Insanity von woaini (Sasu/Naru) ================================================================================ Kapitel 16: Passé ----------------- Kapitel 16 Passé „Und du wirst mir auch wirklich, wirklich, wirklich weiter schreiben?“, frage ich ihn am Bahnhof und sehe ihn mit einem Schmollmund an. Ich hasse es, mich verabschieden zu müssen. Ich hasse es, ihn gehen lassen zu müssen. Am liebsten würde ich ihn nicht mehr gehen lassen. Erst recht nicht zu diesem Mädchen. Ich klammere mich an seinen Arm. Er seufzt. „Was hab ich eben gesagt?“, fragt er leicht genervt, da ich ihm diese Frage schon das 6. Mal gestellt habe. „Du hast gesagt, dass du dich an meinen Brief setzten wirst, sobald du wieder in deinem Zimmer bist und ich mir keine Sorgen machen muss…“, leiere ich wenig überzeugt hinunter und zupfe ihn am Ärmel. „Aber was ist, wenn du es vergisst!“ Er holt noch einmal tief Luft. Sieht mich dann genau an, mit seinen schokoladenbraunen Augen und raubt mir wieder einmal den Atem. Sicher, er sieht tierisch genervt aus, aber er sieht auch unbeschreiblich gut aus! Durch den Kurzurlaub hat er richtig Farbe gewonnen. Und er sieht wesentlich entspannter aus! „Ich werde dich nicht vergessen. Noch bevor ich auspacke, schreibe ich dir! Verstanden?“, seine Stimme ist wie immer leise, aber heute meine ich, dass sie besonders leise ist. Wahrscheinlich, weil er traurig ist, gehen zu müssen. „Ich will nicht, dass du gehst!“, quengele ich und drücke seine Hand ganz fest. Er streicht mir über den Kopf, will mich wohl beruhigen. „Mach es mir doch nicht noch schwerer…“, fleht er leise und legt seinen Kopf auf meinen. Ich unterdrücke die Tränen. Ich musste ihm versprechen nicht zu weinen. Aber ich will wirklich nicht, dass er geht. Am liebsten würde ich ihn entführen. Aber das geht nicht. „Willst du mich immer noch verschleppen?“, fragt er leise amüsiert. Ich nicke hastig, schniefe noch einmal unüberhörbar. „Ich schreibe dir doch! Hab ich doch versprochen!“ Wenn meine Nase nur nicht so laufen würde! „Aber das reicht mir nicht! Ich will dich und nicht nur deinen blöden Brief!“, meckere ich und kann gar nicht aufhören. Von ihm bekomme ich nur einen mitleidigen Blick. Und es tut weh. Ich weiß, dass es für ihn auch schwer ist einfach zu gehen. Ich weiß es, weil er es mir erzählt hat. Heute am Strand, ganz plötzlich. Dennoch geht er. Wartet nur auf Maria um dann in seinen bescheuerten Zug zu steigen und dann zu dieser nutzlosen Anstalt zu fahren. Zurück zu dieser völlig gestörten Person und diesen hoffnungsvoll unfähigen Psychiatern. Ich werde wütend. Das werde ich schon den ganzen Tag. Erst traurig, dann verzweifelt, dann wütend. Und leider kriegt ausgerechnet mein Schwarzhaariger diese Stimmungsschwankungen voll ab. Es wundert mich, dass er mich noch nicht gepackt und einmal durchgeschüttelt hat. Aber er hört mir ruhig zu, ist bestenfalls genervt. „Naruto!