I'm With You von stone0902 (Sasuke x Sakura) ================================================================================ Kapitel 21: Das Kirschblütenfest -------------------------------- Die Innenstadt von Konoha war prall gefüllt mit Männern und Frauen, Familien mit aufgeregten Kindern, sich amüsierenden Teenagern und verliebten Paaren, die den Zauber der Kirschblüten feierten. Die zahlreichen Kirschbäume im Land des Feuers trugen rosa Blütenblätter, die den langersehnten Frühling einläuteten, und die Bewohner des Dorfes, das versteckt hinter den Blättern lag, erfreuten sich an der warmen Sonne und den immer länger werdenden Tagen. Das Vergnügen kam an diesem Tag natürlich auch nicht zu kurz. Die aufgestellten Buden in den Straßen und Gassen boten entweder Speis und Trank oder aber Spiel und Spaß für Jung und Alt. In der Luft hing der leckere Duft von gegrilltem Fleisch, frittiertem Gemüse und süßen Teigwaren. Die Kinder hatten ihren Spaß beim Goldfischfangen oder Ringwerfen. Zur Feier des Tages wurden festliche Kimonos und Yukatas getragen und vor allem die Frauen genossen es sich hübsch zurechtzumachen und dem tristen Alltag mal zu entfliehen. Das Highlight des Tages würde zu Beginn der Nacht das Feuerwerk sein. Viele Kinder freuten sich schon darauf und sie bekamen ausnahmsweise von ihren Eltern die Erlaubnis, zu diesem besonderen Ereignis auch mal länger aufbleiben zu dürfen.   Auf dem runden Holztisch standen vier Gläser sowie ein Kübel voll mit Eiswürfeln, in dem eine Flasche mit teurem Kirschschnaps steckte. Sakura verspürte zwar noch nicht die Absicht sich so früh am Abend volllaufen zu lassen, aber versprochen war versprochen: sie würde an ihrem Geburtstag einen ausgeben! Und so füllte sie die Gläser und die vier Frauen erhoben ihre Getränke in die Luft.   „Auf Sakura!“, flötete Ino mit einem breiten Lächeln, während Tsunade nur „Prost!“ sagte und kurzerhand ihren Schnaps in einem Zug hinunterkippte. Auch Shizune war mit von der Partie. Zu viert saßen sie unter einem großen dunkelblauen Sonnenschirm und stoßen auf Sakuras zwanzigsten Geburtstag an, der dieses Jahr passenderweise auf den Tag fiel, an dem sie in Konoha das traditionelle Kirschblütenfest feierten. Da die Hokage höchstpersönlich dieser kleinen privaten Damenrunde angehörte, befanden sie sich im hinteren abgesperrten Teil eines größeren Getränke- und Spirituosenstandes, der von einigen kleineren Kirschbäumen verdeckt wurde, sodass sie von den neugierigen Blicken der Besucher ein wenig geschützt wurden. Sie hingegen hatten einen guten Blick auf die Straße und das Treiben auf dem großen Marktplatz. Diese bequemen Sitzgelegenheiten waren auf solchen Festen immer schnell besetzt, doch als der Standinhaber einen Blick auf das Dorfoberhaupt geworfen hatte, hatte er ihnen sofort einen Tisch freigemacht. Hier saßen sie nun und feierten.   Inos Finger fummelten nervös an ihrem Glas herum, in dem einige Eiswürfel klirrten, und sie warf immer wieder einen schüchternen Blick zu Tsunade, die ihr gegenüber saß. „Ich muss mich erst noch an den Gedanken gewöhnen, dass ich gerade mit der Hokage einen trinke.“   „Ach“, entgegnete Tsunade unbeeindruckt, die bereits wieder den Kirschschnaps in der Hand hielt, um nachzuschenken. „Ich arbeite so hart, da darf ich mir auch mal einen gönnen.“ Über den Tisch warfen sich Sakura und Shizune einen Blick zu. Einen gönnen? Trank Tsunade nicht sogar während ihres Dienstes bereits genug? Die Godaime führte das Glas an ihre orange geschminkten Lippen, die sich gut mit ihrem fuchsienfarbenen Kimono ergänzten, und sagte: „Heute bin ich nicht im Dienst und kann tun und lassen, was ich will.“   „Oje“, seufzte Shizune, worauf sie sich einen strengen Blick ihrer Meisterin einfing. „Ähm, schaut ihr euch heute auch das Feuerwerk an?“, fragte sie nervös, um das Thema zu wechseln.   Begeistert faltete Ino ihre Hände vor der Brust und seufzte. „Jaah. Sai und ich schauen es uns nachher gemeinsam an.“ Die hübsche Blondine schloss die Augen und malte sich in Gedanken die romantische Szene aus, wie sie Arm in Arm mit ihrem Märchenprinzen romantisch in den Himmel schaute, und sie gemeinsam das bunte Spektakel bestaunten. Als sie ihre hellblauen Augen wieder öffnete bemerkte sie erst die Blicke der anderen drei Frauen am Tisch. Drei Single-Frauen …   Verlegen wank sie ab. „Entschuldigt bitte, ich wollte nicht unhöflich sein.