Tales Of Love von Leuchtender_Mond (Puzzleshipping (Atemu x Yuugi)) ================================================================================ Kapitel 4: Not following ------------------------ Vermutlich ist es albern. Ich denke zumindest, dass, wenn man mich beobachtet, man mich albern finden muss. Ich weiß es, dass man lachen wird, aber ich kann es dennoch nicht ändern. Ständig mustere ich ihn, verschlinge ihn nahezu und wünschte, ihm näher kommen zu können – spricht er mich aber einmal an, nuschle ich dummes Zeug und senke den Blick. So wie neulich, als sein Kugelschreiber ihm heruntergefallen war und zu mir gerollt war oder vor zwei Wochen, als er zu spät zur Vorlesung gekommen war und mich nach der Anwesenheitsliste fragte. Da haben meine Finger sogar kurz seine gestreift und sie waren warm und stark… Verdammt, warum bin ich so schüchtern? Ich hasse mich dafür. Ich habe unzählige Duelle bestritten, nicht nur in Japan sondern international und für eine Weile war der Name „Yuugi Mutou“ nicht mehr aus den Zeitungen wegzudenken, aber das ist mittlerweile ein paar Jahre her, ich spiele nur noch zum Spaß und konzentriere mich lieber auf mein Studium, welches ich in diesem Jahr aufgenommen habe. Es würde auch wirklich gut laufen, wäre da nicht er! Sein Name ist Atemu, das habe ich erfahren, als ich ihm zuhörte, wie er mit ein paar Freunden sprach. Da ich ein paar Seminare mit ihm zusammen habe, weiß ich, dass er ziemlich klug ist – und wegen der gemeinsamen Vorlesungen weiß ich, dass er auch faul und ein Langschläfer ist. Trotz meiner Öffentlichkeitserfahrung also traue ich mich nicht, ihn anzusprechen, nicht einmal, wenn er mich schon vorher angesprochen hat. Wenn ich ihm in die Augen sehe, sodass er es bemerkt, dann ist das ein Versehen gewesen und wenn ich ihn seltsam ansah, dann war es nicht, böse gemeint. Ich will ja mit ihm reden, aber habe ich einmal den Mut dazu, ist er beschäftigt und will ich mein seltsames Verhalten erklären, so finde ich nicht die richtigen Worte, meine Zunge ist wie taub und ich stottere nur dummes Zeug. Kein Wunder, dass er mich nicht beachtet, wohl kaum weiß, dass ich existiere, dabei folgen meine Augen ihm bei jedem Schritt, den er tut. Immer warte ich darauf, dass er mich bemerkt, dass er mich entdeckt – was hält ihn denn noch auf? Vor kurzem saß ich zufällig neben ihm, ich habe mich richtig erschrocken, als er plötzlich da saß, dabei sitze ich doch immer absichtlich ganz hinten, denn so kann ich ihn leichter und unauffälliger beobachten. Er sieht so gut aus, die Art, wie er sich bewegt, in einer seltsamen Mischung, einerseits graziös und andererseits auch so cool, dass mindestens ein halbes Dutzend Mädchen ihn schmachtend beobachtet, natürlich wesentlich offener als ich selbst das tue, aber zu meinem Glück beachtet er sie nicht. Ob er etwa auch schwul ist? Das wäre ein großes Glück, aber vermutlich könnte ich es nicht nutzen, denn immerhin traue ich mich ja doch nicht, etwas zu sagen. Wenn ich alleine daran denke, wie es war, als er neben mir saß! Ich hatte es ja nicht gewollt – also schon, gewollt, ja, aber umgehen kann ich damit ja nicht – und als sich dann auch noch unsere Hände zufällig berührten! Es war ja nur Zufall, aber dennoch… dieses warme Gefühl… hinterher bin ich in dem Hörsaal geblieben bis er gegangen war, nur, um mich auf den Stuhl, auf dem er saß zu setzen und mich in dem Gefühl seiner Nähe zu wiegen, denn immerhin lag sein Geruch noch in der Luft. Dann saß ich da, alleine, und irgendwie hoffte ich, dass er zurückkommen würde um mich anzusprechen, dass er mir auf die Schliche kommen würde, warum denn auch nicht? Aber natürlich passiert so etwas nicht… So bin ich dann aufgestanden, habe ihn vor dem Universitätshauptgebäude gesehen, wo er sich grade von seinen Freunden verabschiedet hat, denn immerhin ist es der letzte Tag bevor die Weihnachtsferien beginnen. Ich dachte schon, ihn nun zwei Wochen nicht mehr sehen zu können – nur die Vorstellung, ihn in den Semesterferien ganze zwei Monate nicht mehr zu sehen ist schlimmer – aber heute ist es dann anders gekommen. Mein bester Freund Jono hat mich dazu überredet, an Silvester mit ihm auf eine Party zu gehen, ich sei schon zu lange nicht mehr weg gewesen, meinte er, und dem ist nicht zu widersprechen, immerhin verstricke ich mich zusehends in Traumwelten von Atemu und mir. Die Aussicht auf Ablenkung kam mir da sehr recht, sodass ich ihn begleitet habe und in der Tat ist die Party gut und ich habe es nicht bereut mitgekommen zu sein – solange zumindest, bis