Das Herz kennt viele Wege von Will-o-Wisp (Die Reise nach Westen) ================================================================================ Kapitel 2: Blutige Spuren ------------------------- II. Kapitel: Blutige Spuren Es vergingen ereignislose Tage, es war so einfach sich an die Rutine zu klammern. Morgens aufstehen, sich anziehen, Sachen packen, dann frühstücken. Tagüber weiter nach Westen fahren und abends schließlich in eine Herberge einchecken, zu Abend essen und anschließend schlafen gehen. Die Highlights waren ein paar vereinzelte Dämonenangriffe. Weiter nichts, Tag ein, Tag aus dasselbe. Sanzo und Goku stritten sich nur noch, das hieß, wenn Sanzo überhaupt sprach. Witze wurden keine mehr gemacht, gelacht wurde auch nicht, die Stimmung war am Boden. Hakkai wusste wieso. Sie alle vermissten ihn, jeder auf seine eigene Art und Weise. Goku vermisste den älteren Bruder, der ihn provozierte, mit dem er sich zanken konnte. Sanzo vermisste ihn auf eine für Hakkai unbegreifliche Art, wahrscheinlich brachte der Mönch einfach jemanden mit dem er rauchen konnte, der einfach einen Ausgleich zu ihm darstellte. Er selbst... ja wie vermisste er Gojyo? Der Halbdämon war der gewesen, welcher ihm am besten kannte, der ihn verstand auch ohne Worte. Er war es gewesen, der ihm nach Kanans Tod einen Halt gab, der ihn bei sich aufnahm, Wärme schenkte... ja er war der Grund, wesshalb er sich dazu entschlossen hatte wieder zu leben. Sehnsüchtig dachte Hakkai an die Zeit zurück, wo er noch bei Gojyo gewohnt hatte. Damals hatten sie sich wohl richtig kennen gelernt. Jeden Abend hatte er gebangt, dass der Rothaarige nicht heimkehren würde und die Nacht bei einer Frau verbrachte. Schließlich hatte er nur ihn, Gojyo hingegen hatte viele Menschen gehabt. Nun, im Nachhinein war Hakkai bewusst geworden, dass er damals nicht gezögert hätte jede Frau zu töten, die den Halbdämon für sich beanspruchte. Doch Gojyo war jeden Abend heingekehrt. Es gab keine Frau an seiner Seite. Es gab nur sie beide. Nur einmal hatte er ernsthaft Angst gehabt ihn zu verlieren. Wegen diesem elenden Yôkai Banri. Wegen ihm hatte Gojyo sich ausgeliefert und wurde verraten. Es war Hakkai gerade noch gelungen den Tod des Halbdämons zu verhindern. Die Szene erschien vor seinem inneren Auge. Es hatte geregnet. Der Regenschirm, mit dem er soeben einige Dämonen getötet hatte viel nutzlos auf den Flasterstein. Das Wasser vermischte sich mit Gojyos Blut, schwemmte es in kleinen Rinnsalen über die Straße. Die Welt schien in einem grauen Schleier aus Regentropfen zu verschwimmen. Da waren nurnoch die Augen des Halbdämons gewesen, so rot, so unendlich traurig. war es der Moment gewesen, in dem er sich in ihn... verliebt hatte? Erschrocken über diesen Gedanken blickte Hakkai auf. Verliebt? In Gojyo? Wie kam er nur darauf? Heftig schüttelte er den Kopf. Das war Unsinn! Seit Kanans Tod hatte er sich geschworen nie wieder zu lieben und diesen Schwur würde er nicht brechen. "Wieso ist er noch nicht da?!" Die Stimme Gokus riss ihn jäh aus seinen Gedanken. Ja das hatte Hakkai sich auch schon gefragt, es war einfach nicht normal... "Dieser elende Lustmolch verspätet sich. Genau genommen um zwei Monate und zwölf Tage." Es war das Längste, was