“, flüstert er, kaum dass ich aufsehe, schon küsst er mich. Nur einen Moment, aber es war schön. Und genug um mich etwas versöhnlicher zu stimmen. Im nächsten Moment taucht Maria neben uns auf. Auch sie ist gebräunt und bestens gelaunt. Mustert ihre beiden Goldjungen und scheint überglücklich. Und ich muss mir auf die Lippe beißen, um nicht zu heulen. Der Abschied kommt viel zu schnell. Es kommt mir vor, als hätte jemand die Vorspultaste gedrückt. Ich umarme ihn zum Abschied. Er flüstert mir etwas ins Ohr. Er steigt in den Zug ein. Winkt. Macht das Abteilfenster auf. Sucht mich in der Menge. Winkt noch mal traurig zum Abschied. Der Zug fährt los. Maria winkt mir auch zu. Ich winke. Beiße mir auf die Lippe. Und dann ist er weg. Seit ich hier bin, bin ich rastlos. Wie ein Tier, eingesperrt in einem Käfig. Die Zimmer kommen mir noch kleiner vor. Die Wände noch grauer oder weißer. Die Luft ist dick, abgestanden. Die Gesichter sind alle dieselben. Sie sehen mich so an wie immer. Als wäre ich derselbe Verrückte, wie vor meiner Reise. Bin ich das? Bin ich Patient? Oder nur ein Verrückter? Jedenfalls fühle ich mich hier nicht wohl. Es ist alles so grau, langweilig unheimisch. Seltsam, dass ausgerechnet ich das Wort Heim benutze. Die Zeit steht still. Alle Geräusche werden wie durch Watte an mich weitergegeben. Eintönig. Geschmacklos. Genervt sinkt mein Kopf gegen die Wand. Sie riecht nach Farbe. Grauer Farbe. Das Zimmer ist neu eingerichtet. Dennoch sieht es aus wie immer. Narutos Dinge habe ich noch nicht aufgestellt. Ich habe Angst, dass auch sie grau werden, sobald ich sie in diese öde Atmosphäre setze. Dieser Ort macht krank. Nicht gesund. Nicht normal. Ich will krank sein. Und zurück müssen. An die Sonne, an den Strand, zu ihm. Tick, tack. Seit neustem habe ich eine Uhr. Als ob ich wissen müsste, wie viel Uhr es ist. Als ob die Zeit dann schneller vergehen würde. Dieses monotone Ticken macht mich wahnsinnig. Also, noch wahnsinniger als sonst. Noch dazu ist die Farbe der Uhr-, ihr werdet es erraten haben-, grau. Ich schließe meine Augen. Versuche mir Sand, Wasser und die Sonne vorzustellen. Meine Füße im warmen Sand. Der Geruch von Meersalz in der Luft. Ein kräftiger Wind, der mir die Haare zerzaust. Doch je mehr ich mich versuche an die Farbenpracht zu erinnern, desto mehr schleicht sich in mir die Angst, dass auch bald diese Erinnerungen verblassen, ergrauen, verstauben. Sein fröhliches Lachen stiehlt sich mir ins Gedächtnis. Werde ich auch ihn vergessen? Sollte ich durch diesen Wahnsinn hier auch diese wunderbare Person vergessen? Ich sinke kraftlos die Wand hinunter. Ich verliere mich. Erschöpft fasse ich mir ins Gesicht. Beruhige dich. Ich streiche mir durch die Haare. Ich muss mich beruhigen. Die Nächte sind nicht besser. Im Gegenteil. Wilde Träume, Alpträume, lassen mich nie länger als 20 Minuten schlafen. Manchmal ist es so schlimm, dass ich mich gar nicht mehr traue einzuschlafen oder die Augen zu schließen. Mir geht es mies. Ich bin müde. Und dieser Ort kotzt mich einfach an. Mein Therapeut kotzt mich an. Mein Zimmer kotzt mich an. Einfach alles ist mir zu wider. Seit drei Tagen fällt mir nichts Besseres ein als: Ich will weg von hier! Hier finde ich keine Ruhe. Hier finde ich mich nicht wieder in der Realität. Zu oft versinke ich in meiner schaurigen Kindheit. Zu oft sehe ich mein Haus brennen. Itachis Lachen. Mutters rote Tränen und ihr im Dämmerlicht brennendes Haar. Es wird immer mehr zur Realität und das Hier und Jetzt wird immer mehr ein Traum. Ein Nebenleben. Ein Wunsch, der sich sowieso nie erfüllen wird. Was soll ich tun? Was rettet mich? Tick, tack. Unaufhörlich. Tag für Tag. Sekunde auf Sekunde. Niemals schweigt sie. Niemals lässt sie mich auch nur eine Sekunde nachdenken. Tick, tack. Was muss ich tun? Was kann ich