Erwachen von chaska ================================================================================ Kapitel 1: Einmal New York - Tokio ---------------------------------- Hallöchen, hier kommt ein kleines Zwischenspiel, bevor unsere eigentliche Staffel weitergeht. Diese Geschichte ist sehr spontan entstanden. Sie ist eigentlich als Art Kurzgeschichte gedacht, doch irgendwie habe ich schon jetzt das Gefühl, dass sie sich verselbstständigt. Mal sehen, wie sie euch gefällt. Wir machen einen gewaltigen Zeitsprung in die Zukunft. Unsere Inufamilie hat nicht nur die Zeiten überlebt, sie ist auch größer geworden. Zu ihren Mitgliedern gehört nun auch Yanthana. Sie ist die Tochter von Inu Yasha und Kagome. Die junge Frau hat es jedoch nicht in Japan gehalten. Sie ist nach Amerika gezogen. Dort arbeitet sie als... Ja lasst euch überraschen, denn die Geschichte beginnt, als sie ein Auftrag wieder in ihr Geburtsland zurückführt. Dort erwartet sie jedoch nicht nur die Familie. Nach fünfhundert Jahren erwacht ein alter Feind. Die Welt hat sich verändert. Unerkannt in der Maske eines harmlosen Menschen gelingt ihm der Zutritt in das verborgene Refugium, wo die letzten Youkai leben. Dort entfacht er die Hölle. *********************************************************************** Einmal New York - Tokio "Sehr geehrte Gäste. Wir werden in etwa 2 Stunden auf dem Tokioer Airport Haneda landen. Sie haben jetzt die letzte Gelegenheit zollfrei einzukaufen. Wir haben ein reichhaltiges Angebot an Bord. Unsere Flugbegleiter werden ihnen sehr gerne behilflich sein." Die Stimme drang in Yanthana’s Träume und sorgte dafür, dass die junge Frau verschlafen die Augen öffnete. Langes schwarzes Haar war in einem Pferdeschwanz gebändigt. Einige einzelne Strähnen hatten sich gelöst und strichen verspielt um ihre Wangen. Ihre Augen waren von einem sanften, warmen Braun. Wenn man genauer hinsah, konnte man kleine goldene Punkte, wie Sterne darin finden. In ihnen konnte man Entschlossenheit, Wissen und Erfahrung erkennen, die weit über das scheinbare Alter dieser jungen Frau hinausgingen. Ein neutraler Beobachter würde sie auf Anfang zwanzig schätzen. Doch das sie fast 150 Jahre alt war, würde jede normale Vorstellung sprengen. Sie blinzelte, weil helles Sonnenlicht durch das kleine Sichtfenster auf ihrer linken Seite schien. Neben sich spürte sie die Bewegung und warf einen raschen Blick zur Seite. Ihr Nachbar würde ebenfall bald erwachen. Die Veränderung seiner Atemzüge deutete zweifelsfrei darauf hin. Yanthana lehnte sich wieder entspannt in den Sitz zurück. Sie schloss wieder die Augen und lauschte den Geräuschen. Sie konnte deutlich das Dröhnen der Motoren hören, die Gespräche aus der ersten Klasse drangen ebenso klar zu ihr herüber, wie die Frage der netten Stewardess an ihren Vordermann. Bewusst blendete sie alles aus. Yanthana hatte schon vor langer Zeit gelernt, wie sie ihre überempfindlichen Sinne gegen die laute Welt schützen konnte. Genau diese Sinne waren ihr großes Plus in ihrem Job. Sie war in der Security Branche tätig. Das Beschützen von Objekten oder Personen gehörte zum Job der Agentur, bei der sie arbeitete. Sie war schneller, als irgendein Mensch, ihr Gehör und vor allem ihr Geruchssinn waren extrem ausgebildet. Auch war sie stärker als ein normaler Mann, sollte sie verletzt werden, dann heilten ihre Wunden meisten innerhalb weniger Stunden oder Tagen vollständig ab. Ein Erbe, genauso, wie ihre feinen Sinne. Ein Erbe ihrer Familie. Ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie voller Zuneigung an ihre Familie dachte. Bevor sie ihren neuen Job in ihrer alten Heimat antreten würde, wollte sie ihr einen Besuch abstatten. Sie hatte sie schon mehr als zehn Jahre nicht mehr gesehen. "Sie sehen glücklich aus. Freuen Sie sich auf Japan?", die warme Stimme neben ihr ließ Yanthana die Augen öffnen und den Kopf wenden. Wie sie es geahnt hatte, war ihr Nachbar nun ebenfalls wach und sah sie aus dunkelblauen Augen neugierig an. Blondes Haar umrahmte ein braungebranntes, markantes Gesicht. Mitte Zwanzig vielleicht. Auf jeden Fall Amerikaner. Der typische Slang war unverkennbar. Yanthana vertiefte ihr Lächeln. "Ich werde meine Familie wiedersehen", antwortete sie bereitwillig. Die Augenbrauen ihres Nachbarn hoben sich erstaunt in die Höhe. "Sie waren also auf Urlaub in New York?" Yanthana schüttelte den Kopf. "Nein, ich bin vor ein paar Jahren nach Amerika gezogen." "Also beruflich hier. Genauso wie ich. Mein Professor, ist hier tätig und hat mich eingeladen ein paar Wochen wieder mit ihm zusammenzuarbeiten. So ein Angebot schlägt man einfach nicht aus", sagte der junge Mann und streckte nun Yanthana die Hand entgegen. "Übrigens, mein Name ist Ben Hopkins." Die junge Frau ergriff die Hand und erwiderte den festen Händedruck. "Yanthana Yasha" Ein verwunderter Zug glitt über Ben’s Gesicht. "Yasha? Hat dieser Name nicht eine ähnliche Bedeutung wie Dämon?" Yanthana nickte. "Genau. Ein alter Familienname." Sie konnte ein innerliches Lächeln nicht vermeiden. Dämon. Genau das war sie auch. In ihrem Blut floss zur einen viertel dämonisches Blut von einer der mächtigsten Youkailinien, die im alten Japan, oder auch hier in der Gegenwart zu finden waren. Wenn nicht sogar die Mächtigste. "Japan ist sehr mythenreich. Gerade die Legenden über Youkai, Kappas oder Tenshi machen einen großen Teil der Geschichte aus. Ich finde diese Legenden faszinierend. Fast wünschte ich mal solchen Geschöpfen zu begegnen" Ben lachte auf. "Leider sind sie jedoch nur Geschöpfe der Fantasie. Aus diesem Grund waren auch japanische Geschichte und Sprache ein Teil meiner Wahlfächer auf der Uni", berichtete er bereitwillig. "Und jetzt bin ich endlich mal hier und kann außerdem meinem Professor bei wichtigen Arbeiten helfen. Er hat mich extra in Amerika angerufen und mich gebeten hierher zu kommen, weil er einer ganz großen Sache auf der Spur ist." Yanthana hatte aufmerksam zugehört. Fast musste sie laut auflachen. So, so Dämonen faszinierten diesen jungen Mann? Wie gut, das er nicht wusste, das er neben einem teilweise dämonischen Geschöpf saß. "Vielleicht sollten Sie sich eine solche Begegnung nicht wünschen", wandte sie mit einem Schmunzeln ein. "Solche Wesen sind in der Regel nicht sehr umgänglich. Entweder wollen sie einen fressen, oder die Menschen sind ihnen so ziemlich egal. So ähnlich, wie ein Käfer." "Wir werden es wohl nie erfahren, denn wie gesagt... Legenden", erwiderte Ben und zuckte mit der Schulter. "Was allerdings keine Legenden sind, das sind die geheimnisvollen Schwerter und auch die Artefakte, die es gab. Zum Beispiel das Shikon no Tama. Es ist mit Beweisen überliefert. Sogar Zeichnungen habe ich davon gesehen. Oder... hey, was machen Sie denn für ein Gesicht?" Überrascht, sah er Yanthana an. Jeder freundliche Zug war aus ihrem Gesicht verschwunden. Ihre braunen Augen sahen ihn eindringlich an. "Das Shikon no Tama weckt Begehren. Doch man sollte immer vorsichtig sein, mit dem was man sich wünscht. Denn wenn die Götter einen wirklich strafen wollen, dann erfüllen sie diese