Aschenkyotel von abgemeldet (eine neuroticRyo Märchen-FF xD) ================================================================================ Kapitel 6: Kyo und der Prinz ---------------------------- „Na, amüsierst du dich schön?“, König Sugizo hatte sich lange mit anderen Königen und Königinnen unterhalten, doch nun hatte er endlich Zeit gefunden, sich nach seiner Frau umzusehen. „Natürlich“, lächelte diese, „Ich unterhalte mich wunderbar mit Yoshiki hier, möchtest du dich nicht zu uns setzen?“ In der Tat führten die beiden ein sehr angeregtes Gespräch über Gott und die Welt und vor allem die Kinder und die Männer. Und eigentlich hielt sich der König aus dem Kaffeeklatsch seiner Frau heraus, doch: „Zu zwei so schönen Damen? Wie kann ich da nein sagen?“ Auch zu dritt scheinen sie ihren Spaß an der Unterhaltung nicht zu verlieren. Ganz im Gegensatz dazu der junge Prinz: ständig umringt und bedrängt von seinen Verehrerinnen und Verehrern – es war keine einzige und kein einziger dabei, der oder die ihm gefallen hätten, nicht, dass er die Gelegenheit hatte, auch nur eine oder einen näher kennenzulernen – fühlte er sich mehr als unwohl. Sein Kopf schmerzte von den schrillen Stimmen und seine Füße taten ihm vom Tanzen weh. Die große Turmuhr des Schlosses schlug Punkt 22 Uhr, als die weiße Kutsche durch das eiserne und reichlich verzierte Schlosstor fuhr. Tooru sah staunend aus dem Fenster und als er nach einigen Minuten Kutschfahrt – denn der Weg vom Tor zum Schloss war auch nicht gerade kurz – ausstieg, wurden seine Augen noch größer und sein Mund klappte für einige Augenblicke auf. Noch nie hatte Tooru ein so großes und herrschaftliches Schloss gesehen. Voll Begeisterung und Ehrfurcht traute er sich kaum einen Schritt zu gehen. „Nun geh schon rein!“, rief ihm da Nezumi ermutigend zu, „Du hast genau zwei Stunden, um zwölf Uhr werden wir hier auf dich warten.“ Darauf nickte Tooru ihr etwas nervös lächelnd zu und hörte dann nur noch, wie die Kutsche auf dem Kiesweg fortfuhr, als er die Treppe zum Schloss erklomm. Kaoru indes hatte endgültig keine Lust mehr. Seit Stunden war er nun umringt von diesen kreischenden Menschen, die nicht einmal wirklich hinter ihm sondern nur hinter dem Prinzessinnentitel her waren. Er wollte nur noch von dort weg und ihr könnt euch vorstellen, wie gelegen ihm da der Zug der Bediensteten kam, die eine Unmenge an Nachtisch brachten – natürlich kalorienreduziert. Nun verstummte auch die Kapelle. Beides hätte natürlich niemanden davon abgehalten, Prinz Kaoru mit übermäßiger Aufmerksamkeit zu überschütten, wenn nicht plötzlich ein ihm wohlbekanntes Mädchen mit rosa Haaren das Wort ergriffen und verkündet hätte, dass in einem der Törtchen, Mouseschüsselchen und Puddingschälchen ein Ring versteckt sei, der die Finderin zur Kaorus Verlobten und somit zur neuen Prinzessin von Großberg machen würde. Natürlich wusste der Prinz, dass es einen solchen Ring nicht gab, es war eine List, die sich die beiden ausgedacht hatten, damit er unauffällig aus der Mitte der Meute im Ballsaal verschwinden konnte. Und noch bevor diese Meute anfangen konnte, sich gegenseitig mit falschen Ringen zu bekriegen, hatte er das auch getan. Schnurstracks lief er aus dem Saal, den langen Gang entlang, durch die große Eingangshalle, durch die er wohl oder übel musste, um zu den Privatgemächern zu gelangen. Doch da alle im großen Saal waren, würde sie sowieso vollkommen menschenleer sein. Das dachte der Prinz, doch da hatte er sich getäuscht: Ein einiges, zierliches Mädchen – oder war es ein Junge? – stand dort, blickte sich verloren um. Und, ihr habt es sicher schon erraten, dieser Junge war unser kleiner Tooru, der diesen jungen Mann, der plötzlich wie angewurzelt an der anderen Seite der Halle stehen geblieben war, mit erschreckten Augen schüchtern anblickte. Auch Kaoru sah den Jungen an, doch nur eine Sekunde lang überlegte er, ob er schnell vorbeihuschen oder gar in irgendeines der angrenzenden Zimmer fliehen sollte, denn er konnte einfach nicht anders, als auf unseren Tooru zuzugehen. „Kann ich dir helfen?