Bis(s) zur Schulstunde von Katherine (geschrieben für meine Deutschlehrerin zum Geburtstag (19.5.)) ================================================================================ Kapitel 1: Aller Anfang ist schwer ---------------------------------- Wir können von uns behaupten das unsere Schule nicht immer sehr Geregelt ist. Die Schüler laufen Kreuz und quer nach jeder Stunde durch die Schule um ihren nächsten Unterricht aufzusuchen. Darunter, still und wohl vor sich hin leidend, unsere Frau Ast. Sie schützt uns, was wir manchmal echt mit den Füßen treten. Wieso leidend? Diese Frage stellten wir uns immer wieder. Warum leidet Frau Ast. So sehr an uns kann es nicht liegen. Und so beginnt es. An meiner neuen Schule suchte ich nach Anerkennung. In meiner alten Schule durfte ich noch keine eigene Klasse haben – ich war damals Deutschlehrerin. Die Schule reduzierte ihre Mitarbeiter auf die Hälfte, sodass ich gehen musste. Mein weiterer Weg führte mich nach Teltow, eine kleine Stadt in Brandenburg. Dort besaß ich meine eigene Wohnung, wo der Balkon auf der Schattenseite stand. Auf dem Weg fiel mir die Wolkendecke auf. „Das meinte meine Mutter also mit düsterste Teil Deutschlands.“ Doch es schien nicht zu regnen. Nur die Sonne kam hier nicht so sehr heraus. Zu Hause angekommen packte ich mein restliches Gepäck in eine Schublade. Der Abschied von meinen Freunden und die Autofahrt nagten immer noch an meinen Kräften. Nur ein Bild meiner besten Freundin und mir stand auf dem Regal. „Wie sehr ich sie jetzt schon vermisse.“ Das Bild stammte aus dem Jahr 1998, wo ich mit meiner besten Freundin Ginger in Italien war. Diese unbeschwerte, heitere Zeit. Würde ich hier genau so eine tolle Freundin finden? Wieder fiel mir die Schule ein. „Meine neue Klasse. Ich hoffe sie nehmen mich besser auf.“, nervös strich ich mir durch die Haare. Bevor ich ins Bett ging packte ich die Sachen für morgen. Der erste Schultag nach den Herbstferien würde nicht sehr lange gehen. Das wird morgen nicht leicht, dachte ich, legte mich ins Bett und schloss die Augen. Ich wollte keine Zeit verlieren. Anstatt in die Vergangenheit zurückzuschauen sollte ich die Zukunft im Auge behalten. Neue Wege stehen mir offen – ich sollte sie nutzen, denke ich... Die halbe Nacht lag ich wach. In meinen Kopf schwirrten schon die neugierigen Blicke der Schüler. Eine neue Klassenlehrerin nach den Herbstferien war eher ungewöhnlich, aber es musste sein. Denn: die alte Lehrerin der Klasse wurde Schwanger. Kurz schaute ich auf die Uhr. Es war schon fünf vor Sieben. „Mist“, schnell machte ich mir eine Brotscheibe mit Käse und rannte zum Bus. Er wollte gerade wegfahren, aber ein netter Mann hielt ihn für mich an. Die Gegend sah so trostlos aus. Überall lag Müll herum je näher ich der Schule kam. Ich seufzte nervös. Sonst fiel es mir nicht so schwer, aber bei meiner ersten Klasse würde es alles ganz anders laufen. Auf dem Weg zur Schule erkannte ich einzelne Schüler. Unauffällig folgte ich ihnen. Die Schule hatte einen eher kleinen Parkplatz mit überwiegend silbernen Autos. Die Schule sah grundschulmäßig aus und kleiner als meine alte Schule. Nervös drückte ich meine Tasche fester an mich. Die Blicke hafteten auf mir. Mein Gang wurde schneller. Ich wollte so schnell wie möglich weg von hier. So viele Blicke war ich nicht gewohnt. Meine Frühere Schule war groß, aber sie hatte weniger Schüler. Plötzlich klingelte mein Handy. „Ja“, während ich telefonierte blieb ich stehen. „Ach Ginger du bist es. Ja mir geht’s gut.