Vergiss mein nicht von Emmett-the-Cullen (Lily und James) ================================================================================ Kapitel 11: Veränderungen im Stillstand --------------------------------------- Zwei Tage waren nun bereits vergangen und noch immer gab es keine Änderung an James’ Zustand. Er war zwar aus dem Krankenflügel entlassen worden, doch weder Lily noch Sirius schien er zu kennen. Auch die anderen Schüler, die von der Sache natürlich erfahren hatten, waren bestürzt. Alle bis auf die Slytherins. Noch nie hatte man sie in letzter Zeit so ausgelassen gesehen. Am schlimmsten traf es aber Lily und Sirius, denn immer wieder waren sie Opfer der Spötteleien der Schlangen, dass es ja furchtbar sein musste, wenn sich der angeblich beste Freund nicht mehr an einen erinnern konnte oder dass einer der größten Reinblüter das Schlammblut vergessen hatte. So kam es, dass Lily am dritten Tag völlig aufgelöst in ihrem Zimmer saß und heiße Tränen ihre Wange herunter liefen. Remus und Alice, die beide bei ihr saßen, wussten sich langsam auch keinen Rat mehr, denn sowohl Sirius als auch Lily waren mit ihren Nerven am Ende. Das hatte sogar schon Professor McGonagall bemerkt. “Mr. Lupin, ich bitte Sie, nehmen Sie sich der beiden an. So geht das nicht weiter. Nur weil Mr. Potter im Moment nicht ganz er selbst ist, dürfen sich die beiden nicht so gehen lassen.” Auch wenn ihre Wortwahl sehr speziell ausgefallen war, die Sorgen um ihre beiden Schüler hatte er deutlich in ihren Augen ablesen können. Jetzt saß er also hier und versuchte, auf die weinende Hexe vor ihm einzureden. “Lily, du musst dich zusammenreißen! Du weißt doch, dass sowohl Poppy als auch Dumbledore alles tun, was sie können. Und sogar Slughorn tut, was er kann.” Seine Hand strich immer wieder über ihren Rücken, der wie der Rest ihres Körpers bebte. Auch Alice tat, was in ihrer Macht stand, um die rothaarige Hexe zu beruhigen. “Lily, du bist sonst immer so stark gewesen! Nun lass dich davon mal nicht aufhalten! Und ich bin mir sicher, James hält es nicht lange ohne dich aus, dann hängt er dir wieder an den Fersen und dann hast du ihn wieder.” Lily schniefte und wischte sich eine Träne weg. “Und was, wenn nicht? Ihr habt Slughorn doch gehört gehabt! Wenn man den Trank trinkt, vergisst man geliebte Menschen!” Wieder schluchzte sie auf. “Es tut mir wirklich Leid.”, murmelte auf einmal eine tiefe und traurige Stimme hinter ihr und zwei Arme legten sich um ihre Schultern, bevor sie an einen warmen Körper gezogen wurde. Sofort lehnte sie ihren Kopf an Sirius’ und ihre Hände fanden auf seinen Armen Platz. Es war in den letzten Tagen nicht das erste Mal, dass sie sich tröstend umarmten. Leise meinte sie mit geschlossenen Augen: “Du kannst doch nun wirklich nichts dafür Sirius! Alles, was passiert ist, war Zufall. Ein dummer und unglücklicher Zufall. Aber ich weiß, dass es ganz sicher nicht deine Schuld ist.” Jetzt drehte sie sich ein wenig in seinen Armen und sah ihm fest in die Augen. “Sirius, wehe, du redest dir weiter ein, dass es deine Schuld ist. Das ist es nicht, hörst du? Und es gibt keinen Grund zu verzweifeln. Alice hat Recht. James hat uns geliebt. Er kann also nicht lange ohne uns leben. Und wir werden es ihm erleichtern, indem wir so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen! Wir werden ihn einfach zwingen, sich wieder