Riddle's Assassins von stone0902 (Im Auftrag des Dunklen Lords) ================================================================================ Kapitel 18: Consolation ----------------------- Mittlerweile war es später Abend. Beinahe die gesamte Familie Weasley saß am Krankenbett von Ron, der in einem der Betten im Krankenflügel lag. Nur Percy, Bill und Charlie fehlten. Arthur und Molly Weasley waren sofort angereist, als sie die Nachricht erhalten hatten, die sie über die unglückliche Lage ihres Sohnes in Kenntnis setzte. Seit Madam Pomfrey sie zu ihm gelassen hatte, warteten sie darauf, dass der Rotschopf die Augen aufschlug. Vergeblich. Während ihre Eltern und die Zwillinge sich leise unterhielten, hatte Ginny ihre Augen unverwandt auf ihren Bruder gerichtet. Sie war fast ebenso blass wie er. Ihre Glieder waren steif und sie fühlte sich hundsmiserabel. Ihr schlimmster Alptraum hatte sich bewahrheitet. Der vergiftete Met, den sie und Malfoy Professor Slughorn untergejubelt hatten, war nicht entdeckt oder entsorgt worden, so wie sie es vermutet hatten. Nein, er hatte noch immer an seinem Platz im Zimmer des Zaubertränkelehrers gestanden und so war es dazu gekommen, dass Ron von ihm getrunken hatte, als er mit Harry und Slughorn auf seinen Geburtstag anstoßen wollte. So hatte es Harry jedenfalls Ginny und Hermine sowie den Lehrern geschildert. Wie hatte es nur passieren können, dass der Met in die falschen Hände geriet? Er war doch eigentlich für Dumbledore gedacht gewesen. Ginny senkte beschämt den Blick. Es war allein ihre Schuld, dass ihr Bruder dieser Gefahr ausgesetzt gewesen war. Wenn Harry nicht gewesen wäre... Ihm hatten sie es zu verdanken, dass Ron noch lebte. Indem er ihm einen Bezoar in den Mund gesteckt hatte, wurde er entgiftet. Nur weil er rechtzeitig gehandelt hatte, war Ron nicht tot. Eine weitere Heldentat von Potter, schließlich hatte er bisher schon mehreren Weasleys das Leben gerettet, Ginny mit eingeschlossen. Für das, was er für Ron getan hatte, war sie ihm unendlich dankbar. Es war ein Gefühl, dass sie schon seit langer Zeit nicht mehr für diesen Jungen empfunden hatte. In diesem Moment waren alle negativen Gefühle weg, sie empfand keinen Zorn mehr, keinen Hass. Da war nur noch endlose Dankbarkeit, denn durch ihre Unachtsamkeit, wäre ihr geliebter Bruder beinahe gestorben und das hätte sie sich nie verziehen. Das schlechte Gewissen trieb sie in den Wahnsinn. Ihre Familie redete über das Geschehen, sie fragten sich, wie so etwas nur passieren konnte, wer es auf Ron abgesehen hatte und wer so skrupellos war, jemanden zu vergiften, so wie Harry und Hermine schon vorher darüber gerätselt hatten. Dabei war die Antwort auf ihre Fragen zum Greifen nah. Am liebsten hätte Ginny ihnen geantwortet, dass es ein Versehen war, dass sie Ron niemals ein Leid zufügen wollte, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. Ihre Lippen hatte sie aufeinander gepresst, damit kein falsches Wort ihren Mund verließ. Niemand durfte sie mit diesem Unglück in Verbindung bringen, ansonsten wäre sie enttarnt und ihr Auftrag gescheitert. Ihre Mutter schluchzte neben ihr in ein Taschentuch, das Geräusch der tränenerstickten Schluchzer hielt Ginny letztendlich einfach nicht mehr aus. Sie stand auf und erntete die fragenden Blicke ihrer Familie, denen sie