I'm With You von stone0902 (Sasuke x Sakura) ================================================================================ Kapitel 19: Hinatas Frage ------------------------- Die unterirdischen Gänge der Anbuzentrale glichen einem Labyrinth; jeder Außenstehende würde sich glatt hier unten verirren. Aber er nicht. Dafür lebte er hier schon viel zu lange. Das Versteck der Anbu war streng geheim und niemand außer den Anbu wusste, dass es einen solchen Ort versteckt unter dem Dorf Konohagakure gab; so viele Meter unter der Erde verborgen, mit einer enormen Anzahl an Räumen und Ninja, die sich hier unten aufhielten, hier trainierten, hier lebten.   Er ging einen schmalen Korridor entlang, der nur von wenigen Fackeln erleuchtet wurde, und dessen Steinwände seine Schritte widerhallen ließen. Die Hände steckten in langen dunkelgrauen Handschuhen, die weit über die Ellenbogen hinausgingen und deren Armschoner während des Kampfes zusätzlichen Schutz lieferten, und ruhten lässig in den Taschen seiner ebenfalls dunkelgrauen Hose, die um seinen rechten Oberschenkel einen Verband trug. Auf der Brust lag über seiner Uniform ein Brustschoner und auf seinem Rücken hatte er sein Kurzschwert befestigt, die Waffe, mit der er schon viele Kämpfe gewonnen hatte. An ihm klebte das Blut hunderter besiegter Gegner. Die Maske mit dem aufgemalten Bärengesicht verdeckte das emotionslose Gesicht des jungen Mannes. Das Zeichen auf seinem Oberarm markierte seinen Rang als Anbu. Vor zwei Jahren hatte er es erhalten, als er nach Konoha kam, beinahe gleichzeitig mit seinem jetzigen Partner.   Mit gelassenen Schritten ging er weiter, beinahe gemütlich; er hatte es nicht eilig.   Nach einigen Minuten blieb der Maskierte vor einem Raum stehen und zog mühelos die schwere Metalltür beiseite, wonach er anschließend einen gigantisch großen Raum betrat. Hinter sich schloss er wieder die Tür, die den Lärm eindämmte, der hier von statten ging. Dieser übergroße Raum lag versteckt unter dem Dorf in den Tiefen der Erde und wurde von den Anbu als Trainingsraum genutzt. Er war nicht nur mit mehreren Trainingsgeräten ausstaffiert, es befanden sich hier noch dazu sämtliche Ninjawaffen, die man erproben und mit denen man sein Geschick verbessern konnte: Kunai, Shuriken, Makibishi und Schlagringe, um nur einige zu nennen.   Eine Person war anwesend und trainierte gerade am anderen Ende des Raumes in der Mitte eines Kreises, der von sechs drei Meter hohen Stämmen gebildet wurde. In dem Trainingsraum hatte sein Anbukollege seine Maske abgelegt und trainierte statt in der Anburüstung in einem einfachen schwarzen Trainingsanzug, mit einer violettfarbenen Kordel um die Hüfte. Die Unterarme waren einbandagiert und auf seinem Oberarm befand sich das gleiche Zeichen, das auch er trug. Er sah dem schwarzhaarigen Mann eine Weile beim Training zu. Sicher hatte der ihn längst bemerkt.   Der Schwarzhaarige ließ sich von einer für das Training angefertigten Maschine mit Shuriken, die aus den auf ihn deutenden runden Öffnungen, die in den Stämmen eingelassen waren, aus einem Radius von dreihundertsechzig Grad attackieren. Nahezu mühelos wich er ihnen aus. Zur Verteidigung diente ihm ein Bō, ein fast zwei Meter langer hölzerner Kampfstab, mit dem er präzise jeden einzelnen Shuriken abwehrte. In beinahe übermenschlicher Geschwindigkeit, der man kaum noch mit den Augen folgen konnte, drehte er sich immer wieder um sich selbst, hob und senkte den Bō, streckte ihn nach links oder rechts, wehrte dabei Shuriken ab oder wich ihnen aus, indem er sich leicht zur Seite, vor oder zurück neigte.   