Wünsche." "Hey!", beschwichtigend hob Ben die Hände. "Ich habe nur angedeutet, dass es schön wäre solche legendären Artefakte mal zu sehen. Ich wollte nicht..." "Schon gut", wehrte Yanthana ab, die sich schon über sich selbst ärgerte, weil sie so heftig reagiert hatte. Doch das Shikon no Tama war etwas ganz besonderes. Es verstärkte die Kräfte desjenigen, der es besaß. Durch das Gute wurde es rein gehalten, fast ungefährlich, doch dem Bösen verlieh es ungeheuere Macht, die dieser dann zu noch böseren Taten nutzen konnte. Das Shikon no Tama hatte jedoch noch eine weitere einzigartige Fähigkeit, die nie überliefert worden war, jedoch existierte. Es verlängerte das Leben. Yanthana wusste das genau, denn sie stammte von der Hüterein des Shikon no Tama ab. Kagome. Einst ein junges Mädchen, das durch den magischen knochenfressenden Brunnen in die Sengoku jidai gezogen worden war. Dort die Wandlung zur mächtigen Priesterin vollzogen hatte und freiwillig aufgrund ihrer unsterblichen Liebe zu einem Hanyou mit dem Namen Inu Yasha, Yanthana’s Vater, das Leben in der Vergangenheit gewählt hatte. Ihre Mutter weilte immer noch unter den Lebenden, dank dem Juwel der vier Seelen, war ihr die Lebenszeit eines Youkai vergönnt worden. Eine Laune des Schicksals. Vielleicht auch die Entscheidung des Juwels selbst, denn nur die wahre Hüterin konnte es im Gleichgewicht halten. Jeder Gedanke an das Juwel, oder an die seltsamen Fähigkeiten weckte automatisch Sorge um ihre Mutter in Yanthana. Sie lächelte entschuldigend ihr Gegenüber an. "Bitte entschuldigen Sie. Manche Sachen sollten in der Vergangenheit begraben bleiben. Zumal es ja auch nur Legenden sind. Sie erwähnten Ihren Professor? Woran werden Sie denn arbeiten?" Ben zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es selbst nicht. Mein Professor hat ein großes Geheimnis daraus gemacht. Ich werde am Flughafen abgeholt und dann direkt zu ihm dort hingeflogen. Er scheint da wirklich einer großen Sache auf der Spur zu sein. Ich wette, Sie werden in den nächsten Wochen bestimmt etwas darüber in den Zeitungen lesen." "Ich bin gespannt", sagte Yanthana. Ben sah sie unvermindert an. Sie war ihm schon die ganzen Flug angenehm aufgefallen, doch zu einem Gespräch war es erst jetzt gekommen. Ihre Stimme war warm und sanft. Das lange schwarze Haar, das an das makellose schwarze Gefieder eines Raben erinnerte. Vor allem ihre braunen Augen und waren ihm aufgefallen. Sie strahlten eine ungeheure Ruhe und Weisheit aus. Einen anderen Ausdruck konnte er dafür nicht finden. Lange würde es jetzt nicht mehr dauern, bis sie zur Landung ansetzen würden. Er drehte den Kopf nach links. "Wo wohnt denn ihre Familie? Vielleicht können wir ja noch einen Kaffee zusammen trinken, bevor ich abreise." Yanthana schüttelte den Kopf. "Tut mir leid, aber das wird wohl nicht möglich sein. Ich werde ebenfalls abgeholt und dann fahren wir noch ein großes Stück. Meine Familie wohnt ziemlich weit außerhalb von Tokio", bedauerte sie. "Tja, schade. Da kann man wohl nichts machen", räumte Ben ein. Die letzte Stunde bis zur Landung verbrachten die beiden in einem Gespräch über allgemeine Dinge. Ben wohnte im sonnigen San Fransisco. Er hatte Archäologie studiert und jetzt hatte sein alter Professor ihn um Unterstützung bei einem Projekt gebeten. Er erzählte einiges über seine anderen Jobs, die ihn schon überall in der Welt herumgeführt hatten. Geschickt vermied es Yanthana, dass sich das Gespräch um sie drehte. Sie erwähnte nur kurz, dass sie einen interessanten Job bei einer Agentur in New York