Happy ohne Ende? von Schumeriagirl ================================================================================ Kapitel 51: Nettes Biest ------------------------ Ich bleibe an dieser Stelle standhaft: Keine der in meiner Story vorkommenden Personen gehört mir und alles, was hier zu lesen ist, ist definitiv frei erfunden und entspricht zu keinem Zeitpunkt der Wahrheit. Gedankenverloren lief Lena durch die Hotelanlage der deutschen Nationalmannschaft. Sie konnte jetzt noch nicht wieder rein gehen, ertrug nicht schon wieder feste Wände und Mauern um sich herum, wo doch vor kurzer Zeit erst ein Großteil ihrer eigenen, inneren Wände gewaltsam eingerissen worden war. Von einem Mann, mit dem sie noch nie mehr als drei Sätze gesprochen hatte aus Gründen, die sie im Nachhinein zwar verstehen, aber trotzdem nicht einfach so verzeihen konnte. Ja, Gesellschaft war das Letzte, was die junge Psychologin jetzt wollte und auch wenn sie ganz genau wusste, dass es besser war über das, was gerade eben geschehen war, zu reden, so hatte sie ihrer Ansicht nach für einen Tag mehr als genug geredet. Die Geständnisse gegenüber Torsten, dann Bojan und schließlich noch Iker- das waren genug verletzte Menschen für nicht einmal 24 Stunden. Die Mittagszeit war schon lange verstrichen und Lena konnte sich gut vorstellen, dass Torsten mittlerweile fast krank vor Sorge war, weil er sich ausmalte, was ihr im Quartier der Spanier alles hätte passieren können, aber sie konnte sich einfach nicht dazu bringen sich darum zu kümmern. Nicht jetzt, nicht, wo sie doch selbst noch so viele Dinge für sich zu durchdenken hatte. Zum Beispiel Sergios Erklärung, wie er Bojan überhaupt erst in diese Falle hatte locken können und aus welchen Gründen Andres und Carles diesen Trick nicht durchschaut hatten. "Wieso hat Bojan geglaubt, dass ich eine Affäre mit dir hatte? Ausgerechnet mir dir! Und wieso habt ihr es bestätigt? Andres? Carles?“ Eine Weile herrschte ratloses Schweigen, bis Sergio sie mit einem schiefen Lächeln ansah und leise anfing zu erklären. „Sie haben schlicht und ergreifend geglaubt, dass der Kleine von dir und Iker spricht und nicht von dir und mir. Ein klassisches Missverständnis.“ Sergio machte eine Handbewegung die andeuten sollte, dass er mit der ganzen Sache eigentlich gar nichts zu tun hatte, doch sein Gesichtsausdruck sprach Bände, so dass Carles nur etwas säuerlich festenstellte: „Aber sicher für dich nicht ganz so ungelegen.“ „Nein, deswegen habe ich diesem kleinen „Missverständnis“ auch ein wenig auf die Sprünge geholfen.“ Das klang schon eher nach dem Sergio Ramos, den Lena während der letzten Stunden kennen gelernt hatte. Das klang nach dem Sergio, der noch geglaubt hatte, dass sie eine ziemlich kaltherzige Schlampe war, die es nicht besser verdient hatte. „Aber wie? Wie hast du dieses „Missverständnis“ geplant? Wie kann man die „Missverständnisse“ anderer Leute überhaupt planen?“ Man merkte Andres an, dass es ihm ganz und gar nicht gefiel an der Nase herum geführt worden zu sein. Und noch schlimmer war für ihn womöglich die Tatsache, dass es nur durch seine „Dummheit“ soweit gekommen war, dass Bojan so ausgerastet war. Der stille Katalane ging hart mit sich ins Gericht und Lena konnte sehen, wie er sich die Schuld gab für etwas, was er wahrscheinlich gar nicht hätte verhindern können. Erst Eva, jetzt das, behutsam griff Lena nach seiner Hand und drückte sie leicht. „Oh, das war überraschend einfach. Wobei ich zugeben muss, dass mir der Zufall zu Hilfe gekommen ist. In Form von Pep Guardiola.