Dieses Training bereitete gut auf den Nahkampf vor, simulierte gleichzeitig Schläge und Tritte des Feindes, schulte Geschick und – je nachdem, wie lange man sich diesem Training widmete – die Ausdauer. Es gab mehrere, frei wählbare Geschwindigkeitsstufen. Der Schwarzhaarige nutzte anscheinend die höchste Stufe.   Mehrere Minuten lang sah der maskierte Anbu dem Training zu, durchquerte währenddessen den Raum. Der Schwarzhaarige war in dieser Zeit noch nicht einmal langsamer geworden, sondern hielt sein Tempo beständig bei und so wie er seinen Partner kannte musste er schon eine ganze Weile hier unten trainieren.   Letztendlich spuckten die Stämme keine Shuriken mehr. Ihr Vorrat war aufgebraucht. Der Schwarzhaarige stand nun still, mit dem Rücken zu ihm und drehte den Kopf leicht zur Seite, sah über die Schulter zu dem Maskierten, ließ ihn wissen, dass er seine Anwesenheit wahrnahm. Seine Augen konnte er allerdings nicht erkennen.   Er war nicht einmal aus der Puste.   „Was treibt dich hier her?“, fragte der Schwarzhaarige, nicht interessiert, sondern schon beinahe gleichgültig. Aber er kannte seinen Partner und wusste, dass das nun einmal seine Art war. Die meisten Anbu waren nicht sehr gesprächig oder gar aufgeweckt. Ein Anbu war eher zurückhaltend, kalt und zeigte, wenn überhaupt, nie Emotionen. So wie sie beide. So wie sie alle.   „Ich wollte dich besuchen“, ertönte die schlichte Antwort, die Stimme durch die Maske gedämpft. „Mich davon überzeugen, dass du wieder da bist.“ Er war immerhin sein Partner. Es war ungewiss gewesen, ob der Schwarzhaarige sich überhaupt jemals von dem Gift erholen würde und als er die Nachricht von seiner Genesung erfahren hatte, wollte er ihm einen kleinen Besuch abstatten. Nicht ganz ohne Hintergedanken natürlich.   Der Schwarzhaarige drehte sich ihm nun vollends zu. Rote Augen blickten ihn an.   Hinter seiner Maske formte sich ein zufriedenes Grinsen. „Das wurde ja auch Zeit“, sagte er nur.   Sasuke nickte und schloss die Augen. Als er sie erneut öffnete waren sie wieder schwarz. „Allerdings.“ Er verließ den Kreis, nahm sich dabei ein weißes Handtuch, dass zusammengefaltet auf einem der Stämme lag und legte es sich um den Nacken, wischte sich mit dem einen Ende kurz über die Stirn. Dabei war er so gut wie gar nicht verschwitzt.   „Also, was willst du wirklich“, wollte Sasuke emotionslos wissen, als er bei seinem Partner stand. Den Bō stemmte er senkrecht auf den Boden und hielt ihn weiterhin fest.   Der Anbu legte fragend den Kopf schief, antwortete aber nicht.   „Ich kenn dich“, fuhr Sasuke unbeirrt und dennoch gleichgültig fort. „Du musst einen anderen Grund haben, weshalb du hier bist.“   „Hm.“ Lässig lehnte der Maskierte sich gegen die Wand, winkelte ein Bein an und stützte es an der Wand ab, die Arme verschränkte er vor der Brust. „Es gibt da etwas, von dem ich wette, dass es dich interessieren wird“, begann er geheimnisvoll und machte eine Pause, um einen dramatischen Effekt zu erzielen. Sasuke ließ das aber kalt. Er sagte nichts, sah ihn einfach nur an, was bedeutete, dass er ihm zuhörte. Geduldig wartete er, bis er seine Erzählung fortsetzte.   „Es gab einen weiteren Angriff der Kumonins. Du weißt schon, unsere alten Kumpels. Die, die dich ausgeknockt haben.“   Die Antwort, die er darauf erhielt, war ein leichtes, kaum wahrnehmbares Zucken von Sasukes linker Augenbraue. Natürlich erinnerte er sich. Wie könnte er nicht?   „Kakashi ist mit seinen Ge-Nin auf Kuminins gestoßen und sie haben erneut angegriffen. Gegen sie hatte Kakashi allein keine Chance, vor allem, wenn er sich noch schützend vor die Ge-Nin werfen musste, die ihm ein Klotz am Bein waren. Ich meine, selbst dich haben sie erwischt“, er zuckte kurz mit den Schultern, „die sollte man lieber nicht unterschätzen. Das Team hat in der Situation das einzig kluge getan und ist abgehauen. Einen hat es leicht erwischt, aber die Wunden wurden durch Waffen zugeführt. Kein Gift.“   „Wo hat dieser Angriff stattgefunden?“, fragte Sasuke. Seine Augen waren leicht verengt. Keine weiteren Fragen nach dem verletzten Ge-Nin. Sasuke scherte sich nicht um ihn.   „Sie waren auf dem Weg nach Yugagakure. Sie trafen kurz vor dem Land der heißen Quellen auf die Kumonins. Anscheinend will die Hokage nicht, dass du davon erfährst, denn sie schweigen bisher über dieses Ereignis.“ In Gedanken schüttelte er den Kopf. Als ob Sasuke sich um diesen erneuten Angriff scheren würde. Er brauchte keinen Grund mehr um sich auf den Weg zu den Kumonins zu machen, denn den hatte er bereits. „Geheim halten können sie es nicht. Dafür hat das Team zu viel Aufmerksamkeit erregt, als sie ins Dorf zurückkehrten. Ich schätze, es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Hokage dich zu sich rufen wird.“   Sasuke wandte sich ab, in Gedanken versunken.   „Und?“, fragte der Maskierte. Seine Stimme war leiser, drängender. Gieriger. „Was wirst du jetzt tun, Sasuke, jetzt, da du wieder im vollen Besitz deiner Kräfte bist?“ Hinter seiner Maske verzogen sich seine Lippen zu einem mordlustigen Grinsen.    Der Sharinganträger sah ihn kurz an. Gleichgültig. Aber er wusste, dass es hinter dieser Maske des Uchihas anders aussah. Sasuke lechzte förmlich danach jeden einzelnen Kumonin auseinanderzunehmen und sie büßen zu lassen. Er kannte seinen Partner. Schon damals, bei Orochimaru hatte er sich einen Eindruck von Sasukes Persönlichkeit verschaffen können, die so typisch war für Ninja aus Konoha: Er tötete nur, wenn es sein musste, wenn er den Befehl dazu bekam, außer …   Außer, es wurde persönlich. Und das war es in diesem Fall zweifelsohne.   Und dann konnte er gnadenlos sein.   Sasuke schwieg. Eine Antwort war überflüssig, denn sie beide kannten die Antwort auf diese Frage.   * * *   Gut gelaunt ging Naruto durch die Straßen von Konoha. Heute war sein freier Tag, sodass er richtig lange hatte ausschlafen können. Nun wollte er den Tag mit einer leckeren Nudelsuppe beginnen – wie immer natürlich bei Ichiraku. Das Frühstück hatte er glatt verpennt, von daher würde es ein Mittagessen werden. Noch dazu steckte in Narutos Hosentasche ein Gutschein für eine Gratis-Nudelsuppe. Der Tag konnte nicht besser werden!   