Sanzo seit Tagen am Stück gesprochen hatte. Hakkai wunderte sich, dass der Mönch nun doch auf Gokus ewige Leier antwortete. Er konnte seine Befürchtungen nicht länger für sich behalten, dies wa der Moment, wi sie endlich darüber reden konnten. So eine Chance würde sich nicht so schnell wieder bieten. "Was, wenn ihm etwas passiert ist? ich meine, es kännte der Grund sein..." Sprach Hakkai nun endlich das aus, was ihm nunmehr wochenlang beschäftigte. Die Reaktionen seiner beiden Kameraden hätte nicht unterschiedlicher sein können. Während Sanzo in ein nachdenkliches Schweigen verfiel, wies Gokus Gesicht wahre Bestürzung auf. "Das kann nicht sein! Ihm ist das letzte Mal auch nichts passiert! Wisst ihr noch?!" Natürlich erinnerten sie sich noch gut daran, die Aktion mit Kami-sama war ihnen allen in Erinnerung geblieben. Fast hätten sie ihn nicht überlebt. "Tja aber nur weil wir im letzten Moment aufgetaucht sind. Der Idiot kann keine zwei Tage aushalten, ohne sich in Lebensgefahr zu begeben." Knurrte der Blonde und sah den jüngeren an. Was mochte Sanzo wohl gerade durch den Kopf gehen? Sah er den Halbdämon auch irgendwo tot auf einem Feld liegen, getötet, weil sie nicht bei ihm waren? Der Bann war gebrochen, bis jetzt hatten sie diese Möglichkeit verdrängt, sie hatten weitergemacht, als sei nichts geschehen, doch das ging nun nicht mehr. Hoffentlich hatten sie nicht zu lange gewartet… Hakkai seufzte tief, er war sich sicher, dass ihm seine Sorge ins Gesicht geschrieben stand. „Was wollen wir nun tun? Wie sollen wir ihn finden?“ Wir sind doch Monate vom Ort unserer letzten Begegnung entfernt; führte er seinen Satz in Gedanken weiter. „Tze, ein rothaariger Weiberheld mit schlechtem Zigarettengeschmack werden wir schon finden. “ Versuchte ihm ausgerechnet der griesgrämige Mönch da Mut zu, zu sprechen? Goku schien ebenso erstaunt, wie er selbst. „Das heißt wir suchen ihn?!“ Schrie er erfreut aus. Der Blonde schenkte ihn nur einen genervten Blick, ehe er sich von seinem Stuhl erhob. „Das heißt wie finden ihn und dann werde ich ihn grün und blau schlagen. Das er uns solche Probleme bereitet!“ Lächelnd erhob sich nun auch Hakkai. Seine Beine zitterten leicht. Wollte er wirklich wissen, was passiert war? War er bereit der Wahrheit ins Auge zu sehen? Geistesabwesend streichelte er Hakuryuu über den kleinen Kopf. „Wir finden ihn, keine Sorge.“ Murmelte er leise, wohl mehr um sich selbst zu beruhigen. Bitte lass es Gojyo gut gehen! Sie saßen im Jeep. Stur starrten sie auf die Straße. Eigentlich war alles, wie in den vergangenen Tagen. Doch es hatte sich etwas geändert. Er herrschte dieses Mal kein Schweigen. Nein, sie diskutierten laut, was sie mit Gojyo machen würden, wenn sie ihn gefunden hatten. Keiner Sprach über die Möglichkeit seines Todes oder dass sie den Rothaarigen nicht finden würden. „Wenn er es nicht schafft innerhalb von 10 Sekunden einen triftigen Grund zu nennen, warum er das abgezogen hat, dann ist er tot!