Liebeserklärung von bebi (Puppyshipping) ================================================================================ Kapitel 1: Wo wir stehen... --------------------------- Prolog~ „Kaiba…“ „…“ „Hey…“ „…“ „Kaiba…“ „mhh?“ „Kaiba…“ „Was?!“ Seine Stimme drang furchtbar laut an mein Ohr. Sein Tonfall war gestochen scharf. Dennoch reichte es nicht mich vollständig zurückzuholen. Ich lag neben ihm auf dem Bett. Seinem Bett. Von daher war ‚neben’ ihm auch eine sehr dehnbare Aussage, da sein Bett größer war, als mein Zimmer. Ich lag mit ungefähr einem Meter Abstand neben ihm auf dem Bett. Ja, so ist es besser. Es war früher Nachmittag und ich war bei Kaiba zu Hause um meine Hausaufgaben zu machen. Das machten wir jetzt schon länger so. Er hatte einfach so wenig Zeit und da ich darauf bestanden hatte, mehr Zeit mit ihm zu verbringen, als wir zum vögeln brauchten, kam ich drei Nachmittage die Woche zu ihm und machte auf seinem Bett meine Hausaufgaben. Er saß währenddessen daneben und tippte ununterbrochen auf seinem Laptop rum. Wir redeten nicht. Was mir nichts ausmachte, da mich fast alles, was er sagt, tierisch wütend machte. Und wenn wir schwiegen, konnte ich mir einreden, dass er doch etwas Menschliches an sich hatte und ich nicht nur auf ihn abfuhr, weil er gemein zu mir war. Ich war kein Masochist. Ehrlich nicht. Es gefiel mir nicht, wie er mich meistens behandelte. Ich war einfach an ihm hängen geblieben. Wie ein Kaugummi, auf das er mit seinen Lieblingsdesignerschuhen drauf getreten war und sie nur deshalb nicht wegwarf, weil er die Schuhe mochte. Nicht den Kaugummi. Denn der war ja ich…ich schweife ab. Zurück zu seinem Bett. Und zu meinem Problem. Ich war müde. Mich überkam eine dieser furchtbaren Mittagsmüdigkeiten, die einen dazu brachten am helllichten Tag einzuschlafen, nur damit man danach noch viel müder und fertiger war als vorher und die ganze Nacht kein Auge mehr zubekam. Ich befand mich also an der Grenze zum Einschlafen und hätte nichts lieber getan, als mein Biobuch, das ich als Kopfkissen benutzte und dessen Umschlag sich in meine Backe bohrte, in die nächste Ecke zu pfeffern und einfach einzuschlafen. Aber ein letzter Funken Vernunft hielt mich davon ab. Vielleicht war es auch mein angeborener Instinkt, der mir verbat, vor Kaiba einzuschlafen, weil er mir ja im Schlaf ein Kopfkissen auf den Mund drücken könnte und…aber das war schon wieder etwas anderes. Fakt war, ich wollte nicht einschlafen. Aber meine Sinne drifteten immer mehr ab ins Traumland und so beschloss ich die beste Methode mich wach zubekommen einzusetzen. Kaiba. Wenn er mich nicht wach bekam, dann schaffte das auch kein anderer. Denn wer könnte schlafen, wenn er wütend war. Ich lag oft nächtelang wach, weil er mich so wütend machte. ‚Also los Kaiba. Mach mich wütend.’ „Kaiba…“ ich nuschelte verschlafen seinen Namen in der Hoffnung, dass er mich dafür nach ungefähr einer Minute anbrüllen würde. „…ja?“ Und schon nach vier Kaibas und einem Hey hörte ich seine Zähne knirschen. Ich war wohl wirklich richtig müde, denn es freute mich ungemein das zu hören. Wie würde er wohl auf die doppelte Ladung reagieren? „Hey Kaiba…“ „Herr Gott Wheeler, was?!“ Ich begann dämlich zu grinsen. Man, war ich gut. Er hörte sich an, wie eine übergroße Königskobra. Aber immer noch war ich einfach noch nicht wach. Und er tippte immer noch auf seinem Laptop, sah mich nicht mal an. Ich hasste es, wenn er mich nicht genug beachtete. Früher hat er mich manchmal gar nicht beachtet. Das brachte mich um. Da dachte ich, dass es mir reichen würde, wenn er mich überhaupt wahrnahm. Aber ich irrte mich. Je mehr ich bekam, desto mehr wollte ich. Ich wollte seine volle, ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich wollte, dass er nur mich wahrnahm. Ganz allein mich. Größenwahnsinnig? Vielleicht. Aber ich konnte nicht anders. Nicht bei ihm. Das Klacken seiner Tastatur machte mich nur noch müder. Es war mir so vertraut. Das war wohl wie bei kleinen Kindern, die immer einschliefen, wenn sie das Geräusch der Waschmaschine hörten. Bei mir war es das Geräusch, wie sich Kaibas Finger schnell und elegant über den Laptop bewegten. Irgendwie beruhigte es mich. Es beruhigte mich, dass er neben mir saß, dass wir schwiegen, dass wir nicht stritten. Das Gefühl neben ihm in seinem Bett zu liegen, wenn er nichts dagegen hatte. Dass er neben mir saß und arbeitete, während ich wegdöste. Auch wenn ich Angst hatte, dass er mich irgendwann doch noch im Schlaf umbrachte, war das eine Situation in der ich mich einfach sicher fühlte. Leider fiel mir gerade auf, dass wir ja doch redeten und gleich wohl doch stritten, da ich ja angefangen hatte penetrant seinen Namen zu nuscheln. Und das fiel mir auf, weil ich das Geräusch seiner Tastatur nicht mehr wahrnahm. Er hatte aufgehört zu tippen. Sah mich wahrscheinlich mit einem missgestimmten Seitenblick an und wartete darauf, dass ich endlich etwas sagte. In diesem Moment hatte ich seine volle Aufmerksamkeit. Dann schlief ich ein. ~Prolog Ende~ Liebeserklärung – Teil 1 „Hey Kaiba?“ „Mhh?“ „Magst du mich?“ Da war sie wieder. Die Frage. Die Frage, die ich ihm immer stellte, nachdem wir es getan hatten. Ich lag neben ihm in seinem Bett. Er tat nichts. Lag nur da. Das war der einzige Moment in dem er wirklich nichts tat. Sonst war er immer mit irgendwas beschäftig. Zu neunzig Prozent war das seine Arbeit. Und auch sonst war er immer irgendwas am machen. Nur jetzt nicht. Er lag nur da. Atmete ruhig aus und ein, und starrte Löcher in die Luft. Seit kurzem nutze ich diesen Moment immer um ihm diese Frage zu stellen, denn ich wusste, er würde nicht weglaufen. „Wann hörst du endlich auf damit?“ Nur leider antwortete er auch nie. „Wenn ich endlich eine Antwort bekomme.“ „Gib es auf.“ Seine Stimme war kalt, wie immer. Ich gab einen frustrierten Laut von mir. Es ist ja nicht so, dass ich eine Liebeserklärung erwartete. Ich wollte keinen Kniefall, keinen Strauß Rosen, keinen Ring, Pralinen oder sonstigen Schnickschnack. Ich wollte nur wissen, ob er mich ein wenig leiden konnte. Immerhin schlief ich mit ihm. Doch würde die Antwort etwas ändern? Ich weiß es nicht. Ich wollte eigentlich noch nicht mal darüber nachdenken. Würde ich damit aufhören, wenn er mich wirklich kein bisschen leiden konnte? Er behandelte mich eh schlecht, ob er mich nun mochte oder nicht. Doch das Problem war, dass ich ihn mochte. Ich mochte ihn wirklich. Wahrscheinlich liefe alles weiter wie bisher, wenn er nein sagen würde. Doch es würde sich nicht anfühlen wie bisher. Nein, es wäre ganz anders. Es wäre irgendwie…trauriger… ~*~*~*~*~ Ein zischender Laut kam über meine Lippen, als meine nackten Füße den kalten Boden berührten. Marmor. Hatte dieser Egomane eigentlich noch nie etwas von benutzerfreundlichen Teppichböden gehört? Zumindest in ein paar Räumen wie Schlafzimmer oder Wohnzimmer sollte ein Teppich liegen. Ich hatte noch lange nicht alle Zimmer in diesem scheiß Kasten gesehen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass Mokubas Zimmer das Einzige war, in dem ein Teppich lag, was auch der Grund war wieso ich barfuss durch die Kaibavilla schlich. In Boxershorts, T-Shirt und mit kalten Füßen schlich ich durch Kaibas Villa. Ich spielte öfters in der Woche abends mit Mokuba bis Kaiba von der Arbeit kam. Und das konnte oft verdammt spät sein. Es kam auch oft vor, dass Mokuba schon ins Bett musste und Kaiba immer noch nicht da war. Ich wartete dann in seinem Schlafzimmer auf ihn. Manchmal kam es auch vor, dass ich vergebens wartete und bevor er wieder da war nach Hause musste. Heute war wieder ein Abend, an dem Mokuba schon ins Bett musste und ich in Kaibas Schlafzimmer auf ihn warten würde. Es war Freitag und wahrscheinlich würde ich hier schlafen, deswegen trug ich T-Shirt und Boxershorts. Und deswegen schlich ich von Mokubas Zimmer aus durch den dunklen Flur in Richtung Kaibas Zimmer. Zuhause lief ich oft in diesem Aufzug rum, wenn nicht dauernd. So lief man halt abends in seiner Wohnung rum. Oder in der Wohnung seines…seines…Kaibas…es hatten bestimmt viele Menschen einen Kaiba…jedenfalls fand ich so ein Outfit nicht ungewöhnlich und