Fröhlich pfeifend ging er zwischen den Marktständen der Kaufleute hindurch, ließ sich aber weder von dem Obst, noch von dem Gemüse ablenken, welches die Verkäufer versuchten ihm aufzuschwatzen. Außer Ramen und seiner Instant-Nudelsuppe kam für ihn nichts in Frage. Das müssten die doch nach all den Jahren endlich mal wissen.   Am Ende der Straße erkannte er zwei Bekannte: Es handelte sich um Hinata und Kiba, die gerade an einem Stand mit Backwaren standen, von dem ein äußerst leckerer und verführerischer Duft von Kuchen und Keksen ausging. Hinata kaufte sich ein paar Zimtrollen, die die Verkäuferin ihr in einer durchsichtigen Plastiktüte reichte.   Als Naruto plötzlich hinter den beiden auftauchte und sie laut und fröhlich mit den Worten „Na Leute, wie geht’s denn so?“ begrüßte, ließ Hinata vor Schreck die Tüte fallen.   „Hey, Naruto! Alles klar?“, grüßte Kiba und hielt Naruto seine Faust entgegen, gegen die Naruto einmal mit seiner eigenen leicht gegenstieß, während Hinata mit hochrotem Kopf die Tüte aufsammelte und leise „Hi, Naruto-kun“ stammelte.   „Jep, heute ist mein freier Tag!“ Naruto legte ein breites Grinsen auf und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Sein Blick musterte Hinatas Plastiktüte und das Gebäck, das sich darin befand. Da lief einem ja glatt das Wasser im Munde zusammen! „Deine Zimtrollen sehen aber lecker aus, Hinata.“ Naruto leckte sich einmal über die Lippen. „Die würd ich auch gerne mal probieren.“   Kiba brach in schallendes Gelächter aus, während Hinata zur Salzsäule erstarrte und sogar noch röter wurde, als sie ohnehin schon war.   „Was ist denn? Wieso lachst du?“, fragte Naruto verwirrt, der nicht verstand, wieso Kiba so plötzlich lachte. Hatte er etwas Falsches gesagt?   Hinata wandte sich ab, peinlich berührt, wegen Narutos zweideutiger Aussage, die er völlig unbewusst ausgesprochen hatte.   „Haha, vergiss es einfach, Kumpel“, sagte Kiba als er sich beruhigt hatte und klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter. Er tauschte einen kurzen Blick mit Hinata, die Narutos Spruch, im Gegensatz zu ihm, wohl nicht so witzig fand.   Naruto war immer noch leicht verwirrt, beschloss aber das Thema abzuhaken. „Wo habt ihr denn eigentlich Shino gelassen?“, fragte er, da ihm aufgefallen war, dass das dritte Mitglied von Team Acht fehlte.   „Der ist auf Mission“, erwiderte Kiba. „Wir beide haben heute auch frei und deshalb haben wir die Zeit genutzt und sind einkaufen gegangen. Die Kleine hier kann nicht ohne ihre Zimtrollen.“   „Kiba!“, tadelte Hinata ihn leise.   Narutos Blick wurde nun wieder auf die Zimtrollen gelenkt und sein Magen knurrte laut, so laut, dass es auch die anderen vernehmen konnten.   „Ich muss jetzt los, Leute, wollte gerade zum Mittagessen gehen“, erklärte Naruto und klopfte sich zweimal leicht gegen seinen Magen. „Mein Bauch knurrt schon ganz ungeduldig. Wir sehen uns bestimmt nächste Woche auf dem Kirschblütenfest.“   Neben ihm machte Hinata ein komisches Geräusch, eine Mischung aus einem Keuchen und einem Seufzen. Naruto sah sie fragend an, aber sie wich seinem Blick aus.   Naruto hob eine Hand zum Abschied und brach mit dem Abschiedsgruß „Cheerio!“ wieder auf. Hinata starrte ihm hinterher, mit einem sehnsüchtigen, fast verzweifelten Blick. Kiba stieß sie an und raunte ungeduldig: „Na los!