Infinite - Bis(s) zum Unmöglichen von *Fane* (The Bella & Edward Story) ================================================================================ Kapitel 24: Wahrheiten ---------------------- Es geht weiter... -------------------------------------------------------------------------- Die Dekoration von der Hochzeit, abgesehen von den Blumen, hing immer noch. Scheinbar hatte sich Alice nicht die Mühe gemacht, sie abzuhängen. Mein Blick fiel zuerst auf sie, als wir das Wohnzimmer betraten, wo alle anderen Cullens ebenfalls abwesend war. Sie sah fast schmollend aus, stellte ich verwundert fest, doch ich wurde durch Carlisle und Esme, die auf uns zukamen, abgelenkt. „Bella!“, sagte Esme, umarmte mich und küsste mich auf meine Wange, ehe sie Nela mit dem Finger auf die Nase stupste. Carlisle stand seitlich neben mir und strich mir über den Rücken. „Wie geht es dir Bella?“, fragte er wie Edward vorhin. „Gut“, sagte ich ehrlich. Es ging mir wirklich gut. „Schön“, sagte Carlisle und führte uns zum Sofa. Sobald wir uns gesetzt hatten, wurde seine Miene ernster, doch nicht ganz so hart wie Edwards neben mir. Er hielt meine Hand. „Bella, ich will ehrlich zu dir sein“, ich spürte, wie mein Magen sich umdrehte, als Carlisle mit diesem qualvollen Ton begann, „das Kind kann eine Gefahr für uns werden und ich meine nicht, wegen des Blutes“, mein Blick huschte zu Jasper, der mich in dem Moment auch ansah, ich sah verschämt zu Boden, „das Kind wird sich irgendwann verwandeln, ich denke, davon dürfen wir ausgehen. Aber wir wissen nicht wann.“ Ich merkte, dass Edward die Luft anhielt und ich glaubte nicht, dass es wegen Nela war. „Bella, wenn Nela sich im Säuglings-, Kleinkind- oder Kindesalter verwandelt“, ich ertrug die neutrale Stimme von Carlisle kaum noch, „werden wir sie töten müssen.“ Man hätte eine Stecknadel fallen hören. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, doch ich nahm den Schmerz erst nach und nach wahr. „Äh, wie?“, fragte ich mit ausdruckslosem Gesicht. Carlisle warf Edward neben mir einen seitlichen Blick zu. Ich sah, dass Edward, der auf den Boden starrte, nickte. Ich hielt Nela ganz fest im Arm. Dann hörte ich wie Edward einatmete und sich dann zu mir drehte. „Es ist ein Gesetz der Volturi, dass es keine unsterblichen Kinder geben darf“, erklärte er tonlos, „sie haben-“ „Aber- aber ich dachte es gibt nur ein Gesetz, dass-“, warf ich ein, obwohl es mir eigentlich egal war, ob es nun ein oder zwei Gesetze gab. Ich wollte es nicht wahr haben. „Dass das Geheimnis gewahrt werden muss, ja, aber diese Kinder sind nicht zivilisierbar, sie haben vor vielen Jahren erheblichen Schaden angerichtet-“ „Man kann mein Kind genauso zivilisieren, wie jeden anderen Neugeborenen auch!“, warf ich wieder mit nun schriller werdender Stimme ein. Edward schüttelte langsam den Kopf. Seine Gelassenheit brachte mich zur Weißglut. „Nein Schatz, das kann man nicht. Niemand kann das, die Volturi selbst haben es versucht und sind gescheitert.“ Sein Tonfall hatte etwas Endgültiges. Doch ich ließ nicht nach. „Du willst unser Kind töten lassen?“ Es war kaum mehr als ein Piepsen. Ich unterdrückte mit großer Mühe die Tränen. Ein kurzes Lachen kam von der Seite. Empört sah ich dort hin. „Glaubst du er hat eine Wahl?! Sollten die Volturi herauskriegen, dass es überhaupt mal eins bei den Cullens gab, werden sie uns alle zerfetzten! Geschweige denn wenn wir es am Leben lassen!