auswich, da sie unter den traurigen Augen nicht standgehalten hätte. Wortlos verließ die jüngste Weasley den Krankenflügel und erst als sie die Türen hinter sich geschlossen hatte, konnte sie wieder richtig frei atmen. Ihre Beine zitterten, mit wackligen Schritten floh sie, wollte nur so weit wie möglich weg vom Krankenflügel. In diesem Moment hasste sich das junge Mädchen, sie verfluchte sich in Gedanken immer und immer wieder. Sie allein war schuld an dem was passiert war und sie bereute was sie getan hatte. Nie wieder würde sie Ron unter die Augen treten können. Die Gänge waren leer, das Abendessen musste längst vorbei sein, wodurch keine Schüler mehr unterwegs waren. Ginnys Schritte wurden immer schneller und langsam ließen sich die Schluchzer nicht mehr unterdrücken. Sie vergrub das Gesicht in ihren Händen und rannte kurz darauf schließlich unachtsam gegen etwas. Aber das war ihr egal, sie wäre einfach weitergelaufen, wenn sie nicht etwas daran gehindert hätte. Mit schwachen Versuchen bemühte Ginny sich darum sich loszureißen, doch es gelang ihr nicht. Jemand hielt sie fest. Erst als die Person sie beim Namen nannte, sah sie ihn an und erkannte wer vor ihr stand. „Lass mich los“, schluchzte sie, doch er umklammerte sie mit beiden Armen nur noch fester. „Was ist passiert?“, fragte er beunruhigt, aber sie wollte ihm nicht antworten. „Lass mich los, Draco...“ Die Tränen begannen zu fließen und als sie begann bitterlich zu weinen drückte er sie an sich, öffnete die nächstbeste Tür und zog sie mit hinein, ohne dass sie sich dagegen wehrte. Nachdem Draco die Tür geschlossen hatte, lehnte er sich mit dem Rücken dagegen und Ginny, die immer noch in seinen Armen lag, drückte sich fest an ihn, krallte sich an seinem Hemd fest und ließ nun ihren Tränen freien Lauf. Der Schmerz war unerträglich. Beinahe hätte sie den Menschen in ihrem Leben verloren, der ihr am nächsten stand und der Gedanke an diesen Verlust bereitete ihr enorme Angst. Draco strich ihr fortwährend über den Rücken und über den Kopf. Er sagte nichts, er hielt sie einfach nur fest. Irgendwann fanden sie sich auf dem Boden wieder, er lehnte immer noch mit dem Rücken an der Tür und hielt das Mädchen in seinen Armen. Sie saß zwischen seinen Beinen und hatte sich seitlich gegen seine Brust gelehnt. Seitdem sie in diesem Zimmer waren hatte Ginny Draco noch nicht in die Augen gesehen, ihr Kopf ruhte immer noch an seiner Schulter. Sie hatte sich mittlerweile wieder beruhigt, wobei die tröstenden Berührungen seinerseits einen großen Anteil dazu beitrugen. Nur ab und zu lief noch einmal eine Träne über das sommersprossenbesetzte Gesicht. Schließlich durchbrach sie die Stille. „Mein Bruder hat von dem vergifteten Met getrunken.“ Sie spürte wie sein Körper sich anspannte. „Ist er...“ Draco zögerte und ließ die Frage unbeendet. Ginny schüttelte den Kopf. Eine weitere Träne bahnte sich den Weg ihre Wange hinab. „Harry hat ihn gerettet“, flüsterte sie mit zittriger Stimme. „Er war dabei und hat ihm das Leben gerettet.