Schwarz von Bettyna (Wo es am Dunkelsten ist) ================================================================================ Kapitel 2: Absturz ------------------ "Hey, Itachi, pass auf, dass du nicht gegen- Autsch! Verdammte Scheiße!", fluchte der hünenhafte blauhäutige Mann, der gerade frontal mit der spitzen Tischkante Bekanntschaft gemacht hatte. Das Ding hatte sich erbarmungslos in seinen Oberschenkel gebohrt und das nicht gerade sanft. "Achte lieber auf deinen Weg.", erwiderte der schwarzhaarige Shinobi nur mit ruhiger Stimme. Immer noch meckernd und mit vor Ärgernis verzogenem Mund begann Kisame, sich seinen Muskel zu reiben, wo er morgen sicher einen großen bunten geschwollenen Fleck finden würde, doch der Schmerz ließ wieder schnell nach. Er hatte nur für einen Moment zur Seite geschaut, um seinen Partner vor der immer näher kommenden Wand zu warnen und dabei hatte er wohl selber ganz vergessen, nach vorne zu blicken. Das hatte er nun davon - doch dieser kleine Vorfall war schnell vergessen, denn unwillkürlich glitt der Blick des Haimannes wieder zurück zu dem Uchiha. Kisame wusste, dass es sich nicht gehörte zu starren, auch wenn er ein rücksichtsloser, sarkastischer Ninja ohne gepflegte Manieren war, und trotzdem, es gab keinen hier bei den Akatsuki, der es seit den Geschehnissen von vor ein paar Wochen nicht tat. Doch nein, das von Kisame befürchtete geschah nicht. Itachi ging langsam, aber nicht zögernd weiter, wandte sich in die richtige Richtung und ging aus dem Raum heraus. Seine Schritte waren dabei recht sicher und er schien auch zu wissen, wohin er gehen sollte. Gut, er lebte auch schon viele Jahre hier, deswegen kannte er sich auch aus. Aber ob Kisame so etwas schaffen würde, fragte er sich, wusste er nicht. Doch er konnte nur die Schultern zucken. Uchiha blieb wohl Uchiha, egal, was geschah. Aber der Schwarzhaarige war wohl der Einzige, der noch er selber geblieben war, auch wenn die Sache ihn voll und ganz betraf. Alles andere spielte verrückt, allen voran Pain. Er schien unglaublich wütend zu sein und auf wen sein Zorn gerichtet war, war nicht wirklich klar, denn Itachi selber schien nichts von den verärgerten Blicken abzukommen - auch wenn er sie wohl nicht bemerken würde. Dafür fühlte Kisame die Augen ihres Anführers auf sich kleben, und das, obgleich er nichts mit der ganzen Sache zu tun hatte. Deidara war auch einer der Kandidaten, die sich regelmäßig aufgespießt fühlen mussten, doch das auf berechtigte Weise, weil er nun 'endlich', wie er sagte, einen Grund hatte, sich mal für das ganze Herumgehacke auf sich zu revanchieren. Doch eigentlich war diese Denkweise alles andere als unfair, denn würde es ihm gefallen, wenn man sich über ihn lustig machte, wenn ihm 'so etwas' passiert wäre? Hidan faselte jedenfalls die ganze Zeit etwas über 'Jashins Strafe', während Kakuzu nachrechnete, wie viel sie 'das' nur kosten würde und auch das schien Pain so richtig zu nerven. Und gar nichts zu der Sache beizutragen schien ebenfalls falsch zu sein, denn auch der immer zu stille Sasori bekam seine Ration an wütenden Befehlen ab. Einzig und allein Konan blieb verschont, weil sie… Ach, warum auch immer. In diesen Tagen hätte wohl jeder gerne mit Zetsu getauscht, der ja unentwegt unterwegs auf Mission war, und das sollte schon was heißen… Ja, Akatsuki bestand zwar zurzeit nur aus neun Mitgliedern, von denen jeweils Kisame und Itachi, Sasori und Deidara und Hidan und Kakuzu als Partner agierten, welche die meiste Zeit auf Missionen unterwegs waren, doch wenn einmal nichts zu tun war, was doch zu den recht seltenen Ereignissen zählte, dann befanden sie sich alle in der Basis von Ame no Kuni, wo Pain nie weit von 'seiner Stadt' entfernt war. Eigentlich war diese Basis, eine unter vielen in jedem Land des Kontinents, eine wirklich tolle Sache, denn dort gab es tolle Zimmer, gutes Essen und vor allem, es gab richtige Betten, außerdem konnten sie dort immer ihre Vorräte an Proviant und ihren Waffen aufstocken. Wenn die Akatsuki