Der ewige Göttername von Flordelis ================================================================================ Kapitel 34: Freunde? -------------------- Er versuchte wirklich, das Klingeln zu ignorieren, nachdem er auf dem Display gesehen hatte, von wem der Anruf kam. Aber sobald er glaubte, dass es endlich vorbei war, begann es nur von vorne, um ihn zu quälen, davon war er inzwischen überzeugt. Nur schwer konnte er der Versuchung widerstehen, sich das Telefon zu nehmen und es einfach gegen die Wand zu werfen, wo es hoffentlich in unzählige Teile zerspringen würde. Allein der Gedanke an das Geld, das er für dieses Handy ausgegeben hatte, hielt ihn davon ab. Es auszuschalten war auch keine Option. Sein Anrufer würde merken, dass er ihn abwimmeln wollte und außerdem bestand die Möglichkeit, dass jemand anderes, jemand Wichtiges, anrufen könnte. Also war ihm die Wahl bereits abgenommen worden. Er atmete tief durch, räusperte sich und wartete einige Sekunden ab, als es erneut zu klingeln begann. Sein Anrufer sollte glauben, dass er lange gebraucht hatte, um das Klingeln wahrnehmen zu können, ungeachtet aller vorhergehenden Anrufe. Schließlich klappte er sein Handy auf und hielt es sich ans Ohr. „Was gibt es?“ Er bemühte sich, nicht genervt oder ungeduldig zu klingen, konnte aber nicht verhindern, dass seine Standardfloskel über seine Lippen kam – besonders da seine einzige andere Begrüßung darin bestand, zu fragen, woher der Anrufer seine Nummer hätte. „Ah, endlich“, hörte er eine vertraute Stimme, die durch die Leitung leicht blechern bei ihm ankam. „Ich dachte schon, Jatzieta hat mir die falsche Nummer gegeben.“ Jatzieta, das werde ich mir merken. „Was gibt es?“, wiederholte er mit wachsender Ungeduld, die sich auch in seiner Stimme spiegelte. „Störe ich vielleicht?“ Hör auf so blöde Fragen zu stellen! Am Liebsten hätte er seinen Anrufer das entgegengeschrien, doch er atmete noch einmal tief durch. „Nein, alles bestens. Ich habe letzte Nacht nur schlecht geschlafen. Also, was willst du?“ „Ich wollte fragen, ob du Lust hast, etwas zu unternehmen.“ Nein, hatte er nicht, aber darum ging es wohl eher nicht. Würde er ablehnen, würde er eine weitere Standpauke von Salles bekommen und die wollte er sich sparen. Selbst wenn das bedeutete, dass er den Tag mit Nozomu verbringen müsste – immerhin glaubte der immer noch, dass sie miteinander befreundet wären. „Sicher, ich hab Zeit“, antwortete er schließlich, bemüht, den Widerwillen zu unterdrücken. „Oh, gut, dann treffen wir uns im Park? So... in einer Stunde?“ Er zwang sich zu einem Lächeln, auch wenn der andere es nicht sehen konnte. „Klar. Bis dann.“ Mit einem Seufzen legte er wieder auf. Wie nervig... Trotz seiner abweisenden Gedanken fand sich Zetsu eine Stunde später im Park ein. Ein genauer Treffpunkt war nicht nötig gewesen. Ein Kiosk an der Uferpromenade war ein für alle Jugendliche in der Umgebung populärer Treffpunkt, weswegen es für sie beide unausgesprochen klar gewesen war, dass sie sich ebenfalls dort treffen würde – zumindest nach Zetsus Ansicht. Er bemühte sich, nicht zu kalt und abweisend auszusehen, aber auch nicht einladend genug, um die kichernden Mädchen an einem der Tische dazu zu bringen, aufzustehen und zu ihm zu kommen. Dass sie stets in seine Richtung sahen, dann die Köpfe zusammensteckten und aufgeregt zu tuscheln begannen, war ihm Beweis genug, dass sie es eigentlich wollten. Vor der Begegnung mit Leana hätte er sich möglicherweise einen Spaß daraus gemacht, sich zu ihnen zu setzen und ihre Hoffnungen zu schüren, aber nun interessierte ihn das nicht mehr so sehr. Was wohl Leana gerade macht? Seit dem vorletzten Abend hatte er sie nicht mehr gesehen. Mit Sicherheit ging es ihr gut, aber er hätte sich dennoch lieber selbst noch einmal davon überzeugt. Nozomu unterbrach seine Gedanken. „He, Zetsu~“ Der Silberhaarige blickte ihn an und lächelte noch einmal wärmer, in der Hoffnung, dass sein Freund nichts bemerken würde. „He, Nozomu. Hast du dich einsam gefühlt?