In eine neue Welt von sleepyhead82 ================================================================================ Kapitel 9: Leben ---------------- Leben Am nächsten Morgen wachen wir mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Ich könnte eigentlich noch Stunden schlafen, aber Clark weckt mich sanft, indem er zärtlich über meine Wange streicht. Ich öffne die Augen und blicke direkt in die seinen. Liebevoll lächelt er mich an. “Guten Morgen, meine Schlafmütze,” murmelt er sanft. “Morgen,” antworte ich noch völlig verschlafen. “Heute ist der große Tag,” flüstert er. Ich ringe mir ein Lächeln ab. Auch wenn ich mich auf die Suche nach der Höhle freue, habe ich doch zugleich Angst davor Dinge zu erfahren, die mein ganzes Leben verändern werden. Clark scheint meine Gedanken erraten zu haben. “Hab keine Angst! Ich werde bei dir sein. Denk einfach daran, dass wir Chloe damit vielleicht zurückholen können.” Ich nicke sachte, rücke zu ihm und lehne mich an seine nackte Brust, während ich verträumt mit den Fingern darüber streiche. “Wie kommen wir dort hin? Du kannst mich schlecht die ganze Zeit tragen,” überlege ich leise. “Das muss ich auch nicht!” Verwundert sehe ich ihn an. Ich forme eine Frage mit den Lippen doch bevor ich es aussprechen kann, gibt er mir schon eine Antwort. “Du kannst selbst fliegen!” “Aber ich kann nicht fliegen! Das weißt du doch. Sonst hätte ich gestern nicht mit dem Flugzeug kommen müssen,” gebe ich zu bedenken. “Das sah heute Nacht aber ganz anders aus,” grinst er plötzlich. Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Was meint er? “Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht. Du hast im Traum gesprochen und plötzlich hast du angefangen zu schweben,” erklärt er sachlich. Ungläubig starre ich ihn an. Es ist mir in Deutschland auch schon einige Male während des Schlafes passiert. Da war ich plötzlich über dem Bett aufgewacht und beim wach werden hinabgestürzt. Clark streicht mir sanft durchs Haar und fährt fort: “So hat es bei mir damals auch angefangen. Aber ich habe Jahre gebraucht, bis ich wirklich fliegen konnte. Deine anderen Kräfte kamen ja aber auch alle so schnell, deswegen vermute ich, dass du schon fliegen kannst, wenn du es nur richtig versuchst!” Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Fliegen! Es war ein unglaublich schönes Gefühl, als Clark mit mir geflogen ist. Aber ich ganz allein? Das kann ich mir nicht vorstellen. “Ich glaube nicht, dass ich...” Er unterbricht mich: “Doch! Und ich weiß auch schon, wie wir es ausprobieren. Aber erst mal sollten wir frühstücken. Was meinst du?” “Das klingt gut,” stimme ich zu. Immer noch schlaftrunken quäle ich mich aus dem Bett und folge Clark ins Bad. Eine halbe Stunde später sitzen wir bei einem kleinen Frühstück mit Toast in der Küche. “Wie willst du mir beweisen, dass ich fliegen kann?” “Das kann ich dir nicht verraten. Du wirst es dann sehen,” spricht er geheimnisvoll. Seine Zurückhaltung macht mich neugierig. Instinktiv esse ich etwas schneller um meine Neugier schneller befriedigen zu können. Hastig kippe ich mir den Kaffee runter. Clark grinst mich an. “Hast du es irgendwie eilig?” Ich fühle mich ertappt, doch dann muss ich lachen. “Ich will einfach nur so schnell wie möglich los!” “Okay!” Er springt vom Hocker auf, reißt mich von meinem herunter und nimmt mich auf den Arm. Dann läuft er schnell zur Tür hinaus, springt ab und binnen Sekunden sind wir in den Wolken. “Clark, was soll das?” frage ich etwas erschrocken über den plötzlichen Aufbruch. Er gibt mir keine Antwort, sondern fliegt bis an die Grenze der Atmosphäre und lässt mich ganz plötzlich los. Ein Schrei entweicht meiner Kehle. Panik überkommt mich. “Nein! Clark, halt mich fest!” kreische ich hysterisch. Ich falle fast genau so schnell Richtung Erde, wie wir hier hoch gekommen sind. Schnell befinde ich mich mitten in den Wolken. Immer noch bin ich am schreien. Ich weiß, dass nichts passieren kann und doch verspüre ich eine Angst vor dem Aufprall. Ich bin durch die Wolken hindurch gefallen, drehe mich mit dem Bauch Richtung Erde und sehe auf die Landschaft unter mir. Ich würde auf einem Feld aufkommen. In schnellen Schritten komme ich dem Boden näher. Noch hundert Meter bis zum Aufprall. Fünfzig. Zwanzig. Zehn. Ich kneife die Augen zusammen, strecke die Arme zu den Seiten aus und warte auf den Aufschlag. Nichts. Ich habe aber auch nicht mehr das Gefühl zu fallen. Was ist jetzt los? Bin ich aufgekommen ohne etwas zu spüren? Vorsichtig öffne ich ein Auge. Der Boden befindet sich einen Meter unter mir. Ich hänge in der Luft. Ich schwebe. Als ich auch mein zweites Auge öffne, höre ich Clarks triumphierende Stimme neben mir: “Siehst du. Du hast es geschafft!” Ich spüre wie er meine Hand ergreift und mich langsam in die Höhe zieht. Wir fliegen nun aufrecht an beide Hände gefasst wieder höher. “Jetzt hast du alle Fähigkeiten,” lacht er mich an. “Tu so etwas NIE WIEDER!“ fauche ich und sehe ihm böse in die Augen. Doch er zieht mich nur eng an sich und sieht mich liebevoll an. Wie soll ich dieser Geste und diesem Blick lange widerstehen können? Als wir in den Wolken eintauchen, geben wir uns einen innigen Kuss, der mich noch mehr beflügelt. Es ist ein überwältigendes Gefühl selbst durch die Lüfte zu schweben. Ich lerne innerhalb von Minuten, wie ich den Flug am besten lenken kann. Rein mit meinen Gedanken kann ich alles steuern. “Unglaublich, wie schnell du das alles lernst,” strahlt mich Clark an und klingt dabei fast etwas neidisch. Er fliegt direkt neben mir, dicht über den Wolken. Wir befinden uns bereits über dem Ozean. “Ich habe Tage gebraucht um meine einzelnen Fähigkeiten kontrollieren zu können. Für das Fliegen habe ich sogar zwei Wochen benötigt!” “Es liegt bestimmt daran, dass ich normaler Weise schon alles beherrschen müsste. Du hast von klein auf neues gelernt und ich musste innerhalb kürzester Zeit mich mit diesen Dingen vertraut machen. Die Fähigkeiten haben ja schon in mir geschlummert, durch dich wurden sie jetzt erweckt.” “Ja, ich weiß. Vielleicht kann uns ja Zor noch mehr dazu erklären,” sinnt er. “Wenn wir die Höhle finden,” zweifele ich wieder in den Gedanken daran. Innerhalb von ein paar Minuten sind wir wieder über Land. Wir überqueren Frankreich und halten uns dann in Richtung Alpen. “Hättest du das nicht schon in Deutschland mit mir machen können? Dann hätte ich mir das Geld für den Flug sparen können,” stelle ich ein wenig frustriert fest, denn ich ärgere mich darüber, das Geld in den Sand gesetzt zu haben. Hier ist es bereits später Nachmittag. Die Sonne steht schon tiefer und als wir die Alpen erreichen, wird es deutlich kühler. Zum Glück kann mir Kälte und Hitze nichts mehr anhaben. Lange fliegen wir die Berge ab. Wir ziehen weite Kreise um die Gipfel und Täler, immer darauf achtgebend, dass uns niemand sieht. “Da, siehst du den Wasserfall da drüben,” Clark deutet auf einen Spalt in einer mit Schnee bedeckten Felswand. “Könnte es der sein?” “Ich weiß nicht, lass uns mal näher heran fliegen!” Als wir uns auf hundert Meter genähert haben, erkenne ich den Wasserfall aus meiner Vision. “Ja, das ist er!” Mein Herz beginnt zu pochen. Es fühlt sich an, als wolle es aus meiner Brust springen. Sollten jetzt tatsächlich meine Fragen beantwortet werden? Vorsichtig fliegen wir an den Rand des Wasserfalls heran. Er ist mächtig und wunderschön anzusehen. Die Strahlen der untergehenden Sonne brechen sich in dem Eisvorhang und präsentieren ein wundervolles Farbspiel. Sachte landen wir hinter dem Wasserfall, wo sich ein schmaler Gang erstreckt, der in den Berg hinein führt. “Es ist wunderschön,” haucht Clark. Er ergreift meine Hand. An den Wänden des Ganges sind Zeichen zu sehen. Ich vermag sie nicht zu deuten. Ab und zu sind ein paar kryptonische Worte zu lesen, wie Hoffnung, Liebe und Leben. Ich selbst kann sie nicht lesen, aber Clark erzählt es mir. Schließlich, nach einigen Metern ist der Gang zuende. “Hier geht es nicht weiter,” stelle ich bedauernd fest. “Es muss weiter gehen, Sarah. Das hier ist definitiv kryptonischen Ursprungs! Aber ich kann nicht durch die Wand sehen.” Clark lässt seinen Röntgenblick über die Felswände gleiten. Ich versuche es ihm nachzutun, habe jedoch genauso wenig Erfolg. “Es muss eine Tür geben, oder einen Schlüssel oder irgendetwas in dieser Art,” überlegt Clark laut. Wir beginnen die Wände abzutasten, doch können einfach nichts finden. Das Licht wird immer dunkler, die Sonne muss fast untergegangen sein. Plötzlich erhellt ein Lichtstrahl die Höhle. Ausgehend von dem Wasserfall, an dem das Sonnenlicht gebündelt wird, wird ein bunter Lichtstrahl quer durch die Höhle an die hintere Wand projiziert. Kurz darauf erscheint eine Hand auf dem Fels. Sie scheint darin eingebrannt zu sein. Ich gehe dort hin und sehe es mir genauer an. Wie von selbst hebt sich meine rechte Hand an und drückt sich auf den Abdruck im Fels. Blendend hell wird nun meine Hand erleuchtet, ich will sie weg ziehen doch eine unbestimmte Macht hält sie fest. Sekunden später ertönt ein Rumpeln und neben mir öffnet sich der Fels. Clark steht schweigend neben mir und beobachtet das ganze. Hinter der Felsentür kommt ein großer Raum zum Vorschein. “Wir haben es gefunden,” flüstert Clark sichtlich beeindruckt. Meine Hand wird nun wieder frei gegeben. Langsam durchschreiten wir die Pforte und stehen in einem, auf magische Weise hell erleuchtetem, Raum. Nein, es ist größer als ein Raum, es ist eine Halle. Von der Größe zu vergleichen mit der Eisfestung von Jor-El. Das also hat mein Vater erschaffen. Unglaublich, dass es noch unentdeckt geblieben ist. Diese Halle unterscheidet sich von dem kleinen Gang, der hierher führte. Die Wände sind silberweiß. Keine Malereien und Zeichnungen sind hier zu finden. In der Mitte wird die Halle durch einige Säulen gestützt. “Zara!” Die Halle erbebt. Erschrocken drehe ich mich um, doch hinter mir steht nur Clark, der mich ebenso erstarrt anblickt. Eine mächtige Stimme hat gesprochen. “Meine Tochter!” Wieder die Stimme. Doch im Gegensatz zu Jor-Els Stimme, klingt sie sanfter und nicht so bedrohlich. Weiterhin lasse ich meine Blicke durch die Halle gleiten. “Nun hast du mich gefunden!” “Ja, Zor,” rufe ich einfach in die Halle. “Und Kal-El. Du hast dich deinem Vater widersetzt,” stellt die tiefe Stimme fest. “Ich habe getan was ich für richtig hielt,” ruft Clark rechtfertigend. “Du hast meinen Weg für richtig erdacht und das danke ich dir, Kal-El. Eine weitere Welt hätte nicht so enden dürfen wie Krypton! Zara, es tut mir leid, was deinen Menscheneltern wiederfahren ist. Aber nur so, konnte ich dich dazu bringen, aus Deutschland fortzugehen und somit Kal-El zu finden!” “Du hast mir meine Eltern genommen? Du? Aber wieso?” Ein