“ Überraschte Blicke richteten sich auf den Andalusier, der all die Aufregung gar nicht verstehen konnte. Lena war die erste, die diese Überraschung über diese Enthüllungen in Worte fassen konnte: „Was hat Pep mit der ganzen Sache zu tun?“ „Oh, eine ganze Menge. Gestern Abend nach dem Spiel hörte ich zufällig, wie er sich mit jemandem unterhielt und erwähnte, dass du ebenfalls in München bist- um genau zu sein, dass du im Hotel der Deutschen bist und für sie arbeitest. Frag mich nicht, mit wem er gesprochen hat, mir war’s egal, ich hatte, was ich brauchte.“ Selbstverständlich interessierte es Carles, Andres und Lena brennend, mit wem Pep am Telefon über sie und ihren Aufenthaltsort gesprochen haben mochte, doch sie waren sich sicher, dass Sergio es nicht wissen konnte. Das hinderte sie aber nicht daran diese Information im Hinterkopf zu behalten, damit sie Pep bei ihrem nächsten Treffen danach würden fragen können. „Der Rest war spielend leicht. Nach unserer frühen Strafeinheit bin ich einfach neben dem Kleinen langgegangen und habe ganz zufällig natürlich ein Gespräch mit ihm angefangen. Über das gestrige Spiel und so. Was man halt unter Kollegen so bespricht.“ „Sehr subtil, das muss man dir lassen.“ Die leise Anerkennung, die in Lenas Stimme mitschwang, irritierte nicht nur den Verteidiger der „Königlichen“, sondern alle anderen gleichermaßen, weswegen Sergio schnell fortfuhr: „Genau, und ganz zufällig habe ich dann deinen Namen fallen lassen und natürlich ist dein kleines Schoßhündchen sofort darauf angesprungen. Er wollte wissen woher ich wüsste, dass du hier bist und was ich überhaupt mit dir zu schaffen hätte.“ Wieder trat dieses kleine, selbstzufriedene Funkeln in Sergios Augen und jeder der Anwesenden wusste, dass er mit der Aktion mehr als nur zufrieden war. Was er dann auch deutlich machte. „Eine bessere Steilvorlage hätte er mir gar nicht liefern können, glaubt mir. Also erzählte ich ihm, dass ich gestern Abend bei dir gewesen sei, um den Frust über das verlorene Spiel los zu werden. Du kannst dir seine Reaktion sicherlich vorstellen… Er hat mich angeschrieen ich wäre ein Lügner und wollte sich gar nicht mehr beruhigen, bis ich ihm so ein paar pikante Details aus unserer heißen Affäre berichtet habe.“ „Details, die du von Iker hattest und von denen du wusstest, dass nur meine allernächsten Freunde die Wahrheit wissen konnten.“ Das Verstehen setzte bei Lena langsam ein, doch der Rest schien immer noch genauso ahnungslos wie zuvor, weshalb Sergio mit gedämpfter Stimme weiter erzählte. „Naturalemente. So langsam fing er an mir zu glauben. Woher sollte ich auch all diese intimen Details haben, wenn nicht direkt von dir? Und sobald ich merkte, dass er mir aus der Hand frisst, habe ich ihm erzählt, dass unsere kleine Affäre keine Zukunft haben wird, weil ich dich dort mit einem anderen Spieler sozusagen in flagranti erwischt habe.“ Sergios Lächeln und die immer noch anhaltende Freude über Bojans Reaktion störten Lena und die anderen gewaltig, doch wollte keiner irgendetwas tun um den Redefluss des Verteidigers zu unterbrechen. Sie waren alle viel zu gespannt auf den Fortgang der Ereignisse und wie Sergio es nun geschafft hatte die beiden engen Freunde der Deutschen so zu täuschen, dass sie dem Andalusier in die Karten spielten. „Glaub mir, sein Gesichtsausdruck war unbezahlbar. Es hat mich einiges an Willenskraft gekostet nicht laut loszulachen. Wäre die Situation eine andere gewesen, hätte ich fast gedacht man hätte ihm sein Lieblingskuscheltier weggenommen, was an sich ja gar nicht so falsch ist, oder?“ „Du erwartest doch nicht wirklich eine Antwort auf diese Frage, oder Sergio?