Happy ohne Ende? von Schumeriagirl ================================================================================ Kapitel 74: Lena und Christian ------------------------------ Ich bleibe an dieser Stelle standhaft: Keine der in meiner Story vorkommenden Personen gehört mir und alles, was hier zu lesen ist, ist definitiv frei erfunden und entspricht zu keinem Zeitpunkt der Wahrheit. Vielen Dank an Sunny für den Kommentar. Beruhigend strich Torsten Lena über den Rücken. Am liebsten hätte er seine Schwester für den Rest des Abends im Arm gehalten und sie nie wieder losgelassen, doch er wusste, dass das nicht ging – das es nicht richtig gewesen wäre. Nicht richtig und eben auch nicht gut. Sein kleines Mädchen war mittlerweile alt genug um selbst Entscheidungen zu treffen und sie hatte sich für eine Verabredung mit Per entschieden – seinen Mannschaftskameraden und Freund, den er sehr schätzte und von dem er wusste, dass er sie gut behandeln würde. Trotzdem machte Torsten sich einfach Sorgen um Lena, obgleich er wusste, dass es dafür keinen rationalen Grund gab. „Versprichst du mir was, Kleines?“, fragte Torsten seine kleine Schwester und lockerte seine Umarmung, so dass sich die Geschwister in die Augen schauen konnten. „Alles was du willst, Großer“, antwortete Lena und lächelte. Was auch immer ihr Bruder auf dem Herzen hatte, sie würde nach Kräften versuchen ihm seinen Wunsch zu erfüllen – das war sie ihm schuldig nach all dem, was er für sie getan hatte. Und sie wollte es auch gerne tun, weil die Psychologin wusste, dass Torsten es genauso bei ihr machen würde – oder es schon mehrfach getan hatte, wenn man es so sah. „Pass heute Abend auf dich auf und denk nicht zu viel nach. Damit zerstörst du nämlich die schönsten Momente, Kleines“, riet Torsten ihr und Lena konnte gar nicht glauben, dass ihr Bruder sie wirklich mit seinen besten Wünschen ziehen ließ. Es kam ihr so unwirklich vor und erst als Torsten sie synchron zur Türklingel losließ, wurde Lena so richtig bewusst, dass sie den Segen ihres Bruders hatte, diesen Abend in vollen Zügen und ohne schlechtes Gewissen zu genießen – nicht, dass sie die Erlaubnis gebraucht hätte, aber es war um so schöner, wo sie sie nun hatte. Beschwingt und mit einem glückseligen Lächeln im Gesicht lief Lena zur Tür, um Per herein zu lassen. Der stand vor der Tür und inspizierte nervös seine Fußspitzen, so dass er gar nicht bemerkte, wie Lena die Tür öffnete und ihn verstohlen von oben bis unten musterte. Die Wahl-Spanierin fand, dass der lange Innenverteidiger in seiner Kombination aus lässig-sportlicher Jeans und elegantem Hemd mit schwarzem Jackett wirklich toll aussah und seine leicht verstrubbelten Haare ihm einen leichten Touch Verwegenheit verliehen, der sicherlich reihenweise Frauenherzen höher schlagen lassen würde. Um jedoch nicht noch länger schweigend vor ihm zu stehen, räusperte Lena sich kurz und murmelte dann halblaut: „Hallo Per.“ Überrascht schaute der Innenverteidiger in Bremer Diensten auf und errötete sofort, als er bemerkte, dass Lena ihm bereits die Tür aufgemacht hatte – und ihn scheinbar auch eingehend gemustert hatte. Er war so in Gedanken an die bevorstehende Verabredung vertieft gewesen, dass er es gar nicht bemerkt hatte – und das war Per sichtbar peinlich. Er wollte ja schließlich, dass Lena ihn als einen überaus aufmerksamen Mann sah und nicht als einen vollkommen verpeilten Kerl. „Hey Lena“, grüßte Per unsicher zurück und fuhr sich unwillkürlich durch die Haare, weil er so nervös war und ihm nichts geistreiches oder charmantes einfallen wollte, was er