“ Rosalies Gesicht schien fast belustigt über diese, ihrer Meinung nach, Absurdität. Ich ignorierte sie und wandte mich zu Edward. „Du willst sie umbringen“, ich hielt die Hand über ihren kleinen Kopf und schmiegte ihn an meine Brust, „ich habe sie doch gerade erst wieder bekommen“, wimmerte ich nun. Ich konnte die Tränen nicht zurück halten. „Es muss ja nicht so kommen…“, bemerkte Edward, doch es schien, als glaubte er selbst nicht daran. „Und wenn doch, gehen wir natürlich alle für Fräulein Bella breitwillig in den Tod“, gluckste Rosalie sarkastisch. Plötzlich stand Carlisle vor Edward, einen Arm vor seiner Brust ausgestreckt. Ich hatte nicht bemerkt, dass Edward, fast sitzend, in Kauerstellung gegangen war. Auch Emmett war zu Rosalie geeilt. Edward funkelte sie böse an. „Edward“, sagte Carlisle scharf. Edward warf ihm einen kurzen Blick zu. „Edward“, sagte Carlisle wieder, genauso mahnend. „Ja ja, ich weiß ja!“, fauchte Edward Carlisle an. Carlisle ließ die Hand sinken und nickte. „Glaube mir“, stichelte Rosalie weiter, nun zu mir gerichtet, „ich werde mich nicht für dich und das Balg töten lassen, eher werde ich eine Vol-“ Es ging alles so schnell, dass ich nicht mal blinzeln konnte. Ich musste es gedanklich rekonstruieren. Edward war auf Rosalie zu geschossen, die sich, bereit zum Angriff, hin gekauert hatte. In der nächsten Sekunde, Rosalie flog gegen den Türrahmen, war Emmett auf Edward zu geschossen. Was danach geschah, hatte ich nicht wahrnehmen können. Nun stand Esme bei Rosalie und Emmett, während Carlisle bei Edward stand. „Hört auf!“, schrie Esme (ich hatte sie noch nie böse gesehen), „Es hat keinen Sinn, wenn wir uns gegeneinander aufhetzen! Wir müssen zusammenhalten!“ Edward setzte sich wieder neben mich, ich nahm hastig seine Hand, und Rosalie drehte uns mit verschränkten Armen den Rücken zu. Eine Weile lang sagte keiner was. Ich wollte nicht ausrasten, obwohl ich es immer noch nicht ganz glaube konnte. Mein Kind töten? Ich begann gerade erst mein Kind lieb zu haben und dann sollte es mir – vielleicht von jetzt auf gleich – weggenommen werden? Gar getötet werden? Diesmal kam Esme auf mich zu und hockte sich vor mir. Sie strich über Nelas Köpfchen und sagte: „Wir hoffen alle, dass es nicht so kommt, aber wir wissen es nicht. Wir müssen dir nur sagen wie es ist. Wenn sie ein unsterbliches Kind wird, hat sie nicht die geringste Überlebenschance, selbst dann nicht, wenn wir sie nicht töten. Sempre würde sie sehen und die Volturi wären sofort hier.“ Ich nickte mit glasigen Augen. Ich umarmte Esme mit einem Arm, während Nela in meinen Armen schlief. Ich bemerkte den Schmerz von Esme. In ihrer Haltung, in ihrem Blick, in ihrer Stimme. „Die Chance… die Chance, dass es nicht so kommt, ist nicht besonders hoch oder?“ Ich achtete nicht auf Edward, der mir schnell den Kopf zu gewand hatte. Esme schüttelte Schultern zuckend den Kopf. „Nana“, sagte Carlisle beschwichtigend und legte Esme eine Hand auf die Schulter, „nicht so pessimistisch“, sagte er zu ihr, dann sah er zu mir, „Bella, es ist eine fifty-fifty-Chance. Wir wissen es nicht. Die Verwandlung ist gewiss, zumindest sehr wahrscheinlich, aber mehr kann nur geraten oder vermutet werden.“ Ich nickte weiterhin und sah herab auf meine nun schlafende Tochter. Was für einer Gefahr hatte ich sie ausgesetzt? Ich brachte Nela wenig später hoch ins Kinderzimmer. Es war bereits weit nach Mitternacht – als Vampir achtete man nicht so sehr auf die Zeit. Ich wiegte sie sanft einen Moment hin und her und legte sie dann ins Kinderbett. Ich zog den Vorhang zu und blickte zu meiner, durch Mondschein beschienen, Tochter. Ja, dachte ich, während ich sie lächelnd beim schlafen beobachtete, vielleicht war das Mutterglück. Und ich verstand auch, warum Edward mir immer beim Schlafen zugesehen hatte. Es war als erkannte man einen anderen Menschen, jemand anderes. Als kannte man seine Gefühle, sein Innerstes. Ich stand eine ganze Weile, genau genommen die ganze Nacht, dort. Als die ersten Sonnenstrahlen durch die hohen Bäume ins Zimmer fielen, regte sie sich. „Hallo mein Engel, hast du gut geschlafen?