Das Ende des Sommers von Irene-Adler (Mansche Dinge, die beginnen gut. Mansche Dinge, beginnen besser. Und es gibt diese Dinge die immer beginnen, und nie enden.) ================================================================================ Kapitel 3: Haus am Meer – Not as we ------------------------------------ Haus am Meer – Not as we Remy hatte nicht so viel Glück. Kaum war sie daheim angekommen übergab sie sich ins Klo. Einerseits aus Ekel vor sich selbst, andererseits wegen dem Alkohol den sie intus hatte. Danach ging sie duschen, und danach schlafen. Die Nüchternheit kam schneller zurück, als sie erwartet hatte, und das Kopfweh auch. Aber schlimmer plagte sie ihr Gewissen, das sich mit der Nüchternheit ankündigte. Sie hatte kein Problem damit, mit mir geflirtete zu haben, sondern damit, dass ich bereits vergeben war. Eine geschlagene Stunde brachte sie auf dem Boden unter ihrem Fenster zu um darüber nachzudenken, mit welchen Worten sie mich begrüßen würde, wenn wir uns wiedersehen würden, oder warum ich auf ihre Anmache angesprungen war. Als sie schließlich ins Bett ging, ging es ihr besser. Sie hatte kein bestimmtes Vorhaben, nur abwarten wollte sie. Abwarten was ich tun würde, und vielleicht, aber nur ganz vielleicht, sollte ich positiv reagieren, würde sie es noch einmal versuchen. Von all dem hatte ich natürlich keine Ahnung, als ich am Mittag zusammen mit Robert in die Klinik fuhr. Wir hatten seit gestern Abend nicht mehr miteinander gesprochen. Als wir auf dem Parkplatz waren hielt er an und verriegelte die Türen. „Was wird das denn jetzt?“ fragte ich. „Ich möchte nicht, dass du Zeit mit ihr verbringst.“ „Mit wem?“ „Dreizehn.“ „Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?“ „Es geht ums Prinzip, es wäre mir auch nicht recht, wenn du dich um zwei Uhr nachts mit einem Mann triffst.“ „Sie ist aber kein Mann, und hat durchaus ein Bewusstsein. Sie kann das trennen.“ „Wirklich? Bist du dir da sicher?“ „Ja bin ich.“ Natürlich war ich es nicht. Robert grummelte noch etwas Unverständliches vor sich hin, dann entriegelte er die Türen wieder und gab mir einen Kuss. „Wir sehen uns heute Abend.“ Meinte er noch. „Äh, geht nicht. Wir wollen ins Kino gehen.“ Erwiderte ich kleinlaut. Robert öffnete den Mund, und klappte ihn wieder zu. „Ruf an wenn ich dich abholen soll.“ Seufzte er dann. Er hatte es offenbar geschluckt und machte sich auf den Weg zum Eingang. Langsam ging ich hinter ihm her, immer darauf bedacht die Augen offen zu halten, um noch ein paar Minuten Ruhe mit mir und meinen Gedanken zu haben. In der NA angekommen kümmerte ich mich zuerst um den liegen gebliebenen Papierkram. So saß ich eine halbe Stunde auf der Schwesterstation, und kaute an meinen Fingernägeln, während ich ein und die selbe Akte immer wieder las. „Kindchen, was ist los? Sie sitzen hier seit einer halben Stunden und kauen an ihren Nägeln, wenn Dr. Cuddy das sieht wird sie sauer.“ eine der Schwestern, ihr Name war Opra, setzte sich mir gegenüber. „Lange Geschichte…“ seufzte ich. „Ich hab Zeit, lassen sie mal hören.“ Ich sah mich kurz um und versuchte dann meine Gedanken in Worte zu verpacken. „Sagen wir mal, man verbringt den Abend mit jemandem, und kurz bevor er geht wird es etwas, naja sagen wir mal… knisternd, dann geht er und heute müssen sie ihm wieder begegnen.“ Sie zog eine Augenbraue hoch. „Ach ja und sie waren beide betrunken, er ist eine sie und sie selbst sind vergeben.“ Fügte ich mit verzweifelter Stimme hinzu. Die Schwester lachte. Dann rief sie: „Hey Wendy, ich bekomme 50 Mäuse von dir.