“ Dieser Junge hatte den Titel „Retter“ wirklich verdient. Ginny konnte nicht anders als ihn zu respektieren. Selbst als sie den ganzen Tag über vor dem Krankenflügel gewartet hatten, gab er sich ihr gegenüber ganz normal und nichts ließ mehr auf die Begegnung in seinem Schlafsaal schließen, indem sie sich beinahe duelliert hätten. Das Misstrauen blieb zwar weiterhin in seinen Augen und es herrschte auch eine gewisse Spannung zwischen ihnen, aber er hatte kein Wort über den Vorfall verloren und Ginny alles, was mit Ron geschehen war, erzählt. Eine Weile sagte niemand etwas. Dracos Berührungen hatten zwar aufgehört, aber seine Arme lagen weiterhin locker um sie gelegt. Ginny genoss die Wärme, die sein Körper ausstrahlte. Ihr wurde bewusst, dass sie ihm zuvor noch nie so nahe gewesen war, wie in diesem Augenblick. Hätte ihr mal jemand gesagt, dass sie sich in Draco Malfoys Armen wohlfühlen würde, hätte sie denjenigen wohl für verrückt erklärt. „Aber wie ist er an den Met heran gekommen?“, stellte Draco die Frage. Ginny wiederholte Harrys Worte. „Sie waren beide bei Slughorn im Büro. Ron stand unter einem Liebeszauber und sie ersuchten die Hilfe des Professors.“ „Slughorn hatte den Met also noch?“ Es war keine Frage. Ginny hörte seinen niedergeschlagenen Seufzer nah an ihrem Ohr. „Nun stehe ich wieder ganz am Anfang.“ Jetzt begriff auch Draco, dass ihre Mühen vor den Weihnachtsferien umsonst gewesen waren. Der vergiftete Met war nie am Weihnachtstag an den Schulleiter verschenkt worden. Als sie aus den Ferien nach Hogwarts zurückgekehrt waren, war es ihnen ein Rätsel, wieso Dumbledore nichts geschehen war und wieso der Plan mit dem vergifteten Met nicht funktioniert hatte. Die Lösung lautete das er sich immer noch an dem Platz befunden hatte, an dem Ginny ihn abgestellt hatte. Und so kam es, dass er von einem Unschuldigen getrunken wurde, der den Plänen Voldemorts beinahe zum Opfer gefallen wäre. „Meinst du sie ahnen etwas?“, fragte Draco unsicher. Erneut schüttelte sie den Kopf. „Nein.“ Und sie hoffte, dass ihre Familie es auch nie erfahren würde. „Es ist meine Schuld ... Beinahe hätte ich... meinen Bruder...“ Der Kloß in Ginnys Hals verhinderte das sie weitersprechen konnte. Sie lehnte ihre Stirn gegen seine Schulter, benetzte sein schwarzes Hemd schon wieder mit Tränen. „Heute war sein Geburtstag!“, schluchzte sie und versuchte die Tränen wegzuwischen, aber es folgten immer wieder neue. „Wie konnte das nur passieren?“ „Keiner konnte wissen, dass es so kommt. Es war ein Unfall.“ Draco machte eine Pause bevor er weiter sprach, dieses Mal mit trauriger Stimme. „Ich wollte auch nicht, dass Bell verletzt wird.“ Ginny horchte bei diesem Namen auf. Katie Bell, die Jägerin ihrer Quidditch-Mannschaft. Sie hatte das Päckchen mit der verfluchten Kette Dumbledore überreichen sollen. Das war Malfoys erster Plan gewesen. Ginny erinnerte sich noch daran, wie sie die Gryffindor-Schülerin in Hogsmeade gesehen hatte, kurz nachdem der Fluch sie getroffen hatte. Um ein Haar wäre die Siebtklässlerin daran gestorben. Momentan lag Katie noch immer im St.-Mungo-Hospital in London. Draco mochte zwar ein Mistkerl sein, arrogant, hochnäsig und streitsüchtig - fast mehr als es für einen Slytherin üblich war - doch der beinahe begangene Mord an Katie Bell ließ ihn nicht kalt. Er war eben noch ein Junge von gerade einmal sechzehn Jahren. Ein kaltblütiger Todesser war er noch lange nicht! Selbst bei dem Auftrag Dumbledore zu ermorden konnte Ginny den Zwiespalt in ihm erkennen. Sie konnte sich nur zu gut an die Erleichterung in seinen Augen erinnern, als sie nach den Schulferien