Wie sieht dein Himmel aus? von Schreibfee_86 ================================================================================ Kapitel 12: Ein anderer Blickwinkel ----------------------------------- Als wir den Tisch erreichten an dem Jasper auf uns wartete, fiel mir sein freudestrahlendes Gesicht auf das er machte als er Alice erblickte. Irgendwie freute ich mich sogar für ihn. Ich setzte mich ihm gegenüber an den Tisch und starrte auf meinen Salat. Mir war der Appetit vergangen. Lustlos stocherte ich darin rum als ich Jaspers Stimme hörte. „Das darf doch wohl nicht wahr sein.“ Sie klang nicht so weich und freundlich wie sonst. Nein, ganz im Gegenteil Ärger und Ungläubigkeit schwang darin mit. Ich hob den Blick und sah ihn überrascht an. Erst dachte ich er würde mich so wütend ansehen, doch als ich genauer hinsah, bemerkte ich es. Er starrte auf jemanden der hinter mir sein musste. Ich folgte seinem Blick und erkannte Jacob Black, der sich durch die Menge drängte – auf uns zu. Ich hörte wie ein Stuhl über den Boden kratzte und wandte mich wieder meinen Freunden zu. Jasper stand bereits, sein Gesicht ließ erahnen was gleich passieren würde. Alice sah ebenso verärgert aus – ja, richtig wütend und abschätzend sogar. Aber ich konnte es ihr nicht verübeln. Immer hin hatte dieser Typ ihre Schwester auf dem Gewissen. Alice war unglaublich blass geworden. Ich beugte mich nach vorn und griff Jaspers Hand. „Nicht“, sagte ich und sah ihn bedeutungsvoll an. „Ich klär das. Ein für alle mal.“ Ich blickte von Jasper zu Alice, wie versteinert saß sie da. Vollkommen bewegungsunfähig… ich hatte sogar das Gefühl, das sie aufgehört hatte zu atmen. Ich schob meinen Stuhl zurück und stand auf. „Bella“, sagte er ruhig und hob beschwichtigend die Hände. Als ich sein Gesicht erblickte, erstarrte ich einen Augenblick. Edward hatte ihn wirklich übel zu gerichtet. Doch sobald ich an Emilia dachte, verschwand mein Mitgefühl und auch wenn ich daran dachte was er mir angetan hatte. „Jacob, was willst du?“, fragte ich und meine Stimme hatte einen eisigen Klang. „Wir müssen reden, allein.“ Bittend sah er mich an, dann deutete er auf Jasper und Alice danach auf die anderen Studenten. „Es gibt nichts mehr zu reden“, knurrte ich und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. „Bitte, Bella… egal was er dir erzählt hat – so war es nicht“, versuchte er es. Ich hörte wie Alice hörbar nach Luft schnappte. Um meine neue Freundin zu schützen und ihr die Erinnerung an den Unfall nicht noch schwieriger zu machen, packte ich Jacob am Arm und zog ihn mit mir. Er zuckte unter meinem Griff zusammen, was mich erahnen ließ, dass nicht nur sein Gesicht Verletzungen anbekommen hatte. Gut so, ging es mir durch den Kopf, während ich ihn hinter mir herzog, durch die glotzende Studentenmasse. Im Flur angekommen ließ ich ihn los. „Du bist unglaublich!“, machte ich meinem Ärger Luft und schrie ihn an. „Bella, ich liebe dich – noch immer.“ „Was?“, rief ich verständnislos und mein Gesicht verzog sich ärgerlich. Er machte einen Schritt auf mich zu. Ich erkannte seine Absicht und wich zurück. Drohend hob ich eine Hand „Fass. Mich. Nicht. An.“ Brummte ich und presste die Kiefer aufeinander. „Er … egal was er gesagt hat – es stimmt nicht.“ „Dann ist es also nicht so, dass eine junge Frau wegen dir sterben musste“, sagte ich wütend und ging mit energischen Schritten auf ihn zu. Jetzt war er es der zurück trat. Er schwieg. „Ah, das stimmt was?“, sagte ich, meine Stimme klang fremd und unglaublich aufgebracht. „Nein“, flüsterte er. Ich verstand ihn kaum. Ich verzog das Gesicht und ging noch einen Schritt auf ihn zu. „Was?“, fragte ich brummend. „Können wir nicht an die Luft gehen, hauptsache nach draußen?