ich bemerkt habe, dass ich nicht alleine auf diese Idee gekommen bin – Atemu ist auch hier. Zuerst war ich regelrecht wütend, aber dann bin ich zu meiner üblichen Beschäftigung übergegangen: Atemu beobachten. Dass ich dabei mehr trinke, als gut sein kann, nehme ich nicht wirklich wahr, Jono scheint das Ziel zu haben, mich abzufüllen und während ich da sitze und mir wünsche, dass Atemu mich beachten würde und ich ihm nicht mehr heimlich folgen müsste, stürze ich ein Glas nach dem anderen herunter, was Jono zu einigem Kopfschütteln veranlasst. Soeben hat nun Atemu die Feier verlassen und ich folge ihm, wie so oft, jage ihn ja schon regelrecht, ist es Besessenheit? Vermutlich… aber ich habe so viel getrunken, dass ich schon kaum mehr gradeausgehen kann und so denke ich nicht weiter darüber nach, folge Atemu. Ich bin mir sicher, dass wir uns gut verstehen würden, zwar weiß ich nicht viel von ihm, wie denn auch, ich beobachte ja auch immer nur, aber nie ist mir etwas aufgefallen, was mich abgeschreckt hätte. Es fällt mir erst eine Sekunde zu spät auf, dass er stehen geblieben ist, sich umgedreht hat und mich ansieht. Vor Schreck möchte ich mich am liebsten in einen Hauseingang drücken oder sonst irgendetwas tun, dass er mich nicht sieht, aber es ist schon zu spät. Atemu hat mich bemerkt und nun kommt er auf mich zu. Eine Sekunde bin ich schockiert, will flüchten, aber dann fällt mir wieder ein, dass er ja keinen Grund hat, mich zu beachten, dass ihm bestimmt bloß aufgefallen ist, dass er etwas in der Disko vergessen hat und nun zurückgehen will oder so etwas… er wird wie immer einfach an mir vorbeigehen und durch mich hindurchsehen, als sei ich Luft. Den Kopf gesenkt gehe ich weiter – was soll Atemu denn von mir denken, wenn ich wie der letzte Trottel mitten auf dem Bürgersteig stehe und Luftlöcher starre. Grade, als wir auf einer Höhe sind und mein Herz schon alleine aus diesem Grund heftig zu schlagen beginnt, hält er inne und spricht mich an. „Yuugi!“ Mein Herz macht einen Satz, denn ich habe nicht einmal gewusst, dass er meinen Namen kennt. Schüchtern und immer noch ein wenig erstaunt, ob er denn wirklich mich meint, hebe ich den Kopf, sehe ihn an. Er steht gleich neben mir, ich sehe seinen schmalen Schatten an der Wand des Gebäudes hinter ihm und höre ein paar Autos auf der Straße hinter mir, irgendwie prägt sich grade jede Kleinigkeit in mein Gehirn ein und etwas verspätet frage ich:„Ja?“ „Warum folgst du mir andauernd? Das fällt mir schon seit Wochen auf.“ Ich schlucke. Es ist ihm aufgefallen? Oh nein! Ich will etwas sagen, mich verteidigen, aber mein Kopf ist wie leer gefegt und meine Zunge will mir nicht gehorchen. Ich öffne und schließe den Mund wie ein Fisch auf dem Trockenen. Immer habe ich darauf gewartet, dass er mir auf die Schliche kommt, habe mich gefragt, was ihn denn zurückhält, aber nun, da es soweit ist, fühle ich mich überfordert und habe plötzlich Angst vor einer Zurückweisung. „Ich… ich folge dir doch gar nicht! Ich habe nur… zufällig den gleichen Weg!“, verteidige ich mich und könnte mich für diese Worte schon im gleichen Augenblick ohrfeigen, denn so wird das doch nie etwas! „Ich weiß, dass du nicht hier wohnst. Du wohnst bei deinem Großvater, über dem Spielwarenladen.“ Ich spüre, wie mir das Blut in die Wangen schießt und senke den Blick. Immer, wenn ich mir vorgestellt habe, Atemu zu erzählen, was ich für ihn empfinde, dann war das romantisch – und nicht so furchtbar peinlich und erniedrigend. „Was also hast du? Magst du es mir nicht sagen?“, weht Atemus‘ Stimme an mein Ohr und sie klingt dabei so sanft und freundlich, dass ich aufblicke und mich ein wenig besser fühle. „Ich habe lange genug geträumt!“, flüstere ich zu mir um mir Mut zu machen, aber zu meinem Pech – oder doch eher Glück? – sind grade keine Autos mehr auf der Straße, die meine Worte hätten übertönen können, sodass Atemu meine Worte deutlich vernommen hat. Er legt den Kopf schief und diese faszinierenden dunklen Augen blicken mich fragend an:„Wovon hast du geträumt?“ „Du bist mein Traum.“, wispere ich und es müssen wohl Alkohol und Adrenalin sein, die mir beide zu Kopfe steigen, die mich dazu veranlassen, mich vorzubeugen und ihn zu küssen, im gleichen Augenblick, wie über unseren Köpfen das Feuerwerk zum neuen Jahr beginnt. Aber schöner als das Feuerwerk ist für mich der Fakt, dass Atemu den Kuss leidenschaftlich erwidert. Inspired by the song "Not following" by Lena Meyer-Landrut on her album "My Cassette Player" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)