dennoch wirkte ich in diesem Flur so grotesk wie ein Amish in New York City. Wenigstens hatte ich mich die letzten Male nicht ein einziges Mal mehr verlaufen. Das war toll, denn ich hatte den Orientierungssinn einer Scheibe Weißbrot, was ab und zu dazu führte, dass Kaiba mich suchen musste und mich mitten in der Nacht neben irgendeinem dämlichen Gummibaum wiederfand, der mir sicher genug schien, bei ihm die Nacht zu verbringen. Als ich in Kaibas Zimmer ankam war er nicht da. Ich nutze die Gelegenheit auf seinem riesigen Bett rum zuspringen ohne mir einen blöden Kommentar anhören zu müssen. Danach sah ich fern. Als ich das letzte Mal auf die Uhr gesehen habe war es fast ein Uhr. Irgendwann schlief ich ein. ~*~*~*~*~ Es war schon halb zwei, als ich endlich die Haustür aufschloss. Das klacken des Schlosses lies mich ausatmen. Endlich Schluss. Ich genoss die Ruhe und die Dunkelheit im Hausflur, atmete langsam ein und aus bevor ich lautlos die Haustür schloss. Ich machte einen Umweg zu Mokubas Zimmer. Ich wusste, dass er schlief und dass alles in Ordnung war. Ich war nur da um einfach da gewesen zu sein. Als ich mein Zimmer erreichte sah ich schon durch den offenen Türspalt, dass der Fernseher lief. Ich rollte mit den Augen und öffnete die Tür geräuschlos. Dann sah ich ihn auf meinem Bett. Er schlief. Ich hatte so gehofft er wäre nicht mehr da. Ich schaltete den Fernseher aus, machte mich fertig zum schlafen und stand unentschlossen vor meinem Bett. Ich konnte mich nicht entscheiden auf welcher Seite Joey mehr Platz einnahm und deswegen wusste ich nicht auf welche ich mich legen sollte. Was eigentlich ohnehin völlig egal war, denn ich war mir ziemlich sicher, dass er in dieser Position nicht eingeschlafen war und auch sicher nicht so aufwachen würde. Ich legte mich kurzerhand auf die Seite, die mir am nächsten war und versuchte ihn weitestgehend nicht zu berühren. Wenn ich ihn weckte, würde er reden und das wäre noch schlimmer als seine bloße Anwesenheit. Doch auch schlafend machte er mir nichts als Ärger. Es schien als hätte er mich als Wärmequelle gewittert und robbte unaufhaltsam immer näher. Unfassbar, dass er schlief. Er war der einzige Mensch, der schlafend noch seltsamer war als wach. Ich schnaubte hörbar, als er es bis zu mir geschafft hatte und sich mit einer Dreistigkeit an mich…kuschelte…, dass ich über einen Zwinger nachdachte. Dennoch ließ ich es geschehen. Ich schloss missbilligend die Augen und versuchte zu schlafen, was mir seine Präsens nicht leicht machte, aber der harte Tag tat sein übriges und langsam schlief ich doch noch ein. Ich hatte so gehofft er wäre nicht mehr da. Ich hasste es, wenn er so spät noch auf mich wartete, weil ich es hasste, wenn er bei mir übernachtete. Ich konnte es nicht ausstehen, dass er da war, wenn wir nicht miteinander schliefen. Dass er einfach so bei mir war. Ich zog es vor, dass wir miteinander Sex hatten und er ging. Er hatte keinen Grund hier zu sein und dennoch war er da. Und ich ließ es zu. Ich hasste es. Denn in solchen Momenten konnte ich nicht leugnen, dass er mehr war, als nur eine Affäre. ~*~*~*~*~ Als ich aufwachte drang die Wirklichkeit nur langsam zu mir durch. Das erste, das ich wahrnahm, war, dass die Kissen auf denen ich lag zu weich waren, als das es hätten meine eigenen sein können. Ich hob den Kopf ein wenig an und pustete mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Verschwommen nahm ich einen ziemlich großen Raum war. Ach ja. Kaiba. Ob er auch noch da war? Ich kniff die Augen zusammen und mein Blick klärte sich etwas. Rechts neben mir lag niemand. War er etwa schon auf? Wie spät war es eigentlich? Ich drehte mich schwerfällig auf die andere Seite um auf die Wanduhr über der Zimmeruhr sehen zu können und musste einen lauten Schrei zurückhalten, als mein Gesicht nur Millimeter vor Kaibas zum Stillstand kam. Er schlief. Mein Puls war nach diesem morgendlichen Schreck auf hundertachtzig und ich atmete stockend ein und aus, hielt mir eine Hand auf die Stelle unter der mein Herz hämmerte. Kaiba, in Kaibas Zimmer. Wer sollte damit rechnen? Dabei hatte ich gerade nachgesehen wo er war. Halt nur auf der falschen Seite. Er hätte durchaus auch links von mir liegen können, was er auch tat…das hatte ich nicht bedacht. Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, sah ich nun endlich zu der großen weißen Uhr über der Tür. Kurz vor Sechs. Kein Wunder, dass er noch schlief. Obwohl es mich nicht gewundert hätte, wenn um Punkt sechs der kleine Funkwecker neben dem Bett loslärmen würde. Immerhin war Samstag. Das hieß keine Schule. Was bei Kaiba hieß: Noch mehr Arbeit. Ich lag einfach weiter da und sah ihn an. Es war eindeutig noch zu früh zum aufstehen, doch müde war ich auch nicht mehr. Also sah ich ihn an. Ich glaube, ich habe ihn noch nie schlafen gesehen. Bewusstlos, ja. Aber schlafend? Wie ein normaler Mensch. Ganz ruhig und …friedlich? Nein. Selbst jetzt sah er noch aus, als würde er jederzeit damit rechnen, dass ein Bataillon Attentäter durchs Fenster kommt und einen nächtlichen Großangriff startet. Ja, so sah er aus. Selbst wenn er schlief, war er noch unentspannt. Typisch. Aber, na ja. Ich sah ihn schlafen. Ich wette die Menschen, die dieses Privileg hatten, könnte ich an einer Hand abzählen. Wobei ich mir auch sicher war, dass er mir dieses Privileg nur sehr ungern einräumte. Normalerweise schlief ich vor ihm ein und er war schon immer wach, wenn ich aufstand. Eigentlich hätte ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht sicher sein können, ob er überhaupt schlief oder seine Wissenschaftler ihm diese menschliche Schwäche weg operiert hatten. Zugetraut hätte ich es ihm. Ich sah ihn nur weiter an. Minute für Minute verstrich und immer noch konnte ich meinen Blick nicht von ihm nehmen. Da lag er, Seto Kaiba, und schlief. Ob er das auch manchmal tat? Mich ansehen, wenn ich schlief? Nein. Diese Antwort war so klar und eindeutig in meinem Kopf, dass sie aus seinem Mund nicht kälter hätte sein können. Welchen Grund hätte er dazu gehabt? Wenn er mich anblickte, lag immer eine Mischung aus Ärger und Unverständnis in seinen Augen. Das war sicherlich auch nicht anders, wenn er mich schlafend sah. Ich schaute noch mal auf die Uhr. Kurz nach Sechs. Zumindest hatte der Wecker um Sechs nicht geklingelt. Ich legte mich noch einmal hin. Viel näher an ihn ran als nötig und hoffte, dass ich noch mal einschlafen würde. ~*~*~*~*~ Ich schlug die Augen auf, als etwas meine Nase berührte. Immer wieder und es kitzelte. Als ich fest entschlossen, dem ein Ende zu bereiten, zu Seite sah, seufzte ich hörbar. Joey. Um genauer zu sein. Joeys Haare. Vor meinem Gesicht befand sich ein goldblonder Haarbüschel, der sich überall verteilte und eine abstehende Strähne streifte so nervig, wie nur Joeys Haare es konnten, meine Nase. Das schlimme daran war, dass Joeys Haare zwar lang waren, aber nicht lang genug, als dass sie mich hätten vom anderen Ende des Bettes aus kitzeln können. Was hieß, dass er direkt neben mir lag und wenn ich es genauer betrachtete, musste ich feststellen, dass ‚halb auf mir’ es doch am besten traf. Ich weiß nicht wieso, aber ich unternahm nichts dagegen. Ich strich die Haare, die mich störten zur Seite und beließ es dabei. Ich sah noch kurz zu ihm runter und musterte sein entspanntes Gesicht. Immer wenn er schlief, schienen alle Sorgen von ihm abzufallen. Sein Gesicht wirkte immer so…zufrieden. Ich sah ihn oft an, wenn er schlief. Ich hatte keine Ahnung wieso und ich würde mir ein Ohr abschneiden, bevor ich es vor ihm zugab, aber ich tat es. Oft. Sehr oft. Ob es immer so sein würde wie jetzt? Ob er später einmal, viel später…ob er dann immer noch hier sein würde? Eigentlich konnte es mir ja egal sein. Es änderte nichts. Ich hätte endlich mehr Platz beim schlafen, das war alles. Und doch dachte ich darüber nach. Gelegentlich. Immer wenn seine Präsenz mich zu ersticken drohte. Immer dann dachte ich darüber nach, ob es immer so sein würde und ob ich ohne diese Atemnot noch leben konnte. ~*~*~*~*~ Als ich wieder aufwachte, war Kaiba nicht mehr da. Der Platz neben mir war leer und kalt. Ich sah auf die Uhr. Halb elf. Er war bestimmt schon im Büro. Ich schnappte mir sein Kissen und drückte es mir ins Gesicht. Ich atmete tief ein und erhaschte jeden Geruchsfetzen, der noch von ihm zu finden war. Er roch so gut. So unheimlich gut und ich kam mir so unheimlich lächerlich vor. Was machte ich hier nur? War es das, was ich wollte? Bestimmt nicht. Aber es reichte mir. Bis jetzt. Was auch immer zwischen uns war, es fing an mich traurig zu machen. War das der Moment, an dem man am besten ging? Gab ich damit nicht auf? Hatte ich überhaupt jemals eine Chance auf den Sieg gehabt? Mit einem Ruck schmiss ich sein Kissen von mir weg und schnappte hörbar nach Luft. “Verdammte Scheiße!