tun? Wie kann ich mich erlösen? Ich will nicht mehr träumen. Will aufwachen und sein Grinsen vor mir sehen. Würde mich sogar mit seinem komischen Vater unterhalten. Diesen Kakashi, der meint, ich würde ihn an sich erinnern. Ob er auch hier war? An diesen trostlosen Ort? Vielleicht hat Iruka ihn damals gerettet. Rettet Naruto mich? Ich stehe auf, schwanke leicht. Taumele zu meinem Schreibtisch. Heute ist ein dicker Brief angekommen. Einer von Naruto und einer von seinen Eltern. Bisher konnte ich sie nicht lesen. Einfach weil ich zu erschöpft war. Schließlich habe ich bisher vier Nächte nicht geschlafen. Und wenn man die ganze Zeit wach in der Irrenanstalt ist, dann wird man wirklich irre. Mit diesem lästigen Ticken der Uhr. Die Patienten. Die Therapeuten. Das Essen. Die Irrenanstalt macht mich irre, nicht mein Leben. Seufzend öffne ich meine Post. Sie haben mir also tatsächlich den Arbeitsvertrag zu geschickt. Ob Naruto etwas davon inzwischen weiß? Tick, tack. Plötzlich habe ich das Gefühl, dass etwas zerbrochen ist. Ich reiße die Augen auf und atme zum ersten Mal die letzten Tage tief durch. Ich sehe. Und meine Hände zittern etwas. Mein Fahrschein zurück ins Leben. Meine letzte Chance. Und dieses Mal greife ich zu, auch wenn ich jemand Fremdes mir geholfen hat. Wenn mein Wasser mich schon retten kann, wieso sollte dann sein Ursprung mir nicht auch helfen können dieser Hölle zu entfliehen? „Danke für das Angebot. Ich nehme es dann an, falls Sie es immer noch anbieten. Allerdings hätte ich eine Bitte: Holen Sie mich bitte so schnell es geht ab. Ich werde mich dann anderweitig nützlich machen um Ihnen nicht zur Last zu fallen. Sasuke Uchiha.“ Fragend sah Iruka seinen Freund an. „Denkst du, es geht ihm nicht gut? Denkst du, sie quälen ihn da wieder?“, besorgt ließt sich der Brünette den Brief noch einmal durch. Kaum zu glauben, dass der kleine, verschlossene Schwarzhaarige so schnell eingewilligt hat. „Ich denke er hat Heimweh…“, grinst der Weißhaarige und geht zum Telefon. „Was machst du?“ Immer noch grinsend wählt Kakashi die Nummer. Nicht irgendeine Nummer. DIE Nummer. „Ich sage bescheid, dass wir jetzt losfahren und ihn abholen kommen!“ „Ja, ja, erst fahrt ihr plötzlich mitten in der Nacht irgendwohin und sagt es mir nicht mal und dann soll ich jetzt auch noch Dienstmädchen für den neuen Koch spielen. Das habt ihr euch ja fein ausgedacht!“, wutschnaubend schüttele ich den Kopf. Ich bin wütend. Haben die sich einfach nen Koch hergeschafft ohne mich auch nur einmal zu fragen. Ich weiß nicht mal seinen Namen. Oder wie er aussieht. Seit heute früh ist er hier und ich wusste es nicht mal. Noch viel schlimmer: Er hat Sasukes altes Zimmer bekommen. Immer noch sehne ich mich nach ihm und denen fällt nichts Besseres ein, als sein Zimmer einfach an irgendjemanden zu vermieten. Ich bin sauer. Und allein. „Bitte Naruto! Du sollst ihn nur zum Essen runterholen, mehr nicht!“, fleht Iruka und setzt seinen blöden Dackelblick ein. Zähneknirschend stehe ich vor ihm. „Glaub ja nicht, dass ich den Neuen mögen werde!