Infinite - Bis(s) zum Unmöglichen von *Fane* (The Bella & Edward Story) ================================================================================ Kapitel 28: Flucht ------------------ Hallo ihr Lieben! Es geht weiter und mit großen Schritten dem Ende zu. Viel Spaß!^^ Kuss Vanessa -------------------------------------------- Ich raste mit meinem Wagen, die von der Spätmittagssonne beleuchtete Straße entlang und blinzelte schnell, damit ich die Straße vor mir erkennen konnte. Ich wischte mit dem Handrücken immer wieder über mein Gesicht. Neben mir auf dem Platz lagen meine Kreditkarte und zwei Fotos. Edwards Lieblingsbild von Nela und mir, schlafend auf der Couch, und ein Hochzeitsfoto. Ich konnte nicht darüber nachdenken, was in den letzten Minuten geschehen war. So heftig hatten Edward und ich uns noch nie gestritten… Mein Kopf war leer. Ich funktionierte wie mechanisch. Jeder einzelne Gedanke an die Vergangenheit oder an die Zukunft tat weh. Ich konzentrierte mich auf die Gegenwart. Ich fuhr unwillkürlich Richtung Seattle, Richtung Forks. Wo wollte ich hin? Ich wollte nicht darüber nachdenken, aus Angst, Alice könnte es sehen. Natürlich würde sie es sehen, aber ich hoffte, dass ich dann weit genug weg war, damit sie mich nicht aufhalten konnten. Utopisch. Sie würden mich immer finden und immer aufhalten können. Doch wollten sie das? Wollte er das? Er hatte mich gehen lassen… Ich kam in Seattle an. Ich fühlte mich verloren, rastlos, ruhelos. Ich wollte nicht nach Forks gehen. Was sollte ich dort? Das Haus meines Vaters sehen, sehen wie es zerfiel und meinen toten Vater am Grab beweinen? Zufällig alte Freunde treffen und Lügenmärchen stammeln? Es gab nur einen Ort, einen Ort den ich mir vorstellen konnte, wo ich jetzt hin konnte. Nicht, dass ich dort erwünscht war, aber etwas Besseres fiel mir nicht ein. Ich fuhr so schnell es der Stadtverkehr erlaubte zum Flughafen. Nun würden die Cullens durch Alice wissen, wo ich hinwollte. Wenn ich einen schnellen Flug bekam, würde es jedoch zu spät für sie sein. „Ich brauche einen Flug nach Jacksonville, so schnell wie möglich, egal wie viele Zwischenstopps, Geld spielt keine Rolle“, sagte ich hastig am Schalter des Flughafens. Die Frau tippte mit einem irritierten Blick in den Computer. „Die nächste Maschine lässt in 5 Minuten ein und fliegt in-“ „Die nehme ich!“, unterbrach ich sie. Sie sah mich gequält an, als ob das unmöglich und verrückt ist. Das war es. Ich griff in meine Hosentasche und legte ihr unbemerkt 5000 Dollar auf die Theke, die ich u.a. zusammen mit meinen (gefälschten) Pässen im Handschuhfach meines Autos gefunden (Vampire waren unglaublich schnell…). „Reicht das? Ich brauche diese Maschine!“, sagte ich nachdrücklich. Die Frau starrte mich mit großen Augen und offenem Mund an. Vielleicht war es nicht sonderlich glücklich solche Geschäfte am Flughafen zu machen… die Polizei könnte meinen ich hätte eine Bank überfallen und war auf der Flucht (letzteres stimmte ja…). Aber das war mir egal, solange es seinen Zweck erfüllte. „Ja- ja-“, stammelte die Frau und ließ das Geld mit einem schnellen Seitenblick unter der Theke verschwinden, „Augenblick.“ Ungeduldig wippte ich von links nach rechts, während sie mein Ticket ausdruckte. „Gepäck?“ „Nein.