“ Sie lachte nervös und hoffte nicht in ein Fettnäpfchen getreten zu sein, indem sie mit ihrer Beziehung angab, während die anderen drei nicht mitreden konnten.   „Schon gut“, entgegnete Tsunade gelassen. Sie stemmte ihren Ellenbogen auf den Tisch, wobei ihr der Ärmel ihres Kimonos herunterrutschte, und stützte ihr Kinn auf der Handfläche ab. „Für Männer habe ich eh keine Zeit.“   Shizune neben ihr tat es ihr gleich, stützte ebenfalls ihr Gesicht in ihren Händen ab, und schaute mit einem sehnsüchtigen Seufzer auf die treibende Menschenmenge auf der Straße.   Sakura hingegen beugte sich neugierig zu ihrer besten Freundin vor. „Du hast mir immer noch nicht verraten, wie es dazu gekommen ist. Naruto hat mir nur erzählt, dass Kiba–“   „Ja, ja“, unterbrach Ino sie und ihre Augenbrauen zogen sich verärgert zusammen. „Kiba, die alte Tratschtante! Nirgendwo kann man alleine sein. Ich sage dir, sobald ich ihn erwische kann er sich auf was gefasst machen! Jeder redet jetzt darüber. Das ist total peinlich!“ Um ihren Gemütszustand zu untermalen griff sie beherzt nach der Schnapsflasche. Sakura musterte skeptisch, wie Ino allen einschenkte, doch außer ihr und Tsunade trank niemand. Sie hielt ihr volles Glas nur in ihren Händen und würde es sich für später aufheben.   „Naja“, begann Ino langsam zu erzählen. „Sai war ja schon immer irgendwie süß.“ Unschuldig zuckte sie mit den Schultern. „Andererseits war er auch immer irgendwie komisch.“ Alle drei Frauen am Tisch nickten bestätigend. „Ich will auch gar nicht zu sehr ins Detail gehen. Aber eines Tages stand er bei mir im Blumenladen und er wollte mir eins seiner neuen Werke zeigen.“ Sie machte eine dramatische Pause und sah ihnen der Reihe nach in die Augen. „Er hatte mich gemalt und … es war wunderschön. Ich meine, ohne überheblich zu wirken, ich weiß, dass ich gut aussehe, aber ihr hättet es sehen sollen! Kaum zu glauben, dass er mich so sieht.“ Ein verliebtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen bei der Erinnerung daran. „Dann fragte er mich, ob ich mit ihm ausgehen würde.“   „Das Bild würde ich gerne mal sehen“, meinte Sakura, die versuchte es sich bildlich vorzustellen. Sie kannte Sais Zeichnungen. Der ehemalige ANBU war ein begnadeter Künstler und auch wenn er in der sozialen Interaktion einige Defizite aufzuweisen hatte so könnte er sich bildlich wunderbar ausdrücken.   „Wenn du das nächste Mal bei mir bist, zeige ich es dir“, versprach Ino.   „Ich erinnere mich noch gut daran, wie Sai war, als er Mitglied von Team Sieben wurde“, begann Sakura mit einem Schmunzeln, als sie an die Jahre zurückdachte, die sie Sai bereits kannte. „Er war ein unsensibler Idiot, hat nur Unruhe im Team gestiftet und konnte mit Emotionen nichts anfangen.“ Sie machte eine kurze Pause. „Inzwischen gehört er zu meinen besten Freunden.“   „Menschen ändern sich“, sinnierte Tsunade, dessen braune Augen nun auf der Rosahaarigen lagen. Sakura musste den Augenkontakt brechen, da sie das Gefühl bekam, als wolle ihre Meisterin ihr irgendetwas mitteilen; als spräche sie nicht von Sai.   Ino beugte sich zu Sakura rüber und tätschelte ihr freundschaftlich die Schulter. „Du wirst auch schon noch den Richtigen finden, Breitstirn“, scherzte sie mit einem frechen Augenzwinkern, so, wie sie es schon früher in ihrer Kindheit getan hatte. Damals mochten diese Neckereien noch dazu dienen den anderen zu verletzen, doch zwischen Sakura und Ino herrschte mittlerweile so ein dickes und unzertrennliches Band der Freundschaft, dass es schon mehr brauchte, als ein paar Sticheleien. Außerdem gehörten diese Spitznamen und liebevollen Beleidigungen zu ihrer Freundschaft nun einmal einfach dazu.   „Das hat sie doch schon“, murmelte Tsunade in ihr Glas, ehe sie einen weiteren Schluck nahm. Leicht erschrocken sah Sakura auf und begegnete sofort den neugierigen Blicken von Ino und Shizune.   „Hab ich was verpasst?“, fragte Ino verwirrt.   „Von wem spricht sie?“, fragte nun auch Shizune interessiert. Langsam beugte sich die Schwarzhaarige über den Tisch in Sakuras Richtung. „Hast du etwa einen Freund?“   Augenblick lief sie rot an, wie eine Tomate. Natürlich wusste sie, von wem die Hokage sprach. Aber man konnte weder behaupten, dass sie und Sasuke ein Paar waren, noch, dass er ihre Gefühle erwiderte. „Aber wir haben uns geküsst!“, rief ihre innere Stimme aufgeregt. „Ge-küsst!“ Bei der Erinnerung daran begannen die Schmetterlinge in ihrem Bauch zu flattern und ein Chaos zu veranstalten.   