“ Während der kleine Dämon noch nach Atem schnappte um weitere Drohungen hinaus zu posaunen, erfüllte ein heftiges Rucken den Wagen. Erschrocken riss Hakkai das Steuer herum. Verdammt er war unaufmerksam gewesen. Die Straße bebte heftig, breite Risse zogen sich über verschneiten Boden. Lange würde Hakuryuu das nicht mehr mitmachen. Verzweifelt versuchte der Schwarzhaarige den Jeep vom Abhang fern zu halten. Warum waren sie noch gleich den unbefestigten alten Bergpass entlang gefahren? Nicht, dass es hier oben nur kalt war, nein die Straße war auch noch spiegelglatt!! Aber es war der kürzeste Weg, rief er sich in Erinnerung. „Das wird diese perverse Wasserratte mir büßen!“ Schrie Sanzo wütend auf, als Hakuryuu sich jäh zurück verwandelte und er somit das Gleichgewicht verlor. Hakkai spürte einen Stoß gegen seinen Rücken, dann stolperte er nach vorn. Fast teilnahmslos bemerkte er, dass es Goku war, der gegen ihn gefallen war. Doch dann sah er nur noch den Abgrund, unvermeidbar und bedrohlich klaffte er vor ihm auf. Nein das durfte nicht passieren, wie sollte er Gojyo finden? Er durfte jetzt nicht sterben! Jedoch schlidderte er weiter auf sein Ende zu, jeden Halt suchte man auf dem Abschüssigen Bergpfad vergebens. Hakkai schloss die Augen. Wie ironisch das doch war, nun hatte er sich all die Zeit Sorgen gemacht nur um hier zu scheitern. Kaum, dass ihm Jemand wieder etwas bedeutete, kaum dass der Schmerz über Kanas Tod zu verblassen begann, rissen ihn die Götter aus dem Leben. Eine gewaltige Kraft packte ihn an seinem Rücken, riss ihn zurück, zog ihn fort vom Abgrund. Benommen blinzelnd fand sich der Braunhaarige auf dem kalten Boden wieder. Neben ihm stand Sanzo und sah zu ihm herab. „Bist du bescheuert?! Wolltest du sterben?! Das hab ich ja noch nie erlebt, torkelst da auf den Abhang zu!“ Erst jetzt begriff er, dass der Mönch ihn wohl grad gerettet haben musste. Ohne seine Hilfe wäre er wohl wirklich hinab gestürzt. Ein leichtes Schaudern durchzog den Dämon. „Verzeih mir Sanzo ich war ein wenig ungeschickt. Ihr habt euch doch nichts getan oder?“ Er begleitete diese Worte mit einem völlig unschuldigen Lächeln. Hakkai zwang seine zitternden Beine zum aufstehen. Der Schock saß wohl noch tief, stellte er nüchtern fest. „Warum zum Teufel, hat der scheiß Berg gebebt?!“ Goku schien sich ebenfalls aufgerichtet zu haben. Eine gute Frage eigentlich… „Oh das war ich, es hat euch doch keine Probleme bereitet oder?“ Erschrocken führen sie alle herum. Ein Yôkai lehnte gelassen an der Felswand, die die andere Seite des Pfades säumte. Mit einer Hand hatte er Hakuryuus dünnen Hals umfasst. Wie war das passiert? Wie konnten sie ihn übersehen haben?! „Stirb!“ Damit schlugen drei Kugeln in dem Gestein ein, vor dem ihr Gegner eben noch gestanden hatte. Auch Hakkais Lichtkugel verfehlte ihr Ziel. Der Dämon war gut, etwas was sie nun nicht gebrauchen konnten. „Das ist aber keine nette Begrüßung Sanzo Gang.“ Im nächsten Augenblick flog Goku einige Meter durch die Luft bevor er schliddernd zum Stehen kam. „Goku bist du okay?“ Mit Schrecken hatte Hakkai mit verfolg, wie nahe der Brünette dem Abhang gekommen war. Es war nicht das Gelände für einen Kampf, dieser Yôkai war schlau. Auch das konnte sie nicht gebrauchen. Goku hatte seine gute Laune wieder gefunden und stürzte sich auf ihren Feind „Klar keim Problem!“ Sein Schlag ging ins Leere. Ebenso wie ein weiterer Schuss Sanzos. Wieso konnten sie ihn nicht treffen? „Entschuldige unser rüdes Verhalten aber wir mögen keine Attentäter, werter Herr.