“ zischte ich und verfluchte mich dafür, dass ich es geschafft hatte mir diese ganze Scheiße so nah kommen zu lassen, dass es mir nicht mehr reichte, dass das, was ich in Kaibas Leben zu suchen hatte, ausschließlich in seinem Bett stattfand. ~*~*~*~*~ Ich schob mit einem verächtlichen Blick den Vertrag, den ich gerade aufsetzte, von mir weg und massierte mir die Schläfen. Ich hatte Kopfschmerzen. Fürchterliche, zermürbende Kopfschmerzen. Auf einmal klopfte es beunruhigend laut an meiner Bürotür und ich verzog schmerzverzerrt das Gesicht. Das war Absicht. Ein Attentat. Wer auch immer das war, er würde für seine Taten büssen müssen. Ohne, dass ich auf diese Lärmbelästigung reagieren konnte, öffnete sich die schwere Türe auf ungewohnt stürmische Art. Ich hob eine Augenbraue, als ich sah wer in mein Büro gestürmt kam. Joey…nein…Wheeler. Hier war er Wheeler. Er hatte einen fest entschlossenen Gesichtsausdruck, als er geradezu in den Raum rannte und plötzlich mittendrin stehen blieb und mich anstarrte. Es vergingen einige Sekunden des gegenseitigen Starrens, als meine Sekretärin durch die offene Türe gestöckelt kam und atemlos mit ausgestrecktem Arm auf Joey deutete: „Ich…ich.“ Ihre freie Hand legte sie auf ihren Brustkorb um ihre unkontrollierte Atmung zu beruhigen. „Ich…konnte ihn nicht aufhalten, Herr Kaiba.“ Mein Blick richtete sich augenblicklich wieder auf Wheeler, der trotz des Film reifen Auftritts meiner Sekretären, seine Aufmerksamkeit nicht von mir abgewannt hatte. Er sah mich weiter an. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Eigentlich wirkte er ziemlich emotionslos, bis er auf einmal anfing mich anzulächeln. Ich hob, wenn das überhaupt möglich war, meine Augenbraue noch höher. Nach einer weiteren Schrecksekunde durchbrach er das Schweigen und lächelte noch ein Quäntchen mehr. „Hi.“ Was ging bloß in seinem Kopf vor? „Soll ich den Sicherheitsdienst rufen, Herr Kaiba?“, meldete sich meine Sekretären unsicher zu Wort. Ich hatte sie ganz vergessen. „Nein…schon gut. Sie können gehen.“ Ich sah sogar aus den Augenwinkeln, dass sie irritiert war, aber sie fragte nicht weiter. Tat sie nie. Deswegen hatte ich sie eingestellt. So geräuschlos wie möglich verließ sie den Raum und man hörte das leise Klacken, als die Tür ins Schloss viel. „Was machst du hier?“ „Hallo sagen.“ Ich rieb mir wieder die Schläfen. Ich wollte es gar nicht wissen. Nicht wissen, was in seinem Kopf vorging. Davon würde ich unter Garantie noch mehr Kopfschmerzen bekommen. „Hast du Kopfschmerzen?“ „Joey…“, sagte ich mit nachdrücklich ungeduldiger Stimme und fuhr mir mit einer Hand über die Augen. Ich hörte wie er auf meinen Schreibtisch zuging. Als ich hochsah, war er schon einige Schritte näher gekommen. „Was machst du hier?“ Er blieb stehen. Starrte mich wieder an. Er sah aus, als müsste er erst die Frage in ihre Bestandteile zerlegen und analysieren um sie zu verstehen. Doch anscheinend, hatte diese Prozedur ihm nicht das gewünschte Ergebnis geliefert, denn sein Blick hätte verständnisloser nicht sein können. „Darf ich nicht hier sein?“ Jetzt starrte ich ihn an. Ich dachte ernsthaft darüber nach. Mal davon abgesehen, dass er hier nichts zu suchen hatte, völlig fehl am Platz war und ich einfach nicht wollte, dass er hier war, war es dennoch kein Verbrechen und demnach in diesem Sinne nicht wirklich verboten, aber…ich seufzte. „Nein. Nicht ohne Grund.“ Ich sah an seinen Augen, dass er so eine Antwort erwartet hatte. In seinen Augen blitze es kurz auf und ich hatte das Gefühl, als hätte ich eine Zielscheibe auf meiner Stirn. „Du.“ Entweder er hatte mit einem Darrtpfeil direkt ins Schwarze getroffen oder mein Gehirn hatte von der Zeit mit Joey ernsthaften Schaden davon getragen, denn ich verstand seine Antwort nicht, was mir wohl auch anzusehen war. „Du bist mein Grund.“ Die Entschlossenheit in seinem Gesicht verunsicherte mich mehr als mir lieb war und vor allem wusste ich nicht worauf er hinaus wollte. „Joey…ich arbeite hier.“ „Magst du mich, Seto?“ Die Frage kam so unvermittelt und zusammenhangslos, dass ich nach Luft schnappte, während mein Gehirn vergebens versuchte eine logische Erklärung für diesen Umbruch zu finden. „Was soll das, Wheeler?“ „Wheeler also…mach ich dich nervös?“ Sein Tonfall war so offensichtlich provokativ, dass ich mich fragte, ob er nicht einfach nur Streit suchte, denn darauf schien diese Unterhaltung unweigerlich hinaus zu laufen. „Verdammt Joey, was machst du hier zum Teufel?!“ „Magst du mich, Kaiba?“ Sein Tonfall war provozierend spitz und er regte mich ungemein auf. Und dann beging ich einen Fehler. „Wieso willst du das wissen?“ „Würdest du mit jemandem schlafen, der dich nicht leiden kann und den du nicht leiden kannst?“ “Tue ich das nicht schon?“ Stille. Doch nur oberflächlich. In uns tobte ein Chaos von ungeheurer Lautstärke. Ich sah es an seinen Augen und ich fühlte es in mir selbst. Ich hatte das absolut Falsche gesagt und ich sah und spürte auf einmal, dass das hier…irgendwie wichtig war. „Ach so.“ Er klang nicht resignierend, nicht traurig. Was er sagte, klang gefasst und nachdenklich. „Tut mir leid, dass ich gestört habe.“ Jetzt klang er resignierend. Er drehte sich um und ging zu Tür. Ich war wie gelähmt, voller Verständnislosigkeit für diese absurde Situation. „Auf Wiedersehen, Seto.“ Damit verschwand er, im Gegensatz zu seinem Auftritt vorhin, ziemlich lautlos durch die Tür. In diesem Moment verstand ich, dass es nicht für immer so bleiben würde wie es war. Dass sich schon etwas geändert hatte. Dass ich gerade etwas geändert hatte… „Scheiße.“ ~Teil 1 Ende~ Kapitel 2: ...wer wir sind. --------------------------- Es ist lange her, aber es gibt tatsächlich noch einen zweiten Teil. ;) Warnungen: Seto und Joey: Sowas von OOC Mokuba: Hat die Weißheit mit Löffeln gefressen Alle anderen: Sowas von unwichtig, die arme Lehrerin hat nicht mal einen Namen bekommen Alles: Übelst Kitschig und Klischeehaft Daher: Viel Spaß ;) Ich schreib jetzt keinem ne ENS, der darum gebeten hat, weil es mittlerweile ja die Benachrichtigung bei neuen Kapiteln gibt und nach über zwei Jahren möchte ich auch nicht nerven. ^-^" Von mir noch: Hat Spaß gemacht. :) Liebeserklärung - Kapitel 2 ~ ...wer wir sind. ~ Joey verließ die Kaiba Corporation. Er stürmte nicht hinaus. Er ging einfach weg. An der immer noch interessiert blickenden Sekretärin vorbei zu den Aufzügen. Er drückte nur einmal auf den Knopf, anstatt ihn wie sonst solange zu malträtieren, bis der Aufzug da war. Er stieg ein, fuhr die fünfzig Stockwerke hinunter bis ins Erdgeschoss und verließ das Gebäude. Wäre es ein Streit gewesen, einer wie die vielen anderen, dann wäre er vermutlich raus gerannt, hätte auf dem Nachhauseweg ein paar Mülltonnen getreten und seine Zimmertür zugeknallt. Doch das hier war anders. Hiervor konnte er nicht weglaufen. Er ging ruhig weiter. Nahm nicht viel von seiner Umgebung wahr. Er hörte es nur immer wieder in seinem Kopf nachhallen. 