MICHI von Sunrisepainter (Geh deinen Weg) ================================================================================ Kapitel 10: Ich dreh die Zeit zurück ------------------------------------ KAPITEL 10: Ich dreh die Zeit zurück »Was soll das heißen? Das Tor ist zu?«, Taichi raufte sich die Haare. »Hast du mir nicht richtig zugehört? Das heißt wir kommen nicht mehr zurück in unsere Welt. Koshiro hat alles versucht, aber das Tor ist zu. Dicht. Perfecto oder?«, Miyako knirschte mit den Zähnen »Das darf doch nicht wahr sein «, Takeru raufte sich die Haare. So etwas hatten sie wirklich nicht erwartet, als sie sich vor zehn Minuten auf der Lichtung, von der aus sie gestartet waren, wiedertrafen. Doch es war kein Witz. Es gab keinen Fernseher oder zumindest Bildschirm, der sie in ihre Welt zurückbringen konnte. Und sie hatten auch keine weiteren Hinweise auf die seltsamen Begebenheiten in der Digiwelt gefunden. Doch glücklicherweise war ihnen auch kein weiteres böses Digimon über den Weg gelaufen. »Na super, und das heißt jetzt im Klartext?«, seufzte Mimi und sah einem nach dem anderen an. »Wir dürfen wohl unsere Nacht in der Digiwelt verbringen «. antwortete Ken für die anderen. »Ach, wir haben lange nicht mehr zusammen die Nacht verbracht. Das war früher immer so gemütlich«, schwärmte Biyomon. Die anderen Digimon waren ebenfalls begeistert. »Am besten suchen wir uns dazu eine schöne Lichtung und schlagen ein Nachtlager auf. Ihr habt Recht, heute kommen wir nicht mehr zurück«, entschied Daisuke. »Ich hoffe nur, dass nicht wieder die Zeit verrücktspielt und in unserer Welt ebenso viele Stunden vergehen«, Sora machte sich wirklich Sorgen. »Koshiro wird das schon hinkriegen«, beruhigte sie Mimi. Die anderen schauten sie überrascht an. Meistens war sie es immer gewesen, die als erstes aufgeben hatte und den Tränen nahe war. Doch diesmal war Mimi die Ruhe in Person und Palmon konnte nicht verhindern, stolz auf sie zu sein. Sie suchten sich eine einigermaßen geschützte Lichtung und die Kinder bauten sich provisorisch Betten aus Blättern und Moos. Agumon entzündete mit Taichis Hilfe ein Feuer und die restlichen gingen los um etwas Essbares zu suchen. Nur Mimi, Hikari, Yuna und ihre Digimon blieben ebenfalls zurück. Die Mädchen waren noch dabei ihre „Betten“ zurecht zu machen. Außerdem wollte Yuna noch etwas mit Frimon trainieren. »Was macht man eigentlich, damit ein Digimon stärker wird?«, sie wandte sich fragend an Mimi, »also ich meine, wie muss man trainieren?« »Normalerweise gewinnt ein Digimon am Besten im Kampf Erfahrung und Stärke«, erklärte diese. »Aber erinnere dich doch an Daisuke-kun: Als er versuchte Veemon digitieren zu lassen, hat das auch nicht von alleine geklappt. Es war wie bei uns anderen auch. Der Partner muss erst in Gefahr geraten, dann digitiert ein Digimon«, erinnerte Hikari. »Heißt das Yuna muss sich absichtlich in Gefahr begeben, damit ich digitiere?«, wollte Frimon erschrocken wissen. »Nein, das würde ich nie tun. Ich würde nie eine Digitation erzwingen«, versprach Yuna. »Das wäre auch der falsche Weg. Oder Taichi?«, grinste seine Schwester. Taichi brummte bloß etwas vor sich hin. Er hatte nur halb zugehört und war viel zu sehr damit beschäftigt Holzscheite ins Feuer zu werfen. »Warum haben dein Bruder und Ishida-san sich eigentlich gestritten? Ich dachte sie wären gute Freunde?