“ Es war das übliche Spiel, man warf sich irgendetwas an den Kopf und versuchte damit den jeweils anderen um seine Konzentration zu bringen, während man einen Angriff startete. Doch der Dämon war wie vom Erdboden verschluckt, wie konnte er unsichtbar sein? Wie sollte man so einen Gegner bekämpfen? Angestrengt sah Hakkai sich um. Er musste schnellstens einen Weg finden. Sie mussten weiter und Gojyo retten! Eine Woche zog ins Lang ehe sie sich wiedersahen. Eines Tages kam Kougaiji einfach in sein Zimmer geschneit. Yaone und Dokukakuji bemühten sich gerade mit den Verbänden seiner Schulter. Erschrocken verharrten sie einen Augenblick und drehten sich zur Tür. „Kou?“ Die Anwesenheit des Kronprinzen schien sie zu verwirren. Es verwirrte selbst Gojyo. Schließlich war ihr letztes Treffen nicht gerade vorbildlich abgelaufen. „Wie geht es seiner Schulter?“ Oh, ein einfaches Hallo wäre natürlich zu viel verlangt, spottete der Rothaarige innerlich. Yaone sah ihren Herren mit großen Augen an, sie fragte sich wohl, seit wann sich Kougaiji sich für so etwas interessierte. „Sie verheilt gut, er kann sie mittlerweile schon wieder leicht belasten.“ Berichtete die Schwarzhaarige im sachlichen Ton. Gojyos verzweifelte Versuche an ihr Begehrliches oder wenigstens Interessantes zu entdecken, scheiterten. Sie blieb nichts weiter als eine großbrüstige Yôkai mit Heilkräften und nicht mal das konnte ihn begeistern. Sein Steifbruder hatte ihrem Besucher einen Stuhl mit ans Bett geschoben. Natürlich fragte keiner den Halbdämon. War das ein unausgesprochenes Gesetz unter ihnen geworden? „Was treibt dich denn hier her, Kou?“Fragte Dokukakuji als der Prinz sich setzte. Dieser hob nur missbilligend eine Augenbraue. „Ich hab mit dem Halbdämon noch etwas zu klären.“ „Gojyo“ korrigierte ihn der Rothaarige nun leicht genervt. Langsam nervte diese Art der Yôkais ihn. Wenigstens hatte der Kougaiji aus dem Konzept gebracht. „Was?“ „Mein Name lautet so. Sha Gojyo. S H A G O J Y O. Nicht Halbdämon.“ „Meinetwegen. Dann nenn mich wenigstens Kougaijin.“ „Mir zu lang, wie wäre es mit Kou-chan?“ „Wenn du sterben willst.“ Da waren sie nun also wieder. Scheinbar konnte keines ihrer Gespräche vernünftig verlaufen. Grinsend zündete Gojyo sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. „Hier herrscht Rauchverbot!“ Empörte sich Yaone. Was wollte die denn nun von ihm? Sah sie nicht, dass ihn das eh nicht interessierte? Sein Bruder lachte auf „Lass gut sein, das hab ich ihm auch schon zu erklären versucht.“ Amüsiert zwinkerte er ihr zu. Das ihm davon nicht schlecht wurde… nanu, woher kann sein Hass auf diese Frau? Sie interessiert sich für Hakkai, schrie es aus einer Ecke seines Hirnes, doch er ignorierte es. „Was wolltest du denn nun von mir Kougaiji?“ Wechselte er das Thema. Nun kam er auch dem Yôkai auch schon entgegen… dies schien diesen ebenso zu verblüffen. „Darüber wollte ich mit dir alleine reden. Es geht um letztens.“ Mehr brauchte er auch nicht zu sagen. Gojyo wusste worauf das hinauslief. Nun schaltete Dokukakuji sich erneut ein „Was war denn letztens?“ Die Frage meinte er doch hoffentlich nicht erst, sahen sie ansatzweise danach aus als wollten sie das erzählen? fragte der Rothaarige sich. „Allein.