Bleach - Die vergessene Kommandantin von abgemeldet (Memoiren der Akari) ================================================================================ Kapitel 12: Hundert Jahre ohne dich - Teil 4: Krank? ---------------------------------------------------- Die Zeit verging dieses Mal wie im Zeitraffer. Alles schien an mir vorbei zu fliegen. Manas Körper wuchs und bald schien sie genau so alt zu sein wie ich, auch wenn ich eigentlich wusste, dass sie noch immer sehr viel jünger war, unsere Körper ähnelten sich. Ihr schwarzes Haar war länger geworden, ihr Gesicht etwas spitzer und sie wirkte erwachsener, aus ihren Augen leuchtete immer mehr Erfahrung, die sie Tag für Tag sammelte. Manchmal beneidete ich sie etwas, wenn sie Hand in Hand mit einem jungen Mann aus der Nachbarschaft über den Markt spazierte. Ohne es wirklich zu bemerken, starrte ich meine Armbänder an, die noch immer unverändert waren. „Das wird nichts.“ Keuchte Yoruichi, als wir mal wieder einen Versuch übernahmen die Fesseln los zu werden. Sie schmiss die dritte Säge weg. Wir hatten schon etliche ausprobiert, alle aus verschiedenen Metallen, sowohl aus der Soul Society als auch aus der Welt der Lebenden. Nichts davon half. Ich seufzte, ich hatte von Anfang an nicht geglaubt, dass man die Fesseln mit Sägen abbekommen konnte, aber Yoruichi hatte gemeint, dass sie alles versuchen sollten. „Akari, vielleicht…“ begann Yoruichi, doch ich unterbrach ihre Rede mit hochgehobener Hand. „Nein.“ Sagte ich bestimmt. Yoruichi hatte schon ein paar Mal versucht mich zu überreden, es Kisuke einfach zu sagen. Die Argumente, die schon wie heruntergeleiert klangen, da ich sie jedes Mal wieder aufführte und das in der gleichen Reihenfolge, ließen Yoruichi die Augen verdrehen. „Es ist schon fast vierzig Jahre her, dass Aizen das alles getan hat, Akari!“ schrie Yoruichi, offensichtlich mit ihren Nerven am Ende. „Ich halte Kisukes dummes Grinsen nicht mehr aus!“ fuhr sie fort und ich zuckte zusammen. Es stach und brannte in meiner Brust, als sie seinen Namen erwähnte. „Er tut immer so, als sei alles in Ordnung für ihn, als sei alles toll und als wäre er glücklich, aber so ist es nicht!“ Ihre Worte hallten in meinem Kopf wieder. Ich sah sie nicht an, starrte stumm auf den Boden vor mir. „Aizen hat Hisana getötet. Er hat Yamachi getötet. Und eines ist ganz sicher Yoruichi, er hat nicht vor, damit aufzuhören.“ Meine Stimme, die anfangs gezittert hatte, wurde mit Wort zu Wort fester und eine Wut, die sich seit Jahren in mir anstaute, wurde erweckt. „Er ist immer noch dabei Shinigamis zu hollowfizieren und ich bin sicher, dass er auch Experimente mit Hollows durchführt und eines, Yoruichi, da bin ich mir zu hundert Prozent sicher, er sucht immer noch den Hougyoku und er weiß ganz genau, dass Kisuke derjenige ist, der weiß wo sich das Ding befindet!“ Yoruichi verstummte. Sie wusste, dass ich Recht hatte. „Ich vermisse ihn.“ Begann ich irgendwann. Ich hatte schon so oft versucht, diese Gedanken zu unterdrücken, sie tief in meinem Inneren zu verwahren und nicht an die Oberfläche gelangen zu lassen, aber jetzt konnte ich das nicht mehr. „Weißt du wie schlecht sich das anfühlt? Meine Mutter, tot, mein Bruder, tot und ich? Vermisse Kisuke noch mehr als die beiden!“ Die letzten Worte schrie ich fast, meine Stimme klang schrill und ich spürte heiße Tränen meine Wangen herunter laufen. Dieser Gedanke quälte mich schon so lange. Meine Gewissensbisse gegenüber meiner Familie, vor allem Yamachi, der sein Leben für mich geopfert hatte, war schrecklich. Yoruichi sagte nichts dazu, es war als dachte sie gequält über meine Worte nach. „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll…“ murmelte sie irgendwann, ich war mir nicht sicher, ob sie die Worte mehr zu sich selbst sagte oder ob sie wollte, dass ich sie höre. „Schon gut.“ Murmelte ich als antwort. Bei ihren nächsten Besuchen versuchte sie das Thema nicht anzuschneiden, allerdings bemerkte ich, dass sie sich immer mehr um etwas sorgte. Ob um mich, oder Kisuke, war mir nicht so klar. Ich fragte sie nicht. Es vergingen noch ein paar Jahre. Ich versuchte alle Gedanken an Kisuke zu verdrängen und trainierte hart. Ich trainierte und trainierte, bis ich eines Tages dabei mein Bewusstsein verlor. „Akari- San?“ Manas Stimme drang nur langsam in mein Bewusstsein. „Mana?“ Ich öffnete die Augen. Nur verschwommen erkannte ich ihr Gesicht. „Du hast dich mal wieder übernommen bei deinem Training.