Bleach - Die vergessene Kommandantin von abgemeldet (Memoiren der Akari) ================================================================================ Kapitel 1: Der Tag an dem wir uns begegneten -------------------------------------------- Ich erinnere mich noch gut an jenen Tag. Es war unglaublich heiß und wir hatten gerade unseren Unterricht beendet. Ich schlenderte den Weg entlang, Richtung zu Hause. In meiner Hand hielt ich den Hut. Der Hut der mich noch so lange verfolgen sollte. Ich hatte ihn im Unterricht gemacht. Wir hatten einige Stunden gehabt, in denen wir etwas herstellen sollten, Kleidung, Accessoires, irgendetwas, das uns einfiel. Alle anderen Mädchen in meiner Klasse hatten hübsche Ketten, Armbänder, Haarschleifen, in den schönsten Farben, Rosa, Rot, Lila und Pink erstellt. Ich war die einzige, die Grün und weiß benutzt hatte und daraus einen Hut erstellt hatte, der für meinen Kopf viel zu groß war. Das Gelächter der anderen schallte noch immer in meinen Ohren wieder. Sogar die Jungs hatten Witze gerissen. Aber so war das, wenn man aus einem Reichen Haus kam und die meiste Zeit in dieser Benimmschule verbrachte. Der einzige richtige Freund den ich hatte, war in einer anderen Klasse. Mein Nachbar Byakuya, den ich schon kannte, seitdem ich hier war. Hier in der Soul Society. Byakuya benahm sich allerdings in letzter Zeit auch merkwürdig, er wurde meinem älteren Bruder, Yamachi, immer ähnlicher. Ein Snob. Seufzend marschierte ich weiter, den Hut immer noch anstarrend. Er war gar nicht hässlich. Er war nur eben eher etwas für Jungs. Na ja für Jungs mit einem merkwürdigen Stil. So vertieft wie ich in meinen Hut war, merkte ich nicht den heranrasenden Jungen, der so plötzlich in mich rannte, dass ich umfiel. „’Tschuldigung.“ Murmelte er seinen Kopf reibend. Unsere Köpfe hatten sich anscheinend getroffen, meiner schmerzte auch ziemlich. Ich wollte ihn gerade zurechtweisen, dass er doch aufpassen sollte, wo er hinrannte, da sah er mich verzweifelt an. „Bitte versteck mich! Diese älteren Schüler da hinten brechen mir sonst gleich alle Knochen!“ Ich hörte Schritte näher kommen. Links, Rechts, Nirgends ein ort zum Verstecken. Was dachte dieser Junge wer ich bin? Merlin vielleicht, so dass ich ihn verschwinden lassen konnte? In dem Moment in dem die älteren Schüler um die Ecke kamen, reagierte ich so schnell, dass ich es selbst nicht ganz realisierte. „Hey ihr da!“ sagte der eine und schaute auf uns herab. „Ihr habt nicht zufällig den Urahara Bengel gesehen?“ Ich starrte den Jungen vor mir an, dem ich meinen Hut gerade noch rechtzeitig auf den Kopf gesetzt hatte. Er sagte nichts, schüttelte nur den Kopf und versuchte zu vermeiden die beiden anzusehen. „Urahara?“ fragte ich unschuldig. „Einer in meinem Alter mit blonden Haaren?“ „Ja genau der!“ antwortete der größere der beiden. Ich schluckte, gegen den würde ich auch nicht so ohne weiteres kämpfen wollen. „Der ist in die Richtung gelaufen. Sah ziemlich ängstlich aus.“ Sagte ich und zeigte in eine Richtung die mir gerade einfiel. Die beiden bedankten sich und liefen davon. Erst als sie aus der Sichtweite waren, seufzte der Junge vor mir, Urahara anscheinend, erleichtert auf. „Danke.“ Sagte er und hielt mir den Hut wieder entgegen. „Behalt ihn, mir steht er eh nicht.“ Antwortete ich und machte mich wieder auf den Weg, Richtung Heimat. Plötzlich jedoch schien Urahara mir zu folgen. „Ähm… Also ich bin Kisuke Urahara.“ Sagte er und grinste breit. „Akari Miyazaki.“ Nannte ich ihm meinen Namen. „Also Danke noch mal Akari.“ Ich nickte nur. Er wanderte einen Moment still neben mir her, setzte den Hut wieder auf und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Wieso folgst du mir?“ nach einiger Zeit war ich stutzig geworden. „Na ja ich dachte vielleicht willst du wissen, warum diese Typen mich verfolgt haben?“ Ich zuckte mit den Achseln. Wenn ich ehrlich war, war ich schon neugierig, aber da ich noch immer nicht all zu gute Laune hatte, wegen der ganzen Sache mit dem Hut, war ich auch nicht all zu gesprächig. „Weißt du, die Typen halten sich immer für etwas besseres, nur weil sie zur Shinigami Schule gehen. Aber in Wirklichkeit sind sie gar nicht so toll und so mutig wie sie immer tun. Ich wollte diesen Angebern eine Lektion erteilen und hab ihnen einfach mal einen Hollow ins Schlafzimmer geschickt.“ Er lachte kurz und grinste danach frech, was unglaublich niedlich wirkte in dem Licht der untergehenden Sonne, doch dann erst realisierte ich, was er gesagt hatte. „Du hast WAS?“ fragte ich verschreckt. „Einen HOLLOW?“ Er lachte erneut. „Natürlich keinen echten! Wie sollte ich denn einen dazu bringen mir zu folgen? Ich hab da so eine kleine Erfindung, ich nenne sie Illusionsmeister. Eine kleine Kugel, die alles Mögliche vor dir erscheinen lässt. Ich musste sie ja mal ausprobieren und da schienen mir diese Kerle die richtigen Opfer, wie sie vor Angst gewimmert haben.“ Er lachte weiter, als hätte er einen urkomischen Witz erzählt. Ich meinerseits war mich nicht so ganz sicher, ob ich es witzig finden sollte oder nicht, doch ich konnte mir ein grinsen nicht verkneifen. „Ach findest du es doch lustig?“ er schien verwundert über dieses plötzliche Grinsen, ich kicherte. „Nicht gerade das, aber ich finde es sehr amüsant, wie du dich darüber freust. Das ist irgendwie niedlich.“ Anders als ich erwartet hatte, machten diese Worte anscheinend eine große Wirkung auf ihn. Er lief rot an, „Niedlich?“, er kratzte sich verlegen am Kopf. „Na wenn du meinst.“ Ich lachte erneut, und lief vor, „Ich muss jetzt schnell nach Hause, es wird bald dunkel.“ Ich winkte ihm und lief weiter. „Hey Akari!“ rief er noch hinterher. Ein letztes Mal drehte ich mich herum: „Wirst du nächstes Jahr zur Shinigami Schule gehen?“ „Natürlich!“ antwortete ich, für Kinder aus reichem und noblem Haus wie ich es war, war es ein Muss zur Shinigami Schule zu gehen. „Dann sehen wir uns spätestens dort!“ Nachdem ich diese Worte wahrgenommen hatte, rannte ich nach Hause. Natürlich würden wir uns vorher nicht mehr sehen, wir waren uns ja auch nie vorher begegnet. Wahrscheinlich ging er zu der normalen Schule für junge Seelen, während ich Tag für Tag die Benimmschule besuchte. Auf der Shinigami Schule allerdings wurde kein Unterschied gemacht zwischen den ganz noblen Leuten und dem gewöhnlichen Volk. „Kisuke Urahara… dann sehen wir uns auf der Shinigami Schule.“ Kapitel 2: Shinigami Akademie - der Beginn der Geschichte --------------------------------------------------------- Das Jahr schien langsamer zu vergehen, als jedes vorige. Ich konnte es gar nicht erwarten, die Shinigami Schule zu besuchen und endlich nicht mehr mit den ganzen Snobs meine gesamte Zeit verbringen zu müssen. Als ich einen Tag gegen Ende des Schuljahres den Klassenraum meines Bruders besuchte, der nur ein bisschen älter war als ich, merkte ich, wie verschieden wir doch waren. „Yamachi, kann ich dich kurz sprechen?“ Sein Blick fand mich, doch er rührte sich nicht. Nur langsam nickte er und kam auf mich zu, ging an mir vorbei in den Gang. Seine Klassenkameraden starrten mich an, als hätte ich etwas getan, was sonst niemand tut. Der einzige, der ein leichtes Grinsen auf den Lippen hatte, war Byakuya. Ich sagte nichts weiter und folgte meinem Bruder. „Wenn du weiter so unbeschwert Leben willst, solltest du nicht so familiär mit mir werden.“ Sagte er kühl und ich seufzte. „Aber du bist nun mal mein Bruder.“ Sagte ich genervt. So ein Snob. „Akari. Niemand hier hat bisher gemerkt, dass du die jüngste Tochter der Familie Miyazaki bist. Das erlaubt dir eine ganze Menge Freiheiten. Du kannst dich so viel daneben benehmen wie du möchtest und es wirft kein schlechtes Licht auf die Familie. Ich jedoch repräsentiere unsere Familie, deshalb muss ich wissen wie man sich zu benehmen hat….“ Während er so weiter redete, formte ich mit der Hand einen Mund, der unaufhörlich „Blabla“ sagte und realisierte schon gar nicht mehr, was Yamachi mir eigentlich sagen wollte. „Ja, ja ist ja schon gut, ich spreche dich nur noch in dunklen Gassen an und zu Hause. Was ich eigentlich wollte… Ich wollte nur fragen ob unsere Anmeldungen für die Shinigami Schule schon fertig sind.“ „Natürlich. Mutter hat sich um alles gekümmert.“ Ich runzelte die Stirn. Zu Hause benahm er sich anders als hier. Zu Hause, war er mehr mein Bruder und nicht dieser Snob, der so geschwollen redete, dass es mir eine Gänsehaut verpasste. Er wandte sich zum Gehen ab, legte kurz seine Hand auf meinen Kopf und verschwand dann wieder in seinem Klassenzimmer. In seiner Berührung hatte ich seine fürsorgliche brüderliche Liebe wahrgenommen, auch wenn er hier so Snob mäßig auftrat, würde er doch immer mein geliebter Bruder bleiben. Als ich an jenem tag nach Hause kam, ließ ich alles stehen und liegen und besuchte Byakuya. Er war einfach mein bester Freund und der einzige dem ich absolut alles erzählen konnte. „Hallo Miss Miyazaki.“ Begrüßte er mich an der Eingangstür. „Hör auf mit dem Scheiß, Byaku.“ Antwortete ich und betrat das riesige Haus der Familie Kuchiki. „Ach Akari, du änderst dich wohl nie.“ Er lächelte. Das hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. In letzter Zeit schien er immer ernster zu werden. Ich saß einfach nur in seinem Zimmer, während er einige Schularbeiten erledigte und genoss seine Nähe. Ich würde warten, bis er fertig war und ihn dann erst mit meinem Gerede nerven. Doch auch als er fertig war, blieb ich still. „Du Akari…“ begann er. Ja vielleicht war gar nicht ich diejenige, die reden musste, vielleicht war ich diesmal diejenige, die zuhören musste. „Ja Byaku?“ ich starrte an die Decke und wartete geduldig darauf, dass er zu reden begann. „Glaubst du, wenn wir auf der Shinigami Schule sind… wird alles anders?“ Ich setzte mich auf und sah ihn an, er schien sich wirklich sorgen zu machen. „Natürlich wird alles anders.“ Er seufzte. „Ich meinte damit… nun ja, wir werden immer die Außenseiter bleiben, denkst du nicht?“ Ich staunte. Dass Byakuya sich um so etwas Gedanken machte…? „Wie meinst du das?“ „Wir sind aus reichem Hause. Wir sind nobel und jeder wird uns kennen. Meinst du nicht, dass sie uns anders behandelt werden, als ihresgleichen?“ Ich dachte eine Weile darüber nach, bis ich meine Antwort gefunden hatte. „Weiß du Byaku… genau die Einstellung ist es, die dich nachher zum Außenseiter macht. Wenn du dich selbst als anders siehst, werden sie es auch tun. Wenn du sie als anders ansiehst, werden sie dich auch nicht als ihresgleichen akzeptieren. Entweder du ignorierst dass sie anders sind oder du wirst zum Außenseiter. Aber ich wette, nicht einmal wenn du weiterhin so ein Snob bleibst, wirst du zum Außenseiter, denn es gibt auch Leute, die uns so akzeptieren wie wir sind und außerdem…“ ich stockte kurz, während ich aufstand. „Außerdem?“ fragte er mit hochgezogener Augenbraue. „Außerdem hast du ja noch mich. Ich wird für immer deine Freundin bleiben.“ „Du hast Recht.“ Murmelte er nach einem sehr langen stillen Moment. „Wir werden viele neue Freunde finden auf der Shinigami Schule. Daran glaub ich ganz fest.“ Die Zeit verging wie im Flug. Die Sommerferien waren eine sehr schöne Zeit, Yamichi, Byakuya und ich verbrachten fast jeden Tag miteinander, es war fast wie damals, bevor wir auf die Benimmschule gegangen waren. Nach einigen Tagen ließ Yamichi sogar sein Snob-Dasein hinter sich – nur für die Ferien versteht sich – und wir hatten so viel Spaß, wie schon lange nicht mehr. Wir trainierten sogar schon zusammen für die Shinigami Schule, mit unseren Holzschwertern konnten wir schon recht gut umgehen, vor allem Byakuya stellte sich ziemlich geschickt an. Als die Ferien sich dem Ende neigten wurde ich immer nervöser. Ich fragte mich, ob wir alle drei in die gleiche Klasse gehen würden, wie unsere Mitschüler und unsere Lehrer sein würden und ob wir auch einmal die Offiziere, die Vize-Kommandanten oder sogar die Kommandanten persönlich sehen würden. Ja gut, Ginrei Kuchiki, Byakuyas Großvater hatten wir schon einige Male gesehen, doch der war irgendwie nicht so, wie ich mir die Kommandanten der Gotei 13 vorgestellt hatte. „Wen würdest du gern kennen lernen, also von den Kommandanten?“ hatte ich Byakuya an einem der letzten Ferientage gefragt. „Hm.“ Machte er nur und nach einigem überlegen seufzte er. „Den General Kommandanten.“ War seine Antwort. Ja, der älteste und stärkste der Kommandanten, Yamamoto- Genryusai. „Und du Akari?“ „Hmm… Yoruichi.“ Antwortete ich und musste sogleich über Byakuyas Reaktion Grinsen. „Diese Frau…“ grummelte er und ich war froh, dass noch nicht alles von seinem ursprünglichen Charakter durch die Benimmschule verloren gegangen war. Früher war er sehr schnell gereizt und ziemlich hitzköpfig, doch seitdem er Tag für Tag mehr Snob wurde, gab es kaum noch etwas, dass ihn so wütend machte, dass man es ihm auch ansah. „Yoruichi ist unglaublich stark und schnell und sie ist schön.“ Murmelte ich so vor mich hin. „Sie ist…“ begann Byakuya, doch er beendete den Satz nicht. Eine Zeit lang, hatte sie ihn trainiert, und wenn es darum ging Schnell zu sein, hatte sie stets gewonnen. Außerdem war Yoruichi nicht gerade die feinfühligste Frau und hatte Byakuya des Öfteren geärgert. Alles in allem, war er aber durch ihr Training schneller und stärker geworden. „Vielleicht werden wir ja ihrem Kommando untergeordnet, wenn wir erst richtige Shinigami sind!“ spann ich vor mich hin. Ich stellte mir vor, wie es sein würde, ein richtiger Shinigami zu sein und zusammen mit Yoruichi- Taichô in den Kampf zu ziehen. „Bloß nicht…“ murmelte Byakuya nur. Ich seufzte erneut. Einige Dinge würden sich wohl einfach nie ändern. Als es endlich soweit war und wir in die Shinigami Schule aufgenommen wurden, konnte ich meine Aufregung kaum noch unterdrücken. Ich freute mich wie ein Kleinkind, dass Geburtstag hatte. Yamachi und Byakuya meinten bereits, wenn ich mich nicht benähme, würde sie nicht neben mir sitzen, glücklicherweise beruhigte ich mich noch etwas. Ich hatte einige interessante Leute in meiner Klasse, doch am meisten freute mich, dass Yamachi und Byakuya auch darin waren. „Yeah wir sind in einer Klasse!“ jubelte ich und während Yamachi nur sarkastisch „Hurra.“ sagte, lächelte Byakuya ehrlich. Es war langer Tag, wir lernten viel über die Regeln der Schule, lernten viele ältere Schüler (Senpai!) und auch viele Lehrer (Sensei!) kennen. Der Nachmittag dann, brachte mir einige Überraschungen. „Akari!“ schrie jemand und als ich mich herumdrehte, erkannte ich einen Jungen meines alters, was er auf dem Kopf trug, ließ mich stutzen. Es war dieser Hut, den ich vor über einem Jahr verschenkt hatte. „Kisuke Urahara!“ Er grinste. „Du weißt noch wer ich bin?“ Er war ein Stückchen größer, als in meiner Erinnerung, doch ansonsten hatte sich nicht viel verändert. Das Grinsen war noch immer genauso schelmisch wie an jenem Tag vor einem Jahr. „Wir sind wohl in einer Klasse.“ Stellte er fest, ich lächelte, dass wir uns wieder sehen würden, hatte ich mir bereits gedacht, aber das wir sogar die gleiche Klasse besuchen würden… „Hey ihr, aus dem Weg, aus dem Weg!“ schrie einer der älteren Mitschüler, doch wir drehten uns nur herum und da stand er vor uns. Sein Grinsen und die schmalen Augen konnten fast ein wenig gruselig wirken, doch etwas Freundliches schien von ihm auszugehen. „Ihr Idioten, macht dem 3. Offizier der 5. Kompanie doch Platz wenn er durch will!“ Ich riss die Augen auf. Ein Offizier? Hier in der Shinigami Schule? „Was macht ein Offizier in der Schule?“ sprach Kisuke meinen Gedanken aus. Der Offizier, der nicht viel Älter war als wir selbst, blickte Kisuke verwundert an. „Du Vollidiot…“ murmelte einer der Mitschüler hinter uns. Einen Moment blieb es ruhig, alle schienen nervös zu sein, nur Kisuke und ich waren ruhig. Ich spürte keine Gefahr von diesem Mann ausgehen, zumindest nicht in diesem Moment. „Akari Miyazaki, freut mich sie kennen zu lernen, 3. Offizier der 5. Kompanie.“ Sagte ich um die Stille zu durchbrechen. Der Mann grinste nun noch etwas breiter. „Wie nett.“ Sagte er ehrlich und höflich. „Mein Name ist Gin. Gin Ichimaru.“ „Oh und ich bin Kisuke Urahara.“ Mischte Kisuke sich ein, doch Gin sah ihn nicht an, schaute weiterhin auf mich. „Urahara hm.“ Sagte er leise. „Von dir hab ich gehört. Du bastelst gern irgendwelche Dinge, richtig?“ Kisuke nickte. „Interessant.“ Sagte er weiter und drehte sich um. „Ich denke, wir werden uns bald wieder sehen, Akari Miyazaki und Kisuke Urahara, aber jetzt muss ich weiter. Aizen- Fukutaichô wollte mich sprechen…“ Damit verschwand er wieder, er ging so schnell, dass ich ihn kaum sah. „Aizen- Fukutaichô… der Vizekommandant der 5. Kompanie…“ murmelte eine meiner Mitschülerinnen. „Wow ich hätte nicht gedacht, dass wir schon so früh auf einen Offizier treffen.“ Sagte ich begeistert, Byakuya hingegen hatte die Augen misstrauisch zusammen gekniffen. „Was ist los Byaku?“ Byakuya starrte noch einige Sekunden auf das Tor, durch welches Gin Ichimaru verschwunden war. „Dieser Typ… er war noch jünger als wir jetzt sind, als er zum Offizier wurde.“ „Wie hat er das gemacht?“ fragte jemand ehrfürchtig, Byakuya antwortete mit dunkler Stimme. „Er tötete den ehemaligen Offizier.“ Das war der Moment, in dem wir alle Stumm blieben. Die weiteren Tage verliefen eher ruhig, schnell hatte sich unsere kleine Gruppe zusammengefunden: Yamachi, Byakuya, Kisuke und ich waren unzertrennlich. Auch wenn Yamachi und Byakuya wieder einen auf Snob machten, wurden sie uns nicht los. Es war einige Wochen nach Schulbeginn, da tauchte er wieder auf. Plötzlich stand er in unserem Klassenraum, sogar unsere Lehrerin starrte ihn erschreckt an. „Offizier Ichimaru!“ „Hallo Sensei.“ begrüßte er sie belustigt. „Ich würde mir gern zwei deiner Schüler ausleihen.“ Wenn ich in diesem Moment geahnt hätte, dass dieser Tag mein Leben verändern würde und zwar in diese Richtung, wäre ich vielleicht nicht mit ihm mitgegangen. „Akari und Kisuke.“ Antwortete er auf die Frage der Lehrerin, welche Schüler denn. Kisuke und ich folgten Offizier Ichimaru, wir sagten nichts, bis er mit uns vor einem Tor stand. „Ich möchte, dass ihr an dieser Übung teilnehmt.“ Sein Grinsen war unverändert, er wies auf ein paar ältere Schüler, die zum ersten Mal vor einer praktischen Prüfung mit echten Hollows standen. Ich hörte wie Kisuke neben mir schluckte. Er streichelte besorgt über die Schwertscheide seines Zanpakutou auch ich konnte meinen Ohren nicht trauen. Wir sollten an dieser Übung teilnehmen, wo wir doch noch nicht einmal einen ganzen Monat die Shinigami Schule (Shinigami Akademie, verbesserte man mich andauernd) waren? „Ah Aizen- Fukutaichô.“ Begrüßte er einen freundlich aussehenden Mann, der ein schwarzes Shinigami Gewandt trug, braunes Haar und eine Brille dazu. „Gin, wie ich sehe hast du sie mitgebracht. Die beiden Schüler mit dem außerordentlichen Reiatsu.“ Kisuke und ich warfen uns einen Blick zu, dann betrachteten wir den Mann, welcher einer der Vizekommandanten war und somit der Zweitstärkste in seiner Kompanie. „Der Kommandant der 5. Kompanie ist Shinji Hirako, oder?“ fragte Kisuke mich leise. Ich nickte. Wir nahmen also auf Wunsch des Offiziers Gin Ichimaru und des Vize-Kommandanten Sosuke Aizen an der Übung teil und ich muss eingestehen, ich hatte nie zuvor so viel spaß gehabt. Ich hatte das Gefühl, zu fliegen, als ich mein Zanpakutou zog und gegen den Hollow kämpfte. Nach einiger Zeit allerdings merkte ich, dass es schwieriger war, als zuerst angenommen. Ichimaru und Aizen standen in sicherer Entfernung und beobachteten alles genau. Kisuke kämpfte an meiner Seite, doch er schien weniger beflügelt von dem Kampfesgeschehen. Plötzlich, als das Monster seine langen Tentakeln nach mir ausstreckte, spürte ich mein Schwert pulsieren. „Sag es! Sag es!“ schien es mir zu befehlen und ich hatte auch einen Satz im Kopf, doch irgendwie kam ich mir dabei lächerlich vor. Als dann die Tentakeln so nah kam, dass ich aus dem Augenwinkel Kisukes weit aufgerissene Augen erkannte und sah, wie Offizier Ichimaru seine Hand zum Schwert bewegte, sagte ich das, was mir die innere Stimme befahl: „Zeig mir deinen Glanz, Hanako!“ Mein Zanpakutou leuchtete auf, ich schwang es und spürte, wie der Schädel des Hollows sich spaltete. Einen Moment rührte sich nichts. „Wow Akari, wieso ist dein Schwert so… rot?“ Kisuke kam näher und auch ich betrachtete mein Zanpakutou erstaunt. „Nicht schlecht.“ Hinter mir stand plötzlich Vize-Kommandant Aizen, er starrte auf mein Schwert. „Gin hatte Recht, zumindest was dich angeht, Akari Miyazaki. Ich hätte nicht gedacht, dass du schon nach einigen Wochen den Namen deines Schwertes kennen würdest.“ „Hanako.“ Murmelte ich erneut den Namen meines Schwertes, es nahm wieder seine ursprüngliche Form an, währen Vize-Kommandant Aizen befahl die Übung nun abzubrechen, versuchten Offizier Ichimaru, Kisuke zu irgendetwas zu überreden. „Aber das ist doch peinlich.“ Wehrte er sich gerade. „Nein keinesfalls.“ Vize-Kommandant Aizen kam gerade wieder bei uns an, als Offizier Ichimaru, einen Gegenstand aus Kisukes Taschen entwendet hatte. „Seht euch das an, Aizen- Fukutaichô.“ Was auch immer das für eine Erfindung war, Vize-Kommandant Aizen schien begeistert zu sein. Das war der Beginn einer langen und niederträchtigen Geschichte. Kapitel 3: Die Sache mit Gin ---------------------------- Dieses Jahr war voller Überraschungen. Yamachi und Byakuya waren die Stars der Schule, weil sie zwei der Adelsfamilien repräsentierten und Kisuke und ich waren ebenfalls die Stars, weil wir dauernd von Offizier Ichimaru und Vize-Kommandant Aizen zu irgendwelchen höheren Übungen oder sogar echten Einsätzen mitgenommen wurden. Außerdem hatte Kisuke die Erlaubnis erhalten, den Wissenschaftstrakt zu benutzen, wann immer er es sich wünschte. Ich fand das alles unheimlich. Was Offizier Ichimaru belangte, so vertraute ich ihm, ich glaubte nicht, dass er uns etwas Böses wollte, zumindest mir nicht. Er wurde wie ein guter Freund für mich. Seine beste Freundin, Rangiku Matsumoto schien das zwar nicht so gern zu sehen, doch nachdem ich auch einige Zeit mir ihr verbracht hatte, schloss sie mich in ihr Herz. Unsere kleine Gruppe wurde immer größer. Bald verbrachten wir jede freie Zeit die wir hatten miteinander, Yamachi, Byakuya, Kisuke, Rangiku, Gin und ich. Gin besuchte die Shinigami Akademie sooft seine Pflichten es ihm erlaubten, nach einiger Zeit vergaß ich fast, dass er schon ein Offizier war, da er auch nur zwei Jahre Älter war, als ich selbst. Während Yamachi, Rangiku und ich überhaupt keine Probleme hatten, schien Byakuya weder mit Kisuke, noch mit Gin besonders gut auszukommen. Er akzeptierte sie nur, weil ich sie mochte. Kisuke hingegen hatte kein Problem mit Byakuya, doch Gin konnte er nicht unbedingt leiden. Gin wiederum ließ sich nichts anmerken. Was Rangiku und Gin eines Tages überraschte war, als meine Mutter die Schule besuchte und nicht nur Yamachi als ihren Sohn, sondern auch mich als ihre Tochter begrüßten. Die ganze Schule schien baff, dass ich die Tochter des Adelszweigs der Miyazaki Familie war. „Deswegen hängst du so viel mit Yamachi und Byakuya ab. Du gehörst dazu…“ sagte Rangiku eines Tages zu mir. „Na ja ich bin etwas anders als die beiden, aber ja Yamachi als mein älterer Bruder und Byakuya, als mein bester Freund… da gehöre ich schon dazu.“ Rangiku lachte. „Wenn Byakuya dein bester Freund ist… was sind dann eigentlich Kisuke und Gin für dich?“ Die Frage war berechtigt und ließ mich lange nicht los. Rangiku und Gin waren genauso beste Freunde, wie Byakuya und ich. Rangiku erzählte mir, dass Gin sie vor dem verhungern gerettet hatte, eine Begebenheit, die ich mir als reiche Snob- Tussi natürlich nicht so ganz vorstellen konnte. „Der Tag an dem er mich fand… den hat er zu meinem Geburtstag ernannt weißt du. Ich habe meinen richtigen nämlich vergessen.“ Die Geschichte hatte mir irgendwie eine andere Seite von Gin gezeigt. Ich hätte nie gedacht, dass er so Einfühlsam sein konnte. Die große Überraschung kam beim Weihnachtsfest, als ich mich plötzlich mit Gin unter einem Mistelzweig wieder fand. „Weißt du was das bedeutet Akari?“ fragte er grinsend (wie auch sonst) und ich war mir nicht sicher, was ich tun sollte. Allerdings, was war schon dabei? Es war immerhin eine Tradition, dass man sich küsste wenn man unter einem Mistelzweig stand. So taten wir dies, ich hätte nie gedacht, dass seine immer grinsenden Lippen sich so weich anfühlen konnten und sein Geruch verankerte sich in meiner Nase, so dass ich das Gefühl hatte, ihn nie wieder los zu werden. Aber das wollte ich auch irgendwie nicht. Der Abend danach war merkwürdig. Ich benahm mich merkwürdig. Gin benahm sich merkwürdig. Sogar Kisuke benahm sich merkwürdig, obwohl ich mir nicht erklären konnte wieso. Dann kam eine Zeit, die furchtbar war. Gin hatte einiges zu tun als Offizier und so war es ihm ein paar Wochen unmöglich uns zu besuchen. Kisuke verhielt sich merkwürdig, er war nicht zum spaßen aufgelegt und verkroch sich die meiste Zeit im Wissenschaftstrakt. Yamachi und Byakuya hatten viel zu tun, um unsere Häuser zu repräsentieren und so blieben nur Rangiku und ich übrig. Wir verbrachten die meiste Zeit damit merkwürdige dinge zu kochen oder zu trainieren. Nach einiger Zeit allerdings machte auch das keinen Spaß mehr, weil ich sie immerzu besiegte. Als wir eines abends wieder einmal einen Haufen merkwürdiges Zeug gekocht hatten und uns nach dem Essen draußen auf einer Wiese entspannten, begann Rangiku merkwürdiges Zeug zu erzählen. Dass Gin nach dem Weihnachtsfest merkwürdig war und gesagt hatte, er müsse mir unbedingt etwas erzählen wenn er von der Mission zurückgekommen sei und das letzte was sie sagte war: „Akari ich bitte dich, tu ihm nicht weh. Er scheint zwar immer fröhlich zu sein, aber er kann seinen Kummer einfach nur gut verstecken weißt du.“ Ich hatte darauf nichts erwidert. Lange hatte ich darüber nachgedacht. Sehr lange. Nacht für Nacht. Bis ich feststellte, dass ich seine Anwesenheit unter uns einfach nur vermisste und dass ich seine weichen Lippen gern noch einmal berühren würde, so wie am Weihnachtsabend. Als er dann nach einigen Wochen zurückkehrte, sprang ich ihm in die Arme, ich war selbst überrascht über meine Begeisterung, dennoch versteckte ich sie nicht. Kisuke, Byakuya und Yamachi zeigten sich nur kurz um Gin zu begrüßen, Rangiku war die einzige außer mir, die nicht gleich wieder davon eilte. „Was ist denn mit denen los?“ fragte Gin verwundert, Rangiku zuckte nur mit den Achseln und so verbrachten wir den Nachmittag gemeinsam. „Ich muss dann los. Gibt noch etwas zu tun.“ Meinte Rangiku dann plötzlich, als die Sonne langsam unterging. Es kam mir vor, als zwinkere sie Gin zu, doch da ich mir nicht sicher war, sagte ich nichts. Als sie fort war, war es still. „Du Akari…“ begann er und ich merkte, wie schnell mein Herz schlug. Ich sah ihn an und er lächelte nicht. Das war selten und machte mir fast ein wenig Angst. „Weißt du ich habe über vieles nachgedacht, bin aber nur zu einem Ergebnis gekommen.“ Er stockte und starrte in den Sonnenuntergang. Es sah einfach wunderschön aus, wie der Himmel sich verfärbte… „Das wäre?“ meine Stimme war leise, kaum hörbar, doch ich wusste dass er es wahrgenommen hatte. „Dass ich mit dir zusammen sein will.“ Die Zeit darauf wurde turbulent. Wer hätte gedacht, dass ein Offizier mit einer Schülerin ausgeht? Zumindest war es eine schöne Zeit, für mich, für Gin und auch für Rangiku, Byakuya und Yamachi. Der einzige der sich noch immer in seinen Erfindungen verkroch war Kisuke. Einen Tag im Sommer, saßen wir alle draußen und aßen etwas, dass Rangiku und ich zubereitet hatten. Da kam Kisuke plötzlich heraus, gähnend setzte er sich zu uns. „Hey Leute…“ murmelte er. Unsere Antworten waren ebenfalls nur Gemurmel. „Tut mir leid.“ Er sah ziemlich traurig aus, es schien im wirklich leid zu tun, dass er sich in letzter Zeit mehr um seine Erfindungen gekümmert hatte, als um alles andere. Ich krabbelte langsam auf ihn zu, alle beobachteten mich, auch Kisuke sah mich verwirrt an. Langsam streckte ich meine Hände aus und kitzelte ihn am Bauch, er brach in schallendes Gelächter aus. „Haha du bist immer noch so kitzelig.“ Während er sich kaum halten konnte vor lachen und sich unter meinem Griff hin und her wand, hörte ich aus seinem Gerede etwas wie, „lass das“ und „hör auf“ und nach einiger Zeit ließ ich dann ab von ihm. „Geht doch.“ Meinte ich siegessicher und er schien verwirrt. „Endlich lachst du mal wieder.“ Als er jeden von uns ansah, merkte er, dass keiner von uns ihm böse war. Von da an teilte er seine Zeit ein, er verbrachte den einen Teil seiner Freizeit im Wissenschaftstrakt, den anderen Teil mit uns. Es verging Jahr zu Jahr und nichts schien sich zu ändern. Dann kam ein Tag, den ich nie in meinem Leben vergessen werde. Vize-Kommandant Aizen hatte mal wieder einen Auftrag für Gin, der wiederum mich bat mitzugehen. Auch die anderen wollten gern mitkommen, doch Gin schüttelte den Kopf. „Akari ist die einzige, die eine Erlaubnis bekommt.“ Als die anderen fragten wieso, war Gins Antwort unerwartet, für mich zumindest. „Nun Vize-Kommandant Aizen meint, sie ist die einzige die von ihrem Reiatsu und ihrem Können her fähig genug ist mitzukommen.“ Ich lief rot an und spürte die bösen Blicke Yamachis und Byakuyas. Ich wusste dass die beiden sich nicht gern eingestanden, dass ich stärker war als sie. Rangiku und Kisuke hingegen hatten kein Problem damit, sie hatten andere Vorzüge. Ich war zwar stärker, aber dafür war Rangiku viel hübscher (und auch weiblicher) als ich und Kisuke war erfindungsreicher und auch intelligenter. Auch wenn Rangiku mir schon oft gesagt hatte, ich solle mich nicht so viel schlechter einschätzen als sie, da ich ja sonst nicht mit jemandem wie Gin zusammen sein konnte, doch ich glaubte ihr nicht so ganz. Ihre Weiblichkeit war einfach überwältigend. „Dafür hast du wunderschöne Augen und ich liebe dein langes schwarzes Haar.“ Nun mit den Augen hatte sie nicht ganz unrecht, meine Augenfarbe war nun eher selten, ein tiefes Violet und mein Haar, nun ja war schwarz und lang, dagegen war auch nichts zu sagen. Im Gegensatz zu ihr allerdings ließ sich an meiner Weiblichkeit zweifeln. Das was ich an oberweite hatte, konnte mit ihrer nicht mithalten, aber gut, wer konnte das schon? Es war ein heißer Sommertag, Gin und ich waren nun schon 3 Jahre ein Paar. Die Zeit war so schnell vergangen, dass ich es kaum mitbekommen hatte. Der Auftrag lautete, etwas einzufangen. Ein Wesen, das sich seinen Weg nach Rukongai gebahnt hatte. Wie wusste keiner und was es war ebenfalls nicht. Weit schien mir der Weg, als würden wir ewig gehen. Neben Vize-Kommandant Aizen und Gin waren noch ein paar weitere Shinigami mitgekommen. Als wir endlich gefunden hatten wonach wir suchten, begann eine lange Jagd. Ich weiß nicht mehr wie viele Stunden wir das Wesen umher trieben, doch ich weiß, dass meine Knochen schon unglaublich müde waren und sich schwer anfühlten, obwohl ich sonst eine sehr große Ausdauer hatte. „Akari. Geh du nach rechts, ich geh nach links.“ Sagte Gin plötzlich und in dem Moment fühlte ich etwas in mir steigen. Eine Angst, die sich nicht beschreiben ließ, als er in der Dunkelheit verschwand. Gegen seine Order folgte ich ihm, denn ich spürte, dass sich das Wesen dort aufhielt. Als ich nach einigen Metern einen Lichtschein sah, erkannte ich das Wesen. Es war… seltsam. Einerseits schien es ein Hollow zu sein, doch es hatte sehr menschliche Züge. So etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen. Es war so schnell und stark, dass selbst Gin seine Probleme hatte und in einem Moment, als das Monster ein Schwert zog, reagierte ich schneller als ich nachdachte. Ich stand dort, über Gin mit und wehrte das Schwert des Monsters mit meinem Zanpakutou ab. „Akari!