Just can't forget you von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Nervös spielte ich mit dem Strohhalm, der aus meiner Cola ragte, und warf dabei immer wieder ängstliche Blicke nach allen Seiten. Unbewusst blickte ich erneut auf meine Uhr, nur um festzustellen, dass erst eine Minute vergangen war. Würde er überhaupt kommen? Vorausgesetzt, er hatte meine Nachricht überhaupt gelesen und nicht sofort gelöscht, stand es immernoch in den Sternen, ob er sich dazu überwinden konnte sich mit mir zu treffen. Ich trank einen Schluck und bewegte die Hand zu meiner Tasche, in der Absicht mir eine Zigarette anzuzünden. Mit einem Blick auf den bereits fast überquellenden Aschenbecher vor mir, entschied ich mich aber doch dagegen und führte die Bewegung nicht zuende. Also begnügte ich mich weiterhin damit, unruhig auf meinem Stuhl herumzurutschen und zu warten. Noch 5 Minuten, wie mir ein weiterer Blick auf meine Uhr verriet. Ich atmete tief durch, um die Nervosität wenigstens für kurze Zeit zu verdrängen. Die anderen Gäste des Cafés hielten mich vermutlich eh schon für verrückt. Weshalb war ich eigentlich so verdammt nervös? Natürlich stand mir ein unangenehmes Gespräch bevor und natürlich wusste ich, dass Arnims Wirkung auf mich die gleiche sein würde, wie sie es während all der Zeit gewesen war, was mir die Sache nicht leichter machte. Aber doch kein Grund gleich so durchzudrehen.. Erneut trank ich einen Schluck und beobachtete dabei, wie sich 5 Personen dem Café näherten. Eine davon trug einen unverkennbaren Strohhut, eine ebenso unverkennbare Sonnenbrille und eine schwarze Stoffhose, die locker um seine Hüften und Beine hing. Innerlich seufzte ich auf, zum Teil aus Freude darauf, dass er wirklich gekommen war, zum Teil aus Nervosität und Angst, zum Teil aber auch, weil sich meine Vermutung bestätigte - er besaß tatsächlich noch immer diese anziehende Wirkung auf mich. Und die Erinnerungen, die jetzt, wo ich ihn sah, in meinem Kopf aufstiegen, halfen nicht gerade dabei seine Ausstrahlung zu schmälern. Ich löste meinen Blick von ihm, um zu sehen wer mit ihm gekommen war. Natürlich, seine Bandkollegen. Irgendeiner von ihnen war immer an seiner Seite, ihn alleine zu erwischen fast unmöglich. Die Tatsache, dass sie aber zu fünft kamen, ließ mich darauf schließen, dass sie zu einem Termin unterwegs waren. Während Peter, Bernd, Torsten und Thomas an dem Brunnen vor dem Café zurückblieben, lief Arnim in meine Richtung. Er zögerte und es war nicht schwer zu erraten, was er dachte. Er wollte mich nicht wiedersehen, wollte am liebsten umkehren und weg von mir. Der Gedanke versetzte mir einen leichten Stich, aber ich konnte es ihm nicht verübeln. Ich wollte auch nicht der Person begegnen, die Mitschuld an meinem Beziehungsaus trug. Ich schüttelte den Kopf. Es war nicht mein Fehler, sondern seiner, immerhin hatte er in der Beziehung gesteckt und nicht ich! Und der Alkohol hatte sein Bestes getan, mich vergessen zu lassen, dass ich mich auf einen verlobten Mann einließ. Zumindest beim ersten Mal. Nach einem weiteren hektischen Schluck aus meinem Glas blickte ich Arnim entgegen. In dem Moment, in dem er mich entdeckte und sich unsere Blicke begegneten, begann mein Herz unweigerlich schneller zu schlagen. Es war nun etwas länger als 4 Wochen her, dass wir uns das letzte Mal begegnet waren. Damals hatte er mir erklärt, alles sei ein Fehler gewesen und dass es ihm leid täte, er sich aber von mir trennen müsse, um seine Beziehung nicht noch weiter aufs Spiel zu setzen. Es war mir während unserer Affäre nicht so vorgekommen, als hätte er es als einen Fehler betrachtet, eher als hätte er es genossen. Und sich nach zwei Monaten von mir zu trennen um 'seine Beziehung zu retten' war schon damals kein Grund für mich, denn für die Rettung war es zu diesem Zeitpunkt schon zu spät gewesen. Aber mir war während all der Zeit klar gewesen, dass dieser Moment unweigerlich kommen musste, und als es schließlich soweit gewesen war, hatte ich es akzeptiert, trotz meiner starken Gefühle für ihn. Ich hatte ihm versprochen, ihn nicht mehr anzurufen, nicht mehr zu ihm zu fahren und seine Nähe zu meiden, wenn es mir möglich war. Was sich als schwierig erwiesen hatte, da wir größtenteils in den gleichen Clubs und Kneipen verkehrten. Ohne viel Aufsehen war unsere gemeinsame Zeit (die sich hauptsächlich sowieso außerhalb der Öffentlichkeit abgespielt hatte) beendet gewesen und ich hatte vorgehabt, ihn zu vergessen. Was nun eingetreten war, zwang mich allerdings dazu, mich doch bei ihm zu melden und um ein Treffen