Peinlich berührt hob Sakura beide Hände. „Tsunade ist betrunken. Sie redet Schwachsinn“, versuchte sie sich herauszureden. Ino und Shizune ließen sich von dieser schlechten Notlüge allerdings nicht abspeisen. Die rosahaarige Kunoichi versuchte verzweifelt sich irgendwie aus dieser Situation zu retten, doch alles woran sie denken konnte, war nun Sasuke, den sie seit diesem Ereignis nur noch zweimal gesehen hatte: einmal an dem Tag, als er zu seiner Mission aufgebrochen war und das zweite mal, als er von eben dieser wieder zurückkehrte. Beide Treffen waren am Dorfeingang kurz und distanziert abgelaufen, was aber nicht ungewöhnlich war, da sie sich in der Öffentlichkeit befanden und er als ANBU vorsichtig und zurückhaltend sein musste. Seitdem zermarterte sie sich das Gehirn. Was dachte er über diesen Kuss? Bereute er es bereits? Oder plagte er sich mit der gleichen herzzerreißenden Sehnsucht, die auch sie quälte?   Vielleicht würde sie es heute erfahren. Denn er hatte ihr bei seiner Ankunft in Konoha versprochen, dass er sie heute treffen würde. Beim Feuerwerk. Ihre innere Stimme jubelte geradezu!   Ob er wusste, dass heute ihr Geburtstag war?   Ganz bestimmt. Immerhin waren sie lange in einem Team gewesen. Sakura kannte schließlich auch seinen sowie Narutos Geburtstag. Sogar den von Sensei Kakashi. Aber selbst wenn nicht … Ihr reichte es schon, wenn sie den Abend gemeinsam verbrachten und sich das Feuerwerk zusammen außerhalb von Konoha anschauten.   Ihr Blick fiel auf ein verliebtes Pärchen, das an ihnen vorbei ging. Die junge Frau hatte sich bei dem Mann eingehakt und sie beide lachten laut und wirkten sehr vertraut miteinander. Wie gern wäre sie mit Sasuke auf dieses Fest gegangen? Schon als Kind hatte Sakura sich immer ausgemalt, wie sie Hand in Hand durch die Straßen gingen und die anderen Mädchen ihr neidische Blicke zuwarfen. Leider konnte sich dieser Wunsch nicht erfüllen, denn nach wie vor wusste außer ihr und einigen wenigen anderen niemand, dass er sich wieder in Konoha aufhielt. Er galt weiterhin als Nuke-Nin. Eine gemeinsame Zukunft schien in ihrer Vorstellung ungewiss und verschwommen.   „Seht ihr diesen Blick? Sie denkt gerade an ihn.“ Inos Stimme riss sie aus ihren Gedanken, in die sie unwillkürlich abgeschweift war. Als sie erschrocken den Kopf zur Seite wandte, war das ihrer Freundin näher als erwartet, und ihre Nasenspitzen berührten sich. Erschrocken – und auch ertappt – wich sie zurück.   Sakura sah von Ino zu Shizune und letztendlich zu Tsunade. Alle drei sahen sie neugierig an. „Das ist privat“, japste Sakura leise.   Ino schnaubte. „Privat? Nix da! Erzähl uns alles! Wir sind neugierig. Du enttäuscht mich, Sakura. Männer sind doch unser Lieblingsthema.“   Diese Aussage verärgerte Sakura ein wenig. „Wir sind aber nicht mehr zwölf“, murmelte sie. Daraufhin erntete sie ein genervtes Augenrollen von Ino.   Letztendlich war es Tsunade, die Sakura rettete. „Na schaut mal, wenn wir da haben.“   Alle Köpfe drehten sich nun in Richtung Straße und sie sahen gerade noch die zwei Personen an den Kirschbäumen vorbeigehen, die zu den abgesperrten Tischen grenzten, und die neugierigen Blicke keineswegs bemerkten.   „Ich habe mich schon gewundert, weshalb er nicht auch hier ist“, sagte Shizune. Sakura runzelte die Stirn. Sie hatte gar nicht daran gedacht, Naruto ebenfalls einzuladen, da sie den Abend mit ihren Freundinnen verbringen wollte. Eine reine Mädelsrunde eben. Andererseits, jetzt wo sie darüber nachdachte war es auch ungewöhnlich für den blonden Chaosninja, dass er sie an ihrem Geburtstag gar nicht besuchen wollte. Die Jahre zuvor hatte er sonst immer einen riesen Aufstand gemacht, dass er sie auf eine Geburtstagsnudelsuppe einladen wollte.   Nun kannte sie den Grund.   Naruto ging, in einen safrangelben Yukata gekleidet, die Hände lässig hinter dem blonden Haarschopf verschränkt, gemeinsam mit Hinata die von Buden gerahmte Straße entlang, gemeinsam über das Kirschblütenfest. Die Erbin des Hyuuga-Clans trug einen wunderschönen eisblauen Kimono und ihr langes blaues Haar war kunstvoll hochgesteckt. Sakura musterte das Paar, ehe es aus ihrem Blickfeld verschwand.   „Das haut mich um“, meinte Ino, die einen fragenden Blick zu Sakura warf. Diese zog eine Augenbraue hoch. Hinata hatte auch überhaupt nicht verängstigt und schüchtern gewirkt wie sonst. Nein, ihr Gesicht war total entspannt und … einfach gesagt: sie wirkte glücklich.   „Ich wusste gar nicht, dass Naruto ein Date hat“, sprach Sakura offen ihre Gedanken aus. Sie verspürte einen Hauch Enttäuschung darüber, dass ihr bester Freund ihr nichts davon erzählt hatte. Vermutlich empfand sie nun ebenso wie Ino noch vor einem Moment.   „Meinst du denn, dass es ein Date ist?“, fragte Ino stattdessen. „So wie ich Naruto kenne hat er immer noch nicht geschnallt, dass Hinata auf ihn steht. Dabei ist es doch so offensichtlich.“   „Hm, wer weiß“, meinte Sakura nachdenklich. Sie beschloss ihren besten Freund auszufragen, wenn sie ihn das nächste Mal sah. Neugierig war sie ja schon ein wenig … Aber natürlich gönnte sie es ihm, wenn er auch sein Glück in der Liebe fand.   „Nun, Naruto ist ja nicht der einzige, der manchmal schwer von Begriff ist und das Offensichtliche nicht sieht“, meinte Tsunade geheimnisvoll, während sie nach der nun inzwischen halbleeren Flasche griff. „Wer will noch einen?“   Fragend blickte Sakura ihre Meisterin an, da sie ihre Aussage nicht ganz verstand. Als sie die beiden anderen Anwesenden musterte, bemerkte sie, dass die allerdings alles andere als fragend zurückschauten. Eher wissend.   Dann zuckte die Kunoichi mit den Schultern. „Ich nehm noch einen“, antwortete sie und hielt Tsunade ihr Glas entgegen. „Bevor nichts mehr da ist.“   Zwei Stunden und eine weitere Flasche Kirschschnaps später, die Tsunade zum größtenteils alleine leerte, verabschiedeten sich die vier weiblichen Ninja voneinander und verteilten sich in unterschiedliche Himmelsrichtungen. Die Nacht brach schleichend über das Dorf herein und auf den Straßen wurden nach und nach die bunten Papierlampions angezündet. Immer weniger Kinder und immer mehr Erwachsene tummelten sich auf den Straßen und Plätzen. Die Musik wurde lauter, das Verhalten ungehemmter.   Mit klopfendem Herzen ging Sakura durch die belebte Straße in Richtung des Ausgangs des Dorfes. Nervös zupfte sie an ihrem bordeauxroten Kimono herum. Langsam aber sicher nahm die Aufregung in ihr überhand. Sie war noch nicht mal am vereinbarten Platz und doch wurden jetzt schon ihr Mund trocken und ihre Hände schwitzig, allein bei dem Gedanken daran, dass sie Sasuke gleich wiedersehen würde. Nur sie beide ganz allein. An ihrem Geburtstag. Somit erfüllte sich ein Traum ihres zwölfjährigen Ichs.   Eine leichte Röte breitete sich auf ihren Wangen aus. Ob sie sich wieder küssen würden? Bei der Vorstellung machte ihr Magen einen kleinen Salto und sie seufzte entzückt. Völlig von ihren Tagträumen beeinflusst, merkte sie gar nicht, dass sie beinahe in jemanden hineingelaufen wäre.   „Hey!“   Ein fiependes Hundebellen holte sie ins Hier und Jetzt zurück. Als sie verdutzt aufschaute sah sie in ein paar schwarze Augen, umrahmt von weißem Fell.   „Beinahe hättest du uns umgerannt!“   Vor ihr stand Kiba, in einem anthrazitfarbenen Kimono mit hochgekrempelten Ärmeln und einem breiten Grinsen. Sein braunes Haar war etwas länger geworden in den letzten Jahren, doch ihr Blick lag auf seinem Scheitel, auf dem ein kleiner Welpe lag. Erneut gab er ein hohes Bellen von sich, dass jedes Herz erwärmte.   „Entschuldige“, sagte Sakura, die nur Augen für den Hund hatte. Er war ganz klein und niedlich und sie überkam sofort das Gefühl ihn streicheln zu wollen. Ein wenig sah er aus wie Akamaru, Kibas Hund, den er schon als Ge-Nin immer bei sich hatte. Jetzt wo sie an Akamaru dachte sah sie sich um, erkannte den großen Hund aber nirgendwo.   Kiba grinste immer noch und zeigte dabei seine spitzen Zähne. Freundschaftlich boxte er ihr leicht gegen den Oberarm. „Ich verzeihe dir, weil ich weiß, dass du heute Geburtstag hast.“ Ein wenig unsicher fragte er schnell: „Hast du doch, oder irre ich mich?“   „Du irrst dich nicht.“   Kiba grinste wieder, wobei er sie ein wenig an Naruto erinnerte. Die beiden waren sich in ihrem Charakter sehr ähnlich. Beide waren immer gut gelaunt und im Kampf waren sie alles andere als zurückhaltend. Der Welpe gab noch ein Fiepen von sich, als würde er die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen.   „Wie heißt denn der Kleine?“ Sakura streckte eine Hand aus und begann vorsichtig den Kopf des niedlichen Welpen zu streicheln, woraufhin er anfing aufgeregt mit dem Schwanz zu wedeln.   Kibas Augen wanderten nach oben, als könne er so den Hund auf seinem Kopf sehen. „Das ist Senpū. Akamarus Sohn.