«, Yuna senkte etwas ihre Stimme. »Jungen sind einfach manchmal seltsam«, meinte Hikari achselzuckend. »Nicht alle«, kicherte Mimi. »Aber Taichi-nii und Yamato-kun im Moment schon. Obwohl ich kann meinen Bruder schon verstehen: Yamato-kun behandelt Sora-chan wirklich mies. Ich hätte eigentlich erwartet, dass er nicht so ist«, meinte Hikari. »Außerdem will er mit uns und der Digiwelt auch nichts mehr zu tun haben. Er ist nicht mehr derselbe«, fügte Gatomon nachdenklich hinzu. »Vielleicht macht ihm etwas Angst«, überlegte Yuna laut, »habt ihr mal versucht mit ihm zu reden?« »Takeru hat es als einziger versucht. Immerhin ist er sein Bruder, aber er hat auch nicht mehr erfahren als wir. Yamato ist seine Band die Teenage Wolfs im Moment einfach wichtiger.« Yuna legte die Stirn in Falten. Sie konnte nicht verhindern intensiv darüber nachzudenken. Zugegeben hatte sie Yamato gerade einmal getroffen und noch nicht mal ein Wort mit ihm gewechselt. Sie konnte also nicht über ihn urteilen, trotzdem kam ihr der Gedanke, dass Yamato vielleicht mehr bedrückte als man annehmen konnte. Sie konnte Menschen noch nie wirklich gut einschätzen, aber diesmal war sie sicher, dass ihr Gefühl richtig war. »Du meinst es bringt etwas mit ihm zu reden?«, flüsterte Frimon, sodass nur Yuna es hören konnte. Sie schaute es überrascht an: »Woher weißt du, woran ich gerade gedacht habe?« Das Digimon lächelte leicht: »So langsam kann ich deine Gesichtsausdrücke deuten. Ich kenne dich besser als jeder andere. Wir sind Digimonpartner.« »Du sagst das als sei es selbstverständlich«, stellte sie fest, »möchtest du also mitkommen, wenn ich mit Ishida-san rede oder findest du ich sollte mich lieber nicht einmischen. Immerhin kennen wir ihn nicht so wie die anderen.« Frimon zögerte einen Moment, doch dann nickte es: »Ich finde schon wir sollten ihn einmal besuchen. Vielleicht ist es ganz gut, wenn wir mit ihm reden. Zu verlieren haben wir doch wirklich nichts, oder?« »Da hast du Recht!«, stimmte sie zu. »Ich habe gerade Koshiro-kuns Gesicht auf meinem Digivice gesehen«, hallte da plötzlich Daisuke Stimme über die Lichtung. Aufgeregt kam er mit den anderen zwischen den Schatten der Bäume hervor. Sofort ließen alle alles stehen und liegen und eilten zu ihm hinüber. Doch schnell stellte sich heraus, dass er sich entweder geirrt haben musste oder sie nur für einen kurzen Moment Kontakt in ihre Welt gehabt hatten. »Tja, da kann man eben nichts ändern«, meinte Ken enttäuscht, »wir müssen vorerst wirklich hierbleiben.« Damit setzten sich Menschen und Digimon dicht aneinandergedrängt um das Feuer herum und schauten missmutig in die Glut. Bald hatte Miyako genug. Für sie kam so eine Trauerstimmung gar nicht in Frage: »Hey Leute, das ist doch nicht schlimm. Eine Nacht in der Digiwelt ist doch spitze. Schaut doch mal zum Himmel.« Alle folgten ihrem Fingerzeig und waren wirklich beeindruckt. Am nächtlichen Himmel funkelten Millionen von Sternen, dicht aneinandergedrängt. »Wow, so etwas Schönes gibt es in Tokio nicht zu sehen«, wisperte Yuna. »Wenn wir Glück haben sehen vielleicht noch eine Sternschnuppe«, meinte Patamon begeistert. Sofort kniff Mimi die Augen zusammen und starrte angestrengt in den Nachthimmel. In der Hoffnung eine zu erhaschen. Die anderen begannen sich leise zu unterhalten. Ken versuchte Iori zu trösten, weil sie Armadillomon immer noch nicht gefunden hatten und Sora, Taichi, Takeru und Hikari berieten, ob es Alternativen gab um in die Welt der Menschen zurückzukehren. Miyako gähnte und lehnte müde ihren Kopf an Daisukes Schulter. Dieser zuckte erst kurz zusammen, aber ließ sie dann gewähren. Yuna glaubte ihn sogar kurz lächeln zu sehen. »Und willst du nicht für immer hierbleiben?