Riddle's Assassins von stone0902 (Im Auftrag des Dunklen Lords) ================================================================================ Kapitel 24: Farewell -------------------- Die ZAG-Prüfungen waren allesamt geschrieben und obwohl Ginny für dieses Schuljahr nicht mehr lernen brauchte, war die Bibliothek momentan der Ort, den sie am meisten aufsuchte. So war es auch heute. Auch nach den Prüfungsvorbereitungen kam sie gern her um zu lesen, da ihr die ruhige Atmosphäre gefiel und sie ungestört sein konnte. Nicht mehr allzu viel Zeit blieb ihr in Hogwarts, denn bald würden die Sommerferien beginnen und sie würde in den Fuchsbau zu ihrer Familie zurückkehren. Dies war ein Ereignis, auf das Ginny sich freute. Seit ihrer ersten Prüfung hatte sie Tom weder gesehen, noch seine Stimme gehört. Nur in ihre Träumen schlich er sich manchmal. Aber so war es okay. Ginny hatte sich damit abgefunden, dass mehr einfach nicht möglich war. Und wenn sie doch einmal drohte durchzudrehen, lenkte sie sich mit Quidditch ab. Fliegen hatte ihr schon immer gut getan. In der Bibliothek gab es eine kleine, bescheidene Sammlung von Büchern, die sich dem Thema Quidditch widmete. Ginny stand vor diesem Regal und suchte gerade nach einem gescheiten Buch, als sie Draco bemerkte, der hektisch auf sie zu eilte. „Ich habe dich überall gesucht.“ Mehrmals sah er sich um, ob sie beobachtet wurden, aber die Bibliothek war an diesem Tag nicht sehr gut besucht, da die meisten Schüler bei diesem schönen Wetter lieber die Zeit im Freien verbrachten. Madam Pince hatte ihre lange Nase tief in einen dicken Wälzer gesteckt und wirkte beschäftigt. „Ich habe es geschafft“, flüsterte Draco gehetzt. „Ich habe es endlich repariert.“ Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und er wirkte sichtlich mit sich zufrieden. „Wolltest du deswegen das Finsternispulver haben?“, fragte Ginny mit einer hochgezogenen Augenbraue. Sie wusste immer noch nicht, was Draco wohl damit anstellen wollte. Vor ein paar Tagen hatte er ihr eine Eule geschickt und sie um Rat gebeten, er suchte etwas um im Verborgenen bleiben zu können. Da war Ginny das Finsternispulver eingefallen, das sie in den Weihnachtsferien von George bekommen hatte. Also hatte sie es ihm kurzerhand geschickt, ohne zu wissen, was er damit vorhatte. Draco schüttelte den Kopf. „Ich erzähle es dir“, flüsterte er, kam näher und legte seine Hände auf ihre Schultern, zog sie noch ein Stück weiter vom Gang weg, um auch wirklich ungestört zu sein. „Im Raum der Wünsche ist ein Verschwindekabinett“, flüsterte er ihr leise, aber sehr schnell ins Ohr. Er war ungeduldig. „Es war kaputt. Das ganze Jahr habe ich versucht es zu reparieren.“ Das also hatte er andauernd getan. So oft war er im Raum der Wünsche gewesen und nie hatte Ginny erfahren, was er dort getrieben hatte. Jetzt wusste sie es. Es musste dieser seltsame Schrank sein, den sie gesehen hatte und in den Draco sie damals hineingeschubst hatte. War das seine Absicht gewesen? Testen, ob es funktionierte? Er hatte sie also tatsächlich verschwinden lassen wollen. Im Moment konnte Ginny aber deswegen nicht sauer sein, denn Dracos Verhalten machte sie misstrauisch. „Dumbledore hat die Schule verlassen“, fuhr Draco flüsternd fort und sah sich erneut nervös um. „Woher weißt du das?“ Draco holte etwas aus seiner Hosentasche. Es war die verzauberte Galleone, die Ginny ihm einst gegeben hatte. Und sie wusste auch noch, wofür er sie gebraucht hatte. „Madam Rosmerta.“ Draco nickte. „Sie hat mir vorhin Bescheid gegeben. Dumbledore ist in Hogsmeade, er wird bald zurückkommen. Ich muss mich beeilen.