'Tue ich das nicht schon?' Kaibas Stimme, sein Blick. Er hatte ihn die ganze Zeit so verständnislos angesehen. So als hätte er keine Vorstellung davon, was Joey von ihm wollte. Aber eigentlich war das auch völlig egal. Selbst wenn Kaiba ihn verstanden hätte, konnte er ihm nicht geben, was er wollte. Den kleinen Funken Zuneigung, der Joey zu etwas besserem gemacht hätte, der ihn hätte weiter machen lassen. Jetzt hatte er nicht einmal mehr die Hoffnung darauf, dass da etwas war. Jetzt fühlte sich Joey so, wie er sich nie niemals fühlen wollte. Billig. Er hatte nicht viel, nie gehabt. Doch trotz allem fühlte er sich auf irgendeine Weise immer wertvoll. Er hatte Freunde, er konnte Menschen zum lachen bringen und so viele Personen verbrachten immer gerne Zeit mit ihm. Und sagt man nicht, man soll seine Zeit nur mit jemandem verbringen, der sie auch mit einem selbst verbringen möchte? Diese Weisheit hatte Joey in letzter Zeit missachtet und erst jetzt wurde ihm das bewusst. All die Zeit mit Kaiba bekam jetzt nachträglich einen bitteren Beigeschmack, einen hässlichen Schatten, der Joey beschämte. Er war ja so dumm gewesen. Er hatte viel investiert. Mühe. Zeit. Energie. Und nicht zuletzt. Gefühl. Joey war nun fast zuhause angekommen, als er stehen blieb. Er unterdrückte ein paar Tränen, die sich seit Stock 23 der Kaiba Corporation hartnäckig hoch kämpfen wollten, warf den Kopf in den Nacken und seufzte. Er war Joey Wheeler. Er hatte es versucht, er hatte verloren. Nicht das erste mal in seinem Leben. Und er würde den Teufel tun und noch mehr Zeit damit vergeuden, diesem ignoranten Egomanen hinterher zu trauern. Joey atmete tief durch und dann machte er sich auf den Weg zu seinen Freunden. ~*~*~*~ Kaiba verließ um neun Uhr Abends sein Büro. Er hatte es trotz des Vorfalls noch geschafft diesen verkorksten Tag in einen sinnvollen Arbeitstag zu verwandeln. Das war wichtig. Das, was er tat, war wichtig und nichts in seinem Privatleben durfte ihn so beeinflussen, dass seine Firma daran Schaden nahm. Außer Mokuba. Aber dafür gab es eigene Regeln. Und die waren nicht für Wheeler da. Der Vorfall heute hatte Kaiba irritiert. Seine Kopfschmerzen wurden dadurch auch nicht besser. Wheelers Melodramatik machten sie sogar fast zu einer ausgewachsenen Migräne. Kaiba saß auf dem Rücksitz seiner Limousine und fuhr nach Hause. Ausnahmsweise nutzte er die Fahrzeit nicht zum arbeiten. Doch das lag natürlich ausschließlich an seinen Kopfschmerzen. Draußen war es dunkel. Er fixierte einen nicht vorhandenen Punkt in der Dunkelheit und blickte starr geradeaus. Sie Sache mit Wheeler war ihm doch völlig egal. Seine Fragerei wurde von Tag zu Tag nerviger. Er war um Gottes Willen Seto Kaiba. Jeder, dem er auch nur fünf Minuten seiner Zeit schenkte, sollte sich unendlich dankbar schätzen und ihn mit jeglicher weiteren Bettelei um seine Gunst in Frieden lassen. Kaiba verstand nicht, was Wheeler wollte. Privilegien? Sonderrechte? Einzelstatus? Das alles hatte er doch. Er durfte zu ihm kommen. Durfte in seinem Haus sein. Seinem Leben. Wieso dann immer diese Frage? Dümmliches Liebesgesäusel konnte er von jedem Teeniemädchen ihrer Schule bekommen. Kaibas Limousine bog in die lange Einfahrt zu seiner Villa ein. Mokuba war schon seit einer Stunde im Bett, doch es brannte noch vereinzelt Licht, da immer Personal im Haus war. Seto nahm seinen Aktenkoffer und stieg aus. Er lag etwas schwerer in seiner Hand als sonst. Wie jeden Abend, wenn er so spät nach Hause kam, ging Kaiba zuerst an Mokubas Zimmer vorbei und kontrollierte, ob alles in Ordnung war. Mokuba schlief tief und fest in seinem Bett. Sein Zimmer wirkte aufgeräumt. Wenn Wheeler mit ihm spielte sah es meistens aus wie nach einer biblischen Schlacht. Wheeler hatte sich bestimmt schon wieder abgeregt und würde ihn bald weiter nerven. Nur gut, wenn er heute nicht da wäre, er würde wirklich gerne mal wieder eine Nacht durchschlafen. Kaiba ging jetzt weiter zu seinem Schlafzimmer. Die Villa wirkte heute irgendwie größer. Der Gang kam ihm länger vor. Er nahm alles intensiver wahr als sonst. Die Wände, die Bilder, die Dekoration. Morgen würde er als erstes diesen schrecklichen Gummibaum entfernen lassen. Er erreichte sein Arbeitszimmer, das vor seinem Schlafzimmer lag. Er wollte nie, dass sein Schlafzimmer direkt an einen Flur grenzte. Im Schlaf war man geschwächt und Schwäche sollte man immer so gut es geht verbergen. Er legte seine Aktentasche ab und zog seinen Mantel aus. Er legte den Mantel über einen Stuhl und fühlte dabei den weichen Stoff zwischen seinen Fingern. Er strich noch einmal mit der Hand über den Mantel. Es fühlte sich eigenartig an. Fremd. Heute war einfach irgendwie alles anders. Verdammter Wheeler. Kaiba ging zu seiner Schlafzimmertür und legte die Hand auf die Klinke. Das Metall fühlte sich kalt an. Er zögerte kurz, ohne einen Grund dafür zu erkennen. Er öffnete die Tür langsamer als nötig. Beim aufschwingen blieb er davor stehen und trat nicht sofort ein. Er blickte nur auf sein Bett. Joey war nicht da. ~*~*~*~ Die ganze restliche Woche war Kaiba nicht in der Schule. Das war nicht ungewöhnlich. Er ließ sich öfters mal nur alle zwei, drei Wochen blicken und gab irgendeine Hausaufgabe ab oder schrieb eine Klassenarbeit mit. Er hatte schließlich eine Firma zu leiten. Er war die ganze Woche nicht vor neun aus dem Büro gekommen. Mokuba hatte ihm schon einen Beschwerde-Zettel auf seinen Schreibtisch gelegt. Aber die Angelegenheiten in der Firma waren wichtig. Und die ganze Woche über, öffnete Kaiba jeden Abend seine Schlafzimmertür auf die gleiche Weise, wie nach ihrem Streit. Und jedes Mal war sein Bett leer. Das Wochenende verbrachte er mit Mokuba und erfuhr auf diesem Weg, dass Joey und Mokuba sich immer noch zum spielen trafen. Allerdings im Park oder auf dem Spielplatz. Joey hatte die Kaiba Villa nicht mehr betreten. Doch Seto rief ihn nicht an. Hatte er noch nie getan. Meistens tauchte Joey einfach auf. Auch wenn sie gemeinsam ein Treffen ausmachten, ging es nie von ihm aus. Er hatte Joey nur geduldet. Er hatte ihn nicht rausschmeißen lassen und das sollte ja doch auch genügen. Und eigentlich war es so ja auch viel besser. Er hatte viel mehr arbeiten können. Er hatte weniger Kopfschmerzen, mehr Platz im Bett und entspanntere Nerven, auch wenn seine Geschäftspartner das diese Woche anders gesehen haben mochten. Wieso fühlte es sich dann so verkehrt an? ~*~*~*~ Montagmorgen. Acht Uhr. Die Schulglocke läutete und Joey rannte. Er sprintete den Schulflur entlang und verlor alle drei Meter fast seinen linken Schuh. Er hatte schon die gesamte letzte Woche verschlafen. Langsam wurden seine Lehrer sauer. Doch es lag nicht daran, dass er den Wecker nicht hörte oder zu lange schlief. Er stand einfach nicht auf. Jeden Morgen, lange bevor sein Wecker klingelte, lag er wach und starrte seine Zimmerdecke an. Bis er endlich aufgestanden und losgegangen war, war es immer viel zu spät. In der Schule, tagsüber, da ging es. Seine Freunde lenkten ihn ab. Doch allein zuhause, in seinem Bett, da fühlte sich alles verkehrt an. Doch das würde vorbei gehen. Es musste vorbeigehen. Denn ein Happy End würde niemals kommen. Die ersten paar Tage hatte Joey noch ein paar verträumte Gedanken an eine große Versöhnung zugelassen. Er sah dann vor sich, wie Kaiba auf ihn zu stürmte und ihn küsste, ihm sagte, dass er ihn mochte und Joey mit sich nach Hause nahm. Sogar wenn Kaiba ihn mochte, würde er so etwas niemals tun, deswegen konnte er solche absurden Gedankenspiele zulassen ohne zu sehr darin zu versinken, da er nicht jeden Moment damit rechnete, dass es wirklich passierte. Doch es wurde schwerer. Seine Gedanken, Träume und Wünsche wurden bescheidener. Er wusste, dass er auch bei der kleinsten Geste nachgeben würde. Eine kurze Berührung mit der Hand, ein leichtes Lächeln. Er war einfach viel zu angreifbar. Er hatte damit angefangen jeglichen Gedanken an Kaiba zu unterdrücken und da er ihn auch nie traf, ging es langsam ganz gut. Ohne ein echtes Zeichen, war Kaiba absolut Geschichte! ~*~*~*~ Unterricht. Diese primitive Form des Lernens für alle Idioten, die zu dumm waren selbst ein Buch in die Hand zu nehmen und dessen Inhalt zu begreifen. Kaiba hasste es in der Schule zu sein. Doch bei aller Freiheit, die sie ihm ließen, musste er eine gewisse Zahl an Unterrichtstagen dort verbringen, damit er weiter Schüler sein konnte. Und der heutige Tag war dafür so gut wie jeder andere. Joey war nicht da. Nicht, dass das wichtig wäre. Es war nur eine Feststellung. Seine lächerlichen Freunde waren allerdings da und blickten ab und an verstohlen zu ihm herüber. Er war es gewohnt, dass ihn alle anstarrten, wenn er mal einen Tag in der Schule war, aber sonst begegneten ihm neugierige Blicke oder neidische oder verklärte Mädchen sahen ihn an, wie das siebte Weltwunder. Doch Joeys Freunde sahen ihn eigentlich kaum an, nur Joey hatte immer heimlich, oder zumindest was er für heimlich hielt, zu ihm rüber gestarrt. Jetzt war Joey nicht da und Yugi und Anhang sahen dauernd erst ihn an und wechselten dann besorgte Blicke miteinander. Was hatten die nur für ein Problem? ~*~*~*~ Joey überwand die letzten Meter zur geschlossenen Klassentür und riss sie auf, noch während die Schulglocke klingelte. „Ich bin noch pünktlich!