“ Endlose Sekunden später gab sie mir mein Ticket. Doch bevor ich weghasten konnte, beugte sie sich zu mir und flüsterte: „Gehen sie an den Kontrollen vorbei bis zur Tür mit Aufschrift ‚Personal’. Dort klopfen sie und sagen ‚V.I.P’.“ Sie sah sich misstrauisch um und nickte mir zu. Ich nickte ebenso und rannte in Richtung Kontrollen und machte es so, wie sie es mir gesagt hatte. Ich wurde von einem großen bulligen Mann durch mehrere Räume geführt. Mir war zwar nicht wohl bei der Sache, ich fühlte mich wie ein Schwerverbrecher, doch solange es zweckdienlich war, war es mir egal. Ich wurde kontrolliert und dann mit dem bulligen Mann in schnellem Schritt, sodass ich rennen musste, durch die Terminals zum richtigen Gate geführt. Dort ging er zu einer Stewardess, der er etwas ins Ohr flüsterte. Sie nickte ernst. Sie bedeutete mir mitzukommen und ich ging hinter ihr her und stieg schließlich ins Flugzeug an. Ich war erleichtert als das Flugzeug anhob. Egal wie lange es jetzt dauern würde, ich wusste nicht, ob es ein Direktflug war oder nicht, erstmal könnte er mir nicht hinterher kommen. So schnell zumindest nicht. Ich spürte einen herben Stich ins Herz, als mir der Grund für meine Flucht wieder bewusst wurde. Ich hatte das die ganze Zeit verdrängt. Ich hatte mich nur darauf konzentriert, wie ich schnell wegkam. Ich bemerkte meine Tränen erst, als sie mir in den Schoß fielen. Ich wischte sie schnell mit der Hand weg. 15 vielleicht 20 Jahre, hatte ich gesagt. Ich würde Edward nicht sehen dürfen. Zu groß die Versuchung doch bei meiner Tochter zu sein. Die Zeit wird Wunden heilen, hieß es doch… und Zeit hatten wir reichlich… Ich atmete tief durch als vor dem Haus meiner Mutter stand. Ich zögerte. Es war doppelt unangenehm. Der Grund warum ich hier war und die Voraussicht, dass meine Mutter, der ich „leb’ wohl“ gesagt hatte, unheimlich wütend auf mich sein würde. Ich schritt die kurze Treppe zur Eingangstür hoch und klingelte mit zitternden Händen. Phil öffnete mir. Sein erst noch lächelndes Gesicht verfinsterte sich schlagartig. Er machte Anstalten die Tür zuzuschlagen. „Ist Renée da?“, fragte ich leise. Er schien kurz mit sich zu ringen mir wirklich die Tür vor der Nase zuzuschlagen, doch er nickte knapp und ging herein. Ich atmete nochmals tief durch und ging nach ihm durch die Tür. Meine Mutter rannte mir bereits im Flur entgegen. „Was- Bella- Bella!“, rief sie, blieb jedoch ein paar Meter vor mir stocksteif stehen. Ich sah, dass ihr Blick kurz an mir herabwanderte. Die Freude stand ihr unter ihrer harten Maske ins Gesicht geschrieben, doch sie fing sich, verschränkte die Arme und funkelte mich an. „Leb wohl“, erinnerte sie mich, „das hast du doch gesagt oder?“ Ich senkte den Blick. Ich hatte sie sehr verletzt. „Ja habe ich“, sagte ich nur. „Und was willst du dann hier?“, sagte sie scharf. Sie meinte es ernst. Ich wusste, dass sie allen Grund hatte wütend und sauer auf mich zu sein. Ich wusste, dass ich nichts besseres verdient hätte und vor allem nichts besseres erwarten durfte, doch ihre Abneigung und Abweisung mir gegenüber traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. „Darf ich bitte bleiben?