unterwegs waren, dann übernachteten sie meistens in der Wildnis, weil sie sich nicht einfach so irgendwo einquartieren konnten, jedenfalls nicht in größeren Städten. Es gab dort immer wachsame Augen, die sie vielleicht erkennen und dann Alarm schlagen würden. Aufruhr war für die Mitglieder dieser Organisation nie gut und deshalb schliefen sie fast jede Nacht in einem geschützten Waldstück oder in einer verborgenen Höhle. Natürlich war das alles andere als bequem, doch jeder meinte, Nuke-Nins waren hartgesottene Burschen… Natürlich geschah das Campieren unter freiem Himmel nicht nur wegen den vorherigen Gründen, sondern auch wegen Kakuzus Knauserigkeit. Doch damit musste sich jeder abfinden, denn der Ninja aus Kaminari no Kuni war niemand, auf dessen baldiges Ableben man so einfach hoffen konnte. Das gleiche traf auf seinen Partner Hidan zu, der ebenfalls quasi unsterblich war. Dass sich die Beiden, die sich nicht wirklich gut verstanden, noch nicht gegenseitig niedergemetzelt hatten, lag einzig und allein daran, dass sie es nicht konnten. Zwei weitere Kandidaten, die man unter normalen Umständen nicht in ein Team stecken würde, waren Deidara und Sasori, doch was war bei den Akatsuki schon normal? Die Beiden nannten sich Künstler und ihre Auffassung von diesem Begriff war so verschieden, dass regelmäßig die Fetzen flogen, jedenfalls von der Seite des Blonden, der sich und seine Ansichten 'lautstark' verteidigte, da Sasori sich immer völlig unbeeindruckt zeigte. So war es eigentlich immer lebhaft, wenn man sich traf, denn auch das letzte Team im Bunde, Kisame und Itachi, war eine recht seltsame Kombination. Ein versoffener, sarkastischer, brutaler Haimann, der gerne und viel laberte, und ein eiskalter, schweigsamer, alles andere als sozialer junger Mann, der grausame Techniken durchführen konnte, vor denen sich jeder fürchtete, einzig und alleine wegen seinen – Nun, als weiteres Team konnte man auch den Anführer der Akatsuki, Pain, und seine Partnerin Konan beschreiben, doch was sie eigentlich die ganze Zeit taten, wusste niemand. Gut, Pain war das Oberhaupt von Amegakure, so hatte er auch in dieser Richtung viel zu tun, und er war unberechenbar und geheimnisvoll, wenn man ihm von Angesicht zu Angesicht begegnete. Auch Konan, die einzige Frau bei den Akatsuki, war alles andere als eine gesellige, freundliche Zeitgenossin. Doch die Blauhaarige mal nicht in Pains Begleitung zu sehen, war eine Seltenheit. Aber nicht nur deswegen kam sie allen immer etwas seltsam vor, denn immer, wenn man sie dann vielleicht doch erblickte, schien sie irgendwie… traurig zu sein. So hatte jeder der Akatsuki seine Besonderheiten und doch waren sie sich alle ähnlich, denn sie waren eben Nuke-Nins, von der Gesellschaft geächtet und verstoßen, die hier in der Organisation so etwas wie ein Zuhause und auch eine Aufgabe gefunden hatten. Es war keineswegs so, dass sie sich alle gut verstanden, doch zu wissen, dass es andere Menschen gab, die in der gleichen Situation steckten, hatte doch etwas Beruhigendes, oder? Denn man konnte so herzlos sein, wie man wollte, niemand, der auch noch ein wenig Verstand besaß, würde den Druck eines solchen Lebens lange durchhalten, wenn es nicht jemanden gab, der die selben Umstände mitmachen musste und jemanden, der einem die Aufträge erteilte, sodass das eigene Gewissen ein wenig entlastet wurde. Und wenn jemand diese Überlegungen nicht glauben wollte, eben die Akatsuki waren das perfekte Beispiel dafür: Deidara war rebellisch und launisch, doch er klammerte sich in Wahrheit sehr an Sasori, denn der Blonde war der Jüngste hier und brachte eine Bezugsperson, um sich in der Organisation behaupten zu können, da die Welt der Nuke-Nins doch sehr rau war. Sasori, der Puppenspieler, wiederum, war ein erklärter Einzelgänger, doch das rechtfertigte eben nicht sein Dasein bei den Akatsuki. Auch wenn er als Puppe emotionslos war und nichts mit anderen zu tun haben wollte, war er trotzdem hier und erduldete seinen Partner mehr oder