“   Sakura lächelte, als Senpū anfing mit den kleinen Zähnchen spielerisch nach ihren Fingern zu schnappen. „Ein kleiner Wirbelwind, also.“   Kiba nickte, doch der Welpe saß weiterhin zielsicher auf seinem Kopf. „Akamaru ist inzwischen zu alt für solch große Menschenansammlungen. Deshalb ist er zuhause, bei den anderen Nin-Ken. Der kleine Frechdachs hier ist zwar noch ganz klein, aber ganz ohne Hund gehe ich ungern raus. Wir freunden uns gerade an, nicht wahr, Senpū?“ Seine rechte Hand wanderte nach oben, fand zielsicher den Kopf des Hundes und er begann ihn hinter seinem rechten Ohr zu kraulen. „Hoffentlich pinkelt er mich heute nicht an“, meinte Kiba noch, ehe er sich von Sakura verabschiedete. „Ach ja, und alles Gute zum Geburtstag!“, rief er noch, bevor er in der Menschenmenge verschwand. Na hoffentlich lief er heute nicht Ino über den Weg, denn die hatte noch eine Rechnung mit Kiba offen.   Anschließend führte Sakura ihren Weg in Richtung des Dorfeingangs fort und dachte dabei an die Worte ihrer Lehrmeisterin.   „Ja, Tsunade, du hast recht. Menschen ändern sich.“ Sie schmunzelte leicht. „Aber manche Dinge ändern sich nie.“   * * *   Bei jeder zarten Windböe flogen weitere Kirschblütenblätter durch die Luft. Im Gegensatz zu den Straßen Konohas, in denen die Bäume lediglich in gut gewässerten Blumenkübeln steckten, befanden sie sich hier in ihrer natürlichen Umgebung. Zahlreiche Kirschbäume erstreckten sich über die Landschaft und tauchten die Umgebung in ein farbenprächtiges Meer aus Blüten, dessen Farben von hellem, beinahe Weiß wirkendem Rosa reichten, bis hin zu einem dunkleren Ton, der beinahe einem tiefen Rot glich, ähnlich wie die Farbe ihres Kimonos.   Sie saßen auf der Wiese, am äußeren oberen Rand des Dorfes, der Konoha umkreiste, gegenüber von dem Felsen, der die Gesichter der Hokage demonstrierte. Genau über diesen fünf Köpfen würde in wenigen Minuten das Feuerwerk steigen. Die Bewohner des Dorfes bevorzugten es das Schauspiel aus dem Dorf heraus zu verfolgen. Dieser Platz lag weit entfernt, sodass ihnen niemand begegnen würde, und doch nah genug, dass sie das Feuerwerk gut sehen konnten.   Sakuras Augen folgten den Kirschblütenblättern, die an ihr vorbeiflogen, als wären sie fast schwerelos. Sie tanzten in der Luft hin und her, wie die tausend Schmetterlinge in ihrem Bauch, die in ihrer Magengegend ein sanftes Kribbeln auslösten.   „Jetzt reiß dich mal zusammen!“, mahnte sie ihre innere Stimme. „Du bist kein Teenie mehr! Du bist jetzt zwanzig und erwachsen! Hör auf so kitschig zu sein! Wie würde Sasuke-kun reagieren, wenn er wüsste, was du gerade denkst?“   Vorsichtig warf sie einen scheuen Seitenblick zu dem Mann, der weniger als einen Meter neben ihr im Gras saß. „Oh Gott!“, dache sie, als sie sich dieses Szenario mit Schrecken vorstellte. „Das Sharingan ist zwar eins der mächtigsten Kekkei Genkai – wenn nicht das Mächtigste überhaupt! –, aber glücklicherweise kann er damit keine Gedanken lesen! Das wäre ja … total peinlich!“   Der Uchiha neben ihr schien alles andere als nervös, eher unbeschwert, wobei man das auch nicht so richtig beurteilen konnte. Wie immer wirkte Sasuke schon fast desinteressiert und zeigte nach außen hin keine Gefühlsregung. Seine Haltung wirkte jedoch entspannt, was der locker sitzende schwarze Trainingsanzug untermalte, den er gegen die typische ANBU-Kleidung getauscht hatte, in der Sakura ihn das letzte Mal angetroffen hatte. Lediglich seine ANBU-Maske trug er bei sich. Momentan lag sie zwischen ihnen im Gras. Auf ihr sammelten sich bereits einige herabgefallene Kirschblütenblätter.   Statt ihn offenkundig anzustarren versuchte Sakura ihn aus den Augenwinkeln zu mustern. Er sollte ja nicht denken, dass in ihr immer noch das stalkende Fangirl von früher schlummerte, sondern dass sie inzwischen zu einer erwachsenen jungen Frau herangereift war, die gekonnt mit der Situation umgehen konnte. Ihr Herz schlug langsam schneller bei seinem Anblick. Seine Augen fokussierten den Himmel über den Köpfen der Hokage, als wartete er darauf, dass das Feuerwerk endlich losginge. Sakura konnte sich schlecht vorstellen, dass der verschlossene und selten zu beeindruckende Uchiha-Erbe sich tatsächlich von so etwas Banalem wie einem Feuerwerk beeindrucken lies. Sie hatte es ja selbst ein wenig überrascht, als er auf ihre Frage, ob er es sich mit ihr nicht gemeinsam anschauen wolle, tatsächlich mit einem „Ja“ geantwortet hatte.   