angenommen hatte. Es dauerte auch nicht lange, da duzten sie sich schon. Die Zeit verging wie im Flug. Schon bald hörte Yanthana, wie sich das Motorengeräusch veränderte. Sie unterbrach den Satz, den sie gerade sagen wollte und blickte aus dem Fenster. Als sie sich wieder umwandte, leuchteten ihre braunen Augen förmlich. "Wir landen bald." In diesem Moment ertönte auch schon das Anschnallzeichen und die freundliche Stimme des Kapitäns erklärte, dass sie sich nun in den Landeanflug begaben. "Das ging ja flott", meinte Ben. "Ich habe gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen ist." Er schnallte sich an. "Ich werde zwar vom Flughafen abgeholt, doch ich hoffe stark, dass wir noch die Gelegenheit haben werden einen Kaffe zusammen zu trinken", wiederholte Ben noch einmal. Die letzte Stunde war äußerst angenehm gewesen. Er hatte sich echt toll unterhalten. Und Yanthana war auch eine sehr hübsche Person. Er fand es schade, das sich ihre Wege so schnell wieder trennen sollten, wo sie sich doch gerade erst kennengelernt hatten. "Mal sehen. Vielleicht ergibt es sich ja doch", lächelte Yanthana ihn an, doch dann wurde ihre Aufmerksamkeit von der Landung in Anspruch genommen. Sie durchstießen die Wolkendecke und in der Ferne tauchte die Wolkenkratzer Silhouette von Tokio auf. Die scharfen Augen der jungen Hanyou sahen jetzt schon Einzelheiten. ~Wieder zu Hause~, dachte sie und spürte, wie sehr sie sich darüber freute. Es war eine gute Entscheidung gewesen schon einen Tag frührer, als vereinbart zu fliegen. So konnte sie wenigstens noch ein paar Stunden bei ihrer Familie verbringen, bevor sie ihren neuen Auftrag antrat. Es schien, als ob die Erde in einem Wahnsinnstempo näherkam, doch dann spürte sie das Ausfahren des Fahrwerks und das sanfte Aufsetzen auf der Landebahn. Das Flugzeug bremste ab und schon war das gelbe Fahrzeug da, das große blickende Licht in der Schrift “Follow me“ auf der Rückseite hatte. Es dauerte nicht lange, und das Flugzeug hatte seine endgültige Parkposition erreicht. Unruhe machte sich unter den Passagieren breit. Einige waren schon aufgestanden und hatten die Fächer über den Sitzen für das Handgepäck geöffnet. Yanthana ließ sich von der allgemeinen Unruhe nicht anstecken. Sie lehnte sich entspannt in ihrem Sitz zurück und sah nur kurz auf, als ihr Nachbar aufstand und ebenfalls nach seinem Handgepäck angelte. Er warf ihr einen kurzen Blick zu. "Willst du wieder zurückfliegen?", fragte er. Yanthana schüttelte den Kopf. "Das nicht gerade, doch ich warte noch einen Moment, bis das große Gedrängel vorbei ist." "Gut dann...", Ben wollte sich wieder hinsetzen, doch hatte er die Dynamik der anderen Passagiere unterschätzt. Die Fluggastbrücke hatte angedockt und der Ausstieg war freigeben. Die Menge drängte in Richtung Ausgang und Ben wurde einfach mitgespült. Er winkte noch mal kurz, dann war er schon verschwunden. Allmählich leerte sich die Maschine und auch Yanthana machte sich daran auszusteigen. Durch die langen Gänge hindurch, ging es zur Abfertigung und Passkontrolle. Glas, Metall, große Fensterfronten, der Flughafen war sehr modern. Kein Wunder, bei dem Durchsatz, an Menschen und Maschinen und von dem Frachtverkehr ganz abgesehen, der jeden Tag hier stattfand. Sie sah sich nach Ben um und entdeckte ihn in der Schlange mehrere Personen hinter sich. Irgendwie hatte sie ihn überholt. Sie winkte ihm kurz zu, doch er schien so konzentriert zu sein, dass er sie nicht bemerkte. Dann hörte sie das Rufen, in demselben Moment als ein vertrauter Geruch durch die