ihr zur Begrüßung sagen konnte. Natürlich wusste er, dass er so garantiert nicht so locker und weltgewandt wirkte wie ihre Freunde aus Barcelona, aber er konnte sich einfach nicht helfen. Jedes Mal, wenn sie so vor ihm stand und ihm dieses Lächeln schenkte, schienen alle Gedanken und Pläne aus seinem Kopf zu verschwinden und er brachte selbst nur ein, wie er fand, debiles Grinsen zustande. „Du siehst gut aus“, merkte Lena an und mit einem Mal fühlte sich Per noch dämlicher als sowieso schon: Warum war es ihm nicht eingefallen, ihr ein Kompliment zu ihrem Aussehen zu machen?! Das war doch an sich das Einfachste und Selbstverständlichste von der Welt, wenn man mit einer Frau zum Abendessen verabredet war. So machten das Männer normalerweise und es war garantiert nur in seinem Fall umgekehrt und das auch nur, weil er so ein Stoffel war. „Danke. Du aber auch“, brachte Per schließlich doch noch nach einem Moment schweigen heraus und selbst in seinen Ohren hörte es sich nicht unbedingt wie ein besonders tolles Kompliment an – eher wie einer dieser gezwungenen Sätze, die man der Tante Tilly aus Timbuktu sagte, wenn sie mal wieder zu einem ihrer seltenen Besuche kam. Am liebsten hätte Per seinen Kopf vor die nächste Wand gerammt, damit er keinen Schaden mehr anrichten konnte, doch dann hätte Lena ihn vermutlich für vollkommen verrückt gehalten, so dass er diesen Gedanken lieber wieder verwarf. Wenn der Abend weiter so verlief, würde er bestimmt noch mehrfach Gelegenheit bekommen, diesen Plan in die Tat umzusetzen, dessen war Per sich sicher. Oder er sollte es einfach den „Lutscher“ machen lassen, dann ersparte er sich wenigstens Clemens’ Lachanfälle, wenn er ihm erzählen würde, wie er sich bei seinem Date mit Lena angestellt hatte. „Hast du noch einen Moment, Per? Dann kann ich mich noch von Lisa, Lena und Christian verabschieden und ihnen eine gute Nacht wünschen, ich werde sie ja wohl vorm Schlafengehen nicht mehr sehen.“ Es war Lena ein bisschen unangenehm, den Innenverteidiger warten lassen zu müssen, denn normalerweise war sie keine Frau, auf der die Männer ewig warten mussten, da sie selbst Unpünktlichkeit verabscheute, aber durch das Gespräch mit ihrem Patenkind, war sie einfach nicht mehr rechtzeitig fertig geworden. Dann noch ihre Unterhaltung mit Torsten und schon war sie zeitlich in Verzug. Aber sie wollte die drei auch nicht einfach so ohne ihren Gute-Nacht-Kuss ins Bett gehen lassen, nur weil sie eine Verabredung hatte. Außerdem würde Per es ihr nicht Übel nehmen, ganz bestimmt nicht, sie hatte ihn in den letzten Wochen immer als Kinderfreund kennen gelernt und die paar Minuten waren sicherlich kein Weltuntergang. „Natürlich, kein Problem“, antwortete Per da auch schon und freute sich insgeheim, dass der liebe Gott oder wer auch immer ihre Fäden lenkte, ihm noch ein paar Minuten Aufschub gewährt hatte, bis er allein mit Lena im Auto saß. So hatte er noch ein bisschen Zeit, sich wieder zu fangen und sich vielleicht ein paar mögliche Themen zu überlegen, über die er sich mit Lena unterhalten konnte – das hatte er zwar auch schon heute Nachmittag gemacht, aber was davon hängen geblieben war, hatte man ja schon an ihrer Begrüßung gesehen, die eigentlich ganz anders geplant war. Eigentlich hatte der Verteidiger Lena in den Arm nehmen und ihr ein kleines Küsschen auf die Wange geben wollen, aber nichts dergleichen hatte er auf die Reihe bekommen. Verdammte Nervosität! Lena betrat gefolgt von Per das Wohnzimmer und war überrascht, dass Lisa, Lena und Christian bereits dort standen und auf sie zu warten schienen. Die beiden Mädchen grinsten fröhlich, als sie Per und Lena zusammen den Raum betreten sahen, Christian verzog jedoch nur missmutig die Lippen. „So meine drei, ich wollte euch schon mal eine gute Nacht wünschen. Schlaft gut und träumt was Schönes.