Wie sieht dein Himmel aus? von Schreibfee_86 ================================================================================ Kapitel 1: Ein Anruf -------------------- 1. Teil es folgen zwei weitere... 2. Teil - Wenn der Himmel sich zu zieht 3. Teil - Wenn die Sonne durch die Wolken bricht. Bevor meine FF startet wollte ich noch schnell eine kleine Info geben. In dieser FF geht es hauptsächlich um die Twilight - Charaktere, allerdings hatte diese Story mal so rein gar nichts mit Vampiren zu tun. Die Ideen für meine FF sind meinem Hirn entsprungen, sollte es Ähnlichkeiten mit anderen Storys geben, so tut mir das Leid und war nicht beabsichtigt. Die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene auch kein Geld damit. So, und wenn ihr mögt lasst mir doch ein paar Kommis da. Liebe Grüße eure Nicki Mit schnellen Schritten eilte ich durch den Regen, ich griff nach dem Kragen meiner Jeans-Jacke und zog sie fester. Die Arme fest vor dem Körper verschlungen. Meine Haare waren bereits völlig durchnässt und klebten an meinem Gesicht. „Dieser verfluchte Regen“, brummte ich genervt. Immer wieder Blitzte und Donnerte es. Dabei war heute so ein schöner Tag gewesen, strahlend blauer Himmel, warmer Sonnenschein und ein laues Lüftchen als ich zur Uni aufgebrochen war und jetzt war alles grau und es regnete wie aus Eimern. Aber diese Sommergewitter waren hier in Phoenix nicht ungewöhnlich. Endlich erreichte ich die Straße in der ich jetzt seit einem Jahr wohnte. Meine Schritte wurden ruhiger, warum rannte ich eigentlich so? Ich war sowieso schon klitschnass. Die Gegend in der mein neues Zuhause lag, war einigermaßen ruhig. Noch viele andere Studenten wohnten hier und mal abgesehen vom Wochenende war es hier wirklich ruhig, aber das war mir nur recht. Wobei man meine Straße schon in arm und reich teilen konnte. Auf der rechten Seite wohnten viele Studenten und eben Leute, die halt nicht Geld wie Heu hatten und auf der linken Seite… nun ja… die gehobenere Klasse. Es waren schöne Häuser dabei, sehr gepflegt und mit dicken Autos davor. Wieder war ich einmal so in Gedanken versunken, dass ich vergaß auf meine Füße zu achten. Mir entfuhr ein Fluch als ich stolpernd mein Gleichgewicht suchte. Kurz bevor auf dem Gehweg lag, streckten sich meine Arme instinktiv nach vorn und ich konnte das Geländer der Treppe greifen. Meine Tasche rutschte über meinen Arm und landete rappelnd am Geländer. Ja, auch das gehörte wohl zu mir, dieses unfassbare Glück einen schlechten Gleichgewichtssinn zu haben. Immer noch fluchend richtete ich mich wieder auf und erkannte einen Umzugswagen auf der anderen Straßenseite. Eine blonde Frau hatte mein Missgeschick beobachtet und betrachtete mich nun eingehend. Sie musste ungefähr mein Alter haben, vielleicht etwas älter. Ich kam nicht drum rum festzustellen, dass sie unglaublich hübsch war. Sie stand in dem Umzugswagen und ihr Blick war immer noch auf mich gerichtet. Lange blonde Haare umspielten ihr Gesicht, selbst auf die Entfernung konnte ich erkennen, dass Belustigung auf ihrem Gesicht lag. Ja, sie amüsierte sich wunderbar auf meine Kosten. Ich zog die Augenbrauen zusammen und spürte Wut die in mir aufflammte. Ich blinzelte die Regentropfen aus meinen Wimpern um besser sehen zu können. Erst als ein junger Mann, der ebenfalls völlig durchnässt war, wieder neben ihr stand riss sie ihren Anblick von mir los und reichte ihm die nächste kleine Kiste. Mit hängenden Armen stand ich da und beobachtete die „neuen Nachbarn“. Erst als eine Windboe aufkam und ein Schaudern durch meinen Körper wanderte, wandte ich mich mit hochgezogenen Schultern ab und ging schnell auf die Haustür zu. Ich lief eilig in den ersten Stock hinauf und sperrte meine Haustür auf. Meine Tasche fiel mit einem dumpfen Geräusch auf den Fussboden. Ich warf den Schlüssel in die Schale im Flur und schälte mich im gehen aus den nassen Klamotten. Erst als ich unter der heißen Dusche stand, hörte ich auf zu zittern. Ich hätte das heiße Wasser am liebsten gar nicht mehr abgestellt, aber als ich das Telefon klingeln hörte drehte ich mit einem enttäuschten seufzen das Wasser ab. Ich schlang ein Handtuch um meinen Körper und tippelte in den Flur. „Swan“, meldete ich mich kurz angebunden immer noch verärgert meine Dusche verlassen haben zu müssen. „Hallo Bella, hier ist Charlie“, rief mein Vater gut gelaunt in den Hörer. „Ich hoffe ich störe nicht“, fügte er an als er meinen harschen Ton bemerkt hatte. „Nein, Dad“, sagte ich schnell und wandte mich um, um ins Wohnzimmer zu gehen. Mit spitzen Schritten stieg ich über meine nasse Wäsche und ging ins Wohnzimmer, wo ich einen weiteren Blick auf den Umzugswagen warf. Weitere Personen waren jetzt da und halfen beim Ausladen. Immer noch verärgert über die Blonde Tussie wandte ich mich ab und ließ mich auf das Sofa fallen. „Wie geht es dir?“, fragte ich und versuchte die Wut in mir abzuschalten. „Ganz gut, aber es ist immer noch komisch ohne dich“, sagte er und Trauer klang in seiner Stimme mit. „Ach, Dad“, sagte ich tadelnd. „In ein paar Wochen komm ich dich doch schon besuchen.“ „Ja, du hast recht. Was ist mit deinem Bruder, hat er es sich schon überlegt?“, fragte Charlie und ich hörte wie er hoffend darauf wartete, dass ich ihm bestätigen würde das Emmet mich begleiten würde. Er und mein älterer Bruder hatten sich gestritten und seit dem nicht besonders viel mit einander gesprochen. „Nein, Dad, ich werde allein kommen“, sagte ich leise. Er schwieg eine Weile am anderen Ende. „Bella“, sagte er in einem fast schon flehendem Tonfall „Kannst du nicht mal mit ihm reden?“, fragte er mich. Ich verzog das Gesicht und schürzte die Lippen. „Dad“, murrte ich unwillig „ich will mich da nicht einmischen, ihr seid doch alt genug. Das ist was zwischen euch.“ „Bitte, Bella!“ Ich spürte wie mein Widerstand zu bröckeln begann. „Bitte.“ Genervt verdrehte ich die Augen. „Ja, ja schon gut. Ich rede mit ihm… aber ich werde dir nichts versprechen. Und das ist das erste und letzte Mal, verstanden?“, knurrte ich in den Hörer. „Oh danke Bells.“ Jubelte mein Dad begeistert in den Hörer. „Und sonst, gibt’s was neues? Wie läuft es denn so?“, fragte er neugierig, seine Laune schien sich durch mein Einlenken ins unermessliche gesteigert zu haben, wenn das mal gut ging, dachte ich und verzog abermals das Gesicht. Emmet war ein harter Brocken und jetzt hatte ich das am Hals. Ich verstand mich gut mit meinem älteren Bruder, sehr gut sogar. Fragte sich nur wie lange noch, dachte ich sarkastisch und schüttelte kur z den Kopf um mich wieder auf das Telefonat konzentrieren zu können. „Ähm, ja gut soweit“, sagte ich nach kurzem überlegen was mein Vater mich gefragt hatte. „Alles bestens.“ „Und, ich meine… ähm…ja… gibt es schon jemanden?“, fragte er und brach sich einen ab die Frage überhaupt zu stellen. Beinahe hätte ich gelacht, meinem Vater fiel es nicht leicht zu akzeptieren, dass aus seinem kleinen Mädchen eine Frau geworden war und nun auch Männerbesuche empfing. Doch zurzeit herrschte dort eine totale Flaute, mal hier und da ein paar Flirts hin und wieder auch ein One-Night-Stand, aber das war es auch schon. Und im Moment musste ich so viel lernen, das mir nicht einmal für Sex die Zeit blieb. Ich seufzte sehnsüchtig. „Nein, Dad, es gibt niemanden. Ich habe keine Zeit für sowas, weißt du! Ich studiere“, sagte ich Stolz und reckte das Kinn vor. Mein Vater kicherte am anderen Ende der Leitung. „Na gut, Schatz. Telefonieren wir bald wieder, ich muss zum Dienst.“ „Klar, Dad, pass auf dich auf.“ „Schlaf gut, Bells.“ „Danke Dad.“ Dann hatte er aufgelegt. Einen Moment blieb ich noch sitzen und ging das Telefonat noch einmal in Gedanken durch. Da hatte ich mir wieder was eingebrockt. Das Gespräch mit Emmet jagte mir jetzt schon einen Schauer über den Rücken. Ich hasste es. Immer zogen sie mich in ihre Streitigkeiten rein oder viel mehr mein Dad. Emmet hatte so etwas noch nie getan. Er wohnte ein Stockwerk höher über mir, aber zurzeit war er gar nicht in Phoenix, seine Semesterferien hatten früher begonnen und er wollte unsere Mutter besuchen. Ja, René, auch ich hatte sie lange nicht gesehen, aber das Verhältnis zu meinem Vater war um einiges dichter als zu meiner Mutter. Irgendwie hatte ich ihr die Scheidung wohl nie so recht verziehen. Es war nicht fair ihr diese Last aufzubrummen, sie waren beide Schuld daran oder viel mehr Einverstanden damit sich scheiden zu lassen. Doch als kleines Mädchen kann man damit nicht objektiv umgehen. Ich liebte meine Mutter, aber irgendwie stand immer etwas zwischen uns. Vielleicht auch weil sie schon kurz nach der Scheidung ein neues Leben mit einem neuen Mann begonnen hatte und bereits wieder Mutter geworden war. Wieder ertappte ich mich dabei wie ich Eifersüchtig auf meine Halbschwester wurde. Ich schüttelte den Kopf und vertrieb die dunklen Gedanken. Das war nicht richtig. René hatte ein Recht darauf glücklich zu sein, sie konnte nichts dafür wenn mein Dad sich so sehr daran klammerte. Ich stand auf und ging ins Bad. Ich zog das Handtuch von meinem Körper, cremte mich ein, kämmte meine Haare und schlüpfte dann in meine Shorts und ein Trägertop. Draußen hatte es sich abgekühlt, aber hier in meiner Wohnung war es immer noch ziemlich warm. Ich schlenderte in die Küche und öffnete das Fenster. Es regnete noch immer, aber nicht mehr so stark. Ein Brummen das aus meinem Magen kam, ließ mich aufblicken. Ich lächelte über dieses knurrende Geräusch und wandte mich vom Fenster ab. Ein Blick in den Kühlschrank eröffnete mir, dass ich wohl spätestens morgen einkaufen musste. Als ich gerade nach den letzten beiden Eiern griff, klopfte es an meiner Tür. Erstaunt sah ich auf. Wer konnte das sein? Ich ging in den Flur und lünzte durch den Türspion. Eine junge Frau stand vor meiner Tür, kurze schwarze Haare die Wild in alle Richtungen abstanden. Ich öffnete die Tür und blickte sie fragend an „Ja?“, fragte ich. „Entschuldige die Störung, aber ich glaube das ist deins“, sagte sie und deutete erklärend auf einen kleinen Organizer. Ich erblickte das schwarze kleine Buch in ihrer Hand, das ziemlich nass geworden war. „Oh“, war alles was ich zustande bekam. Sie streckte es mir entgegen und ich ergriff das nasse Teil. „Komm doch rein“, sagte ich Gedankenverloren als sie mich auffordernd ansah. Sie trat behutsam an mir vorbei und blieb dann in meinem Flur wieder stehen. Ich schloss die Tür und drehte mich dann zu ihr. Sie lächelte mich freundlich an und ich erwiderte es. Ich deute den Flur entlang, ging dann vor und sammelte eilig meine nasse Wäsche auf, die immer noch auf den Fliesen lagen. Die Wäsche warf ich ins Badezimmer, meinen Organizer platzierte ich auf der Heizung und öffnete diese leicht. Sie sah sich neugierig um. „Schön hast du es hier“, sagte sie staunend. „Naja“, meinte ich und warf einen Blick über meine Wohnzimmer. „Ich bin Alice, Alice Cullen“, sagte sie und streckte mir eine Hand entgegen. „Bella Swan“, erwiderte ich und griff ihre Hand. Und obwohl sie so zierlich und zerbrechlich wirkte hatte sie einen festen Händedruck. „Wir ziehen gerade drüben ein, meine Schwester meinte, dass das Buch dir gehören könnte“, sagte sie erklärend. Ah, die blonde Tussie, dachte ich begeistert und verdrehte innerlich die Augen. „Ja, danke“, murmelte ich und versuchte den Gedanken an den Blick ihrer Schwester zu verdrängen. „Wo habt ihr vorher gewohnt?“, fragte ich sie. „In Forks, aber wir alle hatten genug von dem fiesen Wetter dort, haben wir uns für Phoenix entschieden“, erklärte sie mir. „Hey, mein Dad wohnt in Forks. Das ist ja lustig.“ „Ja, der Polizeichef, richtig. Chief Swan“, Sagte sie grinsend. „Ja, genau“, bestätigte ich sie und grinste ebenfalls. „Und du? Ich meine, studierst du auch?“, fragte sie neugierig. „Hm, ja… Kunstgeschichte. Mein erstes Semester ist jetzt fast um, noch ein paar Wochen.“ „Hey, ich studiere auch Kunstgeschichte, dann haben wir hier bestimmt dieselben Kurse“, meinte sie schmunzelnd. Oh, dachte ich, ich kenne sie doch kaum. Und schon so anhänglich? Das war eigentlich so gar nicht meine Welt, aber trotzdem mochte ich sie irgendwie. „Ja, wir sehen uns dann wohl auf dem Campus, ich muss wieder los“, erklärte sie und machte eine Handbewegung auf das Fenster. „Sonst sind sie nachher sauer, wenn sie alles allein machen müssen“, fügte sie an und rollte mit den Augen. Ich grinste bei dem Gedanken, das Blondie allein schuften musste. Schon komisch, dass ich eine solche Abneigung gegen diese blonde Frau hegte, ich kannte sie noch nicht einmal. Kein Wort hatten wir miteinander gewechselt. Doch dann sah ich sie in meinen Gedanken wieder, wie sie arrogant und überheblich in dem Transporter gestanden hatte und sich über mich lustig gemacht hatte. „Ok, dann sag ich mal bis die Tage“, als ich Alice die Tür öffnete und in den Flur tänzelte. „Und nochmal vielen Dank für den Organizer.“ Rief ich ins Treppenhaus. „Nichts zu danken“, rief sie freudig. Ich wollte gerade die Türe schließen als ich hörte wie die Tür gegenüber sich öffnete. In Gedanken stöhnte ich auf. Nein, bitte nicht, bitte, bitte nicht, schrien meine Gedanken, doch da konnte ich Ms. Lehmann schon sehen. „Was ist das denn wieder für ein Lärm?“, zetterte sie. Ja, und solche Menschen lebten auch in meiner Straße und in meinem Haus. „Nichts, Ms. Lehmann, es ist alles in Ordnung“, sagte ich freundlich. „Man weiß ja nie wer hier im Haus rumschleicht“, machte sie weiter und blickte mich mit ihren grauen Augen durch die große Brille an. „Hier schleicht niemand rum, Ms. Lehmann, das waren nur die neuen Nachbarn. Sie ziehen drüben in das Austen Haus“, erklärte ich ihr und lächelte sie gewinnend an. Sie runzelte die Stirn, reckte den Kopf aus der Tür und blickte durch das Fenster im Flur nach draußen. „Müssen ja reiche Leute sein, wenn sie sich das leisten können“, brummte sie und blickte mich dann wieder fragend an. „Das weiß ich nicht“, antwortete ich höflich, verdrehte aber innerlich die Augen. Diese alten Leute, dachte ich genervt. „Haben Sie sich weh getan?“, fragte sie plötzlich und ein besorgter Ausdruck trat auf ihr Gesicht. Fragend sah ich sie an. „Wie bitte?“, fragte ich stockend. Ein verärgerter Ausdruck trat auf ihr Gesicht. „Na, gerade unten an der Treppe, Sie sind gefallen“, sagte sie ungeduldig. Oh, na toll, die halbe Nachbarschaft sieht mir also zu, wie ich auf die Nase falle. „Nein, Ms. Lehmann, es ist alles in Ordnung“, erklärte ich und streckte mich einmal zum Beweis. Der ärgerliche Ausdruck auf ihren Augen verschwand und ein leichtes Lächeln kräuselte ihre faltigen Lippen. „Ich muss jetzt rein, Ms. Lehmann“, sagte ich und sah sie freundlich an. Sie nickte einmal und verschwand hinter der Holztür. Eigentlich war diese alte Dame sehr erträglich so lange man sich gut mit ihr hielt. Emmet hatte sie schon ganz schöne Schwierigkeiten bereitet. Er war ein paar Mal zu laut gewesen, sei es Musik, Parties oder Sex… ich grinste… jedes Mal stand die alte Ms. Lehmann vor seiner Tür und meckerte mit ihm, wie mit einem kleinen Schuljunge. Lächelnd schloss ich die Tür und kehrte in die Küche zurück. Ich widmete mich wieder meinem knurrenden Magen, holte die Eier aus dem Kühlschrank und schlug sie in eine Schale, natürlich, warum auch nicht, war ja klar, dass das wieder mir passierte. Die Schale zerbrach in mehrere kleine Stücke und fiel mit ins Ei. Ich fischte die Stücke heraus und öffnete das zweite Ei behutsamer. Hey, Erfolgserlebnis, es ist geglückt. Dann nahm ich die Nudeln vom Vortag aus dem Kühlschrank und stellte sie neben die Pfanne. Das Öl brutzelte bereits in der Pfanne. Ich nahm die Nudeln und gab sie in die Pfanne, danach das Ei. Und während ich dastand und auf mein Essen wartete blickte ich immer wieder aus dem Fenster zu meinen neuen Nachbarn, den Cullens. Noch immer wuselten sie hin und her, ein Karton nach dem anderen verließ den Umzugswagen. Nur mit Mühe riss ich mich los und schob mein Essen auf einen Teller. Noch den Ketchup gegriffen und ich verschwand wieder im Wohnzimmer. Ich sank auf das Sofa und schaltete den Fernseher ein. Kapitel 2: Neue Nachbarn ------------------------ Es war noch spät geworden, irgendwann mitten in der Nacht war ich auf meinem Sofa aufgewacht. Total verdreht, mein Nacken schmerzte und meine Muskeln protestierten als ich mich aufrichtete. Na super, dachte ich und rieb mir Nacken und Schultern. Doch was hatte mich geweckt? Der Fernseher? Ich suchte nach der Fernbedienung und fand sie schließlich unter mir, ich schaltete den Fernseher ab und ließ mich nach hinten sinken. Ich seufzte auf und schloss die Augen. Ein anderes Geräusch drang von der Straße an mein Ohr. Ich setzte mich auf, viel zu schnell, wieder schmerzte mein Nacken. Ich stöhnte gequält auf und hiefte mich hoch. Schlaftrunken tapste ich zum Fenster und rieb mir im gehen die Augen. Der Umzugswagen war verschwunden, dafür standen jetzt drei Wagen in der Einfahrt, eine schwarze Limousine, wenn mich nicht alles täuschte ein Mercedes, ich kniff die Augen zusammen um besser sehen zu können. Ja, tatsächlich ein Mercedes. Daneben ein Bordeauxfarbenes Cabrio und ein silberner Volvo. Ich hob die Augenbrauen und blinzelte zweimal. Wie viele gab es denn bitte von den Cullens? Und ich musste Ms. Lehmann wohl zustimmen, sie schienen wirklich reich zu sein. Ich zuckte mit den Achseln, ich mochte es nicht wenn man Menschen direkt in eine Schublade steckte nur weil sie Geld hatten. Meine Gedanken schweiften wieder zu dem Haus, indem noch Licht brannte. Sollten sie immer noch auf sein? Immer noch mit ausräumen beschäftigt? Ich folgte dem Treiben in der Dunkelheit und umso mehr sich meine Augen daran gewöhnten, desto besser konnte ich sehen. Immer wieder sah ich Alice und Blondie, aber da waren noch drei weitere Personen. Noch eine Frau, sie schien etwas älter zu sein, vielleicht ihre Mutter, schlussfolgerte ich. Dann sah ich noch einen Mann, wenn mich die Dunkelheit nicht täuschte hatte er blonde Haare, aber das war schwer zu sagen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und blinzelte ein paar Mal. Es war einfach doch zu Dunkel. Mit einem Gähnen wandte ich mich ab und schlurfte ins Schlafzimmer. Ich ließ mich in mein Bett fallen und starrte an die Decke. Mit einem Mal war ich so gar nicht mehr müde. Es interessierte mich viel mehr, was sie dort um diese Uhrzeit noch taten. Hm… vielleicht wollten sie auch einfach nur fertig werden. Ich rollte mich auf die Seite und schloss die Augen. Morgen nochmal in die Uni und dann war endlich Wochenende, doch auch das erlöste mich nicht davon, dass ich lernen musste. Zweimal hatte ich Ms. Jacoby schon vertröstet und sie hatte mir wie immer „nur noch einmal einen Aufschub“ gewährt. Das sagte sie jedes Mal wenn ich wieder spät dran war und ich war definitiv zu oft spät dran. Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, stöhnte ich genervt auf. Ich fühlte mich total erschlagen und kaputt. Na ja das hat man davon wenn man seine Nachbarn die halbe Nacht ausspionierte. Mir kam ein erschreckender Gedanke, ich war jetzt schon wie Ms. Lehmann, wie sollte das erst werden wenn ich alt war? Ich presste mir die Hände auf die Augen und atmete einmal tief durch, dann warf ich schwungvoll die Decke zurück und stand auf. Schnell öffnete ich die Fenster und warf einen Blick nach draußen. Es war nichts mehr von dem fiesen Gewitter zu sehen, die Sonne ging gerade auf und nur ein paar weiße Wattebausch Wolken waren am Himmel zu sehen. Ja, das war Phoenix wie ich es mochte. Schnell schüttelte ich mein Kissen und meine Decke auf, dann verschwand ich ins Badezimmer und stellte mich unter die Dusche. Ich stieg in eine ausgewaschene Jeans und ein leuchtend gelbes T-Shirt, noch schnell in die Flip Flops gestiegen und war beinahe fertig. Eifrig putzte ich mir die Zähne und kämmte mir die Haare. Ein zügiges Klopfen an meiner Tür ließ mich einen Blick auf die Uhr werfen. Pünktlich wie immer, dachte ich lächelnd und spülte mir den Mund aus. Schnell griff ich meinen Organizer, der mehr ziemlich zerfledert aussah, ich musste mir wohl einen Neuen zu legen. Ich presste die Lippen zusammen und betrachtete das gute Stück während ich in den Flur ging. Ich griff meine Tasche und öffnete die Tür. Jasper strahlte mir mit einem breiten Grinsen entgegen. „Guten Morgen, die Dame“, sagte er gut gelaunt. Ich sah ihn mit großen Augen an. „Was ist denn mit dir los?“, fragte ich ihn skeptisch und musterte ihn eingehend. Mein bester Freund Jasper war schon immer mit einer guten Laune gesegnet gewesen, aber das heute… das war… ich weiß auch nicht. „Nichts“, meinte er grinste aber immer noch. Ich zog die Augenbrauen zusammen und kniff die Augen zusammen, sodass ich ihn misstrauisch beäugte. „Bella, jetzt komm schon, es ist alles in Ordnung“, sagte er lachend und packte mich am Arm. Ich zog die Tür zu und schloss ab, bis ich unten angekommen war, stand Jasper schon draußen und atmete die frische Morgenluft ein. Nachdenklich blickte er auf das Haus der Austens. „Du hast neue Nachbarn“ es klang nicht wie eine Frage, eher wie eine Feststellung. Kurz darauf wandte er den Blick von dem Haus auf mein Gesicht. Ich zuckte die Achseln und nickte. „Seit gestern“, antwortete ich knapp. Ich war immer noch angesäuert wegen Blondie. Ich merkte dass er darauf wartete das ich noch mehr sagen würde, doch ich blickte ihn nur fragend an. Was sollte ich groß erzählen? Dass ich mich mal wieder blamiert habe und die halbe Nachbarschaft vermutlich zugesehen hat? Nein. Auf keinen Fall. Ich packte ihn am Arm und verdrehte die Augen. „Komm schon, wir kommen noch zu spät“, knurrte ich genervt. Auf unserem Weg zur Uni blickte ich ihn immer wieder an. Doch das sanfte Lächeln auf seinen Lippen verschwand einfach nicht. „Nicht das du Krämpfe bekommst“, sagte ich und zog eine Augenbraue hoch. „Bist ja nur neidisch“, antwortete er mir mit einem schalkhaften Blick in den Augen und legte den Kopf schief. „Auf Gesichtslähmungen? Wohl kaum“, antwortete ich grinsend. „Nun sag schon!“ „Na ja… ich… ich habe… ich habe gestern jemanden kennengelernt oder getroffen viel mehr“, brachte er stockend hervor. Ich blieb wie angewurzelt stehen. „Ok, wie heißt sie?“ fragte ich ihn und meine Stimme klang schroff, das hatte ich nicht beabsichtigt, doch plötzlich durchströmte mich ein Gefühl der Eifersucht. Wir waren so gute Freunde geworden, da wollte ich ihn nicht an irgendeine Trulla verlieren. Er kam zu mir zurück und hakte sich bei mir unter. Mit sanftem Druck zog er mich weiter, immer noch lächelte er. „Ich weiß es nicht“, sagte er und zog die Achseln hoch. Das verstand ich nicht. Fragend sah ich ihn an. „Du weißt es nicht?“ „Nein, ich habe sie gestern auf dem Campus getroffen, wir haben uns kurz unterhalten. Sie wollte wissen wo das Sekretariat ist. Ich habe es ihr gesagt und dann… dann war sie weg“, sagte er seufzend. Ich zog die Nase kraus und meine Stirn legte sich in Falten. „Ah ja. Und jetzt hoffst du, dass du sie wieder triffst an unserer kleinen Uni“, sagte ich und die Ironie schwang in meiner Stimme mit. Gleichzeitig machte ich eine ausladende Bewegung mit den Armen, die auf unser Campusgelände zeigten. „Ja“, antwortete er mir schlicht. Ich schüttelte kurz mit dem Kopf, dann ging ich weiter. Er folgte mir und schloss mit zwei langen Schritten zu mir auf. „Mensa, in der Mittagspause?“, fragte er mich. „Aber klaro, ich helf dir die geheimnisvolle Unbekannte zu finden“, gluckste ich und ging auf mein Gebäude zu. Na das konnte ja was werden, dachte ich und rollte mit den Augen. Meine Lesungen zogen sich ins Unermessliche, es war als hätte jemand die Zeit angehalten. Wenigstens hatte ich für Mr. Rupert meine Hausarbeit erledigt. Als die Stunde endlich vorbei war legte ich meine Arbeit, wie die anderen an seinem Pult ab und wollte gerade gehen als er mich zurückrief. „Ah, Ms. Swan, einen Moment bitte. Ich stellte mich neben ihn und er wartete bis die anderen den Hörsaal verlassen hatten. Ich musterte ihn ganz in Gedanken, der kleine rundliche Mann mit der Halbglatze und der Brille, die viel zu weit vorne auf der Nase saß. Dann immer diese Bügelfalten Leinenhose und die karierten Jacketts, die er trug. Als auch der letzte Student hinaus war blickte er mich strahlend an. „Ms. Swan ich wollte ihnen nur kurz einen Zwischenstand geben. Ihre letzte Arbeit hat mir sehr gut gefallen. Ich denke, wenn sie bei Ms. Jacoby einen Zahn zulegen, könnten sie nächstes Semester eines der Stipendien ergattern.“ Auf meinem Gesicht fühlte ich erst ein ungläubiges Starren, es musste furchtbar dämlich ausgesehen haben, denn Mr. Rupert sah mich einen kurzen Moment besorgt an. Endlich begann mein Gehirn das Gesagte zu verarbeiten und ein Lächeln glitt auf meine vollen Lippen. „Das sind ja super Nachrichten, Mr. Rupert“ sagte ich strahlend und drückte den älteren Professor kurz an mich. Er erstarrte unter meiner Berührung, musste aber doch Lächeln als ich aus dem Raum hüpfte. Das musste ich Jasper erzählen, das waren wirklich gute Neuigkeiten. Ja, Ms. Jacoby, das Wochenende gehörte Ihnen, ich würde lernen und lernen und nochmal lernen. Meine Hausarbeit würde sie aus ihren Birkenstocksandalen hauen. Vollkommen euphorisch lief ich zur Mensa. Jasper saß bereits an unserem Stammplatz. „Wow“, brachte er nur hervor als er mein glühendes Gesicht mit einem strahlenden Lächeln sah. „Wer bekommt nächstes Jahr vielleicht ein Stipendium?“ flüsterte ich ihm zu und grinste dabei unaufhörlich. „Bella, das ist… großartig, dann musst du den fiesen Job bei Newtons nicht mehr machen“, schloss er daraus und hob die Augenbrauen. „Erst mal abwarten, ich darf die Hausarbeit für die Jacoby nicht verhauen.“ „Ach das wird schon“, meinte Jasper und ich sah wie sein Blick immer wieder durch die Mensa glitt. „Sie ist nicht hier oder?“, fragte ich als ich sah das sein Gesicht eine enttäuschte Miene annahm. Er schüttelte nur den Kopf. „Aber ab nächste Woche bestimmt“, sagte ich aufmunternd. „Wie sieht es aus heute Abend aus - New Moon?“, fragte ich, ich wollte unbedingt feiern. Diese überragende Neuigkeit musste einfach gefeiert werden. „Du musst deine Hausarbeit fertig bekommen, Bella“, erinnerte er mich und ich spürte wie seine Laune immer schlechter wurde. „Hey, vielleicht feiert sie auch gern“, schnurrte ich und überging seine Bemerkung über meine Hausarbeit. Ich biss mir auf die Unterlippe und wartete seine Antwort ab. Schließlich gab er klein bei. „Okay, okay. Ich hole dich um neun ab.“ Ich strahlte ihn dankbar an und griff seine Hand. „Das wird schon“, meinte ich. „Heute morgen warst du nicht so begeistert“, erinnerte er mich. „Ja, ja…“, sagte ich abwehrend und hob die Hand „So gefällst du mir aber auch nicht“, fügte ich hinzu und meine Hände fassten sein Gesicht. „Du bist mein bester Freund und ich möchte, dass es dir gut geht“, sagte ich ernst und strich sanft über seine Wangen. Ein Lächeln glitt über seine Lippen. „Schon viel besser.“ Sagte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Der restliche Tag an der Uni verlief Ereignislos. Um kurz nach 16 Uhr war ich auf dem Weg nach Hause. Doch dann fiel mir ein, dass ich fast nichts mehr im Kühlschrank hatte und machte einen kleinen Schlenker zum Supermarkt. Ich schlich durch den Laden und blickte fragend in die Regale. Irgendwie sprach mich nichts an. Unschlüssig stand ich vor dem Kühlregal und starrte auf die Milch und Joghurtprodukte. Erst als ich eine weiche Frauenstimme hörte blickte ich auf. Da war sie wieder – Blondie – ich seufzte und drehte mich um. Unauffällig schlenderte ich in den nächsten Gang und beobachtete die blonde Frau. Sie war wirklich außergewöhnlich schön. Die langen blonden Haare reichten bis zur Mitte ihres Rückens und hatte leichte Wellen, ihr Gesicht war makellos, ihre Haut schien unglaublich zart, nicht die kleinste Unebenheit konnte ich sehen. Ihre Figur war die eines Models nur ein wenig kurven reicher. Dafür würde so manche Frau töten, dachte ich und blickte an mir herab. Ich hatte nichts an mir auszusetzten, bis auf den kleinen Huckel auf meiner Nase, aber der fiel beinahe niemandem auf. Ansonsten war ich wohl eher das Gegenteil von Blondie, ich war unscheinbar und sie – ja, sie war wie ein Meteor an einem schwarzen Himmel. Ein finsteres Lachen entfuhr mir. Die Frau, mit der sie unterwegs war, hatte ich gestern Nacht auch gesehen und meine Vermutung bestätigte sich als Blondie sie mit „Mam“ ansprach. Unauffällig beobachtete ich die Beiden weiter. Kein Zweifel sie hatte die Schönheit ihrer Mutter geerbt. Ich tat so als würde ich eine Tüte Reis suchen und schielte immer wieder zu ihnen hinüber. Doch als sie immer weiter in meine Richtung kamen wandte ich mich ab und ging mit meiner Gurke, einer Tüte Milch, einer Packung Nudeln und ein paar Bananen zur Kasse. Ich musste weg, bevor sie plötzlich hinter mir standen. Aber als ich auf die Kasse zusteuerte entfuhr mir ein wehleidiges Seufzen – es war voll, total voll. Ich stellte mich an und drückte die Lebensmittel an mich, damit ich bloß nichts fallen ließ. Ich hörte wie sie näher kamen, drehte mich aber nicht um. „Rosalie, das ist doch Unsinn“, hörte ich ihre Mutter sagen. Rosalie, der Name glitt durch mein Hirn wie eine schwere Parfumbrise. Na klar, jemand der so aussah musste auch Rosalie heißen. Von Rosalie hörte ich nur ein genervtes Schnauben, aber sie sagte nichts mehr. Endlich leerte sich das Band vor mir und ich konnte meine Sachen darauf ablegen. Jetzt standen sie hinter mir. Ich schloss die Augen und hoffte, dass sie mich nicht erkennen würde. Schritt für Schritt ging es weiter vorwärts. Als die Kassiererin meine Sachen über den Scanner gezogen hatte und mir den Preis nannte, musste ich mich ihr zuwenden. Aus den Augenwinkeln prüfte ich, -ob ich -, die stolpernde Trantante aufgeflogen war. Doch sie spielte Gedankenverloren an ihren Ringen. Warum machte es mir soviel aus. Sonst störten mich solche Dinge doch auch nicht? Ich wusste es nicht, aber ich fühlte mich in ihrer Gegenwart wie die Pechmarie aus Frau Holle. Ich reichte der Kassiererin das Geld und machte mich daran meine Sachen schnellst möglich in die Tasche zu bekommen. Ich nahm das Wechselgeld und warf es achtlos in die Tasche. Ich hob meinen Blick und sah erst Rosalies Mutter an, die mir freundlich zu lächelte, ich erwiderte das Lächeln, dann wanderte mein Blick weiter zu Blondie. Sie musterte mich ebenfalls. Und dann als hätte ich es in ihrem Kopf klicken hören, sah ich, dass sie wusste wer da vor ihr stand. Sie grinste fies und zog wissend eine Augenbraue hoch, dann blickte sie an mir hinab und wieder hinauf zu meinem Gesicht. Ich zog den Träger meiner Tasche über meinen Kopf und verließ dann den Supermarkt. Ich beschloss durch den Park zurück zugehen. Ich musste sie nicht noch an mir vorbeifahren sehen. Als ich endlich zu Hause ankam, verstaute ich meine Einkäufe und ließ mich auf das Sofa plumpsen. Es war wieder unerträglich warm draußen und die Kühle in meiner Wohnung war angenehm und befreiend. Ich legte die Beine hoch und versuchte das eben geschehene zu vergessen. Ich suchte das Hochgefühl das ich heute Vormittag noch verspürt hatte und lotste es hervor. Ja, ich wollte mich freuen und ich würde heute Abend Spaß haben. Basta. Ich stellte meinen Wecker auf 19 Uhr und schloss die Augen, vielleicht schaffte ich es noch ein wenig zu schlafen. Ein schriller Ton riss mich aus meinen Träumen. Ich hatte tatsächlich noch geschlafen, stellte ich erstaunt fest. Ich setzte mich auf und strich durch meine Haare. Ich war wieder bester Laune und eine unglaubliche Vorfreude stellte sich ein. Ich sprang von dem Sofa und eilte ins Bad, schnell war ich geduscht und suchte nun nach geeigneten Kleidungsstücken. Ich fand ein Kleid, das mir schon immer gut gestanden hatte, ganz in Schwarz und enganliegend. Ja, das war das richtige. Ich stieg hinein und bestaunte das wunderbare Dekolté das dieses Kleid schuf. Meine Haare föhnte ich leicht an und steckte sie mit sicheren Fingern hoch. Auf Schminke verzichtete ich vollkommen, ich mochte dieses zugekleisterte nicht. Ich prüfte mein Aussehen im Spiegel, der im Flur hing, dann stieg ich in meine hohen Sandalen die geschnürt wurden und hoffte, dass ich ohne einen Abriss der Sehnen davon kam. Kaum war ich in meinen Schuhen klopfte es bereits dreimal schnell nacheinander. Meine Absätze klopften laut auf den Boden als ich zur Tür ging um sie zu öffnen. Jasper machte ein erstauntes Gesicht und pfiff anerkennend durch die Zähne. Fragend sah ich ihn an. „Zu viel?“, fragte ich unsicher und drehte mich einmal vor ihm. Er schüttelte nur Stumm den Kopf, immer noch hatte er diesen erstaunten und überraschten Ausdruck im Gesicht. Ich musterte ihn noch einen Moment und mir wurde klar, dass ich sonst noch nie ein Kleid anhatte wenn ich mit ihm unterwegs gewesen war. Na wenn die Reaktion bei ihm schon so ausfiel dürfte ich heute Abend keine Schwierigkeiten haben jemanden kennen zu lernen, dachte ich und ein verzücktes Lächeln erschien auf meinem Gesicht. Ich schob Jasper lachend aus der Tür und zog hinter mir zu. Schweigend liefen wir zur Bushaltestelle. Von uns beiden besaß leider niemand einen Wagen, aber wenn man richtig feiern ging, war das sowieso ein unnötiges Risiko. Jedoch konnte ich auch nicht sagen, dass ich unbedingt ein Auto brauchte, ich kam hier gut ohne zurecht. Alles war gut zu erreichen und zur Not nahm man sich halt ein Taxi. Über was machte ich mir hier eigentlich gerade Gedanken? Ich schürzte die Lippen und griff nach Jaspers Arm, er sah auch nicht schlecht aus heute Abend, das schwarze kurzärmlige Hemd saß perfekt und umspielte seinen schlanken, aber nicht schlaksigen Körper, dazu trug er eine blaue Jeans. Die blonden lockigen Haare waren künstlerisch mit Gel gestylt. Warum waren wir eigentlich nie zusammen gekommen? fragte ich mich plötzlich und musterte meinen besten Freund nachdenklich. Aber vielleicht war das auch besser so. Er war mein bester Freund und solche Sachen verkomplizierten die Dinge nur. Und dennoch seit meinem dicken Streit mit Jessica Stanley war unser Freundeskreis gespalten. Es gab die Anti – Bella Fraktion. Die aus wesentlich mehr Leuten bestand als unser kleines Trüppchen. Die meisten waren einfach nur zu Feige ihre Meinung ehrlich und offen Kund zu tun. Sie unterwarfen sich der von der sie mehr zu befürchten hatten. Ich gehörte nicht dazu, eigentlich noch nie. Die einzigen die mir geblieben waren, waren Jasper Hale, Angela Weber und Ben Cheney. Allerdings befanden sich die Beiden letzteren gerade in einem Auslandsjahr, was sie erst letzten Monat angetreten hatten. Aber Jasper blieb treu an meiner Seite und ertrug die Mobbingtour von Jessica tapfer. Ein zischen riss mich aus meinen Gedanken, der Bus war da. Jasper ließ mich zuerst einsteigen und folgte mir dann. Der Busfahrer, ein älterer Mann beäugte uns missmutig. Ich hielt ihm meinen Uni – Ausweis unter die Nase. Jasper tat es mir gleich. Der Fahrer nickte einmal schnell und ließ uns dann in Ruhe. „Ist bestimmt voll heut, so kurz vor den Semesterferien“, meinte Jasper und blickte mich kurz an, bevor er wieder aus dem Fenster sah. „Ja, ich denke auch. Hast du dir jetzt schon was überlegt – ich meine wegen der Ferien, du bleibst doch wohl nicht die ganze Zeit hier?“ „Doch, Bella, meine Eltern fahren dieses Jahr weg, aber das macht nichts. Ich denke, dass wird mir mal ganz gut tun. Und du bist ja auch nur zwei Wochen weg.“ Ich schwieg eine Weile, er blickte mich entsetzt an, die innere Ruhe schien ihn urplötzlich verlassen zu haben. „Du kommst doch nach zwei Wochen wieder?“, fragte er und sah mich erschrocken an. Ich lachte als ich sein Gesicht sah, sanft legte ich meine Hand auf seine. „Ja, Jasper, ich bin nur zwei Wochen weg, allerdings könntest du mich auch begleiten. Natürlich nur wenn du Lust hast“, fügte ich an und ließ das Angebot erst mal wirken. Aus dem Augenwinkel sah ich wie er die Nase kraus zog. Ich unterdrücke ein Kichern. Ja, wer wollte schon gern in den immer grauen Ort Forks – freiwillig – nur mein Dad, dachte ich und konnte es wieder einmal nicht begreifen. „ich sagte nur, überleg es dir – alles freiwillig“, fügte ich an als der Bus an unserer Haltestelle hielt. Endlich aus dem Bus, stieg meine Vorfreude noch einmal an. Es war schon länger her, das wir mal aus waren. Einfach zu viel Arbeit mit dem Studium. Im New Moon angekommen war die Stimmung bereits am Kochen. Es war noch nicht allzu voll und wir konnten zwei Plätze an der Bar ergattern. Ich setzte mich auf einen der Barhocker und schlug die Beine übereinander. „Hi“, rief der Barkeeper „was bekommt ihr?“ Jasper lehnte sich zu ihm hinüber und brüllte ihm etwas zu, dass sich für mich anhörte wie ein Wodka-O. Für den Start war das schon ok, dachte ich und grinste Jasper an. Ich ließ meinen Blick durch den gefüllten Raum gleiten. Ein paar der anwesenden Männer waren wirklich nett anzusehen. Ich wandte mich wieder Jasper zu, der ebenfalls den Raum absuchte. Allerdings befand er sich nicht mehr direkt auf der Jagd, er hatte bereits etwas gefunden, was ihn mehr als nur zu interessieren schien. Ich war bereits sehr gespannt auf die junge Frau, die meinem besten Freund mit einem einzigen Satz den Kopf verdreht hatte. Als er wieder auf sein Glas blickte sah ich ihn fragend an, aber er brauchte mir nicht zu antworten. Seine Schultern waren merklich zusammengesackt und sein Gesicht sagte mir eindeutig, dass -sie- nicht hier war. Ich strich ihm beruhigend über die Schulter. „Sollen wir gehen?“, fragte ich ihn und versuchte in seine Augen zu sehen. Doch er schüttelte nur den Kopf und strahlte mich kurz darauf an. Er sprang auf und zog mich hinter sich her auf die Tanzfläche. Er legte seine Hand auf meinen Rücken und zog mich näher zu sich. Dann wirbelten wir bereits über die Tanzfläche. Er war wirklich ein begnadeter Tänzer, mühelos bügelte er meine Fehler aus und ließ sie dabei ganz unauffällig verschwinden. Jasper hatte mir wirklich in kurzer Zeit unheimlich viel beigebracht und wenn er mich führte, war sogar mein Gleichgewichtssinn dort wo er sein sollte. „Du wirst beobachtet“, rief er mir ganz dicht an meinem Ohr zu. Verwundert neigte ich den Kopf zurück um ihn anzusehen. Jasper drehte sich mit einer geschmeidigen Drehung und ich mich mit ihm. „Hinter mir“ ich verstand ihn kaum. Doch als ich an ihm vorbei sah, blickte ich direkt in ein grünes Augenpaar, das auf mich fixiert war. Immer wieder sah ich unauffällig zu dem Unbekannten hinüber. Kapitel 3: Eine schöne Nacht ---------------------------- Nach zwei langen Tänzen stoppte Jasper und machte uns den Weg zur Theke frei, ich griff seine Hand und folgte ihm. Von unseren Plätzen an der Bar versuchte ich den Unbekannten erneut auszumachen, doch dort wo er gerade noch gestanden hatte war niemand mehr. Ich fühlte wie mich die Enttäuschung in einen Strudel zog. Ich nahm einen Schluck von meinem dritten Wodka – O und spürte langsam wie mir die Wärme des Alkohols in die Wangen steig. Jasper hatte sich mit dem Rücken an die Theke gelehnt, die Ellenbogen locker aufgestützt. Ich schmunzelte über seine lockere Art und war froh, dass ich ihn doch habe überreden können. Wenn wir zusammen waren, hatten wir immer viel Spaß. Doch plötzlich weiteten sich seine Augen unglaubwürdig, er warf mir einen kurzen Blick zu und rief so etwas wie „Warte hier!“ aber ich war mir nicht sicher. Bevor ich überhaupt etwas antworteten konnte war er schon verschwunden. Ich drehte mich auf dem Hocker herum und lehnte mich nun ebenfalls an die Theke. Mein Blick kreiste über die sich drängenden Menschen, natürlich waren viele gutaussehende Männer dabei, aber keiner von ihnen sprach mich an, irgendwie war ich nicht mehr in der Stimmung. Vielleicht war ich enttäuscht weil der Typ mit den grünen Augen einfach verschwunden war oder weil mein bester Freund mich einfach sitzen ließ. Es war natürlich nicht schlimm, aber ich spürte Unmut in mir aufsteigen. Ich schüttelte leicht den Kopf und wippte mit dem Fuss im Takt zur Musik. Ich wollte mir diesen Abend nicht ruinieren lassen weder von grünen Augen noch von flüchtenden Freunden. „Hallo“, rief mir eine Stimme zu. Ich wandte den Kopf und da waren sie wieder. Die ausdrucksstärksten Augen die ich bisher gesehen hatte. „Ist hier noch frei?“, fragte er mit einem schiefen Lächeln. Ich nickte ihm zu und sah ihn weiterhin unverwandt an. Sein Gesicht war weich geschwungen, mit markanten Wangenknochen und einem sanft abgerundeten Kinn. Die bronzefarbenen Haare fielen ihm in die Stirn. Er hatte das Gesicht eines Modells, ganz klar. Er beugte sich zu dem Barkeeper hinüber und bestellte sich etwas. Dann wandte er sich wieder mir zu. „Ist ja richtig was los hier“, sagte er und blickte über die tanzende Menge. „Ich heiße Edward.“ „Bella“, antwortete ich und ergriff seine Hand, die er mir entgegen gestreckt hatte. „Hallo Bella“, rief er grinsend. In meinem Magen bildete sich ein flaues Gefühl, seine Hand war warm und weich. Ich ließ ihn los und nahm einen weiteren Schluck. „Wo ist denn dein Freund hin?“, fragte er und ich hörte die Neugier in seiner Stimme. „Er ist nicht mein Freund, also… er ist …ein Freund, mein …bester Freund.“, stammelte ich erklärend und lächelte scheu. Er nickte und ich sah wie sich seine Augenbrauen kurz erstaunt hoben. Oh, verdammt, dachte ich, er hält mich für einen Vollidioten. Ich rechnete jeden Moment damit, dass er sich zurückziehen und in der Menge verschwinden würde. Doch er blieb. Wir unterhielten uns – so gut es ging bei der lauten Musik – und immer wenn wir unsere Köpfe zusammen neigten, spürte ich seinen warmen Atem an meinem Ohr und Nacken. Ich konnte seinen Duft einatmen und fühlte mich wie berauscht. Wohlmöglich tat der Alkohol sein übriges. Immer wieder berührten wir uns unwillkürlich an den Händen oder er legte seine Hand auf meinen Rücken wenn er mir etwas zu sprach. Ein angenehmer Schauer lief über meinen Rücken. Ich hatte die Zeit völlig aus den Augen verloren, ich hatte Jasper vollkommen aus den Augen verloren, seit er so plötzlich aufgesprungen war, hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Was auch kaum möglich war, ich war vollkommen gefangen von dem smaragdgrünen Augenpaar, das mich immer wieder anfunkelte. Doch plötzlich nahm er seine Hand von meinem Rücken und stand auf. Auffordernd stellte er sich neben mich und hielt mir eine Hand hin. „Tanzen wir?“, rief er mir vergnügt zu und in seinen Augen funkelte es erneut. Skeptisch blickte ich ihn an. Kaum merklich schüttelte ich den Kopf, streckte aber bereits die Hand aus und legte sie in seine. Unsicher stand ich auf und stolperte noch bevor beide Beine auf dem Boden standen. Mit einem sicheren Griff fing er mich auf und stellte mich auf die Beine. Er machte eine nickende Kopfbewegung in Richtung Tanzfläche. Mit unsicheren Schritten folgte ich ihm. Dann drehte er sich zu mir um und legte sanft seine Hand auf meinen Rücken, ich spürte die Wärme seiner Hand durch den feinen Stoff meines Kleides. Ich runzelte ängstlich die Stirn und biss auf meine Unterlippe. „Ich … ich kann nicht sonderlich gut Tanzen“, rief ich ihm zu und reckte mich zu ihm hoch. Er war gut einen Köpfe größer als ich. Er antwortete mir nicht, ich wusste nicht einmal ob er mich gehört hatte. Er lächelte nur wieder dieses schiefe Lächeln und zog mich vorsichtig etwas enger an sich. Oh nein, dachte ich, warum passiert so etwas immer nur mir. Da begegnete ich einmal einem solchen Mann und dann so etwas, meine Füße und mein völlig fragwürdiger Gleichgewichtssinn würden mich gleich in eine total peinliche Situation bringen. Eine Katastrophe. Ich starrte auf meine Füße, die in den hohen Schuhen stecken und spürte wie mich Panik überkam. Ich malte mir bereits die schlimmsten Szenarien aus. Wie ich stolperte und ihn mit mir zog, wie wir zwischen all den gaffenden Leuten auf der Tanzfläche lagen. Doch während meine Gedanken immer absurdere Bilder annahmen, spürte ich wie Edward sich langsam in Bewegung setzte, dann löste er seine Hand aus meiner und legte einen Finger unter mein Kinn. Behutsam hob er mein Gesicht an, sodass ich ihn ansehen musste. Diese grünen Augen, dachte ich und mir schwirrte der Kopf. Ein Gefühl von Sicherheit und Ruhe breitete sich in mir aus. Das einzige was zurzeit aus dem Takt kam war mein rasendes Herz. Edward führte mit einer Sicherheit und Stärke, wie ich es von Jasper gewohnt war. Und doch war es ganz anders. Irgendwie fremd aber dennoch hatte ich das Gefühl ihm vertrauen zu können, einem Mann, den ich überhaupt nicht kannte. Doch ich war mir sicher, er würde mich nicht fallen lassen. Die Luft um uns schien sich elektrisch aufzuladen. Und nicht nur ich schien dieses Gefühl zu haben. Mit sanftem Druck wanderte Edwards Hand meinen Rücken rauf und runter. Unter seinem Hemd konnte ich die Armmuskeln fühlen, die sich immer wieder an und entspannten. Es war zum verrückt werden, eine solche Spannung hatte ich noch nie erlebt, es war einmalig und unglaublich berauschend. Wie eine Droge, schien sie sich in meinem Körper auszubreiten und ein herrliches Kribbeln auf der Haut stellte sich ein. Er legte beide Arme um mich und zog mich noch näher zu sich, wieder roch ich seinen Duft, spürte seine erhitzte Haut unter dem Hemd. Edward neigte den Kopf ein Stück von mir weg um mich ansehen zu können. Wieder verzogen sich seine sanft geschwungenen Lippen zu einem Lächeln. Dann wanderten seine Hände an meinem Rücken hinauf zu meinen Oberarmen, über meine Schulter, zu meinem Nacken, wieder kroch ein wohliger Schauer über meinen Körper. Dann strich er mit den Fingerspitzen über meinen Hals, ich schloss einen kurzen Moment die Augen und fragte mich, ob ich überhaupt von meinem Wecker geweckt worden war? Träumte ich immer noch? Hatte Jasper mich wirklich zu Hause abgeholt? Oder war ich vollkommen im Tiefschlaf, Gefangen in einer Traumwelt? Als seine Fingerspitzen meine Wangen berührten, öffnete ich die Augen und blinzelte ihn an. Ach, zum Teufel mit diesem Traum, sollte es einer sein, so würde ich ihn voll auskosten bevor ich plötzlich aufwachte, dachte ich mit einem Lächeln auf den Lippen. Dann legte ich meine Arme um seinen Hals und zog ihn sanft zu mir hinunter. Er folgte meinem sanften Druck mit einem kurzen Lächeln. Und nur einen Moment später fühlte ich seine weichen Lippen auf meinen. Es war ein vorsichtiger und zurückhaltender Kuss. Ein gegenseitiges Abschätzen der Grenzen. Aber nach und nach fühlte sich unsere zarte Berührung immer mehr wie ein Kuss an. Ein Kuss getrieben von Leidenschaft. Als wir eng umschlungen dastanden, umrungen von tanzenden Menschen, die uns immer öfter anrempelten, löste er sich von mir und drehte mich mit einer geschickten Bewegung wieder in einen Tanz. Mir war ganz schwindelig, meine Beine gehorchten kaum, mein Verstand war vollkommen außer Stande irgendetwas Sinnvolles zum Vorschein zu bringen. Ich seufzte um mein erhitztes Gemüt zu beruhigen, doch es brachte kaum etwas. Dieser Kuss hatte die Hoffnung auf mehr erweckt, auf mehr von diesen Lippen, der sanften Kraft seiner Arme, noch mehr von seinem wunderbaren Duft. Und vielleicht sogar einen Blick auf die kräftigen Arme, die sich unter dem Hemd nur erahnen ließen. Immer wieder suchte ich seinen Blick, sein Gesicht wirkte angestrengt, seine Augen leuchteten in voller Erwartung. Ich war nicht die einzige, die ihre Gedanken kaum bremsen konnte. Ich machte wieder einen Schritt auf ihn zu und legte meine Hände auf seine Brust mit sanftem Druck schob ich ihn rückwärts von der Tanzfläche. Während wir rückwärts Richtung Theke stolperten, küssten wir uns bereits wieder. An der Theke angekommen, löste er sich von mir und wandte sich dem Barkeeper zu. Jedoch ließ er mich nicht los, während er mit dem Barkeeper sprach und auf mich deutete. Dann legte er Geld auf den Tresen und der Barkeeper nickte Edward zu. Er hob die Hand zum Abschied und wandte sich dann seinen anderen Gästen zu. Ich griff meine kleine Handtasche, die ich bei dem Barkeeper untergestellt hatte und ließ mich von Edward mitziehen. Seine Arme glitten schützend um meine Taille, er zog mich an sich und bahnte uns einen Weg nach draußen. Als wir durch die Tür nach draußen traten, wehte mir eine lauwarme Brise ins Gesicht, ich spürte wie erhitzt meine Wangen waren. Kaum waren wir draußen lagen seine Lippen fordernd auf meinen. Zwischen den Küssen keuchte er so etwas wie „Das… mache… ich…. sonst… nie.“ Doch ich hatte gar keine Zeit um darüber nachzudenken. Mein Gehirn verweigerte jeglichen Dienst, ich wollte nur fühlen, nur spüren. Ich nickte abwesend und drückte mich näher an ihn. Meine Hände glitten in seinen Nacken und von da aus in die Bronzefarbenen, seidenweichen Haare. Das musste ein Traum sein, schrie mein Verstand. Mit sanftem Druck löste sich Edward von mir und winkte ein Taxi heran. Edward beugte sich zu dem Fahrer und nannte ihm unser Ziel. Ich hatte kein Wort von dem verstanden was er dem Fahrer zuraunte, zu sehr rauschten meine Gedanken Ohrenbetäubend durch meinen Verstand. Wir ließen uns auf die Rückbank sinken und sahen uns einen Augenblick in die Augen. Ich wusste nicht was es war, was dieses elektrisch Kribbeln noch verstärkte, ich spürte nur seine Lippen auf meinen, an meinem Hals und wieder auf meinen Lippen. Durch ein sanftes Zwitschern der Vögel wurde ich geweckt, verschlafen blinzelte ich, bis sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten. Ich öffnete die Augen und erblickte einen Schreibtisch in einem ganz hellen Holz. Daneben standen Kartons. Ich ließ meinen Blick schweifen und realisierte, dass das nicht mein Schlafzimmer war. Ich blickte auf die weiche Bettwäsche, die sich wunderbar weich auf der Haut anfühlte. Dunkel Blau, dachte ich nachdenklich und strich mit der Hand über die Bettwäsche. Als nächstes spürte ich einen Arm der sich um mich legte, dann ein ruhiges sehr tiefes Atmen. Dann erinnerte ich mich, wie eine Flut brachen die Bilder der vergangenen Nacht über mich herein. Es war kein Traum gewesen. Ich war tatsächlich mit diesem Mann hier. Vorsichtig drehte ich den Kopf und blickte in sein Gesicht. Ich musste mich einfach absichern, dass mir meine Augen keinen Streich gespielt hatten und in Wahrheit der Glöckner von Nottredam neben mir lag. Doch es war dasselbe Gesicht welches sich in meine Erinnerung gebrannt hatte. Ich musterte sein Gesicht und stellte fest, dass er eine winzige Narbe an der Stirn hatte. Ein Lächeln glitt über mein Gesicht und es war unsagbar schwer dem Drang, ihm eine Haarsträhne aus der Stirn zu streichen, zu widerstehen. Ich bereitete mich darauf vor, dass er sich jeden Moment in Luft auflösen und ich aufwachen würde. Das nächste was ich hörte, waren andere Stimmen, die aus dem Flur zu kommen schienen. Es war nur ein flüstern. Ich blickte auf die Tür, dann auf meine Uhr. Kurz nach fünf Uhr morgens, solange konnte ich nicht geschlafen haben. Ganz vorsichtig und darauf Bedacht ihn nicht zu wecken, löste ich seinen Arm von meiner Taille und schob mich aus dem Bett. Auf Zehenspitzen suchte ich meine Sachen zusammen. Ich weiß nicht warum ich es tat, aber ich warf einen ganz unbedeutenden Blick aus dem Fenster und wollte mich schon meiner weiteren Suche nach Kleidungsstücken widmen, als ich in der Bewegung erstarrte und meine Sachen fallen ließ. Ich ging einen Schritt weiter nach vorn, schob die Gardine ein Stück beiseite und blickte aus dem Fenster. Das durfte nicht wahr sein, schrie ich innerlich auf. Das dort drüben… ja, ganz eindeutig, das dort drüben war mein Haus, meine Wohnung lag im ersten Stock. Auch wenn es gerade erst dämmerte, so konnte ich dennoch ganz klar erkennen. Nein! Nein, nein, nein. Verdammt nochmal, ich war wirklich im Haus der Cullens. Er – war einer der Cullens. Ich wandte mich zu ihm um. Noch immer schlief er, sein Atem war gleichmäßig und ruhig. Ich griff wieder nach meinen Sachen und zog mir mein Kleid über. Wieder stieg grenzenlose Panik in mir auf und die wundervollen Stunden, die noch gar nicht so lange her waren wurden zu meinem ganz persönlichen Albtraum. Ich war im Haus der Cullens. Der Familie von Blondie. Ich sah aus dem Fenster, zu hoch, ich konnte unmöglich springen. Mein Blick huschte zu der Tür. Warum zum Teufel hatte ich nicht mitbekommen, dass ich direkt von meiner Wohnung ausgestiegen und in dieses Haus gegangen war? Oh, Bella, verdammt, schimpfte ich in Gedanken mit mir und musste ein Fluchen unterdrücken. Meine Schuhe in der linken Hand, legte ich die rechte Hand auf die Türklinke und drückte sie vorsichtig hinunter. Ich lugte in den Flur und horchte. Es schien still zu sein. Ich wagte mich weiter hinaus und bevor ich die Tür hinter mir leise schloss, warf ich einen letzten Blick auf seinen nackten Rücken. Zögernd trat ich einige Schritte auf die Treppe zu. Sie führte hinab und dann direkt gerade aus zur Haustür. Auf Zehenspitzen und ganz behutsam stieg ich die Stufen hinab. Ich unterdrückte den Impuls zu rennen. Endlich hatte ich die Treppe hinter mir gelassen, nur noch ein Meter trennte mich von der Haustür, als ich ihre schneidende Stimme hörte. „Was zum Teufel machst du hier?“, zischte sie wütend blieb aber in der Lautstärke stark unter ihren Möglichkeiten. Mein Herz machten einen wahnsinnigen Sprung als ich ihre Stimme hörte und erstarrte. Ich schloss die Augen und versuchte weiterhin ruhig zu atmen. Ich war vollkommen erstarrt, genau das hatte ich befürchtet, bitte lass es einen Alptraum sein, dachte ich mit zugekniffenen Augen. Ich zwang meinen Körper mich halb umzudrehen. Da stand sie, in einem rotkarierten Pyjama, der Stoff sah aus wie Seide. Ihre blonden Haare waren leicht verwuschelt, aber dennoch sah sie wunderschön aus. „Ich muss sagen, die letzten Tage hast du mich sehr amüsiert, aber das hier geht eindeutig zu weit. Also? Was machst du hier?“, fragte sie wieder und kam drohend auf mich zu. Doch dann schien es bei ihr zu Klingeln als sie mich beäugte. „Edward!“, stieß sie zwischen den Zähnen hervor. Sie trat noch einen Schritt auf mich zu und ich wich zurück. „Hat Edward sich mit Aschenbrösel getröstet“, giftete sie, doch in ihrer Stimme schien Belustigung zu liegen. „Du solltest wissen, dass es das mit Sicherheit das erste und letzte Mal war, meine Liebe. Wir geben uns nicht mit Kanalratten ab.“, zischte sie wieder und hob drohend die Hand. „Halt die Klappe, Rosalie.“, mischte sich nun eine weitere Stimme ein. Ich kannte sie, sie gehörte zu Alice, Alice Cullen. Sie hatte mir mein Buch zurück gebracht. Mein Kopf ruckte herum und ich erblickte Alice, die sich oben am Geländer festhielt und ihre Schwester böse anfunkelte. Ihre Haare standen eben so wirr von ihrem Kopf ab, wie meine wenn ich morgens aufstand. Mein Blick schwankte zwischen ihnen kurz hin und her, dann blieb ich wieder bei Rosalie hängen. Rosalie sah ihre Schwester wütend an. „Kaum ist er hier und bringt uns schon Ungeziefer ins Haus.“, knurrte sie wütend. „Rosalie“, kam es von Alice und Edward fast gleichzeitig. Mein Kopf schoss wieder zur Treppe hinauf und ich entdeckte ihn am obersten Treppenabsatz. Er war nur mit einer dunklen Boxershorts bekleidet, wäre ich nicht in dieser brisanten Situation gewesen, hätte mich das Sicherlich wieder sehr durcheinander gebracht. Seine Stimme hatte Alice ohne Mühe übertönt. Dieser Klang hatte nichts damit gemein, wie er mit mir in der letzten Nacht gesprochen hatte. Er klang unglaublich… wütend. Sein Blick wirkte Eiskalt. Immer noch sah ich ihn an, aber er hatte Blondie fixiert und warf ihr einen düsteren Blick zu. Ich nutzte den Moment und ging eilig auf die Haustür zu mit einem Ruck öffnete ich sie, hörte aber wie mir jemand die Treppe hinab folgte. Ich konnte nicht stehen bleiben. Die Schultern hochgezogen und meine Sachen an meine Brust gepresst, lief ich Barfuß den gepflasterten Weg hinab. „Bella?“, rief er mir nach und seine Stimme hatte wieder diesen sanften Klang. Unwillig blieb ich stehen, ich wollte nicht stehen bleiben. Doch es war als würde seine Stimme, seine Gegenwart eine unsichtbares Netz spannen, das mich am gehen hinderte. Unsichtbare Drähte die meine Knöchel umschlungen hielten. Ich blieb stehen, drehte mich aber nicht zu ihm um. Nur mit Mühe konnte ich die Tränen zurückhalten. Das war also ihr Problem, ich war ihr nicht reich genug, sah nicht gepflegt genug aus. Ich empfand es als unglaublich demütigend und es hatte mich sehr verletzt, doch das würde ich vor ihm niemals zugeben. Als er mich erreicht hatte, stellte er sich vor mich und blickte mir in die Augen. Die grünen Smaragde hatten einen traurigen Ausdruck. „Bella, das tut mir – unglaublich – leid. Ich wollte das nicht.“ Versuchte er zu erklären. „Schon gut, Edward!