Kloß steckt in meinem Hals. Meine Eltern könnten also noch leben? Welches Recht nahm er sich raus, einfach unschuldige Leben zu nehmen? Sofort verspüre ich Hass auf Zor. “Als sich Kal-El gegen seinen Vater entschied, wusste ich, dass die Rasse der Kryptonier noch eine Chance hat. Ich musste euch zusammenführen, denn ihr seid füreinander bestimmt! Ihr werdet unser Volk neu aufleben lassen, in Frieden!” “Wie kannst du von Frieden reden, wenn du dafür Menschen sterben lässt,” frage ich verachtend. “Was sind zwei Menschenleben, gegen ein ganzes Volk? Es ist mir nicht leicht gefallen. Sie waren immer gut zu dir und haben dir Werte vermittelt, wie ich es nicht hätte besser tun können. Doch manchmal muss man das Schicksal einfach selbst besiegeln! Ihr zwei seid nun die Erben Kryptons. Ihr werdet unser Volk in eine neue, bessere Zeit führen.” “Was ist, wenn wir das nicht wollen?” meldet sich Clark zu Wort. “Es spricht doch nichts dagegen, dass ihr das tut. Ihr sollt in Frieden an der Seite der Menschen leben. Und eines Tages werdet ihr den Planeten verlassen, um einen neuen Planeten für unser Volk zu finden. Einen Planeten, den wir uns nicht mit einer anderen Rasse teilen müssen. Die Erde soll unberührt von uns bleiben! Im Moment bietet sie uns jedoch den geeignetesten Platz für einen Neubeginn. Die Menschen ähneln uns äußerlich, wir können unter ihnen verweilen ohne, dass wir befürchten müssen angegriffen zu werden. Hier beginnt der Neuaufbau, wo es enden wird, steht in den Sternen. Aber eines ist gewiss: Ihr seid die neuen Herrscher über die Kryptonier!” Was auch nicht so schwer ist, wenn wir die einzigen sind, denke ich bei mir. Eine leise Ironie schwingt in meinen Gedanken mit. Es ist, als wolle ich mich damit selbst vor dem Bewusstsein meiner Verantwortung schützen. Herrscher über die Kryptonier! Verwirrt blicke ich Clark an. Er wirkt gefasst und denkt über Zors Wunsch nach. Ich kann ihm ansehen, wie er die unterschiedlichsten Ansichten abwiegt. Meine Gedanken springen jedoch hin und her und fallen schließlich auf Chloe. “Musste auch Chloe deswegen sterben?” “Chloe?” wiederholt Zor fragend. “Ja. Wegen ihr bin ich nach Amerika gegangen. Sie war es, die mir den Mut gab mein altes Leben zu beenden. Durch sie habe ich Clark kennen gelernt. Und durch sie bin ich auf diese Höhle gestoßen!” “Nein, ich kenne Chloe nicht. Wie wusste sie von der Höhle? Nur deine Menscheneltern kennen diesen Ort!” “Sie ist tot! Doch ich glaube sie hat mir Visionen geschickt. Und ich glaube, wir können sie wieder zu uns holen. Deswegen bin ich hier. Sag mir, ist es möglich, dass ich Chloe wieder ins Leben zurückholen kann?” “Chloe muss in der Totenwelt der Menschen sein. Sie muss deine Eltern gesehen haben, sonst könnte sie niemals von dieser Höhle wissen. Die Menschen wissen es nicht, aber sie Leben auf einer anderen Sphäre weiter nachdem sie sterben. Dort sind sie körperlos, aber dennoch lebensfähig. Mehr weiß ich darüber nicht. Aber nur so lässt es sich erklären, dass deine Freundin von der Höhle weiß. Manchmal schaffen es die Toten durch Visionen oder Erscheinungen die Lebenden wieder aufzusuchen!” “Das beantwortet nicht meine Frage! Können wir Chloe wieder ins Leben zurückholen?” lasse ich mich nicht beirren. “Es gibt eine Möglichkeit, aber das geht nur kurz nach dem Eintritt des Todes.” “Chloe ist ein halbes Jahr tot,” rufe ich verzweifelt. “Dann werdet ihr keine Chance haben!” “Aber ihr Körper ist unversehrt. Es erscheint, als würde sie nur schlafen. Sag uns, wie es geht!” fordere ich nachdrücklich. “Die Gabe Tote wieder zu beleben, haben nur Kryptonier die füreinander bestimmt sind. Ihr zwei müsst über diese Gabe in großem Ausmaß verfügen!” “Was müssen wir tun?” fragt nun auch Clark. “Ihr müsst euer Blut mit dem des Opfers mischen. Dadurch gebt ihr einen Teil eurer Lebenskraft ab!” “Aber wie sollen wir das tun? Wir kommen nicht so einfach an unser Blut,” widerspreche ich, doch Clark mischt sich ein: “Doch! Das ist das geringste Problem. Lass und jetzt los, Sarah. Wir können ja jederzeit wieder hierher kommen.” Ich nicke ihm zu und wir machen uns schnell und ohne Verabschiedung auf den Rückweg, um unser Glück bei Chloe zu versuchen. Als wir wieder in Smallville ankommen, ist es gerade Mittagszeit. Wir gehen in die Küche des Kenthauses wo wir auf Martha treffen. Sofort steigt uns ein leckerer Geruch in die Nase. “Hallo Mum! Hm, das riecht aber lecker,” begrüßt Clark seine Mutter. “Hallo ihr Beiden! Wo kommt ihr denn her?” Sie dreht sich zu uns um und wendet dem Herd den Rücken zu. Erwartungsvoll und mit einem Lächeln im Gesicht sieht sie uns an. “Wir waren bei meinem Vater,” erkläre ich zaghaft. “Deinem Vater?” “Ja, meinem leiblichen Vater! Wir haben ihn gefunden,” füge ich hinzu und erzähle kurz von unserer Begegnung. Während Clark und ich uns an den Küchentresen setzen hört uns Mrs. Kent genau zu. Ab und an dreht sie sich dem Herd wieder zu und rührt in ihren Töpfen. “Und ihr meint, ihr könnt Chloe jetzt... wiederbeleben?” fragt sie etwas skeptisch. “Auf jeden Fall werden wir es versuchen, Mum! Heute Nacht werden wir sie zu uns holen und es ausprobieren.” Martha schaut Clark argwöhnisch an. “Muss das unbedingt hier sein? Was ist wenn es jemand bemerkt?” “Mum, es wird niemand bemerken. Wir werden nachher noch Oliver anrufen, vielleicht können uns die Jungs dabei unterstützen.” “Wie sollen sie euch denn unterstützen?” Clarks Mutter runzelt die Stirn. “Wir müssen uns mit Kryptonit schwächen, um unser Blut mit Chloes mischen zu können. Wir werden relativ hilflos sein. Also brauchen wir jemanden, der uns den Rücken deckt, falls irgendetwas passieren sollte.” “Um Gottes Willen, Clark! Was meinst du soll passieren?” Mrs. Kent hält sich fassungslos die Hand vor den Mund. “Ich weiß es nicht, Mum. Es ist ja nur vorsichtshalber.” Zweifelnd sieht sie uns an. Ein kurzes Schweigen hält sich im Raum. Schließlich ergreift Martha wieder das Wort: “Ihr habt doch sicher Hunger, oder? Bevor wir das heute Nacht durchstehen, sollten wir uns gut stärken!” “Wir?” fragend sieht Clark seine Mutter an. “Ich werde natürlich bei euch bleiben. Niemand kennt dich besser als ich, mein Schatz. Vielleicht braucht ihr meine Hilfe.” Sanft streicht Miss Kent ihrem Sohn über den Arm und lächelt ihn an. Clark lächelt zurück, steht von seinem Hocker auf und umarmt seine Mutter. “Ich bin froh, dass du wieder hier bist, Mum.” Ein bisschen überflüssig vorkommend, gehe ich hinüber zum Küchenschrank und hole drei Teller heraus. Ich spüre wie gut es Clark tut, dass seine Mutter wieder bei ihm ist. Er ist genauso ein Familienmensch wie ich es immer war. Als die beiden bemerken wie ich bereits den Tisch decke, lassen sie voneinander ab und helfen mir. Ein paar Minuten später sitzen wir am Tisch und essen gemeinsam Mrs. Kents leckeren Braten mit Kartoffeln und Mais. “Hm, das hab ich echt vermisst,” schmatzt Clark seiner Mutter entgegen. “Das kann ich mir vorstellen. Ich will gar nicht wissen wovon du dich die letzten Monate ernährt hast,” grinst sie ihn an. “Mrs. Kent, sie kochen wirklich gut! Sehr lecker!” Mein Lob könnte ich mir aber eigentlich auch sparen. Im Vergleich zu mir kocht jeder gut. Außer Nudeln, Pizza und Tütenfertigsachen bringe ich es zu nichts am Herd. Aber das muss ich ja nicht jedem auf die Nase binden. Clark wird es noch früh genug bemerken. Eine halbe Stunde später räumen wir den Tisch ab. “Kinder, seid ihr so lieb und würdet ihr den Abwasch übernehmen? Ich will noch schnell in die Stadt. Ich hab mir überlegt, ob ich neben dem ‘Talon’ auch noch für andere Geschäfte wieder Kuchen backe. Da wollt ich mal bei einigen nachfragen!” “Das ist eine gute Idee,” stimmt ihr Clark nickend zu. “Kein Problem, Mrs. Kent. Machen wir doch gerne,” beantworte ich ihre Frage. “Danke! Ihr seid zwei Schätze!” Sie schnappt sich ihre Tasche und eine Minute später hören wir ein Auto davonfahren. “Deine Mum ist wirklich toll, Clark!” “Ja, das ist sie,” murmelt Clark gedankenversunken. “Was ist los, worüber denkst du nach?” Mir ist nicht entgangen, dass er plötzlich etwas bedrückt wirkt. “Über heute Nacht. Meinst du, wir werden es schaffen?” “Du meinst Chloe zurückholen?” Clark nickt sachte. “Ich weiß es nicht. Eigentlich spricht vieles dafür, aber man weiß ja nie! Ruf doch erst mal Oliver an,” schlage ich vor. “Das hätte ich fast schon wieder vergessen,” schüttelt Clark den Kopf. Er greift in seine Hosentasche und zieht sein Handy hervor. Sekunden später hat er Oliver in der Leitung. Er schildert ihm kurz die Situation und endet mit: “Dann bis nachher!”, bevor er auflegt. “Sie sind gegen Mitternacht da,” wendet er sich wieder an mich. Ich nicke ihm nur zu. Dann räume ich die letzten Sachen vom Tisch und lasse Wasser in die Spüle. Clark holt unterdessen ein Handtuch aus dem Schrank. Plötzlich überkommt mich wieder dieser bekannte unsägliche Schmerz im Kopf. Ich sehe Chloe vor mir. Sie lächelt. Dann sehe ich Lex, wie er das Gefängnis verlässt. Und als letztes sehe ich Lana mit Kryptonit in der Hand. Als die Vision vorbei ist, hält mich Clark auf dem Boden kniend in seinen Armen. Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich zusammengesackt bin. “Hast du wieder etwas gesehen?” Besorgt sieht er mich an. Mir steigen Tränen in die Augen. Ich konnte bei dieser Vision die Gefühle der Leute spüren. Bei Chloe war es Freude, bei Lex war es Rachedurst und bei Lana abgrundtiefer Hass und Neid. “Sag etwas,” fleht mich Clark an. Nach Luft ringend versuche ich ihm zu berichten: “Ich sah Chloe, wie sie lacht!” “Dann hat sie dir eine Nachricht geschickt, dass wir sie so heilen können, wie wir es vor haben?” fragte Clark erleichtert nach. “Ja,” hauche ich und schlucke die Tränen runter, die sich in meinen Augen sammeln wollen. “Das ist großartig!” Über Clarks Gesicht breitet sich ein Strahlen aus. Ich sage ihm nichts von den anderen Dingen die ich gesehen habe. Für mich ist nun klar, dass nicht Chloe mir die Visionen schickt. Ich scheine eine Art Fähigkeit entwickelt zu haben, die Clark fremd ist. Im Moment möchte ich ihn damit nicht belasten. Er drückt mich an sich und zieht mich sanft hoch. Glücklich meint er: “Das heißt, wir werden Chloe bald wieder haben. Sie wird weiterleben können!” Ich versuche meine Sorgen zu verdrängen und lächle Clark an. Er bemerkt nichts von meinen Gedanken. “Ja, sie wird ganz normal hier weiterleben. Wir werden wieder ihre Artikel im ‘Daily Planet’ lesen und sie mit ihrer Cappuccinosucht aufziehen können!” Schnell umarme ich Clark, damit er nicht sieht, wie mir doch noch eine Träne über die Wange läuft. Ich spüre die Erleichterung in ihm und seinen starken Druck, mit dem er mich an seinen Körper zieht. Es ist besser, wenn er nicht weiß, was noch auf uns zukommen wird. Jedenfalls