“, sagte ich mit Tränen erstickter Stimme. Ich brach zusammen und konnte meine Tränen nicht mehr aufhalten. Zu groß der Schmerz, den ich meinen liebsten und wichtigsten Menschen bereitet hatte und bereiten werde. „Bella“, sagte meine Mutter mit einem nicht deutbaren Ton. Augenblicklich spürte ich die Hände meiner Mutter an meinen Schultern, die mich an diesen hochzog. Bella, Bella, Bella, Bella, reiß’ dich zusammen! Keine Mitleidstour deiner Mutter provozieren! Sie soll dich nicht aus Mitleid willkommen heißen!, schrie ich mich in Gedanken an. Ich wischte die Tränen weg, atmete tief durch und raffte die Schultern. Meine Mutter sah mir ins Gesicht, ihre Hände lagen immer noch auf meinen Schultern. Ich konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten. Ängstigte sie mich vor mir? „Möchtest du etwas essen?“ Ich sah sie verblüfft an. Sie fragte mich einfach, ob ich etwas essen will? Aus Mitleid? Ich nickte und sie führte mich in die Küche, wo sie gerade Essen auf dem Herd hatte. Ich wartete stumm, während sie zu Ende kochte und servierte. Phil kam nicht zum Esstisch. Wir aßen stumm, bis sie sagte: „Möchtest du reden?“ Ich sah auf die Tischdecke. „Und… mein…“, sie zögerte, „mein Enkelkind… es…“ „Ein Mädchen, Nela“, sagte ich mit trockenem Hals. Mir fielen das Bild in meiner Hosentasche in. Mit gesenktem Blick kramte ich danach und schob sie ihr hin. „Oh“, sagte sie. Ich sah auf. Ihre Stirn war gerunzelt. Sie drehte das erste Bild um. Ein Hochzeitsfoto. Oh mist, ich hatte ihr aus versehen beide gegeben. Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch was sollte ich sagen? Ach ja stimmt ja, ich heiße jetzt übrigens Cullen, ich habe hochschwanger noch schnell ganz romantisch geheiratet und dich nicht dabei haben wollen, geschweige denn es dir sagen wollen…ja, das kam bestimmt gut. Schuldbewusst sah ich auf mein Essen. „Welch schönes Kind“, sagte sie und sah das Foto dahinter an. Sie lächelte das Foto an. Es lief einfach zu gut. Ich brauchte das jetzt oder gar nicht. Jetzt wollte ich nichts lieber, als mir einen Tobsuchtsanfall von ihr anhören. „Keine Vorwürfe?“ „Oh doch“, sagte sie, doch ihr Gesicht sah nur gespielt ernst aus. Ich lächelte unsicher. „Warum bist du hier Bella?“ Nun war ihr Ton sehr angespannt. Ich legte meine Besteck beiseite. Ich hatte sowieso keinen Hunger. Kein Hungergefühl. „Darf ich eine Weile hier bleiben? Trotz allem was ich dir angetan habe?“ Ich schluckte heftig. Auf einmal begann meine Mutter zu weinen. Sie hatte die Hände verschränkt und das Gesicht darauf gelegt. Sie schluchzte leise. Bevor ich etwas sagen konnte, wimmerte sie: „Ich dachte ich hatte dich für immer verloren.“ Ich hatte das Bedürfnis sie zu streicheln und zu trösten, doch eine Berührung kam nicht in Frage. „Mom, es tut mir so leid“, flüsterte ich. „Was ist passiert Bella, bitte sag mir, was los ist“, bat sie Tränen unterdrückend. „Ich weiß, dass ich dein Vertrauen nicht verdiene und dich mehr als einmal verletzt habe, aber ich kann es dir nicht sagen. Bitte glaube mir, wenn es irgendwie ging, würde ich es dir sagen.“ Ich sah ihr tief in die Augen. Sie atmete tief ein und aus und nickte unmerklich. Ich verdiente es nicht. Wir saßen bis zum Abend auf der Couch. Ich war an ihre Schulter gelehnt und sie betrachtete die ganze Zeit die Fotos und stellte Fragen. Fragen, die ich beantworten wollte und konnte. Wie Nela war, wie sich mein Leben durch sie verändert hatte, wie das mit Edward klappte, unsere Beziehung, sie fragte nach der Hochzeit, nach der Geburt und alles erzählte ich ihr breitwillig und ehrlich. Nur das allerletzte, meine Flucht und die Gründe hier her zu kommen, behielt zu ihrem Schutz für mich. Sie fragte