Treppenaufgang von Memphis ================================================================================ Kapitel 13: Schweifreim ----------------------- Diesmal wird mein Vorwort visueller und mit Audio präsentiert, es ist auch ein kleines Danke an euch. http://www.youtube.com/watch?v=fbpS7xGD-V0 Kapitel wird noch bei Zeiten Beta gelesen. -------------- Ich streckte mich in der Hoffnung, dass davon meine Verspannung etwas nachließ. Half allerdings nichts, immer noch mit Schmerzen im Nacken beugte ich mich wieder über meine Arbeit. Sex mit Marius war zwar toll, aber vielleicht nicht optimal, wenn man am nächsten Tag arbeiten musste. Ich hatte leichten Muskelkater und da ich unbequem auf ihm eingeschlafen war, hatte ich jetzt Rückenschmerzen. Ich war wohl auch nicht mehr der Jüngste. Ich schob mir die Schutzbrille wieder richtig auf die Nase und lötete weiter. Eigentlich konnte ich von Glück reden, dass ich mich heute nicht schon irgendwie mit meinen Arbeitsgeräten verbrutzelt hatte, so fahrig und unkonzentriert, wie ich momentan war. Marius war natürlich nicht mehr dagewesen, als ich aufgestanden bin. Er hatte sich noch Mitten in der Nacht verabschiedet und was davon gemeint, dass ihm sein Sohn die Hölle heiß macht, wenn er nicht mit ihm am Frühstückstisch sitzen würde. Vielleicht hatte er das auch nicht gesagt und ich hatte mir das nur zusammen geträumt. Ich konnte mir immer noch nicht vorstellen, dass er Vater sein soll und schon gar keiner, der sich von seinem Sohn durch die Gegend schicken ließ. Alles an dem Gedanken wirkte völlig falsch. Als ich das nächste Mal aufschaute, stellte ich fest, dass sich der Zeiger der Uhr kaum weiter bewegt hatte. Ich seufzte. Das würde ein langer, harter Arbeitstag werden. Zumindest war es der letzte diese Woche. Ich hatte schon lange nicht mehr das Gefühl gehabt, mir so sehr ein Wochenende verdient zu haben. Und ich hatte mich gestern Nacht entschlossen, dass ich mich heute bei Ellie melden würde, weil ich es einfach unnötig fand wegen so jemand wie Andy das Wochenende nicht mit ihr zu verbringen. Ich müsste da auf viel zu viel verzichten, als das es mir das wert wäre. Ich würde sogar einen Streit mit ihr in Kauf nehmen, aber vermutlich konnte ich auch alles abwenden, wenn ich ihr rundweg recht geben würde. Dass es eine dumme Idee gewesen war mit Andy zu schlafen, dass ich manchmal einfach zu schwanzgesteuert war und generell ein ziemlicher Idiot sein konnte. Einsicht war der erste Schritt zur Besserung? Naja, solange Ellie nicht das Gesprächsthema Zebi auf den Tisch brachte, könnte es eigentlich alles funktionieren. Als mir jemand auf die Schulter klopfte, zuckte ich erschrocken zusammen. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie sich Heinz neben mich gestellt hatte. „Hey, willst du nicht auch langsam Feierabend machen?“, fragte mich mein Kollege mit einem Grinsen und ich blinzelte ihn verwirrt an. „Feierabend?“, fragte ich etwas beschränkt. „Du weißt schon, wenn man aufhört zu arbeiten und so.“, erklärte mir Heinz und ich fühlte mich noch etwas dümmer. Ich schaute kurz auf die Uhr und stellte fest, dass zwei war, wir hatten doch erst um Vier Schluss. „Doch nicht jetzt.“, meinte ich dann. Ich wusste doch, dass es noch nicht so spät war. „Freitag?“, kam zurück und es machte Klick. War ich wirklich so verpeilt, dass ich vergessen hatte, dass wir Freitags immer um zwei Schluss machten? Irgendwie war ich noch bei Donnerstag, zumindest gedanklich. „Au mann, du bist zur Zeit echt nicht auf der Höhe.