«, fragte er als er ihren Blick bemerkte. Frimon drehte seinen Kopf auf ihrem Schoß, damit es sie ansehen konnte. Es war ebenfalls neugierig, was seine Partnerin antworten würde. Yuna antwortete eine ganze Weile nicht. Stattdessen schaute sie in die Glut des Feuers und beobachtete wie die Funken der sich windenden Flamme entwichen und in der kalten Nachtluft verpufften. »Versteht mich nicht falsch. Ich mag die Digiwelt. Sie ist faszinierend und geheimnisvoll, aber wieder zu schön, um wahr zu sein. Wie eine Traumwelt, die man nur in seinem Schlaf besucht«, erklärte sie mit verträumter Stimme. »Aber es ist alles real, Yuna«, flüsterte Daisuke eindringlich und beugte sich etwas vor um ihr Gesicht sehen zu können, »es ist kein Traum.« Etwas abwesend strich sie Frimon über den Kopf. Es rollte sich zusammen und schloss müde die Augen. »Trotzdem hoffe ich, dass ich nie aufwache.« Sie fing Taichis Blick auf. Er schien sie etwas fragen zu wollen, aber tat es nicht und sie wusste, dass sie ihm die Antwort darauf auch noch nicht hätte geben können. Noch nicht. Schatten huschten an der Wand entlang und verflüchtigten sich im Zimmer. Sie tanzten einen unheimlichen Tanz und wurden abwechselnd größer und kleiner. Man hätte vermuten können, sie wären lebendige Wesen mit eigenem Willen. Schwarze Seelen. Doch sie wurden nur durch die hohen Bäume verursacht, die vor dem Fenster des Hauses standen. Durch den stürmischen Herbstwind tanzten ihre Äste auf und ab und mit dem Licht des Vollmondes huschten die spielenden Schatten durch den dunklen Raum. Ein Kinderzimmer. An einer Wand stand ein Wickeltisch und gegenüber einem Kinderbett, indem friedlich ein Kleinkind schlummerte. Das Haus war in völliger Stille und Dunkelheit versunken. Yuna fragte sich, wo sie hier schon wieder gelandet war. Die Digiwelt war das sicher nicht und ihre Freunde waren auch verschwunden. Selbst Frimon lag nicht mehr in ihren Armen. Ängstlich blickte sie sich um. Alles kam ihr so vertraut vor, als wäre sie hier schon einmal gewesen. Sie wagte es nicht auch nur einen Mucks zu machen, aus Angst die Besitzer des Hauses zu wecken und sich damit noch mehr Probleme zu machen. Sie wollte gerade leise die Tür öffnen, um so schnell wie möglich die Wohnung zu verlassen, da zeichnete sich ein großer Schatten an der Wand ab. Erschrocken wirbelte sie herum und erkannte eine dunkle Gestalt auf der Fensterbank. Ihr Herz klopfte bis zum Hals und wie von selbst trugen sie ihre Beine zu einem Versteck hinter dem Kleiderschrank. Voller Angst beobachtete sie die Gestalt, die dort vor dem Fenster hockte und sich nicht regte. Das Kind im Bett seufzte im Schlaf und drehte sich auf den Rücken. Erst jetzt konnte Yuna erkennen, dass es sich um ein Mädchen handeln musste. Ihr Blick wanderte wieder zum Fenster als dieses mit einem leisen Knacken geöffnet wurde. Zitternd drückte sie noch ein bisschen mehr in den Schatten des Schrankes und verfolgte jede der anmutigen Bewegungen der Gestalt. An der Silhouette konnte sie sehen, dass es kein gewöhnlicher Mensch war. Das Wesen war ein bisschen größer und hatte eine weiße Haut. Oder war es Fell? Es schimmerte so. Wäre es nicht so groß gewesen, dann hätte sie es für einen Hasen mit menschlichen Bewegungen gehalten. Es schlich zu dem Kinderbett hinüber und beugte sich darüber. Yuna hielt die Luft an. Es wollte dem Kind doch wohl nichts antun! Automatisch spannte sie jeden ihrer Muskeln im Körper, bereit jederzeit aus ihrem Versteck zu springen und dem Wesen Einheit zu gebieten. Doch anstatt anzugreifen, zog die