nicht nach der kurzen Schwangerschaft, aber ich vermutete, dass sie sich anhand von Nelas Größe ausrechnete, dass sie eine Frühgeburt war und sich das alles dann selbst zusammen reimte (ich hatte ihr ja auch nicht sofort von der Schwangerschaft erzählt und als sie nach Forks kam, hatte ich ja schon einen Bauch). „Bella, du erzählst das mit so viel Stolz und Freude und frage mich die ganze Zeit, warum du hier bleiben willst. Ich weiß, dass du es mir nicht sagen kannst, aber… bist du krank? Oder Nela? Oder Edward? Ist jemandem etwas Schlimmes zugestoßen? Habt ihr euch gestritten?“ Ja… und nein… und ja… vielleicht… Ich sah ihr in die Augen. „Ich kann nicht“, sagte ich sehr leise. Sie nickte enttäuscht und wand den Blick ab. Ich wollte es ihr so gerne sagen, es ihr entgegen schreien, weinen. Ich wollte ihr alles erzählen. Wie lange konnte ich bleiben? Wohin sollte ich dann gehen? Vielleicht eine Wohnung in ihrer Nähe mieten? Nein… zu auffällig, ich musste weiter weg. Sie betrachtete weiter die Fotos während es draußen immer dunkler wurde. „Jetzt bist du Mutter… ich glaube, dass du eine richtige Mutter sein wirst. Nicht so wie bei uns zwei. Man sagt zwar, dass ein Kind seine Mutter brauche, aber eigentlich war das bei uns ja immer anders, nicht wahr? Ich habe dich gebraucht.“ Ein Lächeln lag in ihrer Stimme. Das erinnerte mich etwas. Ein Kind braucht seine Mutter… „Ich muss kurz telefonieren“, sagte ich mit starrem Blick und stand kerzengerade vor dem Sofa. Ich griff in meine Hosentasche, während ich ein leeres Zimmer möglichst weit entfernt von meiner Mutter suchte. Ich war mir sicher, dass Edward hier hin unterwegs war. Und ich war mir sicher, dass das eins seiner Argumente war. Wenn Nela aber eine andere Mutter bekam, ich spürte einen heftigen Stich in meinen Eingeweiden, wenn ich eine andere Mutter finden würde… er würde sich nicht abhalten lassen, mich zurück zu bringen, doch ich hatte Argumente. Immerhin. Ich tippte in mein Handy und sah das Telefonbuch durch. Ein Glück. Die Nummer war eingespeichert. Ich wollte auf keinen Fall Alice oder Esme bitten. Das ginge nicht. Das würde ich Jasper und Carlisle nie antun. Wie selbstsüchtig meine „Muttersuche“ sowieso schon war, das brächte ich nicht übers Herz. Mir fiel nur eine ein, die ich bitte konnte und für die es nicht solch ein Opfer werden würde. Im Gegenteil, so hoffte ich… und hoffte es auch wieder nicht. Ich brauchte jemanden, der sich als ihre Mutter ausgeben könnte. Nicht nur Tante oder Großmutter für sie war, sondern für sie als Mutter erschien. Als Edwards Frau. Ich rief trotzdem zuerst Alice an. Ich hatte Angst bei meiner „Ersatzmutter“ anzurufen, bevor ich nicht eine andere Meinung, in dem Fall Alice’, gehört hatte. Außerdem interessierte mich noch etwas anderes. „Hallo Bella“, meldete sich Alice, kaum, dass es einmal getutet hatte. Natürlich hatte sie meine Entscheidungen gesehen und auf meinen Anruf gewartet. „Hi“, sagte ich. Ich hätte mir mehr Zeit lassen sollen mit dem Anruf, denn ich wusste nicht, wie ich es ihr sagen sollte. „Er ist auf dem Weg hierher, nicht wahr?“, fragte ich stattdessen, denn das interessierte mich genauso brennend. „Hmmm“, machte sie zustimmend. „Erklär mir bitte meine letzte Vision“, sagte sie dann, „ich habe-“ „Shhhhhh!“, machte ich schnell. Sie verstummte. „Bist du alleine? Also so, dass keiner dich hören kann?