“, sagte ich mit gebrochener Stimme. „Ich muss jetzt auch los.“ Fügte ich an und drängte mich an ihm vorbei. Gleich würde es soweit sein, die Tränen würden kommen. Noch viel länger würde ich sie nicht zurückhalten können. Sprachlos starrte er mir nach, er folgte mir nicht. Ungeduldig rannte ich die Treppe hinauf und wie konnte es anders sein, ich stolperte und fiel. Ich schlug mir das Knie und den Ellenbogen auf. Schmerzhaft verletzt blieb ich einen Augenblick einfach so liegen und dann geschah es, ich weinte. Doch es war nicht der Schmerz des Sturzes der mich zum Weinen brachte. Es waren ihre Worte. Völlig hemmungslos strömten die Tränen. Ihre verletzenden Worte hallten in meinem Kopf immer lauter nach. Kapitel 4: Der Morgen danach ---------------------------- Ich wusste nicht wie lange ich schon so dagelegen hatte und mich meinem Kummer ergeben hatte, doch irgendwann riss mich das Gefühl einer warmen Flüssigkeit, die an meinem Arm hinab lief und auf meinen Oberschenkel tropfte, wieder an die Oberfläche. Ich blinzelte durch meine tränenden Augen, ich sah alles nur unscharf und verschwommen, dennoch konnte ich die rote Flüssigkeit an meinem Arm deutlich als Blut identifizieren. Mit einem gebrochenen Schluchzen kämpfte ich mich auf alle viere und krallte mich dann am Geländer fest. Mühsam und unter Schmerzen zog ich mich am Geländer hoch. Als ich mich erhob konnte ich spüren das mein Knie aufgeschürft und angeschwollen war. Nur ein paar Schritte taumelte ich vorwärts, dann hockte ich mich auf die Stufe neben meiner Tür und begann in meiner Tasche zu kramen. Irgendwo musste dieser verfluchte Schlüssel doch sein. Wieder überkam mich ein Weinkrampf und ich ließ den Kopf in meine Handflächen sinken. Mit einem dumpfen „plock“ fiel meine Tasche auf den Boden. Nur ganz schwach vernahm ich das Quietschen einer Tür, welche es war wusste ich nicht. Es war mir auch egal. Nur dass die Nachbarn durch mich mal wieder neuen Zündstoff für ihre Kaffeestunden bekamen gefiel mir ganz und gar nicht. Aber in diesem Moment konnte ich es nicht aufhalten, ich bemühte mich erst gar nicht. Jemand kam langsam die Treppe hinunter, dann plötzlich schneller. „Bells, um Himmels willen.“ Rief Emmet besorgt. Moment, Emmet? Was machte er denn hier? Er war doch in Florida, bei meiner Mutter. Seit wann war er wieder da? Fragte ich mich und vergas für einen Moment meine Qual. Er ließ sich neben mich auf die Treppe sinken und begutachtete meinen verletzten Arm. Ich weinte immer noch. Meine Augen brannten und ich konnte ihn gar nicht richtig erkennen, alles so verschwommen. Ich zuckte leicht zusammen als er meinen Arm vorsichtig abtastete. Dann legte er seine Hände an meine Wangen und sah mich unruhig an. „Was ist passiert, Bella?“, fragte er mich unruhig, seine Stimme hatte einen leicht panischen Klang. Er strich die Tränen aus meinem Gesicht. Doch kaum hatte er sie weggewischt liefen neue nach. „ich… wir… wir waren…“, stammelte ich, brachte aber keinen vernünftigen Satz zustande. Emmet sah mich forschend an, doch dann griff er nach meiner Tasche und zog das Schlüsselbund heraus. Wo hatte er das so schnell gefunden? Fragte ich mich und wieder durchfuhr mich eine Welle der Traurigkeit, war ich sogar zu blöd, zu dumm meinen Schlüssel in dieser winzigen Handtasche zu finden? Emmet sperrte die Tür auf und zog mich behutsam in seine Arme, mit Leichtigkeit hatte er mich auf seine Arme gehoben und trug mich ins Badezimmer. Langsam setzte er mich ab und blieb hinter mir stehen um mich zu stützen. Dann drehte er das kalte Wasser auf und hielt meinen Ellenbogen darunter. Unter der Kälte und dem brennenden Schmerz zuckte ich erneut zusammen. Das Wasser färbte sich rot im Waschbecken, fasziniert beobachtete ich den roten Strudel der im Abfluss verschwand. Irgendwann hob ich den Blick und betrachtete mich im Spiegel während Emmet meinen Arm säuberte und die Wunde fachmännisch begutachtete. Ja, das was ich sah bestätigte meine Vermutung – ich war die Pechmarie, genau wie bei Frau Holle. Das hässliche Entlein. Meine Augen waren rot und etwas angeschwollen, mein Gesicht unnatürlich blass, blasser als sonst. Meine Haare hingen in ihren dunklen Wellen zu meinen Schultern hinab. Wie hatte ich nur daran denken können, dass Edward aus irgendeinem Grund wegen meinem Aussehen mit mir zusammen gewesen war. Das er mich attraktiv fand. Nein, er hatte sich getröstet, hatte sie gesagt, wieder hallten ihre Worte in meinem Kopf, ja, er hatte sich getröstet – mit mir! Wegen was? Fragte ich mich dann plötzlich und zog die Augenbrauen zusammen. Ein solcher Mann hatte doch alles was er sich nur wünschte. Ein tolles, nein, ein fantastisches Aussehen, anscheinend Geld wie Heu, die Frauen lagen ihm wahrscheinlich auch zu Füßen. Tja, und dumm war er mit Sicherheit auch nicht. Erst als Emmet das Wasser abdrehte und mir durch den Spiegel hindurch ins Gesicht sah tauchte ich aus meinen wirren Gedanken auf. Ich schluchzte immer noch, aber meine Atmung war ruhiger geworden, dennoch liefen immer noch Tränen über meine Wangen. „Was geht da drin gerade vor?“, fragte er mich und tippte mir ganz leicht auf die Stirn. „Was ist passiert?“, fragte er erneut. Prüfend blickte er mir ohne zu blinzeln in die Augen. Meine Augen zuckten unruhig umher. Wie zum Teufel sollte ich ihm das erklären? Wie sollte ich ihm sagen, dass dort die drüben auf der anderen Straßenseite mein persönlicher Teufel saß und nur darauf wartete mich fertig zu machen. Sie hatte sich mich für ihre miesen Spielchen ausgesucht und irgendwie ahnte ich bereits, dass meine Liaison mit Edward nicht gerade zur Besserung beigetragen hatte. Er legte ein nasses Handtuch um meinen Ellenbogen, ließ mich aber nicht aus den Augen. Ich wandte mich ab und humpelte aus dem Bad. Er folgte mir langsam, immer bereit mich aufzufangen, falls ich wieder Mal über meine Füße stolperte. Ich wusste es. Er war mein großer Bruder. Er war immer für mich da. An meinem Sofa angekommen ließ ich mich fallen und starrte auf mein dickes Knie, doch ich sah es nicht wirklich. Ich war wieder in den Gedanken an die vergangenen Stunden versunken. Wieder und wieder lief alles wie ein Film vor meinem inneren Auge ab. Besonders die Dinge die in der Nacht geschehen waren ließen mich nicht los. Es war… ja… es war wunderschön gewesen. Meine Lippen zuckten, sie formten sich zu einem schwachen Lächeln. Niemals hätte ich gedacht, dass ein Mann eine solche Wirkung auf mich haben könnte, dass er so einfühlsam und sanft mit mir umgegangen war. Ja, beinahe so als wäre ich eine zerbrechliche Glasfigur. „Kann ich dich hier einen Moment allein lassen?“, fragte Emmet und musterte mich skeptisch. „Hmmm?“, machte ich als seine Stimme zu mir durchdrang. „Ja, ja…“, sagte ich dann leise und blickte ihn kurz an. Die Schluchzer, die meinen Körper geschüttelt hatten, waren beinahe verschwunden. Ich hörte wie Emmet in meiner Kammer nach etwas suchte, vielleicht einen Eimer, überlegte ich und lehnte mich nach vorn. Doch ich konnte nichts sehen. Seufzend ließ ich mich wieder zurückfallen. Ich hörte wie er den Wasserhahn wieder öffnete und schloss. Das Geräusch meiner Haustür konnte ich auch hören. Dann ein Scheuern… putzte er? Ein weiteres Mal überfiel mich die Erinnerung den letzten Abend und die darauf folgende Nacht, an seine weiche Haut, den berauschenden Duft, die sanften Lippen und daran das ich nur ein Trostpflaster für ihn gewesen war, vielleicht sogar ein Test, ein Versuchsobjekt wie die Mädchen in der neuen Stadt auf ihn reagierten. Wie schnell er eine ins Bett bekam, wieder zog sich mein Herz zusammen. Er musste schrecklich enttäuscht gewesen sein, vielleicht sogar angewidert wie seine Schwester. Ich zog die Stirn in Falten. Kanalratte, hatte sie mich genannt, mit Ungeziefer verglichen. Das war … ich fand keine Worte dafür… sie behandelte mich wie ein Tier das in einen Käfig gehörte, bevor es noch irgendwas kaputt machte oder sie an sabbern konnte. Das war … erniedrigend, herablassend und demütigend. Und doch …war es Lächerlich, dass dieses blonde Miststück mit ihren Worten so viel Erfolg hatte, hielt ich den selbst so wenig von mir? Warum konnte ich ihr nicht die Stirn bieten, dieser aufgeblasenen Mary Poppins? Allmählich wich meine Traurigkeit einer Welle auflodernden Zorns. Jedoch traf dieser Zorn nur Blondie. Was Edward und ich hatten in der letzten Nacht war… unbeschreiblich gewesen und ich denke wir wissen beide, dass es ein One-Night-Stand war, nicht mehr und nicht weniger. Das er einer der Cullens war, dafür konnte er schließlich nichts und er wusste auch nicht das seine liebreizende Schwester und ich uns so gar nicht leiden konnten. Ihn traf keine Schuld – und außerdem war er dazwischen gegangen, als Blondie mich zerpflücken wollte, ebenso Alice. Sie können nichts dafür, sagte ich mir wieder und spürte wie mein Herz einen unruhigen Sprung tat wenn ich an ihn dachte. Ich drängte dieses aufkeimende Gefühl und die Erinnerung an letzte Nacht zurück. Als ich aufblickte stand Jasper neben Emmet in der Tür, er sah verschlafen und unheimlich müde aus. „Wieder in der Wirklichkeit?“, fragte er mich mit einem sanften Lächeln. Erschrocken starrte ich ihn an. Unwillkürlich streckte ich mich. „Wo… was hast du…. warum… wie… ?“, stammelte ich und deutete mit dem Finger auf meine Haustür. Ich brach mit einem zischen ab und sackte wieder in mich zusammen. Ich blickte die Beiden verstört an, unsicher wechselten sie einen Blick. „Ich mache Tee“, sagte Emmet und ging in Richtung Küche davon. Jasper kam auf mich zu und ließ sich neben mich auf die Couch sinken. Er legte einen Arm um mich und zog mich an ihn. Ich legte meinen Kopf an seinen Hals und atmete seinen Vertrauten Duft ein. „Kann ich dich denn gar nicht mehr allein lassen?“, fragte er mich sanft und strich über mein Haar. Ich dachte einen Augenblick darüber nach. „Doch“, antwortete ich zögernd. Und lehnte mich ein Stück von ihm weg um ihn ansehen zu können. Mit einem gequälten Ausdruck in den Augen erwiderte er meinen Blick. „Es tut mir leid, Bella“, sagte er niedergeschlagen und wich meinem Blick aus. „Was denn? Was meinst du denn?“, fragte ich verwirrt und setzte mich aufrecht hin um ihn genau ansehen zu können. „Ich… ich hätte nicht einfach abhauen sollen. Aber sie sagte das wäre schon in Ordnung. Weil, … naja… weil er ihr Bruder wäre.“ Jasper sprach zuletzt so leise, dass ich ihn kaum verstand. Meine Augen weiteten sich ungläubig als mein Kopf begann zu arbeiten. „Moment“, stieß ich hervor. „Ihr Bruder?“, hakte ich nach. „Ja, der Typ, der dich erst so lange beobachtet hat und dann bei dir an der Theke aufgekreuzt ist. Wie hieß er noch…?“ Jasper überlegte einen Moment. „Edward, ja genau!“, sagte er dann und blickte mich immer noch unsicher an. Ich kniff die Augenbrauen zusammen und neigte den Kopf. „Ihr Bruder!“, sagte ich wieder, als ich begriff. „Sie war da. Wegen ihr bist du so schnell weg gewesen“, stellte ich fest und sah ihm prüfend in die Augen. Ein unterdrücktes Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht. Mit einem eigenartigen Gefühl in meinem Magen schloss ich die Augen. „Bitte sag mir, dass sie nicht blond ist“, presste ich zwischen den Zähnen hervor. Ich spürte wie er mich musterte und einen ganz kurzen Moment darüber nachdachte. „Nein“ sagte er dann plötzlich „ist sie nicht.“ Und obwohl ich die Augen geschlossen hatte hörte ich ein Lächeln in seiner Stimme. Zögernd öffnete ich die Augen. „Alice, Alice Cullen“, sagte ich dann erleichtert und ließ mich wieder an seine Schulter sinken. „Bella, sie hat mir versichert, dass er ein lieber Kerl ist. Bitte sag mir das er dir nicht weh getan hat.“ In seiner Stimme schwang eine fürsorgliche Besorgnis mit. Wieder richtete ich mich in seinen Armen auf und starrte ihn ungläubig an. „Nein, hat er nicht“, fuhr ich Jasper an, meine Augenbrauchen hatten sich unheilvoll zusammen gezogen. Meine Stimme hatte brüsk geklungen, warum fuhr ich meinen besten Freund so an? Er war doch nur besorgt um mich. Ich senkte den Blick und starrte auf meine Hände. Sein Blick ruhte immer noch auf mir. „Du bist ganz schön durch den Wind, Bella“, sagte Jasper leise, doch seine Stimme klang nicht spöttisch oder belustigt. Er war ernst, sehr ernst. Nur selten hatten wir bisher solche Gespräche geführt. „Also“, sagte er dann „was ist los?“ ich wich seinem Blick aus und stand auf, wie sollte ich ihm das erklären? Ich begann auf und ab zu laufen, mein Knie brannte höllisch aber ich versuchte es zu ignorieren. Mein Gesicht wechselte zwischen verschiedenen Mienen. Mal unentschlossen, dann verwirrt, dann wiederrum ungläubig bis hin zu vollkommen Ahnungslos. Ich hob eine Hand und öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch dann blickte ich Jasper mit einem verkniffenen Gesicht an und schloss meinen Mund wieder. Und erneut begann ich in meinem abgekämpften Gang durch das Wohnzimmer. Plötzlich blieb ich stehen „Wir hatten Sex“, murmelte ich und blinzelte Jasper vorsichtig an. Er runzelte unbeeindruckt die Stirn. „Das ist doch nichts schlimmes oder… war es so schlecht?“ Ungläubig zog er die Augenbrauen zusammen. „Nein“, murrte ich und stapfte erneut los. „nein?“, hakte Jasper nach und war ebenfalls aufgestanden. Er packte mich bei den Oberarmen und stoppte mein nervöses umherlaufen. „Hör auf damit, wenn du dein Knie nicht völlig ruinieren willst“, sagte er sanft und suchte meinen Blick. Seine dunkelbraunen Augen sahen mich forschend an. „Und nun sag mir endlich was los ist, bevor ich vollkommen durchdreh und dich foltere“, knurrte Jasper gespielt böse und versuchte mich anzufunkeln. Im ersten Moment blickte ich ihn fassungslos an, dann konnte ich mir das Lachen nicht mehr verkneifen, prustend hielt ich mir die Hand vor den Mund. Er lächelte zufrieden und ließ meine Arme los. „Was ist so witzig?“, hörte ich Emmet fragen, ich wandte den Kopf in die Richtung aus der seine Stimme gekommen war. „Nichts“, sagte ich schnell und blickte Jasper viel sagend an. Ich wollte mein Liebesleben jetzt nicht vor meinem Bruder ausbreiten und schon gar nicht den Zickenkrieg mit der Schwester meines One-Night-Standes. Doch Jasper legte bereits los, er hatte meinen Blick ignoriert und wandte sich nun meinem großen Bruder zu. Die beiden verstanden sich wirklich hervorragend und gerade in diesem Moment bereute ich es zutiefst. Als Jasper endete sah ich wie Emmets Muskeln sich anspannten. „Hat er das getan?“, brachte er zwischen den Zähnen hervor und deutete auf meinen Arm und mein Knie. „Nein“ kam es aus Jasper und meinem Mund gleichzeitig. Entsetzt blickten wir meinen Bruder an. Er würde Edward in viele, viele kleine Stückchen teilen und diese wider rum in noch kleinere. Mein Bruder war ein äußerst durchtrainierter und muskulöser Mann. Meist entschied sich eine Schlägerei ohne, dass sie begonnen hatte, wenn sie Emmet erst sahen. Nicht das Edward ein Hämpfling war, aber dennoch war ich besorgt um ihn, wenn ich daran dachte was Emmet alles mit ihm tun konnte. Ich seufzte ergeben und deutete den Beiden sich auf die Couch zu setzen. Emmet hatte die Teetasse bereits abgestellt und ließ sich vor meinem Couchtisch auf dem Boden nieder. Zögernd sank ich auf die Couch. Ich wusste, dass er das tat um mir in die Augen sehen zu können. Noch einmal seufzte ich. Dann begann ich widerstrebend zu erzählen. Beide hörten mir gespannt zu. Hin und wieder verzogen sie das Gesicht. Mal zu einem Lächeln, mal zu einer misstrauischen Grimasse. Ich bemühte mich das zu ignorieren und endete schließlich damit, dass ich Flur gefallen war. „Ach, Bella!“, sagte Jasper erleichtert und zog mich an sich. „Das kriegen wir schon hin. Diese blonde Tussie kann sich auf was gefasst machen.“ „Das würde ich auch sagen“, fügte Emmet grimmig an. „Nein, Stopp“, sagte ich energisch und hob die Hände. „Ihr“, ich deutete warnend mit dem Zeigefinger auf die Beiden. „Ihr werdet gar nichts tun!“ „Aber …“ „Nein, kein aber. Ich werde damit schon fertig. Wenn ihr euch einmischt wird es nur noch schlimmer werden“, sagte ich wissend und sah beide flehend an. „Sie wird sich bestimmt bald ein neues Ziel suchen“, sagte ich und meine Stimme sollte fest und entschieden klingen, doch sie klang ganz und gar nicht fest – eher beängstigend wenn Rosalie es nicht tun sollte. Was wenn sie sich nicht mehr davon losreißen konnte mich zu quälen? Einen Augenblick dachte ich darüber nach und spürte wie ich den Mund verzog. Was machte mich so angreifbar für ihre fiesen Sprüche und Blicke? Nur weil sie so unglaublich schön war? Ich schüttelte den Kopf das wollte ich nicht glauben. Aber was dann? Ihre Selbstsicherheit, ihr Bewusst starkes Auftreten? Warum schüchterte mich eine völlig Fremde so ein? Aber ich war noch nie besonders gut in diesen Dingen gewesen, aber dennoch nie so verletzlich wie jetzt. Als ich meine Gedanken wieder geordnet hatte, rieb ich mir müde über die Augen und lehnte mich wieder zurück. Ich griff nach meiner Teetasse und trank langsam zwei Schlücke. Ich wusste auch nicht warum ich den Beiden ihren Namen verschwiegen hatte. Ganz ehrlich, ich wusste es nicht, aber mein Bauchgefühl sagte mir das es so besser wäre. Und zumal es sowieso nicht schwer für sie werden würde, dass heraus zu finden. Mühsam trieb ich meine Gedanken was ihre erfinderische Sherlok-Holmes Recherche an ging zurück, als mir etwas einfiel. „Du“, sagte ich und sah Jasper neugierig an. „Erzähl mir von ihr, jetzt – sofort.“ Er blickte mich überrumpelt an, dann schielte er zu Emmet. „Ich bin dann mal oben“, sagte Emmet, der merkte das Jasper das nicht vor ihm erzählen wollte. „Wenn du mich brauchst, Bella“, sagte er sanft, strich mir über die Wange und zeigte nach oben. Ich nickte und lächelte ihn dankbar an. Mit geschmeidigen Schritten verließ er das Wohnzimmer, dann meine Wohnung. Die Haustür fiel mit dem gewohnten Geräusch ins Schloss. Ich wandte mich wieder Jasper zu und sah ihn auffordernd an. „Wenn du mich schon mit einem Wildfremden für sie sitzen lässt, dann musste du plaudern.“ Ich grinste ihn neugierig an. Jetzt war er an der Reihe und er sollte sich glücklich schätzen das Emmet so schnell begriffen hatte. Kapitel 5: Die Cullens ---------------------- Die Cullens Jasper schwieg noch einen Moment, als müsse er die Worte, die er sagen wollte genau abwägen. „Also, ja, sie war da. Und du hattest recht – sie feiert gerne“, meinte er und konnte ein grinsen kaum zurückhalten. „Ich habe sie halt im Eingang erblickt und bin sofort los. Sie hat mich wieder erkannt Bella“, sagte er mit einem strahlen in den Augen und mir wurde klar, dass sich mein bester Freund Hals über Kopf verliebt hatte. „Es war zu laut um sich unterhalten zu können, also haben wir den Club verlassen und sind umher gelaufen. Einfach so, verstehst du? Irgendwann sind wir dann bei Marty’s gelandet und haben einen Kaffee zusammen getrunken. Sie ist so …“ Er brach ab um nach den richtigen Worten zu suchen. „Bezaubernd, Bella. Wir haben viel gelacht und Spaß gehabt. Naja, wir haben die halbe Nacht miteinander gesprochen und beide vollkommen die Zeit vergessen. Als mir auffiel wie Spät es war, bin ich erschrocken aufgesprungen. Ich wusste das du auf mich warten würdest, also habe ich ihr es schnell erklärt und wir sind zurück. Aber du warst nicht mehr da. Und Edward, also ihr Bruder auch nicht“, sagte er und seine Stimme nahm wieder einen reumütigen Klang an. Als er seinen Namen erwähnte spürte ich wie mir die Röte ins Gesicht schoss. „Doch Alice grinste mich nur an und meinte: Es wäre schon alles in Ordnung und ich solle mir keine Sorgen machen. Doch ich habe mir Sorgen gemacht, Bella. Ich habe meine beste Freundin für eine Fremde einfach sitzen lassen. Ohne eine weitere Erklärung. Es hätte sonst was passieren können“, sprach er weiter und ich spürte wie er eine Gänsehaut bekam. Ich griff nach seiner Hand. „Jasper, du bist nicht für mein Leben verantwortlich, das bin ich ganz allein“, versuchte ich ihn zu beruhigen. „Aber was, wenn es nicht Edward gewesen wäre, sondern irgend so ein Spinner?“, fragte er mich und sah ärgerlich aus. Ich dachte kurz darüber nach und zog dann eine Augenbraue hoch. „Ich bin noch nie an irgendwelche Spinner geraten“, stellte ich klar und musterte ihn weiter. „Ich will doch einfach nicht, dass dir etwas passiert und durch mein Benehmen hätte es dazu kommen können.“ Beharrte er. Doch das wollte ich so nicht stehen lassen. „Jasper, wenn ich mit jemandem mitgehe dann ist das meine Entscheidung, mein Bauchgefühl und wenn irgendwo eine Haustür zufällt und er ist ein Irrer, dann kannst du mir auch nicht helfen. Und außerdem habe ich ein gutes Menschengefühl“, fügte ich an und versuchte ein grinsen. Es half nicht. Ich verdrehte die Augen und schüttelte kaum merkbar mit dem Kopf. „Und über was habt ihr so gesprochen?“, fragte ich ihn und versuchte das Thema zu wechseln. Seine Miene war immer noch hart und undurchdringlich. Er hatte meinen Versuch durchschaut, er spürte aber auch, dass ich nicht weiter darüber sprechen wollte, also fing er langsam an zu erzählen. „Sie hat mir von ihrem Kunststudium erzählt. Dann irgendwann wechselten wir zu Lieblingsfilmen, Lieblingsfarben und dem vielseitigem Musikgeschmack.“ Während Jasper erzählte beobachtete ich ihn ganz genau, wie seine Augen zu leuchten begannen wenn er ihren Namen sagte oder von einer zufälligen Berührung erzählte. „Und irgendwann hat sie mir von dem Leben in Forks erzählt. Es wundert mich das ihr euch nie gesehen habt?“ Jasper sah mich fragend an. „Du Dummerchen, wie denn auch, ich habe doch schon die Highschool in Arizona besucht. Ich lebe schon länger nicht mehr dort, falls du dich erinnerst.“, sagte ich und stupste ihn mit dem Zeigefinger auf die Stirn. „Wo haben wir uns denn kennengelernt?“, fragte ich grinsend. Doch ein bitterer Nachgeschmack lag mir im Mund. Noch ein Grund warum ich wütend auf meine Mutter war. Erst ist sie abgehauen, hat Emmet mitgenommen und dann… ja dann hat sie dafür gesorgt, dass mein Vater mich nach Arizona schickt. Angeblich wegen der besseren Schule, pah… „Ja schon, aber du hast deinen Vater doch regelmäßig besucht?“ Jasper riss mich aus den Gedanken. Ich blickte meinen besten Freund einen Moment an und merkte dann das ich meiner Mutter eigentlich dankbar seien müsste, ohne ihre Schikane hätte ich ihn nie kennengelernt. Aber wie gesagt „eigentlich“. „Ja, schon…“, gab ich zu. Trotzdem hatte ich die Cullens nie gesehen. Und das in einem Dorf wie Forks, lächerlich….Edward wäre mir sofort aufgefallen. Bei dem Gedanken an ihn, durchströmte mich wieder dieses warme Gefühl und einen Moment spürte ich wieder seine warmen Hände auf meinem Körper. Ein Schauer durchfuhr mich. Ich stand eilig auf und ging in die Küche. „Möchtest du auch noch was trinken, ich habe sogar Saft da“, sagte ich schnell und lenkte mich ab. Jasper entging das natürlich nicht, schon wieder hatte er diesen wissenden Gesichtsausdruck. Es ärgerte mich sogar ein wenig, dass er schon wieder mehr über meinen Gefühlszustand sagen konnte als ich selbst. Ich hob gerade eine Tüte Orangensaft aus dem Kühlschrank als es sachte an meiner Haustür klopfte. Ich tapste in den Flur und horchte, dann schlich ich auf Zehenspitzen zu meinem Spion und linste hindurch. Als ich sah wer dort vor meiner Tür stand wich ich erschrocken einen Schritt zurück und hielt die Luft an. Mein Herz schlug bereits wieder ungleichmäßig und ungewöhnlich laut. Ich hörte ein trauriges Seufzen und dann ein Knistern, wie das einer Papiertüte. Als nächstes waren Schritte, die sich entfernen, zu hören. Ich lehnte mich an die Wand und ließ Geräuschvoll die angestaute Luft aus meinen Lungen entweichen. Ich neigte den Kopf und erblickte Jasper der am Türrahmen lehnte und mich ansah. Mit einem sanften Druck stieß ich mich von der Wand ab und blickte wieder zur Tür, dann verschämt zu Jasper und kurz darauf nachdenklich zu Boden. Was wollte er hier? Langsam und vorsichtig ging ich auf die Tür zu. Als ich meine Hand auf die Klinke legte zitterte sie. Erneut spürte ich Wut in mir, warum brachte diese gesamte Familie mich so aus dem Konzept. Mit einem Ruck öffnete ich die Tür und sah in den Flur. Ein braunes Couvert lag an meine Tür gelehnt, das durch den Ruck natürlich umgefallen war. Daneben ein Gänseblümchen. Mein Wut verpuffte, ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Sollte das ein Witz sein? Ein weiterer Scherz zu ihrer Belustigung? Langsam ging ich in die Hocke und hob das Gänseblümchen auf. Eine Weile betrachtete ich die kleine Blume. Was sollte das? Verglich er mich mit einem Unkraut? Die Wärme, die ich gerade noch verspürt hatte, verflog und ich fühlte mich als würde mir das Herz einfrieren. Ich konnte meinen Blick nicht von der kleinen Pflanze wenden. Die zarten weißen Blütenblätter, die gelbe Knospe, der dürre grüne Stängel. Wenn ich dieses Unkraut Gänseblümchen darstellen sollte, dann war die ganze Familie Cullen im Gegensatz eine prachtvolle Rose, so perfekt und wunderschön wie sie nur seien konnte. Ich riss mich aus meinen Gedanken und wandte mich dem Umschlag zu. Ich nahm ihn an mich und erhob mich langsam. Wieder spürte ich wie mein Knie brannte. Schmerzvoll verzog ich das Gesicht. Mit dem Umschlag in der einen und der Blume in der anderen Hand, stieß ich mit dem Fuß die Tür zu. Unter den kritischen Blicken meines Freundes ging ich ins Wohnzimmer zurück und sank auf die Couch. Obwohl ich nicht wusste ob das mit dem Gänseblümchen nur ein Witz seien sollte legte ich es so sanft und vorsichtig wie möglich auf dem Tisch ab und starrte dann auf den Umschlag. Ich wusste nicht wie lange ich so dagesessen hatte, doch irgendwann drang Jaspers Stimme an mein Ohr. „Mach ihn auf!“ In der Stille klang sie unheimlich laut und störend. Ich hob meinen Blick und sah ihn unsicher an. Ich verspürte eine gewisse Angst diesen Umschlag zu öffnen, wer weiß was drin war? Vielleicht eine tote Maus oder ein kleiner Vogel… nur um mir zu zeigen auf welcher Stufe ich für sie stand. „Bella, stell nicht alle auf eine Stufe“, sagte Jasper der bereits meine Gedanken erahnt hatte, doch hatte er wirklich das volle kranke Ausmaß meiner Gedanken vor Augen? Besser nicht. Ich nickte und versuchte meine dunklen Gedanken zurück zu drängen. Zaghaft öffnete ich den braunen Umschlag mit zugekniffenen Augen griff ich hinein und ertastete etwas weiches, erstaunt öffnete ich die Augen und blickte hinein. Ein spöttisches Lachen entfuhr mir, ich lachte über mich selbst. Wieso hatte ich ihm nur so etwas Abartiges zugetraut? Hm – Kunststück – vielleicht weil ich ihn nicht kenne, nur die Feindseligkeit seiner Schwester. „Was ist? Was ist drin?“, fragte Jasper und trat neben mich. Ich zog an einem Finger meinen schwarzen Spitzen-BH hervor und ließ ihn an meinem Finger baumeln. Jasper verdrehte die Augen und plumpste neben mich. Dann nahm er mir den Umschlag von den Beinen und blickte hinein. „Ah“, machte er und griff erneut hinein. Als er seine Hand hervorzog kam ein weißes Blatt Papier zum Vorschein. Ich starrte auf den weißen Zettel. Ich ließ den BH neben mich fallen und griff danach. Er war in der Mitte gefaltet und die ersten Worte, die ich lesen konnte, waren - Es tut mir leid -. Was? Was tat ihm leid? Das er mit mir geschlafen hatte? Mein Atem wurde rauer und hektischer. „Jetzt entschuldigt er sich für die Nacht mit mir, war es denn so schrecklich?“ Ich war außer mir, sprang auf und lief auf und ab. Ich fühlte mich grässlich, wie dieses kleine Unkraut, das auf meinem Tisch lag. Jasper packte mich am Handgelenk und zog mich am Handgelenk herum. „Lies weiter Bella“, verlangte er und deute auf den anderen Teil. Er hatte das Papier aufgeklappt und da stand wirklich noch etwas. Ich nahm ihm den Zettel aus der Hand. In fein geschwungener Schrift stand mein Name an oberster Stelle: Bella, es tut mir furchtbar leid was heut morgen geschehen ist. Ich entschuldige mich in aller Form für das Verhalten meiner Schwester. Sie ist zu weit gegangen. Rosalie wird dich nicht mehr belästigen, das verspreche ich dir. Ich denke, dass du das gerne wieder haben wolltest. Aber ich wollte ihn dir nicht einfach an die Tür hängen. Bella, die letzte Nacht war wunderschön und auch auf die Gefahr hin, dass du mich nach all dem abweist. Ich würde dich gerne wiedersehen, bald. Können wir uns treffen? Uns besser kennen lernen? Edward Ungläubig starrte ich auf den Zettel in meinen Händen. Er wollte mich wiedersehen? Mich kennenlernen…? Ich blickte von dem Brief zu Jasper. Ein unbekanntes Kribbeln schlich sich in meinen Magen. Ich sah wie sich die Mundwinkel meines Freundes zu einem sanften Lächeln verzogen. Nun fühlte ich mich wie ein Vollidiot. „Aber…“, stammelte ich und starrte immer wieder auf den feine Handschrift. „Bella, sie mag seine Schwester sein, aber deswegen muss er nicht dieselbe Meinung vertreten wie sie.“ neuer Mut schlich in mein Herz und meinen Verstand. „Du meinst – er mag mich.“, fragte ich und meine Stimme klang zurückhalten und ungläubig. Jasper lächelte wieder und nickte dann. Das einzige was ich zustande brachte war ein erneutes „aber…“ ich blickte auf das Gänseblümchen. „Ich weiß was du denkst.“, sagte Jasper und strich über meine Wange. Er hat dir damit nicht weh tun wollen“, fügte er an und folgte meinem Blick auf das kleine Blümchen. „Was könnte es noch bedeuten, Bella, außer Unkraut?“, fragte er mich und ließ die Hände sinken. Dann wandte er sich um und verließ das Wohnzimmer. Es dauerte eine Weile bis er mit zwei Gläsern und einem Orangensaft wieder zurück kam. Ich setzte mich auf den Fußboden und blickte lange auf die kleine Pflanze. Jasper hatte eines der kleinen Schnapsgläser mitgebracht und füllte nun etwas Mineralwasser hinein. „Wann siehst du sie wieder?“, fragte ich ihn und wollte damit erneut das Thema wechseln. Ich war zu durcheinander um jetzt einen klaren Gedanken fassen zu können, blickte aber weiter auf das Schnapsglas. „Am Montag in der Uni.“ „Du magst sie sehr“, sagte ich ruhig. „Ich denke schon, ja“, antwortete er mir leise. „ich freu mich für dich“, sagte ich mit fester Stimme und blickte ihn lächelnd an. „Ja, sie ist… ganz anders als die Mädchen die ich bisher kennengelernt habe. Sie ist so … ich weiß nicht wie ich es dir beschreiben soll, irgendwie denke ich sie könnte meine Seelenverwandte sein.“ Vielleicht hatte er recht. Ich sah meinen Freund wieder forschend an. „Du bist verliebt, du bist total verknallt in sie.“ rief ich grinsend. „Ich kenne sie ja gar nicht richtig.“ Sagte Jasper abwehrend. Ich zog eine Augenbraue hoch. „Hm… na gut vielleicht ein bisschen.“, stimmte er zu und grinste ebenfalls, ein leichter Schimmer färbte seine Wangen rot. „Aber mal was anderes, Bella. Wirst du ihn wiedersehen? Bekommt er eine Chance dich kennenzulernen?“, fragte Jasper mich und war sofort wieder ernst. „Warum ist dir das so wichtig?“, fragte ich ihn gereizt und stand auf. „Weil ich sehe, wie du auf ihn reagierst, Bella!“ sagte Jasper ruhig. Ungläubig sah ich ihm in die Augen. „Du bist ganz anders, du hörst seinen Namen und die kleinen Härchen an deinen Armen stellen sich auf. Man spricht über ihn und du wirst rot. Er steht an deiner Tür und du drehst beinahe durch. Du bist hin und hergerissen zwischen Angst und einem Gefühl das dir noch gar nicht richtig bewusst ist“, fügte er an. „Das ist nicht wahr“, rief ich und funkelte ihn wütend an. „Wir hatten einen schönen Abend und ein grauenhaftes erwachen. Ich … wir… wir hatten Sex und das wars. Ende der Geschichte.“ „Du kannst dir selbst ruhig etwas vormachen, aber mir nicht“, sagte er grimmig und stand auf „Das war nicht dein erstes One Night Stand, du hast dich noch nie so benommen, Bella“, sagte er im gehen. „Melde dich bei mir, wenn du dich wieder beruhigt hast.“ Mit diesen Worten stapfte er aus der Wohnung, als die Tür zu schlug zuckte ich unwillkürlich zusammen. Das war der erste Streit den wir hatten. Ungläubig starrte ich auf die geschlossene Wohnungstür. Ich schluckte schwer und ließ mich wieder zu Boden gleiten. Er hatte nicht ganz unrecht, gestand ich mir ein. Auch wenn es mir schwer fiel. Aber warum? Lag es an Rosalie? Oder an dem Gefühl das sich in meinem Magen immer weiter ausbreitete wenn ich an ihn dachte? Was machte mir eine solche Angst? Warum reagiere ich so rebellisch, so widerstrebend? Mal abgesehen von Rosalie haben die Beiden bereits einen berauschenden Einfluss auf mich und mein Umfeld genommen. Lag es an diesen außergewöhnlichen Menschen, dass ich Edward so anziehen fand und Alice sofort als meine Freundin akzeptieren könnte? Wer waren die Cullens? Ich wusste eigentlich noch gar nichts über sie. Ich legte mich auf den Rücken und starrte an meine Zimmerdecke. Wieder klopfte es an meiner Tür, doch ich reagierte nicht. Ich neigte den Kopf und blickte in den Flur. „Bella?“ rief eine weiche Sopranstimme. „Bella, ich weiß, dass du da bist.“ Alice, Alice Cullen stand vor meiner Tür. „Na ja, also Edward, hat mir verboten herzukommen. Er wird ziemlich sauer auf mich sein. Aber ich fand dich so nett beim letzten Mal und…“ sie stockte, als würde sie darüber nachdenken was sie hier tut. „Meine Schwester ist ein Miststück und bitte, nimm dir das nicht zu Herzen, ja? ….Bella?“ erneut verstummte sie für weitere Sekunden, sie wartete auf eine Reaktion von mir, doch ich lag noch immer Bewegungslos am Boden. Irgendwann hörte ich wie sie erneut Luft holte um etwas zu sagen, doch dann schnaufte sie einmal und tippelte die Treppe hinab. Kapitel 6: Sonntagsüberraschung ------------------------------- Ich schrieb fleißig an meiner Hausarbeit für Mrs. Jacoby, allerdings immer nur Etappenweise. Ich war zu abgelenkt von den Cullens. Und das trieb mich beinahe in den Wahnsinn. Dabei machten sie gar nichts. Sie waren einfach ständig in meinen Gedanken, die wunderschöne Rosalie mit ihrer gespaltenen Zunge, die elfenhafte Alice mit dem weichen Lächeln und der sanften Stimme und natürlich Edward, mit seinen wunderschönen Augen, den perfekt geschwungenen Lippen… ich mach es schon wieder, dachte ich und stützte meinen Kopf in meine Handflächen. Unwillig schnaufte ich und rieb mir die Augen. Immer wieder geisterten sie durch meine Gedanken. Und immer wieder und immer länger war es nur Edward und genau passend zu den Erinnerungen und den Bildern, hörte ich auch noch Jaspers Stimme in meinem Kopf. Ich stöhnte genervt auf, wie sollte ich denn so meine Hausarbeit fertig bekommen. Auch mein kleiner Streit mit Jasper ging mir nicht aus dem Kopf. Er hatte sich seit dem auch nicht mehr gemeldet. Ich wusste nicht mal ob er mich morgen zur Uni abholen würde. Ich runzelte die Stirn und blickte auf meinen Monitor… sehr weit war ich noch nicht gekommen, aber ich musste das heute fertig bekommen. Unbedingt. Warum konnte ich diese Familie nicht einfach ausblenden? Warum fraßen sie sich durch meinen Verstand, durch sämtliche meiner Gedanken, die sich doch eigentlich nur auf meine Hausarbeit für Ms. Jacoby begrenzen dürften? Doch so sehr ich es auch versuchte es gelang mir nicht. Völlig entnervt speicherte ich die wenigen Sätze und fuhr meinen Computer runter. Mürrisch blieb ich einen Moment sitzen und gab mich erneut meinen Gedanken hin, die sich natürlich nur um meine neuen Nachbarn drehten. Immer wieder dieselben Fragen, die sich in meinem Kopf türmten. Mit einem tiefen seufzen erhob ich mich und schlüpfte in meine Jeansjacke. Mein Dienst bei den Newtons würde gleich beginnen. Seit ich mit dem Studium angefangen hatte war ich auch den Newtons. Sonntags im Café und zweimal in der Woche in dem Sportgeschäft, welches aber vor allem Campingausrüstung verkaufte. So konnte ich meine Unkosten einigermaßen ausgleichen ohne meinem Vater unnötig auf der Tasche zu liegen. Von meiner Mutter wollte ich keine Unterstützung, ich lehnte jede Hilfe dankend ab. Ich wollte auf eigenen Beinen stehen, doch vor allem war es mein Stolz der mich daran hinderte Geld von meiner Mutter oder viel mehr von ihrem Stinkreichen neuen Ehemann anzunehmen. Phil war ein sehr netter und hilfsbereiter Mann, dennoch wollte ich es nicht. Ich schaffte es auch allein, ihr Geld brauchte ich nicht. Noch einmal ließ ich einen prüfenden Blick durch meine Wohnung gleiten, dann nahm ich den Schlüssel vom Haken und trat aus meiner Wohnung. Mit einem klirrendem Geräusch schloss ich die Haustür ab und ging die Treppe hinab. Kaum hatte ich die erste Treppe hinter mir, öffnete sich wieder einmal quietschend die Tür meiner Nachbarin. „Ms. Swan?“, rief sie mit verzehrter Stimme in den Flur und blickte mit gerunzelter Stirn zu mir hinab. „Ja, Ms. Lehmann. Ich bin’s.“ „Sagen Sie ist ihr Bruder schon wieder da?“, fragte sie und ihre Stimme nahm einen giftigen Unterton an. Doch ich ließ mich davon nicht beirren und lächelte weiterhin freundlich. „Ja, Ms. Lehmann, seit gestern ist er wieder da.“ „Hm.“ Sie schwieg eine Weile und gerade als ich mich verabschieden wollte sprach sie weiter. „Sagen Sie, die neuen Nachbarn… kennen Sie sie schon?“, fragte sie mich und blinzelte unschuldig. Ich wusste genau, dass sie das meiste mitbekommen hatte, diese alte Frau hatte einfach zu viel Zeit. Innerlich verdrehte ich wieder einmal die Augen… diese neugierige… ich brach den Gedanken ab. „Nicht so richtig Ms. Lehmann“, sagte ich ruhig und hoffte, dass mein Gesicht mich nicht verraten würde. Aber ich hatte nicht vor der alten Tratschtante mein Leben auf einem Silber Teller anzureichen. „Dafür sind sie aber oft hier“, murmelte sie, ich hörte es gerade so, aber ich ging nicht darauf ein. „Ich muss jetzt wirklich los, Ms. Newton erwarte mich“, erklärte ich und tippte auf meine Armbanduhr. „Hm“, machte sie nur und verschwand hinter ihrer Tür. Ich atmete erleichtert aus und trabte die nächste Treppe hinab. Sofort bereute ich es, mein Knie dankte es mir mit einem höllischen ziehen und stechen. Ich verlangsamte meine Schritte und wartete darauf, dass der Schmerz abklang. Als ich endlich auf dem Gehweg im freien stand atmete ich die warme Luft ein. Und natürlich suchten meine Augen sofort den Weg zu dem Hause der Cullens. Es war alles ruhig, niemand zu sehen. Ich legte den Kopf schief und betrachtete das Haus eingehend. Jemand hatte den halben Vorgarten umgegraben, das Unkraut beseitigt welches das Beet in Beschlag genommen hatte. Viele bunte Blumen und dunkle frische Erde zierte nun das große Beet.Erstaunt hob ich die Augenbrauen. Wie hübsch es aussah, freundlich und einladend, dachte ich und meine Gedanken glitten weiter zu jenem jungen Mann, der mich in dieses Haus gebracht hatte. Mir war immer noch nicht klar wie es dazu gekommen war, ok… ich hatte schon einiges getrunken, aber so blau war ich nun auch nicht gewesen. Oder doch? War ich deswegen so bereitwillig mitgegangen? Oh… Nein, ich wusste warum… wieder strömte eine Welle der Erinnerungen an jene Nacht über mich hinweg. Die Spannung zwischen uns, seine warmen Hände, sein wahnsinnig guter Körper, die weichen Lippen, die wunderschönen Augen… STOP… ich schloss die Augen und schüttelte energisch den Kopf. So, konnte es nicht weitergehen. Meine Nachbarn und besonders …ER… durfte nicht eine solche Macht über mich haben, eine solche Macht über meine Gedanken. Ich straffte die Schultern und ging energischen Schrittes davon. Bis zu dem kleinen gemütlichen Café war es nicht mehr weit. Eigentlich erstaunlich, dachte ich, dass sich eine so kleine Klitsche hier in Phoenix so gut hielt. Mit einem Gedanken an die große Stadt und das kleine Café versuchte ich mich auf andere Gedanken zu bringen. Ich konnte die niedlich hergerichteten Fenster schon sehen. Es war ein schönes Café, das Haus war bereits mehrere hundert Jahre alt und war immer wieder auf Fordermann gebracht worden. Es hatte einen dunkelroten Klinker und weiße Fugen, dazu grüne Holzfensterrahmen und ganz niedliche Gardinen. Ich stieß die Tür auf und das kleine Glöckchen bimmelte wie gewohnt. Mit einem Lächeln auf den Lippen ging ich direkt in die Küche. „Hallo Ms Newton?“, rief ich doch es kam keine Antwort. „Ms Newton?“, rief ich wieder – lauter jetzt. „Bella, ich bin hier unten, komme gleich“, schallte es aus dem Keller. Ich nickte und band mir die Schürze um, dann warf ich einen Blick in den Laden, allzu voll war es heute nicht. Als nächstes verschaffte ich mir einen Überblick in der Küche, der Abwasch war bereits begonnen worden und ansonsten war die Küche auch schon wieder blitzblank. Ms. Newton war wirklich eine ordentliches Person, ich mochte sie. So hatte ich mir eine Mutter immer vorgestellt. Mit dieser süßen Dauerwelle, der geblümten Schürze und der herzlichen Art die sie versprühte. Immer ein Lächeln auf den Lippen und nein böses Wort. Doch genau so war meine Mutter nicht. Sie war mehr der Karrieretyp. Wieder seufzte ich und wandte mich dann dem Abwasch zu. Sorgfältig wusch ich die Teller und Tassen ab, dann legte ich sie auf das bereitgelegte Geschirrtuch welches neben dem Spülbecken lag. „Ach Bella, Liebes. Ich habe ganz vergessen dich anzurufen. Heute ist so wenig los, da kannst du dir ruhig frei nehmen, ich schaffe das heut allein“, sagte sie lachend und schob mich sanft von der Spüle weg. „Du bist so fleißig ich weiß gar nicht was ich ohne dich machen würde“, fügte sie hinzu und strich mir mütterlich über die Wange. „Aber Ms. Newton ich helfe Ihnen doch gern.“ Immer noch lächelte sie mich liebevoll an. „Ich wünschte Mike wäre so hilfsbereit wie du, mein Kind“, sagte sie dann und ihre Stimme nahm kurz einen verärgerten Ton an, ebenso ihr Gesicht, es wirkte angespannte und wütend. Sie hatte die Stirn gerunzelt und ärgerlich die Brauen zusammen gezogen. „Aber ich kann ihm einfach nie lange böse sein.“ Seufzte sie und nahm mir den Spülschwamm aus den Hand. „Geh nur, es ist schön draußen.“ „Aber Ms. Newton, Sie bezahlen mich dafür das ich Ihnen helfe“, warf ich ein doch sie winkte nur ab und sagte „Das ist schon in Ordnung und nun geh.“ Ich sah sie noch eine Zeit lang fragend an, dann nahm ich die Schürze ab und legte sie wieder in die Schublade. Kaum war ich aus der Küche hörte ich sie rufen „Ach, Bella, dein Bruder ist hier. Er sitzt ziemlich weit hinten. Ich sollte dir Bescheid sagen.“ „Danke Ms. Newton“, rief ich und sah mich suchend um. Ich brauchte nicht lang um seine Stimme heraus zu hören, doch er war nicht allein. Als er mich erblickte stand er auf und winkte mir zu. Ich lief auf ihn zu und als ich an seinem Tisch zum stehen kam konnte ich nicht glauben mit wem er dort saß. Doch ich war nicht die einzige der sämtliche Gesichtszüge entglitten waren. Blondie starrte mich mit einem ungläubigen Blick an, während mein Bruder verwirrt zwischen uns hin und her sah. „Ach“, brachte ich zwischen den Zähnen hervor und ein gemeines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. „Mit Ungeziefer unterwegs?“, fragte ich bissig und verschränkte die Arme vor der Brust. Wütend funkelte ich sie an, ich spürte bereits wieder dieses rumoren in meinem Magen, die Wut die dort Wellen schlug wurde immer unerträglicher. Emmet verstand meine Aussage und musterte Rosalie zweifelnd. „Du bist Edwards Schwester?“, fragte er mit zusammengekniffenen Augen. Rosalie blickte von ihm zu mir und wieder zurück. Sie war sprachlos. Ich zog die Augenbrauen hoch und sah sie abwartend an. „ER… ist… dein… Bruder?“ sie war so verwirrt das sie kaum zusammenhängend einen Satz zustande brachte. „Ja, das Ungeziefer ist mein Bruder“, erwiderte ich grimmig. Auf einmal erschien sie mir gar nicht mehr so stark und selbstsicher, sie sank auf ihrem Stuhl immer weiter zusammen. „Bella, wir gehen.“, hörte ich Emmet sagen. Der Stuhl quietschte leise über die Fliesen, als er ihn zurückschob. „Aber Emmet, bitte warte doch, ich kann…. Ich kann dir das erklären!“ Doch mein Bruder wartete nicht. Mit einem breiten Grinsen drehte ich mich ihr noch einmal zu bevor mein Bruder mich vor sich her schob. Ich wartete darauf das er draußen anfangen würde zu lachen, dass er sich irgendwie dazu äußern würde. Doch… mein Bruder schwieg, sein Gesicht war nicht mehr so unbekümmert wie eben noch, es war verhärtet und eine Sorgenfalte zierte seine Stirn. Als wir den Park erreicht hatten fasste ich ihn am Arm und brachte ihn damit zum stehen. „Was ist los, Bruderherz?“, fragte ich besorgt. Emmet machte mir Angst, es war selten das ich ihn so zu Gesicht bekam. Mein Bruder war normalerweise eine geborene Frohnatur, immer ein Lächeln und einen Witz auf den Lippen. Er atmete tief ein und schloss kurz die Augen. „Bella, ich kenne Rosalie jetzt schon drei Wochen…“ Was? Was redete er denn da? Wie er kennt sie schon drei Wochen? Ich versuchte die vielen Gedanken, die mir gerade durch den Kopf schossen zu bändigen, doch es gelang mir nicht. Wieder einmal, wie schon so oft in den letzten Tagen verlor ich mich in einem Gedanken wirr wahr. „Was…? Wie…? Und woher kennst du sie?“ fragte ich stockend. „Sie hat ebenfalls in Florida Urlaub gemacht. Ich habe sie dort am Strand kennengelernt.“ Erklärte er mir und ich konnte ihm ansehen wie schwer es ihm fiel. „Du magst sie.“ Stellte ich fest und sah meinen Bruder prüfend in die Augen. „Ja, schon aber du bist mir wichtiger, jemand der meine kleine Schwester so behandelt…“ er brach ab, zuckte mit den Schultern. Mein Herz machte einen gerührten Hüpfer und ich umarmte ihn liebevoll. Als er sich von mir löste rang er sich ein Lächeln für mich ab. Dann gingen wir weiter, der Kies unter unseren Schuhen knirschte leise. Ich konnte meinen kleinen Sieg über Blondie gar nicht richtig genießen, denn natürlich meldete sich mein Gewissen. Das mir mit diese Situation in der Emmet so unglücklich war unmöglich machte. Ich konnte das Ende des Parks bereits sehen „Emmet?“, fragte ich leise und blickte weiter auf die kleinen Kiesel. „Ja“ seine Stimme klang dumpf und irgendwie eigenartig. „Du musst das nicht für mich tun“, flüsterte ich und blickte stur auf den Schotter. „Wenn du sie so wahnsinnig gern hast, dann…“ Auch wenn ich es überhaupt nicht verstehen konnte wie Emmet sie mögen konnte… doch es war nicht fair… und wer weiß vielleicht schaffte er es ihr die Krallen zu ziehen. „Bella, sie kann nicht so mit dir umgehen. Und ich kann nicht mit jemandem zusammen sein, der so bösartig ist“, erwiderte er und seine Stimme klang fremd. Ich schielte zu ihm hinauf. Mir fiel nichts ein was ich dazu hätte sagen können, was sollte man dazu sagen? Doch ich will das sie mich so fertig macht, Hauptsache du bist glücklich und lachst endlich wieder? Er griff meine Hand und legte sie über seinen Arm, so schlenderten wir weiter. Mein schlechtes Gewissen lies mich jedoch nicht in Frieden. Ich seufzte genervt auf, warum musste denn alles so schwierig sein? Doch plötzlich fiel mir etwas ein. „Warte mal, du sagst du kennst sie schon drei Wochen, warum war dir ihr Nachname kein Begriff?“, fragte ich ihn und blieb erneut stehen. Fragend sah er mich an.Doch schließlich antwortete er mir. „Weil ihr Name Hudson ist, nicht Cullen. Ihr Vater lebt nicht bei ihnen. Und ihre Mutter hat neu geheiratet, vermutlich diesen Cullen. Doch wir haben nicht über Namen gesprochen“, erzählte er mir und wirkte nachdenklich, als wäre er wieder in der Zeit als er sie kennengelernt hat. Diese Erkenntnis verwirrte mich, Blondies Leben war also gar nicht so perfekt? Sie hat genauso eine Scheidung der Eltern mit gemacht wie wir. Beinahe hatte ich Mitleid mit ihr, ich wusste wie schwer es war. Und wie lange es mich verunsichert hatte. Auf einmal war meine Mutter fort, hatte Emmet mitgenommen, meine Familie auseinander gerissen. Und während ich darüber nachdachte kam mir ein weiterer Gedanke – Edward war vielleicht gar nicht ihr Bruder, also kein Leiblicher. Und wieder waren es die Cullens in meinen Gedanken. Ein Lächeln glitt über meine Lippen, als ich daran dachte das nicht nur ich den Cullens oder Hudsons oder wie sie auch heißen mochten, verfallen war. Mein bester Freund, mein Bruder… und… naja… also… ich… ich anscheinend auch. Ich fragte Emmet nicht weiter danach und ließ ihn in Ruhe. Also liefen wir schweigend neben einander her bis wir von unserem Haus standen. „Mach dir mal keine Sorgen um mich“, hörte ich Emmet sagen und dann spürte ich seine Hand, wie er mir liebevoll über mein Haar strich. Ich blickte zu ihm auf und sah das Lächeln in seinem Gesicht, welches ich kannte. Doch noch immer störte mich etwas, was war es? Irgendwas war anders, so verkehrt. Ich legte den Kopf schief und sah ihn prüfend an. Das Grinsen vertiefte sich und ich gab es auf. „Komm wir gehen rein, bevor Ms. Lehmann uns wieder abfängt“, flüsterte er grinsend. Ich nickte eifrig. In meiner Wohnung angekommen schaltete ich den Computer ein und lauschte dem vertrauten Summen. Als der Rechner endlich hochgefahren war, schaffte ich es sogar halbwegs mich auf meine Hausarbeit zu konzentrieren. Kapitel 7: Eine neue Woche -------------------------- Ein schrilles Klingeln riss mich aus dem Schlaf, erschrocken fuhr ich hoch und blickte verschlafen auf meine Uhr. „Oh verdammt!“ murmelte ich und schlug hastig die Bettdecke zurück. Nur mit Top und Shorts bekleidet stolperte ich zur Haustür. Ich öffnete sie ein Stück und machte kehrt um ins Badezimmer zu kommen. „Entschuldige, ich habe verschlafen. Gib mir zwei Minuten…“, rief ich Jasper zu. Und gerade als ich es ausgesprochen hatte war ich mir nicht mehr so sicher das es Jasper war. Wir hatten gestritten, würde er überhaupt kommen? Ich blieb stehen, mein Körper war angespannt, doch ich blickte über meine Schulter in den Hausflur. Da stand er. Wie immer lässig in Jeans und einem schwarzem T-Shirt. Und meine gespannte Haltung ließ augenblicklich nach. „Ich warte draußen auf dich“, murmelte er und seine Stimme klang immer noch missmutig. Es war also noch nicht alles wieder in Ordnung. Plötzlich ließ meine Hektik nach, ich hatte es nicht mehr eilig fertig zu werden. Irgendwie graute es mir vor diesem Gespräch. Einem Gespräch in dem ich einige Zugeständnisse zu machen hatte und das wider rum gefiel mir noch weniger. Niemand gibt gern zu sich geirrt zu haben, eine Schwäche zu zeigen, war für mich nie leicht gewesen. Und in diesem Fall fiel es mir noch schwerer, weil meine Schwäche unglaublich schöne grüne Augen hatte. Und dabei kannte ich ihn nicht einmal richtig. Ich stand da und blickte lange in den Spiegel, meine brauen Augen, sahen zweifelnd aus. Vielleicht sollte ich einfach sagen, dass ich krank sei… plötzliche Übelkeit oder sowas… soll es ja geben, überlegte ich. Nein, ich würde mich jetzt duschen, anziehen und hoch erhobenen Hauptes zugeben einen Fehler gemacht zu haben. Während ich mir das sagte versuchte ich mein Spiegelbild davon zu überzeugen, doch wieder verbarg ich mich hinter dieser Mauer aus Stolz und Angst. Mit einem tiefen Seufzen und einem Gefühl der Angst im Bauch wandte ich mich der Dusche zu. Das warme Wasser löste meine verspannten Muskeln und auch meine Gedanken, die bereits wieder aus einem Wirr war bestanden, lösten sich und ich konnte klarer Denken. Was war denn schon so schlimm daran? Ich würde sagen, dass ich mich geirrt hatte und das er womöglich doch etwas mehr für mich sein könnte, als nur ein One Night Stand. Mit einer entschlossenen Bewegung stellte ich das Wasser ab und zog das Handtuch der Heizung. Ich drückte es an mich und sog den frischen Duft des Waschmittels ein. Wieder dieses zögern… immer und immer wieder… hatte es Einfluss auf mein Leben… zu Zaghaft zu vorsichtig hatte meine Mutter immer gesagt. Ich verzog das Gesicht zu einer Grimasse und trocknete mich ab. Diesmal nicht, sagte ich mir. Als ich angezogen da stand, putzte ich mir die Zähne und betrachtete meine langen braunen Locken, die sich an meinen Ellenbogen kringelten. Noch ein letzter prüfender Blick in den Spiegel, ich hatte ein sauberes T-Shirt an und eine blaue Jeans, meine Turnschuhe standen noch im Flur. Wieder verspürte ich den Drang mich zu widersetzten, nicht nachzugeben… es war Lächerlich… für sowas einen Streit mit meinem besten Freund anzufangen. Warum fiel es mir so schwer in Edward mehr zu sehen, als nur eine schöne Nacht? Jasper hatte recht, mit allem was er gesagt hatte… ich drehte wirklich regelmäßig durch wenn Edward in der Nähe war oder nur sein Name fiel. Doch warum? Vielleicht weil es mir so peinlich gewesen war, diese ganze demütigende Situation im Flur…. Und doch wusste ich, dass ich nur wollte das es so war… nur um die Wirklichkeit nicht in Betracht ziehen zu müssen. Ich mochte diesen jungen Mann. Wieder blickte ich in den Spiegel, ich wollte die Wahrheit sehen und zum ersten Mal in den vergangenen Tagen stellte ich mich ihr. Ich konnte sehen wie es in meinen Augen blitzte als ich an ihn dachte, an unsere Begegnung im New Moon. Ein dünnes Lächeln erschien auf meinen Lippen. Meine Stirn legte sich in Falten und ich wandte mich überrascht ab. Ist doch gar nicht so schwer, dachte ich immer noch schmunzelnd. Als ich in mein Wohnzimmer kam um meine Tasche zu holen fiel das Gänseblümchen in mein Blickfeld. Ja, vielleicht… vielleicht sollte ich die Möglichkeit ihn kennenzulernen nicht verstreichen lassen. Vielleicht, ja! Ich packte meine Tasche und schlüpfte im Flur in meine dunklen Turnschuhe, dann zog ich die Tür zu und sprang die Treppe hinab, mein protestierendes Knie ignorierte ich dabei. Als ich die Haustür mit Schwung aufzog und nach draußen blickte blieb ich abrupt stehen. „Guten Morgen“, sagte sie mit heller Sopranstimme und lächelte mich an. „Guten Morgen“, erwiderte ich perplex. Alice Cullen? Alice würde uns zur Uni begleiten? Würde das jetzt jeden Morgen so sein? Aber wann sollte ich denn dann mit ihm sprechen, ich hatte doch so viel was ich Jasper sagen wollte. Ich sah ihm ins Gesicht, doch er erwiderte meinen Blick ausdruckslos. Er war sauer, immer noch. Und gerade als ich etwas sagen wollte griff sie nach seiner Hand und sah erst ihn dann mich fragend an. „Können wir?“ Ich schluckte und nickte dann langsam. Die Beiden gingen etwas weiter vor mir, ich hatte mich etwas zurückfallen lassen, als ich plötzlich stehen blieb. „Ich… ich habe etwas vergessen… ich komme nach“, rief ich, dann drehte ich mich um und lief eilig zurück. An meiner Wohnung angekommen, setzte ich mich auf die Stufen, die weiter den Weg hinab waren, sodass ich fast an der Straße saß. Von hier aus hatte man einen guten Blick auf das Cullen Haus, doch mein Kopf war so am arbeiten das ich keinerlei Zeit für einen Blick auf das Haus hatte. Die Ellenbogen auf die Knie gestützt, die Hände gefaltet saß ich da. Jasper und Alice, klingelte es in meinem Kopf. Mein bester Freund hatte anscheinend eine Freundin. War er denn wirklich so sauer auf mich, dass er darüber nicht mit mir sprechen wollte? Eine weiche Stimme riss mich aus meinen Gedanken „Hey, soll ich dich mitnehmen?“ Da stand er. In einem weißen Hemd und einer blauen Jeans. Sein Gesichtsausdruck war vorsichtig und beinahe schon so als würde damit rechnen eine Abfuhr zu bekommen. Sein Gesicht machte mich traurig. Hatte ich den wirklich schon was kaputt gemacht? Hatte es ihn so getroffen, dass ich mich nicht gemeldet hatte? Ich betrachtete ihn weiterhin und spürte wieder dieses leichte Kribbeln im Bauch. „Schon gut“, murmelte er und öffnete die Tür seines Volvos. So konnte ich ihn nicht gehen lassen. In meinem Kopf schrie es beinahe. Beweg dich. Jetzt. Isabella Swan. Beweg dich. Und das tat ich „Warte“, rief ich und sprang auf die Füße. Erstaunt wandte er sich mir wieder zu und irgendwie hatte ich den Eindruck sein Gesicht erhellte sich, ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen und in seinen Augen funkelte es. Ich ging auf ihn zu und blieb neben ihm stehen. „Ja“, sagte ich leise und wurde rot. „Ich meine… ja… gerne…“ Er lächelte immer noch und nickte mir nur einmal zu. „Danke.“ Sagte ich dann ziemlich leise und blickte ihn scheu an. Verwirrt sah er mich an… er schien nicht zu verstehen was ich meinte. „Dein Brief… er war sehr schön“, murmelte ich. „Und für meinen BH“, fügte ich an und zog die Augenbrauen zusammen. „Nichts zu danken“, erwiderte er mir. Abwartend sah er mich an und ich kämpfte fieberhaft damit wie ich die Worte – Ich würde dich gerne kennenlernen – über die Lippen bekommen sollte. „Fahren wir, sonst kommen wir noch zu spät“, sagte er dann und rette uns aus dem verwirrenden Schweigen. Ich ging um den Wagen herum und stolperte prompt, konnte mich aber abfangen. Schnell sah ich zu ihm hinüber, ob er es bemerkt hatte? - Natürlich hatte er es bemerkt, doch ich sah keinen spöttischen Ausdruck in seinen grünen Augen, nein, er sah… ja…er sah besorgt aus. Na ja, vermutlich mehr um seinen Wagen, dachte ich dann und konnte ein zweifeln nur mühsam zurück drängen. „Alles okay?