“   Panisch schüttelte sie den Kopf und die langen Strähnen ihres blauen Haares schwangen umher.   „Los, Hinata, trau dich!“, forderte Kiba, der sie kurzerhand in Narutos Richtung schubste.   „Kiba, ich kann ni–“   „Naruto!“, rief Kiba und brachte den Blondschopf, der bereits einige Meter von ihnen entfernt war, somit zum Stehenbleiben. Naruto drehte sich zu ihnen um. „Hinata will dich etwas fragen!“   Als die Blauhaarige sah, wie Naruto zu ihr zurückkam, wollte sie am liebsten im Erdboden versinken. Wie konnte Kiba ihr das nur antun? Er wusste doch genau, dass sie sich nicht überwinden konnte ihn zu fragen. Sie traute sich noch nicht einmal sich normal mit ihm zu unterhalten! Wie um alles in der Welt sollte sie den Mut aufbringen ihn nach einer Verabredung zu fragen? Noch dazu machte Kiba sich jetzt einfach so aus dem Staub und ließ sie in dieser Situation, die sie hoffnungslos überforderte, allein zurück.   Naruto stand nun vor Hinata, sah sie erwartungsvoll an. „Ja? Was willst du mich denn fragen, Hinata?“   Hinata starrte auf den Boden und hielt die Träger ihrer Tüte in ihren Händen fest umklammert. Naruto war ihr so nah und dann war er auch noch so nett zu ihr. Er verdrehte ihr total den Kopf!   „Ehm … ich …“, begann sie nervös. Ihr Gesicht glich einer Tomate. Sie spürte die Hitze, die in ihre Wangen schoss. Ihr war so heiß. Sie konnte kaum atmen. „Ich … ehm …“   Geduldig wartete Naruto. Er kannte Hinatas seltsames Verhalten schon, welches ihm allerdings nach all den Jahren immer noch ein Rätsel war.   Hinata holte einmal tief Luft und sammelte all den Mut, den sie aufbringen konnte. „Ich wollte dich fragen … N-Naruto-kun … o-ob du vielleicht … ehm“ Sie warf einen scheuen Blick zu ihm. Er sah sie immer noch geduldig an und sein Blick war eindeutig interessiert. Wenn diese blauen Augen sie nur nicht so aus dem Konzept bringen würden … Hinata hatte sich tagelang – ach Quatsch: jahrelang! – gewünscht mit Naruto zum Kirschblütenfest zu gehen. Das war nun die Gelegenheit.   Wenn nicht jetzt, dann nie!   „… o-ob du vielleicht mit m-mir zum Kirschblütenfest gehen möchtest?“ Ihre Stimme war zum Ende hin immer leiser und zu einem undeutlichen, verlegenen Murmeln geworden.   So. Jetzt war es raus. Sie hatte es gesagt und sie konnte es nicht mehr ungeschehen machen. Doch nun fürchtete sie sich vor seiner Antwort. Naruto würde sicher ablehnen. Ganz sicher. Etwas anderes war gar nicht möglich.   Oder doch?   Hinata wagte noch einen kurzen schüchternen Blick zu Naruto. Er sah sie zuerst leicht verdutzt an, doch dann verzogen sich seine Lippen zu einem breiten Grinsen; das Fuchsgrinsen, das sie so liebte.   „Klar“, sagte Naruto freundlich. „Ich würde gerne mit dir gehen.“   Auf Hinatas Gesicht breitete sich ein überglückliches Lächeln aus. Ihr Herz schlug so schnell und heftig, dass sie es ganz deutlich gegen ihre Brust hämmern fühlen konnte. Ihr war ganz schwindelig. Sie war so glücklich und doch brachte sie kein Wort heraus, konnte ihm nicht einmal sagen, wie sehr sie sich freute. Ganz verlegen brach sie den Blickkontakt und starrte auf die Tüte, an dessen Trägern ihre Finger nervös herumfummelten.   