Riddle's Assassins von stone0902 (Im Auftrag des Dunklen Lords) ================================================================================ Kapitel 4: Choice ----------------- An diesem Samstagmorgen sollten die Quidditch-Auswahlspiele stattfinden. Zeitig war Ginny zu Bett gegangen um ausgeruht am Spielfeld zu erscheinen und ihr Können zu demonstrieren, doch wie seit Längerem hatte sie kaum ein Auge zu gemacht. Und daran war nicht nur die Aufregung schuld. Letztens erst hatte sie sich in der Bibliothek panisch vor einem Jungen erschrocken, der durch seine schwarzen Haare von hinten ausgesehen hatte wie Tom Riddle. Er hatte sich jedoch nur als irgend so ein Ravenclaw-Schüler entpuppt, dennoch war sie daraufhin flüchtend aus der Bibliothek gerannt. Nach einem knappen Frühstück – mehr als eine halbe Schüssel Müsli war es nicht gewesen – stand sie vor dem Kleiderschrank um sich anzukleiden. Am Besten waren sportliche und bequeme Kleidungsstücke geeignet, also zog sie sich eine normale Jeans an. Dazu noch einen roten ausgewaschenen Kapuzenpullover. Obwohl draußen noch sommerliche Temperaturen herrschten, würde sie sich etwas langärmeliges überziehen, da es auf dem Besen in der Luft schon einmal sehr zugig werden konnte. Die Erfahrungen im Fliegen hatten sie dies gelehrt. Von ihrem Bruder Ron hatte sie seinen Sauberwisch Elf ausgeliehen, den er im letzten Jahr zur Ernennung zum Vertrauensschüler von seinen Eltern geschenkt bekommen hatte. Für das heutige Spiel wollte sie darauf fliegen und am gestrigen Tag hatte sie nach dem Unterricht damit einige Runden um das Quidditchfeld gedreht. Sie wollte unbedingt die Position des Jägers in der Mannschaft einnehmen. Entschlossen machte sie sich auf den Weg. Wenn Harry ihr Talent nicht wahrhaben wollte, dann würde sie es ihm heute beweisen. Bis auf Bill und Percy waren alle Weasleys in die Hausmannschaft gekommen und auch wenn ihre Brüder sie immer beim Spielen ausgeschlossen hatten, war das für sie kein Grund gewesen, diesen Sport nicht auszuüben. Sie erinnerte sich noch an die Quidditch Weltmeisterschaften von vor zwei Jahren und wenn es nicht schon vorher gewesen war, dann war es an diesem Tag, dass sie sich vorgenommen hatte, Quidditchspielerin zu werden. Es gab kein schöneres Gefühl als auf einem Besen zu sitzen und frei wie ein Vogel durch die Luft zu fliegen, die Geschwindigkeit und den Wind in den Haaren zu spüren, der so laut an den Ohren vorbei rauschte, dass man seine eigenen Gedanken nicht mehr hören konnte. Diese Freiheit suchte sie gerne auf, um sich abzulenken, sich aufzuheitern oder in Ruhe nachdenken zu können. Obwohl sie mehr als pünktlich war, tummelten sich schon dutzende Schüler auf dem Quidditchfeld. Ginny staunte, wie viel Interesse bei den Gryffindors herrschte, doch als sie sich genauer umsah, erkannte sie, dass wohl die wenigsten wirklich wegen den Auswahl-Spielen hier waren. Viele jüngere Schüler waren gekommen. Erstklässler, die gerade erst mit dem Fliegenlernen bei Madam Hooch begonnen haben mussten, sowie kichernde und giggelnde Mädchen aus den unteren Jahrgängen, die Ginny niemals mit Quidditch in Verbindung zu bringen gewagt hätte. Plötzlich ging ein Gemurmel durch die Leute und als Ginny sich umsah, erkannte sie Harry, der sofort die gesamte Aufmerksamkeit erlangt hatte. Die Mädchen kicherten noch mehr und die Umherstehenden starrten den Brillenträger an. Somit war geklärt, wieso hier so ein Andrang herrschte. Wieder einmal bestand der Großteil der Freiwilligen aus Schaulustigen, die versuchten, einen