weniger gelassen. Im Gegensatz zu Deidara, der gezwungen worden war, der Organisation beizutreten, hatte es für den Ninja aus Sunagakure nie so ein Ereignis gegeben. Doch warum sollte er dann sonst ein Mitglied geworden sein? Jedenfalls nicht wegen dem Geld, denn man bekam hier keines, und auch nicht, weil man ihn gebeten hatte, denn warum sollte man 'Ja.' sagen, wenn man eigentlich kein Bedürfnis hatte, in der Gesellschaft anderer Menschen zu leben? Auch Hidan brachte eine Bestätigung für sein Tun, auch wenn es nur sein Gott Jashin war, den er ständig anbetete, um sich für seine Taten zu rühmen oder sich zu rechtfertigen. Kakuzu hingegen war wie besessen von seinem Geld. Hier bekam er es, hier hatte er dadurch auch eine Aufgabe, wenn er Verantwortung über die Finanzen der Organisation übernahm. Auch Kisame war wohl wegen nicht allzu niederer Gründe beigetreten. Hier wurden seinen Fähigkeiten gewürdigt, hier wurde er gebraucht, er war nützlich und er hatte die Gesellschaft von Anderen, bei denen er so sein konnte, wie er eben von Natur aus war, großspurig, ironisch und auch ein wenig kindisch. Er war kein Einzelgänger, wie… Oh ja, Itachi. Nun, er fiel ein wenig aus der Reihe heraus, denn wer wusste schon etwas über ihn, seine Motive, seine wahren Ziele? Jedem war bekannt, was er getan hatte und dafür hatte er auch den Respekt der anderen kaltblütigen Burschen. Doch er brauchte wohl auch einfach nur das Wissen, nicht völlig alleine zu sein, nachdem er fast seinen ganzen Clan ausgelöscht hatte, weil er diesen für Minderwertig erachtet hatte… Was Zetsu anging, war eigentlich ziemlich fraglich, ob er überhaupt so etwas wie ein menschliches Wesen war, dessen Tun irgendwelche Motive zu Grunde lagen. Und sie alle standen unter dem Befehl von Pain, dem Kopf von Akatsuki. Über ihn und Konan in dieser Hinsicht zu sprechen, war ebenfalls schwer, doch natürlich brauchten sie für ihren Plan wohl auch andere Menschen, die ihnen dabei halfen. So wusch eine Hand die Andere, nicht wahr? Und sonst? Sonst war zurzeit alles beim Alten. Die Jinchuuriki versteckten sich erfolgreich vor ihnen, sodass es nichts Besonderes zu tun gab. Niemand schien ihnen drohen zu wollen, dass sie die Organisation auslöschen würden. Die Shinobiwelt war ebenfalls recht ruhig, es herrschte nirgendwo Krieg, also gab's eigentlich die ganze Zeit nur Langeweile. Na ja, gut, nicht nur, denn Pain schien keine Lust zu haben, einen Haufen jammernder Akatsuki in seiner Basis zu haben, weswegen er sie doch losschickte, einfach, damit sie Informationen sammelten oder irgendwelche wichtigen Nachrichten überbrachten. Eigentlich machten das meistens Pains Lakaien, Spione, wie Zetsu, nur eben niedriger vom Rang, doch dieses Mal hatten sie eben die Ehre… So waren auch Kisame und Itachi nur einige Tage nach der kleinen Begebenheit im Speisesaal wieder unterwegs. Sie verschlug es nach Kusa no Kuni, also nicht wirklich weit weg, doch das hatte auch seinen Grund. Das Wetter war ausnahmsweise mal gut, als sie aufbrachen, sodass sie nicht gleich pitschnass wurden, doch es hieß deshalb nicht, dass die Sonne schien. Ame no Kuni war meistens ein einziges Wolkenfeld und hatte dauerhaft mieses Wetter und das, obwohl das Land eigentlich eine recht gute Lage hatte, denn es war benachbart mit Hi no Kuni und Kazu no Kuni, die eigentlich für ihr heißes Klima bekannt waren. Kisame war nervös, ja, das war er, denn es war das erste Mal nach 'dem' Vorfall, seit sie wieder auf Mission gingen. Der Haimann hatte es für unmöglich gehalten, je wieder auf Reisen gehen zu können, doch all seine Bedenken hatten sich in Rauch aufgelöst und das schon die ganze Zeit über, denn obwohl er fast wie krampfhaft versuchte, einen Grund zu finden, warum Missionen ab jetzt unmöglich waren, er fand einfach keinen. Doch nicht nur er dachte wohl so, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass Pain nicht auch einen genauen Blick auf sie geworfen hatten. Doch sein Urteil schien positiv ausgefallen zu sein und sollte das