“, fragte er höflich. Der Junge schien fast erschreckt über diese Frage und sah ihn kurz aus wunderschönen, tiefbraunen Augen an, bevor er seinen Blick schüchtern abwand. „Ähm…ich… ich suche den König…“ „Den König?“, nicht, dass der Prinz ihn nicht verstanden hätte, aber zum einen war er verwundert darüber, dass dieser Junge in diesem Aufzug und an diesem Tag zu seinem Vater wollte, zum anderen mochte er so gerne noch einmal seine schöne, helle Stimme hören. Tooru gefiel ihm nämlich sehr. „Ja…ich möchte mit ihm reden…“, bekam er als schüchterne Antwort und auch Tooru konnte es sich nicht verkneifen, den Prinzen noch einmal anzusehen. Der lächelte, wenn er auch ein wenig enttäuscht war, dass dieser Junge nicht wegen ihm, dem Prinzen, hier war. „Der ist im Ballsaal… komm mit ich zeig dir wo.“, und schon hatte der Prinz doch tatsächlich Toorus Hand genommen! Und natürlich hielt er Wort und zeigte Tooru den Weg, traute sich sogar noch einmal den Kopf durch die Tür zu stecken, um dem Jungen zu zeigen, wo König Sugizo saß. Und Tooru war dankbar darum, doch als er sah, wer da bei dem Königspaar saß, erschrak er und drehte sich schnell wieder um. „Oh…es… ist vielleicht doch nicht so wichtig…“, murmelte er traurig. Aber er konnte doch unmöglich zum König gehen, wenn Yoshiki bei ihm saß! Kaoru tat es sehr leid, den schönen Jungen so zu sehen. „Das ist doch egal, der König hört sich immer alles gerne an…soll ich ihn holen?“, er hätte es nämlich nur zu gut verstehen gekonnt, wenn Tooru nicht durch diesen Saal hätte laufen wollen und erst als er den Satz gesprochen hatte fiel ihm auf, dass er selbst das ja noch weniger wollte. „Nein…macht Euch wegen mir keine Umstände, ich kann auch einfach hier warten bis…“, erst zögerte er, doch aus einem Grund, den er selbst nicht kannte, sprach er dann doch seinen Satz zu Ende: „Bis meine Stiefmutter da weg ist…“ „Ach du bist mit deiner Stiefmutter hier?“, fragte der Prinz verwundert, verstand er doch nicht wirklich, warum der Junge sie dann mied. „Nein…nicht wirklich…eigentlich im Gegenteil, er darf nicht wissen, dass ich hier bin…“ „Er?“ Tooru sah den Prinzen verlegen an. „Ja…meine …Stiefmutter…ach…das ist kompliziert und eine lange Geschichte, Ihr habt doch sicher besseres zu tun, Ihr wart eben sehr in Eile…ich warte einfach hier…“ Doch der Prinz wollte gar nicht mehr in sein Zimmer. Er wollte viel lieber bei dem Jungen bleiben und sich mit seiner schönen Stimme seine Geschichte erzählen lassen. Und nach einigem Bitten hatte er ihn auch soweit, dass er von Yoshiki und seinen Söhnen erzählt und dass sein Vater gestorben war und zuvor seine Mutter und warum Yoshiki ihn nicht leiden mochte – das alles, ohne auch nur einmal einen Namen oder das große Haus am Meer zu erwähnen. Kaoru hörte ihm nur zu gerne zu und wünschte sich auf einmal nichts sehnlicher, als diesem Jungen helfen zu können. Ganz fest nahm er sich vor, ihn später zu seinem Vater zu bringen…doch diese Stiefmutter wollte und wollte nicht von der Seite seiner Eltern weichen. Er saß immer dort, bis die Kapelle wieder aufspielte, um eine größere Essensschlacht zu verhindern. Doch selbst dann stand er nur auf, weil er doch tatsächlich vom König zum Tanzen aufgefordert worden war! Natürlich nicht ohne das wohlwollenden Einverständnis von Königin Ayano. Da sah der Prinz Tooru an und fragte ihn doch tatsächlich, ob er mit ihm tanzen wolle. „Da- dadrin?“, das wäre Tooru gar nicht lieb gewesen, doch der Prinz schüttelte nur den Kopf und zog den Jungen an sich, „Aber ich kann nicht tanzen, ich hab das nie gelernt!“, wand Tooru noch ein, doch der Prinz lächelte nur: „Das macht nichts, ich führe dich, und ich sag dir genau, was du tun musst!“ Und wirklich schien es ganz leicht zu gehen, selbst mit den hohen Schuhen und zu seiner eigenen Überraschung machte es Tooru sehr viel Spaß, dort im Gang mit diesem fremden Mann zu tanzen. Er fand seine Augen sehr schön und seine tiefe Stimme, die ihn etwas an seinen lieben Vater erinnerte. Bald schien die Welt um sie herum vergessen und auch, weshalb Tooru eigentlich gekommen war. Plötzlich hielt der Prinz inne. „Komm, ich möchte dir was zeigen…“, lächelte er und nahm Tooru an der Hand und führte ihn zu den Privatgemächern der Königsfamilie. Doch da blieb Tooru stehen. „Wir können doch nicht einfach so im Schloss herumlaufen…“ „Nun, wer denn, wenn nicht ich? Und du bist meine Begleitung!