Blick auf den Jungen aus der Prophezeiung zu erhaschen. Ginny verzog das Gesicht und schnaufte missbilligend. Im Tagespropheten berichteten sie über nichts anderes mehr und sie fragte sich, ob es überhaupt noch jemanden gab, der diesem Schundblatt Glauben schenkte, welches Harry Potter zuerst kritisiert hatte und ihn nun in den höchsten Tönen lobte. Jetzt war es auch bei den Letzten angekommen, dass der dunkle Lord wieder da war, selbst der Tagesprophet konnte es nicht mehr leugnen und drehte somit den Spieß um und machte eine Sensation daraus. Nun lobten sie den Jungen aus der Prophezeiung. Dieser Titel hatte sich in ganz Hogwarts herum gesprochen und ihm selbst schien das zu gefallen, hatte sie doch bemerkt, wie er die Blicke der Mädchen genoss und er immer herum stolzierte. Dieses überhebliche und eingebildete Gehabe widerte sie an. Sie selbst war dabei gewesen, hatte den Todessern gegenübergestanden. Hatte mit den Mitgliedern der DA mutig gekämpft, bis sie im Gehirnraum ein Fluch getroffen hatte. Es schauderte sie, wenn sie daran dachte, wie nah sie Tom an diesem Tag gewesen war. In der Mysteriumsabteilung. Plötzlich wurden ihre Gedanken unterbrochen, als sie jemand bei ihren Namen rief. Verwirrt sah Ginny auf und erkannte Demelza Robbins aus ihren Jahrgang, die mit einem nervösen Lächeln auf sie zu kam. „Hey Ginny, bist du auch so aufgeregt wie ich?“, fragte Demelza und fummelte nervös an ihrem Besen herum. „Na ja...“ sagte Ginny und überlegte eine Antwort. Eigentlich war sie nicht nervös, im Gegenteil, sie konnte es kaum erwarten. „Guck mal, da hinten ist Katie Bell.“ Demelza zeigte auf eine Siebtklässlerin, die ruhig und ausgelassen den Anweisungen Harrys lauschte, der gerade erklärte, dass er zum Aufwärmen einen Probeflug machen wollte, in dem sich die Teilnehmer in Zehnergruppen einfliegen sollten. „Wenn Harry nicht dumm ist, wird er sie wieder ins Team aufnehmen. Sie ist eine ausgezeichnete Jägerin.“ „Du sagst es“, entgegnete der Rotschopf und sie stellten sich mit Katie und sieben anderen Spielern zu einer Zehnergruppe auf. „Viel Glück“, flüsterte Demelza und bevor sie eine Antwort geben konnte, ertönte auch schon der Pfiff des Kapitäns und die Gruppe erhob sich in die Lüfte. Ginnys Sauberwisch schoss in die Höhe und sie sah noch aus den Augenwinkel, wie die anderen es ihr gleich taten. Diese Gruppe schien um einiges Besser zu sein, als diejenigen, die sich kaum auf den Besen halten konnten. Ginny flog an den Tribünen vorbei, die von den übrigen Mitschülern des Hauses Gryffindor belagert wurden. Aus den übrigen Häusern waren ebenfalls zahlreiche Besucher zu sehen, die gekommen waren um die neue Konstellation der Gryffindormannschaft zu sehen. Elegant flog sie ein paar Loopings, flog durch einige der Torringe und ihr kam es so vor, als wäre sie nur einige Sekunden in der Luft gewesen, als auch schon der Pfiff ertönte und sie enttäuscht zurück gen Boden flog. Lieber wäre sie noch ein bisschen geflogen. Wenig später wurden diejenigen, die sich auf dem Besen gehalten hatten, zu einem Übungsspiel aufgerufen um die Jäger zu bestimmen. Es dauerte nicht lange, da hatte Ginny schon das erste Tor geschossen und in der Menge der Tribüne war Beifall zu hören. Nebenbei flogen die Klatscher an ihr vorbei, doch sie war so flink auf ihrem Besen, dass sie ihnen gefahrlos ausweichen konnte. Der Sauberwisch war wirklich fantastisch. Zu schade, dass Ron ihn nach den Auswahl-Spielen wieder benutzen würde. Sie hatte sich fast schon an diesen Rennbesen gewöhnt. Katie Bell war wie zu