“ Noch nie zuvor hatte ich Gins Stimme so verzweifelt gehört, als er meinen Namen schrie. Der Moment in dem das Monster etwas auf mich abfeuerte, etwas das nach rotem Licht aussah und meinen Körper zu zerfetzen schien. Als ich wieder klar sehen konnte, spürte ich, dass ich in etwas warmem, feuchtem lag. Es war mein eigenes Blut, welches unaufhörlich aus einer tiefen Wunde sickerte. Ich hörte noch Gins Schreie, dann eine Stimme die ruhig klang und dessen Worte, mich und auch Gin beruhigte: „Keine Sorge, sie lebt noch, wir werden sie sofort zu Unohana- Taichô bringen.“ Bei Kommandantin Unohana würde ich schnell heilen, sie war die beste Heilerin in der ganzen Soul Souciety und würde mich im Handumdrehen wieder auf die Beine bringen. Das war mein letzter Gedanke, bevor ich das Bewusstsein verlor. Als ich am nächsten morgen erwachte, war ich zu Hause in meinem Bett. Yamachi klopfte ungeduldig an meine Zimmertür und ermahnte mich, dass wir zu spät kommen würden. Ich war verwirrt, doch ich machte mich schnell fertig und folgte ihm zur Akademie. Alles schien so normal zu sein, niemand schien meine Verletzung vom Tag davor bemerkt zu haben. Als Rangiku mich fragte, wie der Einsatz verlaufen war, antwortete ich nur knapp, dass es ziemlich anstrengend gewesen war und ich nicht verraten durfte, was wir hatten machen müssen. Das hatte Gin mir vorher ausdrücklich gesagt. Der Tag zog sich hin und ich hatte das Gefühl jeden Moment schreien zu müssen, da absolut niemand kam um mir zu sagen, was am Vortag geschehen war, nachdem ich das Bewusstsein verloren hatte. Auf dem Heimweg allerdings, spürte ich plötzlich ein sehr vertrautes Reiatsu, doch ich erschrak als ich Gin so furchtbar ernst sah. Er lächelte nicht und seine Augen waren weit geöffnet, er starrte mich an. „Gin was…“ begann ich doch er unterbrach mich. „Aizen- Fukutaichô hat das Vieh vernichtet. Danach haben wir dich sofort zu Unohana- Taichô gebracht, welche dich umgehend geheilt und nach Hause gebracht hat. Niemand hier weiß was geschehen ist und das soll auch so bleiben.“ Es blieb eine Weile Still, bis seine Worte endgültig verhallt waren. „Akari, es tut mir Leid, aber wir werden uns nicht mehr wieder sehen.“ Diese Worte, trafen mich so hart, als hätte mir jemand einen Stein in die Magengrube geworfen. Es schmerzte mehr, als jede Verletzung die das Monster mir gestern hätte zufügen können. „Gin, was redest du?“ „Akari, bitte frag nicht.“ Er drehte sich weg von mir, doch es war zu spät, ich hatte bereits gesehen, dass seine Augen feucht schimmerten, nie zuvor hatte ich ihn so erlebt. „Es ist besser so für dich, glaub mir. Ich will dich in die Sache nicht hineinziehen.“ Mit diesen Worten verschwand er und kam nicht mehr zurück. Kapitel 4: Erwachsen werden!? ----------------------------- Ich blieb einige Tage zu Hause. Mit der Schule hatte ich mittlerweile abgeschlossen, ich war fertig und wartete nur darauf eingesetzt zu werden, aber heute war mir nicht danach mich vorstellen zu gehen, mir war nicht einmal danach irgendjemanden zu sehen. Nicht einmal Yamachi ließ ich in mein Zimmer. Ich wusste nicht, was geschehen war, wusste nicht, wieso er gegangen war, ich konnte mir das nicht erklären. In was wollte er mich nicht hineinziehen? Ich seufzte. Das tat ich oft diese Tage. Es dauerte genau eine Woche, da standen sie alle vor meiner Tür. Yamachi, Byakuya, Rangiku und Kisuke. Sie zwangen mich förmlich mit ihnen mitzugehen. Ich gab nach, ich sagte mir, dass es jetzt eh nicht mehr schlimmer kommen konnte und vielleicht würde ich endlich mal wieder lachen, wenn ich mit meinen Freunden unterwegs war. Sie erzählten mir, was in letzter Zeit los war in Soul Society, Kisuke zum Beispiel hatte Kommandantin Yoruichi kennen gelernt und sie schien ihn zu mögen. Des Weiteren schien es den Anschein zu haben, dass Kirio Hikifune, die Kommandantin der 12. Kompanie irgendwann in den nächsten Jahren vorhatte, ihr Amt niederzulegen. „Wie kommt sie darauf?“ fragte ich, ich versuchte wenigstens so zu tun, als fände ich diese Gesprächsthemen furchtbar spannend. „Na ja man sagt sie wurde befördert, deshalb wird sie wohl bald ihr Amt niederlegen, aber sie wollte noch warten, bis ein würdiger Nachfolger gefunden ist.“ Erklärte Yamachi mit hochwichtigem Ton, so als hätte er das alles aus erster Hand erfahren. „Vielleicht wird ja einer von uns ihr Nachfolger.“ Witzelte er daraufhin. Byakuya seufzte. Er hatte einen unglaublichen Druck auf seinen Schultern lasten, alle Welt erwartete, dass er der Nachfolger von Ginrei Kuchiki wurde. „Hm. Yamamoto- Genryusai ist der General Kommandant und Kommandant der ersten Kompanie, Yoruichi Shihoin ist die zweite, der dritte ist Roujurou Otobarashi, die vierte Retsu Unohana, der fünfte Shinji Hirako, der sechste Ginrei Kuchiki, der siebte Love Aikawa, der achte Shunsui Kyoraku, der neunte Kensei Muguruma, der zehnte… ist zurzeit frei, der elfte ist dieser Kenpachi, die zwölfte ist Kirio Hikifune und der dreizehnte Jushiro Ukitake.“ Überlegte Yamachi laut. „Also wenn der zwölfte frei wird, kann ich den übernehmen, den zehnten übernimmst du Akari, Byakuya wird eh der sechste… und ihr beiden werdet unsere Vize-Kommandanten.“ Rangiku und Kisuke sahen sich an, sie schienen das gleiche zu denken und zwar, dass Yamachi selbst nicht die geringste Chance hatte ein Kommandant zu werden, da sogar Kisuke ihn bei weitem übertraf, der nun auch nicht der stärkste war. Doch all diese Theorien verwischten langsam, die Zeit flog an mir vorbei und Tag für Tag hatte ich das Gefühl, das Leben neu zu entdecken. Ich beschäftigte mich viel mit Training um mich für die weiteren Prüfungen vorzubereiten, die uns bald in die Abteilungen der Gotei 13 einteilen würden und auch unseren Rang bestimmen würden. Außerdem verbrachte ich viel Zeit mit meinen Freunden, die schon fast meine Familie waren. Ich wurde wieder offen für neues und nach einigen Monaten hatte ich es endlich geschafft, wieder die alte Akari zu sein, die alle kannten. „Weißt du, als Gin fort gegangen ist… da warst du eine Zeit lang wie ein Zombie, das stand dir gar nicht gut. Ich bin froh, dass du wieder unsere Akari bist.“ Diese Worte, Kisukes Worte, hatten mich tief bewegt, so tief, dass ich ihm in die Arme gesprungen war und seine Wärme als ganz neuartige Wärme spürte. Es war irgendwie anders. Ich hatte das Gefühl, meine Welt steht Kopf, als ich ihn weg gehen sah und dachte, er war nun kein Junge mehr. Er wurde zum Mann. Nicht nur er, sondern auch Yamachi und Byakuya. Sie wurden größer, ihre Stimmen tiefer, ihre Kreuze breiter und ihre Erscheinung berauschender. Wenn die beiden zusammen auftraten, waren sie nun nicht mehr die kleinen Snobs, sondern die Adligen unserer Schule. Dass ich dazu gehörte, vergaßen die meisten schnell wieder. Die folgende Zeit war wieder ein bisschen wie früher, da Rangiku sich noch viel härter auf die Prüfungen vorbereitete als ich (sie sagte, sie wolle den gleichen Rang erreichen wie ich), Yamachi der viel beschäftigt war, da er in all unsere Familien Angelegenheiten eingewiesen wurde, weil er als neues Oberhaupt unserer Familie später alles im Griff haben musste und Byakuya, wie Rangiku hart für die Prüfung trainierte, nur auf ihm lastete der Druck unbedingt Kommandanten- Status erreichen zu müssen, waren nur Kisuke und ich übrig. Wir gingen Tag für Tag zu Kommandantin Yoruichi um zu trainieren. Vor allen brachte sie uns bei, schnell zu sein, denn sie war die Königin des Shunpo. Nach einiger Zeit merkte ich, dass auch sie genauso war, wie wir, denn wir freundeten uns mit ihr an, so als wäre sie keine Kommandantin, als wäre sie einfach nur eine ältere Shinigami, die uns etwas beibrachte. Als wir eines Tages ein kleines Duell gegeneinander ausfochten und ich gewann, da schimpfte ich mit ihr, dass sie sich nicht zurückhalten soll. Sie antwortete nicht. Sie sah mich nur an und lachte dann laut auf. „Akari du unterschätzt dich gewaltig.“ War alles was sie sagte und ging fort. Kisuke hatte alles mit angesehen und ich fragte ihn, was das war, aber auch er schüttelte nur den Kopf. Yoruichi hatte recht gehabt, zu der Zeit hatte ich meine eigenen Fähigkeiten ziemlich unterschätzt. Als wir an diesem Abend nach Hause gingen, benahm Kisuke sich reichlich merkwürdig und plötzlich blieb er stehen. „Weißt du Akari… heute vor einem Jahr…“ sagte er und ich hob die Hand. Ich wollte nicht, dass er weiter redete, ich wusste, was heute vor einem Jahr geschehen war. Es war der tag gewesen, an dem Gin und ich zu diesem Einsatz aufgebrochen waren. „Als wir uns kennen lernten, wollte ich dich heiraten.“ Sagte Kisuke plötzlich lachend, auch ich musste grinsen, das Thema hatte er wirklich gut gewechselt. „Aber ich hätte nicht gedacht, dass wir uns wirklich so gut kennen lernen würden… und ich immer noch das gleiche denke.“ Ich sah ihn erstaunt an. „Du willst mich heiraten?“ fragte ich belustigt, doch er blieb ernst. „Nicht sofort.“ Er lächelte, es war ein trauriges lächeln. „Weißt du Akari… es ist schon lange her… dass ich mich in dich verliebt habe.“ Während er das sagte, ging er an mir vorbei, ich rührte mich nicht. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. „Aber an dem Abend, an dem ich dir das gestehen wollte… standest du mit Gin unter diesem Mistelzweig.“ Ich hielt den Atem an. Kisuke schmunzelte. So lange schon, sah er mich nicht einfach nur als Freundin? Endlich ergab für mich alles einen Sinn. Kein Wunder, dass er sich danach so lange in die Wissenschaft vertieft hatte. „Ich war erst traurig und dann schließlich wütend. Wütend auf mich selbst, dass ich hatte denken können, du würdest dich für mich interessieren, auf eine romantische Art. Als ich allerdings sah, wie glücklich du warst, drängte ich das alles zurück um dir ein guter Freund zu sein. Doch heute vor einem Jahr… Als er einfach fort ging und dich so zurückließ da merkte ich, dass meine Gefühle für dich nie richtig weg waren, sie sind sogar gestiegen, von Tag zu Tag. An jenem Tag, habe ich mir geschworen, dass ich dich davor beschützen will, dass du nie wieder so weinst, wie an jenem Tag.“ Einen Moment war es Still, nur der Wind blies leicht durch mein langes Haar, ich atmete nicht. „Kisuke… ich…“ Er drehte sich herum, sein lächeln hatte jetzt wieder dieses freche an sich, das was ich vom ersten Tag an ihm so sehr gemocht hatte, „Du musst dazu jetzt nichts sagen. Du musst gar nie etwas dazu sagen, wenn du nicht möchtest. Wenn es dir lieber ist, dann vergiss einfach, was ich gesagt habe.“ Ich antwortete nicht und er ging einfach weiter. Meine Träume waren wirr, ich sah Gin und ich sah Kisuke und eine Sache fiel mir bereits in diesem Traum auf, dass Kisuke schon von Anfang an, immer an meiner Seite gewesen ist und dass er auch den Hut, noch immer bei sich trug. Wenn er ihn auch nicht ständig auf dem Kopf trug, er hatte ihn stets bei sich. Etwas an meinem Traum, hatte mir Angst gemacht, am nächsten morgen jedoch erinnerte ich mich nicht mehr, was es war, dass mir solch einen Schreck eingejagt hatte und so versuchte ich das alles zu verdrängen. An diesem Sonntag entspannte ich einfach nur, denn ich wusste, bald war die Prüfung. Kapitel 5: Der Traum von Anfang an ---------------------------------- Die Prüfungen verliefen gut, für alle von uns. Leider hatte Rangiku nicht so gut abgeschnitten wie ich, deshalb wurden wir auch nicht auf den gleichen Rang gesetzt. Byakuya und Kisuke hingegen waren auf demselben Rang wie ich, auch wenn einige murmelten, dass ich einen viel höheren verdient hatte, dass man ihn mir nur nicht wegen der fehlenden Erfahrung geben wollte. So wurden wir Offiziere. Ich war die vierte Offizierin der Zehnten Kompanie, Byakuya der vierte Offizier der sechsten und Kisuke der vierte Offizier der zweiten Kompanie. Allerdings wurden Kisuke und Byakuya bald zu den dritten Offizieren ihrer Kompanie befördert. Ich hingegen nicht. Ich war zwar stärker, als der dritte Offizier meiner Kompanie, Ivan Jouro, der einzige der über mir stand, da es weder Kommandant noch Vize- Kommandanten gab, allerdings hatte er mich darum gebeten ihm seinen Rang nicht zu nehmen. „Hör zu Akari. Du bist stärker als ich, aber ich bitte dich darum, dich nicht auf meinen Rang zu bewerben. Dann würde ich nämlich degradiert werden und das wäre mir sehr unangenehm. Die Kommandanten sehen dich schon viel weiter als dritten Offizier, sie sehen Kommandanten- Status in deinen Fähigkeiten, aber jetzt können sie dich noch nicht an der Prüfung teilnehmen lassen, weil du gerade erst von der Akademie kommst. Sie wollen, dass du zuerst Erfahrung sammelst, außerdem brauch ein Kommandant sein Bankai.“ Ich hatte ihm seinen Rang nicht nehmen wollen, ich war zufrieden gewesen mit dem was ich war. Einige Jahre lief das so, wir waren zufrieden und sammelten unsere Erfahrungen. Eines Tages allerdings klopften Kommandantin Yoruichi und Kommandantin Unohana an meine Tür und baten mich mit ihnen zu gehen. Ich wusste nicht, was mich erwartete, sie setzten mich in die Übungshalle und sagten nur „Bitte gib dein Bestes.“ Es war ein riesiger Raum, Hollows kamen von allein Seiten und ich besiegte sie einem nach dem anderen. Doch dann stand ein Gegner vor mir, der kein Hollow war. Es war ein Shinigami und er trug ein weißes Gewand, das mich doch stark an den Kommandantenhaori erinnerte. Es war ein schwieriger Kampf, so schwierig, dass ich nach einiger Zeit vergaß, dass man mich beobachtete. Der Gegner hatte ein gewöhnliches Gesicht mit kurzem schwarzem Haar und ich wusste, dass er nicht echt war, trotzdem wollte ich ihn besiegen. Yoruichi und Unohana hatten mir nur gesagt, dass sie etwas „überprüfen“ wollten, ich wollte sie nicht enttäuschen. Es gab da noch etwas, dass ich mit meinem Schwert machen konnte, allerdings hatte ich ein wenig Angst davor, diese Technik einzusetzen. Mittlerweile hatte ich sie zwar ganz gut unter Kontrolle, doch sie war so zerstörerisch. Als ich jedoch merkte, dass der Gegner kurz davor war mich zu besiegen, entschied ich, es einzusetzen. „Du willst es wohl nicht anders. Also gut. Bankai!“ Das rote Schwert in meiner Hand vibrierte, ich spürte wie mein Reiatsu übermächtig anstieg und mein Zanpakutou die Form änderte, es war jetzt sehr lang und in einem dunklen Violet. Außerdem spürte ich, wie meine Muskeln stärker wurden und auch meine Geschwindigkeit nahm rasant zu. Mit einem Schlag, hatte ich den Gegner besiegt. Nun waren alle Gegner erledigt. Ein leises Klatschen hinter mir, zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Yoruichi und Unohana hatten den Raum betreten, hinter ihnen erkannte ich einen älteren Mann. Es war der General Kommandant Yamamoto- Genryusai. „Eine erstaunliche Leistung. Ich muss zugeben, dieser Jahrgang hat mir schon zwei sehr begabte Schüler gezeigt, aber du, Akari Miyazaki übertriffst sogar diese beiden noch. Du bist die erste, die unseren selbst erstellten Kommandanten tatsächlich besiegt hat.“ Ich spürte, wie ich leicht rot wurde. Ich war die erste, die diesen falschen Kommandanten besiegt hatte? „Offizier Kuchiki hat sich auch sehr gut geschlagen, genau wie Offizier Urahara, beide haben genug Punkte gesammelt, aber keiner hat ihn besiegt, außer dir. Da steht das ganze wohl außer Frage würde ich sagen.“ Ich wusste nicht so recht, wovon er sprach, doch Yoruichi und Unohana schienen begeistert zu sein. „Hiermit befördere ich, Shigekuni Yamamoto- Genryusai, General Kommandant und Kommandant der ersten Kompanie, dich vierter Offizier der Zehnten Kompanie, Akari Miyazaki zur Kommandantin der zehnten Kompanie, mit sofortiger Wirkung.“ Das hatte gesessen. Ich? Kommandantin? SOFORT? Ich schnappte nach Luft. Das konnte unmöglich sein! „Willkommen in unseren Reihen.“ Begrüßten Unohana und Yoruichi mich fast Synchron. „Jetzt darfst du mich auch endlich duzen.“ Lachte Yoruichi. Als hätte ich das nicht vorher auch schon getan. „Akari Miyazaki, nimmst du deine Beförderung denn überhaupt an?“ fragte der General Kommandant mit einem Lächeln, als kenne er die Antwort eh schon. Ich nickte schnell „Ja natürlich, General Kommandant.“ „Gut dann werden Shihoin- Taichô und Unohana- Taichô dir gleich deine Gewänder geben und dann wird es eine Kommandantenversammlung geben, im Nachhinein wirst du zur Zehnten Kompanie gehen und ihnen diese Nachricht überbringen. Lass dir ruhig ein bisschen Zeit, Miyazaki- Taichô.“ Diese Anrede machte mich verlegen. Als wir den Übungsraum verließen, sahen mich zwei überraschte Gesichter an. Das eine war eher finster, das andere strahlte vor Freude. „Akari du hast es auch geschafft!“ rief Kisuke und nahm mich in die Arme, wirbelte mich umher und ich konnte nicht anders als einfach nur zu lachen. „Was heißt auch?“ fragte ich dann freudig und Kisuke kratzte sich verlegen am Kopf. „Weißt du, Yoruichi hatte mich vorgeschlagen, für den Nachfolger von Kirio Hikifune und ich hab den Test bestanden. Ach und unser Byakuya hier ebenfalls, er wird dann der sechste Kommandant sein, aber er ist ein bisschen beleidigt, weil du es als einzige geschafft hast, den Hauptgegner zu besiegen.“ Ich lachte. Das sah Byakuya ähnlich, trotzdem nahm ich auch ihn in die Arme. Das war doch schon immer, was wir uns gewünscht hatten. Gemeinsam Kommandanten werden. „Was ist mit der Onmitsukidô?“ fragte ich Kisuke, ich wusste dass er nicht nur der dritte Offizier der zweiten Kompanie, sondern auch noch ein Korpskommandant der Onmitsukidô war und dort somit direkt unter Kommandantin Yoruichi stand. „Na ja… wenn ich jetzt Kommandant der zwölften Kompanie bin, dann wird irgendjemand neues der dritte Offizier der zweiten Kompanie werden und somit auch neuer Korpskommandant.“ Ich nickte, er schien zu akzeptieren, dass er sie verlassen musste. Einen Moment war es still. „Sag mal Akari, seit wann beherrscht du eigentlich dein Bankai?“ fragte Byakuya plötzlich „Och schon seit einiger Zeit…“ Ich stockte. „Gin hat dir dabei geholfen, stimmt’s?“ Byakuya kannte mich eben gut. Ich nickte. „Und was ist mit dir? Ein Kommandant muss doch mindestens einen Bankai haben, wann hast du ihn erlernt?“ Byakuya lächelte. „Mein Großvater hat mir dabei geholfen. Schon bevor wir die Shinigami Akademie begonnen hatten, hatte er mir davon erzählt und wir haben viel trainiert weißt du. Was mich viel eher wundert ist…“ wir sahen uns kurz an und warfen dann einen Blick auf Kisuke. „Wann hast du es erlernt?“ Kisuke grinste so frech wie immer und sagte nur ganz knapp und geheimnisvoll: „Ich hab da so meine Tricks.“ Als der General- Kommandant noch einmal auftauchte, verkündete er, dass am nächsten morgen das Kommandantentreffen war und wir uns dann in der ersten Kompanie zusammenfinden würden, fühlte ich mich merkwürdig. Es war so komisch, dass wir jetzt den größten Teil unserer Zeit in der Soul Society verbringen würden. In unseren Jahren als Offiziere hatten wir viel Zeit in der Welt der Lebenden verbracht um die größeren Hollows aus dem Weg zu Räumen. Jetzt allerdings waren wir Kommandanten. Zu stark für gewöhnliche Hollows. Der nächste Tag war aufregend. Gleich morgens begann es mit der Kommandantenversammlung. Zuerst dankte Ginrei Kuchiki ab, er ging einfach davon. Bis heute weiß ich nicht so genau, wo er damals hingegangen ist. „Nun gut. Beginnen wir mit der Zeremonie. Als erstes wäre da nun der neue Kommandant der sechsten Kompanie, Byakuya Kuchiki.“ Byakuya gesellte sich in die Reihe der Kommandanten, während Yamamoto- Genryusai feierlich mitteilte, dass Byakuya die Prüfung bestanden und unter den Augen zweier weiterer Kommandanten befördert worden war. „Des weiteren als neue Kommandantin der Zehnten Einheit, Akari Miyazaki.“ Auch ich gesellte mich in die Reihe der Kommandanten. Was mir auffiel war, dass an meinem Platz der hintere Bereich leer war, kein Vize-Kommandant weit und breit. Dort, wo Kisuke gleich stehen würde hingegen, sah ich ein kleines Mädchen, dass ziemlich genervt wirkte. Hiyori Sarugaki, von ihr hatte ich schon gehört. Sie schien ziemlich temperamentvoll zu sein, ich lachte in mich hinein, mit ihr würde Kisuke viel spaß haben. Apropos, wo war Kisuke eigentlich? Er würde doch nicht zu seiner eigenen Beförderung zu spät kommen? Da kam er angelaufen, stand etwas verlegen in der Tür und kratzte sich am Kopf. „Darf ich hereinkommen?“ fragte er. Ich seufzte. Das war so typisch für ihn. Natürlich durfte er reinkommen, jetzt wo er Kommandant war! Auch Yoruichi seufzte und hielt ihm danach einen Vortrag, dass er nun ein wenig aufrecht stehen sollte. Als Kommandant musste er mehr Selbstbewusstsein zeigen. Als auch er vorgestellt war, wurden noch einige Dinge besprochen. Ich sah den Kommandanten der fünften Kompanie, Shinji Hirako, der gelangweilt gähnte und Kisuke beobachte. „Was für ein lockerer Typ.“ Hatte er gesagt, als Kisuke hereingekommen war. Als wäre er selbst anders. Als die Besprechung zu Ende war, ging jeder zu seiner Kompanie und stellte sich vor. Ich hatte keine Probleme, sie schienen mich schnell zu akzeptieren. „Endlich eine Kommandantin!“ hörte ich jemanden sagen. Ich lächelte. „Wir sind froh, dass du es geworden bist Akari.“ Sagte einer, der in meinem Trupp gewesen ist. „Ähm Miyazaki- Taichô wollte ich natürlich sagen.“ Auch Ivan war begeistert. „Hab ich doch gesagt.“ Witzelte er, daraufhin feierte die Zehnte Kompanie die halbe Nacht. Als einige Tage später wieder Yamamoto- Genryusai auftauchte um mir meine Anwärter und Anwärterinnen für den Vize-Kommandanten vorzustellen – ja ich durfte mir selbst aussuchen, mit wem ich zusammen arbeiten wollte – da war ich sehr überrascht, und auch sehr erfreut, einen bestimmten Namen zu lesen: Rangiku Matsumoto. Ich konnte mich daran erinnern, dass sie mir letztens erzählt hatte, dass auch sie eine ähnliche Prüfung hatte machen müssen wie wir, sie sich aber nicht vorstellen konnte, welchen Rang sie damit erreichen mochte. Ich freute mich darüber, dass sie es so weit gebracht hatte. „Wie schon gesagt, in eurem Jahrgang sammeln sich die starken wie mir scheint.“ Sagte der General Kommandant und er hatte nichts dagegen einzuwenden, dass ich mit Rangiku zusammenarbeiten wollte. Auch als ich sie vorstellte, war die zehnte Kompanie hoch begeistert (was auch an ihrer sehr ausgeprägten Weiblichkeit liegen könnte) und ich fühlte mich einfach gut. Kisuke hingegen schien mit seiner Vize- Kommandantin nicht so recht klarzukommen, auch die zwölfte Kompanie schien ihn noch nicht so ganz als ihren Kommandanten anzusehen. Er allerdings war zuversichtlich. „Das wird schon“ sagte er. Byakuya wiederum hatte zurzeit keinen Vize-Kommandanten. So wie ich ihn kannte, war ihm dies allerdings durchaus recht. Als sich endlich wieder alles beruhigt hatte und ich mich an die Arbeit als Kommandantin gewöhnt hatte, kamen auch die Gedanken wieder. Die Dinge, die Kisuke an diesem Abend zu mir gesagt hatte und was ich denn für ihn fühlte. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Nachdem Gin mich einfach verlassen hatte, war ich nicht in der Lage gewesen, überhaupt darüber nachzudenken, mich einem anderen zu öffnen, doch Kisuke war nicht dumm, er hatte gewusst, dass es Zeit braucht, bis ich mich gefangen habe. Er hat so lange gewartet, bis er es mir sagen konnte. Ich versuchte nicht zu viel darüber nach zu denken. In der nächsten Zeit gab es viel zu tun, für schwerere Einsätze, wenn zum Beispiel große Hollows, oder sogar Menos Grande auftauchten, wurden stets wir drei geschickt, man wollte wissen, ob wir unseren Kommandantentiteln gewachsen waren und jedes Mal bestätigten wir es wieder, wir waren ihnen gewachsen. Erst zu dieser Zeit realisierte ich, wie stark ich eigentlich war. Selbst die anderen Kommandanten hatten Schwierigkeiten mit meinem Reiatsu und das wollte schon etwas heißen. Einmal da forderte der Kommandant der elften Kompanie, den alle nur Kenpachi nannten mich heraus und ich gewann. Es war ein harter Kampf und hinterher hatte Unohana mit uns beiden viel zu tun, aber ich hatte gewonnen. Seitdem hat keiner der anderen Kommandanten mich je zu einem Duell gefordert gehabt, bis eines Tages Yamamoto- Genryusai selbst mich darum bat. Ich war erstaunt. „Du bist die einzige, die ein einem einer gegen einen Duell gegen mich, nicht gleich die Flinte ins Korn werfen wird.“ Hatte er gesagt. Es war ein spannender Kampf, doch am Ende hatte ich verloren ohne ihm einen Kratzer zuzufügen. Dennoch hatte er gesagt, dass er schon lange nicht mehr so gut gekämpft hatte. Als ich eines Abends müde in mein Büro zurückkehrte, wurde ich mit einem Kuchen empfangen, Rangiku hatte ihn gebacken, Kisuke und Byakuya waren auch dort. „Ist heute etwas Besonderes?“ fragte ich und wurde ausgelacht. „Heute sind wir genau ein Jahr Kommandanten.“ Erklärte Byakuya, der auf meinem Stuhl saß und leicht genervt wirkte. „Oder Vize-Kommandanten.“ Ergänzte Rangiku noch. Wir aßen den Kuchen und verbrachten den Abend wieder wie in alten Zeiten, es war merkwürdig und doch sehr schön. Erst da viel mir auf, dass ich Kisuke das ganze Jahr lang so behandelt hatte, als hätte er diese Worte nie gesagt. Ich fühlte mich schlecht deswegen, doch er ließ sich nichts anmerken. Allerdings war ich schon seit einiger Zeit nicht mehr verwirrt. Nein ich wusste, dass auch ich in ihn verliebt war, aber ich traute mich nicht, es auszusprechen. Ich hatte Angst, dass sich zu viel verändern würde, aber ich wusste auch, dass ich nicht mehr all zu lange anhalten konnte mit diesen Gefühlen. Nachdem alle gegangen waren, kam Kisuke noch einmal zurück, er hatte ein paar Papiere vergessen. Mir kam es so vor, als hätte er sie absichtlich vergessen. „Kisuke… hast du noch einen Moment?“ sein freches Grinsen schien Ja zu bedeuten. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Nach einigen Minuten der Stille seufzte er. „Du musst nichts sagen.“ Meinte er nur und kam langsam auf mich zu. Mein Herz schlug schnell, so schnell hatte es schon seit Jahren nicht geschlagen, seitdem… als er mich küsste, verdrängte ich alle anderen Gedanken. Sein Geruch, seine Lippen, seine Wärme, alles an ihm schien so neu zu sein und doch war es mir so vertraut. Ich wünschte, der Moment würde nie vorbei gehen, wünschte mir, er würde für ewig bleiben. Die Nacht die darauf folgte, war eine die ich niemals vergessen würde. Sie war die schönste meines Lebens (nun zumindest bis dahin) und sie vertrieb alle meine Sorgen, Ängste und vor allem vertrieb sie die schrecklichen Bilder der Vergangenheit. Die folgenden Jahre verliefen weiterhin so fröhlich. Ich schaffte es sogar, Gin wieder unter die Augen zu treten, ihn freundlich zu begrüßen und bald waren wir sogar wieder so etwas wie Freunde. Es war, als wäre die Vergangenheit vergessen, sie ruhte tief in unseren Herzen, doch bereits da spürte ich, dass es Dinge gab, die ich gesehen hatte, die wieder aufflammen würden. Ich wusste, dass irgendetwas geschehen würde. Kapitel 6: Wie alles zerbricht ------------------------------ Wie die Jahre so vergingen, schien auch Byakuya endlich erwachsen zu werden. Er fand endlich den Menschen, den einen, den er nie wieder los lassen wollte. So hatte ich ihm das Gefühl mit Kisuke beschrieben, er hatte es nie verstanden, bis Hisana eines Tages in seinem Leben aufgetaucht war. Er hatte sie aus Rukongai mitgebracht, jeder von uns wusste, dass dies gegen die Regeln der Adelssippe verstieß, doch niemand sagte etwas. Ich gönnte ihm sein Glück. Hisana schien mich zu verehren. Sie sagte so Dinge wie: „Ihr seid eine würdige Kommandantin.“ Und „Alle Leute in Rukongai sehen zu euch auf, nicht so wie zu den meisten anderen Kommandanten.“ Den letzten Teil hatte sie ziemlich leise gesagt. „Wieso?“ fragte ich sie und sie lächelte nur. „Ihr seid schon oft nach Rukongai gereist und habt den Menschen dort geholfen, die anderen Kommandanten… sie verlassen nie diese heiligen Mauern.“ Damit hatte sie nicht ganz Unrecht. Die meisten Kommandanten kümmerten sich hier um ihre Kompanie, was aber auch gar nicht schlecht war, irgendjemand musste schließlich die Ordnung bewahren. Ich allerdings wollte wissen, wo ich meine Leute hinschicke und was ich ihnen zumute. Nicht nur wenn es nach Rukongai ging, auch wenn es in die Welt der Lebenden ging. „Hoffnungsloser Fall“, wie Byakuya mich oft nannte. Ich hatte ihn noch nie so glücklich wie mit Hisana erlebt, was mich an ihr ärgerte allerdings, war dass sie ihn dauernd mit „Byakuya- Sama“ ansprach. Sie waren doch ein Paar, verlobt sogar und sie sprach ihn immer noch an wie einen König. „Manche Leute wissen eben wie man sich zu benehmen hat.“ Hatte Byakuya nur gesagt, als ich ihn darauf ansprach, danach jedoch hatte er gelacht, das erste Mal seit Ewigkeiten, hatte er gelacht, aus vollem Herzen. Die Jahre flogen vorüber, alles war so friedlich, dass es schon fast gruselig war. Kisuke und ich waren ein eingespieltes Team, oft zogen wir zusammen los um ein paar Hollows aus der Welt der Lebenden zu verjagen und ihre Seelen endlich Ruhe finden zu lassen, nur um mal ein wenig Ablenkungen von der Kommandantenarbeit zu bekommen. Was mich allerdings etwas ärgerte, war dass er immer merkwürdigere Dinge erfand, er hatte die Forschung- und Entwicklungsabteilung gegründet, dafür hatte er sogar diesen Mayuri aus seiner Zelle befreit und ihn zum Vize- Direktor dieser Abteilung befördert. Ich bat ihn darum aufzupassen. Es gibt Dinge, die bleiben besser unentdeckt. Auch Yoruichi war meiner Meinung, mittlerweile war sie so etwas wie Kisukes beste Freundin, da sie beide für die Onmitsukidô verantwortlich waren und so viel Zeit miteinander verbrachten. Ich mochte Yoruichi, nicht nur weil sie mit Kisuke befreundet war, sondern auch, weil sie eine erfrischende Abwechslung unter den Kommandanten war. Wenn Kisuke wieder einmal in seiner Forschungsabteilung vergrub, verbrachten wir auch viel Zeit miteinander, gemeinsam mit Rangiku und sogar Gin der ab und an zu uns stieß. Yamachi kam nur noch seltener zu uns, mittlerweile war er allerdings wieder viel mehr er selbst als zu Schulzeiten. Als wir nach Jahren mal wieder feierten, unseren Jahrestag als Kommandanten, war es immer noch das Gleiche fest, nur dass sogar Gin diesmal vorbeischaute. Er und Rangiku waren wieder sehr enge Freunde, obwohl sie ihm, genau wie ich, nie wirklich verziehen hatte, dass er einfach fort gegangen war. Neun Jahre waren wir nun Kommandanten, oder ich Rangikus Fall Vize-Kommandanten. „Und ich bin noch immer Offizier.“ Belustigte Gin sich über sich selbst und wir hatten einen schönen Abend. Wenn ich gewusst hätte, was in der Zeit darauf geschieht, hätte ich nicht so feiern können. Es war ein kühler Abend, einige Tage darauf, dass uns eine Nachricht erreichte. In der Soul Society verschwanden Leute, oder zumindest so ähnlich. Es hieß, dass es Seelen gab, die keine feste Form mehr annehmen konnten. Was genau es war, konnte man sich nicht erklären, deshalb wurde die neunte Kompanie beauftragt, sich damit zu befassen. Kisuke meldete sich freiwillig, einen Gigai für die Seelen herzustellen, also einen neuen falschen Körper. Doch etwas Beunruhigendes lag in der Luft. Etwas, das mir Angst machte. Ich spürte, dass hinter all dem mehr steckte. Als ich Kisuke in seinem Forschungslabor besuchte, entdeckte ich etwas, dass mir eine Gänsehaut einjagte. Er nannte es Hougyoku. Ich hatte nicht so wirklich verstanden, wofür das ganze gut sein sollte. Allerdings verstand ich einige dieser Dinge nicht. „Kisuke…“ er reagierte nicht. „Wo ist eigentlich Hiyori?