“ Die Lehrerin saß an ihrem Pult und blickte belustigt zur Klassentür. „Vielen Dank für diese Information Mr. Wheeler. Es ist schon erstaunlich, dass sie ein pünktliches Eintreffen für erwähnenswerter halten, als ihr dauerndes zu spät Kommen, denn in diesen Fällen schleichen sie sich durchs Fenster in den Raum.“ Joey rieb sich lachend den Hinterkopf. „Entschuldigen Sie, daran arbeite ich noch.“ Joey wollte sich zu seinem Sitzplatz hinten in der Klasse aufmachen, als seine Lehrerin ihn noch einmal unterbrach. „Bitte Mr. Wheeler nehmen sie doch hier vorne Platz, damit ich mich ihrer Anwesenheit in meinem Unterricht heute auch gebührend erfreuen kann. Gleich hier vorne vor Mr. Kaiba.“ ~*~*~*~ „Ich bin noch pünktlich!“ Als Joey in die Klasse stürmte und sich mit der Lehrerin unterhielt blickten alle amüsiert zu ihm. Einzig allein Kaibas Gesicht war zu Stein erstarrt. Und einzig und allein Kaibas Herz war es, das einen Moment aussetzte. Er hatte nicht mehr mit Joey gerechnet. Ihn da stehen zu sehen, lachend, scherzend. Irgendetwas löste es in ihm aus. Er hörte seinen Namen aus dem Mund der Lehrerin und in diesem Moment drehte sich Joey zu ihm um. Kaibas Miene war weiterhin unverändert, völlig unbewegt. Doch in seinem Gehirn ratterte es. Joey blickte ihn an. Unverwandt. Vielleicht nur eine Sekunde länger, als es irgendein anderer Schüler an seiner Stelle getan hätte und dann setzte er sich auf den Platz vor ihm. ~*~*~*~ Sein Herz sprang beinahe aus ihm heraus. Er war da. Kaiba war da. Joey fühlte sich, als ob ihm jemand aus heiterem Himmel eine verpasst hätte. Und der erste klare Gedanke, der nach der Atombombe in seinem Kopf zurück kam, war, dass er Dankbar war, dass er es geschafft hatte, sich ohne große Umstände hinzusetzten. Die letzten Reste seines zertrümmerten Herzen konnte er auch später vom Boden aufkratzen. Jetzt war nur wichtig, dass keiner sein langsames sterben bemerkte. Joey schlug sein Schulbuch auf irgendeiner Seite auf, weil die anderen es auch taten. Er hörte seine Lehrerin nicht mehr. Was nicht gut war, da sie ihn nach seinem Auftritt eben, bestimmt noch mal dran nehmen würde. Doch er hörte nur das Blut in seinen Ohren rauschen. Ihm war zwar klar, dass er Kaiba irgendwann wieder sehen musste, doch er hatte auf eine längere Schonfrist gehofft. Doch er würde das schon schaffen. Sobald sich sein Puls senken und seine Atmung sich normalisieren würden, wäre das Gröbste überstanden. Es war nur der Schock. Genau. Der Schock darüber, die Begegnung, die er tausendmal in seinem Kopf erlebt hatte, jetzt im realen Leben zu fühlen. Das ist immer etwas anders. Genau! Kein Grund zum verzweifeln. Dass er genau vor Kaiba saß, beunruhigte ihn zwar ein bissen.....okay, ein bisschen sehr. Aber immerhin konnte Kaiba sein Gesicht mit dazugehörigen möglichen Entgleisungen nicht sehen. Das war ein Anfang. Damit konnte man arbeiten! Joey traute sich dennoch nicht einmal einen Blick zu seinen Freunden zu werfen. Er wusste genau, das Yugi, Thea und Tristan ihn besorgt musterten. Sie wussten von der Sache mit Kaiba, auch wenn Joey nie viel darüber redete. Darüber, dass er Gefühle für ihn hatte. Dennoch schienen sie ihn so gut zu kennen, dass sie ihn seit letzter Woche wie ein rohes Ei behandelten. Joey gab sich zwar alle mühe vor den anderen wie immer zu wirken, aber bei jedem Witz den er ausließ oder kein Lachen zustande brachte, tauschten seine Freunde besorgte Blicke aus. So, als hätten sie wirklich eine Vorstellung davon wie sehr er litt. Joey fragte sich, woher sie das nur wussten. Immerhin hätte er selbst nicht damit gerechnet, dass es sich so schlimm anfühlen würde. ~*~*~*~ Der Unterricht lief seit zwanzig Minuten und Joey starrte ununterbrochen in sein Buch. Mittlerweile hatte ihre Lehrerin schon eine Präsentation über den Beamer laufen lassen, bei der es um die Anatomie von Pferden ging. Nicht sonderlich fesselnd, aber immerhin war der Raum zwecks Beamer abgedunkelt worden und alle schauten hin. Außer Joey natürlich. Er starrte in sein Buch. Als Kaiba es unbemerkt schaffte einen Blick über Joeys Schulter zu werfen, konnte er es nicht fassen. Es war sein Englischbuch. Sogar Joeys Versuche ihn zu ignorieren waren lachhaft, wie einfach alles an ihm. Aber zumindest versuchte er es, im Gegensatz zu seinen Freunden, die konsequent und unverhohlen in seine Richtung starrten. Ab und an warf Kaiba ihnen einen warnenden Blick zu, der ihre Blicke Sekunden lang auseinander driften ließ, wie eine weg gescheuchte Eintagsfliegengruppe. Aber genauso schnell kamen sie auch zurück und beobachteten, wie Joey starrte und Kaiba nichts tat. Wenn sie meinten, dass das spannender war, als das Innenleben einer Reinrassigen Stute auf Bildern, dann bitteschön. Trotz seiner gelegentlichen Treffen mit Joey, waren Joey Freunde weiterhin nur Störsignale auf seinem Radar und er würde ihnen auch jetzt kein bisschen mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen, als sie verdienten, es sei denn sie forderten ihn zum Duell, wobei er da auch nur Yugis Herausforderung eventuell annehmen würde. „Bitte geben sie dieses Arbeitsblatt bis nach hinten durch.“ Auf der Fensterseite der Klasse gab ihre Lehrerin einen Stapel Blätter an den Schüler in der ersten Reihe. Und er gab ihn zur Seite durch. Das heißt Joey, der am anderen Ende der Reihe saß, musste den Stapel an Kaiba weiter reichen. Er musste ihn ansehen. Sich zu ihm umdrehen. ~*~*~*~ Das war absolut nicht witzig. So absolut gar nicht witzig. Joey seufzte innerlich, als der Stapel Blätter immer näher kam. Okay, jetzt nur nicht schwächeln. Sein linker Sitznachbar reichte ihm den Stapel Blätter auf dem der Umriss eines Pferdes abgedruckt war. Hatten sie etwa Biologie? So was auch. Joey murmelte ein Danke, nahm sich das oberste Blatt runter und hielt den Stapel Blätter über seine rechte Schulter hinter sich. Doch nichts passierte. 'Jetzt nimm schon die Blätter und lass mich weiter sterben, du Arsch!' Doch nichts. Joey wedelte mit dem Stapel, aber drehte sich nach wie vor nicht um. „Jetzt nimm schon oder willst du sie lieber vom Boden aufsammeln?“ Immer noch nichts. Joey atmete einmal ganz tief ein und wieder aus. 'Okay, mir war klar er wird keine Rücksicht auf meine Gefühle nehmen. Also gut. Ich kann das. Ich halt das aus.' Er nahm den Stapel Blätter runter, drehte sich um und hielt sie Kaiba entgegen. Joey sah direkt und fest in Kaibas Augen. „Hier. Ich seh dich an, ich rede mit dir. Zufrieden?! Jetzt nimm schon die Blätter:“ Der letzte Satz wurde doch mehr zu einem Nuscheln und Joey wandte seinen Blick zur Seite. Kaibas Blick zu begegnen war doch ziemlich schwer. Aber zumindest hatte er ihm zwei Sekunden standgehalten. Das war zwar noch ausbaufähig, aber jetzt ging es erst mal ums blanke überleben. Endlich rührte sich Kaiba. Er griff nach dem Stapel Blätter, allerdings so, dass er dabei Joeys Hand nahm und die Blätter zwischen ihren beiden Händen eingeklemmt waren. Joey versuchte seine Hand ohne großes Aufsehen zu erregen wegzuziehen, doch Kaiba ließ nicht los. Er beugte sich leicht nach vorne und verstärkte den Griff um Joeys Hand. Er kam so nah an Joey heran, dass er nur flüstern musste. „Nein Joey, ich bin absolut nicht zufrieden.“ Sein blick war eisig und direkt auf Joeys Augen gerichtet. Für einen Moment war Joey erstarrt. Doch dann drang durch seinen Schmerz Wut an die Oberfläche. Gerade noch rechtzeitig, wie er fand. Es war ja so viel besser einfach wütend zu sein. Joey zog nun nicht mehr an seiner Hand in Kaibas Griff, sondern drücke sie so fest er konnte und zog Kaiba sogar noch ein paar Zentimeter näher zu sich heran. Er legte jegliche negative Emotion bezüglich Kaiba, die er auftreiben konnte, in seine Stimme. „Tja Seto, ich würde mal behaupten, dass das absolut dein eigenes Problem ist, nicht wahr?