an uns zu erinnern. Ihm wird nichts anderes übrig bleiben.” Grüne Augen sahen auffordernd und entschlossen in graue, die auf einmal wieder voller Tatendrang zu sein schienen. “Du hast Recht, Lily. Wir werden ihm einfach so auf den Keks gehen, dass er sich wieder an uns erinnert! Du bist genial!” Begeistert gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und stand auf. “Lass uns sofort damit anfangen!”, meinte er und sah zum ersten Mal seit drei Tagen wieder zuversichtlich und euphorisch aus. Lily lächelte. “Vielleicht sollten wir uns vorher überlegen, wie wir die ganze Sache angehen wollen.” Sirius legte den Kopf schief und grinste frech: “Na ganz einfach. wir weichen ihm nicht mehr von der Seite. Einer von uns wird immer um ihn herum sein.” Remus und Alice, die bis jetzt geschwiegen hatten, mischten sich jetzt ein. “Ähm, Sirius, ich glaube nicht, dass es James hilft, wenn du zum Stalker wirst.”, erklärte Remus ruhig. Verwirrt sah ihn Sirius an. “Wenn ich was werde? Ist das giftig? Kann man das essen?” Mit hochgezogener Augebraue drehte er sich zu dem ruhigen Marauder und wartete gespannt auf eine Erklärung. Doch Lily war schneller. “Das bedeutet, dass James das Gefühl hat, dass er verfolgt wird und das nicht als angenehm empfindet.” “Genau und dann wird sich James mit Sicherheit nicht an euch erinnern, das garantiere ich euch!”, sagte Alice. Seufzend lies sich Sirius auf das große Sofa fallen. “Und was machen wir dann?” “Ihr könnt euch beim Essen immer zu ihm setzen, im Unterricht sitzt ihr ja auch zusammen! Dann könntet ihr gemeinsam Hausaufgaben machen. Und ganz wichtig. Erzählt ihm, was ihr zusammen erlebt habt. Irgendwelche Dinge, die euch verbinden. Ich denke, das würde am ehesten funktionieren.” Nachdenklich rutschte Lily zu Sirius und sah ihn fragend an. Es dauerte einen Moment, aber schlussendlich nickte er. “Ja, so machen wir das. Dann mal auf, Lily, gehen wir ihn suchen, ich bin mir sicher, er ist auf dem Quidditchfeld!” Sirius hatte Recht. Kaum waren sie draußen, sahen die beiden eine Person seine Runden im Stadion drehen. “Ich setz mich auf die Tribüne.”, erklärte Lily und verschwand zu den Rängen, während sich Sirius auf seinen Besen schwang und zu James flog. “Hey, Prongs! Wieder fleißig am trainieren?”, rief er ihm schon von weitem zu. Angesprochener stoppte seinen Besen und sah zu der Stimme. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Züge. “Dann bist du also wirklich im meinem Team und du hast mich nicht veralbert.” James konnte einen exzellenten Spieler sofort erkennen, sobald er auf dem Besen saß, hatte Sirius aber nicht geglaubt, als im dieser gesagt hatte, dass sie zusammen spielten. Er auf der Position des Treibers, während James Sucher war. “Ich habs dir doch gesagt. Einem alten Mann kann man ruhig auch mal was glauben.”, witzelte er und erkannte das Grinsen, mit welchem James ihn immer angesehen hatte. “Und, wie oft hast du ihn heute schon gefangen?”, fragte Sirius und sah ihn neugierig an. Stolz grinste James: “Sieben Mal. Ich muss sagen, dass ich selbst ganz überrascht von mir bin.” “Ich nicht. Du warst schon immer der beste Sucher, den es gibt.” James sah an Sirius’ Gesicht, dass er es ernst meinte. “Remus hat gesagt, dass wir immer zusammen neue Spielzüge geübt haben, nachdem wir sie uns gemeinsam ausgedacht haben.” Fragend zog James eine Augenbraue nach oben