Sakura wusste trotzdem nicht, was sie machen sollte. Zwanzig Jahre hin oder her … Vermutlich würde ihr Herz mit vierzig Jahren immer noch so aufgeregt in ihrer Brust schlagen. In ihrer Vorstellung hatten sie sich bei ihrer Begrüßung geküsst; ein leidenschaftlicher Kuss, so wie bei den beiden Hauptfiguren vom Flirtparadies. Natürlich war die Begrüßung alles andere als leidenschaftlich gewesen. Es herrschte eher eine angespannte Stille, ein peinliches Schweigen, als wüsste keiner von beiden, was er sagen sollte. Zumindest könnte das ein Grund für seine Verschwiegenheit sein. Aber eigentlich benahm er sich ja nur so wie immer … Dennoch war die Vorstellung tröstlich, dass es ihm vielleicht genauso ging, wie ihr.   Sakura blickte jetzt ebenfalls in den Himmel. In Gedanken ließ sie ihren Kuss vor einiger Zeit noch einmal Revue passieren. Wenn sie ihn nicht geküsst hätte wäre es wohl nicht dazu gekommen. Ihre Reaktion in dem Moment war alles andere als geplant, sondern rein intuitiv gewesen. Am Ende hatte seine Reaktion sie mehr erstaunt, als ihr überraschender Mut diesen ersten Schritt zu gehen. Der Kuss war keine bewusste Entscheidung gewesen, sondern ein Handeln aus dem Bauch heraus. Von ihnen beiden war schließlich sie die emotionsgesteuerte und er derjenige, der sich stets im Griff hatte. So etwas wie eine spontane Entscheidung aus dem Bauch heraus würde es bei ihm nicht geben.   Schon damals in der Schule galt Sasuke als kontaktscheu und vermied alle möglichen Sozialkontakte, was sich im Laufe der Jahre nicht großartig verändert hatte. Der damalige Schulschwarm hatte sich nie viel aus Mädchen gemacht, da sein Kopf voll war von anderen Gedanken, die ihn beschäftigten. Sakura war sich bewusst darüber, dass Sasuke entgegen jeder Norm entsprach. Es würde schwierig mit ihm werden, war es schon immer gewesen.   Aber am Ende würde es sich lohnen.   Schon oft, früher wie heute, hatte sie sich das Hirn zermartert, ob Sasuke Uchiha überhaupt in der Lage war, nicht nur halbwegs menschliche Emotionen für andere Personen zu empfinden, sondern auch romantische, tiefer gehende Gefühle. Und immer, wenn sie zu dem Entschluss kam, dass sie sich keine Hoffnung mehr machen brauchte, kam er einen kleinen Schritt auf sie zu. Sei es ein Lob von ihm während ihren Anfängen als Ge-Nin oder eine beschützende Geste im Wald des Schreckens. Die letzten Wochen hatten ihr zudem eine andere Seite von ihm gezeigt. Sasuke hatte sich zu Beginn gesträubt, doch dann hatte er sich Stück für Stück geöffnet und sie an sich heran gelassen.   Sakura warf einen weiteren scheuen Blick in seine Richtung. Sie erinnerte sich an die Nacht, als sie gemeinsam in ihrem Bett eingeschlafen waren und sie am nächsten morgen in seinen Armen aufgewacht war, und an die Begegnung im Büro der Hokage, als sie sich nähergekommen waren. Ihr wurde ganz warm ums Herz. Nein, es war keine Einbildung oder Wunschdenken. Er musste auch etwas für sie empfinden. Ganz bestimmt. Ansonsten hätte er sie nicht zurück geküsst. Ihre Augen wanderten zu seinen Lippen und sie spürte, wie die Nervosität wieder durch ihre Adern kroch und ihre Finger ganz schwitzig wurden.   Na schön, dann musste sie eben wieder den ersten Schritt machen. Kein Problem. Das war ein Klacks. Kinderspiel. In Gedanken sprach sie sich Mut zu, spürte aber, wie ihr Körper zunehmend zittriger und nervöser wurde. Ihr Mund wurde schon wieder ganz trocken.   Genau in dem Moment, in dem sie es wagte, sich ein wenig vorzulehnen und ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen, drehte er seinen Kopf zu ihr. „Was ist los mit dir?“   Sakura fühlte sich merkwürdig ertappt und erstarrte augenblicklich. Ein gespielt ahnungsloses „Hm?“ war alles, was sie raus brachte.   Sasuke musterte sie wachsam und seine Augenbrauen zogen sich leicht zusammen. „Dein Chakra ist ganz unruhig.“   „Oh Gott, wie peinlich, er hat es gemerkt!“ Sakura lachte verlegen und nutze die Zeit, um sich eine Ausrede einfallen zu lassen. „Natürlich merkt er, dass du nervös bist, du Idiotin! Er ist ein Ninja! Er kann Chakra spüren!“, mahnte ihre innere Stimme vorwurfsvoll. Nach einem kurzen Räuspern antwortete sie: „Ach, ich habe vorhin auf dem Fest ein wenig Alkohol getrunken. Es gab da diesen leckeren Kirschschnaps. Vermutlich liegt es daran.“ Sie wank lässig ab und hoffte, dass er ihre Lüge glaubte.   