“ Ginger rief in den Hörer – so aufgeregt wie nie. „Und? Wie finden dich die Schüler? Finden sie dich nett? Mögen sie dich?!“ „Ginger“, ermahnte ich sie „Bis jetzt ist alles okay! Bis jetzt...“ „Oh das klingt gar nicht gut.“, sie klang nicht traurig sondern besorgt. „Was ist passiert?“ „Bis jetzt noch nicht viel. Du hast zu früh angerufen. Sie starren mich nur so an als ob ich von einem anderen Planeten komme oder so etwas.“ Im Hintergrund hörte ich die Schulglocke. „Ich muss Schluss machen Ginger, tut mir Leid. Ich ruf dich später noch mal an.“ Ich klappte mein Handy zu und nahm den Lehrereingang. Laut Schulplan hätte meine Klasse Englisch, doch es fiel aus damit ich mich richtig vorstellen konnte. Nur langsam betrat ich den Klassenraum. Die Wände wiesen eine ungleichmäßige, gelbe Farbe auf. Überall lag Müll. Wieder hafteten die Blicke auf mir. „Hallo...“,murmelte ich. „Mein Name ist Mandy Ast und ich freue mich nun an der Mühlendorf Oberschule unterrichten zu können. Ich versuche mich zu bemühen. Öhm, könnte mir jemand die Schüler vorstellen.“ Durch die Hektik am Morgen vergaß ich den Sitzplan einzupacken. Die Namen konnte ich mir eh immer schlecht einprägen. Eine schlankes, mittelgroßes Mädchen aus der ersten Reihe meldete sich. Bevor ich sprechen konnte stand sie schon auf. „Ich könnte ihnen die Klasse 8C vorstellen, Frau Ast.“ Das Mädchen ging zur Tür und zeigte auf den ersten, nannte seinen Namen – und immer so weiter. „Das ist Florian – alle nennen ihn Flo, dann kommt Adrijana, Melodie, Marcel – wir nennen ihn Bräuti“ Ich nickte anerkennend. „Freut mich euch kennen zu lernen. Eure Spitznamen lassen sich besser einprägen.“ Das Mädchen fing an die Mitte zu benennen „Also links sitze ich – ich heiße Aylin, neben mir sitzt Jona, dahinter Theresa, Lisa, Robert und Erik.“ „Rechts sitzen Steven, Saskia, Samantha oder auch Sam, Sven, Luzie und zum Schluss Florian, den die meisten Polska nennen.“ „Gut freut mich euch alle kennen zu lernen. Ich hoffe ihr werdet in meinem Unterricht viel lernen – ich bemühe mich.“ Das erste Mal löste ich mein eher verunsichertes Gesicht und setzte ein sanftes Lächeln auf. Das Lächeln zeigte ein paar aus der Klasse einen gewissen Leichtsinn. Sie fingen an zu tuscheln. „Bitte ruhe ich bin noch nicht fertig. Also...“, viele ließen sich davon nicht beeindrucken. Durch eine Bemerkung von Robert fing Samantha plötzlich an laut zu lachen. Ich wunderte mich wieso sie lachte, aber ich erkannte schnell das Robert viel zu reden hatte – besonders aber Unsinn. Bevor die Sympathie kippte lies ich sie reden. Als es klingelte packten alle schnell ihre Schulsachen ein und verließen den Raum. Ich hatte eine Freistunde. „Und nun ins Lehrerzimmer.“ Man musste sich dank der schmalen Treppen durch die Menge durch kämpfen zum ersten Stock. Als ich aufschließen wollte öffnete jemand die Tür. Sie knallte gegen mein Gesicht und versetzte mir so einen höllischen Schmerz. Ich rieb mir die Stirn. Ein Junger Mann schaute überrascht zu mir und schluckte schwer. „Tut mir Leid.“, der Mann bückte sich mit diesen Worten etwas nach unten zu mir. Ehe ich ein Gespräch anfangen konnte benahm er sich sehr eigenartig. Er rümpfte die Nase und rannte schnell runter zum Parkplatz. Während der Mann verschwand stand ich immer noch wie angewurzelt dort. „Was war denn das eben?“, ich roch an meinen Sachen. Das T-Shirt hatte ich erst gestern gewaschen nachdem ich angekommen war. Vielleicht roch die Schule schlecht – aber das konnte ich mir nicht vorstellen. Ich schüttelte den Kopf. „halt dich nicht zu lange damit auf, Mandy...