Denn die Gefahr bin ich! von ZERITA ================================================================================ Kapitel 4: Am Hafen ------------------- Kapitel 4 "Diese Italiener!" knurrte Marius als er aus dem Bad trat und fast in Marek gerannt wäre. Marek sah ihn verwirrt an. Doch als er den ersten Schrecken überwunden hatte, strahlte er Marius mit einem entwaffnenden Lächeln an. Dieser konnte nicht anders als zurücklächeln. "Wie war dein Tag? Hast du gesehen ich hab die ganze Wohnung geputzt? Ich hoffe es stört dich nicht! Ich wollte mich halt etwas nützlich machen, wenn ich schon bei dir wohnen darf" sprudelte der zierliche Junge los. Marius der doch etwas überfordert mit dem Wortfluss des Jüngeren war, nickte nur ergeben, bis auch er mal zu Wort kam. "Immer langsam mit den jungen Pferden! Wir haben gleich noch etwas Wichtiges zu besprechen, das machen wir am besten beim Essen. So und nun zu deinen Fragen. Natürlich habe ich bemerkt, dass die Wohnung geputzt wurde und ich bin dir sehr dankbar dafür. Mein Tag war nicht besonders aufregend. Ein kaputtes Auto hier und ein paar kaputte Teile dort" Während er redete schob er Marek in die Küche um ihn wieder auf die Arbeitsplatte zu setzen. Obwohl Marek sich durchaus auch alleine darauf hätte setzen können, ließ er sich von Marius raufsetzen. "Meine Kochkünste sind bescheiden also erwarte nicht zu viel" meinte Marius schmunzelnd und holte ein paar Zutaten für einen Auflauf aus dem Kühlschrank. "Worüber willst du denn mit mir reden? Ich meine, das können wir auch jetzt tun" Marius schluckte schwer, wollte er sich doch seine Worte vorher zu recht legen. Doch vielleicht war es so viel besser. "Also wenn du zur Schule willst, muss ich dich ja da anmelden, richtig?" Marek zuckte nur mit den Schultern, denn davon hatte er nun wirklich keine Ahnung. "Ist ja auch egal" murmelte Marius "Zum Anmelden brauch ich natürlich Papiere von dir. Unter anderem eine Geburtsurkunde, die du jawohl kaum dabei haben wirst. Ich weiß, du hast das nicht gesagt, aber ich denke du bist von zu Hause weggelaufen. Hab ich Recht?" Marius blickte seinen Mitbewohner tief in die Augen. Marek konnte dem nicht standhalten und senkte beschämt seinen Blick. "Muss ich jetzt wieder nach Hause? Darf ich nicht mehr hier wohnen bleiben?" Mareks Stimme war brüchig und leise. Er begann zu zittern. "Nein, keine Sorge! Du wirst schon deine Gründe haben. Aber du verstehst, dass es das Ganze nicht vereinfacht. Du brachst also Dokumente, die du so ja nicht hast. Wir müssen dir also andere besorgen! Na, na wer weint denn gleich?" Marek hatte gar nicht bemerkt wie ihm leise die Tränen über die Wangen rollten. Schnell wischte er sich mit dem Handrücken über die Augen. Er hasste es zu weinen und doch tat er es sehr häufig. Marius wuschelte ihm durch die Haare. "Der Punkt ist. Wir werden dein Aussehen etwas verändern müssen und dir einen anderen Namen geben. Ich hoffe du hast damit kein Problem" endete Marius nun. Sein Blick ruhte noch immer auf Marek Er wusste nicht was der kleine davon halten würde. Es war keine Selbstverständlichkeit einfach mal eine neue Identität anzunehmen. Es erforderte eine Menge Disziplin um sich ja nicht zu verraten. "Nein, damit habe ich keine Probleme, aber wie willst du das machen? Wie soll ich heißen? Was kann man an meinem aussehen verändern?" Marius