“ Heinz schüttelte lachend den Kopf und räumte mit mir noch die Arbeitsutensilien auf. Eine tolle Arbeit, die gerne an den Azubis hängen blieb. „Hab gerade viel Stress.“ Nicht das Heinz auch nur im Ansatz verstehen würde, was ich mir die letzet Woche aufgebürdet hatte, aber eine kleine Erklärung war wohl angebracht. „Mit deiner Freundin?“ Er klang eher neugierig, als mitfühlend. Ich legte meinen Lötkolben in das dafür vorgesehene Regal und war mir nicht sicher, was ich antworten sollte. Ich fuhr mir durch die Haare und wusste, dass meine Frisur jetzt furchtbar aussehen musste. „Naja, so in etwa.“, kam es ausweichend von mir. Ich konnte ihm ja schlecht sagen, was wirklich vorgefallen war. Wenn man davon absah, dass ich das auch nicht wollte. „Frauen halt, die machen doch nichts als Ärger.“ Heinz klopfte mir wieder kameradschaftlich auf die Schulter und ich verkniff mir den Kommentar, dass Heinz keine Ahnung von Frauen hatte. Ich war mir nicht mal sicher, ob ihm klar, dass eine Frau mehr war als Brüste und eine Vagina. Aber vielleicht sah ich das als schwuler Kerl auch einfach anders. Ich zuckte als Antwort nur mit den Schultern. Mir war gerade nicht danach, über Frauen herzuziehen. „Na, das wird schon wieder.“ Heinz schien bemerkt zu haben, dass er was dummes gesagt hatte. Ich schaute zu ihm und mühte mir ein Lächeln ab. Ellie und ich hatten uns schon öfter über ein paar Tage hin angeschmollt, es war nichts, dass in irgendeiner weise unsere Freundschaft belasten würde. Wir konnten nur beide manchmal sehr stur sein. Aber ich fühlte mich immer noch von der Sache mit Zebi verunsichert und ich wusste nicht mal wieso. Heinz schloss mit einem lauten Scheppern unseren Geräteschrank und wir waren endlich frei für heute. Die Kollegen waren sonst alle schon weg und ich fischte im Gedanken an Ellie meine Jacke von der Gaderobe. Wie würde ich ihr das mit Andy am besten erklären? Ich kam gar nicht mehr dazu, mir was gutes zu überlegen, da Ellie einfach vor der Türe der Firma stand und mich anlächelte. Nicht ihr überschwängliches Lächeln, mit dem sie mich immer umarmte, sondern ein unsicheres Lächeln, als würde sie erwarten, ich wäre sauer auf sie und nicht andersrum. Ich ging schnellen Schrittes auf sie zu und vergass auch, mich bei Heinz zu verabschieden. Aber der würde das überleben. Wir umarmten uns kurz und trotzdem fühlte ich mich erleichtert, als ich sie an meinem Körper spürte. Es gab mir immer das Gefühl, dass alles gut werden wird, egal was passiert war. „Hey, Michi.“, hörte ich ihre Stimme leise an meinem Ohr. „Hey, Ellie.“, gab ich zurück und ich hoffte, das Gespräch würde so ruhig bleiben. Erst als sie mich los gelassen hatte, stellte ich fest, dass Ellie nicht alleine gekommen war. Neben ihr stand Steve, der mich breit angrinste und mir zur Begrüßung kurz auf die Schulter klopfte. „Was macht ihr denn hier?“, fragte ich schließlich, weil ich doch überrascht war, dass Steve und Ellie hier waren. „Mit dem Hund spazieren gehen.“, erklärte Steve und ich fühlte mich etwas verwirrt. Allerdings verstand ich, was er meinte, als er hinter sich deutete, wo Birdo am Straßenrand stand mit seinem Sabbersack von Hund, der gerade an einen Laternenpfahl pisste. Gott, ich werde mich nie wieder an einen Laternenpfahl lehnen können... Hunde waren einfach nur eklig. „Oh.