und sah, dass Sirius nickte. Auch entging ihm nicht, dass sein Gegenüber kurz traurig wurde. Allerdings verschwand der Ausdruck genauso schnell, wie er gekommen war. “Gut.”, meinte James und versuchte das beklemmende Gefühl, das er bekommen hatte, als er Sirius’ traurige Gesicht gesehen hatte, zu ignorieren. “Dann wollen wir mal sehen, was für Züge wir heute fliegen.” Aufgeregt leuchtende braune Augen sahen ihn erwartungsvoll an und sofort nickte Sirius begeistert. “Wir sollten Lily nicht vergessen!”, meinte Sirius, als sie gemeinsam das Spielfeld verließen. Überrascht zog James eine Augenbraue nach oben. “Remus meinte, sie mag kein Quidditch.” “Doch, mag sie, sie hat nur Angst, dass dir was passieren könnte.”, lachte Sirius und winkte Lily, die noch immer auf der Tribüne saß, zu ihnen. James schnaubte nur. “Als ob mir was passieren könnte.” Sirius grinste wissend und wartete auf Lily. Ein wenig außer Atem kam sie neben ihnen zum Stehen und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Mit geröteten Wangen und leuchtenden Augen sah sie zu James. “Das war toll!” James grinste leicht und fragte: “Spielst du auch?” Erschrocken sah ihn Lily an. “Was? Nein, ich habe zu große Angst, mich da drauf zu setzen!” Sie deutete auf den Besen, den James in der Hand hielt. Einen Moment überlegte James, dann meinte er: “Weißt du was? Wir fliegen einfach mal zusammen eine Runde. Du setzt dich vor mich und ich halte dich schön fest. Dann kann dir nichts passieren. Wir schweben auch nur einen Meter über dem Boden.” Erwartungsvoll sah er auf die hübsche Hexe vor ihm und irgendwie wollte er nicht, dass sie ablehnte. Er hatte viel mehr das Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen und zu beschützen. Was war das nur? Er kannte sie doch überhaupt nicht und trotzdem schien sie ihm völlig vertraut zu sein. Er war so mit sich beschäftigt gewesen, dass er den kurzen Blickwechsel und das Nicken zwischen Sirius und Lily nicht bemerkt hatte, aber als Lily ihre Hand auf seine legte und seinem Vorschlag zustimmte, konnte er nicht anders, als sich tierisch zu freuen und sofort auf seinen Besen zu springen. Das enorme Herzklopfen schob er einfach auf die Tatsache, dass er gleich wieder fliegen würde, denn immer wenn er sich in die Lüfte erhob, machte sein Herz einen Hüpfer und das Adrenalin schoss durch seinen Körper. Vorsichtig half er Lily, sich auf den Besen zu setzen und eine sichere Sitzposition zu finden. Dann legte er einen Arm um ihre Hüfte, die andere legte er auf den Besenstiel. “Halt dich fest.”, murmelte er in ihr Ohr, bevor er sich sachte vom Boden abstieß. Sofort lagen ihre Hände auf seinem Arm sie lehnte sich etwas fester an ihn. Nur zu deutlich konnte James spüren, dass sie sich auf dem Besen verkrampfte. “Lily, du brauchst keine Angst haben, dir kann nichts passieren.” Sie nickte zwar, aber ihre Körperspannung blieb die Selbe. Er schüttelte kurz belustigt den Kopf, verstärkte dann aber den Druck seines Armes ein wenig mehr und zeigte ihr so, dass er sie fest hatte und ihr wirklich nichts passieren konnte. Sirius, der den beiden von unten einen Moment zugesehen hatte, wandte sich langsam zum Gehen. Er wollte Lily ihre Zeit mit James gönnen und so ging er allein in den Gemeinschaftsraum. Auf dem Weg dahin wurde ihm bewusst, wie viel James früher für solch einen Moment mit Lily gegeben hätte. Und auch das