“ Ich merkte plötzlich, dass seine Vize-Kommandantin fehlte. „Ich hab sie losgeschickt, Kensei auszuhelfen.“ Kensei Muguruma, der Kommandant der neunten Kompanie, der ausgeschickt wurde um das verschwinden… oder wie auch immer man es nennen sollte, der Seelen in Rukongai klären sollte. Plötzlich erreichte uns eine Durchsage, mittels Magie war es nicht so schwierig alle Kommandanten zu erreichen. „An alle Kommandanten. Es wird eine Notversammlung geben. Das Reiatsu von Kommandant Muguruma und auch von seiner Vize- Kommandantin Kuna ist erloschen, der Grund ist unbekannt. Ich wiederhole, es gibt eine Kommandantenversammlung, es ist ein Notfall.“ Ich sah Kisuke an. Sein Blick verharrte auf seinen Händen. Ich hörte nur, wie er „Verdammt.“ Zischte und dann etwas von „Ich hätte gehen sollen.“ Daraufhin rannte er davon. „Hiyori…“ murmelte ich und folgte ihm. Wie konnte das passieren? Ich kannte Kensei Muguruma und seine Vize- Kommandanten nicht sehr gut, aber eines wusste ich über die beiden: sie waren stark und bei ihnen waren Offiziere gewesen. Wer oder was also hatte sie besiegen können? Angekommen in der ersten Kompanie hatte Yamamoto- Genryusai schon begonnen zu sprechen. „Ihr seid spät.“ Sagte er. Kisuke atmete schwer. „Bitte… lasst mich gehen!“ bat er, doch Yamamoto- Genryusai antwortete schnell: „Nein. Es werden folgende Kommandanten gehen: Shinji Hirako, Rabu Aikawa, Roujurou Otoribashi. Des Weiteren…“ Die Tür öffnete sich erneut, Kisuke und ich hatten uns bereit eingereiht. Es traten Tessai Tsukabishi, der Kommandant der Kidôtruppe und sein Vize- Kommandant Hachigen Ushoda ein. „Sag mal Yama-jii…“ begann Kommandant Kyouraku, niemand sonst würde es wagen Yamamoto- Genryusai als „Yama-jii“(Opa Yama) anzusprechen. „Wäre es nicht besser, wenn wir nicht beide den Kommandanten und den Vize- Kommandanten der Kidôtruppe schicken?“ „Dieses Benehmen…“ murmelte Yamamoto- Genryusai leise, fragte dann aber: „Was also schlägst du vor?“ „Meine Vize- Kommandantin wird gehen.“ Ukitake sah ihn erstaunt an. „Wie willst du sie jetzt hier her rufen?“ Kyouraku grinste nur. „Lisa? Du wirst gehen.“ In dem Moment erblickte ich seine Vize- Kommandantin Lisa Yadomaru im Fenster, die eifrig nickte. Kyouraku murmelte ihn noch etwas davon zu, dass er ihr gesagt hatte, sie solle nicht lauschen kommen, dann jedoch schickte er sie los. „Ich möchte, dass sie auch ihre Erfahrung sammelt und sie ist wirklich zäh müsst ihr wissen.“ Meinte er dann noch. Der General- Kommandant seufzte. „Also ist es entschieden. Es gehen die Kommandanten Shinji Hirako, Rabu Aikawa, Roujurou Otoribashi und die Vize-Kommandanten Lisa Yadomaru und Hachigen Ushoda.“ Als alle fort gingen, murmelte Kyouraku Kisuke noch irgendetwas zu, danach gingen auch wir. Kisuke schien sehr besorgt zu sein. Ich nahm in bei der Hand und zog ihn in eines der Zimmer ganz in der Nähe. „Geh.“ Sagte ich leise. Er sah mich verwirrt an. „Der General- Kommandant hat es mir ausdrücklich verboten! Ich schüttelte den Kopf. In Momenten wie diesen, wusste ich was richtig war, meine Intuition hatte mich noch nie getäuscht. „Wenn du nicht gehst, werden viele sterben.“ Er zuckte zusammen. Er wusste, dass diese Ahnung von mir bisher immer gestimmt hatte. „Sie werden es merken.“ Murmelte er. Ich lächelte. „Keine Sorge, ich werde hier die Stellung halten. Ich werde deinem dritten Offizier, diesem Mayuri bescheid sagen er soll weiter an den Gigai arbeiten, aber ich spüre, dass du jetzt gehen musst und keine Sorge, du wirst nicht allein sein.“ Ich wusste nicht, wer ihn begleiten würde, aber ich hatte einfach so ein Gefühl im Bauch, dass es so sein würde. Er küsste mich. „Ich bin bald zurück.“ Ich spürte, dass mir etwas bevorstand, das nicht leicht sein würde. Eine harte Zeit. Doch das Leben dieser Leute war mir in diesem Moment wichtiger als mein eigenes Glück. Als er fort war und ich diesen Mayuri gebeten hatte die Gigai zu vollenden, fühlte ich mich einsam. Mayuri war ein merkwürdiger Typ und er schien mich gar nicht zu beachten. Wissenschaftler waren schon irgendwie gruselig. Die Nacht war lang. Als er den Gigai endlich fertig hatte, verließ Mayuri das Forschungslabor, ich blieb. Kisukes Geruch war überall in diesem Raum, deshalb fühlte ich mich hier so wohl. „Akari.“ Die Stimme weckte mich aus meinen Träumen, es war Tessai, der hochkonzentriert zu sein schien, er hielt eine Art Zauber und ich spürte, dass das kein gewöhnlicher Alltagszauber war. „Akari du solltest weg von hier.“ Hörte ich Kisuke kalt sagen, doch ich realisierte nicht, was er meinte. Als ich mich reckte und aus dem Stuhl erhob, sah ich acht Leute, die ziemlich mitgenommen aussahen. Acht Leute, die ich als Shinigami kennen gelernt hatte und die nun Masken trugen, wie die Hollows sie eigentlich trugen. Ich öffnete den Mund, doch Kisukes ernster Blick ließ mich schweigen. „Was kann ich tun?“ fragte ich, als ich den ernst der Lage begriff. Ich wollte helfen. „Ins Bett gehen.“ Antwortete Kisuke, während er den Hougyoku aus seiner Kiste befreite. „Kisuke.“ Noch nie hatte meine Stimme so bedrohlich geklungen und ich wollte auch eigentlich nicht wissen, wie meine Augen aussahen, doch es hatte seine Wirkung. Kisuke schien verdutzt. „Du könntest Tessai und mir etwas essen und einen Kaffee bringen, die Nacht wird noch lang.“ Gab er auf und ich nickte. „Sie wurden hollowfiziert.“ Erklärte Kisuke leise, als er merkte, dass ich die Acht noch immer anstarrte. „Habe ich mir fast gedacht.“ Murmelte ich, und bekam eine Gänsehaut. Es war gruselig, welch ein Reiatsu von diesen Leuten ausging und es war gruselig, dass es Kommandanten und Vize-Kommandanten waren, die dort lagen, anscheinend noch immer auf der Erde, auf der sie gefallen waren. Ich wollte eigentlich nicht wissen, welch Magie Tessai benutzte um sie alle hier zu halten, unbewegt, mit Erde unter ihren Körpern. Ich beeilte mich und holte heimlich ein wenig Essen und Kaffee, unterwegs traf ich merkwürdigerweise auf Gin. Er lächelte nicht, als er mich sah. „Akari…“ sagte er leise und ich wartete kurz darauf, dass er fort fuhr, doch er blieb still. „Tut mir leid Gin, aber ich habe gerade keine Zeit hier…“ er unterbrach mich. „Du solltest ins Bett gehen.“ Sagte er ernst. Ich schüttelte den Kopf. „Gin bitte lass mich durch.“ Er rührte sich nicht. „Du solltest jetzt wirklich ins Bett gehen.“ Mich überkam eine Gänsehaut. Was hatte das zu bedeuten? Plötzlich nahm Gin seine Hand aus seiner Hosentasche und öffnete sie vor meinem Gesicht. Ein merkwürdiges Pulver lag darin, ehe ich realisiert hatte, was es war, blies er es in meine Richtung und ich atmete es ein. Das letzte was ich hörte war das Klirren der Teller und Tassen. „Akari! Akari!“ Ich erwachte aus meinen Albträumen, über mich gebeugt stand Yoruichi, sie schien verzweifelt. „Akari komm endlich zu dir, du schläfst doch sonst nie wie ein Stein!“ schrie sie mich an. „Sonst benutze ich ja auch kein Schlafmittel.“ Murmelte ich genervt, mich langsam an das zuletzt Geschehene erinnern. „Schlafpulver?“ fragte sie verwirrt. Ich erklärte ihr kurz, was Gin letzte Nacht getan hatte. Sie schien verwirrt. „Akari was passiert hier? Was ist letzte Nacht passiert und warum haben sie Tessai und Kisuke festgenommen?“ Es dauerte einen Moment bis dieser Satz in mein Innerstes vordrang. Ich schüttelte mich. „Sie haben was?“ Yoruichi erklärte mir, dass die beiden vor einigen Minuten festgenommen worden waren und bald ihr Urteil von dem Raum 46 erhalten würden. „Aber sie haben sie doch gerettet und nichts schlechtes getan!“ schrie ich verzweifelt und wollte losrennen um die Wahrheit zu sagen, doch Yoruichi hielt mich auf. „Was ist hier los?“ fragte sie etwas wütend. Ich erklärte ihr was gestern Abend geschehen war. „Tessai und Kisuke sind also losgegangen um den anderen zu helfen und haben sie dann so hollowfiziert zurück gebracht… und wer hat ihnen das angetan?“ Ich öffnete den Mund, schloss ihn aber sogleich wieder. „Das hast du ihn nicht gefragt.“ Stellte sie fest. Ich schüttelte den Kopf. „Komm mit.“ Yoruichi zog mich hinter sich her. Wir rannten in Richtung zwölfte Kompanie, dort angekommen, wurden wir vor der Tür der Forschungsabteilung aufgehalten. „Das Betreten ist zurzeit verboten.“ Sagte der Wächter Kleinlaut, er wusste, dass er es mit zwei Kommandantinnen zu tun hatte. Plötzlich tauchte Mayuri auf. „Lass sie rein.“ Sagte er genervt, die Wache zögerte. „Aber…“ begann er, Mayuri sah ihn böse an. „Ich bin Vize- Direktor der Forschungsabteilung, die beiden da sind Kommandantinnen, was glaubst du kleiner Wurm, wer hat hier mehr zu sagen, du oder wir?“ daraufhin gab er auf und ließ uns eintreten. Es sah noch immer so aus, wie am Abend zuvor. „Es hat nicht funktioniert.“ Stellte ich fest. Als Yoruichi fragte was, erklärte ich ihr, dass Kisuke versucht hatte mithilfe seines Hougyoku die Hollowfizierung Rückgängig zu machen, aber noch immer waren sie alle unverändert. Sie schienen zu schlafen, oder so etwas ähnliches. „Yoruichi… Akari…“ Einer von ihnen bewegte sich vorsichtig. Yoruichi erschrak plötzlich. „Shinji!“ rief sie aus. Es war Shinji Hirako, Kommandant der fünften Kompanie. „Shinji… Hör zu…“ ich erklärte ihm kurz, was geschehen war. Er ballte die Hände zu Fäusten. „Aizen… Sosuke Aizen!“ zischte er. „Dein Vize- Kommandant? Er hat das getan?“ Yoruichi schien ungläubig. Shinji, der etwas gruselig war mit seiner Maske, nickte. Er fuhr fort: „Zusammen mit Kaname Tousen… und seinem Offizier diesem Gin Ichimaru.“ Ich erstarrte. Ich hörte auf zu atmen. Das konnte nicht sein. Nicht Gin! Plötzlich drehte sich alles. Endlich verstand ich alles. Ich haute mir selbst gegen die Stirn. Wie konnte ich so dumm sein? „Akari, was ist?“ „Verdammt ich Vollidiot! Schon von Anfang an…“ ich schüttelte den Kopf und konnte die Tränen kaum unterdrücken. „Von Anfang an…“ wiederholte ich, „Von Anfang an hat dieser Aizen das geplant!“ Ich spürte, wie die Wut in mir stieg. „Von Anfang an hat dieser Aizen gewusst, dass er Kisuke benutzen konnte… und uns alle.“ Es kam mir vor, als würde Shinji nicken. So als hätte man auch ihn benutzt. „Aizen kann Leute hypnotisieren.“ Murmelte ich. Shinji lachte leise. „Wieso wusstest du das und hast es niemandem erzählt?“ er schien fast sauer auf mich zu sein. „Ich war mir nicht sicher.“ Ich erzählte ihnen kurz von jenem Tag, dem Tag zu meiner Schulzeit als wir diesen Auftrag hatten. „Ich kann mich nicht daran erinnern ihn mit so etwas beauftragt zu haben.“ Spottete Shinji und ich nickte. „Das damals war wohl einer seiner ersten Hollofizierungsexperimente. Das Monster, welches mich beinahe getötet hätte damals… Mir ist hinterher aufgefallen, dass die anderen Shinigami die dabei waren, sich nicht an diese Dinge erinnern konnten. Sie erzählten immer, wir hätten nur einen Hollow vernichtet, auch wenn ich sie unter vier Augen ansprach und Gin hat gesagt, dass niemand etwas von der Sache weiß und das auch so bleiben muss… Außerdem habe ich dinge gehört… als ich nach diesem Kampf bewusstlos war brachten sie mich zu Unohana…“ ich stockte, nie zuvor hatte ich jemandem davon erzählt. „Ich kam allerdings zu Bewusstsein bevor wir ankamen und hörte, wie Gin und Aizen sich unterhielten. Aizen sagte: ‚Keine Sorge Unohana kriegt sie schon wieder hin.’ Und Gin fragte ‚Ach und was willst du Unohana erzählen, Aizen- Fukutaichô?’, Aizen lachte nur und meinte ‚Ich benutze einfach meine Hypnosetechnik. Auf Unohana und auch auf unsere kleine Akari. Für sie wird alles normal sein. Also beruhig dich Gin.’ Gin antwortete ‚Nein… Deine Hypnose funktioniert bei ihr nicht.’“ Einen Moment war es Still. „Ich hab damals versucht das alles zu verdrängen… es tut mir leid.“ Shinji schüttelte den Kopf. „Nein, du konntest ja nicht wissen, dass sie wirklich etwas in der Art vorhaben. Wenn man jemanden verurteilt muss man sich auch sicher sein. Was euch klar sein muss, ist dass Kisuke und Tessai jetzt so verurteilt werden, als sei es offensichtlich, dass sie die Täter werden. Die Strafe wird also nicht gerade milde ausfallen.“ Yoruichi lachte auf Shinjis Worte. „Yoruichi?“ fragte ich verwirrt. „Keine Sorge, wir holen die beiden da raus. Akari, hilf mir bitte diese Halb- Hollows hier weg zu bringen und danach gehst du bitte irgendwohin, wo viele Leute sind.“ Kapitel 7: Ich werde auf dich warten ------------------------------------ Als ich über den Platz spazierte, spürte ich, wie mein Herz immer schwerer wurde. Irgendwie hatte ich ein Ungutes Gefühl. Ich wusste was gerade geschah. Wahrscheinlich hüpfte Yoruichi gerade maskiert durch Raum 46 und befreite Tessai und Kisuke, während ich durch die Gegen spazierte und möglichst viele Menschen begrüßte. „Miyazaki- Taichô…“ Es war Rangiku, in der Öffentlichkeit sprach sie mich so an, nur wenn wir unter uns waren nannte sie mich einfach Akari. „Hey Rangiku.“ Sie sah mich traurig an. „Dass muss schwer für dich sein.“ Sie wusste von allem. Ich schüttelte den Kopf. „Schon gut Rangiku.“ Ich schluckte. Sollte ich ihr die Wahrheit erzählen? Sollte ich ihr erzählen, dass ihr bester Freund sich einem verrückt- gewordenen Vize- Kommandanten angeschlossen hatte und nun mit Hollowfizierung experimentierte, auch wenn dabei Shinigami starben? Ich seufzte. Erst einmal würde ich nichts sagen. Das hatte noch Zeit. Ich hatte es ja nicht einmal selbst ganz begriffen. Aber eine Sache wunderte mich. Wenn ich an die Nacht zurückdachte, wunderte ich mich noch immer, warum Gin mir das Schlafpulver ins Gesicht geblasen und mich dann auf mein Zimmer gebracht hatte. Ihm schien immer noch so viel an mir zu liegen, dass er nicht wollte, dass auch ich als Täterin dastand. Wahrscheinlich hatte er mich auch deshalb damals verlassen, weil er nicht wollte, dass Aizen mich für seine Pläne missbraucht. Es war also noch etwas Gutes in Gin. Aber warum? Warum folgte er Aizen? Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Und dieser Tousen, von dem wusste ich eigentlich nichts. Das einzige was ich sagen konnte war, dass ich Shinji in den letzten Jahren ziemlich gut kennen gelernt hatte und ihm so sehr vertraute, dass ich seine Aussage nicht einmal ein kleines bisschen anzweifelte. „Akari.“ Die Stimme war vertraut, ich drehte mich herum und erkannte Byakuya. „Kann ich dich kurz sprechen?“ „Entschuldige mich Rangiku.“ Ich folgte ihm ein paar Schritte, so dass alle mich gerade noch sehen konnten, wir aber trotzdem sprechen konnten ohne gestört zu werden. „Sind sie unschuldig?“ fragte er direkt. Ich nickte. Byakuya achtete das Gesetz und duldete es nicht, wenn es gebrochen wurde. „Allerdings werden alle Beweise gegen sie sprechen.“ Ich erklärte ihm alles. Byakuya war schon immer mein bester Freund gewesen, es ihm nicht zu erzählen wäre gewesen, als hätte ich ihn angegriffen. „Sieht schlecht aus für die beiden. Dass Aizen hypnotisieren kann…“ murmelte er Gedankenverloren. Ein plötzlicher Tumult zog unsere Aufmerksamkeit auf sich. „Alarm, Alarm! Zwei festgenommene sind geflohen! Alle hinterher, fangt sie wieder ein!“ Ich seufzte. „Es geht los.“ Byakuya schloss kurz die Augen und rührte sich nicht. „Byaku? Alles in Ordnung?“ „Ich höre und sehe nicht, dass jemand aus Raum 46 flüchtet.“ Murmelte er leise. Ich lächelte, das war typisch für ihn. Auch wenn er auf unserer Seite war, sah er nicht gern, dass die beiden nun ausbrachen. „Irgendwann kriegen wir Aizen dafür dran. Jedes Verbrechen zieht irgendwann eine Strafe nach sich.“ Damit verschwand Byakuya in Richtung sechste Kompanie. Auch ich machte mich auf den Weg in meine Kompanie als ein Höllenschmetterling von einer weiteren Kommandantenversammlung sprach. Schnellen Schrittes machte ich mich auf den Weg in die erste Kompanie unterwegs traf ich auf Rangiku. „Das wird merkwürdig.“ Murmelte sie und hatte Recht. Da standen wir nun, Yamamoto- Genryusai, Ukitake, Kyouraku, Kenpachi, Unohana, Byakuya und ich selbst. Dazu noch eine Hand voll Vize- Kommandanten, der Raum kam mir unglaublich leer vor. Während Yamamoto- Genryusai erklärte was geschehen war und alle gespannt zuhörten, warf ich nur einen bösen Blick auf Aizen, der vollkommen unschuldig an seinem Platz stand. Als dann jeder berichten sollte was er in der Nacht getan habe und Aizen erzählte, er sein umhergewandet, weil er nicht hatte schlafen können und Kyouraku das auch noch bestätigen konnte, platzte mir beinahe die Ader, doch ein strafender Blick Byakuyas brachte mich zur Ruhe. Ja wir sollten mitspielen, wenn ich jetzt durchdrehen würde, würden sie mich als unzurechnungsfähig erklären und weg sperren. „Miyazaki- Taichô, was hast du gemacht?“ Ich atmete tief ein. „Ich habe Kisuke besucht in der Forschungsabteilung, er schien an seinem Gigai zu arbeiten, daraufhin wollte ich ihm etwas zu essen bringen, aber einer der Offiziere der fünften Kompanie ließ mich nicht und besprühte mich mit einem Schlafpulver, woraufhin ich heute Morgen in meinem Bett aufwachte.“ Yamamoto Genryusai schien neugierig. „Ein Offizier der fünften Kompanie?“ fragte er, Aizen räusperte sich. „Wenn ich mich einmischen dürfte General- Kommandant.“ Ich bewegte mich nicht. „Als Miyazaki- Taichô das Essen besorgen wollte, da war es bereits spät in der Nacht und ich hatte die grausamen Experimente Urahara- Taichôs bereits bemerkt… Ich hatte Angst um Miyazaki- Taichôs Wohlbefinden, deshalb bat ich einen meiner Offiziere sie davor zu warnen in die Forschungsabteilung zurückzukehren. Anscheinend hat er mehr getan als sie davor zu warnen, dafür wird er sich natürlich entschuldigen.“ Yamamoto- Genryusai nickte, als sei das was Aizen erzählte logisch, ich hingegen riss mich einfach nur zusammen. Als alle fertig waren mit ihren berichten, stellte der General- Kommandant Yoruichi in Frage. „Man geht davon aus, dass sie als eine Freundin Uraharas, ihn und Tessai befreit hat und ihnen nun bei der Flucht verhilft. Um es so zu sagen, auch sie ist nun keine Kommandantin mehr. Da wir nun nur noch wenige sieben sind, wird es natürlich bald einige Nachfolger geben müssen, aber dazu ein andern mal. Jetzt müssen wir erst einmal dafür sorgen, die Flüchtlinge zurück zu bringen. Unsere Ehre steht auf dem Spiel.“ Damit war das Treffen beendet. „Ehre.“ Murmelte ich säuerlich. Scheiß auf die Ehre!, dachte ich. Wenn ich Aizen eines Tages allein in einer dunklen Gasse begegnete, dann hat seine letzte Stunde geschlagen. Es war bereits Nachmittag. Bei Sonnenuntergang war es soweit, da würden sie den Weg in die Welt der Lebenden öffnen und aus der Soul Society fliehen. Zwar hatte Yoruichi gesagt, ich solle sie nicht mehr aufsuchen, aber mein Entschluss stand fest, ich würde sie nicht gehen lassen, ohne mich zu verabschieden. Ich würde noch einmal an diesen Ort gehen und zwar bald. In meiner Kompanie angekommen mieden alle meine Blicke, sogar mein dritter Offizier Ivan grüßte mich nur leise. Sie alle fühlten mit mir und das dankte ich ihnen. An meinem Schreibtisch sitzend überlegte ich, wann genau ich losgehen würde, als Rangiku hereinkam. Eine Weile saßen wir einfach nur da, bis Rangiku sich räusperte. „Ich weiß nicht genau was passiert ist…“ begann sie leise, „aber eines weiß ich. Kisuke würde so etwas niemals tun. Ich weiß nicht wer es war und wie er es geschafft hat ihm das alles anzuhängen, aber wenn es etwas gibt, was ich für dich tun kann Akari, dann sag es mir bitte.“ Einen Moment lang sagte ich nichts, ich wollte sie eigentlich nicht mit in die Sache ziehen hatte ich mir gedacht, aber andererseits war es auch unfair sie komplett auszuschließen, sie war auch eine unserer Freunde. Als sie gerade dachte, ich würde nichts mehr sagen, seufzte sie und erhob sich, da begann ich zu sprechen: „Du könntest mir einen Gefallen tun.“ „Der wäre?“ Ich lachte leise. „Kannst du Selbstgespräche führen?“ Als wir uns in das Badehaus begaben zogen wir möglichst viel Aufmerksamkeit auf uns. „Miyazaki- Taichô und Matsumoto- Fukutaichô, ihr nehmt ein Bad?“ Es war Ukitake der uns über den Weg lief. „Ja… Die letzte Nacht und das alles heute… ich brauche Entspannung.“ Murmelte ich und setzte einen traurigen Blick auf. Ukitake sah mich mitleidsvoll an, er war ein guter Mann und schien meinen Schmerz zu verstehen. „Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst.“ Meinte er noch, bevor er weiterging. Ich nickte. Wir betraten das Badehaus, schlossen die Türen hinter uns und setzten uns in das Becken mit dem heißen Wasser. „So was hat es jetzt mit den Selbstgesprächen auf sich?“ fragte Rangiku mich plötzlich. „Na ja nicht direkt Selbstgespräch, aber fast.“ Ich packte eine kleine Glaskugel aus meiner Tasche aus und legte sie neben das Becken. „Kisukes neuste Erfindung, sie hat noch keinen Namen. Pass auf.“ Ich konzentrierte meine Energie und füllte einen Teil davon in die Kugel, danach unterdrückte ich meine Aura komplett. „Sieht aus, als wäre diese Kugel hier ich.“ Murmelte ich. Rangiku schien plötzlich zu verstehen, was ich von ihr wollte. „Du willst dass ich mit der Kugel rede, damit es so aussieht als seien wir hier noch drinnen während du…“ sie stockte. „Während ich mich von Kisuke und den anderen verabschieden gehe.“ Beendete ich ihren Satz. Rangiku lächelte. „Lass dir Zeit. Ich hab der Kugel da ne Menge zu erzählen.“ Sie zwinkerte mir zu. Einen Moment noch saß ich in dem heißen Wasser, dann zog ich mich an und drückte ihr die Kugel in die Hand. „Sie hat noch eine besondere Funktion. Wenn du sie in die Hand nimmst und dir vorstellst, was ich auf das was du gesagt hast antworten könnte, ertönt das in meiner Stimme, versuch es mal.“ Rangiku lachte leise. „Welche Farbe hat deine Unterwäsche?“ fragte sie die Kugel, aus welcher mit meiner Stimme ertönte: „Ich trage keine.“ Ich grinste. „Wie intellektuell.“ Daraufhin machte ich mich auf den Weg. Es war nicht sehr weit wenn man sich beeilte, da ich Schülerin von Yoruichi war, hatte ich keine Probleme mich schnell fort zu bewegen. Als ich die kleine Höhle an dem Berg endlich erreicht hatte, starrten mich alle erstaunt an. „Miyazaki- Taichô was macht ihr denn hier?“ es war Hiyori die mich halb erfreut und halb ängstlich anstarrte. Sie sah wieder normal aus, Hollowmaskenfrei. „Keine Sorge Hiyori, sie ist auf unserer Seite.“ Das war Shinji, der sich anscheinend nur schwer an seinen Gigai zu gewöhnen schien. „Akari, ich hab doch gesagt du…“ begann Yoruichi plötzlich als sie mich erblickte, Kisuke aber unterbrach sie, „Entschuldige, es ist mein Fehler. Ich hab sie gebeten noch einmal herzukommen.“ Sie sah ihn strafend an, doch er erklärte ihr kurz von seiner Erfindung und der Idee mit dem Badehaus. Yoruichi blieb misstrauisch. „Na ja wir müssen eh gleich los. Länger hält selbst Tessai diese Barriere nicht aus.“ Ich sah Tessai an und bemitleidete ihn ein wenig. Diese starke Barriere für den ganzen Tag aufrechterhalten zu müssen war bestimmt nicht so einfach. „Können wir dann?“ fragte Tessai nun leise. Alle nickten nacheinander. „Hey Akari…“ Shinji kam auf mich zu. „Wir alle setzten unsere Hoffnungen darauf dass du und alle die dir die Wahrheit glauben Aizen zur Rechenschaft ziehen. Mach’s gut.“ Damit drehte er sich herum und ging davon. „Weißt du Akari“, begann Hiyori plötzlich, „Du warst immer eine von den wenigen Kommandanten die ich mochte.“ „Und sie war wahrscheinlich eine der wenigen Existenzen die dich mochten.“ Murmelte Shinji, daraufhin fing er sich ein paar üble Tritte Hiyoris ein. „Danke Hiyori, ich mag dich auch und wenn ich mal in der Welt der Lebenden bin, komme ich dich besuchen.“ Rief ich ihr hinterher. „Mach das!“ Als nächste stand Lisa Yadomaru vor mir. „Ich würde ja sagen, sag Kyouraku- Taichô von mir Auf Wiedersehen, aber das würde dich wohl verraten. Nun ja, mach’s gut.“ „Akari, mach Aizen für uns fertig ja? Und schau bitte mal bei meiner Kompanie vorbei…“ Kensei ging auch fort. Aikawa nickte, „Das gleiche gilt für mich.“ Auch Otoribashi schloss sich an. Hachigen und Tessai verabschiedeten sich kurz und schmerzlos. Kuna Mashiro nahm mich einfach nur einmal in den Arm und sagte auf ihre kindliche Art „Tritt Aizen in den Hintern ja?“ Ich nickte. Als sie alle fort waren, standen nur noch Kisuke, Yoruichi und ich dort. „Wenn es geht könntest du bitte unauffällig dafür sorgen, dass Soifon meinen Platz einnimmt?“ „Natürlich, Yoruichi.“ Sie grinste breit. „Na dann hoffe ich mal du kommst uns bald mal besuchen.“ Damit bog auch sie um die Ecke in Richtung Tor zur Menschenwelt. Kisuke sah mich an. Wir waren allein. Er nahm mich in die Arme, drückte mich ganz fest an sich. „Schon seit wir uns kennen gelernt haben vor so vielen Jahren“, begann er, richtig, unserer Kindheit war jetzt schon Jahrzehnte her, ein Glück dass Shinigami nicht so schnell alterten wie Menschen, „waren wir fast jeden Tag zusammen. Es ist irgendwie gruselig jetzt fort zu gehen an diesen merkwürdigen Ort und das ganz ohne sich.“ Ich seufzte, wieso sagte er das alles? Was war das für eine Rede? „Akari, ich habe mir etwas geschworen.“ Er trat einen Schritt zurück und sah mich nun ernst an. „Eines Tages wird das alles hier geklärt sein, die Wahrheit ans Licht gerückt und dann komme ich zurück in die Soul Society und ich wollte dich fragen…“ er stockte und nahm meine Hände. „Wollte fragen und du dann meine Frau werden willst.“ Mir stockte der Atem, ich konnte die Tränen nicht unterdrücken. Wieso war ich plötzlich so verdammt emotional? Als er dann auch noch einen Ring aus seiner Tasche holte, konnte ich gar nicht mehr. Ich weinte, nickte und weinte weiter. „Natürlich will ich das.“ Murmelte ich unter Tränen, ließ mir den Schlichten Ring anstecken, er schien weißgold und passte einfach wie an gegossen. Ich küsste ihn. Ich wünschte wir hätten mehr Zeit, aber das hatten wir nicht. Schon bald löste er sich aus meiner Umarmung und auch aus seinen Augen schlichen sich ein paar einzelne Tränen, die er nicht einmal weg wischte. „Aber du musst mir auch etwas versprechen, Kisuke.“ Meine Stimme war brüchig, er sah mich an. „So lange das ganze nicht geklärt ist, setze bitte keinen Fuß in die Soul Society.“ Er öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, doch ich unterbrach ihn: „Wenn du hierher kommst wird Aizen dich finden und er wird nicht zögern dich auszuliefern oder sogar zu töten. Ich bitte dich, solange das ganze nicht geklärt ist, darfst du nicht hierher kommen.“ Er blieb still, nickte aber schließlich. Ich seufzte erleichtert, so musste ich mir weniger sorgen um ihn machen. Er nahm meine Hand und wir gingen zusammen zu dem Tor in die Menschenwelt, dass er selbst geöffnet hatte. Während er immer weiterging, blieb ich irgendwann stehen, ließ seine Hand nicht los. Er drehte sich ein letztes Mal um. „Ich werde auf dich warten.“ Das war das letzte Mal, dass ich ihn sah. Kapitel 8: Beförderung und Urteil --------------------------------- Die Tage zogen sich lang. Ich wusste nichts mit mir anzufangen. Alles floss an mir vorbei, wie in einer ewig währenden Zeitlupe. Ich fühlte mich leblos, irgendwie leer, so wie eine Puppe die jeden Tag ihrem vorgeschriebenen Tagesablauf nachging. Immer dann, wenn ich Aizen, Gin oder Tousen über den Weg lief, wandte ich den Blick ab. Vor allem Gin konnte ich nicht in die Augen sehen. Als er eines Tages versuchte, mit mir zu sprechen, versuchte ich verzweifelt ihm zuzuhören ohne durchzudrehen, doch ich schaffte es nicht. „Sei still.“ Zischte ich nur, nachdem er angefangen hatte von seinem Tag zu erzählen und mich nach meinem fragte. Er grinste. Wie immer. „Akari… Wieso wechselst du nicht die Seiten?“ Zuerst verstand ich die Frage nicht, als sie jedoch zu mir durchdrang, wich ich einen Schritt zurück. „Nein ganz ehrlich Akari, wenn du eine von uns wirst, kannst du dafür sorgen, dass deinen flüchtigen Freunden nichts geschieht und außerdem wirst du dann mit uns gemeinsam eine neue Welt erschaffen.“ Ich keuchte. Eine neue Welt erschaffen? Was sollte das bedeuten? „Vielleicht solltest du lieber darüber nachdenken die Seiten zu wechseln Gin. Dann hättest du auch richtige Freunde nicht nur Leute, die dich ausnutzen.“ Flüsterte ich und ohne seine Antwort abzuwarten, kehrte ich ihm den Rücken zu und ließ ihn allein im Gang stehen. Wenn ich gewusst hätte, dass Aizen dieses Gespräch belauscht und nun einen Plan gefasst hatte, hätte ich vielleicht anders reagiert. Es war ein kühler Tag, der Wind blies und pfiff durch die Gänge und wehte mir mein Haar in das Gesicht. „Akari.“ Es war Rangiku. Sie blickte mich traurig an, auch sie war nicht zufrieden mit diesen Wendungen. Sie wusste nichts Genaues über die Flucht Kisukes und der anderen, aber ich sah ihr an den Augen an, dass sie sich denken konnte, dass ich geholfen hatte. Still kochten wir etwas, das hatten wir schon lange nicht getan, doch dieses Mal sagte keiner von uns beiden ein Wort. Als wir fertig waren und aßen, legte Rangiku plötzlich die Gabel weg und starrte mich an. „Es gibt das Gerücht eines neuen Kommandanten für die fünfte Kompanie.“ Sie sah mir direkt in die Augen. „Wen haben sie vorgeschlagen?“ fragte ich mit ehrlichem Interesse. Immer noch starrte sie mich an, wahrscheinlich wollte sie meine Reaktion genau beobachten. „Sosuke Aizen.“ Ich schluckte. Alles nur das nicht! „Was denkst du?“ fragte sie nun, anscheinend hatte sie gemerkt, wie ich die Augen leicht zusammengekniffen hatte. „Ich mag ihn nicht.“ Die Antwort war keine Lüge. Ich seufzte, einerseits wollte ich ihr die Wahrheit erzählen, doch andererseits wollte ich sie nicht in Gefahr bringen. Aber war sie das nicht eh schon als meine Vize- Kommandantin? „Hat er etwas damit zu tun?“ Rangikus Frage hallte lange im Raum nach bis ich schließlich nickte. „Ich verstehe… dann hat Gin wohl ebenfalls etwas mit dieser Sache zu tun.“ Ich nickte erneut. Sie musste bemerkt haben, dass sich unsere Beziehung zueinander wieder verschlechtert hatte, seit Kisuke und die anderen fort waren. „Ich werde nichts weiter dazu fragen Akari. Wenn du mir irgendwann etwas erzählen willst, werde ich dir zuhören.“ Ich dankte ihr dafür. Es tat unglaublich gut jemanden zu haben, dem man vertrauen konnte. „Was ist mit den anderen Kommandantenplätzen?“ ich war in den letzten Tagen nicht sehr gut informiert gewesen, bei den Besprechungen hatte ich kaum aufgepasst. „Also die zweite Kommandantin soll wohl Soifon werden.“ Ich nickte, damit war ich einverstanden, schließlich hatte Yoruichi selbst sie gewählt. „Dritter Platz steht noch offen. Für den fünften wie gesagt Aizen und…“ sie kratzte sich mit dem Finger in den Haaren, als denke sie nach. „Nun… für den siebten ist dieser Offizier Komamura im Gespräch und für den neunten Kaname Tousen und für den elften dieser gruselige Mayuri.“ Ich stützte meinen Kopf in die Hände. Mit Komamura und Mayuri hatte ich auch kein Problem, aber Aizen und auch noch Tousen? Es war zum Haare rausreißen. „Aizen und Tousen…“ murmelte ich und blickte dann Rangiku an. „Vertraue ihnen nicht. Was Gin angeht…“ eine lange Zeit sahen wir uns einfach nur an. Ich wusste dass ich ihn nicht sagen konnte ‚vertrau ihm nicht’, schließlich waren sie so etwas wie beste Freunde, zumindest waren sie das gewesen. „Sei einfach vorsichtig, wenn dir etwas merkwürdig vorkommt.