kicherte. Der kleine war echt emsig bei der Sache. "Wir werden dich als meinen jüngeren Bruder ausgeben, dann haben wir die wenigsten Schwierigkeiten. Dann brauchen wir also nur einen Vornamen für dich, wenn du einen Vorschlag hast, darfst du ihn natürlich äußern. Du musst nachher mit dem Namen leben" Er zwinkerte Marek zu. Marius zog die Stirn in Falten. "Hmm, was machen wir mit deinem Aussehen. Vielleicht die Haare kürzen? Färben müssen wir sie auf alle Fälle" Skeptisch beäugte Marius seinen zukünftigen kleinen Bruder. "Wie wäre es, wenn wir dir ein paar blonde Strähnen machen? Es würden dann schon ziemlich viele sein. Vielleicht bekommen wir es sogar so hin, dass es aussieht als hättest du schwarze Strähnen in deinen dann blonden Haaren" Marek zupfte an seinen Wuschelhaaren. "Blond?" fragte er nun nicht ganz so begeistert. "Na ja, du musst schon ziemlich anders aussehen. Blond ist da erstmal die beste Lösung, später können wir das immer noch ändern. Und ich werde nicht verlangen, dass du dir täglich Kontaktlinsen in die Augen packst, also müssen die Haare dran glauben" Gesagt, getan. Nach dem Essen ging es ans umgestalten von Marek. Das neue Aussehen war wesentlich schneller gefunden als der neue Vorname. Es wurde gegrübelt, überlegt, verworfen und neu ausgedacht. Schließlich konnten sie sich auf Zero einigen. Marius hatte zwar keine Lust, doch wusste er um die Notwendigkeit des nächsten Schrittes. So schnappte er sich Marek und ging mit ihm auf Umwegen zum Hafen. Der Hafen war am Tage schon ungemütlich, aber bei Nacht war das alles noch viel schlimmer. Die Krähne wirkten wie Köpfe von Drachen. Eine unangenehme Stille lag in der Luft, überall lagen Kisten, Seile oder ähnlich Dinge rum. Jeder Schritt musste vorsichtig gewählt sein, denn die Beleuchtung war wenig hilfreich, es war eher ein Dämmerlicht, welches die Sicht eher verschlechterte. Marek klammerte sich an Marius Arm. Ihm gefiel dieser Ort ganz und gar nicht. "Marius können wir nicht wieder nach Hause gehen? Es gefällt mir hier nicht" nuschelte er scheu. Marius wusste wie das auf den kleinen wirken musste, hatte er vor Jahren doch das gleiche gefühlt. Sein Arm schmerzte schon etwas, weil Marek sich so sehr an ihn klammerte. "Keine Sorge, wir sind gleich da" Ein kleiner Versuch seinen zukünftigen Bruder zu beruhigen. Da waren Sie nun. Zu ihrer linken erstreckte sich das schwarze, unruhige Wasser und zu ihrer rechten befand sich eine heruntergekommene Lagerhalle. Eine Laterne spendete etwas Licht, aber der Lichtkegel war nicht sehr groß. Marius ließ Marek auf einer Kiste platz nehmen. Die Kiste war so im Schatten gelegen, das man sie nur von Marius Position aus sehen konnte. Nun hieß es warten. Ungeduldig schielte Marius auf die Uhr. Tony ist schon 5 Minuten zu spät. Jedes Mal dasselbe Spiel. Konnte Tony nicht einmal pünktlich sein? "Ah, du bist schon da! Aber allein wie mir scheint, dabei wollte ich den kleinen doch kennen lernen" erklang nun eine tiefe, raue Stimme aus der Dunkelheit. Langsam trat nun ein schlanker, hochgewachsener Italiener in den Lichtkegel. Die schwarzen Haare waren mit Gel nach hinten gekämmt worden und glänzten. Marius zuckte mit den Schultern. "Erst das eine dann das andere. Du kennst das doch Tony. Zeig mir erstmal was du als Gegenleistung haben willst!" Tony griff in seine Sakkotasche