Date hätte er unter keinen Umständen verpasst. Lieber wäre er gestorben, als Lily warten zu lassen. Und nun, wo sie zugesagt hatte, fand keines statt. Was Sirius auch beschäftigte, war, dass Lily ihm nicht sagen wollte, dass sie seine feste Freundin war. Leiber sah sie James dabei zu, wie er mit anderen Mädchen flirtete. Zumindest mit denen, die den Umstand, dass er sich momentan nicht an Lily erinnern konnte, schamlos ausnutzten. “Und, wie wars?”, wurde er von Remus begrüßt. Zufrieden setzte sich Sirius neben ihn. “Noch kann er sich nicht erinnern, aber ich möchte mal behaupten, dass wir auch ein zweites Mal beste Freunde werden können.” Sirius hatte wirklich den Eindruck gehabt, dass James ihn mochte, auch wenn er noch nicht die Tiefe ihrer Verbindung zueinander erkannte. “Wo ist James jetzt?” Remus war seit dem Vorfall mehr als besorgt um seine besten Freunde, denn wer wusste, ob da nicht noch mehr auf sie zu kommen würde? “Der ist gerade draußen und fliegt eine Runde mit Lily. Wobei ich eher sagen würde, dass sie eine Runde schweben.” Ein klein wenig missbilligend schüttelte er den Kopf und wollte gerade anfangen, wieder vom Fliegen zu schwärmen, als Alice, die nicht weit entfern saß, fragte: “Hab ich das richtig gehört? Unsere Lily ist auf einen Besen gestiegen?” Sirius nickte, während Alice ehrfürchtig nickte. Schon allein diese Geste zeigte, wie sehr sie ihren Schulsprecherpartner liebte. Konnten sie nur alle hoffen, dass die Bemühungen von Lily und Sirius nicht umsonst waren. “Siehst du? So schlimm war es doch gar nicht, oder?” Sachte war James wieder gelandet und hatte Lily sicher auf dem Boden abgesetzt. Etwas steif kletterte sie herunter und atmete tief durch. Dann schüttelte sie den Kopf. “Nein, war es nicht, aber trotzdem werde ich wohl kein so leidenschaftlicher Flieger werden, wie du.” Ein entschuldigendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, während James nur mit den Schultern zuckte. “Dafür werde ich wohl nie so eine Leseratte werden, wie du es bist!”, meinte er grinsend. Lily lächelte ihn auch an, doch auf einmal gefror ihr Lächeln und mit großen Augen sah sie ihn an. “Woher weißt du das?”, fragte sie. James, der ebenfalls vom Besen gestiegen war, sah sie fragend an. “Woher weiß ich was?” “Woher weißt du, dass ich so gern lese?” James öffnete den Mund und wollte ihr eine Antwort geben, als er ihn einfach wieder schloss. Verwirrt runzelte er die Stirn. Lily hatte Recht? Woher wusste er das? “Ich habe keine Ahnung!”, murmelte James leise und kratzte sich nachdenklich am Kinn. Doch Lily winkte nur glücklich lächelnd ab. “Mach dir keinen Kopf, James, lass uns lieber rein gehen, es wird langsam dunkel und es müsste Abendessenzeit sein.” Sie hielt ihm ihre Hand hin und zu ihrer Freude ergriff er sie sogar. Sirius und Remus schauten nicht schlecht, als sie sahen, dass Lily und James Hand in Hand die große Halle betraten. Auch einige andere Schüler schienen es bemerkt zu haben und zeigten auf sie. James entging das nicht. Er beugte sich leicht zu Lily und fragte: “Was genau ist deren Problem?” Er hatte zwar kein Problem mit Aufmerksamkeit, aber diese hier war seltsam. Er hatte das Gefühl, als wären einige Schüler enttäuscht, andere wiederum schienen sich wirklich zu freuen. Als er zu Remus und Sirius ging, die ihn ebenfalls neugierig ansahen, seufzte er. “Ok, was genau sollen diese