“ Noch versuchte ich ruhig zu bleiben. Dieses Verhalten kam mir Spanisch vor. Der Seltsame Lehrer tauchte eine ganze Woche nicht mehr auf. Die Stunden des Lehrers wurden vertreten. Ich musste für ihn herhalten. So musste ich Ginger erstmal beiseite schieben, sodass das Gespräch auf heute Nacht verschoben wurde. Je mehr Stunden ich hatte umso mehr Arbeit gab es zu tun. Auch für zu Hause häuften sich die Arbeiten immens. In der Schule wollte ich auch nicht länger bleiben. Inzwischen schlug die Uhr 20 Uhr. Zum Glück erwischte ich gerade noch den letzten Bus nach Hause. Verträumt sah ich aus dem Fenster. Ich wirkte nachdenklicher als sonst. In meinem Kopf schwirrte immer noch dieser Mann. Seine Haare waren hochgegelt, er trug ein blaues Hemd und dazu eine hellblau-blau gestreifte Krawatte die er eher Lässig trug. Schnell unterbrach ich das Thema und weitete die Augen. „Nein, so darf ich nicht denken...“, flüsterte ich zu mir selbst. Ich durfte mir über ihn noch kein Urteil erlauben. Nun beeilte ich mich lieber nach Hause zu kommen. Von der Bushaltestelle rannte ich den Weg hoch zu den Treppen, wo ich immer zwei auf einmal nahm. Mit der rechten Schloss ich die Tür auf und mit der linken griff ich sofort zum Hörer. Ich mochte es noch nie Leute warten zu lassen. Als sie sich mit einem 'Hallo' meldete fing ich an „Ja, mir geht’s gut.“ Ginger klang plötzlich glücklich und erleichtert zugleich. „Wie war dein Tag? Waren sie auch wirklich nett zu dir?“ Ich seufzte „Ja“, fing ich leise an „...sie sind alle sehr nett.“ An der anderen Leitung wurde es erstmal still. „du sollst mich nicht anlügen. Was ist passiert?“ Ich stellte das Telefon laut und schmiss es etwas wütend aufs Bett.“das ist doch völlig egal ehrlich, Ginger.“ „Nein ist es nicht!“, am liebsten wollte ich das Thema beenden, doch sie wollte es unbedingt jetzt wissen. „Sie sind nett... Ich muss mich aber jetzt fertig machen. Für die Schule morgen. Tut mir Leid, ich hab dich lieb“ „Ich dich auch.“, es kam mir komisch vor das Ginger mit einem 'mir geht’s gut' zufrieden gestellt wurde. Wie gerne hätte sie noch mehr erfahren und sicher dabei das Thema Männer angesprochen. Der einzige Mann in meinem Alter lief vor mir weg – ein Glück nicht schreiend. Ungewollt lachte ich auf. Komischerweise machte mir dieses Szenario immer noch Sorgen. Ich beschloss ihn zur Rede zu stellen, um zu fragen, was sein Problem ist – doch er tauchte nicht auf. Merkwürdigerweise wusste niemand über ihn bescheid. Selbst im Telefonbuch stand er nicht. So begann ich auf ihn zu warten und auf eine Antwort seinerseits zu warten. Doch es kam nichts. Weitere Tage vergingen – weitere Stunden wurden mir auf gebrummt. Ich übernahm seine Klasse, die 8B, fast komplett. Gerade unterrichtete ich in der 8B. Stefan Neise, so hieß der Mann, unterrichtete sonst Biologie und Chemie bei ihnen, Nervös biss ich mir auf die Lippe. „Hallo, ich bin Frau Ast. Ich bin die Lehrerin der 8C und ich werde Herrn Neise vertreten. Was nimmt ihr gerade durch?“ Wieder hafteten die Blicke auf mir. Im Chor riefen sie mir zu, dass das jetzige Thema uninteressant war und sie mir lieber Fragen stellen wollten. Ein neues Thema – und ich war nicht vorbereitet. „Es geht um Herrn Neise. Ist er krank?“ „Nein.. Er ist, also, weg. Ich weiß es nicht genau, tut mir Leid. Ihr müsstet mal Herrn Voigt fragen oder es dabei belassen.“ Die Blicke waren immer noch so ratlos wie davor. Doch es machte mir nichts aus. Nur zu gern wüsste ich mehr über ihn. Was hatte er für ein Problem? Plötzlich öffnete sich die Tür. Herr Neise trat aus dem Schatten in das Licht und lächelte dabei charmant. „Tut mir Leid, dass Sie wegen mir so viel arbeiten mussten. Mir kam sogar zu Ohren, dass Sie all meine Arbeit bekamen. Das geht natürlich nicht. Ich bitte um Entschuldigung.