“, fragte er leise. Wutschnaubend überlegte ich kurz. In der Mensa war es erstaunlich ruhig geworden. „In Ordnung“, knurrte ich und schubste ihn leicht vorwärts. Schweigend gingen wir nebeneinander her, ich hielt dennoch einigen Abstand zu ihm und beobachtete ihn immer wieder aus den Augenwinkeln. Draußen angekommen deutete er auf eine Bank. Er setzte sich, doch ich wollte und konnte nicht neben ihm sitzen. Ich war viel zu wütend. Und auch wenn es drei Jahre her war, ich hatte den Grund der Trennung nicht vergessen. Es tat nicht mehr weh, aber es hatte Narben hinterlassen. Narben die sich tief in meiner Seele verwachsen hatten. „Also?“, giftete ich. Wieder stand ich mit verschränkten Armen da. „Bella“, begann er… „ich war mit Emilia auf dieser Party. Und ich war mit ihr zusammen, aber… ich… bin nicht schuld an ihrem Tod“, sagte er leise und blickte auf den gepflasterten Boden. „Du hast sie in den Tod gefahren, Jacob. Wie konntest du nur betrunken ins Auto steigen… ich verstehe es nicht“, rief ich wütend und begann auf und ab zu laufen. „Bella, ich… ich bin nicht gefahren“, sagte er noch leiser. Fast hätte ich es nicht verstanden. Ich erstarrte in der Bewegung. Schockiert riss ich die Augen auf, doch gleich darauf kniff ich sie argwöhnisch zusammen. „Das sagst du nur um deine Haut zu retten, du willst doch nur bei mir besser da stehen“, erwiderte ich ruhig. Doch er schüttelte den Kopf und es war das erste Mal das ich Jacob Black weinen sah. „Sie wollte es unbedingt, ich hätte das niemals zulassen sollen. Sie hatte keinen Schluck Alkohol angerührt, aber dennoch. Ich hätte sie nicht fahren lassen dürfen. Sie hatte keinen Führerschein. Doch ich habe es zugelassen. Es ist meine Schuld.“ Unfähig irgendwas zu sagen starrte ich ihn und seine Worte hallten in meinem Kopf nach. Die unaufhaltsame Wut verschwand abermals im Nirgendwo. „Aber“, stammelte ich. Irgendwie sagte mir mein Bauchgefühl das ich ihm glauben konnte… dieses Mal log er nicht. Ich ging steif einen Schritt auf ihn zu, blieb dann aber sofort wieder stehen. „Was? ….Aber, warum… ich meine… warum hast du das nicht gesagt… damals?“, fragte ich vollkommen verwirrt. „Ich wollte nicht… dass die Cullens einen falschen Eindruck von ihrer perfekten Tochter bekommen. Das war das einzige was ich noch für sie tun konnte. Sie war nicht so spießig wie die anderen. Sie war vollkommen anders. Ausgeflippt und wild. Ich mochte sie wirklich sehr.“ Noch immer flüsterte er. Doch er sah mich nicht an. Meine Knie begannen zu zittern und ich versuchte das eben gehörte zu verarbeiten. „Es ist … schön, dass du das noch für sie getan hast… es ist eine große Last. Wer weiß noch davon?“, fragte ich. „Niemand!“ Ich taumelte auf die Bank zu und setze mich an den äußersten Rand. Ich stütze das Gesicht in die Hände und überlegte Fieberhaft. Das durfte doch nicht wahr sein? Was ging hier nur vor sich. „Warum mir? Warum sagst du das ausgerechnet mir?“ „Du bist mir wichtig und ich habe dich noch nie angelogen, Bella.“ Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Wie stand ich denn jetzt da? Ich wusste nun das große Geheimnis von Jacob Black und war mit dem Bruder dieses toten Mädchens zusammen. Wie sollte das bloß weitergehen? „Warum jetzt? Wieso verdammt nochmal kommst du jetzt hierher und erzählst ausgerechnet mir davon?“ murmelte ich verwirrt. Er schwieg. „Was willst du hier, Jacob?“, fragte ich dann, hielt das Gesicht aber weiterhin zwischen den Händen, ich sah ihn nicht an. „Ich bin wegen dir hier – Emmet weiß gar nichts von meinem Aufenthalt. Ich schüttelte unwillig den Kopf. „Jacob, du hast keinen Grund wegen mir hier zu sein, es ist vorbei – total vorbei. Verstehst du was ich sage?“ Jetzt ließ ich die Hände auf meine Knie fallen und sah ihn kalt an. Ich empfand nichts mehr für meine frühere Liebe, wie sehr war ich doch in ihn verliebt gewesen – und jetzt… jetzt war dort nur noch ein großes Loch, das kein weiteres Gefühl mehr zu ließ. „Nein, es ist nicht vorbei. Wir können neu anfangen. Ich weiß, dass ich dir sehr weh getan habe, aber ich mache es wieder gut, Bella.“ Ich schüttelte den Kopf. „Jacob es ist zu spät. Wie oft willst du es denn noch hören?