Blicke bedeuten?” Er hatte Lily losgelassen, als diese sich setzte. Remus runzelte die Stirn und sah dann Lily fragend an, die nur den Kopf schüttelte. Sofort kam von den beiden Maraudern ein resigniertes Seufzen. “Hallo? Redet mal bitte jemand mit mir?”, forderte James, der sich - noch immer auf eine Antwort wartend - neben Lily gesetzt hatte und zu einem Brötchen griff. Remus seufzte noch einmal und fing dann an zu erklären. “Also Prongs. Es ist so. Lily hier ist deine große Liebe. Das weiß jeder in Hogwarts. Au!” Entsetzt sah er zu Lily, die ihn getreten hatte. Jetzt schüttelte sie den Kopf und sah ihn bittend an. Sie wollte nicht, dass Remus es ihm erzählte, denn sie wollte ihm keine Gefühle aufzwingen. Doch Remus ignorierte ihren stummen Protest einfach und fuhr unbeirrt fort: “Und bevor du diesen Trank getrunken hast, hat du ganze sechs Jahre um sie gekämpft. Was sich am Ende auch ausgezahlt hat, denn seit diesem Schuljahr…” Er ließ den Satz offen und sah James bedeutungsschwer an. Der allerdings schaute nur Lily an. “Wieso hast du mir das nicht gesagt?”, fragte er leise. “Weil ich mich nicht aufdrängen wollte. Ich will nicht, dass du dich gezwungen fühlst.” Lily konnte ihm nicht in die Augen sehen. James sah völlig verzweifelt aus. Unsicher fuhr er sich durch die Haare und sah dann von Lily zu Remus und wieder zurück. “Also noch mal im Klartext. Ich bin dein fester Freund. Und ich kann mich nicht an dich erinnern, weil…” Er machte eine kurze pause, um nachzudenken. “Weil ich diesen Tranke getrunken habe.” Remus hatte ihm erklärt, was passiert war, als er aus dem Krankenflügel entlassen wurde. Lily sah weiter auf die Tischplatte nickte aber. “James, ich…du musst nicht…ich meine, wir können auch einfach alles so lassen, wie es die letzten Tage war.”, meinte sie leise und biss sich auf die Lippe. Wenn sie ehrlich war, wollte sie auf keinen Fall, dass es wie die letzten Tage war. Sie wollte in seinen Armen liegen und nicht Angst haben müssen, dass er auf einmal mit einer Anderen loszog und nach Hogesmeade oder woanders hin ging. Und James sah das genauso. Wenn Remus nämlich wirklich Recht hatte, dann wusste er, weshalb er sich nicht an sie erinnern konnte. Er liebte sie von ganzem Herzen. Und er wusste auch, dass sich seine Lehrer viel Mühe gaben, ihm zu helfen. Es war also nur noch eine Frage der Zeit und dann würde er sich wieder an alles erinnern. So hoffte er zumindest. Und wenn es soweit war, wollte er Lily noch in die Augen sehen können. “Nein, wenn ich dein Freund bin, dann ändert das einiges.” Er beugte sich nach vorn und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann wandte er sich um und begann nachdenklich an seinem Brötchen herumzuknabbern. Auch eine Woche später hatte sich noch nichts geändert. Die Lehrer, die mittlerweile schon beim Ministerium vorgesprochen hatten und noch auf Antwort warteten, wussten sich keinen richtigen Rat, auch wenn James einen vollkommen normalen Eindruck machte. Wann immer er zu Poppy ging und sie ihn fragte, was er über seine Freunde wisse, erzählte er ihr Dinge, die am entsprechenden Tag passiert waren. Nur ab und zu wusste James Dinge, die er eigentlich nicht hätte wissen dürfen. Dumbledore, der bei jeder dieser Sitzungen dabei war, bemerkte diese Kleinigkeiten. Mit geschickten Fragen versuchte er, tiefer in diese Erinnerungen einzudringen, aber es