“, gab ich wenig geistreich zurück. Ich hätte wirklich nicht damit gerechnet, dass Ellie im Schlepptau mit diesen zwei Typen auftauchen würde. Steve war cool, das war irgendwo in Ordnung, wenn man mal davon absah, dass Steve ein Kumpel von Zebi war. Aber warum Birdo auch noch mit dabei war, verstand ich nicht. „Ja, wir dachten, wir holen dich von der Arbeit ab und gehen ins Cafe und da Birdo eh mit Butler rausmusste, hat sich das so ergeben.“, teilte mir Ellie schließlich netterweise mit und ich nickte nur. Mir war eigentlich alles recht. Immerhin war sie hier und das war die Hauptsache. Ich konnte sogar den Hund in Kauf nehmen, der jetzt ein paar Schritte vor mir hertrottete und alle paar Meter stehen blieb, um an einem dummen Laternenpfahl zu schnuppern. Steve und Birdo unterhielten sich miteinander über Pudding? Tatsache, ihr Gesprächsthema war Pudding und sie schienen darüber richtig zu diskutieren. Ellie und ich schwiegen uns im Gegensatz dazu an. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, wie ich anfangen sollte und ich wollte auch nicht unbedingt in Anwesenheit von Steve und Birdo über die ganze Angelegenheit reden. Vielleicht waren ja deswegen die Beiden da, um einem unangenehmen Gespräch vorzubeugen. „Zebi und ich sind nicht mehr zusammen.“, meine Ellie schließlich in einem beiläufigen Ton. Sie hielt dabei ihren Blick nach vorne gerichtet und schaute nicht in meine Richtung. Ich blieb kurz stehen und schaute ihr überrascht nach. Wie, sie waren nicht mehr zusammen?! Ellie drehte sich zu mir um und verzog das Gesicht kurz zu einem unglücklichen Lächeln. Ich mochte dieses Lächeln an ihr nicht allzu gerne. Es sagte: „Dumm gelaufen, aber man kann nichts mehr ändern.“ Aber es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, es täte mir Leid. „Warum?“, fragte ich schließelich und holte zu ihr auf. Sie zuckte mit den Schultern. „Es hat nicht so gepasst, irgendwie und wir waren beide der Meinung, dass es besser is, wenn wir das mit einer Beziehung sein lassen.“, erklärte sie und schaute kurz unsicher zu mir hoch. „Ich mochte ihn eh nicht.“, gab ich lapidar zurück und sie lachte. „Wäre mir jetzt gar nicht aufgefallen...“ Ich grinste sie an und fühlte mich unendlich erleichtert. Ich wusste zwar immer noch nicht, warum sie sich dann nicht bei mir gemeldet hatte, wenn sie sich von diesem Idioten getrennt hatte und ich war mir auch nicht sicher, wie sie darauf reagieren würde, wenn ich ihr von der Sache mit Andy erzählen würde, aber das kam mir gerade sehr trivial vor. „Übrigens hat sich Marius wieder bei mir gemeldet.“, meinte ich mit einem Grinsen. Man musste ja etwas angeben mit seinen Errungenschaften, außerdem war Marius ungefählriches Gebiet über das man ohne Bedenken reden konnte. „Wie haste das angestellt?“, stieg Ellie auch gleich auf das Thema ein. „Keine Ahnung, mit meiner überragenden Persönlichkeit?“ Ich grinste sie dabei an. „Natürlich, deiner Persönlichkeit.“, sie betonte das letzte Wort noch mal extra, um es ins Lächerliche zu ziehen. Das war einer der Punkte, die ich an Ellie so zu schätzen wusste, selbst wenn wir uns mal wegen etwas anschmollten, war es einfach wieder okay, wenn wir uns wieder sahen. Und man konnte ja nicht erwarten, dass man sich über soviele Jahre hin mal nicht in die Haare kriegte. Ich war nur froh, dass es nie wirklich in einen heftigen Streit ausgeartet war, aber das konnte ich mir bei uns auch gar nicht vorstellen. Selbst wenn ich ihr das mit Andy erzählen werde, wird es darauf hinauslaufen, dass wir uns spätestens in einem halben Jahr darüber lustig machen werden. Allerdings wollte ich mit ihr nicht darüber reden, solange Steve und Birdo noch dabei waren und einen schönen Freitagnachmittag hatte ich mir nach dieser Woche auch verdient. „Ey, Birdo meinte gerade, dass er noch fürs Heaven Freikarten hat für heute Abend. Wollt ihr mit?