Infinite - Bis(s) zum Unmöglichen von *Fane* (The Bella & Edward Story) ================================================================================ Kapitel 14: In Volterra ----------------------- Ich habe eine neue Rubrik "FAQ" eingerichtet. Wenn ihr Fragen habt, schickt sie mir per ENS und sie werden dann da beantwortet erscheinen. Viel Spaß beim lesen, LG Vanessa/*Fane* --------------------- Was für eine Schnappidee mich ihnen auszuliefern, schoss es mir durch den Kopf. Wie dumm ich gewesen war. Ich servierte mich ihnen auf dem Präsentierteller. „Bella!“, rief Aro entzückt mit weit ausgebreiteten Armen. Er schritt auf mich zu. Mir blieb die Stimme im Halse stecken. Er umarmte mich feierlich, wich ein wenig zurück und musterte mich ausgiebig. Ich achtete gar nicht auf ihn und fixierte die anderen hinter ihm, neben ihm, neben mir. Ich fühlte mich bleiern und schwach. Als hätte ich nicht ein Fünkchen Kraft. Mein Mut, meine ganze Zuversicht waren überdeckt von Angst. Nicht die Angst zu sterben oder gequält zu werden oder was auch immer sie vorhatten, sondern die Angst Edward nie wieder zu sehen, da ich felsenfest überzeugt war, hier drin nie meine Fähigkeit hören zu können. Es war nur so ein Gefühl. Ich zuckte innerlich zusammen als mir die Konsequenz klar wurde: Die Cullens würden kommen. „Bella“, durchdrang Aros Stimme meine Gedanken, „da du nur bis Sonntag Zeit hast, sollten wir beginnen.“ Er hatte mich umarmt, wurde mir augenblicklich klar. Er hatte alles gesehen. Alles. Alles was er gegen mich verwenden konnte. Ich stand immer noch mit geöffnetem Mund wie erstarrt mit dem Rücken zur Tür, meine Tasche fest umklammert. Mein Körper brannte vor Angst. Es war als würde ich innerlich zerreißen. „Bella“, begann Aro wieder, es ekelte mich, dass er meinen Namen in den Mund nahm, „wir möchten gerne wissen, wie stark du bist. Denn falls du es bist, und daran hegen wir sehr wenige Zweifel, möchten wir dich einladen Teil unserer Familie zu werden“, zwitscherte er genüsslich. Ich wusste was ich von diesem „einladen“ halten durfte. Ich sagte nichts. Jemand kam zur Tür rein. Ich sah mich nicht um. Ich wollte Aro nicht aus den Augen verlieren. Sogleich merkte ich, dass ich meine Tasche nicht mehr in der Hand hatte, doch ehe ich mich zur Tür umgedreht hatte, war die wieder zugefallen. „Heidi bringt deine Sachen für dich auf dein Zimmer.“ Ich drehte mich wieder zu Aro um. Da stand ich. Hilflos vor einer Reihe uralter mächtiger Vampire. Ich unterdrückte das Bedürfnis belustigt aufzuschnauben. Denn das war es. Lustig... wie ich hier stand- Oh Bella, du wirst verrückt. „Komm hierher Bella“, sagte Aro und deutete vor sich auf die Kreismitte. Mechanisch ging ich ein Fuß vor den Anderen zur Mitte. Gleichzeitig rückten die an der Wand stehenden Vampire auseinander, sodass sie mich eingekreist hatten. „Ich will dir kurz unser Vorhaben erklären“, Aro hatte die Fingerkuppen aneinander gelegt, „wir werden dich angreifen. Wir alle“, er grinste genüsslich, „verteidige dich einfach. Keine Sorgen wir werden dich nicht umbringen und weh tun wollen wir dir eigentlich auch nicht, aber das liegt in deiner Macht-“ Die Stimme echote noch in mir, dann wurde alles ganz still. „Ich habe noch nie gehört, dass ein Vampir ohnmächtig werden kann, aber sie ist ja sowieso ein wenig sonderbar“, plapperte jemand. Ich hörte Schritte. Ich spürte unter mir etwas Weiches, Anschmiegsames. Ich blinzelte, doch es war nicht hell und so öffnete ich die Augen. Der Raum war kaum größer als das Bett in dem ich lag. Vor dem kleinen Kleiderschrank in der Ecke lag meine Tasche. Neben dem Bett stand eine Frau. Ein Mensch. „Heidi, hallo, alles wieder okay mit dir?