“ Der Braunhaarige schnaubte spöttisch. „Wohl kaum. Aber dauernd von Mädchen umringt zu sein, kann einem ziemlich auf die Nerven gehen.“ „Oh, da sagst du etwas Wahres.“ Zetsus Mundwinkel hoben sich. Vielleicht würde dieser Nachmittag doch nicht so schlimm werden, wie er bislang befürchtet hatte. „Lass uns lieber ein wenig herumlaufen. Die Mädchen da drüben scheinen mich mit ihren Augen auffressen zu wollen.“ Er lachte leise und lief los, Nozomu folgte ihm schmunzelnd. Gemeinsam gingen sie an der Uferpromenade entlang. Das Sonnenlicht spiegelte sich auf dem Wasser wider und blendete den Braunhaarigen, als er versuchte, hinüberzusehen. Mütter gingen mit ihren Kindern spazieren, ermahnten sie, nicht zu nah ans Wasser zu gehen; den Kontrast dazu bildeten Schülerpaare, die Arm in Arm dem Weg folgten, die Mädchen mit verträumten Gesichtern, die Jungen mit eher genervten. „Und dir war wirklich nur langweilig?“, fragte Zetsu unwillkürlich. Er glaubte, Nozomu zusammenzucken zu sehen, doch das ging so schnell vonstatten, dass er glaubte, sich geirrt zu haben. „Ja. Die Mädchen wollten heute mal wieder einkaufen gehen.“ „Sie scheinen sich ziemlich gut zu verstehen, was? Nozomu zuckte zustimmend. „Ja. Fast schon zu gut. Aber vielleicht tun sie auch nur so.“ „Das wäre auch möglich.“ Zetsu hob die Schultern. „Was hast du gestern getan?“, fragte Nozomu. Der Silberhaarige neigte den Kopf. „Ich habe... gearbeitet. Heute ist seit langer Zeit mal wieder mein freier Tag.“ „Ah, tut mir Leid, wenn ich den gestört habe.“ „Schon gut.“ Er winkte hastig ab. „Was hast du denn gestern getan?“ Nozomu schien erstaunlich erfreut, dass er das gefragt wurde. „Wir waren bei Ikaruga-senpai.“ Zetsus Körper versteifte sich automatisch, als er Satsukis Namen hörte. „Und? Wie war es?“, fragte er widerwillig. „Sehr lustig. Yuuto, Kouin und Kyoko waren auch da.“ Zetsu runzelte seine Stirn, als er sich daran zu erinnern versuchte, wer die beiden anderen waren. Nach kurzem Nachdenken kamen ihm tatsächlich die beiden vom Turnier wieder in den Sinn. „Worüber habt ihr euch unterhalten?“ „Nicht über die Komitees, falls du das denkst. Nein, wir haben über ziemlich viele verschiedene Dinge gesprochen. Die drei sind ziemlich unterhaltsam, wenn man darüber nachdenkt.“ Zetsu konnte sich nicht daran erinnern, Yuuto während ihrer gemeinsamen Arbeitszeit als amüsant empfunden zu haben. Andererseits aber waren die langweiligen Stunden mit ihm auch um einiges schneller vergangen. Möglicherweise war er also wirklich gar nicht so schlimm. „Wolltest du mir das erzählen?“ Nozomu nickte. „Ja... und ich wollte dich etwas fragen.“ Ein schlechtes Gefühl überkam Zetsu, als er das hörte. Ich werde nicht mögen, was er sagt... Der Braunhaarige wartete keine Antwort ab, sondern sprach direkt weiter: „Als ich bei Senpai war, sah ich ein Bild, auf dem du mit ihr und ihren Eltern zu sehen warst.“ Das hat sie immer noch? Zetsus Mundwinkel zuckten, als er an die Tage zurückdachte, die er gemeinsam mit Satsuki und deren Eltern verbracht hatte. „Ihr wart früher Freunde, hat sie mir gesagt. Aber warum ist eure Freundschaft zu Ende gegangen?