“ Das würde genügen. Rangiku würde merken, wenn Gin etwas Gefährliches vorhatte. Die nächsten Wochen wurden zum Alptraum für mich. Tatsächlich wurde Aizen zum Kommandanten befördern, Gin wurde natürlich sein Vize- Kommandant. Komamura, Tousen und Mayuri wurden ebenfalls angenommen. Es kam mir fast vor, als wurden sie alle nur angenommen, weil wir einen gewissen Schwund an Kommandanten hatte. Es war grausam bei der Besprechung dazustehen und mit ansehen zu müssen, wie Aizen in dem Kommandantenhaori durch den Raum stolzierte. Ich versuchte meine Wut zu unterdrücken, doch ich konnte einfach nicht anders, als ihm einen bösen Blick zuzuwerfen. Was bei dieser Besprechung geschah, ließ meine kleine Welt, die eh schon halb zerfallen schien, komplett zusammenbrechen. „Wir haben gewisse Beweise gefunden, dass dieses Hougyoku nicht wie von Raum 46 verordnet weg gesperrt wurde, sondern sich noch immer in der Soul Society befindet und für jedermann zugänglich ist.“ Ich ballte meine Hände zu fest zusammen, dass die Handknöchel weiß hervorstachen und biss so fest die Zähne zusammen, dass ich Angst hatte, sie nie wieder auseinander zu bekommen. „Es heißt, dass Kisuke Urahara den Hougyoku an jemanden weiter gegeben hat, der ihn weiterhin einsetzen soll, so entstand auch der hollowfizierte Shinigami, den wir heute Vormittag in Rukongai vernichtet haben, wie jeder weiß.“ Ich hielt den Atem an. Nein, davon wusste ICH ganz sicher nichts. Ich warf Rangiku einen Blick zu, auch sie zuckte unschuldig mit den Achseln. Man hatte uns nichts verraten von der Sache, aber wieso? Nur langsam dämmerte mir sein Plan. „So Leid es mir tut aber alle Beweise sprechen gegen sie, Miyazaki- Taichô.“ Aizen sah mich dabei an, er spielte den traurig blickenden Kommandanten der feststellen musste, dass einer seiner Kollegen ein Verräter war, doch seine Augen lachten siegessicher. Ich entkrampfte meinen Körper, atmete einmal tief durch und antwortete schließlich: „Ich habe nichts damit zu tun.“ Tatsächlich jedoch sprachen alle Beweise gegen mich. Ein paar Shinigami schienen Augenzeugen zu sein, angeblichen hatten sie gesehen, wie ich den Shinigami ohnmächtig geschlagen und hollowfiziert hatte, dabei soll ich gesagt haben „Ihr habt wohl gedacht wenn Kisuke weg sei, wärt ihr sicher vor der Veränderung der Welt!“ Alle sahen mich geschockt an, ich wusste, dass die meisten ihm nicht glauben mochten, doch wusste ich auch, dass ihnen keine andere Wahl blieb. „Nehmt sie fest.“ Der General- Kommandant sprach so leise, dass man seine Stimme kaum hörte, er schien enttäuscht von mir, enttäuscht von alledem. „Einen Moment.“ Bat ich und trat vor den General- Kommandanten. „Ich möchte einen Moment mit ihm unter vier Augen sprechen.“ Die anderen verließen widerwillig den Raum, nachdem Yamamoto- Genryusai sie rausgeschickt hatte. „Ich weiß, dass alles gegen mich spricht und ich weiß auch, dass ich dies nicht ändern kann. Was ich jedoch noch sagen möchte, ist dass ich unschuldig bin und ich möchte nicht, dass ihr mir glaubt oder mich befreit oder sonstiges, alles was ich möchte ist, dass ihr meine Worte im Gedächtnis behaltet…“ ich seufzte einmal auf und blickte ihm dann fest in die Augen. „Sollte irgendwann wieder etwas geschehen hier in der Soul Society, etwas was ihren Frieden stört, dann legen sie ihre Augen bitte zuerst auf Sosuke Aizen. Und wenn die Wahrheit dann irgendwann endlich ans Licht kommen sollte, werde ich zurück kehren und jene die mir und auch den anderen, Yoruichi, Kisuke, Shinji und allen Opfern das alles angetan haben, jene werde ich mit eigenen Händen vor das Gericht ziehen, das ist mein Versprechen.“ Der General- Kommandant sah mir fest in die Augen. „Versprechen.“ Wiederholte er. „Ich merke mir das.“ Damit wurde ich aus dem Raum geführt, direkt in den Raum 46. Alles lief an mir vorbei, als wäre es nur ein Traum. Ich hörte die meiste Zeit gar nicht zu, es war mir egal, was sie mir vorwarfen, es stimmte ja eh nicht. Erst als sie das Urteil verkündeten, lauschte ich auf. „Akari Miyazaki, Sie werden noch heute ihren Kommandantenhaori ablegen und dann mit diesen Fesseln nach Rukongai gehen und nicht hierher zurückkehren.“ Um meine Handgelenke spürte ich plötzlich etwas Kühles und erkannte zwei schmale Armreifen, aus einem schwarzen Metall, die eng anlagen. Was hatte das zu bedeuten? Jemand riss mir meinen Haori runter, danach wurde ich aus dem Raum geschoben. Ich wurde einfach vorwärts getrieben, vorbei an allen anderen, die Blicke Rangikus und Byakuyas spürte ich noch lange in meinem Rücken. Ich spürte, wie sie beide vor Wut aufkochten. Ich war froh, dass beide sich zusammenreißen konnten, nun bei Byakuya war das kein Wunder, Rangiku allerdings war ja meistens sehr temperamentvoll. Am Schlimmsten war es Gins Blick zu ertragen, denn ich wusste nicht was er sagte. Einerseits schien er erfreut und erleichtert, doch andererseits leuchtete gewisse Trauer und auch ein schlechtes Gewissen aus seinen Augen. Er lächelte auch nicht. „Komm uns besuchen.“ Murmelte er. Ich sah ihn nicht an. Er tat so, als würde ich nur umziehen in eine andere Gegend, nicht als wäre er einer der Schuldigen, dass ich verbannt wurde. Ich senkte den Blick. Atmete tief ein. Erhob mein Haupt und schubste die Wachen von mir weg. „Ich finde den Weg allein.“ Mein letztes bisschen Ehre würde ich noch bewahren. Erhobenen Hauptes schritt ich davon, durch die Straßen der Seiretei und schließlich auch durch eines seiner Tore. Eines Tages würde ich zurückkehren, ganz offiziell würde ich erneut erhobenen Hauptes durch diese Tore schreiten und dann sollte Aizen sich warm anziehen. Es war nun schon einige Wochen her, seit meiner Verbannung aus Seiretei. Ich hatte bei einer netten Familie einen Unterschlupf gefunden, in dieser Familie waren sogar Mutter und Tochter, wirklich Mutter und Tochter, da ich sie nach ihrem Tod zusammengeführt hatte. Sie waren mir noch immer sehr dankbar, deshalb ließen sie mich umsonst in ihrem Haus wohnen, trinken und essen. An diesem Tag hatte ich etwas Besonderes vor. Ich wollte in die Welt der Lebenden reisen, wollte Kisuke und die anderen besuchen. Mana, die junge Tochter der Familie, räumte gerade das Haus ein wenig auf, als ich mich verabschiedete. „Ich werde für ein paar Tage auf Reisen gehen.“ Teilte ich ihr mit. „Bitte richte deiner Mutter das von mir aus und sag ihr, vielen dank für das Essen.“ Mana nickte eifrig. „Ja, Miyazaki- Taichô.“ Ich seufzte. „Akari.“ Verbesserte ich sie. Ich war keine Kommandantin mehr, folglich war auch diese Anrede nun völlig unangebracht, aber Mana konnte anscheinend nicht anders. Langsam schlenderte ich durch die Straßen Rukongais, bis ich die Stadt verlassen hatte. Ich befand mich in einer Art Wald, hier würde es niemandem auffallen wenn ich einen Weg in die Welt der Lebenden öffnete. So tat ich dies. Ich atmete tief ein und lief los. Erst schien alles wie immer zu sein, doch dann plötzlich, geschah etwas, etwas dass ich die ganze Zeit schon befürchtet hatte: die schwarzen Armreifen leuchteten auf und mit einem heftigen Ruck saß ich wieder vor dem Tor. Ich versuchte es erneut. Mit aller Kraft versuchte ich meinen Körper durch das Tor zu bringen, doch egal wie sehr ich mich anstrengte, die Armreifen zogen mich zurück. Immer wieder und wieder versuchte ich es, ich weiß gar nicht mehr wie oft, doch ich weiß noch, dass ich es nicht wahrhaben wollte. Wollte nicht wahrhaben, dass ich Kisuke nicht wieder sehen konnte. Am Ende saß ich allein im dunklen Wald auf dem Boden, das Tor vor mir schloss sich wieder und ich rührte mich nicht. Diese Fesseln, fesselten mich an die Soul Society. Kisuke hatte mir versprochen, diese nicht zu betreten. Fest schlug ich mit den Fäusten auf die Erde, so fest, dass zwei tiefe Löcher entstanden. „Sie haben uns getrennt… Kisuke…“ Kapitel 9: Hundert Jahre ohne dich - Teil 1: Dieses Mal ging ich fort --------------------------------------------------------------------- Monate vergingen ohne dass ich etwas Sinnvolles tat. Tag für Tag verbrachte ich mit der netten Familie, die mich aufgenommen hatte, doch selbst die merkten, wie schlecht es mir ging. „Akari- San.“ Begann Mana eines Tages und sah mich besorgt an. Ich hatte ihr mittlerweile eingebläut, dass ich nun keine Kommandantin mehr war. Ich sah sie ratlos an. „Ich finde, du solltest mal nach Seiretei gehen.“ Meinte sie trocken und starrte in die ferne. Ich lächelte kalt. „Wie sollte ich das tun, ich bin verbannt von dort.“ Mana schüttelte den Kopf. „Haben sie ausdrücklich gesagt, dass du Seiretei nicht betreten darfst?“ Ich überlegte. So ausdrücklich hatte man mir das nicht gesagt. „Ich denke, du solltest mal deine Freunde besuchen, von denen du mir erzählt hast. Diese Rangiku und diesen Byakuya und auch deinen Bruder, Yamachi. Sie werden sich bestimmt freuen, wenn du mal vorbeischaust.“ Ich dachte lange über ihre Worte nach und musste feststellen, dass ich die drei wirklich sehr vermisste. Natürlich war ich frustriert und deprimiert, weil ich Kisuke nicht besuchen konnte, doch die anderen drei waren noch immer in der Soul Society und somit nicht unerreichbar für mich. Miaka, Manas Mutter hatte an diesem Nachmittag eine kleine Überraschung für mich. „Weißt du Akari, ich bin ja nun schon etwas älter als du, nun innerlich zumindest“, sie schmunzelte, hier in der Soul Society konnte man niemandem nach dem Aussehen beurteilen, manche klein aussehenden Kinder waren schon länger hier, als einige Erwachsene und manche ältere Herren und Damen waren wirklich 60 Jahre alt, während jugendlich aussehende wie ich schon fast hundert Jahre alt waren. „Wenn man Liebeskummer hat, soll man etwas an sich verändern, hat eine gute Freundin zu mir in Lebzeiten immer wieder gesagt. Deshalb, habe ich hier etwas für dich…“ Aus einer Kiste holte sie einen Haufen Kleidung, der sich als eine Mischung aus Hosenanzug und Kleid entpuppte. „Das ist ein altes Kämpferoutfit, ich habe es überarbeitet und ich möchte, dass du es trägst.“ Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, so probierte ich das Outfit einfach an und es passte wie an gegossen. Unglaublicherweise, fühlte ich mich wirklich etwas besser. Als Miaka mir das Haar auch noch mit einer passenden Schleife zusammenband, fühlte ich mich fast wie ein anderer Mensch. „Wow… danke.“ Sagte ich leise, als ich mich im Spiegel betrachtete. Ich sah nun etwas mehr wie eine Ex- Kommandantin aus, als die letzten Monate, in denen ich eher wie ein Schluck Wasser in der Ritze ausgesehen hatte. Ich grinste, ich spürte eine neue Energie in mir aufsteigen. Kisuke und ich würden das schon überstehen und wenn wir uns dann irgendwann endlich wieder treffen würden, dann wird alles noch viel besser sein, als je zuvor. Das redete ich mir ein. An diesem Abend rannte ich, mein von Yoruichi gelerntes Shunpo benutzend, so schnell ich konnte in Richtung Seiretei. Ich musste Yamachi, Byakuya und Rangiku unbedingt besuchen. Sie sollten sich keine Sorgen um mich machen, ich wollte ihnen zeigen, dass es mir gut ging. Leise schlich ich mich über den Hof meiner Familie. Nur in einem einzigen Raum war das Licht noch eingeschaltet, verwundert bemerkte ich, dass es mein eigenes Zimmer war. Eine Weile hockte ich vor dem Fenster und beobachtete, wie Yamachi an meinem Schreibtisch saß und Löcher in die Luft starrte. Er bemerkte mich nicht, was ich seltsam fand. Er war zwar nie ein guter Kämpfer gewesen, doch was Kido betrifft und das wahrnehmen von Reiatsu, war er stets recht gut gewesen. Ich hatte meine Energie weites gehend unterdrückt, doch so nah wie ich ihm war, müsste er mich doch bemerken. „Sag mal Yamachi, was träumst du da vor dich hin?“ Meine Stimme schien unglaublich laut, Yamachi zuckte zusammen und viel vor Schreck beinahe vom Stuhl. „Akari!“ Er riss das Fenster auf und ließ mich ein, sofort sprang ich ihm in die Arme. Es schien so unglaublich lang her zu sein, dass ich ihn gesehen hatte. Sein Haar war unglaublich lang geworden. „Wow, cooles Outfit.“ Lobte er sofort und wir lachten laut auf. „Weißt du, ich komm abends manchmal in dein Zimmer, weil ich dann das Gefühl hab, dir näher zu sein.“ Meinte er, als wir endlich aufgehört hatten zu lachen. Mir kamen fast die Tränen. Yamachi war wieder Yamachi. Schon lange hatte ich mich nicht mehr so wohl gefühlt. All die Kälte des adeligen Snobs schien von ihm gewichen zu sein, zumindest hier in den heimischen Wänden. Außerdem bewiesen mir seine abendlichen Besuche in meinem Zimmer, dass auch er mich vermisst hatte. Noch einmal nahm ich ihn fest in die Arme. „Versprich mir, dass du von nun an öfter her kommst, ja?“ Ich nickte eifrig. Wir genossen gemeinsam seine Kochkünste, er hatte sich wirklich verbessert und eifrig berichtete er mir von all den Geschehnissen in Seiretei, seit ich gegangen war. „Rangiku läuft gegen Wände weißt du, mit Aizen, Gin und Tousen als Kommandanten ist es gar nicht so einfach, sagt sie vor allem weil sie nun den obersten Rang in der zehnten Kompanie besetzt.“ Ich seufzte, arme Rangiku. Ich musste mich unbedingt bei ihr dafür entschuldigen, dass all die Arbeit nun allein auf ihr lastete. „Byakuya scheint sich aus allem so ziemlich raus zu halten, aber ich hab das Gefühl dass er im Hintergrund eine ganze Menge Fäden zieht, er hat die Unterstützung der Familie Kuchiki und auch von anderen Adelsfamilien, also werden die ihn nicht so leicht los.“ Ich grinste, das war typisch Byakuya, genau das, was ich von ihm erwartet hatte. Vorne herum, schien er weder Aizen, noch Gin oder Tousen feindselig gegenüber zu stehen, doch hinten herum vereitelte so viele ihrer Pläne, wie er nur konnte. „Gibt es schon einen neuen Anwärter für meinen Nachfolger?“ fragte ich nebenbei, als interessiere es mich nicht groß, doch innerlich war ich sehr neugierig und wollte eigentlich nur ungern jemandem diesen Platz überlassen. Yamachi schüttelte den Kopf. „Rangiku hat bisher alle in frage Kommenden ausgeschaltet.“ Ich schmunzelte. Sie schien stark geworden zu sein um meinen Platz zu verteidigen. „Aber sie selbst will den Job auch nicht annehmen, sie sagt sie sei zu schwach dafür und außerdem sei ihr das zu viel arbeit.“ Ich nickte, hörte sich ganz nach ihr an. Eine Weile war es still am Tisch, Yamachi sagte nichts, dann stellte er seine Schüssel ab. „Akari…“, begann er und ich stellte meine Schüssel mit Reis ebenfalls auf den Tisch. „Mutter…“ begann er und ich wandte den Blick ab. Unsere Mutter war schon sehr lange, sehr krank und wir hatten von Anfang an gewusst, dass sie früher oder später umkippen und dann nicht mehr aufstehen würde. Sie würde eine lange Zeit im Bett liegen und dann für immer einschlafen. „Seit einigen Monaten liegt sie nur noch im Bett. Sie hat kaum noch kraft um allein auf die Toilette zu gehen. Bitte…“ begann er und ich nickte. Ich musste zu ihr gehen. Wer wusste, wie lange sie noch hatte und wie schnell ich wieder hier her kommen würde. Langsam, und schweren Herzens machte ich mich auf den Weg zu ihrem Zimmer. Wir hatten zwar immer gewusst, dass es eines Tages so kommen würde, doch da es nun tatsächlich soweit war, spürte ich trotzdem einen dicken Kloß im Hals. Ich schob die Tür auf und brachte somit das Mondlicht in das Schlafzimmer meiner Mutter. Sie öffnete die Augen aus denen kaum noch Lebenswille strahlte. Sie lächelte, ganz so, als hätte sie mich erwartet. „Mama…“ begann ich und setzte mich neben sie. Ohne ein Wort zu sagen, nahm sie meine Hand und atmete tief ein und aus, als genieße sie diesen Moment. „Akari.“ Begann sie mit leiser, brüchiger Stimme. „Endlich bist du hier.“ Ich nickte eifrig. „Ja ich bin hier.“ „Ich weiß nicht, ob ich immer alles richtig gemacht habe, mit dir und Yamachi, aber eines weiß ich…“ sie stocke einen Moment, als sammelte sie neue Kraft zum sprechen. „Ihr seid zwei wundervolle Menschen geworden und ich weiß Akari, dass auch du deinen Weg zurück finden wirst, durch all die Lügen und Intrigen, denn am Ende, siegt immer die Wahrheit.“ Ihre Worte hallten mir noch lange im Kopf nach. „Kämpfe niemals auf Leben und Tod, wenn es nichts gibt, was du beschützen kannst, hörst du?“ Ich musste grinsen, dass war ihre Kampfregel Nummer eins gewesen, das erste was sie uns im Kampf beigebracht hatte. „Euer Vater war ein großartiger Mann, weißt du und ihr beide habt seine Augen. Ich wünschte ihr hättet ihn kennen gelernt…“ wieder blieb sie eine Weile still. „Pass bitte immer gut auf deinen Bruder und deine Freunde auf, auf alles was du liebst, das ist das wichtigste im Leben Akari. Wichtiger als jeglicher Ruhm und jede Macht.“ Mir kamen die Tränen, das ganze klang wie eine Abschiedsrede und ich spürte bereits, was das bedeutete. „Und versprich mir eines.“ Brachte sie mit letzter Kraft hervor. Ich nickte wieder, ich wusste, dass Sprüche wie ‚Sag doch so was nicht, du wirst leben’, nun völlig unangebracht waren. „Bleib immer du selbst.“ Ich versprach es ihr. Ich weiß nicht mehr wie oft, aber ich versprach ihr, dass ich immer ich sein würde und immer ihre Tochter. Ihre letzten Atemzüge klangen so ruhig und friedlich, dass ich mich irgendwie für sie freute, endlich hatte sie aufgehört zu leiden und war eins mit unserem Vater. Als ich ins Esszimmer zurückging, sagte Yamachi nichts, er nahm mich lediglich in die Arme und wir weinten die ganze Nacht. Der nächste Morgen war ein turbulenter Morgen. Yamachi weckte mich plötzlich, wir waren im Esszimmer eingeschlafen, uns alte Fotos ansehend. „Du musst schnell weg.“ Murmelte er, während er aufräumte. Ich schüttelte mich. „Unohana- Taichô und ihre Vize- Kommandantin werden in wenigen Minuten hier sein um Mutter…“ er sprach nicht weiter, ich wusste was er sagen wollte. Wenn jemand in Soul Society starb, lösten sich sein Körper und seine Kleidung komplett auf, Unohana würde also in Mutters Schlafzimmer gehen um die Aura des Raumes zu analysieren und herauszufinden, ob Mutter wirklich gestorben war. Sobald sie ihren Tod bekannt gegeben hatte, würde man die Schwarze Fahne aufhängen, so war es stets, wenn Adelige starben, ganz Seiretei hatte mitzutrauern. Dann würde es bald eine Beisetzung geben, was ohne Körper eigentlich lächerlich klang, im Grunde wurde ein Grabstein auf eine Art Friedhof gestellt und es gab eine Zeremonie, dann gab es einen Ruhetag, an dem man nichts machen würde. Der darauf folgende Tag würde dann Yamachi gelten, er würde nun offiziell zum neuen Oberhaupt der Familie Miyazaki ernannt werden. Ich seufzte, als ich aus dem Fenster verschwand, so stark wie nur möglich mein Reiatsu unterdrückend, zu gern hätte ich das alles miterlebt. Aber wieso eigentlich nicht? Alles was ich brauchte, was etwas, um mein Gesicht zu verdecken. Ich brauchte nicht lang zu suchen, ich hatte noch ein paar Sachen in meinem Raum in der zehnten Kompanie gehabt, Rangiku hatte meinen Raum nicht verändert und dafür dankte ich ihr. Auch die Kleidung, die ich zurück gelassen hatte, war noch immer an ihrem Platz. Was mich zum kichern brachte, war die kleine Glaskugel, die auf dem Schreibtisch lag. Es war jene Kugel, mit der Rangiku vor einigen Monaten hatte Selbstgespräche führen sollen, damit ich mich von Kisuke hatte verabschieden können. Ich fragte mich, ob sie die Kugel manchmal benutzte, um meine Stimme zu hören. Schnell hatte ich einen Kapuzenumhang im dunkelsten Schwarz aus dem Schrank geholt und zog ihn über. Sogar mit dem Zopf verdeckte die Kapuze mein Gesicht fast komplett. Ich schlich mich davon und erkannte auch schon die schwarze Flagge. Unohana war fertig mit ihrer Arbeit in unserem Haus, doch ich wollte nicht gleich zurückkehren. Ich spazierte durch die Straßen Seireteis, als sei es nichts Ungewöhnliches für mich, merkte mir jede Ecke und Kante. Einige Stunden tat ich dies, es tat gut eine Weile allein zu sein und in Erinnerungen zu schwelgen. Als ich zum Beispiel an der Kreuzung ankam, die zur Benimmschule führte, kicherte ich leise in mich hinein. Es war der Ort, an dem ich Kisuke zum aller ersten Mal getroffen hatte. Damals hatte ich ihm diesen Hut auf den Kopf gesetzt um ihn vor diesen Schlägertypen zu beschützen. Ich fragte mich, ob er diesen Hut noch immer bei sich trug. Plötzlich erschallte ein Horn. Es rief zur Beisetzung. Ich machte mich auf den Weg in Richtung Friedhof, alle Shinigamis strömten auf die Straßen und gingen den gleichen Weg wie ich. Das Schlimmste war, dass ich an der dritten Kompanie vorbei musste. „Wollt ihr nicht auf euren Kommandanten warten?“ hörte ich eine nur allzu vertraute Stimme rufen. Ich erkannte denn Kommandantenhaori mit dem Zeichen der dritten Kompanie auf dem Rücken, das helle Haar leuchtete im Licht der Sonne und die Shinigamis, denen er zugerufen hatte, blieben etwas verlegen stehen. „Natürlich, Ichimaru- Taichô.“ Stammelte einer vor sich hin. Gin. Wie er einfach so, frei von allem Kummer und Sorge lang spazieren konnte, war mir rätselhaft. Als wäre alles in Ordnung, grinste er frech wie eh und je. Schnellen Schrittes überholte ich die kleine Gruppe und hoffte, sie übersahen mich einfach, Irrtum. „Hey du!“ Gins Stimme schien misstrauisch. „Du da mit dem Kapuzenumhang!“ ich blieb stehen und drehte mich um. „Ja?“ fragte ich und versuchte meinen Zorn zu unterdrücken. „Warum so vermummt, es ist doch ein wunderschöner Tag.“ Meinte er und wies mit der Hand in den Himmel, der blau und Wolkenfrei war. „Jemand ist gestorben. Daran ist nichts schön, Gin Ichimaru.“ Sagte ich hart und lief so schnell davon, wie ich konnte. Schneller als sie sehen konnten. Ich war zwar noch lange nicht so schnell wie Yoruichi, aber immer noch schneller als der größte Teil aller Shinigamis. Ich spürte, dass Gin nun wusste, wer ich war und ich fragte mich, ob er gleich Aizen davon erzählen würde. Vielleicht hatte er ja noch so viel Herz, mich bei der Beisetzung meiner Mutter dabei sein zu lassen. Als ich auf dem Friedhof ankam, waren Stühle bereits aufgestellt, ich setzte mich soweit nach vorn, wie ich konnte. Die ersten drei reihen waren für den Adel und die Kommandanten und die Vize- Kommandanten reserviert, alles was danach kam jedoch, war frei zu wählen. Ich hatte glück, denn ich saß direkt hinter der Familie Kuchiki. Byakuya setzte sich hin, direkt vor mich und ich musste grinsen. Einen Moment ließ ich einen winzigen Hauch meines Reiatsus frei, Byakuya stand nun wieder Kerzengerade. „Byakuya- Sama?“ Hisana sah ihn verwundert an, Byakuya schüttelte den Kopf, „Ich dachte nur…“ er schüttelte erneut den Kopf und setzte sich wieder. Die Zeremonie begann. Der erste der sprach, war Yamamoto- Genryusai. Er sprach lange, erzählte von der Bereicherung durch die Güte meiner Mutter und dass sie eines der beliebtesten Familienoberhäupter der Familie Miyazaki gewesen ist. Soweit ich wusste, war mein Großvater ein echter Kotzbrocken gewesen. „Nun gibt es noch den einen oder anderen, der etwas sagen möchte.“ Yamachi erhob sich nun und erzählte einige Dinge aus unserer Kindheit. „Was ich damit sagen will, ist dass sie nicht nur ein großartiges Familienoberhaupt war, sondern auch eine liebende und wundervolle Mutter.“ Mir kamen die Tränen. Als Yamachi zurück zu seinem Platz ging, sah ich dass er seine Hände zu Fäusten geballt hatte. Langsam nur stand jemand auf, der Kommandantenhaori wehte im Wind, das Zeichen der fünften Kompanie darauf. Ich atmete schwer, klammerte mich an meinem Stuhl fest und starrte diesen Mann mit meinem Hasserfüllten Blick an. Als Sosuke Aizen vor dem Grab meiner Mutter stand und begann zu reden, heuchlerisch zu erzählen, was für eine tolle Frau sie doch gewesen ist, da war ich kurz davor, auf ihn loszuspringen und seine Zeremonie für heute Abend festzulegen. „Auf einer Zeremonie wie dieser sollte immer alles friedlich zugehen, meinst du nicht, Hisana?“ meinte Byakuya plötzlich zu seiner verwirrten Frau. Ich wusste, dass er mir damit sagen wollte, dass ich nichts Unüberlegtes machen sollte. Ich riss mich zusammen. Ich sagte nichts und als ich Gin erblickte, erstaunte mich das für einen Moment so sehr, dass ich ganz kurz Aizen vergaß. Auch er klammerte sich an seinem Stuhl fest und starrte mich mit ernstem Blick an. Kein Grinsen auf seinen Lippen. Langsam formte er mit dem Mund zwei Wörter. „Bleib ruhig.“ In seinem Blick eine Warnung, die mich frösteln ließ. Ich entspannte meinen Körper und lehnte mich in meinen Stuhl zurück. Er hatte mich nicht an Aizen verraten, so viel war mir jetzt klar. Aizen stand da vorn und redete, weil er wissen wollte, ob ich hier war, weil er mich aus meinem Versteck treiben wollte. Als die Zeremonie vorbei war, verschwand ich so schnell ich konnte und begab mich in das Haus der Familie Kuchiki. Byakuya hatte den Eratzschlüssel noch immer an der gleichen Stelle versteckt, vielleicht, weil er wusste, dass ich dieses Versteck kannte? Ich machte es mir bequem, sah mir Fotos an, neue Fotos von ihm und Hisana, sie schienen wirklich glücklich zu sein und mir wurde ganz warm ums Herz. Wenigstens einer, der sein Glück gefunden hatte. Plötzlich wurde die Tür aufgeschoben. Hisana sah mich verwirrt an, sie blieb einfach in der Tür stehen. „Byakuya- Sama…“, begann sie und Byakuyas Stimme ertönte einige Meter entfernt. „Was ist?“ fragte er und kam näher. „Wir haben Besuch.“ Byakuya trat in mein Blickfeld und sah mich einen Moment genauso erstaunt an, wie Hisana. Ich sprang auf und ihm in die Arme. „Byaku, lang nicht gesehen.“ Er sah mich an und schüttelte den Kopf. „Du änderst dich wohl nie.“ Stellte er mit einem erleichterten Grinsen fest. „Hisana, machst du uns etwas Tee?“ bat er seine Frau, die freudig einwilligte und schnellen Schrittes in die Küche eilte. Ich erzählte Byakuya von allem was in letzter Zeit geschehen war, von den Armreifen und ihrer Wirkung und dann von Miaka und Mana. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Leute von Raum 46 so eine Strafe verhängen.“ Murmelte er, als er meine Armreifen genauer betrachtete. „Da steckt sicher auch Aizen dahinter.“ In der Hinsicht schienen wir uns einig zu sein. Hisana brachte bald den Tee und er schmeckte einfach Fabelhaft. „Wow Hisana du könntest damit Reich werden.“ Lobte ich ihren Tee und sie lächelte nur verlegen. Ich verbrachte den ganzen Tag mit ihnen, wir lachten viel, das war genau das, was ich gebraucht hatte. Als die Sonne unterging, verabschiedete ich mich. „Spätestens heute in einem Monat komme ich wieder hier her.“ Versprach ich und machte mich nun auf den Weg, noch einmal vorbei an der zehnten Kompanie. „Wenn ihr nicht gleich eure Hintern hier wegbewegt und eure Arbeit erledigt, bekommt ihr es mit Haineko zu tun!“ Rangiku schrie so laut, dass man es schon einige Straßen weiter hörte. Die Shinigamis, die sie angeschrieen hatte, liefen sofort davon, anscheinend um ihre Arbeit zu erledigen. „Schlimm diese Shinigami von heute.“ Murmelte ich, direkt neben ihr stehend. „Das kannst du laut sagen.“ Antwortete sie, einen Moment lang dauerte es, bis sie mich anstarrte und einen Meter davon sprang, das Schwert gezogen und auf mich gerichtet. „Wer bist du?“ Ich lachte. „Da bin ich mal eine Weile nicht da, schon erkennt man mich nicht mehr.“ Meinte ich und zog die Kapuze aus meinem Gesicht. Rangiku keuchte auf. „Akari…“ hauchte sie, steckte ihr Schwert zurück und sprang mir in die Arme. „Ich wusste, dass du die Zeremonie nicht versäumen würdest.“ Schluchze sie mir in die Kleidung und zog mich dann hinein. Drinnen bat sie mir etwas von ihrer Kochkunst an und ich konnte nicht nein sagen. Auch ihr berichtete ich noch einmal alles und sie berichtete mir ebenfalls. Viel mehr beklagte sie sich eigentlich über alles und jeden. „Diese Soifon ist auch nicht mal halb so lustig drauf wie Yoruichi es war, sie ist immer so verdammt ernst und von den anderen neuen Kommandanten brauch ich wohl gar nicht erst anfangen. Aber ich hab gehört, dass jemand der sich Zaraki Kenpachi nennt auf dem Weg hierher ist um unseren Kenpachi hier zu töten, schon krass, was es für Leute gibt.“ Nach dem Essen verabschiedete ich mich von ihr, versprach ihr, dass ich beim nächsten Besuch mehr Zeit mit ihr verbrachte und machte mich nun endgültig auf den Weg. Als ich die Mauer erreicht hatte, die Seiretei umgab, ließ Jidanbou mich freudig wieder heraus, er war ein freundlicher Torwächter und derjenige, der mich auch Gestern hereingelassen hatte, „Ich kann euch den Weg nicht versperren, Miyazaki- Sama, denn auch wenn ihr keine Kommandantin mehr seid, seid ihr noch immer eine Adelige.“ Hatte er schmunzelt gesagt und das Tor geöffnet. Ich trat hinaus und sah in Jidanbous Blick so etwas wie eine Warnung, ich ahnte etwas Übles. Nach ein paar Schritten erkannte ich Gin vor dem Tor stehend. Er sah mich nicht an, ich bat Jidanbou das Tor wieder zu schließen und ging auf Gin zu. Als ich neben ihm stand, begann er leise zu sprechen. „Ich wusste, dass du dieses Tor benutzen würdest.“ Er grinste, etwas traurig, aber er grinste. „Du hast Aizen nicht gesagt, dass ich hier war.“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung und Gin nickte. „Du solltest nicht hier her kommen, Akari.“ Es klang besorgt, doch ich kümmerte mich nicht darum. „Wieso?“ fauchte ich ihn an. „Hier sind die Menschen die ich liebe, warum sollte ich von hier weg bleiben? Wenigstens KANN ich hier herkommen…“ den letzten Teil fügte ich eher leise hinzu und starrte auf die schwarzen Armreifen, die ich mit allen Mitteln versucht hatte loszuwerden. „Du bist Aizen ein Dorn im Auge, Akari.“ Ich lachte verbittert. „Oh, das ist mir ja noch gar nicht aufgefallen.“ Endete ich mein Lachen sarkastisch. „Akari du verstehst das nicht, der einzige Grund, dass du nicht die Todesstrafe erhalten hast ist…“ er stockte und sah mir in die Augen, als hätte er bemerkt, dass er mir gerade mit seinen Worten etwas verraten hatte. Allerdings wusste er auch, dass ich mir schon lange gedacht habe, dass Aizen hinter meiner Strafe steckte. „Ja? Der Grund dafür ist?“ fragte ich zickig, Gin legte seine Hände auf meine Schultern. „Der einzige Grund dafür ist, dass du mir immer noch am Herzen liegst, Akari und ich will dass du lebst, verstehst du? Aber wenn du jetzt Tag für Tag hier hereinschneist, wird Aizen das nicht gefallen.“ Einen Moment war es still. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Nach Jahren, nach so vielen Jahren hatte er mir nun endlich gestanden, dass ich ihm noch immer etwas bedeutete und ich konnte ihn nicht ansehen, denn ich konnte oder wollte ihm das nicht glauben. „Wenn ich dir wirklich noch am Herzen läge, Gin, dann würdest du nicht mehr für Aizen arbeiten.“ Mit diesen Worten ließ ich ihn zurück, rannte so schnell davon, wie ich nur konnte, ließ das alles hinter mir, diesmal war ich diejenige, die fort ging. Kapitel 10: Hundert Jahre ohne dich - Teil 2: Bitte sag ihm nichts! ------------------------------------------------------------------- Es vergingen Jahre. Jeden Monat besuchte ich Seiretei und allmählich gewöhnte ich mich an dieses Leben. Eine Sache, die mir allerdings manchmal zu schaffen machte war, dass diese Armreifen mich nicht nur von der Welt der Lebenden fern hielt, nein, wie ich heraus fand begrenzten sie auch noch mein Reiatsu. Das war auch der Grund dafür gewesen, dass Yamachi mich nicht bemerkt hatte, bei meinem ersten Besuch in Seiretei, sie Armreifen setzten mir ein Limit. Ähnlich war es, wenn ein Kommandant die Welt der Lebenden betrat, er wurde stets mit einem Limit belegt und nur in Notfällen wurde dieses aufgehoben, das war zum Schutz der Menschen dort gut, denn ein starkes Reiatsu konnte Menschen krank machen. Ich allerdings war talentiert genug um mein Reiatsu soweit zu unterdrücken, dass es niemandem schadete. Jetzt aber, war das nicht einmal mehr nötig, mein Reiatsu war so stark begrenzt, dass es die Leute um mich herum kaum hungrig machte. Ich seufzte, wäre ich nicht so geschickt im Umgang mit meinem Zanpakutou, hätte ich sogar Schwierigkeiten mit einem einfachen Hollow. Wie sollte ich so jemals Aizen bekämpfen können? Das hatte er wirklich geschickt eingefädelt. Während er von Tag zu Tag stärker wurde, war ich kaum in der Lage richtig zu trainieren, da ich meine Kräfte nicht benutzen konnte. Eines schönen Tages, ich hatte mal wieder verzweifelt versucht, die Fesseln loszuwerden, da hörte ich ein Gerücht, das umging. Das Gerücht einer sprechenden Katze. Reichlich merkwürdig. „Ja, sie soll nach jemandem gefragt haben.