“ Ich blickte mit großen Augen an. Sie war wirklich ein Mensch. Ich setzte mich auf. Ich fühlte mich komisch, denn ich wusste nicht was ich fühlte, aber ich fühlte mich nicht normal. Ich kannte das Gefühl von Ohnmacht. Ich wusste Sekunden vorher, wenn meine Nerven mich im Stich ließen, nicht, dass ich es dann aufhalten konnte, aber ich wusste es immerhin. Diesmal nicht. Und dann auch noch vor den Volturi. „Bist du wieder fit?“, fragte Heidi wieder. Ich nickte benommen. Denn fit fühlte ich mich. Zumindest körperlich. „Ich begleite dich wieder ins Turmzimmer. Sie warten alle noch“, erklärte sie und ich folgte ihr zurück. Ich atmete tief durch und versuchte meine Nerven zu beruhigen. Ich durfte nicht wieder schlapp machen, ich musste es ein für alle mal hinter mich bringen. Sobald ich in der Kreismitte stand griffen sie an. Ich blinzelte sehr schnell um irgendetwas zu erkennen, denn ich sah nur verschwommen. So kam es mir zumindest vor. Farbfetzen flogen an mir vorbei. Ich spürte Luftzüge auf meiner Haut. Dass ich von einer Ecke in die Andere flog, verbesserte meine Wahrnehmung nicht im Geringsten. Ich war wie eine Puppe die von links nach rechts geschleudert wurde. „Stopp!“, erklang Aros Stimme laut. Sie hallte im hohen Raum. Die Vampire stoben auseinander. Gespielt theatralisch den Kopf schüttelnd kam er auf mich zu. „Bella Bella Bella“, murmelte er, „so mach das einfach keinen Spaß. Du musst uns schon deine Fähigkeiten zeigen. Streng dich mal ein bisschen an.“ Ich schnaubte unwillkürlich. Wenn ich das nur könnte, wenn ich ihnen meinen Fähigkeiten zeigen könnte. Aro missverstand mein schnauben als Widerwillen. „Wenn du dich nicht bemühst, zwingen wir dich und das wird weiß Gott nicht besser für dich sein. Außerdem versichere ich dir, dass wir deine kleinen Cullen-Freunde in der Luft zerfetzen werden. Schade um ihre großartigen Fähigkeiten… schade um Carlisle…“ „Nein!“, meldete ich mich endlich zu Wort. Danke Stimme. „Na siehst du, solch Ehrgeiz möchte ich gleich auch sehen“, er machte eine Handbewegung hinter seinem Rücken, „Caius, Markus, Felix, Sempre.“ Sie erschienen neben ihm. „Wir reduzieren mal die Angreifer.“ Kaum hatte er das gesagt, war er in Kauerstellung gegangen. Ich tat es ihm reflexartig gleich. Neben ihm waren die andere Vier auch kampfbereit. Felix glitt schnell auf mich zu, ich machte einen Satz zur Seite, doch vergebens. Er erwischte mich am Arm, ich drehte mich in der Luft und fiel zu Boden. Schnell stand ich wieder. Ich spürte, dass ich keine, übermenschliche, Kraft besaß, die ich einsetzten konnte. Nur die Schnelligkeit war geblieben und damit konnte ich niemanden außer Gefecht setzten. Ich huschte zwischen ihnen her, bedacht darauf niemanden zu berühren und es gelang mir tatsächlich – für etwa 10 Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen. Ich rauschte bei Caius’ Berührung mit dem Rücken gegen die Wand. „Nun gut“, sagte Aro schließlich, „das ist eher mäßig. Solange du deine Kräfte nicht bewusst einsetzt ist es langweilig“, er warf Markus einen viel sagenden Blick zu, Markus nickte, „gut, dann testen wir jetzt deine besondere Fähigkeit.