Naruto wunderte sich schon, wieso Kiba, der ja sonst andauernd seinen Senf dazu geben musste, auf einmal so ruhig war. Als er sich umsah musste er feststellen, dass der gar nicht mehr anwesend war. Vom Inuzuka war weit und breit keine Spur.   „Wo ist denn Kiba?“, wollte Naruto leicht verdutzt wissen.   „G-gegangen.“   Naruto legte den Kopf leicht schief und musterte die Blauhaarige eine Weile. Dann fragte er: „Ich wollte gerade eine Nudelsuppe essen gehen“, und deutete mit dem Daumen hinter sich, wo sich irgendwo noch weit entfernt der Ichiraku-Ramen-Imbissstand befand. „Möchtest du mitkommen?“   Hinata hob den Kopf. Ihre hellen Augen weiteten sich leicht, überrascht, über diese spontane Einladung. Naruto wollte mit ihr Essen gehen? Das war ja schon fast zu schön um wahr zu sein.   Zaghaft nickte sie.   Naruto grinste und steckte beide Hände in seine Jackentasche. Gemeinsam gingen sie den Weg durch die Straßen von Konoha, auf dem Weg zum gemeinsamen Mittagessen.   „Sag mal Hinata“, begann Naruto nach einer Weile. Er schielte aus den Augenwinkeln zu der blauhaarigen Frau an seiner Seite. „Würdest du mir eine Zimtrolle abgeben?“   Hinata nickte lächelnd. Natürlich würde sie das. Ihm konnte sie doch nichts abschlagen.   * * *   „Wie soll es mit den Kumonins weitergehen, Tsunade?“, fragte Shizune, die vor dem Schreibtisch stand, an dem das Dorfoberhaupt saß. „Zwei Angriffe können wir nicht mehr ignorieren. Und Sasuke wird bald davon erfahren; das halbe Dorf spricht davon! Wenn er davon erfährt, wird ihn das nur noch mehr anspornen sie aufzusuchen. Vor allem jetzt, da er geheilt ist und sein Sharingan benutzen kann.“   „Glaubst du etwa, ich wüsste das nicht?“, fragte Tsunade barsch. Sie hatte die Ellenbogen auf den Tisch gestützt und die Hände vor dem Gesicht gefaltet. Mit strengem Blick sah sie ihre Assistentin an, die sich allerdings dadurch nicht beirren ließ. „Glaubst du, ich würde diesen Bengel nicht kennen?“ Wütend knallte Tsunade die Handflächen auf den Tisch und stand auf. Sie stellte sich, die Arme vor der üppigen Brust verschränkt, vor das große Fenster, welches ihr einen Überblick über Konohagakure bot. Die Nacht war schon vor Stunden hereingebrochen und tauchte das Dorf in Dunkelheit. Die vielen Lichter der Häuser und Laternen zeugten davon, dass das Dorf noch längst nicht schlief. Gereizt tippte das Dorfoberhaupt mit dem rechten Zeigefinger in einem regelmäßigen Takt auf den Oberarm, auf dem die Hand ruhte und biss die Zähne zusammen.   „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Sasuke sich auf die Suche nach ihnen machen wird und es wird ihm gleich sein, wenn er dabei meinen Befehl ignoriert.“ Tsunade schnaubte. Der Bengel zollte ihr immer noch nicht den angemessenen Respekt, den sie verdiente. Auch wenn er gehorsam war, seinen Hitzkopf hatte er behalten. „Wir müssen etwas unternehmen“, entschied Tsunade schließlich. „Es wird auf einen Kampf hinauslaufen, denn Konoha wird diese ungerechtfertigten und dreisten Angriffe nicht tolerieren. Da können wir auch gleich Sasuke schicken.“   „Das ist wohl wahr“, stimmte Shizune ihr zu.   Die Hokage drehte sich zu ihr herum, ging einige Schritte auf den Schreibtisch zu. Sie war wieder ruhiger, aber ihr Zeigefinger hielt immer noch nicht still.   „Nun gut. Wir stellen ein Team zusammen, bestehend aus Noriaki und Yūya“, gebrauchte Tsunade die beiden Decknamen der beiden Anbu, die sie zur Geheimhaltung ihrer Identität erhalten hatten. „Schick am besten Naruto mit. Er wird Sasuke im Auge behalten.“   Shizune nickte zustimmend. Naruto würde darauf achten, dass Sasuke nicht unüberlegt handelte und ihm helfen einen kühlen Kopf zu bewahren. Außerdem gehörte Naruto zu den stärksten Shinobi ihres Dorfes. Seine Unterstützung würden sie gut gebrauchen können.   „Der vierte Mann im Team ist Sai“, fuhr Tsunade fort. Sie löste ihre verschränkten Arme auf und legte ihre rechte Hand nun auf den Schreibtisch. Ihr Zeigefinger tippte nun stetig auf die Tischplatte. Tsunade erklärte ihre Entscheidung: „Er hat Sasuke nur einmal gesehen und kennt ihn von allen Ninja aus Konohagakure am wenigsten. Ich denke nicht, dass ihm etwas auffallen sollte. Und wenn, er war selbst bei den Ne. Sai versteht es Geheimnisse zu bewahren.“   Tsunade besah sich noch einmal die Zusammenstellung: Das Team eignete sich gut für diese Mission. Noriaki, oder besser gesagt Sasuke, und Yūya hatten beide schon gegen die Kumonins gekämpft; sie waren mit deren Techniken und Vorgehensweisen also vertraut und würden die anderen beiden Teammitglieder unterweisen. Sai wählte sie, weil das einfach der sichere Weg war, denn bei jedem anderen bestand die Gefahr, dass der- oder diejenige Sasuke erkannte. Würde sie Kiba mitschicken würde der wohl sofort Sasukes Geruch erkennen. Zwar hatte sie auch schon mal Sakura mit ihrem ehemaligen Teammitglied auf eine Mission geschickt – und sie gehörte wohl zu den ersten, die Sasuke erkennen würden – und doch hatte sie ihn nicht erkannt, da sie nur auf einer Erkundungsmission in Orochimarus altem Versteck gewesen waren. Es war zu keinem Kampf gekommen und so hatte sie auch nicht seine Jutsus gesehen, die ihn mit aller Wahrscheinlichkeit verraten hätten. Sasuke hatte wohl auch kein einziges Wort verloren, denn ansonsten hätte sie ihn mit hundert Prozent sofort an seiner Stimme erkannt. Aber so, unter seinem Kapuzenmantel und mit der Maske, hätte es sich bei dem Anbu um jeden handeln können.   Und Naruto … Naruto schickte sie mit, damit er erstens, wie schon bereits erwähnt ein Auge auf den Sharinganträger warf und er wohl der einzige wäre, der ihn vielleicht aufhalten könnte, sollte Sasuke beabsichtigen eine Dummheit zu begehen, zweitens war er über Sasukes Identität aufgeklärt, was eine Zusammenarbeit erleichterte und drittens würde Naruto ihr das wohl nie verzeihen, wenn sie diese Gelegenheit nicht nutzte und ihn mit auf diese Mission schickte. Er würde ihr vermutlich tagelang beleidigt in den Ohren liegen und sich beschweren, dass er nicht mit seinem ehemaligen Teamkameraden diesen Auftrag erledigen durfte. Tsunade wusste, wie sehr Naruto sich darüber freute, dass Sasuke wieder in Konoha war.   Es war beschlossene Sache. Das Team stand fest.   „Das Team soll sich morgen bei mir einfinden“, lautete Tsunades Befehl. „Ich will diese Angelegenheit so schnell wie möglich vom Tisch haben. Jetzt aber …“ Tsunade seufzte und warf einen Blick auf die Uhr, die an der Wand hing. Es war kurz vor Mitternacht.   „Jetzt aber haben wir erst einmal Feierabend.“ tbc...   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)