“, fragte er mich dann plötzlich. Ich nickte nur einmal und öffnete dann die Tür. Ich ließ mich auf den Sitz gleiten und roch den Duft des Leders. Es war ein angenehmer Geruch in diesem Wagen. Der Geruch von den Ledersitzen gemischt mit seinem. Unauffällig atmete ich noch einmal tief ein und versuchte mir diesen Geruch einzuprägen, ihn abzuspeichern. Er schnallte sich an und startete dann den Wagen, mit einem leisen Surren sprang er an. Ich blickte auf meine Hände, die ich in meinem Schoss gefaltet hatte. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich ihn immer wieder. Und auch er sah zu mir, doch ich traute mich nicht ihm direkt in die Augen zu sehen. Aus dem Radio drang leise Musik, die ich aus dem Club kannte. Es war so richtig gute Laune Musik. Irgendwas musste ich sagen, sonst würde das ganze hier in einem peinlichen Schweigen enden. „Was studierst du denn?“, fragte ich doch meine Stimme klang dünn und kläglich, ich räusperte mich und blickte ihn dann abwartend an. Er erwiderte meinen Blick kurz und sah dann wieder auf die Straße. „Was glaubst du denn?“, fragte er mich herausfordernd. Ich überlegte und musterte ihn eindringlich… es war ein Fehler, - ganz eindeutig -, während mein Blick über sein Gesicht hinab zu seinen Schultern, über die Arme zu seinen Händen glitt, spürte ich wie mein Herz schneller schlug und dieses angenehme Kribbeln im Bauch noch zunahm. Es fiel mir schwer mich darauf zu konzentrieren was er wohl studieren mochte. Ich schloss kurz die Augen und sagte dann „BWL?“ es war das langweiligste was mir einfiel, aber es half… sofort nahm das nervöse Schlagen meines Herzens ab und ich blickte wieder auf sein Gesicht. Er sah mich erneut an und hatte wieder dieses schiefe Lächeln auf den Lippen, ob er wusste wie unwiderstehlich das auf mich wirkte? Fragend hatte er zudem eine Augenbraue hochgezogen. „Nicht?“, fragte ich leise. „nein“, lachte er und schüttelte den Kopf. „Ich studiere Medizin, Bella“, klärte er mich auf und war dann wieder ernst, wobei dieses leichte schmunzeln immer noch auf seinen Lippen lag. „Alice, hat mir erzählt du studierst Kunstgeschichte.“ „Ja“, sagte ich „mein erstes Jahr fast erfolgreich abgeschlossen.“ „Und gefällt es dir?“, fragte er mich und sah wieder kurz zu mir hinüber. „Ja, es … es fasziniert mich“, gab ich zu und grinste ihn an. Langsam fuhr er auf den Parkplatz der Uni. „Warum läufst du das kurze Stück nicht?“, fragte ich ihn plötzlich als mir klar wurde wie schnell wir da waren. Überrascht sah er mich an als er den Wagen eingeparkt und abgestellt hatte. Einen Moment schien er darüber belustigt zu sein „Ich muss nach der Uni noch ins Krankenhaus, da ist es Zeit sparender wenn ich das Auto schon hier habe“, erklärte er mir und machte eine andeutende Handbewegung. Ich nickte und löste den Gurt, dann legte ich meine Hand an den Türgriff und wollte aussteigen, als ich erneut seine sanfte Stimme hörte. „Ich kann dich gern öfter mitnehmen, wenn du möchtest?“, seine Stimme klang wieder so vorsichtig wie vorhin. Ich blickte ihn an und musterte sein Gesicht. „Ich laufe gern“, sagte ich und sah wie sein Gesicht wieder diesen traurigen, enttäuschten Ausdruck annahm. „Aber… vielleicht hin und wieder.“ Sagte ich und versuchte ein Grinsen zu unterdrücken, es gelang mir nicht sehr gut. Doch seine feingeschwungenen Lippen verzogen sich erneut zu diesem zauberhaften Lächeln. Innerlich seufzte ich sehnsüchtig auf und wandte mich wieder der Tür zu. Gerade als ich ausgestiegen war und die Tür ins Schloss fiel, lag mein Blick auf einer Menschentraube, die ein Stück von uns entfernt stand. Eine Person davon stach mir sofort ins Auge, sie hatte ihren Blick auf uns gerichtet und ihr Ausdruck änderte sich von vollkommen überrumpelt zu fassungslos und dann einfach nur wütend. Jessica Stanley, umgeben von ihren getreuen Lästerpartnern. Auch die anderen sahen nun zu uns hinüber, viele hübsche Frauen, die meisten hatten lange blonde Haare und ein Figur aller Giselle Bündchen… ich verdrehte die Augen… das konnte ja heiter werden. „Bella, kommst du?“ fragte mich Edward. Ich blickte zu ihm und überlegte, wieder zweifelte ich… und wieder wollte ich am liebsten einfach weglaufen. Doch ich nickte und hing mir meine Tasche über die Schulter. Als wir an den Autoreihen vorbei gingen, stach mir ein rotes Cabrio ins Auge. Rosalie. Auch das noch, stöhnte ich auf und bereite mich schon mal auf Jessicas Attacke vor. Edward ging ganz ruhig neben mir her, seine Tasche hing über seiner Schulter, die Hände in die Hosentaschen vergraben. Er hatte sich meinen unsicheren, kurzen Schritte angepasst und dennoch wirkte es gleichmäßig und anmutig. Neben ihm musste ich aussehen wie ein Häufchen Elend. „Guten morgen, Edward“, zwitscherte Jessica und warf ihm einen zuckersüßen Blick zu, auch die anderen Mädchen sahen ihn gierig an und ein gemurmel aus „guten Morgen“ entstand. Dann glitt Jessicas Blick zu mir. Er war kalt und hart. Und sie war eifersüchtig. Mit einem abgerungenen Lächeln erwiderte ich ihren Blick und ging dann schneller weiter. „Edward, sehen wir uns heute Mittag in der Mensa?“ fragte eine der blonden Mädchen. Und wieder war mir ganz anders zumute, warum sollte er sich mit mir abgeben wollen, wenn er sie alle haben konnte? Diese ganzen wunderschönen, verzogenen Gören mit ebenfalls einem Haufen Geld auf Vatis Konto. „Ich weiß noch nicht“, sagte er und kam mir dann nach. Verwundert sah ich ihn an, als er aufgeholt hatte. „Was machst du heute Mittag?“, fragte er mich. „Ich?“ erstaunt blieb ich stehen „aber…?“ stammelte ich und deutete mit dem Finger auf die Mädchengruppe. Er zog die Augenbrauen hoch und sah mich abwartend an. Ich ließ meine Hand sinken und war so verblüfft das ich erst mal gar nichts sagen konnte, langsam ging ich weiter und sah ihn immer wieder kurz an. „Ich denke, ich werde hier in der Mensa sein“, sagte ich schließlich. „In Ordnung, dann sehen wir uns heute Mittag?“, fragte er sanft und seine Augen hatten einen bittenden Ausdruck. „Okay“, brachte ich hervor und blickte ihn weiterhin an. Schließlich lächelte er mich zufrieden an und ging dann davon. Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen und machte mich auf den Weg zu meinem Hörsaal. Ms. Jacoby war heute als erstes dran und ich hatte, noch immer wusste ich nicht wie ich die 15 Seiten zustande gebrachte hatte, meine Hausarbeit dabei. Als ich den Hörsaal betrat und die erste Treppe nach oben gegangen war, erblickte ich Alice. Sie winkte mir aufmunternd zu. Ich überlegte kurz und ging dann auf sie zu. Sie verscheuchte einen anderen Studenten der sich gerade setzen wollte und hielt mir den Platz frei. „Hallo“, sagte sie und ihre Stimme hörte sich entschuldigend an. Ich nickte ihr zu und ließ mich nieder. „Ich wollte mich heute nicht so … zwischen euch drängen“, murmelte sie und blickte mich entschuldigend an. Alice Cullen entschuldigte sich bei mir? Für was? Fragend sah ich sie an. „Nein, schon gut.“ „Aber...!“ „Es lag nicht an dir, hörst du? Wir hatten einen Streit und er ist sauer auf mich“, brummte ich ungeduldig. „ja, das weiß ich.“ Erschrocken starrte ich sie an. Was? Er hat ihr davon erzählt – von Dingen die nur mich und ihn etwas angingen. In meinem Magen flammte es und ich spürte wie enttäuscht und wütend ich war. Alice Blick war immer noch entschuldigend, mit einem leisen Schnaufen und leichtem Kopfschütteln wandte ich mich ab und blickte nach vorn auf das Redner Pult. Ms. Jacoby war gerade hereingekommen und schwang die schweren Bücher auf den Tisch. Ich betrachtete sie eingehend um mich abzulenken. Wie immer trug sie eine mit blumenbedruckte Bluse und einen Knielangen Rock, für ihr Alter war sie eine sehr nett anzusehende Frau. Ihr Körper war gertenschlank und ihre Haare immer geflochten. Nur die Brille auf der Nase, saß wieder etwas schief. Es half tatsächlich, ich beruhigte mich und dachte darüber nach, was Jasper Alice erzählt haben könnte. Ich hörte wie Alice Papier zerriss und beobachtete sie kurz aus den Augenwinkeln, sie schien einen kleinen Zettel zu schreiben. „Bella“, zischte sie, ich blickte zu ihr hinüber und sah, dass sie mir ihre kleine zierliche Hand entgegen streckte. Aus einem Impuls heraus streckte ich ihr meine Hand entgegen und griff den Zettel. Unauffällig hielt ich ihn unter meinem Tisch und faltete ihn aus. „Heute Mittag in der Mensa?“ stand in sauber geschwungenen Buchstaben darauf. Wüsste ich es nicht besser würde ich denken, es wäre Edwards Schrift, sie ähnelten sich sehr, doch der kleine Unterschied war doch aufgefallen. Alice schwang das „M“ anders als Edward und auch ihre „a‘s“ sahen etwas anders aus. Unwillkürlich musste ich lächeln, ich war was Edward Cullen anging um einiges Aufmerksamer gewesen als ich es vermutet hatte. Ich zog das kleine Stück Papier auf den Tisch und antwortete ihr schnell. Immer wieder blickte ich nach vorn zu Ms. Jacoby, die bereits von Ägypten berichtete. Unauffällig steckte ich Alice den Zettel wieder zu. Sie faltete ihn aus und sah mich dann kurz enttäuscht an, doch sie nickte und ließ den Zettel in ihre Tasche fallen. „Aber wir können zusammen zurück nach Hause laufen, wenn ihr wollt?“, flüsterte ich ihr zu. Kapitel 8: Mittagspause - Bratkartoffeln und anderer Unsinn ----------------------------------------------------------- Mittagspause – Bratkartoffeln und anderer Unsinn Fasziniert betrachtete ich die grünen Blätter einer Dattelpalme, die sachte vom Wind bewegt wurden. Doch irgendwie sah ich diese grünen Palmenwedel gar nicht mehr, meine Gedanken waren wie so oft in den letzten Tagen mit anderen Dingen beschäftigt. Immer wieder huschte mir die Sonntagsbegegnung im Café mit Emmet und Rosalie durch meine Gedanken, dann Jasper wie er mir mit wütendem Gesicht die Meinung gegeigt hatte. Unwillig verzog ich das Gesicht. Ein lautes Knallen riss mich aus meinen wirren Gedanken. Ich blickte nach vorn zu Mr. Banner, er hatte das schwere Buch zugeschlagen, erst jetzt realisierte ich das viele der anderen Studenten bereits den Raum verließen. Ich atmete einmal tief durch und lehnte mich zurück an meine Stuhllehne. Wie hektisch sie alle auf die Tür zuströmen, dachte ich und lächelte schwach. Alle waren immer so in Eile, warum nur? Ich schloss kurz die Augen und atmete den Duft des alten Hörsaals noch einmal tief ein. Doch dann erreichte ein anderer Duft meine Nase. Ein frischer, neuer Duft, ein Herrenduft. Vorsichtig öffnete ich die Augen, als ich sah wer da vor mir stand, sprang ich ungeschickt auf die Füße. „Jacob.“ Meine Stimme war genauso überrascht wie ich aussehen musste. „Was… machst… was machst du denn hier?“ fragte ich stotternd und hielt mich an der Lehne meines Stuhls fest. Das durfte nicht wahr sein, was machte dieser Typ nur hier. Jacob Black aus Forks… was wollte er hier? Wieder grinste er mich an, genauso wie er es damals schon immer getan hatte. Doch es erreichte mich nicht mehr, es erreichte mein Herz nicht mehr. Das zwischen uns war noch gar nicht so unglaublich lange her, dennoch war es vorbei. Total vorbei. Noch vor drei Jahren hätte mich mir dieses Lächeln Schmetterlinge im Bauch beschert, dazu die dunklen Augen, die einen so wunderbar anfunkeln konnten… doch wenn ich ihn nun ansah… fühlte ich … gar nichts… sollte mir das Angst machen? „Na ja“, sagte er „ich besuche eigentlich deinen Bruder. Er kommt ja nicht mehr nach Forks.“ Oh verdammt, ich musste noch mit Emmet sprechen… wegen den Ferien… ich sollte ihn überzeugen mit nach Forks zu reisen… oh, so ein Mist, ich hatte es vollkommen vergessen. Als ich wieder aufsah fiel mir Jacob wieder ein. „Ach so, klar. Aber Emmet ist nicht in diesem Hörsaal“, gab ich unfreundlich von mir, schlug meinen Ordner zu und nahm ihn unter den Arm. „Komm schon, Bells.“ Ich ignorierte ihn und drängte mich an ihm vorbei. Als ich die Stufen hinab lief hörte ich wie er mir folgte. Er griff nach meinem Arm und brachte mich zu stehen. „Ich habe dich vermisst“, säuselte er und strich mir über die Wange. Unwirsch schlug ich seine Hand zur Seite und funkelte ihn wütend an. „Lass das.“ Ich wollte weitergehen doch wieder hinderte er mich daran. „Was ist nur passiert, Bells?“, fragte er mich und seine Augen nahmen einen traurigen Ausdruck an. Wieder berührte er mich an den Oberarmen, seine Hände waren weich und warm und dennoch empfand ich es äußerst unangenehm und ein abstoßendes Gefühl durch wanderte meinen Körper. „Fass mich nicht an“, sagte ich energisch und schob seine Hände von meinen Armen. „ Jacob, es ist vorbei… und das schon drei Jahre, was zum Teufel willst du hier?“ „Es ist nicht vorbei“, sagte er beschwörend. Ungläubig starrte ich ihn an und hob abwehrend die Hände. „Jacob, wenn du Emmet besuchen willst dann tu das, aber – lass – mich – in – Ruhe.“ Ich versuchte den letzten Worten so viel Ausdruck wie möglich zu verleihen. Dann wand ich mich erneut um und lief die Treppe hinunter, unten angekommen hob ich den Blick und sah Edward in der Tür stehen. Skeptisch musterte er den jungen Mann mit der dunklen Haut. Dann wanderte sein Blick kurz zu mir. Immer noch hatte er die Stirn in Falten gelegt. Wieder wanderte sein Blick zu Jacob. „Hey!“, rief ich erfreut und versuchte mir nicht vorzustellen, dass er dieses Theater gerade mit bekommen hatte. „Ich fass es nicht.“ Hörte ich von Jacob und blickte ihn verwirrt an. Seine Stimme klang völlig aufgeregt. „Ist das dein Neuer?“, rief er mir zu und kniff die Augen zusammen. Langsam kam er die Treppe hinunter. Oh nein, das würde ein Drama werden, ich wusste es… Jacob würde jetzt seine Show abziehen. Ich blickte zwischen Edward und Jacob hin und her. Ich bemerkte wie Edward den Kiefer anspannte und sichtlich versuchte ruhig zu bleiben. Seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Das alles wegen dieser kleinen Nummer hier? Ich verstand das nicht, er kannte Jacob doch nicht einmal oder doch? Ich löste meine verkrampften Hände von meinem Ordner und schob eine davon auf seine Hand. Sein Blick huschte zu mir, Überraschung lag darin, aber ich glaubte auch eine gewisse Erleichterung zu sehen. Unsere Finger glitten ineinander und verschränkten sich sanft. Sein Blick lag wieder auf Jacob, der sich immer noch vorsichtig näherte. „Bella, das kann doch nicht dein ernst sein? Dieser… !“ Er brach ab, als ich meinen Ordner fallen ließ und mich zu Edward hochstreckte. Ich entzog ihm meine Hand und legte beide Hände an seine Wangen. Mit sanftem Druck zog ich ihn zu mir hinunter. Als seine Lippen meine berührten begriff mein Gehirn was ich hier tat, doch nun war es für einen Rückzieher zu spät. Ich hatte Edward vollkommen überrumpelt, doch er war dem sanften Druck gefolgt. Ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht schoss und mein Herz vollkommen unregelmäßig und atemberaubend schnell schlug. Die Schmetterlinge in meinem Bauch schienden zu explodieren. Behutsam lagen seine weichen Lippen auf meinen. Als ich mich langsam von ihm löste und wieder auf meine Fersen sank, lag ein seltsamer Ausdruck in seinen Augen. Ich wich seinem Blick aus und starrte auf meinen Ordner, schnell griff ich ihn und stürmte an Edward vorbei. Ich war so mit meinen Gefühlen beschäftigt, dass es mir herzlich egal gewesen war, ob Jacob noch da gewesen war oder nicht. Meine Finger gruben sich in den Ordner, den ich fest vor meine Brust gepresst hatte, die andere Hand legte ich vor die Augen und rieb mir über die Stirn. Was hatte ich mir bloß dabei gedacht? War ich vollkommen verrückt geworden? Was musste das für einen Eindruck bei ihm hinterlassen haben? Es war peinlich. Einfach nur peinlich… und unreif… kam ich nur so mit meinen Ex-Freunden klar? Na ja gut, ein besonders penetranter Ex-Freund. Erst als ich hart mit jemandem zusammenstieß blickte ich auf. Meine Ordner fiel mit einem dumpfen Geräusch ein zweites Mal am heutigen Tag auf den Boden. Doch der Zusammenprall war so heftig das ich ebenfalls auf dem gebohnerten Boden meiner Uni saß. Ich blickte in die vertrauten braunen Augen meines besten Freundes. Sein Blick war nicht mehr verärgert, er sah besorgt aus. Allein dieser Ausdruck in seinem Gesicht ließ mich vermuten wie verwirrt ich aussah. „Bella“, murmelte er und seine Stimme klang ebenfalls besorgt. Er setzte sich auf und streckte mir eine Hand entgegen. Dankbar griff ich danach und er zog uns beide wieder auf die Füße. Ich strich mir durch die Haare, während er meinen Ordner aufhob. „Ich… Jacob… ähm… und dann… habe ich ihn geküsst“, stammelte ich, meine Gehirn wollte einfach keinen vernünftigen Satz zustande bringen. „Du hast ihn geküsst? Jacob?“, fragte Jasper und sah mich ungläubig an, seine linke Augenbraue war steil nach oben gezogen, wäre ich nicht so unglaublich durcheinander hätte ich bestimmt gelacht. „Nein“, rief ich erschrocken und nahm ihm den Ordner aus der Hand. Ich drehte mich kurz um und blickte den langen Flur entlang. Es waren nur wenige Studenten zu sehen. „Das verstehe ich nicht, Bella?“ Ich wandte mich meinem Freund wieder zu und atmete tief durch. Dann schloss ich die Augen und schüttelte ganz kurz und schnell den Kopf. Mir war immer noch nicht klar wie ich das hatte tun können? Ich habe Edward geküsst… Was dachte er nun von mir? „Ich… ich verstehe es auch nicht“, murmelte ich und blickte wieder über meine Schulter zurück. „ Welcher Jacob? Der Jacob? Jacob Black? Du hast Jacob Black geküsst, verstehe ich das richtig. Ist er hier?“ „Ja… ich meine Nein…“ „Was denn nun?“ „Ja, er ist hier, aber ich habe ihn nicht geküsst“, sagte ich deutlich und machte eine ablehnende Handbewegung. „Wenn dann?“ „Na, Edward, Edward Cullen.“ Ich wagte es kaum ihn anzusehen, doch meine Neugier war einfach viel zu groß, wie er diese Nachricht aufnehmen würde. Seine Augen weiteten sich überrascht, dann erschien ein wissendes Lächeln und kurz danach wurden seine Züge so deutlich, als würden sie sagen – ich hab es dir ja gesagt, Bella. „Ich muss jetzt gehen.“ „Aber, Bella warte doch, wir müssen darüber reden.“ „Nein, Jasper wir müssen jetzt nicht darüber reden. Ich muss hier weg. Sofort.“ „Du läufst schon wieder weg, warum?“ Ich hörte seine Worte doch ich blieb nicht mehr stehen. Erst als ich die Glastür nach draußen aufdrückte und die klare warme Luft meine Lungen füllte ging es mir besser. Die Unruhe in meinem Kopf ließ nach und ich konnte meine Gedanken wieder ordnen. Jasper hatte recht, auch wenn es mir noch so peinlich gewesen war. Ich hatte schon wieder damit begonnen mich einzuigeln, warum? In meinem Kopf arbeitete es wie wild, doch ich fand keinen Grund, der mich dazu bewegt hätte einfach wegzulaufen. Natürlich sehr ärgerlich. Isabella Swan ging schon seit einiger Zeit den Weg des geringsten Widerstands… auch meine Professoren sagten das oft. Doch damit war nun Schluss. Entschlossen holte ich tief Luft, straffte die Schultern und ging wieder in das Gebäude. Jasper stand immer noch da und musterte mich eingehend, während ich auf ihn zu lief. „Mittagessen?“, fragte er mich und seine Stimme hatte einen Ton als wollte er das Kriegsbeil begraben. „Nein“, sagte ich und lächelte „ich habe eine Verabredung.“ Entschlossen setzte ich einen Fuß vor den anderen, erst als ich im Treppenhaus war, schlichen sich die Zweifel in meinen Kopf. Doch ich drängte sie mit aller Gewalt zurück und lief weiter. Schon aus einiger Entfernung konnte man hören, dass die Mensa gut besucht war. Wie jeden Tag, dachte ich seufzend. Als ich die Tür öffnete drang ein Dunst aus mehreren Speisen auf mich ein. Ich konnte Bratkartoffeln riechen und Grünkohl. Mein Magen rebellierte wild, ich hasste diese Sachen, schon als Kind verabscheute ich Grünkohl… und die Bratkartoffeln, naja die waren allenfalls zum werfen gut. Ich erinnerte mich an die Zeit als Emmet und ich noch klein waren, oft gab es essensschlachten und unsere Eltern waren mal so gar nicht Herr der Lage. Doch das war jetzt nicht wichtig. Schnell verdrängte ich den Gedanken ans Mittagessen und sah mich suchend um. Ich konnte ihn nicht sehen. Wer weiß vielleicht hatte ich ihn damit nun endgültig verschreckt. Ein Gefühl des enttäuscht seins schlich langsam durch meine Glieder, durch meinen Magen hinauf zu meinem Verstand. Aber da war noch etwas… ja… ein wenig Stolz. Ich hatte mich meiner eigenen Angst gestellt und war hier rauf gekommen. Und ich… also… ja… ich hatte ihn geküsst. Total spontan, ohne mir groß Gedanken zu machen. Als ich schließlich eine Zeit lang durch die Mensa geschlendert war und ich ihn nirgends hatte sehen können, fielen Alice und Jasper in mein Blickfeld. Die Beiden waren so mit sich beschäftigt, dass sie mich gar nicht bemerkten. An der Salattheke kam ich zum stehen, ich nahm mir einen der tiefen Teller und begann damit mir Gurken, Tomaten und anderes grünes Zeug auf den Teller zu schaufeln. Immer wieder glitt mein Blick zu Alice und Jasper, sie wirkten bereits so vertraut miteinander, so… … ja … liebevoll? Ja, das war es wohl. Mein Blick verharrte auf den Beiden. Zärtlich hatten sie ihre Hände verschränkt und strichen sich immer wieder über die Finger. Es sah so einfach aus. Warum konnte ich das nicht? War ich nicht normal? Lag es an meiner Kindheit? An meinen zerstrittenen Eltern? Ja… das würden jetzt die meisten Psychologen sagen. Doch ich selbst wusste es besser. Daran lag es nicht, so gern ich meiner Mutter das in die Schuhe schieben würde… aber das … wäre nicht fair. Ich spürte meine innere Angst immer und ständig, sie war mir immer gegenwärtig und bei jedem Ausflug dabei… vermutlich war es nur der Alkohol der mich vor wenigen Tagen in Edwards Arme trieb. Doch… auch das stimmte nicht… es war nur das was ich mir einreden wollte. Mit einem Schmunzeln legte ich den Löffel wieder in die Maisschale und wand mich meinem Teller zu. „Heute nur grünes was?“ hörte ich eine mir bekannte Stimme. Ich erschrak leicht und wich ein Stück zurück. Er hatte mich vollkommen aus den Gedanken gerissen. „Edward.“ „Bist du sehr hungrig?“, fragte er mich plötzlich und deutete auf meinen Teller. „Eigentlich nicht“, gab ich zu und blickte auf meinen viel zu vollen Teller. „Ich esse das schon!“ Jasper stand plötzlich neben mir und nahm mir auch schon den Teller aus der Hand und marschierte auf die Kasse zu. Völlig perplex sah ich ihm nach, danach blickte ich zu Edward und zuckte die Achseln. Er griff nach meiner Hand und ging auf den Ausgang zu. „Ich möchte dir etwas zeigen“, sagte er erklärend während er mir die Tür aufhielt. Bereitwillig und ohne zu zögern folgte ich ihm. Und zum ersten Mal fiel mir etwas ganz bewusst auf… auch gerade im Hörsaal war es schon so gewesen. Wenn Edward bei mir war, verzog sich meine Angst in eine kleine Kiste und sie war sorgfältig verschlossen. Ich horchte in mich hinein und verspürte nicht den geringsten Hauch von Unsicherheit. Endlich aus der mit Gerüchen beladenen Mensa raus, stieg Edward mit mir noch ein Stockwerk höher … und noch eins… und noch eins… und dann endlich öffnete er eine Tür und das gelbe Sonnenlicht von Phoenix strahlte uns entgegen. Ich blinzelte, so geblendet war ich im ersten Augenblick. Auf dem Dach der Uni war es warm und ruhig. Der Kies knirschte unter meinen Schuhen. Ich ging ein paar Schritte und blieb stehen und sah ihn lächelnd an. „Ich komme gern her, wenn es mir unten zu laut wird“, sagte er schulterzuckend. „Noch nicht mal eine Woche an der Uni und schon kennst du solche wunderschönen Plätze“, gab ich staunend von mir. „Ach, da sind die meisten Uni’s gleich“, sagte er gleichgültig und ging an mir vorbei. Die Hände in den Hosentaschen vergraben schlenderte er auf den Rand zu. Ich blieb dort wo ich war und sah ihm zu. Kurz vor dem Ende des Daches ließ er sich auf den Kies sinken und blickte in den blauen Himmel. Mit vorsichtigen Schritten ging ich auf ihn zu und ließ mich langsam neben ihn sinken. „Es tut mir leid“, flüsterte ich kaum hörbar und starrte auf den Kies. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen wie er mich ansah. Ich erwiderte seinen Blick nur kurz, Überraschung lag darin. „Weswegen?“, fragte er mich und blickte weiterhin auf mein Gesicht. „Na wegen gerade, der Typ… und… na… na ja du… du weißt schon…wegen dem Kuss.“ Er schwieg und sein Blick löste sich von meinem Gesicht. Er schwieg so lange das ich aufsah. Sein Gesicht wirkte angestrengt und enttäuscht. „Ich wünschte…“er brach im Satz ab und blickte auf seine Hände, die er vor seinen Knien ineinander verschränkt hatte. „Was?“, fragte ich und blickte ihn fordernd an. Doch er sah mich nicht an. Es machte mich traurig, ich wollte seine Augen sehen, seine feinen Züge, die Gefühle die sich in seinem Gesicht so deutlich zeigten wie die Worte in einem offenen Buch. Ich wartete noch eine gewisse Zeit, als ich merkte, dass er nichts mehr dazu sagen würde, sah ich wieder auf die Landschaft hinaus. Ich konnte Palmen sehen und viele der kleinen Nadelbäume. Und natürlich etliche der Häuser die Phoenix besiedelten. „Es ist schön hier!“, sagte ich und atmete seufzend aus. Ja, es war ein Ort der Ruhe. Hier konnte einen niemand stören, mit dem lästigen Alltagsgeschwätz. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, das die nächste Lesung in zehn Minuten beginnen würde. Ich wollte gerade aufstehen, als ich seine Stimme hörte. „ich wünschte… dir würde es nicht leid tun.“ Erstaunt sah ich ihn an. „Was?“, fragte ich verwirrt und blickte ihn an. Er wandte mir sein Gesicht zu und wieder sah sein Blick so unheimlich verletzt und traurig aus. „Liebst du ihn?“, fragte er mich dann. „Was?“ Empörung klang in meiner Stimme mit und ich war unwillkürlich lauter geworden. „Tut mir leid, das geht mich nichts an. Entschuldige.“ Nachdem er das sagte stand er auf und drehte mir den Rücken zu. Mit langsamen Schritten ging er auf die Tür zu. Er ließ mich einfach hier sitzen? Ich konnte nicht glauben was gerade geschah. Kapitel 9: Sonne und Sorgen --------------------------- Wie erstarrt saß ich auf dem Dach meiner Uni und ließ das was gesehen war noch einmal Revue passieren. Immer und immer wieder lief es vor meinem inneren Auge ab. Damit begonnen was im Hörsaal geschehen war. Jacob, ausgerechnet Jacob Black… was machte er nur hier… und warum hatte Emmet mir nichts gesagt… die Auseinandersetzung mit ihm, Edward… wie ich ihn küsste und weg lief… wie wir uns in der Mensa angesehen hatte und unser Ausflug aufs Dach… und dann… dieser seltsame Abgang von ihm. Warum? Was hatte ich getan um ihn fortzutreiben? Er hatte so traurig geklungen, niedergeschlagen… aber… warum? Es war doch nichts passiert oder doch? Ich wusste es nicht. War es so schlimm, dass ich mich entschuldigte? Edward hatte gesagt, dass er sich wünschen würde mir würde es nicht leid tun. Hmmm… naja… also… so wirklich leid tat es mir ja auch nicht. Aber war es nicht auch einfach nur ein Akt der Höflichkeit? Ungewollt geküsst – und er freute sich darüber? Sollte er mehr für mich empfinden als ich glaubte? Oder war er einfach noch so peinlich berührt von der Aktion seiner Schwester, dass er es wieder gut machen wollte. Ich seufzte genervt auf. Meiner Armbanduhr nach, saß ich bereits zwei geschlagene Stunden hier oben. Mal abgesehen von meiner innerlichen Verwirrung war es wirklich schön hier oben. Die Sonne strahlte über dem blauen Himmel, von unten konnte man Studenten lachen hören. Ein weiterer Tag an der Uni der zu Ende ging und ich hatte die Hälfte davon versäumt… und warum… weil ich auf dem Dach saß und mir Sorgen machte. Sorgen und natürlich mal wieder aber millionen von Gedanken. Mit angezogenen Knien saß ich im Kies, den Kopf auf die Knie gelegt, die Arme um meine Unterschenkel geschlungen. Obwohl ich ihn kaum kannte, hatte es mich tief getroffen, dass er einfach so gegangen war. Warum saß ich überhaupt noch hier? Tief in meinem inneren kannte ich den Grund. Ganz leise flüsterte mir eine kleine kaum hörbare Stimme in meine Gedanken etwas zu. Ich wartete. Auf ihn. Wer weiß, vielleicht kam er ja zurück? Doch schließlich sah ich ein, dass er nach zwei ein halb Stunden, die ich nun hier oben allein verbracht hatte, nicht zurück kommen würde. Schließlich erhob ich mich und ein weiterer Seufzer entfuhr mir. Als ich unten ankam, sah ich Jasper der eilig auf mich zu lief. „Bella, ist alles in Ordnung?“, fragte er mich aufgebracht und als er vor mir zum stehen kam, packte er mich an den Oberarmen und sah mich eindringlich an. „Ja, warum? Was ist denn los?“, fragte ich verwirrt und runzelte die Stirn. „Alice hatte einen riesen Streit mit Edward“, sagte Jasper und seine Stimme klang plötzlich zornig. „Was? Warum denn?“, mit einem Mal war ich vollkommen unter Spannung. Mein ganzer Körper schien unter Strom zu stehen. „Er hat sich mit diesem Black angelegt. Die beiden haben begonnen sich zu prügeln“, erzählte Jasper und während er sprach merkte ich wie meine Augen immer größer wurden und ich wieder in eine unlösliche Starre verfiel. Sämtliche Muskeln in meinem Körper waren angespannt. „Edward hat was gemacht?“, rief ich. „Er hat Jacob Black verprügelt.“ Jasper konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen und doch merkte man ihm an, dass er auf der anderen Seite auch besorgt war. „ich weiß nichts genaues, als wir dazu kamen, lag Jacob schon auf dem Boden. Edward hat ihm ein paar gute Schläge verpasst. Er wurde für 4 Wochen von der Uni suspendiert.“ „Was? Oh mein Gott, das darf nicht wahr sein.“ Langsam konnte ich meine Glieder wieder bewegen. Ich strich mir durch die Haare und legte dann die Hände vor die Augen. „Wo ist er jetzt? Geht es ihm gut?“, fragte ich aufgeregt und ließ meine Hände wieder durch meine braunen Haare fahren. „Wem?“, fragte Jasper und hob eine Augenbraue. Ich zog die Augenbrauen zusammen und funkelte ihn böse an. Dann stieß ich ihm mit einer Hand vor die Brust. „Na wem wohl, Edward natürlich!“ „Er ist im Krankenhaus, muss genäht werden“, murmelte Jasper und senkte den Blick. Mir wurde schlecht. Was war hier bloß geschehen? Edward musste genäht werden… er war verletzt worden. War das alles meine Schuld? Ich ging ein paar Schritte und versuchte mich zu konzentrieren, dann blieb ich stehen und sah Jasper wieder an. „Welches Krankenhaus?“, fragte ich und meine Stimme versagte. Es war als steckte mir ein Klos im Hals, ich schluckte mehrmals nacheinander. Ein Schwindelgefühl setzte ein und es kribbelte in meinen Wangen. Ich stürzte an Jasper vorbei, stieß die schwere Glastür auf und übergab mich in das frisch gemachte Blumenbeet. Keine Sekunde war vergangen da war Jasper bereits bei mir. Er hielt mir die Haare zurück und strich beruhigend über meinen Rücken. „Bella, du musst dich erst mal beruhigen. Ihm ist nichts passiert. Nur ein Kratzer, hörst du? Ganz ruhig.“ „Das ist alles meine Schuld“, schluchzte ich und spürte wie mir Tränen in die Augen stiegen. „Das ist doch Unsinn“, wies Jasper mich zurecht und reichte mir seine Wasserflasche als ich mich wieder aufrichtete. Jasper wischte mir liebevoll die Tränen von den Wangen. Ich spülte mir den Mund aus und trank ein paar Schlucke. Dann half Jasper mir auf die kleine braune Bank, die unter einer der Dattelpalmen stand. „Warum hat er das getan?“ ich sprach mehr zu mir selbst als zu Jasper. Er schüttelte nur den Kopf und zuckte die Schultern. „Alice hat ihm ganz schön die Hölle heiß gemacht“, sagte Jasper leise. Ich schwieg. Was sollte ich auch sagen, ich war vollkommen verwirrt. „Möchtest du hin?“, fragte er mich leise. Ich hatte so ein unglaublich schlechtes Gefühl im Bauch. Schuldgefühle, natürlich. Ich war Schuld an diesem ganzen Schlamassel. Es war alles meine Schuld. Edward musste genäht werden, hatte vier Wochen Uni verbot und wie es ihm ging… das mochte ich mir gar nicht so genau vorstellen. „Ich glaube nicht, dass er mich jetzt sehen will“, murmelte ich und blickte Jasper ängstlich in die Augen. „Das war nicht meine Frage. Alice hat mir ihren Wagenschlüssel da gelassen. Na komm schon.“ Ich blickte ihn fragend an doch Jasper stand auf und zog mich auf die Beine. „Geht’s wieder?“, fragte er und hielt mich stützend fest. Ich schloss einen Moment die Augen und horchte auf meinen Magen. Dann blickte ich Jasper an und nickte zaghaft. Widerwillig folgte ich ihm, ich hielt es immer noch nicht für die beste Idee. Aber ein Teil von mir wollte ihn sehen, sehen ob es ihm gut ging. Wir liefen über das leere Campus Gelände und dann an den Gärten der Häuser in unserer Straße vorbei. Schließlich bog Jasper auf die Einfahrt der Cullens ab. Ruckartig blieb ich stehen und sah ihn flehend an. „Sie sind super nett, Bella. Okay, mal abgesehen von Blondie“, sagte er und deutete dabei mit den Fingern Gänsefüßchen an. Ich konnte ein kleines Lächeln nicht unterdrücken. „Ich warte“, sagte ich und wich einen Schritt zurück. Jasper seufzte und verschwand in der Garage. Das Tor öffnete sich und ein kleines schwarzes Cabrio kam mit einem leisen Surren hinaus gefahren. Es war ein Mazda… ein Mazda MX5. Diese Familie erstaunte mich immer wieder. Diese Garage schien einen ganzen Fuhrpark zu beherbergen. Jasper strahlte über beide Ohren, als das Verdeck auffuhr. Mit verzogenem Gesicht beobachtete ich diese protzige Prozedur und stieg schließlich doch ein. Auf der Fahrt zum Krankenhaus schwiegen wir. In meinem Kopf stellte ich mir Bilder dieser Rauferei vor. Edward, wie er über Jacob stand. Den dunkelhäutigen Jungen am Kragen gepackt, das Gesicht Wutverzerrt. Aber warum? Es konnte doch nicht an dieser Situation im Hörsaal gelegen haben oder doch? Besorgnis, war das Stärkste was ich zurzeit fühlte, dann folgte Angst und ganz hinten stand Verwirrung und die Ungewissheit. Ja, ich machte mir Sorgen um Edward, furchtbare Sorgen. Ich fühlte wie unregelmäßig mein Herz schlug. Ich kaute nervös auf meiner Unterlippe. Erst als Jasper auf den Parkplatz fuhr, sprach er mit mir. „Alles in Ordnung?“ „Hmmm“, machte ich und sah ihn kurz an. Er parkte das kleine Auto und stieg dann gemeinsam mit mir aus. Bis zum Eingang ging ich mühelos neben ihm her. Doch dann blieb ich stehen und sah ihn unsicher an. „ich weiß nicht, ob…!“ „Bella, komm… komm schon!“ Jasper griff sanft meine Hand und bewegte mich mit leichtem Druck dazu vorwärts zu gehen. „Komm wir sehen zuerst in der Notaufnahme nach.“ Ich folgte ihm wie in Trance, Jasper drückte eine der Beiden Glastüren auf, die in die Notaufnahme führten. „Jasper“, hörte ich eine helle Stimme rufen. Alice. Ich blickte auf und sah wie sie uns entgegen lief. Ihr gelbes T-Shirt hatte rote Flecken. Sein Blut, nahm ich an. „Bella, alles in Ordnung bei dir?“, fragte mich Alice, nachdem sie Jasper begrüßt hatte. „Du bist so blass.“ „Es geht mir gut“, murmelte ich und zwang mich zu einem leichten Lächeln. „Komm ich bring dich zu meinem Radaubruder“, meinte Alice und rollte mit den Augen. Dann wandte sie sich um und lief los. Ich griff nach ihrem Handgelenk und brachte sie damit zu stehen. „Alice, wie ist das überhaupt passiert?“, fragte ich und schüttelte verwirrt mit dem Kopf. „Ich verstehe das nicht!“ „Bella, ich denke, dass solltest du Edward selbst fragen. Nicht das ich es dir nicht erzählen würde, aber…“ Sie zuckte die Achseln. Einen Augenblick sah ich sie einfach nur an. Doch dann nickte ich und blickte zu Boden. „Na komm“, sagte sie aufmunternd und strich mir über die Schulter. Wir hatten unseren Weg fortgesetzt als ich erneut stehen blieb. Rosalie stand mit dem Rücken an die Wand gelehnt im Flur und starrte auf den Boden. Ihre langen blonden Haare, verdeckten beinahe vollständig das Seitenprofil ihres Gesichtes und dennoch erkannte ich sie sofort. „Nein“, flüsterte ich und stemmte die Beine in den Boden. Alice sah mich fragend an, sie folgte meinem starren Blick und begriff sofort. „Sie wird sich benehmen.“ Als Rosalie die Stimme ihrer Schwester vernahm sah sie auf, ihre Augen verengten sich, ihr Gesicht wirkte angespannt und hart, aber sie sagte nichts. „Er ist noch drin und wartet auf seine Impfung. Ich denke du kannst solange zu ihm“, sagte Alice ruhig und legte mir eine Hand auf den Rücken, mit sanftem Druck schob sie mich zu der geschlossenen Tür. Unsicher schwankte mein Blick zu Jasper, der mir aufmunternd zu nickte und sanft lächelte. Dann sah ich Alice an, sie hatte ebenfalls diesen zusprechenden Gesichtsausdruck. Zuletzt wanderte mein Blick auf die Türklinke. Schließlich überwand ich mich und drückte die Klinke beherzt hinunter. Ich öffnete sie einen Spalt und zwängte mich hindurch. Ich schloss die Tür sorgfältig bevor ich mich umdrehte. Ich erblickte ihn auf sitzend auf der Liege, sein Blick war auf das Fenster gerichtet. Ich betrachtete ihn eingehend. Sein Hemd war ebenfalls mit Blut befleckt und am Ärmel etwas zerrissen, graue und braune Flecken waren auch darauf. Seine Jeans hatte auch einige Schrammen abbekommen, ebenso sein linker Ellenbogen und die Fingerknöchel, die Haut war aufgeschürft und leuchtete rötlich. Sein Gesichtsausdruck war abwesend. Ich trat einen Schritt auf ihn zu „Hallo“, sagte ich leise. Sein Kopf ruckte herum und er musterte mich ungläubig. Jetzt sah ich die Stelle die genäht wurde, direkt über seinem rechten Auge befand sich eine frisch genähte Wunde und rum um sein rechtes Auge zeigten sich bereits die ersten blauen und lila Schatten. Mein Magen krampfte sich erneut zusammen und mein Herz stolperte kurz. Ich konnte außer Überraschung in seinem Gesicht nichts erkennen, was mich eine ungefähre Stimmung von ihm erahnen ließ. „Bella“, murmelte er kurz und sah mich eine Weile mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen an. Dann wandte er sich von mir ab und sah wieder hinaus. „Du musst nicht hier sein, geh einfach“, murmelte er dann plötzlich, sah mich aber immer noch nicht an. „Warum?“, flüsterte ich und spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. „Geh einfach!“, sagte er wieder mit dieser fremden Stimme. Mein Herz holperte ein weiteres Mal, ein Schmerz durchfuhr meinen Körper, den ich bisher so nicht gekannt hatte. Eine weitere Zurückweisung. Ich verstand das nicht? War da doch nicht das gewisse etwas zwischen uns? Hatte ich mir diese unglaubliche Energie, die zwischen uns entstanden war nur eingebildet? Hatte sich mein Herz dem Schmerz verschrieben, durch meine Fehlinterpretation? Hatte ich meine Gefühle auf eine gefährliche Reise ins nirgendwo geschickt? Ein Loch ohne Boden? Niemand der mich auffangen würde? Und dann passierte es, ich konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Langsam rollten sie über meine Wangen. Unfähig mich zu bewegen stand ich da. Die Tür öffnete sich ein weiteres Mal und ein Arzt stand im Raum, Edward sah auf und erwiderte meinen Blick. Doch wieder konnte ich nichts in seinen grünen Augen erkennen, was mich hoffen ließ. Ein Schluchzen konnte ich nicht länger unterdrücken, ich schlug mir eine Hand vor den Mund und stürzte an dem Arzt vorbei aus dem Zimmer. Jasper und Alice blickten mich erschrocken an, als ich an ihnen vorbei lief und noch auf dem Gang anfing zu rennen. „Bella?“, rief Jasper mir nach, doch ich konnte nicht stehen bleiben. Auch als ich das Krankenhaus verlassen hatte blieb ich nicht stehen. Ich rannte und rannte. Meine Lunge brannte und meine Beine schmerzten. Mein Atem rasselte und ich spürte wieder die Verletzung an meinem Knie, die ich mir bei dem Sturz zu gezogen hatte. Doch all das war mir egal, der Schmerz, der in meiner Brust tobte war um so vieles schlimmer, dass ich einfach nicht aufhören konnte zu rennen. Die Sonne schien über die Grünflächen und färbte die Gärten in einen Goldton. Die Tränen strömten über mein Gesicht und ließen mich die Umgebung nur wage wahrnehmen. Nur langsam kam ich wieder zur Ruhe und fasste mich. Mein Tempo verlangsamte ich erst, als ich keine Luft mehr bekam. Japsend fiel ich in einen langsamen Schritt. Ich atmete mehrmals tief ein und legte eine Hand auf meine Brust, ich musste mich beruhigen. Mein Atem ging keuchend und stoßweise. Endlich konnte ich unsere Straße sehen, ich wusste nicht wie lange ich jetzt schon unterwegs gewesen war, aber die Sonne färbte sich am Horizont in ein orange – rot und war dabei sich zu verabschieden. Keine halbe Stunde mehr, dann würde sie verschwunden sein. Mit schweren Schritten ging unsere Straße entlang und vermied es zu dem Haus der Cullens hinüber zu sehen. Ich stolperte die drei Stufen hoch, auf denen hatte es heute Morgen so vielversprechend begonnen. Verärgert trat ich vor die oberste Stufe, doch außer schmerzen in den Zehen bewirkte es rein gar nichts. Wieder liefen Tränen über meine Wangen. Energisch wischte ich sie weg und schloss die Tür auf. Im Treppenhaus hatte ich gerade die erste Treppe hinter mir als ich eine vertraute Stimme hörte. Wieder klang Emmet aufgebracht. „Bella? Um Himmels Willen Bella, wo warst du denn?“, rief er mir besorgt zu und polterte mir weiter entgegen die Treppe hinunter. „Schwesterchen, alles in Ordnung?“, fragte Emmet mich wieder als ich nicht antwortete. Ich nickte kurz, doch die Tränen die erneut über meine Wangen liefen offenbarten die Wahrheit. Emmet nahm mir die Schlüssel aus der Hand und sperrte meine Tür auf. Er hatte eine Hand auf meinen Rücken gelegt und schob mich ins Wohnzimmer. „Diese Cullens sind nicht gut für uns.“, murmelte er grimmig und drückte mich mit leichtem Druck auf die Couch. Dann setzte er sich neben mich und zog mich an sich. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und er streichelte mir zärtlich über das Haar. Mit der anderen Hand zog er sein Mobiltelefon aus der Hosentasche und wählte eine Nummer. „Hallo, hier ist Emmet. Sie ist wieder da.“ Eine kurze Pause entstand. „Nein, nein, ich bin bei ihr. Mach dir keine Sorgen.“ Wieder schwieg mein Bruder einen kurzen Moment und hörte zu. „ja, sie ist ziemlich durch den Wind.“ Eine weitere Pause entstand. „Danke, Jasper. Dann bis morgen. Ok. Gute Nacht.“ Er klappte sein Telefon zusammen und legte es auf den Tisch. Dann lehnte er sich wieder an und drückte mich wieder an ihn. „Ich möchte umziehen“, murmelte ich leise. Emmet lachte kurz auf. „Bella“, sagte er tadelnd „wir laufen nicht mehr weg. So ist das nun mal. Aber es geht vorbei, das Verspreche ich dir.“, sagte er sanft und küsste mich auf die Stirn. Ich schwieg und hoffte das er Recht behalten würde. „Komm wir ziehen dir was Bequemeres an.“ Widerwillig folgte ich ihm in mein Schlafzimmer. Er legte mir meine Shorts und ein graues T-Shirt hin, dann zog er sich zurück und wartete im Wohnzimmer auf mich. Ich sank auf das Bett und blieb zunächst einfach nur einen Moment sitzen. Zurzeit fühlte ich mich, als hätte mir jemand etwas heraus gerissen. Dann zog ich mir das durchgeschwitzte T-Shirt über den Kopf und warf es in eine Ecke des Zimmers. Als nächstes folgte die Jeans, mein Knie schmerzte und war leicht geschwollen. So ein Mist, dachte ich und verzog das Gesicht während ich über mein Knie rieb. Ich griff die Sachen, die Emmet mir hingelegt hatte und tapste ins Bad. Das heiße Wasser war angenehm auf meinen verspannten Muskeln. Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, saß Emmet da und hatte die Augen geschlossen. „Du kannst ruhig hoch gehen, wenn du müde bist“, sagte ich leise. Er öffnete die Augen und sah mich schmunzelnd an. „Kommt nicht in Frage, Bells. Ich werde erst gehen wenn du schläfst“, erwiderte mein Bruder und klopfte neben sich auf die Couch. „Ich bin doch kein Kind mehr“, protestierte ich. „Aber du bist und bleibst meine kleine Schwester für die ich da sein werde, wenn es ihr schlecht geht.“ Mein Bruder schaffte es immer wieder mir das Gefühl zu geben als wäre ich etwas Besonderes. Ein Gefühl der Verbundenheit stieg in mir auf und ich langsam auf ihn zu. Als ich mich neben ihn sinken lies, schloss er mich sofort in seine Arme und ich konnte mich auf seiner Brust ausruhen. Zurzeit fühlte ich mich, als hätte mir jemand etwas heraus gerissen. Mit der Zeit wurde ich schläfrig und mir fielen die Augen zu. Ich glitt in einen traumlosen Schlaf. Erst als ich Emmet sprechen hörte wachte ich auf. Verschlafen blinzelte ich und sah mich um. Mein Wohnzimmer, ja, daran erinnerte ich mich. Dann horchte ich auf, was hatte mich geweckt? Emmet… mit wem sprach er dort. „Sie schläft, tut mir wirklich leid.“, hörte ich ihn sagen, aber an seiner Stimme erkannte ich, dass es ihm ganz und gar nicht leid tat. Dann hörte ich eine weitere Stimme und mein Herz machte einen schnellen Hüpfer. Edward. „Es ist wirklich sehr wichtig“, sagte er flehend. „Das du überhaupt die Nerven hast hier aufzutauchen… das ist…“ „Emmet“, unterbrach ich meinen Bruder. Schützend wandte er sich mir zu. „Kann ich mit dir reden?“, fragte mich Edward und seine Stimme klang wieder so wunderbar weich und sanft. Ich nickte langsam. Dann blickte ich Emmet an, der mich prüfend ansah. Kurz darauf wandte er sich Edward zu und stellte sich zwischen mich und ihn. „Wenn du meiner Schwester noch einmal so weh tust dann…“ „Emmet“, wieder unterbrach ich ihn, dieses Mal allerdings mit mehr Nachdruck. Er warf mir einen entschuldigen Blick zu und drängte sich dann an Edward vorbei in den Hausflur. Er sprintete die Treppe hinauf und verschwand. „Komm rein“, sagte ich leise und trat an die Seite. Edward ging vorsichtig an mir vorbei und blieb dann unschlüssig im Flur stehen. Er wartete bis ich die Tür geschlossen hatte und voran ging. Im Wohnzimmer ließ ich mich auf die Couch sinken und griff mir ein Kissen das ich an meinen Bauch presste. Edward sah sich kurz um dann setzte er sich zu mir auf die Couch. „Es tut mir leid, Bella.“, begann er zögernd. „Ich denke, ich muss dir einiges erklären.“ Abwartend sah ich ihn an. „Wo fang ich bloß an?“, murmelte er und blickte auf seine Hände, die auf seinen Oberschenkeln lagen. Ich schwieg und betrachte sein Gesicht, die Färbung um sein Auge war nun überaus deutlich zusehen. Ein kleines Pflaster klebte auf der Naht, direkt über der Augenbraue. Mein Herz begann erneut mit seinem wenig hilfreichem geholper und in meinem Magen rumorte es bereits wieder. Als er mich wieder ansah, lag ein bedrückter Ausdruck in seinen Smaragd grünen Augen. „Bella, ich wollte dir nicht weh tun. Du musst mir glauben, das lag nicht in meiner Absicht. Ich hab heute einiges an Mist gebaut und ich bin dir eine Erklärung schuldig!“ „Du musst dich vor mir nicht rechtfertigen“, brachte ich mühsam hervor. „Bitte!“, sagte er eindringlich. „Als ich heute Mittag sagte, dass ich mir wünschte, dass du es nicht bereuen würdest – das war mein absoluter Ernst, Bella. Und als du dich bei mir dafür entschuldigt hast, da dachte ich… na ja… ich dachte du würdest ihn vielleicht lieben.“ Er schnaufte verächtlich. „Ausgerechnet ihn“, knurrte er. Ich kniff die Augen zusammen und runzelte leicht die Stirn „Wie meinst du denn das?“, fragte ich ihn. „Halt dich von ihm fern Bella, bitte.“ „Aber… was? … ich habe… schon lange keinen Kontakt mehr zu ihm.“ „Versprichst du es mir?“, fragte er mich und seine Stimme klang beinahe flehend. „Warum? Kennst du ihn? Wenn ja woher? Und was… was soll das hier?“ Edward seufzte. Dann lächelte er sanft. „Ich weiß nicht, ob du es einfach nicht merkst oder es dir nur nicht bewusst ist. Ich mag dich sehr, Isabella Swan. Du hast mein Leben in den paar Tagen ganz schön auf den Kopf gestellt.“ Er lachte verlegen und strich sich durch das bronzefarbene Haar. Er mag mich? Er mag mich sehr? Mein Herz rebellierte in meiner Brust und schlug noch einen tacken schneller. „So viele Missverständnisse in der kurzen Zeit“, sagte er dann. „Bella, Jacob Black… ich habe ihn in Forks kennengelernt… das war vor zwei Jahren. Er hatte was mit meiner Schwester.“ „Alice?“, fragte ich neugierig, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Rosalie etwas mit Jacob haben könnte. „Nein, meine jüngste Schwester Emilia. Sie war neunzehn Jahre alt. Sie dachte er meint es ernst, sie dachte er liebt sie. Doch wie sich dann rausstellte, hat er sie nur als Trost für seine EX missbraucht… für dich…wie sie heute herausstellte... na ja... auf irgendeiner Party hat er ihr das gesagt. Auf dem Weg nach Hause kam es zum Streit. Jacob hatte getrunken. Zu viel getrunken. Er verlor die Kontrolle über den Wagen, der Wagen überschlug sich und durchbrach eine Leitplanke. Meine Schwester wurde hinaus geschleudert. Sie lebte noch zwei Tage, dann starb sie im Krankenhaus an ihren Verletzungen. Jacob wurde dafür nie verurteilt, sein Vater hat das mit dem Richter geregelt. Der Tod meiner Schwester hat alles verändert. Er hat mich verändert. Meine ganze Familie leidet unter diesem Verlust." Er machte eine kurze Pause und sah mich prüfend an. Ich war geschockt. Jacob hatte einen Unfall verursacht bei dem eine junge Frau gestorben war. Ich wollte, ich konnte es nicht glauben. Ein Jahr darauf hielten wir es in Forks nicht mehr aus und wir sind hier her gezogen. Und dann sah ich diesen miesen Hund in deinem Hörsaal und muss hören, dass du seine Ex – Freundin bist. In dem Moment wusste ich gar nicht was ich machen sollte, ich wollte wütend auf dich sein… wütend auf die Frau, die ihn dazu gebracht hat... meine Schwester zu belügen, ihr etwas vorzumachen... aber... es ging nicht. Und eigentlich hast du mit der ganzen Sache auch gar nichts zu tun. Es war nur mein erster Gedanken. Ich wollte mich auch nicht mit ihm prügeln.“ Er schwieg einen Moment und ließ mir Zeit das gehörte einzuordnen. „Aber als er dann auf dem Parkplatz stand und mir seltsame Dinge über dich zu rief, da war kein Halten mehr. Ich wollte einfach, dass er sich von dir fernhält. Immer wenn du in meiner Nähe bist, habe ich das Gefühl dich schützen zu müssen.“ Wieder blieb er still und blickte mich lange an. "Ich wollte dir davon nicht erzählen, deshalb habe ich dich gerade weggeschickt, aber ich ... möchte dich besser kennenlernen... deshalb war es unumgänglich dir die Wahrheit zu sagen. Den ganzen Tag habe ich mit mir gerungen, es war schwer, dir nicht nach zugehen, als du aus dem Krankenhaus weggelaufen bist." Seine grünen Augen betrachteten mich mit einem zarten Ausdruck. „Bella, ich denke ich bin dabei mich in dich zu verlieben.“ Ein wohliger Schauer lief mir bei diesen Worten über den Körper. Kapitel 10: Herzenssache ------------------------ Abwartend sah er mich an, während in meinem Kopf so viele Gedanken durcheinander stürzten. Hatte er gerade wirklich gesagt, dass er dabei ist sich in mich zu verlieben? Oder hatte ich mich verhört? Schlief ich noch? Träumte ich? Unauffällig kniff ich mir in die Hand, nein … es schmerzte… ich war wirklich wach. „Ich…“, begann ich und schloss sofort wieder den Mund. „Ich bin… verwirrt.“ Er lächelte wieder dieses schiefe Lächeln, das ich so sehr mochte. Dann streckte er langsam eine Hand aus und strich über meine Wange. „Das kann ich gut verstehen, lass dir einfach Zeit. Ich denke du hast viel über das du Nachdenken musst“, sagte er leise und zog seine Hand zurück. Dann stand er auf und blickte mich sanft an. Kurz darauf wandte er sich um und verschwand im Flur. Nein, dachte ich… warte… geh nicht… schrie es in meinem Kopf. Ich warf das Kissen von mir und sprang auf die Füße, mein Knie protestierte mit einem gewaltigen Stechen, was ich versuchte zu ignorieren. Ich brauchte über nichts nachzudenken, mein Herz wusste GANZ genau was es wollte, so schnell wie es schon wieder schlug, war es kaum zu überhören. Auch ich erreichte den Flur. „Geh nicht!“, flüsterte ich, meine Stimme war nur ein Hauch doch ich sah wie er innehielt und über seine Schulter zurück blickte. Ich klammerte mich an den Türrahmen. „Es geht mir gut, ich muss jetzt über nichts nachdenken. Ich möchte nur… ich… ich… möchte das du bleibst.“ Edward drehte sich zu mir um und blickte mich lange an. Er schien zu überlegen. Ich löste mich von dem Türrahmen und ging langsam auf ihn zu. Als ich vor ihm zum stehen kam, griff ich seine Hand und ging Rückwärts zurück zum Wohnzimmer. Er folgte dem leichten ziehen meiner Hand. Als wir wieder auf der Couch saßen, fiel sein Blick auf mein Knie. Er beugte sich vor und seine warmen Hände strichen über meine nackte Haut. Er tastete das Knie ab und begutachtete die Schwellung, während ich den Atem anhielt und versuchte, das plötzliche Kribbeln abzustellen. Mein Herz schlug so laut, dass ich es in meinen Ohren hörte… hoffentlich konnte er es nicht hören, dachte ich. Seine Finger waren behutsam und vorsichtig. „Tut das weh?“, fragte er mich und blickte mich kurz an. Ich erwiderte seinen Blick und versuchte mich zu entspannen, langsam atmete ich aus und kurz darauf schnell wieder ein. Wieder erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht und er schüttelte leicht den Kopf. Dann wandte er sich wieder meinem Knie zu. „Was?“, fragte ich und wurde neugierig. Er taste weiter und beugte sich vor. Ich fühlte seinen warmen Atem auf meiner Haut. Ein weiterer Schauer überlief meinen Körper. Der erst gebremst wurde als ich einen heftigen Schmerz spürte wo er drückte. „Aua!“, brachte gepresst hervor und zuckte zusammen. „Wie lange ist das schon so?“, fragte er mich und blickte mich fachmännisch an. „Ein paar Tage!“, antwortete ich leise. „Warst du damit beim Arzt?“ „Nein!“ „Dann wird es aber Zeit, Bella. Vielleicht ist ein Band angerissen.“, sagte er ruhig und strich mit der flachen Hand über die Stelle, die geschmerzt hatte. Es war angenehm, seine Hände waren weich, warm und unglaublich sanft. Ich versank in seinen grünen Augen, die mich prüfend ansahen. Ich nickte ihm beruhigend zu und streckte dann meine Hand nach seiner aus, die immer noch an meinem Knie verharrte. Vorsichtig glitten meine Fingerspitzen über seine. Dann hinauf zu seinem Handrücken. Er drehte seine Hand langsam um, sodass sich unsere Hände miteinander verschränken konnten. Zärtlich strichen unsere Finger immer wieder übereinander. Ich beugte mich ein Stück vor und streckte meine andere Hand nach ihm aus. Behutsam wanderte meine Hand über sein dunkles T-Shirt, ich legte einen Finger in den Kragen und zog sanft daran. Ein angedeutetes Lächeln umspielte seine Lippen und seine grünen Augen leuchteten auf. Er gab nach und beugte sich zu mir hinüber. Ich ließ mich langsam zurücksinken, während er mir folgte und seine Hand aus meiner löste. Er stütze sich mit den Armen ab, sodass ich sein Gewicht nicht spürte. Er befand sich ganz dicht über mir, unsere Gesichter nur wenige Zentimeter von einander entfernt. Sein warmer Atem strich über meine Wangen und sein Duft strömte in meine Gedanken und benebelte sie ein weiteres Mal. Und wieder fühlte ich diese unglaubliche Spannung zwischen uns. Ich hob meine Hände und strich behutsam über seine Arme hinauf zu seinem Nacken. Immer noch sahen wir uns einfach nur in die Augen. Jetzt wo er mir so nah war, konnte ich kleine goldene Punkte in dem grün ausmachen und die langen dunklen Wimpern, die seine Augen einrahmten. Sanft glitt meine Hand über seinen Hals hinauf zu seiner Wange, ich achtete darauf die frisch genähte Wunde nicht zu berühren und auch zu dem blau-lila Bluterguss hielt ich Abstand. Er schien meine Gedanken zu erahnen. „Es tut nicht mehr weh!“, hörte ich ihn leise sagen und seine Stimme klang ein wenig kratzig. Was es mir nur noch schwieriger machte meine Gefühle im Zaum zu halten. Ich blickte von der Wunde auf, wieder in seine Augen. Dann kamen seine Lippen meinen immer näher, kurz bevor sie sich auf meine legten schloss ich die Augen und legte meine Hände wieder in seinen Nacken. Ganz behutsam spürte ich seine weichen Lippen auf meinen. Er war überaus vorsichtig, als hätte er Angst etwas kaputt zu machen. Und dann als hätte es Klick gemacht, fiel jegliche Vorsicht von uns ab und die unbändige Leidenschaft, die ich versuchte hatte zu unterdrücken brach hervor, doch ihm schien es ähnlich zu gehen. Der Kuss wurde fordernder und verlor etwas von der Unschuld und Behutsamkeit. Doch das war mir nur recht. Meine Finger verschwanden in seinem bronzefarbenen Haar, während seine Hand unter meinen Rücken glitt und mich zu sich hoch zog. Wild knutschend saßen wir auf meiner Couch und ich war gerade dabei ihn von seinem T-Shirt zu befreien, als er keuchend ein „STOP“, hervor brachte. Nur widerwillig löste ich mich von seinen Lippen und sah ihn fragend an. Angst trieb in mir auf. „Habe ich was falsch gemacht?“, fragte ich keuchend und fuhr mir durch meine braunen Locken. Er schüttelte den Kopf und hielt mich weiter fest. „Nein, Bella, ganz im Gegenteil. Aber wir sollten es langsam angehen lassen. Ich möchte nicht schon wieder etwas überstürzen, etwas falsch machen. Ich meine es wirklich ernst“, sagte er atemlos und nahm eine Hand von meiner Taille und legte sie an meine Wange. Die Angst, die ich eben noch verspürt hatte, wich einem ganz anderen Gefühl. Einem Glücksgefühl. Es strömte durch mich hindurch, wie Wasser einen Fluss hinab. In meinem Bauch schienen keine Schmetterlinge mehr zu fliegen sondern Flugzeuge, ganze Boeings… ich schmunzelte und die ängstliche Anspannung fiel von mir ab. Diesmal war es Edward der sich nach hinten sinken ließ und mich mit sich zog. Nun ruhte mein Kopf auf seiner Brust und ich hörte seinen aufgeregten Herzschlag. Seine warmen Hände waren um meinen Körper geschlungen. Ich fühlte seinen Atem in meinem Haar. „Erzähl mir was von dir?