“ Nun schritten alle im Raum bis auf ein paar Meter an mich heran. Das Gefühl des zerberstenden Kopfes kannte ich. Ich hatte es bei den Cullens erlebt. Doch sie waren sieben, also sieben Entscheidungen, hier waren es dutzende mehr. Es war kein Vergleich gegen den Schmerz den ich bei den Cullens gespürt hatte. Ich hörte nicht mal die Entscheidungen. Nur Wortfetzen schwirrten durch meinen Kopf. Die Schmerzen übertrugen sich auf meinen Körper, sodass ich, kraftlos zusammengesackt, nicht mal in der Lage war meine Hände zu heben und sie gegen meinen Kopf zu pressen, wie ich es sonst immer getan hatte. Ich konnte nichts dagegen tun. Es war ein reißender unglaublicher starker Schmerz und ich war überrascht, dass ich die Augen öffnen konnte, lebte und bei Bewusstsein war, als er verebbte. „Du machst es einem nicht einfach, aber interessant“, murmelte Aro, „nun gut, wir haben Zeit…“ Wieder. Und immer wieder. Ich spürte einen Anflug von Erschöpfung, geistiger Erschöpfung, die ich nicht geglaubt hatte fühlen zu können. Ich fühlte mich als wäre ich eine Hülle und in mir Fetzen von etwas, die kaputt und orientierungslos in mir herumschwimmen. Ich erschauderte über dieses Gefühl. Doch ich musste mich zusammenreißen, wenn ich es nicht schaffte, und ich wusste, dass es eigentlich nahezu unmöglich war, würden sich die Cullens in große Gefahr begeben. Ich wischte den Gedanken, dass ich es zugelassen hatte, dass sie überhaupt hier waren, schnell weg. Ich konnte es nicht ändern und Schuldgefühle würden mir jetzt den Rest geben – dessen war ich mir sicher. „Präg dir meine Stimme genau ein“, sagte Aro irgendwann. Jegliches Zeitgefühl war passé. Seine Entscheidungen, jedoch nur seine, prasselten auf mich ein. Der Schmerz war vergleichsweise angenehm. Erleichternd stellte ich fest, dass ich seine Entscheidungen verstand. Unverfängliches wie „Ich gehe einen Schritt nach rechts“ oder „ich rede gleich mit Caius“. Der Schmerz verflog. Ich hörte einfach nur zu. Dann erstarben seine Stimmen in meinem Kopf. „Du konzentrierst dich jetzt nur auf meine Stimme“, forderte er mich auf, „und sagst, ob ich das tun soll oder nicht. Entscheide für mich.“ Ich nickte, blieb am Boden sitzen und schloss die Augen. Als der Schmerz in mir aufglomm, kniff ich die Augen fest zusammen, so fest, dass dies allein schon geschmerzt hätte, wenn ich noch in der Lage gewesen wäre, mehr Schmerz zu empfinden. „Aro, Aro, Aros Stimme, Aro, seine Stimme, Aros Stimme“, peitschte ich in meine Gedanken hinein. Langsam, wie die Dämmerung der Sonne, kam von hinten in meinem Kopf und immer lauter werdend Aros Stimme. Ich hielt mir seine Stimme vor Augen und sogleich war sie mir präsent: „Ich mache drei Schritte zurück.“ „Nein, nur einen“, entgegnete ich in Gedanken. Alle Stimmen erstarben. Ich öffnete die Augen. Aro stand einen Schritt hinter Caius. Er sah mich zufrieden an. „Vortrefflich, Bella, vortrefflich“, ich hörte die Tür hinter mir sich öffnen und schließen, „leider, müssen wir unsere Übungen einen Augenblick zurückstellen. Wir bekommen Besuch“, er wollte gerade an mir vorbei gehen, als er stehen blieb und mich fragend ansah, „möchtest du bleiben? Durstig?“ „Nein!“, sagte ich ein wenig zu schnell. Aro schmunzelte. Ich wurde von Heidi auf mein Zimmer gebracht. Eine Gruppe Menschen, scheinbar ein Familie oder Freunde, denn sie kannten sich gingen mit leuchtenden Gesichtern an mir vorbei. Kurz darauf hörte ich die Turmzimmertür zufallen und lautes Geschrei. Ich versuchte nicht darauf zu achten. Heide tänzelte neben mir vergnügt, während sie mich auf mein Zimmer brachte. „Falls du ein Bad brauchst“, ihr missbilligender Ton war mir nicht entgangen, „es ist neben an.