“ Erzählte Mana mir am Abend. „Nach wem?“ fragte ich neugierig, eine sprechende Katze war nun wirklich nicht das, was man jeden Tag erblickte. „Sie suchte nach dir.“ Mana sah mich forschend an. Ich verschluckte mich an meinem Essen. „Warum sucht eine sprechende Katze nach mir?“ fragte ich sie verwirrt, Mana lachte. „Genau das wollte ich dich auch fragen. Ich wollte der Katze nicht sagen, dass du bei uns wohnst, bevor du nicht davon weißt. Na ja ich weiß ja, dass du auch Feinde hast.“ Am nächsten Tag machte ich mich auf die Suche, die Suche nach der sprechenden Katze. Es war merkwürdig, die Leute nach so etwas zu fragen. Jedes Mal kam ich mir blöder vor. „Hey, habt ihr zufällig eine sprechende Katze gesehen?“ Als es spät Nachmittag wurde, gab ich die Suche auf, wahrscheinlich war das nur eine Verwechslung gewesen oder ein dummer Streich. Als dann plötzliche eine Katze vor mir landete, die zuvor wohl auf den Dächern umhergewandert war, wurde ich sehr neugierig. Ihr Reiatsu schien mir irgendwie vertraut. „Endlich habe ich dich gefunden, Akari!“ fauchte das Tier mich mit einer männlichen Stimme an. Ich lachte. Lachte das Tier einfach aus, während die Katze versuchte mir zu sagen, dass dies eine ernste Angelegenheit war und dass sie unbedingt mit ihr sprechen musste, lachte ich einfach nur. Als ich mich dann endlich wieder gefangen hatte, hatte ich auch endlich bemerkt, an wessen Reiatsu die Katze mich erinnerte und lachte erneut los. „Yo.. Yoruichi, bist du das?“ fragte ich kichernd und lachend, während die Katze sich umdrehte und davon ging. Ich folgte ihr, bis wir schließlich ein wenig außerhalb des Dorfes waren. Die Katze leuchtete auf und nahm ihre richtige Gestalt an, tatsächlich handelte es sich um niemand anderes als Yoruichi. „Bist du endlich fertig mit lachen?“ fragte sie etwas genervt, ich atmete zweimal tief und nickte dann. Sie stand nackt vor mir und ich sah mich einmal um, aber da niemand in der Nähe war, war das nicht weiter schlimm. „Akari, was machst du hier?“ fragte sie plötzlich sichtlich wütend und meine Miene verdüsterte sich. Ich wusste dass früher oder später der kam käme, an dem sie vor meiner Tür stände und fragte, warum ich nicht kam, warum ich sie nicht besuchte. Es war nun drei Jahre her, seitdem sie fort gegangen waren. Ich setzte mich hin und streckte ihr meine Arme entgegen, sie betrachtete die Armreifen forschend, während ich ihr alles erzählte, was geschehen war. „Das mit deiner Mutter tut mir leid.“ Murmelte sie, ließ den Blick jedoch nicht von den Armreifen. „Und du hast wirklich alles versucht?“ Ich nickte. „Alles was mir einfiel und noch ne ganze menge Dinge, die anderen eingefallen war, aber nichts half.“ Yoruichi seufzte. „Kein Wunder, dass du uns nicht besuchen konntest. Wir hatten auch eine ganze Menge zu tun weißt du.“ Sie berichtete mir knapp, wie schwierig es war, die hollowfizierten so zu trainieren, dass sie ihren Hollow im Griff hatten, nun lebten sie in den Unauffindbaren Gigais in der Welt der Lebenden. Ich seufzte erleichtert. „Ich bin froh, dass sie es geschafft haben.“ Meinte ich, doch die Frage, die mir die ganze Zeit auf der Zunge lag, wollte einfach nicht raus. „Frag endlich.“ Meinte Yoruichi irgendwann lachend. Ich sah sie dankend an. „Wie geht es ihm?“ Yoruichi wandte ihren Blick in die Ferne. „Weißt du, ich wollte schon viel früher kommen, hab gesagt, irgendwas muss passiert sein, dass du nicht kommst. Er jedoch meinte stets, dass du schon kommen wirst, wenn du kannst und dass wir uns um Shinji und die anderen kümmern müssen.“ Sie seufzte. „Aber ich weiß, dass er jede Nacht draußen vor der Tür sitzt und den Mond anstarrt, so als erwarte er, dass du plötzlich aus dem Himmel fällst. Ach ja und den Hut nimmt er nicht mehr ab, seitdem wir dort sind.“ Ich grinste, das war so typisch für ihn. „Er hat zusammen mit Tessai einen Süßigkeiten laden aufgemacht.“ Fügte sie noch lachend hinzu, ja das war nun wirklich allzu typisch für ihn. Nachdem wir eine Weile stumm da saßen, erhob ich mich. „Yoruichi, ich muss dich um einen Gefallen bitten.“ Sie rührte sich nicht, nickte nur kaum merklich. „Bitte… erzähl Kisuke nichts davon.“ Ich hob meine Arme und deutete auf die Armreifen. Yoruichi starrte sie einen Moment an. „Aber wieso?“ fragte sie nun völlig verwirrt. Ich seufzte und nahm ihre Hände. Ich wusste, dass Kisuke ihr viel bedeutete, sie waren mittlerweile sehr gute Freunde geworden und sie sah ihn nicht gern unglücklich. „Wenn er das weiß, wird er früher oder später hier herkommen und du kannst dir vorstellen, was Aizen dann tun wird.“ Sie nickte nun langsam verstehend worauf ich hinaus wollte. „Bitte sag ihm, dass du mich getroffen hast, dass es mir gut geht, aber dass ich noch einige Dinge zu erledigen hab, bevor ich aus Soul Society fort gehen kann. Bitte sag ihm das so.“ Nur widerwillig nickte sie weiter. „Ich werde versuchen diese Fesseln loszuwerden.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich werde es nicht nur versuchen, ich werde diese Fesseln definitiv bald los und wenn es das letzte ist, was ich tue.“ Die folgende Nacht brachte mir einen Albtraum. Es begann alles ganz angenehm, ich sah Kisuke wie er gemeinsam mit Tessai in einem kleinen Süßigkeiten Laden saß. Er suchte gerade einen riesigen roten Lolly aus einer Kiste, als ich den Raum betrat. „Der ist nur für dich.“ Sagte er mit seinem furchtbar frechen Grinsen, auf seinem Kopf der Hut. Ich wollte auf ihn zu rennen, den Lolly schnappen und meine Arme fest um ihn schlingen, doch egal wie schnell ich versuchte zu rennen, ich kam einfach nicht näher. „Akari, was ist?“ seine Frage hallte in meinem Kopf wieder und er sah mich mit einem leicht verwirrten Gesichtsausdruck an, dann nach einiger Zeit senkte er den Blick, sodass der Schatten des Hutes seine Augen komplett verdeckte. „Du willst nicht mehr zu mir?“ fragte er und ich schrie, schrie aus voller Lunge, dass es nichts gäbe, was ich lieber täte. In dem Moment erwachte ich. Stundenlang konnte ich nicht wieder einschlafen, denn jedes Mal wenn ich die Augen schloss, sah ich sein trauriges Gesicht mit dem gesenkten Blick. Lange noch, wälzte ich mich hin und her und weinte mich schließlich in den Schlaf. Wieder vergingen Jahre. Ich hatte bereits aufgehört die Tage zu zählen, oder gar auf sie zu achten. Ich wusste weder welches Datum wir hatten, noch konnte ich sagen, welcher Wochentag war. Jeden Tag versuchte ich einfach immer und immer wieder, mit allen mir nur möglichen Mitteln die Fesseln loszuwerden. Meine Arme waren wund und blutig von all den Versuchen, Miaka warnte mich bereits, ich solle eine Pause machen, sonst würden mir die Arme noch abfallen. Aber ich lachte sie aus, das funktionierte nicht, ich hatte sogar das bereits versucht. Nicht einmal meine Arme ließen sich abschneiden. Ich erschauerte. Dass ich selbst solche Maßnahmen schon ausprobiert hatte, zeigte wie verzweifelt ich war. Immer wenn ich nach Seiretei kam und die anderen besuchte, versuchte ich fröhlich zu wirken, damit sie sich alle nicht sorgten, natürlich merkte jeder von ihnen was los war. „Lass Yoruichi es ihm sagen und er kommt nach Rukongai. Die Wahrscheinlichkeit, dass Aizen ihn dort sofort bemerkt und reagiert ist sehr gering.“ War Byakuyas Vorschlag, meine Antwort war kurz aber eindeutig: „Aber die Wahrscheinlichkeit besteht.“ Selbst Yamachi, der sonst eigentlich die Vernunft in Person war, versuchte mich stets zu überreden, doch ich ließ es nicht zu, dass ich schwach wurde und mich überreden ließ. Ich wollte ihn nicht in Gefahr bringen. Rangiku verstand mich, doch missbilligte sie meine Entscheidung. „Hör zu Akari, entweder du siehst ihn nicht wieder und stehst auch dazu, das heißt du vergisst ihn und fängt endlich wieder an zu leben und nicht nur zu funktionieren, oder aber du lässt ihn hier her kommen. Das was du machst, bringt dich noch um!“ Ich dachte lange über ihre Worte nach und kam zu dem Schluss, dass ich eher sterben würde, als Kisuke in Gefahr zu bringen… oder ihn zu vergessen. Es half alles nichts, ich musste einfach stark sein. Eines Tages, es waren schon Jahrzehnte vergangen, Kisukes Bild in meinem Kopf wurde immer blasser und seine Stimme immer leiser, da besuchte ich mal wieder Seiretei. Yoruichi, die mich in den letzten Jahren regelmäßig besucht hatte und der es immer schwerer viel, Kisuke nichts zu verraten, war gerade erst wieder abgereist, in ihrer ulkigen Katzenform versteht sich. Seiretei schien ruhig an jenem Tag und ich erschauderte. Warum hatte ich nur diese schreckliche Vorahnung? Als Rangiku plötzlich vor mir stand, außer Atem und sich an mir fest hielt, erschauderte ich erneut. Ihr Blick verriet mir nichts Gutes. „Du kommst gerade richtig.“ „Rangiku, was…?“ Sie schüttelte den Kopf. „Keine Zeit für lange Erklärungen. Du musst zu Byakuya, irgendetwas stimmt da nicht.“ Ohne auf ein weiteres Wort zu warten, machte ich mich auf den Weg zum Haus der Familie Kuchiki. Eine merkwürdige Aura sprühte von diesem Haus, eine Aura die mir bekannt vorkam. Es war keine Person, viel mehr ein Zauber, der auf jemanden gelegt worden war. Ich rannte durch die Flure des Hauses, doch Byakuya war nicht anwesend, nur Hisana schien dort zu sein, also suchte ich sie auf. Allein im Zimmer, lag sie in einem Bett und atmete schwer. „Hisana!“ ich eilte zu ihr und das leuchten ihrer Augen ließ mich aufkeuchen. „Hisana, was…?“ begann ich, sie griff nach meiner Kleidung. „Akari, ich bitte dich, lass nicht zu, dass Byakuya- Sama dass meinetwegen tut.“ Ihre Stimme war fast nur noch ein Hauch und es dauerte einige Momente, bis ich begriffen hatte was passiert war. „Er hat einen von Aizens Plänen verhindert und glaubt, dass meine Krankheit damit etwas zu tun hat.“ Fuhr sie fort. „Aber ich will nicht, dass er alles weg wirft nur meinetwegen… er muss doch meine Schwester noch finden… ich habe sie ausgesetzt verstehst du, ausgesetzt! Byakuya- Sama… er ist der einzige, der sie von diesen Straßen holen kann. Er kann jetzt sein Kommandanten Amt nicht verlieren. Akari bitte… lass das nicht zu.“ Ich schluckte. „Hisana ich werde tun was ich kann, aber auch du musst das. Du bist nicht wirklich krank, also bitte kämpf dagegen an!“ Mit diesen Worten verließ ich sie und versuchte Byakuya aufzuspüren. Aizen. Wie ich ihn hasste. Er hatte Hisana mit seinem Hypnosezauber so hypnotisiert, dass sie nun so stark daran glaubte, dass sie todkrank war, dass sie es wirklich war und Byakuya, wollte sie befreien von diesem Zauber. Das hatte ich an ihren Augen gesehen, ich, die einzige, die gegen Aizens Hypnose Immun war, war auch eine der wenigen, die wusste, wie jemand aussah, der von seinem Zauber getroffen war und ich hatte Byakuya davon erzählt. Schnell hatte ich ihn gefunden und stellte mich vor ihn, meine Arme zu beiden Seiten ausgestreckt. „Byakuya.“ Er sah mich kalt an. „Halte mich nicht auf, Akari.“ Er schien mich gerade dazu anzuflehen, aus dem Weg gehen, doch irgendwas in seinem Blick bat mich auch, stehen zu bleiben. „Byakuya hör mir jetzt gut zu“, begann ich und legte meine Hände behutsam auf seine Schultern. „Wenn du das jetzt tust, wirst du verbannt, genau wie ich. Du wirst kein Kommandant mehr sein und eine Schande für deine Familie, du wirst im Hintergrund nicht mehr Aizens Pläne verhindern können und außerdem wirst du nicht mehr in der Lage sein, Hisanas Wunsch zu erfüllen und ihre kleine Schwester…“ in genau diesem Moment sank Hisanas Reiatsu so stark, dass es kaum noch wahrnehmbar war. „Byakuya, ich habe nichts mehr zu verlieren… und ich war schon immer die stärkere von uns beiden. Außerdem, braucht sie dich jetzt.“ Einen langen Moment sah er mich an, dann drückte er mich so fest er konnte an seine Brust, dass er so einen Gefühlsausbruch hatte, hatte ich schon lange nicht mehr erlebt. „Mach ihn fertig, für alles was er uns angetan hat.“ Bat er flüsternd und war dann verschwunden in Richtung Haus der Kuchikis. Ich seufzte. Ich war froh, dass Byakuya nicht wusste, dass die Armreifen meine Kraft so sehr reduzierten, dass ich nicht den Hauch einer Chance gegen Aizen hatte, doch ich würde mein bestes geben. Langsam machte ich mich auf den Weg in die fünfte Kompanie. Kapitel 11: Hundert Jahre ohne dich - Teil 3: Yamachis letzter Coup ------------------------------------------------------------------- Noch nie schien mir der Weg durch die Straßen Seireteis so lang gewesen zu sein. Als ich vor der Tür der fünften Kompanie angekommen war, rührte ich mich einen Moment nicht, atmete nur tief ein und aus. Ließ meinem Reiatsu freien lauf, soweit es nun halt mit den Armreifen ging und wartete. Es dauerte auch nicht lang, da öffnete sich die Tür und Aizen stand in seinem Kommandantenhaori vor mir. Da Gin nun seit einiger Zeit der Kommandant der dritten Kompanie war, war Aizen zurzeit ohne Vize- Kommandanten. „Akari, wie schön dich mal wieder zu sehen.“ Spottete er ich sagte nichts, zog einfach nur mein Zanpakutou. Auch er hatte seines gezogen. Ohne lange darüber nachzudenken wechselte ich gleich in die Bankai Form, so hatte ich eine wesentlich größere Chance zu gewinnen. Mein Bankai war unglaublich. Gewöhnlicherweise war das nun recht lange und schmale Schwert in einem dunklen Violet, was für eine unglaublich starke Angriffskraft stand, doch hatte es die Fähigkeit, seine Farbe zu wechseln: ein beißendes Grün bedeutete tödliches Gift, während rot für Feuer und blau für Eis stand und eine weiße Klinge nicht schnitt, aber heilte. Das war mein Bankai. Ohne lange drüber nachzudenken, benutzte ich sofort das giftigste grün und somit das tödlichste Gift, das mein Schwert bieten konnte. Ich bewegte mich schnell, doch zu langsam für Aizen. Er kannte die Fähigkeit meines Bankai, nur hatte er bisher die blaue und die rote Klinge kennen gelernt, nicht jedoch die grüne. „Was hat diese Farbe zu bedeuten, Akari?“ fragte er grinsend. Ich erwiderte sein Grinsen. „Das wirst du schon noch herausfinden.“ Ich startete einen Angriff nach dem anderen, ein winziger Kratzer würde ausreichen um ihn zu töten. Doch dann machte ich einen kleinen Fehler, als ich versuchte ihn verzweifelt zu erwischen, traf ich versehentlich einen Baum mit der Klinge. Ich spürte Wie das Reiatsu des Baumes erlosch. Aizen musterte den Baum aufmerksam, das war meine Chance. Ich hieb ihm das Schwert mit all meiner Kraft entgegen, doch leider traf ich nur seine Kleidung, etwas erstaunt sprang er zurück. „Gift.“ Stellte er fest, ich spürte, dass mein Blick meinen Zorn verriet. Verdammt, er hatte es gemerkt. „Ein ziemlich tödliches sogar.“ Er schien sogar beeindruckt. Plötzlich ließ er sein Schwert sinken, ich sprang einen Meter zurück. „Akari, du wärst bei uns so viel besser aufgehoben. Diese Leute hier, die du deine Freunde nennst haben nicht einmal gegen deine Verbannung protestiert, warum kommst du nicht zu uns?“ Ich schnaubte verächtlich. „Komm mir nicht mit so billigen Tricks Aizen, eher sterbe ich, als für dich zu arbeiten.“ Damit attackierte ich erneut, doch nun schien Aizen genug von allem zu haben, mit einem mächtigen Schlag, flog ich einige Meter weit, bis mein Körper in eine Wand krachte, mir blieb für einen Moment die Luft weg. Als ich langsam zu Boden fiel, spürte ich eine tiefe Verzweiflung in mir aufkeimen. Eigentlich hatte ich Kisuke noch einmal sehen wollen, bevor ich starb. Der nächste Schlag traf mich genau so hart. Ich spürte heißes Blut an meinem Körper herunter laufen, es dampfte in der kühlen Luft des Morgens. So stark war ich nicht mehr verletzt gewesen seit jenem Tag, an dem wir diesen Auftrag gehabt hatten, damals als wir noch zur Shinigamiakademie gegangen waren. Ich grinste. Kam jetzt der Moment, in dem mein Leben an mir vorbeilaufen würde? Mein Bauchgefühl sagte mir, ich würde noch nicht sterben und wie ich wusste log dieses Gefühl nie, doch ich wusste, dass dieser Tag nur Unheil brachte. Bevor der nächste Schlag mich treffen konnte, erschallte ein Schrei, eine vertraute Stimme und ich erkannte die Silhouette eines männlichen Körpers vor mir, Blut spritzte, Meterweit, der Körper fiel zu Boden. Ich keuchte auf, als ich meinen Bruder Yamachi erkannte. „Ni- Chan!“ so hatte ich ihn schon seit Ewigkeiten nicht mehr genannt. „Akari… weißt du, als dein großer Bruder, hätte ich dich beschützen sollen… aber du warst immer die stärkere.“ Er lächelte, dann hustete er auf und ein Schwall Blut landete auf dem Boden. „Endlich, konnte ich dich einmal beschützen…“ langsam schlossen sich seine Augen. Für einen Moment schien mein Herzschlag auszusetzen. Ich spürte eine übermächtige Wut in mir aufsteigen, die sich nicht zurückdrängen ließ, und ich wollte sie auch nicht zurückdrängen, wollte sie nicht unterdrücken, wollte ihr einfach einmal freien Lauf lassen. Und so geschah das unglaubliche, das erste Mal lösten sie sich, die Fesseln. Natürlich nicht komplett, aber sie schwebten in großen Kreisen um meine Handgelenke, was ich aber in diesem Moment gar nicht richtig wahrnahm. Ich hob mein Schwert, merkte auch nicht, dass es plötzlich eine schwarze Farbe hatte, ich schwang es und ein so großer Energieschwall raste auf Aizen los, dass selbst die Härchen in meinem Nacken sich aufstellten. Als der Angriff vorbei war, hinterließ er ein Chaos. Ich lag auf dem Boden. Langsam und mit aller Kraft versuchte ich meine Augenlider zu heben. Ich sah Aizen, Blutüberströmt torkelte er auf mich zu, auf seiner Brust klaffte eine riesige Schnittwunde und seine Augen waren weit aufgerissen vor schreck. Er packte Yamachi am Handgelenk und sprang davon. Das was darauf geschah, weiß ich nicht mehr so genau. Byakuya erzählte mir später, dass Unohana- Taichô sich um mich gekümmert hatte. Als ich aufwachte, war ich im Haus der Familie Kuchiki. Ich erhob mich und torkelte durch den Raum, öffnete die Tür und ein kühler Lufthauch erfrischte mein Gesicht. Byakuya war nicht zu Hause. Ich sah eine schwarze Fahne. Hisana war also gestorben. Als plötzlich eine zweite, viel größere schwarze Fahne neben der ersten erschien, sackte ich zusammen. Es war die gleiche Fahne, die auch am Tage von Mutters Tod gehangen hatte: Die Fahne, die nur gehisst wurde, wenn eines der Familienoberhäupter der Adelsfamilien gestorben war. Yamachi. Nein, alles nur nicht auch noch Yamachi. Auch wenn wir uns eine Zeit lang mehr gestritten hatten als alles andere, war er mein einziger Blutsverwandter gewesen, mein Bruder, mein großer Bruder der immer für mich da gewesen ist. Still und leise weinte ich. Den ganzen Tag. Auch als Byakuya nach Hause kam, weinte ich noch. Er sagte nichts, setzte sich lediglich neben mich auf den Boden und starrte stumm Löcher in die Luft. Aus den Augenwinkeln hatte ich auch seine Augen glitzern sehen, ich kümmerte mich nicht weiter darum. Eines hatten wir in diesem Fall gemeinsam, wir litten und trauerten lieber stumm vor uns hin, als zu viel Trost zu bekommen. Yamachi… Meinetwegen war er gestorben. Nein. Ich glaubte nicht daran dass er tot sein sollte. Ich konnte es nicht. Und wenn es nur ein Haufen falscher Hoffnung war: Yamachis Körper hatte sich nicht vor meinen Augen aufgelöst und auch sonst hatte es niemand gesehen. Nein, er war nicht tot, bestimmt hatte er es geschafft irgendwie zu fliehen. Das wollte ich zumindest glauben. Als die Sonne unterging erhob ich mich. Die Fahnen wehten noch immer. Ich machte mich daran, etwas zum Essen zuzubereiten, mein Magen knurrte und auch Byakuya musste etwas essen, für uns ging das Leben weiter. Ganz einfach so, drehte die Erde sich weiter. Während ich vor mich hinkochte merkte ich kaum, dass Byakuya sich an den Tisch setzte, es war wie früher. Ohne miteinander zu reden aßen wir und legten uns dann schlafen. Ich suchte meine alte Matte aus seinen Schränken, die hatte ich als kleines Kind des Öfteren für Übernachtungsaktionen benutzt und da ich nicht sehr groß war, passte ich noch immer darauf. Ich legte mich zu Byakuya ins Zimmer, ohne etwas zu sagen legte ich mich einen Meter von ihm entfernt auf den Boden. Er brauchte ein bisschen Platz für sich, dass wusste ich, doch ich wusste, würde er die Nacht komplett allein verbringen würde er nicht schlafen, genauso wenig wie ich es tun würde. Doch nichts wäre schlimmer als eine schlaflose Nacht, wenn man so etwas erlebt hatte. Byakuya wusste das und ich auch. Ich hatte Alpträume, anscheinend schrie ich sogar im Schlaf, denn als ich die Augen aufriss saß Byakuya neben mir, seine Hand ruhte kühl auf meiner Stirn. „Es war nur ein Traum.“ Murmelte er, drehte sich wieder herum und kroch in sein Bett zurück. So hatte ich ihn lange nicht gesehen. Wie ein Kind wickelte er die Decke um sich herum und schien aus dem Fenster zu schauen. Es war eine Sternklare Nacht. „Du Byakuya, bald wird alles wieder gut, richtig?“ Mein Flüstern war sehr leise, doch ich war mir sicher, dass er es gehört hatte. „Wirst du ruhig schlafen können, wenn ich dir sage, dass alles wieder gut wird?“ Seine Stimme war ebenso leise, wie meine. Ich nickte, dummerweise, denn er hatte mir den Rücken zugewandt. Trotzdem schien er es wahrgenommen zu haben. „Akari, es wird alles wieder gut.“ Er seufzte. Ich musste lächeln und eine heiße Träne lief mir die Wange hinunter. „Ja Byakuya… es wird alles wieder gut.“ So schlief ich ein und träumte bis zum nächsten morgen nicht mehr. Als ich erwachte war Byakuya verschwunden. Wahrscheinlich war er schon wieder in seine Arbeit vertieft. Das machte er oft so. Wenn es ihm nicht gut ging, überschüttete er sich mit Arbeit um seinen Gedanken zu entkommen. Dennoch hörte ich das vertraute Brutzeln einer Bratpfanne und nahm den Geruch von gebratenem Schinken wahr, dazu ein vertrautes Reiatsu. Langsam schlich ich in die Küche. „Rangiku, das duftet köstlich.“ Lobte ich die Kochkunst der Freundin. Rangiku legte den Kochlöffel zur Seite, kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. Ich erwiderte ihre Umarmung kurz, schob sie dann jedoch wieder weg von mir. „Ist schon gut.“ Meinte ich nur und versuchte nicht an den vorigen Tag zu denken. Doch immer wieder hörte ich eine Stimme in meinem Kopf sagen, dass ich Yamachi nie wieder sehen würde, ihn nie wieder lachen hören würde, ihn nie wieder einen Snob nennen konnte… Ich schüttelte die Gedanken ab und lenkte all meine Konzentration auf das Essen. Es schmeckte irgendwie… nach nichts. Nicht, dass es etwas mit Rangikus Kochkünsten zu tun hatte, nein ich war einfach innerlich so taub, dass ich es nicht wirklich schmeckte. Aber ich akzeptierte diese Taubheit, je weniger Gefühle, desto weniger Trauer. Das war ein guter Deal, vorerst zumindest. Der Tag zog langsam an mir vorbei. Ich verbrachte die ganze Zeit mit Rangiku, Byakuya machte nur eine Pause, die er mit uns verbrachte. Am Nachmittag würde Yamachis Zeremonie stattfinden. Ich seufzte, ich hatte mir fest vorgenommen, dort hinzugehen und mir auch nicht den Mund verbieten zu lassen. Byakuya und Rangiku wollten tunlichst vermeiden, dass ich tat, was auch immer ich vorhatte, doch ich verließ die beiden, kurz bevor wir uns auf den Weg zum Friedhof machen wollten. Ich beobachtete den Anfang der Zeremonie aufmerksam aus sicherer Entfernung. Vor allem beobachtete ich Rangiku und Byakuya, die sich unauffällig umschauten, dann Gin, der das gleiche tat und zum Schluss Aizen, der sich nicht umschaute, allerdings schien er zu schwitzen. Ich grinste gehässig. Er tat alles dafür, dass niemand die Wunde bemerkte, die ich ihm zugefügt hatte. Diesmal schien er nicht vorzuhaben eine Rede zu halten, das wäre auch sinnlos, diesmal wusste er, dass ich hier war. Ganz sicher wusste er, dass ich Seiretei noch nicht verlassen hatte. Nachdem Yamamoto- Genryusai fertig war mit seiner Rede, sprang ich aus meinem Versteck und landete elegant vor dem Altar. Ein Raunen ging durch die Runde. „Es tut mir leid, General- Kommandant, dass ich so plötzlich hier auftauche, aber da ich schon bei Mutters Zeremonie das Wort nicht an mich nehmen konnte, möchte ich dies heut tun.“ Ich blickte dem General- Kommandanten tief in die Augen, in der Masse erhoben sich verschieden Arten von rufen, die einen bejubelten mich, baten darum, dass ich wieder Kommandantin wurde, dass ich zurückkehrt, andere verfluchten mich und nannten mich eine alte Hexe, die Hollowfizierungsversuche mit unschuldigen durchgeführt hatte. Der General- Kommandant hob seinen Stab und der Lärm verstummte. „Angesicht dessen, dass Yamachi Miyazaki seine Schwester, der aus Seiretei verbannten Akari Miyazaki sehr geliebt hat und auch nie an ihre schwere Verbrechen geglaubt hat, sehe ich es als ihr Recht an, ein paar Worte an die Öffentlichkeit zu richten. Es ist Tradition in Seiretei, dass ein Familienmitglied eine der Reden übernimmt und da der Rest der Miyazaki Familie verhindert ist, gestatte ich Akari Miyazaki, diese Rede zu halten.“ Ich verbeugte mich dankend vor ihm. Aizens Augen funkelten vor Zorn, ich sah ihm an, dass es ihn ärgerte, dass noch immer ein großer Teil, unter anderem auch der General- Kommandant selbst, an dieser Sache zweifelten. Sie glaubten nicht daran, dass ich so etwas getan hatte. All jene, die mich soeben verflucht hatten waren, wie ich jetzt erst bemerkte, jüngere Shinigami und wahrscheinlich auch größtenteils Mitglieder der fünften Kompanie. Meine Rede war nicht sehr lang, aber sehr bewegend, sogar die, die anfangs noch fluchend und wütend zu mir aufgesehen hatte, waren gerührt und schienen verwirrt, sie hatten sich mich anscheinend anders vorgestellt, brutal und grausam oder so wie Aizen es eben gewollt hatte. Aizen schien kurz davor zu sein, wie ein wütender Hund zu knurren, sein Gesicht war vor Schmerz verzerrt und seine Hand klammerte sich in sein Gewand, direkt auf Brusthöhe. Ich musste ihn ordentlich erwischt haben, leider nicht ordentlich genug. Als ich fertig war, verließ ich den Ort erhobenen Hauptes und kehrte ohne auch nur noch einmal zurückzuschauen nach Rukongai zurück, wieder in mein neues zu Hause, zu Miaka und Mana. Kapitel 12: Hundert Jahre ohne dich - Teil 4: Krank? ---------------------------------------------------- Die Zeit verging dieses Mal wie im Zeitraffer. Alles schien an mir vorbei zu fliegen. Manas Körper wuchs und bald schien sie genau so alt zu sein wie ich, auch wenn ich eigentlich wusste, dass sie noch immer sehr viel jünger war, unsere Körper ähnelten sich. Ihr schwarzes Haar war länger geworden, ihr Gesicht etwas spitzer und sie wirkte erwachsener, aus ihren Augen leuchtete immer mehr Erfahrung, die sie Tag für Tag sammelte. Manchmal beneidete ich sie etwas, wenn sie Hand in Hand mit einem jungen Mann aus der Nachbarschaft über den Markt spazierte. Ohne es wirklich zu bemerken, starrte ich meine Armbänder an, die noch immer unverändert waren. „Das wird nichts.“ Keuchte Yoruichi, als wir mal wieder einen Versuch übernahmen die Fesseln los zu werden. Sie schmiss die dritte Säge weg. Wir hatten schon etliche ausprobiert, alle aus verschiedenen Metallen, sowohl aus der Soul Society als auch aus der Welt der Lebenden. Nichts davon half. Ich seufzte, ich hatte von Anfang an nicht geglaubt, dass man die Fesseln mit Sägen abbekommen konnte, aber Yoruichi hatte gemeint, dass sie alles versuchen sollten. „Akari, vielleicht…“ begann Yoruichi, doch ich unterbrach ihre Rede mit hochgehobener Hand. „Nein.“ Sagte ich bestimmt. Yoruichi hatte schon ein paar Mal versucht mich zu überreden, es Kisuke einfach zu sagen. Die Argumente, die schon wie heruntergeleiert klangen, da ich sie jedes Mal wieder aufführte und das in der gleichen Reihenfolge, ließen Yoruichi die Augen verdrehen. „Es ist schon fast vierzig Jahre her, dass Aizen das alles getan hat, Akari!“ schrie Yoruichi, offensichtlich mit ihren Nerven am Ende. „Ich halte Kisukes dummes Grinsen nicht mehr aus!“ fuhr sie fort und ich zuckte zusammen. Es stach und brannte in meiner Brust, als sie seinen Namen erwähnte. „Er tut immer so, als sei alles in Ordnung für ihn, als sei alles toll und als wäre er glücklich, aber so ist es nicht!“ Ihre Worte hallten in meinem Kopf wieder. Ich sah sie nicht an, starrte stumm auf den Boden vor mir. „Aizen hat Hisana getötet. Er hat Yamachi getötet. Und eines ist ganz sicher Yoruichi, er hat nicht vor, damit aufzuhören.“ Meine Stimme, die anfangs gezittert hatte, wurde mit Wort zu Wort fester und eine Wut, die sich seit Jahren in mir anstaute, wurde erweckt. „Er ist immer noch dabei Shinigamis zu hollowfizieren und ich bin sicher, dass er auch Experimente mit Hollows durchführt und eines, Yoruichi, da bin ich mir zu hundert Prozent sicher, er sucht immer noch den Hougyoku und er weiß ganz genau, dass Kisuke derjenige ist, der weiß wo sich das Ding befindet!“ Yoruichi verstummte. Sie wusste, dass ich Recht hatte. „Ich vermisse ihn.“ Begann ich irgendwann. Ich hatte schon so oft versucht, diese Gedanken zu unterdrücken, sie tief in meinem Inneren zu verwahren und nicht an die Oberfläche gelangen zu lassen, aber jetzt konnte ich das nicht mehr. „Weißt du wie schlecht sich das anfühlt? Meine Mutter, tot, mein Bruder, tot und ich? Vermisse Kisuke noch mehr als die beiden!“ Die letzten Worte schrie ich fast, meine Stimme klang schrill und ich spürte heiße Tränen meine Wangen herunter laufen. Dieser Gedanke quälte mich schon so lange. Meine Gewissensbisse gegenüber meiner Familie, vor allem Yamachi, der sein Leben für mich geopfert hatte, war schrecklich. Yoruichi sagte nichts dazu, es war als dachte sie gequält über meine Worte nach. „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll…“ murmelte sie irgendwann, ich war mir nicht sicher, ob sie die Worte mehr zu sich selbst sagte oder ob sie wollte, dass ich sie höre. „Schon gut.“ Murmelte ich als antwort. Bei ihren nächsten Besuchen versuchte sie das Thema nicht anzuschneiden, allerdings bemerkte ich, dass sie sich immer mehr um etwas sorgte. Ob um mich, oder Kisuke, war mir nicht so klar. Ich fragte sie nicht. Es vergingen noch ein paar Jahre. Ich versuchte alle Gedanken an Kisuke zu verdrängen und trainierte hart. Ich trainierte und trainierte, bis ich eines Tages dabei mein Bewusstsein verlor. „Akari- San?“ Manas Stimme drang nur langsam in mein Bewusstsein. „Mana?“ Ich öffnete die Augen. Nur verschwommen erkannte ich ihr Gesicht. „Du hast dich mal wieder übernommen bei deinem Training.“ Murmelte sie und kühlte meine Stirn mit einem feuchten Lappen. Ich versuchte etwas dagegen zu sagen, Mana jedoch legte mir einen Finger auf den Mund und schüttelte den Kopf. Vielleicht hatte sie Recht, ich sollte jetzt nicht reden, mich nicht aufregen. Mein Blick fiel auf meine Armreifen, bevor ich einschlief. Meine Träume waren wirr. Ich war wieder in Seiretei, trug meinen Kommandantenhaori und lachte in die Rune meiner Freunde. Plötzlich tauchte Aizen am Rande der Erscheinung auf und warf mir einen finsteres, hämisches Grinsen zu. Dieses Geschehen wiederholte sich immer wieder. Ich tat etwas alltägliches, etwas schönes und immer wieder tauchte Aizen auf und ruinierte die Szene und immer wen das geschah, erwachte ich aus meinen Fieberträumen, um von Mana beruhigt zu werden und daraufhin in einen erneuten Alptraum zu fallen. Ich weiß nicht wie oft sich dies wiederholte, ich weiß nur, dass ich bei einer meiner wachen Phasen bemerkte, wie unglaublich erschöpft Miaka war. Ich wunderte mich, hatte nicht vorhin noch Mana sich um mich gekümmert? Miaka saß da, ihre Augen müde, ihr Lächeln traurig. „Wie lange bin ich schon so?