und holte ein Foto hervor. "Um dieses kleine Stück geht es. Wie du es besorgst ist wie immer dir überlassen, aber du hast nur 3 Tage Zeit. Länger wird es leider nicht ausgestellt" Tony reichte Marius das Bild. Diesem entlockte das Bild ein Pfeifen. "Wie viel Karat hat denn das Steinchen? Sieht ja nicht schlecht aus. Für deine Verlobte hoffe ich!" Marius war wirklich beeindruckt. Da lächelte ihn doch glatt ein hochkarätiger Rubin an. Das würde sicher nicht einfach werden. "Du weißt ja wie die Frauen so sind. Ich hoffe du bekommst das hin, aber ich hab da ja vollstes Vertrauen in dich" Marius steckte das Foto in seine Hosentasche. Er deutete Tony an kurz zu warten, dann holte er Marek von seinem Platz. "Darf ich vorstellen, mein kleiner Bruder!" Er legte einen Arm um Marek um ihm zu zeigen, dass er keine Angst haben brauchte. Tony musterte den kleineren und nickte dann. "Ich bin hocherfreut dich kennen zu lernen. Hast du alles was ich für die Dokumente brauche?" Tony streckte Marek die Hand entgegen, die Frage richtete er allerdings an Marius. Marek blickte unsicher zu Marius. Er wusste nicht was er tun sollte, aber ein Lächeln von Marius verriet ihm, dass er die Hand ruhig annehmen konnte. Marius holte währenddessen einen kleinen Umschlag hervor. "Name, Geburtsdatum, Ort, Foto und so weiter. Alles hier drin! Ich verlasse mich auf dich. Der kleine muss schließlich zur Schule" Tony nahm den Umschlag und schielte hinein. "Das stimmt, du kannst ihm ja was von deinen Fähigkeiten beibringen" Tony grinste "Wie wäre es wenn du den kleinen später auf die gleiche Schule schickst wo auch meine Tochter ist. Du weißt ja sie ist sehr hübsch und intelligent, aber auch ein Naivchen. Sie könnte einen kleinen Beschützer brauchen" Tony zwinkerte Marek zu, welcher leicht rot wurde. Marius verdrehte die Augen. Er wusste, dass dies keine Bitte, sondern eine Aufforderung war. Nach einer kurzen Verabschiedung verließen sie wieder den Hafen. Jeder in die Richtung aus der er gekommen war. Marek fragte sich, was wohl die Gegenleistung für die Dokumente war, doch traute er sich nicht danach zu fragen. Doch sein kleines Herz hüpfte vor Freude bei dem Gedanken frei zu sein. Er musste nicht mehr zu seiner Familie zurück. Sie schwiegen den Weg über. Marius war die ganze Zeit in Gedanken versunken. Er entwarf schon Pläne wie er den Rubin besorgen konnte. Er wusste in welchem Museum dieser ausgestellt wurde. Den Grundriss kannte er nur zu gut, war er doch schon einmal mit ihr dort gewesen. Angelegenheiten wie diese hasste er. Es erinnerte ihn zu sehr an seine vergangene Kindheit und vor allem an sie. Sie waren ein eingespieltes Team gewesen, es ging zwar auch alleine, aber es war weitaus gefährlicher. Würde das endlich sein letzter Raubzug sein? Oder würden noch andere folgen müssen? Er seufzte. Als er aufsah bemerkte er, dass sie schon wieder vor der Haustür standen. Wortlos schloss er die Tür auf. Wie musste die Szene wohl auf Marek gewirkt haben? Was dachte er jetzt über ihn? Warum stellte er keine Fragen? Er konnte das doch nicht einfach so hinnehmen oder doch? In Marius Kopf schossen die Gedanken kreuz und quer. Die nächsten Tage würde er wohl frei brauchen. Nicht nur um seiner Gedanken wieder her zu werden, sondern auch um sich ordentlich vorzubereiten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)