“ Sie ging. Seufzend ließ ich mich aufs Bett fallen und massierte meine Stirn. Ich sah auf die altmodische Uhr, die über der Tür hing. Sie zeigte 2 Uhr an. Morgens oder abends? Ich drehte mich auf den Bauch. Das vorhin war ein kleiner Erfolg. Wenn es so weiter ging konnte ich mich vielleicht bald beherrschen, zumindest für einen Moment, sodass ich fliehen konnte. Doch Aro hatte während der Umarmung mein Vorhaben gesehen, konnte er es vereiteln? Oder war es ihm egal? Reichte es ihm mich zu quälen? Meine Hand huschte an meine Kehle, ich riss die Augen auf, rannte aus dem Zimmer, in das andere Zimmer neben an und starrte in den Spiegel. Meine Augen waren halb rot, halb schwarz. Egal was du tust still deinen Durst nicht mit ihnen. Das hatte er gesagt. Edward… Doch ich verspürte nun Durst. Nicht so heftig, aber es konnte nicht mehr allzu lange dauern. Verzweifelt sah ich mir meine Augen an. Ich konnte noch nicht widerstehen, obgleich ich es natürlich versuchen würde und auch wollte. Doch was geschah, wenn ich meinen Durst mit ihnen stillte? Hatte Edward einfach nur Angst, dass ich es hier dann zu verlockend fand? Menschen auf dem silbernen Tablett? Oder steckte etwas ganz anderes dahinter?, fragte ich mich als wieder in meinem Zimmer auf dem Bett lag. „Wir werden ihre Fähigkeit nicht weiter testen, nur ihre Stärke. Ihre Fähigkeit darf nicht zu stark werden, nicht vor Sonntag. Wenn die Cullens erst einmal hier sind, wird Bella bleiben. Janes Fähigkeit kann Bella nicht beeinflussen, weil es keine Entscheidungen sind.“ Ich schreckte mit aufgerissenen Augen vom Bett hoch. Das war ihr Plan. Das war Aros Plan. Nicht nur mich zu bekommen und festzuhalten, sondern mich durch die Cullens festzuhalten (anders konnten sie mich ja auch nicht festhalten, wenn meine Fähigkeit stark genug wurde) und somit auch noch die starken Fähigkeiten der Cullens zu kriegen, sie zu ihrer Familie zu machen. Wenn Edward, Carlisle und Alice erst einmal hier waren, war es zu spät. Das heißt ich hatte nur eine Chance. Ich musste es schaffen die Entscheidungen der anderen bewusst zu kontrollieren. „Scheiße“, murmelte ich mit kaum vernehmbarer Stimme. In meiner Kehle drang der Durst hoch. Wieder, wie eben, ganz plötzlich. Nein, nein, sagte ich mir, du darfst jetzt nicht durstig werden, du musst stark sein!, schrie ich mich in Gedanken an, doch ich wusste, dass ich das nicht schaffen konnte. Ich konnte nicht widerstehen, nicht lange. Ich versuchte meine Verzweiflung zu ersticken und mich zu beruhigen. Ich legte die Hände gefaltet auf meinen Bauch und wollte gerade die Augen schließen, als ich wiederum hoch schreckte. Ich war so überempfindlich, dachte ich kurz, doch was mich hatte hochschrecken lassen, beschäftigte mich vielmehr. Unter meinen Händen war es warm gewesen. Ich blickte an mir herab zu meinem Bauch. Der Ring um meinen Bauchnabel (War er gestern nicht schmaler gewesen?) war vielleicht nicht gerade warm, aber in jedem Fall nicht so kalt wie die Haut darum herum. Der Hautton war ein Hauch dunkler. Mir schoss ein Angst einflössender Gedanke in den Kopf: Die Verwandlung. Kam nun bald das letzte Drittel? Das Weinen und das Glänzen? Nicht jetzt, flehte ich. Es war der denkbar schlechteste Augenblick. Aber… ich dachte nach, vielleicht konnte ich mich dann hundertprozentig auf meine Kräfte und meine Fähigkeit verlassen… Ich