gelang ihm kein einziges Mal. Was allerdings nicht nur Dumbledore, sondern auch Madame Pomfrey auffiel war, mit was für einer Hingabe und Begeisterung er immer von Sirius und Lily erzählte. Er selbst schien das gar nicht zu merken, aber das Leuchten in seinen Augen und seine heftigen Bewegungen, wenn er von den beiden sprach, ließen die Erwachsenen hoffen. Der Schulleiter unterhielt sich natürlich auch mit James’ engsten Freunden. So wusste er auch, dass das Fehlen der Erinnerung James nicht gut tat. Von Remus wusste er, dass James immer ziemlich niedergeschlagen war, wenn Lily keine Zeit für ihn hatte und dass er sich am liebsten in der Nähe von Sirius aufhielt. Und er hatte auch erfahren, dass James krampfhaft versuchte, sich an die Vergangenheit mit seinen Freunden zu erinnern. So gab es auch ein paar Lücken, was die Freundschaft zu Remus anging. Er hatte leicht schmunzeln müssen, als er sah, dass remis sich auf eine bestimmte Art darüber freute, dass James auch Teile von ihm vergessen hatte, denn es zeigte ihm, dass James ihn als wichtig für sich ansah. Einmal hatte der junge Mann ihn seufzend angesehen und leise gefragt: “Professor, wann ist James wieder der Alte? So anstrengend wie er manchmal auch sein konnte, jetzt ist es noch schlimmer.” Der Schulleiter wusste, dass es allen Freunden nicht gefiel, dass James solche Probleme mit seinem Gedächtnis hatte und dass sie manchmal nicht wussten, wie sie reagieren sollten, denn es gab Dinge, die eigentlich für alle selbstverständlich waren und dann gab es James, der diese Sachen einfach nicht wusste. Dumbledore hatte nur bedauernd den Kopf schütteln können. “Ich weiß es nicht, aber ich verspreche Ihnen, dass ich weiter alles versuchen werde, damit Sie Ihren alten Freund bald wieder haben.” Ein müdes Lächeln war über sein Gesicht gehuscht und Remus hatte sich dankend verabschiedet. Und so passierte es, dass ein ganzer Monat verging und noch immer niemand eine sinnvolle Lösung für James’ Problem gefunden hatte. Müde sah Lily von dem Buch auf, in dem sie gerade las. Noch ein Absatz und dann würde endlich ihre Verwandlungshausaufgabe zu Ende sein. Sie wusste, dass James sie schon lange fertig hatte und bei einem Teil hatte er ihr auch geholfen, doch jetzt, wo er und Sirius Quidditchtraining mit dem Rest der Mannschaft hatten, musste sie sich eben alleine durchkämpfen. Remus, der neben ihr saß, brütete selbst noch über seinem Aufsatz für alte Ruhnen. “Ich habe keine Lust mehr.”, grummelte Lily und lehnte sich in ihrem Stuhl erschöpft zurück. Remus sah lächelnd auf. “Du hast es doch fast geschafft. Und du hast James versprochen, dass der Aufsatz fertig ist, wenn er vom Quidditch zurückkommt.” Ergeben nickte Lily. Sie hatte sich von James das Versprechen abnehmen lassen, den Aufsatz noch vor dem Abendessen fertig zu schreiben. Dafür würde er dieses Wochenende für sie kochen. Konnte sie nur hoffen, dass es die Schache wert war und James wirklich wusste, was er da tat, wenn er die einzelnen Zutaten zusammen schmiss. Also tauchte Lily erneut ihre Feder in die Tinte und machte sich an die Arbeit. “Ich bin stolz auf dich!” Zufrieden lächelnd küsste James Lily auf die Stirn. Das war mittlerweile zur Gewohnheit geworden. Denn auch wenn ihm jeder - unabhängig von einander - sagte, dass Lily die Liebe seines Lebens war, solange er sich nicht wirklich daran erinnern