“ Ginny beschlich ein ungutes Gefühl. Wie er über Dumbledore sprach gefiel ihr gar nicht. „Was genau geschieht, wenn Dumbledore zurückkommt?“, fragte Ginny besorgt, obwohl sie die Antwort schon kannte. Draco sah sie entschlossen an und sein Blick bestätigte ihre Vermutung. „Nein!“, hauchte sie und fasste ihn am Arm, als würde sie ihn festhalten wollen, damit er nichts Dummes tat. „Tu das nicht, Draco! Ich bitte dich!“ Ginny hatte sich zwar von Tom losgesagt und mit dieser ganzen Sache abgeschlossen, aber sie hatte nie daran gedacht, dass das nur für sie galt. Draco hatte ebenfalls einen Auftrag und er war kurz davor ihn auszuführen. „Ich wollte mich nur verabschieden“, sagte er von ihrem Gefühlsausbruch unberührt und wischte ihre Hand weg. „Es war ja eigentlich ganz nett mit dir, Weasley.“ Draco ging und Ginny wollte ihm gerade hinterher stürmen, als Madam Pince um die Ecke gehuscht kam und sie direkt in die Bibliothekarin hineinlief. Anscheinend hatte Madam Pince’ feines Gehör das Geflüster gehört und sie sich auf den Weg gemacht, um nach dem Rechten zu sehen. Fassungslos sah sie mit einem strengen Blick auf Ginny hinab, unter dem die Gryffindor merklich zusammenschrumpfte. „Miss Weasley, wir befinden uns in einer Bibliothek! Etwas mehr Rücksicht, wenn ich bitten darf!“ ~ Ginny fühlte sich überhaupt nicht wohl in ihrer Haut. Gemeinsam mit Ron und Neville stand sie im siebten Stock vor dem Raum der Wünsche. Ihr Bruder hatte sie abgefangen, nachdem sie aus der Bibliothek gekommen war und sie mit einem ziemlich ernsten Gesichtsausdruck gebeten mit ihm zu kommen. Er hatte versucht, so viele Mitglieder der DA wie möglich zusammenzutrommeln, denn Harry hatte ihn gebeten Malfoy im Auge zu behalten. Letztendlich hatte sich nur noch Neville ihnen angeschlossen, während Luna mit Hermine den Zaubertränkelehrer überwachte. „Was geht hier eigentlich vor?“, fragte Neville, der ebenfalls ziemlich beunruhigt aussah. „Harry glaubt, dass Malfoy etwas vorhat“, erklärte Ron und Ginny wusste, dass diese Vermutung so ziemlich ins Schwarze traf. Harry hatte ihnen die Karte des Rumtreibers dagelassen, damit sie sehen konnten, wo der Slytherin sich im Schloss aufhielt, aber darauf war er nicht zu finden gewesen. Ron hatte daher beschlossen zum Raum der Wünsche zu gehen, denn Harry hatte anscheinend herausgefunden, dass man von der Karte verschwand, wenn man sich in diesem magischen Raum befand. Ginny hoffte nur, dass Draco sich nicht wirklich hinter dieser kalten Steinmauer verbarg, denn sie wusste nicht, was sie tun sollte, wenn sie auf ihn treffen würde. Noch etwas anderes beunruhigte sie. Ron hatte erzählt, dass Harry mit Dumbledore unterwegs war. Das verhieß nichts Gutes. Wenn Draco wirklich versuchte Dumbledore anzugreifen – was schon mal ein ziemlich unausgeglichener Kampf wäre – und jetzt auch noch Harry Potter dabei sein würde ... dann sah es für Draco nicht sehr gut aus. Vor allem, da der Gryffindor ein Zeuge wäre. Ginny würde Draco gerne warnen, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte. „Was meinst du soll Malfoy denn vorhaben?“ „Ich weiß es nicht, Neville. Aber es war Harry ziemlich ernst damit. Er hat Malfoy schon das ganze Jahr über verdächtigt.“ „Hat Harry ihn deswegen angegriffen? Weil er denkt, er habe etwas mit dem Angriff auf Katie zu tun?