Rajah von Foresight (A Midgard Saga Chronicles Sidestory) ================================================================================ Kapitel 4: *** Special 001: Rajah [Prolog alt | Erstveröffentlichung vom 17.04.2009] ------------------------------------------------------------------------------------ Schnellen Schrittes eilte die zierliche Gestalt den schmalen Feldweg entlang. Das lange schwarze Haar wehte sacht in der abendlichen Sommerbrise und der Stoff ihres weinroten Kleides raschelte bei jedem ihrer Schritte. In den Armen hielt sie ein kleines weißes Bündel, das sie schützend an ihre Brust drückte. Schon von weitem hatte sie die hochgewachsene Gestalt am Waldrand ausmachen können, vor der sie nun leicht außer Atem stehen blieb. Das blasse Gesicht zu dem seinen erhoben, sah sie ihn aus traurigen rehbbraunen Augen an. Er trug die Robe eines Kämpfers. Sein Schwert, das für ihn in all den Jahren zu einem kostbaren Gefährten geworden war, hatte er am Gürtel befestigt. Das helle Haar fiel ihm zu einem Zopf gebunden über den Rücken und bildete einen herrlichen Kontrast zu seiner dunklen Haut. Er hatte ein jugendliches, makelloses Gesicht mit langen spitzen Ohren, das sein wahres Alter gekonnt vertuschte. Doch das Faszinierendste an seiner Erscheinung waren seine Augen. Sie hatten die Farbe von dunklem Honig. Dies war der Mann, den sie von ganzem Herzen liebte. Der Elf, dem sie ihr Leben zu verdanken hatte. Langsam hob er seine Hand zu ihrem Gesicht und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. „Shirai...“ Liebevoll flüsterte er ihren Namen. „Du weißt, ich liebe dich … aber ich kann nicht länger bleiben.“ Sacht strich er über ihre blassen Wangen. Sie wirkte so unendlich zerbrechlich. Erschrocken sah sie ihn an. „Nein, bitte nicht. Was soll denn aus uns werden? Und aus ihr? Sieh sie dir doch an. Sie ist deine Tochter!“ Verzweifelt senkte Shirai den Kopf und blickte auf das Bündel in ihren Armen. „Soll sie ohne ihren Vater aufwachsen?“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern, dennoch bebte sie vor Angst und Verzweiflung. Schweigend betrachtete der Elf das in weiße Leinentücher gehüllte Baby. Die kleinen Hände haltsuchend um den dargebotenen Finger der Mutter geklammert, blinzelte es verschlafen. Vorsichtig strich er dem zerbrechlichen Wesen über den Kopf und erregte so die Aufmerksamkeit des kleinen Mädchens. Dunkle honigfarbende Augen sahen ihn neugierig an. Obwohl sie bis eben still gewesen war, brabbelte die Kleine nun munter vor sich hin. Ja, sie war unverkennbar seine Tochter. Es zu leugnen wäre sinnlos. Stolz schwoll in seiner Brust an, als er erneut ganz vorsichtig über den kleinen Kopf strich. Schon jetzt liebte er sein Kind ebenso wie dessen Mutter. Lange hatte der Elf mit sich gerungen, doch seine Entscheidung stand fest. Wollte er Mutter und Kind schützen, so musste er sie verlassen. Shirai spürte, dass ihr Geliebter nach den richtigen Worten suchte. Mit einer Mischung aus Hoffnung und innerer Unruhe sah sie ihn an. „Ist es dir lieber, wenn sie mit dem Wissen leben muss, einen Mörder zum Vater zu haben? Du hast doch selbst gesehen, zu was ich fähig bin. Unzählige Menschen und Elfen mussten durch mein Schwert und meine Magie ihr Leben lassen und in diesem endlosen Kampf werden noch viele ihr Schicksal teilen. Ich werde als Mörder und Verräter gesucht!“ Betrübt zog er sie samt dem Kind in eine zärtliche Umarmung. Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Das ist nicht fair! Du tust es doch für die Gerechtigkeit, für den Frieden... du bist kein schlechter Mensch...“ Er schwieg. Statt einer Antwort hauchte er ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn. „Bitte verzeih mir meine Liebste und bete, bete dass unsere Tochter mein Erbe nicht in sich trägt oder es gar antreten wird... Shirai verstand nicht was er ihr damit sagen wollte, doch sie nickte unter Tränen, gegen die sie nicht länger ankämpfen konnte. „Erfüllst du mir einen letzten Wunsch bevor ich gehe?“ Sacht schob er die junge Frau ein Stück von sich und sah ihr in die Augen. „Gib ihr nicht irgendeinen Namen. Er soll weder menschlichen noch elfischen Ursprungs sein.“ Er bedachte das Kind in ihren Armen mit einem friedlichen Lächeln. „Sie soll den Namen Rajah tragen.“ Andächtig strich er seiner Tochter über die rosigen Wangen. „Eines Tages wirst du sehr stark sein müssen, meine kleine Rajah. Ich wünsche dir die Kraft, dein Leben zu meistern. Mach deiner Mutter keinen Kummer, denn sie ist eine wunderbare Frau.“ Nun brach es endgültig aus Shirai heraus. Heiße Tränen bahnten sich einen Weg über ihr blasses Gesicht, sie zitterte am ganzen Körper und nur das Kind in ihren Armen schien ihr die Kraft zu geben sich noch auf den Beinen zu halten. Zärtlich wischte er ihre Tränen fort und vereinte seine Lippen ein letztes Mal mit ihren. Kurz darauf vernahm sie ein geflüstertes „Lebt wohl“ an ihrem Ohr. Elegant wandte sich der Elf um und stieg in den Sattel seines Pferdes. Shirai wusste, dass sie ihn gehen lassen musste. Wahrscheinlich würden sie einander nie mehr begegnen und doch konnte sie ihm nicht folgen. Es war, als würde sie eine unsichtbare Kraft daran hindern. Stumme Tränen rannen ihre Wangen hinunter. Seine Silhouette war längst mit den Schatten des Waldes verschmolzen und obwohl Shirai ihn nicht mehr sehen konnte, formten ihre Lippen fast lautlos einige Worte. „Leb wohl Oiodin. Auch wenn dies ein Abschied für immer ist......schwöre ich dir meine ewige Liebe.“ ----- *räusper* Yea, I know...der Prolog hört sich nicht ganz so dramatisch an, wie vielleicht die Beschreibung, aber das ändert sich im Laufe der Kapitel noch. ;) (Zumindest ist es so geplant :D) Der Prolog ist übrigens schon etwas älter... *hust* war ganz schön staubig das Ding. :P Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)