“ Betonte der Prinz nun nochmals und warf seinen beiden Gefolgsleuten strenge Blicke zu. Das wirkte. Mit irgendwelchen Anweisungen, wie er seine Schulterverletzung zu behandeln hatte standen sie auf und verließen eilig den Raum. Gojyo nahm einen weiteren Zug an seiner Zigarette, eh er sich zu Kougaijin drehte und diesen musterte. „Also?“ „Also was?“ Der Yôkai hielt seinem kritischen Blick mühelos stand. „Was willst du?“ „Reden.“ „Aha.“ Es kehrte ein jähes Schweigen ein, Kougaiji schien keine Anstalten zu machen sich zu erklären. Genervt wartete Gojyo ab. Ihm waren die Gespräche mit dem Kronprinzen einfach zu anstrengend, alles musste man diesem aus der Nase ziehen. „Warum hast du das gemacht?“ Fragte dieser nun doch. „Was gemacht?“ „Das weißt du genau.“ „Weiß ich nicht.“ Okay er wusste es aber warum es dem Anderen leichter machen? „Du hast meine Mutter vor ihr verteidigt.“ „Das habe ich.“ „Warum?“ Das quittierte Gojyo nur mit einem Achselzucken. Er würde den Grund nicht nennen, er war privat und ging seinem Gegenüber wohl am allerwenigen an. Amüsiert bemerkte der Rothaarige, wie Kougaijin genervt aufstöhnte. „Du nervst mich Sha Gojyo.“ Das brachte ihn nun doch zum Grinsen. „Mag Absicht sein.“ Der Halbdämon machte eine kurze Pause. „Aber eh du hier rumheulst, es hat nichts mit dir oder deiner Mutter zu tun. Das ist meine Sache.“ „Du kennst sie nicht einmal und verteidigst sie vor einer Wildfremden, warum?“ „Hab ich eben erklärt. Auch ein Halbdämon darf seine Meinung äußern ohne sich rechtfertigen zu müssen.“ Es entstand ein weiteres Schweigen, seine Zigarette war fast aufgebraucht. Mist, dann war es nur noch eine. „Danke.“ Das Wort kam so völlig unerwartet, dass Gojyo seine Gesichtszüge nicht unter Kontrolle hatte. Sie entgleisten ihm hoffnungslos. „Wa—was?“ Oh nun stotterte er auch noch rum? Bestens! Der Dämonenprinz schien seine Reaktion falsch aufzufassen. Ärgerlich sah dieser ihn an. „Ich werde es nicht wiederholen.“ Damit stand er auf. „Warte.“ „Warum? Ich hab zu tun.“ „Setzt dich wieder hin.“ „Nein ich gehe.“ „Setz dich.“ „Nein.“ „Verflucht nochmal! Bitte setzt dich wieder hin!“ Der Yôkai ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken. Missmutig wurde der Rothaarige von ihm angestarrt. Innerlich seufzte der Halbdämon, dieser Kougaiji war vielleicht eine anstrengende Person! Wie waren sie nur in diese Lage geraten? Verzweifelt umklammerte Hakkai Sanzos Handgelenk. Er durfte nicht loslassen! Die Kälte des Bodens, auf dem er lag, zog sich langsam in seine Kleindung. Lange würde er das Gewicht des Priesters nichtmehr halten können, doch wenn er losließ würde der Blonde, den Abgrund hinabstürzen. Von Goku war auch keine Hilfe zu erwarten. Bewusstlos, aus einer Kopfverletzung Blutend lag er regungslos am Boden. Wenigstens hatte dieser Yôkai von Hakuryuu abgelassen. Aufgeregt flatterte der kleine Drache über ihnen am Himmel und fiebste wütend. Hakkai versuchte ein weiteres Mal den Mönch zurück auf die Straße zu ziehen. Kein einfaches Unterfangen, wenn man nur einen Arm zur Verfügung hatte. Mit dem Anderen krallte er sich an eine Erhebung des Bodens fest. Wenn er losließ würde er mitsamt Sanzo in den Abgrund schliddern. Es war zwecklos, er schaffte es einfach nicht Sanzo auch nur einen Millimeter nach ober zu ziehen. „Ihr seid aber leicht zu schlagen Sanzo Party.