zu bitten. Und da kam er. Er rang sich ein gezwungenes Lächeln ab, als er mich sah und ich versuchte es zu erwidern. Ich war mir allerdrings nicht sicher, ob es mir gelang oder ob eine seltsame Grimasse daraus wurde. Als er schließlich vor mir stand wollte ich am liebsten aufspringen und ihn in meine Arme schließen, ihn küssen und ihm sagen wie sehr ich ihn vermisst hatte.. aber ich tat es natürlich nicht. "Hallo Adrienne." "Hallo Arnim", brachte ich leise hervor. Er stand einfach nur da und sah mich an und ich begann mich noch unwohler zu fühlen, sofern dies noch möglich war. "Willst du dich nicht setzen?" "Nein, ich hab nur kurz Zeit, wir sind auf dem Weg zum Studio. Eigentlich wollte ich gar nicht kommen, aber dann.. naja, es klang so als wäre es wirklich etwas Wichtiges." Ein leichtes Lächeln spielte um meine Lippen. Er hatte immer gewusst, wann es mir Ernst war und wann ich Spaß machte, hatte mich immer verstanden und mir jeden Wunsch von den Lippen abgelesen, so dass ich manchmal wirklich vergessen hatte, dass ich nicht seine Freundin war. Warum musste man seinem Traummann auch in einer solch blöden Situation begegnen?! "Also.. was gibt's denn?" Ich suchte vergeblich nach Worten. "Ja.. Es ist.. Also.. ", war alles was ich zunächst herausbrachte. All die Worte, die ich mir während den letzten Stunden zurecht gelegt hatte, waren aus meinem Kopf verschwunden. Er weckte schmerzliche Erinnerungen in mir und eine Sehnsucht nach ihm, die mich alles vergessen ließ. Seine bloße Anwesenheit reichte aus, mich völlig aus dem Konzept zu bringen und mir gehörig den Kopf zu verdrehen. Ich atmete tief ein und wieder aus, um einen klaren Gedanken zu fassen. "Ich denke, dass es besser wäre, wenn du dich setzen würdest", sagte ich und blickte ihn an. Er zog eine Augenbraue hoch, was auch seine einzige Reaktion darauf blieb. Ich griff wieder nach dem Strohhalm, irgendwie musste ich meine Hände beschäftigen. Meinen Blick stur auf das vor mir stehende, fast leere Glas gerichtet, sagte ich: "Vielleicht ist alles falscher Alarm, wer weiß das schon, ich hab erst in einer Woche einen Termin bei meiner Ärztin, aber ich dachte es wäre besser, jetzt schon mit dir darüber zu reden.. Natürlich hab ich son Test aus der Apotheke gemacht, aber die sind ja nie zu 100% sicher und.." Als Arnim scharf die Luft einzog, hielt ich inne. Er wusste bereits was nun kam, wartete nur darauf, dass ich es endlich aussprach. Erwartungsvoll blickte er mich an. "Ich.. hätte meine Tage seit anderthalb Monaten haben sollen.. aber ich hab sie nicht und.. es wäre möglich, dass ich.. dass ich schwanger bin." Hilflos starrte er vor sich hin und ließ sich mit einem resignierenden Seufzer nun doch in den Stuhl mir gegenüber sinken. Ich wollte noch etwas sagen, aber alles was ich hätte sagen können, wäre unpassend gewesen und so ließ ich es bleiben. "In einer Woche?" Ich nickte. Langsam nickte auch er. "Dann werden wir wohl so lange warten müssen, bis wir Gewissheit haben." "Und was machen wir, wenn.. also ich meine.. wenn sie bestätigt, dass ich.." "Das überlegen wir dann", sagte Arnim schnell, eine Spur zu schnell. "Ich weiß, es ist hart, das zu hören. Aber du hast ja ein Recht darauf es zu erfahren und ich.." "Nein. Nein, ist schon okay", unterbrach er mich. Leicht lächelte er mich an, es war nicht mehr so gezwungen, wie es vorhin gewesen war. Eine ganze Weile lang saß er nur da und blickte mich an. Ich versuchte seinem Blick stand zu halten, hielt es aber nicht aus und senkte den Kopf. "Adi.." Er hauchte den Namen mehr, als er ihn sprach. "Adi.. wie geht es dir? Was hast du so gemacht?" Er sah mich an und ich bekam eine Gänsehaut. Aber nicht nur sein Blick war daran Schuld - sein Blick, in dem wieder ein Funke dessen auftauchte, was ich immer in seinen Augen gesehen hatte, sobald er mich angesehen hatte, was ich aber nie definieren konnte. 'Adi' . Er war der Einzige, der mich so nannte, oder besser gesagt genannt hatte, es war sein Kosename für mich gewesen und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, dass er mich nun so genannt hatte. Gefühle, die ich im letzten Monat so verzweifelt zu vergessen versucht hatte, bahnten sich ihren Weg an die Oberfläche und ließen mich kein Wort rausbringen. Ich saß nur da und starrte ihn an, als Peter kam und ihn bat mitzukommen. Sie mussten weg, zum Studio. Ich freute mich über Peters kleines, aber durch und durch freundliches Lächeln, das er mir schenkte. Sie verabschiedeten sich und ließen mich verwirrt in dem Café zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)