“, forderte er dann leise, ich hob den Kopf und sah ihn an. „Was denn?“, fragte ich ahnungslos und blickte ihn an. „Egal was…“, sagte er schließlich. Ich legte eine Hand unter mein Kinn und überlegte womit ich ihn nicht langweilen würde. „Naja“, sagte ich „ich bin in Forks geboren, meine Eltern haben sich scheiden lassen als ich zehn war. Meine Mutter ist nach Florida gezogen und hat meinen Bruder mitgenommen. Ich blieb in Forks bis zu meinem fünfzehnten Lebensjahr, dann kam ich nach Phoenix in die Highschool. Von da an war ich nur noch in den Ferien dort.“ Ich überlegte das es wohl besser war, wenn ich ihm nicht von Jacob erzählte mit dem ich dann eineinhalb Jahre zusammen gewesen war. Ich schwieg eine Weile und sah ihn einfach nur an. Er erwiderte meinen Blick lange Zeit schweigend. „Dann waren dein Bruder und du lange Zeit getrennt?“ „Ja, vier Jahre haben wir uns nur in den Ferien gesehen. Es war eine schwere Zeit, besonders als ich Forks verlassen musste und dann hier vollkommen allein war“, sagte ich ruhig. „Aber jetzt ist er hier“, sagte Edward feststellend. „Ja“, antwortete ich und konnte mir ein schmunzeln nicht verkneifen. Ich liebte meinen Bruder, er war immer mein Rettungsring gewesen, schon immer. Die vier Jahre in dehnen wir getrennt waren, hatten uns nur noch mehr zusammen geschweißt. „Und deine Mutter? Besucht sie dich? Oder du sie?“ „Nein“, sagte ich und das Lächeln auf meinem Gesicht verschwand. „Ich habe kein besonders gutes Verhältnis zu meiner Mutter.“ Er schien zu merken das mir dieses Thema gar nicht recht war und nickte kurz dann hob er den Kopf und küsste mich sanft. Als er sich von mir löste blickte ich ihn überrascht an. „Wofür war der denn?“, fragte ich lächelnd. „Einfach nur so“, antwortete er grinsend und tippte mir auf die Nasenspitze. Ich erwiderte seinen Blick und strick ihm einige der bronzefarbenen Strähnen aus der Stirn. „Jetzt bist du aber dran, immer schön abwechselnd“, sagte ich grinsend. Er blickte mich eine Zeit lang nachdenklich an. Dann zog er die Augenbrauen zusammen und schmunzelte „Sag mal wie alt bist du eigentlich?“ Ich sah ihn erstaunt an, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. „Hm…“, machte ich und zögerte einen Augenblick „Ich bin einundzwanzig“, sagte ich schließlich „Und du?“ „Vierundzwanzig.“ „Alter Mann.“ Sagte ich scherzhaft. In gespielter Empörung weiteten sich seine Augen und er löste seine Arme von meiner Taille und verschränkte sie vor der Brust. Dann blickte er beleidigt weg. Ich streckte meine Hand aus und legte sie sanft an seine Wange, mit leichtem Druck zwang ich ihn dazu mich anzusehen, aber er lächelte bereits wieder. „Was ist deine Lieblingsfarbe?“, fragte ich ihn und hob die Augenbrauen. Ungläubig sah er mich an. „Ist das dein ernst?“, fragte er mich und ich hörte in seiner Stimme echte Verwirrung. „ja“, sagte ich lachend. „Ok, es ist von meiner Tagesform abhängig, also so gesagt… es variiert sehr stark.“ „Und was ist heute deine Lieblingsfarbe?“, hakte ich nach, ich würde nicht locker lassen. Er hob eine Hand und wickelte eine meiner gelockten Strähnen um seinen Finger. „Mh… ich denke, es könnte heute Schokoladenbraun sein!“, sagte er ruhig und blickte auf die Strähne die immer noch um seinen Finger geschlungen war. Ich verkniff mir ein Grinsen, aber so ganz gelang es mir nicht. „Und auf welcher Universität warst du vorher?“ „Bevor der Unfall mit meiner Schwester passiert ist war ich in Harvard. Danach wurde ich erst mal freigestellt, aber ich wollte meine Familie nicht allein lassen.“ Er war in Harvard, ich spürte wie die Überraschung mich überrannte. Er war in Harvard, ich konnte es nicht fassen. Erst als er weitersprach wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. „Und als wir beschlossen hatten umzuziehen, dachte ich mir ich könnte mich genauso gut in Phoenix einschreiben, was ja auch geklappt hat.“ Er seufzte. „Was ist?“, fragte ich und sah ihn besorgt an. „Es ist nur, die Sache heute hat mir einiges an Ärger eingebracht.“ „Tut mir leid, das ist meine Schuld.“, sagte ich leise und wich seinem Blick aus. Er ließ die braune Strähne los und legte einen Finger unter mein Kinn, sodass ich ihn ansehen musste. „Hör auf damit“, sagte er sanft „mach dir keine Sorgen und schon gar keine Vorwürfe. Ich bin ganz allein für mein tun verantwortlich. In Ordnung?“ Ich nickte, dann senkte ich den Blick erneut. „Was hat er denn eigentlich gesagt?“, fragte ich so leise das man es kaum hören konnte. Plötzlich veränderte sich seine Haltung, er verspannte sich und schob mich dann mit sanftem Druck von sich. Er setzte sich hin und strich sich durch das etwas längere Haar. „Ist das nicht völlig egal?“, schnaubte er unwillig und stand auf. Er ging in meinem Wohnzimmer auf und ab. Warum regte ihn das so auf? War es so schlimm was Jacob über mich gesagt hatte? Oder durfte ich nicht fragen? Wollte er nicht, dass ich es wusste? Ich wollte nicht, dass er wütend auf mich war. „Bist du sauer auf mich?“, fragte ich dann noch leiser und blickte auf das kleine Muster in meinem Teppich, der vor dem Sofa lag. Edward hielt in der Bewegung inne, das konnte ich aus dem Augenwinkel sehen und ich hörte auch seine Schritte nicht mehr. Als er nichts sagte sah ich vorsichtig auf, er hatte seine Hände in die bronzefarbenen Haare geschoben und blickte mich an. „Nein“, murmelte er gequält und kam wieder auf mich zu. Edward setzte sich neben mich und griff nach meiner Hand. „Lass uns von was anderem sprechen in Ordnung?“ Ich nickte wie benommen und senkte erneut meinen Blick. „Ich möchte einfach nicht über ihn sprechen, es macht … es… es lässt mich jedes Mal ein klein wenig durch drehen.“ Die Stille die uns dann umgab war eigenartig, ich spürte seine warme Hand, die meine umschlossen hielt. Seine Nähe war angenehm und es fühlte sich an als wäre es schon ewig so, als würden wir uns viel besser kennen. Eine seltsame Vertrautheit, aber dennoch ließ diese Stille eine Kluft zwischen uns entstehen. Als ich endlich wieder seine Stimme hörte, atmete ich erleichtert aus. „Bella, versprichst du mir was?“, fragte er dann und sah mich bittend an. Ich nickte wieder und erwiderte seinen Blick unruhig. „Versprich mir, dass du dich von Jacob Black fernhältst. Er ist gefährlich und ich möchte nicht das dir etwas passiert.“ Ich wollte widersprechen, ihm sagen, dass Jacob mir noch nie weh getan hatte, dass ich ihn sowieso nie wieder sehen würde, aber ich schwieg und nickte wieder nur. Der Blick der in seinen Augen lag, ließ mich schweigen. Er sah unheimlich besorgt aus, vielleicht waren die Erinnerungen an den Unfall seiner Schwester einfach zu überwältigend, überlegte ich und biss mir auf die Lippe. Edward lehnte sich wieder an und zog mich zu sich. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und lauschte seinem Herzschlag, jetzt ging er wieder ruhig. „Schon eigenartig“, sagte er dann plötzlich leise und ich hörte das Lächeln das in seiner Stimme klang. „Was denn?“, fragte ich, sah aber nicht auf. „Na wie wir uns kennengelernt haben!“ Und wieder erinnerte er mich an den Abend im New Moon, ich sah die Bilder durch meinen Kopf huschen. Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und das angenehme Kribbeln stellte sie wieder ein. „Sowas habe ich wirklich noch nie gemacht“, sagte er atemlos und ich wusste, dass er dieselben Bilder im Kopf hatte wie ich. „War es ein Fehler?“, fragte ich herausfordernd und grinste immer noch. „Nein“, sagte er und in seiner Stimme klang Entschlossenheit mit. „Es war… ich weiß auch nicht… wie soll man das beschreiben. Du sahst so unglaublich gut aus in diesem schwarzen Kleid“, murmelte er während ich nur spürte wie mir die Röte in die Wangen schoss. Gut, dass er mich jetzt nicht ansehen konnte, dachte ich erleichtert, aber ich freute mich über sein Kompliment. „Danke!“, gab ich leise von mir. „Ich war so überrascht von deiner Augenfarbe“, gab ich zu „So ein grün habe ich noch nie gesehen. Wunderschön!“ Er bewegte sich leicht, sodass er mich ansehen konnte. Ein liebevolles Lächeln lag auf seinem Gesicht. „Danke.“ Er legte seine Hände an meine Wangen und blickte mich einen Augenblick einfach nur wieder an. Dann legte er seine Lippen sanft auf meine. Eine Hand löste er von meiner Wange, sie wanderte an meinem Hals hinab zu meiner Schulter, dann über meinen Arm zu meiner Taille. Er drückte mich an sich und strich mit den Fingerspritzen an meinem Rücken entlang. Während meine linke Hand auf seiner Brust lag und die andere nun langsam zu seinem Nacken hinauf wanderte. Kapitel 11: Rosa Rot -------------------- Rosa Rot Ein Sonnenstrahl, der durch das Fenster schien weckte mich. Ich blinzelte verschlafen und spürte einen weiteren Herzschlag an meiner Brust. Ich hob den Kopf und blickte in Edwards Gesicht. Er schlief noch. Vorsichtig zog ich eine Hand nach vorn und legte sie unter mein Kinn, sodass ich ihn besser beobachten konnte. Sein Gesicht wirkte ruhig und entspannt. Wenn ich ihn so betrachtete sah es aus als läge ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. Der Drang ihn zu berühren und ihm über die perfekten Lippen zu streichen war überwältigend, aber ich wollte ihn nicht wecken. Während ich ihn ansah dachte ich an die letzte Woche zurück. Irgendwie hatte er recht mit dem was er gesagt hatte, denn nicht nur sein Leben war ganz durcheinander geraten, meines ebenso. Ich glaube in den letzten Jahren waren meine Gefühle noch nie soviel Achterbahn gefahren wie in dieser einen Woche. Ein schmunzeln huschte über meine Lippen. Und doch… jetzt war er hier. Hier auf meiner Couch und schlief, mit mir auf dem Bauch. Behutsam legte ich meinen Kopf wieder auf seine Brust und lauschte seinem Herzschlag. Es hatte etwas Beruhigendes und ich fühlte mich seit langem wieder richtig geborgen und wohl. Nicht das ich mich unwohl gefühlt hatte oder das ich etwas vermisst hatte. Wenn man nicht weiß, dass man nicht vollständig ist, dann vermisst man auch nichts. Doch so wie er mich jetzt im Arm hielt war es ein wunderbares Gefühl. Seine Arme lagen um meine Taille und seine warmen Hände hielten mich bei sich. Mit einem leisen seufzen schloss ich die Augen und genoss den Augenblick. Ich wusste nicht warum, aber bei Edward war es ein Gefühl, das ich so noch nie verspürt hatte. Warum nur hatte ich solange versucht es zu ignorieren, es zu unterdrücken? Wenn es doch so schön war. Ich wusste es nicht, meine Gedanken wanderten zu unserem Gespräch von gestern Abend zurück. Oder viel mehr von unserem wilden geknutsche und der unglaublichen Spannung, die mich alle Vorsicht hat vergessen lassen. Und dennoch war es nicht dazu gekommen, dass wir im Bett gelandet waren…. Hmmm… überlegte ich, dass war wohl sein Verdienst. Er hat mich schließlich sanft zum stoppen gebracht. Und jetzt wenn ich so darüber nachdachte, war ich ihm dankbar dafür. Er hatte recht, wir sollten uns erst kennenlernen. Das musste doch bedeuten, dass er anscheinend wirklich etwas für mich empfand, Männer waren im Grunde ja immer nur auf das eine aus, oder nicht? Wieder hob ich den Kopf und sah ihn an. Mit einem leisen grummeln bewegte er sich leicht, er neigte den Kopf und legte ihn in die andere Richtung. Ich versuchte ein Lachen zu unterdrücken, was mir schließlich auch ganz gut geling. Wieder kribbelte es unaufhörlich in meinem Bauch wenn ich ihn ansah…ich atmete einmal tief ein und aus. Ja, vielleicht sah es bei mir ganz ähnlich aus… verliebte ich mich auch gerade? Oder war ich schon so tief drin, dass ich selbst gar nichts mehr außer rosa rot wahrnahm? Ich legte den Kopf schief und horchte in mich hinein. Dann blickte ich wieder zu ihm. Mein Herz schlug wieder etwas schneller und das Kribbeln nahm noch einmal zu, was ich eigentlich für unmöglich hielt. Und immer mehr wurde mir bewusst, dass ich wirklich schon ziemlich tief drin steckte. Die Gefühle, die ich für diesen beinahe „Fremden“ empfand waren wirklich erstaunlich. Wobei Fremd zählte ja eigentlich nicht mehr… immerhin hatte er mich nackt gesehen, das hob den Fremdenstatus auf. Irgendwie hatte ich das Gefühl ihn schon ewig zu kennen, als wäre er für ein paar Jahre weg gewesen und nun wieder da, sodass mir einige Zeit aus seinem Leben unbekannt war. Aber ich fühlte kein Misstrauen, keine Vorsicht, keine Angst, dass er mich enttäuschen würde… jetzt nicht mehr. Seit er mir gesagt hatte, dass denkt er würde sich gerade in mich verlieben, da war meine Angst gefallen, dass ich nur ein Spaß für ihn wäre. Und umso mehr ich darüber nachdachte, desto besser ging es mir. Das Gefühl das mich durchströmte konnte ich nun genießen, all die kleinen Glückswogen. Immer wenn er einatmete berührte sein Bauch den meinen. Es fühlte sich gut an, sich so nah zu sein. Ich legte meine Hand sanft auf seine Brust neben meinen Kopf, den ich wieder an ihn geschmiegt hatte und begann kleine weiche Kreise auf seiner Brust zu malen. Wieder schloss ich die Augen und atmete tief seinen Duft ein, er roch so wunderbar. Ich überlegte was diesem Duft ähnelte, aber ich kam nicht drauf. Schließlich wurde ich doch wieder etwas schläfrig und überließ mich mit einem Lächeln meinen Träumen. Durch einen sanften Stupser an meiner Schulter wurde ich geweckt. Ich blinzelte mehrmals und der Duft von Kaffee stieg in meine Nase. „Guten Morgen“, sagte er sanft und als ich die Augen öffnete blickte ich direkt in die grünen Smaragde die mich freudig anfunkelten. „Guten Morgen“, erwiderte ich und setzte mich auf. „Kaffee?“, fragte er mich und setzte sich neben mich während er mir eine Tasse hin hielt. „Dankeschön“, sagte ich und grinste verlegen. Dann blickte ich nach vorn und erschrak leicht. Vor mir auf dem Tisch stand ein Tablett mit frischen Brötchen, Rührei, O-Saft. Marmelade und einer kleinen Obstschale, die mit Weintrauben, Erdbeeren und Orangen gefüllt war. Entsetzt und vollkommen überrascht starrte ich von dem Tablett zu ihm und wieder zurück. Seit ich allein lebte hat mir niemand mehr so ein Frühstück unter die Nase gestellt. „Wow!“, war das einzige was ich herausbrachte. „Ich hoffe du hast Hunger“, sagte er beiläufig und überging mein erstauntes Gesicht. Dann nahm er eine weitere Tasse von dem Tablett und nippte daran. „Hast du das… alles gemacht?“, fragte ich immer noch völlig neben der Spur und sah ihn wieder an. Er nickte nur kurz und nahm dann ein Brötchen aus dem Korb. „Was möchtest du?“, fragte er und sah mich abwartend an. So langsam überwand ich mich und ein Lächeln erschien auf meinen Lippen. Ich zog einen nachdenklichen Schmollmund „Marmelade bitte“, sagte ich schließlich und musterte ihn wieder. Er machte das alles als wäre es das normalste auf der Welt. „Eigentlich…“, begann ich „müsste ich dich ja bewirten… !“ Er zog die Stirn kraus und sah mich mit einem schiefen Lächeln an. Doch statt einer Antwort küsste er mich sanft auf die Lippen. Überrascht schloss ich die Augen und nahm seine weichen Lippen in Empfang. Als er sich von mir löste zuckte er die Schultern „Das ist schon okay.“ Ich beobachtete ihn dabei wie er mir mein Brötchen schmierte. Wieder konnte ich ein Lächeln, das sich allmählich zu einem grinsen entwickelte nicht unterdrücken. „Bitte“, sagte er dann und schob mir meinen Teller hinüber. „Danke“, erwiderte ich und wartete bis er sich auf ein Brötchen auf geschmiert hatte. Nach dem Frühstück verschwand ich erst einmal im Bad, irgendwie hatte mir dieses zweite Schläfchen gar nicht so gut getan. Ich fühlte mich unheimlich müde und kaputt. Vielleicht, dachte ich, konnte eine Dusche meinen verschlafenen Körper ein wenig beleben. Und tatsächlich klappte es, meine Glieder wurden beweglicher und meine Augenlider waren nicht mehr so schwer. Nachdem ich mich abgetrocknet, angezogen und meine Haare gebändigt hatte ging ich barfuß zurück in Wohnzimmer. Er saß lässig auf der Couch und blätterte in der Tageszeitung. „Und?“, fragte ich „was machen wir heute?“ Er sah von der Zeitung auf und musterte mich nachdenklich, dann zog er die Augenbrauen zusammen und seine Augen verengten sich ein klein wenig. „Du musst zur Uni Bella. Und das gleich schon!“ „Ich geh heut nicht!“, sagte ich grinsend und verschränkte die Arme hinter meinem Rücken. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen, dann legte er die Zeitung beiseite und stand auf. Mit wenigen Schritten war er bei mir. „Das geht aber nicht, Bella. Du kannst meinetwegen nicht deine Lesungen sausen lassen.“ „Siehste doch!“, erwiderte ich. Doch noch immer machte er dieses komische Gesicht und plötzlich fühlte ich mich wie eine dreizehnjährige, die vor ihren Eltern stand und schwänzen wollte. Er würde nicht nachgeben, das wusste ich. „Na schön“, gab ich mich geschlagen. „Was machen wir heute Nachmittag?“, fragte er dann schließlich. Meine trübe Stimmung verschwand und ich strahlte ihn an. „Überrasch mich doch!“, sagte ich schulterzuckend während ich in den Flur ging und meine Schuhe holte. Als ich mich wieder umdrehte, konnte ich sehen wie er nickte und verschlagen grinste. „Soll ich dich fahren?“, fragte er kurz darauf. Ich überlegte nicht lange, wenn er mich fuhr, hieß das für mich noch einige Minuten länger mit ihm zusammen zu sein. „Okay.“ Ich wuselte ins Wohnzimmer und suchte meine Sachen zusammen. „Ich warte dann unten auf dich!“ „Ja, in Ordnung, ich komme sofort“, rief ich in den Flur. Als ich endlich alles zusammen hatte, schloss ich sorgfältig meine Haustür ab, aber es fiel mir schwer die Geduld dafür aufzubringen. Ich wollte einfach nur wieder schnell in seiner Nähe sein. Ich lief die Treppe hinunter und bemerkte wieder das schmerzende Knie. Gezwungener Maßen verkürzte ich meine Schritte und ließ es langsam angehen. Als ich aus der Haustür trat konnte ich den silbernen Volvo bereits sehen und mein Herz machte einen Hüpfer. Ich stieg in den Wagen und betrachtete ihn eingehend. „Was ist?“, fragte ich als ich sein Gesicht sah. Er lächelte und das auf eine Art und Weise die einfach unwiderstehlich war. Ob er das wusste? „Nichts“, antwortete er mir und blickte mich lange an, doch das Lächeln verschwand nicht. Nach einer Weile blickte er nach vorn und seufzte. Es klang zufrieden. Dann fuhr er los. Die Fahrt bis zur Uni dauerte leider wie auch schon beim letzten Mal nur wenige Minuten und ich war gezwungen auszusteigen. Die Lesungen hatten schon begonnen und es waren auf dem Campusgelände keine Studenten mehr zu sehen. „Du kommst zu spät“, bemerkte Edward, als er sah das ich unschlüssig neben ihm sitzen blieb. Ich sah zu ihm und nickte. Schweren Herzens löste ich meinen Gurt und sah ihn dann wieder an. „Ich komm dich heut Nachmittag zu Hause abholen, ich muss noch in die Klinik und weiß nicht genau wie lang das dauern wird.“ „Klar, kein Problem, ich denke ich bin ab drei zu Hause“, sagte ich nachdenklich. „Ich weiß!“, erwiderte er mir. Ich runzelte kurz die Stirn, doch als er mich sanft zu sich hinüber zog, waren alle weiteren Gedanken ausgeblendet und vergessen. Wieder küsste er mich. Immer noch lag eine sanfte Zurückhaltung in dem Kuss, aber es störte mich nicht. Küssen konnte er wirklich gut, ich löste den Griff von meiner Tasche und legte meine Hand sanft an sein Gesicht. Ich achtete darauf, dass ich die Wunde nicht berührte. Ein Schauer überlief ihn und eine weitere Welle des Glücks wanderte durch meinen Körper. Als er sich von mir löste, sah er mich wieder mit diesem durchdringenden Blick an und ich wusste, dass wenn er mich fragen würde, ob ich doch schwänzen könnte – es sofort tun würde. „Bis heute Nachmittag und mach keinen Unsinn!“, sagte er ruhig und strich mir eine Strähne zurück hinters Ohr. „Okay“, antwortete ich seufzend und wandte mich dem Türgriff zu. Als ich ausgestiegen war lehnte ich mich noch einmal zu ihm in den Wagen „Pass auf dich auf!“, sagte ich mahnend. Er lachte. Dann schloss ich die Tür und marschierte zum Unigelände. Ich drehte mich um und sah, dass er wartete bis er mich nicht mehr sehen konnte. Als ich die schwere Glastür aufstieß und auf meinen Hörsaal zu lief war ich gar nicht mehr so glücklich, es nervte mich, dass ich jetzt – ausgerechnet jetzt – hier sein musste. Diese blöden Lesungen, dachte ich grummelnd. Leise öffnete ich die Tür zu Mr. Ruperts Hörsaal und trat ein. Mit einem ganz leisen Knacken schloss ich die Tür und ging zu den Sitzreihen. Mr. Rupert war bereits tief in den Erzählungen von Roms Kunstgeschichte und der Entstehung verstrickt, dennoch bemerkte er mich und hielt inne. „Oh, Mrs. Swan, das ist schön, dass sie uns auch beehren“, sagte er und in seiner Stimme klang Ärger mit. Na toll, das hatte mir auch noch gefehlt – ein schlecht gelaunter Professor. „Ja, entschuldigen Sie bitte die Verspätung“, sagte ich und setzte das liebreizendste Lächeln auf das ich für meinen Professor zu Stande brachte. Er nickte mir zu und rückte dann die Brille auf seiner Nase zurecht. Mr. Rupert räusperte sich kurz, dann fuhr er fort. Ich erblickte Alice, sie hatte mir einen Platz freigehalten. Aufgeregt winkte sie mir zu und klopfte auf den Tisch neben sich. Ich ahnte bereits was jetzt gleich geschehen würde – sie wollte alles, wirklich bestimmt alles wissen. Mit einer steifen Bewegung ließ ich mich auf den Stuhl sinken und wartete darauf, dass es losging. Doch sie lächelte mir nur kurz zu und blickte dann wieder nach vorn. Verwirrt sah ich sie an, mit erstauntem Gesicht wandte auch ich mich Mr. Rupert und seiner Lesung zu. Doch irgendwie kam heute gar nichts bei mir an. Immer wieder schweiften meine Gedanken ab. Sie waren alle bei Edward. Ich fragte mich was er gerade machte, ob er an mich dachte? Und schließlich war ich wieder bei der letzten Nacht und dem Mega Frühstück hängen geblieben. Erst als Alice mich anstieß war ich wieder in der Wirklichkeit. Oh Mist, ich hatte kaum etwas mitbekommen. Ich verzog das Gesicht, da hätte ich auch zu Hause bleiben können. Als ich Alice anblickte lächelte sie immer noch und hielt mir ein Stück Papier hin. „Hier… ich denke… du hast das heute irgendwie nicht so mitbekommen!“, jetzt lachte sie. Ich war ein wenig verärgert über ihr belustigendes Getue, aber andererseits war ich ihr auch dankbar, dass sie mir ihre Notizen überließ. „Danke, ich gebe es dir nachher wieder“, sagte ich und bemühte mich freundlich zu sein. Sie nickte und legte ihre Hand auf meine Schulter. „Kein Problem“, trällerte sie. Oh man, dachte ich das würde ein langer Uni – Tag werden, ich war jetzt schon völlig entnervt. Ich lief mit Alice die Stufen hinab, als ich sah das Mr. Rupert mich finster musterte. „Mrs. Swan, hätten sie einen Moment“, fragte er mich und rückte seine Brille wieder zu recht. Auch das noch, das hatte mir gerade noch gefehlt „Aber natürlich“, sagte ich und zwang mich zu einem Lächeln. Alice nickte mir zu und deutete auf den Ausgang „Ich warte draußen auf dich!“ „Okay.“ Als sie durch die Tür war, wandte ich mich Mr. Rupert zu. „Mrs. Swan, ihre Hausarbeit war mal wieder hervorragend, aber ihre Leistung heute hat mich etwas erschreckt“, grummelte er „Denken sie an das Stipendium, sie müssen jeden Tag hundert Prozent geben, wenn das klappen soll.“ Ich wusste, dass er mir nichts Böses wollte, er war einer der wenigen Professoren, die sich um ihre Studenten sorgten. „Ja, Mr. Rupert, tut mir leid – es … wird nicht wieder vorkommen.“ Er nickte und die strenge Miene verschwand von seinem Gesicht. „In Ordnung, dann sehen wir uns am Donnerstag wieder“, sagte er und lächelte. Ich nickte und wandte mich um. Oh verdammt, Bella… jetzt reiß dich mal zusammen, ermahnte ich mich selbst und als ich schwungvoll aus dem Hörsaal lief, hätte ich Alice beinahe umgerannt. Gerade eben konnte ich noch ausweichen. „Ärger?“, fragte sie mit besorgtem Gesicht. „Nein, alles bestens!“, erwiderte ich und lächelte. Irgendwie fiel es mir heute nicht schwer von besonders gut gelaunt – zu absolut schlecht gelaunt zu wechseln und umgekehrt. Und das alles nur wegen ihm? Ich war durcheinander, es war alles so neu. So viele neue Eindrücke, so viele neue Gefühle. Irgendwie so unberechenbar… kopfschüttelnd ging ich neben Alice her. „Heute Mittag in der Mensa?“, fragte sie hoffnungsvoll. Ich schaute zur Seite und blickte sie an. Dann zuckte ich die Schultern und nickte schließlich. „Ja klar, warum nicht!“ Ich wollte endlich ein wenig mehr über sie erfahren, ich wollte wissen wer da mit meinem besten Freund zusammen war. Und wer die Schwester meines… ja, was war er denn eigentlich? War er schon mein Freund? Ein Freund? War er einfach Edward? Ich war mir nicht sicher in welcher Phase wir gerade steckten, aber… ich war total durch den Wind… mal wieder… In den letzten Tagen war all das ein wenig aus meiner Übersicht geraten, ich war einfach zu beschäftigt mit diesem Chaos gewesen. Und doch hatte ich nichts Ordnen können. Doch nun… nun war ich hier… und er nicht, also Edward… es war zu dem auch eine gute Ablenkung, ich musste lernen mich auch auf andere Dinge zu konzentrieren. Oder besser gesagt auch zusätzlich andere Dinge auf die Reihe zu bekommen. Auch wenn es mir noch so schwer fiel. Aus dem Augenwinkel betrachtete ich Edwards jüngere Schwester. Sie war ein gutes Stück kleiner als ich und ihre schwarzen Haare standen genau wie bei unserer ersten Begegnung in alle Richtungen ab. Sie hatte ein freundliches Gesicht und eine positive Ausstrahlung, vielleicht hatte ich sie deshalb von Anfang an gemocht. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass man Alice nur gern haben konnte. Die Kleider, die sie trug wiesen auf ein gutes Zuhause hin, ebenso wie bei Edward, aber in meiner Gegenwart hatten weder sie noch er jemals von Geld gesprochen. Sie öffnete die Tür und hielt sie mir auf. Mit einer einladenden Handbewegung wies sie mir grinsend den Weg. Ich nickte ihr dankbar zu und ging hindurch. Mrs. Jacoby stand als nächstes auf unserem Plan. Und trotz meines guten Vorhabens konnte ich mich auch hier überhaupt nicht richtig konzentrieren, doch ich schrieb all das mit was Mrs. Jacoby hervor hob und außerordentlich betonte. Jeder meiner Professoren hatte eine gewisse Art und Weise mit der sie einem klar machen wollten was wirklich wichtig war. Bei einigen hatte ich bereits erkannt und umgesetzt. Außer bei Professor Stien und meiner ach so beliebten Professorin Hallmann, diese beiden sprachen so monoton und gelangweilt das man selbst beinahe immer einschlief. Während ich über meine Profs nachdachte verging die Lesung recht schnell. Nicht mehr lange. Durchhalten, Bella sagte ich mir in Gedanken und seufzte. Alice verhielt sich auch weiterhin ruhig und bohrte nicht, sie fragte nicht einmal. Mein Blick huschte zu ihr hinüber und ich musterte sie einige Zeit. Sie sah Edward ein klein wenig ähnlich, die Züge waren dieselben, aber ansonsten unterschieden sie sich grundlegend. Edward hatte grüne Augen, sie goldbraune… karamellfarben… eine schöne Farbe, dachte ich fasziniert. Sie hatte schwarze, Edward bronzefarbenes Haar. Immer wieder war ich in Gedanken ganz woanders… und das woran ich dachte, hatte so rein gar nichts mit meinem Studium zu tun. Bis zur Mittagspause kam es mir ewig lang vor, während Alice sich beschwerte, dass die Zeit mal wieder rennen würde. Auf dem Weg zur Mensa stieß Jasper zu uns. „Hallo Bella.“ Er begrüßte mich indem er mich liebevoll in die Arme nahm und danach prüfend ansah. Ich glaube, er wollte meine Stimmung erraten… ich lächelte unsicher. Mit einer gerunzelten Stirn sah er mich an, dann wandte er sich Alice zu und küsste sie kurz auf die Lippen. Ihre Hände legten sich ineinander, so gingen sie neben einander her. In der Mensa war es voll wie immer, ich stöhnte und bahnte mir ebenso wie Alice und Jasper einen Weg zur Salattheke. Mit hängenden Schultern stand ich in der Reihe und wartete darauf, dass wir endlich dran waren. „Ich such uns schon mal einen Tisch“, hörte ich Jasper sagen. Als ich mich im zu wandte um etwas zu sagen, sah ich noch wie er Alice wieder einen solchen Blick zu warf und dann in der Menge verschwand. Ich schloss meinen Mund wieder und sackte wieder ein klein wenig zusammen. Als ich endlich dran war schaufelte ich mir ohne groß darauf zu achten, einfach was auf den Teller. An der Kasse, stieß Alice mich sanft an. „Alles in Ordnung bei dir?“, fragte sie und ihre Stimme klang besorgt. Ich blickte sie an und spürte wie meine Stimmung ein weiteres Mal unberechenbar gewechselt hatte. Ich verspürte Eifersucht, sie hatte mir meinen besten Freund genommen. Er sprach nicht einmal mehr richtig mit mir. Oder hatte ich es nur nicht mitbekommen? Meine plötzliche Wut verpuffte und ich spürte Verblüffung und überlegte. Nein, es war nicht fair. Frisch verliebte waren nun mal so. Jasper war immer noch genauso für mich da wie vorher auch. Und Alice… Alice trug am allerwenigsten Schuld daran. „Ja, alles ok.“ Murmelte ich in Gedanken und bezahlte. Kapitel 12: Ein anderer Blickwinkel ----------------------------------- Als wir den Tisch erreichten an dem Jasper auf uns wartete, fiel mir sein freudestrahlendes Gesicht auf das er machte als er Alice erblickte. Irgendwie freute ich mich sogar für ihn. Ich setzte mich ihm gegenüber an den Tisch und starrte auf meinen Salat. Mir war der Appetit vergangen. Lustlos stocherte ich darin rum als ich Jaspers Stimme hörte. „Das darf doch wohl nicht wahr sein.“ Sie klang nicht so weich und freundlich wie sonst. Nein, ganz im Gegenteil Ärger und Ungläubigkeit schwang darin mit. Ich hob den Blick und sah ihn überrascht an. Erst dachte ich er würde mich so wütend ansehen, doch als ich genauer hinsah, bemerkte ich es. Er starrte auf jemanden der hinter mir sein musste. Ich folgte seinem Blick und erkannte Jacob Black, der sich durch die Menge drängte – auf uns zu. Ich hörte wie ein Stuhl über den Boden kratzte und wandte mich wieder meinen Freunden zu. Jasper stand bereits, sein Gesicht ließ erahnen was gleich passieren würde. Alice sah ebenso verärgert aus – ja, richtig wütend und abschätzend sogar. Aber ich konnte es ihr nicht verübeln. Immer hin hatte dieser Typ ihre Schwester auf dem Gewissen. Alice war unglaublich blass geworden. Ich beugte mich nach vorn und griff Jaspers Hand. „Nicht“, sagte ich und sah ihn bedeutungsvoll an. „Ich klär das. Ein für alle mal.“ Ich blickte von Jasper zu Alice, wie versteinert saß sie da. Vollkommen bewegungsunfähig… ich hatte sogar das Gefühl, das sie aufgehört hatte zu atmen. Ich schob meinen Stuhl zurück und stand auf. „Bella“, sagte er ruhig und hob beschwichtigend die Hände. Als ich sein Gesicht erblickte, erstarrte ich einen Augenblick. Edward hatte ihn wirklich übel zu gerichtet. Doch sobald ich an Emilia dachte, verschwand mein Mitgefühl und auch wenn ich daran dachte was er mir angetan hatte. „Jacob, was willst du?“, fragte ich und meine Stimme hatte einen eisigen Klang. „Wir müssen reden, allein.“ Bittend sah er mich an, dann deutete er auf Jasper und Alice danach auf die anderen Studenten. „Es gibt nichts mehr zu reden“, knurrte ich und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. „Bitte, Bella… egal was er dir erzählt hat – so war es nicht“, versuchte er es. Ich hörte wie Alice hörbar nach Luft schnappte. Um meine neue Freundin zu schützen und ihr die Erinnerung an den Unfall nicht noch schwieriger zu machen, packte ich Jacob am Arm und zog ihn mit mir. Er zuckte unter meinem Griff zusammen, was mich erahnen ließ, dass nicht nur sein Gesicht Verletzungen anbekommen hatte. Gut so, ging es mir durch den Kopf, während ich ihn hinter mir herzog, durch die glotzende Studentenmasse. Im Flur angekommen ließ ich ihn los. „Du bist unglaublich!“, machte ich meinem Ärger Luft und schrie ihn an. „Bella, ich liebe dich – noch immer.“ „Was?“, rief ich verständnislos und mein Gesicht verzog sich ärgerlich. Er machte einen Schritt auf mich zu. Ich erkannte seine Absicht und wich zurück. Drohend hob ich eine Hand „Fass. Mich. Nicht. An.“ Brummte ich und presste die Kiefer aufeinander. „Er … egal was er gesagt hat – es stimmt nicht.“ „Dann ist es also nicht so, dass eine junge Frau wegen dir sterben musste“, sagte ich wütend und ging mit energischen Schritten auf ihn zu. Jetzt war er es der zurück trat. Er schwieg. „Ah, das stimmt was?“, sagte ich, meine Stimme klang fremd und unglaublich aufgebracht. „Nein“, flüsterte er. Ich verstand ihn kaum. Ich verzog das Gesicht und ging noch einen Schritt auf ihn zu. „Was?“, fragte ich brummend. „Können wir nicht an die Luft gehen, hauptsache nach draußen?“, fragte er leise. Wutschnaubend überlegte ich kurz. In der Mensa war es erstaunlich ruhig geworden. „In Ordnung“, knurrte ich und schubste ihn leicht vorwärts. Schweigend gingen wir nebeneinander her, ich hielt dennoch einigen Abstand zu ihm und beobachtete ihn immer wieder aus den Augenwinkeln. Draußen angekommen deutete er auf eine Bank. Er setzte sich, doch ich wollte und konnte nicht neben ihm sitzen. Ich war viel zu wütend. Und auch wenn es drei Jahre her war, ich hatte den Grund der Trennung nicht vergessen. Es tat nicht mehr weh, aber es hatte Narben hinterlassen. Narben die sich tief in meiner Seele verwachsen hatten. „Also?“, giftete ich. Wieder stand ich mit verschränkten Armen da. „Bella“, begann er… „ich war mit Emilia auf dieser Party. Und ich war mit ihr zusammen, aber… ich… bin nicht schuld an ihrem Tod“, sagte er leise und blickte auf den gepflasterten Boden. „Du hast sie in den Tod gefahren, Jacob. Wie konntest du nur betrunken ins Auto steigen… ich verstehe es nicht“, rief ich wütend und begann auf und ab zu laufen. „Bella, ich… ich bin nicht gefahren“, sagte er noch leiser. Fast hätte ich es nicht verstanden. Ich erstarrte in der Bewegung. Schockiert riss ich die Augen auf, doch gleich darauf kniff ich sie argwöhnisch zusammen. „Das sagst du nur um deine Haut zu retten, du willst doch nur bei mir besser da stehen“, erwiderte ich ruhig. Doch er schüttelte den Kopf und es war das erste Mal das ich Jacob Black weinen sah. „Sie wollte es unbedingt, ich hätte das niemals zulassen sollen. Sie hatte keinen Schluck Alkohol angerührt, aber dennoch. Ich hätte sie nicht fahren lassen dürfen. Sie hatte keinen Führerschein. Doch ich habe es zugelassen. Es ist meine Schuld.“ Unfähig irgendwas zu sagen starrte ich ihn und seine Worte hallten in meinem Kopf nach. Die unaufhaltsame Wut verschwand abermals im Nirgendwo. „Aber“, stammelte ich. Irgendwie sagte mir mein Bauchgefühl das ich ihm glauben konnte… dieses Mal log er nicht. Ich ging steif einen Schritt auf ihn zu, blieb dann aber sofort wieder stehen. „Was? ….Aber, warum… ich meine… warum hast du das nicht gesagt… damals?“, fragte ich vollkommen verwirrt. „Ich wollte nicht… dass die Cullens einen falschen Eindruck von ihrer perfekten Tochter bekommen. Das war das einzige was ich noch für sie tun konnte. Sie war nicht so spießig wie die anderen. Sie war vollkommen anders. Ausgeflippt und wild. Ich mochte sie wirklich sehr.“ Noch immer flüsterte er. Doch er sah mich nicht an. Meine Knie begannen zu zittern und ich versuchte das eben gehörte zu verarbeiten. „Es ist … schön, dass du das noch für sie getan hast… es ist eine große Last. Wer weiß noch davon?“, fragte ich. „Niemand!“ Ich taumelte auf die Bank zu und setze mich an den äußersten Rand. Ich stütze das Gesicht in die Hände und überlegte Fieberhaft. Das durfte doch nicht wahr sein? Was ging hier nur vor sich. „Warum mir? Warum sagst du das ausgerechnet mir?“ „Du bist mir wichtig und ich habe dich noch nie angelogen, Bella.“ Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Wie stand ich denn jetzt da? Ich wusste nun das große Geheimnis von Jacob Black und war mit dem Bruder dieses toten Mädchens zusammen. Wie sollte das bloß weitergehen? „Warum jetzt? Wieso verdammt nochmal kommst du jetzt hierher und erzählst ausgerechnet mir davon?“ murmelte ich verwirrt. Er schwieg. „Was willst du hier, Jacob?“, fragte ich dann, hielt das Gesicht aber weiterhin zwischen den Händen, ich sah ihn nicht an. „Ich bin wegen dir hier – Emmet weiß gar nichts von meinem Aufenthalt. Ich schüttelte unwillig den Kopf. „Jacob, du hast keinen Grund wegen mir hier zu sein, es ist vorbei – total vorbei. Verstehst du was ich sage?“ Jetzt ließ ich die Hände auf meine Knie fallen und sah ihn kalt an. Ich empfand nichts mehr für meine frühere Liebe, wie sehr war ich doch in ihn verliebt gewesen – und jetzt… jetzt war dort nur noch ein großes Loch, das kein weiteres Gefühl mehr zu ließ. „Nein, es ist nicht vorbei. Wir können neu anfangen. Ich weiß, dass ich dir sehr weh getan habe, aber ich mache es wieder gut, Bella.“ Ich schüttelte den Kopf. „Jacob es ist zu spät. Wie oft willst du es denn noch hören?“ „Nein“, begann er wieder und noch bevor er weiterreden konnte stoppte ich ihn mit drei kleinen Worten. „Ich liebe ihn!“ Er riss die Augen auf und starrte mich ungläubig an, dann wurde sein Blick traurig. Ich selbst war ebenso perplex über meine Worte wie er, doch so war es. Ja, genau in diesem Moment war es mir bewusst geworden. Schon die ganzen Tage hatte mein Herz es gewusst, mich immer wieder darauf hinweisen wollen. Doch meine Ohren waren Taub für diese Worte gewesen. Warum ausgerechnet jetzt? Bevor ich weiter darüber nachdachte stand ich auf. „Fahr nach Hause Jake“, sagte ich ruhig. Als ich gehen wollte rief er mich zurück. „Bella?“, seine Stimme klang kratzig und belegt. Ich blieb stehen und zögerte einen Augenblick. „Ja“, sagte ich dann schließlich doch. „Du musst mir versprechen, dass du es ihnen nicht erzählst.“ Seine Stimme klang flehend, während es in mir wieder zu brodeln begann. Wütend ballte ich die Hände und fuhr herum. „Wie kannst du mich nur um so etwas bitten, - ich kann es dir nicht versprechen, Jacob. Er war ihr Bruder, verdammt nochmal. Und ich… ich bin mit ihm zusammen – wie stellst du dir das vor. Soll ich ebenso wie du bis an mein Lebensende damit Leben? Es ist nicht richtig was du tust, Jacob“, meine Stimme brach so aufgebracht war ich. Ich schnaufte einmal tief durch und versuchte mich zu beruhigen. „Tut mir leid, aber versprechen kann ich es dir nicht“, fügte ich ruhiger hinzu. Dann drehte ich mich um und ging eilig davon. Wieder in der Mensa griff ich nach Wortlos nach meiner Tasche und wollte gerade gehen, als Alice mich zurück rief. Verwirrt hatten sie mein vorhaben beobachtet. „Wo willst du denn hin, Bella?“, fragte sie mich verwirrt. „Nach Hause“, antwortete ich ihr knapp. Jasper sah mich einfach nur an, ich wusste, dass er längst gemerkt hatte, dass etwas nicht stimmte. Doch ich ignorierte seinen Blick und drehte mich schließlich um. Gerade als ich loslaufen wollte, stand Jessica mit finsterem Blick und einem fiesen Lächeln vor mir. Sie war wie immer umringt von ihren Freundinnen. Das hatte mir gerade noch gefehlt. „Bei dir herrscht ja viel Verkehr!“, sagte sie und lächelte zuckersüß, doch ihre Augen funkelten mir vielsagend entgegen. „Ich hab keine Lust auf deine Spielchen, lass mich einfach in Ruhe, Jessica“, fuhr ich sie an und machte einen Schritt auf sie zu um an ihr vorbei zu gehen, doch sie stellte sich mir in den Weg. Erneut hörte ich hinter mir einen Stuhl über den Boden kratzen. Dann spürte ich einen warmen Arm an meiner Schulter und fühlte auch einen leichten Druck an meiner anderen Seite. Alice und Jasper standen neben mir. „Da hat dein Bruder sich aber ein unartiges Flittchen ausgesucht.“, sagte sie an Alice gewandt. Alice erwiderte ihren Blick emotionslos. Dann sah sie mich an. „Hm…“, machte sie bevor sie weitersprach. „Ich mag dieses unartige Flittchen… und mein Bruder… um den solltest du dir mal keine Sorgen machen. Er ist an dir nicht interessiert und wird es auch nie sein – also versprüh dein Gift woanders.“ Ihr Ton war zum Ende hin immer schärfer geworden, dass hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Ich beobachtete Jessicas Gesicht, das von ihrem überlegenen Grinsen in Überraschung über entsetzten und letztlich in Wut überging. Sie warf ihre Haare zurück und dampfte dann samt Anhang ab. Ich seufzte und ließ die Schultern zusammen sackten. Was für ein Tag. Wäre ich bloß zu Hause geblieben. „Danke!“, sagte ich an die Beiden gewandt und schlang meine Arme um ihre Schultern. Die beiden lächelten vorsichtig. „Bleib doch!“, sagte Alice, doch ich schüttelte nur den Kopf. Ich ließ die Beiden los und wollte gehen, als ich Alice Stimme erneut hörte. „Bella? – Es ist besser wenn Edward nichts davon erfährt.“ Ich sah ihn ihre goldenen Augen und dachte kurz darüber nach, dann nickte ich. Mit einem letzten Gruß verabschiedete ich mich von den Beiden und verließ die Mensa. Auf dem nach Hause Weg hatte ich es nicht mehr eilig. Nachdenklich schlenderte ich durch die Straßen und Gärten. Immer wieder hatte ich Bilder von Emilia vor Augen, ich versuchte sie mir vorzustellen, ob sie so aussah wie Edward? Mit bronzefarbenen Haaren und grünen Augen? Oder mehr wie Alice? Mein Verstand spielte mir Bilder von der Party und dem Autounfall ab, so wie er es sich zusammen reimte. Ob es an dem Tag auch geschneit hatte? War es denn überhaupt richtig Winter gewesen? Umso mehr ich überlegte, desto schneller wechselten die Szenen in meinem Kopf. Schließlich ließ ich mich auf die Wiese im Park sinken und starrte in den Himmel. Kleine Wolken zogen hin und wieder über mich hinweg. Ansonsten war der Himmel strahlend blau. Ich hatte keine Ahnung wie ich mit dieser Information umgehen sollte. Ich kannte dieses Mädchen nicht einmal, aber sie war Edwards Schwester, sie hatte zu dieser Familie gehört. Und er liebte sie natürlich. Wie sehr würde ich ihm schaden… ich meine, wie sehr würde ich ihm weh tun… wenn ich ihm davon erzählen würde? Wie konnte ich ihm gegenüberstehen und nichts sagen? Wie furchtbar wäre es, es ihm nicht zu sagen. Wie sollte ich weiterhin den Hass gegenüber Jacob Black ertragen, den anscheinend die ganze Familie empfand? Die ganzen verwünschungen, die was wäre wenn Diskussionen die Edward mit mir durchgesprochen hatte. Damals hatte ich ihn gut verstehen können. Es war nachvollziehbar gewesen, aber jetzt? Jetzt war alles anders. Ok, Jacob hatte sie fahren lassen… aber sie war alt genug um vernünftig zu sein. Ich dachte einen Moment darüber nach. Nein… sie wusste nicht wie unberechenbar ein Wagen sein konnte, sie war ja anscheinend noch nie gefahren. Ich wollte ich auch keinen Vorwurf machen… das war nicht fair… sie hatte für diese Neugier einen hohen Preis gezahlt. Der blaue Himmel mit den sanft vorbeiziehenden Wolken beruhigte mich etwas und ließ auch meinen Gedankenstrom langsamer werden. Mein Atem ging ruhig und gleichmäßig. Ich drehte mein Handgelenk ein Stück und sah auf meine Uhr. Edward würde bald bei mir sein. Wie lange war ich schon hier? Hier auf der grünen Wiese mit dem wundervollen blauen Himmel über mir? Ich hatte mal wieder vollkommen die Zeit vergessen. Irgendwie hatte ich Angst ihm zu begegnen, würde man es in meinen Augen lesen können? Würde es mit roten Buchstaben auf meiner Stirn stehen? Wie lange würde ich nichts sagen können? Fraß es einen nach einiger Zeit auf? Wie normal würde ich mich ihm gegenüber mit diesem Wissen verhalten können? Ich hatte mich den ganzen Tag so danach gesehnt ihn endlich zu sehen. Ich wollte keinen Moment ohne ihn sein… und jetzt wusste ich nicht weiter… ich hatte angst davor ihm gegenüber zu stehen und zu wissen, dass sie alle so furchtbar ahnungslos waren. Den ganzen Tag hatte ich so wundervolle Schmetterlinge im Bauch gehabt, die alles zum Kribbeln gebracht hatten, doch jetzt hatten sie sich in Bleigewichte verwandelt und waren einfach nur noch drückend. Sie verursachten mir statt zarten Gefühlen, Magenschmerzen. Nach kurzem überlegen drehte ich den Kopf und fingerte mein Handy aus der Tasche. Ich wählte seine Nummer, die ich gestern abgespeichert hatte. „Hallo Bella“, meldete er sich gut gelaunt. Im Hintergrund hörte ich den Volvo surren, er war also schon im Auto. „Ja, hey… du ich schaff es heute nicht, bin noch mit Lernen beschäftigt. Können wir das auf morgen verschieben?“ Ängstlich verzog ich das Gesicht und biss mir auf die Lippe. Er schwieg und ich konnte mir sein Gesicht ganz genau vorstellen. „Ähm… ja klar…!“, sagte er dann verwirrt. „Okay, super… dann bis morgen!“ „Ja, bis morgen.“ Seine Stimme klang jetzt nicht mehr so heiter. „Edward?“ „Ja?“, fragte er hoffnungsvoll. „Pass auf dich auf ja?“, sagte ich und meine Stimme klang sanft und schmeichelnd. Ich wusste gar nicht, dass ich so klingen konnte, ein wenig überrascht von mir selbst lächelte ich kurz. „Immer“, erwiderte er knapp. „Ciao!“ „Ja, bis morgen!“, sagte ich noch. Dann war die Leitung unterbrochen. Kapitel 13: Richtig oder falsch? -------------------------------- Hallo meine Lieben, nochmal ein gaaaaanz liebes Dankeschön an all meine fleißigen und treuen Leser: "Danke!" Habe leider noch immer kein Internet, aber zur Entschädigung gibt es ein weiteres Mal ein doppel Kapitel :o) Ich hoffe, ihr könnt euch darüber ein bissl freuen. Es bleibt natürlich spannend - hoffe ich :o) Seid mir nicht all zu Böse falls ihr Rechtschreib und Grammatikfehler entdeckt - die Kapitel sind nicht Betagelesen. Und ein weiteres Mal möchte ich auch sagen, dass das alles in meinem Kopf entstanden ist und ich kein Geld damit verdiene. So, dann mal viel Spaß Eure Nicki Langsam ließ ich meine Hand sinken und das schlechte Gefühl wurde noch stärker. Ich war hin und hergerissen. Auf der einen Seite war das Gefühl ihn zusehen, bei ihm zu sein und auf der anderen Seite das Wissen, dass sie sich den Falschen in der Hölle wünschten. Und wieder war ich bei dem Punkt angekommen an dem ich mich fragte warum Jacob es mir heute… lange Zeit nach dem Unfall erzählen musste? Hätte er nicht einfach in Forks bleiben können, warum verdammt noch mal tauchte er gerade jetzt hier auf? Wut durchströmte mich, schlug aber gleich wieder in diese eigenartige Verwirrung um. Ich war ein ehrlicher Mensch gewesen, schon immer. Und jetzt? Jetzt sollte ich lügen… und dann auch den Mann in den ich mich verliebt hatte? Das war ein toller Start in eine Beziehung. Immerhin verschwieg ich ihm ja nicht das ich gern Schokolade im Bett aß oder sonst irgendwas total banales. Nein, ich verschwieg ihm, dass seine Schwester sich selbst zu Tode gefahren hatte. Ich setzte mich auf und strich mir durch die braune Mähne, die über meine Schultern nach vorn gefallen war. Doch indem ich hier rumsaß und in die Wolken starrte brachte mich schließlich auch nicht weiter. Und doch hat es gut getan… ich hatte mich erst einmal damit auseinandersetzen müssen. Niemals hätte ich Edward in diesem Zustand unter die Augen treten können. Wenn ich doch nur eine Lösung wüsste. Abends in meiner Wohnung war mir immer noch kein Ausweg eingefallen. Ich kannte ihn einfach nicht gut genug um seine Reaktion einschätzen zu können. Und andererseits wer hörte schon gern, dass ein geliebter Mensch der gestorben war, daran selbst Schuld trug? Die Cullens würden das alles noch einmal erleben müssen. War es das Wert? Nur damit ich ruhig schlafen konnte? Mit einer Tasse Tee in der Hand stand ich nachdenklich am Wohnzimmerfenster und blickte auf das Haus der Cullens. Ein eiliges Klopfen an meiner Haustür ließ mich zusammenfahren. Durch den Schreck hatte ich den Tee über meine Hände und den Boden verschüttet. „So ein Mist!“, fluchte ich und schüttelte das heiße Getränk von meiner Hand, in der anderen Hand hielt ich die Tasse. Immer noch fluchend stellte ich die Tasse auf meinem Couchtisch ab und ging auf die Tür zu. Als ich sie öffnete stand Emmet vor der Tür. Er trug nur eine Jogginghose, sein Oberkörper war frei. Sein Gesicht wirkte verkniffen und seine Augen funkelten düster. „Komm doch rein!“, murmelte ich beunruhigt. Mit forschen Schritten stürmte er an mir vorbei ins Wohnzimmer. Vorsichtig folgte ich ihm. „Was ist denn los?“, fragte ich scheu. „Was läuft da zwischen dir und Dad? Was soll das werden? Du weißt genau das ich nicht hin will“, donnerte er los und lief auf und ab. Erleichtert atmete ich aus, ich dachte schon es wäre etwas schlimmes. „Er hat gefragt, ob ich nicht mal mit dir reden könnte. Er vermisst dich!“, antwortete ich ruhig. „Und wann wolltest du das tun? Einen Tag bevor es losgeht?“ „Nein… ich… weißt du, ich hab… ich bin einfach noch nicht dazu gekommen.“ „Gut, da ich es ja nun weiß – Nein, ich werde nicht mitfahren.“ „Aber…!“ „Nein, Bella… kein aber.“ „Woher weißt du überhaupt davon?“, fragte ich verwirrt. „Er hat angerufen… und Bella… du fährst allein nach Forks, sag ihm das.“ Ich hob beschwichtigend die Hände und wollte ihm gerade antworten, aber da drehte er sich auch schon um und wollte wieder verschwinden. „Er ist auch dein Vater, Emmet. Und du fehlst ihm, es tut ihm leid, wie es damals gelaufen ist“, rief ich und ging ihm nach. Ich wurde wütend, mein Bruder hatte mich noch nie einfach so stehen lassen. „Das ist mir egal Bella, du fährst Mam auch nicht besuchen.“ „Das ist etwas völlig anderes!“, rief ich aufgebracht. Wir waren bereits im Treppenhaus, aber das war mir egal. Als ich seine Tür erreichte wollte er sie gerade schließen doch ich drückte sie auf und marschierte an ihm vorbei. „Wir werden jetzt darüber reden, Emmet Swan!“, brummte ich als ich ging. „Ich will doch nur…!“ Meine Stimme erstarb als sah wer dort leicht bekleidet auf seiner Couch lag. Erschrocken zog sie die Decke fester um ihren Körper. Rosalie. Ausgerechnet Rosalie Cullen. Ihr Gesicht wirkte nicht mehr so arrogant und eingebildet wie das erste Mal als ich sie sah. Jetzt wirkte sie verlegen. Sie wich meinem Blick aus und schaute zu Boden. Emmet stand schweigend im Türrahmen und sah mich erst entschuldigend an, dann senkte auch er den Blick. Ungläubig sah ich von ihr zu ihm und wieder zurück. „So ist das!“, sagte ich wütend und meine Stimme bebte. „Bella, ich… wir…!“, begann sie zögernd. Mein Kopf ruckte herum, wütend funkelte ich sie an. Als ich sie ansah stoppte sie und blickte wieder zu Boden. Ich spürte wie sich mein Gesicht in eine harte Maske verwandelt hatte. Es war das erste Mal das sie mich beim Namen genannt hatte. Dann sah ich meinem Bruder ins Gesicht und musterte ihn. Ich spürte ein Stechen in meinem Herzen und es tat mir nicht gut, hier noch länger zu stehen. Denn ich wusste sonst würden gleich Worte fallen die mir später leid tun würden. Es kam einem Verrat gleich was er getan hatte. Ich schüttelte den Kopf und hob die Hände „Ich muss hier raus.“ „Bella, bitte!“, versuchte Emmet mich aufzuhalten, doch ich drückte seine Hände von mir weg und sah ihm zornig ins Gesicht. „Lass mich“, fauchte ich und schob mich an ihm vorbei. Mit einem lauten Knall warf ich seine Haustür zu und lief die Treppe hinunter. Sobald ich die erste Stufe erreicht hatte, liefen bereits Tränen über meine Wangen. Es tat weh. Ich wusste ja das Emmet sie mochte, wir haben uns sogar darüber unterhalten. Ich hatte ihm doch selbst gesagt, dass er sie meinetwegen nicht abschießen musste. Und das sah ich immer noch so. Aber warum hat er mir das nicht einfach gesagt? Nein, er traf sich hinter meinem Rücken mit ihr. Waren seine Worte denn auch nichts mehr Wert? Wäre es so schlimm gewesen mir zu sagen, dass er doch mit ihr zusammen sein will? Wütend schmiss ich auch meine Tür zu. Ich stapfte in mein Schlafzimmer und zog die schwarze Reisetasche unter dem Bett hervor. Wahllos stopfte ich Sachen hinein, T-Shirts, Unterwäsche, Socken, Jeanshosen und Pullover. Mit einem leisen Zipp schloss sich der Reißverschluss, als letztes zerrte ich meine dicke Winterjacke aus dem Schrank und warf dann die Türen zu. Ich musste hier raus. Sofort. Einfach weg. Vielleicht tat mir der Abstand mal ganz gut. Die Zeit die ich jetzt an der Uni verpassen würde, würde ich schon aufholen. Und in ein paar Wochen standen sowieso die Semesterferien an. Ein sachtes Klopfen stoppte meinen eifer. Einen Augenblick blieb ich still stehen und horchte. Als ich schon dachte der unangekündigte Besucher wäre wieder gegangen klopfte es erneut ganz sanft. Ich schnaufte genervt und wischte unwirsch die Tränen von meinen Wangen. Wütend packte ich meine Tasche und schleppte sie in den Flur. Mit einem lauten Geräusch fiel sie zu Boden. Ungehalten riss ich die Tür auf, ich war der festen Überzeugung, dass mein Bruder vor der Tür stehen würde um es mir irgendwie zu erklären. Doch ich blickte in das sanfte Augenpaar meines besten Freundes der mich irritiert ansah. „Bella?“, fragte er sanft und trat einen Schritt auf mich zu. Ich ließ die Tür auf und ging wieder ins Schlafzimmer wo ich meine Jacke und den Schal packte. Jasper war mir gefolgt und trat nun eilig beiseite als ich an ihm vorbei eilte. „Was hast du denn vor?“, fragte er immer noch unwissend. „Ich verreise“, gab ich knurrend von mir und warf die Jacke und den Schal auf die Tasche. „Ja, das sehe ich… Warum denn jetzt schon? Du wolltest doch erst in den Ferien los?“, fragte er und betrachtete mich forschend. „Was ist passiert?“, forderte er zu wissen und stellte sich mir in den Weg. Er wollte mir in die Augen sehen, doch ich wandte den Blick ab. „Es.. es ist… es ist zu viel. Ich muss einfach mal weg“, flüsterte ich und meine Wut verschwand erneut in der kleinen Schublade, die heut schon so oft auf und zugesprungen war. Verzweiflung erreichte mich und wieder liefen Tränen über meine Wangen. War es albern? Albern einen solchen Zirkus zu veranstalten? Ich war eine erwachsene Frau und kein Teenager. Ich schloss die Augen und atmete tief ein. Ich spürte Jaspers warme Hände an meinem Gesicht, er wischte die Tränen fort und legte dann die Arme um mich. Ich lehnte mich an ihn und genoss den unverwüstlichen Halt den mein bester Freund mir ein weiteres Mal gewährte. Wie gern hätte ich ihm jetzt einfach alles erzählt, all das was in meinem Kopf rumspukte. Was Jacob mir erzählt hatte. Wie Emilia wirklich verunglück war. Ich wollte es so sehr. Doch ich wollte ihn nicht damit belasten… er war mit Alice zusammen. Es würde ihn nur quälen wenn er es wüsste. „Was ist los?“, fragte er mich leise und hielt mich weiterhin im Arm. „Ist es wegen Edward?“ Ich schüttelte den Kopf. „Jacob?“, fragte er dann. „Nein!“, schluchzte ich „Ich kann es dir nicht sagen, Jasper.“ „Bella, egal was es ist du kannst mir alles erzählen, aber lauf nicht wieder weg.“ „Ich kann nicht!“, schluchzte ich. „Du willst also heute schon zu deinem Vater?“, fragte er dann und rieb meine Oberarme sanft. Ich nickte und drückte mich fester an seine Brust. „Weiß Emmet bescheid oder Edward?“ „Nein!“, flüsterte ich schniefend. „Bella!“ es klang tadelnd und ich wusste was er meinte. „Ich rufe ihn von unterwegs an“, erklärte ich so glaubwürdig wie möglich. „Edward würde dich bestimmt auch hin fahren“, versuchte Jasper es weiter. „Nein, bis zum Flughafen kann ich auch mit dem Bus. Ist wirklich in Ordnung“, brachte ich langsam heraus. „Und ich kann dich wirklich nicht zum bleiben bewegen?“ seine Stimme klang traurig. Ich löste mich von seiner Brust und schaute ihm in die Augen. Besorgt sah er mich an, wieder einmal. „Nein, ich werde heute noch nach Forks aufbrechen. Bestell Alice einen lieben Gruß ja?“ „Na klar.“ „Komm ich bring dich noch zum Bus. Dann hab ich wenigstens ein halbwegs ruhiges Gewissen“, murmelte er und zwang sich zu einem schiefen Lächeln. Sein Gesicht brachte mich zum Lächeln und ich stupste ihn gegen die Schulter. „Hey, ich kann schon auf mich aufpassen“, sagte ich gespielt schmollend. „Das sehe ich“, antwortete er und sein Sarkasmus war unüberhörbar. Doch ich ignorierte es und packte meine Tasche. „Gib schon her oder dachtest du ich lasse dich das schleppen?“, fragte er und nahm mir die Tasche ab. „Hier du trägst die Jacke“, fügte er sanfter hinzu. Auf dem Weg zum Bus der mich in die Innenstadt, Richtung Flughafen bringen würde schwiegen wir. Aber ich genoss seine Gesellschaft. „Wie ist das jetzt eigentlich…. Ich meine zwischen dir und Edward? Seid ihr nun zusammen?“, fragte er und ich hörte die Vorsicht die in seiner Stimme mitklang. Ein Lächeln erschien wie von Zauberhand auf meinem Gesicht. Ich sah zu ihm hinüber und brauchte keine weitere Antwort zu geben. „Das ist dann wohl ein „JA!“, meinte Jasper und grinste. Jetzt schwieg er wieder. Als wir ankamen hielt der Bus gerade. „Hast du es dir vielleicht doch anders überlegt?“, fragte Jasper hoffnungsvoll. Doch ich schüttelte mit einem traurigen Lächeln den Kopf. „Naja, dann grüß deinen Vater schön von mir.“ „Ja, das mache ich“, versprach ich ihm und umarmte ihn. „Danke!“, flüsterte ich an seinem Ohr. „Immer wieder gern, Süße!