schüttelte den Kopf und wischte diesen Gedanken beiseite. Ich durfte jetzt keine Gedanken daran verschwenden. Wenn es kam, kam es. Wenn nicht, dann nicht. Ich legte mich wieder bequem hin und schloss die Augen. Ich rief mir Aros Stimme ins Gedächtnis und versuchte alle anderen Gedanken auszublenden, was nicht so einfach war, wie ich gedacht hatte. Ich wollte versuchen es schaffen. „Aro, Aro, Aro, Aro, Aro“, trichterte ich mir selbst ein. Ich erfasste hin und wieder ein paar Entscheidungsfetzen, aber das war es auch schon. „Mist“, würgte ich hervor, während ich mir an die Kehle fasste. Wie Lava stieg der Durst in mir hoch. Unaufhaltsam und unangenehm. Ich hielt die Luft an. Ein beklemmendes Gefühl. Vielleicht ging der Durst weg oder minderte sich, wenn ich nichts roch. Doch die Geruchlosigkeit brachte mich um den Verstand, sodass ich nach ein paar Minuten wieder schnell ein und aus atmete. Der Durst war eher noch schlimmer geworden als besser. Ich versuchte mich wieder auf Aros Stimme zu konzentrieren, doch ich ertappte mich dabei, dass ich nur an mein nächstes Opfer und das Blut- Bella, reiß dich gefälligst zusammen. Ich atmete schneller. Ich wusste, dass es so kommen musste und mein Geist hatte keine Chance meinen Körper aufzuhalten. Ich sprang aus dem Bett, rannte aus dem Zimmer, über den langen Flur, rein in das Turmzimmer. Ich lief, in menschlichem Tempo, über die vielen Leichen, die ich nicht beachtete. Sobald ich rein gekommen war, waren alle blutroten Augen auf mich gerichtet. Ich sah ein paar Gesichter bei meinem Erscheinen grinsen, doch das erstarb, als ich über die Leichen taumelte, fast zu Boden fiel und auf eine am Boden liegende halbtote Frau zu steuerte. Ich fasste unter sie und wollte sie zu mir anheben, um an ihren Hals zu gelangen. Doch ich schaffte es nicht. Ich konnte ihren Brustkorb nicht anheben. Ich dachte nicht lange nach. Zu groß der Duft… der betörende Duft… ich nahm kurzerhand ihr Handgelenk. Ihr Blut durchströmte mich. Ich japste und ließ ihre Hand wenig später zu Boden gleiten. Ich sah auf und erschrak. Ausnahmslos alle Vampire sahen mich mit aufgerissenen Augen an. „Du hast doch gesagt sie hätte Kräfte! Sie hat nichts! Sie ist eine schwache durchgeknallte Neugeborene-“, rief einer von der anderen Seite des Raumes und starrte Aro wütend an. „Markus, Markus“, zischte er. Er schien genauso wütend. Erst jetzt wurde mir klar, was die letzten Minuten geschehen war. Entgegen jeder Erwartung war ich kräftemäßig schwach gewesen. Wenn ich mich auf eines, während eines „Anfalls“, verlassen konnte, dann waren es meine Kräfte. Sie waren immer am größten, stärksten und kontrollierbarsten für mich gewesen. Genau das schienen auch die Volturi erwartet zu haben. Egal was du tust still deinen Durst nicht mit ihnen, kam es mir in den Sinn. Natürlich, damit sie meine wahren Kräfte nicht erkannte und noch mehr Gefallen als sowieso schon an mir fanden. Es hätte mich zwar erleichtern müssen, dass das nicht geschehen war, doch es machte mich nervös. Was geschah mit mir? Hatte es mit der vielleicht bald kommenden Verwandlung zu tun? Nun grinste Aro. „Es wird interessanter als ich dachte.“ Doch Markus wurde immer zorniger und rief wutentbrannt: „Wie lange wie du noch versuchen etwas rauszukitzeln wo nichts ist?! Ihre Kräfte sind ein Witz!“ „Das sind sie nicht und das weißt du genau“, zischte Aro zurück. Markus schnaubte. „Das wird Jahrzehnte dauern bis sie es im Griff hat.