ganzen Menschen hindurch an ihre Nase gelangte. "HUHUH YAN... Hallo, YAN Hier bin ich. HIER!" Vergessen war ihre Flugbekanntschaft, vergessen war ihr Auftrag, der sie hier geführt hatte. Ihr Gesicht strahlte auf, als sie den Rufer hinter der Absperrung sah. ************************************************************************* "HUHUH YAN... Hallo, YAN Hier bin ich. HIER!" Kraftvoll und absolut unüberhörbar hallten die lauten Rufe durch die gesamte Passagierabfertigung. Viele Anwesenden drehten sich zu dem Rufer um. Einige lächelten nur, andere schüttelten missbilligend den Kopf über den jungen Mann, der aufgeregt von einem Bein auf das andere hüpfte und dabei die Arme zum Winken erhoben hatte. Er war eine Erscheinung, die auch ohne das eine gewisse Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Groß war er, mindestes 1,80 m schlank, kräftige Schultern und schmale Hüften. Gekleidet in eine dunkelblaue Jeans, einem weißen T-Shirt und darüber ein schwarz-weiß kariertes Hemd. Das auffälligste waren jedoch seine Haare. Kupferrot schimmerten sie im kühlen Licht der Beleuchtung und die moosgrünen Augen leuchtenden förmlich. Ben war er ebenfalls aufgefallen. ~Yan?!?~, überlegte er. ~Könnte das vielleicht die Abkürzung von Yanthana sein?~ Unwillkürlich hielt er Ausschau nach seiner netten Flugbekanntschaft. Rasch fand er sie, nur etwa fünf Personen vor sich. Er hatte recht vermutet. Eben hob sie die rechte Hand und winkte zurück. Nach wenigen Minuten hatten sie die Absperrungen hinter sich gebracht. Ben sah, wie der große rothaarige Mann auf Yanthana zustürmte und sie heftig umarmte. Dann schließlich hochhob und sie im Kreis wirbelte. Ben hörte das laute Lachen der jungen Frau und sah, dass Yanthana's Augen förmlich aufleuchteten. Offensichtlich waren die beiden ein Paar. Dann wurde seine Aufmerksamkeit schlagartig von einem Mann im schwarzen Anzug und dunkler Brille in Beschlag genommen. "Sind Sie Mr. Hopkins?" Als er Ben’s Nicken sah, fuhr er fort. "Professor Katsushiro hat uns geschickt. Wir sollen Sie zu der Ausgrabungsstelle bringen. Wir nehmen ihr Gepäck." Er winkte einem anderen Mann zu, der eilig näher kam und sofort Ben’s Koffer nahm. Ben blieb keine Zeit mehr sich von Yanthana zu verabschieden. Mit einem letzten wehmütigen Blick auf das Paar, folgte er den beiden Männern. ************************************************************************* Kaum hatte Yanthana die Absperrung hinter sich gelassen, als sie sich heftig umarmt und hochgehoben fühlte. Laut lachte sie auf. "Shippou! Lass mich runter." Ohne auf ihren Protest zu achten, oder den schweren Koffer, den sie trug und den er kurzer Hand mitsamt ihr hochgehoben hatte, vollendete der junge Mann den Kreis. Dann stellte Shippou sie wieder ab und drückte ihr einen kräftigen Kuss auf die Lippen. "Mensch, was bin ich froh dich wieder zu sehen", stieß er hervor und Yanthana sah an dem Leuchten seiner Augen, dass es ihm von Herzen kam. Ohne große Umstände nahm er ihr den Koffer aus der Hand hakte sie unter und zog sie aus der Flugabfertigung in Richtung der Ausgang. "Als du angerufen hast, dass du wieder hierher kommst, hast du alle in helle Aufregung versetzt. Deine Mutter hat sogar sofort dein Zimmer neu eingerichtet." Yanthana fühlte sich völlig überrumpelt. Sie hatte fast vergessen, wie Shippou sein konnte. "Ich hoffe, nicht, das sie rosa Tapeten ausgewählt hat", antwortete sie mit gespielt banger Stimme. "Nein. Du wirst überrascht sein. Es hat sich vieles geändert. Mensch, wir haben jetzt sogar Satellitenfernsehen. Irre