Seine Augen betrachteten sie erst prüfend, als schiene er abzuwägen, ob sie womöglich betrunken wäre, dann wanderten sie langsam zu ihren Lippen. Ihr Herz setzte plötzlich aus. Unwillkürlich hielt sie den Atem an. Unbewusst registrierte sie den Geschmack des süßen Alkohols, der immer noch auf ihrer Zunge lag. Doch dann legten sich seine schwarzen Augen wieder auf ihre und sie empfand in ihrer Brust das tiefe Gefühl der Enttäuschung.   „Du hast gefeiert“, stellte er fest. Und nach einem Moment fügte er hinzu: „Alles Gute zu deinem Geburtstag, Sakura.“ Sasuke hob eine Hand, was sie aufmerksam beobachtete, und es schien, als wolle er sie umarmen. Doch dann erklang plötzlich eine Explosion und Sakura zuckte erschrocken zusammen, so angespannt war sie. Das bunte Feuerwerk am Himmel zog nun ihre Aufmerksamkeit auf sich und beide Augenpaare wandten sich zu dem beginnenden Highlight des Kirschblütenfestes. In Gedanken schalt Sakura sich selbst. Eine toller Shinobi war sie … Ließ sich einfach so von einem blöden und harmlosen Feuerwerk erschrecken …   Im ersten Moment war sie sauer auf sich selbst und ihre Tollpatschigkeit. Danach wechselte die Wut zu Enttäuschung. Sasukes Hand war inzwischen wieder viel zu weit weg. Was auch immer er vorgehabt hatte, er hatte es nicht zu Ende gebracht. Doch im nächsten Moment, als weitere Himmelskörper explodierten und im leuchtenden Rot, Blau und Grün am schwarzen mit Sternen übersäten Nachthimmel aufleuchteten, faszinierte dieses Schauspiel sie so sehr, dass sie für einen Moment alles andere um sich herum vergaß.   Mit großen leuchtenden Augen betrachtete sie das Feuerwerk. „Ist das nicht schön?“, fragte sie total überwältigt. Schon als Kind hatte sie das Feuerwerk geliebt. Wie gebannt schaute sie auf die Kreise, die erschienen, größer wurden und sich ausbreiteten, bis sie wieder verblassten.   „Hn“, kam es sachlich von ihrer rechten Seite. Inzwischen hatte er sich nach hinten gelehnt und stützte sich mit den Ellenbogen im Gras ab. „Wie lange geht das?“   Sein offensichtliches Desinteresse ließ sie augenrollend den Kopf schütteln. Sie konnte nicht nachvollziehen, wie man von diesem Anblick nicht gebannt sein konnte. Weitere Feuerwerkskörper explodierten und bildeten nun in leuchtendem Rot die Form von mehreren Herzen.   Ein begeistertes „Oh“ kam ihr über die Lippen. Wenig später erschienen grüne Punkte, die die Formen von Kleeblättern bildeten. In regelmäßigen Abständen ertönten die Geräusche des Feuerwerks und Sakura konnte die Menschen in Konoha praktisch hören, wie sie verzückt „Oh!“ und „Ah!“ riefen.   Sie drehte sich zu Sasuke um und sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue skeptisch an. „Wie kommt es, dass dich das nicht beeindruckt?“, fragte sie und deutete auf das Schauspiel, das die Köpfe der Hokage in bunte Farben tauchte. „Das ist doch wunderschön!“   Als wollte er sie nachmachen zog er ebenfalls eine Augenbraue hoch. „Ich sehe das nicht zum ersten Mal. Außerdem ist es jedes Jahr das Gleiche.“ Seine schwarzen Augen huschten kurz zum Himmel und wieder zu ihr zurück, dann setzte er sich wieder auf und lehnte sich ein Stück zu ihr vor. „Es langweilt mich“, gab er ungerührt zu. Seine Aussage wirkte leicht überheblich und arrogant, so als sei alles unter seiner Würde … So wie früher …   Na gut, man konnte niemanden zwingen, das Feuerwerk zu mögen, aber es verwirrte Sakura trotzdem ein wenig. Ohne nachzudenken fragte sie schnippisch: „Ach ja? Und wieso bist du dann hier?“   Ein ziemlich großer Knall ertönte und goldene und silberne Kreise, bestehend aus unzähligen Sternen, erstrahlten über das Himmelzelt. Dieses Mal erschreckte sie sich nicht. Sakura sah, wie die Farben sein Gesicht jedesmal aufleuchten ließen, wenn sie für einen kurzen Moment erstrahlten. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er antwortete. „Wegen dir.“   Das Feuerwerk war nun nur noch eine Nebensache und fast schon in Vergessenheit geraten. Wie gebannt starrte sie ihn an. „Oh“, war alles, was sie sagen konnte, woraufhin sie sich selten dämlich vorkam. Mit dieser offenen Antwort hatte sie überhaupt nicht gerechnet.   Sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Eigentlich wäre ihr erster Instinkt gewesen das Gesicht abzuwenden, um die beschämende Röte zu verstecken, aber sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Seine Augen hielten sie gefangen. Sie wirkten viel wärmer, als sonst.   