“, fragte ich und strich ihr über die Wange. Ich nahm sie hoch und ging zum Kleiderschrank. „So schöne Sachen nicht war? Und Alice muss dir immer Rosa anziehen“, seufzte ich kichernd. Ich nahm einen hellgrünen Strampler und einen blauen Body heraus, die auch auf den Wickeltisch legte. Ich verhaspelte mich mehrmals mit der Windel, die ich gleich mit wechselte. Nela war geduldig und wartete bis ihre unfähige Mutter endlich die Windel richtig herum genommen hatte. Ich zog den Body aus, um ihn gegen den frischen Blauen auszutauschen und hätte fast laut aufgeschrieen. Doch ich biss fest auf die Lippen, damit sich Nela nicht erschreckte. „Edward?“, sagte ich mit erstickter Stimme, doch er konnte es hören und stand eine Sekunde später in der Tür. Seine Miene wurde fragend, als er meine erschocken sah. Ich schluckte. „Guck hier!“ Ich deutete auf den Bauchnabel unseres Kindes. Er schritt näher und legte die große Hand über Nelas Bauch. Sie zappelte weiter. Um den Bauchnabel war eine blasse kalte Stelle entstanden. Ganz schmal und auch erst beim näheren Hinsehen zu erkennen. Der Fleck fühlte sich einen Hauch kühler an, als ihre übrige Haut. „Das ist nicht gut“, sagte ich schließlich. Genauer gesagt bedeutete das ihren Tod, sagte eine Stimme in meinem Hinterkopf, die ich rasch verstummen ließ. Edward nickte stumm. „Wir müssen es Carlisle zeigen“, meinte er. „Bäh, grün“, hörte ich Alice sagen, als ich mit Nela und Edward das Wohnzimmer betrat. Doch ich hatte keine Zeit für ihre Sticheleien, wie sie dann an meinem Gesichtsausdruck feststellte. Ich rannte behutsam zu Carlisle, der vor dem Fernseher saß. „Carlisle guck!“, sagte ich aufgeregt, Edward war an meiner Seite. Ich legte ihm Nela hab in die Arm und deutete mit dem Zeigefinger auf ihren Bauchnabel. Er legte, genau wie Edward, die Hand kurz darauf. Mir kamen die Tränen, als ich seinen nachdenklichen Gesichtsausdruck sah. „Ist- wird-“, stammelte ich nervös. „Zeig mir doch mal bitte deinen Bauch Bella“, sagte Carlisle schlicht. Ich zog mein T-Shirt hoch. Er war immer noch warm und farbig. Genau wie während der Schwangerschaft auf. Carlisle nickte mehr zu selbst. „Sieh mal, du bist ein Vampir, obgleich dieser Teil der Haut menschlich ist. Sie ist ein Mensch und bei ihr ist bereits ein Teil von unseresgleichen.“ „Du meinst, sie verwandelt sich nicht und wird halb wie ich?“, schloss ich. „Möglich. Zumindest vorerst, sie wird sich verwandeln“, gab er zu Bedenken. Ich warf Edward einen gequälten Blick zu. „Ich kann nur vermuten, aber ich glaube nicht, dass es so schnell geht. Mach dir keine Sorgen“, sagte Carlisle. In der gleichen Sekunde spürte ich Ruhe und Gelassenheit in meinen Körper einkehren. „Jasper!“, zischte ich, doch auch Wut konnte ich im Moment nicht fühlen. Ich setzte mich auf einen Stuhl und vertraute Carlisle. Er würde mir die Wahrheit sagen, wenn es nicht so wäre. „Ihr glaubt es nicht! Das Jagdgebiet hinter dem Berg nördlich ist spitze!“, hörte ich Emmett sagen und sah auf. Er kam gerade mit Rosalie zur Tür herein. Er lächelte mich strahlend an und kam zu mir herüber. Rosalie setzte sich mir gegenüber auf das Sofa. „Wie geht’s es dir? Und ihr?“ Er war vor mir stehen geblieben. „Öhm gut“, sagte ich ein wenig irritiert. Er strich Nela über den Kopf. „Glaub’ mir, sie mag mich am liebsten. Ich kann die besten Flugzeuge mit ihr machen! Darf ich sie mal nehmen?