“, wandte sich Steve unvermittelt an uns. Er strahlte uns dabei begeistert an und ich fragte mich, ob im Heaven Metal lief, was ich mir nicht vorstellen konnte. Welche Metalbar würde sich so nennen? Ich schaute kurz zu Birdo, der eher desinteressiert seinen Hund beobachtete, der schon wieder an eine Hauswand pisste. Wie kam Birdo an Freikarten zu einem Club? Das würde doch bedeuten, dass er mit anderen Menschen zu tun hatte. „Woher hast du Karten fürs Heaven?“, fragte Ellie ehrlich überrascht und sprach damit meine Gedanken aus. Birdo schaute auf und sah so aus, als hätte er nicht erwartet, dass ihn jemand ansprechen würde. „Die Freikarten? Oh, die hat mir ein Kumpel gegeben, der unbedingt will, dass ich da mal vorbei komm und ich mein, bevor die verfallen...“ Er zuckte mit den Schultern und beendete seinen Satz nicht. Also hatte Birdo neben Steve wirklich ein soziales Leben. Ich war... erstaunt. „Also kommt ihr mit?“, fragte uns Steve immer noch sehr enthusiastisch und mir fiel kein Grund ein, warum wir absagen sollten. Party war immer gut, fand ich. „Klar, aber nur, wenn ich in der Zwischenzeit mal heim kam, um zu duschen. Ich stinke wie ein Iltis.“ Ich war sowieso etwas unglücklich darüber, dass ich jetzt in den verschwitzen Arbeitsklamotten ins Besito sitzen musste, aber wenn ich darüber gejammert hätte, wäre das ziemlich pinzig rüber gekommen und das wollte ich mir vor Steve und Birdo nicht an tun. „Ich würd da sowieso nicht vor zehn hin, also ist das kein Ding.“, beteiligte sich Birdo sogar mal freiwillig an unserer Unterhaltung. Ich lächelte nur zur Antwort und merkte, dass es auf ihn überhaupt keine Wirkung hatte. War der Typ wirklich schwul? Gut, nicht jeder schwule Kerl musste zwangsläufig auf mich stehen, aber wenigstens eine Reaktion könnte man doch erwarten, oder? Ich hing dem Gedanken noch etwas nach, als wir weiter gingen. Ellie und Steve unterhielten sich gerade über das kommende Konzert von Soulfly und ich erinnerte mich daran, dass sie noch bei mir Schulden hatte. Ich würde sie nachher darauf ansprechen, wenn es darum ging, dass mich jemand zu meinem Milchkaffee einlud. War ein guter Plan, wie ich fand. Ob die wohl noch Karten für das Konzer hatten? Etwas irritiert, von dem absurden Gedanken schüttelte ich den Kopf. Musik war definitiv ein Bereich, bei dem Ellie und ich kein gemeinsames Thema finden würden und es war vielleicht auch das einzige, bei dem ich das irgendwie akzeptieren konnte. Trotzdem stellte ich fest, dass ich kurz einen gewissen Neid empfand, als ich Ellie und Steve sah, wie sie sich miteinander unterhielten. Sie hatte ihr begeistertes Konzert-Glänzen in den Augen und ich wusste, dass Steve es mehr verstand, als ich es je tun würde. Ich schaute zu Birdo, der jetzt neben mir lief, da der Gehweg nicht breit genug war, dass vier Leute nebeneinander laufen konnten und er schaute abwesend vor sich hin. Ob er jemals was von Steve wollte? Ich musste daran denken, wie er mich gewarnt hatte, dass Steve nicht auf Kerle stand und wieder fragte ich mich, ob da nicht einfach mehr dahinter war. „Sag mal, wie lang kennst du Steve eigentlich schon?