“ Ich sah sie verdutzt an. „Die Schwestern von der Diagnostikabteilung haben mir gesteckt, dass sie gestern Abend händchenhaltend mit Dr. Dreizehn heimgegangen sind…“ „Wir haben House verarscht.“ Mir war in diesem Moment nicht klar ob ich log oder die Wahrheit sagte, und es war eh nichtmehr an meine Patienten zu denken, denn ich konnte sehen, dass Remy gerade aus dem Aufzug kam. Sie hatte ihr Haar wieder offen, so wie gestern Abend, und vermutlich roch sie auch noch so. Erst nach einer Weile bemerkte ich dass Schwester Opra mir vor der Nase rumwedelte. „Ich sag‘s ihnen nur ungern Schätzchen, aber sie haben ein Problem. Und damit soll nicht gemeint sein, dass sie eine Frau ist.“ Sie zog mich auf die Beine und schob mich aus dem kleinen Büro raus. Wieder etwas gefangen hatte ich dann auch den Mut Remy guten morgen zu sagen, doch sie kam mir zuvor, als sie grüßend die Hand hob. „Hey… hast du gut geschlafen?“ fragte sie laut als ich auf die zukam. „Es ging… ich hatte schlimmes Kopfweh heute Morgen.“ Antwortete ich ihr. „Ja ich auch…“ sie sah in eine Akte. „Wir waren echt voll gestern Abend…“ flüsterte ich schließlich. „Oh ja, ich bin noch nie so schnell betrunken geworden, du musst unbedingt anderen Wein kaufen, sonst komme ich nichtmehr.“ Erwiderte sie genauso leise. Ich war erleichtert! Ich hatte schon damit gerechnet, dass sie mich garnichtmehr sehen wollte. Nervös trommelte ich mit meinen Fingern auf dem Pult herum. „Hast du dir schon einen Film ausgesucht?“ sie sah mich an und steckte die Akte zurück. „J-ja, da wir gestern so viel Spaß, mit Horrorfilmen hatten, hatte ich gedacht wie gehen in diesen, wie heißt der… Underworld 3 ?“ „Ja, den hätte ich mir auch ausgesucht.“ Es wurde wieder still zwischen uns, und ich konnte den Blick meiner neuen Seelsorgerin Opra von der Seite spüren. „Willst du danach noch mit zu mir kommen?“ sie legte ihre Hand auf meine um das Trommeln zu stoppen. Wieder rauschte ein warmes Gefühl durch meinen Körper und ich kam gar nicht auf die Idee nein zu sagen. „Gerne, aber dieses mal bleiben wir bei Apfelschorle und Zitronenlimo!“ stellte ich eine Bedingung auf. Remy grinste. „Okay, dann um viertel vor acht vor dem Cinema IN.“ Ich nickte, und sie zog, in einer zarten Streichbewegung, ihre Hand von meiner. Als sie den Aufzug betrat, drehte sie sich noch einmal um und lächelte mir zu. Als die Türen sich schlossen seufzte ich laut. „Na sie scheinen sie ja zu mögen.“ Schwester Opra stand plötzlich wieder neben mir. „Was?“ „Zuerst hatte ich gedacht, sie würden der Versuchung nicht wiederstehen können was mit einer Frau anzufangen, aber jetzt…“ sie schüttelte den Kopf. „Was jetzt?“ Ich sah sie panisch an, unfähig meine eigenen Gefühle deuten zu können. „Kindchen, gehen sie heute Abend mit ihr ins Kino, bei sowas mische ich mich nicht ein.“ Sie klopfte mir auf die Schulter und lies mich verzweifelt am Pult stehen. Die Mauer, die ich gestern Abend Stein für Stein erbaut hatte, begann langsam zu zerfallen. Die Mittagspause verbrachte ich alleine, draußen in der Sonne, der Sommer kündigte sich mit jedem Sonnenstrahl und jeder Blume an. Nach dem Essen lies ich mir die Sonne ins Gesicht scheinen und dachte erneut über meine Situation nach. Ich mochte Remy, sehr gerne sogar. Sie war nett, hübsch und intelligent. Und ich hatte auch das Gefühl, dass sie mich gut leiden konnte, denn so viel wie in den letzten Tagen, hatte ich sie lange nicht lachen sehen. Die alles entscheidende Frage, stellte ich mir zuletzt: Mochte ich sie wie eine Freundin, oder wie eine Geliebte? Wieder schossen mir die Bilder der letzten Nacht in den Kopf. Wie wir beide auf dem Sofa saßen, angetrunken und hemmungslos. Ich öffnete die Augen. House’s Team kam gerade auf die Terrasse, sie hatten vermutlich auch gerade Mittagspause. Auf Grund der ungünstigen Lage, schienen sie mich aber nicht zusehen, so hatte ich die Chance, die drei, und vor allem Remy einmal zu beäugen. Fröhlich aßen sie gemeinsam zu Mittag. Mein Herz schlug jedes Mal einmal mehr, wenn ich sie lachen sah, und es stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen. „Hey, schon fertig?