“ Zetsu blieb augenblicklich stehen, als er diese Frage hörte. Er hatte damit gerechnet, aber dennoch – oder gerade deswegen – war er wütend darüber. „Was geht dich das an?“ Er bemühte sich nicht länger, freundlich zu sein, seine Augen funkelten kühl. Nozomu verschränkte die Arme vor der Brust als ob er versuchen würde, damit die Kälte abzuwehren, die von seinem Gegenüber ausgestrahlt wurde. „Eigentlich geht es mich gar nichts an. Aber es interessiert mich. Wenn man es so betrachtet, weiß ich eigentlich gar nichts über dich, du aber umso mehr über mich.“ Zetsu runzelte seine Stirn. „Ich habe dich nie darum gebeten, mir das alles zu erzählen!“ Beim Klang seiner scharfen Stimme zuckte Nozomu wie unter Peitschenhieben zusammen, doch keinerlei Furcht zeigte sich in seinem Gesicht. Er wollte das durchziehen. „Wir sind Freunde, da tut man das doch.“ Am Liebsten hätte Zetsu ihm entgegengeschleudert, dass sie keine Freunde waren, dass er das alles nur auf Anweisung von Salles tat, doch stattdessen presste er die Lippen aufeinander. „Ich werde es dir dennoch nicht erzählen“, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Das ist nicht deine Sache.“ Er glaubte zu sehen, wie die Enttäuschung Nozomu übermannte. „Oh, in Ordnung. Wollen wir... dann weiter?“ Zetsu schüttelte rasch mit dem Kopf, nachdem er einen Blick auf seine Uhr geworfen hatte. „Ich muss los, einkaufen und so 'nen Kram und Nanashi bringt mich um, wenn ich nachher nicht aufräume.“ Bevor Nozomu noch etwas sagen oder sich verabschieden konnte, hastete Zetsu eilig los. Ich habe doch gleich gewusst, dass das ein schlimmes Treffen werden würde. So schnell wie er davoneilte, konnte er Nozomus enttäuschtes Gesicht nicht mehr sehen, während dieser ihm hinterherblickte, nur um sich dann in eine andere Richtung aufzumachen. Die Türen des Krankenhauses schwangen wie von Geisterhand geführt auf. Salles trat mit ernstem Blick ein, während Jatzieta sich einen Spaß daraus machte, über die ebene Schwelle zu springen, um mit beiden Füßen gleichzeitig im Inneren des Gebäudes zu landen. Sie kicherte vergnügt und stoppte dieses erst, als Salles ihr einen tadelnden Blick zuwarf. Augenblicklich hielt sie inne, räusperte sich und setzte eine neutrale Miene auf. Zufrieden sah er wieder nach vorne und lief weiter, gefolgt von Jatzieta, die all die neuen Eindrücke in sich aufzunehmen versuchte. Wenn ihre Erinnerung sie nicht trog, war sie noch nie in diesem Krankenhaus gewesen, Salles dagegen aber schon, wie es aussah. Zielsicher und ohne zu zögern oder jemanden fragen zu müssen, bahnte er sich seinen Weg durch sterile Gänge, in denen nur wenige Pfleger und noch weniger Patienten zu sehen waren. Jatzieta wollte einen Blick auf den Namen der Station werfen, die Salles schließlich betrat, doch er lief zu schnell, um ihr die Gelegenheit zu lassen. Da ihre Schritte plötzlich aber durch Teppichboden gedämpft wurden, konnte sie erahnen, dass es sich um eine Station für Privatpatienten handelte. Vor einer bestimmten Tür blieb Salles wieder stehen. Er holte noch einmal ein wenig Luft – was Jatzieta ihm unwillkürlich nachmachte – und klopfte an. Eine undeutliche Antwort erklang, worauf beide eintraten. Jatzieta, die bislang nicht gewusst hatte, wen sie eigentlich besuchen würden, lächelte wissend, als sie das blonde Mädchen erblickte, das im Bett saß. Ihre großen blauen Augen blickten sie beide unschuldig an, nichts erinnerte mehr an die Kämpferin, die ihnen mehrmals begegnet war. Jatzieta mochte dieses Mädchen nun auf Anhieb. „Wer sind Sie?