“, fragte er höflich. „Klar“, sagte wieder irritiert. Bisher hatte Emmett nicht viel Interesse gezeigt… oder hatte ich es nur nicht gesehen? „Hallo Nela, dein Lieblingsonkel ist wieder da“, sagte Emmett und rieb seine Nase zärtlich an ihrer. So kannte ich ihn nicht. Ich hörte ein lautes vernehmliches Räuspern neben mir. Jasper. „Komm hör auf“, sagte Emmett gespielt säuerlich, „du hast sie zum fressen gern.“ Schallendes Gelächter brach aus. Ich stimmte verdutzt mit ein. „Gut, dass ich mich um meinen Posten nicht streiten muss“, sagte Carlisle immer noch ein wenig glucksend. Stimmt, Großvater war nur er. „Bella, kannst du nicht noch“, er hob den Finger und zähle durch (Rosalie zählte er mit), „7 Kinder kriegen? Dann hat jeder eins.“ „Klar“, lachte ich und lächelte Edward an, doch er sah nur verbissen drein. Edward knurrte Emmett an. „Setz ihr nicht solche Flausen in den Kopf“, sagte er nahezu ohne die Lippen zu bewegen. „Ähm, wieso nicht?“, fragte ich nach einer kleiner Pause in der ich von Emmett zu Edward und zurück sah. „Nicht von mir“, murmelte er und lief aus dem Zimmer. Mit so einer heftigen Reaktion hatte ich nicht gerechnet. Ich stand augenblicklich auf und wollte ihm hinterher, doch Alice hielt mich an der Hand fest. „Lass ihn, er geht jagen“, sagte sie voraus. Emmett stöhnte mit einem Lachen in der Stimme. „Der will nur die Bären probieren“, sagte er mit Blick auf Nela, mit der er ganz sich ganz vertieft beschäftigte. Ich beobachtete ihn dabei. Nicht aus Angst, dass er ihr etwas tat, sondern aus Neugier. Ich hatte bisher nur weibliche Vampire und eben Edward mit ihr gesehen. Emmett hob sie hoch und ließ sie sanft über seinem Kopf fliegen. Es wirkte fast, als kicherte sie. „Das mochte sie am liebsten“, sagte er erklärend in meine Richtung. „Am liebsten?“ „Ja, in der Zeit als du… oben warst“, die drei Tage Psychotherapie, dachte ich zerknirscht, „Jaspers Geschaukel und Alice Gekuschel fand sie nur halb so toll.“ Ich lachte. „Soso“, sagte ich. Dann fiel mir Edward wieder ein, während ich Emmett weiter beobachtete. Warum war er so plötzlich weggelaufen? Was war den so schlimm in Betracht zu ziehen irgendwann, soweit das ging, ein weiteres Kind zu kriegen? Es war doch alles gut verlaufen… außer, dass… dass das Kind dann in großer Gefahr war, fiel mir ein. Natürlich… er fand mich undankbar und egoistisch. Ich seufzte leise. Niemand ging – Gott sei dank – darauf ein. „Oh nö“, sagte er, als Nela zu schreien begann. Er reichte sie mir. „Dein Part“, grinste er mich an. Ich nickte und nahm sie entgegen. Ich zog mich aus und stillte sie. Es war meine Familie, vor ihr war es mir nicht peinlich. „Nur zu schade, dass sie so viel von dem Dickkopf hat“, stöhnte Emmett und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, während ich Nela fütterte. „Hm?“, machte ich. „So schlimm ist Edward auch nicht.“ „Du musst es ja wissen“, lachte er. „Alice?“, sagte Emmett und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Er kann uns nicht hören“, sagte sie schließlich. Emmett sah wieder zu mir. „Er hat sich so dafür gehasst, dass er dir das angetan hat.“ Ich kniff die Augenbrauen zusammen und wollte etwas sagen, doch Emmett sprach weiter: „Natürlich liebt er Nela, keine Frage, aber dein Gesicht hat ihn kaputt gemacht.“ „Mein Gesicht?“, fragte ich verdutzt. „Jaah, du glaubst gar nicht wie schrecklich ängstlich und traurig du die ganze Zeit ausgesehen hast. Total gequält“, er erschauderte unwillkürlich, „glaub mir, er wird dich so schnell nicht wieder anfassen.