“ Murmelte sie und kühlte meine Stirn mit einem feuchten Lappen. Ich versuchte etwas dagegen zu sagen, Mana jedoch legte mir einen Finger auf den Mund und schüttelte den Kopf. Vielleicht hatte sie Recht, ich sollte jetzt nicht reden, mich nicht aufregen. Mein Blick fiel auf meine Armreifen, bevor ich einschlief. Meine Träume waren wirr. Ich war wieder in Seiretei, trug meinen Kommandantenhaori und lachte in die Rune meiner Freunde. Plötzlich tauchte Aizen am Rande der Erscheinung auf und warf mir einen finsteres, hämisches Grinsen zu. Dieses Geschehen wiederholte sich immer wieder. Ich tat etwas alltägliches, etwas schönes und immer wieder tauchte Aizen auf und ruinierte die Szene und immer wen das geschah, erwachte ich aus meinen Fieberträumen, um von Mana beruhigt zu werden und daraufhin in einen erneuten Alptraum zu fallen. Ich weiß nicht wie oft sich dies wiederholte, ich weiß nur, dass ich bei einer meiner wachen Phasen bemerkte, wie unglaublich erschöpft Miaka war. Ich wunderte mich, hatte nicht vorhin noch Mana sich um mich gekümmert? Miaka saß da, ihre Augen müde, ihr Lächeln traurig. „Wie lange bin ich schon so?“ fragte ich sie. Miaka biss sich auf die Unterlippe und zwang mit ein Glas Wasser zu trinken, bevor sie mir antwortete, dass ich schon seit mehreren Tagen in diesem Zustand war. „Miaka ihr müsst euch nicht die ganze Zeit um mich kümmern, ihr habt schon so viel für mich getan.“ Miaka lachte leise über meine brüchige Stimme. Ich konnte nicht umhin, auch einmal breit zu Lächeln. Meine Stimme hörte sich lächerlich schwach an und damit darum zu bitten, dass sich jemand nicht um mich kümmern sollte, stand in einem Widerspruch. Die nächste Schlafphase kam mir unglaublich lang vor, als ich erwachte, war ich verwirrt, ich wusste nicht genau wo ich war, da ich meinen Traum auf jener Wiese verbracht hatte, auf der wir damals alle gepicknickt hatten. Damals, als ich noch mit Gin zusammen war, als Kisuke sich bei uns entschuldigte, dafür, dass er sich so schlecht benommen hatte. In meinem Traum war es etwas anders gewesen, ich war mit Kisuke zusammen, aber Gin war auch dort, als ein guter Freund hatte er zwischen uns gesessen und mit uns Scherze gemacht. Als ich die Augen öffnete, sah ich Yoruichi über mich gebeugt, Sorgenfalten zierten ihre Stirn und sie ließ ein langes „hm“ verlauten. „Akari hörst du mich?“ ihre Stimme kam mir unglaublich laut vor, ich nickte, hatte aber das Gefühl, dass sie diese Bewegung nicht wirklich wahrnahm. „Yoruichi, ich höre dich.“ Flüsterte ich leise, ihre Augen weiteten sich. „Oh du scheinst ja wirklich mal wach zu sein!?“ Ich wusste nicht, ob es sich dabei um eine Frage oder eine Aussage handelte. Ich setzte mich hin, mein gesamter Körper schmerzte höllisch und ich spürte dass meine Kleidung feucht von Schweiß war. „Laut Miaka bist du jetzt schon seit fast vier Wochen so.“ murmelte Yoruichi. Ich atmete tief ein und aus und versuchte verzweifelt nicht wieder einzuschlafen. „Warum?“ murmelte ich ratlos, Yoruichi musterte mich und ihre Sorgenfalten vertieften sich. „Wenn du das nicht weißt…“ murmelte sie und schüttelte den Kopf. „Was ist passiert bevor du in diesen Zustand verfallen bist?“ Ich versuchte mich zu erinnern, doch die ganzen Träume, die ich bei jeder Schlafphase erlebt hatte, nahmen mein gesamtes Erinnerungsvermögen ein. „Sie meinte zu uns, sie geht trainieren.“ Murmelte Mana und sah mich erwartungsvoll an. Trainieren… Trainieren… Ich erinnerte mich an mein Schwert, das zwar seinen Bankai Zustand erreichen konnte, diesen aber nicht vollständig ausspielen konnte. Erinnerte mich daran, mich nach stundenlangem Training genauso langsam und schwach gefühlt hatte, wie vorher. Ich war wütend geworden. Egal was ich versuchte, ich konnte einfach nicht stärker werden, egal wie viel ich trainierte. Meine Gefühle waren plötzlich explodiert, meine Trauer, meine Wut und vor allem die unendliche Verzweiflung. Alles um mich herum war verschwunden und ich hatte nur wütend nach meinem Schwert gegriffen und geschrieen. Geschrieen und gespürt wie ein starker Wind mich umfangen hatte. „Ich bin ausgerastet.“ Murmelte ich und Yoruichi, die sich gerade abgewendet hatte, da sie anscheinend nicht mehr auf eine Antwort gehofft hatte, wandte sich mir wieder zu. „Inwiefern?“ Ihre Frage erklang, als käme sie aus weiter Ferne. Ich versuchte ihr mit knappen Worten zu erklären, was geschehen war. Yoruichi antwortete mir nicht, musterte mich nur und hielt mir eine Hand auf die Stirn. „Akari vielleicht legst du dich wieder hin.“ Ich nickte leicht und als ich mich nach hinten legte, merkte ich wie sich alles um mich herum drehte. Ich bekam kaum noch etwas mit, Yoruichis Worte drangen nur halb in mein Bewusstsein und fädelten sich in meinen Traum mit ein. Das einzige Wort oder besser der einzige Name, der sich in meiner Erinnerung hielt war „Retsu Unohana“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)