Gestalt etwas aus einer Tasche und legte den Gegenstand auf das Kissen neben dem kleinen Kinderkopf. Yuna konnte nur einen kurzen Blick darauf erhaschen, doch sie war sich sicher, dass es kurz aufleuchtete. »Pass gut drauf, Kleine. In wenigen Jahren werden wir uns wiedersehen«, murmelte das Wesen mit weiblicher Stimme und Yuna zuckte zusammen. Sie hatte nie mit so einer schönen Stimme gerechnet. Zudem kam sie ihr auch noch bekannt vor. Sie konnte sie nur nicht einordnen. Dann passierte etwas Sonderbares. Die Form des Wesens veränderte sich auf einmal. Es wurde kleiner und erhob sich schließlich in die Lüfte. Dann schwebte es durch das offene Fenster in die Luft. Sofort sprang Yuna aus ihrem Versteck und hastete hinterher. »Lunamon!«, keuchte sie und lehnte sich weiter ins Freie. Sie konnte gar nicht glauben, dass Lunamon hier gewesen war. Hier in der realen Welt. Ob es sie hierhergebracht hatte? Und warum hatte es nicht mit ihr geredet, wenn es wusste wo sie war? Da viel ihr wieder ein, dass Lunamon dem Kind etwas gegeben hatte. Yuna löste ihren Blick vom strahlenden Vollmond und schlich leise zum Kinderbett. Auch das Gesicht des Kindes kam ihr mehr als bekannt vor. Und der Gegenstand neben dem Gesicht erst recht. Erschrocken fasste sie sich um den Hals und spürte das kalte Metall ihrer Herzkette, deren Ebenbild jetzt auf dem Kissen neben dem kleinen Mädchen lag. »Aber wie...«, flüsterte sie. Auf einmal gab alles ein Sinn. Sie hatte nie gewusst, woher die Kette kam. Ihre Eltern hatten behauptet es sei ein Geburtstagsgeschenk gewesen, aber in Wirklichkeit musste Lunamon sie ihr gegeben haben. Das kleine Mädchen war sie selbst! Trotzdem blieben so viele Fragen offen und niemand außer Lunamon konnte sie beantworten. Eine Träne rollte ihr übers Gesicht. Sie hatte aber keine Ahnung, wo es oder was sie mit dieser Erkenntnis anfangen sollte. »Warum?«, schluchzte sie, »was soll das alles? Warum ich?« Sie sank auf die Knie und weinte leise. »Frimon! Frimon! Wo bist du?« Sie wollte nach der Kette im Bettchen greifen, doch stattdessen griff sie durch das Möbelstück hindurch. Da bemerkte sie, dass sich plötzlich alles um sie herum auflöste. Die Möbel, das Mädchen, die Kette. Stattdessen war da nur Leere. »Nein«, murmelte sie verzweifelt, »wo bin ich? Lunamon! Frimon!« Sie verlor den Boden und stürzte. In die unendlich Tiefe. »Verschwinde du Monster! Lass sie in Ruhe!« »Frimon!« Erschrocken öffnete Yuna die Augen und starrte auf die Szene, die sich ihr bot. Frimon hatte sich vor ihr aufgebaut und blickte das erste Mal ziemlich wütend drein. Über ihnen schwebte ein Digimon, dass einem kleinen Elefanten ähnelte. »Was ist das?«, fragte sie immer noch ein wenig benommen und krabbelte rückwärts. »Ein Tapirmon«, erklärte Daisuke und half ihr wieder auf die Beine. »Du hattest einen Alptraum, oder?«, erkundigte sich Hikari besorgt. »Etwas in der Art «, meinte sie, »aber ich glaube ich war in der Vergangenheit.« »In der Vergangenheit? «, fragte alle im Chor. Yuna wurde ein wenig verlegen. Immerhin klang das ziemlich seltsam. Selbst in der Digiwelt. »Das glaub ich nicht. Du hast nach Frimon und Lunamon gerufen. Du musst einen Alptraum gehabt haben«, meinte Biyomon sofort. »Lass sie doch erstmal erzählen«, fuhr Sora ihrem Digimon dazwischen. »Kann das nicht warten?«, bemerkte Miyako und deutete auf Tapirmon, »ich glaub Frimon hat vor anzugreifen.« Kaum hatte sie das gesagt, da war Frimon auch schon in die Luft gesprungen und vergrub seine spitzen Zähne im Bein des anderen Digimon. »Frimon! Was soll denn das?