“ „Ja“, sagte sie zwar, aber ich glaubte das nicht so ganz. Allerdings vertraute ich ihr. „Alice, ich… ich… ich will Tanya bitten… fragen…“, stotterte ich, „ob sie kommt, ich mein zu euch, also für mich…“ „Ich verstehe nicht Bella. Ich habe Tanya gesehen, bei uns, ja, aber warum?“ Ihre Stimme klang ein Hauch drängelnd (Alice hasste es etwas nicht zu wissen). Ich atmete tief durch und überlegte mir den folgenden Satz, bevor ich ihn runterratterte: „Ich möchte, dass sie sich an meiner Stelle mit Edward um Nela kümmert.“ Alice lachte auf. „Darauf wird sich Edward nie einlassen, Bella, das müsstest du doch wissen.“ „Aber sie wird sich darauf einlassen“, sagte ich, während ich durch das leere Arbeitszimmer schritt. „Das ist doch nicht dein ernst Bella!“ Ihr Ton wurde schärfer, als sie merkte, wie ernst ich es meine. „Es ist das Beste. Sie ist nicht vergeben und sie mag“, ich zog das Wort unglaubwürdig, „Edward. Nela wird es gut haben.“ Meine Gedanken schweiften kurz ab, als ich mir ausmalte, dass Tanya das sehr ernst nehmen könnte, nicht nur mit Nela, sondern auch… „Schlag’ dir das aus dem Kopf. Edward erträgt bestimmt nicht zehn Jahre lang Tanyas Gedanken-“ „Weshalb ich eigentlich anrufe“, fiel ich ihr rasch ins Wort, meine Entscheidung stand fest, „ glaubst du auch, dass Tanya das tun würde? Ich meine es könnten zwanzig Jahre werden…“ „Bella, das alles ist absurd! Das-“ „Bitte erzähl niemandem davon“, unterbrach ich sie wieder, denn ich merkte, dass sie keine Stellung beziehen würde. „Grüß alle ganz lieb von mir-“ „Esme und ich können uns um Nela kümmern, auch als Mutter“, unterbrach Alice nun mich. Ich schüttelte heftig en Kopf, obwohl sie es natürlich nicht sehen konnte. „Nein, dass kann ich nicht verlangen. Außerdem braucht Nela eine richtige Mutter… auch in Bezug zu ihrem Vater. Tanya wäre am Besten“, erklärte ich felsenfest von meinem Plan überzeugt. „Das würde Edward nie tun.“ Auch Alice war sehr überzeugt und für gewöhnlich war ihr Glauben zu schenken… aber Visionen können sich ändern. „Aber Esme und ich könnten auch- einer von uns-“ „Danke für alles Alice“, sagte ich leise und schnell, bevor sie noch etwas sagen konnte und klappte das Handy zu, um es dann wieder zu öffnen. Ich fand Tanyas Nummer und atmete einmal tief durch. Die Tür klingelte, als ich noch später am Abend wieder bei meiner Mutter saß. „Erwartest du jemanden?“, fragte ich hoffnungsvoll. Sie schüttelte den Kopf. Ich seufzte innerlich. Meine Mutter wollte sich gerade erheben, als ich sie wieder in die Couch drückte. „Es ist wahrscheinlich für mich, darf ich gehen?“ Sie nickte irritiert. Ich schritt zur Tür. Langsam, bedächtig und mit einem grausamen Magengefühl, was nicht an Mutters Essen lag, obgleich sie eine fürchterliche Köchin war, legte ich die Hand auf die Türklinke. Edwards goldene Augen leuchteten mir entgegen, nachdem ich die Tür aufgezogen hatte. „Hallo“, sagte ich nur. „Hi“, sagte er. Ich spürte die Spannung zwischen uns. Eiskalt. Distanz. Fremd. „Können wir reden?“, bat seine Samtstimme tonlos. Ich willigte ein und folgte ihm aus dem Haus, nachdem ich meiner Mutter zugerufen hatte, dass ich gleich wieder da sein würde. Er ließ mich vorgehen und wir gingen schweigend unter dem wolkenlosen Sternenhimmel unter den Straßenlaternen her. Ich merkte, wie meine Füße mich zum Rauschen des Meeres führten. Als ich am Übergang zwischen Sandstrand und Gehweg unter einer Palme stehen blieb, sagte Edward: „Deine Mutter ist überglücklich. Sie hat dir verziehen, aber sie ist sehr besorgt. Sie glaubt, dass wir uns gestritten haben – scheiden werden – und du gegangen bist. So wie sie damals, nur eben ohne das Kind.