“, antwortete er genauso leise und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Mit einem Lächeln löste ich mich von ihm und schleppte meine Tasche in den Bus. Ich nahm den Platz der mir am nächsten war und legte meine Hand an die Scheibe. Jasper legte seine von außen an meine. Er lächelte, doch ich sah es in seinen Augen, er hielt es für falsch. Vollkommen verkehrt. Aber war es das? Er wusste schließlich auch nicht alles. Wenn er in meiner Situation wäre würde er vielleicht genauso handeln. Und es war ja auch nicht für immer. Naja und sollte ich es gar nicht in diesem Kaff aushalten, konnte ich auch früher zurück kommen. Mit einem lauten dröhnen fuhr der Bus an und Jasper trat zurück. Er winkte mir zu und ich ihm zurück. Es fiel mir schwer ihn dort allein stehen zu sehen. Jede Trennung von meinem besten Freund war immer ein Spießrouten lauf gewesen, wir waren in den letzten Jahren so sehr zusammen gewachsen. Aber er war ja nicht mehr allein – Alice war bei ihm. Der Gedanke an die quirlige junge Frau mit den schwarzen Haaren erleichterte mich. Als ich am Flughafen ankam, dämmerte es bereits. Nachdem ich mein Gepäck aufgegeben hatte und auf den nächsten Flug nach Washington wartete hielt ich mein Handy zwischen den Händen und drehte es unaufhörlich. Sollte ich ihn jetzt schon anrufen? Ich entschied mich dafür es sofort zu tun. Ich starrte auf seine Nummer und drückte auf den kleinen grünen Hörer. Es klingelte… einmal… zweimal… dreimal… viermal… dann meldete er sich. „Hallo!“, sagte er schlicht und seine Stimme klang abwesend. „Hey!“, sagte ich und mit einem Mal fand ich die Idee ihn anzurufen bescheuert. „Alles in Ordnung?“, fragte ich ihn, mir war der eigenartige Ton in seiner Stimme nicht entgangen. „Ich weiß nicht, sag du es mir?“ Warum antwortete er mir mit einer Gegenfrage? „Ja… ähm… Nein, nicht so ganz.“ Ich entschloss mich dazu ehrlich zu sein – zumindest so weit es möglich war. „Rosalie hat mir da gerade so etwas erzählt.“, sagte er dann leise. „Ja, dass… es… hat mich verwirrt“, gab ich zu. „Du ich bin auf dem Weg nach Forks und werde zwei Wochen dort bleiben“, fügte ich an und wartete auf seine Antwort. Eine lange Pause entstand und ich wollte schon nachfragen, ob er noch dran war, als er mir doch noch antwortete. „Oh… da hast du gar nichts von erzählt“, sagte er noch leiser als gerade eben. Wieder klang seine Stimme unendlich weit weg und traurig. „Ja, das war auch mehr spontan… ich wäre nächste Woche sowieso gefahren. Hat sich so ergeben.“ „Aha“, machte er nur was mich irgendwie beunruhigte. Er fragte nicht einmal wann ich wieder kam. „Ist bei dir denn sonst alles in Ordnung?“, fragte ich schließlich. „Ehrlich gesagt Nein, ich dachte… ich dachte wirklich zwischen uns wäre alles klar… aber…ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich so ist!“ Ich schluckte schwer. Ich hatte geahnt, dass es so kommen würde. „Edward, ich…!“ Mir fehlten die Worte, was konnte ich sagen? Mit welchen Worten konnte ich meine Taten überdecken. „Natürlich ist es das. Ich bin mir ziemlich sicher was meine Gefühle für dich angeht“, sagte ich sanft. „Und warum verschwindest du dann so plötzlich?“ Ja, eine berechtigte Frage, auf die ich so gern antworten würde… mit der Wahrheit. Aber das konnte ich nicht. „Es ist mein Dad… es geht ihm nicht so gut.“ Das war wenigstens nur halb gelogen. Denn gut ging es meinem Vater wirklich nicht. Wieder schwieg er eine Weile, als würde er die Worte abschätzen wie viel Wahrheit darin lag. „Ist das wirklich der einzige Grund?“, hakte er nach. Verdammt, ich würde nie eine Schauspielerin werden können. Noch nicht einmal am Telefon war ich überzeugend. „Ja, wirklich. Er hat eben bei meinem Bruder angerufen. Die Beiden sind zerstritten, weißt du.“ „Rufst du mich ab und an mal an?“, fragte er dann und seine Stimme klang ein bisschen wärmer, fast so wie immer wenn er mit mir sprach. „Machst du Witze? Ich werde jeden Abend anrufen“, sagte ich empört. Jetzt war das Eis gebrochen. Er lachte über meine Bemerkung. Ich stimmte in sein Lachen ein und vermisste ihn jetzt schon schrecklich Als ich im Taxi nach Forks saß war es bereits sehr spät und ich überlegte mir, wie ich Charlie am wenigsten damit schocken würde, dass plötzlich noch jemand in seinem Haus war. Ich vermutete, dass er Nachtdienst hatte, also wäre ich bis morgen früh allein. Ich atmete tief ein und schloss dann die Augen. Dieser Tag war wirklich anstrengend gewesen, meine Augenlider fühlten sich unglaublich schwer an. Wenigstens war der Flug ganz annehmbar gewesen und ich hatte auch nicht lange auf meine Tasche warten müssen. Ich dachte über den Ablauf des heutigen Tages nach und erkannte das ich wieder einmal in einer völligen Kurzschlussreaktion gehandelt hatte. Irgendwie war ich schon ein Freak… zumindest ein kleines bisschen. Ich stolperte über meine eigenen Füße, hatte einen unglaublich schlechten Gleichgewichtswinn und dazu kam noch meine übertriebene Reaktion auf manche Dinge… ich war eine tickende Zeitbombe. Nie könnte ich sagen wie ich auf spezielle Dinge reagieren würde. Vielleicht war ich einmal zu oft enttäuscht worden? Erst die Sache mit meiner Familie, die an einer kaputten Ehe zerbrach. Dann die Sache mit Jacob, die mir auch ziemlich zugesetzt hatte. Aber den größten Schaden hatte ich meines Erachtens damit abbekommen das meine Mutter sich nie wirklich um mich bemüht hatte. So als wäre ich es nicht wert gewesen. Sie hatte einfach Emmet genommen und weg war sie. Würde ich ihr das je verzeihen können? Wie würde ich mit meinen Kindern umgehen, falls ich jemals welche bekommen würde. Unvermeidlich spinnte mir mein Verstand ein Bild zusammen das mich mit meinem einem kleinen Bündel auf dem Arm zeigte. Neben mir stand Edward der zärtlich über meine Wange strich. Mit einem Lächeln auf den Lippen verzog ich das Gesicht und schüttelte den Kopf. Absurd, dachte ich, ich und Kinder, ja klar. Erst als der Fahrer sich räusperte tauchte ich aus meinen Gedanken auf. Ich sah mich um und erblickte sofort das Haus meines Vaters. Ich hatte recht behalten – er war arbeiten. Sein Dienstwagen stand nicht wie sonst vor dem Haus. „Oh, ja… was bekommen sie?“, fragte ich und blickte zu ihm nach vorn. Er erwiderte mein Lächeln auf eine Art und Weise, die mir unangenehm war. „11 $ 60“, sagte er grinsend und musterte erst mein Gesicht, dann ließ er seinen Blick wandern. Es war widerlich. Eilig suchte ich das Geld zusammen und stieg so schnell es ging aus. Die kalte, klare Luft aus Forks schlug mir entgegen und ließ mir sofort einen Schauer über den Körper fahren. Wie ich das vermisst hatte, dachte ich mit einem Hauch Ironie. Aber ich freute mich darauf. Und natürlich typisch für Forks lag ein leichter Nieselregen in der Luft. Ich verdrängte den Gedanken an den Taxifahrer und tat so als würde ich noch etwas in meiner Tasche suchen. Schließlich fuhr er endlich los. Erst als er um die nächste Ecke verschwunden war ging ich auf das Haus meines Vaters zu. Dieser Widerling musste nicht wissen wo ich wohnte. Vor der Tür blieb ich stehen und betrachtet mein früheres zu Hause eingehend. Nichts hatte sich verändert. Es war alles noch genauso wie ich es in Erinnerung hatte. Mein Dad hatte immer hartnäckig darauf bestanden, dass ich den Schlüssel zum Haus behielt. Für Notfälle, hatte er immer gesagt. Und jetzt war ich wirklich froh darüber, dass ich ihn noch hatte. Ich sperrte die Tür auf und zerrte meine Tasche durch die Tür. Im Flur ließ ich meine Tasche mit einem erschöpften Schnaufen einfach fallen, mit einem lauten Klatschen fiel sie auf den Holzfußboden. Als ich die knarrende Haustür geschlossen hatte, tastete ich nach dem Lichtschalter. Ich fand ihn natürlich da wo er sein sollte. Ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Körper aus und für einen Moment war ich wirklich Sorgenfrei. Alles war in Ordnung. Ich fühlte mich sofort zu Hause und geborgen. Mit einem Seufzer griff ich wieder nach meiner Tasche und trug sie nach oben. Auch in meinem Zimmer hatte sich natürlich nichts verändert, das letzte Mal war ich vor zwei Monaten hier gewesen, allerdings nur für ein Wochenende. Ich stellte die Tasche ab und ging zu meinem Schreibtisch. Mit einem schnellen Blick hatte ich einen Bleistift und einen kleinen Zettel entdeckt „Hallo Dad,…“ schrieb ich „Überraschung… ich bin jetzt schon da! Bella“ und lief dann wieder Treppe hinab. Ich positionierte den Zettel im Flur auf dem Boden. Wenn mein Vater also nach Hause kam würde er ihn sofort sehen. Dann ging ich wieder nach oben und suchte meinen Kulturbeutel heraus. Eine Dusche würde mir jetzt sicher gut tun, dachte ich und zog den Pullover über den Kopf. Das warme Wasser auf meiner Haut tat unheimlich gut und löste die Verspannungen des Tages. Meine Gedanken wanderten zu Edward. Er fehlte mir. Oh je, dachte ich und schmunzelte, ich war wirklich über beide Ohren in ihn verliebt. Doch dann verschwand das gute Gefühl und ich lehnte mich gegen die weißen Kacheln. Das machte es nicht einfacher ihn anzulügen, mir selbst nicht treu zu sein. Ich wollte ihn nicht anlügen. Doch dann kam mir ein anderer Gedanke, würde er mir überhaupt glauben? Sollte ich Jacob einfach so glauben? Aber er sah so verletzt aus, er hat geweint! War das alles nur Show? Das konnte und wollte ich nicht glauben. Jacob war schon schräg drauf, aber bei solchen Dingen würde er es nicht wagen mich anzuschwindeln. Wie misstrauisch sollte ich sein? Immer hin hatte er mich schon einmal tief enttäuscht und sehr verletzt. Kapitel 14: Wieder in Forks --------------------------- Nach dem Duschen ging ich hinunter in die Küche, dann in die Waschecke. Ich beschloss aufzuräumen und versuchte damit die irrsinnigen Gedanken zu vertreiben. Ich wusste nicht wie spät es war als ich endlich ins Bett sank und mir die Augen zu fielen. Aber ganz früh morgens hörte ich den Wagen meines Vaters. Doch ich war noch zu müde um mich aufzuraffen. Auch seine schweren Schritte hatten sich nicht verändert, ich lächelte und mir wurde erneut warm ums Herz. Ich fühlte mich in der Zeit zurück versetzt und genoss diesen Moment. Er stoppte im Flur, dann war es einige Zeit still. Und kurz darauf hörte ich seine Schritte nur noch ganz leise. Da wusste ich es – er hatte den Zettel gefunden. Mit einem wohligen seufzen schloss ich die Augen und drehte mich auf die andere Seite. Langsam und bemüht leise zu sein kam er die Treppe hinauf. Mit einem ganz leisen knarren öffnete sich meine Tür, auch eine Angewohnheit, die er wohl nie ablegen würde. Schon immer hatte er bei mir ins Zimmer gesehen, bevor er selbst ins Bett ging. Und er ging immer noch davon aus, dass das alles heimlich geschehen war. Aber ich wusste es schon lange, doch gestört hatte es mich nie. Mein Vater war nicht besonders gut darin seine Gefühle zu zeigen und so wusste ich doch, dass er immer um mich besorgt war und sich vergewisserte, dass er mir gut ging. Ein Lichtstrahl drang in das sonst dunkle Zimmer. Sein leises Atmen drang an mein Ohr und ich wusste, dass er in diesem Moment ebenso glücklich war wie ich. Es war genau wie damals. Am nächsten Morgen wurde ich von einem trommelnden Geräusch aus dem Schlaf gerissen. Erschrocken schrak ich hoch und blickte verwirrt umher. Zuerst hatte ich Schwierigkeiten festzustellen wo ich überhaupt war, doch dann fiel es mir ziemlich schnell wieder ein. Ich war in Forks. Gestern Abend war ich angekommen und hatte die erste Nacht in meinem Jugendzimmer verbracht. Mit zusammengekniffenen Augen suchte ich danach was mich geweckt hatte. Ah ja, natürlich… es regnete… und das in Strömen. Na toll, hier hatte sich also nicht verändert. Aber vielleicht tat gerade dieser Umstand mir im Moment besonders gut. Hier war alles so beständig. Keine ungeahnten Änderungen. Das Wetter war so schlecht wie immer, der Himmel trist und grau. Ich schlug die Bettdecke zurück und hüpfte aus dem Bett. Ich fühlte mich unglaublich stark in diesem Moment, als hätte es die ganze Verwirrung der letzten Tage gar nicht gegeben. Leise suchte ich meine Sachen zusammen und tapste ins Bad. Nach dem ich wieder vorzeigbar war führte mein Magen mich in die Küche, doch ein Blick in den Kühlschrank ernüchterte mich. Mein Vater war komplett lebensunfähig, so ganz allein. Im ersten Moment überfiel mich das schlechte Gewissen mit einer Macht, die mich kurz schwanken ließ. Die Tür vom Kühlschrank fiel leise wieder zu. Als bereits der Gedanke, das Studium abzubrechen und wieder hier herzukommen durch mein Gehirn rauschte, riss ich an der Notbremse. STOP. Charlie war schließlich die letzten Jahre auch prima zu recht gekommen. Schluss damit. Wenn ich da war, konnte ich meinen alten Herrn ruhig etwas verwöhnen, aber zurück kommen stand absolut nicht zur Debatte. Also musste mein knurrender Magen noch etwas warten. Ich griff meinen Schlüssel und eine Einkaufstüte und machte mich auf den Weg, wenn mein Dad heute Mittag aufstand, würde er ein leckeres Selbstgekochtes Essen vorfinden. Erstaunte Blicke trafen mich als die Leute aus Forks mich erkannten. Immer wieder hörte ich denselben Satz. „Bella? Bist du das wirklich?“ Und immer wieder antwortete ich höflich und gut gelaunt dieselbe Antwort. „Ja, ich bin es wirklich. Hey, gewöhnt euch daran, die nächsten zwei Wochen werde ich hier sein.“ Die Leute waren ganz aus dem Häuschen, besonders Tammy aus dem Dinner. Ich traf sie im Supermarkt, natürlich hatte sie mich sofort zum Essen eingeladen. Sie war wirklich eine nette Frau, ich mochte sie als Kind schon immer sehr gern. Ich musste ihr Versprechen heute noch vorbei zu kommen. Also suchte ich die wichtigsten Lebensmittel zusammen und natürlich die Zutaten für das Lieblingsessen meines Vaters. Nach dem Einkauf hatte ich noch genügend Zeit um bei Tammy vorbei zu schauen. Mit einem kleinen Klingeln öffnete sich die Tür. „Bella, Liebes da bist du ja schon“, rief sie strahlend und kam um die Theke herum gelaufen. „Komm setz dich, kann ich dir irgendwas bringen?“ Ich überlegte kurz „Ein Milchkaffee wäre toll“, sagte ich lächelnd und nahm am Fenster Platz. Es dauerte keine fünf Minuten, da war sie schon wieder an meiner Seite und stellte die Tasse vor mir auf den Tisch. „Wie geht es dir denn so in Arizona?“, fragte sie mich während sie sich mir gegenüber hinsetzte. Ich betrachte sie einen Moment bevor ich antwortete. Sie sah fast noch genauso aus wie damals. Immer noch diese leuchtend grün-braunen Augen und die sich kringelnden dunklen Locken. Nur ein paar Fältchen mehr um die Augen, vom Lachen hatte sie bekommen. Ihre Figur war immer noch tadellos und ich überlegte wie alt sie jetzt wohl war? Mitte, Ende Dreißig oder schon Anfang vierzig? Ich war mir nicht sicher. „Sehr gut, danke. Es ist toll dort, die Uni macht Spaß und ich habe eine schöne kleine Wohnung. Tja und das Beste… es ist immer angenehm warm“, erzählte ich und zwinkerte ihr zu. „Ja, das kann ich mir vorstellen. Vor zwei Wochen ist eine Familie von hier dort hin gezogen. Aber es wäre doch wirklich Zufall wenn du sie kennen würdest. Arizona ist schließlich um einiges Größer als Forks.“ Ich wusste sofort, dass sie von den Cullens sprach. Vielleicht konnte sie mir etwas über Emilia erzählen. Sie war objektiv und neutral. Nicht so involviert wie ich. „Wirklich? Warum sind sie denn hier weg?“ Ihr Gesicht verlor von dem unbeschwerten Lächeln. „Die jüngste Tochter, Emilia verunglückte bei einem Autounfall. Sie konnten das hier nicht überwinden. Deshalb beschlossen sie wegzuziehen. Eine so nette Familie.“ Während sie sprach lief eine Gänsehaut über meinen Körper. „Das ist schrecklich“, sagte ich Gedankenverloren. „Ja, sie war noch furchtbar jung. Sie hatte ihr ganzes Leben noch vor sich. Viele aus der Stadt geben dem Fahrer die Schuld.“ Sie schwieg kurz und verzog das Gesicht, bevor sie mit Bedacht weiter sprach „Bella, Jacob hat den Wagen gefahren“, erzählte sie und griff nach meiner Hand. Ich erwiderte nichts und sah sie einfach nur an. Auch hier glaubten alle daran, dass Jacob Schuld an ihrem Tod trug. Ich fragte mich wie er das alles aushielt. „Sie war so ein liebes Mädchen“, fügte Tammy gedankenverloren hinzu, ihr Blick glitt aus dem Fenster und wurde abwesend. „Wie sah sie denn aus?“, fragte ich leise. Wieder zuckten Tammys Mundwinkel und verzogen sich zu einem Lächeln. „Sie war eine zierliche Person, mit wunderschönen Augen und bronzefarbenen Haar. In der Sonne funkelten ihre Augen golden. Ihre Haut war immer etwas blasser als die ihrer Geschwister, dennoch war sie wunderschön.“ Aus ihrer Erzählung konnte ich Emilia vor meinem inneren Auge sehen, wie sie sich in einem enganliegenden Kleid in der Sonne drehte und lachte. Doch sofort zerbrach das Bild, als meine Gedanken zu dem Unfall glitten. Ich zuckte zusammen und blickte auf, als es im selben Moment laut knallte. Vor dem Dinner hatte ein schwarzer Jeep geparkt. Und der Fahrer war niemand anderes als Jacob Black. Ich realisierte das der laute Knall die Fahrertür gewesen sein musste. Er war also wirklich wieder nach Hause gefahren. Panisch blickte ich zu Tammy, die ebenso verwirrt aus dem Fenster sah wie ich. „Um Himmels Willen. Was ist denn mit Jacob passiert?“, fragte sie erschrocken. Ich wusste was sie meinte, aber ich sank immer weiter auf der Bank zusammen, er durfte mich nicht sehen. Jacob würde daraus garantiert die falschen Schlüsse ziehen. „Er darf nicht wissen, dass ich hier bin, Tammy.“ Ich flüsterte bereits obwohl er noch nicht einmal drin war. Verwundert blickte sie zu mir. „Was? Warum denn nicht? Ihr kennt euch doch schon so lange.“ Sie musterte mich und legte den Kopf schief. Meine Lippen formten tonlos ein „Bitte“, während ich sie flehend ansah. „Ihr wart so ein niedliches Paar“, Schwelgte sie und lächelte lieblich. Innerlich verdrehte ich die Augen und hoffte darauf, dass sie meinen Wunsch respektieren würde. „Wirst du es mir erklären?“, fragte sie und Neugierde sprühte aus ihren Augen. Ich nickte eifrig, auch wenn ich mir da gar nicht so sicher war. Ich wollte ihr nicht davon erzählen… und schon gar nicht warum ich mich vor Jacob versteckte. Sie erhob sich und strich ihre Schürze glatt, dann ging sie langsam auf die Theke zu und räumte die gespülten Teller in die Regale. Wie auch gerade bei mir schon signalisierte das kleine Glöckchen einen Kunden. „Jacob!“, rief sie freudig als hätte sie nicht erwartet ihn heute zu sehen und ging um die Theke herum. Warum konnte ich so etwas nicht… Schauspielern… mir gelang es nie. Meine errötenden Wangen und die unruhigen Augen verrieten mich jedes Mal wenn ich jemandem versuchte etwas vor zu machen. „Hi Tammy!“, grüßte Jacob „Mein Dad schickt mich, ich soll für morgen einen Tisch für sechs Personen vorbestellen.“ „Kein Problem, um wie viel Uhr denn?“ „Gegen neunzehn Uhr“, sagte Jacob zögernd. „Ja, das ist noch genug frei. In Ordnung. Black, Tisch für sechs um neunzehn Uhr“, bestätigte sie und schwieg dann wieder. Ich konnte mir gut vorstellen wie sie ihn mit ihren großen Augen fragend ansah. Ich hielt die ganze Zeit die Luft an, obwohl es vollkommener Blödsinn war. Er würde mich wohl kaum atmen hören. Als ich es nicht mehr aushielt nahm ich einen flachen Atemzug und hielt inne. „Einen schönen Tag noch, Tammy“, sagte Jacob freundlich, dann konnte ich seine Schritte auf dem alten Holzboden hören, als nächstes klingelte das kleine Glöckchen. Die Tür fiel klappernd zu und ich atmete geräuschvoll aus. Mit den Händen in die Hüfte gestemmt erschien Tammy neben mir. Sie hatte die Stirn gerunzelt und sah mich misstrauisch an. „Isabella Swan“, knurrte sie tadelnd. „Es hat alles seinen Grund“, erwiderte ich düster und setzte mich wieder gerade hin. „Schon gut. Schließlich geht es mich auch nichts an. Aber er ist so ein netter Junge.“ Oh ja, dachte ich grimmig und dachte an das Ende unserer Beziehung zurück und natürlich an diese blöde Beichte, die er ausgerechnet bei mir ablegen musste. Doch im Grunde hatte sie recht, eigentlich war Jacob Black vollkommen harmlos. Ich zwang mich zur Ruhe und stand auf. „Ich muss dann auch los“, entschied ich und umarmte Tammy flüchtig. „Wir sehen uns in den nächsten Tagen bestimmt öfter. Mein Dad isst doch noch regelmäßig hier oder?“, fragte ich um sie abzulenken. Sofort strahlte sie wieder. „Ja, er kommt fast jeden Tag.“ „Na dann!“, sagte ich lachend und hob zum Abschied die Hand. Als ich zu Hause ankam, lief bereits der Fernseher. „Bella?“, rief mein Vater in den Flur. „Ja?“, antwortete ich und überlegte wer sonst noch einen Schlüssel zum Haus hatte. Sofort war er im Flur und drückte mich an sich. Vor Schreck hatte ich die Tüte mit den Einkäufen fallen lassen „Bella!“, rief er jubelnd und drehte sich mit mir auf dem Arm. Solche Gefühlsausbrüche waren für meinen Vater vollkommen untypisch. „Ja, Dad ich bin es, aber du zerdrückst mich ja fast!“, rief ich lachend. Dann setzte er mich vorsichtig auf dem Boden ab und blickte mir ins Gesicht. „Du hast ja immer noch keine Farbe bekommen.“, stellte er enttäuscht fest. „Tja, vielleicht ist es mir nicht vergönnt braungebrannt zu sein“, erwiderte ich und schmunzelte. „Guck mal ich habe eingekauft“, warf ich ein und bückte mich um die Tasche aufzuheben. „Aber Bella, du machst doch Urlaub hier, da musst du nicht Kochen.“ „Ich mache das aber gern und außerdem habe ich für dein Lieblingsessen eingekauft. „Na gut dann lade ich dich morgen aber ins Dinner ein.“ „Nicht … nötig Dad“, stammelte ich und setzte ein Lächeln auf. „Für die nächsten Tage koche ich… keine Widerrede.“ Skeptisch sah er mich an. „Na gut“, sagte er schließlich. „Guck du ruhig das Spiel und ich koche“, schlug ich vor. Eilig lief ich in die Küche und packte die Lebensmittel aus. Ich hatte Paprika in rot, grün und gelb, Sahne, Milch, Hähnchenfilet, Zwiebeln und eine Gurke, der Rest den ich brauchte war noch vorhanden. Mein Dad liebte dieses Gericht – Paprika Sahne Hähnchen. Ich schnitt gerade die Paprika als mein Handy klingelte. Mein Herz schlug plötzlich schneller, in der Vorfreude darauf, dass es Edward sein könnte. Ich wischte meine Hände am Geschirrtuch ab und fingerte das Handy aus meiner Hosentasche. Ein Blick auf die Nummer, ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch zu Flugzeugen werden. „Hallo!“, rief ich freudig in den Hörer. „Hey, du hörst dich ja gut gelaunt an“, sagte er feststellend und ich hörte das Lächeln aus seiner Stimme heraus. Jetzt lächelte er mein Lächeln, das wusste ich… und ich konnte es nicht sehen. Ärgerlich, sehr ärgerlich. „Ja, aber das liegt nur an deinem Anruf!“, gab ich, beflügelt von meinem guten Bauchgefühl, zu. „Oh, na das ist schön zu hören.“ „Und wie geht es dir?“, fragte ich dann. „Ich vermisse dich.“ Seine Stimme klang unglaublich sanft und traurig zu gleich. „Ich komme doch schon bald wieder“, sagte ich aufmunternd. „Ja!“, antwortete er murrend „Aber das dauert noch, ich weiß nicht ob ich die Geduld dafür aufbringen kann, solange zu warten.“ Mir fiel auf das er mir genauso verfallen war, wie ich ihm. „Du fehlst mir auch“, sagte ich seufzend und stützte mich mit einer Hand an der Arbeitsplatte ab. Normalerweise sollten frisch Verliebte jeden Moment miteinander verbringen, sie waren quasi unzertrennlich, doch bei uns lief es anders… es war nicht wie bei normal Verliebten. Nein, denn ich wusste etwas, das ich ihm einfach nicht sagen konnte… es würde ihn tief treffen und alte Wunden wieder aufreißen. Er sollte nicht leiden oder traurig sein, irgendwie würde ich es schon schaffen damit zu leben. „Na dann komm doch zurück!“, rief er auf einmal hoffnungsvoll in den Hörer. „Hey, ich bin gestern erst angekommen, da kann ich nicht heute oder morgen schon wieder verschwinden“, antwortete ich lachend. „Hmmm“, machte er nur „Dabei hatte ich mir so etwas schönes für uns überlegt“, murmelte er ruhig, doch sein Schmunzeln war nicht zu überhören. „So? Was denn?“, fragte ich und sprang genau auf seinen Köder an. „Das… verrate ich dir jetzt nicht!“, sagte er triumphierend. Ich runzelte die Stirn. „Ooooh, das ist aber gemein… erst machst du mich neugierig und jetzt sagst du es mir nicht?“ „Ja!“, sagte er mit klarer Stimme. „Na gut“, murmelte ich gespielt beleidigt. „Dann – lege ich jetzt auf.“ Plötzlich hörte ich ihn laut Lachen. Und ich konnte nicht anders als mit einzustimmen. Als wir uns wieder beruhigt hatten hörte ich wieder die vertraute weiche Stimme, an die ich mich schon so sehr gewöhnt hatte. „Bella, bleib nicht länger als nötig in Ordnung? Und… pass auf dich auf.“ „Ja, in Ordnung. Sagst du mir vielleicht doch was du geplant hast?“, versuchte ich es noch einmal. „Nein!“ sagte er wieder mit diesem Lachen in der Stimme. Ich seufzte erneut… „Zu Schade. Dann muss ich jetzt hier weitermachen. Telefonieren wir heute Abend noch mal?“, fragte ich hoffnungsvoll. „Ja, gern wenn du das möchtest?“ „Ja!“, sagte ich schnell und merkte, dass es zu eifrig geklungen hatte. Wieder lachte er. „Ok, ok. Dann bis heute Abend.“ „Ja, bis heute Abend.“ Ich drückte auf den roten Hörer und drückte das Handy einen Moment an meine Brust. Es konnte so einfach mit ihm sein, konnte ich dieses blöde Gespräch mit Jacob nicht einfach vergessen? Ein leises Räuspern riss mich aus den Gedanken, ich fuhr herum und entdeckte meinen Vater der im Türrahmen lehnte. „Ähmm, ja?“ machte ich und sah meinen Vater mit großen Augen an. „Wer war das denn?“, fragte er unschuldig und unterdrückte das Grinsen, welches unter Oberfläche schon voll und ganz zu sehen war. „Ähm… ja… das… das… war… Edward.“ „Edward?“, fragte mein Vater und zog neugierig die Augenbrauen hoch „Ja, ich habe ihn vor zwei Woche im New Moon kennengelernt. „Im WO?“ „In einer Bar, Dad“, sagte ich und verdrehte die Augen. Dann wandte ich mich wieder der Paprika zu. „Ach so“, sagte Charlie wissend. „Und… ich meine… seid ihr … seid ihr zusammen?“ „Ja, Dad!“, brummte ich und hakte die Paprika klein. „Ok“, sagte mein Dad dann ruhig. Verwirrt legte ich das Messer ab und sah ihn an. „Ok?!“, wiederholte ich und starrte ihn an. „Ja, es freut mich, dass du jemanden gefunden hast mit dem du zusammen sein möchtest.“, erklärte Charlie und zuckte die Achseln. Immer noch blickte ich ihn vollkommen perplex an. Als ich mich wieder meiner Arbeit zuwandte sprach er weiter „Wann stellst du ihn mir vor?“ Wieder ruckte ich herum und blickte ihn fassungslos an. „Dad!“, rief ich entsetzt „Ich bin keine sechzehn mehr. Ich werde ihn dir nicht vorführen wie einen Gebrauchtwagen, davon ab wenn er einer wäre, wäre er ein Neuwagen – ganz klar.“ Zum Ende des Satzes wurde ich immer leiser und das Lächeln von eben umspielte meine Lippen erneut. „Bella, du bist meine Tochter… ich werde mich doch wohl dafür interessieren dürfen wer mit dir zusammen ist – was für ein Neuwagen?“, fragte er dann und zog die Augenbrauen zusammen. „Dad“, rief ich wieder und warf mit dem Spüllappen nach ihm. Geschickt wich er aus und lachte schallend. Da fiel mir etwas ein. „Außerdem müsstest du ihn kennen, Dad. Sie haben hier gewohnt.“ Er wurde wieder ernst, hob den Lappen auf und kam näher. „Wirklich?“ „Ja… sie sind vor zwei Wochen nach Phoenix gezogen.“ „Du meinst die Cullens?“ „Ja, Dad. Edward Cullen!“ Er machte ein erstauntes Gesicht und wich dann einen Schritt zurück um mich besser ansehen zu können. „Edward Cullen?“, fragte er mich ungläubig „Ja, Edward Cullen.“ „Weißt du Bells, seine Familie hat zwar hier gewohnt aber der Bursche war nicht oft daheim.“ „Er hat zu der Zeit in Harvard studiert!“, sagte ich erklärend während ich die rote und gelbe Paprika in eine Schale gab. „Ja, genau“, stimmte mein Vater zu. „Es wäre trotzdem toll wenn du ihn mal mitbringen würdest“, fügte mein Vater hinzu. „Ja, weißt du… solange ist es ja noch nicht… lass uns erst mal sehen was es ist!“, sagte ich leicht zögernd. Doch mein Vater grinste immer noch als ich ihn prüfend ansah. „Meine kleine Bella ist verliebt“, trällerte er vergnügt und strich mir über die Wange. Ich konnte noch nicht mal wieder sprechen, denn so war es. Mit einem seligen Lächeln zog mein Dad sich wieder ins Wohnzimmer zurück. Ich hatte mich mit Haut und Haaren in Edward verliebt und war außerstande irgendetwas dagegen zu tun, aber ich wollte auch gar nichts dagegen tun. Alles wäre wunderschön, wenn Jacob mir nichts erzählt hätte. Der Gedanke daran trübte meine Freude ein weiteres Mal an diesem Tag. Später beim Essen sah mein Vater mich fragend an. Ich erwiderte seinen Blick und wartete darauf, dass er loslegen würde. Irgendetwas wollte er mir sagen, aber was? „Bella, kleines du weißt doch bestimmt von seiner Schwester oder?“ „Du meinst Emilia, oder?“, hakte ich nach und legte meine Gabel auf dem Teller ab. Er nickte kurz. „Ja, das weiß ich.“ „Bella, es war nicht Jakes Schuld“, sagte mein Vater mit fester Stimme und blickte mich prüfend an. Dann kniff er die Augen zusammen und runzelte die Stirn. „Das ist auch nichts neues für dich“, sagte er feststellend. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, Dad, auch das habe ich gewusst. Jake hat es mir gesagt. Er war in Phoenix!“ Ich senkte den Blick und noch leiser sagte ich „Gestern.“ „Er war in Phoenix um dir das zu sagen? Das kann doch wohl nicht wahr sein.“ Die Stimme meines Vaters hatte einen harten Ton angenommen. „Wann hat er dir das gesagt, wusste er da schon von Edward und dir? Was denkt dieser Bengel sich nur dabei?“, fragte er dann und ich ahnte worauf er hinaus wollte. Ich nickte. Es war auch mein Gedanke gewesen, dass Jacob mir und Edward Steine in den Weg legen wollte, er kannte mich einfach zu gut um zu glauben ich würde mein ganzes Leben lang schweigen. Doch für Edward würde ich es versuchen. Doch auf der anderen Seite würde ich immer ein Geheimnis vor ihm haben, ich würde ihn anlügen. Man musste es sorgfältig abwägen, was für ihn schlimmer wäre. Entweder zu erfahren, dass die eigene Schwester ihren Tod selbst verursacht hat oder das die, die man liebt einen die ganze Zeit belogen hat. Wenn ich so darüber nachdachte kam mir letzteres Schlimmer vor. Ich wollte ihn nicht anlügen. Als ich meinem Vater wieder ins Gesicht sah, schien er sich wieder beruhigt zu haben, denn er musterte mich aufmerksam. „Du weißt nicht wie du damit umgehen sollst, habe ich recht?“, fragte er sanft. Ich nickte und kämpfte damit nicht weinen zu müssen. Er legte sein Besteck aus der Hand und drückte seine Hand zart auf meine. „Bella, egal was du tust, sei immer ehrlich zu ihm. Natürlich wird es ihn verletzten und wird vielleicht anders reagieren als du es dir jetzt vorstellen kannst. Aber belüge ihn nicht. Es wird immer zwischen euch stehen. Lass nicht zu, dass so etwas später alles kaputt macht. Und wenn er dich wirklich liebt, dann wird er das akzeptieren. Letztendlich muss er entscheiden was er glauben will oder kann.“ Er schwieg eine Weile und ließ die Worte auf mich wirken. „Ich habe dir das nie erzählt, weil dein Verhältnis zu deiner Mutter sowieso schon schlecht ist und eigentlich betrifft es auch nur sie und mich, also dreh ihr bitte keinen Strick daraus, in Ordnung?“ Ich nickte langsam, was kam denn jetzt? „Deine Mutter hatte lange Zeit ein Geheimnis vor mir und als es dann raus kam, konnte ich ihr nicht mehr vertrauen und erst auch nicht verzeihen. Jetzt sehe ich das alles aus einer anderen Sicht, es war genug Abstand dazwischen, aber vertrauen können werde ich nie mehr.“ „Aber… was…?“ wollte ich fragen als er die Hand hob und mich zum verstummen brachte. „Deine Mutter hatte über einige Jahre eine Affäre, doch nicht nur sie war Schuld daran, hätte ich mich mehr um sie bemüht, mich mehr gekümmert, dann hätte sie nie das Gefühl gehabt nicht begehrt zu werden. Ich selbst habe sie mit meinem Verhalten in die Arme dieses Mannes getrieben. Und wie du siehst – sie hat ihn geheiratet“, endete er und lächelte mich sanft an. Ich war vollkommen schockiert, meine Mutter hatte einen anderen Mann? Noch während der Ehe mit meinem Vater? Über längere Zeit? Unbegreiflich für mich, hat sie denn gar nicht an uns gedacht? An Emmet, an mich? Hat sie alles einfach weggeworfen und neu begonnen? Na ja, an mich hat sie sich sowieso nicht besonders gekümmert. War das der Grund dafür? War kein Platz für mich in ihrer neuen Familie? Wieder durchströmte mich die Trauer in starken Wellen, ich spürte wie mein Puls schneller ging und mein Atem rauer wurde. „Hey, hey, Bells, es ist alles gut. Komm her. Sie liebt dich Bella. Und sie hat sich meinetwegen von dir ferngehalten. Ich habe ihr gedroht, falls sie dich auch einfach so mitnehmen würde wie deinen Bruder. Doch vergessen hat sie dich nie. Glaub das nicht, bitte.“ „Aber sie war nie da, auch jetzt nicht – Dad. Ich bin einundzwanzig Jahre alt und meine Mutter schafft es gerade mal eine Karte zu schicken.“ Ich schluckte schwer und atmete einmal tief durch. Das Thema war durch, ein für alle Mal. Es war mir egal. Meine Mutter würde immer meine Mutter bleiben, aber nicht mehr als meine biologische Mutter. Ich verdrängte den Gedanken an sie und umarmte meinen Vater. Er hatte bestimmt lange dafür gebraucht um sich diesen Fehler einzugestehen, wobei ich ihm so etwas nie unterstellen würde. Sie hat ihm das bestimmt an den Kopf geworfen. Wieder stieg Wut in mir auf, doch ein weiteres Mal drängte ich den Ärger und den Schmerz zurück. „Also, Bells wenn du das Gefühl hast, du musst es ihm sagen, dann sag es ihm… Je eher desto besser. Mach nicht denselben Fehler, wie deine Mutter und ich. Nur wenn ihr ehrlich zu einander seid, wird es funktionieren.“ Er drückte meine Hand, als wolle er mir einen Ruck geben. Ich erwiderte sein Lächeln und nahm meine Gabel wieder in die Hand. „Bella?“, nuschelte Charlie mit vollem Mund „Ja?“ „Du hast wahnsinnig gut gekocht“, sagte er und schloss genießerisch die Augen. Ich lachte einmal kurz auf und schob mir ebenfalls eine weitere Gabel in den Mund. Als mir noch etwas einfiel. Emmet. „Ach Dad, ich sollte doch mit Emmet sprechen?“ „Ja“, murmelte er „das hast du super hinbekommen!“ Seine Augen strahlten und ich verstand mal wieder gar nichts. Was denn genau fragte ich mich Stirnrunzelnd. Immerhin war er stocksauer auf mich gewesen und genützt hatte es auch nichts, denn nach Forks kam er nicht! „Was denn genau?“, fragte ich leise und biss mir auf die Lippe. „Na, er kommt nächste Woche, ach Bella, du bist mir eine. Dieses Mal nehme ich dir das sogar ab“, er lachte. „So überzeugend warst du noch nie im Schwindeln, als ob du das nicht gewusst hättest.“ Mein Vater lachte wieder doch ich machte gute Miene zum bösen Spiel, denn davon wusste ich wirklich nichts. Vielleicht hatte mein Bruder ein schlechtes Gewissen wegen der Sache mit Rosalie? Aber deswegen war er mir doch nichts schuldig. Irgendwie verstand ich ihn ja sogar. Wenn er genauso verstrickt war mit seinen Gefühlen wie Edward und ich, dann konnte er gar nichts dagegen tun außer dem Nachzugeben. Na dann, sollte er mal kommen, dachte ich und hatte ihm schon fast verziehen. Ich konnte meinem Bruder nie, nie, niemals lange Böse sein. Kapitel 15: Unerwarteter Gast ----------------------------- Emmet würde wirklich kommen. Nach Forks. Und das nahm er auf sich wegen dieser blöden Sache mit Rosalie? Verwundert hob ich die Augenbrauen und grübelte weiter über seinen plötzlichen Meinungswechsel. Schließlich gab ich es auf und zog mich nach dem Essen in mein Zimmer zurück. Ich musste unbedingt noch weiter recherchieren, damit ich nicht allzu viel verpasste. Während meiner Arbeit am Computer verging die Zeit wie im Flug, erst ein leises klopfen an meiner nicht geschlossenen Tür ließ mich aufblicken. „Dad, komm rein“, sagte ich und drehte mich ihm zu. Ich musterte ihn in seiner Dienstuniform, die sich so wie vieles andere auch nicht verändert hatte. „Ich wollte dir nur eben Bescheid sagen, dass ich jetzt los muss.“ „Okay, pass auf dich auf.“ „Na klar, ach und Bella… - Schön, dass du da bist!“ Langsam stand ich auf und ging auf meinen Vater zu, liebevoll streckte ich die Arme aus und umarmte ihn. Er erwiderte meine Geste mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, legte die Arme um mich und drückte mich behutsam an sich. „Ich finde es auch schön hier zu sein.“ Einen Augenblick standen wir einfach nur da und genossen den Augenblick, dann räusperte sich mein Dad leise und löste seine Arme von meinem Rücken. Auch ich zog mich zurück und strich mir die Haare aus dem Gesicht. „Bis morgen früh, Dad“, sagte ich Lächelnd. „Ja.“ Kaum hörte ich wie die Haustür ins Schloss fiel, da klingelte mein Handy. Ich blickte auf das Display und wieder schlug mein Herz schneller. „Hallo!“, sagte ich sanft und ließ mich auf das Bett sinken. „Hey, ich wollte deine Stimme noch mal hören!“, sagte Edward am anderen Ende. Wir sprachen eine ganze Zeit über seinen Tagesablauf, wie es in der Klinik war, der Geburtstag seines Vaters und eine unschöne Anhörung in der Uni zu dem Vorfall mit Jacob. Ich erzählte ihm in aller kürze meinen verregneten Tag in Forks – er lachte. „Bleibt es dabei, dass du in anderthalb Wochen wieder kommst?“, fragte er dann und seine Stimme hatte einen eigenartigen Klang angenommen. „Ich weiß nicht, mein Bruder kommt her, vielleicht muss ich zwischen den Beiden vermitteln, ein wenig für Ruhe sorgen – du weißt schon!“, erklärte ich ihm und verzog das Gesicht bei dem Gedanken ihn noch länger nicht zu sehen. „Aber du könntest mich doch besuchen kommen?“, schlug ich vor und sofort klopfte meine Herz lauter vor Aufregung. Er schwieg eine Weile bevor er mir antwortete. „Nein… das… tut mir leid Bella, das geht nicht. Ich kann nicht nach Forks kommen.“ Er nannte mir zwar keinen Grund dafür, doch ich konnte ihn mir sofort denken. Emilia. Wie dumm von mir, wie hatte ich nur glauben können, er würde hierher kommen. „Ja, ich verstehe“, murmelte ich niederschlagen von meiner eigenen unsensiblen Idee. „Edward, es tut mir leid, ich wollte nicht…!“, versuchte ich mich zu entschuldigen, doch er schnitt mir das Wort ab. „Ach Bella, schon gut, mach dir mal keine Sorgen, ja?“ wieder klang seine Stimme weich und verständnisvoll. Ich brachte ein Nicken zustande und flüsterte dann ein „Ja“, als mir klar wurde das er mein Nicken nicht sehen konnte, ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen bei dem Gedanken an meine Schusseligkeit. „Übrigens“, sagte er und wollte auf ein anderes Thema ablenken „Alice veranstaltet eine Party hier bei uns, es wäre schön wenn du bis dahin zurück sein könntest. Ich hätte dich wirklich gern dabei. Dann könntest du auch meinen Vater und meine Mutter, naja Stiefmutter kennenlernen“, sagte er freudig und ich konnte wieder mein Lieblingslächeln an seiner Stimme erkennen. „Für wann hat sie die Party denn geplant?“, fragte ich neugierig und lies mich von ihm mitreißen. „Erst in drei Wochen“, sagte Edward und seufzte. „Ich weiß gar nicht wie ich so lange ohne dich sein soll.“ „Jeder Tag der verstreicht bringt uns wieder ein Stück näher zusammen!“, sagte ich leise und schloss die Augen um mir sein Bild vor Augen zu führen. Wir redeten noch ein halbe Stunde über alles Mögliche, immer wieder brachte er mich zum Lachen. Doch dann endete unser Gespräch und wieder überflutete mich das starke Gefühl das ich für ihn empfand und wie schwer es war jetzt noch hier zu bleiben. Ich atmete tief durch und blieb noch eine Weile auf der weichen Tagesdecke meines Bettes liegen. Die Woche verging wie so schnell, dass ich es gar nicht glauben konnte. Nun stand ich schon am Flughafen und wartete auf meinen Bruder. Irgendwie durchströmten mich gemischte Gefühle einerseits war da die Freude ihn zu sehen und natürlich, dass er überhaupt hier her kam und unserem Dad eine riesige Freude machte. Aber andererseits fühlte ich mich immer noch ein wenig hinters Licht geführt und betrogen. Vielleicht war es Unsinn so zu denken, doch in meinem Kopf spulten sich immer wieder die gleichen Bilder ab, die ich an jenem Tag in seiner Wohnung gespeichert hatte. Allerdings war die Wut, die ich an diesem Tag verspürt hatte komplett verschwunden, es war reine Enttäuschung die sich in mir befand. Die Stimme der Ansage ließ mich aufblicken, der Flug aus Phoenix war gerade eben gelandet jetzt musste er gleich kommen. Während ich dastand kam mir ein weiterer Gedanke, was wenn er sie mitbrachte? Rosalie… die blonde Schönheit und Schwester meines Freundes und gleichzeitig mein persönlicher Teufel. Wie verhielt man sich da? Sollte man vielleicht alles noch einmal auf null stellen und von vorn beginnen? Konnte man das so einfach? Sie hatte mich tief getroffen mit ihren Worten, aber wenn Edward und ich wirklich zusammen bleiben sollten würde ich mit ihr auskommen müssen – oder nicht? Verhielt man sich dann richtig? Immerhin waren wir keine Pubertierenden Schulkinder mehr. Es dauerte noch eine weitere halbe Stunde bis ich den blonden Schopf meines Bruders ausmachen konnte. Ich merkte wie sich mir ein zaghaftes Lächeln auf die Lippen schlich. Er erwiderte es scheu und kam schnell näher. Dann stellte er seine Taschen ab und schloss mich in die Arme. Dicht an meinem Ohr flüsterte er ein „Tut mir leid!“ und drückte mich noch fester an sich. „Schon okay“, murmelte ich leichthin, obwohl ich spürte, dass es das nicht war. Immer noch rumorte es in meinem inneren, doch ich schwieg. So leicht würde er mir nicht davon kommen, doch jetzt war nicht der richtige Moment um das mit ihm auszudiskutieren. „Komm fahren wir nach Hause!“, sagte ich stattdessen und löste mich von ihm. Auch während der Fahrt nach Forks schwiegen wir. Ich hatte ihm nichts zusagen, nein, ich wartete – und ich würde noch länger warten… irgendwann würde er mir schon eine Erklärung liefern, das wusste ich – denn mein Bruder bekam ebenso schnell wie ich ein schlechtes Gewissen und dieses eine Mal würde ich es ausnutzen – ihn schmoren lassen. „Wie geht es Charlie denn so?“, fragte er nebenbei und blickte von dem Fenster zu mir. „Ganz gut, er freut sich das du kommst. Aber er hat zurzeit Nachtdienst, er wird also erst heute Mittag auf sein“, sagte ich knapp. Er hielt den Blick auf mein Gesicht gerichtet und suchte etwas das er anscheinend nicht fand. Nach einiger Zeit sah auch er wieder durch das Fenster nach draußen. Erst als ich vor dem Haus meines Vaters hielt blickte er mich wieder an und hinderte mich daran auszusteigen. „Bella, es tut mir leid. Ich wollte dir das nicht verheimlichen. Aber du warst so unglaublich wütend auf Rose. Und ich wollte… ich hatte Angst davor mit dir zu sprechen. Aber jetzt wo du es so erfahren hast, bereue ich es dir nichts gesagt zu haben. Ich wollte dich nicht verletzten und du solltest auch nicht das Gefühl bekommen das ich dich hintergehe. Bella, es tut mir wirklich leid.“ Seine Augen funkelten mir wehmütig entgegen und mein letzter Widerstand bröckelte bereits unaufhaltsam. „Gib mir einfach etwas Zeit in Ordnung. Du bist mein Bruder und ich werde dich immer lieb haben, aber bei dieser Sache brauche ich einfach Zeit.“ Ich wandte den Blick ab und schaute auf das Haus meines Vaters. „Und du liebst diese blonde Ziege?“, fragte ich ihn nach einer Weile einem schiefen Grinsen. Dann sah ich ihn wieder an, auch er grinste. Er nickte „Ja, das tue ich Bella. Sie ist das Beste was mir in letzter Zeit passiert ist. Sie ist überhaupt nicht wie die anderen Frauen, die ich bisher kennengelernt habe“, schwärmte er. Ich zog die Augenbrauen hoch und musterte ihn ungläubig. „Na hast du was anderes erwartet? Sie ist eine Cullen. Na ja nicht ganz, aber sie gehört zu dieser Familie. Wie auch immer. Gegen diese Familie ist kein Kraut gewachsen“, sagte ich lachend und duckte mich unter Emmets Hand weg die mir durch die Haare strubbeln wollte. Ich hob die Hand und deutete mit dem Zeigefinger auf ihn. „Hey…!“, knurrte ich mahnend und unterdrückte ein Lachen. Er stimmte ein und zog die Hand zurück. Dann stiegen wir aus und gingen auf das Haus zu. Emmet brachte seine Tasche in sein altes Zimmer, welches zum Arbeitszimmer umfunktioniert worden war, allerdings befand sich auch eine Gästeschlafcouch darin. Stirn runzelnd betrachte Emmet seine Unterkunft. „Was?“, fragte ich mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Hast du gedacht, dein altes Zimmer würde hier noch stehen?“ „Nein, ehrlich gesagt ich bin überrascht… angenehm überrascht“, sagte er nur und stellte seine Tasche auf den Boden. „Jede Veränderung bedeutet einen Schritt nach vorn für Charlie, ich freu mich ehrlich!“, murmelte Emmet, doch ich blieb skeptisch. „Werdet ihr euch vertragen? Euch wie … Erwachsene benehmen?“, fragte ich leise und lehnte mich gegen den Schreibtisch. Emmet setzte sich auf die Couch und stützte die Ellenbogen auf seine Oberschenkel. „Bella!“, stöhnte er und blickte mich mit einem merkwürdig verzogenen Gesicht an. War das ein Ja? Oder mehr ein Nein… fragend sah ich ihn an. „Also?“, fragte ich unbeteiligt und verschränkte die Arme vor der Brust. Er seufzte „Ich werde mir alle Mühe geben.“ „Gut“, sagte ich, „Ich wollte nämlich in den nächsten Tagen zurück nach Phoenix“, erklärte ich und ließ die Arme sinken. „Bella bitte bleib noch eine Woche, mir zu liebe, bitte!“, flehte er und sah mich bittend an. Er wollte noch etwas sagen, doch dann verstummte er… „Es ist wegen ihm oder? Du hältst es nicht länger aus?“, sagte er dann und grinste verschwörerisch. Ich verdrehte die Augen und stieß mich vom Schreibtisch ab um das Zimmer zu verlassen. „Ha!“, rief er mir nach und war mit zwei langen Schritten hinter mir. „Ich habe recht“, sagte er triumphierend. „Scchht“, machte ich und hatte mich ruckartig umgedreht. „Nicht so laut, Charlie muss schlafen“, flüsterte ich und drückte meine Hand auf seinen Mund. Böse funkelte ich ihn, während in seinen Augen der pure Schalk glitzerte. Er nickte, grinste aber immer noch. Langsam löste ich meine Hand von seinem Gesicht und ging zur Treppe. „Ich hab recht, ich hab recht!“, trällerte er leise hinter mir, jetzt konnte auch ich mir ein gestehendes Lächeln nicht verkneifen. In der Küche angekommen grinste er immer noch, doch es wirkte erfreut und herzlich. „Bella, ich finde es schön, dass du endlich wieder jemanden gefunden hast mit dem du zusammen sein willst. Es ist ja schon eine ganze Weile her … na ja… ich meine die Sache mit Jacob und…“ „Schon gut!“, unterbrach ich ihn immer noch Lächelnd, „ich bin darüber hinweg und Edward ist vollkommen anders.“ „Das will ich für ihn hoffen“, grummelte Emmet und zwinkerte mir zu. Ich knuffte ihm mit dem Ellenbogen in die Seite und schob in dann zum Kühlschrank. „Würdest du mir bitte die Tomaten rausgeben?“ „Du willst, dass ich dir… - beim Kochen helfe?“, fragte er mit verzogenem Gesicht. „Ja!“, sagte ich nur und holte einen der großen Töpfe und eine Pfanne hervor. Er murmelte noch irgendwas, dass ich nicht verstehen konnte, aber schließlich nahm er die Tüte mit den Tomaten aus dem Kühlschrank. Während ich Wasser in den Topf füllte und in der Pfanne bereits die Butter schmolz. Kurz darauf brutzelten bereits die Zwiebeln darin. „Guten Morgen ihr zwei!“, hörte ich meinen Vater in meinem Rücken murmeln. Ich wandte mich ihm zu und ließ meinen Blick zwischen ihm und meinem Bruder hin und her wandern. Mein Körper schien eingefroren, ich konnte nicht anders als die Beiden anzustarren. Eine solch negative Anspannung hatte ich schon lange nicht mehr verspürt. „Hi Charlie!“, sagte Emmet freundlich und ging ein Stück auf ihn zu. Charlie tat es ihm gleich und sie umarmten sich kurz. Es war nicht ganz so wie ich es mir gewünscht hatte, aber immer hin ein Anfang. Erst als mein Handy klingelte schrak ich aus meiner starre. Ich ging an ihnen vorbei und trat auf die Veranda, natürlich war es wie immer grau in Forks, aber wenigstens regnete es nicht. „Hallo?“, sagte ich leicht abgelenkt und versuchte immer wieder ins Küchenfenster zu schielen. Die Beiden schienen sich zu unterhalten, wie ein Streit sah es nicht aus. Als ich seine weiche und berauschende Stimme hörte blendete ich alles andere aus. „Hallo Bella!“ „Edward, ich dachte wir wollten heute Abend telefonieren?“ „Soll ich wieder auflegen?“, fragte er lachend. „Nein, nein!“, platzte es aus mir heraus „ich bin nur überrascht, hast du keinen Dienst im Krankenhaus?“ „Hmmm, nein… heute nicht.“ „Ach so…“ „Diese blaue Bluse steht dir wirklich gut“, sagte er plötzlich. Ich richtete mich auf und spannte die Schultern. Verwirrt überprüfte mein Verstand, ob er gerade wirklich das richtige gehört hatte. „Aber… woher…?“ Erst jetzt drehte ich mich um und blickte in Richtung Straße - da stand er, auf der anderen Straßenseite. In einer blauen Jeans, weißen Hemd und einer gefütterten Jacke. Ich ließ das Handy sinken und starrte in seine Richtung. Es dauerte einen Augenblick bis mein Gehirn meinen Beinen vermitteln konnte loszulaufen. Doch als ich einmal in Bewegung war, wurde ich immer schneller. Auch Edward kam mir entgegen und fing mich auf, als ich etwas zu schwungvoll in seinen Armen landete. Er drückte mich an sich und küsste mich dann stürmisch. Solche Wiedersehen kannte ich bisher nur aus dem Fernsehen. Doch heute, hier im diesigen Forks spielten wir die Hauptrolle. Dann löste er sich ein Stück von mir um mir in die Augen sehen zu können. Er hielt mein Gesicht in den Händen. Sein Blick war so eindringlich und fest das ich ihm nicht entkommen konnte, nicht entkommen wollte. Und da waren sie wieder, diese unglaublich schönen grünen Smaragde, die selbst hier in diesem traurigen Ort so wunderschön schimmerten. Ich weiß nicht wie lange wir bewegungslos dastanden und uns einfach nur ansahen, doch dann zog er mein Gesicht langsam zu seinem und küsste mich ganz behutsam. Als er mich das nächste Mal freigab hielt ich die Augen noch einen kurzen Moment geschlossen und ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Die Gefühle, die mich in diesem Moment durchströmten waren unglaublich. Edward war hier, hier in Forks. Er war wirklich hier. Hier bei mir. Er ist für mich hier hergekommen. Als ich ihn wieder ansah lag ein zärtlicher Ausdruck auf seinem Gesicht. „Du… ich…!“, begann ich und deutete auf das Haus meines Vaters. „Ich verstehe nicht, ich dachte du…?“ Erneut verstummte ich und blickte ihn einfach nur an. „Ich wollte dich einfach sehen, das war mir am wichtigsten“, sagte er langsam und strich mir über die Wange. Dieser eine Satz ließ mein Herz noch schneller schlagen und das unaufhörliche Kribbeln in meinem Bauch stieg weiter an. Der einsetzende Nieselregen störte mich zum ersten Mal in dieser Woche überhaupt nicht. Und endlich nach beinahe vierzehn Tagen konnte ich mein heißgeliebtes Lieblingslächeln wieder sehen und es war natürlich noch schöner als es meine Erinnerung behalten hatte. Seine Hände ruhten immer noch an meiner Taille. „Ich freue mich so, dass du da bist. Ich kann es gar nicht glauben“, japste ich und meine Stimme überschlug sich vor Glück. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und drückte mich an ihn. Er lachte leise und schloss mich fester in die Arme. „Wie lange kannst du bleiben?“, fragte ich ihn leise und küsste ihn sanft auf den Hals. „Hmm… ich bleibe das Wochenende, Sonntagabend geht mein Rückflug.“ Ich beugte mich ein Stück von ihm fort um ihn erneut ansehen zu können. Als er mein Gesicht sah lachte er erneut. Meine Augen mussten funken sprühen und glitzern wie bei kleinen Kindern zu Weihnachten… so kam es mir zumindest vor. „Bella?“, rief eine andere vertraute Stimme. Ich blicke zum Haus und blinzelte. Es regnete stärker als mir bewusst gewesen war. „Ja?“, antwortete ich halb lachend, halb wütend weil er uns gestört hatte. Emmet stand auf der Veranda, dicht hinter ihm mein Vater. „Kommt rein, ihr erkältet euch noch. Edward löste sich ebenso widerwillig von mir wie ich mich von ihm. Er griff meine Hand und unsere Finger schlangen sich wie von selbst ineinander. Mit der anderen trug er seine Tasche. Ohne große Eile gingen wir zu den anderen Beiden hinüber. „Emmet.“ Begrüßte Edward meinen Bruder und reichte ihm freundschaftlich die Hand. Mit einem breiten grinsen ergriff mein Bruder sie. Danach wandte sich Edward meinem Vater zu „Mr. Swan ich freue mich Sie kennenzulernen. Ich bin Edward Cullen.“ „Ja, sehr erfreut Edward“, sagte mein Vater steif. Ich ließ Edward nicht von meiner Seite, ich wusste wie mein Vater im Bezug auf seine kleine Tochter sein konnte. Doch ein Schmunzeln konnte ich nicht verbergen. „Ich habe gehört du studierst jetzt in Phoenix?“, fragte mein Vater beiläufig. Er gab sich wirklich mühe, doch so locker wie er beim letzten Telefonat noch reagiert hat, so war er jetzt regelrecht unter Strom. „Ja, Mr. Swan, ich wollte meine Familie in der Nähe haben.“ „Ja, das verstehe ich natürlich“, sagte mein Vater nachdenklich. Bedenklich blickte ich zwischen meinem Vater und Edward hin und her, ich wartete darauf, dass mein Dad ihn ausquetschen würde. Doch… er tat es nicht. Er lächelte freundlich und deutete dann auf die Küche. „Wir kochen gerade… oder viel mehr Bella, kocht gerade.“ „Oh“, sagte Edward und schaute mich überrascht an. „Was denn? Hast du gedacht ich kann das nicht?“, spaßte ich und zwickte ihn leicht in die Rippen. Und dann tat mein Vater es doch, ich ahnte es bereits als er Edward weiterhin fixierte. Es sah so aus als würde er sich die Fragen nur zurechtlegen um ihn gleich bombardieren zu können. Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht da ging es auch schon los. „Wo sind sie denn untergebracht während ihres Aufenthalts in Forks?“, fragte mein Dad immer noch freundlich. Ich war empört. „Dad?“, schnaufte ich aufgebracht und trat einen schritt vor. Ich hörte Emmet hinter mir leise Lachen. Mein Vater ignorierte mich einfach und blickte weiterhin Edward an. Es war unhöflich und einfach… ach… Väter, dachte ich finster. „Wir haben noch unser Haus hier in Forks. Dort werde ich übernachten können“, antwortete Edward, wie gewohnt, höflich während ich wutschnaubend neben ihm stand. „Und…?“ begann mein Dad erneut, doch jetzt reichte es mir. „Wir gehen jetzt!“, sagte ich und stellte mich vor Edward und sah ihn bittend an. Danach funkelte ich meinen Vater böse an. „Genug mit deinem Kreuzverhör“, murmelte ich in seine Richtung. „Bis heute Abend“, knurrte ich und fügte noch hinzu „- … vielleicht!“ Dann griff ich Edwards Hand und zog ihn hinter mir zur Tür hinaus. Wieder im kalten Nieselregen beruhigte ich mich recht schnell. „Das war doch nicht so wild Bella“, sagte Edward schmunzelnd und brachte mich nach ein paar Metern zum stehen. „Ich hasse es wenn er das tut. Ich bin kein Kind mehr und ich möchte nicht das er mit dir so redet“, brummte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Er macht sich Sorgen um dich und er will dich nur beschützen“, versuchte Edward einzulenken. „Pffff!“, machte ich und starrte auf die Pflastersteine unter uns. Wieder lachte Edward leise. Ein leichtes Zittern durchfuhr erst meine Schultern, dann den Rest meines Körpers. Edward schälte sich aus seiner Jacke und legte sie mir über die Schultern. „Zieh sie an“, flüsterte Edward an meinem Ohr. Ein sanfter Schauer rieselte über meinen Rücken und das hatte rein gar nichts mit dem Wetter zu tun. Ich blickte in seine Augen und schlüpfte dann in die Jacke, sie war angenehm warm und roch wunderbar nach ihm. Dann griff ich seine Hand und sah ihn eindringlich an. „Du musst nicht in eurem Haus übernachten… ich meine… es… es!“ weiter kam ich nicht. Er verschloss meinen Mund mit seinen weichen Lippen und brachte mich so zum schweigen. Dann spürte ich wie er mich ein Stück zu sich hochzog und ganz festhielt. Wir küssten uns solange, dass mir schwindelig war als er mich freigab. „Du machst dir zu viele Sorgen um mich, Bella“, sagte er mit leichtem Tadel. „Natürlich mach ich mir Sorgen, ich liebe dich, da macht man sich Sorgen“, flüsterte ich und hielt seinem Blick stand. Die verschiedensten Emotionen konnte ich in seinem Gesicht ablesen. Überraschung, Freude und Liebe, ja ich war mir sicher er empfand ebenso wie ich. Ich lächelte legte meine Hände auf seine Brust, das weiße Hemd wurde durch den Regen immer durchsichtiger… wo ich natürlich nichts gegen hatte. Ich spürte die Wärme seines Körpers unter meinen Fingern und natürlich seinen Herzschlag, der jetzt ebenso wie meiner, schneller schlug. „Ich liebe dich auch, weißt du das?“, raunte er mir zu und seine Stimme war ein wenig rau. Ich versank erneut in seinen grünen Augen. Noch einmal küsste er mich sanft und löste sich dann von mir. Prüfend sah er mir in die Augen. Schließlich brach er den Blickkontakt ab und blickte in den Himmel „Wir müssen aus diesem Regen raus“, murmelte er und griff meine Hand, die noch auf seiner Brust lag. „Zeigst du es mir?