“ Der Yôkai hockte sich neben den Braunhaarigen. Hakkai zischte auf. Nun war dieser Mistkerl also wieder sichtbar, dumm nur, dass er ihn in der momentanen Situation nicht angreifen konnte. „Weißt du woran das liegt?“ Der Dämon ließ eine künstlerische Pause „Ihr seid nur zu dritt, dabei müsstet ihr doch vier sein. Das ist der Grund nichtwahr? Ohne euren rothaarigen Bastard seid ihr nichts.“ „Sei still.“ Hörte Hakkai Sanzo knurren. Ja, sie beide wussten, dass dieser Idiot Recht hatte, ohne Gojyo hatten sie nicht die übliche Kampfkraft. Der Braunhaarige spürte einen stechenden Schmerz in seiner linken Hand. Der Fels begann sich in sein Fleisch zu schneiden, das war gar nicht gut. Der verdammte Dämon lachte nur. „In eurer Lage wäre ich nicht so vorlaut. Aber freut euch, bald werdet ihr mit eurem Freund vereint sein.“ Was meinte er damit? Wusste er etwas über den Verbleib des Halbdämons?! Wenn er doch nur aufstehen und kämpfen könnte. Hakkai schwieg eisig, der Andere würde ihnen auch so erzählen, was er wusste. Dafür hörten sich diese Idioten einfach so gern selbst zu. Er behielt Recht. Der Yôkai richtete sich wieder auf und trat ihm auf den Rücken. „Interessiert es euch gar nicht, was mit eurem Freund geschehen ist?“ Die gespielte Bestürzung in der Stimme, lies Hakkai auf knurren. Dem Mönch schien das Gelaber auch langsam auf die Nerven zu gehen. „Er ist nicht unser Freund.“ Es war erstaunlich, wie Sanzo in seiner Position noch in der Lage war ruhig zu bleiben. Irgendwo bewunderte der Braunhaarige ihn in diesem Moment dafür. „Ach wie schade, dann hat er nicht einmal Jemanden, der um ihn trauert. Schließlich sah er ziemlich tot aus, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe.“ Er blufft nur, er blufft! Redete Hakkai sich ein, das konnte nicht stimmen, das war einfach nicht wahr! „Wie meinst du das Yôkai?!“ Hatte er das wirklich gefragt? Warum klang seine Stimme so schrill? Er schrie auf. Der Dämon trat ihm auf die Hand, mit der er sich am Felsen hielt. Genüsslich trat dieser immer fester zu. Doch Hakkai hatte nicht die Absicht seinen Griff zu lösen. „Willst du es sehen? Ich kann es dir zeigen…“ Und die Bilder kamen. Erst nur verschwommen, dann immer deutlicher. Gojyo lag rücklings auf einer Schneebedeckten Lichtung, seine Augen waren geschlossen. Doch was war das? Er schien nicht einfach nur zu schlafen. Seine Haut war so weiß wie der Schnee, der ihn umgab. Seine Haare so rot, wie das Blut, was ihm aus der linken Schulter quoll. Unaufhörlich, unvermeidbar… Ihm schossen Tränen in die Augen. Er wollte das nichtmehr sehen, er konnte den Anblick nichtmehr ertragen. Wenigstens konnte der Yôkai seine Tränen nicht sehen. Er merkte, wie ihn die Kraft verließ, seine Arme waren wie leergepumpt. Sein Griff um Sanzos Handgelenk lockerte sich. Nun war es aus, nun war alles aus. „Ihr seid schuld daran nichtwahr? Ihr habt ihn im Stich gelassen.“ Er hörte die Stimme dicht an seinem Ohr. Hakkais Griff lockerte sich weiter. Der Dämon hatte recht. Es war ihre schuld! Ein Schuss zerriss die Stille dieses kalten Ortes. Jemand sackte neben ihm zu Boden. „Hakkai verdammt reiß dich verdammt nochmal zusammen!