“ Als wäre es eine Selbstverständlichkeit, kniete Lena sich hin, nahm ihre beiden Nichten in den Arm, drückte sie einmal kurz an sich und gab ihnen ein Küsschen auf die Stirn, was die beiden mit einem Schmatzer auf Lenas Wangen beantworteten. Als die Psychologin sich zu Christian umwandte und ihn ebenfalls in den Arm nehmen wollte, ging der einen Schritt zurück und fragte trotzig: „Lena, wo willst du hin?“ „Ich gehe mit Per Essen“, erklärte Lena Paolos Sohn und hoffte, dass damit die Angelegenheit geklärt wäre. Sonst hatte Christian ja auch nie nachgefragt, wohin seine Eltern gegangen waren, wenn er mal wieder mit seinem Bruder Daniel allein bei Lena geblieben war. Eher im Gegenteil, er hatte sich häufig gefreut, wenn er einen Abend allein mit Lena verbringen durfte und er ihre Aufmerksamkeit mit niemandem weiter teilen musste. Zumindest hatte es auf die Psychologin immer so gewirkt. „Nein“, beharrte der Italiener stur und stampfte wütend mit dem Fuß auf. Dabei verschränkte er die Arme vor der Brust und versuchte so streng auszusehen wie nur möglich. Irgendwie erinnerte Lena diese Pose an seinen Opa Cesar, der oft ähnlich aufgetreten war, wenn er den Jungs etwas verboten hatte. „Christian, was soll das?“, wollte die Psychologin von ihrem Schützling wissen, der immer noch wild entschlossen die Arme vor seiner kleiner Brust gekreuzt hatte und sie nicht aus den Augen ließ. „Du gehst nicht weg. Du bleibst hier bei mir“, sagte der 12-Jährige entschieden und schaute Per herausfordern an, so als sei nicht Lena sein Diskussionspartner, sondern der lange Innenverteidiger. Der stand jedoch nur ziemlich hilflos und perplex daneben und wäre nie auf die Idee gekommen, sich in das Gespräch der beiden einzumischen. „Christian, jetzt mach’ mir hier bitte keine Szene, natürlich werde ich jetzt mit Per Essen gehen“, versuchte Lena Christian noch einmal deutlich zu machen, dass dieses ganze Theater nichts brachte, doch der Sohn des italienischen Abwehrspielers ließ sich nicht beirren und schüttelte nur erneut bockig den Kopf. „Nein“, beharrte der quirlige Junge und schaute den 1,98m-Mann weiter herausfordernd an. Aus irgendwelchen Gründen, überlegte Per, konnte ich Christian wohl nicht leiden. Dabei hatten sie sich beim Training an sich noch ganz gut verstanden und der Junge war begeistert gewesen, gegen ihn spielen zu können und hatte ihn mit all den Tricks von seinem Vater auszutricksen versucht. Aber nun wehrte er sich mit Händen und Füßen dagegen, dass Lena und er weggingen. Irgendwie imponierte Per Christians Entschlossenheit ja und er wünschte sich, in manchen Beziehungen doch ebenso entschlossen und willensstark zu sein wie dieser kleine Junge vor ihm, aber in dieser Situation fand er es dann doch nicht so wunderbar. „Christian Maldini, es reicht. Was ist denn los mit dir? Du verhältst dich wie einbockiges Kind und nicht wie ein großer Junge.“ Noch eine Schelte, die an Christian einfach so vorüberging. Normalerweise hatte Lena den Jungen früher spätestens mit dieser Aussage dazu bekommen, sich wieder normal zu benehmen, doch dieses Mal zuckte er nur mit den Schultern und schaute sie weiterhin entschlossen an. „Das ist mir egal. Bleib hier. Bitte.