“, fragte ich, immer noch flüsternd. Er nickte, dann gingen wir zügig durch den Regen. Es dauerte eine Weile, dann wurde Edward etwas langsamer und bog in einen schmalen Waldweg ein. Der Boden war vom ständigen Regen aufgeweicht und quatschte unter unseren Schritten. Einige Tannenzweige reichten in den Weg, doch Edward hielt sie soweit von uns weg, dass ich so neben ihm hergehen konnte. Und dann als er einen weiteren Ast beiseite schob konnte ich es bereits sehen. Ein großes weißes Haus, mit dunklen Dachpfannen und schwarzen Fensterrahmen. Es sah gigantisch aus. „Wow!“, murmelte ich und trat zwei weitere Schritte vor, wo ich natürlich prompt stolperte. Doch bevor ich das Gras unter mir mit den Händen berühren konnte, hatte Edward mich bereits aufgefangen. „Danke!“, brummte ich zerknirscht und wütend darüber, dass ich wieder nicht aufgepasst hatte. „Nichts zu danken!“, hauchte er mir zu, ließ mich aber nicht los. Ein Arm blieb um meine Hüfte geschlungen. Dicht neben ihm gingen wir um das Haus herum. Auf der hinteren Seite war eine riesige Terrasse aus Natursteinen und ein kleiner Teich. Als wir weiter rum waren konnte ich den Eingang bereits sehen. Auf dem Boden waren dieselben Natursteine wie im Garten. Die Tür bestand aus einer schlichten grauen Holztür mit verschnörkelten Schnitzereien. Er zog ein Schlüsselbund aus der Tasche und steckte einen länglichen silberenen Schlüssel in die Tür. Kapitel 16: Du und ich ---------------------- Edward öffnete die Tür und ließ mir den Vortritt. Doch bevor ich hineinging streifte ich mir die matschigen Schuhe von meinen Füßen. Wieder hörte ich Edward leise lachen, doch als ich mich zu ihm umwandte tat er gerade dasselbe. Ich musterte ihn eindringlich und nahm jede seiner Bewegungen auf wie ein Schwamm Wasser. Es waren nur ein paar Tage gewesen in dehnen wir uns nicht gesehen hatten, doch mir kam es vor als wären es Monate gewesen. Seine Haare waren durchnässt und das weiße Hemd klebte in einer Art und Weise an seinem Körper die Verboten gehörte, wärme durchströmte meinen Körper und löste auf meiner Haut ein unbeschreibliches Kribbeln aus. Ich zog langsam seine Jacke von meinen Armen, löste meine blick aber nicht von ihm. Als er sich aufrichtete nahm er mir die Jacke ab und hing sie auf einen Kleiderbügel, dann an die Garderobe. Er wandte sich mir zu und sah mich eingehend an, dann legte er die Stirn ihn kleine Falten und schaute mich verwirrt an, merkte er denn nicht welche Spannung durch meinen Körper lief? Wie groß das Verlangen danach war ihn zu berühren, ihn zu küssen und einfach nur so nah wie möglich bei ihm zu sein. Ich schloss kurz die Augen und schluckte schwer, dann wandte ich mich von ihm ab und sah mich um. Ich musste mich unbedingt ablenken um ihm nicht augenblicklich die Klamotten vom Leib zu reißen und über ihn herzufallen. Ich schmunzelte über diesen Gedanken und blickte dann in ein völlig möbliertes Haus. Ok, diese Ablenkung hatte hervorragend funktioniert. Mit offenem Mund ging ich zwei Schritte vorwärts und starrte immer noch vollkommen entgeistert auf die Einrichtung. Eine cremefarbene Couch stand in einem großen hellen Raum, davor ein flacher Glastisch, ein Flachbildfernseher, in der anderen Ecke eine Musikanlage und ein Kamin. Ich tat zwei weitere Schritte, die ich meinen Beinen gar nicht gestattet hatte. Vor einer großen Glasscheibe stand ein Klavier und wenn ich mich weiter drehte konnte ich auf die Terrasse blicken. Es war so unglaublich hell hier drin und das obwohl es draußen regnete und so grau war. „Was?“, begann ich verstummte aber wieder als ich zwei warme Hände spürte, die sich auf meinen Bauch legten. Kurz darauf spürte ich seinen Körper an meinem Rücken und ein weiterer Schauer kroch mir den Rücken hinauf. Doch ich musste mich konzentrieren. Was war das hier? Warum waren alle Möbel noch hier? Machten sie nur Urlaub in Phoenix? Panik durchfuhr mich bei dem Gedanken, er würde hierher zurück ziehen und mich allein lassen. Ich drehte mich in seinen Armen und sah in Angsterfüllt an. „Was ist das hier?“, flüsterte ich. „Warum ist denn alles noch hier?“ Schweigend betrachtete er mich, ich konnte sehen, dass er meine Angst spürte. Sanft zog er mich fester an sich. „Meine Eltern haben es einfach nicht über sich gebracht das Haus zu verkaufen und auch nicht es auszuräumen. Vielleicht kommen sie eines Tages hierher zurück. Mein Vater ist oft hier, weißt du!“, begann er leise. Ich nickte abwesend, der Gedanke, dass er auch hierher zurückkehren könnte schnürte mir die Kehle zu. „Aber du bleibst doch in Phoenix?“, fragte ich leise und blickte hoffend in seine grünen Augen. Er sah mich eine Zeit lang einfach nur an, dann lächelte er das schiefe Lächeln das ich so sehr liebte. „Zurzeit lebe ich in Phoenix, ich studiere dort und ich habe mich in jemanden verliebt der dort lebt. Also… ich denke ich bleibe“, sagte er sanft und strich mir über die Wange. „Und wer weiß, ob meine Eltern überhaupt hierher zurückkommen“, fügte er nachdenklich dazu und löste seinen Blick von meinem. Er blickte durch das große Wohnzimmer. „Zu viele Erinnerungen und dennoch können sie es genau aus diesem Grund nicht verkaufen, die Ironie des Schicksals?“, fragte er mich und lächelte doch ich konnte in seinen Augen sehen wie weh es ihm tat. „Wir müssen hier nicht bleiben. Lass uns zu mir gehen, in Ordnung?“, flüsterte ich und legte meine Hände auf seine Brust. Er nahm eine Hand von meinem Rücken und legte sie auf meine. „Es geht mir gut, mach dir keine Sorgen.“ Ich schaute ihn misstrauisch an und zog die Augenbrauen zusammen. „Komm, ich zeig dir mein Zimmer.“ Er hatte es noch nicht zu Ende gesprochen, da nahm er mich schon bei der Hand und führte mich durch das Wohnzimmer zu einer breiten Holztreppe. Oben angekommen standen wir in einem langen Gang, der eine führte nach rechts, der andere nach links. Edward ging weiter in den linken hinein, bis zum Ende. Die Wände waren in einem zarten beige gestrichen, Fenster befanden sich an der anderen Seite, wieder groß und mit schönen Vorhängen versehen. Die Fenster brachten viel Licht in den Flur. Irgendwie fühlte ich mich in dem Moment wie Aschenputtel, die ihren Prinz gefunden hatte. Ich lächelte und unterdrückte ein Kichern. Vor einer der weißen Holztüre blieb Edward stehen und öffnete sie, sie schwang auf und gab den Blick auf ein beinahe quadratisches Zimmer wieder, doch als ich hinter Edward in das Zimmer tapste, konnte ich sehen, das es in L-Form geschnitten war, zwei der Wände bestanden beinahe vollkommen aus Glasscheiben. Vor den Scheiben hingen lange cremefarbene Vorhänge. Staunend löste ich mich von seiner Hand und ging ein paar Schritte. Als ich um die Ecke ging, entdecke ich in dem anderen, etwas kleineren Quadrat ein Bett, das Gestell bestand aus schwarzem, fein gearbeitetem Schmiedeeisen. Die Bettwäsche war gelb mit roten Blumen darauf, Mohnblumen vielleicht. Ich drehte mich und überblickte den Rest des Zimmers. Ein kleines Sofa stand auch darin, ein Tisch, eine Musikanlage und massenweise CDs. „Das ist… unglaublich!“, murmelte ich als ich mich ihm wieder zuwandte. Er lehnte im Türrahmen und sah mich mit einem eigenartigen Blick an. „Was ist?“, fragte ich und ging ein Stück auf ihn zu. Auch er stützte sich vom Türrahmen ab und näherte sich mir. Seine Arme glitten um meine Taille und er zog mich an sich. Jetzt erkannte ich was in seinem Blick lag, er fühlte genau dasselbe, was ich gerade unten im Hausflur so mühsam unterdrückt hatte. Es dauerte nicht lange bis ich in derselben Stimmung war und sich dieses Gefühl wieder an die Oberfläche gekämpft hatte und die Fesseln sich in einem Nichts auflösten. Ich legte die Arme um seinen Nacken und zog ihn fordernd zu mir hinunter. Ein leidenschaftlicher Kuss entflammte und all die Sehnsucht, die ich die letzten Tage verspürt hatte lag darin. Wir waren einander vollkommen willenlos ausgeliefert. Gierig glitten unsere Hände über den Körper des anderen. Ich wollte nur noch ihn. Ihn fühlen, spüren, seine Hände auf meinem Körper, seine Lippen auf meinen. Und … es sollte nie enden. Mit unsicheren Fingern öffnete ich die Knöpfe seines völlig durchnässten Hemdes und strich über die makellose weiße Brust. Noch ein Punkt in dem wir zusammen passten, wir waren beide sehr hellhäutig. Ich lächelte bei dieser Ähnlichkeit und küsste ihn erneut, während er sich daran machte die Knöpfe meiner Bluse zu öffnen, er war so aufgeregt, dass er ernsthafte Schwierigkeiten hatten. Ich strich über seine zitternden Finger und öffnete die letzten Knöpfe selbst. Ich spürte sein trommelndes Herz unter meiner Hand, als ich wieder über seine Brust strich. Edward hob mich auf seine Arme, ich schlang die Beine um seine Hüfte und ließ mich fort tragen. Wieder küssten wir uns, dann spürte ich die weiche Bettdecke unter mir. Als ich wach wurde, regnete es immer noch. Mein Kopf lag auf seiner Brust, meine linke Hand neben meinem Kopf, ich hörte seinen Herzschlag, der jetzt wieder ruhig und gleichmäßig ging. Ich schloss wieder die Augen, seine warme Hand lag auf meiner Hüfte. Ich seufzte zufrieden. „Tut mir leid!“, hörte ich ihn murmeln. Ich hob den Kopf und blickte ihn mit zusammen gezogenen Augenbrauen an „Was denn?“, fragte ich verwirrt. „Na… ja… das ich dich so überfallen habe“, gestand er leise grinste aber dabei. Seine Worte drangen an mein Gehör und ich konnte nicht anders als Lachen, wenn er nur wüsste, dachte ich. Nur meiner guten Selbstbeherrschung hatten wir es zu verdanken, dass wir überhaupt hier oben angekommen waren. Nun war er es der mich überrascht ansah. „Glaub mir, es gab in diesem Moment nichts das ich mehr wollte, als das!“, sagte ich lachend und küsste seinen Hals. Dann schmiegte ich mich wieder an ihn und kicherte. Er zog mich fester an sich und atmete erleichtert aus. Eine Weile schwiegen wir, „ich habe dich vermisst“, gab ich zu und zog mit den Fingerspitzen kleine Kreise auf seiner Brust. „Es kam dir wie eine lange Zeit vor oder?“, fragte er mich mit sanfter Stimme. „Ja!“ „Mir auch, jeder Tag war so lang ohne dich“, sagte er dann. „Irgendwie habe ich das Gefühl, das hier… Du und ich… das ist etwas ganz besonderes“, sprach er weiter und küsste mich aufs Haar. Ich löste mich von ihm und setzte mich auf sodass ich ihn ansehen konnte. Seine grünen Augen sahen mich zärtlich an, die Schmetterlinge in meinem Bauch drehten Loopings „Ja!“, hauchte ich und versank in der Tiefe seiner Augen. Er streckte seine Hand nach meiner aus und wie von selbst fanden sie zusammen und verschränkten sich ineinander. Mit sanftem Druck zog er mich zu sich heran und küsste mich vorsichtig. Dann meine Stirn, Nase und Augenlider. Als ich die Augen wieder öffnete lächelte er zufrieden und seine Augen funkelten. Er zog mich wieder an seine Brust und strich mit den Fingerspitzen über meinen Arm. So lagen wir eine ganze Weile da. „Möchtest du etwas essen?“, fragte er mich. Das Knurren meines Magens beantwortete die Frage. Wir lachten, dann schob er mich ein Stück von sich und stand auf. Im nu hatte er eine Jogginghose an und ein weißes T-Shirt über den Kopf gestreift. „Bin gleich zurück.“ „Warte“, rief ich und wickelte die Decke um meinen Körper „Ich möchte mit!“, sagte ich als er wieder in der Tür stand. „Okay.“ Er musterte mich und verschwand erneut, doch er war schnell zurück mit einem weißen Frotteestoffteil in der Hand. „Hier zieh das an, es ist der Bademantel meiner Mutter“, sagte er grinsend und blickte auf die Decke. Edward reichte mir den Bademantel und verschwand wieder durch die Tür. „Oh, Dankeschön!“, brummte ich erstaunt und sah ihm überrascht nach. Ich ließ die Decke fallen und schlüpfte in den weichen Bademantel, er roch frischgewaschen. Ich mochte den Duft von frischgewaschener Wäsche, es schaffte immer ein Gefühl von Geborgenheit… ja, beinahe so als wäre man zu Hause. Ich schlang ihn um meinen Körper und verknotete die Kordel vor meinem Bauch. Dann ging ich in den Flur hinaus und stieg Barfuß die Stufen hinab. Suchend ging ich vorsichtig durch das Wohnzimmer und folgte den Geräuschen von klapperndem Besteck und Geschirr. Als ich die Küche erreicht hatte blieb ich im Türrahmen stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Als erstes fiel Edward in mein Blickfeld, entweder hatte er mich noch nicht bemerkt oder er nahm es hin. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen, sein Blick wirkte konzentriert aber nicht angestrengt. Dann ließ ich meinen Blick durch die Küche schweifen. Sie war wie der Rest des Hauses unglaublich. Weiße Schränke und eine schwarze Arbeitsplatte aus… wie hieß es doch gleich… Marmor? Ja, ich denke schon. Die Wände waren in einem blassen Beige und schufen wieder eine freundliche Atmosphäre. Und obwohl ich noch nie hier gewesen war, fühlte ich mich wohl. „Er steht dir gut!“, hörte ich Edward sagen, wieder hatte seine Stimme diesen verführerischen Klang und ich wusste wenn ich ihn jetzt ansah, dann funkelten seine Augen wieder mit diesem unwiderstehlichem Blick – und ich täuschte mich nicht. Liebevoll sah er mich an. „Komm, setz dich.“ Ich ging ein paar Schritte auf ihn zu und setzte mich dann an den Tisch. „Was möchtest du? Pfannkuchen, Rührei?“ Mit großen Augen sah ich ihn an. „Ganz ehrlich, du musst für mich nicht so einen Aufwand machen, ein Toast reicht völlig“, sagte ich verlegen und strich mir die Haare hinter die Ohren. Auch wieder so eine Angewohnheit, die ich immer dann tat wenn ich verlegen war. „Ich mach das wirklich gern und … es ist kein Aufwand!“, sagte er um mir die Spannung zu nehmen. Ich wusste nicht warum, aber kurze Zeit später stand ein Teller mit einem Toast und Rührei vor mir. Er hatte wohl einen Kompormiss geschlossen um mich nicht noch weiter erröten zu lassen. „Also, dein Bruder und Rosalie?“, fragte er, als er sich gegenüber von mir niederließ und sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Ich stöhnte entnervt und nickte. „Ja und Jasper und Alice… ihr Cullens seit wie eine Droge, keiner kann ihr entkommen.“ Während ich das sagte legte ich den Kopf schief und lachte leise. „Hmm, damit komm ich klar“, erwiderte er strahlend. Doch dann fiel mir wieder etwas ein, etwas das sich hier leicht vergessen ließ, aber in Phoenix, da war sie immer da. Sie würde immer bei der Familie sein, bei Geburtstagen, Feiertagen, Partys, in der Uni, einfach überall. „Was hat sie gegen mich?“, fragte ich kleinlaut und stocherte in meinem Ei herum. „Nichts, wirklich nicht. Wie kommst du denn darauf?“ Völlig entgeistert sah ich ihn an, hatte er es denn schon vergessen. Der Morgen nach unserer ersten gemeinsamen Nacht? „Du meinst weil sie sich so unmöglich benommen hat…“ Er machte eine Pause und hob vielsagend die Hände in die Höhe – „Das ist Rosalie. Vom Himmel in die Hölle und wieder zurück innerhalb von wenigen Sekunden. Aber das hat nichts mit dir zu tun Bella.“ „Aber?“ „Jetzt hör mir mal zu, ich möchte jetzt nicht mit dir die Stimmungsschwankungen meiner Stiefschwester diskutieren. Jetzt, ich meine hier… hier gibt es jetzt nur dich und mich. Ich kümmere mich darum wenn ich wieder in Phoenix bin“, erklärte er und nahm mein Gesicht dabei in seine Hände. Ich nickte doch eigentlich wollte ich das so gar nicht „Nein“, sagte ich schließlich und sah ihn ernst an. „Lass sie, vielleicht kann ich … irgendwann mal mit ihr reden, in Ordnung? Nur bitte… tu das bitte nicht.“ Eine Weile sah er mich einfach nur an. „In Ordnung!“, sagte er ruhig und strich über meine Wangen bevor er mein Gesicht losließ und wieder seine Gabel in die Hand nahm. „Sollen wir uns gleich einen Film ansehen?“, fragte er dann ganz locker und sah mich neugierig an. Ich grinste. „Was denn für einen?“ „Hmm, wir müssten mal nachsehen was noch so da ist! Einen Teil hat Alice mitgenommen. Sie liebt Filme, egal welchen und egal um was es geht.“ Er lachte und verdrehte die Augen. Ich hatte meinen Toast vollkommen verschlungen, ich war doch hungriger als ich angenommen hatte. Ich half ihm beim Aufräumen und beim Abwasch. Als ich den zweiten Teller abtrocknete sah ich ihn prüfend an. „Könnte ich kurz telefonieren? Ich möchte Emmet eben Bescheid sagen, dass ich nicht nach Hause komme.“ Fragend sah er mich an und eine plötzliche Unsicherheit durchströmte mich. „Oder soll ich?“ und deutete auf die Haustür. Er ließ den Schwamm in die Spüle fallen und zog mich stürmisch an sich. Und wieder erwachte dieses unglaubliche Kribbeln auf meiner Haut und mein Herz schlug sofort schneller. Das Adrenalin jagte durch meine Adern und ließ mich kaum einen klaren Gedanken fassen, ich schluckte schwer und küsste ihn sanft auf die Lippen. „Du gehst heute nirgendwo mehr hin“, hauchte er an meinem Ohr. „Ich …rufe ihn an!“ Nur widerwillig lösten wir uns voneinander, dann reichte er mir ein schnurloses Telefon welches hinter ihm auf der Anrichte lag. Ich nahm es behutsam aus seiner Hand und wandte mich danach dem Wohnzimmer zu. In meinen Gedanken schossen die Bilder des Nachmittags durch meinen Kopf, es war wieder einfach nur wunderschön gewesen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten das Sex so unbeschreiblich und vollkommen sein könnte. Würde das je aufhören, ich meine würde ich jemals genug von ihm bekommen können? Wieder spürte ich die Stellen an meinem Körper, die er mit seinem Händen berührt oder mit seinen Lippen geküsst hatte und wieder reagierte mein Körper mit der selben Reaktion – ein wohliger Schauer lief mir über den Rücken. Erst als ich Emmets Stimme am anderen Ende der Leitung hörte konnte ich mich von meinen allzu lebhaften Erinnerungen losreißen und die Hitze in meinem Gesicht verschwand. „Ich bin’s, ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich heute nicht nach Hause komme.“ „Bella, bitte, das kannst du mir nicht antun. Außerdem… wollte ich mit dir reden… wegen der Sache mit Rosalie.“ „Brüderchen, ich bin dir nicht böse… und wir können nächste Woche reden, dieses Wochenende gehört mir… und ich werde dort sein… wo Edward ist.“ Mein Bruder seufzte geräuschvoll. „Und wie ich höre lebst du noch und ihr seid euch noch nicht an die Gurgel gegangen.“ „Bella, bitte!“ „Nein, ihr seit beide alt genug. Ich bin da raus, hörst du. Jetzt mach was draus und bieg es einfach wieder hin. Und Emmet?“ „Ja?“ „Mach es ihm nicht so schwer!“ mit diesen letzten Worten hatte ich einfach aufgelegt, ich wollte seinen Prostest erst gar nicht hören. Einen Augenblick lang sah ich den Garten hinaus, auf den Teich wo die Regentropfen kleine Kreise hinterließen. Ich versuchte mir vorzustellen wie die Familie an genau solchen Tagen hier im Wohnzimmer saß und gemeinsam einen Film ansah oder vor dem Kamin saß, ja, vielleicht sogar Schach spielten und dann von einem auf den anderen Tag alles zerbrach was sie besaßen. Mein Magen zog sich unweigerlich zusammen und drehte sich. Ich malte mir aus was es mit meiner Familie tun würde, wenn ich oder Emmet sterben würde, durch einen Unfall, eine Krankheit, was auch immer. Die Bilder, die sich in meinem Kopf entwickelten schnürten mir die Luft ab und ich verdrängte sie eindringlich, unwillig schüttelte ich in kleinen kurzen Bewegungen den Kopf. Ein kleines Geräusch das aus der Küche kam ließ mich herumfahren. Ich dachte es wäre Edward, doch dort wenige Meter vor mir stand ein blonder, großer Mann mittleren Alters. Ich stieß einen kurzen Schreckenslaut aus und verschränkte die Arme vor der Brust. Ein natürlicher Impuls ließ mich einige Schritte rückwärts treten. „Oh, keine Angst, bitte. Sie müssen Bella sein. Ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich bin Carlisle Cullen, Edwards Vater“, erklärte er ruhig und hatte beruhigend die Hände gehoben. Edward der meinen Schrei vernommen hatte eilte in die Küche und schnaufte erleichtert als er seinen Vater sah. „Dad!“, murmelte er tadelnd und umarmte seinen Vater herzlich. „Hallo Edward, ich wollte wirklich nicht stören. Ich brauche nur einige Unterlagen, ich habe sie letztes Wochenende wohl hier liegen lassen.“ Während die Beiden sich unterhielten hatte ich meinen Herzschlag und meinen Körper wieder soweit unter Kontrolle, dass ich langsam auf sie zu ging. Kurz vor ihnen kam ich zum stehen und Carlisle Cullen wandte sich mir wieder zu. „Schön Sie mal kennenzulernen. Tut mir wirklich leid, dass ich sie erschreckt habe.“ Und da waren sie wieder, nicht so glänzend wie Edwards, aber von seinem Vater hatte er diese grünen Augen. „Schon gut, ich bin Bella Swan.“ „Isabella Swan!“, verbesserte Edward und zwinkerte mir zu. Doch ich wurde von seinem Vater abgelenkt, ich musterte ihn unauffällig. Er sah gut aus für sein Alter, ein attraktiver Mann mit einer guten Figur. Wenn ich ihn mir so ansah würde ich auf Ende dreißig Mitte vierzig schätzen. Wobei er mindestens Mitte vierzig sein musste, denn Edward war ja auch schon vierundzwanzig. „Edward hat mir schon so viel von Ihnen erzählt!“ ich tauschte einen unsicheren Blick mit Edward, doch er sah mich wieder mit diesem liebevollen Blick ganz ruhig an. „keine Sorge er hat mir nichts verraten was ich nicht wissen sollte!“, sagte Carlisle Cullen lachend und legte mir Väterlich eine Hand auf die Schulter. „Naja, ich muss dann auch wieder los, bevor deine Mutter sich Sorgen macht. Auf Wiedersehen, Bella.“ „Es war nett Sie kennenzulernen, Mr. Cullen“, sagte ich und lächelte. „Carlisle, bitte nenn mich nicht beim Nachnamen – so alt bin ich noch nicht“, erwiderte er lachend. Ich nickte grinsend und sah dann zu Edward, der seinen Vater stirnrunzelnd musterte, dann aber auch grinste. Er brachte seinen Vater noch bis zur Tür, als ich hörte wie er sich verabschiedete ließ ich mich auf der hellen Couch nieder und zog die Beine an die Brust. Edward setzte sich neben mich und blickte mich prüfend an. „Alles in Ordnung?“ „Ja, ich stelle nur gerade fest wie wenig ich von dir weiß.“ „Na, dann sollten wir das ändern. Frag mich was du willst?“ „Rosalie ist deine Stiefschwester. Alice ist deine leibliche Schwester?“ „Alice ist meine Halbschwester. Meine Mutter ist gestorben als ich noch sehr klein war und mein Vater lernte vier Jahre nach diesem Verlust Esme kennen. Sie war von ihrem Mann verlassen worden, er hatte sie einfach mit ihrer kleinen Tochter sitzen lassen. Naja, die Beiden lernten sich besser kennen und verliebten sich ineinander. Rosalie ist nur ein Jahr jünger als ich. Esme hat uns großgezogen, sie ist quasi zu meiner Mutter geworden. Zumindest sehe ich sie so. Sie ist eine liebevolle Frau, du würdest sie bestimmt mögen. Kurz nach ihrer Hochzeit wurde Alice geboren und Emilia war die jüngste unserer Familie.“ Er schwieg eine Weile und starrte auf einen Punkt auf dem Teppich. „Edward, ich muss dir etwas sagen!“, brachte ich schweren Herzens hervor und holte tief Luft, als es an der Haustür klingelte. Edward lächelte entschuldigend und stand dann auf, ich sah ihm nach bis er im Flur verschwunden war. Ich strich mir durchs Haar und atmete laut aus. Ich kann das nicht, schrie es in meinem Kopf. Ich kann einfach nicht. Niemals. Wie sollte ich ihm das nur sagen, ohne ihm weh zu tun? Gar nicht… ich würde schweigen, ganz einfach. Als er wieder im Flur erschien hielt er zwei DVDs in den Händen. „Hatte Carlisle noch im Auto“, gab er erklärend von sich und legte sie auf den Couchtisch. „Was wolltest du mir sagen?“, fragte er dann nichts ahnend und setzte sich wieder neben mich. „Ach, nicht so wichtig… ehrlich… vergiss es einfach!“ Skeptisch betrachtete er mich einen Augenblick und ich befürchtete das er so schnell nicht locker lassen würde, doch er zuckte nur die Achseln und lächelte mich dann an „Ok“, sagte er schlicht und nahm die Beiden Hüllen der Filme in die Hand. „Der Feind in meinem Bett oder die Schlange?“ Na toll, dachte ich und seufzte innerlich bestrafte mich das Schicksal, sollte ich darauf aufmerksam gemacht werden wie falsch es war was ich hier tat? Ich spürte wie das Päckchen auf meinen Schultern immer schwerer wurde, das Wissen immer unerträglicher. Verfluchter Jacob, dachte ich wütend und versuchte mir meine Niedergeschlagenheit nicht anmerken zu lassen. Ich lächelte. Nichts anmerken lassen, bleib ganz ruhig Bella, tu ihm nicht weh. Anscheinend geling es mir besser als ich mich fühlte, ich sah keinen Zweifel in seinem Gesicht, keine Spur des Misstrauens. „Können wir nicht etwas Lustiges ansehen?“ „Klar, ich sehe mal nach.“ Irgendwann lief der Fernseher dann doch noch, doch ich konnte mich nicht darauf konzentrieren. Immer wieder war Jacob Black in meinem Kopf. Ich sah immer wieder wie wir zusammen vor der Uni standen und er mir davon erzählte. Seine Stimme hallte laut in meinem Kopf, es war kaum auszuhalten. Ich weiß nicht wann es war, doch der Film war zu Ende und Edward schlief neben mir auf der Couch. Ich betrachtete ihn eingehend und wieder spulten sich dieselben Fragen in meinem Kopf ab. Vorsichtig beugte ich mich vor und griff nach der Fernbedienung, ich schaltete den Fernseher aus und legte Edward und mir die graue Wolldecke über, die neben der Couch lag. Ich war so durcheinander, dass ich in dieser Nacht kein Auge zutat. Als es dämmerte stand ich umständlich auf um ihn nicht zu wecken. Ich wollte mich ablenken in dem ich ihm heute mal Frühstück machte, doch sehr weit kam ich nicht. Immer wieder blieb ich wie erstarrt stehen und dachte darüber nach was passieren würde wenn ich mit ihm sprach oder wider rum was mit mir geschah wenn ich es nicht tat. Dann spürte ich warme Hände, die um meine Mitte glitten und als nächstes seine weichen Lippen an meinem Hals. „Ich… ich wollte dir Frühstück machen“, stammelte ich und blickte auf meine Hände, die immer noch die Kaffeetasse umklammert hielten. „Komm mach dich fertig und dann wandern wir ein wenig ja? Wir können nachher bei Tammy Frühstücken.“ „Ja, in Ordnung!“, murmelte ich lächelte aber als ich mich umdrehte. „Hast du schlecht geschlafen?“, fragte er mich erschrocken als er mir ins Gesicht sah. Ich nickte mit einem schiefen Lächeln und ging dann an ihm vorbei nach oben um mich fertig zu machen. „Eine Dusche wird es richten“, rief ich ihm zu und bemühte mich abermals um ein ziemlich echtes Lächeln. Ich fühlte mich wie gerädert, meine Muskeln waren angespannt und schmerzten. Und wie es in mir aussah… nun das war noch dreimal schlimmer als die körperlichen Schmerzen. Ich hatte bestimmt eine Viertelstunde unter dem warmen Wasser gestanden, doch die Verspannungen wollten nicht verschwinden. Es ging doch hier um ihn und mich. Es war es mir doch Wert zu seinem Wohl den Mund zu halten, es auf sich beruhen zu lassen. Ich wollte nichts mehr als bei ihm zu sein und es sollte ihm gut gehen. Warum fühlte ich mich so schlecht, ich tat doch nichts Böses oder? Doch es fühlte sich falsch an. Ja, falsch und verlogen. Ein klopfen an der Tür ließ mich aufschrecken. „Alles in Ordnung, Bella?“ er hörte sich besorgt an. „Ja, alles bestens!“, rief ich und stellte das Wasser ab. Für ihn würde ich das alles in eine kleine Kiste verpacken und sie ganz tief in mir vergraben. Für ihn. Ich atmete tief durch und trocknete mich eilig ab. Jetzt hatte auch mein Körper wieder seinen normalen Betrieb aufgenommen und war der Starre entkommen. Hektisch zog ich mich an und fuhr mir mit den Händen einmal durch die Haare, dann öffnete ich schwungvoll die Tür. „Dann bin ich schon“, rief ich und strahlte ihn an. Wieso war er schon angezogen? Verwundert glitt mein Blick über die dunkle Jeans und das blaue Hemd. „Zwei Badezimmer!“, sagte er nur und griff nach meiner Hand. Als wir nach draußen traten war ich überrascht, die Sonne schien und es befanden sich beinahe keine Wolken am Himmel. Edward führte mich hinter dem Haus, durch den Garten auf einen kleinen Pfad. Die ganze Zeit über hielt er meine Hand, als er sich vor mir durch das Unterholz kämpfte. Irgendwann stießen wir auf einen der Hauptwege, dort konnte man gemütlich neben einander herlaufen. „Hast du irgendwas? Du bist komisch?“ Da war sie, die Frage die ich befürchtet hatte. Und es war das erste Mal das ich ihn anlügen musste wegen dieser Jacob Sache. „Ähm… Nein, alles ok, bin nur etwas müde.“ „Sollen wir zurückgehen?“ „Nein, quatsch, komm schon!“ „Na gut, aber nachher legst du dich etwas hin in Ordnung?“ „Versprochen!“, sagte ich und legte meine Arme um seinen Körper, dann streckte ich mich zu ihm hoch und küsste ihn sanft. Als ich mich von ihm löste, lag wieder dieser Glanz in seinen Augen, die goldenen Punkte schimmerten im Licht der Sonne und für einen Moment konnte ich dieses grauenhafte Geheimnis vergessen. Wir liefen noch einige Stunden durch die Wälder von Forks, man hörte nichts, außer dem leisen Knacken des arbeitenden Holzes und einige Vögel, die ihre schönsten Lieder sangen. Die Sonne brach ab und an durch das Blätterdach und ließ die Herbstblätter aufleuchten, die am Boden lagen. Zum späten Vormittag kamen wir bei Tammy’s Dinner an und ich erstarrte als ich den schwarzen Pickup sah, der vor dem Laden stand. „Können wir nicht bei meinem Dad Frühstücken?“, schlug ich vor und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Doch diese Mal gelang es mir nicht, Edward folgte meinem Blick und ich spürte wie er sich verspannte. „Ja, vielleicht wäre das eine gute Idee!“, brummte er, sah mich aber nicht an, wie gebannt starrte er auf den schwarzen Wagen. Und gerade als wir gehen wollten hörte ich Jacobs Stimme. „Bella!“, rief er freudig. Entsetzt drehte ich mich um und starrte ihn an. Als er bemerkte wer mit mir unterwegs war verschwand sein erfreuter Gesichtsausdruck und sein Gesicht versteinerte zu einer harten Maske. „Komm wir gehen!“, sagte ich leise und zog Edward mit mir. Doch Jacob ließ nicht locker. Ganz locker joggte er das Stück bis er zu uns aufgeholt hatte. „Bella, du bist hier, in Forks? Seit wann, ich meine wie lange wirst du bleiben?“, fragte er aufgeregt. „Nur ein paar Tage“, antwortete ich knapp. „Lass sie in Ruhe!“, zischte Edward und drehte sich Jacob zu. „Ich wird doch wohl mit ihr reden dürfen“, protestierte Jacob in messerscharfem Ton. „Nein, du wirst dich von ihr fernhalten, ist das klar? Ich habe dir das schon in Phoenix gesagt, also bleib ihr fern.“ Edwards Ton hatte ebenfalls an Schärfe gewonnen, beruhigend strich ich ihm über die Hand. „Wenn sie nicht mit reden will kann sie mir das selber sagen.“ „Bleib weg von ihr oder…“ „Oder was? Willst du mich wieder verprügeln, na mach doch!“, rief Jacob und streckte einladend die Arme aus. „Ich werde nicht zulassen, dass du ihr etwas antust“, erwiderte Edward kalt und ging einen weiteren Schritt auf Jacob zu. „Hört auf, alle beide!“, rief ich und stellte mich vor Edwards Brust, beschwichtigend hatte ich beide Hände darauf gelegt und sah ihn flehend an. Edward nickte kaum merklich und ich spürte wie er sich langsam entspannte. Ich drehte ihn von Jacob weg und zog ihn mit mir. „Deine Schwester war wirklich die Einzig vernünftige von euch!“ Und da passierte es, Edward riss sich von meiner Hand los und hatte Jacob am Kragen gepackt. „Wage es nicht über sie zu sprechen, es war ihr verderben, dass sie dich überhaupt kennengelernt hat“, schrie Edward. Ich stand da und war erneut wie eingefroren, das durfte nicht wahr sein. Doch bevor Edward zum Schlag ausholen konnte war ich bei ihm und drängte mich erneut dazwischen. Edward hatte Mühe seinen Schlag daneben gehen zu lassen, da platzte es aus mir heraus. „Sie ist gefahren! Hör auf damit, sofort. Sie ist gefahren.“ Ich konnte sehen wie es regelrecht in ihm arbeitete, Jacob fluchte leise hinter mir, verhielt sich sonst aber still. Nun war es Edward der vollkommen reglos dastand und mich anstarrte als hätte ich ihm vom künftigen Weltuntergang berichtet. Kapitel 17: Wenn die Lüge, Wahrheit spricht ------------------------------------------- Mir kam es vor als wäre es ein unendlicher Moment gewesen. Er stand einfach nur da und starrte mich vollkommen verstört an. Was hab ich getan? Was hab ich getan? Was hab ich nur getan? Ich habe es wirklich getan, warum? Um Jacob zu schützen? Ausgerechnet ihn? Warum? Ich ließ die Hände sinken und merkte wie mir schwindelig wurde. Ich hatte die ganze Zeit, ohne es zu merken die Luft angehalten. Geräuschvoll sog ich die frische Luft ein und keuchte danach schnappend nach mehr. Der Schwindel verschwand, was nicht verschwand war dieses schlechte Gefühl das nun in mir hinaufkroch, es prophezeite nichts Gutes. „Bella, hast du denn Verstand verloren?“, fragte mich Jacob mit zorniger Stimme, ich versuchte ihn hinter mir zu ignorieren bis er mich grob an der Schulter packte. „Au!“, rief ich und stieß ihn von mir. „Warum hast du das gemacht? Bedeute ich dir gar nichts mehr? Bedeutet dir meine Ehrlichkeit gar nichts mehr? Das hättest du nicht tun dürfen.“, sagte er und presste wütend die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Ich wusste nicht was ich erwidern sollte und drehte mich hilfesuchend zu Edward um und taumelte einen Schritt auf ihn zu. Plötzlich löste er sich aus seiner Starre und wankte einen Schritt zurück, er hob abwehrend die Hände, als wäre ich eine Bedrohung für ihn. „Nein, bitte…!“ „Sag jetzt einfach nichts, sei still!“, brachte er tonlos heraus und vermied es mich anzusehen. „Aber… bitte… können wir nicht…?“ Wieder unterbrach er mich mit einem energischen Kopfschütteln, sein Gesicht wirkte Schmerzverzerrt. „Du lässt es zu, dass dir dieser Mistkerl solche Geschichten auftischt und du glaubst ihm auch noch? Was läuft da? Und wann hat er dir das erzählt?“, knurrte er und blickte immer noch auf den Asphalt unter uns. „Was da läuft?“, fragte ich entsetzt und schnappte nach Luft „Gar nichts verdammt noch mal.“ „Ich liebe sie und sie liebt mich… so war es schon immer!“, mischte sich Jacob hinter mir ein und trat neben mich. Ich fuhr herum und funkelte ihn wütend an „Halt die Klappe, halt die Klappe!“. Dann blickte ich wieder zu Edward, seine Kiefer zuckten unheilvoll und seine Augen schlossen und öffneten sich ungläubig. Dann wandte er sich um und ging schwankend davon. Ich bedachte Jacob noch mit einem strafenden Blick dann rannte ich Edward hinterher. „Edward warte bitte!“, doch er wartete nicht. „Ich fass es nicht, dass du ihm das abkaufst und ihn auch noch verteidigst.“ Seine Stimme klang mühsam und angestrengt. „Aber das … ich hab doch nur…bitte!“, flehte ich ihn an und griff nach seiner Hand, doch er erkannte meine Absicht und drehte sich so, dass ich ins leere griff. „Bitte, lass es mich doch erklären. Du hast gesagt du und ich, dass…!“ Jetzt hob er den Blick und funkelte mich wütend an, sein Blick schüchterte mich dermaßen ein, dass ich verstummte. „Du und ich?“, fragte er ungläubig „Ich habe mich geirrt.“ „Nein, bitte, bitte tu das nicht. So war das alles nicht!“, meine Stimme brach und ich spürte wie Tränen in mir aufstiegen. Doch er drehte sich von mir weg und ging forschen Schrittes weiter. Ich stand starr da und sah ihn davon gehen, mein Blick kreiste über den Parkplatz, immer noch schien die Sonne, die Vögel zwitscherten, doch es war nichts mehr in Ordnung, das alles eine wunderbare Vorstellung. Eine Vortäuschung falscher Tatsachen. Mein Blick kreiste weiter und blieb bei einer dunkelhäutigen Person hängen. „Hast du es mir deshalb erzählt?“, schrie ich und ging eilig auf ihn zu. „War das dein Plan?“, schrie ich weiter und hämmerte mit der Faust auf seine Brust. Wieso stand er einfach nur da? Er ertrug meinen Wutausbruch ganz still, bis er die Arme um mich schloss und mich an sich zog. Unter wildem Protest kämpfte ich mich los. „Wage es nicht mich noch einmal anzufassen.“, drohte ich und funkelte ihn mit vollkommen verschleierten Augen an, ich konnte ihn kaum noch erkennen. Dann drehte ich mich von ihm weg und fuhr mir durch das lange braune Haar. Völlig unbeholfen stolperte ich in den Wald. Ich hörte wie Jacob mir nach rief und beschleunigte mein vorankommen, es dauerte nicht lang bis seine Stimme leiser wurde und mein Schluchzen dafür immer lauter. Ich stolperte durch den Wald und es dauerte nicht lang bis ich an einer der verschlungen Wurzeln, die hier überall über den Weg krochen stolperte. Weinkrämpfe schüttelten meinen entkräfteten Körper. Ich versuchte nicht einmal aufzustehen und überließ mich meinem Kummer, es fühlte sie sich beinahe so an, wie bei der Trennung von Jake, aber nur fast, dass hier war noch um einiges intensiver. Es fühlte sich an als würde meine Brust innerlich bersten, mir die Luft zum atmen rauben, mein Herz an den geklebten Stellen aufspringen und wie ein Kristallglas zersplittern das zu Boden fällt. Ich hörte immer wieder die angestrengten Schluchzer, die tief aus meiner Brust an die Oberfläche drangen. Innerhalb weniger Sekunden alles zerstört… er würde nie wieder ein Wort mit mir wechseln, ich hatte ihn verloren, vielleicht sollte ich einfach hier liegen bleiben und es enden lassen. Es tat so unheimlich weh, ein Schmerz der mich verkrampft auf dem kalten Waldboden liegen ließ. Ich fühlte mich unfähig mich auch nur ein Stück zu bewegen, mein Körper würde diesen Aufforderungen nicht Folge leisten. Und ich wollte auch gar nicht, dass er ihnen folgen würde. Erst als ich zitternd in starken Armen und in einer Wolldecke eingehüllt durch den vollkommen finsteren Wald getragen wurde, wurde mir bewusst, dass ich eingeschlafen sein musste. „Ich…“, begann ich doch meine Stimme zitterte so sehr vor Kälte, dass ich nicht herausbekam. „Schon gut, Kleines. Ich bring dich nach Hause, ich bin da, hörst du!“ Mein Gehör nahm das alles nur sehr wage auf, aber war das Emmet, ja, er musste es sein, seine Stimme würde ich überall erkennen. Mit einem gequälten Stöhnen schloss ich die Augen und zog die Schultern hoch, mir war so entsetzlich kalt. Ich konnte spüren wie meine Zähne vor lauter Zittern aufeinanderschlugen, aber ich konnte nichts dagegen tun. Ich konnte es nicht abstellen. Dann hörte ich weitere Stimmen „Oh mein Gott, er hat sie, er hat sie wirklich gefunden!“, rief Tammy. „Bella, liebes ist alles in Ordnung, geht es dir gut?“, fragte meine Dad und berührte mein Gesicht. Ich schaffte es nicht die Augen zu öffnen und ihn anzusehen. „Sie ist eiskalt!“, sagte er dann und sorge schwang in seiner Stimme mit. „Jacob, wann ist sie weggelaufen?“ „Irgendwann vor zwölf Uhr mittags.“, sagte er mit belegter Stimme. „Sie ist völlig unterkühlt, wir bringen sie besser ins Krankenhaus Charlie.“ Es waren so viele Stimme zu hören, alle klangen erleichtert und doch besorgt, doch die, die ich so gern jetzt gehört hätte war nicht dabei. Ich hörte ihn nicht, er war nicht da. „Ich rufe sofort Dr.Paxton an!“, murmelte Charlie „Er kommt zu uns, ich will nicht das sie im Krankenhaus bleiben muss.“ Irgendetwas Helles leuchtete vor meinen geschlossenen Augen auf und ein leisen brummen war zu hören. Reifen knirschten auf dem Kies des Parkplatzes. Obwohl ich die Augen fest geschlossen hielt, blendete mich das Licht. „Charlie sieh nur, Dr. Cullen!“, schrie Tammy erleichtert, dann hörte ich schnelle Schritte, die sich entfernten. Als Tammy seinen Namen nannte zuckte ich unwillkürlich zusammen und vergrub das Gesicht an der Schulter meines Bruders. „Schhh!“ Emmet drückte mich fester an sich. „Chief Swan, was ist denn hier los?“, fragte Carlisle aufgebracht. Auch seine Stimme erkannte man sofort heraus, sie war so weich und melodisch. Genau wie Edwards, ein weiterer Krampf schüttelte mich, doch weinen konnte ich nicht. Ich fühlte mich leer, wie eine leblose Hülle, ich spürte meine Hände und Füße nicht. „Wissen Sie wo mein Sohn ist?“, hörte ich Carlisle meinen Dad fragen, plötzlich war seine Stimme ganz nah. Doch niemand antwortete ihm, ich konnte nichts hören. Warum sagte denn niemand etwas? Etwas warmes berührte mein Handgelenk, doch ich spürte es nur wie durch dicke Watte. „Ihr Puls ist sehr unregelmäßig und flach. Sie muss ins Warme. Kommen Sie ich fahre sie beide nach Hause.“ „Emmet begleite deine Schwester ich komme sofort nach!“ Mein Bruder setzte sich vorsichtig in Bewegung, dann hörte ich Autotüren, die geöffnet wurden. „Emmet was ist denn hier los?“ hörte ich den blonden Arzt fragen, doch die Wärme die mich im Auto einhüllte ließ mich in einen tiefen Schlaf abdriften. Als ich meine Augen das nächste Mal öffnete stand Carlisle an meinem Bett und überprüfte die Infusion. Ich folgte dem durchsichtigen Schlauch, der bis zu meinem Handrücken verlief und dann dort in einer Nadel endete, die in meiner Hand steckte. Ich schloss die Augen und bemühte mich ruhig zu bleiben. Dann blickte ich zu Carlisle, der mir nun ins Gesicht sah. „Oh, du bist wach. Wie geht es dir Bella?“, fragte er und setzte sich auf die Bettkante. „Mir ist kalt.“, sagte ich und meine Stimme war kratzig, mein Hals schmerzte. Ich schluckte einige Male doch das fiese Gefühl verschwand nicht. „Hier, trink das.“ Carlisle hielt mir eine Tasse Tee hin, Kräutertee wenn ich meiner Nase schon trauen konnte. Meine Hände zitterten als ich die Tasse griff, Carlisle umschloss meine Hände und hielt sie ruhig. Ich trank ein paar kleine Schlücke und gab ihm die Tasse dann wieder. „Danke.“, krächzte ich. Er stellte die Tasse auf meinen Nachttisch und blickte mich dann eine Weile prüfend an dann wandte er den Blick ab und schaute auf meine Hände, die auf der Bettdecke lagen. Er legte seine Hand auf meine und lächelte leicht, als er mich wieder ansah. „Bella, was ist passiert? Wo ist Edward?“ Vollkommen sprachlos starrte ich ihn an, was sollte ich ihm jetzt sagen? Ich konnte unmöglich noch mehr kaputt machen. Unruhig glitt mein Blick umher. „Du kannst es mir ruhig sagen!“ „Es… ist alles meine Schuld. Ich habe alles kaputt gemacht.“, schluchzte ich und jetzt liefen die Tränen wieder. „Ich ….kann es ….Ihnen …nicht …erzählen, sie werden… mich ….dann auch …hassen…“ Ich sah die Überraschung in seinem Gesicht und auch Erschrockenheit über die Wahl meiner Worte. „Beruhige dich, Bella. Ich dachte wir hätten uns auf das Du, geeinigt. Es ist alles in Ordnung. Niemand hasst dich“, flüsterte Carlisle beruhigend und strich über meine Hand. „Bella, es ist wichtig, dass ich weiß was passiert ist. Ich muss wissen wo Edward ist.“, sagte er ruhig. Wieder zögerte ich. Dann schloss ich einen Moment die Augen. Edward? Was war mit ihm? Ist er nicht nach Hause gekommen? Die Fragen überschlugen sich in meinem Kopf und wieder spürte ich ein aufkommendes Schwindelgefühl. Ich tat es schon wieder, ich hörte einfach auf zu atmen. Ich atmete tief ein und sammelte mich. „Ich habe Edward etwas gesagt, was ihn… ziemlich verletzt hat. Es ist alles meine Schuld… Ich hätte das nicht tun dürfen….Es ist … Jacob…“ ich konnte sehen wie sein Gesicht sich veränderte, es wurde abwesend. „Emilia.“, flüsterte Carlisle. Ich nickte und betrachtete ihn weiter, komischer Weise fiel es mir bei ihm nicht schwer ihm in die Augen zu sehen. „Jacob hat… mir von der Party und dem… Unfall erzählt. Und auch wie … wie es passierte. Carlisle, ich weiß nicht ob es stimmt, aber Jacob Black hat mir im Vertrauen erzählt, dass nicht er gefahren ist…“ Jetzt wandte ich den Blick doch ab und starrte auf meine Hände. An der Tür hörte ich jemanden scharf einatmen, ich war mich sicher, dass es Emmet war doch ich konnte nicht aufsehen um es zu überprüfen. Nur Mühsam konnte ich das ganze Geschehen vom Vormittag erklären. Doch schließlich schaffte ich es und endete mit einer bedeutenden Handbewegung durch mein Zimmer. „Hier wurde ich das nächste Mal wach.“ Es wurde leise in meinem Zimmer. Carlisle saß starr auf meinem Bett und blickte mich unverwandt an. „Willst du mir damit sagen, dass… nach Jacob Black…. Meine Tochter gefahren ist?“ Der Klang seiner Stimme war atemlos aber nicht wütend. Ich nickte langsam, dann sah ich ihn wieder an. „Warum hat er dann gelogen?“ „Er hat starke Schuldgefühle, weil er sie überhaupt hat fahren lassen und er wollte, dass die Familie sie so wie sie war in Erinnerung behalten würde.“ Wieder schwieg er und betrachtete mich. Dann zog er seine Hand von meiner und stand auf. Er ging beinahe geräuschlos durch das Zimmer bis zum Fenster dort blieb er stehen und legte sich eine Hand vor die Augen. Umständlich setzte ich mich auf und lehnte mich an das Kopfteil meines Bettes. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung war, Emmet hatte sich vom Türrahmen abgestoßen und kam jetzt zu mir herüber. Schützend stellte er sich neben mein Bett und musterte Edwards Vater argwöhnisch. „Emmet!“, flüsterte ich und klopfte auf die Bettdecke. Nur kurz sah er zu mir, bevor er Carlisle wieder ansah. Er setzte sich an mein Fußende und behielt den Arzt im Blick. Er stand ganz still, nur an den gleichmäßigen auf und ab Bewegungen seiner Schultern konnte ich sehen, dass er atmete. Nervös begann ich an meinen Fingern zu nesteln. Es dauerte für mich eine schier unmögliche Zeit bis er sich endlich rührte, aber ich wollte ihn nicht ansprechen. Wollte ihn nicht stören. So etwas zu erfahren war nicht leicht und ich wollte ihm Zeit geben, bis die Worte in seinem Verstand einen Sinn annahmen. „Sie hatte so einen Dickkopf, sie hat immer bekommen was sie wollte. Sie war einfach hartnäckig und ihrem bittenden Blick konnte niemand etwas abschlagen. Es könnte so gewesen sein.“, murmelte er leise, ein klägliches Lachen entrann ihm. Langsam kam er wieder zu Emmet und mir hinüber. Er registrierte Emmets Schutz mit einem angehobenen Mundwinkel, es war fast ein Lächeln. Er setzte sich zwischen Emmet und mir wieder auf die Bettkante und griff nach meiner Hand. „Bella, es war sehr mutig von dir mir das zu erzählen. Ich danke dir für deine Ehrlichkeit. Nicht jeder hätte den Mut so aufrichtig zu sein.“ „Sie… ähh… du bist nicht sauer auf mich?“, fragte ich bedrückt und zog die Schultern leicht hoch, ich machte mich auf eine Abfuhr gefasst. „Nein!“, sagte Carlisle und drückte meine Hand, ein sanftes Lächeln breite sich auf seinem Gesicht aus. „So wie dein Vater mir erzählte wart ihr mal ein Paar und das Jacob und du, euch schon seit dem Sandkasten kennt. Du kennst ihn schon sehr lange, du vertraust ihm. Und dich trifft keine Schuld. Ich denke Edward weiß das, lass ihm Zeit. Seine Schwester hat ihm sehr viel bedeutet. Aber er liebt dich und er wird sich überlegen ob er das alles aufgibt nur weil du dich für das Richtige entschieden hast. Es war vielleicht der falsche Zeitpunkt… lass ihm Zeit….“, sagte er wieder „Er wird sich mit Sicherheit melden.“ Carlisle tätschelte meine Hand aufmunternd. „Ja, ich kenne Jacob Black schon sehr lange und wir waren auch mal zusammen, aber mein vertrauen besitzt er nicht mehr.“ „Und warum glaubst du ihm dann?“ „Bei allem Respekt, Jacob mag ein Schlitzohr sein, ein Rumtreiber und Draufgänger aber er würde mich unter keinen Umständen bei so etwas anlügen. Niemals. Dafür kenne ich ihn zu gut.“ Carlisle nickte. „Im Grunde ist es unwichtig wer gefahren ist, meine Tochter ist tot und es macht sie nicht mehr lebendig. Jeder muss für sich selbst entscheiden was er glauben kann. Wenn es so war wie Jacob dir erzählt hat trägt er dennoch eine Mitschuld. Ich werde meiner Frau ganz in Ruhe davon erzählen, mach dir bitte keine Sorgen. Ohne dich wäre diese Möglichkeit nie zu Tage gekommen.“, sagte er ruhig und blickte dann zu Emmet. „Meine Tochter vermisst dich, ich hoffe du bleibst nicht allzu lange.“ Emmet schüttelte den Kopf und lächelte verliebt. Ich war verwirrt. Carlisle hat es so vollkommen anders aufgenommen als Edward. Er war nicht so impulsiv, er hatte sich im Griff. Keine unkontrollierte Reaktion. „Ich wünschte Edward hätte es auch so gesehen“, flüsterte ich niedergeschlagen und blickte auf die Schläuche in meiner Hand. Carlisle wandte sich mir wieder zu und runzelte die Stirn, doch dann lächelte er wieder. „Bella, hast du eigentlich eine Ahnung davon, wie sehr du meinem Sohn den Kopf verdreht hast?“ Er machte eine kurze Pause um mich darüber nachdenken zu lassen. „Er kann doch gar nicht anders. Dein Ex Freund erzählt dir das Emilia selbst gefahren ist, du glaubst ihm. Edward fühlt sich verletzt dadurch, dass du Jacob glaubst und andererseits fühlt er sich bedroht, er hat Angst dich zu verlieren. Und er hat den plötzlichen Tod seiner Schwester noch nicht verarbeitet. Versetz dich doch nur in seine Lage, wie würdest du dich fühlen?“ Ich nickte als ich verstand was er meinte. „So, ich komme heute Abend noch mal dann entferne ich die Kanüle. Bis dahin sollte deine Körpertemperatur wieder normal sein.“ Carlisle erhob sich und Emmet begleitete ihn hinaus. „Du solltest ein bisschen schlafen!“, raunte mein Bruder mir zu. Wieder brachte ich nur ein Nicken zustande, das Gespräch mit Carlisle hatte mir Ruhe gegeben und die Spannung genommen, die schon seit Stunden in mir brannte. Meine jetzige Sorge galt allein dem Mann mit den grünen Augen und dem bronzefarbenen Haar. Es musste ihn getroffen haben wie ein Vorschlaghammer. Wo er wohl sein mochte? Ich kaute auf meiner Unterlippe und zuckte mit dem Fuß, so langsam spürte ich auch alle Zehen wieder. Mein Vater brachte mir wenig später noch zwei Wärmflaschen und einen heißen Tee, da der andere schon zu sehr abgekühlt war. Emmet hatte sich den Bürostuhl in mein Zimmer gestellt und las nun in einem Buch, dass unsere Mutter ihm geschenkt hatte bei seinem letzten Aufenthalt in Florida. Irgendetwas über Medizin, natürlich für sein Studium. Wenige Tage später war ich bereits wieder recht fit und mein Vater ließ mich auch wieder aus dem Bett, allerdings noch nicht aus dem Haus. Ich war gerade in der Küche als der schwarze Pickup vor unserem Haus auftauchte. „Emmet, ich will ihn nicht sehen, bitte.“, presste ich zwischen den Zähnen hervor und warf das Küchenhandtuch auf die Spüle, dann verschwand ich durch die Tür ins Wohnzimmer und kauerte mich in den Sessel. Ich spürte den überraschten Blick meines Bruders auf meinem Rücken, dann stand er auf und ging zur Tür. „Hey Jake.“, sagte mein Bruder in einem Tonfall der mich wissen ließ, dass Emmet es seinem Freund übel nahm was er getan hatte. „Hi Em, ist Bella da?“ „Da schon, aber sie will nicht mit dir reden“, sagte mein Bruder offen heraus und blockierte die Eingangstür. „Bitte es ist wichtig, ich muss mit ihr reden, ich habe so ein schlechtes Gewissen.“ „Tut mir leid, Jake, aber das geht nicht. Wenn sie nicht will…!“ Jacob seufzte schwer „Na gut, sagst du ihr trotzdem, dass ich sie sprechen muss?“ „Klar, mach ich, bis dann!“, sagte Emmet und schloss die Tür. Dann stand er im Türrahmen und blickte mich an. Ich konnte seinen Blick nicht deuten und er sagte auch nichts weiter, er verschwand in die Küche und setzte sich wieder an sein Buch. Edward hatte sich immer noch nicht bei mir gemeldet, jedes Mal wenn es klingelte oder mein Telefon schellte schlug mein Herz unglaublich schnell. Es bekam jedes Mal einen Adrenalinstoß, der unkompensiert in meiner Brust hämmerte. Carlisle hatte mir gesagt, das Edward Zeit brauchte, aber nicht böse auf mich war. Und er hatte mir versprochen, dass Edward sich melden würde wenn er soweit war. Aber wie lange würde das dauern? Wie sehr ich ihn vermisste und wie unglaublich leid mir das alles tat. Und jetzt hockte ich hier im Wohnzimmer meines Vater im Morgenmantel und dicken Baumwollsocken und wartete nur auf ihn. Doch er kam nicht. Aber es war ja auch erst drei Tage her. Kapitel 18: Ernsthaft krank? ---------------------------- Als ich am nächsten Morgen wach wurde, war mein Schlafanzug vollkommen durchgeschwitzt, einige Strähnen klebten in meinem Gesicht. Ich blickte an die Decke und überlegte ob ich schlecht geträumt hatte, aber… ich erinnerte mich nicht. Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht und überlegte noch einmal, doch… nichts. Ich zuckte mit den Schultern und setzte mich auf, ein unerwartetes Schwindelgefühl überkam mich und ich krallte meine Hände in den Bettrahmen um aufrecht sitzen zu bleiben. Was war denn nun los? Doch bevor ich meinem Körper Zeit geben konnte um sich wieder zu fangen, überwog ein anderes Gefühl. Übelkeit. Ohne groß darüber nachzudenken sprang ich auf und riss meine Zimmertür auf. Im Bad angekommen erreichte ich gerade noch die Toilette. Es überkam mich einfach so. Ich übergab mich und fühlte wie der Schwindel nachließ. Schwer atmend hing ich an der Toilettenschüssel und wollte einfach nur dass es aufhörte. Es war widerlich. Ein Schauer überlief meinen ganzen Körper und verursachte eine Gänsehaut, kurz darauf war mir wieder übel. Zwei vorsichtige Hände strichen meine Haare zurück. Sie wurden im Nacken zu einem Zopf gedreht, dann spürte ich die beruhigende Wärme auf meinem Rücken. Mein Dad war da. Ich hatte ihn wohl geweckt. Als es nachließ lehnte ich mich an ihm an und sah entschuldigend zu ihm hoch. „Tut mir leid! Ich mache dir nur Ärger seit ich hier bin“, keuchte ich. „Ach, Bella!“, sagte mein Dad und ich hörte seinen Tadel, aber dennoch tat es mir leid. Er kam vom Nachtdienst und ich raubte ihm seinen Schlaf mit meinem gekotzte. Ich war doch hierher gekommen um Ferien zu machen, meinen Dad aufzuheitern, stattdessen musste er sich andauernd Sorgen um mich machen. „Das ist die Aufregung der letzten Tage“, sagte ich dann ruhiger. Er reagierte nicht auf meine Vermutung, stattdessen hatte er eines der Zahnputzgläser mit Wasser gefüllt und hielt es mir hin. Dankbar griff ich danach und spülte mir den Mund aus. Danach trank ich noch einige Schlücke, bis ich diesen fiesen Geschmack los war. Als ich aufstehen wollte zitterten meine Knie. Hilfesuchend sah ich meinen Vater an. Er lächelte liebevoll und griff mir unter die Arme. Mit kleinen Schritten bugsierte er mich zurück in mein Zimmer, wieder im Bett zog ich die Bettdecke bis zur Nase und beäugte ihn einen Moment. Er saß an meiner Bettkante und sah mich besorgt an. „Ich mach dir mal einen Tee, der beruhigt den Magen“, sagte mein Vater und legte seine Hand auf meine Stirn. „Fieber scheinst du nicht zu haben“, murmelte er grübelnd. „Nein, Dad… es ist nur der Magen. Es war einfach ein bisschen viel.“ Brachte ich leise heraus. Ich war plötzlich so erschöpft und müde. Mir fielen die Augen zu. Im Flur hörte ich Emmet flüstern. „Was ist mir ihr?“ „Ihr Magen, dieser ganze Streß ist nicht gut für sie!“, erklärte mein Vater flüsternd als er bei Emmet stand. Verschlafen erwachte ich am späten Abend, draußen war es bereits dunkel und jemand hatte meine kleine Nachttischlampe angeschaltet. Sie erhellte mein Zimmer in einem warmen Licht. Ich hörte wie der Regen gegen mein Fenster trommelte. Seufzend drehte ich mich auf die Seite und nahm jemanden war, der an meinem Bett saß. Ich kämpfte gegen die Schläfrigkeit an und blinzelte mehrere Male. Ich traute meinen Augen nicht und blinzelte erneut, hektisch schrak ich hoch und rutschte zum Kopfende. „Ich bin es nur!“, flüsterte er traurig. „Edward?!“, stammelte ich und entspannte mich langsam. „Seit wann bist du hier?“ „Hm, ….seit ein paar Stunden.“ „Warum hast du mich nicht geweckt?“ „Bella, es tut mir leid… mal wieder…!“, murmelte er und schnaufte spöttisch. Ich rutschte ein Stück zu ihm und streckte meine Hand nach ihm aus. Edward ergriff sanft meine Hand und küsste den Handrücken. „Es tut mir leid!“, murmelte er noch einmal. Ich hob meine andere Hand an sein Gesicht und hob sein Kinn an, sodass er mich ansehen musste. „Nein, mir tut es leid. Ich hätte das nicht tun dürfen. Ich hätte nicht…“ „Nein, ich habe über diese Möglichkeit nie nachgedacht, dabei kannte ich sie so gut… es war nicht richtig Jacob allein dafür verantwortlich zu machen. Niemand außer ihm war dabei. Und wenn es stimmt was er sagt, dann muss er sie wirklich geliebt haben. Er hat für sie riskiert ins Gefängnis zu müssen, nur damit es niemand erfährt.“ „Das heißt… du glaubst ihm…?“ „Nein, das bedeutet, dass es eine andere Möglichkeit gibt. Ich kann ihm weder glauben noch vertrauen und schon gar nicht verzeihen.“ Ich griff fest nach seiner Hand rutschte noch ein Stück auf ihn zu. „Ich weiß nicht was zwischen dir und Jacob Black war, aber wenn du mir sagst es gehört der Vergangenheit an, dann werde ich dir glauben, Bella. ….Ich liebe dich und ich werde nicht zu lassen das diese Sache einen Keil zwischen uns treibt.“ Ich saß lange da und blickte einfach nur in die grünen Augen, die durch das Licht in meinem Zimmer dunkler wirkten. „Danke!“, flüsterte ich benommen, als ich mir seine Worte durch den Kopf gehen ließ, dann umarmte ich ihn stürmisch und presste mich an ihn. Wieder liefen Tränen über meine Wangen, die in herzzerreißende Schluchzer übergingen. Was war nur los mit mir? Ich konnte es nicht abstellen, konnte mich nicht beruhigen. Ich weinte so laut, dass mein Bruder und Charlie zur Tür hinein gestürmt kamen, doch ich beachtete sie nicht. Ich vergrub mein Gesicht an Edwards Schulter und ließ mich sanft von ihm hin und her wiegen. Schließlich spürte ich wie Edward ihnen zu nickte und die leisen Schritte auf der Holztreppe verrieten mir, dass die Beiden sich wieder zurückzogen. Edward strich mir beruhigend über Kopf und Rücken, während er darauf wartete, dass ich aufhörte zu weinen summte er eine Melodie, die ich nicht kannte. Während der ganzen Zeit hielt er mich einfach nur fest. Nicht ein einziges Mal versuchte er mich anzusprechen. Als ich das Gefühl hatte wieder sprechen zu können ohne sofort wieder weinen zu müssen hob ich den Blick und sah ihn wieder an. Sanft lächelte er mich an und wischte die Tränen von meinen Wangen. „Alles wieder in Ordnung?