konnte, wollte er ihr keine falschen Hoffnungen machen. Wobei er schon zugeben musste, dass er sie unglaublich gern hatte. Sie versüßte ihm den Tag. Sobald er sie sah, hatte James das Gefühl, die Sonne würde aufgehen und ihr lachen war Musik in seinen Ohren. Doch trotzdem wollte er nichts überstürzen. Und Lily schien damit kein Problem zu haben, sie machte eher den Eindruck, als würde sie sich darüber freuen. Außerdem wusste er, dass sie genauso gern in seiner Nähe war, wie er in ihrer. “Danke!” Freudig strahlte sie ihn an und ihre grünen Augen, die er irgendwie unglaublich schön fand, leuchteten, als sie ihn ansah. “Jetzt musst nur noch du dein Versprechen halten und dann sind wir quitt.” “Dann hoff mal, dass du da lebend wieder raus kommst!”, grinste Sirius, der Lily gegenüber saß und gerade eine Hähnchenkeule verspeiste. Lily sah ihn nur missbilligend an. “Ich kann dich ja vorkosten lassen.” Sirius lachte nur und widmete sich weiter seinem Essen, während James leicht rot wurde. “Kochen hat nichts mit Zaubertränken zu tun!”, versuchte er sich zu verteidigen. Remus lachte leise. “Bist du dir da sicher, James? Lass dir auf alle Fälle von Lily helfen, wenn nötig.” James brummelte nur etwas unverständliches und spießte dann seine Kartoffel auf, als wäre sie ein gefährlicher Feind. Lily neben ihm lachte ebenfalls. “James, ich vertrau dir. Und in Zaubertränke bist du ja mittlerweile viel besser geworden.” “Das glaubst aber auch nur du!”, flötete Sirius. James’ strafende Blicke ignorierte er einfach. “Weißt du was? Ich habe genug. Ich muss eh noch mal zu Poppy. Wir sehen uns dann im Gemeinschaftsraum.”, sagte James und stand auf. Schnell noch einen Kuss auf Lilys Scheitel und schon war er aus der Großen Halle verschwunden. Sirius grinste fies: “Eins hat sich jedenfalls nicht geändert. er verträgt nach wie vor keine Kritik.” Lily schnaubte nur. “Die verträgt er schon, nur kommt es drauf an, wie man es verpackt!” “War klar, dass du ihn verteidigst, würde ich auch machen, wenn…” “Schluss jetzt!”, ging Remus auf einmal dazwischen. “Lasst uns auch losgehen. Ich möchte mich noch etwas vor dem Kamin lang machen.” es war in ein paar Tagen wieder Vollmond, weshalb er noch müder und blasser aussah als sonst. Sofort nickten Lily und Sirius und erhoben sich. “Wisst ihr was? Ich hab keine Lust, die ganzen Treppen zu steigen, lasst uns einen Geheimgang nehmen!” Und bevor einer der beiden widersprechen konnte, hatte Sirius Lily und Remus hinter sich hergezogen nid war hinter einem Wandteppich verschwunden. “Lumos”, murmelte er und augenblicklich erhellte sich der Gang vor ihnen. Lily und auch Remus zückten beide ihre Zauberstäbe und taten es ihm gleich. “Dann los, weit ist es ja nicht.” Sirius setzte sich in Bewegung. Lily, die zwischen den beiden Maraudern lief, fragte sich, wie Sirius wissen konnte, wo sie sich befanden. Bereits nach der dritten Kurve hatte sie die Orientierung komplett verloren. Doch zielsicher setzte Sirius seinen Weg fort, bis er auf einmal abrupt stehen blieb und das Licht seines Zauberstabes löschte. Lily wollte gerade protestieren, als Sirius ihr seine Hand auf den Mund legte und den beiden bedeutete, ebenfalls das Licht zu löschen. Obwohl sie jetzt mehr oder weniger im Dunkeln standen, konnten sie noch etwas sehen. Von irgendwoher musste Licht herein scheinen. So konnten Remus und Lily auch sehen, dass