“, fragte Katima mit fester Stimme. „Wir sind Salles Cworcs und Jatzieta...“ Er hielt einen Moment inne und sah zu ihr hinüber als würde er darauf warten, dass sie ihren Nachnamen verriet, doch da sie nur lächelte, blickte er wieder zu Katima, um fortzufahren: „Wir gehören zum Erhaltungskomitee.“ Jatzieta war sich sicher, dass das Mädchen damit nichts würde anfangen können, doch ihre Augenbrauen hoben sich in Erkenntnis. „Wo ist Nathanael-dono?“ Salles legte seine Stirn in Falten. „Hat er dir erzählt, dass er zu uns gehören würde?“ Sie nickte zur Antwort, doch als ihr bewusst wurde, was diese Frage zu bedeuten hatte, wurde ihr Gesicht bleich. „Er hat mich angelogen?“ „Ich fürchte ja“, antwortete Salles tonlos. „Was hat er dir denn erzählt?“ Sie überlegte für einen Moment, vermutlich um alles so genau wie möglich wiedergeben zu können. „Ich hatte einige Probleme in der Schule, weswegen jemand mir empfahl, mit Nathanael-dono zu sprechen, er könnte mir helfen. Also ging ich zu ihm und er erzählte mir, dass ich das Potential hätte, ein Shinken zu führen... er nannte es Orichalcum-Name, wenn ich mich richtig erinnere. Er half mir, diesen zu erwecken, damit ich die Energie aus dem Shinken nutzen könnte, um effektiver zu arbeiten. Im Austausch wollte er, dass ich das Erhaltungskomitee, zu dem er gehöre, unterstütze.“ Schuldbewusst senkte sie den Blick. „Oh, mach dir nichts daraus, Liebes“, sagte Jatzieta mitleidig. „Nathanael kann manchmal ein wenig hinterhältig sein, wenn es zu seinem Vorteil ist – und überzeugend ist er auch sehr.“ Allerdings hätte sie nie geglaubt, dass er so tief sinken und selbst ahnungslose Shinkenträger derart ausnutzen würde, um sein Ziel zu erreichen. Wobei sie sich langsam nicht mehr so sicher war, ob Nathanael wirklich ihr Feind war. Salles hatte zwar nur ausweichende Antworten auf den Ursprung des Onyx gegeben, aber sie war sich sicher, dass er diesen von seinem alten Freund bekommen hatte – warum auch immer. Ihre Worte schienen nicht wirklich etwas zu bewirken, Katima blickte nach wie vor deprimiert auf ihre Bettdecke. Dass dieser Mann ihr Vertrauen so sehr ausgenutzt hatte, setzte ihr ordentlich zu und Jatzieta konnte das nur zu gut nachvollziehen. „Katima, ich weiß, das kommt zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt“, begann Salles plötzlich. Die Ärztin zuckte zusammen und sah ihn an. Er hat nicht wirklich vor...? Das Mädchen hob den Blick wieder, die Augen dunkler und weniger unschuldig als zuvor. „Ich möchte, dass du deine Stärke dem Erhaltungskomitee zur Verfügung stellst.“ Jatzieta verzog ihr Gesicht. Nicht, weil sie Katima nicht dabeihaben wollte, sondern aufgrund der Tatsache, dass Salles nicht einmal die Genesung des Mädchens abwarten konnte, um sie danach zu fragen. Es war bereits seine Idee gewesen, Zetsu zum Beitreten zu zwingen, offenbar stürmte er gern mit dem Kopf gegen die Wand, wenn es um das Komitee ging. Katima schluckte schwer. „Ich...“ Sie verstummte wieder, kaum, dass sie den Satz begonnen hatte. Ihr Blick ging hilfesuchend zum Fenster und wieder zurück zu Salles, in dessen Gesicht nichts zu lesen war, nicht einmal ein aufmunterndes Lächeln, das sie möglicherweise überreden könnte. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich dafür geeignet wäre...“ „Ich konnte mich bereits von deiner Stärke überzeugen“, wehrte er ihr Argument sofort ab. „Deine Fähigkeiten werden zwar eingeschränkt sein, solange dein Shinken dich nicht kontrolliert, aber ich weiß, dass dies kein Hindernis für dich sein wird.