“ fragte er leise und zog mich noch fester an sich. Ich nickte und schniefte ein letztes Mal, bevor ich ihn hoffend ansah. „Bleibst du heute bei mir?“ „Ich … glaube nicht das dein Dad das so gerne hätte“, warf Edward ein und hob eine Augenbraue, normalerweise hätte ich über dieses Gesicht und seine Aussage über meinen Dad gelacht, aber mir standen schon wieder Tränen in den Augen und mein Herz schlug erneut vollkommen hysterisch gegen meine Rippen. „Wenn du es so möchtest bleibe ich solange du willst.“, sagte er dann, sein Blick wirkte ernst und aufrichtig. Wieder brachte ich nur ein Nicken zustande. Ich fühlte mich so kraftlos, körperlich wie seelisch. Jetzt brauchte ich ihn hier – an meiner Seite. Jemanden der mich auffing bevor ich in dieses schwarze Loch ohne Boden fiel. Wo man nie von seinen Qualen erlöst wird, weil nie der erlösende Aufschlag kommen würde. Nur der freie Fall ohne Chancen auf Erlösung. Doch er blieb bei mir, er war mein Rettungsring, jemand der mich fest bei sich hielt, sodass ein Abtreiben einfach unmöglich war. Behutsam hob Edward mich hoch und legte mich wieder in mein Bett, nur mühsam konnte er meine verkrampften Hände in seinem Nacken lösen. So leise wie möglich ging er einmal um das Bett herum, striff sich die Schuhe von den Füßen und stieg zu mir unter die Decke. Dann hob er einen Arm und ich konnte mich an ihn kuscheln. Der vertraute Duft und seine Wärme gaben mir Trost und Sicherheit. Wieder begann Edward zu Summen, es war immer wieder dieselbe Melodie. Erschöpft von meinem Gefühlsausbruch schloss ich die Augen. Nach einiger Zeit hörte ich ein ganz leises Flüstern von der Tür. „Wie geht es ihr?“ „Sie hat lange gebraucht um sich zu beruhigen, aber ich glaube sie schläft jetzt.“ „Musste sie sich noch übergeben?“ „Was? Nein!“, sagte Edward überrascht. „Hat sie das?“ „Ja, aber dann scheint es ihr wirklich besser zu gehen. Ich fahre jetzt zur Arbeit, aber Emmet ist noch unten, …wenn ihr etwas braucht…. dann….“ „Danke, Chief Swan.“ „Charlie… du kannst ruhig Charlie sagen.“ Ich konnte ein Lächeln nicht länger zurückhalten, mein Vater brach das Eis und das sogar ganz ohne, dass ich irgendetwas dazu tun musste. „Danke!“, sagte Edward wieder. „Ähm, ja… bis morgen früh dann!“ „Ja, pass auf dich auf.“ „Aber klar.“ Dann wurde es wieder ruhig. Nur Edwards leises Summen war zu hören. Ich hatte die Melodie bereits im Kopf, sie war schön, sehr schön. Ich musste ihn unbedingt fragen woher er das hatte. Aber nicht jetzt… ich war so furchtbar müde. Mitten in der Nacht wurde ich wieder wach, wieder dieses überragende Gefühl der Übelkeit das mich überfiel. Ich löste mich hektisch aus Edwards Armen und taumelte zur Tür, ich war zu schnell aufgestanden mein Kreislauf protestierte und quittierte es mir mit schwarzen Punkten vor den Augen, doch es konnte mich nicht aufhalten, ich musste zur Toilette – sofort. Kaum war ich im Flur spürte ich zwei starke Arme, die meinen zitternden Körper stützten. Es war mir furchtbar unangenehm mich in seiner Anwesenheit zu übergeben, doch ich konnte es nicht verhindern. Mit leichtem Drücken an seiner Schulter versuchte ich ihn hinaus zu schieben. Doch es brachte gar nichts, vermutlich spürte er den Druck gar nicht. „Geh solange raus!“, brachte ich würgend hervor. „Ganz bestimmt nicht, Bella!“, seine Stimme klang aufgebracht und überaus besorgt. Ich spürte seine warme Brust an meinem Rücken als ich mich langsam aufrichtete. Mit sanften Händen hielt er mich bei sich. Ich spülte mir den Mund aus und spritzte das kalte Wasser in mein Gesicht. „Du zitterst ja?!“ „Das hört gleich wieder auf, es ist der Kreislauf!“, murmelte ich. „Seit wann geht das schon so?“, fragte er mich als ich wieder einigermaßen Farbe im Gesicht hatte. Er sah mich unverwandt durch den Spiegel an. „Seit letzter Nacht!“, gab ich zurück und hielt den Blick gesengt. Es war mir total peinlich. „Morgen gehen wir zu einem Arzt.“ „Du bist doch Arzt. Und Emmet auch…“, widersprach ich. „Noch nicht ganz, ich mach mir wirklich Sorgen, Bella.“ „Das musst du aber nicht. Ich habe einen nervösen Magen, ich habe das schon mal, wenn ich viel Stress habe.“ Ok, das… war gelogen, aber ich wollte ihn nicht weiter beunruhigen. Und wer weiß vielleicht hat diese ganze Sache meinem Körper mehr abverlangt als ich mir eingestehen wollte. Weitere Tage waren vergangen, doch die Übelkeit wollte einfach nicht verschwinden. Edward würde sich auch nicht länger hinhalten lassen, ich wusste, dass ein Arztbesuch mehr als fällig war, wenn er wieder zurückkam. Als ich morgens in der Küche saß und Lustlos in meinen Cornflakes rumrührte. Hörte ich wie jemand hinein kam. Emmet spazierte mit einer Einkaufstüte in die Küche und stellte sie auf der Anrichte ab. Dann drehte er sich zu mir um und legte etwas neben meine Schüssel. Es war eine längliche Verpackung. Ich schielte darauf und konnte zuerst gar nichts damit anfangen. „Du solltest ihn machen!“, murmelte er und runzelte die Stirn. Noch immer verstand ich nicht und griff nach der Packung. Ich dachte meine Augen täuschen mich. Ein Schwangerschaftstest? Ich war vollkommen baff. Dann blickte ich zu meinem Bruder, die Augen schreckensweit aufgerissen. „Du glaubst doch nicht, dass…?“, fragte ich schockiert. „Doch Bella genau das glaube ich. Ich erkenne die Anzeichen einer Schwangerschaft.“ Ich schluckte schwer und lehnte mich zurück, dann begann ich zu rechnen. „Es wundert mich das Edward noch nicht auf die Idee gekommen ist.“, murmelte Emmet nachdenklich, ich verstand ihn kaum. Doch ich war viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt um ihm darauf Antworten zu können. Okay, meine letzte Regel war ausgeblieben, aber… wenn ich viel Stress hatte passierte mir das schon mal, das war nichts Ungewöhnliches für mich. Bei Aufregung war mein Zyklus ganz durcheinander. Meine Frauenärztin hielt es ebenfalls für unbedenklich, doch nun… wenn ich darüber nachdachte… diese eigensinnigen Stimmungsschwankungen, die andauernde Müdigkeit, das ständige Erbrechen, dass mich nun schon vier Tage begleitete und mein immer währender Hunger… Bitte nicht, war mein nächster Gedanke. „Wann hattest du deine letzte Regel?“, fragte Emmet mich leise, doch ich hob nur die Hand und bedeutete ihm ruhig zu sein. Ich musste nachdenken. Rein rechnerisch, würde es passen. Meine erste Nacht mit Edward war ungefähr sieben Wochen her. Ich stand auf und zerrte meinen Kalender aus der Handtasche. Ich zählte die Wochen seit dem Abend im New Moon. Auf den Tag genau waren es sechs ein halb Wochen. Ich schlug die Hand vor den Mund und ließ mich wieder auf den Stuhl sinken. „Bella, ganz ruhig. Mach erst mal den Test und dann sehen wir weiter. Vielleicht ist es auch wirklich nur der Magen.“, versuchte Emmet mich zu beruhigen und zog mich sanft vom Stuhl. Mit leichtem Druck schob er mich die Treppe zum Bad hinauf. Im Bad ließ er mich einen Moment allein. Meine Finger zitterten als ich mir an der Verpackung zu schaffen machte. Wie so ein Test funktionierte wusste ich bereits, meine Freundin Angela hatte schon einmal einen gemacht. Allerdings war er negativ ausgefallen. Ich versuchte mich mit den Worten meines Bruders zu beruhigen. Es wird alles in Ordnung sein, du bist nicht schwanger, redete ich auf mich ein. Nachdem ich das Teststäbchen präpariert hatte, rief ich nach Emmet und hockte mich auf den Badewannenrand. Langsam glitt er neben mir auf den Toilettendeckel und blickte auf seine Hände, die ineinander gefaltet waren. „Habt ihr nicht…?“, begann er, brach dann aber ab. Entsetzt sah ich ihn an. „Doch natürlich!“, rief ich aufgebracht und stand auf. „Entschuldige!“, murmelte er. Nervös lief ich im Bad auf und ab. Es würden die längsten fünf Minuten meines Lebens werden. „Oh Gott, oh Gott, was mach ich nur?“, murmelte ich leise vor mich hin, die Hände vor den Mund gelegt. Ich wanderte unaufhörlich durch das kleine Bad. „Wie soll das gehen? Ich und ein Kind?“ „Bella, beruhige dich. Noch ist es nicht sicher.“ Doch irgendwie spürte ich es, ich war Schwanger, ganz bestimmt. Die Anzeichen waren so deutlich gewesen, warum hatte ich es nicht bemerkt? Und wie sollte es weitergehen? Ich würde mein Studium abbrechen müssen. Ich würde Phoenix verlassen und wieder nach Forks kommen müssen. Falls mein Vater mich noch ins Haus ließ. In rasender Geschwindigkeit schossen die Bilder nur so durch meinen Kopf. Was würde Edward sagen? Er studierte doch auch noch…Sofort hatte ich sein Bild vor Augen. Ich spürte wie mir heiß und kalt wurde, die Hitze schoss mir ins Gesicht. Mein Mund wurde trocken und in meinem Hals kratzte es. Mein Herz schlug unkontrolliert schnell. Konnte ich so etwas? Ein Kind bekommen? Ich sah mich mit einer Schürze und völlig wirren Haaren an einem Wickeltisch stehen. Ich schloss die Augen und verdrängte dieses absurde Bild vehement. Würde ich es überhaupt bekomme? Eine Abtreibung – war ich dazu fähig? Nur um meinen eigenen Fehler auszubügeln, ein kleines Geschöpf, das in mir heranwuchs zu töten. Wieder kribbelten meine Wagen, ich schlug mir die Hand vor den Mund und stürzte auf Emmet zu der auf dem Toilettendeckel saß. Hektisch sprang er auf und klappte den Deckel hoch, dann beugte er sich über mich und hielt die Haare aus meinem Gesicht. Als es nachließ sank ich auf die Knie und lehnte mich gegen die weißen Kacheln. Wieso? Wieso gerade jetzt. Wir kannten uns doch kaum, wie sollte das funktionieren? Ich würde nicht nur mein eigenes Leben ruinieren sondern seines gleich mit. „Das geht nicht.“ Ich schüttelte den Kopf. „Das kann ich ihm nicht antun…“ Er wollte Arzt werden, er hatte noch einige Semester vor sich. Und ich… ich konnte gerade mich allein durchfüttern. Ich konnte mir noch nicht einmal ein Haustier leisten, wie sollte ich da ein Kind groß ziehen? Meine kleine Wohnung war doch gerade groß genug für mich selbst. „Bella, hör auf… hörst du… hör auf damit“, sagte Emmet und umschloss mein Gesicht mit seinen warmen Händen. „Hör auf dich verrückt zu machen. Warte, einfach ab und dann…!“ „Was dann?“, rief ich panisch und meine Augen zuckten unruhig durch das Bad. Durch ein leichtes Schütteln brachte Emmet mich dazu tief durchzuatmen und ihn anzusehen. „Dann sehen wir weiter… du bist nicht allein… hast du das verstanden?“ Ja, ich hatte ihn verstanden, trotzdem konnte ich die rasenden Gedanken in meinem Kopf nicht abstellen. Ich hatte keinen Platz für ein Kind. Und die Verantwortung… würde ich dieselben Fehler machen wie meine Mutter? Wäre ich eine gute Mutter? Und was war mit Edward? Wollte er überhaupt Kinder? Wir hatten bisher noch nie darüber sprechen können. Oh Gott, was würde er nur sagen? Er würde garantiert reiß ausnehmen… Meine Beine zitterten so sehr, dass ich mich nicht traute aufzustehen, als Emmet wissend auf seine Uhr sah. „Die Zeit ist um, Bella!“ Kapitel 19: Ein rosa Streifen ----------------------------- Ich legte die Hände vors Gesicht und weigerte mich aufzustehen. Stur schüttelte ich den Kopf und kniff fest die Augen zu. Doch es nützte nichts, ich spürte Emmets warme Hand an meiner, wie er versuchte sie von meinem Gesicht zu lösen. Nur widerwillig ließ ich es zu und blinzelte ihn an, ein sanftes Lächeln lag auf den Lippen, wenn ich jedoch in seine Augen sah, war ich mir nicht sicher ob er lachen oder weinen wollte. Ich runzelte die Stirn, die Neugier packte mich nun doch, die Ungewissheit musste ein Ende haben – jetzt sofort. Ob Schwanger oder nicht, aber dieses Zwischending war unerträglich. „Gib schon her.“, brummte ich und griff nach dem Teststreifen. Aus dem Augenwinkel konnte ich ein Lächeln auf seinem Gesicht erkennen. War das gut? Bedeutete das nicht Schwanger? Oder doch? Bevor ich meinen Blick auf den Streifen richtete schloss ich die Augen und atmete tief durch. Wieder schossen unendlich viele Gedanken, gepaart mit verwirrenden Bildern durch meinen Kopf. Und wieder war ich kurz davor mich mitreißen zu lassen und in Panik zu geraten. Doch ich musste einen klaren Kopf bewahren, mich auf das Vorbereiten was ich eventuell gleich bestätigt bekommen würde. Noch ein letzter tiefer Atemzug dann öffnete ich entschlossen die Augen. Ein kleiner rosa Streifen zog sich durch das Feld über dem Schwanger stand. Erschrocken ließ ich den Streifen fallen und lehnte den Kopf wieder an die Kacheln. Tränen füllten meine Augen, genervt wischte ich sie weg. „Wie sicher ist dieser Test?“, presste ich hervor, hielt meine Augen aber geschlossen. „Ganz sicher ist er natürlich nicht, du solltest in den nächsten Tagen deinen Frauenarzt aufsuchen, aber… so zwischen 95 und 99%. Es ist eindeutig, Bella. Und alle Symptome passen…!“ Mit einer unwirschen Handbewegung brachte ich ihn zum Schweigen, ich wollte seine Analyse jetzt nicht bis ins kleinste Detail hören. So viele Gefühle durchströmten mich in diesem kleinen Moment, der für so viel Veränderung bedeutete. Ich verspürte eine unglaubliche Wut, ärgerte mich über mich selbst, dann war da die Angst, die mir im Nacken saß – wie sollte das gehen? Was würde aus meinem Studium werden? Wie würde ich Leben, wovon würde ich Leben? Und Edward? Oh Gott, …. Was würde Edward sagen? Ich hatte Angst davor es ihm zu sagen… ließ es sich aufschieben? Aber wie lange? Es würde alles, ausnahmslos alles verändern. Wir kannten uns doch kaum? Unsere Kennenlern-Phase würde damit auf einen Quick-Start Versuch führen. Würde er bei mir bleiben? … er würde sich mir verpflichtet fühlen… mir und dem Kind… nein, ich konnte es ihm nicht sagen… nicht jetzt… ich habe Zeit, ich habe Zeit, ich habe noch ein wenig Zeit, sagte ich mir, wieder und wieder, aber das schlechte Gefühl verschwand einfach nicht. Etwas das so schön begonnen hatte wurde jetzt in eine immer kleiner werdende Kiste gequetscht. Es ließ keinen Raum für eine andere Entscheidung. Und zwischen dem ganzen Richtig oder falsch, Wut und Angst, war da noch etwas anderes… etwas ganz tief in meinem Herzen… Freude? Konnte das sein, es war nur ein kleines Gefühl, aber ja… nicht alles in mir protestierte gegen diese Wendung in meinem Leben. Zögernd öffnete ich die Augen und blickte Emmet hilfesuchend an. „Herzlichen Glückwunsch, Mrs. Swan, Sie sind Schwanger!“, sagte er grinsend und strich mir über die Wange. „Das ist nicht lustig, Emmet“, rief ich und schlug seine Hand fort. Ich war vollkommen verzweifelt, wusste nicht was ich tun sollte und mein Bruder machte Witzchen. „Bella, es ist passiert. Du kannst es nicht ändern.“ „Doch ich könnte!“, protestierte ich aus Gewohnheit ohne groß darüber nachzudenken und stand auf. „Was?“ entsetzt starrte er mich an und war schnell auf den Beinen. Er fasste mich an den Schultern. „Das ist nicht dein ernst?“, fragte er aufgebracht. „Ich studiere, Emmet, ich habe kein Geld um… ich… ich… kann das nicht.“, sagte ich und meine Stimme stockte, mein Mund wurde trocken und da passierte es, wieder rollten dicke Tränen über meine Wangen. Der angespannte Ausdruck auf Emmets Gesicht verschwand in dem Moment als er meine Tränen sah. Schnell zog er mich an sich und hielt mich fest. „Bella“, flüsterte er „du bist nicht allein damit, ich bin immer für dich da… und die Cullens…“ „Warte!“, keuchte ich „du willst doch nicht etwa damit sagen…?“ „Doch Bella, die Cullens haben das Geld um dir das zu ermöglichen. Um dir zu helfen. Um euch zu helfen.“ „Nein“, sagte ich entschieden und machte mich von ihm frei. „Nein!“, sagte ich noch einmal ernst und sah ihm prüfend in die Augen. Dann ging ich eilig an ihm vor bei auf mein Zimmer zu. Er folgte mir aus dem Bad „Es ist auch sein Kind, Bella. Es ist nicht nur deine Entscheidung.“, brummte er in gereiztem Ton. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Ja, damit hatte er recht. Aber wenn… wenn ich ihm das sage… ist nicht nur mein Leben, meine Karriere dahin… „Nein, jetzt noch nicht…“ „Du. Musst. Es. Ihm. Sagen.“ Seine Stimme war nur all zu deutlich, ich erkannte die versteckte Mahnung darin sofort. Ich drehte mich zu ihm um und blinzelte, ich war so durcheinander. Richtig und Falsch verschwammen immer mehr miteinander. „Kein Wort zu Edward oder Rosalie, versprich es mir!“ „Nur wenn du mir dein Wort gibst, dass du es ihm sagst.“ „Wenn es nichts zu sagen gibt, werde ich ihm davon nichts erzählen.“ „Bella, das ist doch…, das könntest du nicht!“ Ich wollte ihm gerade antworten als es dreimal schnell unten klopfte. Wie erstarrt blickte ich auf die Tür und konnte mich keinen Millimeter bewegen, mein Herz raste und ich hörte meinen Puls in den Ohren. „Räum das Zeug aus dem Bad, ich gehe runter.“, zischte Emmet mir zu und deutete auf das Bad. „Bella, jetzt gleich!“ Ich war so vollkommen überrascht, dass er meiner Bitte folgte, er spielte tatsächlich mit, es verwirrte mich so sehr, dass ich ihn einfach nur ansehen konnte. Als er die letzte Stufe erreicht hatte zischte er mir ein weiteres Mal zu und sein Kopf ruckte Richtung Bad. Eilig stürzte ich nach vorn und griff hastig nach der Verpackung und dem Streifen, der immer noch auf dem Boden lag. Ich warf einen letzten hoffenden Blick auf das Testergebnis, vielleicht hatte ich mich verguckt oder es hatte sich umgefärbt, aber nein… noch immer leuchtete mir der kleine rosa Streifen entgegen. Ich stöhnte gequält auf und stopfte alles in den kleinen silbernen Mülleimer, gerade als ich mich wieder aufrichtete stand Edward in der Tür und musterte mich misstrauisch. Hektisch strich ich mir die langen Haare hinter die Ohren. „Was machst du denn hier?“ „Ich… äh… ich hab nur ein bisschen aufgeräumt“, brachte ich hervor. „Du gehörst ins Bett!“ Langsam trat er auf mich zu und legte seine Hände an meine Taille. „Und wie geht es dir heute?“ „Großartig“, stieß ich eilig hervor und griff seine Hand um aus dem Bad zu kommen, ich musste hier raus… immer noch sah ich mich am Boden sitzen und auf den rosa Streifen starren. Edward folgte mir und immer noch lag in seinem Blick etwas komisches. „Was ist?“, fragte ich und versuchte möglichst unbeschwert zu klingen. „Du wirkst so aufgedreht, ist was passiert?“ „Nein, nein… nichts…!“ „Dein Puls rast total und deine Hände sind ganz feucht.“, sagte er leise als er meine Hände in seinen hielt. Oh nein, dachte ich und hielt einen Moment die Luft an. Beruhige dich, sofort, Bella. Beruhigen. Beruhigen. Beruhigen. Immer noch lächelte ich ihn gewinnend an. „Es ist wirklich nichts.“, brummte ich und entzog mich seinem Blick, dann ließ ich mich auf mein Bett sinken und zog in mit mir. Er lag neben mir auf dem Rücken und hatte mir sein Gesicht zugewandt „Was machst du schon hier? Ich dachte du würdest später kommen?“, fragte ich neugierig und versuchte möglichst unauffällig von mir abzulenken. „Mein Dad hat angerufen.“ Oh nein, schrie es in meinem Kopf. Er hat mit seinem Vater gesprochen. Auch über mich? War er vielleicht ebenfalls den Anzeichen gefolgt und hatte Edward schon informiert… einen Rat gegeben, ein Hinweis?!?! Panik wollte erneut von mir Besitz ergreifen, doch als er ruhig weitersprach, beruhigte sich mein aufgebrachtes Herz schnell wieder. „Es gibt eine außergewöhnliche OP im Krankenhaus und dank ihm darf ich zusehen.“ „Das ist doch Fabelhaft!“, rief ich freudig. „Ich will dich aber nicht allein lassen solange es dir so schlecht geht.“, sagte er leise und drehte sich auf die Seite um mich besser ansehen zu können. „Ich bin nicht krank, Edward, ganz ehrlich, es geht mir schon viel besser.“ Ich bin nur Schwanger, fügte ich in Gedanken an und wunderte mich, dass es mir schon so leicht fiel darüber so offen zu denken. Aber konnte ich es ihm auch so einfach sagen? „So siehst du aber nicht aus. Dein Puls rast, du übergibst dich… das ist nicht gut. Nicht das du dir eine Gastritis oder schlimmeres eingefangen hast. Mir wäre wirklich wohler wenn du zu einem Arzt gehen würdest.“ „Hör zu, hier der Deal. Du fliegst zurück nach Phoenix. Gehst ins Krankenhaus und lernst ein wenig. Und ich… bleibe noch ein wenig und Emmet begleitet mich zum Arzt. Und in ein paar Tagen bin ich auch wieder zu Hause und dann gehen wir zusammen auf Alice Party, einverstanden?“ „Ist das dein ernst?“ „Ja, natürlich. Ich möchte nicht, dass du meinetwegen etwas versäumst, was wichtig für dich ist.“ „Du bist mir wichtig“, widersprach er schnell. Er sah mir fest in die Augen und griff nach meiner Hand, die ich ganz unwillkürlich auf meinen Bauch gelegt hatte, erst als die Wärme seiner Finger durch den Stoff meines T-Shirts drang, bemerkte ich es. Ich hätte so losheulen können. Ich wollte es ihm sagen, ich wollte unbedingt wissen wie er darüber dachte. Was für ihn das logischste war. Wollte hören, dass er für mich da sein würde, dass er sich mit mir auf diesen kleinen Stöpsel freuen würde. Oder aber auch verstehen würde, wenn ich mich anders entschied. Ich schloss ganz kurz die Augen und verdrängte das Bedürfnis ihm zu sagen er solle bei mir bleiben. Er würde es tun, er würde Carlisle absagen und bei mir bleiben. Doch ich durfte diesen vollkommen irrationalen Tränen nicht erlauben schon wieder die Oberhand zu gewinnen. Aber waren sie wirklich irrational? Existenzängste, Verlustängste und was da noch alles dran hing – das war doch nicht irrational oder? Es waren vollkommen bewusste Ängste, die mir die Luft abschnürten. Von der Angst vor einer Schwangerschaft oder einem Abbruch mal ganz abgesehen. Ich war also im Stande vollkommen vernünftig zu denken, was schon bemerkenswert war. Edwards Stimme riss mich aus meinen Gedanken „Du hast doch irgendwas? Was verheimlichst du vor mir?“ Ich spürte wie mir das Blut aus dem Gesicht wich und mir schwindelig wurde und das obwohl ich auf dem Bett lag. Ich versuchte mich aufzurichten, schaffte es aber nicht. Edward schob mir stützend eine Hand unter den Rücken und half mir mich aufzusetzen. „Bella, würdest du bitte mit mir reden? Was ist los?“ Ich schüttelte nur den Kopf und steckte den Kopf zwischen die Knie. Ein gemurmeltes „Ich kann nicht!“, verließ meine blassen Lippen. „Ich werde nicht gehen, bevor du es mir sagst.“, brummte er stur. Innerlich stöhnte ich auf. Blieb mir denn gar keine Möglichkeit es noch einige Zeit hinaus zu zögern. „Edward, Bella hat eine Überraschung für vorbereitet und wollte sie dir heute einfach noch nicht verraten.“, hörte ich Emmet sagen. Entsetzt blickte ich auf, war ihm denn nichts Besseres eingefallen? Emmet zuckte kurz entschuldigend mit den Schultern, während ich Edwards brennenden Blick auf meinem Gesicht spürte. Ich fühlte es… er glaubte uns kein Wort. „Auf der Party!“, sagte ich ernst und griff seine Hand. Das Schwindelgefühl ließ langsam nach und mein Zimmer hörte auf sich zu drehen. „Versprochen?“ „Ja“, sagte ich ehrlich und beugte mich dann zu ihm. Er legte einen Arm um meine Mitte und rückte näher heran. Sein Blick lag lange auf meinen braunen Augen, er suchte nach der Lüge, die ich ihm gerade erzählt hatte…er wusste es… er wusste das etwas nicht stimmte. „Aber es ist nichts Schlimmes oder so? Du hast nichts angestellt? Oder ist es…“, hakte er nach. „Nein… im Grunde ist es nichts Schlimmes und es hat auch nichts mit Jacob Black zu tun. Es geht nur um uns.“ Ich lächelte sanft und wartete darauf, dass wieder ein Protest kam, eine weitere neugierige Frage, doch stattdessen küsste er mich plötzlich sehr leidenschaftlich und fordernd. Im ersten Moment war ich so überrascht, dass ich gar nicht wusste was ich tun sollte, doch als der erste Schreck nach ließ gab ich mich ihm hin und legte meine Arme um seinen Nacken. Ich hörte Emmet seufzen und dann schritte die sich entfernten. Als er mich schließlich freigab sah ich ihn lange an. Die grünen Augen leuchteten wieder auf diese ganz besondere Weise und die kleinen goldenen Punkte verliehen ihnen einen so wunderbaren Ausdruck. Ich wandte den Blick mühevoll ab. „Wann musst du denn los?“, fragte ich während meine Finger über die Muskulatur seines Unterarms strichen, ich folgte den Muskeln und danach den blauen Adern die an der Unterseite seines Armes deutlich zu sehen waren. „In zwei Stunden geht mein Flug. Ich muss also gleich los.“ Ich nickte kurz, sah aber nicht von seinem Arm auf. „Ist das wirklich in Ordnung für dich?“ „Ja, geh ruhig… nächstes Wochenende bin ich ja dann auch wieder in Phoenix!“ „Und du willst mir jetzt wirklich nicht sagen was dich bedrückt? Ich kauf deinem Bruder das mit der Überraschung irgendwie nicht ab… es macht mich ganz verrückt. Ich weiß das etwas nicht stimmt, aber du kannst oder willst es mir nicht sagen!“ Traurig senkte er den Blick auf meine Hand die nun ganz still an seinem Unterarm lag. Er umschloss sie mit seinen und sah mir dann wieder in die Augen. „Du … ich meine,…du …willst…du… dich von… mir trennen?“, fragte er stockend und blickte mich unsicher an. Ich schreckte hoch und blickte prüfend in seine Augen. Das schloss er aus meinem Verhalten? Oh nein, das ging vollkommen in die falsche Richtung. „Nein, Edward, nein. Ganz bestimmt nicht!“, sagte ich sanft und umfasste seine Hand ganz. Zärtlich strich ich darüber. „Es ging mir noch nie so gut wie mit dir. Seit der Zeit mit Jacob, war ich nie wieder so verliebt wie jetzt.“, gestand ich und hielt seinem Blick stand. Jetzt war einfach nicht die Zeit meine Gefühle hinterm Berg zu halten, ich musste ehrlich sein. Musste alle Karten offen legen um ihm zu zeigen wie ernst es mir war. „Aber das was mich zurzeit beschäftigt kann ich dir jetzt und hier einfach noch nicht sagen. Bitte gib mir noch etwas Zeit.“ Edward löste seine Hände aus meiner und legte sie an meine Wangen, ich spürte die weiche Berührung und seine Wärme, die auf mich über ging. „Auf der Party, richtig?“, fragte er und seine Stimme klang fast wieder normal. Ich nickte und lächelte. „In Ordnung, ich werde warten.“ „Danke!“, flüsterte ich und kämpfte die aufsteigenden Tränen zurück. Er lächelte wieder dieses schiefe Lächeln, das ich so sehr liebte und beugte sich dann zu mir vor um mir auf die Stirn zu küssen. Dann erhob er sich und zog mich mit sich. Er schloss fest seine Arme um mich und hob mich ein Stück hoch. Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. Ich legte meine Arme fest um seinen Nacken und nahm seinen wunderbaren Geruch fest in mir auf. „Du weißt aber schon das du mir alles sagen kannst oder?“, flüsterte er an meinem Ohr. „ja!“, hauchte ich und atmete ein weiteres Mal tief durch. Wieder standen mir ein paar Tage ohne ihn bevor. Aber vielleicht war das ganz gut. Ich musste erst mal eine Entscheidung treffen, mir selbst er mal darüber bewusst werden, was dieser kleine rosa Streifen wirklich bedeutete. Ein kleiner rosa Streifen… er verursachte so viel Chaos, dabei war es nur ein kleiner rosa Streifen. Ein kleiner rosa Streifen, den sich viele Frauen herbeisehnten und völlig ausflippen ließ wenn er dann endlich erschien und andere wider rum völlig zusammenbrachen und überhaupt nicht mehr wussten, was zu tun war. Ich selbst war mir noch nicht ganz sicher was überwog, doch das Gespräch mit Edward ließ mich darauf hoffen, dass er auf diese Nachricht vielleicht ganz anders reagieren würde als ich es vermutete. Kapitel 20: Schwere Entscheidungen brauchen Zeit ------------------------------------------------ Edward setzte mich nach einem ewigen Moment, der von mir aus hätte noch länger hätte andauern können, wieder auf dem Boden ab und umfasste mein Gesicht mit seinen Händen. „Pass auf dich auf, hörst du?“ Ich zeigte ihm ein strahlendes Lächeln und dieses Mal brauchte ich mich nicht einmal dafür anstrengen. Seine Fürsorge hatte mir Kraft gegeben, Kraft um darüber nachzudenken, nicht übereilt zu handeln. Und die Kraft dafür um meinen Vater einzuweihen, sobald er vom Angeln kam. Hand in Hand verließen wir mein Zimmer und gingen die Treppe hinab. Emmet blickte von seiner Zeitung auf die er im Wohnzimmer las. „Wir sehen uns Em.“, rief Edward zum Abschied und hob die Hand. Emmet nickte ihm zu und lächelte. „Und Emmet?“, sagte Edward dann und trat einen Schritt zurück sodass er meinen Bruder sehen konnte. „Ja?“ „Pass auf Bella auf, dass sie keine Dummheiten anstellt!“, während er das sagte blickte er mir ernst in die Augen. Ich zog eine Schnute und löste meine Hand von seiner, schmollend verschränkte ich die Arme vor der Brust. Kurz darauf verschwand der ernste Ausdruck auf Edwards Gesicht und er lächelte mich verschmitzt an „Reine Vorsichtsmaßnahme, bei deinem Glück fällst du in die Spülmaschine…“, ein Lachen konnte er nur schwer unterdrücken. Ich stand immer noch schmollend vor ihm, die Stirn in Falten gelegt und grimmig guckend, doch das brachte ihn nur noch mehr zum Lachen. „Schön, dass das für dich so amüsant ist.“ Leider schaffte ich es nicht ernst zu bleiben und sein Lachen war so entwaffnend, dass ich nicht anders konnte als in sein Lachen einzustimmen. Wieder umarmte er mich und hob mich hoch, dann spürte ich seine weichen Lippen auf meinen. Mein Herz hüpfte vor Freude, doch gleichzeitig schien es auch wehmütig daran zu denken, dass er gleich fort war. Doch ich verdrängte das Gefühl der Traurigkeit und konzentrierte mich auf das hier und jetzt. Nur das zählte, jetzt war er noch hier. „Ein Wort von dir und ich bleibe…!“, hauchte er als wir uns von einander lösten. „Ich will nicht g….“, bevor er weitersprechen und es mir noch schwieriger machte, ihn gehen zu lassen küsste ich ihn erneut und brachte ihn damit zum schweigen. „Ich werde dich vermissen.“ Sagte ich als ich ihn freigab und anlächelte. Er nickte einmal kurz und grinste dann wieder. Langsam stellte er mich wieder auf meine Füße und löste sich nur widerwillig von, eben so wie ich ihn nur zögernd losließ. Er öffnete die Tür und trat nach draußen, ich folgte ihm auf die Veranda. „Dann bis nächste Woche!“, sagte er mit einem schiefen Lächeln und trat die Stufen hinab. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und spürte wie mir das Herz schwer wurde, es waren doch nur ein paar Tage, verdammt nochmal reiß dich zusammen, fluchte ich innerlich und schaute im sehnsüchtig nach. Er hatte nicht einmal die Hälfte unseres kleinen Weges hinter sich gebracht als er sich plötzlich umdrehte und eilig auf mich zu lief. Vor mir, unterhalb der Stufen blieb er stehen und schlang seine Arme um meine Hüfte. Gierig streckte ich die Arme um seinen Nacken und ließ mich an sich ziehen. Wieder berührten sich unsere Lippen, ich hielt meine Augen geschlossen und kostete diesen Moment noch einmal voll aus. „Kann ich… dich nicht… zum Flughafen bringen?“, murmelte ich zwischen zwei Küssen und sah ihn fragend an. „Hmm?“, machte er und seine Lippen verzogen sich zu einem grinsen. Doch dann wurde er wieder ernst. „Ich denke… es ist besser wenn du hier bleibst. Sonst schaffe ich es vielleicht doch nicht ins Flugzeug zu steigen“, sagte er nachdenklich und stupste mir mit dem Finger auf die Nasenspitze. „Ok!“ seufzend gab ich mich geschlagen und umarmte ihn noch einmal fest. Er löste sich sanft von mir und schenkte mir wieder ein wundervolles Lächeln. „Na geh schon.“, sagte ich lachend und stupste ihn sanft an die Schulter. „Ja…“, murmelte er und er drehte den Kopf in Richtung Gartentor. „Ich werde dann jetzt mal los, wir sehen uns nächstes Wochenende?“, fragte er mich und in seinen Augen lag ein seltsamer Ausdruck. Liebevoll drückte ich seine Hand und lächelte ihn beruhigend an. Er nickte und lächelte kurz verlegen, dann folgte ein kurzer, schneller Kuss auf meine Stirn und er marschierte davon. Ich blieb solange auf der Veranda stehen, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte. Seufzend schlenderte ich ins Haus und schloss hinter mir sorgfältig die Tür. Ich lehnte mich mit dem Rücken dagegen und sah hilfesuchend zu meinem Bruder, der mich aufmerksam musterte. „Was tu ich hier nur?“, murmelte ich und senkte den Blick. Es war furchtbar, dass ich es ihm nicht gesagt hatte. Und dabei wäre es beinahe soweit gewesen, doch mein Bruder hatte mich gerettet, aber wollte ich wirklich gerettet werden? Ok… ich war selbst schuld ich hatte ihn schließlich gebeten, nichts zu sagen und er handelte nur wie ein Bruder… er respektierte meinen Wunsch und half mir in aufrecht zu erhalten. Aber sagen musste ich es Edward dennoch oder nicht? Wie entschied man so etwas? Nach welchen Kriterien entschied man ob man ein Kind bekam oder nicht? Führte man dort auch eine „Pro“ und „Contra Liste“? Was sprach dafür? Und was dagegen. Ich hatte mir das immer etwas anders vorgestellt. Wenn schon Kinder, dann doch erst wenn man einen sicheren Arbeitsplatz hatte, ein schönes kleines Häuschen mit weißem Gartenzaun und einem niedlichen kleinem Hund oder nicht? Doch so, - was konnte ich meinem Kind bieten – jetzt? Gar nichts, rein gar nichts. Und dann war da noch dieser viel beklemmendere Gedanke. War ich, ich meine, würde ich überhaupt fähig sein ein Kind zu bekommen? Bei meiner Vorgeschichte, also… bei meinem gestörten Verhältnis zu meiner Mutter? Würde ich mein Kind lieben können? Wäre ich überhaupt eine gute Mutter? Ich meine, was passiert… was passiert wenn ich nichts fühle, nicht empfinde für diesen kleinen Menschen in mir? Ein schnelles Klopfen an der Tür ließ mich zusammenfahren, ich spürte wie mein Herz vor Schreck stolperte und ich unweigerlich zusammen zuckte. Edward, war mein erster Gedanke und ich riss freudestrahlend die Tür auf, doch als ich in ein dunkles Augenpaar blickte erstarb das Lächeln auf meinem Gesicht. „Jacob, was…?“ „Bella, ich muss mit dir reden, es ist wichtig.“ Er schnitt mir das Wort ab. Was war das nur für ein verrückter Tag, hatte ich für heute nicht genug Drama überstanden? „Jacob, ich…wenn Edward…!“ „Nein, ich habe gewartete bis er weg war. Ich will dir keinen Ärger machen!“ „Weißt du… ich habe jetzt echt keinen Kopf für das was du…“ „Bitte, Bella… es ist auch das letzte Mal das du mich hier sehen wirst, versprochen.“ „Wie meinst du das nun wieder?“ „Bitte, können wir reden?“ Und wie in jeder Stressreaktion fuhr ich mir wieder durch die langen braunen Haare und trat von einem Bein auf das andere. Schließlich gab ich seufzend nach. „Ja, komm schon rein, wir können in die Küche gehen?“ Emmet sah mich prüfend an und erst als ich ihm mit einem kleinen Nicken zeigte, dass es in Ordnung war, hob er die Zeitung wieder an und las anscheinend konzentriert weiter, doch ich wusste, dass er mit einem Ohr bei uns war. „Hör zu, ich habe dir das mit Emilia erzählt weil ich dir vertraue – immer noch. Du warst immer die Einzige, die ich so geliebt habe. Emilia hätte vielleicht deinen Platz einnehmen können, ich mochte sie sehr – wirklich. Aber seit ihrem Tod klafft ein riesiges Loch, dort wo ich Liebe und Glück empfunden habe.“ „Ja, dann weißt du vielleicht wie es mir die letzten Jahre über ging!“, gab ich bissig von mir und lehnte mich mit verschränkten Armen an die Arbeitsplatte. „Lass mich bitte aussprechen!“, bat er und seine dunklen Augen sahen mich flehend an. Schnaufend unterdrückte ich einen Kommentar und sah ihn finster an. „Ich dachte es hilft, mit dir darüber zu sprechen. Ich dachte du wärst die Einzige, die dieses Loch schließen könnte. Doch… leider… muss ich sagen, dass das nicht der einzige Grund war. Es war Berechnung… ich … habe es darauf angelegt, dass du es ihm sagst. Ich dachte so würde ich ihn dazu bringen sich von dir zu trennen. Ich wollte doch nur eine zweite Chance, wir sind immer füreinander bestimmt gewesen.“ „Stop! Wir sind füreinander bestimmt gewesen? Vielleicht war das einmal so, aber seit du mit meiner damals besten Freundin - meiner besten Freundin, Jacob – im Bett warst – seit diesem Tag, … war die Bestimmung für den Arsch und jetzt verschwinde. Ich bin es leid… ich bin es so leid… Du leidest? Es tut dir weh zu wissen, dass ich glücklich mit jemandem bin. Tja, dann kann ich nur sagen – gewöhn dich dran. Denn ich werde weder zu dir zurückkommen, noch will ich mit dir befreundet sein.“ Wütend verschnaufte ich einen Moment und blickte zur Tür Emmet stand im Türrahmen, immer bereit einzugreifen. Mit einem Ruck blickte ich wieder zu Jacob, der auf dem Stuhl immer weiter zusammengesackt war. „Du hast mir das Herz gebrochen und jetzt erzählst du mir so einen Mist von Bestimmung.“Erst als ich verstummte, fiel mir auf, dass ich geschrien hatte. Ich spürte meinen Puls in den Ohren und hörte das Blut rauschen, Wärme stieg in meine Wangen. Mit einem letzten abfälligen Blick wandte ich mich von ihm ab und ging auf Emmet zu. Jacobs leise Stimme brachte mich zum stehen. „Ich verstehe, dass du wütend bist… und ich werde dich auch nicht mehr belästigen, aber bitte hör mir zu.“ Ich drehte mich so schnell herum, dass ich fast das Gleichgewicht verlor, ich war so unglaublich wütend. „Dr. Cullen war bei uns…“ Überrascht von dieser Nachricht verrauchte meine Wut „…- er bat mich… na ja… er sagte… ich solle dir fern bleiben, sonst würde er ein erneutes Verfahren einleiten… und… ich könnte ins Gefängnis müssen, wegen Totschlags.“ Sofort loderte der Zorn in mir wieder auf. „Bist du nur hier um mich aufzustacheln? Was soll ich tun?“ „Gar nichts, Bella! Ich werde dir fern bleiben. Ich wollte mich nur verabschieden.“ Mit einem ungläubigen Schnaufen drängte ich mich an meinem Bruder vorbei und rannte die Treppe hoch. Mit einem lauten Knall schloss sich meine Zimmertür. Ich ging einige Male in meinem Zimmer auf und ab bis ich mich wieder so weit beruhigt hatte um klar denken zu können. Carlisle hatte Jacob aufgefordert mich in Ruhe zu lassen, er schütze mich. Ich konnte nicht anders als kurz erstaunt zu Lächeln. Er kannte mich kaum, warum tat er das? Gehörte ich denn schon dazu? War ich schon offiziell eine der Cullens? Wie weit würde der Doktor gehen um seinen Sohn, seine Familie zu schützen? Irgendwie war ich mir sicher, dass der Familienverband bei den Cullens sehr stark war. Sie würden immer zusammen halten, nichts würde sie auseinanderreißen. Nicht so wie unsere Familie, die in alle Winde zerstreut wurde… aber ich hatte meinen Dad und einen wundervollen Bruder… und… - … ich hatte Edward. Ja, und vielleicht… - vielleicht war dort bald noch jemand der zu uns gehören würde, zu unserer Familie. Ich strich über meinen flachen Bauch und blickte nachdenklich hinab zu meiner Hand. Vielleicht war es gar nicht so schwierig, vielleicht würde es einfacher werden als ich es mir vorstellte? „Du wirst das Richtige tun!“, hörte ich Emmet leise flüstern. Wieder zuckte ich zusammen und fuhr herum. „Schleich dich nicht so an!“, keifte ich und griff mir an die Brust, mein Herz raste erneut. Lächelnd kam er auf mich zu und murmelte schuldbewusst ein „Entschuldige.“ Er nahm mich in den Arm und strich beruhigend über meinen Rücken. „Wirst du es Charlie sagen?“ ich schwieg eine Weile und überlegte. „Ja…ich denke schon.“ „Also wirst du es behalten?“ seine Stimme klang vorsichtig, doch die Freude in seiner Stimme war kaum zu überhören. „Ich … ich weiß es noch nicht, ich… - … ich brauche Zeit.“ „Okay.“, sagte er gedämpft und gab mich langsam frei um mir in die Augen zu sehen. „Ich bin immer da, hörst du?“ Ich nickte und lächelte ihn dankbar an, dann hörte ich den Schlüssel, der sich in der Haustür drehte und den Schlüsselbund, der laut klimperte. „Also gut.“, sagte ich und atmete ein letztes Mal tief ein bevor ich hinter Emmet mein Zimmer verließ. „Oh, ihr seid zu Hause, das ist schön!“, rief mein Dad strahlend, als er uns auf der Treppe erblickte. „Hast du mal einen Moment Zeit, Dad?“, fragte ich kleinlaut hinter meinem Bruder und spürte wie die gewonnene Kraft dahin floh. „Ja, natürlich … was… ist denn los?“ Emmet deutete auf das Wohnzimmer und schob Charlie vor sich her, bevor er mich im Flur schon löchern konnte. „Ihr habt doch nichts angestellt oder?“, brachte er besorgt über die plötzlich blass gewordenen Lippen. „Nein, nein, Dad. Es geht um… es … also… es geht… ähm…“ „Bella, sag es ihm einfach!“, ermutigte mich Emmet. Ich schwieg und blickte betreten auf meine Finger, die nervös an dem Ring drehten, der sich an meinem Daumen befand. „Was… was ist denn los?“, hörte ich meinen Vater besorgt fragen, er griff nach meiner Hand und unterbrach so mein nervöses Gefummel. „Es geht um ihren Magen… das ständige Erbrechen.“, machte Emmet den Anfang und blickte mich prüfend an. „Ist es was Ernstes? Bist du krank, Liebling? Warst du beim Arzt?“ Immer noch schwieg ich, ich fand einfach nicht die richtigen Worte… dabei waren es doch nur drei… Ich. Bin. Schwanger. Das sollte doch nun wirklich nicht so schwierig sein. Mein Mund wurde trocken und ich wusste plötzlich noch nicht einmal mehr wie man sprach, wie öffneten sich die Lippen? Wie formte man ein Wort, woher kam der Ton? Meine Hände begannen zu schwitzen, mein ganzer Körper fühlte sich plötzlich unglaublich heiß an. „Es ist was Ernstes… Bella, was ist denn? Was ist es?“, fragend blickte er zwischen Emmet und mir hin und her. „Ist es… ist es ein Magengeschwür? Ist es… eine Schleimhautentzündung?... – um Gotteswillen, es wird doch wohl kein Krebs sein?“ Während mein Vater sich in Rage redete wurde mir immer wärmer und unwohler. „Bella?“, rief mein Bruder und sah mich eindringlich an. „Ich bin Schwanger.“, hörte ich plötzliche eine sanfte, liebliche, aber dennoch hektische Stimme sagen, es war meine. Ich hob den Blick und sah meinen Vater vorsichtig an, seine Augen waren auf mich geheftet. Mit gerunzelter Stirn saß er da und blickte mich an. Es verging eine für mich unerträglich lange Zeit. Sanft drückte ich seine Hand. „Dad, hast du gehört was ich gesagt habe?“ Erst jetzt kehrte Leben in seine Augen und sein Gesicht zurück. „Ja… aber… das… ist… Bella… wer?“ Der Blick den ich ihm schenkte zauberte ihm ein Lächeln auf die Lippen, er verstand ohne Worte. „Edward.“, sagte mein Vater wissend und legte mir eine Hand an die Wange. „Das sind doch schöne Neuigkeiten, was sagt er denn dazu?“ Woher nahmen bloß alle diese Begeisterung, mein Dad strahlte genauso wie Emmet… dachte denn niemand an die ganzen Sachen an die ich dachte? Das Geld, die Unterkunft…, die Verantwortung. „Er … Edward weiß es noch nicht.“, brachte ich mühsam heraus und blickte wieder auf meine Hände. „Was? Aber warum de…“ „Sie weiß noch nicht, ob sie es bekommt!“, sagte Emmet ruhig. „Was?“ jetzt klang mein Vater aufgebracht „Bella, sowas, das… nein…!“ „Dad, ich studiere, ich habe kein Geld, eine viel zu kleine Wohnung… mein Leben ist das pure Chaos, was könnte ich meinem Kind bieten, was…“ „Das ist doch Unsinn, wir unterstützen dich schon. Ich bin mir sicher das René…!“ „Halt… niemand… niemand von euch beiden wird ihr es sagen… verstanden… ich will sie hier nicht sehen und ich will auch kein Geld von ihr.“, sagte ich wütend und ballte die Hände zu Fäusten. „Aber, sie ist deine Mutter…“, sagte Charlie entsetzt. „Ja, im biologischen Sinne magst du recht haben. Ich will sie hier nicht sehen und auch nicht in Phoenix.“ Beide schwiegen und sahen mich an als hätte ich den Verstand verloren. Mein Vater fasste sich als erstes wieder. „Hör zu Bella, es ist natürlich eine große Entscheidung… und es ist allein eure Entscheidung, aber so ein Baby ist das wunderbarste Geschenk, was diese Erde für dich bereit hält.“ „Aber… ich … vielleicht bin ich noch nicht so weit… ich weiß gar nicht ob ich das kann?“ „Du sorgst dich so liebevoll um andere Menschen, du wärst eine gute Mutter, Bella. Ganz sicher.“, meinte mein Dad und griff nach meinen Händen. „Ich würde Opa werden?“, sagte er mit einem eigenartigen Glitzern in den Augen. „Ich weiß es noch nicht Dad!“ „Du musst mit Edward sprechen.“ „Ja, das tue ich auch.“ Vielleicht, fügte ich in Gedanken an und dachte bereits mit grauen an die unvermeidliche Party. Kapitel 21: Eine Entscheidung ----------------------------- So ihr Lieben, eigentlich wollte ich mit diesem Kapitel noch warten und es bis zur Party schreiben, weil ihr mir aber wieder so super Kommis geschrieben habt, dachte ich mir ich schick es jetzt schon ON... bis zur Party dauert es noch ein wenig, aber in diesem Kapi wird es "denke ich" auch nicht langweilig :o) Dieses Kapitel möchte ich einer ganz besonderen Leserin widmen, da sie immer so umfangreiche Kommentare schreibt und das auf eine ganz besondere Art und Weise... Diese besondere Leserin trägt den Namen Mocca... :o) Danke, dafür dass du dir immer so viel Zeit bei den Kommentaren nimmst... Und natürlich auch ein ganz dickes Danköööööööööö an euch alle. Ihr seid total super und ohne euch würde es diese Fanfiction vermutlich nicht mehr geben. Macht weiter so Eure Nicki PS: das nächste Kapitel ist schon in arbeit und auch schon fast fertig :o) Als ich drei Stunden später gemeinsam mit meinem Bruder im Flugzeug saß, begannen meine Hände erneut zu schwitzen. Mir wurde ganz flau im Magen und die Panik, von der ich dachte ich hätte so wunderbar im Griff, wollte mich überrennen. Emmet griff nach meiner Hand und strich sanft darüber. „Beruhige dich, Bells. Es ist alles in Ordnung. Ich bin da, ok?“ Wir waren schneller in Phoenix am Flughafen, als mir lieb war. „Du musst es ihm doch nicht heute sagen, du musst noch nicht einmal sagen, dass du wieder da bist. Geh erst einmal zu deinem Frauenarzt und dann sehen wir weiter. Ganz langsam Bella, ganz in Ruhe, in Ordnung?“ Ich nickte kurz und rang mir ein Lächeln ab. Endlich aus dem Flugzeug raus, spürte ich die warme Luft auf meiner Haut und atmete tief ein. Wenigstens schien die Sonne, so wie beinahe immer in Phoenix und es war warm. Irgendwie fühlte ich mich gleich etwas besser. Dieser ständige Regen in Forks drückte einem doch ganz schön aufs Gemüt. Zügig gingen wir zur Kofferausgabe und dann Richtung Ausgang, als wir durch die Terminals liefen, konnte ich etwas weiter weg jemanden ausmachen, den ich sehr vermisst hatte. Ungläubig blickte ich zu Emmet dann wieder nach vorn. „Ich habe ihn angerufen.“, sagte er schulterzuckend und lächelte. „Ich dachte du brauchst ihn jetzt vielleicht.“ Völlig überwältigt starrte ich meinen Bruder an, dann ließ ich meine Tasche fallen und rannte los. Ein Strahlen breite sich auf meinem Gesicht aus und die verschiedensten Gefühle rauschten durch meinen Körper. Auch Jasper war mir entgegen gelaufen und schloss mich lachend in die Arme. „Endlich seid ihr wieder da!“, brummte er in mein Ohr und drückte mich an sich. Nach einer Zeit ließ er mich los und musterte mich eindringlich. „Hmm, dieses Wetter da unten ist nicht gut für deinen Teint, du bist ein wenig blass um die Nase!“, stellte er mit gekräuselter Stirn fest. „Das hat andere Gründe!“, warf Emmet trocken ein. Wütend funkelte ich ihn an. „Emmet!“, zischte ich noch, doch da sprach er schon weiter „Du wirst es deinem besten Freund doch wohl nicht verschweigen?“, fragte mich mein Bruder mit hochgezogenen Augenbrauen. „Was ist denn hier los?“, fragte Jasper überrascht als er die giftigen Blicke zwischen meinem Bruder und mir bemerkte. „Nichts!“, sagte ich streng in Emmets Richtung und blickte dann Lächelnd in Jaspers beunruhigtes Gesicht. „Kommt, ich muss unbedingt unter eine Dusche.“, fügte ich an und zog sanft an Jaspers Arm. Unbemerkt von den Cullens schafften Emmet, Jasper und ich es in meine Wohnung. Und gerade als ich meine Tasche abstellte überrannte mich wieder diese unbezwingbare Übelkeit. Unter dem wissenden Blick meines Bruders und einem vollkommen irritierten Jasper stürmte ich ins Bad und schlug die Tür hinter mir zu. Als ich wieder im Wohnzimmer erschien saßen Emmet und Jasper auf meiner Couch und betrachteten mich eingehend. „Geht’s wieder?“, fragte Jasper besorgt und kam auf mich zu. Ich senkte den Blick und nickte „Ja, es… der Flug…!“, murmelte ich vor mich hin und schielte zu Emmet hinüber. Jasper griff mich am Ellenbogen und führte mich zu meiner Couch. Kaum saß ich da klopfte es an meiner Tür. Mit großen Augen blickte ich zu Jasper, dann zu Emmet. Niemand sagte etwas, wir mussten die Sache einfach aussitzen, wer auch immer vor der Tür war, würde schon wieder verschwinden. „Ich weiß, dass ihr da drin seid, also macht gefälligst auf!“, trällerte Alice vor meiner Haustür. Oh nein, dachte ich und verdrehte die Augen. Mit jedem würde dieser Trick funktionieren, aber nicht mit Alice. Nein, nicht mit Alice Cullen. Sie war viel zu hartnäckig und eigentlich bekam sie immer was sie wollte… so wie alle Cullens. Seufzend erhob sich Jasper und verschwand im Flur. „Was macht ihr denn hier? Versteckt ihr euch?“ „Ja… Nein… ich meine ich weiß es nicht!“, versuchte Jasper zu erklären und kam Schulterzuckend zurück ins Wohnzimmer. Alice erschien kurz danach hinter ihm und blickte mich stirnrunzelnd an. „Bist du krank? Du bist so blass, siehst irgendwie nicht so gut aus.“ Schnell war sie bei mir und hatte ihre weißen Hände um meine geschlungen. Na toll, warum fiel das wirklich jedem auf… jedem…mir blieb nur zu hoffen übrig, dass der Brechreiz sich jetzt nicht wieder melden würde. „Nein!“, brachte ich heraus und versuchte völlig unbeteiligt zu gucken. „Was ist dann los? Warum verschanzt ihr euch hier?“ „Das tun wir doch gar nicht!“, antwortete ich und blinzelte unschuldig. „Weiß… weiß mein Bruder, dass du wieder hier bist? Er war ganz komisch als er heute nach Hause kam.“ Sie sah mich prüfend mit gerunzelter Stirn und misstrauischem Blick an. Mit einem ergebenen Stöhnen gab ich es auf. „Nein Alice, er weiß nicht, dass ich wieder da bin. Es wird eine Überraschung, weißt du… ich muss mir doch noch ein Kleid für deine Party besorgen.“ Glücklicherweise fand ich eine Antwort die ihr anscheinend gefiel, ein bezauberndes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und sie tippelte in den Flur. „Das brauchst du nicht mehr, ich habe dir was besorgt.“, rief sie strahlend als sie eine dicke Tüte in mein Wohnzimmer zerrte. „Alice, was?“, fragte ich sie ungläubig und konnte meinen Blick nicht von der Tüte lösen. Und da passierte es, wieder stieg Übelkeit in mir auf. Ich sprang auf, presste mir die Hand vor den Mund und spürte, dass ich es dieses Mal nicht bis ins Bad schaffen würde. Ich zischte an Alice vorbei, die erschrocken einen Schritt zu Seite gesprungen war, und verschwand in der Küche. "Was hat sie denn?", fragte sie die anderen Beiden, doch ich hörte niemanden antworten. „Was ist denn mit dir?“, hörte ich Alice sanft fragen als sie mir die Haare zurückhielt. „Nichts, nur mein Magen.“, log ich bevor die nächste Welle Übelkeit über mich hinweg zog. „Hast du was Falsches gegessen?“ „Ja, das … das wird es sein.“, brachte ich keuchend hervor und ließ mich auf einen Küchenstuhl sinken. Alice nahm ein Glas aus dem Küchenschrank und goss Wasser hinein, dann stellte sie es vor mir hin und nahm gegenüber von mir Platz. „Woher wusstest du…?“ „Ich habe euch gesehen.“, antwortete sie leise und ihr Blick wurde abwesend. „Was ist los?“, fragte ich als ich ihre eigenartige Stimmung bemerkte. „Ich… weiß das von Emilia… das… na ja… dass es möglich ist das sie selbst gefahren ist.“ Betreten blickte ich zu Boden und wartete darauf, dass sie mich anschreien würde, so wie Edward es getan hatte. „Sie war so stur, aber das sie so unvernünftig gewesen ist… es ist schwer sich das vorzustellen.“ Überrascht hob ich den Kopf und blickte sie an, Alice erwiderte meinen Blick mit einem halbherzigen Lächeln, Traurigkeit lag in ihrem Blick. „Du bist nicht sauer auf mich?“ „Was?“, ihr Blick war so entsetzt, dass ich beinahe gelacht hätte, wenn es nicht so ernst wäre. „Wieso sollte ich? Du kannst nichts dafür, ich bin auf sie sauer und auf diesen dämlichen Indianer. Wieso kommt er plötzlich und erzählt es dir – ausgerechnet dir? Er hat dich in etwas mit hineingezogen, das nur ihn betrifft. Und ich könnte Edward wirklich den Hals umdrehen…!“ „Warte, warte… das was zwischen Edward und mir war…!“ „Ja, ich weiß es… er hat es unserem Dad und mir erzählt.“ „Alice… er… war einfach nicht darauf vorbereitet.“ „So ein Verhalten ist unangebracht und…“ „Alice, es ist genug, zwischen Edward und mir, das ist geklärt hörst du. Es geht mir gut und ihm auch.“, fuhr ich dazwischen und griff nach ihren Händen. Tränen standen in ihren Augen. „Es ist nur… ich mag dich so furchtbar gern, ich will nicht das er dich vertreibt.“, flüsterte sie und lugte unter ihren langen schwarzen Wimpern zu mir hoch. Ich stand auf und ging auf sie zu. Kurz vor ihr blieb ich kurz stehen, sank dann auf die Knie und zog sie zu mir. „Ich gehe nicht weg, Alice. So schnell werdet ihr mich nicht los.“, sagte ich und strich ihr liebevoll über den Rücken. Leise Schluchzer waren von ihr zu hören, doch dann nickte sie und löste sich von mir. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und lächelte „Zieh dein Kleid an, bitte ja?“ Verwundert sah ich sie kurz an, doch als ich sah wie sich ihr Lächeln wieder in dieses leblose Gesicht verwandelte nickte ich grinsend und zog sie mit mir in den Flur. „Aber Kotz es nicht voll!“, rief Alice drohend. Ich zog eine Grimasse und griff dann nach der Tüte. „Und das du es uns auch schön vorführst.“, mischte sich Emmet ein. „Wo bleibt denn da die Überraschung?“, fragte Alice freudestrahlend und schob mich dann ins Schlafzimmer. Sie schloss hinter mir die Tür, dann unterhielt sie sich mit Jasper und Emmet. Da stand ich nun, mir war immer noch speiübel, ein bisschen Schwindelig und ich war mit einer dicken Tüte allein in meinem Schlafzimmer. Seufzend setzte ich mich im Schneidersitz auf das Bett und schielte in die Tüte. Mit spitzen Fingern öffnete ich sie weiter und blickte ganz hinein. Ein großer Haufen dunkelblauer Chiffonstoff erschien. Behutsam hob ich das Bündel heraus und streckte es in die Höhe. In langen Wellen fiel der Stoff dem Boden entgegen. Der Stoff war wunderschön und fühlte sich angenehm weich an. Ich stellte mich vor meinen Spiegel und hielt das Kleid an meinen Körper. Es würde knapp bis über das Knie gehen, hübsch eigentlich, dachte ich und ließ mich wieder auf das Bett sinken. Wieder war mir schwindelig. Das Zimmer drehte sich und mit ihm auch meine Gedanken. Wie lange würde ich das durchhalten können ohne das Jasper und Alice etwas merkten? Doch das war nicht meine einzige Sorge, meine Gedanken glitten zu dem letzten Gespräch mit meinem Dad, bevor er mich und meinen Bruder in ein Taxi gesetzt hatte. Er wollte das Haus verkaufen, ich konnte es einfach nicht glauben. Er liebt dieses Haus, es war seine Altersvorsorge. Es war richtig ihm ordentlich den Kopf zu waschen, auch wenn es mir jetzt – dank meines schlechten Gewissens wieder leid tat – er wollte mir nur helfen. Ja, ist das nicht Wahnsinn? Mein Dad verkauft das Haus, zieht nach Phoenix in eine Miniwohnung und will mir das Geld geben, das er für das Haus bekommt – welch ein Irrsinn, aber das war sein Plan… Nein, so nicht, das würde ich nicht zulassen – niemals. „Bella, bist du soweit… ich komm jetzt rein, ja?“ Und schon streckte sie ihren Kopf durch die Tür. Ihr strahlen verschwand als sie mich da sitzen sah. „Du hast ja nicht einmal angefangen?“, meinte sie enttäuscht und kam näher. Sie hockte sich neben mich und sah mich eingehend an. „Du bist schon wieder so blass. Alles ok?“ „Ja, sicher. Ich brauche nur einen Moment.“ „Na gut, du musst es jetzt nicht anziehen … oder… wenn es dir nicht gefä…!“ „Alice, es ist wunderschön wirklich… ich ziehe es an, jetzt gleich!“, sagte ich und bemühte mich um ein Lächeln. „Ja, in Ordnung!“, trällerte sie und verschwand durch die Tür. Unter großer Anstrengung zog ich mir das T-Shirt über den Kopf und striff die Jeans von meinen Beinen. Mein Puls raste bereits wieder und ich war so sehr bemüht nicht wieder diesem Gefühl nach zugeben. Entschlossen stieg ich in das Kleid und band die beiden Satinbänder in meinem Nacken zusammen. Dann schloss ich den kleinen Reißverschluss an der Seite und blickte in den Spiegel. Oh wow, dachte ich staunend. Ich drehte mich verzaubert und starrte die ganze Zeit auf die junge Frau in diesem dunkelblauen Kleid die mir gegenüberstand. Es saß perfekt. Silberne Verzierungen gaben dem Kleid noch einen ganz besonderen letzten Schliff. Der feine Stoff umspielte meinen Körper fließend und zauberte eine elegante Erscheinung. Es ging mir bis zum Knie, wie ich schon angenommen hatte. Es passte wie eine zweite Haut. „Alice?“, rief ich freudig und wandte mich der Tür zu. Sofort ging die Tür auf und sie spähte hinein. „Ja, sehr schön… damit bin ich zufrieden.“, sagte sie grinsend und kam näher. „Bella, es sieht wunderschön an dir aus. Da wird mein Bruder aber Augen machen.“, zwitscherte sie und zwinkerte mir verschwörerisch zu. Sofort legte sich ein Rotschimmer auf meine Wangen. „Ach komm schon, meinst du nicht?