“ fragte ich sie. Miaka biss sich auf die Unterlippe und zwang mit ein Glas Wasser zu trinken, bevor sie mir antwortete, dass ich schon seit mehreren Tagen in diesem Zustand war. „Miaka ihr müsst euch nicht die ganze Zeit um mich kümmern, ihr habt schon so viel für mich getan.“ Miaka lachte leise über meine brüchige Stimme. Ich konnte nicht umhin, auch einmal breit zu Lächeln. Meine Stimme hörte sich lächerlich schwach an und damit darum zu bitten, dass sich jemand nicht um mich kümmern sollte, stand in einem Widerspruch. Die nächste Schlafphase kam mir unglaublich lang vor, als ich erwachte, war ich verwirrt, ich wusste nicht genau wo ich war, da ich meinen Traum auf jener Wiese verbracht hatte, auf der wir damals alle gepicknickt hatten. Damals, als ich noch mit Gin zusammen war, als Kisuke sich bei uns entschuldigte, dafür, dass er sich so schlecht benommen hatte. In meinem Traum war es etwas anders gewesen, ich war mit Kisuke zusammen, aber Gin war auch dort, als ein guter Freund hatte er zwischen uns gesessen und mit uns Scherze gemacht. Als ich die Augen öffnete, sah ich Yoruichi über mich gebeugt, Sorgenfalten zierten ihre Stirn und sie ließ ein langes „hm“ verlauten. „Akari hörst du mich?“ ihre Stimme kam mir unglaublich laut vor, ich nickte, hatte aber das Gefühl, dass sie diese Bewegung nicht wirklich wahrnahm. „Yoruichi, ich höre dich.“ Flüsterte ich leise, ihre Augen weiteten sich. „Oh du scheinst ja wirklich mal wach zu sein!?“ Ich wusste nicht, ob es sich dabei um eine Frage oder eine Aussage handelte. Ich setzte mich hin, mein gesamter Körper schmerzte höllisch und ich spürte dass meine Kleidung feucht von Schweiß war. „Laut Miaka bist du jetzt schon seit fast vier Wochen so.“ murmelte Yoruichi. Ich atmete tief ein und aus und versuchte verzweifelt nicht wieder einzuschlafen. „Warum?“ murmelte ich ratlos, Yoruichi musterte mich und ihre Sorgenfalten vertieften sich. „Wenn du das nicht weißt…“ murmelte sie und schüttelte den Kopf. „Was ist passiert bevor du in diesen Zustand verfallen bist?“ Ich versuchte mich zu erinnern, doch die ganzen Träume, die ich bei jeder Schlafphase erlebt hatte, nahmen mein gesamtes Erinnerungsvermögen ein. „Sie meinte zu uns, sie geht trainieren.“ Murmelte Mana und sah mich erwartungsvoll an. Trainieren… Trainieren… Ich erinnerte mich an mein Schwert, das zwar seinen Bankai Zustand erreichen konnte, diesen aber nicht vollständig ausspielen konnte. Erinnerte mich daran, mich nach stundenlangem Training genauso langsam und schwach gefühlt hatte, wie vorher. Ich war wütend geworden. Egal was ich versuchte, ich konnte einfach nicht stärker werden, egal wie viel ich trainierte. Meine Gefühle waren plötzlich explodiert, meine Trauer, meine Wut und vor allem die unendliche Verzweiflung. Alles um mich herum war verschwunden und ich hatte nur wütend nach meinem Schwert gegriffen und geschrieen. Geschrieen und gespürt wie ein starker Wind mich umfangen hatte. „Ich bin ausgerastet.“ Murmelte ich und Yoruichi, die sich gerade abgewendet hatte, da sie anscheinend nicht mehr auf eine Antwort gehofft hatte, wandte sich mir wieder zu. „Inwiefern?“ Ihre Frage erklang, als käme sie aus weiter Ferne. Ich versuchte ihr mit knappen Worten zu erklären, was geschehen war. Yoruichi antwortete mir nicht, musterte mich nur und hielt mir eine Hand auf die Stirn. „Akari vielleicht legst du dich wieder hin.“ Ich nickte leicht und als ich mich nach hinten legte, merkte ich wie sich alles um mich herum drehte. Ich bekam kaum noch etwas mit, Yoruichis Worte drangen nur halb in mein Bewusstsein und fädelten sich in meinen Traum mit ein. Das einzige Wort oder besser der einzige Name, der sich in meiner Erinnerung hielt war „Retsu Unohana“. Kapitel 13: Hundert Jahre ohne dich - Teil 5: Begegnung ------------------------------------------------------- Als ich das nächste Mal erwachte, fühlte ich mich merkwürdig ruhig. Ich öffnete die Augen nicht, aus Angst, dass mich dann die harte Realität treffen und mir sagen würde, dass es mir noch immer schlecht ging und alle sich um mich sorgten. Eine weiche Decke lag auf mir und ich fühlte mich nicht einmal halb so verschwitzt wie die Male davor. War das alles zusammen vielleicht nur ein schlechter Traum gewesen? War ich nie krank gewesen? „Ich würde sie bitten zu gehen.“ Hörte ich eine Stimme streng sagen. Sie war freundlich und nett und dennoch schwang eine tödliche Warnung als Unterton mit. Ich hörte Schritte, die Aufgeforderte Person schien zu gehen. „Unohana- Taichô…“ begann eine Stimme, doch sie schien unterbrochen zu werden. „Isane, ich habe noch etwas zu erledigen.“ Sagte Unohana freundlich und ich hörte wie sie die Tür öffnete und wieder schloss. Unohana stand jetzt direkt neben mir und schien meine Werte zu überprüfen. „Du bist wach?“ Es schien mehr eine Aussage, als eine Frage zu sein. Vorsichtig öffnete ich die Augen, der Raum war verdunkelt, nur ein paar Geräte waren um mich herum aufgebaut und kontrollierten meinen Herzschlag und das ganze wichtige Zeug, dass Unohana wissen musste. „Unohana- Taichô…“ murmelte ich und sah zu ihr hinauf. Wie so oft war ihr Haar vor ihrem Körper geflochten, sie legte ihre Hand auf meine Stirn und nickte zufrieden. „Dein Fieber ist endlich herunter gegangen.“ Ich nickte, ich fühlte mich auch viel besser. Vorsichtig setzte ich mich auf, Unohana sagte nichts dagegen. „Wie fühlst du dich?“ Ich streckte meine schwachen Arme und atmete einmal tief ein. „Als hätte mich ein riesiger Hollow platt getreten…“ murmelte ich, da ich noch immer im ganzen Körper eine Art Muskelkater zu haben schien. „Du hast deine Muskeln über einen Monat lang nicht bewegt, es ist normal, dass sich dein Körper erst wieder daran gewöhnen muss.“ Ich lächelte. „Danke, Unohana- Taichô… Ich fühle mich wirklich schon sehr viel besser als vorher, aber…“ ich stockte und sah mich um. „Du bist in der vierten Kompanie… natürlich inoffiziell. Yoruichi Shihoin hat dich her gebracht, sie weiß dass ich Verletzte und Kranke immer heile, egal wer sie sind.“ „Ich weiß.“ Antwortete ich. „Darum schätze ich euch auch so, Unohana- Taichô.“ Sie lächelte, wie immer war es ein leicht unheimliches Lächeln. „Wisst ihr, was der Grund für meinen Zustand war?“ Unohana spazierte durch den Raum und zog die Vorhänge einen Spalt breit auf, es schien Nacht zu sein, doch der Vollmond warf sein Licht auf Seiretei. „Es ist psychisch.“ Antwortete sie knapp. Ich seufzte. Natürlich war es psychisch, was hatte ich auch anderes erwartet? „Als deine Ärztin würde ich dir raten möglichst viel Zeit mit den Menschen zu verbringen, die du liebst und die dich lieben und möglichst wenig allein zu sein. Als deine Freundin weiß ich aber, dass dir dies nicht wirklich möglich ist.“ Sie sah mich traurig an. Ich lächelte. Allein schon, dass sie mich zu ihren Freunden zählte, machte mich glücklich, ein bisschen zumindest. „Ich verschreibe dir hiermit Bettruhe und einen etwas längeren Aufenthalt in diesem Krankenzimmer auf meine Verantwortung.“ Ihre Worte waren streng, ihr Blick ebenfalls, ich wusste, dass sie keine Widerrede dulden würde, dennoch versuchte ich einen Protest abzuliefern. „Aber wenn das herauskommt, dann…“ begann ich, ihr Blick wurde noch ernster. „Dann werde ich die Verantwortung auf mich nehmen und glaub mir, keiner der Kommandanten bringt mich gern gegen sich auf.“ Etwas in ihren Augen leuchtete, für den Hauch einer Sekunde hatte ich das Gefühl ihren Kampfgeist gesehen zu haben, sofort jedoch erlosch er wieder. Ich persönlich hatte Retsu Unohana noch nie kämpfen sehen und hatte mich schon oft gefragt wieso, irgendwann hatte ich mich damit abgefunden, dass die den Kampf verabscheute, da sie am aller besten wusste, was es bedeutete zu kämpfen: Mindestens einer wurde verletzt. Sie wollte niemanden verletzen, weil sie als Heilerin den Verletzten sofort wieder heilen würde. Aber wenn jemand sie dazu brachte, das zu tun, was sie so sehr verabscheute, kämpfen, dann würde sie auch richtig zu schlagen, da war ich mir sicher. Ich nickte ihr leicht zu, sie lächelte zufrieden und verließ den Raum. Allein dort sitzend fragte ich mich, was ich tun sollte. Nach kurzer Zeit jedoch klopfte es, ich zuckte zusammen, versuchte dann, das Reiatsu zu spüren: Rangiku. „Jaah?“ fragte ich mit einer Vorfreude, wie ein kleines Kind an seinem Geburtstag. Rangiku schaute vorsichtig in den Raum, grinste breit, als sie mich erblickte und trat dann schnell ein, die Tür mit einem leichten Knall hinter sich in die Angeln werfend. „Akari!“ rief sie und drückte mich fest in ihre Arme. Natürlich fragte sie mich gleich aus, was geschehen sei und warum ich so plötzlich hier war. Ich versuchte ihr alles zu erklären, sie stutzte. „Weißt du, Unohana- Taichô hat insgesamt nur zwei Leuten erlaubt, dich zu besuchen, nun den einzigen, die auch wissen, dass du hier bist.“ Sie lächelte und ich konnte mir denken, wer noch kommen durfte. „Kuchiki- Taichô hat viel zu tun, aber vielleicht schafft er es vorbei zu kommen.“ Ich runzelte die Stirn. Rangiku schien sich sehr daran gewöhnt zu haben, ihn so zu nennen, wo sie ihn vor mir auch so nannte und nicht Byakuya. „Er hat sich verändert weißt du…“ begann sie und seufzte. „Seit Hisanas Tod ist er… Wieder ein Snob.“ Als sie das ausgesprochen hatte, schien sie es auch schon wieder zu bereuen, sie wusste, dass der Begriff Snob von mir meistens für Byakuya und Yamachi in Kombination benutzt worden hatte. Ich lächelte sie an, ich wollte nicht jedes Mal weinen, wenn ich an Yamachi dachte. Er hatte gewollt, dass ich glücklich bin und nicht sobald sein Name fällt in Tränen ausbreche. Wir erzählten uns viel, fingen sogar an zu lästern, fast wie in alten Zeiten. Unohana hatte Recht, das tat mir wirklich gut. Als es bereits dämmerte, klopfte es erneut. Byakuya trat ein. Sein Blick war verändert, so verhärtet, als wäre er ein anderer. Rangiku warf mir einen Blick zu. „Ich habe noch ein bisschen etwas zu erledigen.“ Sie räusperte sich und verließ den Raum. Byakuya sah mich an und eine ungemütliche Stille hüllte uns ein. „Du machst mir Angst.“ Flüsterte ich und spürte, wie meine Augen sich mit Tränen füllten. Seine Augen weiteten sich, er öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, sah dann aber zu Boden, als könne er mir nicht in die Augen sehen. Er setzte sich auf den Stuhl neben mir und seufzte. „Tut mir Leid aber es ist einfacher so. Niemand stellt mir blöde Fragen, niemand redet über mich, zumindest nicht so dass ich es mitbekomme und vor allem respektieren sie mich.“ Seine Worte hallten in meinem Kopf wieder. „Byakuya.“ Murmelte ich, er sah auf, offensichtlich nicht daran gewohnt mit seinem Vornamen angesprochen zu werden. „Versprich mit bitte nur, dass du dich nicht komplett verlierst.“ Er runzelte die Stirn, ich holte Luft, um ihm zu erklären, was ich meinte: „Egal was du ihnen vorspielst, egal wie sehr du dich ihnen verwehrst, vergiss nie, wer du bist, mein bester Freund und der Ehemann von Hisana, du bist Byakuya Kuchiki.“ Als ich Hisanas Name erwähnte, zuckte er leicht zusammen. Er lächelte. „Es ist aber viel leichter nicht Byakuya Kuchiki zu sein.“ Ich lachte, bitter. „Glaubst du es ist leicht Akari Miyazaki zu sein?“ Er erkannte in meinen Worten die Verzweiflung, die ich schon lange spürte. Er schien fast verwundert darüber zu sein, normalerweise war ich optimistisch und lebensfroh und jetzt erkannte er, wie ich mich wirklich fühlte. Er schüttelte den Kopf. Ich hatte meine Mutter und Yamachi verloren, meine Heimat und meinen Ruf, meinen Stolz und auch wenn Kisuke noch lebte, hatte ich ihn auch so gut wie verloren. „Aber weißt du… solange Akari Miyazaki, Byakuya Kuchiki an ihrer Seite hat, kann sie das alles überstehen und ich hoffe, dass Byakuya Kuchiki auch weiß, dass Akari Miyazaki immer für ihn da ist, wenn er sie braucht!“ Ich zischte die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Byakuya stützte einen Moment seinen Kopf auf die Hände, kratzte sich kurz am Kopf und sah mich dann durch seine Finger hindurch an. In seinen Augen spiegelten sich die gleiche Müdigkeit, Trauer, Wut und Verzweiflung, die man auch in meinen Augen sehen musste. „Byakuya Kuchiki weiß das und er schätzt das auch sehr.“ Antwortete er und seufzte einmal ganz lang. „Yamachis Tod ist meine Schuld. Wenn ich nur…“ ich wollte ihn unterbrechen, protestieren, doch er ließ mich nicht, „Wenn ich mich nur mehr für die interessiert hätte, mich erkundigt hätte, wenn ich gewusst hätte, dass diese Fesseln deine Kräfte limitieren, dann hätte ich niemals zu gelassen, dass du gegen Aizen kämpfst und dann hätte Yamachi sich nicht vor dich stellen müssen.“ Seine Hände krampften sich um seinen Kopf und rauften dabei sein Haar, er starrte an die Gegenüberliegende Wand. „Dann ist es genauso gut meine Schuld. Ich hätte es dir erzählen sollen, dass mit den Fesseln.“ Eine Weile sagte keiner von uns beiden etwas, wir waren uns innerlich einig, dass keiner von uns Schuld hatte. Im Großen und Ganzen, war es Aizens Schuld. „Hast du sie schon gefunden?“ fragte ich nach einer Weile. Byakuya schien sichtlich verwirrt. „Hisanas Schwester.“ Er schüttelte den Kopf, anscheinend hatte er bereits viel Zeit in diese Suche investiert. „Ich halt meine Augen offen.“ Flüsterte ich und zwinkerte ihm zu. Er lächelte, ehrlich und ein wenig erleichtert, als hätte ich einen Stein von seinen Schultern genommen. „Es tut gut, mit jemandem zu reden.“ Murmelte er leise. Ich nickte, mir ging es genauso. Wir beobachteten den Sonnenaufgang. Es tat gut Stumm beieinander zu sitzen und die Sorgen und den Kummer mit dem anderen zu teilen und des anderen aufzunehmen. „Vielleicht solltest du etwas schlafen.“ Byakuyas Worte klangen nicht sehr überzeugend, ich lachte. „ich hab den letzten Monat fast durchgeschlafen.“ Erwiderte ich, Byakuya antwortete mich einem kurzen heiseren Lachen. Wir beobachteten einfach weiterhin, wie die Sonne über Seiretei aufging und langsam Bewegung in die Stadt der Shinigami kam. „Unsere Zehnte Kompanie hat immer noch keinen neuen Kommandanten.“ Erwähnte Byakuya scheinbar nebenbei, ich wusste, dass er niemanden auf den Platz lassen würde, der es nicht würdig war. Nicht auf meinen ehemaligen Platz. „Tousen, Ichimaru und Aizen spielen ihre Rollen gut.“ Er schaute finster drein. Ich antwortete nicht, wollte nicht an Gin denken, auch nicht an Aizen. Er hatte meine Alpträume schon genug geziert. Byakuya erhob sich und ging zum Fenster. Mir schien, dass er etwas sagen wolle, von dem ich nicht begeistert sein würde, denn dann drehte er sich immer von mir weg. Ich runzelte die Stirn. „Unohana glaubt, es sei das Beste wenn du ihn triffst. Das würde dir wieder auf die Beine helfen.“ Das hatte ich erwartet. Von dem Moment an, in dem Unohana das Wort „psychisch“ in den Mund genommen hatte, war ich mir sicher gewesen, dass irgendjemand früher oder später sagen würde, dass ich Kisuke sehen sollte. „Vielleicht würde es das.“ Gab ich zu und biss mir auf die Lippen, „Aber wenn Aizen ihn tötet, dann komm ich nie wieder auf die Beine.“ Byakuya drehte sich herum, ein merkwürdiger Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Mir kam vor als sagte er „Oh doch, das kommst du sogar dann.“ Ich senkte den Blick und rief mir ins Gedächtnis, dass Byakuya diese Person bereits verloren hatte, von der er gedacht hatte, dass er ohne sie nicht wieder auf die Beine käme, wie konnte ich da sagen, dass ich es nicht können würde? Der Gedanke, Kisuke könnte sterben, verschwinden, für immer, schmerzte noch mehr, als zu wissen, dass er einfach weit weg von mir lebte, dass es ihm, zumindest körperlich gut ging. „Akari es würde dir wirklich helfen.“ Begann Byakuya erneut, ich schüttelte demonstrativ den Kopf. „Aizen würde es nicht merken, er merkt ja nicht einmal dass du hier seit zwei Wochen direkt unter seiner Nase schläfst.“ Dazu sagte ich nichts, ich war mir ziemlich sicher, dass Aizen nur so tat, als wisse er das nicht, war mir sicher, dass er es spürte. Wenn er sich vielleicht auch nicht sicher sein konnte, er ahnte es zumindest. Die folgenden Tage liefen ungefähr genauso. Nach ungefähr einer Woche hatte ich schon keine Lust mehr auf Besuch, weil Rangiku, Byakuya und sogar Unohana ständig versuchten mich zu überreden, Kisuke bescheid zu sagen und ihn herzuholen. Es war Sonntag. Ich hatte schon wieder heimlich ein paar Übungen gemacht um meinen Körper wieder in Schwung zu bringen. An diesem Sonntag merkte ich, dass ich mich wieder gut fühlte. Ich verschwand ohne mich zu verabschieden. Das einzige was ich zurück ließ war ein Brief an Unohana, indem ich mich für ihre Behandlung bedankte und indem ich sie bat, Rangiku und Byakuya schöne grüße von mir auszurichten. Ich verließ Seiretei und streifte durch Rukongai. Seufzend wanderte ich durch die Gegend und kam nur langsam vorwärts. Ich war nicht scharf darauf, allzu schnell wieder zu Miaka und Mana zu gelangen, ich wollte nicht, dass auch noch sie versuchten, mich zu überreden, Kisuke zu sehen. Keiner verstand es. Ich wollte ihn sehen. Wirklich, es gab nichts, dass ich lieber täte, doch es gab noch eine Sache die ich mehr wollte: zu wissen, dass er lebt. Ich kam an einem kleinen Haus vorbei, ein junges Mädchen schien einen Jungen in ihrem Alter zu ärgern. Sie lief davon, an ihrer Kleidung baumelte ein Zanpakutou und sie trug diese Kleidung der Shinigamiakademie. Ich lächelte, das erinnerte mich an alte Zeiten. Als sie fort war, musterte ich den kleinen Jungen. Sein weißes Haar und die türkisen Augen waren recht ungewöhnlich und ich wusste, dass er das auch schon oft genug zu spüren bekommen hatte. „Was guckst du so?“ fragte er genervt, als er meine Blicke bemerkte. Ich lächelte. „Man sollte Fremde nicht einfach duzen.“ Antwortete ich, er legte den Kopf schief. „Wie heißen sie?“ fragte ich und der Junge runzelte die Stirn. „Veralbern sie mich?“ fragte er, immerhin sagte er „sie“. Ich lachte. „In Soul Society sollte man Fremde siezen, auch wenn sie vielleicht eine geringe Körpergröße haben mögen, kann es sein, dass sie schon wesentlich älter sind, als man selbst.“ Der Junge schien darüber nachzudenken. Er nickte schließlich, als hätte er dass erste Mal jemanden entdeckt, der ihn verstand. „Mein Name ist Toushirou Hitsugaya.“ Antwortete er schließlich auf meine Frage von vorher. „Toushirou Hitsugaya.“ Wiederholte ich leise. „Ein schöner Name.“ Er verschränkte die Arme. „Aha.“ Noch immer schien er nicht überzeugt zu sein, dass ich ihn ernst nahm. „Wie heißen sie?“ Die Frage kam nicht unerwartet, dennoch zögerte ich. Mein Name war nicht gerade unbekannt. „Warum zögern sie?“ Ich lachte. Toushirou Hitsugaya schien eine gute Menschenkenntnis zu haben und außerdem peinlich genau zu sein. „Man kennt meinen Namen und ich mag es nicht wegen diesem mit Vorurteilen behandelt zu werden. Dass verstehen sie sicher.“ Toushirou schüttelte den Kopf. „Es irritiert mich, wenn sie mich siezen. Aber ich verstehe sie recht gut, mit Vorurteilen kenn ich mich aus.“ Ich berührte sein weißes Haar, es erinnerte mich für einen winzigen Augenblick an Gin, ich schüttelte den Gedanken an. „Weißes Haar…“ Er wich einen Schritt zurück. „Bedeutet nicht, dass ich ein Dämon bin!“ fauchte er nun etwas genervt und brach mich erneut zum lachen. „Das habe ich nicht gesagt. Weißes Haar spricht von Weißheit, hat man mir gesagt.“ Toushirou lachte verbittert, „Kennen sie irgendjemanden mit weißem Haar, der kein Außenseiter ist?“ Ich sah ihm direkt in die Augen. „Kommandant Jushiro Ukitake. Er hat weißes Haar, ist sehr weise, sehr nett und unglaublich talentiert.“ Toushirou wusste darauf nichts mehr zu erwidern. „Sie sind ein Shinigami?“ Er musterte mein Zanpakutou. Ich nickte. „Weiß du Toushirou, es irritiert mich ebenfalls gesiezt zu werden.“ Er musste sich ein grinsen verkneifen. „Hinamori wird auch zum Shinigami.“ Murmelte er und ich blickte an den Ort, an dem kurz zuvor noch das Mädchen in der Kleidung der Akademie gestanden hatte. „Deine Freundin geht zur Akademie?“ „Nicht meine Freundin, eine Freundin. Ja geht sie.“ Einen Moment lang standen wir uns stumm gegenüber. Ich spürte plötzlich, dass ich etwas angerichtet hatte. Etwas, das nun unwiderruflich war. „Mein Reiatsu ist sogar in dieser komprimierten Form so groß.“ Murmelte ich, eher zu mir selbst, trotzdem hatte Toushirou es gehört. „Wie bitte?“ „Ich glaube, dass du mir begegnet bist, hat deine Kräfte geweckt. Aber vielleicht… vielleicht ist das kein Zufall.“ Ich merkte, dass ich gehen musste. Ihm zuzwinkernd drehte ich mich weg und ging davon. Als ich schon dachte, ich sei aus seiner Sichtweite, hörte ich seine Schritte. „Jetzt wo sie gehen, können sie mir doch ihren Namen verraten!“ rief er und ich warf ihm einen letzten Blick zu. „Ich bin Akari. Akari Miyazaki.“ Seine Augen weiteten sich, offensichtlich hatte er diesen Namen schon gehört. Ich benutzte Shunpo um aus seinem Blickfeld zu verschwinden und schnell wieder nach Hause zu gehen, zurück zu Miaka und Mana. Sie begrüßte Miaka und Mana freudig, bat sie jedoch ihr ein wenig Zeit für sich allein zu geben. Das erste was sie tat, war einen Brief zu verfassen. Rangiku, Tut mir leid, dass ich mich nicht persönlich von dir verabschiedet habe. Ich möchte dich, auch wenn es dreist klingen mag, um etwas bitten: Besuche das Areal 1, Junrinan, im westlichen Rukongai. Ich bin mir sicher, dass du es nicht übersehen wirst. Liebe Grüße Akari Kapitel 14: Hundert Jahre ohne dich - Teil 6: Noch eine Begegnung? ------------------------------------------------------------------ Es war wie ein Ruf aus der Ferne, der mich einige Wochen nach diesem Ereignis erneut von meinem zu Hause weg lockte. Ich versteckte den Brief, Rangikus Antwort, die vor einigen Tagen angekommen war und machte mich auf den Weg. Sie hatte geschrieben, dass es in der Zehnten Einheit viel zu tun gab und sie voraussichtlich erst einmal nicht aus Seiretei fort kam, aber sobald sie könne, würde sie das Areal 1, Junrinan im westlichen Rukongai besuchen. Ich war zufrieden mit dieser Antwort, es hatte keine allzu große Eile. Der Kräfte des kleinen Toushirou waren gerade erst erwacht, bevor das zu einer Gefahr für seine Mitmenschen wurde, würde noch einige Zeit vergehen können. Ich marschierte blindlings einen Weg entlang, nicht genau wissend, wo ich eigentlich hin wollte, doch wie immer vertraute ich auf meine Intuition. „Diebe!“ Das Gebrüll hallte über den ganzen Marktplatz. In einiger Ferne erkannte ich zwei Jugendliche, die davon rannten, der Junge trug einen großen Wassertrug, das kleine Mädchen hingegen hielt einen Reissack in jeder Hand. Sie waren schnell und ehe der Halter des Verkaufsstandes ihnen hinterher rennen konnte, waren sie verschwunden. „Miyazaki- Sama, bittet fangt die Diebe!“, bat er, als ich direkt neben dem Stand angekommen war. Ich zog ein kleines Säckchen aus meiner Tasche und legte ihm ein wenig Gold auf den Tisch. „Damit müsste das, was sie geklaut haben, mehr als abbezahlt sein.“, meinte ich ohne ihn anzusehen und folgte, mein Shunpo benutzend den Jugendlichen. Das Mädchen. Dieses Mädchen. Ich sah, wie die beiden es sich an einem ruhigen Ort gemütlich machten, sie fühlten sich sicher. Ich beobachtete das Mädchen einen Moment lang, ohne mich zu bewegen. „Hisana…“, flüsterte ich, doch nachdem sie einige Worte mit ihrem rothaarigen Freund gewechselt hatte, erkannte ich, dass es nicht Hisana war, die da saß. Ob das ihre kleine Schwester ist? Immerhin sieht sie fast genauso aus wie Hisana… „Ihr solltet eure Deckung nicht so schnell vernachlässigen.“, sagte ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Der rothaarige Junge stand auf und stellte sich beschützend vor das Mädchen. Ich sprang aus meinem sicheren Versteck und landete vor ihnen. „Ich hab euer Zeug bezahlt, ihr solltet mir dankbar sein.“ Für einen Moment schienen die beiden nicht recht zu wissen, was sie von mir halten sollten. Ich setzte mich zu ihnen und probierte einen Löffel des gerade fertig gebratenen Reises. „Du hast bezahlt, was wir gerade gestohlen haben?“, fragte das Mädchen, das Hisana so unglaublich ähnlich war und schob sich an ihrem viel größeren Freund vorbei. Ich nickte. „Warum?“, fragte sie immer noch sichtlich verwirrt. Ich lehnte mich an die Wand des Gebäudes hinter mir und machte mit den Armen eine Bewegung, die Gesamte Gegend umfassend. „Das ist mein Gebiet. Ich wache hier und versuche Ordnung zu halten, seitdem ich hier bin geschehen kaum noch Morde und sehr wenig Diebstahl.“ Sie tauschten einen Blick und setzten sich dann, offenbar einig darüber, dass ich keine Gefahr für sie darstellte. „Ich weiß dass ihr nicht aus böser Absicht heraus klaut, viele junge Leute haben gar keine andere Wahl.“, erklärte ich, doch der Blick des Jungen war offensichtlich von etwas an mir eingenommen. „Sie sind ein Shinigami.“, flüsterte er. Ich blickte herab auch mein Zanpakutou. „Deshalb musst du mich jetzt nicht plötzlich siezen.“ Erneut tauschten sie einen Blick, als würden sie stumm miteinander kommunizieren. „Die Gegend hier ist sicher?“, fragte das Mädchen plötzlich. Die Frage erstaunte mich. Die beiden berichteten mir von ihrer harten Kindheit auf der Straße, von ihren verlorenen Freunden und ihrem Beschluss, Shinigami zu werden. „Aber wenn es hier sicher ist, können wir auch hier ein neues Leben anfangen.“, beendete das Mädchen und warf einen Blick in die Runde, als erwartete sie, dass wir ihr zustimmten. Ich lachte. „Das wäre verschwendetes Talent.“, murmelte ich und musterte sie. Vor allem das Mädchen hatte ein außerordentliches Reiatsu, dafür dass sie keine Ahnung von alldem hatte. Das Mädchen runzelte die Stirn. „Eure Kräfte sind bereits erweckt, was mir sagt, dass ihr schon einmal einem Shinigami begegnet seid.“ Sie nickten. „Wenn ihr euch hier niederlasst und eure Energien sich steigern könnte es sein, dass ihr andere Leute damit in Gefahr bringt.“ Sie schienen darüber nachzudenken. „Aber du lebst doch auch hier.“, stellte der junge fest und ich nickte eifrig. „Ja aber ich kann mein Reiatsu unterdrücken.“ Wieder dachten sie eine Weile darüber nach. „Ich heiße übrigens Rukia.“ Stellte das Mädchen sich nun vor und reichte mir die Hand, ich schüttelte sie und runzelte die Stirn. „Ähm ich heiße Kari.“, log ich. Ich dachte an Byakuyas Worte „Manchmal ist es einfacher nicht Byakuya Kuchiki zu sein.“ Vielleicht hatte er Recht, in einigen Momenten im Leben, war es einfach in eine Rolle zu schlüpfen. Wenn ich wollte, dass diese beiden mir vertrauten und mit mir nach Seiretei gingen, konnte ich ihnen kaum sagen, dass ich die Abtrünnige Akari Miyazaki bin. „Renji.“, sagte der rothaarige und schüttelte ebenfalls meine Hand. „Eigentlich arbeiten Shinigami doch nur in der heiligen Stadt und in der Welt der Lebenden, dass sie in Rukongai unterwegs sind, ist doch eher selten.“ Renji schien misstrauisch zu sein. Schlaues Bürschchen. „Ich war Shinigami. Allerdings gab es in Seiretei einige Leute, die mich nicht sehr gern hatten, deshalb bin ich fort gegangen.“ Das war wenigstens zum Teil die Wahrheit. „Und du meinst, wir haben wirklich das Zeug dazu, Shinigami zu werden?“ Rukias Frage schien eine zu sein, die sie schon lange mit sich herumtrug, die sie schon lange quälte. „Ihr habt alle Vorraussetzungen dafür, der Rest ist hartes Training, aber dass ihr noch lebt zeigt ja, dass ihr ein starkes Durchhaltevermögen habt.“ Das schien keiner von ihnen in Frage zu stellen, sie hatten viel Schlimmes erlebt und dennoch die Hoffnung auf ein besseres Leben noch nicht aufgegeben. Nachdem sie gegessen hatten, machten wir uns auf den Weg nach Seiretei. Sie wanderten dorthin, ich passte mich ihrem Tempo an. Normalerweise hätte ich nur ein paar Stunden und mit Shunpo sogar nur Minuten gebraucht um Seiretei zu erreichen, aber ich ließ mir meine Ungeduld nicht anmerken. Wir wanderten zwei Tage, sie hatten es scheinbar nicht sonderlich eilig. Ich erfuhr viel von ihrer Vergangenheit, Rukia war, soweit sie sich erinnern konnte, schon immer in Rukongai gewesen. Soweit ich wusste, hatte Hisana ihre Schwester zurückgelassen, als diese noch ein Kleinkind war, das würde passen. Ich war mir mittlerweile sehr sicher, dass es sich bei Rukia um Hisanas Schwester handelte. In einigen Dingen unterschieden sie sich sehr, während Hisana die Ruhe in Person, sehr fürsorglich und Schüchtern gewesen war, war Rukia ein genaues Gegenteil, aufbrausend, temperamentvoll und vor allem nahm sie kein Blatt vor den Mund. Allerdings hatten sie auch Gemeinsamkeiten, von ihrem fast identischen Aussehen ganz abgesehen. Ähnlich wie Hisana hatte auch Rukia die gleiche Art über einige Dinge nachzudenken, als hätte sie einige Gedanken ihrer älteren Schwester übernommen. Sie betrachtete Seiretei genauso kritisch, wie Hisana es getan hatte. Ein Ort, der den Reichen gehörte, auch wenn sie dort wohnen würde, würde sie nie vergessen, wie es in Rukongai war. Hisana hatte einst genau das gleiche gesagt. Sie hatte mir einmal im vertrauen gesagt, dass sie sich dafür schämte, so gut zu leben, während sie wusste, dass die Leute in Rukongai um jeden Tropfen Wasser kämpften. Rukia dachte genauso, dennoch würde sie dorthin gehen, genau wie Hisana es getan hatte. Ich musste mir ein Lächeln verkneifen, als die Mauern der Stadt in Sichtweite kamen. Bald war es soweit. Jidanbou tauchte auf, als er mich sah, wollte er freudig nach meinem Namen rufen, doch ohne dass Rukia und Renji es mitbekamen, legte ich einen Finger auf die Lippen. Jidanbou musterte die beiden und schien offenbar zu merken, dass ihm Rukia sehr bekannt vorkam. „His…“ begann er doch ich unterbrach ihn. „Jidanbou!“, rief ich, bevor er ‚Hisana’ hatte aussprechen können. „Ich bin es Kari, lange nicht gesehen!“ Einen Moment musterte er mich, dann schien er zu begreifen und spielte das Spiel mit. „Hey Kari, wen hast du uns da mitgebracht?“, sagte er etwas schwerfällig. „Das sind Rukia und Renji und sie wollen Shinigamis werden." Jidanbou nickte eifrig. „Verstehe. Na dann will ich euch mal nicht aufhalten.“ Er hob das Tor. Renji und Rukia schritten hindurch, während Jidanbou mir noch einen ratlosen Blick zuwarf. „Erklär ich dir später.“, versprach ich und folgte Renji und Rukia. Wir gingen einige Schritte, dann blieb ich abrupt stehen. Ich wusste, dass ich nicht einfach so durch die Straßen von Seiretei spazieren konnte. Ich beschrieb ihnen den Weg, die beiden sahen mich ratlos an, als verstünden sie nicht, dass ich nicht weiter mitkommen würde. „Aber kommst du nicht mit uns?“ Den Kopf schüttelnd erklärte ich ihnen: „Wie gesagt, einige Leute wollen mich hier nicht sehen und ich bin nicht scharf darauf ihnen zu begegnen, allerdings muss ich mit einem guten Freund sprechen, ganz dringend sogar. Ach und… am besten erzählt ihr niemandem von mir.“ Ich verabschiedete mich und war mit einem Shunpo Schritt verschwunden, Byakuyas Reiatsu war nicht schwer zu finden, er saß in seinem Raum in der sechsten Einheit. „Akari!“ Er sprang auf, anscheinend hatte er nicht gemerkt, dass ich mich genähert hatte. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Aber es gibt da etwas, dass du dir ansehen solltest.“ Ich stelle mich an sein Fenster, er stellte sich daneben und schaute mit mir auf die Straße. „Und was…?“, begann er, doch da erkannte er die zwei Personen, die langsam den Weg entlang spazierten und sich neugierig umsahen. Sein Blick blieb an Rukia haften. Er sagte nichts, musterte nur, wie das schlanke Mädchen ihrem größeren Freund eine Beule verpasste, als dieser offensichtlich eine dumme Bemerkung gemacht hatte. Jetzt konnten sie sogar ihre Stimmen hören. „Sie hat gesagt wir müssen dann links.