Kisame nicht irgendwie beruhigen? Der Blauhäutige wandte immer wieder seinen Kopf um, während sie über das ebene Land liefen. Itachi war hinter ihm und folgte ihm ganz genau. Wohin Kisame einen Schritt setzte, dort setzte Itachi auch seine Füße auf, denn diese Stellen waren auch sicher. Es war ungewohnt, dass der Schwarzhaarige nicht voraus lief, doch es ging nun einfach nicht mehr so. Ihr Auftrag war simpel. In einem kleinen Dorf, welches sich in der Nähe von Kusagakure befand, lebte ein Mann, der ein früherer Berater des Mannes war, der das Land regierte. Es gab in den kleinen Shinobiländern keine Kage, doch trotzdem schienen sich die anderen Staatsoberhäupter manchmal wie welche aufzuführen, auch wenn sie nur über so ein kleines Land regierten, welches nicht einmal reich war. Ja, Reichtum gehörte auch dazu, denn die Angelegenheiten der Ninja verschlangen schon viel Geld, welches man mit Landwirtschaft nicht wirklich einbringen konnte. Kusa no Kuni verfügte über keine Bodenschätze, es betrieb nur Agrarwirtschaft, doch davon wiederum so viel, dass sie ihre Nachbarländer mit vielen Grundnahrungsmitteln versorgten. Nun, darauf schien sich der Boss hier mächtig was darauf einzubilden. Und nicht nur das, er schien auch nicht genug zu bekommen. Zum Beispiel hatte er gefälschte Lieferscheine nach Amegakure ausgestellt und so etwas kratzte natürlich sehr an seinem Ego – oder jedenfalls dachte es sich Kisame so, denn warum sollten sie sonst losgeschickt werden, um ein paar einfache Rechnungen zu klauen? Irgendwie kam der Haimann sich veräppelt vor. Das war definitiv keine Aufgabe für Nuke-Nins! Doch alles meckern half nichts und so waren sie nun eben unterwegs. Itachi hatte seine Gedanken dazu nicht geäußert, doch das hätte auch niemand erwartet. Sie kamen langsamer voran als sonst. Der Haimann und der Uchiha waren immer sehr schnell auf ihren Reisen gewesen, denn Itachi war niemand, der gerne viel Zeit verschwendete. Bei Kisame war das anders, er trödelte gerne herum, doch weil der Schwarzhaarige immer das Kommando im Team gehabt hatte, hatte er sich auch mit dieser schnelleren Gangart angefreundet. Doch nun traute er sich nicht wirklich, rascher zu laufen, damit er immer wieder nachsehen konnte, ob Itachi immer noch hinter ihm war. Doch dieser folgte ihm, ohne ein Wort zu sagen. Hatte er eigentlich nichts zu sagen? Ihm konnte diese Situation doch nicht so vollkommen egal sein, denn immerhin war er ja der Betroffene. Wenn er diese Mission nicht absolvieren wollte, dann konnte auch Pain nichts dagegen sagen, doch der Uchiha war niemand, der sich eine Schwäche anmerken ließ und machte deswegen weiter, als wäre nichts gewesen. Kisame konnte sich trotzdem nicht vorstellen, dass das Ganze ihm nicht an die Substanz ging... Doch was sollte der Haimann machen? Er war kein Typ der großen Worte und er glaubte auch nicht, dass sein Gerede viel helfen würde – wenn ihm überhaupt einfallen würde, was man in so einer Situation sagte. Auch die Stimmung war irgendwie gedrückt. Gut, es war nie so gewesen, dass sie sich viel unterhalten oder gelacht haben – ein Ding der Unmöglichkeit, wenn man nur an den Namen Itachi dachte, doch dieses Mal war es umso unterkühlter. Der Haimann machte sonst immer Scherze oder redete einfach vor sich hin, doch nun traute er sich nicht einmal, seinen Partner zu fragen, ob sie eine Pause machen sollten, obwohl er hören konnte, dass Itachi schwerer atmete, als hätte die Reise ihn sehr angestrengt. Doch war das nicht auch so? Er musste sicher viel mehr Konzentration aufbringen, ebenso war er die ganze Zeit angespannt, einfach, weil er nicht wusste, was ihn erwartete. Es musste ihn nicht nur körperlich, sondern auch mental sehr erschöpfen. Dass der Schwarzhaarige es bisher soweit geschafft hatte, war schon ein Wunder. Wenn Kisame daran dachte, dass ihm so etwas passieren würde, dann hätte er sicher schon den Verstand verloren... Doch es war keine Zeit mehr für Gedanken und Überlegungen. Auch, wenn sie nicht so flott unterwegs