“ Mit Erhobenen Haupt ging er zum Lehrertisch und legte seine Tasche auf den Stuhl. „Wir sind gleich wieder da“, er sprach zur Klasse, was aber für mich bedeutete, dass ich raus gehen sollte. Mein Herz schlug deswegen wie wild. Kein Wunder das er viele Mädchen in seinen Bann zog. Er strahlte eine Selbstsicherheit aus und viel Charme. Wir stellten uns extra weit abseits damit die Schüler nicht mithören konnten. „Ich konnte mich noch nicht vorstellen, mein Name ist Stefan Neise, der Lehrer der 8B.“ „H-hallo, ich bin Mandy Ast. Freut mich Sie kennen zu lernen.“ „Die Freude ist ganz meinerseits!“, Stefan lächelte, schon fast Engels gleich, zu mir. Komischerweise verbeugte er sich, nahm meine Hand und küsste sie zärtlich. So etwas empfand ich als unangenehm, weil es heutzutage nicht üblich war. „Ja, Stefan. Nett Sie kennen zu lernen. Ich darf Sie doch duzen oder?“ „es wäre mir eine Ehre.“ Vom Klassenzimmer hörte man gequietschte . Das gefiel mir nicht. Vielleicht dachten sie ja noch, dass ich mit ihm zusammen wäre. Plötzlich fiel ich gegen ihn. Wegen der langen Arbeitszeiten konnte ich jeden Tag nur zwei Stunden schlafen. Unbezahlte Überstunden inklusive. „Oh, was ist los, Mandy?“, Stefan klang sehr besorgt. Ein Grinsen zeigte mir dann aber, dass er anders dachte. „Oder ist es wegen mir? Du musst wissen: Ich bin unter den Schülerinnen sehr beliebt.“ Nun musste ich diese Aussage verkraften. Nur zu gern hätte ich ihn weiter ausgefragt. Nur zu gern hätte ich gewusst warum er das gerade mir sagt, aber er zog einen in den Bann. Sehr sogar... Ein undefinierbares starkes Gefühl füllte mein Herz. Erst dachte ich es wäre Liebe, doch es fühlte sich eher nach Wut an. „Ach ja?! Schön! Du benimmst dich echt komisch! Erst rennst du vor mir weg, bist eine Woche nicht in der Schule und bist dann so glücklich mich zu sehen.“ Er flüsterte nun nah an meinem Ohr „Ja...das... ist komisch...“ „Sag mir wenigstens was du hast. Was ist oder besser gesagt war dein Problem?!“ „Ich habe kein Problem mit dir. Es ist nur eine Frage der Zeit bis du mehr wissen willst.“ „Schon möglich. Es ist nur so furchtbar schwierig dich einzuschätzen. Warum und ob gerade du mich magst, Mandy.“ Ob ich ihn mag? Diese Frage konnte und wollte ich noch nicht beantworten. In den Gesprächen konnte ich nicht viel über ihn erfahren. Mysteriös, dachte ich. „Nun gut, ich muss in die Klasse“, noch länger bei ihm zu sein wäre eine Qual. Immer in seine Augen gucken zu müssen. Als ich hinein kam fand ich die Klasse in einem Chaos. „So euer Lehrer kommt wieder. Herr Neise ist von seinem Urlaub wieder zurück.“, es klang genervter als es eigentlich sollte. Stefan betrat den Raum und behielt seine gute Miene fürs Böse Spiel. Ich ging hinüber in die 8C. Ich schaute mir die erste Reihe an, um nachzusehen, ob sie ihre Arbeit erfüllt haben. „Jona bist du schon fertig?“ Ich konnte es kaum fassen: Sie saß an ihrem Platz und schaute mich erwartungsvoll an. „Habe ich alles richtig Frau Ast?“ Darauf konnte ich nur nicken und sie anlächeln. Kurz darauf schien die Sonne kurz auf den Lehrerpult. Jonas Miene erhellte sich deutlich, als ich sie lobte für ihre präzise und korrekte Arbeit. Sonst verlief der Tag ruhiger. Öfters musste ich an ihn denken aber ich unterdrückte das seltsame Gefühl so gut es ging. Die Sehnsucht nach ihm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)