“, erklärte Renji. Rukia kratzte sich am Kopf. „Wieso habe ich dann das Gefühl, dass wir im Kreis laufen?“ „Weil ihr das tut.“, flüsterte ich leise kichernd. Natürlich hatte ich ihnen einen Umweg genannt, damit sie hier, an der sechsten Einheit vorbeikamen. Byakuya warf mir einen Blick zu. Er schien zu verstehen, dass mit „sie“ ich gemeint war. „Du hast…“ begann er und ich zuckte mit den Achseln. „Bin ihnen zufällig über den Weg gelaufen und dachte, es würde dich interessieren.“ Byakuya antwortete nichts. Ihm schienen keine Worte dafür einzufallen. Er nahm meine Hand, drückte sie einmal fest und machte sich dann auf den Weg. Wohin genau er wollte und was er vorhatte wusste ich nicht, doch ich wusste, dass ich ihn schon lange nicht mehr so glücklich gesehen hatte. Er schien wieder etwas zu haben, das er tun konnte, er schien wieder ein Ziel zu haben, eine Person, die er beschützen konnte. „Ach Rukia, du wirst den besten großen Bruder auf der Welt haben.“, witzelte ich und machte mich auf den Weg zurück nach Rukongai. Kapitel 15: Hundert Jahre ohne dich - Teil 7: Hoffnung ------------------------------------------------------ Regen. Unaufhörlich und immer wieder regnete es. Einige Wochen lang. Es war, als fühlte der Himmel sich genauso wie ich mich fühlte. Kisuke. Ich flüsterte seinen Namen wieder und wieder und wieder, doch es änderte sich nichts. Weiterhin Prasselte der Regen vor mir auf die Scheibe. Ich hatte das Gefühl, in einer ewigen Endlosschleife fest zu stecken. Einfach nichts veränderte sich. Nicht ein Gefühl regte sich in mir. Weder Trauer, noch Zorn, noch sonst irgendein Gefühl füllte meinen Körper. Alles was da war, war eine endlose Leere und das Geräusch des Regens. Wenn die Sonne schien, konnte ich mir wenigstens vorstellen, dass sie mich anlachte und konnte zurücklachen. Aber die grauen Wolken verdeckten jeden Sonnenstrahl. Verdeckten jede Emotion die ich mir die letzten fünfzig Jahre vorgemacht hatte. Ich kam mir vor wie ein Kind, dem man sagen musste, was es zu tun hatte, nur dass niemand kam und etwas sagte. Niemand sagte mir, was ich zu tun hatte und so kam es, dass ich nichts tat. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich schon an diesem Fenster saß, als Miaka die Tür aufriss. Sie war völlig durchnässt, Wasser tropfte aus ihren Haaren und für einen langen Moment starrte sie mich nur an. Ich sah es ihren Augen an: irgendetwas stimmte nicht. „Miaka?“ Ich stand auf und nahm ihre Hände in die meine. „Mana, sie ist…“, begann sie mit brüchiger Stimme. Ich zog sie an den Karmin, damit sie sich wärmen konnte, versuchte sanft mit einem Handtuch ihr Haar zu trocknen und gab ihr ein weiteres, dass sie sich um den nackten Körper legte, nachdem sie ihre Kleidung stumm ausgezogen hatte. Währenddessen erzählte sie mir, was geschehen war und von Wort zu Wort hatte ich das Gefühl, dass soeben doch jemand gekommen war, der diesem Kind sagte, was es zu tun hatte. „Mana und ich waren bei den McOwells zu Besuch, wie du ja weißt und als wir aufbrechen wollten, da stürzte plötzlich ein Mann aus dem Himmel.“ Die McOwells waren Leute, die Miaka noch aus ihrer Lebzeit kannte und mit denen sie hier auch sehr gut befreundet war, alle paar Monate besuchten sie sich für mehrere Tage, da sie weit auseinander wohnten. Miaka stotterte nicht, mit starrem Blick, der auf die Wand gerichtet war erzählte sie ununterbrochen. „Ein zweiter folgte dem ersten Mann. Der erste hielt etwas in seinen Händen, ein goldenes Artefakt, ich weiß nicht was es war, habe so etwas nie zuvor gesehen, aber eines ist sicher, dieser Mann hatte diesen Gegenstand gestohlen und der zweite war ihm gefolgt um es zurück zu holen. Wie waren gebannt von ihren Kräften und beobachteten das treiben. Plötzlich kam der eine auf uns zu und er packte Mana und hielt sein Schwert an ihren Hals woraufhin der zweite stockte.“ Einen Moment lang war es still, Miaka verkrampfte ihre Hände. „Er hat sie als Geisel mitgenommen.“, zischte sie und verkrampfte die Hände in ihrem Handtuch. „Akari ich bitte dich das nicht gern, ich weiß, dass du geschwächt bist… aber ich kann… ich kann überhaupt nichts tun.“ Tränen rannen ihre Wangen hinunter und stellte mich direkt vor sie um ihr direkt in die Augen zu sehen. „Ihr habt so viel für mich getan und selbst wenn du mich nicht gebeten hättest, hätte ich es getan.“ Jetzt erst erwiderte sie meinen Blick, der so unglaublich dankbar schien. Bitte sei nicht dankbar, bevor ich irgendetwas unternommen habe, dachte ich verzweifelt, nickte ihr dennoch aufmunternd zu. „Ich hole Mana zurück!“ Ehe wirklich zu wissen wie ich das anstellen sollte, war ich schon losgelaufen. Der Regen peitschte mir ins Gesicht. Ich wusste wo die McOwells wohnten und es war auch nicht schwierig den Ort zu finden, an dem der Kampf stattgefunden hatte. Mehrere riesige Krater zierten die Gegend und weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. „Entschuldigen Sie, aber diese Gegend ist evakuiert.“, sagte ein kleines Mädchen, als ich die Gegend betrachtete. „Ein Mann hat uns alle weg geschickt und keiner darf dort hin gehen.“, warnte sie mich. Ich legte meine Hand auf ihren Kopf. „Vielen Dank, aber genau mit diesem Mann muss ich reden.“ Ich durchstreifte die zerstörte Gegend um Hinweise zu finden, wo Mana abgeblieben sein könnte, der Regen erleichterte dies nicht gerade. Man hatte die Gegend also geräumt, beziehungsweise einer der beiden Kämpfer schien das getan zu haben, bevor der Kampf angefangen hatte. Wie hatte er Mana dann schnappen können? In einiger Ferne erkannte ich plötzlich eine Anhäufung von Erde, die aufgewühlt worden war, einige Meter hoch. Ich staunte, diese beiden mussten wirklich ungeheure Körperkräfte zu haben. Plötzlich erkannte ich einen weißen Fleck auf dieser aufgewühlten Erde, es schien als säße jemand dort. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob mir meine Augen nur einen Streich spielten wegen des starken Regens oder ob wirklich jemand dort saß. Ich näherte mich. Als ich gut zwei Meter vor dem Mann stand, wusste ich ganz sicher, dass meine Augen mir keinen Streich spielten. Er saß ziemlich gekrümmt da, den Kopf auf die Knie gelegt, die Arme Schlaff auf der Erde liegend, ein Schwert in seiner Hand. Nein kein Schwert, ein Zanpakutou. Ich ging noch näher und erkannte den weißen Haori, den ich selbst für lange Zeit getragen hatte, es war ein Kommandantenhaori. Ich schluckte. Ich müsste alle Kommandanten kennen oder zumindest erkennen und ein Teil davon wäre wahrscheinlich nicht erfreut mich zu sehen oder dürfte es zumindest nicht sein. Der Mann hob seinen Arm, das Zanpakutou direkt auf mich gerichtet, dann langsam hob er seinen Kopf und starrte mich einige Augenblicke ratlos an, genauso ratlos wie ich ihn ansah: ich kannte ihn nicht. Er hatte schwarzes Haar und auch seine Augen funkelten mich dunkel an. In seinem Gesicht erkannte ich einen tiefen Schmerz. Langsam senkte er sein Schwert wieder, steckte es ein und schien mich nicht weiter zu beachten. „Ich bin auf der Suche nach Mana.“, sagte ich in normaler Lautstärke, das Prasseln des Regens und das leise Pfeifen des Windes schien meine Stimme davon zu tragen, dennoch wusste ich sicher, dass er mich gehört hatte. „Das Mädchen, das er entführt hat?“, fragte er müde und konnte mir nicht in die Augen sehen. Ich nickte. Seine Antwort war kurz. „Ich weiß nicht, wo sie ist.“ Eine halbe Ewigkeit sagte keiner von uns etwas. „Ich habe meine Familie verloren, meinen Ruf, meine Heimat, meinen Stolz und den Mann den ich liebe. Es hat lange gedauert bis ich wenigstens eine neue Familie finden konnte und Mana ist ein Teil davon. Ich kann sie nicht verlieren.“ Sein Blick verriet mir, dass er mich zu bedauern schien, jedoch rührten meine Worte ihn nicht so weit, dass er sich erhob. „Ich verliere all das gerade.“, sagte er mit einem traurigen Lächeln. „Kennst du vielleicht einen Trick, der diese Verzweiflung die man dabei fühlt vertreibt?“ „Damals hatte ich noch immer meine Überzeugung. Habe für meine Überzeugung gekämpft, damit es nicht allen so ergeht wie mir.“ Er schien darüber nach zu denken. „Was war deine Überzeugung?“ Unsere Augen trafen sich. „Meine Überzeugung war und ist auch immer noch, dass es immer einen Grund gibt zum weitermachen. Wenn nicht für sich selbst, dann für die Menschen um sich herum. Wenn man alle Menschen verloren hat die man liebt, sollte man weiter machen um sie nicht zu enttäuschen und außerdem, sollte man weiter machen für die Menschen, die man in der Zukunft trifft.“ Wieder dachte er nach. „Schlaue Worte.“ Er stand auf und hielt mir die Hand hin. „Ich bin Shin und ich danke dir, dass du mir soeben einen Grund gegeben hast um aufzustehen.“ Ich schüttelte seine Hand und entschied ihm die Wahrheit zu sagen, auch wenn ich wusste, dass ‚Shin’ unmöglich sein ganzer Name sein konnte, aber das war unwichtig. „Ich bin Akari Miyazaki und bin froh, dass du meine Worte verstanden hast.“ „Miyazaki, hm?“ Er musterte mich neugierig, der Regen schien etwas nach gelassen zu haben. „Die Kommandantin, die nach Rukongai verbannt wurde.“ Ich nickte, „Wirst du mich trotzdem als Partner akzeptieren? Immerhin hat dieser Mann jedem von uns etwas Wertvolles genommen.“ Shin nickte, sah sich kurz um und schlug dann vor, dass wir uns erst einmal unterstellten und einen Plan entwarfen. Ich schlug vor, die McOwells, dessen Haus glücklicherweise nicht betroffen war, um einen Unterschlupf zu bitten. Sie willigten ein und kurze Zeit später brüteten Shin und ich, nun trocken und im warmen, darüber, wie wir Zameshe finden konnten. Das war der Name des Entführers und laut Shins Worten war er zwar nicht sehr stark, dafür aber umso schneller. „Du gehst also davon aus, dass dieser Zameshe diesen Gegenstand nicht selbst benutzen will, sondern ihn für jemand anderes gestohlen hat und wenn wir herausfinden für wen, dann wissen wir auch, wohin er gehen wird.“, schlussfolgerte ich nach einer Weile. Wir schrieben alle Orte auf, die uns einfielen, all jene, die gut für jemanden war, der sich vor starken Shinigami wie uns verstecken wollte. Darunter waren auch die Welt der Lebenden und Hueco Mundo, was mich etwas erschauern ließ. Ich war zwar noch nie dort gewesen, hatte aber schon viel gehört von der Heimat der Hollows. Nachdem wir fast zwei Stunden über einem Haufen Papiere gesessen und spekuliert hatten, verließ Shin das Zimmer um eine Runde um den Block zu laufen, das mache seinen Kopf frei. Ich streifte durch die Wohnung, da kam die Frau der Familie, Karla soweit ich mich erinnern konnte, auf mich zu. Sie sah sich um, als wolle sie sich versichern dass wir allein waren. „Shin ist kurz raus gegangen.“, klärte ich sie auf, da sah sie mich mit gerunzelter Stirn an. „Komm mal mit.“, bat sie leise und zog mich hinter sich her in die kleine Waschküche. Dort hing unsere Kleidung über eine Leine gehängt, ich berührte meine Hose um zu fühlen, wie nass sie noch war und stellte fest, dass sie noch sehr klamm war. Karla war vor etwas anderem stehen geblieben, ich zupfte kurz an dem Kimono den sie mir geliehen hatte und blickte dann auf. Zuerst wusste ich nicht, was sie an Shins Kommandantenhaori zu faszinierend fand doch dann blieb auch mir der Atem weg. Auf dem Rücken war eine Null. Eine große Runde Null. Daneben auf einer Leine waren das Schwarze Shinigamigewandt und dazu eine kleine Schärpe, die ich aus Seiretei nur von den Vize- Kommandanten kannte. Auf der Schärpe war eine drei. Ich blickte zwischen den Kleidungsstücken hin und her, bis ich plötzlich Shins Reiatsu hinter mir wahrnahm. Ich drehte mich nicht herum. Starrte weiter, vor allem auf die große Null. „Erzählt es bitte keinem.“, bat er leise, Karla erschrak, ich jedoch nickte nur. Wir gingen zurück in das Zimmer, welches uns zu Verfügung stand, dort angekommen konnte ich meine Neugierde nicht zurückhalten. „Du bist ein Mitglied der Königlichen Garde… der Kompanie Null.“, stellte ich fest. Shin nickte, setzte sich und kratzte sich am Kopf. „Ich bin der dritte Offizier der Königlichen Garde.“ Ich riss die Augen auf. „Als dritter Offizier trägt man einen Kommandantenhaori?“ Shin lachte. „Natürlich, wenn du ein Mitglied der Königlichen Garde werden willst, musst du vorher immerhin wenigstens auf dem Level eines Kommandanten gewesen sein.“ Ich dachte darüber nach, das machte natürlich Sinn. Kirio Hikifune war ja auch eine lange Zeit Kommandantin gewesen, bevor sie zur Kompanie Null befördert wurde. „Kirio Hikifune.“, murmelte ich darüber nachdenkend. „Sie ist die vierte Offizierin. Eine angenehme Person mit der ich sehr gut klar komme.“ Ich musterte Shin genauer. Er war ein Mitglied der Königlichen Garde. Normalerweise hörte man immer nur von ihnen, sah sie aber nie, da sie in der so genannten Sphäre arbeiteten in dem der König der Soul Society lebte. Normalerweise, so heißt es zumindest, verließen sie diese Sphäre nur, wenn der König dies auch täte. Allerdings erinnerte ich mich, dass er vorhin gesagt hatte, er sei dabei alles zu verlieren, deshalb fragte ich nicht. „Ich denke wir sollten zuerst in der Welt der Lebenden suchen, die Wahrscheinlichkeit, dass er dort ist, ist wesentlich größer als Hueco Mundo.“ Ich seufzte. Das hatte ich befürchtet. Kurz erklärte ich ihm, dass ich nicht nur aus Seiretei verbannt worden war, sondern auch aus der Welt der Lebenden. Er musterte meine Fesseln. „Fumetsukuro.“, flüsterte er mit weit aufgerissenen Augen. „Was?“ Meine Frage hallte lange nach, als stünde ich in den Bergen und ein Echo schrie mein Wort zurück zu mir, wieder und wieder. „Fumetsukuro, das Unvergängliche Schwarz. Das ist eine Art Edelstein, der nur von einem ziemlich mächtigen Shinigami hergestellt werden kann. Er speichert verschieden Zauber, so wie Banne… das hat man mit dir gemacht. Außerdem hat dieser Stein die Eigenart…“ Er stockte und sah nun von dem Stein auf. „Die Eigenart unzerstörbar zu sein.“ Ich schluckte. Die Worte brauchten lange um in mein Bewusstsein zu dringen, ich wollte sie nicht wahrnehmen. Wollte sie nicht verstehen. Zwar hatte ich schon mal gesagt, es sei unmöglich, aber nur aus Verzweiflung nach den etlichen versuchen, die ich mit Yoruichi durchgeführt hatte. Es allerdings so endgültig zu hören, schmerzte mehr als alles andere. „Es gibt also keine Möglichkeit, diese Dinger je loszuwerden?“ Shin schien geschockt, als er mein deprimiertes Gesicht erkannte. „Das habe ich nicht gesagt!“, versuchte er mich zu beschwichtigen und fuchtelte dabei mit den Händen in der Luft. Ein Funken Hoffnung flammte wieder in mir auf. „Wie?“ Shin warf einen erneuten Blick auf die Fesseln, schaute dann aus dem Fenster, der Regen hatte aufgehört. „Ich kenne nur eine.“, murmelte er und sah mich mitleidig an, als wüsste er schon, wie ich reagieren würde. „Derjenige, der die Fesseln angelegt hat, kann sie wieder lösen.“ Ich seufzte. „Es war einer der Leute aus Raum 46, ich kenne nicht einmal seinen Namen.“ Shin kratzte sich am Kopf. „Der Königliche Kelch.“, murmelte er und ich schüttelte den Kopf, was war das für ein Themenwechsel? „Zameshe hat den Königlichen Kelch gestohlen, er hat starke magische Kräfte und wenn ich ihn dem König zurückbringe, somit nicht alles verliere, dann sage ich ihm, dass du mir geholfen hast. Gegen die Worte des Königs kann selbst jemand aus Raum 46 nichts sagen.“ Ganz langsam nur, wagte ich den Funken der Hoffnung in meinem Herzen wachsen zu lassen. Ich versuchte meinen Enthusiasmus zu dämpfen, „Aber würde der König so etwas tun?“ „Der König ist eine merkwürdige Person, ich kenne ihn nicht sehr gut. Aber wenn einer seiner Untergebenen ihn um etwas bittet, dass so banal ist, verweigert er diese Bitte meist nicht. Die Chancen stehen gut.“ Ich hoffte. Ich konnte endlich wieder hoffen. Wir versuchten nicht weiter über das Thema zu reden, versuchten uns auf unseren Plan zu konzentrieren. Er würde in der Welt der Lebenden suchen, während ich nach Hueco Mundo gehen würde, auch wenn es mich ein wenig gruselte. Schon zu viel Zeit hatte ich Egoistischerweise mit meinen eigenen Problemen und Hoffnungen verschwendet, während Mana noch immer irgendwo da draußen war. „Keine Sorge Mana, ich rette dich.“ Kapitel 16: Hundert Jahre ohne dich - Teil 8: Arrancar ------------------------------------------------------ Eine Gänsehaut überlief mich. Ich ließ die Garganta, das Tor zwischen der Soul Society und diesem gruseligen Ort hinter mir. Hueco Mundo. Es war ein unheimlicher Ort, kleine Hollows versteckten sich im Sand der Wüste, eine Wüste in der immer Nacht war. Der schwarze Himmel schien einen förmlich verschlucken zu wollen. Weit und breit erkannte ich nichts anderes als den weißen Sand. Ich schloss die Augen, suchte nach Auren. Ich musste prüfen, ob Mana hier irgendwo war. In einiger Entfernung nahm ich einige Personen war. Personen? Vielleicht auch Hollows? Den Kopf schüttelnd bewegte ich mich in diese Richtung. So fühlten sich eigentlich keine Hollows an. Eine halbe Ewigkeit hatte ich das Gefühl, mich nicht wirklich von der Stelle zu bewegen, da die Umgebung sich einfach nicht änderte. Ein kleiner Felsen auf dem Sand ab und an war schon eine willkommene Abwechslung. Es war kalt. Ich schlang meine Arme um meinen Oberkörper und zog die Schultern leicht an, um mich zu wärmen, leider brachte das nicht sehr viel. Vielleicht hätte ich etwas anderes anziehen sollen. Ich sah an mir herunter, ein weißer Rock und ein schwarzes Oberteil, dazu Stiefel, die bis zu den Knien reichten. Wenigstens hatte ich die Stiefel an, meine Füße froren nämlich am wenigsten. „Hallo, hallo, wen haben wir denn da?“ Die Stimme erschrak mich, ich sah mich verwirrt um. Ein kichern erklang. Plötzlich erkannte ich eine Frau, eine sehr seltsame. „Was…?“ begann ich und musterte die Frau verwirrt, sie lachte und kam mit langsamen Schritten auf mich zu. Ihr weißes Rüschenkleid und das violette Haar wirkten in dieser Gegend seltsam fehl am Platz, doch ihr kalter Blick und eine Haarspange, welche die Farben von menschlichen Knochen hatte, widersprachen ihrem etwas kindlichen Kleidungsstil. „Ein Shinigami in Hueco Mundo.“, lachte sie und ich erstarrte als ich erkannte, dass sie einen merkwürdigen goldenen Gegenstand bei sich trug. „Was bist du?“ Meine Frage schien sie etwas zu kränken, sie hob die Nase und musterte mich herabblickend. „Ihr Shinigamis seid wirklich ignorante Wesen.“, schlussfolgerte sie nach ihrer Musterung. Ihre Aura war eindeutig die, eines Hollows, aber ihre Erscheinung und der goldene Gegenstand, eine Art Kreisel, mit einer Aura die einem Zanpakutou sehr ähnelten schreckten mich zurück. Auf ihrem Gesicht hatte sie violette Tränen auf die Wangen gemalt, ich fragte mich, ob sie das als schön empfand. „Ich bin Cirucci, eine der stärksten Gegner die du in Hueco Mundo finden kannst.“ Ich verzog das Gesicht. Sie sah eigentlich nicht wie eine ernstzunehmende Gegnerin aus, doch ich würde nie meinen Kampfgrundsatz vergessen: Unterschätze niemals deinen Gegner. Noch immer musterte ich sie ratlos. „Bist du ein Hollow?“ Sie schien meine Frage unverschämt zu finden, ganz so als hätte ich sie gerade gefragt, wann sie das letzte Mal Geschlechtsverkehr gehabt hätte. Ihre Stirn bildete Falten, ihre Augen funkelten mich zornig an. „Ich bin ein Mitglied der Espada!“, schrie sie förmlich und schien zu erwarten, dass mir das etwas sagte. „Aha.“, murmelte ich und meine nächste Frage ließ sie in schallendes Gelächter ausbrechen. „Was ist ein Espada?“ Als sie sich nach einer Weile von ihrem Lachanfall erholt hatte, kam sie noch ein paar Schritte auf mich zu. „Nun gut, ich will es dir erklären, es soll ja niemand dumm sterben.“ Sie verschränkte die Arme vor ihrem Oberkörper. „In Hueco Mundo leben zu 80% gewöhnliche Hollows, auch genannt Demi- Hollows. Daraufhin gibt es 10% Gillian, die erste Stufe der Menos Grande. Die nächsten 7% sind die Adjuchas und die letzten 3% die Vasto Lorde. Neben all diesen gibt es aber noch eine weitere Erscheinung.“ Sie stockte und genoss den Moment meines geschockten Ausdrucks. Natürlich hatte ich schon oft von den Menos, den Gillian, Adjuchas und Vasto Lorde gehört, sogar schon gegen welche gekämpft, aber noch nie hatte ich gehört, dass es eine weitere Form eines Hollows geben konnte. Sie grinste und fuhr fort. „Wenn ein Hollow es nämlich schafft, seine Maske zu einem Teil loszuwerden…“, begann sie und berührte mit ihrer Hand die Haarspange, die wie ich nun feststellen musste, der Rest einer Hollowmaske war, „Dann nehmen wir eine menschlichere Gestalt an und erlangen Shinigamifähigkeiten.“ Sie tätschelte den goldenen Kreisel, der, wie ich nun erkannte ihr Zanpakutou war. „Nur ungefähr 2% aller Hollows schaffen das… Wir nennen uns Arrancar.“ Viele Bilder durchfluteten mein inneres Auge. Ich sah Shinji, Hiyori und die anderen mit den Hollowmasken vor mir. Shinigamis mit Hollowmasken, Hollows mit Zanpakutou. Was für eine verkehrte Welt! Kisuke hatte mal erwähnt, dass die Kräfte der hollowfizierten Shinigamis sich fast verdoppelt hatten. Ich musterte die Frau vor mir. Also war sie mindestens doppelt so stark, wie ein gewöhnlicher Hollow. Schlussfolgerte ich, dennoch war ich mir unsicher. Gewöhnliche Demi- Hollows waren so schwach, dass auch jemand, der doppelt so stark wie ein solcher war, mit mir nicht mithalten konnte. Cirucci, so hatte sie sich vorgestellt, wirkte ziemlich selbstsicher, ich sollte sie auf keinen Fall unterschätzen. „Die Espada sind die Zehn stärksten unter den Arrancar.“, beendete sie ihre Ausführungen. Sie krempelte ihren Handschuh herum um mir etwas zu zeigen, es war die Zahl fünf. Ich runzelte die Stirn. Sollte das bedeuten, dass sie die fünft stärkste Kriegerin Hueco Mundos ist? Sie hob ihren merkwürdigen goldenen Kreisel und ich erkannte, dass es sich um eine Art Wurfscheibe handelte, ähnlich wie bei einem Jojo war eine Schnur daran befestigt, die an einem Gegenstand in ihrer Hand ähnelte, es schien der Schaft eines Zanpakutous zu sein. Mit einer flinken Bewegung flog der goldene Kreisel auf mich zu, ich sprang zur Seite und konnte gerade noch sehen, wie der Sand Meterhoch aufgewirbelt wurde, genau an der Stelle, an der ich zuvor noch gestanden hatte. Verdammt, ich habe keine Zeit um gegen jemanden wie sie zu kämpfen, dachte ich mir verbissen. Ich muss Mana finden! Ich seufzte. Hier war weit und breit keine Möglichkeit ihr davonzulaufen, da man Kilometerweit nichts als Sand, Sand und nochmals Sand erkannte, wäre meine einzige Möglichkeit mich in Sand einzugraben, das allerdings hielt für keine besonders schlaue Idee und so war ich gezwungen mein Schwert zu ziehen. Ich murmelte die Worte, die mein Schwert in seine Shikaiform versetzte, das dunkle Rot hob sich gruselig von dem weißen Sand ab. Den nächsten Schlag ihres Kreisels konnte ich erfolgreich abwehren. Sie lachte, als hätte ich soeben einen Zahnstocher aus meiner Hosentasche geholt um damit gegen sie zu kämpfen, ich achtete nicht darauf. Ich studierte eine Weile lang, wie sie ihren Kreisel zu benutzen pflegte, wenn sie ihn einmal ausgeworfen hatte, holte sie ihn immer geradewegs zurück, das war meine Chance. Mein Sprung war nicht ganz so stark, wie ich gehofft hatte, da der Sand mit nicht die nötige Federung gegeben hatte, wohl wissend, dass der Kreisel mit folgte und direkt meinem Kopf hinterher flog, raste ich auf sie zu. Sie versuchte nicht einmal mir auszuweichen. Mit einem kräftigen Hieb versetzte ich ihr eine Wunde auf dem Oberkörper, sie allerdings grinste immer noch. Scheinbar ging sie davon auszugehen, dass ich den Kreisel, der einige Zentimeter hinter meinem Kopf flog vergessen hatte, doch da irrte sie sich. Ich nutzte meine Shunpo Fähigkeiten, die zwar nicht so gut waren wie Yoruichi, doch meiner Ansicht nach immerhin noch ziemlich beeindruckend, und war mit einer schnellen Bewegung wieder einige Meter hinter dem Kreisel. Sand wurde aufgestoben und für einen Moment erkannte ich nicht, was geschehen war. Als sich die Wolke gelöst hatte sah ich das Mädchen auf dem Boden Knien. Sie hatte doch tatsächlich den Kreisel selbst abbekommen. Ich war so geschockt von ihrer Dummheit, dass ich nicht einmal darüber lachen konnte. Mein Schwert einsteckend ging ich auf sie zu. „Wie…wie?“ ihre Stimme war brüchig, die Augen weit aufgerissen. „Shinigami können kein Sonido.“, hauchte sie, ich musste lächeln. Sie schien noch ziemlich jung zu sein, dafür dass sie zu den Espada gehörte. „Aber wir können Shunpo. Das ist fast das gleiche.“ Erklärte ich und sie senkte den Kopf. „Ich hab dich unterschätzt, bin davon ausgegangen dass du nicht ausweichen kannst.“ Blut sickerte aus ihrer Wunde auf den weißen Sand. „Du darfst niemals deinen Gegner unterschätzen, wie unwissend oder lächerlich er dir auch erscheinen mag.“ Sie lachte. „Wohl wahr.“ Eine Weile stand ich so vor ihr, nicht wissend, was ich tun sollte. Plötzlich spürte ich eine Aura, sie war Ciruccis ähnlich und doch ganz anders. Ein plötzliches Licht, ein riesiges Reiatsu und ich flog Meterweit. Als ich wieder aufstand, fühlte mein Körper sich wie einmal zerquetscht und wieder auseinander gezogen an, allerdings hatte ich keine ernsten Verletzungen davongetragen, meine gute Deckung zahlte sich aus. Da stand ein Mann neben ihr, ein Zanpakutou erhoben. „Du hast versagt, Cirucci.“, sagte er mit dunkler Stimme und schwang sein Schwert. Ehe ich verstanden hatte, was wirklich geschah, war ich auch schon auf die Beine gekommen. Sein Schwert erreichte Ciruccis Körper nicht, meines hielt ich dazwischen. „Misch dich nicht ein, Shinigami.“, brummte er und seine silbernen Augen musterten mich böse. „Man greift niemanden an, der verletzt am Boden liegt.“, zischte ich und warf ihn mit einem kräftigen Hieb zurück. Wenn das so weiter geht, komme ich nie dazu Mana zu suchen, ich verdrängte den Gedanken, musste mich auf meinen Gegner konzentrieren. Im Gegensatz zu Cirucci schien er mich nicht zu unterschätzen. „Mein Name ist Erurienne Talgo.“ Auf seiner Schulter erkannte ich eine drei, noch einer von diesen Espada Leuten. „Akari Miyazaki.“ Er schien meinen Namen zu kennen und begann zu lachen. „Wie konntest du jemanden wie sie so unterschätzen Cirucci, du bist wirklich lächerlich.“ Sein Abscheu ihr gegenüber machte mich wütend. „Wir waren alle mal Anfänger.“, erwiderte ich und der Kampf begann. Ich bemerkte schnell dass seine größte Stärke seine Körperkraft war, er war langsamer als ich und schien sich auch ungeschickter anzustellen. Seine Schläge waren hart, das war aber auch schon alles. Ich war fast schon etwas enttäuscht, denn ein richtiger Kampf war aufregender als jedes Training und ich hatte gehofft nach langer Zeit endlich mal wieder einen starken Gegner zu treffen, aber offenbar hatte ich mich geirrt. Ich darf ihn nicht unterschätzen, bestimmt hat er ein Ass im Ärmel! Ermahnte ich mich und da geschah es auch, er hielt inne und lachte ausgiebig. „So viel spaß hatte ich schon lange nicht mehr. Du wirst der erste Shinigami sein, der meine Resurreccion sehen darf!“ Er hob sein Zanpakutou und sein Körper leuchtete auf. Sein kurzes schwarzes Haar wurde lang und eine art flüssiges Knochengewebe hüllte einen Teil seines Körpers ein, und ließ riesige Krebsartige Scheren an seinen Armen wachsen. Ich spürte, dass seine Kraft gewaltig gestiegen war. Das war also ihr Geheimnis. Sie konnte eine zweite Form annehmen. Seine Scheren schlugen nach mir und ich hatte große Probleme sie abzuwehren, doch nach einigem hin und her erkannte ich seine Schwachstelle. Die Teile seines Körpers, die nicht mit der Knochenmasse überwuchert waren, schienen empfindlicher zu sein. Ein Sprung, ein schneller schlag und Blut befleckte abermals den weißen Sand. Erurienne schrie und griff erneut an, dieses Mal erwischte er mich an der Seite, ich flog Meterweit und landete unsanft im Sand. Als ich mich wieder aufgerappelt hatte, kam er auch schon wieder näher und schlug erneut nach mit, ich versuchte die Schere abzuwehren, doch er schien irgendwie noch stärker geworden zu sein, so als hätte ich mit ihm mit der Verletzung zu einer größeren Motivation verholfen. Meine Seite schmerzte und ich fluchte über meinen schwachen Körper und die Fesseln, die daran schuld waren. Wenn ich sie endlich los bin, kann ich auch endlich wieder meine vollen Kräfte einsetzen. Als er mich ein zweites Mal traf und ich merkte, dass dieser Kampf noch ziemlich lange dauern würde, würden wir so weitermachen, entschied ich kurzen Prozess zu machen. Ich hatte schon zu viel Zeit verschwendet. „Bankai. Youshoku No Hana!“ Mein Schwert nahm wieder seine lange und schlanke Gestalt an, ich entschied, dass ich ihn mit purer Kraft besiegen würde. „Murasaki Hana!“ Mein Schwert färbte sich violett und ich griff Erurienne an. Es war eine unglaubliche Kraft, die mein Schwert durchfloss, aber nicht einmal halb soviel wie normalerweise. Mit einem Hieb meinerseits fiel er zu Boden. Er röchelte, hustete Blut und stieß einen letzten langen, rasselnden Atemstoß aus. Er war tot. Ich drehte mich um und warf einen Blick auf Cirucci, die mich nun ängstlich ansah. „Shiro Hana.“ Mein Schwert färbte sich weiß, mit einem Hieb bohrte es sich einmal durch ihren Körper, sie starrte auf mein Schwert hinab und lächelte. Ich wusste, dass sie keinen Schmerz spürte. Als ich es wieder herauszog, schloss sich ihre Wunde augenblicklich und sie stand auf. „Das ist eine unglaubliche Fähigkeit.“, murmelte sie und beobachtete, wie ich die weiße Klinge einmal über meine Seite streifte, eine schmale Schnittwunde entstand, nur um Augenblicklich wieder zu verschwinden, ich spürte, wie das Reiatsu meines Schwertes in meinen Körper einfloss und langsam der Schmerz nachließ. Ja, das war wahrlich eine unglaubliche Fähigkeit. Unohana hatte damals meine weiße Klinge untersucht, aber nie herausgefunden wie genau es funktionierte. Ihre Vermutung war, dass mein Schwert Reiatsu in alles Mögliche umwandeln konnte und die weiße Klinge war das nun einmal das, was auch immer nötig war um eine Verletzung oder auch Krankheit zu heilen. Ich steckte mein Schwert wieder ein. „Wieso hast du mich geheilt?“ Ciruccis Frage verhallte, ich dachte darüber nach. „Weil ich mich schlecht gefühlt hätte, dich verletzt zurück zu lassen.“, antwortete ich ehrlich. Sie runzelte die Stirn. „Eine schlechte Angewohnheit. Wenn ich keine Ehre hätte, würde ich dich angreifen, hast du das bedacht?“ Ich lachte. „Natürlich habe ich das, aber das Risiko gehe ich ein.“ Einen Moment musterte ich sie, ich war mir sicher gewesen, dass sie mich nicht angreifen würde, nicht nachdem sie gesehen hatte, dass ich denjenigen so einfach besiegt hatte, der zwei Nummer über ihr war. „Ist hier in letzter Zeit ein Mann hergekommen mit einem goldenen Gegenstand und einer Frau bei sich?“ Es schien mir eine gute Idee zu sein, sie zu fragen, immerhin kannte sie sich hier aus, zumindest besser als ich. Sie schüttelte den Kopf. „Bevor du herkamst, ist Jahre niemand fremdes nach Hueco Mundo gekommen.“ Ich ließ die Schultern hängen. „Sicher?“ Sie nickte. „Wir spüren es, wenn eine Garganta geöffnet wird und deine ist die erste seit Jahren.“ „Verstehe. Wenn das so ist, muss ich wieder gehen.