“ „Nein“, begann er wieder und noch bevor er weiterreden konnte stoppte ich ihn mit drei kleinen Worten. „Ich liebe ihn!“ Er riss die Augen auf und starrte mich ungläubig an, dann wurde sein Blick traurig. Ich selbst war ebenso perplex über meine Worte wie er, doch so war es. Ja, genau in diesem Moment war es mir bewusst geworden. Schon die ganzen Tage hatte mein Herz es gewusst, mich immer wieder darauf hinweisen wollen. Doch meine Ohren waren Taub für diese Worte gewesen. Warum ausgerechnet jetzt? Bevor ich weiter darüber nachdachte stand ich auf. „Fahr nach Hause Jake“, sagte ich ruhig. Als ich gehen wollte rief er mich zurück. „Bella?“, seine Stimme klang kratzig und belegt. Ich blieb stehen und zögerte einen Augenblick. „Ja“, sagte ich dann schließlich doch. „Du musst mir versprechen, dass du es ihnen nicht erzählst.“ Seine Stimme klang flehend, während es in mir wieder zu brodeln begann. Wütend ballte ich die Hände und fuhr herum. „Wie kannst du mich nur um so etwas bitten, - ich kann es dir nicht versprechen, Jacob. Er war ihr Bruder, verdammt nochmal. Und ich… ich bin mit ihm zusammen – wie stellst du dir das vor. Soll ich ebenso wie du bis an mein Lebensende damit Leben? Es ist nicht richtig was du tust, Jacob“, meine Stimme brach so aufgebracht war ich. Ich schnaufte einmal tief durch und versuchte mich zu beruhigen. „Tut mir leid, aber versprechen kann ich es dir nicht“, fügte ich ruhiger hinzu. Dann drehte ich mich um und ging eilig davon. Wieder in der Mensa griff ich nach Wortlos nach meiner Tasche und wollte gerade gehen, als Alice mich zurück rief. Verwirrt hatten sie mein vorhaben beobachtet. „Wo willst du denn hin, Bella?“, fragte sie mich verwirrt. „Nach Hause“, antwortete ich ihr knapp. Jasper sah mich einfach nur an, ich wusste, dass er längst gemerkt hatte, dass etwas nicht stimmte. Doch ich ignorierte seinen Blick und drehte mich schließlich um. Gerade als ich loslaufen wollte, stand Jessica mit finsterem Blick und einem fiesen Lächeln vor mir. Sie war wie immer umringt von ihren Freundinnen. Das hatte mir gerade noch gefehlt. „Bei dir herrscht ja viel Verkehr!“, sagte sie und lächelte zuckersüß, doch ihre Augen funkelten mir vielsagend entgegen. „Ich hab keine Lust auf deine Spielchen, lass mich einfach in Ruhe, Jessica“, fuhr ich sie an und machte einen Schritt auf sie zu um an ihr vorbei zu gehen, doch sie stellte sich mir in den Weg. Erneut hörte ich hinter mir einen Stuhl über den Boden kratzen. Dann spürte ich einen warmen Arm an meiner Schulter und fühlte auch einen leichten Druck an meiner anderen Seite. Alice und Jasper standen neben mir. „Da hat dein Bruder sich aber ein unartiges Flittchen ausgesucht.“, sagte sie an Alice gewandt. Alice erwiderte ihren Blick emotionslos. Dann sah sie mich an. „Hm…“, machte sie bevor sie weitersprach. „Ich mag dieses unartige Flittchen… und mein Bruder… um den solltest du dir mal keine Sorgen machen. Er ist an dir nicht interessiert und wird es auch nie sein – also versprüh dein Gift woanders.“ Ihr Ton war zum Ende hin immer schärfer geworden, dass hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Ich beobachtete Jessicas Gesicht, das von ihrem überlegenen Grinsen in Überraschung über entsetzten und letztlich in Wut überging. Sie warf ihre Haare zurück und dampfte dann samt Anhang ab. Ich seufzte und ließ die Schultern zusammen sackten. Was für ein Tag. Wäre ich bloß zu Hause geblieben. „Danke!“, sagte ich an die Beiden gewandt und schlang meine Arme um ihre Schultern. Die beiden lächelten vorsichtig. „Bleib doch!“, sagte Alice, doch ich schüttelte nur den Kopf. Ich ließ die Beiden los und wollte gehen, als ich Alice Stimme erneut hörte. „Bella? – Es ist besser wenn Edward nichts davon erfährt.