«, rief Yuna ärgerlich, »es hat uns doch gar nichts getan.« Das Tapirmon ließ sich den Angriff natürlich nicht gefallen und schüttelte Frimon ab. Dieses flog durch die Luft. Yuna zögerte keine Sekunde und warf sich auf dem Boden, um ihr Digimon noch zu fangen. Sicher landete Frimon in ihren Händen. »Lass mich los«, es wandte sich hin und her, »es hat dich verletzt, deswegen will ich kämpfen.« Yuna verstärkte ihren Griff: »Sei nicht albern. Es ist kein böses Digimon und du bist noch nicht so weit für einen richtigen Kampf. Es wäre verschwendete Energie, glaub mir Frimon.« »Außerdem ist das Tapirmon schon wieder verschwunden«, bemerkte Ken trocken. »Siehst du das Problem hat sich von selbst erledigt«, meinte Yuna. Frimon blickte sie beleidigt an: »Aber ich hätte es besiegt. Ich weiß es. Aber du scheinst mir ja nicht zu vertrauen!« Diese Worte trafen das Mädchen hart und der Blick ihres Digimon verletzt sie noch mehr. Sie ließ es los und wischte sich schnell eine Träne aus den Augenwinkeln. Bestürzt sah Frimon sie an. »E-es tut mir leid. Das wollte ich nicht sagen. Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen«, flüsterte es reumütig. »Wenn ihr euch nicht gegenseitig vertraut, dann habt ihr keine Chance stärker zu werden. Und wenn ihr nicht kämpft, dann erst recht nicht«, merkte Hawkmon an. »Versteht ihr das denn nicht?«, mit Tränen in den Augen sah die Brünette die anderen an, »ich habe Angst! Angst zu kämpfen! Angst um Frimon! Angst darum, dass ich Sschuld bin, wenn dieser schwarze Kerl die Digiwelt untergehen lässt!« »Hey, beruhige dich«, tröstend legte Miyako einen Arm um sie. »Yuna!«, piepste Frimon und hatte ebenfalls Tränen in den Augen. Yuna vergrub ihr Gesicht in Miyakos Jacke. Sie wollte nicht, dass man sie so schwach und ängstlich sah. Da spürte sie plötzlich eine warme Hand an ihrer Schulter. Sie wurde herumgewirbelt und stand plötzlich Auge in Auge mit Taichi. »Jetzt hör mir mal zu«, seine Stimme war hart, »wir haben es dir schon so oft gesagt, aber irgendwie scheint es bei dir noch nicht angekommen zu sein: Wir sind alle deine Freunde und würden dich nie im Stich lassen. Dich nicht und auch nicht Frimon. Wir werden euch beiden helfen. Und jetzt hörst du auf zu heulen und erzählst uns, was du verdammt nochmal geträumt hast. Das scheint ja wichtig zu sein.« Erschrocken starrte sie ihn an. Auch ihm wurde jetzt erst bewusst wie nah sich ihre Gesichter waren. Er wich einige Meter zurück und wurde etwas rot um die Nase. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. Zum Glück brach Takeru die peinliche Stille: »Du hast gesagt, du wärst in der Vergangenheit gewesen, wie meinst du das?« Yuna atmete einmal tief durch und versuchte sich wieder zu beruhigen, dann begann sie zu erzählen. Taichi versuchte angestrengt in eine andere Richtung zu gucken, aber seltsamerweise hatte er immer wieder das Verlangen nochmal ihren braunen Augen zu begegnen. Es war schwer für ihn sich zusammenzureißen, deshalb versuchte er sich mehr auf ihre Schilderung zu konzentrieren. »Ja, ich hatte schon mal ein ähnliches Erlebnis. Damals als wir das erste Mal in der Digiwelt waren, aber da war sicher kein Tapirmon im Spiel gewesen«, meinte er. »Ist es denn möglich, dass Tapirmon uns nicht nur Alpträume bescheren, sondern uns auch unsere Vergangenheit sehen lassen?«, stellte Hikari ihre Frage an alle. »Ich befürchte, dass du den Schatten deiner Vergangenheit gesehen hast«, antwortete Ken prompt, »damals, als ich noch der Digikaiser war, habe ich einmal gehört, dass die Tapirmon in der Lage seien durch die Schatten der Zeit zu reisen.