“ „Nein, nicht wirklich. Aber weiter im Text. Ich berichtete ihm also haargenau, was passiert ist und was vorher mit uns war. Und wie sehr es mich schmerzt einsehen zu müssen, dass du doch nicht die Frau bist, für die ich dich immer gehalten habe.“ Lena ahnte, was Sergio mit seinen Worten hatte bezwecken wollen, ließ es sich aber lieber noch einmal bestätigen. „Du hast ihm in diesem Moment aus der Seele gesprochen.“ „Selbstverständlich, das war auch meine Absicht, obwohl ich sagen muss, dass er seine Wut über ein paar meiner Ausdrücke nicht besonders gut im Griff hatte, aber sei’s drum, ich hatte ihn da, wo ich ihn haben wollte- am Rande seines ganz persönlichen Abgrunds. Leider war mir klar, dass ich ihm den letzten Stoß nicht selbst verpassen konnte, das wäre zu unglaubwürdig und viel zu leicht gewesen. Es musste jemand anderes sein, jemand-“ „-dem Bojan bedingungslos glauben und vertrauen würde.“ Leise pfiff Sergio durch die Zähne und wieder stahl sich ein lachen auf seine Lippen, das Lena einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen ließ. „Du hast eine schnelle Auffassungsgabe, Lena. Ja, ich musste Andres und Carles irgendwie dazu bekommen meine Geschichte zu bestätigen, was sich auf den ersten Blick als unheimlich schwer erwies. Schwerer zumindest, als Bojan wütend zu machen und zu überzeugen, dass du eine Hure bist. Aber auch da kam mir der Zufall zur Hilfe.“ So, wie Sergio es klingen ließ, war es viel weniger Zufall als viel mehr präzises Timing, was Lena dem Andalusier durchaus zutraute, so genau, wie er bisher immer zu Werke gegangen war. „Noch vor Trainingsbeginn hatte ich Iker gebeten Bojan ein paar aufmunternde Worte mit auf den Weg zu geben, da er nach dem Spiel so geknickt aussah, und wie der Zufall es nun wollte, kam gerade Iker an unserem kleinen Versteck vorbei, als ich mit meiner Show fertig war.“ „Du hast mich benutzt?“ Der empörte Aufschrei des spanischen Nationaltorhüters beeindruckte keinen der Zuhörer und so ging Sergio nicht weiter auf den Einwurf seines besten Freundes ein, auch wenn es ihm unangenehm war seine Frage zu bejahen. „Si. Während du mit Bojan über das Spiel und seine Leistungen geplaudert hast, habe ich-“ Diesmal fiel Andres dem jungen Mann ins Wort. „-hast du uns gesagt, dass Iker Bojan alles über seine Affäre mit Lena erzählt, weil er der Meinung wäre, dass er ein Recht darauf hätte es zu erfahren.“ „Den Rest kann ich mir schon selbst zusammen reimen. Als Andres und Carles dann Iker und Bojan in ein Gespräch vertieft sahen, bei dem Bojan am Boden zerstört ausgesehen hat, habt ihr beiden eins und eins zusammen gezählt, so wie Sergio es euch bereits angekündigt hatte.“ Auf Lenas Worte hin nickten die beiden Spieler im Dienste des FC Barcelona nur betroffen, während Carles leiser anfügte: „Wir haben uns keine Gedanken gemacht, dass Sergio davon wusste, immerhin ist er Ikers bester Freund. Wir waren ihm eher dankbar, dass er uns vorgewarnt hatte und wir uns überlegen konnten, wie wir Bojan am Besten begegnen.“ „Und als er uns dann gefragt hatte, ob es stimmt, was er erzählt hätte, haben wir einfach angenommen, dass dieser „er“ eben Iker wäre und haben es bejaht.“ Andres sah Lena hilflos an, so als wollte er sie für diesen Fehler um Verzeihung bitten, Dabei gab es doch gar nichts zu verzeihen. Sie waren hereingelegt und manipuliert worden. Und das scheinbar von einem Meister seines Fachs. Und genau so fasste Lena das Ergebnis dann auch noch zusammen. „Und daraufhin hat Bojan sich daran erinnert, dass Sergio ihm sogar gesagt hatte, wo ich mich derzeit aufhalte und er hat sich auf dem Weg dorthin gemacht. Und das Ergebnis sehen wir hier.