“ Ich verließ Hueco Mundo also wieder, Cirucci habe ich nie wieder gesehen. Aber immerhin wusste ich nun eine Sache ganz genau: damals in meiner Shinigami Zeit, als Aizen, Gin und mich mit zu diesem Auftrag genommen hatten, diesen „Hollow“ in Rukongai einzufangen, waren wir nie auf der Jagd nach einem Hollow gewesen, um ihn zu töten. Wir waren auf der Jagd nach einem Arrancar gewesen und wenn ich mich recht entsinne, habe ich nie mitbekommen ob Aizen ihn getötet hatte. Ich war mir sicher, er hatte es nicht getan, hatte dieses Wesen untersucht. War es das was er vorhatte? Wollte er mit dem Hougyoku etwa eine Armee aus Arrancar aufbauen? Wenn das so sein sollte, würden wir ein echtes Problem kriegen, diese Arrancar hatten ein unglaubliches Potential zum stark werden. Kapitel 17: Hundert Jahre ohne dich - Teil 9: Zameshe ----------------------------------------------------- Warten. Es ist ja nicht so, als wäre ich das nicht gewohnt, dennoch waren meine Nerven bis zum äußersten angespannt und jedes Geräusch ließ mich aufzucken. Es war nun schon drei Tage her, seit ich Hueco Mundo verlassen hatte, von Shin war weit und breit nichts zu sehen. Ich lebte bei den McOwells, sie ließen es zu, genossen meine Anwesenheit sogar. Miaka hatte ich einen Brief zukommen lassen, dass ich nah dran war und Mana bald finden würde, auch wen das nicht so ganz die Wahrheit war. In diesen Tagen träumte ich viel mehr von den alten Zeiten als je zuvor. Vielleicht kam das daher, dass Shin die Hoffnung in mir geweckt hatte, die Fesseln bald loszuwerden. Ich musterte die schwarzen Armreifen im Licht der untergehenden Sonne. Sie schienen mich auszulachen. Irgendwie hatte ich ein merkwürdiges Gefühl, wenn ich sie betrachtete. Am vierten Tag dann, geschah endlich etwas. Ich war gerade dabei ein bisschen Wasser durch die Flure der Familie zu transportieren, als ich draußen einen Knall und danach einen Schrei hörte. Eine Gänsehaut überlief mich und der ein leiserer Knall drang in meine Ohren, ehe ich realisieren konnte, dass ich den Wasserbehälter fallen gelassen hatte. Ich stürmte aus dem Haus und sah Shin auf dem Boden hocken, er war allein, das einzige was er bei sich trug, war der goldene Kelch. Verzweifelt schaute ich mich um, von Mana war weit und breit nichts zu sehen. Ich lief zu dem Mann herüber, dessen Hände den Kelch krampfhaft umfingen. „Shin...“, begann ich doch er zitterte nur einmal auf. „Er wird kommen und sie mitbringen um den Kelch zurückzubekommen.“ Leicht nickend, spürte ich einen Stich in der Brust. Ich hatte das ungute Gefühl, Shin würde den Kelch nicht herausgeben. Einige Minuten verharrten wir genau so, er auf dem Boden hockend, ich daneben stehend, bis wieder ein Knall die Luft zerriss. Ich blickte nach oben und erkannte das Tor zur realen Welt, der Dieb fiel heraus, Mana unter seinem Arm. Sie schien müde und total fertig zu sein, große Augenringe zierten ihr Gesicht, das Haar hing zottelig um ihre Schultern. Als sie mich sah, blitzte so etwas wie Hoffnung in ihr auf. Ich schluckte. Shin erhob sich langsam neben mir. „Gib mir sofort den Kelch zurück oder die kleine wird zu Seelenpartikeln.“, Kreischte der Dieb mit Namen Zameshe wütend. Langsam drehte Shin sich zu ihm herum, sein Blick war hart und kalt. „Mein König ist meine oberste Priorität.“ Mit einem Zischen verschwand er, als hätte er sich in Nichts aufgelöst. Zameshe schrie wütend auf und ich sah, wie sein Messer sich Manas Hals näherte. Ehe ich darüber nachdenken konnte, hatte ich mein Schwert gezogen und seinem Arm einen heftigen Hieb versetzt. Das hatte er anscheinend nicht erwartet. „Oh du bist wohl ein Shinigami.“, murmelte er und ließ Mana fallen. Ich half ihr aufzustehen und floh mit ihre einige Meter von dem Feind. „Mana geh zu den McOwells, sag ihnen bescheid und dann flieht von hier.“ Mana umarmte mich einmal kräftig, Tränen in den Augen, dennoch nickte sie und stolperte schwach davon. „Ja und wenn ich einer wäre?“, antwortete ich Zameshe. Er leckte sich die wulstigen Lippen und seine Augen bekamen einen gefährlichen Ausdruck. „Nun ja bei den gewöhnlichen Leuten aus Rukongai würden die natürlich keinen Finger krümmen um ihn zu retten, wenn ich aber einen Shinigami in meine Finger bekäme…“ Er lachte, ich erzitterte. Schneller als es mir lieb war, raste er auf mich zu, mit einer plumpen Bewegung riss ich mein Schwert hoch und konnte gerade noch so das seine abwehren. Das Messer hatte er zurück gesteckt. Lachend attackierte er mich weiter und weiter, schien Gefallen daran zu finden, dass ich es schaffte seine Hiebe abzuwehren. Allerdings spürte ich schnell, dass die Kraft mich verließ und ich langsamer wurde. Fluchend wich ich seinen nächsten Schlägen aus. Wenn doch nur die Fesseln meine Kraft nicht limitieren würden… Ich fühlte mich so schwach und verletzlich wie ein Kind, das sich in einem Wald verlaufen hatte. Am meisten aber fluchte ich über meine eigene Naivität, wie hatte ich Shin so sehr vertrauen können? Zwar war Mana nun gerettet, aber der Feind stand vor mir und attackierte mich unablässig. Plötzlich spürte ich einen Schmerz in meinem linken Bein, er hatte mich getroffen. Ich fluchte. Ich konnte doch hier in Rukongai, zwischen so vielen Leuten nicht einfach mein Bankai einsetzen. Mein Reiatsu würde dann ungemein anschwellen und das würde ihnen nicht gut tun. Allerdings fiel mir auf, dass auch Zameshe ein riesiges Reiatsu hatte, das die Menschen hier beeinflusste. Wenn ich ihn nicht bald von hier vertreiben konnte, würde das zu einer echten Gefahr werden. Ich seufzte, ich musste das Risiko eingehen. „Bankai.“ Ich spürte wie mein Reiatsu anschwoll, wie mein Schwert sich veränderte. „Youshoku No Hana.“ Ich entschied mich für die violette Klinge, welche eine unglaubliche Angriffskraft darstellte und hieb auf den Gegner ein, dieser hatte die Augen im ersten Moment weit aufgerissen, dann aber wich er einem meiner Schläge aus und lachte herzlich. „Das wird ja immer besser. Ein Shinigami auf Kommandantenlevel!“, schrie er vor freudigem Entzücken. Ich achtete nicht weiter darauf, sondern griff ihn erneut an. Allerdings musste auch ich ein erschrockenes Gesicht machen, als auch er sein Bankai aufrief. Es schien sich um ein Wind Zanpakutou zu halten und sein Bankai rief eine Art Sturm hervor, dass ich mich kaum auf den Beinen halten konnte. Ich war so sehr damit beschäftigt nicht das Gleichgewicht zu verlieren, dass ich nicht bemerkte, als er schnell näher kam. Plötzlich stand er vor mir, holte mit seinem Schwert aus, ich wollte das meine anheben um seinen Schlag abzuwehren, aber die starken Winde machten es mir unmöglich. Sein Schlag traf mich auf der linken Schulter und zog sich über meinen Oberkörper, keuchend vor Schmerz brach ich zusammen. Ich merkte, wie mein Sichtfeld versuchte immer kleiner zu werden, verzweifelt rang ich nach Luft und versuchte bei Bewusstsein zu bleiben. Zameshe packte mich und zog mich hinauf, ich erkannte, dass er ein Tor zur Welt der Lebenden geöffnet hatte und konnte nicht umhin einmal breit zu grinsen. Das würde nicht funktionieren. Er sprang nach oben und als er durch das Tor glitt, spürte ich den starken Widerstand, gegen den ich hart knallte, mir blieb die Luft weg und ich fiel rückwärts wieder herunter. Hart landete ich auf dem Boden und das letzte, was ich sah war, dass auch Zameshe zurückgekehrt war, seine Augen weit aufgerissen. „Du bist doch nicht etwa…“, begann er und in seinem grausamen Lachen, dass mich in meine Träume verfolgte hörte ich ihn meinen Namen sagen. „Akari Miyazaki?“ Als ich zu Bewusstsein kam lag ich auf einer harten Pritsche, meine Wunde war schluderig verbunden und pochte schmerzhaft. Es war dunkel und ich brauchte einige Momente um mir darüber klar zu werden, was geschehen war. Zameshe musste mich gefangen genommen haben. Ich befand mich in eine, kleinen Raum, mein Zanpakutou lag neben mir. Ich runzelte die Stirn. War er so überzeugt von sich selbst, dass er einem Gefangenen nicht einmal sein Schwert abnahm? Ich versuchte mich aufzusetzen, schaffte es auch unter schmerzen. Als meine Augen sich vollends an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte ich, dass sich in dem Raum nur ein Waschbecken, eine Toilette und die harte Pritsche befanden. Es erinnerte mich an die Gefängnisse in der Welt der Lebenden. „Youshoku No Hana.“, murmelte ich und spürte, dass mein Schwert sich verwandelte, ich wusste auch, dass mein Reiatsu anstieg und Zameshe es merken würde, doch das war mir egal. „Shiro No Hana.“, murmelte ich erneut und spürte das leichte Glühen meines Schwertes, dann erstrahlte es mit einer weißen Klinge. Der heilenden Klinge. Ich hob mein Schwert schwerfällig an und stach mir damit in die Wunde, es tat überhaupt nicht weh, eher im Gegenteil, ich spürte wie ein Teil meines Reiatsus aus meinem Körper heraus in das Schwert einlief und von da aus in meine Wunde herein floss um diese Stück für Stück zu verschließen. Nach einigen Momenten erlosch mein Schwert und fiel zurück in die Shikaiform, ich war zu schwach um mein Bankai länger zu halten, doch das war egal, meine schlimmste Wunde hatte ich geheilt. Der Kratzer an meinem Bein schmerzte zwar ebenfalls, schien aber nicht allzu gefährlich zu sein. Erschöpft legte ich mich auf die Pritsche zurück. „Ich wusste es.“, hörte ich eine Stimme und die Tür ging auf. Zameshe stand da und musterte mich belustigt. „Das berühmte Schwert der Farben, das auch heilen kann.“, murmelte er und kam näher. Sein Grinsen wurde immer breiter. „Akari Miyazaki, die verbannte Kommandantin. Die Gerüchte sagten, du seiest unglaublich stark, aber du hast mich wirklich enttäuscht. Egal, für dich werden sie sich vielleicht etwas mehr mühe geben.“ Ich lachte verbittert. „Als würden sie einer verbannten helfen.“, zischte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Auch wenn meine Wunde verheilt war, ich hatte zuvor viel Blut verloren. „Oh das werden sie.“ Er schien überzeugt zu sein. „Weißt du Akari, jemanden wie dich überlassen sie keinem wie mir. Sie haben zu viel Angst, dass ich dich zu meiner Partnerin mache, sie wollen nicht dass jemand wie ich so eine mächtige und Einflussreiche Person wie dich bei sich hat. Auch wenn du verbannt bist hast du noch immer viele Anhänger.“ Er hatte Recht, das würde ihnen nicht gefallen, vor allem all jenen, die wussten wie stark ich wirklich war, ohne meine Fesseln. „Da müssen sie sich keine Sorgen machen, eher würde ich sterben, als mich einem wie dir anzuschließen.“ Er antwortete darauf nicht mehr, verließ einfach nur lachend den Raum. Ich spürte, wie ich von Müdigkeit übermannt wurde, auch wenn ich mich selbst dafür verfluchte, schlief ich ein. Meine Träume waren wirr, von mir selbst als ein Feind der Gotei 13, gemeinsam mit Zameshe sah ich mich Seiretei ausplündern. Ich sah, wie ich gegen meine eigenen Freunde kämpfte, Rangiku, Byakuya… Keuchend erwachte ich erneut in dem dunklen Raum. Mein Körper fühlte sich schon sehr viel besser an. Ich konnte aufstehen, steckte mein Zanpakutou endlich wieder ein und stolperte zu dem Waschbecken. Ich benässte mein Gesicht um wieder vollends wach zu werden, als ich plötzlich einen Lärm außerhalb wahrnahm. Ich spürte ein Reiatsu, ein ziemlich vertrautes sogar. „Yoruichi!“ Panisch rannte ich zu der Tür und war fast schon nicht verwundert über die Tatsache, dass diese nicht abgeschlossen war. Verwundert marschierte ich durch lange Gänge und versuchte mich Yoruichis Reiatsu zu nähern, stattdessen jedoch landete ich in einem riesigen Raum, an dessen Ende eine Art Thron stand. Darauf saß niemand anders als Zameshe. Er trank gerade ein Glas Wein und schien irgendetwas sehr zu genießen. „Du bist wach.“, bemerkte er ohne mich anzusehen. Ich machte einige Schritte auf ihn zu. „Was geschieht hier?“ Zameshe antwortete nicht, ich spürte wie Yoruichis Reiatsu schwächer wurde. Ohne weiter auf Zameshe zu achten rannte ich davon, ich musste Yoruichi helfen. Zameshe hielt mich nicht auf, das einzige, was ich noch von ihm wahrnahm war ein leises Lachen. Wieder streifte ich durch unendlich viele Gänge und schien nicht vorwärts zu kommen, was für ein verfluchtes Gebäude war das? Endlich hatte ich einen großen Saal erreicht, der ziemlich kalt und ausladend wirkte, die Steinwände waren alt und verwittert, der Boden war mit einer dicken Dreckschicht versehen und nur ein paar wenige Fackeln erhellten den Raum. „Akari!“ Yoruichi schlug sich ihren Weg durch einen Haufen von Leuten, die aussahen wie wilde Bauern, sie schienen unter irgendeiner Art von Kontrolle zu stehen. „Yoruichi! Was machst du hier?“ Ich schlug einen der Männer mit der bloßen Faust zu Boden und stand nun direkt vor Yoruichi. „Ich bin hier um dich zu befreien, ein bisschen mehr Freude bitte!“ Ich lächelte sie flüchtig an, dann allerdings mussten wir uns wieder um die wild gewordenen Bauern kümmern. „Sie stehen unter einem Fluch.“, bemerkte Yoruichi, ich nickte, also hatte sie es auch gemerkt. Ein plötzliches Lachen erhallte und die Bauern brachen zusammen. Zameshe erschien vor uns, ich spürte wie starke Seile sich um meinen Körper wickelten, Yoruichi schrie und wollte mich befreien, doch eine unsichtbare Kraft schleuderte mich an die Gegenüberliegende Wand und hielt mich dort in der Luft fest. Es waren keine gewöhnlichen Seile, aber auch kein gewöhnliches Kido, ich vermochte mich nicht zu befreien. Was zum Teufel war dieser Zameshe? Verzweifelt gegen meine Fesseln ankämpfend musste ich beobachten wie Yoruichi und Zameshe sich einen erbitterten Kampf lieferten, Zameshe war eindeutig der stärkere. Ich schluckte. Als er gegen mich gekämpft hatte, schien er sich wirklich zurückgehalten zu haben. Fesseln. Schon wieder konnte ich nicht handeln, weil ich gefesselt war. Meine Wut steigerte sich ins Unendliche. Ich hatte es Satt mich dauernd zurückhalten zu müssen, hatte es satt dauernd nur dastehen und zuschauen zu können. Meine Wut ließ sich nicht mehr kontrollieren, als ich sah, wie Yoruichi stark verletzt wurde. Blutend sackte sie zusammen, Zameshe lachte und hielt sein Schwert an ihren Hals, dann aber drehte er sich abrupt zu mir herum und sein Lachen erstarb für einen Augenblick, nur um dann noch lauter wieder zu erschallen. „Welch Kraft du in dir trägst.“, murmelte er begeistert, ich wusste nicht so recht wovon er sprach, merkte nur, wie ich plötzlich in der Lage war, mich loszureißen und mich mit einem kräftigen Sprung von der Wand zu stoßen, die Verletzung an meinem Bein schon komplett vergessen. In meiner Hand mein Schwert, es war ohne dass ich es wirklich gewollt hatte in den Bankai Zustand übergegangen und ich spürte, was ich erst einmal zuvor gespürt hatte: Die schwarze Klinge. Damals war Aizen mein Feind gewesen, dem ich meine blinde Wut entgegengeschleudert hatte, heute war es Zameshe. Wieder nahm ich kaum wahr, wie die Fesseln um meine Arme in großen Kreisen um diese herumflogen. Ich hob mein Schwert und ohne zu wissen was ich wirklich tat griff ich an. Zameshe wurde zurückgeschleudert und durchquerte die Wand, als sei sie Butter. Ich spürte, dass ich all meine Kraft gebraucht hatte, sank auf die Knie und ließ mein Zanpakutou fallen, um mich dann um Yoruichi zu kümmern. Diese allerdings hatte sich bereits wieder aufgesetzt und blickte mich verstört an. „Wow Akari, du…“, begann sie, doch ein plötzliches Knallen unterbrach sie und Zameshe kehrte zurück. Sein Blick war der eines Irren, sein Lachen schien er verloren zu haben, nur noch Wut und eine gewisse Belustigung zierten sein Gesicht. „Ich verstehe, das ist also die Kraft der unglaublichen Akari Miyazaki.“, hauchte er und ich erschrak, als ich bemerkte dass ihm sein linker Arm und ein Teil seiner Schulter fehlte. Blut lief an seinem Körper hinunter. „Wenn ich nicht ausgewichen wäre, wäre ich jetzt tot, gratuliere Akari, du bist die erste die mir so sehr wehgetan hat.“ Ich schluckte, als er sein Schwert hob. Obwohl er seinen halben Körper verloren hatte, war er noch immer in der Lage sich normal zu bewegen und auch sein Reiatsu war nicht gesunken. Yoruichi neben mir keuchte ebenfalls erschreckt auf, wir beide hatten keine Kraft mehr zum weiterkämpfen. Zameshe hob sein Schwert und sein Ziel war unverkennbar mein Herz. Kapitel 18: Hundert Jahre ohne dich - Teil 10: Eine Seele, die keine ist ------------------------------------------------------------------------ Das Klirren zweier Schwerter ließ meine Augen aufschrecken. Der erwartete Schmerz blieb aus. Yoruichi neben mir brach plötzlich zusammen. „Yoruichi!“, schrie ich doch eine bekannte Stimme beruhigte mich, „Keine Sorge sie schläft nur.“, keuchte jemand vor mir. Ich blickte auf und erkannte Shin, der noch immer Zameshes Schwert mit seinem blockte. „Shin!“ Er warf mir einen kurzen, aber viel sagenden Blick zu, noch nie hatte ich jemanden so sehr leiden gesehen. Es schien im aufrichtig leid zu tun, dass er mich mit Zameshe allein gelassen hatte. Ich nickte ihm nur leicht zu um ihm zu zeigen, dass ich ihm verzeihen würde, dann stand ich auf und hob Yoruichi auf meinen Rücken. Nur langsam kam ich voran, doch ich schaffte es schließlich den Raum zu verlassen und einen Gang nach dem anderen zu durchqueren. Es war nicht leicht, doch schließlich fand ich auch den Ausgang aus dem merkwürdigen Gebäude und erkannte erst dann, dass es sich um eines der alten Adelsschlösser in Rukongai handelte. Vor sehr vielen Jahrhunderten hatte es Seiretei noch nicht gegeben, zu der Zeit hatten die Adeligen noch in ihren Schlössern in den besseren Gegenden Rukongais gewohnt. Diese waren aber größtenteils umfunktioniert worden zu Markthallen oder Wohnkomplexen für viele Familien. Nur einige wenige waren Leer und verlassen, so wie dieses hier. Ich trug Yoruichi soweit von dem Schloss weg wie ich konnte, brach dann erschöpft zusammen und beobachtete das Schloss stumm. Einige Explosionen erschallten, Rauch kam aus einigen Fenstern und schließlich bemerkte ich dass ein riesiges Feuer ausgebrochen war. Plötzlich erschien Shin vor mir, keuchend sank er auf die Knie. „Das Schloss…“, murmelte ich, doch Shin schüttelte den Kopf. „Die Leute die er kontrolliert hatte, waren nicht mehr zu retten. Er ist fort und das Schloss wird verbrennen.“ Ich erwiderte nichts. „Was war dieser Zameshe eigentlich?“ Shin setzte sich nun zurück, wir waren in einer Gegend in der keine Menschen lebten, es war eine trockene, Wüstenartige Gegend. „Er war… nun ja er war jemand der aus der Hölle entkommen ist.“ Ich schluckte. Man hatte uns beigebracht, dass es unmöglich war, der Hölle zu entkommen, wenn man einmal durch das Höllentor getreten war. „Es wird vor der Allgemeinheit geheim gehalten, aber es geschieht alle paar Jahrhunderte.“ „Sogar vor den Kommandanten der Gotei 13.“, murmelte ich verwundert. Ich war einst Kommandantin gewesen und hatte nichts davon gewusst. „Yamamoto- Genryusai weiß natürlich davon, aber solange Seiretei nicht angegriffen wird, liegt das nicht in seinem Aufgabenbereich. Dann ist es unsere Angelegenheit.“ Ich nickte, erhob mich und streckte meine Glieder. „Allerdings auch nur, wenn sie…“, er stockte und blickte mich viel sagend an. „Nur wenn sie uns angreifen oder den König. So wie die Sache mit dem Kelch. Ansonsten fällt auch das aus unserem Bereich. Dafür gibt es dann noch Geheimtruppen.“ Er zuckte mit den Schultern, als würde er nicht so recht wissen, wer oder was diese Geheimtruppen waren. „Dann bist du also aus eigenem Entschluss gekommen um Zameshe zu bekämpfen und nicht weil es deine Aufgabe war.“, stellte ich fest. Zameshe hatte den Kelch des Königs nicht mehr gehabt, also war es theoretisch auch nicht mehr Shins Aufgabenbereich. Er nickte und starrte in den Himmel. „Die Division Null muss jedes Opfer wahrnehmen um den König und sein Eigentum zu schützen. Reintheoretisch wäre es meine Aufgabe gewesen den Kelch zurückzubekommen, ohne Rücksicht auf Verluste, ich hätte wenn nötig sogar das Mädchen töten müssen.“ Eine Weile lang sagte keiner von uns etwas. Yoruichi lag noch immer schlafend auf dem Boden und bekam von alldem nichts mit. „Der König ist oberste Priorität.“, murmelte ich mich an seine Worte von vorher erinnernd. Er nickte erneut. „Einst war ich so. Ohne Rücksicht auf Verluste. Wollte nur voran, meinen großen Traum erfüllen und Kommandant der Division Null werden. Ich hab viel Schlechtes getan, aber das war mir egal, bis vor einiger Zeit…“, er stockte und schien in den Erinnerungen zu wühlen. „Ich lernte eine Frau kennen. Eine lebende Frau, sie war wunderbar und ich verbrachte einige Zeit mit ihr in der Welt der Lebenden. Ich konnte mir nicht erklären, warum sie einen Shinigami sehen konnte, aber ich wollte es auch nicht wirklich. Ich liebte sie.“ Er machte eine kurze Pause und fuhr dann langsamer fort. „Eines Tages allerdings kam der Vize- Kommandant meiner Division und sagte mir, es wäre Zeit in die Sphäre zurückzukehren. Ich ging also zurück. Doch ich besuchte sie immer wieder und eines Tages geschah es, dass sie in die Sache verwickelt wurde. Ähnlich wie jetzt wurde etwas aus dem Königshaus gestohlen, einer unserer Leute sollte es zurückholen, natürlich ohne Rücksicht auf Verluste. Sie wurde dabei getötet. Ich suchte sie überall. In der Welt der Lebenden, in der Soul Society, doch ich konnte sie nicht finden. Sie war einfach nirgends. Seitdem sehe ich jedes Mal ihr Gesicht vor mir, wenn so etwas geschieht. Ohne Rücksicht auf Verluste ist für mich Vergangenheit, ich kann meinem König nicht länger dienen.“ Eine unangenehme Stille legte sich zwischen uns. „Ist denn ein gutes Herz wirklich etwas so schlechtes in den Augen des Königs?“ Meine Frage ließ ihn lächeln. „Der König ist einer von den guten, glaub mir. Es ist der Kommandant, der unser Motto festgelegt hat. Alles für den König und ohne Rücksicht auf Verluste. Wer nicht gehorcht wird rausgeschmissen, so einfach ist das. Der König mischt sich da eigentlich selten ein.“ Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Nicht nur die Welt der Lebenden, auch die Welt der Toten war manchmal grausam. Wir verließen die Gegend und ließen Yoruichi erst einmal bei den McOwells zurück. Wie Shin mir anfangs versprochen hatte, wollte er mich mit in die Sphäre nehmen und seinem König oder seinem Kommandanten berichten, dass ich ihm geholfen hatte. Er musste mich mit einem Zauber belegen, einem der mir mein Hör und auch Sehvermögen nahm, ich fühlte mich wie in einem endlosen Traum, als wir die Reise antraten. Ich wusste nicht mehr so recht wo oben und wo unten war, das einzige was mich führte war Shins große Hand, die meine fest umklammert hielt. Endlich kamen wir an, ich spürte einen Boden unter meinen Füßen, Shins Stimme hallte wie Telepathie in meinem Kopf wieder. „Ich kann den Zauber erst drinnen von dir nehmen.“ Ich nickte leicht und ließ mich von ihm in das Gebäude führen. Es waren sehr viele Stufen, die wir hinaufklettern mussten, bis wir kurz stehen blieben. Dann marschierten wir eine Ewigkeit, links, rechts, rechts, links, rechts, links… ich verlor schnell die Orientierung. Plötzlich ließ Shin meine Hand los, ich blieb stehen und seine Stimme hallte erneut in meinem Kopf wieder. „Ich muss meinem Kommandanten kurz erklären was geschehen ist, dann wird er den Zauber von dir nehmen.“ Erklärte er, wieder nickte ich. Es kam mir vor, wie eine Ewigkeit bis sich plötzlich vor mir ein Bild formte und leise Geräusche durch meine Ohren drangen. Ich versuchte die Benommenheit aus meinem Kopf zu schütteln bis ich endlich wieder klar sehen und hören konnte. Vor mir stand ein riesiger Typ, sein Kommandantenhaori war ihm sogar ein Stück zu kurz und unter diesem trug er keine schwarze Shinigamitracht, sondern eine weiße. Seine Haut war blass und die blauen Augen waren kalt wie eis, sein Blick musterte mich und seine Lippen waren zu einem schmalen Streifen verzogen. Das kurze schwarze Haar war nach hinten gekämmt. „Akari Miyazaki, entspricht es der Wahrheit dass du unserem dritten Offizier bei der Suche nach dem königlichen Kelch unterstützt hast.“ „Ja.“ Antwortete ich mit klarer Stimme, allerdings klang sie ziemlich leise im Gegensatz zu der seinen. Ich war mir schon lange nicht mehr so klein vorgekommen. Er nickte kurz und sah dann Shin an. „Der König hat heute gute Laune, versuch dein Glück.“, murmelte er und ging davon. Shin seufzte erleichtert auf, als der Kommandant den Raum verlassen hatte. „Gut dann lass uns gehen.“ Mein Herz schlug schneller, ich würde dem König der Soul Society begegnen! Wir gingen einen kurzen Flur entlang, Shin klopfte an eine Tür. „Herein.“, ertönte er leise aber gut hörbar. Shin trat ein und ich folgte ihm vorsichtig. Der Raum war ziemlich groß, aber auch ziemlich leer. Das einzige was den Raum zierte war ein riesiges Bett mit einem Baldachindach in den Farben silber und rot. Hinter diesem konnte man die Umrisse einer Person erkennen, die dort saß. „Ich habe euch erwartet.“, sagte die sanfte Stimme und Shin machte eine tiefe Verbeugung, ich tat es ihm nach. Noch immer konnte ich nicht glauben, was gerade geschah. „Akari Miyazaki, ich habe gehört, was geschehen ist und ich weiß auch, was dein Begehr ist. Bitte lass mich in deine Erinnerungen schauen, dann wissen wir auch, wer dir deine Fesseln auferlegt hat.“ Ich nickte nur und blickte Shin kurz an, dieser machte eine winkende Bewegung als wolle er mir sagen ich solle vorangehen. Vorsichtig näherte ich mich dem riesigen Bett, als ich daneben stand ertönte die sanfte Stimme erneut. „Bitte setze dich auf das Kissen und streck deine Hand zu mir durch.“ Ich erkannte ein Kissen das plötzlich auf dem Boden neben mir lag, es war riesig und ziemlich hoch, fast wie ein Stuhl. Ich setzte mich, warf einen Blick durch das Baldachindach, dass den König komplett umrahmte, dann plötzlich keuchte ich vor schmerz auf. Ein Schmerz durchzuckte meinen Kopf und ich erkannte eine goldene Schale, die am Ende des Raumes stand. Eine Stimme daraus sprach zu mir. „Hilf mir, bitte hilf mir.“ Die Stimme klang verzerrt, als käme sie von weit weg, vor schmerz hielt ich meinen Kopf. Der König schob das Baldachindach zur Seite und blickte mir direkt in die Augen, ich schreckte zurück. Seine Augen waren golden und sein Blick war sanft. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er und ich schnappte nach Luft. Shin stand neben mir, ich hatte gar nicht bemerkt, dass er aufgestanden war. Er blickte den König für einen Moment geschockt an, dann sah er mich an und wieder den König. „Die Schale…“, keuchte ich, der König drehte sich abrupt um. Sein Gesicht war wunderschön, fast wie das einer Märchengestalt, sein Körper war schmal und doch muskulös. Mit einem Ruck stand er auf den Beinen und durchquerte den Raum zu einem kleinen Regal, das Regal auf dem die Schale stand. „Diese?“, fragte er und zeigte auf das goldene Kunstwerk. „Hilf mir.“, drang wieder die verzerrte Stimme zu mir durch. Ich nickte. „Ja diese.“ Der König zog ein silbernes Tuch aus einer Schublade und legte diese über die Schale. „Diese Schale zieht sehr mächtige Seelen an und versucht diese zu verschlingen, das ist die Definition. Allerdings haben wir noch nicht wirklich herausgefunden, was die Schale als mächtig ansieht, da es willkürlich scheint, wen sie anzieht.“ Als das Tuch die Schale bedeckte, spürte ich wie der Schmerz nachließ. Ich seufzte erleichtert auf. „Aber das ist es nicht.“, murmelte ich, selbst überrascht über meine eigene Kühnheit. Der König wandte sich zu mir herum, sein silbernes Gewandt, das mit einem roten Streifen versehen war, wirbelte um seine Beine. „Was dann?“, fragte er und ich schüttelte den Kopf. „Die Schale… sie hat schon eine Seele absorbiert.“, murmelte ich plötzlich wissend, dass es richtig war. Der König runzelte die Stirn. „Bist du dir da sicher?“, fragte er und plötzlich brach Shin neben mir zusammen. „Masaki.“, murmelte er mit weit aufgerissenen Augen. „Wir haben sie nie gefunden.“ Auch der König schien nun sehr neugierig zu sein, seine Augen weiteten sich. Er zog das Tuch wieder von der Schüssel und sofort spürte ich wieder den Schmerz und hörte die verzerrte Stimme. Der König nahm die Schüssel und schien sich zu konzentrieren. „Der König ist der einzige, der die königlichen Gegenstände richtig benutzen kann.“, murmelte Shin neben mir, seine Hände waren zu Fäusten geballt. Der König legte eine Hand in die Schale, die plötzlich vor Energien zu explodieren schien, das schwarze Haar, dass er zu einem geflochtenen Zopf auf dem Rücken getragen hatte löste sich und flog wirbelnd um seinen Körper, seine Augen leuchteten auf, langsam schloss er sie und seine Hand versank in der Schale, es sah ein bisschen danach aus, als suche er etwas in der Schale. Schließlich schien er es gefunden zu haben, er zog etwas heraus, das nach einem Körper aussah. Eine Frau erschien im Raum und die Schale leuchtete auf, der König betrachtete die Schale, dann die Frau. „Masaki!“, schrie Shin und stand auf. Diese jedoch wandte sich schon wieder zu der Schale um, ihr Blick wie hypnotisiert. Auch ich spürte, wie mein Körper sich erhob und auf die Schale zuging, ich konnte meinen Blick nicht von ihr abwenden, sie zog mich an. Als der König das silberne Tuch darüber stülpte brach der Zauber, ich schüttelte den Kopf und auch die Frau mit Namen Masaki wich zurück. „Ich bin gestorben und dann habe ich nur noch die Schale gesehen!“, rief sie verzweifelt und wandte sich zu Shin um. „Ich war dort drin und konnte nicht mehr heraus.“ Der König grinste. „Ich verstehe. Endlich verstehe ich die Schale.“, murmelte er und stellte sie ab. „Nur reine Seelen können sie benutzen, aber da reine Seelen von ihr angezogen und verschluckt werden kann niemand sie benutzen, außer mir. Das hat mein Vater schlau gemacht.“ Der König schien außer sich vor Freude darüber, dass er endlich entschlüsselt hatte, wie die Schale sich selbst dagegen wehrte von anderen als dem König selbst benutzt zu werden. Plötzlich begann Masakis Körper sich aufzulösen. Shin schrie und auch Masaki blickte geschockt an sich herunter. Der König jedoch lächelte nur. „Das ist mein Dankeschön an dich.“ Sagte er zu ihr und betrachtete ihr hübsches Gesicht. „Dankeschön?“, fragte sie verwundert. „Ja.“, murmelte der König und legte seine Hand auf ihren Kopf. „Du wirst einige Jahre schlafen um alles zu vergessen, was du erlebt hast um dann wieder geboren zu werden. Du wirst eine zweite Chance bekommen.“ Masaki keuchte auf, sie blickte Shin an. „Alles vergessen?“ Sie schien panisch, Shin jedoch lächelte. „Ich werde deine Erinnerungen, jene die in deinem Kopf sind, löschen. Aber das Herz meine Liebe, das Herz vergisst nie. Niemals.“ Die Worte des Königs schienen sie zu beruhigen, Shin nahm sie in den Arm, bevor sie komplett verschwand. Sie wird leben. Dieser Gedanke spiegelte sich in allen Gesichtern wieder. „Nun zu dir Akari Miyazaki. Du hast nicht nur geholfen meinen Kelch wieder zu bekommen, du hast auch noch das Geheimnis um diese Schale gelöst.“ Er kam auf mich zu und nahm meine Hand. Plötzlich spürte ich, wie etwas in meinem inneren sich regte: der König durchwühlte meine Erinnerungen. Normalerweise hätte ich dies als unangenehm empfunden, aber in diesem Moment befreite es mich unendlich, dass jemand einmal alles sah, was ich erlebt hatte. Es dauerte mehrere Minuten bis der König sich wieder von mir löste. Etwas erschöpft setzte er sich auf sein Bett und fuhr sich einmal durch sein langes Haar. „Es tut mir leid.“, murmelte er und sah mich mit einem unruhigen Blick an. „Derjenige, der dir die Fesseln auferlegt hat, befindet sich außerhalb meines Zugriffes.“, sagte er und verzog angewidert das Gesicht. Meine Augen wurden groß. Wie konnte etwas außerhalb des Zugriffes dieses mächtigen Königs liegen? „Majestät, wie ist das möglich?“, fragte Shin, offensichtlich geschockt darüber. „Seine Seele ist anders. Anders als die eines Toten, anders als sie eines Lebendigen. Ich kann nicht an ihn herankommen. Es ist eine Seele, die keine ist.“ „Wer?“ Meine Frage kam lauter aus meinem Mund, als ich es erwartet hatte. „Wer ist das?“ „Sosuke Aizen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)