noch nicht. Schnell waschen wir das Geschirr und die Töpfe ab. Clarks Stimmung ist jetzt sichtlich gestiegen. Während er munter zu Scherzen aufgelegt ist, gebe ich mein Bestes um nicht aufzufallen. Übermütig klatscht er mir den Schaum vom Abwaschwasser auf die Nase und lacht wie ein kleines Kind. “Lass das,” herrsche ich ihn an und bereue es sofort. Verdutzt hört er auf zu lachen und sieht mich fragend an. “Was ist los mit dir? Du bist so ruhig seit deiner Vision. Du solltest dich auch freuen!” “Tut mir leid, mir geht’s nicht so gut. Diese Visionen und der Flug in die Alpen. Das hat meinem Körper viel Kraft gekostet. Ich bin einfach k.o.!” “Entschuldige. Daran habe ich nicht gedacht,” antwortet er sofort mit einem schlechten Gewissen. “Macht nichts. Ich will ja kein Spielverderber sein, aber zu Scherzen bin ich gerade nicht so aufgelegt,” erkläre ich nun etwas ruhiger. Clark streicht mir sanft den Schaum von der Nase und wischt ihn an seiner Jeans ab. Dann streckt er mir die Arme entgegen. “Komm mal her!” Ich gehe einen Schritt auf ihn zu und falle in seine Arme. Sanft küsst er meine Stirn und umschlingt mich dann fest, während er sich zu mir hinab beugt und seinen Kopf seitlich an meinen drückt. “Clark,” flüstere ich nun in sein Ohr. Er löst sich wieder etwas und sieht mich fragend an. “Egal was passiert, ich will dass du weißt, dass ich dich immer lieben werde. Immer!” erkläre ich wehmutig. Diese Vision eben, hat mir doch ziemlich zugesetzt und ich mache mir große Sorgen, wie es wohl weitergehen wird. “Das weiß ich.” Er zieht die Augenbrauen zusammen und sieht mich verwundert an. “Was hast du denn? Du bist nicht nur müde. Es ist noch etwas anderes, oder?” “Nein! Nein, ich bin nur fertig,” lächele ich tapfer. Clark erwidert das Lächeln: “Ich werde dich auch immer lieben!” Langsam beugt er sich zu mir, schließt die Augen und gibt mir einen wunderschönen, liebevollen Kuss. Als sich unsere Lippen wieder voneinander lösen, meint er: “Weißt du was? Ich lass dir ein Bad ein. Dann kannst du mal abschalten.” “Gute Idee,” erwidere ich mit einem Lächeln. Clark geht hinauf ins Bad. Unterdessen räume ich das saubere Geschirr weg und lasse das Spülwasser ab. Als ich fertig bin, folge ich ihm hinauf. Ich öffne die Badtür und mir zieht eine warme, wohl duftende Wolke entgegen. Im Raum sind Kerzen aufgestellt, die Wanne ist schon halb gefüllt. Clark steht neben der Wanne und hält seine Hand unter den Wasserstrahl. “Ich hoffe die Temperatur ist so okay für dich!” Ich gehe zu ihm und schlinge ihm von hinten die Arme um die Brust. Keine Sekunde könnte ich mehr ohne ihn leben, wird mir in diesem Moment wieder klar. Ich genieße seine Nähe und atme seinen herrlichen Geruch ein, der mich immer wieder in seinen Bann zieht. Langsam dreht Clark sich zu mir um. “Bitte sei ehrlich zu mir,” verlangt er plötzlich. “Da ist noch mehr, als du mir sagst. Was hast du noch in deiner Vision eben gesehen?” Ich wende mich von ihm ab, drehe ihm den Rücken zu und schlinge meine Arme um meinen Körper. Ich kann ihm nicht in die Augen sehen, wenn ich ihm das wirklich verschweigen will. “Nichts. Es ist so wie ich dir gesagt habe,” meine ich trotzig. “Und warum kannst du mir das nicht ins Gesicht sagen und mir dabei in die Augen sehen? Bitte! Wir haben einander versprochen ehrlich zueinander zu sein!” Ich atme laut aus. Was soll ich jetzt sagen? Er hat Recht, wir wollten uns nie etwas verheimlichen. Aber wenn ich ihm von den Bildern erzähle, dann wird er wieder furchtbar belastet sein. Egal. Ich muss ihm die Wahrheit sagen, vielleicht können wir ja die Zukunft beeinflussen, wenn wir beide sie schon kennen. Ich drehe mich wieder zu ihm und gehe einen Schritt auf ihn zu. “Du hast Recht. Ich habe mehr gesehen als nur Chloe.” Ich schaue ihm tief in die Augen. Der Kerzenschein spiegelt sich darin wieder. “Was hast du gesehen?” Besorgt blickt er mich an. “Die Vision war so intensiv. Sie kam nicht von Chloe. Es war als hätte ich in die Zukunft gesehen,” versuche ich zu erklären. “Meinst du, du hast eine Fähigkeit bekommen, die ich nicht habe?” fragt Clark ruhig. “Ich weiß es nicht.” Ich schüttele sachte den Kopf und senke den Blick. Ein kurzes Schweigen tritt ein, dann blicke ich wieder auf. “Hör zu Clark, ich sah Lex, wie er aus dem Gefängnis entlassen wird. Und ich konnte seine Gefühle spüren. Er will Rache nehmen, an uns beiden. Er weißt jetzt auch von meinen Fähigkeiten. Und dann war da Lana, sie hielt einen Meteoritenstein in der Hand. Ich konnte ihren Hass und Neid spüren. Sie wird versuchen uns auseinander zu bringen.” Mir steigen Tränen in die Augen. “Deswegen warst du eben so merkwürdig.” Er streicht mir sachte eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich nicke und schließe die Augen, um meine Tränen zu unterdrücken, doch es bleibt ihm nicht unbemerkt. Sanft drückt er mich an seine Brust. “Hey…. ich werde nicht zulassen, dass irgendetwas geschieht. Oder hast du etwas konkretes gesehen, das die Beiden vorhaben?” “Nein,” hauche ich an seine Brust. “Ich habe nur ihre Gefühle gespürt. Und das macht mir Angst!” “Du brauchst keine Angst haben. Wir haben immer noch die Justice League hinter uns und bald auch wieder Chloe. Zusammen sind wir stark genug, um gegen Lex anzukommen.” Es klingt, als würde er es wirklich ernst meinen. Vielleicht habe ich mich getäuscht. Er scheint selbstsicherer zu sein denn je. Sanft fast er unter mein Kinn und hebt es zu sich an, um mir in die Augen zu schauen. “Hast du gehört?” Zaghaft nicke ich und schlucke meine Tränen hinunter. “Ich werde niemals zulassen, dass dir etwas geschieht. Und Lana wird bei mir nie wieder eine Chance haben. Du bist die Frau, mit der ich zusammen sein will. Wir haben eine Bestimmung. Und niemand wird uns daran hindern sie zu erfüllen!” In diesem Augenblick spüre ich eine unheimliche Macht, die von ihm ausgeht. Er scheint sich seinem Schicksal gefügt zu haben. Es ist nicht mehr der Clark, den ich noch vor einem halben Jahr kennen gelernt habe. Fragend sehe ich ihn an. “Du meinst...” “Wir werden tun was dein Vater von uns verlangt,“ nickt Clark. “Wir können hier in Ruhe auf der Erde weiterleben, aber irgendwann müssen wir einen neuen Planeten für unser Volk finden. Bis dahin, werden wir alles tun, damit die Menschen hier ungestört Leben können. Und davon werde ich mich nicht von einem Lex Luthor abhalten lassen!” Mir läuft ein leichter Schauer über den Rücken. Clarks Stimme ist von Bestimmtheit und Macht beherrscht. Erschrocken weiche ich etwas zurück und sehe ihn zweifelnd an. Er will tatsächlich ein neues Volk gründen. Wie kommt er plötzlich zu dieser Überzeugung? Er bemerkt wie er auf mich gewirkt hat und fährt in ruhigerem Ton fort: “Sarah, durch mich sind hier so viele Menschen in Gefahr geraten. Ich habe so viel gut zu machen. Ich will nicht, dass noch mehr Menschen unter meiner Anwesenheit leiden und werde alles dafür tun, um das wieder in Ordnung zu bringen, das durch mich erst entstehen konnte. Dazu gehört auch Lex für immer hinter Schloss und Riegel zu bringen. Ohne mich und die Meteoriten wäre er vielleicht nie so geworden. Erst wenn er außer Gefecht gesetzt ist, werde ich mich unserem Schicksal zuwenden. Ich möchte mit dir unser Volk wieder neu aufbauen. Egal wann, wie und wo das sein wird.” Noch immer blicke ich ihn zweifelnd an: “Clark, ich...” “Nein. Sag nichts! Vielleicht klingt das alles etwas merkwürdig für dich. Aber mir ist klar geworden, dass wir den Menschen nur schaden. Wir...” “Clark,” unterbreche ich ihn nun nachdrücklich. ”Wir schaden den Menschen nicht! Im Gegenteil, wir können so viel Gutes bewirken. Wir haben Fähigkeiten, mit denen wir ihnen helfen können. Wir sind bei ihnen aufgewachsen. Ich fühle mich nicht wie eine Kryptonierin, sondern wie ein Mensch. Und ich dachte immer, dass… du das genau so siehst.” Beim letzten Satz gerate ich etwas ins Stocken. “Das tue ich auch!” “Aber wieso redest du dann so bestimmt davon, unser Volk retten zu wollen?” “Sarah, wir werden alle Menschen die wir lieben irgendwann verlieren. Willst du jedes Mal machtlos daneben stehen und zusehen, wie uns wieder einer verlässt?” Er blickt mich durchdringend an. “Außerdem sind in der Vergangenheit viele Feinde unseres Volkes hier aufgetaucht. Sie haben Menschen getötet um mich zu finden. Ich will nicht ständig jemanden in Gefahr bringen, nur weil ich hier weiter leben will. Ich weiß um meine Herkunft jetzt seit über acht Jahren und habe begriffen, dass ich mich meinem Schicksal nun nicht mehr ganz verschließen kann.” “Aber..” versuche ich zu protestieren, doch komme nicht weit, denn Clark spricht einfach weiter. “Ich habe ja nicht gesagt, dass ich sofort gehen will, aber irgendwann werden wir das tun müssen. Und bis dahin...”, sein Ton wird ganz sanft, “...werde ich dafür sorgen, dass dir nichts zustoßen wird. Weil ich dich über alles liebe.” Ich versuche zu verstehen, was er meint, doch es fällt mir nicht so leicht. Er scheint mehr zu wissen, als er mir sagt. “Clark, was du da sagst macht ja Sinn, aber wieso siehst du das auf einmal so? Dem Wunsch deines Vaters, die Menschheit zu unterwerfen, hast du dich verweigert. Was auch völlig richtig ist. Aber ich dachte immer, du willst ein völlig normales Leben führen?” “Genau das ist es ja. Wie kann ich auf der Erde ein normales Leben führen, wenn ich hier doch nicht normal bin? Wenn wir aber irgendwann losziehen und unter Kryptoniern weiterleben, deren Werte wir selbst vermitteln können, dann werden wir normal sein, weil alle um uns herum wie wir sind. Verstehst du? Wir haben die Möglichkeit ein neues Volk aufzubauen, dem wir nach unseren Vorstellungen Werte vermitteln können, menschliche Werte. Und zugleich verfügen wir weiterhin über unsere Fähigkeiten. Dann könnten wir uns fühlen, wie du dich hier gefühlt hast, als du deine Fähigkeiten noch nicht hattest. Normal. Wir müssen uns nicht mehr verstecken oder Geheimnisse daraus machen.” Jetzt verstehe ich worum es ihm geht. Er musste sein ganzes Leben irgendwie als Außenseiter leben. Ich hatte das glücklicherweise nicht. Und seit ich meine Fähigkeiten habe brauchte ich diese kaum. Clark jedoch wurde immer wieder in irgendwelche Geschichten reingerissen, in denen er seine Fähigkeiten einsetzen musste. Ich verstehe nun welche Sehnsucht ihn dazu treibt, die Erde verlassen zu wollen. Aber eines begreife ich noch nicht: “Du sagtest eben, wir müssten zusehen wie die Menschen, die wir lieben, sterben. Was meinst du damit?” “Mein Vater ist gestorben und jetzt Chloe. Es werden noch mehr Menschen dazu kommen die wir sterben sehen werden. Es wird sich immer wiederholen,” erklärt er traurig. “Wiederholen? Wie meinst du das? Auch ein Mensch verliert seine Eltern und Freunde irgendwann.” “Aber wir werden immer wieder