“ Joey nutze Kaibas Überraschung um seine Hand aus seiner zu lösen. Da er immer noch die Blätter in seiner hielt, legte er sie mit einem lauten Platsch auf Kaibas Pult und drehte sich wieder um und machte sich an die Aufgaben, die auf seinem Arbeitsblatt standen, auch wenn er raten musste, da er die ganze Stunde durch nicht aufgepasst hatte. Sein kleines Hochgefühl hielt sich sogar ein paar Minuten, da er von Kaiba nichts weiter zu hören bekommen hatte. Nach weiteren zehn Minuten des stillen Friedens, hatte Joey soweit alle Teilbereiche seiner Pferdezeichnung mit irgendwelchen Begriffen gefüllt, die er zum Teil irgendwo abgeschrieben und zum Teil erfunden hatte. „So, meine Lieben. Bitte setzt euch jetzt mit eurem Sitznachbarn zusammen und vergleicht eure Ergebnisse, so dass ihr gemeinsam so nah wie möglich an das korrekte Bild ran kommt.“ Der Junge, der neben Joey saß stand auf und zog seinen Stuhl näher an Joeys Tisch, damit sie zusammensitzen konnten. Als er sich gerade hinsetzten wollte, trat Kaiba ihm in den Weg. Er schreckte zurück und sah unentschlossen von Joey, zu seinem Sitzplatz, zu Kaiba. „Ähm....ich.“ Weiter kam er nicht. „Verschwinde.“ Joey rollte mir den Augen. Das war so unsagbar Kaiba-like, so unsagbar am Arsch, dass ihm dazu einfach nichts mehr einfiel. Der arme Junge schnappte sich sein Blatt und setzte sich zu Kaibas eigentlicher Sitznachbarin, die – milde ausgedrückt – erleichtert schien. Kaiba setzte sich auf den freien Stuhl und rückte damit so weit wie nur möglich an Joey heran. Er knallte sein Blatt auf den Tisch, auf dem er fein säuberlich alle leeren Felder mit Begriffen gefüllt hatte, die Joey noch nie unter gekommen waren. Joey starrte stur auf sein eigenes Blatt und weigerte sich standhaft ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Nach etwa zehn Sekunden brach Kaiba das Schweigen. „Soweit ich das sehe, sind nur zwei von den vierundzwanzig Feldern auf deinem Blatt korrekt ausgefüllt. Also solltest du anfangen das zu korrigieren.“ Joey sah weiterhin auf sein Blatt. „Vielleicht lass ich es ja darauf ankommen.“ Kaiba beugte sich etwas zu Joey vor und senkte die Stimme. Joey sah sein Gesicht aus den Augenwinkeln. Und irgendetwas darin wirkte verunsichert. Aber nur in einer kleinen Nuance. Der gesamte Rest seines Gesichtes wirkte königlich angepisst. „Verdammt Joey, du kannst nicht ewig schmollen, also sparen wir uns doch bitte Zeit, indem du dich gleich jetzt wieder einkriegst.“ Hat er das gerade wirklich gesagt? Hat er das gerade wirklich zu ihm gesagt? Joey war fassungslos. Es war aus zwischen ihnen. AUS! Wie konnte ihm das in Gottes Namen nicht klar sein? Und er schmollt, ja? Joey litt seit Tagen wie ein.... na ja wie ein Hund. Und dieser Bastard wagte zu sagen, er solle sich doch wieder ein kriegen?! Joey stand unvermittelt auf. Er hielt es keine weitere Sekunde länger in einem Raum mit ihm aus. Er schnappte sich sein Arbeitsblatt und ließ Kaiba einfach sitzen. ~*~*~*~ Joey stand einfach auf und ging. Er schnappte sich sein lächerliches Arbeitsblatt und ging zum Lehrerpult, legte es der Lehrerin auf den Tisch und beugte sich zu ihr runter. Sein Blick war ernst, als er ihr etwas sagte und nach kurzem Zögern nickte sie. Joey drehte sich um und kam auf Kaiba zu ohne ihn direkt anzusehen. Er schnappte sich seinen verbeulten Rucksack und verließ ohne weitere Erklärung und ohne einen Blick zurück das Klassenzimmer. „Einfach wegzulaufen sieht ihm gar nicht ähnlich.“ Kaiba spürte wie sich die lächerlich besorgten Blicke von Yugi und Konsorten in seinen Rücken bohrten. Er war sauer. Stock sauer. Was stellt sich dieser drittklassige Trottel so an? Dennoch konnte er nicht verhindern, dass ein kleiner Hauch Enttäuschung in ihm hoch kroch. Ein bitteres Gefühl der Zurückweisung, dass ihn mehr irritierte, als er es jemals zugeben würde. Und genau, weil er solche Gefühle nicht zulassen durfte, ließ er lieber seiner Wut den Vortritt. Er stand auf und verließ ebenfalls das Klassenzimmer. Beim rausgehen unterbrach er seine zur Frage ansetzende Lehrerin, „Dringende Geschäfte!“ und schloss die Klassenzimmertür mit einem lauten Knall hinter sich. Als er auf den Flur trat, war Joey schon gut zehn Meter entfernt. „Gott Wheeler, Flucht? Wie tief willst du eigentlich noch sinken?“ Joey blieb stehen, doch er drehte sich nicht um. Kaiba machte es nervös, dass er sein Gesicht nicht beobachten konnte um seine Reaktion zu sehen. Er ging noch einige Schritte in Joeys Richtung bis er direkt hinter ihm stand. „Kannst du mich nicht einmal mehr ansehen…..Joey?“ Das Joey aus Kaibas Mund klang ungewöhnlich sanft. Er hob seine Hand um Joey an der Schulter zu berühren. Doch kurz vorher hielt er inne. Wieso war er so nervös? Plötzlich drehte sich Joey um und sah Kaiba fest in die Augen. Er sah nicht wütend aus, wie sonst. Nur entschlossen. „Was, Seto? Was willst du?” Auf diese Frage fand Seto keine Antwort. Keine, die er auszusprechen bereit wäre. “Ich….“ „Ja? Was!? Wieso musst du mir auch noch wehtun?“ „Ich… dir weh zu tun war nicht meine Absicht.“ „Aber das tust du! Es tut weh in deiner Nähe zu sein, es tut schrecklich weh !“ ~*~*~*~*~*~ Ein Ruck ging durch Kaibas Körper und einen Moment später fand sich Joey an der Wand wieder. Kaiba drückte Joeys Hände rechts und links von ihm an die Wand. Fest. So, dass Joey nicht weg kam. Dennoch so behutsam, dass es nicht wehtat. Kaiba war der einzige, der so etwas gleichzeitig hinbekam. Joey versuchte immer noch ihn nicht direkt anzusehen. Er hatte damit zu kämpfen, dass er das, was er von Kaiba wollte, nicht mit dem verwechselte, was Kaiba von ihm wollte. Joey wollte mehr. Er wollte ihn. Und Kaiba wollte einfach nicht verlieren, ihn zurückerobern, damit er diesen Kampf gewann. Doch der Kampf war vorbei und sie hatten beide verloren. Er musste nur noch einen Weg finden das Kaiba begreiflich zu machen. Kaiba kam so nah an ihn heran, dass er seinen warmen Atem spüren konnte. „Das muss es nicht, Joey. Es müsste nicht wehtun.“ Joey sah immer noch nach unten, als Kaiba seine Stirn an seine lehnte. Kaibas Stimme klang ungewohnt brüchig. „Lass uns einfach weiter machen wie bisher….“ Ein kurzes Zögern. „Bitte…“ Joey atmete einmal schwer ein bevor er sprechen konnte. Er hatte inzwischen einen Kloß im Hals, der sich einfach nicht runter schlucken ließ. Sie verharrten immer noch Stirn an Stirn allein auf dem Schulflur. „Verstehst du das nicht? Es ist nicht mehr wie vorher. Ich habe mich in dem was das mit uns ist…geirrt. Und so kann ich das einfach nicht. Das musst du akzeptieren, Seto.“ Kaiba löste sich von ihm und musterte ihn wütend. „Du wusstest es vorher, Joey. Du wusstest wie ich bin. Wie das mit uns ist. Und du mochtest es!“ ~*~*~*~*~*~ Seto, wusste nicht, was er fühlen sollte. Es war verwirrend. Es tat sogar weh und außerdem war er wütend. Auf diesen blöden Idioten vor ihm und auf diese ganze Situation. Und auf sich. Ein wenig. Er fühlte sich langsam aber sicher auf verlorenem Posten und nichts hasste er mehr. Nach seinem letzten Satz sah Joey ihm endlich in die Augen. Direkt und ohne zu blinzeln starrte er ihn an. Der Blick war so intensiv, dass Seto ihn fast körperlich spüren konnte. Er wagte es kaum zu atmen. Dann schloss Joey einen Moment die Augen und atmete tief ein und aus. Schon wieder. Er hatte gerade wirkliche Probleme mit der Atmung. „Verstehst du mich so wenig, Seto?“ Seto erwiderte nichts darauf. „Denkst du ich fand das super mit uns? Wie das lief? Wie es sich anfühlte? Nein!“ Seto schluckte einmal schwer. „Herr Gott Seto, ich mag dich! Ich hasste deine herablassenden Gemeinheiten, die Heimlichtuerei. Ich hasste es, wie das zwischen uns ablief. Wie wenig Zeit du für mich hattest. Ich hasste unsere ganze Beziehung. Genau wie du. Nur der Unterschied ist, das ich dich dennoch mag! Und deswegen ist es vorbei! Es ist AUS!