erwarten eine super Jägerin, nicht umsonst hatte sie schon seit vielen Jahren diese Position eingenommen. Das sie es ins Team schaffen würde stand außer Frage und Ginnys Ziel war, ihr in dieser Position Gesellschaft zu leisten. Sie schnappte sich den Quaffel, flog auf den Torring zu. Da kam ihr auch schon ein Spieler entgegen. Es ging so schnell, dass sie gar nicht erkennen konnte wer es war, als auch schon ein Klatscher auf sie zu donnerte. Ginny riss den Besen rum und wich dem gefährlichen Geschoss aus, flog eine leichte Kurve und holte aus um den Quaffel direkt durch den Torring zu schießen. Das war knapp gewesen. Aber auch aufregend! Die Weasley wischte sich den Schweiß von der Stirn und strahlte über das ganze Gesicht. Quidditch war wirklich ein fantastisches Spiel. Die trübe Stimmung der letzten Tage war wie weggeblasen und kein schwarzhaariger Todesser tauchte vor ihrem inneren Auge auf, der in ihr dunkle Gedanken auslöste. Hier war sie einfach frei von allem. Einige Minuten und fünfzehn Torschüsse später, standen die Spieler auf dem Spielfeld. Vor ihnen der Kapitän, der jeden der Reihe nach ansah. „Ihr seid alle gut geflogen, aber wir können nur drei Jäger in die Mannschaft aufnehmen“, sagte er. „Ginny du bist am Besten von allen geflogen und du hast siebzehn Tore geschossen. Das war wirklich grandios. Hoffen wir, dass es in der Mannschaft genauso gut läuft.“ Harry lächelte, schien aber doch ein wenig überrascht. Sie erkannte hinter ihm Ron, der angelaufen kam um seiner Schwester zu gratulieren. Er winkte aufgeregt. Sie kam nicht umhin, ein wenig stolz auf ihre Darbietung zu ein. „Demelza, dich möchte ich auch gerne in der Mannschaft sehen. Du bist den Klatschern fabelhaft ausgewichen. Willkommen im Team.“ Demelza errötete und lächelte zaghaft, während Ginny ihr kameradschaftlich auf die Schulter klopfte. Zuletzt wandte Harry sich Katie zu. „Ich denke, es bedarf keiner großen Worte. Du bist toll geflogen, Katie. Willkommen zurück.“ Harry hielt ihr die Hand hin, in die sie sogleich einschlug. „Ich freue mich, Kapitän.“ Die zwei Gryffindors lächelten sich an und schienen in gemeinsame Erinnerung in alte Quidditchzeiten zu verfallen, als Harry sich den restlichen Spielern zu wandte. „Ich möchte jetzt die Treiber zu mir bitten!“ rief er über das gesamte Spielfeld. Ausschließlich Jungen kamen auf den Kapitän zu, dieses Mal war fast jeder von ihnen mit einem Besen erschienen, was vielversprechender schien, als die Auswahl der Jäger. Ginny ging gemeinsam mit Demelza, ihrer neuen Quidditchpartnerin, zum Rande des Spielfeldes. Die Dunkelhaarige legte einen Arm um Ginnys Schultern und jubelte auf. „Klasse! Wir sind Jäger! Ich kann’s kaum glauben“, strahlte sie und ihre Locken kitzelten Ginny an der Wange. Sie war seit Langem nicht mehr so glücklich gewesen. Ein Traum hatte sich erfüllt. Sie war in der Quidditchmannschaft und nun hatte sie einmal beweisen können, dass sie auch etwas auf dem Kasten hatte. Heute hatten alle sie angesehen und sie bewundert, denn sie hatte von allen am Besten gespielt, sogar Harry hatte das gesagt. Ein verzücktes Grinsen legte sich auf ihre Lippen, als sie die Umarmung erwiderte und einen Jubelschrei von sich gab, woraufhin die beiden Mädchen lachten. Am Rand des Spielfeldes setzten sie sich ins Gras um das weitere Geschehen beobachten zu können. Gemeinsam mit den wartenden Hütern, unter denen sich der nervöse Ron befand, verfolgten sie die Auswahl der Treiber. Hinter sich vernahm sie die arrogante Stimme von Cormac McLaggen, der wohl an jedem etwas