Sender kriegen wir. Dein Paps hat nur gegrummelt, aber ich kenne ihn besser. Seine Augen haben gestrahlt." Inzwischen hatten sie das Parkhaus erreicht und fuhren mit dem Fahrstuhl nach unten. "Und was machst du so?", fragte Yanthana neugierig. Shippou grinste sie unbeschwert an. "Ich bin Musiker und spiele in einer der angesagtesten Band von Tokio." Verblüfft zog Yanthana die Augenbrauen hoch. "Hey, ich dachte die ungeschriebene Regel, keine Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen, gilt immer noch." "Was hältst du von mir?", antwortete er, legte mit gespielt beleidigter Miene eine Hand aufs Herz. Um seine Gestalt flimmerte es kurz und im nächsten Moment stand vor Yanthana ein großer schwarzhaariger Mann mit blauen Augen und einem kleinen Kinnbart. In den Ohrläppchen blitzten kleine Edelsteine. "Fuchsmagie", grinste Shippou unbeschwert. Aufmerksam musterte Yanthana ihn. "Perfekt. Keine Ähnlichkeit mit deinem wahren Aussehen." "Äußerst praktisch. Ich kann dir sagen, Groupies können manchmal ganz schön lästig sein. Mit meinem wahren Ich erkennt mich keiner und ich kann mich unerkannt durch die Stadt bewegen." "So, so, Groupies?!? Erzähl mir aber nicht, dass du die Aufmerksamkeit nicht genießt." Shippou verwandelte sich wieder zurück. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. "Sag es aber keinem weiter. Jep... Mache sind einfach zu süß. Da wird ein Mann schon mal schwach. Und ich bin eben ein Mann." "Du wunderschöner starker Mann", kichernd strich Yanthana ihn sanft über die Wange und zog hastig den Finger zurück, als er spielerisch nach ihr biss. Die Türen glitten auf und sie betraten das Parkdeck. Nach wenigen Metern blieb Shippou stehen und streckte die Hand aus. "Und, wie gefällt dir mein Baby?" Yanthana pfiff leise durch die Zähne. "SO erfolgreich seid ihr also?" Vor ihr stand ein Porsche 911 Cabrio. Schwarzmetallic mit einer roten Flammenspur an den Seiten. Shippou warf ihren Koffer auf den schmalen Rücksitz und flankte elegant über die geschlossene Tür hinein. "Steig ein, Schwesterchen, und genieße den Luxus einen eigenen Chauffeur zu haben." Das ließ Yanthana sich nicht zweimal sagen. Allerdings öffnete sie vorschriftsmäßig die Beifahrertür und stieg ein. Sekunden später legte Shippou einen Kavaliersstart auf den Asphalt, dass Yanthana sich hastig an den Gurt klammerte. "Mein Gott... Wo zum Teufel hast du denn deinen Führerschein gemacht?", rief sie und schloss die Augen, als Shippou in einen halsbrecherischen Tempo die Wendeschleifen hoch fuhr, die zum Ausgang des Parkhauses führen. Die Bremsen quietschten und mit einem kleinen Ruck blieb der Wagen vor einer Schranke stehen. Zögernd öffnete Yanthana ein Auge und blinzelte vorsichtig. "Alles in Ordnung?", fragte Shippou. "Du siehst etwas bleich aus." Er beugte sich vor und steckte die Parkkarte in die Aufnahme, die Schranke hob sich und der Motor des Porsches heulte kurz auf. "Irgendwie kann ich mich meines Gefühl nicht erwehren, dass es besser gewesen wäre, meine Lebensversicherungssumme zu erhöhen", sagte Yanthana. "Vertrau mir, Yan. Ich bin der beste Fahrer. Du solltest mal mit deinem Vater fahren, dann weiß man wirklich, wie es ist, wenn einem vor Schreck das Herz stehen bleibt", kicherte Shippou. Insgeheim musste Yanthana dem Kitsune recht geben und außerdem machte ihr die rasante Fahrt in diesem schnellen Flitzer Spaß. Sicher und souverän, steuerte Shippou den Schlitten und Yanthana lehnte sich entspannt in dem Sitz zurück. Aufmerksam sah sie nach draußen. Die Geschäfte und die Hochhäuser