“ Beim letzten Wort stieß Joey Kaiba mit beiden Händen vor die Brust, so dass er einen halben Meter zurückweichen musste. Dann rannte er einfach weg. Und Kaiba stand da. Er stand einfach nur da. Er starrte auf die Stelle an der Joey eben noch gestanden hatte. Das verdrängte Gefühl der Zurückweisung stieg langsam und schleichend zurück in sein Bewusstsein. Und dazu noch ein Gefühl, dass Seto nie wieder spüren wollte. Ein Gefühl, dass er immer verhinderte, indem er der Reichste und der Mächtigste war. Derjenige, der immer alles bekam. Nur um nie wieder das zu spüren, was Joey ihn gerade hatte fühlen lassen. Verlust. ~*~*~*~*~*~ Zwei Wochen vergingen ohne das Kaiba in der Schule war. Ohne das Joey etwas von ihm gehört hatte. Er hatte Mokuba ab und an getroffen. Aber er wollte nichts über Seto wissen. Als Mokuba etwas sagen wollte, unterbrach ihn Joey. Jedes Mal. „Lass Mal gut sein, Kleiner. Das ist vorbei.“ Mokuba versuchte nicht nur mit Joey zu reden. Mehr als nur einmal wollte er mit seinem Bruder darüber reden, wieso Joey nicht mehr zu Besuch kam, wieso sie beide seit einiger Zeit rum liefen, als wären sie schon scheintot. Doch auch Seto blockte ihn ab. „Das ist meine Sache, Mokuba.“ Wie jeden Abend saß Seto in seinem privaten Arbeitszimmer in der Kaiba Villa und studierte Bilanzen, Formulare und alles was er an Arbeit zu fassen bekam. Mokuba musste eigentlich immer lange vor Seto im Bett sein, aber er bekam öfters mit, dass Seto in seinem Arbeitszimmer auf der Couch schlief. Er betrat sein Schlafzimmer nur noch selten. Mokuba kam gegen elf Uhr noch einmal in Setos Arbeitszimmer und sah ihn wieder an seinem Schreibtisch sitzen. „Hallo, großer Bruder.“ „Wieso schläfst du nicht Mokuba?“ “Ich hab mir nur was zu trinken geholt.“ „Du hast einen Kühlschrank in deinem Zimmer.“ „Der war leer.“ „Ich glaube dir nicht.“ “Seto!“ „Tut mir leid Mokuba, aber wenn du mir nicht sagt, was du willst, dann lass dir lieber eine plausiblere Ausrede einfallen.“ „Schläfst du wieder hier, Seto?“ „Ich mach nur noch das hier zu ende.“ „Das sagst du immer.“ „Es ist ja auch immer so.“ Mokuba zögerte kurz. Es änderte sich einfach nichts. Seinem Bruder ging es schlecht ohne Joey. Und es wurde nicht besser. „Was ist mit Joey?“ Seto hörte auf zu tippen, aber starrte dennoch auf seinen Laptop. „Was soll mit ihm sein?“ „Kommt er wieder? Irgendwann?“ Seto zögerte kurz. „Nein.“ „Was ist passiert?“ „Das ist meine Sache, Moku...“ „Nein! Das sagst du immer, aber es geht dir schlecht! Du bist mein Bruder, Seto und wenn es dir schlecht geht ist es auch meine Sache. Ich will meinen großen Bruder zurück!“ Bei Mokubas letztem Satz bewegte sich etwas in Seto. Er klappte seinen Laptop zu und drehte sich zu Mokuba um. Nachdem Mokuba so laut geworden war, konnte man die Stille im Raum fast körperlich spüren. Es dauerte einige Augenblicke bis Seto etwas sagte. „Was möchtest du wissen, Mokuba.“ „Was ist zwischen euch passiert?“ „Er...Wheeler...er hat es beendet.“ „Warum?“ „Das ist irrelevant.“ „Nein, Seto. Es ist sehr wichtig. Du bist nicht glücklich. Und Joey ist es auch nicht, glaub mir. Also was ist passiert?“ Seto brauchte wieder einige Augenblicke bevor er ein paar Worte gefunden hatte, die er passend fand. „Er wollte etwas von mir, was ich ihm nicht geben konnte.“ „Und was?“ „Das ist irrelevant.“ „Seto!“ Mokuba rollte leicht mit den Augen. Seto hatte mittlerweile seine Arme vor dem Körper verschränkt und blickte zur Seite. Was Gefühle anging, könnte man manchmal glauben Mokuba sei der große Bruder. Setos Antwort kam noch einem weiteren Zögern und sehr leise. „Zuneigung.“ Mokuba stutzte. Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. „Was soll das heißen?“ „Er wollte von mir hören, dass ich ihn mag.“ „Oh Seto...“ Mokuba seufzte. Immer und immer wieder stießen andere Menschen bei Seto an eine Grenze. Er konnte nicht über seine Gefühle reden. Vor allem nicht, wenn sie positiver Natur waren. Immer wieder kam er in Situationen, in denen er stumm blieb und damit Menschen verlor, die ihm wichtig waren. Mokuba hatte so gehofft, dass Joey es besser wissen würde. „Hör zu, großer Bruder. Du musst einen Weg finden Joey zurück zu holen. Du musst! Du magst ihn. Das weiß ich. Du warst so viel glücklicher, als er da war. Und du warst noch nie so traurig, wie in den letzten Tagen. Aber Joey kann nicht sehen, was ich sehe. Deswegen musst du ihm das irgendwie klar machen. Wenn du es ihm nicht sagen kannst, na schön! Dann lass dir was einfallen! Du kannst doch sonst jedes Problem lösen. Wenn du Joey einfach gehen lässt, dann wärst du schrecklich dumm. Und ich habe keinen dummen Bruder!“ Bevor Seto etwas erwidern konnte, stellte sich Mokuba auf die Zehenspitzen,gab Seto einen Kuss auf die Stirn und verließ sein Büro. „Gute Nacht, großer Bruder.“ Seto saß diese Nacht noch sehr lange in seinem Büro. ~*~*~*~*~*~ Am nächsten Tag war Kaiba wieder nicht in der Schule. Joey saß an seinem Platz und starrte aus dem Fenster. Es regnete in strömen. Seit ihrem Zusammenstoß im Schulflur hatte Joey kaum einen klaren Gedanken gefasst. Es waren nur einzelne Fetzen. Bilder, Namen, Worte. Und alle hatten sie etwas mit Kaiba zu tun. Joey hatte noch nie viel Spaß am Unterricht gehabt und in den letzten Tagen war er geradezu zu einer Qual verkommen. Sogar Dinge, die ihm eigentlich Spaß machten, waren anstrengend. Aber er hörte dennoch nicht auf etwas zu tun. Er traf sich mit seinen Freunden, ging zur Schule, spielte Duel Monsters und versuchte in regelmäßigen Abständen zu lächeln. Die Freude an all dem würde wiederkommen und er wollte diesen Moment auf keinen Fall verpassen. Joey Wheeler ließ sich niemals unterkriegen! Die Schulglocke klingelte zum letzten Mal an diesem Tag und Joey machte sich auf den Weg nach Hause. Heute wollte er nichts mit seinen Freunden unternehmen. Und keiner von ihnen hackte nach. Sie behandelten ihn zur Zeit so rücksichtsvoll, dass er schon ein schlechtes Gewissen bekam. Immer wenn er anrief, waren sie zur Stelle und wenn er seine Ruhe wollte, akzeptierten sie es. Sie versuchten ihn aufzuheitern, ließen sich tolle Unternehmungen einfallen und Yugi schenkte ihm fast jeden Tag eine neue Duel Monsters Karte. Joey war froh, solche Freunde zu haben. Allein deswegen durfte er sich nicht unterkriegen lassen. Er verließ das Schulgebäude und trat in den strömenden Regen. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht seinen Schirm aus seinem Spind zu holen. Vielleicht würde der Regen ihm ja die Gedanken an Kaiba aus seinem Kopf waschen. Joey ging zu seinem Fahrrad und fing an die Zahlenkombination an seinem rostigen alten Sicherheitsschloss richtig zu drehen. Doch der Regen war inzwischen so stark geworden, dass er Schwierigkeiten hatte die kleinen Ziffern genau zu erkennen. Er bemerkte nicht einmal, dass hinter ihm eine Limousine zum halten gekommen war. „Mr. Wheeler.“ Joey blickte über seine Schulter nach hinten. „Roland?“ Hinter ihm stand Roland, wie immer in schwarzem Anzug mit Sonnenbrille, heute noch garniert mit einem großen schwarzen Regenschirm. „Darf ich sie bitten einzusteigen?“ „Sorry, Alter. Ich wollte gerade nach Hause fahren.“ Mir diesen Worten drehte er sich wieder um und werkelte weiter an seinem Schloss herum und hoffte inständig Roland samt Limousine mit beinhaltendem Kaiba würden sich in Luft auflösen. Er wollte das nicht alles schon wieder durchkauen. Sie drehten sich ja doch nur im Kreis. „Es tut mir leid, Mr. Wheeler. Ich muss sie nochmal nachdrücklich bitten in den Wagen zu steigen.“ Joey hörte auf an einem Schloss zu drehen, aber drehte sich nicht mehr um. „Sag diesem Wasserscheuen, reichem Sack in seiner Limo, dass er verschwinden soll, sonst muss ich ihm nachdrücklich eins in die Fresse hauen!“ „Mister Kaiba sitzt nicht im Wagen, er befindet sich auf dem Kaiba Anwesen und ich habe den Auftrag sie zu einem Termin in sein Büro zu zitieren.“ Joey fuhr herum. „Bitte, was?!“ „Mister Kaiba sitzt nicht im Wagen, er befindet sich auf dem Kaiba Anwesen und ich habe den Auftrag sie...“ „Den Text hab ich verstanden, Alter! Ich will wissen, was die Scheiße soll!“ „Ich habe meine Anweisungen, Sir. Würden Sie bitte einsteigen.“ „Am Arsch!“ Joey drehte sich wieder um und rüttelte nachhaltig an seinem Fahrradschloss. 