“ Hatte Christians Stimme zuerst noch genauso trotzig und bockig geklungen wie vorher, so war sie mit jedem weiteren Wort und jeder von Lenas Bewegungen, die sich langsam wieder aufgerichtet und sich Per zugewandt hatte, unsicherer und leiser geworden. Jetzt streckte der Junge seine Hand nach Lena aus und hielt deren Hand fest umklammert. „Christian, ich komme doch wieder, in ein paar Stunden bin ich schon wieder da und morgen früh frühstücken wir zusammen. Alles wie immer“, versuchte Lena dem Zwölfjährigen zu erklären und sich aus seinem Griff zu lösen, doch der Junge hatte mehr Kraft, als Lena erwatet hatte. „Du hast schon gesagt, dass sich nichts ändern wird, aber da hast du auch gelogen. Wieso solltest du jetzt nicht wieder lügen? Als du das letzte Mal mit einem Mann weg warst, bist du erst immer wieder mit ihm weg und zum Schluss weinend nach Hause gekommen. Papa konnte dich nicht trösten und Daniel und ich auch nicht. Du hast nur noch geweint und dann bist du fort gegangen.“ Christian hatte sich richtig in Rage geredet und klammerte sich an die junge Psychologin. Der dämmerte es langsam, wovon der Junge sprach und warum er unbedingt verhindern wollte, dass sie mit Per Essen ging. So unterschiedlich die Situationen auch waren, für Christian schien diese hier der von damals zu ähneln und der Junge hatte einfach Angst und machte sich Sorgen. Er benahm sich nicht ohne Grund so schlecht, sondern nur, weil er sich nicht anders zu helfen wusste – weil er nicht genau wusste, wie ihr sonst anders helfen sollte. Und genau das besänftigte Lena und ließ ihre Wut und Genervtheit über Christians Verhalten ins Nichts verschwinden. Sie hatte ja nicht einmal ansatzweise geahnt, wie viel Christian von der ganzen Angelegenheit mitbekommen hatte – und wie schwer es ihn getroffen hatte, dass sie Mailand verlassen hatte. Sicher, Paolo hatte ihr in ihren Telefonaten erzählt, dass die Jungs sie vermissen würden und auch Christian hatte sie jedes Mal aufs Neue angefleht, wieder nach hause zu kommen, aber das es so tiefe Wunden hinterlassen hatte – damit hatte sie nicht im Traum gerechnet. „Ich hasse ihn und ich hasse dich. Ihr tut meiner Lena nur weh und macht sie traurig, lasst sie in Ruhe“, schrie Christian nun außer sich, so als hätten seine ersten Worte den unsichtbaren Damm gelöst, der seine Gefühle noch zurückgehalten hatte. Jetzt wollte er auf Per losgehen und ihn so endgültig vertreiben, als Lena ihn abfing und fest in den Arm nahm. Sie drückte ihn an sich und wollte ihn am liebsten gar nicht mehr loslassen, als Christian ihr etwas ins Ohr flüsterte: „Du sollst nicht immer weinen müssen. Und du sollst wieder nach Hause kommen. Wenn ich groß bin, dann heirate ich dich und dann wirst du nie wieder traurig sein müssen, das verspreche ich dir.“ To be continued Das hier war jetzt erstmal die vorletzte Dosis Torsten, die ihr voraussichtlich demnächst bekommen werdet, deshalb habe ich es noch mal versucht so schön wie möglich zu machen – und mir gefallen die Geschwister zusammen richtig gut, vor allem, wenn Torsten sich auch mal tatsächlich wie ein erwachsener, großer Bruder verhält. Oder fandet ihr seine Mahnung, dass Lena auf sich aufpassen soll, etwa zu viel oder gar absolut unnötig? Per und Lena Klappe die erste, würde ich da mal sagen. Der Anfang ist zumindest mal aus Pers Sicht ziemlich schlecht verlaufen, aber vielleicht fängt sich der Innenverteidiger ja noch und weiß dann am Ende wieder, worüber er mit Lena sprechen wollte. Irgendwie benimmt sich Per ja ein bisschen wie bei einem Vorstellungsgespräch… Fandet ihr diese Unsicherheit und Nervosität eigentlich süß oder eher ziemlich uncharakteristisch und nervend? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)