“ Wäre die Situation nicht so verdammt ernst gewesen, hätte Lena vielleicht sogar darüber lachen können, wie schnell so Missverständnisse entstehen konnten. Nur dass die Situation ernst war und diese „Missverständnisse“ eben alles andere als zufällig, sondern geplant waren. Trotzdem konnte Lena nicht anders als von Sergios Subtilität und Einfallsreichtum fasziniert zu sein, denn gerade diese Manipulation anderer Menschen war ein interessantes Gebiet der psychologischen Forschung und sie war schon immer eine Frau gewesen, die Geheimnisse hatte enthüllen wollen. Und normalerweise war sie sehr gut darin anderer Leute Geheimnisse aufzudecken, vermutlich, weil sie selbst so viel Übung im Geheimnishüten hatte und wusste, zu welchen Maßnahmen verzweifelte Menschen greifen würden, wenn sie ein Geheimnis um jeden Preis bewahren wollten. Bisher hatte sie in dieser Rubrik nur zwei Mal in ihrem Leben versagt und beide Male hatte es eine Katastrophe ohne gleichen heraufbeschworen. Das war wirklich motivierend. Ohne auf die Uhr zu sehen wusste Lena, dass es Zeit war ins Hotel zurück zu kehren und sich den neugierigen Blicken und Fragen der Jungs zu stellen, die garantiert dort auf sie warten würden. Zu Lenas Überraschung waren sowohl der Speisesaal als auch der provisorische Gemeinschaftsraum leer, was die Blondine mehr als nur verwunderte. Auch im medizinischen Bereich waren nur Klaus und Hans-Wilhelm zu sehen, die beide zwar neugierig schauten, jedoch zu Lenas Freude kein Wort über den morgendlichen Zwischenfall verloren. Im gesamten Hotel schien kein einziger Spieler der deutschen Nationalmannschaft zu finden zu sein und so entschloss Lena sich die Suche für den Moment aufzugeben und sich auf ihr Zimmer zu begeben. Sicherlich hatte Joachim Löw ein letztes Training vor der Abreise angesetzt und deshalb war keiner der Jungs anwesend- ein Glück für Lena. Erschöpft ließ sich die Blondine auf ihr Bett fallen und in Windeseile war die kleine Schwester des „Lutschers“ auch schon eingeschlafen. Die anstrengenden Stunden des Vormittags hatten halt doch ihre Spuren hinterlassen. Erst lautes Gepolter auf dem Flur weckte Lena auf und ein kurzer Blick auf den Wecker, den sie auf ihrem Nachttischchen positioniert hatte, sagte ihr, dass es mittlerweile Zeit fürs Abendessen war, was ihr Magen mit einem lauten Knurrgeräusch nur bestätigte. Den ganzen Tag, oder zumindest seit ihren missglückten Frühstücksversuch, hatte sie nichts mehr gegessen und das machte sich jetzt bemerkbar. Verschlafen schlurfte Lena zur Tür und streckte den Kopf heraus um zu sehen, wer da so einen Lärm veranstaltet hatte und nicht ohne ein kleines bisschen Schadenfreude konnte Lena beobachten, wie Tim Wiese auf allen vieren über den Hotelflur krabbelte, um seine Sachen einzusammeln, die ihm augenscheinlich aus dem geplatzt am Boden liegenden Koffer gefallen waren. Doch die junge Wahl-Spanierin war nicht die einzige, die das Schauspiel amüsiert beobachtete, an der gegenüberliegenden Wand lehnte der andere Tim und musste sich ein ebenfalls ein Grinsen verkneifen, als er Lenas schadenfrohes Lächeln sah. Aus seiner Sicht war es mehr als verständlich, dass sich Torstens kleine Schwester über das Missgeschick ihres Keepers amüsierte, immerhin wäre es anders herum nicht anders gewesen. Durch das laute Gefluche des Bremer Torhüters aufgescheucht worden, steckten auch die Bewohner der Nebenzimmer neugierig ihre Köpfe aus der Tür und so erkannte Lena, dass sie die ganze Zeit nicht nur gegenüber der beiden Tims gewohnt hatte, sondern auch neben Per und Clemens, sowie Timo und Christoph, die jetzt alle grinsend dabei zusahen, wie Tim seine in alle Himmelsrichtung verstreuten Kleider wieder aufhob und in