“ „Das werden wir ja sehen“, brummte ich mürrisch. Emmett lachte. Ich war wirklich oft traurig und nachdenklich gewesen und hatte mich oft gesorgt. War das so auffällig gewesen? Ich war so eine schlechte Schauspielerin, dachte ich. „Dass Edward die noch mal schwängert, werde ich zu verhindern wissen.“ Ich schreckte hoch und blickte mich um. Rosalies eiskalter Blick traf mich. „Was? Wie?“, fragte ich verwirrt. Alle starrten von Rosalie zu mir und zurück. „Deine Fähigkeit“, schloss Alice richtig. Ich nickte und sah Rosalie entsetzt an. Sie selbst sah auch ein Hauch erschrocken aus. Natürlich war das nicht für meine Ohren bestimmt gewesen. Aber… wie wollte sie das verhindern? Würde sie Edward was antun? Immer wurde Edward zurück gehalten. Aber es ist doch verständlich, dass er wütend wird. Gegen Rosalies Sticheleien und Anschuldigen, berechtigt und oder nicht, sagte niemand etwas, dachte ich unwillkürlich. Natürlich wusste ich, dass ich nicht unschuldig daran war, aber ich es wäre schön, wenn Carlisle nicht immer Edward zu Recht weisen würde. Ich sah hoch. Carlisle zuckte zusammen und machte einige wenige Schritte nach vorn. Dann sah er mich an. „Bella, was wünscht du dir gerade am meisten?“ Ich runzelte die Stirn. Warum fragte er mich das? „Dass… dass Edward wiederkommt“, sagte ich leise und senkte den Blick. Alice sog hastig Luft ein. Ich sah wieder hoch. Sie hatte die Augen, leer und glasig, aufgerissen. „Wie kann das sein“, flüsterte sie. „Wie kann was sein?“, fragte ich, als niemand etwas sagte. „Edward kommt zurück“, sagte Alice schließlich, nachdem sie mehrmals geblinzelt hatte. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ich wusste nicht wie. „Weißt du was das heißt Bella?“, fragte Carlisle überflüssig, denn ich verstand, „Du kannst nun nicht nur Entscheidungen von uns hören und beeinflussen, sondern sie auch erst… herstellen. Neu erstellen.“ Alice nickte hastig. „Edward hatte zuvor keine Anstalten gemacht, in den nächsten Minuten zurück zu kehren.“ „Ui, dann hat Edward nichts mehr zu lachen“, sagte Emmett leicht grinsend, aber vor allem ehrfürchtig. „Oh nein“, sagte ich jedoch und strich Nela über die Stirn. Jegliche Veränderung bei mir bewirkte nur eine schnellere Verwandlung. Und eine Weiterentwicklung meine Fähigkeit trug wesentlich dazu bei. „Aber warum hat es nicht bei dir geklappt?“, fragte ich Carlisle, denn nun verstand ich seine Reaktion vorhin. „Dein Entschluss war sehr halbherzig“, sagte er grinsend. Stimmt. Dass Edward wieder kam, hatte ich wirklich ersehnt, dass mit Rosalie... ja das war wirklich halbherzig... „Probier mal Emmett dazu zu bringen mich beim Armdrücken gewinnen zu lassen“, kicherte Alice, die ganz angetan von meiner neuen Fähigkeit war. „Und selbst dann schlage ich dich noch“, grinste Emmett. Ich beachtete die beiden gar nicht und sah traurig auf Nela, die weiterhin in meinen Armen lag. Eine Hand hatte sie ganz fest um meinen T-Shirt-Kragen geklammert. „Er ist oben“, sagte Alice unvermittelt. Ich nickte und ging mit Nela hoch. Auf direktem Wege ins Kinderzimmer, wo ich ihn vermutete. Er stand mit dem Rücken zu mir und sah aus dem Fenster. Ich stellte mich seitlich hinter ihm. Kaum eine Armlänge war ich von ihm entfernt. Ich schaukelte Nela sanft hin und her, während ich wartete. Ich biss mir auf die Lippen und widerstand en Drang sofort loszuplappern und ihn mit fragen zu überhäufen. „Ich werde dir das nie wieder antun“, sagte er nach einer gefühlten Ewigkeit der Stille. Ich wartete, obwohl mir eigentlich eher danach war, laut zu protestieren. „Und wenn ich dich mein ganzes Dasein lang nicht mehr anfassen kann“, sagte er schließlich mit Bitterkeit in der Stimme. Ich presste Nela fest an mich, damit ich nicht in die Versuchung kam sie vor Schreck fallen zu lassen. „Was sagst du da? Was redest du für einen Mist?!