neue Freunde finden und sie sterben sehen. Und wir müssen ständig umherziehen, damit es nicht auffällt.” Er beißt sich auf die Lippen als hätte er etwas gesagt, dass er eigentlich nicht wollte. Völlig verwirrt blicke ich ihn an. Was ist jetzt bitte sein Problem? “Was soll nicht auffallen? Clark, ich versteh einfach nicht was du meinst!” Plötzlich kommt mir ein Gedanke: “Warte! Heißt das etwa, dass wir... Ich meine... wir leben...” “...länger,” vollendet er meinen Satz nickend. Wir leben länger?! Was soll das heißen? Wie lange? Tausend Gedanken rauschen durch meinen Kopf. “Woher weißt du das?” “Als wir bei deinem Vater in der Höhle waren, hat er mit mir gesprochen. Seine Stimme war einfach in meinem Kopf. Er wollte mich von seinem Wunsch, ein neues Volk zu gründen, überzeugen. Dabei erwähnte er, dass wir genug Zeit dafür hätten.” “Was bedeutet ‘genug Zeit’?” “Jahrhunderte!” “Jahrhunderte? Aber wir altern doch ganz normal, äußerlich sieht man doch keinen Unterschied zu Menschen!” Ich bin völlig perplex. Was er da sagt, hat eine so gewichtige Bedeutung die ich nicht richtig greifen kann, die nicht in meinen Kopf will. Es ist unvorstellbar. Jahrhunderte! “Sarah, ich weiß nicht genau wie es funktioniert, dazu müssten wir zurück in die Höhle und Zor dazu befragen. Aber im Moment gibt es noch genug andere Dinge um die wir uns kümmern müssen.” “Warum hast du mir nicht gleich davon erzählt,” frage ich vorwurfsvoll. “Vielleicht aus dem selben Grund, warum du mir nicht gleich von deiner Vision erzählt hast. Ich wollte dich nicht gleich verrückt machen, wo wir doch im Moment andere Sorgen haben.” Ich muss lächeln. Er denkt manchmal fast wie ich. “Du hast Recht. Ich wollte dir keinen Vorwurf dafür machen. Tut mir leid. Tatsächlich mache ich mir jetzt aber unnutze Gedanken darüber. Jahrhunderte sagtest du?” frage ich noch einmal skeptisch nach. Er nickt mir mit aufeinander gepressten Lippen zu. “Das muss ich erst mal sacken lassen,” stelle ich seufzend fest. Ich setze mich auf den Wannenrand. Clark kniet sich vor mich und nimmt meine Hand. “Wenn wir die Sache mit Chloe überstanden haben, sollten wir irgendwann noch mal darüber reden, was wir später tun werden.” Er blickt mir tief in die Augen. “Zeit genug haben wir ja,” antworte ich sarkastisch. Daraufhin lächelt er mich an und gibt mir einen sanften Kuss auf die Hand. “Sei nicht böse,” bittet er leise. “Ich bin nicht böse, Clark. Das sind einfach nur Dimensionen, derer ich mir erst mal richtig bewusst werden muss. Seit einem halben Jahr versuche ich mein Leben in irgendwelche Bahnen zu lenken, aber ständig passiert etwas neues, das mich wieder meilenweit von meinem Weg abtreiben lässt. Und ich bin ehrlich gesagt noch immer ziemlich verdutzt, dass du dich so schnell für deinen Weg entschieden hast.” “Das ist ganz einfach. Ich wollte immer normal sein. Jetzt habe ich eine Möglichkeit gefunden, wie ich es sein kann. Auch wenn es ein langer Weg sein wird, er wird sich lohnen. Doch ich werde ihn nur mit dir gemeinsam gehen.” “Ohne mich könntest du auch schlecht ein neues Volk gründen,” grinse ich ihn frech an. Er atmet erleichtert aus und lächelt mich an. “Heißt das, du könntest dir das auch vorstellen?” “Was? Eine neue Heimat finden oder das kryptonische Volk neu gründen,” frage ich neckisch. “Beides!” Ich gebe ihm einen langen zärtlichen Kuss und lasse meine Hände dabei durch seine Haare gleiten. Dann sehe ich ihm tief in die Augen: “Für das ‘gründen‘ können wir ja schon mal üben,” wispere ich und fahre dabei mit den Händen über seine Brust, die sich durch den warmen Wasserdampf deutlich unter seinem T-Shirt abzeichnet. Wenn ich mir vorstellen kann, die Erde und alles Vertraute zu verlassen, dann nur mit ihm. Ich mache mich langsam mit dem Gedanken vertraut. Wenn es wirklich so ist, dass uns ein längeres Leben gegeben ist, dann kann ich mir auch vorstellen mit ihm einen neuen Platz, für die Kryptonier, zu finden. Er musste Angst gehabt haben mir von seinem Vorhaben zu erzählen. Gut das es nun raus ist, wer weiß wie lange er es sonst mit sich rumgeschleppt hätte. Er strahlt mich an und umarmt mich überschwänglich. Ich spüre seine Erleichterung. Durch seinen Schwung kippe ich hinten über und wir fallen rücklings in die mittlerweile volle Wanne. So anstrengend diese Diskussion jetzt war, so groß war auch ihre Bedeutung. Ich weiß nun, dass er es wirklich nicht ernster mit mir meinen könnte. Ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit macht sich in mir breit, während wir laut lachend in der Wanne liegen. Nachdem wir uns beruhigt haben, stelle ich ernst fest: “Das ist das erste Mal, dass ich dich so habe lachen sehen!” Er sieht mich mit fragendem Blick an, lächelt dann und gibt mir als Antwort einen sanften Kuss. Dann rappelt er sich aus der Wanne und streckt mir die Hand entgegen. “Komm! Ich glaube nicht, dass du mit Klamotten baden wolltest,” grinst er. Mit Bedacht zieht er mich hoch und ich komme direkt vor ihm zum Stehen. Er sieht an mir herab und beginnt mir langsam die Bluse, die triefend nass an mir herunterhängt, aufzuknöpfen. Sanft streicht er sie mir an den Armen herab. Er braucht nichts zu sagen, sein Blick, der mich so unheimlich liebevoll mustert, verrät alles. Er beugt sich zu mir und liebkost meinen Hals und sofort huscht ein heißer Schauer über meinen Rücken. Ich fahre ihm sanft mit den Fingern am Rücken entlang, während ich meinen Kopf etwas zur Seite zu lehne, um ihm mehr Spielraum zu geben. Da hören wir plötzlich eine Stimme. Wir lassen sofort voneinander ab. Jemand ruft Clark. Fragend sehen wir uns an. “Lana,” erkennt Clark die Stimme. Im Nu ist er vor mir verschwunden und lässt die Badtür offen stehen. Ich sehe, wie er sich schnell umgezogen hat und dann nach unten geht. Sofort fällt mir das Bild von Lana ein, dass sich vor ein paar Minuten noch in meinem Kopf eingebrannt hatte. Auch ich laufe schnell in Clarks Zimmer, ziehe mich um und gehe hinunter. Ich höre noch, während ich auf der Treppe bin, wie sie ihn fragt: “Bist du allein?” Dann fällt ihr Blick auf mich und sie verzieht ihr Gesicht. Entsetzt sieht sie Clark an: “Sie wohnt bei dir?” “Lana,” antwortet er ihr, “Sarah ist...” “Ich weiß was sie ist! Lex hat es mir gesagt. Sie ist mehr als deine Freundin. Sie ist auch vom Krypton, nicht wahr?” Hasserfüllt sieht sie mich an. “Du warst bei Lex?” Clark ist schockiert. “Ich habe ihm gesagt, dass ich die Scheidung will. Er hat sich furchtbar aufgeregt. Er scheint mich tatsächlich noch immer zu lieben und das nach all dem was passiert ist.” Sie legt eine Pause ein und schüttelt den Kopf. Dann fährt sie fort: “Er meinte ich will mich nur scheiden lassen, um mit dir zusammensein zu können. Aber er sagte, ich hätte keine Chance mehr bei dir, weil sie,” sie zeigt auf mich, ”auch eine Kryptonierin ist! Clark, ist das wahr? Du weißt wie sehr ich dich liebe. Empfindest du wirklich rein gar nichts mehr für mich?” Das ist doch wohl die Höhe. Die hat vielleicht Nerven. Wie kann sie Clark nur so etwas fragen und das, wo ich auch noch direkt daneben stehe? Unser beider Blicke fallen auf Clark. Jetzt fällt die Entscheidung. Ich bin mir jedoch sicher, wie seine Antwort ausfallen wird, gerade nachdem, was wir eben im Bad besprochen haben. Clark sieht uns abwechselnd mit verzweifeltem Gesichtsausdruck an. Er scheint völlig überfordert zu sein. Er schluckt, bevor er eine zögerliche Antwort gibt. “Lana, ich...” Noch einmal sieht er mich mit zusammengekniffenen Augen an. “Ich liebe dich... nicht mehr,” wendet er sich wieder an sie. Erleichtert atme ich aus. Doch warum hat er so lange gezögert? Lana steigen unterdessen Tränen in die Augen. “Warum hast du dann mit mir geschlafen, als ich zurückgekommen bin? War ich nur Ersatz für sie?” Abfällig deutet sie mit dem Kopf zu mir. Geschockt klappt mir der Unterkiefer runter. Bitte was? Er hat mit ihr.... Nein, das kann nicht sein. Meine ganze Welt scheint gerade in Trümmer zu zerfallen. “Clark, du hast...” stottere ich den Tränen nahe. “Nichts habe ich. Sarah, wirklich. Das stimmt nicht, es war so wie ich es dir erzählt habe. Sie lügt!” Energisch schüttelt er den Kopf. “Bitte glaub mir,” fleht er mich an. “Ich erkenne dich nicht wieder, Clark. Früher, hättest du so etwas nie getan,” sind Lanas letzte Worte, bevor sie sich abrupt umdreht und das Haus verlässt. Schweigend sehen wir ihr nach. Dann fällt mein entsetzter Blick wieder auf ihn. Längst haben sich die Tränen einen Weg in meine Augen gebahnt. “Sarah, wirklich. Ich hatte nichts mit ihr. Ich weiß nicht warum sie das sagt!” Hilflos sieht er mich an. “Ich schon! Sie versucht uns mit aller Macht auseinander zu bringen,” mutmaße ich und versuche ihm zu glauben. “Aber, so ist Lana nicht. Sie würde nie..” wispert er verwirrt. “Weißt du noch was ich dir erzählt habe?” unterbreche ich ihn. “Sie sagte, sie wird alles daran setzen dich wieder zu bekommen! Und sie weiß nun auch über mich bescheid. Das heißt, meine Vision wird bald eintreten!” “Ja, aber Lana würde so etwas nie tun. Sie würde sich meine Liebe niemals so erkämpfen. Das ist nicht ihre Art,” gibt Clark nachdrücklich zu verstehen. “Weißt du, was sie alles erlebt und durchgemacht hat, seitdem sie mit Lex verheiratet ist? Vielleicht ist sie eine ganz andere dadurch geworden,” gebe ich zu bedenken. Nachdenklich sieht mich Clark an. “Du hast Recht,” nickt er schließlich einsichtig. “Sie hat sich wahrscheinlich wirklich geändert.” Lanas Auftritt hat einen bitteren Nachgeschmack bei uns hinterlassen. So richtig weiß nun keiner von uns mehr, wie er mit dem anderen umgehen soll. Kann ich Clark wirklich glauben? Oder hat Lana etwa die Wahrheit gesagt? Dieses Miststück hat es doch tatsächlich geschafft, einen Keil zwischen Clark und mich zu treiben. Sie ist ihrem Ziel schon ein Stück näher gekommen. Nach unserem Gespräch im Bad, war ich mir so sicher mit Clark und jetzt? Sie hat es geschafft, dass ich nun alles anzweifele, was er mir gesagt hat. Schweigend sitzen wir nun in der Küche, jeder hat ein Glas mit Saft vor sich. Vorsichtig ergreift Clark das Wort: “Du glaubst ihr doch hoffentlich nicht? Ich habe sie zurückgewiesen als sie damals zu mir kam. Frag Oliver! Ich habe ihm von der ganzen Sache erzählt. Da war nichts!” beteuert er nachdrücklich. Ich spüre wie er mich anstarrt, ich jedoch sehe steif auf mein Glas. “Selbst wenn etwas war, Clark, wir waren nicht mehr zusammen. Du warst dir zu dieser Zeit deiner Gefühle nicht sicher,” murmele ich leise, als wolle ich mich selbst mit diesen Worten trösten. “Doch! Gerade dadurch wusste ich doch, dass ich nur dich will!” Ich schweige. “Bitte, sag irgendwas,” wispert er flehend. Ich überlege einen Moment, bevor es aus mir herausplatzt: “Warum hast du eben so verzweifelt zwischen uns hin und her