“ Wieder blickte ich in den Spiegel und konnte ein Lachen nicht länger zurückhalten. „Schuhe habe ich dir auch schon besorgt und Haarschmuck und Make up und natürlich Ohrringe...!“ „Alice… langsam… das war doch sicherlich alles sehr teuer, das kann … das kann ich nicht annehmen.“ Sie verzog das Gesicht und schien zu überlegen. „Sieh es einfach als eine Art verfrühtes Weihnachtsgeschenk.“ „Ich weiß nicht, ehrlich, das ist sehr lieb von dir aber…das…?“ „Kein aber… freu dich einfach und damit hast du mir schon Freude genug gemacht… den restlichen Spaß hol ich mir bei Edward ab, wenn er dich sieht.“ Wieder zwinkerte sie und lachte verschmitzt. Ihr Lachen glich einem Windspiel, es klang immer hell und freundlich. „Na gut!“, brummte ich und blickte wieder in den Spiegel. „ich komm dann vorher noch und mach dir die Haare… ich muss jetzt auch los… sonst bekomm ich so viele unangenehme Fragen gestellt.“ Sie grinste verschwörerisch und tänzelte aus meinem Schlafzimmer. Zwei weitere Tage waren vergangen ohne, dass mich einer der restlichen Cullens erblickt hatte. Gleich war es soweit, unruhig ging ich in meinem Wohnzimmer auf und ab, als es endlich klopfte. „Können wir?“, fragte mein Bruder als ich öffnete. Ich nickte stumm und schluckte ein paar Mal. Wir gingen durch den Keller hinaus und stiegen in der Bronsstraße in ein Taxi. Auf der ganzen Fahrt schwiegen wir, mir strömten so viele Gedanken durch den Kopf, wieder ruhte eine Hand an meinem Bauch, irgendwie hatte ich es mir in den letzten Tagen angewöhnt, wartete ich auf ein Zeichen? Auf ein Gefühl das mir sagte, ich solle es behalten? Auch im Wartezimmer ging es mir nicht besser, ich fühlte mich innerlich zerrissen und unvollständig. Was war das Richtige? Als mein Name aufgerufen wurde, drückte Emmet mitfühlend meine Hand und lächelte mich ermutigend an. Er würde auf mich warten… und egal wie ich entschied – er würde da sein. Mit zitternden Händen und weichen Knien ließ ich mich auf den Stuhl sinken und blickte meine Frauenärztin hilfesuchend an. „Was kann ich für Sie tun, Ms. Swan. Sie klangen ziemlich bedrückt am Telefon.“ „Ja, ich… ich bin Schwanger…denke ich!“ „Oh, das ist ja eine Neuigkeit. Aber sie machen mir keinen glücklichen Eindruck?“ „Nein, es ist… ich weiß nicht…!“ „Haben Sie sich schon überlegt was sie tun möchten. Möchten sie es bekommen? Man muss nicht immer gleich zur Abtreibung greifen wenn man ein Baby nicht möchte, Sie könnten es auch zur Adoption freigeben.“ „Was?“, fragte ich schockiert und legte schützend die Hände vor meinen Bauch. Es war ein Impuls, eine Reaktion auf das Wort Adoption. Nein, das würde ich nicht wollen. Es gab nur zwei Wege für mich, niemals würde ich mein Baby, ich meine, mein eigen Fleisch und Blut zur Adoption freigeben. Aber eine Abtreibung würde den Tod bedeuten, den Tod meines Kindes – war ich dazu fähig? „Weiß der Vater es schon?“ Ich schüttelte den Kopf. „Wir… kennen uns noch nicht lange, wir studieren beide… es ist…!“ „Ja, ich verstehe schon. Es ist eine schwere Entscheidung. Wissen sie wann das Kind gezeugt wurde?“ „Ja, es ist jetzt fast acht Wochen alt.“ „Na gut, dann werde ich mir das jetzt ansehen und dann besprechen wir das ganze noch einmal. Wobei entscheiden müssen Sie dennoch allein, ich kann Ihnen nur die Möglichkeiten nennen, was sie tun werden liegt ganz an Ihnen.“ Ich nickte wieder und folgte ihr dann ins Behandlungszimmer. „Bitte schieben sie ihr T-Shirt etwas hoch und die ersten Knöpfte der Jeans öffnen.“ Ich legte mich auf die Liege und versuchte ruhig zu atmen. „Bei einer Abtreibung, ich werde doch trotzdem noch Kinder bekommen können oder?“ „Ja, natürlich, die Technik ist soweit vorangeschritten, dass für ihren Körper keinerlei Sorge besteht. Es ist natürlich ein Eingriff, da bleibt immer ein gewisses Risiko.“ Ich zuckte zusammen als das kalte Gel meine Haut berührte. „Entschuldigung, das ist immer etwas unangenehm.“ „Schon okay!“, murmelte ich und blickte aus dem Fenster. „Hier sehen Sie das?“ „Nein, ich will es gar nicht.“, flüsterte ich und Tränen liefen über meine Wangen. „Ich bin wirklich Schwanger!“ „Ja, Ms. Swan!“ „Wann können Sie den Eingriff machen, ich kann das nicht. Ich studiere, ich habe kein Geld und…“ „Schhh, beruhigen Sie sich… überstürzen Sie es nicht. Nur wenn Sie sich wirklich sicher sind, sollten Sie diesen Schritt gehen, Ms. Swan.“ Sie wischte mir mit einem Taschentuch die Tränen von den Wangen und blickte mich mitfühlend an. Nach einem weiteren Gespräch von zwei Stunden, hatte ich auf einen Termin für morgen früh bestanden. Bevor ich jedoch aus dem Zimmer flüchten konnte drückte mir meine Ärztin das Bild des Ultraschalls in die Hand. „Schlafen Sie noch einmal darüber?“, sagte sie und verabschiedete sich dann von mir. Emmet kam mir entgegen, ich fühlte mich leer, so unglaublich leer… kein Gefühl das mir sagte, dass es richtig oder falsch war… In dieser Nacht schlief ich so unruhig wie schon lange nicht mehr. Ich drehte mich hin und her, versuchte herauszufinden was ich wollte, was richtig war. Aber eigentlich war ein Abbruch das einzig richtige… ich würde weiter studieren, Edward besser kennenlernen und mein Leben würde ganz normal weitergehen. Ja… das war Richtig. Ein geregeltes Leben mit einem Ziel vor Augen. Emmet hatte den ganzen Abend versucht mit mir zu reden, doch ich konnte ihm gar nicht zu hören… ich wollte es auch gar nicht… ich musste meine eigene Entscheidung treffen und ich denke sie ist gefallen. Ein geregeltes Leben… ein Ziel vor Augen, sagte ich mir immer und immer wieder. Der nächste Morgen war unglaublich schnell gekommen doch es war richtig. Ich musste es tun. Ich musste mich entscheiden und das habe ich getan… ja… ich war alt genug um solche Entscheidungen treffen zu können. Als Emmet mich abholte schwieg er die ganze Zeit, er sprach kein Wort. Er war enttäuscht von mir, das wusste ich, aber wenn es doch richtig war – das einzig richtige? Auf dem Parkplatz blieb er in seinem Auto sitzen, als ich aussteigen wollte. „Kommst du nicht mit?“, fragte ich ängstlich. „Nein, ich warte.“, sagte er knapp. Als ich die Tür schließen wollte hörte ich ihn doch noch etwas sagen. „Bella, ich bin nicht böse auf dich, hörst du. Ich kann es nicht verstehen, aber… ich bin auf deiner Seite hörst du, ich bin für dich da… wenn es vorbei ist…“ Danke!“, hauchte ich und kletterte wieder in das Auto um ihn zu umarmen. Er legte seine kräftigen Arme um mich und hielt mich fest. Der Weg in die Praxis fiel mir unglaublich schwer… und als es dann soweit war und mein Name aufgerufen wurde, kribbelte es in meinem Körper unaufhörlich. Ich ging stockend ins Behandlungszimmer und zum ersten Mal drangen Zweifel in mein Bewusstsein vor. Es ist dein Kind, Bella… und Edwards, hörte ich meine eigene Stimme in meinem Kopf. Wieder glitt meine Hand zu meinem Bauch. „Sie können sich dann entkleiden, Frau Doktor kommt gleich zu Ihnen.“ Ich nickte der Schwester zwar zu, aber meine Beine rührten sich nicht. Vor mir auf dem Tisch lagen viele silberne Geräte. Zangen, Scheren, ein Skalpell. Panik stieg in mir auf und auf einmal wusste ich es. Niemals. Niemals würde ich so etwas zulassen können. Ich konnte es nicht. Es war mein Baby… und das fehlende Gefühl nach dem ich die ganzen Tage gesucht hatte, war plötzlich da und ließ mich hektisch das Zimmer verlassen und aus der Praxis rennen. Ich wollte dieses Baby und nichts und niemand würde es mir rausschneiden. Besonders nicht ich. Ich dachte es wäre das Richtige, aber das war es nicht. Vollkommen aufgelöst rannte ich die Treppe hinunter und dann aus der Tür hinaus. Emmet sah mich kommen und sprang aus dem Wagen. Er lief mir entgegen und hielt mich fest. „Ich konnte es nicht! Ich… konnte… es … einfach … nicht!“, schluchzte ich und krallte mich an ihm fest. „Scchhh, Bells. Beruhige dich. Es ist alles gut. Schhh.“, sanft sprach er mit mir und begann uns ein wenig hin und her zu wiegen. Kapitel 22: Alles nur geträumt? ------------------------------- Während wir nach Hause fuhren hielt Emmet die ganze Zeit über meine Hand. Ich hatte mich soweit beruhigt das ich nicht mehr weinen musste und aus dem Fenster blickte. Erst jetzt wurde mir klar, dass ich es schon viel länger wusste als mir bewusst war. Es war die Angst vor der Zukunft mit einem Baby, die mich in die Praxis getrieben hatte, nicht das Baby selbst. Und jetzt wo diese Entscheidung gefallen war fühlte ich mich besser. Nicht mehr so aufgewühlt. Zuhause ließ Emmet mir Badewasser einlaufen und verschwand dann in der Küche. Kurz darauf stand er an der Couch, auf der ich mich zusammengerollt hatte. „Du gehst jetzt schön in die Wanne und ich koche uns etwas, einverstanden?“ Mit einem Lächeln stimmte ich ihm zu und schälte mich aus der Wolldecke. Das warme Wasser löste meine Verspannungen und linderte mein seelisches Durcheinander ein wenig. „Ich brauche eine größere Wohnung.“, brummte ich als ich gerade die Spaghetti auf meine Gabel drehte. „Ihr… Ihr braucht eine größere Wohnung. Edward, das Baby und du!“, korrigierte Emmet. „Wer sagt mir denn, dass er nicht schreiend davon läuft?“, murmelte ich bedrückt. Emmet legte sein Besteck aus der Hand und legte seine Hände an meine Wangen. „Bella, er wird nicht davon laufen… das verspreche ich dir. Und wenn doch, dann wird er demnächst einen Rollstuhl brauchen!“, sagte er grinsend und zog eine Fratze. Ich konnte nicht anders als zu lachen. „So gefällst du mir viel besser!“, meinte er und küsste mich auf die Stirn, bevor er nach der Wasserflasche griff und mir und ihm nachschenkte. „Es war richtig… du hattest recht damit – ich würde so etwas nie können!“ Statt einer Antwort schenkte er mir nur ein sanftes Lächeln und griff wieder nach seiner Gabel. „Was denkst du wie er reagiert? Wie… wie würdest du reagieren wenn es Rosalie wäre.“ „Ich weiß nicht… bei dir freue ich mich… ich freue mich sogar sehr… ich werde Onkel, das hat doch was!“, sagte er freudig und strahlte mich an, doch dann wurde er ernst. „Wenn es Rosalie wäre… ich würde ebenfalls eine Zeit brauchen um es zu realisieren, um es zu verstehen… aber dann… ich denke ich wäre glücklich… niemals würde ich sie allein damit lassen. Und so wie ich Edward einschätze… wird er ebenfalls bei dir bleiben.“ Er schwieg eine Weile und sah mich an. „Aber was das Wichtigste ist, ich denke er wird sich freuen… nach dem ersten Schock.“ Die Tage bis zur Party waren wie im Flug vergangen und nun stand ich vor meinem großen Spiegel im Schlafzimmer und drehte mich immer wieder hin und her. Alice saß auf meinem Bett und beäugte mich fachmännisch. „Hmm, irgendwie gefällt mir das noch nicht so ganz.“, brummelte sie vor sich hin. Ich wandte mich zu ihr um und wollte gerade etwas sagen, als es schon wieder los ging. Ich rannte aus dem Zimmer direkt in mein Bad und übergab mich. Alice war sofort bei mir und strich mir über den Rücken. „Wirklich, Bella, so geht das doch nicht weiter… das ist doch nicht nur ein verdorbener Magen.“, sagte sie streng. Sie machte sich Sorgen, verständlich… auch mir machte das Sorgen… immerhin ließ ich mir drei bis viermal am Tag alles noch einmal durch den Kopf gehen, aber meine Ärztin sagte mir das sei normal. „Überraschung hin oder her, ich werde jetzt Edward holen.“ Sie hatte bereits das schmale schwarz glänzende Handy in der Hand. „Alice, nein… nein, warte! Bitte es ist doch gleich schon so weit. Mach mir das nicht kaputt.“ Sie durfte ihn jetzt nicht anrufen. Ich brauchte doch Zeit… und wenn es nur noch wenige Stunden waren. Ich musste mich vorbereiten. Auch wenn ich mir schon seit Tagen überlegte wie ich es ihm sagen sollte, ich war noch nicht bereit. Doch gleich würde ich es sein müssen. Sie verharrte in ihrer Bewegung und blickte lange auf das Display ihres Handys, ehe sie es wieder in ihre Tasche schob. „Ich habe in meiner Tasche etwas gegen Übelkeit würdest du mir das bitte holen?“ „Na klar!“, sagte sie seufzend und verschwand. Ich lehnte mich gegen die Fliesen und schloss die Augen, das Schwindelgefühl hatte seinen Höhepunkt erreicht und ebbte in diesem Moment wieder ab. Dennoch hielt ich die Augen geschlossen und konzentrierte mich darauf gleichmäßig zu atmen. „Bella!?“, rief Alice und ich hörte an ihrer Stimme, dass sie irgendwas gefunden hatte, dass sie erschreckt hatte. Zögernd öffnete ich die Augen und blickte durch die geöffnete Badtür in meinen Flur. Dann trat Alice in mein Blickfeld, sie hielt Zettel in der Hand. „Bella, was… ist… das?“, flüsterte sie und wedelte mit den Zetteln. Da wusste ich was sie gefunden hatte – die Infobroschüren über Schwangerschaften, Geburten, Babys und Abtreibung. Es dauerte nicht lang und ich hörte es bei ihr beinahe klicken… sie riss die Augen auf und starrte mich ungläubig an. „Du… bist… Schwanger?!“ Es hatte keinen Sinn sie zu belügen, sie hatte es herausgefunden und ich … ich war selbst Schuld daran. „Ja, Alice. Es stimmt.“ „Oh, … oh… aber das ist ja… das ist wundervoll.“, jubelte sie und stürzte in meine Arme, sie drückte mich fest an sich. „Seit wann, ich meine… weiß mein Bruder es schon? Wann?... Wow, ehrlich. Das ist… das ist unglaublich.“ „Ich weiß es selbst erst seit ein paar Tagen, also dass ich es bekommen möchte.“, gab ich zu. Sie rückte ein Stück von mir ab und ließ sich mit ihrem Designerkleid neben mich sinken. „Du wolltest… du wolltest einen Abbruch machen?“, brachte sie mühsam heraus. „Ich wusste es nicht, ich meine… ich geriet vollkommen in Panik als ich den Test machte. Ich brauchte Zeit… aber ich habe mich entschieden… ich werde es bekommen.“ Sie hörte mir stumm zu und blickte mir unablässig in die Augen. „Ich weiß gar nicht was ich sagen soll! Das ist alles so… unglaublich.“, rief sie strahlend, ihre Augen leuchteten voller Freude. „Ich werde Tante - … ist man dann alt? So als Tante, meine ich? Oh,…oh ja, wir werden wundervolle kleine Strampler und Söckchen kaufen und natürlich kleine rosa Kleidchen.“, meinte sie dann voller Euphorie und nickte mir flehend zu. Ich ließ mich von ihrer Stimmung mitreißen und lachte laut. „Alice, ich weiß doch gar nicht ob es ein Mädchen wird.“ „Aber ich!“, sagte sie äußerst glaubhaft und zwinkerte mir zu. Als ich mich wieder beruhigt hatte sah sie mich ernst an. „Gut, dass du dich nicht für einen Abbruch entschieden hast.“ Sie nahm meine Hand in ihre und drückte sie leicht. „Ja!“, erwiderte ich gedankenverloren und wandte den Blick ab. „Du machst dir Sorgen wegen meinem Bruder?“, schloss sie und suchte meinen Blick. „Ja, Alice… was ist… ich meine…!“ „Bella, mein Bruder liebt dich wie verrückt und ich schwöre dir – er wird sich mit dir freuen.“ „Aber er studiert noch, er möchte Arzt werden. Ich will nicht, dass er irgendwas aufgeben muss, nur… nur weil er sich mir verpflichtet fühlt. Nur weil sein Kind in mir wächst.“, rief ich aufgebracht und kämpfte mühsam mit den Tränen der Angst. Ich hatte Angst verlassen zu werden, Angst vor seiner Reaktion. „NUR?“, fragte mich Alice und sah mich ungläubig an. „Das ist nicht nur „nur“… es ist euer Baby, hörst du… und Edward war die Familie schon immer wichtiger, besonders seit… seit dem Tod von Emilia.“ „Aber…!“ „Nein, kein aber Bella. Mach dir keine Sorgen es wird gut gehen. Ja?“ Ich atmete einmal tief durch und nickte dann zustimmend. „So, und jetzt.“ Sie holte ihre kleine Handtasche hervor und zog ein weißes Stofftaschentuch heraus, vorsichtig tupfte sie über meine Wangen. „Trocknen wir mal deine Tränen und dann gehen wir rüber, in Ordnung?“ Ich nickte stumm und blinzelte sie dankbar an. Alice Zuversicht gab mir Kraft und den Mut wirklich dort zu erscheinen und mit Edward zu sprechen. Mit Edward über unser Baby zu sprechen. Wie immer wenn ich an ihn dachte schlug mein Herz schneller und das angenehme Kribbeln in meinem Bauch wurde immer stärker. „So, jetzt bist du wieder vorzeigbar. Ist alles in Ordnung… wir können auch noch einen Moment einfach nur hier sitzen?“ „Nein, Alice alles in Ordnung. Lass uns gehen.“ „Ok.“ Sie erhob sich anmutig und streckte mir dann ihre Hand entgegen. Dankbar ergriff ich sie und ließ mich von ihr hochziehen. Kurz vor der Haustür der Cullens kam ich ins stocken und blieb stehen. Von drinnen schalte laute Musik nach draußen, die Stimmung schien gut aufgeheizt zu sein. „Bella? Kommst du?“, drang sanft Alice Stimme an mein Ohr. „Ja, ich…!“ ich wandte den Kopf und blickte auf das Haus in der meine Wohnung lag. Kneifen gilt nicht, schalte ich mich selbst nur für den Gedanken weglaufen zu wollen. „Alice… du wirst doch nic…“ „Nein, ich sage kein Wort – versprochen!“, sagte sie ruhig und machte mit der Hand eine Geste, die ihren Mund verschloss. Ich lächelte unsicher. Dann blickte ich auf die Haustür, wieder rumorte es in meinem Bauch, mir war übel, sehr übel, doch dieses Mal lag es nicht an der Schwangerschaft. Warum nur hatte ich eine solche Angst davor mit ihm darüber zu sprechen. Ich liebe ihn doch und er liebt mich, warum also dieses Theater? Ah, richtig weil ich ihm vielleicht alles verderben werde, weil ich vielleicht alles verlieren werde – Edward eingeschlossen. Ich schloss die Augen und atmete ein letztes Mal tief durch, ehe ich zu Alice aufschloss und ihre Hand griff. Sie umschloss die meine mit einem ermutigenden Lächeln und ging dann langsam vorwärts. Sie öffnete die Tür und ließ ganz unauffällig meine Hand los, laute Musik dröhnte uns entgegen, ich sah viele Gesichter die mir völlig unbekannt waren, andere wider rum kannte ich von der Uni. Manche besser, manche gar nicht. Die Räume waren für die Party geschmückt worden, ein gut bestücktes Buffet stand auf einem langen Tisch neben der Treppe. Doch ich konnte Edward nirgendwo sehen, der Geruch des Essens stieg mir in die Nase und ließ meinen Magen protestieren. Sofort wurde mir übel, ich ging eilig an den starrenden Leuten vorbei auf die Terrasse. Auch Jasper hatte sich hierher zurück gezogen, ebenso ein paar ältere Leute, die ich auch nicht kannte. „Bella, hey… du siehst toll aus!“, begrüßte mich mein bester Freund liebevoll und küsste mich auf die Wange. „Ganz schön voll da drin was?“ „Ja!“ gab ich zu und sah durch die Scheibe hinein, ich erblickte mein Gesicht in der Fensterscheibe und die Unsicherheit starrte zurück. „Geht es dir gut? Du bist komisch.“ „Nein, alles in Ordnung.“ Sagte ich und wandte mich mit einem Lächeln von der starrenden Fratze meines Ebenbildes ab. Er glaubte mir nicht, das wusste ich. Jasper kannte mich gut genug, das er wusste, dass ich ihm etwas verschwieg. Wir kannten uns in und auswendig, aber ich musste erst mit Edward sprechen. Aber mein bester Freund würde mich jetzt hier auch nicht weiter bedrängen und dafür war ich ihm wirklich dankbar. „Ich besorge uns mal etwas zu Trinken, was möchtest du?“ „Ähm, ein Wasser bitte.“ Mit einem skeptischen Blick sah Jasper mich an, zuckte dann die Achseln und verschwand im Inneren des Hauses. „Ist das nicht ein schönes Haus?“, sprach mich eine der älteren Damen an. Ich schätze sie in ihrem beigefarbenen Kostümchen so auf Mitte, Ende vierzig. „Ja, das ist es.“, antwortete ich höflich. „Wie schnell Carlisle und Esme es wieder geschafft haben den Garten herzurichten, einfach wunderbar.“ Ich nickte ihr zu und ließ meinen Blick durch den Garten schweifen. „Sind Sie oft hier?“, fragte mich die Fremde dann. Verunsichert schaute ich sie an und fragte mich was sie eigentlich von mir wollte. Da huschte Jasper wieder durch die Tür und reichte mir mein Wasserglas. „Tja, also nein, ich war bisher nicht so oft hier.“ „Entschuldigen Sie, wie unhöflich. Ich bin Linda Pherson.“ Sie streckte mir ihre Hand entgegen und gerade als ich mich vorstellen wollte sagte sie etwas, dass mir das Blut in den Adern gefrieren und mein Herz stehen bleiben ließ. „Meine Tochter und Edward heiraten im Herbst.“ Meine Finger griffen fester um das Glas, ich presste es an meine Brust und versuchte zu atmen doch ich konnte nicht. „Das darf nicht wahr sein!“, murmelte Jasper entsetzt, er starrte Linda Pherson genauso verwirrt an wie ich. „Was ist denn los?“, fragte Linda Pherson immer noch lächelnd. Ich musste hier raus, sofort. Ich setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, bevor ich die Tür erreicht hatte glitt mir das Glas aus der Hand und zerbrach klirrend auf den grauen Steinfliesen. Das war alles nur ein Albtraum oder? Ich war nicht wirklich hier in diesem Haus und hörte von einer wildfremden Frau, dass der Mann den ich liebte im Herbst heiraten würde? Mein Körper begann zu zittern, seltsame Gefühle strömten durch meinen Körper, die mich hektisch durch die Menge trieben. Ich hob den Blick und sah genau in das Gesicht von Carlisle Cullen, er lächelte mir freundlich entgegen, doch ich wich seinem Blick aus und starrte auf die Haustür, dann wieder auf meine Füße um nicht auch noch hinzufallen. Und da passierte es, ich stieß mit jemand zusammen, doch bevor ich fallen konnte fassten mich zwei starke Arme an den Ellenbogen. Ich sah auf und blickte direkt in die grünen Augen, auf die ich mich den ganzen Tag mit gemischten Gefühlen gefreut hatte. Jetzt empfand ich nur eins, ich fühlte mich gedemütigt und verletzt. „Hey, warum denn so eilig?“, fragte er grinsend. Was mein Herz nur noch mehr zum rasen brachte, machte er sich lustig über mich? Sollte das hier alles ein Witz sein? Ich wich seinem Blick aus und nahm einem vorbeigehenden Gast das Glas aus der Hand. Mit einer schnellen Handbewegung hatte ich Edward den Inhalt ins Gesicht geschüttet, dann warf ich das Glas wütend zu Boden. Jemand hatte die Musik gestoppt, plötzlich war es totenstill in dem eben noch völlig aufgeheitertem Partyraum. „Bella, bist du verrückt geworden?“, fragte mich Emmet der plötzlich hinter mir auftauchte. Edward starrte mich vollkommen perplex an. „Ich will dich nie wieder sehen!“, rief ich halb schluchzend, dann riss ich mich los und rannte aus der Haustür. Als im freien war spürte ich die kleinen Regentropfen auf meiner Haut, ich fröstelte leicht obwohl es warm war. Ich hatte den Weg noch nicht ganz hinter mir gelassen, zog ich mir die hohen Schuhe von den Füßen und rannte, ich wollte einfach nur schnell in meine Wohnung. Doch noch bevor ich die Straße überqueren konnte wurde ich festgehalten und herum gerissen. Edward stand vor mir, die nassen Haare klebten ihm auf der Stirn. Ich konnte den Ausdruck auf seinem Gesicht kaum deuten. Ich sah wie sie seine Lippen sich bewegten, doch ich hörte ihn nicht… in meinem Kopf vermischten sich Erinnerungen von Jacob mit meiner besten Freundin, wie ich sie beim Sex erwischt hatte damit wie ich mir einen Betrug von Edward und eine blonde junge Frau vorstellte. Alles war so verschwommen, so unscharf immer mehr mischten sich die Bilder miteinander. Alles drehte sich immer schneller. „Aufhören, sofort aufhören!“, schrie ich und begann mich wie wild zu wehren. Ich wollte weg, nur weg. Edward löste erschrocken seinen Griff und ging mit erhobenen Händen einen Schritt zurück. Ich konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen, also drehte ich mich nur um, rannte über die Straße und hielt mit zitternden Händen den Schlüssel bereit. Als ich die untere Haustür aufschloss war es soweit, der Schock ließ nach und die Wirklichkeit erreichte meine Gedanken erneut. Tränen liefen über meine Wangen und leise Schluchzer kämpften sich durch meine Brust. Endlich in meiner Wohnung schloss ich die Tür und ließ mich kraftlos an ihr hinab sinken. Meine Hand wanderte zu meinem Bauch. Wieder rasten völlig wirre Gedanken durch meinen Kopf. In meiner Brust schmerzte es furchtbar und ich konnte nicht aufhören zu weinen. Immer wieder wurde mein Körper von einem zittern überrollt das ich nicht abstellen konnte. Ich starrte einfach nur auf einen Punkt auf der Wand, der sich beim Streichen dort verewigt hatte. Wie konnte er mir das nur antun? Heiraten? Warum… was… wie war es möglich das er davon nie etwas erzählt hatte? Ich war doch nicht nur so eine Nummer für ihn… oder? Er liebt mich… ja… er liebt mich… und doch heiratet er eine andere. Das konnte er doch nicht vergessen haben… Und ich habe wirklich daran geglaubt, dass wir eine Chance hätten. Und jetzt saß ich hier… wieder mit gebrochenem Herz und dazu noch schwanger. Ich wusste nicht wie lange ich dort an der Tür gesessen hatte, doch irgendwann fühlte sich mein Kopf leer an. Wie ich es auch drehte und wendete ich konnte nicht mehr darüber nachdenken, kein klarer Gedanke der zu fassen war. Ich erhob mich mit steifen Gliedern und ging ins Bad, stellte die Dusche an und stieg darunter. Das Kleid war schnell durchnässt und klebte an meinem Körper. Das Wasser war kalt, doch ich spürte es kaum, mein Körper fühlte sich taub an. Mein Atem ging immer noch schnell, hektisch, ich konnte mich nicht beruhigen. Es klopfte an meiner Tür. Jemand rief meinen Namen, aber auch das nahm ich nur am Rande war. Es schien alles unwichtig zu werden, nichts das mir dringend erschien. Alles lief wie in Zeitlupe, ich bewegte mich wie in Zeitlupe nur der Rest drehte sich so wahnsinnig schnell und ich fand keinen Absprung um wieder aufzuspringen. Es ging nicht. Edward würde heiraten. Mit einer langsamen Handbewegung stellte ich das Wasser ab. Es war vorbei. Total vorbei… noch bevor es hatte anfangen können, noch bevor ich ihm hätte sagen können, dass ich Schwanger bin. Das ich seine Tochter oder seinen Sohn unter dem Herzen trage und er Vater wird. Unbeholfen stieg ich aus der Dusche und stütze mich an der Wand ab. Mir war so schwindelig. Wieder huschten schwarze Punkte an meinem Auge vorbei. Der Boden bewegte sich und drehte sich immer schneller. Mein Atem ging immer schneller und rauer. Dann wurde es schwarz vor meinen Augen und ich spürte wie ich fiel. Das nächste was ich war nahm war eine helle Frauenstimme, sie klang furchtbar aufgeregt. „Emmet du musst es abbinden, sie verliert zu viel Blut.“ War das Rosalie? Ich wusste es nicht und ich war so müde, ich konnte die Augen nicht öffnen. „Emmet!“, schrie sie an, ich zuckte bei ihrem harschen Ton ein wenig zusammen. „Bella… das … was hast… du…!“, murmelte mein Bruder schockiert. Ich wollte ihm so gern antworten, aber ich war so müde. „Geh da weg, sie verblutet…!“ dann empfing mich wieder die angenehme leise Dunkelheit. Kapitel 23: Nur wenige Minuten ------------------------------ Als ich die Augen aufschlug blendete mich ein grelles Licht, ich blinzelte, meine Augen schmerzten, mein Mund war trocken. Irgendein Schlauch lag unter meiner Nase und lief über mein halbes Gesicht. Ich versuchte die Hand zu heben, aber es schmerzte. Ich stöhnte leise auf und bewegte mich nur sehr vorsichtig. „Du bist wach!“, hörte ich eine weiche Stimme sagen, ich kannte ihren Klang. Aber in meiner Gegenwart war er noch nie so freundlich gewesen wie jetzt. „Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt.“, sagte sie während Rosalie aufstand und an mein Bett trat. Fragend sah ich mich um und versuchte mich zu erinnern. Ja, ich wusste es noch. Ich wusste wie ich auf der Party war und diese merkwürdige Frau mir etwas von Edwards Hochzeit erzählt hatte. Dann hatte ich Edward irgendwas ins Gesicht geschüttet. Ich war allein in meiner Wohnung, aber dann… nichts… Rosalie schien meine Ratlosigkeit zu bemerken und sprach weiter „Du bist gefallen Bella, du hattest einen Kreislaufzusammenbruch. Bei deinem Sturz hast du dich an deiner Kommode festhalten wollen. Das Glasregal ist zerbrochen und du hast dir den Arm aufgeschnitten.“ Sie stoppte und blickte auf meine Hand, ich folgte ihrem Blick und sah einen dick einbandagierten Unterarm, der auch meine Hand ganz einhüllte. „Carlisle war Stunden mit dir im OP. Es war beinahe zu spät, Bella.“ Ihre Worte drangen zu mir vor und ich überlegte wie es wohl seien würde tot zu sein? Würden die Schmerzen dort aufhören? Doch dann vertrieb ein anderer Gedanke meine Sorgen, was war mit meinem Baby? „Dein Bruder ist mit deinem Vater in der Cafeteria, es hat ihn ganz schön mitgenommen, deine Mutter wird auch bald hier sein!“ Meine Mutter? Das war großartig, meine Mutter würde hierherkommen. Wie schlimm würde es noch kommen? Ich verdrehte die Augen und bedeckte mein Gesicht mit meinem gesunden Arm „Wir dachten du schaffst es nicht, jemand musste sie benachrichtigen.“ Ich nickte kurz und blickte dann wieder auf meine Hand. „Bella, kann ich… darf ich dir etwas erzählen?“ Ich merkte wie schwer es ihr fiel, ich stimmte mit einem nicken zu. Sie wandte sich kurz um und stellte den Stuhl neben mein Bett, dann setzte sie sich, schlug die Beine übereinander und verschränkte ihre Hände um die Knie. „Ich weiß nicht wo ich anfangen soll…!“ sie lächelte mich verlegen an und blickte dann auf ihre Hände. „Als ich fünfzehn Jahre alt wurde fing es an, anfangs schämte ich mich, ich traute mich nicht es jemandem zu erzählen. Und in seiner Gegenwart geling mir gar nichts mehr. Ich redete mir ein es wäre eine Schwärmerei, doch ich irrte mich. Ich hatte mich in meinen Stiefbruder verliebt. Doch er nahm mich nicht war, ich existierte für ihn nur als Schwester. Ich tat Jahrelang alles nur damit er mich bemerkte… dass er mich als Frau bemerkte. Ich wollte einfach immer in seiner Nähe sein. Doch es quälte mich… ich sah zu wie Mädchen kamen und gingen, später wie Frauen kamen und gingen. Und ich dachte wenn wir jetzt hier Leben… dann…es… war naja… und dann warst du plötzlich da.“ Sie machte eine Pause und schien in Gedanken noch einmal alles zu erleben. „ Ich habe mein bisheriges Leben auf ihn angepasst, ich habe ein Medizinstudium angefangen nur weil er eins angefangen hat. Ich liebte ihn, bis Emmet in mein Leben trat. Erst da wurde mir klar, dass ich keinen Mann will der mich nicht will.“ Ich hörte ihr aufmerksam und überrascht zu. Rosalie war in Edward verliebt? Über mehrere Jahre? „Ich habe nichts gegen dich, Bella. Warum auch? Aber als du vor wenigen Wochen in unserem Flur standest, morgens in aller Herr Gotts frühe und mir bewusst wurde warum du in unserem Haus warst. Ich war so wütend. So enttäuscht. So Eifersüchtig.“ Sie senkte den Blick und schwieg erneut eine lange Zeit. „Erst seit ich Emmet kennen und lieben gelernt habe, sehe ich Edward als meinem Bruder und das nur als meinen Bruder. Es ist ein ganz neues Gefühl für mich und ich muss sagen ich musste mich wirklich daran gewöhnen. Aber es ist toll. Und auch erst seit dem habe ich mich wirklich mit ihm gefreut, als ich merkte dass, das zwischen euch etwas Ernstes ist. Es war das erste Mal das ich gegenüber einer anderen Frau und Edward so etwas empfunden habe. Im ersten Moment war ich erschrocken über dieses freudige Gefühl. Ich konnte es nicht verstehen. Ich muss mich bei dir entschuldigen, Bella es tut mir leid, dass ich so ekelig zu dir war. Und das einzige was ich dir jetzt noch sagen kann: Es ist nicht alles wie es scheint, Bella. Gib ihm eine Chance es zu erklären. Mein Bruder liebt dich wirklich sehr. Bitte, gib das nicht alles einfach so auf.“, sagte sie leise dann hob sie den Blick und sah mich mit einem wehmütigen Lächeln an. Es tat ihr wirklich leid. „Als wir in deine Wohnung kamen. Es war … furchtbar… überall das ganze Blut. Emmet war wie versteinert, er konnte nichts weiter tun als neben dir zu Knien und wirres Zeug zu murmeln. Er war wie erstarrt, leblos. Der Gedanke dich zu verlieren machte ihn fast wahnsinnig. Und es zeigte mir, wie wichtig es ist, sich offen zu äußern. Wie schnell war ein Leben ausgelöscht. Wie schnell ein geliebter Mensch verschwunden. Deswegen wollte ich mich unbedingt bei dir entschuldigen. Ich möchte… ich… würde mich freuen wenn wir noch mal von vorn anfangen könnten. Ich will nicht das du mich als fieses Biest in Erinnerung behältst.“ Wie gern wollte ich ihr etwas erwidern, aber ich konnte nicht. Unruhig blickte ich in ihr Gesicht. Es wurde Still in meinem Zimmer, vermutlich wartete sie auf eine Antwort von mir, das ich mich dazu äußern würde. Ich rang mit mir, aber ich konnte nicht, noch nicht! Die Stille wurde durch die aufgehende Tür unterbrochen, Carlisle kam herein und musterte mich mit einem leichten Lächeln. „Bella, das war vielleicht ein Schreck.“, sagte er ruhig und stellte sich an die andere Seite meines Bettes. „Wir müssen reden Bella. Die OP war sehr schwierig und hat extrem lange gedauert.“ Rosalie stand auf und wollte gehen, doch ich griff nach ihrer Hand. Überrascht schaute sie mich an. Ich wollte nicht allein sein, ich wollte keine schlimmen Nachrichten allein hören. Carlisles Gesicht ließ mich das schlimmste vermuten. „Was ist mit meinem Baby?“, fragte ich fast tonlos und spürte wie sich meine Kehle zuschnürte, ein eigenartiges Gefühl kroch durch meinen Bauch. Angst. Ich hatte wahnsinnige Angst. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr wie Rosalies Kopf zu mir herum ruckte. Sie war verwirrt. Aber sie blieb bei mir und drückte meine Hand ein wenig fester. Carlisle legte seine Hand auf meine Schulter und setzte sich zu mir auf die Bettkante, sein Blick wirkte ruhig aber traurig. „Beruhige dich Bella, kein Grund zur Sorge hörst du. Dem Baby geht es gut, aber du musst dich schonen. Du hast eine ganze Menge Blut verloren. Der Schnitt an deinem Unterarm war sehr tief und hat wichtige Gefäße verletzt. Ich konnte soweit alles wieder reparieren. Aber jetzt ist Ruhe angesagt – in Ordnung? Du musst deine Hand schonen und alles in Ruhe heilen lassen.“ Ich versuchte ein Lächeln und nickte. Dann erhob Carlisle sich vorsichtig und wandte sich zum gehen. Doch schließlich blieb er stehen und sah mich doch einmal an. „Du solltest mit Edward reden. Ich glaube das war ein riesiges Missverständnis.“ Ich zog die Stirn kraus und sah ihn verwirrt an. Ein Missverständnis? Wie sollte ich das nun wieder verstehen… er würde heiraten, eine andere. Er würde doch heiraten oder nicht? Ein aufgebrachter Tumult auf dem Flur riss mich aus meinen Gedanken. Ich hörte mehrere Stimmen die aufgebracht mit einander redeten… nein, sie stritten. Und eine Stimme davon hatte ich Jahrelang nicht gehört und doch erkannte ich sie sofort – meine Mutter, René, sie war wirklich hier. Ich atmete tief ein und drückte meinen Kopf fester in das Kissen. Und da platzte sie auch schon in mein Zimmer „Isabella, mein Mädchen, was machst du nur für Sachen?“, rief sie und kam auf mich zu. Ich spürte wie mein Körper sich anspannte, ich wollte nicht, dass sie mich anfasste, dass sie mich berührte, ich kannte diese Frau kaum noch. Natürlich war sie meine Mutter, aber ich hatte sie Jahre nicht gesehen und ich wollte nicht das sie mir jetzt so nah kam. Auch die anderen standen nun in meinem Zimmer Jasper, Emmet, Alice und Charlie. Jasper wusste wie es zwischen mir und meiner Mutter war und tat einen entschlossen Schritt um sie aufzuhalten. Er stellte sich zwischen sie und mich. „Was machst du denn da, geh mir sofort aus dem Weg, ich will zu meiner Tochter.“ „Ihre Tochter braucht Ruhe!“, sagte Jasper ruhig, aber bestimmt. „Jasper!“, mischte sich nun auch Emmet ein, nicht so entschieden wie sonst. Mein Blick glitt zu meinem Bruder, er war blass und schwarze Ringe befanden sich unter seinen Augen, er sah so müde aus. „Nein. Bella braucht Ruhe und ich weiß das sie sie jetzt haben möchte.“, sagte Jasper immer noch ruhig und sah meine Mutter eindringlich an, er wich nicht ein Stück zur Seite. Er würde sie nicht vorbei lassen. „René, lass ihr doch et…“ „Halt den Mund, halt bloß deinen Mund, wegen dir ist das doch alles nur passiert!“, giftete sie meinen Dad an. „Was…?“, stammelte mein Dad und verstummte auch gleich wieder. „Sie hat versucht sich umzubringen… und noch dazu ist sie Schwanger von irgendeinem daher gelaufenem Typen. Hätte ich sie doch nur sofort mitgenommen. Dann wäre das alles nicht passiert.“ Wütend schnaufte sie und warf meinem Vater noch einige zornige Blicke zu. Dann wandte sie sich wieder zu mir, musterte mich einen Augenblick und drehte sich dann wieder zu meinem Vater. „Ich werde Isabella mitnehmen, sie wird bei mir und Phil wohnen. Lizzy kann sich dann um sie kümmern.“ „Jetzt ist aber Schluss hier, meine Patientin braucht Ruhe. Es werden jetzt alle gehen!“ „Sie ist meine Tochter, ich gehe nirgendwo hin. Es war schon ein Fehler sie bei diesem Nichtsnutz zu lassen.“, fuhr sie wütend fort. „Mam!“, kam es von Emmet und mir gleichzeitig. „Was denn?“, fragte sie wütend und funkelte erst Emmet dann mich an. „Sieh dich doch nur an?“, meinte sie und machte eine abfällige Handbewegung. „Sie kommt mit mir nach Florida und basta!“ „Ich kann selbst entscheiden, ich bin erwachsen.“, knurrte ich ungehalten. Doch es war vollkommen nutzlos, sie hörte mir nicht einmal zu. „Ich werde nirgendwo mit dir hingehen, ich lebe in Phoenix, ich studiere in Phoenix.“ Ein spöttisches Lachen entfuhr meiner Mutter, ich spürte wie mir Tränen in die Augen stiegen. Mein Arm schmerzte furchtbar und es pulsierte heftig unter dem Verband. Ich fühlte mich hilflos und erschöpft – wäre Edward doch nur da…! „Bald nicht mehr, Isabella.“ „Bella“, korrigierte eine andere Stimme von der Tür. Ich kannte diese Stimme ich kannte sie nur zu gut. Edward. Er stand im Türrahmen und blickte mir ins Gesicht. Er sah blass aus, blasser als sonst, seine grünen Augen wirkten gequält. Seit wann stand er schon da, hatte er viel von diesem blöden Streit mitbekommen? Hatte er es gehört? Hatte er gehört, dass ich Schwanger bin? „Und wer sind Sie bitte?“, fragte meine Mutter mit einem komischen Unterton in der Stimme. „Ich bin der dahergelaufene Typ! Und Bella wird nirgendwo mit ihnen hingehen“, antwortete er entschieden, aber immer noch höflich. Und noch bevor meine Mutter weitersprechen konnte packte Emmet sie am Arm und schob sie aus meinem Zimmer, die anderen folgten ihnen. Rosalie blickte mich fragend an und drückte leicht meine Hand bevor auch sie das Zimmer verließ. Jasper blickte mich lange an, er wartete auf meine Zustimmung, dass auch er gehen konnte. Ich nickte ihm langsam zu. Nur widerwillig verließ auch Jasper seinen Platz. Er warf Edward einen bedeutsamen Blick zu, der so viel hieß wie: wenn du ihr weh tust, dann mach dich auf etwas gefasst, bevor er ganz durch die Tür verschwand. Nur Carlisle und Edward waren jetzt noch in dem Zimmer. „Keine Aufregung!“, sagte Carlisle mahnend zu Edward, dann sah er mich noch kurz an und ging ebenfalls hinaus, er schloss leise die Tür hinter sich. Dann wurde es still. Edward stand mit dem Rücken zu mir und blickte aus dem Fenster. Dann drehte er sich langsam um und kam auf mich zu. Er setzte sich auf den Stuhl auf dem gerade noch Rosalie gesessen hatte. Vorsichtig streckte er seine Hand aus und schob sie unter meine, ich wollte sie wegziehen doch er hielt sie mit sanftem Druck fest. „Bitte“, murmelte er kaum hörbar. Dann hob er den Blick und sah mir in die Augen. Ich traute meinen Augen nicht, Edward weinte. Warum weinte er? Er legte sich die andere Hand vor die Augen und atmete tief ein und aus. Ich spürte wie sich mein Herz schmerzhaft zusammen zog. „Bella…!“, begann er verstummte aber auch gleich wieder. „Ich weiß nicht, ob du mir verzeihen kannst, ich weiß nicht ob du mich überhaupt noch hier haben willst. Aber bitte, bitte hör mir zu.“ Ich blieb stumm und blickte ihn weiterhin an. Ich war hin und hergerissen, am liebsten hätte ich ihn an mich gezogen, die Tränen von seinen Wangen gewischt und ihn geküsst, aber auf der anderen Seite spürte ich wieder diesen traurigen Schmerz, der sich durch mein Herz fraß. Es war mir kein unbekannter Schmerz, damals bei Jacob war es ähnlich, aber jetzt war es noch viel schlimmer. „Du wirst heiraten, was willst du dann noch hier?“, fragte ich mit zittriger Stimme. Ein trauriges Lächeln huschte über sein Gesicht. „Bella, das Ms. Pherson da war, war überhaupt nicht so geplant.“ „Ja, das kann ich mir vorstellen!“, sagte ich bebend. „Hör mir zu!“, forderte Edward und sah mich eindringlich an. „Ich war mit der Tochter von Ms. Pherson, Lillian verlobt, wir wollten heiraten ja, aber das ist lange her. Ich löste die Verlobung und wir trennten uns. Ich weiß jetzt das Lillian es nicht geschafft hat es ihren Eltern zu erzählen. Doch es ist nicht ihre Schuld, dass du es so erfahren hast…ich… ich hätte es dir erzählen müssen. Es gehört zu meinem Leben. Aber es ist so viel passiert in den letzten Wochen…!“, er schüttelte lächelnd den Kopf und drückte meine Hand. Hatte ich das Richtig verstanden? Edward würde nicht heiraten. Er würde nicht heiraten. „Seit wir uns kennen gab es mehr Missverständnisse als in meinem ganzen bisherigen Leben.“, murmelte er abwesend und versteckte sein Gesicht wieder hinter seiner freien Hand. „Was ist denn los?“, fragte ich sanft, als ich erneut Tränen auf seinen Wangen ausmachen konnte. Eilig wischte er sich die Tränen von den Wangen und starrte mich ungläubig an. „Was los ist?“, rief er, er schrie beinahe so aufgebracht war er. „Du bist beinahe gestorben, du hättest mich fast für immer verlassen.“ Ich blickte ihn an und versuchte das was er eben gesagt hatte zu realisieren. Ja, ich wäre beinahe gestorben und vor einer Weile wäre mir das vielleicht noch nicht einmal schlimm vorgekommen. Aber jetzt. Ich setzte mich auf und griff nach seiner Hand, die wieder sein Gesicht verbarg. „Tu das nicht, versteck dich nicht vor mir“, flüsterte ich und zog seine Hand in meine. „Du … ich meine… du wirst nicht… heiraten?“ „Doch, Bella… irgendwann vielleicht, aber nur dich!“ er lächelte und küsste meine Hand die in seiner lag. „Edward, ich bin Schwanger!“ „Ich weiß, ich dachte es mir schon als ich wieder in Phoenix war. Ich bin die Symptome immer wieder durchgegangen. Und irgendwann hat es mich total umgehauen, als ich es rausbekommen habe. Die Symptome passten, aber ich war mir nicht sicher, weil du nichts gesagt hast. Ich wollte dich anrufen, aber am Telefon kam es mir nicht richtig vor.“ Misstrauisch beäugte ich ihn, ich erwartete, dass er aufstehen und weggehen würde, doch er sah mich einfach zärtlich und besorgt an. „Und du… heiratest wirklich keine andere?“, fragte ich zaghaft nach. „Nein, Bella, ich habe es dir schon vor unserem Haus erklärt, aber ich glaube du… du hast mich gar nicht gehört!“ „Nein, ich…“ „Ist schon gut, jetzt bin ich hier und ich werde dich nicht verlassen.“ „Das heißt du… freust dich?“ „Ich bin froh, dass du noch da bist. Und ja ich freue mich auf den kleinen Krümel!“, sagte Edward schmunzelnd und legte seine Hand auf meinen Bauch. „Aber… es bedeutet so viel Veränderung, dein Studium… meine Wohnung… wie… soll das alles gehen?“ „Zerbrich dir mal nicht den Kopf, Bella. Natürlich habe ich nicht eingeplant so früh Vater zu werden. Ich war ganz schön durch den Wind weißt du…Aber… letztendlich ist es doch wunderschön. Ich liebe dich und möchte jede freie Minute nur mit dir verbringen, du bringst mich zum Lachen, du bist meine Sonne. Und überalles andere machen wir uns Gedanken wenn es soweit ist. Du studierst solange weiter wie es geht. Und ich ebenso. Gegen solche Veränderungen habe ich nichts.“, meinte er grinsend und legte den Kopf schief. Dann wurde er wieder ernst. „Hast… du… ich muss es einfach wissen, bitte sei ehrlich… hast du versucht dich umzubringen. Stimmt es was deine Mutter sagt?“, fragte er mich und merkte wie schwer es ihm fiel mir diese Frage zu stellen. Entsetzt starrte ich ihn an. „Nein, wirklich nicht. Mir wurde schwarz vor Augen und von da an weiß ich nichts mehr. Wirklich, es war ein Unfall…“, flüsterte ich und tränen traten in meine Augen. „Es ist meine Schuld, dass das passiert ist, es ist meine Schuld, dass du hier schwerverletzt im Krankenhaus liegen musst.“ „Schhh!“, machte ich und beugte mich vor um ihn zu umarmen. „Es ist nicht deine Schuld, hörst du. Es geht mir gut, du bist hier, es geht mir gut!“ mit einem leisen knarren öffnete sich die Tür und eine Schwester stand in meinem Zimmer. „Die Besuchszeit ist vorbei!“, brummte sie schlecht gelaunt. Edward löste sich ein Stück von mir und wollte aufstehen doch ich hielt ihn fest. „Das ist schon in Ordnung.“, gab ich zurück sah die Schwester lange an, bevor sie widerwillig kehrt machte und verschwand. Ich rückte ein Stück und klopfte auf die freie Seite meines Bettes. Mit einem sanften Lächeln legte er sich zu mir und zog mich fest an sich. Immer darauf bedacht meinen dick verbundenen Arm nicht zu berühren. Ganz vorsichtig legte ich den verletzten Arm auf seine Brust und kuschelte mich an ihn. Ich war plötzlich so müde. Es war anstrengend gewesen. Das Gespräch mit Rosalie, der Streit zwischen meiner Familie, das Gespräch mit Edward. Aber mich durchströmte eine gewisse Ruhe und Erleichterung. Edward würde nicht heiraten, er freute sich auf das Baby, auf unser Baby. Kapitel 24: Wird alles gut werden? ---------------------------------- Edward weckte mich am nächsten Morgen, als das Frühstück gebracht wurde. Mit einem Kuss auf die Stirn verabschiedete er sich, versprach aber schnell wieder da zu sein. Mit einem zufriedenen Seufzen und gut gefülltem Magen lehnte ich mich in mein Kissen zurück und schloss die Augen. Kurz darauf klopfte es an meiner Tür. „Ja?“ überrascht öffnete ich die Augen und blickte auf die Tür. René stand im Türrahmen und trat dann ein, leise schloss sie die Tür und kam auf mich zu. Sie hatte einen Strauß Blumen in der Hand. Wieder spürte ich dieses Unwohlsein, ich wollte zurückweichen, doch ich konnte nirgendwo hin. „Isabella“, sagte sie leise und stellte sich an das Fußende meines Bettes. Sie legte die Blumen auf den kleinen Tisch an der Wand und drehte sich wieder zu mir. „Bella!“, bemerkte ich entnervt. „Ja… Bella. Es tut mir so leid, es tut mir leid, dass ich all die Jahre nicht für dich da war. Ich habe dich allein gelassen, aber jetzt bin da. Du kannst bei uns wohnen, dem Baby und dir wird es an nichts fehlen, du bekommst das obere Stockwerk, einen eigenen Eingang, wie du möchtest.“ „Stop, was planst du hier?“, fragte ich mit rauer Stimme. „Ich will dich endlich wieder bei mir haben. Du bist doch ganz allein hier in Phoenix.“ „René, ich bin hier nicht allein und will hier auch nicht weg.“ „Aber…!“ „Nein, kein aber ich bin glücklich hier und es geht mir gut. Uns geht es gut!“, sagte ich sanft und strich über meinen Bauch. „Und das!“ meinte ich und deutete auf meinen Arm „das ist auf gar keinen Fall Dad‘s Schuld, hast du gehört, du solltest dich bei ihm entschuldigen. Du kennst mich nicht, du kennst mein Leben nicht. Und du hast nicht das Recht hier aufzutauchen und meinen Vater der immer, wirklich immer, für mich da war so anzumachen. Es ist nicht richtig.“, aufgebracht lehnte ich mich wieder ins Kissen zurück, während meiner Tirade hatte ich mich vorgebeugt so wütend war ich. Ich wartete nun auf den gegen Schlag meiner Mutter, doch der kam nicht. Sie stand da, den Blick auf ihre Hände gesenkt, welche auf dem Rahmen meines Bettes lagen. Sie zitterten leicht. „Ich weiß, dass ich viel falsch gemacht habe. Und das ich durch die Scheidung und mein Verhalten, vielleicht sogar meine Tochter verloren habe. Es war alles so schwierig damals. Und ich wollte deinem Dad auch nicht noch mehr weh tun indem ich dich auch noch mitgenommen hätte. Es tut mir so leid…bitte…ich sah, wie sie dich aus dem OP hierher brachten. Schläuche steckten in deinen Armen und du sahst so furchtbar blass aus. Ich hatte so wahnsinnige Angst um dich. Bitte verzeih mir… Bella… du bist und bleibst mein Mädchen…“ „Du hättest mir schreiben können, ich hätte dich besuchen können… aber du hast es nicht getan… nicht einmal das… und jetzt stehst du hier und bittest mich um Verzeihung? Du bist meine Mutter ja, aber mehr kann ich dazu auch schon gar nicht mehr sagen… du bist meine Mutter, aber nie meine Mam geworden.“, sagte ich kalt „Gib mir Zeit!“, fügte ich sanfter hinzu. „Es muss langsam gehen… und du darfst dir nicht erlauben über mich bestimmen zu wollen. Ich bin Erwachsen und du… du kennst mich nicht.“ Meine Mutter nickte stumm, blickte aber nicht auf. „und ich darf dich anrufen, von Florida aus?“, fragte sie leise und hob den Blick. Ich seufzte leise und nickte dann. Würden meine Mutter und ich uns wirklich noch versöhnen können? Einen nächsten Versuch starten? „Würdest du uns auch mal besuchen kommen? Phil, Lizzy und mich?“, fragte sie vorsichtig „Ja, vielleicht… aber bitte erwarte nicht zu viel.“, antwortete ich ruhig und blickte ihr fest in die Augen. „Okay. Ich werde jetzt mit deinem Vater sprechen, du hattest recht… ich war unfair und es war nicht richtig.“ Noch bevor meine Mutter die Tür erreicht hatte, klopfte es erneut und Jasper und Alice steckten ihren Kopf durch die Tür. „Hey, du bist ja schon wach?“, sagte Alice erfreut und trat ein. Jasper musterte meine Mutter eingehend als sie am ihm vorbei ging. „Was wollte sie denn schon wieder?“, fragte er alarmiert und kam langsam näher. „Sie hat sich entschuldigt und Blumen mitgebracht.“, bemerkte ich und verdrehte die Augen. „Entschuldigt? Wofür? Die letzten einundzwanzig Jahre deines Lebens oder nur für gestern?“, fragte er sarkastisch und blickte auf das Grünzeug. „Jazz, sie ist meine Mutter. Auch wenn mir das nicht sonderlich gefällt. Und… und wenn sie es ernst meint dann…“ „Das ist nicht meine Bella, sind wir im falschen Zimmer oder sind das die Hormone?“, fragte er zerknirscht und wandte sich an Alice. Die zuckte nur mit den Achseln und lächelte sanft. „Ich besorg mal eine Vase für die Blumen!“, murmelte Alice und strich Jasper sanft über den Arm als sie an ihm vorbei ging. Er seufzte kaum hörbar und nickte langsam. Leise verschwand Alice durch die Tür. Jasper kam auf mich zu und setzte sich auf die Bettkante, er griff meine Hand und drückte sie behutsam. „Wag es dich nicht noch einmal mir eine solche Angst zu machen.“, sagte er leise und blickte mich ernst an. „Es tut mir leid.“ „Du bist also Schwanger.“, sagte er dann und strahlte mich an. „Werde ich Patenonkel?“, fragte er mich und grinste verschmitzt. Überrascht sah ich ihn an und bemerkte das ich mir darüber noch gar keine Gedanken gemacht hatte. Er deutete mein Gesicht falsch und das Grinsen verschwand. „Hast du schon jemand anders, na ja also das macht nichts…!“, sagte er dann und bemühte sich um ein Lächeln. „Nein, nein… ich habe niemanden und ich würde mich wirklich wahnsinnig freuen wenn du der Patenonkel meines Babys werden würdest.“ Ich drückte seine Hand und lächelte. Sofort kehrte das strahlende Lächeln auf sein Gesicht zurück. „Was sagt Edward denn?“ „Er freut sich… und er wusste es bereits… er hat es sich selbst zusammen gereimt, eigentlich klar oder? Jemand der Medizin studiert?“ „Ja, ja da hast du sicher recht. …..Wann hättest du es mir gesagt?“ „Jazz, ich hätte es dir noch am selben Tag erzählt wie Edward. Aber ich kann es nicht allen erzählen – nur dem Vater nicht!“ „Aber Alice wusste es und Emmet auch!“ „Bist du sauer deswegen?“ „Nein, es ist nur… ich… ich bin dein bester Freund.“ „Alice hat… ich war selbst schuld das Alice es herausgefunden hat. Sie hat die Infobroschüren gefunden. Und Emmet… er hat mich darauf gebracht… er hat mich gezwungen so einen blöden Test zu machen!“, warf ich ein und verzog das Gesicht. Ein Lächeln huschte über das Gesicht meines Freundes. „Und jetzt musst du mir mal was erklären!“, meinte Jasper und sah mich eindringlich an, seine Augen strahlten Verwirrung aus. „Rosalie, was war das Bella, sie ist nicht von deiner Seite gewichen. Ich dachte sie wäre der Teufel in weiblicher Form? Was ist da los? Seit… ihr jetzt … Freunde oder sowas?“ er sprach es aus als würde er sich ekeln. Ich lachte und drückte seine Hand. „Jasper, es war alles vollkommen anders als ich dachte, wir haben uns ausgesprochen weißt du? Und ich glaube ja… ich glaube wir sind oder werden sowas wie Freunde…!“, antwortete ich und wurde während ich sprach wieder ernst. „Sie war ehrlich zu mir… und aufrichtig. Und sie hat sich entschuldigt. Sie hat eine zweite Chance verdient.“ „Oh, was hat dieser Cullen dir mit dieser Schwangerschaft angetan… du bist so… anders?!“ Wieder konnte ich nur schwer ein Lachen unterdrücken, ich prustete und Jasper stimmte mit ein. Als wir uns wieder beruhigt hatten strich er mir über die Wange. „Nein, ehrlich die Schwangerschaft tut dir gut, du bist so positiv eingestellt. Das ist gut. Aber das dafür erst so sowas nötig war!“, meinte er und deutete mit einer hochgezogenen Augenbraue auf meinen noch flachen Bauch. Ich zuckte die Schultern und lächelte. „Es wird alles gut, nicht wahr? Ich werde ein Baby bekommen, Edward studiert weiter, es wird alles gut!“, flüsterte ich und spürte wie mir Tränen in die Augen stiegen. „Ja, Süße komm her… es ist alles in Ordnung!“, murmelte Jasper und zog mich in seine Arme. Die Zeit die ich Krankenhaus hatte verbringen müssen war schnell vorüber und ich durfte wieder nach Hause. Emmet hatte bereits meine Wohnung soweit es ging ausgeräumt. Und weitere Wochen waren vergangen. Die Wochen gingen über in Monate. Alle waren in eigenartiger Betriebsamkeit, während ich da stand und nichts tun durfte. Edward ließ mich nicht einmal das Werkzeug anreichen. Denn er hatte während meines Krankenhaus Aufenthaltes ein kleines Häuschen mit Garten aufgetrieben. Auf die Frage, wie wir das alles bezahlen sollen, hatte er mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen gedrückt, der mich zum Schweigen brachte. Dennoch gefiel es mir nicht sonderlich, dass die Cullens das alles für uns übernahmen. Auch wenn es ihnen nicht schadete oder wie auch immer, mir war es unangenehm, auch die dunkelblaue Kreditkarte die Edward heimlich in mein Portmoney geschmuggelt hatte. Ich hatte sie bisher noch nicht einmal benutzt. Unser Häuschen lag am Stadtrand und hatte fünf Zimmer. Die Renovierung war fast abgeschlossen und das Zimmer für unser Baby war auch schon fast fertig. Sanft strich ich über die kleinen Schmetterlinge, die Alice kunstvoll an die Wand gemalt hatte. Sie hatte wirklich Talent was das anging. Das Zimmer war schön hell und geräumig, sodass auch wenn unser Mädchen größer wäre hier ausreichend Platz hätte. Unser Mädchen, meine Tochter, dabei wusste ich es noch gar nicht so genau das es ein Mädchen werden würde. Doch irgendwie rumorte dort in meinem inneren genau so ein Gefühl. Mein Instinkt verwies auf eine Tochter. Sanft strich über die leichte Rundung an meinem Bauch. Auch in Sachen eigener Mutter, war ich vorangekommen. René und ich telefonierten regelmäßig und verstanden uns nach einiger Überwindung und Zeit auch ganz gut. Doch besuchen wollte ich sie noch nicht. Edward hätte mich ohnehin nicht weggelassen. Und nun saß ich die meiste Zeit in unserem neuen Garten und betrachte das rege Treiben im Haus. Alle Cullens packten Kräftig mit an und natürlich auch Emmet und Jasper. Und immer wenn ich so da saß glitten meine Gedanken voraus und ich malte mir aus wie es sein würde. Unser Haus. Unser Leben als kleine Familie und natürlich meine Tochter. Würde sie viel von mir haben? Oder mehr von Edward? Wie würde sie aussehen? Ich war so neugierig auf dieses kleine Geschöpf in meinem Bauch. Und endlich. Endlich war ich mir absolut sicher, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Wenn ich jetzt daran zurück dachte, was ich hatte tun wollen… nein… sie würde mir fehlen und ich hätte mir mein Leben lang Vorwürfe gemacht. Und während ich da saß und über all das nach dachte, spürte ich eine sanfte Bewegung in meinem Leib. Sofort legten sich meine Hände auf den Bauch und strichen zärtlich darüber. „Edward!“, rief ich und hatte Tränen in den Augen. Ich war so überwältigt von diesen Gefühlen die gerade in mir aufstiegen. „Ja? Ist was, geht es dir nicht gut? Weinst du?“Aufgebracht stürmte er auf die Terrasse und blickte in mein Gesicht. Ich fasste seine Hand und legte sie auf meinen Bauch. Erst verstand er nicht, doch dann als auch er die sanften Bewegungen spürte, sah er mich überrascht an, dann strahlte er. Er fuhr mit seiner Hand sanft über meinen Bauch, die andere Hand legte er an meine Wange und lächelte das schiefe Lächeln, das ich so sehr liebte. Ja, es würde alles gut werden. So, ihr lieben das war "Wie sieht dein Himmel aus!" Aber nicht traurig sein, die Fortsetzung ist schon in Arbeit... "Wenn der Himmel sich zu zieht!" Ich hoffe ich seid auch bei der nächsten FF dabei oder viel mehr der Fortsetzung. Ich möchte mich bei euch allen, die meine Story "Wie sieht dein Himmel aus!" so treu verfolgt haben und mir auch immer so viele tolle Kommis geschrieben haben. Macht weiter so! Und ich würde mich freuen, euch in der Fortsetzung auch wieder begrüßen zu dürfen. Auch da haben Edward und Bella wieder viele Hindernisse die es zu überwinden gilt, ob sie stark genug dafür sind und ob ihre Gefühle zu einander für immer so bleiben werden. Und was wird aus dem Baby der Beiden? Schaut rein.... Liebe Grüße Nicki Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)