“ Sanzo! Er musste geschossen haben, der Dämon hatte sich wohl zu nah an den Abgrund gewagt. Er zwang sich zur Ruhe. Mit letzter Kraft umfasste er das Handgelenk des Mönches wieder fester. Es brachte nichts, hier zu sterben. „Hakuryuu.“ Rief er „Komm her und verwandel dich in einen Jeep.“ Hakkai spürte den Luftzug in seinem Haar, als der kleine Drache über ihn hinweg segelte bevor er sich neben ihn verwandelte. Der Braunhaarige schloss kurz die Augen, er würde keinen zweiten Versuch bekommen. Dann ließ er den Felsen los, durch Sanzos Gewicht gezogen, rutschte er dem Abhang entgegen. Zweimal musste er zugreifen dann erst bekam er eine der Türen des Wagens zu fassen. „fahr.“ Er hatte das Gefühl in der Mitte zerrissen zu werden, doch er klammerte sich krampfhaft fest. Wenig später war der Spuk vorüber. Sicher saßen sie zu dritt im Jeep und fuhren den Bergpfad weiter entlang. „Was ist da oben eigentlich mit dir passiert Hakkai?“ Sanzo blies den Rauch seiner Zigarette aus den Mundwinkeln hervor und drehte sich zu ihm. Doch Hakkai schüttelte nur den Kopf. Nein er würde sie damit jetzt nicht beunruhigen, sicherlich war, dass, was er gesehen hatte nicht wirklich passiert. „Keine Sorge Sanzo, es war nur ein dummer Yôkai.“ Beruhigend lächelte er den Blonden an. Doch es blieb ein gewisses Misstrauen in dessen Augen. „Ich hab Hunger!!“ Meldete Goku sich ärgerlich zu Wort. Es würde alles wieder gut werden, dem war sich Hakkai sicher. Das Bier schmeckte gut und es lockerte die Atmosphäre. Es war eine gute Entscheidung gewesen etwas zu trinken. Genau genommen war es das erste Gute, was seit seiner Trennung von den anderen überhaupt passiert war. Gojyo trank einen weiteren Schluck und sah Kougaijin grinsend an „Na verträgt ihr Dämonen nicht so viel?“ Der Yôkai funkelte ihn an und schenkte sich, wie zum Protest ein weiteres Glas ein. „Rede keinen Scheiß.“ „Darf ich nicht?“ „Nein.“ „Dann mache ich es erst recht.“ „Idiot.“ Sie beide lachten. Kurz überflog der Halbdämon die geleerten Flaschen. Okay, das würde ihre ausgesprochen gute Laune erklären… Kougaiji nippte an seinem Glas und sah ihn an. „Wie soll ich mich eigentlich revanchieren?“ Der Rothaarige legte den Kopf leicht schief. „Wieso du hast doch das Bier organisiert.“ „Idiot.“ „Wieso, was meinst du denn?“ Sein Gegenüber seufzte tief und verdrehte die Augen. „Ich sprach eigentlich von Gyokumen Koshu.“ „Ach der Knödeltussy!“ Rief Gojyo aus. „Der was?“ Natürlich konnte Kougaiji ihm nicht folgen. „Na wenn die doch solche komischen Stoffknödel in den Harren hat.“ Der Dämon lachte auf. „Das lass sie bloß nie hören.“ „Wieso, sie hasst mich doch eh schon?“ „Sprachen wir nicht grade von etwas anderem?“ „Von was denn?“ „Vom revanchieren.“ „Wieso, wofür?“ Gojyo grinste, er konnte es sich einfach nicht verkneifen den Dämon zu ärgern. Was lies der sich auch so leicht provozieren? Er schenkte Kougaiji ein zuckersüßes Lächeln, als dieser ihn mit Blicken aufzuspießen versuchte und leerte sein Glas. „Also was soll ich tun?“ Dem schien es ja scheinbar wirklich ernst zu sein… „Also gut. Ähm lass mich überlegen… ich brauche Zigaretten, ja genau und… hmm sag mal könntest du mir einen Gefallen tun?