“ Ich schaute von links nach rechts, von Markus zu Aro und zurück, als wartete ich auf ein Urteil. „Heidi, bring sie in ihr Zimmer“, befahl Aro mit äußerlich ruhigem Ton, doch unter der Oberfläche schien es zu brodeln. Ich hörte Schritte hinter mir und sah, dass Heidi, die neben der Tür gestanden hatte, auf mich zu kam, wartete bis ich aufgestanden war, sich dann umdrehte und aus dem Turmzimmer ging. Ich folgte ihr. „Äh Heidi“, sagte ich, als sie mir die Tür aufhielt, „was für ein Tag ist heute?“ „Mittlerweise Samstag“, sagte sie trocken und ging. Ich sah auf die Uhr in meinem Zimmer. 12:07 Uhr. Kurz nach Mitternacht. Morgen schon. Ich ließ mich auf das Bett plumpsen. Wie sollte ich das schaffen? Ich positionierte mich wieder bequem auf dem Bett und schloss die Augen. Ich musste wenigstens Aro, oder besser Caius und Markus mit dazu, beherrschen, denn sie würden den Befehl geben mich zu suchen und zurückzubringen. „Wir warten einfach. Sie selbst nützt uns nichts mehr, aber durch sie kommen wir an Alice und Edward“, sagte Aro etwas in meinen Gedanken, was ich schon zu gut wusste. Ich versuchte mich weiter auf ihn zu konzentrieren. Immer wieder entglitt er mir. Mal hörte ich seine Stimme klar und deutlich, mal konnte ich sie nicht mal erahnen. Ich stand auf und packte geistesabwesend meine Sachen zusammen. Ich hatte jetzt zwei Möglichkeiten: Noch ein paar Stunden warten bis Sonntag war und versuchen zu fliehen (das hieß ich hatte ich noch 1 ½ Tage Zeit meine Fähigkeit zu trainieren) oder den Überraschungsmoment zu nutzen und jetzt zu fliehen. Die erste Möglichkeit war reine Zeitverschwendung, denn jegliches Training wäre ein Tropfen auf den heißen Stein und würde meine Fähigkeit nicht weiter verbessern. Die zweite Möglichkeit war aber nicht ungefährlicher, denn ich wusste nicht wie sehr sie ihre Tests abgeschlossen hatten. Wenn sie weiter so erpicht auf mich waren, dann würden sie mich wieder bis in die USA verfolgen. Natürlich entschied ich mich für die weitaus gefährlichere und ungeplante Variante. Die Zweite. Geduld war nie meine Stärke gewesen. Meine einzige Chance war, mich jetzt zusammen zu reißen, zu fliehen und wenn sie es dann bemerkten, mich zu konzentrieren und ihre Entscheidung mich zu fassen zu verneinen. Ich öffnete langsam die Tür. Der Flur war wie immer leer. Jetzt bereute ich es, dass ich mir auf dem Hinweg nicht mehr Mühe gegeben hatte, mir den Weg zu merken. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer wo ich hin musste. Die große Tür… ich lief zur der prachtvoll verzierten Tür im hinteren Teil des Flurs. Mit aller Kraft, halb Mensch, halb Vampir, drückte ich sie offen, dass ich meine Reisetasche um den rechten Arm gelegt hatte und sie mir wie Zentner vorkam, machte die Sache nicht besser. Ich gelangte in den nächsten Flur, der ebenso leer war. Welche Tür jetzt? Alle drei sahen gleich aus. War ich auf dem Hinweg geradeaus gelaufen? Oder eine Kurve? Egal. Irgendeine müsste ich jetzt nehmen, wenn ich länger stehen blieb, war das viel gefährlicher. Ich schritt in die Mitte des Flurs, überlegte kurz und entscheid mich für die Tür direkt geradeaus. Doch kaum hatte ich einen Schritt in ihre Richtung gemacht, vernahm ich glockenhell eine Frauenstimme: „Na los, du bist frei“, kicherte Jane hinter mir, „wenn du es schaffst hier herauszufinden und unsere Entscheidungen abzuwenden“, sie gluckste und schritt langsam näher auf mich zu. Hinter ihr standen bereits eine handvoll Wachen und die Volturi-Familie. Sie sahen gespannt zu. Ich zitterte mit jedem Schritt, den sie näher kam. Ich hörte nichts. Los, komm schon Bella, komm, versuchte ich mich anzufeuern, Edward darf nicht hierher kommen, wenn du es nicht schaffst- „Na los du ‚Vampir’“, sagte sie verächtlich. Ich funkelte sie an. Ich war ein Vampir. „Noch einen Schritt weiter.