Ihre nervösen Finger, die sich verselbstständigten, fanden plötzlich das kühle Porzellan der ANBU-Maske. Hilfesuchend griff sie danach, zog es an ihre Brust und hielt sich daran fest. „Also, ähm“, stammelte sie nervös. „Wie ist eigentlich die Mission verlaufen? Du hast davon ja noch gar nichts erzählt. Gab es denn nochmal irgendwelche, ähm, Probleme oder Nebenwirkungen, oder so?“   Ein leichtes Schmunzeln bildete sich auf seinen Lippen. „Willst du jetzt wirklich über meine Mission reden?“, fragte er und sie konnte den Schalk in seinen Augen sehen.   „Ähm …“ Ihre Finger krallten sich beinahe in die Maske und wenn sie nicht aufpasste würde sie sie noch zerbrechen. Im Moment bekam sie kein vernünftiges Wort mehr raus, so sehr verdrehte er ihr den Kopf. Ihre Finger trommelten in einem schnellen Takt auf das Porzellan. Das Feuerwerk, das einen beeindruckenden Goldregen präsentierte, bemerkte sie gar nicht mehr.   Ihre Finger tippten immer schneller, bis Sasuke nach der Maske griff, sie ihr einfach aus der Hand nahm und achtlos hinter sich warf. „Lass das“, sagte er mit einem leicht vorwurfsvollen Ton. „Das nervt total.“ Dann lehnte er sich vor und legte seine Lippen auf ihre. Als er sie endlich küsste konnte Sakura das sehnsüchtige Seufzen nicht unterdrücken, das durch die lauten Explosionen des Feuerwerks, das gerade seinen Höhepunkt nahm, kaum zu hören war. Sasuke lehnte sich während des Kusses weiter vor, übte mit seiner Hand auf ihrer Schulter leichten Druck aus und dirigierte sie sanft nach hinten, bis sie im Gras lag und er über ihr lehnte. Seine Lippen ließen nicht mehr von ihr ab, berührten sie mal lang und fest, mal kurz und sanft. Seine Finger wanderten von ihrer Schulter hoch zu ihrem Hals, den er zärtlich mit seinen Fingerkuppen berührte, sein Daumen strich sanft über ihre Wange. In ihrem Körper explodierte ihr eigenes kleines Feuerwerk.   Sie ließ sich fallen, spürte die Küsse auf ihren Lippen und ihrer Haut sowie seine Berührungen, die sie mit jeder Faser ihres Körpers genoss. Ihre rechte Hand lag in seinem Nacken, zog ihn näher an sich heran. Ihn würde sie nie wieder loslassen …   Irgendwann, zwischen den Empfindungen aus leidenschaftlicher Liebe und lustvollem Verlangen, hörte sie seine Stimme in ihrem Kopf echoen, und die Worte, die er ihr damals im Uchiha-Viertel nach ihrem Kampf entgegen geschleudert hatte: „Vergiss die Vergangenheit, Sakura. Es ist nichts mehr so wie früher.“   Nein, dachte sie mit einem leichten Lächeln, das sie gegen seine Lippen hauchte. Es ist inzwischen viel besser …   Es fühlte sich an, als wäre sie endlich am Ziel einer sehr langen und Kräfte zehrenden Reise angekommen und ihr wurde sofort bewusst, dass sich das Warten gelohnt hatte. Denn hier lag sie nun, mit der Liebe ihres Lebens, mit dem Mann, den sie seit sie denken konnte vergötterte. Der Mann, dem ihr Herz gehörte. Es war schon immer seins gewesen und es würde für immer ihm gehören. Und im Augenblick schlugen ihre Herzen im gleichen Takt.   Sasuke ließ von ihren Lippen ab, was sie mit einem sehnsüchtigen Seufzer quittierte. Als sie die Augen öffnete begegnete sie seinem Blick. Nur wenige Zentimeter trennten sie von einander. Aufmerksam studierte er ihr Gesicht, während seine Hand weiterhin ihr Gesicht streichelte. Und in seinen schwarzen Augen lag eine ungekannte Wärme. Die Emotionen darin waren unübersehbar, was ein unbeschreibliches Gefühl der Glückseligkeit in ihr auslöste.   Abermals beugte er sich zu ihr hinab, um sie zu küssen. Sakura kam ihm auf halbem Wege schon entgegen und es würde eine Ewigkeit dauern, bis sich ihre Lippen wieder voneinander trennten.   So voller Liebe war sie noch nie gewesen und Sakura musste sich eingestehen, dass sie wohl noch nie zuvor in ihrem Leben so glücklich gewesen war, wie in diesem Moment.   Zumindest bis jetzt. Denn wer wusste schon, was die Zukunft noch bringen würde. Das würde mit Sicherheit nicht ihr letzter Kuss sein.   Viel zu oft in ihrem Leben hatte sie sich ausgemalt, wie es wohl sein würde, ihn zu küssen. Die Wirklichkeit übertraf ihre Vorstellung um einiges. Nie hätte sie sich ausgemalt, wie viel Gefühl tatsächlich in dieser Geste verborgen liegen konnte und welche Empfindungen er dadurch bei ihr auslösen konnte; das Gefühl von wohliger Geborgenheit, leidenschaftlichem Begehren, wärmender Liebe und vertrauter Intimität.   Nun gab es wirklich keine Zweifel mehr …   Denn diesmal hatte er sie zuerst geküsst … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)