Cheerleader von Karma (Katsuya x Anzu [?]) ================================================================================ "Ich wollte schon immer Tänzerin werden. Schon immer." Lachend hebt sie die Arme über den Kopf und dreht eine Pirouette – ich glaube, so heißt das, was sie da tut, aber ganz sicher bin ich mir nicht –, die damit endet, dass sie ihr Gleichgewicht verliert und praktisch in meine Arme taumelt. Vorhin waren wir alle zusammen aus – die ganze Bande, wie sie es immer nennt – und ich merke schon an der Art, wie sie lacht, dass sie von den zwei Gläsern Weinschorle, die sie zum Essen hatte, leicht betrunken ist. Ich selbst habe zwar auch etwas getrunken, aber mir macht das Ganze weniger aus als ihr. Die Anderen sind alle schon nach Hause gegangen und dadurch, dass ich mich erboten habe, sie nach Hause zu bringen – es ist spät und ich kann es einfach nicht verantworten, dass sie um diese Uhrzeit noch alleine durch die Gegend läuft –, bin ich mit ihr alleine, als sie beinahe fällt. Ich fange sie auf und plötzlich ist sie mir ganz nah. Ich lege meine Arme um sie, halte sie fest und bemerke erst jetzt, dass ich ihr noch nie vorher so nah war – und das, obwohl wir uns schon so lange kennen. Wir haben schon so viel zusammen erlebt, aber bis gerade eben habe ich sie noch nie so berührt oder sie in den Armen gehalten. Ihr kinnlanges braunes Haar streift meinen Hals, als sie den Kopf hebt, um mich mit ihren großen blauen Augen anzusehen, und ich bekomme eine Gänsehaut. Ein zarter Rotschimmer ziert ihre Wangen und das erste Wort, das mir bei diesem Anblick durch den Kopf schiesst, ist: Entzückend. Entzückend. Und genau das ist sie in diesem Moment auch. Sie ist entzückend – bezaubernd – und ich wundere mich kurzzeitig, woher diese Gedanken kommen. Ein weiterer Blick in ihre Augen jedoch und ich habe ihn gleich wieder vergessen. Entzückend und bezaubernd ist das Einzige, was zurückbleibt. "Ist das Dein Ernst?", fragt sie leise und ich merke erst jetzt, dass ich meine Gedanken offenbar laut ausgesprochen habe. Diese Peinlichkeit bringt meine Ohren zum Glühen, aber ich nicke trotzdem. Ich bin kein Feigling und kein Lügner, also nehme ich auch nichts zurück oder tue so, als hätte ich nichts gesagt. Das ist einfach nicht mein Stil. Federleicht streifen ihre Lippen meine Wange, sobald sie ihre Antwort bekommen hat. Mein Herz flattert und an ihrem unsicheren Blick erkenne ich, dass es ihr wohl nicht anders geht als mir. Irgendwie ist es beruhigend, das zu wissen. Dadurch komme ich mir nicht ganz so dumm vor, nur weil mein Mund mal wieder schneller war als mein Gehirn. Ein schüchternes, aber dennoch ehrlich erfreutes Lächeln legt sich auf ihre Lippen, doch als ich mich verlegen am Hinterkopf kratze und ihr versichere, dass ich fest daran glaube, dass sie sich ihren Traum erfüllen wird, lacht sie wieder. Ihr Lachen hat etwas Befreites, das ich so noch nie bei ihr gesehen habe. Ich sehe ihr dabei zu; sehe in ihren Augen die Freude darüber, dass dieses eine Mal tatsächlich sie diejenige ist, die Unterstützung bei der Verwirklichung ihres Traums zugesichert bekommt, und plötzlich fühle ich mich großartig. So lange war sie für uns da, hat sich um uns gekümmert und uns unterstützt, ohne etwas dafür zu erwarten. Da ist es doch nur recht und billig, dass die Rollen mal vertauscht werden. Ich wollte zwar niemals Cheerleader werden – schon wegen der dummen Uniformen –, aber zwei einfache Worte von ihr – "Danke, Jou... Katsuya-kun." – genügen, um diesen Vorsatz zu brechen und ihn mit einem Achselzucken abzutun. Dann bin ich jetzt eben ein Cheerleader. Na und? Ich weiß, sie ist es wert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)