nach Hogwarts zurückgekehrt waren und den Schulleiter in der großen Halle bei der Eröffnung quicklebendig vorgefunden hatten. Sie spürte, dass es ihm schwer fiel seiner Mission nachzugehen und sein Meister schien es ebenso zu ahnen, denn er hatte Ginny damit beauftragt ihm unter die Arme zu greifen und für sein Gelingen zu sorgen. Womöglich hatte er von Anfang an damit gerechnet, dass Draco scheitern würde. Als sie Draco ins Gesicht blickte, sah sie eine nasse Spur an seiner Wange. Sie musste ihre Tränen an seinem Gesicht vergossen haben, als sie sich an ihn gedrückt und sein Gesicht dabei berührt hatte. „Was tun wir nur?“, flüsterte sie. „Es läuft alles falsch.“ „Ich weiß.“ In seinen Augen konnte sie dieselbe Trauer sehen, die auch sie verspürte. Unnötigerweise hatten sie Unschuldigen geschadet und sie beide bereuten es. „Aber ich habe keine andere Wahl“, erklärte Draco. „Ich muss es tun. Ich kann nicht aufhören. Auch wenn ich wollte.“ Das letzte Mal als die beiden sich sahen, waren sie im Streit auseinander gegangen und nun saßen sie hier in einem Klassenzimmer, wie Ginny mittlerweile festgestellt hatte, und schienen einander so nah und vertraut. Draco tröstete sie sogar, wenn auch nicht mit Worten, denn dafür war er einfach nicht der Typ. Trotzdem war er für sie da und gab ihr den Halt, den sie im Moment brauchte. Sie beide teilten das gleiche Schicksal. Ginny nahm seine Hand und drückte sie leicht. Es sollte eine aufmunternde und unterstützende Geste sein. Sie konnte sich gut vorstellen, dass Draco gerne aussteigen würde, denn schließlich ging es um Mord. Selbst Ginny hatte diesbezüglich die Zweifel bemerkt, die sich in ihr eingenistet hatten und die würden sich nach dem heutigen Tag gewiss verstärken. Wie könnte sie auch den Retter ihres Bruders umbringen? Nachdem die Tränen getrocknet waren verließen die Gryffindor und der Slytherin das Klassenzimmer um in ihre Schlafsäle zurückzukehren. Gemeinsam gingen sie wortlos den Flur entlang, der von schwebenden Kerzen erleuchtet wurde. Währenddessen musste Ginny an das denken, was Draco zu ihr gesagt hatte. Das war durchaus das Ehrlichste, was sie je von ihm gehört hatte. Sie spürte, dass sich zwischen ihnen etwas verändert hatte. Er hatte sich geöffnet, schien ihr nun zu vertrauen. Sie wusste jetzt, dass sie ihm nicht egal war, denn sonst hätte er sie vorhin im Gang einfach stehen gelassen, aber stattdessen hatte er sie aufgefangen und sie beruhigt. Seit langem hatte sie wieder richtige Zuneigung genossen. Der Zeitpunkt kam, als ihre Wege sich trennten und Ginny überkam das Gefühl sich bedanken zu wollen, aber bevor sie etwas sagen konnte ergriff er das Wort. „Denk dran, du hast immer noch die Wahl.“ Zuerst war sie verwirrt, bis sie erkannte, dass seine Worte an das vorangegangene Gespräch anknüpften. Hatte sie eine Wahl? Wollte sie überhaupt wählen? Bis zum heutigen Tag hatte sie nie daran gezweifelt, dass sie etwas anderes tun wollte... Ein trauriges Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Ich hoffe du triffst die richtige Entscheidung.“ Mit diesen Worten ging er zu den Treppen die Richtung Kerker führten und Ginny sah ihm nachdenklich hinterher, bis er aus ihrem Sichtfeld verschwand. Seine Worte schubsten sie in die richtige Richtung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)