auszusetzen hatte. Sein Nörgeln ging ihr gewaltig auf die Nerven. Hoffentlich würde er nicht in die Mannschaft kommen. Mit ihm konnte sie sich wirklich keine Teamarbeit vorstellen. Um sein Geplärre zu umgehen, startete sie eine Unterhaltung mit Demelza. Sie unterhielten sich über ihre Flüge, analysierten die Treiber und diskutierten, wer wohl ausgewählt werden würde. Leider waren Fred und George nicht mehr in Hogwarts. Sie waren ausgezeichnete Treiber und es wäre sicher lustig gewesen, mit ihnen in einem Team zu sein. Zwei Hüter später war die Auswahl der Treiber an der Reihe und Ginny drückte Ron seinen Sauberwisch Elf in die schweißnassen Hände. Auf das zuversichtliche Zureden hin nickte er nur stumm und ging mit grünem Gesicht zum Spielfeld. Na das konnte ja was werden. Am Ende hatte sich Ron dann doch gar nicht so schlecht geschlagen. Er war zwar nur knapp ins Team gekommen, andererseits hatte McLaggen wirklich sehr gut gespielt, obwohl Ginny angenommen hatte, er würde nur große Reden schwingen. Trotzdem legten sich einige Zweifel in ihr und der Gedanke, dass Harry ihren Bruder bevorzugen würde, kam in ihr auf. Wenn McLaggen mehr Tore gehalten hätte als Ron, hätte Harry ihn dann auch aufgenommen oder hätte er den besseren Spieler gewählt? Der Gedanke, dass Harry schummeln würde, passte irgendwie überhaupt nicht, doch es brachte sie zum schmunzeln. Wer weiß, schließlich war er auch nicht perfekt und sie konnte sich schon vorstellen, dass Ron bevorzugt wurde, nur damit Harry sich hinterher nicht sein Gejammer und Selbstmitleid anhören musste. Denn in diesen Dingen übertrieb ihr Bruder immer maßlos. Nach Beendung der Auswahl-Spiele und der Verkündung des ersten Trainingsspiels begaben sich die Gryffindors und die zusätzlichen Zuschauer auf den Weg zurück zum Schloss. Es war eine wahre Menschenschar, die sich den Berg hinauf begab um rechtzeitig zum Mittagessen zu kommen. Ginny beeilte sich, da ihr Magen lautstark nach Nahrung verlangte und so ging sie hinter einen kleinen Gruppe von Ravenclaws. In Gedanken machte sie sich eine Notiz, ihren Eltern zu schreiben um die erfreuliche Nachricht mitzuteilen. Vielleicht würden sie dann ja auch einmal auf ihre Tochter stolz sein. So wie auf Ron, den Vertrauensschüler, Fred und George mit ihrem Scherzartikelladen oder Bill, der bald heiraten würde... auch wenn sie nicht so ganz mit der Braut einverstanden waren. Endlich konnte Ginny einmal etwas erzählen und ihre Familie stolz machen. Sie war nicht mehr Ginevra Weasley – die kleine Schwester von Ron. Nein, sie war nun Ginny Weasley, Jägerin von Gryffindor! Das erste Spiel würde gegen Slytherin stattfinden und denen würde sie es ordentlich zeigen. Ein leichtes Lächeln huschte ihr über ihre Lippen. Dieser Tag war wirklich schön und zufriedenstellend gewesen. Müde und erschöpft stapfte sie durch das Eingangsportal von Hogwarts. Auf dem Weg zur großen Halle sah sie ein paar Slytherins und im Vorbeigehen erkannte sie Crabbe und Goyle, sowie die Parkinson und den Jungen der ebenfalls bei Professor Slughorn eingeladen war. Zabini oder so. Verwundert stellte sie fest, dass in ihrer Mitte jemand fehlte, denn Crabbe und Goyle hatte sie eigentlich immer nur an Malfoys Seiten gesehen. Merkwürdig. Nun, vielleicht war er ja krank und befand sich im Krankenflügel. Doch all die Gedanken über den blonden Slytherin rutschten in den Hintergrund, als sie die große Halle betrat und ihr der angenehme Geruch des köstlichen Mittagessens in die Nase stieg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)