“, keife ich, ehe ich mich auf den Weg mache. Das ist doch unverschämt. Wütend schmeiße ich die Tür zu, höre zart noch „ Ich glaube schon, dass du es tun wirst…“. Ist doch zum Mäuse melken. Ich will nicht, dass jemand in seinem Zimmer ist. Wo soll ich denn hin, wenn ich seinen Geruch vermisse? Ich vermisse ihn. Und das mehr als es gut für mich ist. Seufzend klopfe ich an meiner bisherigen Lieblingstür. Keine Antwort. Bestimmt ist der Neue so ein eingebildeter Fatzke, den ich von Anfang an hassen werde. Ich klopfe noch einmal lauter. Er schweigt immer noch. Na schön, Mister! Bestimmt öffne ich die Tür. „Hallo? Ich soll sie zum Essen rufen!“, murmele ich leise und schiebe meinen Kopf durch den Türspalt. Ich sehe mich suchend um und finde nur jemanden auf dem Bett. Toll! Der PENNT!! Wütend sehe ich ihn mir genauer an. Bei näherer Betrachtung sieht er ein bisschen aus wie Sasuke. Sein Gesicht sehe ich nicht, da ich immer noch in der Tür stehe. Sollte ich mich wagen? Ich schlucke einmal heftig. Betrete den Raum, der mir bisher am Wichtigsten war. Ich spüre mein Herz so laut schlagen. Sollte es etwa wahr sein? Wie vom Donner gerührt stehe ich vor seinem Bett. Es ist…. Ich sinke auf die Knie, starre den Schlafenden an. Sie haben mich reingelegt. Ich fange an zu lachen. Wische mir die Tränen fort. Ich weine und er schläft. Und dennoch kann ich im Moment gar nicht glücklicher sein. Ich lege mich neben ihn. Mustere ihn und rutsche unwillkürlich näher. Er ist schön warm. Er ist hier. Bei mir. Und schläft tief und fest. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter. Das ist bequem. Sanft streiche ich über seinen Arm, genieße seine Nähe nach einer gefühlten Ewigkeit wieder. Er murmelt irgendetwas in seinen nicht vorhandenen Bart und rollt sich auf die Seite. Nimmt mich in den Arm und schmiegt sein Gesicht an meinen Kopf. Er schläft weiter, als wäre nichts gewesen und ich streiche ihn bloß durch sein Haar. Aber es reicht aus, um mich glücklich zu machen. Ich bleibe neben ihm liegen. Wenn es sein muss, sogar die ganze Nacht. Ich will ihn weiter ansehen. Will sehen, wie er aufwacht. Will mit ihm reden und ihm sagen, dass er wieder geschlafen hat, ohne Tränen. Es klopft wieder. Iruka schiebt seinen Kopf durch die Tür. „Oh, du hast unseren neuen Koch also gefunden! Warum kommt ihr nicht runter?“, lachend betritt er den Raum, freut sich, dass er mich reingelegt hat. „Weil unser Koch so tief und fest schläft, dass ich ihn nicht wach kriege. Und aufstehen konnte ich auch nicht, da er sich an mir fest klammert!“, flüstere ich leise und kraule Sasukes Nacken. Das mag er. Das lässt ihn tiefer schlafen. Immer noch grinsend beugt sich mein Ziehvater über uns. „Na dann wird es ihm ja bald besser gehen, meinst du nicht auch?“ Bevor ich fragen kann, was er meint, redet Iruka schon weiter, setzt sich an unsere Bettkante. „Maria erzählte mir, dass er kaum geschlafen hat die letzten Tage oder Nächte. Er hatte Alpträume und wirklich wohl gefühlt hat er sich auch nicht. Kakashi und ich haben schon als er noch im Urlaub hier war gefragt, ob er nicht hier als Koch arbeiten will. Gestern hat er den unterschriebenen Vertrag zurückgeschickt, mit der Bitte, dass wir sofort kommen und ihn abholen. Heute früh haben wir ihn dann hergebracht und wahrscheinlich ist er gleich ins Bett gefallen und schläft seitdem!“, grinst er und zieht dem Schwarzhaarigen seinen Pantoffel aus, den er noch am rechten Fuß hatte. Er ist wohl wirklich sofort eingeschlafen. Schlaf dich aus, Sasuke. „Willkommen Daheim!“, flüstere ich ihm zu und kraule ihn hinter seinem Ohr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)