“ Ich sah ihn ihre goldenen Augen und dachte kurz darüber nach, dann nickte ich. Mit einem letzten Gruß verabschiedete ich mich von den Beiden und verließ die Mensa. Auf dem nach Hause Weg hatte ich es nicht mehr eilig. Nachdenklich schlenderte ich durch die Straßen und Gärten. Immer wieder hatte ich Bilder von Emilia vor Augen, ich versuchte sie mir vorzustellen, ob sie so aussah wie Edward? Mit bronzefarbenen Haaren und grünen Augen? Oder mehr wie Alice? Mein Verstand spielte mir Bilder von der Party und dem Autounfall ab, so wie er es sich zusammen reimte. Ob es an dem Tag auch geschneit hatte? War es denn überhaupt richtig Winter gewesen? Umso mehr ich überlegte, desto schneller wechselten die Szenen in meinem Kopf. Schließlich ließ ich mich auf die Wiese im Park sinken und starrte in den Himmel. Kleine Wolken zogen hin und wieder über mich hinweg. Ansonsten war der Himmel strahlend blau. Ich hatte keine Ahnung wie ich mit dieser Information umgehen sollte. Ich kannte dieses Mädchen nicht einmal, aber sie war Edwards Schwester, sie hatte zu dieser Familie gehört. Und er liebte sie natürlich. Wie sehr würde ich ihm schaden… ich meine, wie sehr würde ich ihm weh tun… wenn ich ihm davon erzählen würde? Wie konnte ich ihm gegenüberstehen und nichts sagen? Wie furchtbar wäre es, es ihm nicht zu sagen. Wie sollte ich weiterhin den Hass gegenüber Jacob Black ertragen, den anscheinend die ganze Familie empfand? Die ganzen verwünschungen, die was wäre wenn Diskussionen die Edward mit mir durchgesprochen hatte. Damals hatte ich ihn gut verstehen können. Es war nachvollziehbar gewesen, aber jetzt? Jetzt war alles anders. Ok, Jacob hatte sie fahren lassen… aber sie war alt genug um vernünftig zu sein. Ich dachte einen Moment darüber nach. Nein… sie wusste nicht wie unberechenbar ein Wagen sein konnte, sie war ja anscheinend noch nie gefahren. Ich wollte ich auch keinen Vorwurf machen… das war nicht fair… sie hatte für diese Neugier einen hohen Preis gezahlt. Der blaue Himmel mit den sanft vorbeiziehenden Wolken beruhigte mich etwas und ließ auch meinen Gedankenstrom langsamer werden. Mein Atem ging ruhig und gleichmäßig. Ich drehte mein Handgelenk ein Stück und sah auf meine Uhr. Edward würde bald bei mir sein. Wie lange war ich schon hier? Hier auf der grünen Wiese mit dem wundervollen blauen Himmel über mir? Ich hatte mal wieder vollkommen die Zeit vergessen. Irgendwie hatte ich Angst ihm zu begegnen, würde man es in meinen Augen lesen können? Würde es mit roten Buchstaben auf meiner Stirn stehen? Wie lange würde ich nichts sagen können? Fraß es einen nach einiger Zeit auf? Wie normal würde ich mich ihm gegenüber mit diesem Wissen verhalten können? Ich hatte mich den ganzen Tag so danach gesehnt ihn endlich zu sehen. Ich wollte keinen Moment ohne ihn sein… und jetzt wusste ich nicht weiter… ich hatte angst davor ihm gegenüber zu stehen und zu wissen, dass sie alle so furchtbar ahnungslos waren. Den ganzen Tag hatte ich so wundervolle Schmetterlinge im Bauch gehabt, die alles zum Kribbeln gebracht hatten, doch jetzt hatten sie sich in Bleigewichte verwandelt und waren einfach nur noch drückend. Sie verursachten mir statt zarten Gefühlen, Magenschmerzen. Nach kurzem überlegen drehte ich den Kopf und fingerte mein Handy aus der Tasche. Ich wählte seine Nummer, die ich gestern abgespeichert hatte. „Hallo Bella“, meldete er sich gut gelaunt. Im Hintergrund hörte ich den Volvo surren, er war also schon im Auto. „Ja, hey… du ich schaff es heute nicht, bin noch mit Lernen beschäftigt. Können wir das auf morgen verschieben?“ Ängstlich verzog ich das Gesicht und biss mir auf die Lippe. Er schwieg und ich konnte mir sein Gesicht ganz genau vorstellen. „Ähm… ja klar…!“, sagte er dann verwirrt. „Okay, super… dann bis morgen!“ „Ja, bis morgen.“ Seine Stimme klang jetzt nicht mehr so heiter. „Edward?“ „Ja?“, fragte er hoffnungsvoll. „Pass auf dich auf ja?“, sagte ich und meine Stimme klang sanft und schmeichelnd. Ich wusste gar nicht, dass ich so klingen konnte, ein wenig überrascht von mir selbst lächelte ich kurz. „Immer“, erwiderte er knapp. „Ciao!“ „Ja, bis morgen!“, sagte ich noch. Dann war die Leitung unterbrochen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)