'Nur weg hier!' Roland beugte sich zu Joey runter und hielt seinen Regenschirm über sie beide. „Darf ich offen sprechen, Mr. Wheeler.“ „Tu dir keinen Zwang an, Kumpel. Ich bin in einer Minute weg hier.“ Während Roland sprach, stiegen noch zwei Anzugtypen aus der Limousine aus, von denen jeder zwei Köpfe größer war als Roland. Joey hielt nun doch inne und sah Roland an. „Ich habe sehr genaue Anweisungen bekommen, Mr. Wheeler. Ich soll dafür sorgen, dass sie sich gleich in Mister Kaibas Büro einfinden. Egal wie und in welchem Zustand sie dort ankommen. Und ich bin nicht alleine hier. Wie ungerecht oder illegal das auch sein mag, sie werden mit uns kommen müssen. Also bitte ich sie uns allen die Angelegenheit nicht allzu schwer zu machen und in diesen Wagen zu steigen.“ ~*~*~*~*~*~ Die schwarze Limousine hielt vor der Tür der Kaiba Villa. Als Roland ausstieg und die Hintertür des Wagen öffnete, hinkte er leicht und seine Sonnenbrille saß sehr schief auf seiner Nase. Er öffnete die Tür mit der linken Hand, da seine rechte zu stark ramponiert war. Als die Tür aufging strahlte ihn Joey mit einem breiten Grinsen an, das einen starken Kontrast zu seinen Zahlreichen Blessuren bildete. 'Wenn der Typ geglaubt hat, dass Joey Wheeler nicht kämpfen würde nur weil es völlig aussichtslos war, dann hatte er keine Ahnung mit wem er es zu tun hatte!' Auf der anderen Seite des Wagens stiegen die beiden anderen Anzugtypen aus. Sie waren auch reichlich verunstaltet. Joey hatte sie Tweedledee und Tweedledum getauft. Sie nahmen ihn in ihre Mitte und gingen, Roland voraus, in die Kaiba Villa. Es regnete immer noch so stark, als ob gleich die Welt untergehen würde und sie alle waren komplett durchweicht. Joey bemühte sich den hellen Teppich in den Fluren der Villa möglichst großflächig zu beschmutzen. Den Rücksitz der Limousine hatte er auch schon erfolgreich eingesaut. Nach einem längeren Gang durch das unpersönlichste Wohnhaus des Landes, kamen sie an Kaibas Arbeitszimmer an. Die Tür war geschlossen. Und Joey hatte das Gefühl sich in seine Bestandteile aufzulösen. Er war nass, wütend, verwirrt, verunsichert und vermöbelt worden. Was konnte Kaiba jetzt noch von ihm wollen? Tweedledee und Tweedledum klopften synchron an die Tür. Zwillinge. Reizend. Durch die schwere Tür hörte man nur ein dumpfes „Ja.“, aber die Stimme gehörte unverkennbar Kaiba. Roland öffnete die Tür und ging als erster hindurch. Kaiba saß auf seinem Arbeitssessel vor seinem Schreibtisch und drehte sich zu ihnen um, als sie alle aufgereiht vor ihm standen. Als er den Zustand seiner Mitarbeiter und Joey bemerkte hob er eine Augenbraue. „Vielen Dank, Roland. Forester, Finley, nehmen sie sich den Rest der Woche frei.“ Alle Personen in diesem Zimmer, die einen schwarzen Anzug mit Sonnenbrille trugen, nickten Kaiba zu und verließen das Büro. Roland schloss die Tür hinter ihnen. Kaiba sah Joey von oben bis unten an. „War das wirklich nötig?“ „Unbedingt, ja.“ Kaiba griff sich mit Daumen und Zeigefinger an die Nasenwurzel um aufkommende Kopfschmerzen zurückzudrängen. Joey hatte diese Geste an ihm schon häufig gesehen. Er hatte einen Arbeitsanzug an, sein Jackett und seine Krawatte allerdings lagen auf dem Sofa. Er wirkte tatsächlich leicht zerknittert, er hatte seine Hemdsärmel hochgeschlagen und der erste Knopf seines Hemdes war offen. Ein Anblick, den es nicht sehr häufig gab. Jedoch bemühte sich Joey nicht so genau hinzusehen, auch wenn ihm eine Sekunde reichte um all das zu registrieren. „Wieso bin ich hier, Kaiba?“ „Setzt dich da auf den Stuhl.“ „Wieso bin ich hier?!“ Kaiba seufzte. Er hatte nach seiner kurzen Musterung von Joey Blessuren nur noch auf seinen Schreibtisch geblickt. Er hatte Joey hier her bringen lassen und dabei sah er aus, als würde er gerade über all lieber sein als hier. Einige Augenblicke sagte er gar nichts. Als er dann zu sprechen anfing, wirkte er nachdenklich. „Schönes Wetter, oder?“ Bitte, was? „Was wird das Kaiba? Smalltalk?“ Und was hieß hier schön, draußen regnete es, als gäbe es kein Morgen mehr. „Ja...schönes Wetter. Die Sonne scheint schon den ganzen Tag.“ Okay, einer von ihnen beiden war anscheinend geistig verwirrt und ausnahmsweise war nicht er es. „Und so warm war es lange nicht mehr.“ Es war sogar ausgesprochen kalt. „Das ist vor allem schön, weil wir Wochenende haben.“ Es war Mittwoch. „Aber gerade sind ja sowieso Schulferien.“ Es war Anfang März. „Und ich hab heute auch nicht gearbeitet.“ DAS war sowieso noch nie vorgekommen. Joey wusste nicht, was er sagen sollte. Kaiba war verrückt geworden. Alles was er von sich gab, war so offensichtlich nicht wahr. So offensichtlich das absolute Gegenteil von dem was Wirklichkeit war. „Vielleicht nutze ich die Ferien mal um zum Frisör zu gehen, meine blonden Haare sind ziemlich lang geworden.“ 'Um Gottes willen, Seto. Was willst du mir damit sagen?' „Aber für den Frisör hab ich eigentlich kein Geld.“ 'Das ergibt doch alles keinen Sinn!' „Und...ich..“ Seto stockte. Er sah weiterhin auf seinen Schreibtisch. Joey stand immer noch bewegungslos mitten im Zimmer. „Ich mag dich nicht.“ '...oh...' „Ich...ich kann dich nicht leiden.“ Passierte das gerade wirklich? Joeys Herzschlag setzte einen Moment aus. Er sah Seto an, wie er an seinem Schreibtisch saß und vor sich auf den Tisch starrte. Er griff nach ein Paar Zetteln und legte sie nach kurzem zögern weg. Waren das Notizzettel? Das alles hier war so verworren, so eigenartig. Und doch...Joey verstand. Er hörte nicht mehr, was Kaiba sagte. Nur noch das, was er meinte. Das, was die Wahrheit war. „Ich habe in den letzten Tagen nicht an dich gedacht.“ 'Ich habe in den letzten Tagen pausenlos an dich gedacht.' „Ich konnte endlich wieder durchschlafen.“ 'Ich liege Nacht für Nacht wach.' „Ich möchte dich nie wieder sehen, Wheeler.“ 'Ich will, dass du zurück kommst, Joey.' „Ich habe deine Abwesenheit kaum bemerkt.“ 'Ich vermisse dich.' Kaiba hörte auf zu reden und schluckte. Er sah Joey immer noch nicht an. Er atmete einmal hörbar ein und wieder aus. Seine Stimme war leise, aber trotzdem fest. „Ich hasse dich.“ Ein Ruck ging durch Joey Körper und noch bevor Seto reagieren konnte, war Joey bei ihm und küsste ihn. Völlig automatisch hob Kaiba seine Hand und griff in Joeys Haare. Er zog ihn näher an sich und erwiderte den Kuss. Joey ließ sich breitbeinig auf Seto sinken und schlang die Arme um ihn. Er hielt ihn so fest, dass kein Zentimeter Platz zwischen ihnen übrig blieb. Joey war immer noch durchnässt, aber das war ihm gerade völlig egal. Ihr Kuss wurde immer leidenschaftlicher, bis sich ihre Lippen einen Millimeter von einander lösten um Luft zu holen. Joey strich mit seiner Zunge ganz leicht über Seto Unterlippe und biss dann hinein. Setos Griff um Joey Taille wurde fester und Joey griff an seinen Hemdkragen, so dass noch ein Knopf seines Hemdes aufsprang. Joey hielt inne und legte erst einen Moment seine Stirn an Setos, dann schmiegte er sich an seine Wange und kam seinem Ohr ganz nah. Er küsste so sanft er konnte Setos Ohrläppchen, bevor er ihm etwas in sein Ohr flüsterte. Seine Stimme war so sanft und leise, dass Seto es nur hören konnte, weil er so unglaublich nah war. „Ich liebe dich auch.“ ~*~*~*~*~*~ Zwei Wochen später kam Seto wieder kurz nach Mitternacht nach Hause. Er hatte den ganzen Tag im Büro verbracht, wie schon die letzten Tage. Als er in Richtung Arbeitszimmer ging bemerkte er schon die kleinen Ungereimtheiten. Sein makelloser Teppich war hier und da verrutscht. In einer Ecke lagen einige Spielsachen von Mokuba. Er ging in sein Büro, legte seine Aktentasche ab, lockerte seine Krawatte und zog sein Jackett aus. Auf seinem Sofa lagen Schulbücher und Notizzettel in einem wirren Durcheinander. Völlig unbrauchbar zum lernen. Vor dem Sofa lag ein verbeulter Rucksack und ein Schuh. Kaiba ging zu seiner Schlafzimmertür und bevor er den Griff erreichte trat er auf einen weiteren Schuh. Er rollte mit den Augen, als er die Tür öffnete. Und ohne zu zögern ging er mit einem Schmunzeln auf den Lippen hinein. Tag, für Tag, für Tag. ^fin^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)