“, sagte ich außer mir und vergaß jegliche Höflichkeit, „so einen Stuss hab ich von dir noch nie gehört“, sagte ich, bedacht darauf wegen Nela nicht allzu laut zu sprechen. Edward schnaubte. „Ich werde kein Kind mehr mit dir bekommen“, sagte er unerschütterlich. „Gut, schön und warum willst du dann nicht mehr mit mir schlafen?“ „Weil du dann schwanger werden würdest, zumindest solange du nicht komplett verwandelst bist.“ Er starrte weiterhin gerade aus. „Aber wir können doch-“ „Wohl kaum. Ich glaube nicht, dass jegliche Methoden bei uns wirken und ich riskiere nicht, es auszuprobieren“, sagte er schlicht. „Gut“, sagte ich wieder und brodelte vor Zorn, „aber – rein theoretisch – warum war die Schwangerschaft so schlimm für dich? Und was hast du gegen-“ Sein kurzes Lachen ließ mich verstummen. „Für mich?! Bella für dich! Es war grauenvoll mit anzusehen wie du gelitten hast. Die Krankheiten, deine Ängste, die Tage in denen du nichts essen konntest… du warst total verstört. Und dann noch die Sache mit deiner Mutter…“ Darum musste ich mich auch noch kümmern, fiel mir ein, doch ich verdrängte das schnell. Darüber konnte ich mir später den Kopf zerbrechen. „Natürlich war es nicht leicht, aber schau dir unser Kind an. Es ist das Wundervollste was mir geschehen konnte“, sagte ich mit Blick auf das strampelnde Kind in meinen Armen. „Ich liebe Nela und bin stolz auf unser kleines Wesen… aber ich will kein Kind mehr mit dir“, sagte er kalt. Es schossen mir sofort die Tränen in die Augen. Nicht, dass ich ein zweites oder weiteres Kind von ihm unbedingt wollte, doch diese Abfuhr tat weh. Ich atmete zitternd ein und aus um mich zu beruhigen. Es hat nichts mit dir zu tun, er will dich nicht absichtlich verletzten, er meint es nur gut um dich zu schützen, sagte ich mir immer wieder. Doch es tat weh. Es war anscheinend nicht begehrenswert genug mit mir noch ein Kind zu bekommen, mich zu wollen… sich weiter mit mir zu binden. Du übertreibst Bella!, sagte eine Stimme in mir, die jedoch zu schwach war um meine fließenden Tränen zu überzeugen. „Ich will aber, ich will aber, ich will aber“, sagte ich trotzig wie ein Kind und versuchte ihm diese Entscheidung einzupflanzen. Ich war völlig durcheinander, was ich jetzt wollte, was nicht. Er neigte den Kopf ein paar Zentimeter nach hinten grinste leicht schief. „Das funktioniert nicht Bella, du willst das nicht wirklich, deshalb ist es nicht stark genug“, sagte er schlicht. Er nahm das natürlich als Bestätigung für seine Entscheidung, was mich noch mehr wurmte. Denn er hatte recht, ich wollte es nicht wirklich. Ich wollte- was wollte ich eigentlich? Ich wollte, dass er mich wollte und, dass er Nela nicht als ein unerwünschter Unfall betrachtete. Nela begann sich mehr nach rechts und links zu winden und schließlich lauthals zu schreien. „Schhhh. Mama ist ja da“, sagte ich schluchzend und wiegte sie in meinen Armen hin und her. Ich legte sie mit zitternden Armen ins Kinderbett, aus Angst, sie kraftlos wirklich fallen zu lassen. Edward stand ungerührt immer noch am Fenster. Ich schloss den Vorhang, während Nela weiter schrie. Ich machte kurz Anstalten einfach weg zu laufen. Doch das tat ich immer. Und nie hatte es etwas gebracht, außer Schmerz. Ich riss mich mit großer Überwindung zusammen und setzte mich mit angezogenen Knien auf den Sessel. Ich sagte nichts, sondern legte den Kopf schließlich auf die Knie. Stumm benetzen ein paar Tränen meine Hose. Ich sah nicht und wusste nicht, ob Edward noch da war oder nicht. Nela schrie weiter. Ich spürte, wie eine kalte Hand seitlich an meinem Knie zu meinem Kinn führte und mein Gesicht vorsichtig und langsam anhob. Ich sah mit schmalen Augen zur Seite. „Es tut mir leid, wenn ich dir weh getan habe Bella“, sagte er leise, „ich liebe unser Kind und dich mehr als anderes andere auf Welt“, ich sah ihn immer noch nicht an, „aber ich will nicht, dass du dich aufopferst und es dir wieder so schlecht geht.