“ Ich war wirklich neugierig. „Hm?“, er schaute in meine Richtung, als würde er mich erst jetzt wieder bemerken. „Oh, hm, ewig.“, antwortete er schließlich knapp und signalisierte so beleidigendes Desinteresse. „Ewig?“, hakte ich nach, weil ich mehr Informationen haben wollte. „Naja, seit dem Kindergarten. Er hat sich immer hinter mir versteckt, damit ich ihn vor den Kindern beschütze, die er geärgert hat.“ „Hey, lästerst du schon wieder über mich?“, mischte sich Steve plötzlich in das Gespräch ein. „Ich spreche nur Tatsachen aus.“ Beide lachten und man hatte wirklich das Gefühl, als würde man einer vertrauten Einheiten entgegen treten. Ob Ellie und ich nach außen auch so wirkten? „Außerdem hab ich mich nicht hinter dir versteckt.“ Steve klang dabei etwas kindisch, aber eher auf eine lustig Art und Weise. „Natürlich nicht, du hast dich immer nur reinzufällig hinter mir geduckt...“, stichelte Birdo weiter und irgendwie fand ich sie amüsant. Ich versuchte sie mir als Kinder vorzustellen und scheiterte etwas bei Birdo, da ein fünfjähriger mit Bartansatz irgendwie absurd aussah. „Du warst immer stärker als die anderen Jungs und außerdem sind wir Blutsbrüder, da ist doch sowas selbstverständlich.“ „Hey, ich hab auch immer die anderen Jungs für Michi verprügelt, weil sie immer gesagt habe, er ist wie ein Mädchen.“ Danke Ellie. Ich fühlte mich in meiner Männlichkeit gekränkt und das Lachen der Anderen machte es nicht besser. Steve klopte mir auf die Schulter. „Wir haben es nicht leicht mit solchen Freunden.“, meinte er und seufzte schwer. Ich lachte und stimmte ihm zu. „Ihr wärt doch ohne uns gar nichts.“, widersprach ihm Ellie und hakte sich bei Birdo ein, der gerade versuchte seinen Hund daran zu hindern, irgendeinen Müll zu treffen. Bildete ich mir das nur ein, oder hatte Birdo keine allzulange Aufmerksamkeitsspanne, was Unterhaltungen anging oder lag es einfach an dem Hund, der ihn ständig ablenkte? Der Hund starrte mit einem Stück Serviette im Maul zu mir hoch und bellte kurz. Ich zuckte zusammen und wusste, warum ich Hunde mal so gar kein Stück leiden konnte. Scheiß Viecher. Ich verstand gar nicht, wie man sich freiwillig so ein Tier antat... Aber wenn ich mir Birdo so anschaute, irgendwie passte der Hund zu ihm. Was gar nicht so gemein gemeint war, wie es jetzt klang, nur ein bisschen. Im Cafe hatten wir das Glück, dass noch Plätze für uns frei waren. Aber es war allgemein nicht sehr voll, was mich eigentlich irgendwie überraschte. Eigentlich hätte ich erwartet, dass Freitagnachmittag mehr los ist, als Dienstagabend. Aber ich würde mich jetzt sicher nicht über diesen Umstand beklagen. Wir gaben unsere Bestellung bei einem Kellner auf, der definitiv nicht unser Stammkellner war und der weder mit Ellie noch mit mir flirtete. Was eigentlich ganz Schade war, irgendwie war der Typ süß. Vielleicht sollten wir freitags öfter mal hier vorbei kommen. Ich musste Ellie bei Zeiten mal diesen Vorschlag machen. Allerdings sollte ich auch mal in Erwägung ziehen, dass mit den Kerlen etwas ruhen zu lassen. Wenn ich so an die Andy-Sache dachte... Aber es war auch schwer aus alten Mustern rauszukommen und der Kellner sah gut aus. Die anderen am Tisch interessierten sich allerdings kein Stück dafür, was bei Steve nachvollziehbar, bei Birdo nicht. Ich fragte mich, auf was für Kerle der überhaupt stand. Ich wollte mich ja nicht an alten Schwulenklischees bedienen und all sowas, aber ich persönlich kannte keine schwulen