waren, wie sonst, sie kamen trotzdem bald in die Nähe des Dorfes, in dem ihre Zielperson lebte. Es war eine Ansammlung von kleinen Häusern mitten in einer sanft hügeligen Wiese, sodass das Bild einen sehr idyllischen Eindruck machte. Nun mussten sie jedoch vorsichtig sein, denn der Ort war nicht so klein, wie Kisame gedacht hatte. Und auch, wenn sie nun handeln mussten, denn es war nie gut, wenn man einfach nur so auf der Stelle stehen blieb, konnte sich der Haimann nicht auf die Angelegenheit fixieren. Er besprach mit seinem Partner immer, wie sie vorgehen sollten, oder besser gesagt, Itachi hatte ihn immer dazu gezwungen, zuerst eine Lagebesprechung über ihrer Vorhergehensweise abzuhalten, denn der Blauhäutige hatte manchmal - oder besser gesagt sehr oft - unnötige Flausen im Kopf, die ihnen nur Schwierigkeiten bringen würden. Doch der Schwarzhaarige hatte seinen Mund nicht mal für eine Sekunde aufgemacht und das bedeutete nur eines: Kisame musste nun von selber handeln. "Ne, Itachi, am Besten du bleibst hier, während ich das Zeug von diesem Mann schnell hole und dann-", begann der Haimann und sah etwas unsicher zu seinem Partner, weil er nicht wusste, 'wie' er ihn anblicken sollte, doch er konnte seinen Satz nicht beenden, da eine scharfe Handbewegung des Uchihas ihn stoppte. "Hn.", klang es nur von dem schwarzhaarigen jungen Mann und damit war die Sache erledigt. Doch nach dem Vorfall wirkte er immer noch so Autoritär wie eh und je, denn Kisame wagte keine weiteren Widerworte. Er wollte Itachi zwar nur schonen, doch das schien dieser nicht akzeptieren zu wollen. Mit einer weiteren Geste bedeutete er dem Haimann, dass er sich bewegen sollte. Dieser zögerte trotzdem noch. Es war seltsam, solche Befehle von jemandem zu bekommen, der- Nein, das stimmte nicht ganz, und doch… Ganz kurz wollte Kisame sich noch einmal zu der Sache äußern, doch als er sich plötzlich bewusst wurde, dass sich in dem Dorf einige Chakrasignaturen hin und her bewegten, die nicht nur irgendwelchen einfachen Ninjas gehörten, blieb er stumm. Die Sache würde doch nicht so leicht werden und zu zweit war der Auftrag sicher leichter zu meistern. Sie rannten los, diesmal wieder schneller und machten so ihrem Dasein als Shinobi alle Ehre, weil nur jemand, der jahrelang hart trainiert hatte, so eine Leistung vollbringen konnte. Ihre Bewegungen waren präzise und fix, mit der minimalsten Anstrengung, die dafür nötig war, denn sie hatten gelernt, wie sie ihre Körperkraft und ihr Chakra am Effizientesten einsetzen mussten, um ihre Energien zu schonen. Von ihnen war nichts zu sehen, denn für ein untrainiertes Auge liefen und sprangen sie zu rasch, als dass man ihnen hätte folgen können. Doch auch wenn man es sehen konnte, es war beinahe faszinierend, zu erleben, was ein Körper leisten konnte und zu welchen Koordinationen das menschliche Gehirn fähig war. Ihre Schritte waren lautlos, als sie von Dach zu Dach rauschten und nirgends auch nur für eine halbe Sekunde inner hielten, als hätten sie diesen Weg schon so oft genommen, dass sie ihm im Schlaf auswendig kannten und nicht mehr überlegen mussten, wohin sie nur gehen sollten. Ja, in dieser Hinsicht waren sie ein eingespieltes Team, sie waren- Erschrocken blieb Kisame stehen und verbarg sich im Schatten eines Kamins, indem er sich eng dagegen drückte. Er war alleine, Itachi war nicht mehr da! Erst jetzt hatte er bemerkt, dass sein Partner nicht mehr da war, doch wie lange sich ihre Wege schon getrennt hatten, konnte der Haimann nicht sagen. Hastig sah er sich um. Verdammt, war etwas passiert? Das konnte doch nicht sein. Er hatte doch die ganze Zeit die Präsenz des schwarzhaarigen Mannes gespürt - oder? Nun ja, es war nicht leicht, alles im Blick zu behalten, wenn man sich so beeilte und ein paar Manöver durchführte, um eventuelle Verfolger abzuhängen. Doch das war wohl nicht gut gewesen. Itachi konnte Kisame so nicht folgen. Daran hatte der Blauhäutige nicht geachtet und das hatte er nun davon. Er konnte nicht ohne seinen