einen derangiert aussehenden Koffer stopfte, der bestimmt ein zweites Mal unter der Last zusammenbrechen würde. Einen Augenblick überlegte Lena, ob sie noch weiter dort stehen bleiben und dem lustigen Treiben der Bremer Nummer Eins zuschauen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Sie und Tim Wiese waren zwar definitiv nicht die besten Freunde und ihre kleinen Duelle hatten es in sich, aber trotzdem wollte Lena nicht länger tatenlos dabei zusehen, wie Tim auf der Erde herumkroch, während alle anderen nur leise kicherten. Vielleicht hatte der Solarium gebräunte Torwart es verdient, vielleicht auch nicht, das war jetzt nicht von Belang. Gerade heute hatte sie deutlich vor Augen geführt bekommen, wie wichtig der Rückhalt von Freunden und auch von Fremden sein konnte. Deswegen fasste sie sich ein Herz, suchte schnell in ihrem Zimmer nach einer großen Plastiktüte und kniete sich dann ebenfalls auf den Boden um Tims verstreute Sachen einzusammeln. Denn von der Entfernung zwischen den einzelnen Teilen zu urteilen, war dies nicht nur ein kaputt gegangener Koffer, sondern auch ein paar tatkräftige Fußballerfüße, die vermutlich „aus Versehen“ mit Tims Sachen Fußball gespielt hatten. Wie die Kleinkinder, war alles, was Lena dazu dachte. Ihre Hilfsaktion überraschte alle Anwesenden und erst jetzt bekam der gegeelte Keeper mit, wie viele Zuschauer er eigentlich hatte. Doch statt unter der künstlichen Bräune rot zu werden, weil es ihm peinlich war so von seinen Kollegen gesehen zu werden, ging Tim Wiese sofort in den Verteidigungsmodus über. „Sag mal, habt ihr sie noch alle hier blöd herumzustehen und zu glotzten statt mir zu helfen?“ Diese wütende Frage ging vor allen Dingen an seine Teamkollegen, die nur mit den Achseln zucken konnten. Sie wollten ganz bestimmt nicht diejenigen sein, die ihrem leicht reizbaren Torhüter offenbarten, dass er Ziel eines typischen Schweini und Poldi Streich geworden war, denn diese beiden hatten seinen Koffer irgendwie so präpariert, dass er unweigerlich kaputt gehen musste. Und damit sämtliche Kleider und vor allen Dingen Pflegeprodukte des Torhüters offen herum fliegen würde- ein Streich, über den man sich noch sehr lange Zeit kaputt lachen würde, wenn man bedachte, was Tim Wiese normalerweise alles mit sich herum schleppte, nämliche einige Pflegeprodukte, die man eher bei Frauen als bei Männern sah, was Wasser auf den Mühlen der „Frau Wiese“ Verfechtern war. „Und was machst du hier?“ Die Frage war definitiv an Lena gerichtet, die gerade eine von Tims Boxershorts in der Hand hielt und sie kritisch musterte. „Falls du es noch nicht mitbekommen hast: Ich helfe dir deine Klamotten wieder einzusammeln.“ „Doch, ich bin ja nicht dumm.“ Die zweifelnde Blicke, die Tim von allen Seiten zugeworfen bekam, machten ihn nur noch wütender. Nichts desto trotz fuhr er ungerührt fort: „Ich wollte eher wissen, wieso du mir hilfst, während der Rest meiner Freunde es nicht tut.“ Mit einer abwertenden Geste deutete Tim auf alle anderen, die immer noch an die eine- oder andere Wand gelehnt dastanden und das Spektakel neugierig beäugten. Auch sie waren gespannt auf Lenas Antwort, denn sie waren sich wirklich nicht sicher, warum die kleine Schwester des „Lutschers“ ausgerechnet Tim half. Jeder wusste doch, dass die beiden schon im Bremen immer wieder aneinander geraten waren und dabei nicht nur Freundlichkeiten ausgetauscht hatten. Doch das war für Lena im Augenblick zweitrangig, auch wenn sie sich eine kleine Spitze in Tims Richtung nicht verkneifen konnte. „Ob du es nun glaubst oder nicht, Tim, hin- und wieder kann auch ich ein nettes Biest sein.