sich Sirius leise ein paar Schritte nach vorn bewegte. Leise und vorsichtig folgten sie ihm und blieben auf einmal wie angewurzelt stehen. “…nicht mitnehmen. Niemals!” “Doch, er wird dem dunklen Lord treu dienen.” Alle wussten sofort, wem diese Stimmen gehörten. Da draußen unterhielt sich Regulus Black, Sirius’ jüngerer Bruder mit seiner Cousine Bellatrix. “Wie kannst du dir da so sicher sein?”, wollte Regulus jetzt wissen. “Zum Einen hat er Lucius die Treue geschworen und ich weiß nicht, was schlimmer ist, die Wut des Lords oder Malfoys.” Bellatrix lachte schrill, bevor sie fortfuhr: “Und zum Anderen will er Rache. Die kann er aber nur nehmen, wenn er stark genug ist!” Regulus schnaubte. “Ihm bringt seine Rache gar nichts. Sie wird ihn niemals beachten.” “Mag sein, aber wir hätten dann einen mehr als Talentierten neuen Freund gewonnen.”, flötete Bellatrix und man konnte deutlich hören, dass sie die Idee wirklich gut fand. “Bella, er ist noch nicht bereit, das Dunkle Mal zu empfangen.” “Hüte deine Zunge, Regulus!”, schimpfte sie auf einmal. “Lucius hat dem zugestimmt und du weißt, dass er niemals übereilt oder gar leichtsinnig handelt.” Es war deutlich zu hören, dass Bella eine hohe Meinung vom Verlobten ihrer Schwester hatte. “Verzeih, es war kein Zweifel an Lucius’ Meinung, denn immerhin verdanke ich es ihm, dass ich einer der Anwärter bin, die als nächstes in Voldemorts Armee eintreten düfen. Ich finde lediglich, dass Severus Snape noch zu wankelmütig ist, um ein ergebener Diener des Lords zu werden.” “Wankelmütig?” Wieder erklang ihr schrilles Lachen. “Regulus, wir beide wissen, dass es sein Verdienst war, dass Potter sich nicht mehr an das kleine Schlammblut und deinen widerlichen und abartigen Bruder erinnern kann. Wenn Severus nicht dieses Kräuterdings in den Trank von deinem unfähigen und verachtenswerten Bruder getan hätte, hätten wir die letzten Wochen nicht solchen Spaß gehabt. Und war es nicht auch Severus, der unserem verkommenen Familienmitglied heimlich und unglaublich geschickt die entsprechende Phiole untergejubelt hat?” Regulus musste genickt haben, denn sie klang zufrieden, als sie sagte: “Siehst du, ich habe eben Recht. Also zweifle nie wieder an seiner Loyalität.” “Gut, werde ich nicht. Aber lass es mich mal so sagen, wenn Snape eines Tages zum Überläufer wird, bekomm ich von dir 100 Galleonen.” “Dann fang schon mal an, dir eine Arbeit zu suchen, denn von mir… verdammt. Filch ist im Anmarsch. Das da hinten ist seine verdammte Katze. Lass uns verschwinden, ich hab genug vom Nachsitzen. Für das ich mich übrigens noch rächen muss.” Und dann waren schnelle Schritte zu hören, die mit der Zeit immer leiser wurden. Wie festgewachsen und zu Salzsäulen erstarrt standen sie drei Gryffindor vor dem Geheimausgang, vor dem die Slytherins - wahrscheinlich unbeabsichtigter Weise - gestanden hatten. Während sich in Lilys Gesicht Entsetzen und Fassungslosigkeit breit machte, schüttelte Remus ungläubig und ebenfalls fassungslos den Kopf. Doch in Sirius’ Gesicht gab es nur eine Emotion. Wut. Grenzenlose, tiefe Wut, die sich mit Hass zu vermischen schien. Und als Lily und Remus in das Gesicht ihres Freundes blickten, wussten sie, dass Sirius das eben Gehörte nie und nimmer so einfach hinnehmen und vergessen würde. Denn dann wäre er nicht Sirius Black. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)