Partner weiter rennen. Pains mahnende Worte klangen ihm wieder in den Ohren, dass er Itachi nicht aus den Augen lassen sollte und dass er verantwortlich war, dass die Mission einigermaßen klappte, vor allem, was den Uchiha anging. Ein Satz und Kisame schnellte wieder aus seinem Versteck hervor. Er musste den Schwarzhaarigen suchen. Sie konnten hier ihr Chakra nicht entfesseln, denn um sie herum befanden sich Shinobi, die das sofort spüren würden. Scheiß Situation! Da konnte man ja gleich die Nadel im Heuhaufen suchen, zumal Kisame auch nicht mehr wirklich genau wusste, welche Strecke er vorhin gelaufen war. Das konnte auch nur ihm passieren, dachte er bei sich, während er schnell von Haus zu Haus sprang und versuchte, sich so gut wie möglich umzusehen. Itachi würde ihn dafür sicher- Ja, was denn eigentlich? Es war die Ironie des Schicksals, die den Haimann auf einmal immer wieder an die Dingen denken ließ, die nun nicht mehr waren. Doch es war umsonst, sich darüber Sorgen zu machen, weil man es nicht rückgängig machen konnte. So sehr Kisame auch um sich schaute, er konnte den Uchiha nirgends entdecken. Klar, wenn sich dieser versteckte, weil auch er gemerkt hatte, dass er den Anschluss verloren hatte, dann würde selbst der Haimann ihn nicht entdecken. Wieder landete er auf einem flachen Dach und schüttelte seinen Kopf. Dass sie so ein Problem bekommen könnten, damit hatte er nie gerechnet, er hatte nicht einmal geahnt, dass so etwas eintreffen könnte. Doch er war blöd, verdammt noch mal. Er hätte von vornherein verbieten sollen, dass Itachi mitkam. Vorher hatte er seinen Partner für das, was er leistete, bewundert, doch jetzt empfand er die Sache als vollkommen leichtsinnig! Kisame hatte keine Ahnung, wie man mit jemandem, der so gehandicapt war, umgehen musste und dass es Itachi war, machte die Sache nicht wirklich leichter. Was, wenn der Uchiha irgendjemandem in die Arme lief, der sich zu ihren Feinden zählte. Konnte er das überhaupt unterscheiden, wem er gegenüberstand? Konnte er überhaupt noch selbstständig irgendwelche Entscheidungen treffen, wenn er sich in einer Umgebung befand, in der er sich nicht auskannte? Die Basis war etwas anderes, auch wenn jemand mit ihm lief, den er kannte und auf den er wenigstens etwas vertraute. Doch so? Wo sollte sie das noch hinführen? Eines war sicher: Wenn Kisame Itachi nicht bald fang, würden sie massive Probleme bekommen, egal welcher Art sie waren. Doch wo sollte der Blauhäutige seine Suche fortsetzen? Itachi konnte überall und nirgendwo sein, sie würden sich sicher die ganze Zeit um ein paar Meter verpassen und- "Hn.", kam es von der Seite und der Haimann fuhr beinahe aus seiner Haut. Schnell drehte er seinen Kopf zur Seite und erblickte den Verlorengegangenen: Itachi. Vor Erleichterung stöhnte Kisame auf und klatschte sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Während er sich so einen Kopf gemacht hatte, hatte Itachi ihn aufgespürt. Es war andersherum, als es eigentlich hätte sein sollen. "Scheiße, das ist noch mal gut gegangen. Äh… Also… Das wollt ich nicht, okay? Hab einfach nicht daran gedacht…", versuchte Kisame, sich irgendwie zu entschuldigen, denn das war ihm wirklich peinlich. Doch er wusste wiederum, dass eine Entschuldigung nichts brachte. So reagierte Itachi auch gar nicht darauf, doch noch während der Haimann sprach, konnte er sehen, dass der Jüngere versuchte zu verbergen, wie außer Atem er war. Auch ihn musste es wohl irgendwie erschrocken haben, plötzlich alleine zu sein. Alleine zu sein… Der Gedanke ließ so etwas wie Bedauern in Kisame entstehen, doch er konnte nichts tun. Sie standen sowieso schon viel zu lange hier herum. "Gut, dann… laufen wir weiter.", sagte er nur und machte überflüssigerweise eine Geste nach vorne, die Bedeuten sollte, dass sie ihren Weg fortsetzen sollten. Er sah Itachi nur leicht nicken und schon waren die Beiden wieder verschwunden. Diesmal rannte Kisame um einiges langsamer und er achtete darauf, ob Itachi mithalten konnte. So