“ Lenas süffisantes Lächeln unterstrich die Aussage und sie erntete viel Gelächter von den anderen, Tim jedoch nickte nur verstehend und sammelte zusammen mit Lena die restlichen Klamotten ein. Immer noch lächeln übergab die Psychologin ihre Tüte an den Torhüter, der so aussah, als wollte er dringend etwas loswerden, wüsste aber noch nicht genau, wie er es anstellen sollte. Leise, damit niemand sonst ihn hören konnte, flüsterte er Lena zu: „Das ändern aber nichts an den Tatsachen, ist das klar? Ich mag dich immer noch nicht und wir sind keine Freunde, verstanden?“ Diesmal musste Lena ein Grinsen unterdrücken, denn sie war sich ziemlich sicher, dass sich am heutigen Tage so einiges geändert hatte- auch ihre Beziehung zum Werderaner Keeper. Aber das musste sie ihm ja nicht sofort auf die Nase binden, schließlich genoss sie ihre kleinen Wortduelle mit ihm. „Wie sollte ich auch was anderes denken, Tim? Ich bin und bleibe schließlich in deinen Augen immer noch ein Biest, ein nettes zwar, aber trotzdem noch ein Biest.“ Unter den wachsamen Augen der Nationalspieler ging Lena wieder zurück in ihr Hotelzimmer und begann zu packen, damit sie am Ende des Tages, nach dem Abendessen versteht sich, zusammen mit Torsten und den anderen Bremer in den Flieger Richtung „Heimat“ steigen konnten, was sie auch ohne zu zögern und ohne einen Blick zurück zu werfen tat. Ihre Zeit in München war abgelaufen, jetzt musste sie lernen mit all den Veränderungen, die diese Zeit bei der Nationalmannschaft mit sich gebracht hatte, zu leben, damit sie sobald wie möglich nach Barcelona zurückkehren konnte. Immerhin hatte sie es versprochen. Und sie war bereit alles zu tun, um dieses Versprechen einhalten zu können. To be continued So leicht war es also Bojan dazu zu bringen Lena aufzusuchen. Und aus den genannten Gründen haben Andres und Carles ihm sogar noch zugestimmt. Das alles letztendlich nur, weil sich keiner von ihnen die Mühe gemacht hat die Dinge mal beim Namen zu nennen. Sonst wäre dieses ganze Drama niemals in gang gekommen, hätten die Beteiligten ihr Hirn eingeschaltet und einfach planlos irgendetwas angenommen, nur weil es sich für sie logisch anhörte. Klassische Missverständnisse. Aber war es für euch denn nachvollziehbar, wie Sergio das alles nun hat einfädeln können? Andres fühlt sich furchtbar schuldig, erst wegen der Sache mit Eva und nun hat er sich auch noch von Sergio reinlegen lassen und Lena damit unbewusst „Schaden“ zugefügt. Das ist wirklich kein guter Tag für den Katalanen und er wird sich bestimmt nicht nur bei Lena dafür entschuldigen, sondern auch bei Lionel, denn wenn der von diesen Geschehnissen erfährt, dann Gnade Bojan Gott, denn Lionel wird ihm garantiert die Leviten lesen, ob manipuliert oder nicht. Wäre das denn in eurem Interesse? Ja, Lena hat ein großes Herz, in dem auch sonst so fiese Torhüter ihren Platz finden, steinigt mich dafür bitte nicht, aber ich konnte ehrlich nicht anders als diese beiden ausnahmsweise mal „etwas“ zivilisierter miteinander umgehen zu lassen. Schließlich ist Lena ja ein „nettes“ Biest und auch wenn Tim ihr wenigstens so ein kleines bisschen dankbar sein sollte, so wird er es ihr in nächster Zeit garantiert nicht zeigen. Wahrscheinlich eher das Gegenteil, macht euch also auf neue Duelle Wiese vs. Frings gefasst. Die Zeit in München ist nun endgültig vorbei, wir machen uns wieder auf ins schöne Bremen und werden sehen, was das Leben dort für Überraschungen für Lena bereithält. Und wenn es vielleicht schon nicht das Leben ist, dann sind es zumindest die Männer, die immer wieder für frischen Wind sorgen werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)