“ Er stand seitlich hinter mir. Ich starrte auf die sich ganz leicht brechenden Wellen. „Du bist nicht hergekommen um mir zu sagen, was meine Mutter denkt“, sagte ich tonlos. „Jaah… für wahr.“ Mehrere Augenblicke war es still. Dann brach er die Stille: „Tut mir leid, dass ich nicht eher gekommen bin. Ich war schon vor dir da, aber die Sonne-“ „Vor mir?“, fragte ich verwirrt. „Ich habe einen Flugschein“, sagte er neutral. Ich erwartete ein Lächeln in seiner Stimme zu hören, doch da war keins. „Du brauchst dich nicht entschuldigen, denn du solltest gar nicht hier sein“, sagte ich dann. Ich wusste, dass das alles nur Themen waren, um vom eigentlichen abzulenken. „Natürlich muss ich hier sein“, sagte er lediglich. Ich starrte geradeaus. Ich hielt dem Verlangen, mit umzudrehen, ihn zu küssen und zu berühren, mit ihm nach Hause zu fahren und zu meiner Tochter zu gehen, stand. „Bella, es gibt andere Lösungen…“ „Andere Lösungen, die meine Tochter weniger gefährden, als meine Lösung sie vielleicht zwanzig Jahre nicht zu sehen?“, konterte ich. Er schwieg. Ich schnaubte. „Du weißt genauso gut wie ich, dass es nicht anders geht.“ „Ein Kind braucht seine Mutter und ich brauche dich“, sagte er leise und zärtlich. Auf das erste Argument war ich vorbereitet. Ich machte eine rasche Handbewegung und holte mein Handy heraus. Ich suchte nach Tanya und wand mich schließlich zu ihm um. Er sah verwirrt von mir zum Handy und zurück. Ich schluckte einmal, drückte auf die Wahltaste und hielt ihm das Handy hin. „Ich habe alles geregelt, sie wird es dir erklären“, sagte ich mit gefasster Stimme. Tatsächlich nahm er das Handy und legte es ans Ohr, als ich Tanya abnehmen und sagen hörte: „Hallo Edward, Bella hat mich gebeten-“ Edward klappt das Handy geräuschvoll zu. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Er schüttelte den Kopf und begann selbst. „Das erledigen Alice und Esme, wenn es wirklich… wirklich…“ Nun schüttelte ich den Kopf. „Nein, das werde ich nicht von ihnen verlangen-“ „Sie haben sich so doch auch immer mit um Nela gekümmert“, warf Edward irritiert ein. Ich wandte den Blick von ihm ab und drehte mich schließlich wieder um. „Ich meinte eine richtige Mutter“, murmelte ich. Eine Mutter, die vor dem Kind auch mit ihrem Vater zusammen sein konnte, wenigstens gespielt. Ein Kind brauchte nicht nur eine Mutter, sondern Eltern die sich liebten, auch wenn das allein meinen Idealen entsprach und in Wahrheit nicht immer so war, wie ich es als Kind selbst erlebt hatte. Stille. Ich spürte fast, wie Edward angestrengt nachdachte und die richtigen Schlüsse zog. „Glaubst du, ich würde dich einfach austauschen? Ich könnte das?!“ Es klang beleidigt. Ich biss mir auf die Lippe und versuchte die Tränen, die jetzt überhand nahmen, wegzublinzeln. „Bella“, hauchte er und legte seine Hände rechts und links an meine Handgelenke. Ich blieb stocksteif stehen und versuchte die Berührung nicht zu genießen. Sein Gesicht war ganz nah an meinem Ohr, doch er berührte mich nicht. „Ich liebe dich. Bitte verlass mich nicht.