war es auch um einiges schwieriger, voranzukommen. Manchmal glaubte der Blauhäutige zu sehen, wie der Schwarzhaarige etwas sagen wollte, doch er schien es sich zu verkneifen. Doch es machte auch keinen Sinn mehr, mit sich oder mit der Situation zu kämpfen, weil es eben so war - und weil sie ihren Bestimmungsort erreicht hatten. Kisame blieb stehen und betrat eine schmale Gasse, die von zwei Häusern gebildete wurde, die höher in den Himmel ragten, als jenes, das sich zwischen ihnen in die Lücke quetschte. Dieser Ort war perfekt, um ihre Zielperson zu beobachten, deren Haus sich genau gegenüber ihres neuen Beobachtungspostens befand. Hier konnten sie sich auch ein wenig ausruhen, gestand Kisame ihnen ein, als er einen Blick auf den angespannten Schwarzhaarigen neben sich warf. Die erste Mission seit dem Vorfall machte ihm wohl doch sehr große Schwierigkeiten, sonst würde man ihm das nicht ansehen. Der Uchiha war ein Beispiel par excellence, dass man es vollbringen konnte, jegliche Emotion aus Mimik und Gestik zu verbannen. Niemand konnte jemals erraten, was in Itachi vorging, er war dadurch unnahbar und unberechenbar, doch etwas war mit ihm geschehen, das diese Fähigkeit außer Kraft setzte und es musste schon etwas heftiges sein, um den schwarzhaarigen jungen Mann dermaßen aus der Fassung zu bringen - und das war es ja auch. Kisames Blick wanderte zurück zu dem Haus, in dem sich die Papiere befanden, auf die sie es abgesehen hatten. Er musste sich konzentrieren, um herauszufinden, ob sich jemand zu Hause befand. Es war nicht leicht im Gewirr von vielen Chakrasignaturen eine bestimmt herauszufiltern. Eigentlich war diese Aufgabe früher immer Itachi aufgetragen worden, doch das ging nun auch nicht mehr. Deshalb dauerte es auch länger als normal, bis der Haimann sich halbwegs sicher war, dass sich in dem Gebäude, in welches sie eindringen wollten, auch niemand befand. "Ich denke, wir können weiter. Bist du be-", sprach Kisame, doch Itachis alarmierte Haltung brachte ihn zum Schweigen. War etwas passiert? Er war sich nicht bewusst, dass etwas passiert war. "Was-?", setzte er erneut an, kam aber wieder nicht weiter. "Sie haben uns umzingelt!", zischte Itachi scharf und zog mit einer schnellen Bewegung ein Kunai aus seinem Gürtel. Und schon im nächsten Moment stand alles Kopf. Mit lauten Kampfschreien lösten sich plötzlich eine Handvoll Shinobi aus den Wänden um sie herum! Ein Genjutsu, ein Hinterhalt! Verdammt, sie waren ihren Gegnern direkt in die Arme gelaufen! Mit wütend zu Schlitzen verengten Augen zog der Haimann Samehada von seinem Rücken und schwang es nach vorne zwischen sich und die Angreifer, gerade noch rechtzeitig, sodass er verhindern konnte, aufgespießt zu werden. Er drängte die Katanas der ANBU mit einem kräftigen Stoß weg, denn niemand anderes waren ihre Gegner. Und während er zu einem Gegenangriff überging, verfluchte sich der Blauhäutige zum hundertsten Mal an diesem Tage. Er war viel zu unachtsam gewesen, mal wieder! Itachi hatte früher immer jedes Genjutsu sofort aufdecken können, weswegen Kisame nicht darauf geachtet hatte, zuerst selber zu überprüfen, ob die Gegend davor sicher war! Die feindlichen Shinobi krachten mit brutaler Wucht gegen die Mauer, aus der sie gekommen waren, als sie von Samehada getroffen wurden und das Gewicht des Schwerts und der Schwung des Hiebes ihnen die Brustkörbe eindrückte, dass ihre Knochen nur so splitterten. Dieses Geräusch gab dem Blauhäutigen ein wenig Befriedigung. Niemand kam mit dem Leben davon, wenn er einen Akatsuki angriff, auch kein ANBU. Ein Klirren riss Kisame aus seinem kurzzeitigen Triumph und er wandte sich um, nur, um dadurch ein unglaubliches Bild zu sehen. Vier der Elite-Shinobi hatten sich auf Itachi gestürzt, welcher sich mit fliegenden Fäusten und seinen Kunai gegen die Angreifer wehrte. Doch dieser Anblick schockte Kisame irgendwie. Er hatte seinen Partner noch nie so kämpfen sehen, so… ungerichtet, ziellos, ja, beinahe auch hilflos. Unkoordiniert trat er von einem