geguckt? Warum hast du so lange gezögert, Lana zu sagen, dass du sie nicht liebst?” “Ich... Ich...” “Siehst du! Du tust es schon wieder,” werfe ich ihm vor. “Was?” “Du stotterst rum, anstatt direkt zu antworten!” “Sarah, ich wollte Lana nicht verletzen. Auch wenn ich sie nicht mehr liebe, bedeutet sie mir noch etwas. So lange Zeit habe ich sie geliebt, das vergisst man nicht so schnell. Ich will ihr nicht noch mehr weh tun, dass habe ich schon so oft getan.” Seine Stimme schlägt von Verzweifelung in Traurigkeit um. Abschätzend sehe ich ihn an. Er sieht mir unverhohlen in die Augen. “Du sagst die Wahrheit,” stelle ich ruhig fest. “Natürlich. Wäre da etwas gewesen, hätte ich dir davon erzählt. Wir wollten uns doch nichts verheimlichen. Sarah, ich liebe dich! Glaub mir das doch bitte. Und ich liebe dich mehr als irgendjemanden sonst, auch mehr als ich Lana je geliebt habe. Wieso vertraust du mir da nicht?” Verzweifelt sieht er mich an. Tränen sammeln sich in seinen Augen, die mich wissen lassen, dass ich ihn mit meinem Misstrauen wirklich verletze. Wieder denke ich an Lanas Worte, die sie im ‘Talon’ an mich gerichtet hat: “Ich will, dass du weißt, dass ich um ihn kämpfen werde! Ich bin längst nicht so harmlos wie ich aussehe! Ich werde dir das Leben hier zur Hölle machen und ihn mir zurückholen.” Ich gehe zu Clark und nehme ihn in den Arm: “Clark, ich vertraue dir. Ich hätte ihr fast geglaubt, es tut mir so leid!” In unsere Umarmung hinein, sagt er mit zitternder Stimme: ”Sarah, ich würde so etwas nie tun!” “Ich… weiß. Ich weiß!” beruhige ich ihn sanft. Dann lasse ich ihn los und sehe ihm in die Augen: “Wir dürfen keine Rücksicht auf Lanas Gefühle nehmen. Sie hat sich verändert! Sie ist nicht mehr die Lana, die du mal geliebt hast.” “Das habe ich jetzt auch gemerkt. Und ich kann nicht glauben, dass sie zu so etwas fähig ist. Lex hat scheinbar ganze Arbeit geleistet.” “Schieb nicht alles auf Lex, Clark. Es ist allein ihre Entscheidung gewesen, uns auseinander zu bringen, damit wird Lex nichts zu tun haben. Im Gegenteil, er will uns vernichten und Lana für sich haben. Wenn sie auch eben gelogen hat, den Teil, das Lex sie noch immer liebt, den glaube ich ihr.” Clark nickt nachdenklich. Im Laufe des restlichen Tages, sprechen wir noch viel über die letzten Geschehnisse. Clark kommt einfach nicht darüber hinweg, wie sehr sich Lana verändert haben muss. Ich spüre, dass sie ihm nicht so egal ist, wie er vielleicht denkt und das beunruhigt mich. Ach wäre doch Chloe nur hier, sie wüsste bestimmt einen Rat. Chloe… Nur noch wenige Stunden und wir werden sie hoffentlich wieder bei uns haben. Da wir bis zur Nacht nichts mehr zu tun haben, setze ich mich an Clarks Laptop und versuche eine kleine Story zu schreiben, die mein Chef in spätestens einer Woche haben will. Ich sitze auf dem Sofa im Wohnzimmer vor dem leeren Bildschirm, mir fällt einfach nichts ein. Zu viele andere Gedanken düsen durch meinen Kopf. Schon drei Anläufe habe ich genommen und immer wieder gelöscht. Dabei sind schon vier Stunden vergangen. Clark ist unterdessen draußen und hackt Holz. Es ist bereits dunkel und er hat sich Licht aus der Scheune geholt. Ich stehe auf, gehe zum Fenster und schaue dabei zu, wie er ein Holzstück nach dem anderen spaltet. Dann sehe ich wie er nach seinem Handy greift. Plötzlich überkommt mich ein Schwindel und direkt danach ein Schmerz der sich durch meinen ganzen Körper zieht. Im ersten Moment denke ich, dass ich wieder eine Vision bekomme, aber dann erkenne ich den Schmerz wieder. Ich fühle, wie meine Beine unter mir nachgeben und sich meine Glieder verkrampfen. So fühlt es sich an, wenn Kryptonit in der Nähe ist! Ich falle zu Boden und sehe im Fall noch, wie Clark mit Superspeed von der Farm läuft. “Clark!”” versuche ich zu rufen, aber nur ein leises Flüstern kommt über meine Lippen. Warum läuft er so plötzlich davon? “Na, bist du etwa hilflos, Sarah?” Das ist Lanas Stimme. Als sie meinen Namen ausspricht, legt sie allen Hass in dieses eine Wort. Ich versuche mich umzudrehen, aber ich schaffe es nur meinen Kopf ein wenig zu drehen, bis ich Lana in den Augenwinkeln sehen kann. Das ist es! Das Bild aus meiner Vision. Sie steht dort, mit einem Meteoritenstein in der Hand, ganz in schwarz gekleidet. “Clark kann dir jetzt nicht helfen. Er muss seine Mutter retten! Arme Mrs. Kent. Ich habe sie immer gemocht, aber manchmal muss man Prioritäten setzen!” “Was hast du mit ihr gemacht?” frage ich panisch, doch meine Stimme ist nur ein leises Wispern, denn der Schmerz, der durch meine Glieder fährt ist nahezu unerträglich. “Sagen wir mal so, sie hat ein paar Probleme mit dem Auto!” Dreckig lachend kommt Lana auf mich zu. Sie fesselt meine Hände und klebt mir mit Tapeband zwei Meteoritensteine an den Körper. “Los aufstehen,” fordert sie. Doch ich kann mich nicht rühren. Schließlich ergreift sie meine Beine und schleift mich hinter sich her. Sie zerrt mich die Tür hinaus und die Verandastufen hinunter. Ich nehme die Schmerzen durch die Stufen kaum wahr, da sowieso mein ganzer Körper von Krämpfen geschüttelt wird. Ich habe das Gefühl, jeden Moment bewusstlos zu werden. Doch leider bekomme ich alles mit. Sie hievt mich in ihren Kofferraum und schließt ihn. Ich liege im Dunkeln. Muss mich nun auf meinen Hörsinn verlassen, der aber durch das Kryptonit geschwächt ist. Sie startet den Motor und fährt los. Es ist heiß im Kofferraum und ich bekomme ganz schlecht Luft. Lana hat mir zuvor Tape über den Mund geklebt, ich kann nicht mal mehr nach Hilfe rufen. Eine Weile fährt sie durch die Gegend. Sie hört dabei irgendeinen schlechten Radiosender, der nur Countrymusik spielt. Wir sind bestimmt eine halbe Stunde unterwegs. Dann hält sie an. Die Musik verstummt. Ich höre Türen klappen, aber der Kofferraum öffnet sich nicht. Plötzlich setzt sich der Wagen wieder in Bewegung. Er scheint immer schneller zu werden. Er gerät stark ins Holpern. Mein Kopf wird gegen die Kofferraumdecke geschlagen. Plötzlich ist keine Fahrbewegung mehr zu spüren. Einige Sekunden vergehen, in denen der Wagen sich vorn über neigt. Dann ein ruckartiger Aufschlag. Augenblicke später dringt Wasser in den Kofferraum. Ich bekomme Panik. Nervös versuche ich von den Fesseln los zu kommen, doch ich habe keine Chance. Ich reibe mit meinem Mund am Kofferraumboden um mir das Tape abzustreifen und tatsächlich gelingt es mir. Das Wasser wird immer mehr. Mit den Knien haue ich verzweifelt gegen die Decke, doch ich bin einfach zu schwach um auch nur irgendetwas zu bewirken. “Hilfe! Clark! Hilfe!” Ich kann nur noch schreien. Wenigstens dazu bin ich wieder im Stande, die Todesangst muss mich ein wenig beständiger gegen das Kryptonit machen. “Hilfe!” Meine Stimme verlässt mich wieder. Es ist zu spät. Niemand wird mich finden. Das Wasser ist nun überall. Ich hebe den Kopf um einen letzten Atemzug zu tun. Dann tauche ich unter und versuche noch einmal mit letzter Kraft den Kofferraum aufzutreten. Vergebens. Ich ergebe mich meinem Schicksal. Um mich herum wird alles schwarz. Lana hat gewonnen! Da sehe ich einen Lichtschein vor mir. Eine Tür geht auf und ich erkenne die Umrisse von zwei Menschen, ein Mann und eine Frau. Holen sie mich jetzt hier raus??? Wer ist das? Sie winken mir zu und strecken die Hände nach mir aus. Sind das etwa meine Eltern? Ich kann es nicht deutlich genug erkennen. Da schließt sich die Tür wieder, und alles wird wieder dunkel um mich herum. Ein kurzer Druck auf meiner Brust weckt mich. Wieder. Und noch einmal. Ich versuche Luft zu holen, doch irgendetwas hindert mich daran. Mir wird schlecht. Ein erneutes Drücken. Ich liege auf einem harten Untergrund. Ich versuche erneut nach Luft zu ringen, doch die Übelkeit wird immer schlimmer. Plötzlich kommt mir etwas hoch. Wasser. Schnell drehe ich den Kopf zur Seite uns spucke das Wasser aus. Gierig schnappe ich nach Luft. Endlich! Ich kann wieder atmen. Als ich die Augen öffne sehe ich etwas verschwommen. Ein junger Mann beugt sich über mich. Es ist nicht Clark. “Sarah!” Die Stimme kenne ich doch. Ich blinzele um mir den Schleier vor den Augen zu vertreiben. Es ist AC. Innerhalb von Sekunden geht es mir besser und ich richte mich auf. “AC, was machst du denn hier?” hauche ich verwundert. “Wir waren auf dem Weg zu euch. Ich hab die Jungs gebeten mich einmal am Kratersee rauszulassen. Du weißt ja, ich brauche ab und zu mal etwas Wasser um mich herum. Und als ich da so umhergetaucht bin, hörte ich ein lautes Platschen. Ich bin sofort in die Richtung geschwommen und sah gleich das Auto. Ich meinte eine Stimme zu hören. Dann hab ich dich im Kofferraum gefunden. Ich hab dich rausgezogen und an Land gebracht. Erst da sah ich das Kryptonit an dir und habe es weggeschmissen. Sei froh, dass du kein Mensch bist, sonst wärst du jetzt schon tot. Du hättest dich mal sehen sollen, Leichenblass und blaue Lippen, dein Herz hat nicht mehr geschlagen. Also hab ich versucht dich wiederzubeleben und... scheinbar ist es mir gelungen” erläutert er ausführlich. Ich muss schlucken. Wenn er nicht zufällig hier gewesen wäre… “Du hast mir das Leben gerettet, AC. Danke. Wenn du nicht gewesen wärst...” “Wo ist denn Clark,” unterbricht er mich. “Er ist doch eigentlich für das Retten zuständig?” “Ich weiß es nicht,” schüttele ich hilflos den Kopf. Wir stehen beide auf und blicken über den See. “Lana sagte nur, sie hätte dafür gesorgt, dass Mrs. Kent Schwierigkeiten mit dem Auto bekommt. Ich denke Clark ist zu ihr gelaufen,” erkläre ich leise. “Lana?” AC sieht mich verstört an. “Lana Luthor?” “Ja. Sie hat das alles getan,” bestätige ich nickend. “Entschuldige wenn ich falsch liege, ich kenne Lana nicht besonders, eigentlich nur aus Erzählungen und ihr würde ich so etwas eigentlich nicht zutrauen.” “Das hat ihr wohl keiner zugetraut,” murmele ich erbost. In Gedanken verfallen, stehen wir noch einige Momente am Ufer. Es ist zwecklos jetzt nach Clark zu suchen, er könnte überall sein. “Hast du ein Handy,” frage ich AC. “Guck mich an! Glaubst du, ich habe hier noch irgendwo ein Handy versteckt?” Er streckt die Arme zu den Seiten. Erst jetzt fällt mir auf, dass er nur mit einer Badeshorts bekleidet ist. Ich trete einen Schritt zurück. AC kann sich durchaus sehen lassen. Er hat einen sehr durchtrainierten Körper. “Nein, sorry! Aber ich muss Clark irgendwie erreichen.” “Dann würde ich sagen, läufst du mal zurück zur Farm. Ist doch ein Katzensprung für dich. Wenn er nicht dort ist, kannst du ihn von da aus anrufen,” schlägt AC vor. “Du hast recht. Bis gleich!” Ich laufe sofort los. Bäume, Autos, Straßenschilder fliegen an mir vorbei. Ich muss einmal an dem See vorbeilaufen, um zur Farm zu kommen. Da ich so ziemlich keinen Orientierungssinn habe, halte ich mich an den Straßen entlang. Nach