“ Ich machte einen Schritt nach vorn in den Sand und hatte die Faust geballt. Es zerriss mir das Herz, doch hatte ich eine Wahl? Ich kannte keine. Ich musste ihn endlich davon überzeugen, dass es keinen anderen Weg gab und drehte mich langsam zu ihm um. Ich musterte sein Gesicht. Es wirkte gequält, aber ein Hauch Hoffnung lag darin. Ich blinzelte rasch, doch eine Träne lief mir breit über die linke Wange. Ich biss mir wieder auf die Unterlippe. Edward legte seine rechte Hand an meine Wange und strich mit dem Daumen über die Träne. Bevor ich es verhindern konnte, ich wusste, dass ich es sowieso nicht gewollt hätte, berührte seine Lippen die nasse Stelle auf meine Wange. Es war ein unglaubliches Gefühl. Sein Gesicht blieb ein paar Zentimeter vor mir stehen und sagte kaum hörbar: „Ich möchte, dass du mit zurück nach Vancouver kommst.“ Kaum hatte ich den Mund zum Widerspruch geöffnet legte er mir einen Finger auf die Lippen. „Nein, hör mir zu“, sagte er ruhig, blickte aber weiter hinab an mir. Ich sah ihn direkt an. „Du kannst dir irgendwo dort in Nähe eine Wohnung suchen, ein Haus, was auch immer. Ich werde dich nicht zwingend Nela zu sehen und dich um sie zu kümmern. Ich akzeptiere deine Entscheidung, auch wenn ich sie nicht billige. Nur bitte… bleib in meiner Nähe.“ Jetzt sah er mir so intensiv in die Augen, dass mir der Atem weg blieb. „Gib mir Zeit, ich möchte erst noch ein wenig hier bleiben“, bat ich. „Alles was du willst“, sagte er lediglich. Sein Gesicht war nicht vor meinem zurückgewichen. Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut. Der Wind um uns kitzelte meine Haare. „Bitte lass mich nicht zu lang allein. Ich kann nicht ohne dich leben. Kein Tag, Stunde, Minute, Sekunde, will ich ohne dich sein, wenn ich es nicht muss.“ Es tat mir weh, dass ich ihn dazu zwang, doch ich brauchte Ruhe und Zeit um mir seinen Vorschlag durch den Kopf gehen zu lassen. Er legte die andere Hand nun auch noch an meine Wange. Er machte sehr langsame Bewegungen, als wartete er auf Gegenwehr meinerseits. Ich wollte, aber konnte nicht. Ich fühlte mich zu schwach, um ihm länger widerstehen zu können. Kaum, dass er Anstalten machte sich zu mir herunter zu beugen, stellte ich mich auf Zehenspitzen und küsste ihn innig. Ein langer, zart schmelzender, aber heftiger Kuss, der mir das Herz brach. Wie weh ich ihm tat. Dann sahen wir uns wieder an. „Ich warte auf dich, Liebste“, hauchte er noch und dann sah ich ihn im Licht der unregelmäßigen Straßenlaternen verschwinden. Ich hockte mich weinend in den Sand. Meine Mutter musste nicht schon wieder einen Zusammenbruch von mir miterleben. Apropos… sie glaubte, dass ich mich von ihm getrennt hatte? Gegangen war wie sie damals? Nur ohne Kind? Wie konnte sie glauben, dass ich mich von Edward trennen konnte? Dieser Gedanke war absurd. Er und ich waren eins. Untrennbar. Es wäre nur eine… Pause gewesen. Zugunsten meines Kindes. Ich schluchzte heftig und legte den Kopf auf die Knie. Warum war nur alles so kompliziert wegen mir? Ich schlurfte bedrückt und mit verweintem Gesicht zurück, bevor es zu spät werden würde und meine Mutter die Polizei rufen würde. Ich rief ihr zu, dass ich schlafen ginge und, dass alles in Ordnung sei und ging hoch ins Gästezimmer. Ich hatte nun Zeit nachzudenken… wie es weiter gehen wird… --------------------------------------------- Freue mich über Kommentare! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)