“ Unsicher kaute Ron auf seiner Unterlippe herum und zuckte dann nur mit den Achseln. Ein Geräusch ließ sie alle drei aufschrecken. An der Wand hatte sich die Tür zum Raum der Wünsche gezeigt und als diese sich langsam öffnete, hielten die drei Gryffindors ihren Zauberstab bereit. Und tatsächlich war es Draco Malfoy, der aus der Tür kam. Vorsichtig erspähte er die Umgebung und hielt etwas Seltsames in seiner linken Hand. Es sah aus wie eine abgetrennte, verwitterte Hand, wie ein widerlicher Schrumpfarm. Als der Slytherin die drei Gryffindors mit ihren erhobenen Zauberstäben sah, warf er mit seiner freien Hand etwas in die Luft. Für eine Sekunde begegneten sich Dracos und Ginnys Blicke, bevor alles um sie herum schwarz wurde. Erschrocken keuchte Neville neben ihr auf und von Ron hörte sie ein gemurmeltes „Lumos“, aber es blieb weiterhin stockfinster. Das musste das Finsternispulver sein, dass, das Ginny ihm kürzlich erst geschickt hatte. Jetzt konnte sie sich auch denken, wieso er danach gefragt hatte. Etwas, mit dem man im Verborgenen bleiben kann. Draco hatte alles genauestens geplant. Ginny wusste nicht, was sie tun sollte. Sie konnte Schritte hören, die an ihr vorbeiliefen, mehrere schwere Schritte, die nicht von Schülern stammen konnten. Jetzt fügte sich alles zusammen. Das Verschwindekabinett! Draco hatte es repariert. Aber was, wenn man mit diesem Ding nicht nur Leute verschwinden lassen konnte? Schließlich mussten sie ja auch wieder irgendwo auftauchen. Das hieße, es musste noch ein zweites geben. Und durch diese beiden Kabinette müsste Draco jemanden hergebracht haben. In den Raum der Wünsche. Direkt nach Hogwarts hinein. Todesser! Sofort schnellte sie mit der Hand, in der ihr Zauberstab lag, in die Höhe und richtete sie ins Nichts. Sie konnte nichts sehen, nur Schritte und Geflüster hören, aber konnte sie wirklich sicher sein, dass sie auf einen Feind zielte und nicht auf einen Freund? Plötzlich spürte Ginny ein Gewicht, dass sie beinahe erdrückte. Erschrocken keuchte sie, doch es waren nur zwei Arme, die sie fest drückten. Jemand umarmte sie. Völlig irritiert, rührte sich Ginny nicht. Sie spürte nur den großen, warmen Körper, der sich fest an ihren presste. Draco, dachte sie. Das ist Draco, ganz bestimmt. Sie spürte seine Finger, die ihren Arm entlang tasteten und ihr etwas in die Hand drückten. Etwas kleines, glattes, kaltes. Etwas aus Glas. Einen Augenblick später ließ er sie wieder los und war verschwunden. Sie hörte seine Schritte, die sich entfernten. Allem Anschein nach musste dieser Schrumpfarm, den er bei sich hatte, ihm irgendwie den Weg zeigen. „Verdammt, ich kann nichts sehen!“, fluchte Ron. „Kommt hierüber“, rief Neville. „Wir müssen einen anderen Gang finden, in dem es hell ist.“ Gemeinsam tasteten sie sich durch die Dunkelheit, bis sie wenige Meter weiter einen Korridor entdeckten, wo das Finsternispulver nicht hingelangt war und sie wieder etwas sehen konnten. Allen dreien war die Angst ins Gesicht geschrieben. „Todesser“, flüsterte Ron und sein Gesicht war kreidebleich. „Ich fass es nicht! Malfoy hat die Todesser ins Schloss gelassen! Harry hatte Recht!“ „Wir müssen die anderen warnen!“, sagte Neville. Die Sorge um die anderen war ihm deutlich anzusehen. Ginny besah sich den Gegenstand, den ihre Finger umschlossen. Was hatte Draco ihr da gegeben? Es war eine kleine Phiole aus Glas. Darin befand sich eine Flüssigkeit – ein Zaubertrank. Aber das konnte doch nicht das sein, was sie vermutete ... „Ginny?” Rons Blick lag auf der Phiole in ihrer zitternden Hand. „Sag mal, wo hast du Felix Felicis auf einmal her?