“ hastig dreht ich mich um. Chase stand mit einem Tablett vor mir. „Ja, ich wollte die Sonne noch etwas genießen.“ Ich lächelte ihn an. Er setzte sich, während ich noch einen Blick auf Remy warf. „Wirklich ein schöner Tag heute…“ meinte er. „Ja, der Sommer kommt.“ Ich zog meine Beine auf die Bank und beobachtete ihn. „Sollen wir nächsten Monat wegfahren?“ fragte er schließlich aus heiterem Himmel. „Was? Wir? Zusammen? Wohin denn?“ „Runter nach Florida, meine Großeltern haben da ein kleines Haus.“ Er sah mich an. „W-Wieso nicht, wenn wir frei bekommen…“ Er freute sich. Robert war süß, wenn er sich freute, er war sogar süß wenn er sich aufregte, aber mir war nicht klar, ob er der Jenige war, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen wollte… Hinter mir hörte ich es rumpeln. House’s Team beendete seine Mittagspause. Ich drehte mich um, um nochmal eine kurzen Blick auf Remy zu erhaschen, sie bemerkte mich und hob grüßend die Hand. Als auch ich lächelnd die Hand hob, lies das ihr Herz höher schlagen. „Okay, ich muss zurück in die NA, da geht es sonst zu wie im Irrenhaus.“ „Geht es doch sowieso immer.“ Robert grinste frech. Ich gab ihm einen Klaps auf die Wange und küsste ihn innig. „Bis dann.“ Waren meine letzten Worte, bevor ich wieder in der Klinik verschwand. Klick, klick, klack. Freizeichen. „Hallo?“ meldete sich eine Frau am anderen Ende. „Macy? Hier ist Remy.“ „Hey Schlampe, was machst du so?“ „Nur Mist…“ „Wenn du mir jetzt sagst, dass du dich verknallt hast, leg ich auf.“ „… ich weiß es nicht.“ „Ich hasse dich!“ „Ich weiß… bitte du musst mir helfen, wen soll ich denn sonst fragen?“ Ein seufzen am anderen Ende. „Wie sieht sie denn aus?“ „Sie hat, ganz blondes Haar, ist schlank, hübsch, und hat ein gütiges Gesicht.“ „Und der Haken ist, dass sie so hetero ist, wies nur geht?“ „Da bin ich mir nicht mal so sicher, aber sie hat einen Freund, und der arbeitet mit uns zusammen…“ „Und du willst meine Meinung hören?“ „Hätte ich dich sonst angerufen?“ „Schnapp sie dir!“ „Was?“ „Meine ehrliche Meinung, schnapp sie dir, egal was mit ihrem Freund ist. Es kann ewig dauern bis du nochmal verliebt bist. Und dann ist noch nicht gesagt, dass sie lesbisch beziehungsweise Bi ist.“ „…“ „Remy, es ist einen Versuch wert. Oder ist die Angst davor zurückgestoßen zu werden größer als deine Verliebtheit?“ „Ich weiß ja nicht mal ob ich verliebt bin. Und ich möchte keinen Fehler machen, falls nicht.“ „Süße, allein an deiner Stimme höre ich, dass du sie magst, und als du von ihr erzählt hast wurde deine Stimme total tief, als ob du am liebsten jetzt sofort mit ihr schlafen würdest…“ „…“ „Schatz, ich muss wieder, die Kiddies warten im Auto, versuch es einfach okay?“ Dann legte sie auf. Remy hängte den Höher auf die Gabel und lehnte sich an die Krankenhauseigene Telefonzelle. Für gewöhnlich rief sie ihre beste Freundin nur an, wenn sie damit prahlen wollte, wie toll das Singelleben war, aber auch wenn sie einen oder mehrere Gute Räte brauchte. Und zur Zeit konnte sie zwei Hände voller Räte brauchen. Immer noch verzweifelt, machte sie sich auf den Weg zurück zum Büro. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)