreckt starrte er zu Ryuk auf, eine Pause entstand. „Wenn ich dann auch so scheiße aussehe wie du, will ich diese Macht gar nicht.“ witzelte der Mann mit der entstellten Mundpartie schließlich und begann laut zu lachen. Er beugte sich nach vorne, seine Unterarme auf den Knien abgestützt und stirrte aus geröteten Augen zum Gott hinauf, das Lachen erstarb jäh. „Von was für einer Macht reden wir?“ – „Mit Hilfe des Death Note bringen wir Menschen um.“ Jokers Augen verengten sich zu Schlitzen. Plötzlich lag in der Luft ein trockenes Knistern, wie kurz vor einem Waldbrand. „Ich bin ein Todesgott.“ – „Was du nicht sagst…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)