Metaller, außer Birdo und ich musste ehrlich sagen, ich kannte viele schwule Kerle aus allen möglichen Sparten und mit allen möglichen Berufen, Börsenmakler, Friseur, Schauspieler, Ingenieuer, Mathematiker... Ich sollte mir nicht soviele Gedanken darüber machen, mit wie vielen Kerlen ich tatsächlich geschlafen hatte. Manchmal erschütterte das selbst mich. Aber ehrlich, ich konnte mir nicht vorstellen, dass Birdo nur mit einen von diesen Kerl Sex haben würde. Nein, eigentlich konnte ich mir bei Birdo generell nicht vorstellen, dass er irgendwas mit Sex am Hut hatte. Und wie er da saß, haarig und mit seinem Bierbauch, während er in seinen schwarzen Kaffee Unmengen an Zucker und Sahne schüttete, neben ihm sein alter, sabberender Hund, da wollte ich nicht mal darüber nachdenken, wie er ohne Klamotten aussah. „Übrigens, Zebi hat schon wieder eine Neue.“, kam es abfällig von Steve und ich schaute überraschte zu ihm. Er hatte sich gerade mit Ellie über das Nine-Inch-Nails-Konzert vom Frühjahr unterhalten und ich hatte ihnen nicht mehr so richtig zu gehört. Aber das neue Thema war etwas, was ich natürlich spannend fand. Ellie zuckte allerdings nur mit den Schultern, als würde sie das nicht sonderlich interessieren. Was bei ihr aber mehr auf gekränkten Stolz hinwies. „Ich mag sie nicht... Sie nervt bei den Proben.“, kam es von Birdo mit einer düsteren Miene, als wäre das das größte Verbrechen, dass man begehen konnte. In seinen Augen konnte das sogar gut möglich sein. „Ach, Zebi hat halt keine Ahnung. Ich war echt schon überrascht, als er mal mit so einem Mädchen wie Ellie angekommen ist.“ Steve lächelte Ellie an. Sie überging das Lächeln und das Kompliment allerdings völlig und nippte lieber an ihrem Milchkaffee. „Aber er hatte es ja ziemlich eilig gehabt.“, meinte ich schließlich, weil ich wirklich überrascht war, dass Zebi so schnell wieder jemand hatte. Also nicht, dass ich in der Position war mich über schnelle Partnerwechsel zu mokieren, aber bei mir waren das ja auch nur Affären. „Jub, Zebi ist kein Kind von Traurigkeit und ich glaub, das Mädel war eh schon länger scharf auf ihn. Und bevor er ohne Freundin da steht, nimmt er halt so eine.“ Steve verzog wieder das Gesicht, anscheinend war das wirklich ein Thema das ihn störte. „Das nervt manchmal so tierisch... Erinnerst du dich noch an die eine, die immer unbedingt mit auf die Bühne wollte und die hatte doch immer dieses rosa Emozeug an. Boah, ich war immer echt davor, die von der Bühne zu schmeißen in der Hoffnung, dass sie sich was bricht.“, kam es ungewohnt aggressiv von Birdo. „Ach, du meinst die Mareike? Die hatte ich schon total verdrängt.“ Steve lachte und Birdo schüttelte nur den Kopf, anscheinend immer noch fassungslos darüber, dass es solche Leute gab. „Einfach nur furchtbar. So gesehen, eigentlich kein Wunder, dass aus euch nichts geworden ist. Du warst einfach nicht nervig genug für ihn.“ Wenn Birdo so etwas sagte, klang es weit weniger gefährlich als bei Steve und alle am Tisch lachten. „Ich fass das einfach mal als Kompliment auf.“, kam es von Ellie mit einem Schmunzeln und sie wirkte wirklich erheitert. „Hey Ellie, Birdo flirtet mit dir.“, wies sie Steve nochmal extra darauf hin und Birdo verdrehte nur die Augen. „Mann, man muss doch nicht immer alles auf Sex reduzieren.“ Und kurz schoss mir der Gedanken in den Kopf, dass Birdo vermutlich der einzige am Tisch war, der so dachte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)