“ Ich verneinte sofort. Janes Fuß blieb in der Luft, sie stellte ihn neben den anderen und rührte sich nicht mehr. Ich schritt rückwärts Richtung Tür. „Fasst sie!“, schrie Aro. Und die Wachen schwärmten sofort auf mich zu. Ich hörte Aros Entscheidung auch in Gedanken und die Entscheidung der Wachen mich zu fassen. „Nein! Nein! Nein! Nein! Nein!“, schrie ich immer wieder und rannte weiter auf die Tür zu ohne nach hinten zu blicken. Ich stieß die Tür mit unmenschlicher Kraft auf und rannte durch den nächsten Flur und den nächsten. Ich schrie abermals „Nein!“ und dachte es auch. Ich hatte alle Sinne völlig ausgeschaltet und hörte nur immer wieder die Fetzen ihrer Entscheidungen, die ich – egal was es war – sofort verneinte. Etwas Gutes konnte es ja nicht sein. Ich rannte einfach geradeaus weiter. Tür um Tür, Raum um Raum, wie auf dem Hinweg, nur, dass es in keinster Weise dieselben Räumen waren durch die ich auf dem Hinweg gegangen war. Die Räume auf dem Hinweg waren verstaubte verlasse Kneipen oder Durchgänge oder so was gewesen. Diese nun waren leere Säle mit verzierten Wänden und eleganten Teppichen. Ich durfte mich nicht um den Weg kümmern. Irgendwann werde ich hier herausfinden. Ich nahm die nächste Tür und tippte sie wieder nur mit zwei Fingern an, doch dieses Mal rührte sich die Tür nicht. Ich stieß mit dem Kopf dagegen und fiel rücklings zu Boden. Diese unverlässlichen Kräfte, dachte ich verbittert und rappelte mich hoch. Ich stemmte mit aller Kraft dagegen und zwängte mich durch den Spalt, den ich aufbekam. Ich huschte hindurch und blieb dann, an die Tür gepresst stehend. Ich verdrehte innerlich, fast belustigt, die Augen. So musste es ja kommen. Natürlich erwarteten sie mich. „Du darfst gehen Bella“, nicht Aro sprach, sondern Markus, der von den gut zwanzig Wachen nach vorne trat. „Schön“, sagte ich nur, denn ich wartete auf den Harken. „Wenn“, natürlich kam der Harken, „du uns besiegt. Sei es mit Kraft oder mit deiner Fähigkeit.“ Was hieß: Das gleiche Spiel von vorhin noch mal. „Durch diese Tür“, nun sprach Aro und deutete auf die Tür hinter sich, „gelangst du außerhalb der Stadtmauern. Wenn du immer weiter an ihr entlang, den Berg hinauf, gehst, gelangst du zu deinen Begleitern.“ Ich nickte. „Bist du bereit?“ Kaum hatte Markus das gesagt, hasteten sie auf mich zu. Ich hatte keine Zeit mich auf ihre Entscheidungen zu konzentrieren, sondern eilte zur Seite. Ich kniff die Augen zusammen und rannte irgendwohin. Der altbekannte Schmerz kroch wieder in mir hervor. Ich presste die Lippen aufeinander und versuchte ihn zu ignorieren und die Entscheidungsfetzen zu verstehen. Warum musste der Schmerz gerade jetzt wiederkehren? Sack nicht zusammen, warnte ich mich selbst und versuchte den Schmerz davon zu laufen. Endlich hörte ich es: „Ich krieg sie.“ „NEIN!“ „Nach links!“ „NEIN!“ „Ich versperre ihr den Weg!“ „NEIN!“, schrie ich. „NEIN! NEIN! NEIN! NEIN!“ Ich lief durch die wie zu Säulen erstarrten Volturi hindurch. Ihre Blicke folgten mir. Ich trat heraus in die Dunkelheit. Die Tür hinter mir fiel zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)