wenigen Augenblicken komme ich an. Der Pick-up ist nirgends zu sehen. Scheinbar sind sie noch nicht da. Ich stürme ins Haus. “Clark! Mrs. Kent!” Keine Antwort. Ich stürze mich auf das Telefon. In meiner Hast vertippe ich mich einige Male, ehe ich endlich ein Tuten höre. Es kommt mir ewig vor, bis Clark den Anruf annimmt. “Hallo?” höre ich seine tiefe Stimme. “Clark? Ich bin’s. Wo bist du?” frage ich schnell und schaffe es nicht, die Panik in meiner Stimme zu unterdrücken. “Im Krankenhaus!” antwortet er gedämpft. “Wie geht’s deiner Mum?” frage ich sofort besorgt, als ich höre wo er ist. “Es scheint alles okay, so weit, nur ein paar Kratzer! Moment mal, woher weißt du..” fragt er irritiert. “Ich komme!” unterbreche ich ihn eilig. Ich knalle das Telefon auf seine Station und laufe los. Wenig später habe ich das Krankenhaus erreicht. Auf dem Korridor kommt mir Clark entgegen. Ich laufe zu ihm und springe ihm in die Arme. “Gott sei Dank ist alles gut gegangen,” sage ich erleichtert. Clark schiebt mich ein Stück von sich weg und sieht mich fragend an. “Was ist los, Sarah. Ich habe ein paar Mal versucht dich zu Hause anzurufen. Warum bist du nicht...” “Clark, Lana hat das alles inszeniert. Sie hat dafür gesorgt, dass du weit weg bist, um mich umbringen zu können!” “Was redest du da?” Clark sieht mich verwirrt an. “Lana hat das Auto präpariert, damit du deiner Mutter zur Hilfe kommst. In der Zeit hat sie mich entführt und im See versenkt. Wäre AC nicht zufällig dort gewesen, dann würde ich jetzt nicht vor dir stehen. Deswegen konnte ich auch nicht ans Telefon gehen, Lana hat versucht mich...” Clark lässt mich nicht weiter reden. Er drückt mich fest an sich. “Du bist ja noch ganz nass!” stellt er verstört fest. Seine Umarmung wird daraufhin noch stärker. “Es tut mir so leid, dass ich nicht bei dir war!” Seine Stimme beginnt zu zittern. Ich löse mich aus der Umarmung und sehe ihm tief in die Augen. “Mach dir keine Vorwürfe. Lana hat das perfekt geplant. Das wichtigste ist, dass es deiner Mutter gut geht!” “Ja, sie hat zum Glück nur ein paar Kratzer abbekommen. Die Bremsen haben versagt. Sie wäre fast eine Klippe hinunter gestürzt. Ich konnte den Wagen gerade noch rechtzeitig stoppen!” Nach einer kurzen Pause meine ich: “Clark, Lana meint es ernst. Ihr Plan wäre fast aufgegangen. Niemand hätte gewusst, dass sie es war. Wir müssen aufpassen!” Seine Gesichtszüge sehen verkrampft aus. Ich hebe meine Hand und streiche ihm sanft über die Wange. Langsam stelle ich mich auf die Zehenspitzen, um ihm ein wenig entgegen zu kommen und einen Kuss geben zu können. Seine Lippen fühlen sich warm an. Aber er erwidert den Kuss nicht. “Was ist los?” Clark schluckt: “Wie kann sie sich nur so geändert haben?” Ich zucke mit den Schultern. Warum beschäftigt er sich so sehr mit Lana? Ich spüre, wie die Eifersucht in mir hochkommt. Er erwidert meinen Kuss nicht, sondern denkt lieber an sie. Es ist, als wenn er mir einen Stich ins Herz versetzt. Enttäuscht lasse ich von ihm ab und drehe mich um. Da sehe ich Mrs. Kent um die Ecke biegen. Schnell laufe ich zu ihr. “Mrs. Kent, alles in Ordnung?” “Ja, es ist alles gut gegangen, danke, Sarah!” Eine halbe Stunde später sind wir wieder auf der Farm. Da der Pick-up erst mal in die Werkstatt muss, haben wir ein Taxi genommen. Von weitem sehen wir, dass in der Scheune Licht brennt. Als wir vor fahren, sehen wir Olivers Auto. “Die Jungs sind schon da,” stellt Clark überrascht fest. Ich frage mich, ob er mir überhaupt richtig zugehört hat. Schließlich habe ich ihm doch gesagt, dass AC mich gerettet hat. Da müsste ihm doch klar sein, dass die League da ist. Das Taxi hält. Clark und ich steigen aus, während Martha dem Fahrer Geld in die Hand drückt. Dann reiche ich ihr die Hand, um ihr beim aussteigen zu helfen. “Danke Sarah, dass geht schon,” lächelt sie mich müde an. Clark sieht derweil auf seine Uhr und meint erschrocken: “Es ist ja schon halbzwölf! Wir müssen bald anfangen, wenn wir Chloe noch diese Nacht zurückholen wollen!” Ohne sich umzublicken läuft er Richtung Scheune davon. Wir sehen ihm hinterher, dann sieht mich Martha verwundert an und fragt: “Willst du nicht mit gehen?” Ich schüttele den Kopf und antworte ihr: “Ich mache uns erst mal einen Kaffee, damit wir wach bleiben!” “Den kann ich doch machen,” bietet sie mir an, doch ich lehne dankend ab und schlage ihr vor mir zur helfen. Irritiert blickt sie mich an, lässt es dann aber gut sein und geht mit mir ins Haus. Als wir in der Küche stehen kläre ich sie auf: “Mrs. Kent, ich möchte Sie um Rat bitten. Draußen wollte ich nichts sagen, Clark hätte es hören können, jetzt wird er mit den Jungs beschäftigt sein.” Auch wenn ich denke, dass Clark nun nichts mitbekommt, halte ich meine Stimme bedeckt. Erstaunt sieht sie mich an und meint: “Sarah, dass klingt ja ernst. Was ist denn los?” Ich erzähle ihr von dem Vorfall mit Lana und dass Mrs. Kents Unfall kein Zufall war, sondern auch von Lana geplant wurde. Schockiert verfolgt sie meine Erläuterungen, sieht mich entsetzt an und meint: “Das klingt aber so gar nicht nach Lana!” Nachdrücklich füge ich hinzu: “Glauben Sie mir, so war es aber! Sie würde alles tun um wieder mit Clark zusammenzukommen. Ob sie es nun wirklich von sich aus getan hat oder ob sie unter irgendeinem Einfluss stand, weiß ich nicht. Fakt ist, sie wollte mich umbringen. Und das Erschreckende an der ganzen Sache ist: seitdem sie hier heute aufgetaucht ist, habe ich dass Gefühl, dass Clark doch mehr für sie empfindet als er zugeben will” Mir steigen Tränen in die Augen. Seitdem ich Clark im Krankenhaus getroffen habe, wirkte er abweisend auf mich. All seine Gedanken schienen die ganze Zeit auf Lana konzentriert. Ich habe Angst, dass er mich verlassen wird. Seine Pläne, die er mir noch heute Nachmittag erzählt hatte, scheinen dahin zu sein. Mrs. Kent schweigt nur und sieht mich nachdenklich an. Mit schluchzendem Ton sage ich: “Ich habe Angst Clark zu verlieren!” Sie sieht mich mitleidig an, kommt einen Schritt auf mich zu und drückt mich fest an sich. Die Tränen überwältigen mich nun und ich fange lauter an zu weinen. Martha streicht mir liebevoll über den Kopf und hält mich einfach nur fest. Alle Gefühle steigen noch einmal in mir empor, die Todesangst in dem Kofferraum, die Eifersucht auf Lana und die Angst Clark zu verlieren. Ich fühle mich einfach nur elendig und Verzweifelung hat den Platz in meinem Herzen erkämpft. Plötzlich lässt mich Mrs. Kent los und sieht an mir vorbei. Dann höre ich Clarks besorgte Stimme hinter mir: “Was ist passiert? Ich erstarre und blicke in Marthas Gesicht. Diese sieht ihren Sohn eindringlich an und meint: “Ich glaube ihr habt da etwas zu klären, bevor ihr Chloe zurück holt. Ich werde so lange hoch gehen, mich umziehen!” Sie dreht sich um und geht die Treppe hinauf. Clark kommt zu mir und nimmt Marthas Platz ein. Ich spüre, wie ich ein wenig zittere. Als er mir ins Gesicht sieht, scheint er zu erschrecken. Dann fragt er zögerlich: “Ich habe dein Schluchzen gehört. Was… was ist los?” Enttäuscht sehe ich ihm in die Augen. Kann er sich denn überhaupt nicht denken, wie es mir geht? “Sarah, sag was,” bettelt er leise. Ich versuche tief durchzuatmen, um mich etwas zu beruhigen, bevor ich ihm eine Antwort gebe. Dann platzt es ärgerlich aus mir heraus: “Clark, Lana hat mich fast umgebracht! Ich hatte Todesängste. Und das einzige worüber du die ganze Zeit nachdenkst ist, wie Lana zu so etwas im Stande ist. Hast du auch nur mal einen Augenblick darüber nachgedacht, wie ich mich gerade fühle?” Verdutzt sieht er mich an, zeigt aber keine weitere Regung im Gesicht. Da er ja scheinbar nicht in der Lage ist mir zu antworten, rede ich mich weiter in Rage: “Heute Nachmittag erzählst du mir noch, du willst einen neuen Planeten finden, um mit mir das kryptonische Volk neu zu gründen und jetzt hab ich das Gefühl, es wäre dir fast nicht aufgefallen, wenn ich tot gewesen wäre. Nein, stattdessen machst du dir nur Sorgen um Lana. Ich weiß wirklich nicht was ich davon halten soll, Clark. Es tut verdammt weh!” Ich drehe ihm den Rücken zu und gehe ein paar Schritte durch die Küche während ich weiterrede: “Ich weiß nicht warum Lana das getan hat, oder ob sie vielleicht irgendwie manipuliert worden ist. Wir können das gerne versuchen gemeinsam herauszufinden. Aber dass du so auf sie fixiert bist, anstatt dich erst mal um mich zu kümmern, wo ich dich doch eben so dringend gebraucht hätte, das verstehe ich nicht. Ich glaube du redest dir selbst ein, dass du sie nicht mehr liebst!” Ich atme einmal tief durch bevor ich zur entscheidenden Frage komme: “Sag mir die Wahrheit, Clark, liebst du mich überhaupt? Oder bist du nur mit mir zusammen, weil unsere Väter das so vorgesehen haben? Weil du dich deinem Schicksal stellen willst!” Ich drehe mich wieder zu ihm um und sehe, wie er in sich zusammengesackt, mit traurigem Blick und Tränen in den Augen vor mir steht. Er schluckt, bevor er mir eine Antwort gibt. Seine Stimme ist zittrig und leise: “Ich liebe dich, vom ersten Tag an als ich dich sah! Alles was ich heute Nachmittag gesagt habe, meine ich von ganzem Herzen. Ich liebe Lana wirklich nicht mehr! Mir liegt noch sehr viel an ihr, das weißt du, aber es ist keine Liebe. Ich mache mir einfach nur Sorgen um sie. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass sie es war die das alles getan hat. Vielleicht hat sie eine Doppelgängerin oder wurde irgendwie beeinflusst, von wem oder was auch immer.” Er macht eine Pause und kommt auf mich zu, dann ergreift er meine Hände und sagt sanft: “Ich wollte dir nicht wehtun. Du hast so einen starken Eindruck auf mich gemacht, ich dachte es wäre alles wieder okay für dich. Ich liebe dich mehr als alles andere auf dieser Welt und das wird sich auch nicht ändern. Und mit unserem Schicksal hat das überhaupt nichts zu tun!” Ein Träne verlässt sein linkes Auge doch er zuckt nicht ein bisschen mit den Wimpern, sondern blickt mir tief in die Augen. Ich spüre, wie er sein Verhalten bereut und dass er absolut aufrichtig ist. Zögernd trete ich einen Schritt näher an ihn heran und gebe ihm einen Kuss. Diesmal erwidert er ihn auch und ich spüre die Liebe die er mit seinem Kuss zu mir schickt. Glücklich sehe ich ihn an und sage nachdrücklich: “Ich hatte wirklich Angst, dich zu verlieren!” Mit einem unwiderstehlichen, erleichterten Lächeln beruhigt er mich: “Du wirst mich nicht verlieren!” Dann gibt er mir einen weiteren leidenschaftlichen Kuss. Meine Zweifel sind nun vollends von mir abgefallen, als ich mich fest in seine Umarmung drücke. Zufrieden kann ich mich nun wieder auf Chloes Rettung konzentrieren. Zehn Minuten später sitzen wir zu siebt und mit zwei Litern Kaffee in der Scheune. Nachdem Clark und ich beschrieben haben, wie die Wiederbelebung von Chloe funktionieren müsste, planen wir den genauen Ablauf. “Ich würde sagen wir gehen nicht alle zum Friedhof um Chloe zu holen, das wäre zu auffällig,” sinniert Oliver. “Ich denke Clark, Viktor, Bart und ich gehen und bringen sie hierher. AC, du wartest hier mit Sarah und Mrs. Kent!” AC nickt Oliver zu und sieht dann Martha und mich an. Er ist einverstanden mit Olivers Vorschlag. Auch für mich ist es in Ordnung hier zu warten. Ich muss nicht unbedingt dabei sein, wenn eine Leiche ausgebuddelt wird. Mrs. Kent scheint die selben Gedanken zu haben wie ich und guckt etwas beruhigter, als sie hört, dass sie hier warten soll. Für AC, Mrs. Kent und mich heißt es nun: warten. Die Anderen sind schnell aufgebrochen, bewaffnet mit Schaufeln und Harken. Ich bitte Martha das Bleikästchen zu holen, in dem die Kents immer einen Meteoritenstein aufbewahren, falls sie aus irgendwelchen Gründen mal einen brauchen. Mit ihm werden Clark und ich uns schwächen müssen, damit wir unser Blut mit Chloes mischen können. Ich bin aufgeregt und hoffe, dass alles so verlaufen wird, wie wir uns das vorstellen. Unruhig gehe ich in Clarks Loft hin und her, wie ein Tiger im Käfig. “Nun setzt dich endlich hin,” bittet mich AC etwas genervt. “Ich kann ja verstehen, dass du nervös bist, aber mit deinem Hin- und Hergerenne machst du mich ganz verrückt,” fügt er besänftigend hinzu. Er sitzt lässig auf dem Sofa und schlürft seinen Kaffee. Ich setze mich ihm gegenüber auf einen Hocker und will mir einen Kaffe nachschütten, da nimmt mir AC die Tasse weg und meint belehrend: “Du bist schon hibbelig genug. Wenn Chloe dein Blut bekommt, kann sie die nächsten zwei Jahre nicht mehr schlafen!” Er grinst mich schief an. Jetzt muss auch ich lächeln. Er hat ja recht. Von den zwei Litern Kaffee habe ich mittlerweile einen Liter ganz allein getrunken. Ich seufze und blicke mich in der Scheune um. Irgendwie muss ich mich beschäftigen, bis die Jungs mit Chloe eintreffen. Ich könnte ein schönes Strohlager herrichten, auf das wir Chloe dann ablegen, überlege ich. Schon springe ich auf und gehe zu den Strohballen hinüber. “Was hast du jetzt schon wieder vor? Kannst du nicht mal zwei Minuten still sitzen,” fragt AC nun sichtlich genervter. “Nein, kann ich nicht,” maule ich zurück und wende mich ganz meinem Vorhaben zu. Ich zerfleddere ein paar Strohballen und forme ein schönes Strohlager. Ringsherum stapele ich ein paar Ballen als Begrenzung. Sehr schön, so kann es bleiben. Plötzlich steht AC neben mir und fragt neugierig: “Soll das für Chloe sein? Sollten wir sie nicht lieber ins Haus bringen?” “Nein,” kläre ich ihn auf, “Mrs. Kent möchte nicht, dass wir das im Haus tun. Sie hat ja auch Recht. Wir wissen nicht was geschehen wird, wenn wir Chloe zurückholen. Es ist besser, wir machen es hier!” AC schmeißt sich auf das Stroh und streckt sich darauf aus. Zufrieden meint er: “Bequem ist es jedenfalls!” “Mein Gott, du hast aber auch die Ruhe weg,” stelle ich beeindruckt fest. “Warum sollte ich auch nervös sein? Ich kenne Chloe nicht halb so gut wie du und ich spiele auch keine tragende Rolle bei ihrer Wiederbelebung. Ich kann also völlig entspannt sein. Außerdem habe ich meine gute Tat für heute ja schon erledigt,” zwinkert er mir zu und spielt damit auf meine Rettung an. Er rappelt sich wieder auf und geht ohne ein Wort zu verlieren an mir vorbei, die Treppe hinunter und aus der Scheune. “Wo willst du hin?” rufe ich ihm hinterher. “Für kleine Jungs,” höre ich ihn sagen, dann ist er nicht mehr zu sehen. Dafür kommt Mrs. Kent zurück in die Scheune. In der Hand hält sie das besagte Kästchen mit dem Kryptonit. Sie kommt die Treppe hinauf und stellt das Kästchen auf dem Schreibtisch ab, der gegenüber des Sofas steht. Dann dreht sie sich zu mir und meint in besorgtem Ton: “Sie sind jetzt schon eine Dreiviertelstunde weg. Eigentlich müssten sie doch schon längst wieder hier sein.” Kaum dass sie ausgesprochen hat, höre ich ein Auto auf die Straße zur Kentfarm einbiegen. Ich laufe hinüber zum Fenster und versuche in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Doch außer die Scheinwerfer sehe ich nichts, es ist einfach zu dunkel. Dicke Wolken verhängen den Himmel und lassen den Mondschein nicht hindurch. Ich versuche mein Glück mit dem Röntgenblick und tatsächlich lässt er mich Olivers Auto erkennen. Ich gehe noch einen Schritt weiter und sehe in den Wagen hinein. Zwei Personen sitzen vorne im Wagen, eine liegt hinten auf der Rückbank. Das muss Chloe sein, denn sie bewegt sich nicht. Aber wo sind Bart und Clark? Da tippt mir jemand von hinten auf die Schulter. Erschrocken fahre ich herum. Mein Blick fällt auf ein Skelett, dass nun direkt vor mir steht und “Buh!” macht. Ein kurzer Schrei entringt sich mir. Ich kneife die Augen zusammen und schüttele ein wenig meinen Kopf. Als ich die Augen wieder öffne, steht Bart vor mir. Vor lauter Erschrockenheit hatte ich wohl vergessen den Röntgenblick abzustellen. “Musst du mich so erschrecken, “ blaffe ich ihn an. “Entschuldigung,” lacht er, “aber es war gerade einfach zu verführerisch! Hättest mal dein Gesicht sehen sollen!” Ich kneife die Augen zusammen und meine ironisch: “Sehr lustig!” Bart lacht weiter. Ich lasse ihn stehen und laufe schnell die Treppe hinunter. Ich höre wie er ein Gespräch mit Mrs. Kent beginnt. Doch mich interessiert nur noch Chloe. Vor der Scheune treffe ich auf Clark. Er blickt in Richtung des ankommenden Autos. “Clark, hat alles geklappt,” frage ich während ich mich neben ihn stelle. Er wendet sich zu mir und antwortet ruhig: “Ja. Keiner hat etwas bemerkt.” “Und Chloe?“ frage ich drängelnd. “Sie sieht aus, als würde sie schlafen,” meint er nachdenklich. Das Auto nähert sich und hält vor uns an. Oliver und Viktor steigen aus und öffnen die hinteren Türen. Tatsächlich liegt Chloe dort, als wäre sie eben erst eingeschlafen. Clark geht zu ihr, zieht sie vorsichtig aus dem Auto und nimmt sie liebevoll auf den Arm. Mittlerweile steht auch AC wieder bei uns. “Ich habe ihr ein Lager in der Scheune fertig gemacht. Da kannst du sie ablegen,” kläre ich meinen Freund auf. Er nickt mir stumm zu und wir folgen ihm in die Scheune. Dort legt er Chloe sanft auf dem Strohbett ab. Sie sieht so friedlich aus. “Dann lasst uns keine Zeit verlieren,” fordert uns Oliver auf. Ich sehe Oliver an, der Mrs. Kent nach dem Kryptonit fragt. Ich bin unheimlich aufgeregt. Meine Knie zittern. Ich blicke zu Clark und bemerke, dass es ihm ebenso geht wie wir. Wir nehmen beide auf den Strohballen neben Chloe platz, so dass wir uns gegenüber sitzen und sie zwischen uns haben. Dann spüre ich einen leichten Schmerz im Körper. Mrs. Kent hat das Kästchen geöffnet. Oliver kommt zu uns hinüber, ein Messer in der Hand haltend und schneidet Chloe vorsichtig in die Handfläche bis ihr kaltes Blut langsam hinaustropft. Dann reicht er Clark das Messer. Er nimmt es in die rechte Hand und versucht sich damit in die linke Handfläche zu ritzen, doch das Messer hinterlässt nicht mal einen Kratzer. “Du musst mit dem Stein näher kommen, Mum,” bittet er seine Mutter mit etwas schwacher Stimme. Mrs. Kent tritt mit sorgenvoller Miene einige Schritte auf uns zu, bis sie direkt neben uns steht. Der Schmerz wird größer, ich spüre, wie ich meine Muskeln nur noch sehr schwer unter Kontrolle halten kann. Clark verzieht sein Gesicht. Er presst seine Kiefer aufeinander und kneift die Augen zusammen, als er mit dem Messer in seine Handfläche schneidet. Leise stöhnt er auf, als er den Schnitt macht. Ein dünner Blutsaal tropft von seiner Hand. Dann reicht er mir das Messer. Die Schmerzen in meinem Körper, die durch das Kryptonit hervorgerufen werden sind nun nebensächlich. Ich konzentriere mich nur auf den Schnitt den ich tun muss. Leicht zögernd ritze ich mir die Handfläche auf. Es sind unsägliche Schmerzen, doch ich schaffe es, mich unter Kontrolle zu halten und atme die Luft scharf ein, während die ersten Rinnsaale von Blut warm über meine Hand laufen. Ich lasse das Messer fallen. Clark greift mit seiner verletzten Hand nach meiner und hält sie beide über Chloes Wunde. Unsere Hände fühlen sich warm an und ich habe das Gefühl, dass sie immer wärmer werden. Plötzlich glimmt ein seichter Lichtstrahl auf. Er besteht aus einem warmen Gelbton und umschließt unsere Hände. Das Licht breitet sich aus, es sieht aus wie eine große Kugel die stetig wächst. Immer größer wird sie. Die ersten Lichtstrahlen beginnen meinen Körper zu erreichen. Ich sehe Clark durch diesen Lichtschein hindurch an. Sein Blick ist auf unsere Hände gerichtet. Schließlich umhüllt uns die Lichtkugel gänzlich. Ich kann nicht mehr hinaus blicken. Sehe nicht mal mehr Mrs. Kent, die eben noch genau neben uns stand. Mein Blick geht zurück auf unsere Hände. Ich sehe, wie sich unser Blut vermischt und in kleinen Tropfen hinab fällt. Als es in Chloes Schnittwunde trifft, erleuchten die Bluttropfen ebenfalls in einem gelben Lichtschein, der sich etwas vom restlichen Licht abhebt. Der Lichtstrahl breitet sich in Chloes Wunde aus und bedeckt langsam ihren ganzen Körper. Ihre Wunde schließt sich. Nur noch ein heller Lichtstrich ist zu sehen, der schließlich auch verloschen ist. Noch einmal leuchtet ihr Körper blendend hell auf, ebenso die Lichtkugel, die uns umgibt. Dann, mit einem kurzen explosionsartigen Knall ist es dunkel um uns herum. Clark lässt meine Hand los und sackt zusammen. Nur Augenblicke später, geht es mir ebenso. Einige Sekunden vergehen, bis wir uns wieder aufrichten können. Der Schmerz in meinem Körper ist verloschen. Ich blicke auf meine Handfläche, die sich beginnt zu schließen. Da höre ich Clark erschrocken rufen: “Sarah!” Ich sehe auf und stelle fest, dass sich Clark bereits erhoben hat und kniend neben seiner Mutter sitzt. Schnell überfliege ich mit einem Blick das Loft. Mrs. Kent liegt bewusstlos auf dem Boden, neben ihr liegt das leere Bleikästchen. Etwas weiter hinten liegen ebenfalls AC, Bart, Viktor und Oliver. Schnell laufe ich zu ihnen. Sie alle sind bewusstlos, aber es ist kein Kratzer an ihnen zu sehen. Verzweifelt sehe ich zu Clark hinüber: “Clark, was ist passiert?” “Ich weiß es nicht. Vielleicht ist eine Druckwelle entstanden,” überlegt er deutlich beunruhigt. Da bewegt Martha die Hände. Wenig später öffnet sie die Augen und versucht sich aufzurichten. “Was ist...” stammelt sie leise. Sie verzieht kurz ihr Gesicht vor Schmerz und reibt sich den Kopf. “Mum, alles in Ordnung,” fragt Clark besorgt. “Ja. Ja, ich denke schon, Schätzchen,” flüstert sie und ringt sich ein Lächeln ab. Dann kommen auch die Anderen wieder zu sich. Oliver bestätigt schließlich Clarks Theorie mit der Druckwelle. Da fällt mein Blick auf einen durchsichtigen Stein. Ich nehme ihn hoch und halte ihn