“ Und tatsächlich, es war das Flüssige Glück, das sie in Händen hielt, aber wie bei Merlins Bart war Draco daran gekommen? Hatte er es Harry entwendet und etwas geschafft, was selbst Ginny nicht gelungen war? Aber wieso hatte er es dann nicht für sich selbst behalten? Sie empfand enorme Dankbarkeit, denn das war wirklich ein Beweis ihrer Freundschaft. Ginny entkorkte den Zaubertrank und hielt sie dann den beiden Jungen auffordernd entgegen. „Trinkt“, sagte sie und plötzlich waren aus der Ferne Schreie zu hören. Die Todesser schienen auf Gegenwehr gestoßen zu sein. „Wir werden es brauchen.“ ~ Flüche, von Hexen und Zauberern, die sich duellierten, jagten durch die Luft. Der Orden des Phönix kämpfte gegen die Todesser. Professor McGonagall, Tonks und Lupin leisteten sich einen erbitterten Kampf gegen die maskierten Anhänger von Lord Voldemort. Sogar Fenrir Greyback war dabei und hatte sich schon auf sein erstes Opfer gestürzt. Entsetzt musste Ginny feststellen, dass es Bill war. Sofort feuerte sie einen Schockzauber auf Greyback ab, um Bill zu retten, doch es benötigte noch weitere Flüche um dieses Monster zu verscheuchen. Bill lag blutend und leblos am Boden. Sofort eilte Ginny zu ihm und erschrak, als sie sehen musste, wie schlimm es ihren älteren Bruder erwischt hatte. Er war sehr schwer verwundet. Greyback war zwar nicht in einen Werwolf verwandelt gewesen, hatte aber auch als Mensch eine ungeheure Brutalität an den Tag gelegt. Erleichtert bemerkte Ginny Bills flache Atmung und konnte sich die aufkommenden Tränen noch verkneifen. Der Moment der Freude verging aber rasch, da ein Fluch nur knapp an ihr vorbeisauste. Um Bill würden sie sich später kümmern müssen. Jetzt widmete sie sich dem Kampf und unterstützte ihre Gefährten. Die Lehrer und einige Schüler kämpften tapfer gegen die Todesser und verteidigten sich, so gut wie sie konnten. Von Draco war weit und breit keine Spur. Ebenso wenig wie von Harry oder Dumbledore. Wenn Ginny daran dachte, dass nicht mehr viel gefehlt hätte, dann hätte sie ebenfalls zu den maskierten Leuten gehörten, die jetzt ihre Freunde angriffen. Einmal mehr wusste Ginny, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Plötzlich kamen von einer Treppe noch mehr Todesser und einer von ihnen attackierte Ginny, allerdings wehrte sie den Fluch mit einem Lähmzauber ab. Gleich darauf feuerte sie ihm einen Impedimenta entgegen. Von überall kamen Flüche. Es herrschte das reinste Chaos. Es tat Ginny im Herzen weh, Hogwarts so sehen zu müssen, dem Ort, an dem sie sich wohl fühlte, ihrem zweiten zu Hause. Ginny hatte zwar Angst, aber sie wusste, dass ihr nichts geschehen würde. Das lag vermutlich an Felix Felicis. Ohne ihn hätte es sie vielleicht schon längst erwischt. Auf einmal rief jemand: „Es ist vorbei, Zeit zu gehen!“ Ginny erkannte, dass es Snape war. Einige Todesser folgten seinem Ausruf und versuchten, zu fliehen. Snape lief an ihnen vorbei, ohne sich in den Kampf einzumischen, ohne zu helfen oder anzugreifen. Es ist vorbei ... Das musste bedeuten, dass Dumbledore ... Und dann sah sie Draco, der hinter Snape herlief. Auch er hatte nur wenig für den Kampf übrig. Ginny erschrak, als sie sein blasses und vor Angst erstarrtes Gesicht erkannte. Draco rannte, rannte, als hinge sein Leben von ihm ab. Gemeinsam liefen sie den Korridor entlang und verschwanden dann um die nächste Ecke. Sie versuchten wohl, das Schloss zu verlassen. Hatte Draco es tatsächlich über sich gebracht? Kurz darauf kam Harry von der Treppe hinuntergestürmt. Mit wutverzerrtem Gesicht versuchte er Snape und Draco zu verfolgen. Dann stürzte Greyback sich auf ihn ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)