“ Ich erwiderte nichts und blieb regungslos. „Und ich will dich Bella. Mehr als mein Leben. Und sobald es wieder geht, werde ich wieder mit dir schlafen.“ Ich regte mich nicht. Er fuhr mit der Nase kurz über meine Wange, dann neigte er das Gesicht zur Seite und berührte meine Lippen mit seinen. Ich blieb stur und bewegte sie nicht. Er ließ sich nicht beirren und liebkoste sanft weiter meine Lippen. Ich gab auf, erwiderte seine Küsse und fuhr mit den Fingern begierig durch seine Haare. Seine Lippen verzogen sich kurz zu einem schmalen grinsend. Ich schlug ihm mit der Hand gegen den Kopf. „Hör- auf- zu“, ich holte Luft, „lachen-, nur weil- du- wieder- deinen- Willen kriegst“, japste ich über seine leidenschaftlichen Küssen hinweg, ich war jedoch nicht ernsthaft sauer. Ich lehnte mich zurück in den Sessel, während er über mich glitt und mit den Händen meinen ganzen Körper streichelte. Er ließ mir kaum Zeit einen klaren Gedanken zu fassen. In mir kribbelte alles. So vertraut. So schön. „Warte“, sagte er leise und huschte zum Kinderbett. Das Geschrei hatte ich völlig vergessen. Er nahm Nela aus dem Bett verschwand kurz und kam bevor ich zwei Mal geatmete hatte, wieder. „Wofür haben wir zig freiwillige Babysitter?“, sagte er grinsend und wir machten da weiter, wo wir aufgehört hatten. Ich genoss seine Küsse und Berührungen und gab mich völlig meiner Begierde hin, auch wenn ich dem Kompromiss, vorerst nicht mit ihm zu schlafen, missmutig zugestimmt hatte. Hand in Hand wanderten wir, es war später am Abend, nach unten ins Wohnzimmer. „Gib sie mir doch auch mal, du bist doch viel zu kalt! Sie wird aufwachen!“, hörte ich Alice zischen. „Von wegen! Ich hab drei Decken um sie gewickelt!“ Jaspers Stimme. „Dann kriegt sie gleich ein Hitzeschlag!“, konterte Alice. „Jetzt bin ich wieder dran! Ihr erinnert euch? Der Lieblingsonkel? Selbst Bella- Hi Bella“, sagte Emmett dann grinsend zu mir gerichtet. Die Drei sahen uns ertappt an. Rosalie befand sich mit Esme im hinteren Teil des Wohnzimmers. Sie sahen fern. Carlisle konnte ich nicht entdecken. Ich vermutete, dass er Schicht hatte. Pflichtbewusst kam Jasper auf mich zu. Als ich seine Absicht erkannte, hielt ich abwehrend die Hände hoch und sagte schnell Kopf schüttelnd: „Nein, nein, ihr könnt sie ruhig halten. Nur zerreißt sie nicht in drei Teile.“ Ich grinste und setzte mich neben Edward auf die Couch. Ich kuschelte mich an seine Schulter und sah den dreien zufrieden zu. Emmett musterte mich. „Du kriegst wohl immer alles was du willst oder?“, sagte er gespielt mürrisch. Sein Blick huschte kurz zu Edward, der lachte. „Er glaubt, du hättest mich verführt“, sagte Edward überflüssigerweise. „Ich glaube? Ich weiß es“, sagte er hin und her gerissen zwischen Nela auf Jaspers Arm und uns auf der Couch. „Du liegst falsch. In beiderlei Hinsicht. Edward hat mich verführt“, sagte ich lachend. „Wer’s glaubt“, nuschelte er noch, dann wandte er sich wieder Jasper und Alice zu, um noch eine Chance zu bekommen Nela halten zu dürfen. Ich sah dem Schauspiel genügsam zu. Edward legte einen Arm um mich. So könnte es immer sein… -------------------------------------------------------------- Freue mich auf Kommis, Vanessa :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)