Bein auf das andere, versuchte, immer in Bewegung zu bleiben und mit seiner Abwehr seinen gesamten Radius abzudecken. Er duckte sich, um einer vorschnellenden Faust zu entkommen, doch bemerkte nicht das Knie, das auf ihn zu geschossen kam. Er sprang über ein Bein, dass ihm gestellt wurde, doch lief dabei genau in die Reichweite seines anderen Gegners. Er strauchelte unsicher und vergeudete durch sein Herumgefuchtel viel zu viel Kraft. Durch seine schnellen Bewegungen versuchte er, seine Gegner von sich fern zu halten und sie gleichzeitig auch anzugreifen, doch es half nicht viel. Den meisten Attacken konnten die ANBU ausweichen und fanden immer wieder Lücken in der Abwehr des Schwarzhaarigen, sodass dieser oft Schläge einstecken musste. Kisame war wie festgewachsen. Er glaubte für einen Moment nicht, dass dort wirklich sein langjähriger Partner stand. Er hatte überhaupt keine Chance, wenn das so weiterging. Die vielen Chakrasignaturen um ihn herum verwirrten ihn wahrscheinlich völlig. Er bemerkte die Angriffe, die auf ihn zu kamen, nicht. Er konnte kein Ninjutsu verwenden, weil er nicht wissen konnte, wann ein richtiger Augenblick kam, von denen es aber sehr viele gab. Sie hatten es hier zwar mit ANBU zu tun, doch sie waren nicht vom aller besten Kaliber. Und doch sah Itachi gegen sie aus, als wäre er ein stümperhafter Schüler aus der Ninjaakademie. Ein hässliches Krachen und ein ersticktes Japsen holten den Haimann wieder in die Realität zurück. Ein harter Schlag auf den Kiefer schleuderte Itachi nach hinten und er verlor sein Gleichgewicht. Oh nein, soweit würde es nicht kommen, dass diese Bastarde Itachi besiegten. Ein Sprung und Kisame war mittendrin im Geschehen. Mit einer Hand packte er Itachis Mantel, bevor dieser am Boden auftraf, seine andere führte Samehada zu den sichtlich überraschten ANBU - und mähte sie damit nieder. Er war zornig, verdammt zornig, auf ihre Angreifer, auf seine eigene Blödheit, aber auch auf Itachis sturen Kopf. Warum konnte er seinen Stolz nicht einfach vergessen? Ihrer Gegner sanken alle tot zu Boden. Es waren zum Glück nicht allzu viele gewesen, doch das hatte auch vollkommen gereicht, um- Kisame konnte diesen Gedanken nicht zu Ende denken, denn als er zu Itachi sah, um zu überprüfen, ob der junge Mann in Ordnung war, schnürte ihm unglaubliches Mitleid die Kehle zu. Blut lief den Hals des Uchihas herunter, denn seine Lippe war aufgeplatzt und er hing völlig schlaff im Griff des Haimannes. Der Schlag war wohl so heftig gewesen, dass Itachi ohnmächtig geworden war, oder es kamen einfach auch die Erschöpfung und der Stress dazu, die diese Reise in dem Schwarzhaarigen verursacht haben musste. Mit einem unzufriedenen Brummen schnallte sich Kisame sein Schwert wieder um, dann hob er seinen Partner hoch und warf ihn sich über die Schulter. Sie mussten so schnell es ging wieder nach Ame no Kuni zurückkehren, bevor hier noch mehr von diesen ANBU auftauchten. Eines dem Blauhäutigen klar: Die Mission und seine bescheuerten Rechnungen konnte sich Pain in die Haare schmieren, denn es war seine Schuld, dass es überhaupt zu dieser schrecklichen Erfahrung gekommen war! Hätte er es sich nicht denken können, dass so viel schief gehen konnte? Doch wiederum konnte es niemandem in die Schuhe geschoben werden, denn es gab einfach keinen, der sich vorstellen konnte, was passieren würde, wenn Uchiha Itachi Blind sein würde. Kisame hatte es nun gesehen und es war etwas, was er lieber nie erfahren hätte. So machte sich der Haimann auf den Rückweg und schon jetzt hatte er keine Ahnung, wie es in Zukunft für Itachi sein würde… ----- Endlich feritg! Was hab ich mich für dieses Kapitel abgequält! Vor allem der Anfang ist mir überhaupt nicht von der Hand gegangen. Ich bin auch mit dem Rest nicht ganz zufrieden, doch ich hoffe, dass es besser wird! Ich wäre für Kommentare dankbar! Ach, und eine Anmerkung: Dies hier wird keine Shônen-Ai Geschichte! Viele Grüße und bis dann, Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)