“ Sein Blick wurde noch härter, so dass Katima, die dem im Moment nicht gewachsen war, wieder auf ihre Decke hinuntersah. Besorgt griff Jatzieta nach Salles' Arm, um sein Starren zu unterbrechen. „Nun komm, mein Lieber, du machst ihr nur Angst.“ Er versuchte, sie abzuschütteln. „Lass mich, ich-“ „Ich denke, Sie sollten nun gehen.“ Jatzieta und Salles hielten augenblicklich inne und blickten zur Tür. Ein weißhaariger Mann mit ungesund blasser Haut stand dort und sah beide streng an. In seinen Händen hielt er zwei Tassen, die wohl der Grund waren, weswegen er nicht im Zimmer gewesen war. Katimas Gesicht hellte sich aufgrund der Erleichterung deutlich auf. „Kuromei-san!“ Jatzieta musterte den Mann und dessen dunkle Uniform ein wenig. Ah, er muss ein Angestellter der Aigears-Familie sein. Nach dem Turnier hatte die Ärztin ein wenig recherchiert und herausgefunden, dass die Aigears in Europa eine recht wohlhabende Unternehmerfamilie waren. Was genau sie machten hatte Jatzieta zwar nicht lesen und verstehen können, aber sie taten es offenbar mit großem Erfolg. „Alles in Ordnung, Katima-sama?“ Sie nickte lächelnd. „Jetzt ja.“ Er reichte ihr eine der Tassen und stellte die verbliebene ab, ehe er sich mit strengem Blick wieder an Salles und Jatzieta wandte. „Ich bitte Sie noch einmal, nun zu gehen.“ Für einen kurzen Moment befürchtete die Ärztin, dass der Gelehrte sich dem widersetzen würde, doch er ließ die Schultern sinken und senkte ein wenig den Kopf. „Gut, wir gehen. Aber bitte denk darüber nach, Katima.“ Sie reagierte nicht auf seine Worte, schien diese nicht einmal gehört zu haben. Bevor Kuromei noch etwas sagen konnte, zog Jatzieta ihren Begleiter nach draußen. Wortlos liefen sie miteinander den Gang entlang, erst als sie die private Station hinter sich gelassen hatten, wagte sie wieder, etwas zu sagen: „Du wirst immer furchteinflößender, mein Lieber. So heuerst du keine neuen Rekruten an.“ Er antwortete nicht, aber sie konnte sehen, dass er wütend seine Kiefer aufeinanderpresste – so sehr, dass sie selbst schon Schmerzen davon bekam. Ansonsten war seine Mimik neutral wie immer. „Was macht dich so wütend?“, fragte sie leise. Wie erwartet antwortete er nicht, aber sie spürte genau, dass es etwas mit Nathanael zu tun hatte. Dieser Mann war so ziemlich der einzige, der es schaffte, eine solche Reaktion aus Salles hervorzulocken. Zusammen traten sie schließlich, immer noch schweigend, ins Freie, wo sie sofort von einer Fülle von Geräuschen empfangen wurden. Dies schien Salles tatsächlich aufzulockern, seine Mimik entspannte sich wieder. „Wir sollten zum Wohnheim zurück.“ Seine Stimme war tonlos wie eh und je, aber Jatzieta glaubte, einen Hauch von Bitterkeit darin wahrnehmen zu können. „Es wird bald Zeit zum Abendessen.“ Sie überlegte, ihn darauf hinzuweisen, dass es dafür noch viel zu früh war, aber er wirkte gedanklich in einer anderen Welt, so dass er sie vermutlich nicht einmal verstehen würde. Also nickte sie nur zustimmend. „Ja, lass uns gehen.“ Für eine Weile sah sie ihm hinterher, ehe sie ihm schließlich folgte, bevor er noch in einen Unfall verwickelt werden würde. Langsam, aber sicher bekam sie das Gefühl, dass dem Gelehrten alles über den Kopf wuchs und das machte ihr Sorgen, schon allein wegen seinem gesundheitlichen Zustand. Als sie ihn wieder eingeholt hatte, klammerte sie sich an seinen Arm und lächelte ihm zu. Er reagierte nicht darauf, sein Blick blieb stur geradeaus gerichtet. Sie seufzte innerlich. Sieht so aus als würde einiges an Arbeit auf mich zukommen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)