Clark entgegen: “Clark, schau was mit dem Kryptonit geschehen ist!” Er kommt näher und nimmt es an sich. Mehrmals wendet er es in seiner Hand. Schließlich meint er: “Das gleiche ist auch passiert, als ich damals mit meinem Raumschiff im Sturmkeller eingesperrt war.” Plötzlich ertönt ein leises Wispern und Stöhnen. Clark lässt den Stein sofort fallen und dreht sich zu Chloe um. Sofort stehen wir bei ihr. Ihr Brustkorb hebt und senkt sich. Die Blässe ihrer Haut verschwindet. Langsam bekommt sie wieder Farbe im Gesicht. Ich greife nach ihrer Hand, sie fühlt sich warm an. Da schlägt sie ihre Augen auf. Chloe blinzelt ein paar mal und versucht sich dann aufzurichten. “Wo bin ich? Was ist passiert?” fragt sie mit schwacher Stimme. Verdutzt sieht sie sich um. Clark und ich lächeln uns glücklich an. Wir haben es geschafft. Zehn Minuten später sitzen wir mit Chloe im Haus. Ich habe ihr erst mal Sachen von mir zum Anziehen gegeben, damit sie aus ihrer muffigen Kleidung herauskommt. Sie wirkt noch sehr matt und scheint sehr irritiert zu sein, von dem was passiert ist. Noch haben wir ihr nichts erzählt. Wir wollten sie erst mal ins Warme bringen, bevor wir ihr alles berichten. Aber jetzt sitzen wir in der Küche am Tisch und Chloe platz fast vor Neugier. “Jetzt erzählt endlich, was ist passiert?” Sie blickt Clark und mich eindringlich an. Als wir nicht sofort antworten, schweift ihr Blick über den Rest der Anwesenden. “Ich warte!” “Chloe,” stammele ich in ruhigem Tonfall, “kannst du dich an nichts mehr erinnern?” “Das letzte woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich einen Schuss gehört habe. Dann hat mich nur noch völlige Dunkelheit umgeben. Und als Nächstes bin ich in der Scheune aufgewacht. Also, was habt ihr gemacht? Es ist ja scheinbar alles gut gegangen. Wo ist Lex jetzt?” Sie sieht neugierig von Einem zum Anderen. Dann stutzt sie und wendet sich an Mrs. Kent: “Mrs. Kent, wann sind sie denn eigentlich gekommen, ich dachte sie sind noch in Washington. Clark hat gar nicht erzählt, dass sie wiederkommen.” Martha schluckt und sucht nach einer passenden Antwort. Doch Clark ergreift das Wort und versucht Chloe schonend aufzuklären: “Chloe, seit der Sache auf dem Feld ist ein halbes Jahr vergangen.” Sie sieht ihn entsetzt und fragend zugleich an. Wortlos formt sie ein ‘warum’ mit den Lippen, doch sie bringt keinen Ton hervor. “Du wurdest von Lex erschossen. Er sitzt deswegen im Gefängnis. Ich war bei deiner Beerdigung, Chloe,” fährt Clark aufgewühlt fort. Chloe sieht ihn irritiert an. Dann sagt sie zweifelnd: “Das kann nicht sein, Clark. Ich... ich...” “Chloe,” mische ich mich nun ein, “ich bin nach deinem Tod sofort zurück nach Deutschland gegangen. Seit gestern bin ich erst wieder hier. Dann bekam ich sofort Visionen, von denen ich dachte, dass du sie mir geschickt hast. Was du aber wohl doch nicht warst, wenn du dich an nichts erinnern kannst. Jedenfalls waren wir deswegen an deinem Grab und haben festgestellt, dass dein Körper noch völlig intakt ist. Durch die Visionen haben wir dann meinen richtigen Vater, Zor, gefunden, der uns erzählte, dass wir in der Lage seien Menschen wiederzubeleben, allerdings nur direkt nach Eintritt des Todes. Aber da du irgendeine Fähigkeit hast, deinen Körper selbst nach dem Tod zu erhalten, ist es uns gelungen dich zurückzuholen. Es stimmt, Chloe, vor einer Stunde hast du noch auf dem Friedhof gelegen!” Chloe sieht mich geschockt an. Ihr steigen Tränen in die Augen. Schließlich meint sie: “Das ist nicht das erste Mal, dass ich von den Toten auferstehe. Es muss zu meiner Fähigkeit gehören, die ich von dem vielen Kryptonit habe.” Verängstigt fügt sie hinzu: “Was ist, wenn ich nie richtig sterben werde?” “Chloe,” mischt sich nun auch Oliver energisch ein, “darüber solltest du nicht nachdenken. Jetzt zählt erst mal nur wie es weiter gehen wird. Wir haben noch einige Dinge rauszufinden. Zum Beispiel, was mit Lana los ist!” “Lana? Wieso, was ist mit ihr,” fragt Chloe zögernd und wischt sich die Tränen von den Wangen. Ich stehe auf, weil ich das Thema Lana für heute nicht mehr ertragen kann und gebe vor auf Toilette zu gehen. In der Zeit berichten ihr die Anderen von den Geschehnissen mit Lana. Als ich zurückkomme erzählt AC gerade, wie er mich aus dem Kofferraum gezogen hat. Ich gehe hinüber zum Kühlschrank und nehme mir eine Glaskanne mit Apfelsaft hinaus. Noch während ich die Kühlschranktür schließe, überkommt mich wieder dieser stechende Schmerz im Kopf. Doch diesmal ist es schlimmer, als die Male zuvor. Meine ganze Kraft scheint aus meinem Körper zu entweichen. Ich lasse die Kanne los, die sofort auf dem Boden zerspringt. Kurz darauf geben meine Beine nach. Im nächsten Augenblick spüre ich, wie ich auf dem harten Boden falle, diesmal ist Clark nicht zur Stelle um mich aufzufangen, er scheint vom Gespräch zu abgelenkt zu sein. Ich halte mir den Kopf. Dieser Schmerz, dieser unerträgliche Schmerz. So war es bisher noch nie gewesen. Und ich sehe keine Bilder vor mir. Was ist nur los? Endlich kniet Clark neben mir. Sanft hebt er mich hoch und trägt mich zum Sofa. Ich sehe wie sich seine Lippen bewegen, aber ich kann nichts hören. Besorgt blickt er mich an. Was passiert mit mir? Ich habe Angst. Clark legt mich auf das Sofa und setzt sich zu mir. Liebevoll streicht er mir über die Haare. Noch einmal verstärkt sich der Schmerz. Ich schreie panisch, doch ich kann mich nicht hören. Dann wird alles schwarz um mich. Wenige Augenblicke später sehe ich ein Licht. Ziemlich klein ist es, doch es scheint näher zu kommen. Es ist schwach. Ich sehe mich um und es dauert eine Weile bis ich bemerke, dass ich mich unter der Erde befinde. Es ist wie eine Art Kerker. Vor mir sind Gitterstäbe. Das Licht kommt noch näher. Schließlich erkenne ich eine Fackel. Vor mir bleibt eine Gestalt stehen. Sie trägt die Fackel in der Hand. Langsam schließt sie das Schloss auf, das vor dem Gitter hängt. Zitternd sitze ich auf dem Boden. Er fühlt sich kalt an. Kurz blicke ich an mir hinunter. Ich trage einen schwarzen Anzug, aber er ist total zerschlissen, als hätte ich ihn Monate lang Tag und Nacht getragen. Irritiert hebe ich die Hände und schaue sie mir an. Sie sind knochig, alt und faltig. Die Gestalt kommt zu mir in die Zelle. Das Licht der Fackel erhellt nun das Gesicht. Ich muss die Augen zusammen kneifen um es erkennen zu können. Es ist Lex. Er lächelt, aber Hass ist in seinem Lächeln verankert. Irgendetwas sagt er, doch ich kann nichts hören. Dann zieht er ruckartig eine Pistole, richtet sie auf meinen Kopf und drückt ab. Alles ist wieder dunkel. Nichts ist zu hören oder zu sehen. Dann spüre ich eine Hand auf meiner Wange. Es kostet mich Kraft, die Augen zu öffnen. Mein Blick fällt auf Clark, der mich besorgt anblickt und schließlich lächelt. Ich bin wieder im Wohnzimmer der Kents. “Sarah!” Clarks Stimme klingt noch weit weg, obwohl er direkt neben mir sitzt. “War das wieder eine Vision?” Ich blicke mich um. Die anderen stehen alle um das Sofa herum, auf dem ich liege. Ich spüre wie das Blut in meinen Kopf strömt und ich rot anlaufe. Es ist mir nach wie vor unangenehm im Mittelpunkt zu stehen. Besonders wenn so viele Leute anwesend sind. “Hey?” Clark streicht mir zärtlich einige Haarsträhnen von der Stirn. “Alles in Ordnung?” Ich richte mich langsam auf und nicke. Seine Stimme kann ich wieder klar hören. Mrs. Kent reicht mir ein Glas Wasser, das ich dankend annehme. “Es war anders als bei den Anderen,” wispere ich in die Runde, nachdem ich mich etwas gefangen habe. Alle sehen mich gespannt an. “Was meinst du?” Clark kräuselt die Stirn und zieht die Augenbrauen verwundert zusammen. “Ich war im Körper eines alten Mannes. Ich konnte ihn nicht sehen, aber ich sah, was er gesehen hat.” “Was denn,” fragt Oliver haltlos. “Ich war im Dunkeln. Eine Fackel kam auf mich zu. Dann habe ich gesehen, dass es eine Art Kerker war. Die Fackel wurde von Lex getragen. Er hat etwas zu mir gesagt, aber ich konnte ihn nicht verstehen. Dann hat er die Pistole auf mich gerichtet und abgedrückt.” Meine Stimme zittert bei der Erzählung. Hastig nehme ich noch einen Schluck von dem Wasser. “Woher weißt du, dass es ein alter Mann war, wenn du ihn nicht sehen konntest,” hakt Oliver nach. “Ich habe an mir hinunter geguckt. Ich trug einen abgewetzten schwarzen Anzug. Und meine Hände waren faltig und alt,” erkläre ich. Martha zuckt zusammen. Erschrocken hält sie sich die Hand vor den Mund und flüstert: “Lionel!” Ein Schweigen tritt ein. Jeder hat wohl den gleichen Gedanken wie sie. “Meinst du Lex hat seinen Vater umgebracht,” fragt AC in die Stille hinein und wendet sich damit an mich. Verzweifelt sehe ich ihn an: “Ich weiß es nicht! Die letzten Visionen waren aus der Zukunft. Vielleicht ist er noch am leben. Dann müssen wir schnell rausfinden wo er sich befindet!” Clark mischt sich wieder ein: “Im Moment kann Lex nichts dergleichen tun. Er sitzt im Gefängnis und dort ist er erst mal machtlos. Wir haben also ein bisschen Zeit um Lionel zu finden!” “Denk an meine letzte Vision, Clark. Lex kommt bald frei, warum auch immer,” erinnere ich ihn. Die anderen sehen mich bei diesen Worten schockiert an. Alle haben damit gerechnet, dass Lex länger hinter Gittern bleibt. “Du meinst...,” beginnt Oliver den Satz ohne ihn zu beenden, weil sowieso jeder weiß was er sagen würde. Ich nicke ihn an: “Ja, Lex wird frei kommen. Und das bald. Und dann wird er sich rächen!” “Das müssen wir verhindern,” klinkt sich Chloe hektisch in das Gespräch ein. Sie scheint wieder völlig fit zu sein. “Wie denn? Wir wissen nicht warum Lex frei kommen wird,” wirft Clark ein. “Lionel könnte überall sein,” beteiligt sich nun auch Viktor an der Diskussion. “Uns bleibt nur, rauszufinden warum Lex frei kommen wird. Und dann müssen wir uns ununterbrochen an seine Fersen hängen,” beginnt Oliver einen Plan zu schmieden. “Ich glaube nicht, dass wir etwas davon mitbekommen, wenn Lex frei gelassen wird. Er wird das so organisieren, dass er uns überraschen kann,” zweifele ich. “Aber das ist unsere einzige Chance. Entweder wir versuchen ihm auf der Spur zu bleiben, oder wir haben schon jetzt verloren,” sagt Oliver bestimmt. Unsere Diskussion führt bis in die Morgenstunden. Letztendlich haben wir uns geeinigt. Die Justice League heftet sich an Lex Fersen und versucht möglichst viele Informationen über ihn herauszufinden. Unterdessen kümmern sich Chloe, Clark und ich um Lana. Vielleicht kommen wir durch sie der Sache auch etwas näher. Und Mrs. Kent versucht Kontakt zu Lionel aufzunehmen. Sie hat mittlerweile genug Kontakte zu mächtigen Leuten, die auch Dinge in Erfahrung bringen können, die eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt wären. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)