“ „Aber… seid Ihr denn…“, und dem armen Tooru wurde ganz anders bei dem Gedanken und da erst sah er den königlichen Siegelring und wurde ganz rot im Gesicht und verbeugte sich sehr tief, „Oh das tut mir so leid euer Majestät, ich wusste nicht – ich habe Euch nicht erkannt, es tut mir leid, Euch aufgehalten zu haben“, und wahrscheinlich hätte er weiter so gestottert, wenn nicht Kaoru seine Hand genommen hätte und gesagt: „Nenn mich doch einfach Kaoru, in Ordnung? Du hast mich nicht aufgehalten, ich hab genug von diesem Ball… du bist der erste Mensch, mit dem es Spaß gemacht hat zu tanzen und dem ich heute gern begegnet bin…“, er lachte kurz auf, „Schon witzig, oder? Die da drinnen reißen sich alle um mich, und der einzige, den ich mag, ist nicht wegen mir hier…erkennt mich nicht einmal…“ Er lächelte, als er das sagte und Tooru sah ihn mir noch größeren und erstaunteren Augen an, als er es sowieso schon getan hatte. „Verzeih, du möchtest doch bestimmt nachsehen, ob deine Stiefmutter meinen Vater freigelassen hat, oder?“ Doch Tooru schüttelte nur den Kopf und der Prinz konnte erkennen, dass seine Wangen leicht rosa schimmerten, als er zum Prinzen aufsah: „Ihr wolltet mir etwas zeigen…“ Denn in Wirklichkeit wollte auch Tooru viel lieber bei dem Prinzen bleiben. Nicht, weil er wusste, dass es der Prinz war, sondern einfach, weil er ihn mochte. Das merkte er jetzt schon ganz genau, er fühlte sich einfach sehr, sehr wohl bei dem jungen Mann. Und der ließ sich natürlich nicht zweimal bitten, nahm wieder die Hand des Jungen und führte ihn weiter. „Ach, und lass doch bitte das ‚Ihr’ weg, sag einfach ‚du’, ja?“ Tooru nickte. Und Tooru staunte auch nicht schlecht, als er sah, wohin der Prinz ihn brachte: es war das größte und schönste Schlafzimmer, dass er je gesehen hatte, mit dem größten und bestimmt weichsten Bett, das es geben konnte – so sicher konnte er sich da nicht sein, denn er sah das Bett nur, doch aussehen tat es sehr weich – und so vielen schönen Sofas und Sesseln und Dingen darin… und doch, das schönste am Zimmer war der Balkon. Der Prinz erzählte ihm, dass man von dort aus bis zum Meer sehen konnte, wenn es hell war. Da es jedoch dunkel war, sahen sie nur die Sterne und die glitzernden Lichter der Stadt. Aber auch das fanden beide sehr schön. Lange standen sie da und besahen das Funkeln des Himmels und unterhielten sich hin und wieder ein bisschen und der Prinz legte sogar seinen Arm um Tooru und der lehnte sich ein bisschen an ihn. Und irgendwann hatte der Prinz Toorus Hand genommen und ihm ganz fest in die Augen gesehen und gerade als ihre Lippen sich ein ganz kleines bisschen berührten, schlug die große Turmuhr zwölf! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie Tooru erschrocken war. „Ich muss gehen!“, hatte er dem Prinzen gesagt und sich weggedreht. Und beinah war er über seine Schuhe gestolpert. „Aber warum denn?“, hatte Kaoru gefragt. „Ich muss nach hause, sonst merkt meine Stiefmutter-“, hatte er gemurmelt und dabei ganz flink seine Schuhe auszogen und war losgelaufen und der Prinz ihm hinterher, doch Tooru war schnell weitergelaufen und als der Prinz seine Hand greifen wollte, fasste er nur den Schaft seines Stiefels und zog ihn Tooru aus der Hand, bevor der schon in der Kutsche verschwunden war. „Wie heißt du überhaupt?“, hatte Kaoru ihm noch nachgerufen und wie gerne hätte Tooru ihm gesagt, wie er wirklich hieß, doch er konnte nicht. Was, wenn Yoshiki etwas merken würde? „Kyo!“, hatte er zurückgerufen. ‚Kyo...’, dachte Tooru jetzt, als er so in der Kutsche saß. Kyo klang eigentlich viel schöner als Tooru… der Prinz würde ihn Kyo nennen, in seinen Gedanken…wenn er überhaupt an ihn denken würden, denn konnte Kaoru nicht jeden haben? Aber hatte er nicht gesagt, er wolle gar niemanden aus der Gesellschaft im Ballsaal? Er würde nur ihn mögen…ihn, Kyo? Und Tooru beschloss, ab diesem Tag Kyo zu heißen. Auch wenn ihn vielleicht niemand so nennen würde. Außer Kaoru. Doch das war der einzige, der zählte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)