« »Wer hat die das denn erzählt?«, fragte Daisuke überrascht. »Ich weiß so einiges, was uns vielleicht irgendwann mal ganz nützlich sein könnte«, sein Freund zuckte nur mit den Schultern, aber man konnte ihm ansehen, dass er nicht sehr begeistert von diesem Wissen war. Ken hätte alles dafür gegeben, dass es diesen dunklen Fleck in seinem Leben nie gegeben hätte. »Also gut, wir wissen, dass Lunamon Yuna damals diese seltsame Kette gegeben hat und dabei anscheinend zurück digitiert ist«, fasste Sora nochmal zusammen, »aber wir wissen weder warum, und was das alles mit den Geschehnissen hier zu tun hat.« »Darf ich mir die Kette mal anschauen?«, fragte Mimi. Yuna nickte und gab sie ihr. Bedächtig ließ Mimi das Schmuckstück durch ihre Finger gleiten und begutachtete es von allen Seiten. »Sie ist wunderschön, aber sieht aus wie jede andere Halskette auch«, fällte sie ihr Urteil. »Und du hattest vorher wirklich keine Ahnung, woher sie kommt?«, Iori schien das ihr nicht abzukaufen. Yuna schüttelte den Kopf: »Meine Mutter hat mir mal erzählt, dass ich sie von einer Tante zum Geburtstag geschenkt bekommen habe. Aber ich frage mich, warum sie mir nicht die Wahrheit gesagt hat. Sie waren doch sicher überrascht, dass sie plötzlich auf meinem Kopfkissen gelegen hat.« »Vielleicht haben sie deswegen geschwiegen«, vermutete Hikari, »weil sie nicht wollten, dass du irgendwie Angst bekommst. Immerhin eine seltsame Vorstellung, dass nachts einer in deinem Zimmer herumschleicht und Schmuckstücke zurücklässt.« »Möglich«, meinte Yuna, war aber noch nicht ganz davon überzeugt. Warum hatten ihre Eltern dann die Kette nicht gleich entsorgt? »Wichtig ist, dass wir morgen Lunamon suchen gehen. Immerhin muss es doch wissen, warum es dir die Kette gab. Aber jetzt bin ich müde«, Miyako gähnte und streckte sich. »Ich bleib wach und halte Wache«, erklärte Daisuke und hockte sich mit Veemon auf den Boden. Die anderen wünschten sich noch einmal gute Nacht und legten sich dann wieder schlafen. Jedenfalls versuchten sie zu schlafen. Jedoch war Yuna nicht die einzige, die nach dieser Aufregung kein Auge zubekam. Ihr Kopf war immer noch so voller Gedanken, dass sie einfach nur dalag und in die Stille lauschte. »Yuna?«, flüsterte Frimon. Zwischen den beiden war ein kleiner Sicherheitsabstand. »Ja?«, fragte sie schläfrig. »Bist du immer noch böse auf mich?« Die Brünette konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Sie war einfach zu gerührt, dass es sich wirklich solche Sorgen machte. »Nein, ich denke nicht.« Sie konnte die Erleichterung ihres Digimons förmlich hören. »Ich habe es wirklich nicht so gemeint, aber ich möchte nicht weiterhin so schwach sein. Ich will genauso stark werden wie Angumon, Gatomon, Palmon und all' die anderen«, meinte es ganz aufgeregt. Yuna lächelte noch breiter und zog es wieder in ihre Arme. Es war weich und warm und löste auch jeden noch so negativen Gedanken in ihrem Inneren einfach in Luft auf. »Und ich weiß, dass du es schaffen kannst.« »Nein«, widersprach Frimon, »wir schaffen es!« Es war so überzeugt, dass sich das Mädchen davon anstecken ließ. Sie war im Unrecht gewesen, so einem selbstbewussten und bereits starken Digimon das Kämpfen zu verbieten. Frimon war bereiter dazu als sie selbst und das machte ihr doch Sorgen. »Und Taichi ist doch auch wirklich nett. Für einen Menschen jedenfalls«, murmelte das Digimon müde und drückte sich gegen ihren Pullover. © ぁキ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)