“ In seinem Kopf begann sich eine Idee zu formen. „Dumme Frage, darum geht es ja beim revanchieren.“ Der Yôkai lehnte sich entspannt zurück und hob fragend eine Augenbraue. „Du wirst doch eh wieder versuchen Sanzos Sutra an dich zu bringen oder?“ Gojyo ließ eine kurze Pause. „Vergewissere dich bitte, dass es ihnen gut geht und erzähl mir was sie machen.“ Er vermisste sie, doch er würde dem nicht nachgeben. Nein zurückkehren würde er nicht. Aber er wollte wissen, ob es ihnen gut ging. Vielleicht auch ob sie ihn vermissten. Vor allem aber machte er sich Sorgen um Hakkai. Der Rothaarige bemerkte, dass ihn sein Gegenüber ziemlich verdutzt ansah. „Warum gehst du nicht zu ihnen und siehst selbst nach?“ Woher sollte der Dämon ihn auch verstehen. Er konnte nicht zurück. Es war besser für sie alle, egal wie einsam er sich ohne sie fühlte. „Es geht nicht. Tu mir einfach den Gefallen.“ Es war zum verzweifeln, nun war er von der Bereitwilligkeit seines ehemaligen Feindes abhängig. Ehemalig? Hatte er so schnell akzeptiert, dass sie nun keine mehr waren? Doch wenn Kougaiji kein Feind mehr war, was war er dann für ihn? Ein Freund? Das war lächerlich! Aber er brauchte ihn, für den Moment zumindest. Er füllte sich sein Glas bis zum Rand voll. „Also gut, meinetwegen. Ich muss jetzt aber wirklich endlich los.“ Damit stand Kougaijin auf und trank sein Bier leer. „Du willst jetzt los?“ „Tja, du hast mich aufgehalten...“ Misstrauisch sah Gojyo ihn an. „Du bist betrunken Kougaiji.“ Der Dämon zuckte nur mit den Schultern. Es schien ihn nicht weiter zu interessieren. Und ihm selbst sollte es eigentlich auch nicht interessieren. „Komm doch mit.“ Gojyo sah den Yôkai verdutzt an. „Wohin?“ „Raus.“ „Aha.“ Sie sahen sich an. Es dauerte bis Kougaijin weitersprach. „Also kommst du mit?“ „Ich bin betrunken Kougaiji.“ Entgegnete der Rothaarige. Sein Gegenüber erhob sich schwerfällig. Der Alkohol schien seine Wirkung zu zeigen. „Na und, ich auch.“ Er resignierte, es brachte nicht zu diskutieren. Seufzend stand er auf und ging in Richtung Tür. Der Yôkai folgte ihm. Erst als der Dämonenprinz ihn durch die vielen Gänge zum gewaltigen Haupttor lotste wurde Gojyo langsam bewusst, was dies bedeutete. Er würde endlich wieder unter freiem Himmel wandeln, er würde endlich wieder frische Luft atmen. Nun wo die Aussicht auf Freiheit nur wenige Schritte entfernt war zerriss die Sehnsucht ihn fast. Das Tor öffnete sich von selbst, doch der Mechanismus interessierte den Halbdämon nicht weiter. Da war sie die Freiheit, Sonnenstrahlen schlugen ihm entgegen, er sah schon den blauen Himmel über ihm... Der Regen riss ihn aus seinem Tagtraum. „Was für ein Mistwetter.“ Knurrte nun auch Kougaiji. „Bei dem Wetter Flugdrachen reiten, na bestens.“ Gojyo konnte ihm erst nicht folgen, dann begriff er. „Das ist nicht dein Ernst.“ Kalte Tropfen schlug ihm ins Gesicht, der Wind heulte, nicht mehr lange und ein Sturm würde über sie losbrechen. Freiheit hatte sich der Rothaarige bei weitem besser vorgestellt. „Doch.“ Erbarmungslos nahm ihm der Dämonenprinz die letzte Hoffnung auf trockene Kleidung. Ungewöhnlich unmajestätisch hasteten sie über den aufgeweichten Boden. Das erste Donnergrollen erschallte dumpf aus der Ferne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)