huschten vorbei. Wie immer waren die Strassen von Menschen nur so überfüllt. Auch New York war eine große Stadt, doch mit Tokio nicht zu vergleichen. Trotz der teilweise vertrauten Straßenzüge kam sich Yanthana fremd vor. Es waren mehr als zehn Jahre her, dass sie Japan verlassen hatte. Zehn Jahre... für Menschen eine lange Zeit, doch für Youkai oder auch Hanyou nur wie ein Wimpernschlag. Allmählich verringerte sich der Verkehr. Sie verließen das Stadtzentrum auf dem Highway und fuhren in Richtung Süden. Der Wind wirbelte Yanthana's Haar hoch. Er fühlte sich warm an. Ihre Nasenflügel weiteten sich, als langsam die Luft besser wurde. Doch es dauerte noch gut eine Stunde, bis auch die letzten Häuser den Wäldern gewichen waren. Shippou verließ den Highway und bog in kleinere Straßen ab. Immer tiefer fuhr er in die Berge. Die Strasse schlängelte sich als graues Band durch das Grün. Schließlich bremste der Kitsune ab. Langsam rollte der Porsche am Straßenrand aus und hielt. Aufmerksam hob Shippou den Kopf und lauschte, ebenso weiteten sich seine Nasenflügel, als er witterte. Dann wandte er den Kopf. "Alles klar", grinste er. Er legte den Gang ein und bog unvermittelt von der Straße ab. Für einen normalen vorbeifahrenden Wagen war der fast vollständig zugewucherte Weg kaum zu erkennen. Die Äste der Sträucher strichen am Wagen entlang, doch dann hatte er die Barriere durchbrochen. Mit erheblich langsamerem Tempo folgte Shippou dem Weg, der sich in sanften Kurven durch den Wald zog. Er endete an einer schroffen Felswand. Shippou stoppte den Porsche. "Und, bist du bereit?", fragte er seine Beifahrerin. Yanthana sah die Felswand empor. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Es ist schon sehr lange her, und ich glaube, so hautnah mit der Magie der Götter konfrontiert zu werden ist nie etwas Normales, woran ich mich gewöhnen kann. Doch...", sie drehte den Kopf nach rechts.(Japan hat Links Verkehr; Fahrersitz auf der rechten Seite) "Ich bin bereit. Drück drauf. Ich kann es kaum erwarten Mam und Paps zu sehen." "Dein Wunsch, sei mir Befehl...", rief Shippou und drückte das Gaspedal ein paar Mal durch. Der Motor des Porsches heulte auf und als Shippou die Kupplung kommen ließ, schoss der flache Sportwagen, wie ein angreifendes Raubtier vorwärts. Für einen Beobachter sah es so aus, als ob die beiden Autoinsassen Selbstmord begehen wollten. Auf den wenigen Metern beschleunigte der Wagen auf eine Geschwindigkeit, die ihn unweigerlich an der Felswand zerschmettern musste, auf die er zuraste. Doch als er die Felsen erreichte... Tauchte er ein, als ob er förmlich in den Berg aufgesogen wurde. Sekundenbruchteile später lag der einsame Waldweg so verlassen da, als ob nie jemand hier gewesen war. *********************************************************************** Ende Kapitel 1 Damit endet das erste Kapitel dieser Geschichte. Vielleicht eine kleine Erklärung. In der Neuzeit leben die meisten Youkai auf einer Insel, die durch die Macht der Götter vor den Augen der Menschen verborgen bleibt. Nur wenige geheime Portale ermöglichen den Zugang. Doch auch darüber schwirren mir ein paar Gedanken durch den Kopf. Mal sehen, was daraus wird. Doch bleiben wir erst mal bei dieser Geschichte in zwei Wochen geht es weiter. Schon bald nach der Ankunft fühlt sich Yanthana wieder ganz „zu Hause“. Und nun kommt was ihr sicher noch kennt: Wer so nett ist und mir einen Kommi hinterlässt, dem sage ich Bescheid, wenn es weitergeht. Liebe Grüße chaska Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)